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Newsmeldung von animexx

Thread-InfosVeröffentlicht: 28.05.2002, 13:08


News von  animexx
28.05.2002 13:08
Manga-Artikel im FOCUS
Newsmeldung von  animexx auf Animexx.de
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Die aktuelle Ausgabe Nr. 22 der Zeitschrift FOCUS hat anläßlich der Fußball-WM 2002 dem Gastgeberland Japan unter dem Titel "Sushi, Sex & Manga: Verrücktes Japan" das Titelthema gewidmet. Unter den 7 Japan-Artikeln im Heft ist auch ein zweiseitiger Bericht über Manga in Japan.

Die FOCUS-Artikel beschäftigen sich überwiegend mit Klischee-Themen, u.a. mit bizarren Auswüchsen des japanischen Sexmarktes, Extrem-Gameshows im japanischen Fernsehen und ausgefallenen Rekorden.
Peinliche Fehler:
- Text im Inhaltsverzeichnis, S. 6: "Sayonara, Japan! Das fernöstliche Inselreich heißt seine Gäste willkommen." [Anmerkung: "Sayônara" heißt "Auf Wiedersehen".]
- Das Foto auf S. 161, das angeblich eine Japanerin in ungewöhnlichem Outfit auf der Straße zeigt, ist in Wirklichkeit ein Cosplay-Foto eines Catgirls auf der Comiket in Tokyo, der größten Manga- und Anime-Convention der Welt.

Auszüge aus dem FOCUS-Manga-Artikel gibt es im Anhang.

---------- FOCUS Nr. 22/2002, S. 170-172

Bilder-Fast-Food
Lesekultur und Wegwerfliteratur - Mangas sind das beliebteste Druckerzeugnis im modernen Hochgeschwindigkeits-Japan

(...) "Das eigentliche Wesen des Mangas", analysierte Osamu Tezuka einmal die heimische Sprechblasen-Literatur, "ist Kritzelei." Doch die abschätzige Genre-Bestimmung durch den fernöstlichen Walt Disney (...) beschreibt heute besser denn je die schmucklose Stilistik eines japanischen Massenphänomens, das vor allem in Anbetracht seines Ausmaßes das europäische Vorstellungsvermögen zu übersteigen droht.
Mehr Papier als die in Japan besonders gründliche Intimhygiene verschlingt die Herstellung der skizzenhaften Bilder-Lektüre inzwischen, mehr als ein Drittel aller Erzeugnisse im unterhaltungssüchtigen Inselstaat sind Mangas. (...)
Die ungeheure Verbreitung des nationalen Massenmediums, das sich nicht wie die amerikanischen und europäischen Comics auf eine überwiegend kindliche oder jugendliche Leserschaft beschränkt und längst Busse, Vorortzüge und Bahnhöfe in öffentliche Lesehallen verwandelt hat, erklärt sich freilich nicht durch das Bedürfnis des alltagsmüden Pendlers nach seichter Unterhaltung allein.
(...) Routinierte Otaku, so nennen sich in Japan die Millionen Manga-Süchtigen, konsumieren pro Minute bis zu 16 Seiten der leichtverdaulichen Hefte (...). Der gradlinige Handlungsstrang der Story-Mangas - die kommerziell erfolgreichste Variante der facettenreichen Manga-Massenkultur - kommt anders als beim detailversessenen belgischen Cartoon-Künstler Hergé oder dem amerikanischen Enten-Erfinder Barks fast ohne betrachtenswerte Bildhintergründe und subtile Situationskomik aus.
(...) Zum Lachen sind die wenigsten der gehetzten Tusche-Märchen hoch bezahlter Mangaki, die ihre Inspiration meist aus dem reichhaltigen Fundus der japanischen Mythologie schöpfen und ihre Ideen in emsigen Großraumstudios stereotyp umsetzen lassen. (...)
Die Realitätsferne vieler Kinder- und Jugend-Mangas, die oft erschreckend blutrünstig eine pseudgeschichtliche Vergangenheit illustrieren, dient auch als Handlungsmotor für die spätestens seit den achtziger Jahren boomenden Porno-Mangas.
Dafür, dass im "Lolikon", eine orgiastische Spielart des romantischen Mädchen-Manga, präpubertäre Schulmädchen gern leichte Beute libidinöser Monsterinsekten werden, ist allerdings nicht die bizarre Phantasie ihrer Zeichner allein verantwortlich. (...)
Einen Trend zur Schizophrenie und Verrohung der einerseits sexbesessenen, andererseits emotional überaus disziplinierten japanischen High-Tech-Gesellschaft wittern einheimische Beobachter hinter der Manga-Flut aber nicht (...).

Sven F. Goergens

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Der Artikel enthält u.a. deutsche Manga-Cover von "Captain Tsubasa", "Astro Boy" und "Dragonball", zwei Scans japanischer Manga-Seiten, ein Bild von Manga-lesenden Geschäftsleuten und ein Foto aus einer japanischen "Mandarake"-Manga-Buchhandlung.


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