Thread: Hüter des Lichts/Rise of the Guardians

Was den eigentlichen Film angeht... So konnte ich nicht umher mich total zu Spoilern. Denn leider Gottes ist die Romanfassung des Films bereits erschienen... Wie auch das dazugehörige Hörbuch.

Ich glaube nur, ich hätte mir für ihn ein besseres Ende gewünscht. Dass er hätte entdecken können, dass Angst und Hoffnung voneinander abhängig sind und dass er irgendwie damit zufrieden sein könnte, da es immer noch genügend Menschen gibt, die an ihn glauben. Aber das wäre wohl eine schwierig zu vermittelnde Botschaft gewesen, und es hätte wohl irgendwie auch seinen Stolz verletzt. Insofern ist es nichts, was den Film kaputtmacht.

Und einige der Charaktere in ihrer Zeichnung kamen mir sehr bekannt vor. Der bärige Russen-Santa und der Held mit Identitätskrise, der in den Schatten agierende, verschlagen-fiese Bösewicht... Die Spitzhütchenzwerge (wahnsinnig knuffig!) haben mich die ganze Zeit an die kleinen Helfer von "Ich einfach unverbesserlich" erinnert, und Pitchs Alpträume an eine Mischung aus den roten Stieren vom Letzten Einhorn und einigen anderen alptraumhaft überzeichneten Tieren in Filmen.

Abgesehen davon, dass ich vorher noch nie einen Russen-Santa gesehen habe... Was ist mit der Kolibri-Zahnfee, dem vollkommen in Sand gekleideten, stummen Sandmann und dem australischen Osterhasen? Gerade die Kolibri-Zahnfee ist nicht nur vom Design her, sondern auch von der Interpretation etwas, das so einfach noch nie dagewesen ist.

Wirklich überraschend und neu an dem Film war für mich nichts, schon gar nicht das Kozept der Kinder, die erwachsen werden und den Glauben an die Mysterien der Kindheit verlieren (Peter Pan, anyone?) aber er plätscherte absolut ansehnlich vor sich hin.

Wo hast du das Konzept hervorgelesen? Denn ich kann dir garantieren: Nein, darum geht es nicht. Es geht dabei nicht um das Erwachsenwerden. Es geht nur darum, dass Angst die ganzen "Tugenden", die die Hüter verkörpern, zurückdrängt und einem so den Glauben an Wunder nehmen kann. Und darum, dass Glaube selbst Wunder schaffen kann.

Btw. eigentlich ist das Film-Konzept des Glaubens der Kinder ein bisschen unfair. Müssen sie erst mit eigenen Augen sehen, bevor sie glauben? Ich meine, wenn Santa, die Zahnfee, der Osterhase und der Sandmann bei mir im Zimmer stehen, fällt es mir auch nicht schwer, an sie zu glauben. Der Witz am Glauben ist aber doch, dass man es nicht sicher WEIß. Man muss daran GLAUBEN. Man braucht Fantasie, gerade das, was Kinder auszeichnet.
Alle Kinder, die die Hüter nicht mit eigenen Augen gesehen haben, verlieren den Glauben nach nur einem Alptraum, einem verpassten Ostern? Natürlich musste das für den Film gestaucht werden, aber ich fand, dass das Kinder ein wenig berechnend und opportunistisch dargestellt hat. Und fantasielos. Wenn ich dich nicht sehen, mit dir sprechen und dich anfassen kann, gibt es dich nicht, und ich glaube nicht mehr an dich. Das ist aber eher eine erwachsene Herangehensweise.

Nur wegen einem Albtraum sagt sich so leicht. Aber es ist nun einmal so, dass in dieser Welt, dadurch, dass Pitch hier so lange versiegelt war, es keine Albträume gab und jetzt stell dir vor, wie ein Albtraum auf dich wirkt, wenn du so etwas vorher nicht hattest und dann hast du auf einmal gleich mehrere Nächte hintereinander solche. Das ist ist dann doch etwas anderes.
Zumal die Sache mit dem Glauben nun mal ist, dass man dafür halt wirklich komplett zweifelsfrei glauben muss (wieder etwas, was im Film ohne die Bücher vielleicht nicht ganz druchkam - KA)
Ich mein, gut, ich fand es mit Ostern etwas komisch, zumindest aus identifikationstechnischen Gründen, eben weil ich es für seltsam halte, dass Ostern für die Kinder so wichtig ist. Ich fand es zwar originell, dass sie OSTERN und nicht WEIHNACHTEN genommen haben, aber trotzdem denke ich, dass der emotionale Einschlag durch Weihnachten wahrcsheinlich deutlicher geworden wäre.

>Abgesehen davon, dass ich vorher noch nie einen Russen-Santa gesehen habe... Was ist mit der Kolibri-Zahnfee, dem vollkommen in Sand gekleideten, stummen Sandmann und dem australischen Osterhasen? Gerade die Kolibri-Zahnfee ist nicht nur vom Design her, sondern auch von der Interpretation etwas, das so einfach noch nie dagewesen ist.

Ich sagte ja bewusst: EINIGE der Charaktere. Nicht alle.
Eine Fee in etwas schillernd Grünes mit Flügeln zu kleiden ist neu in der Form eines Kolibris, aber eben nicht völlig beeindruckend originell. Da fand ich die Zahnfeen bei Hellboy origineller, weil sie das ganze Konzept einer Fee umdrehen und wirklich, wirklich beängstigend machen. Etwas, was man normalerweise nicht mit einer guten Fee in Verbindung bringt. (Das gewaltsame Stehlen der Zähne rührt dabei sogar noch an einer tiefen - sagen wir mal - Urangst...)
Nicht dass es zu Missverständnissen kommt: Ich meine damit nicht, dass man die Hellboy-Zahnfeen in den Hüter-Film hätte transferieren sollen. Es war nur als Beispiel für originellen Umgang mit bekannten Vorlagen gemeint.

>Es geht dabei nicht um das Erwachsenwerden.

Aber der Fokus liegt bewusst bei Kindern. Es gibt kein einziges Licht für einen Erwachsenen, der noch an den Weihnachtsmann glaubt. Wenn ein Licht ausgeht, akzeptiert ein Kind wohl oder übel für sich, dass es jetzt genug ist mit dem Träumen und es sich der Realität stellen muss. Wie ein Erwachsener, für den der Ohren anknabbernde Jack Frost "nur so ein Spuch" ist.
Zumindest ist das für mich auch immer ein Teilaspekt des Themas: "Kinder verlernen zu glauben".

>Es geht nur darum, dass Angst die ganzen "Tugenden", die die Hüter verkörpern, zurückdrängt und einem so den Glauben an Wunder nehmen kann. Und darum, dass Glaube selbst Wunder schaffen kann.

Auch das ist jetzt nicht wirklich neu und umwerfend originell.
Nicht falsch verstehen, auch wenn das Konzept ein alter Hut ist, war es dennoch ein süßer, unterhaltsamer Film. Gerade für Kinder darf es ja gerne mal Bekannter und Stereotyper sein, auch was die Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren angeht.

>Zumal die Sache mit dem Glauben nun mal ist, dass man dafür halt wirklich komplett zweifelsfrei glauben muss

Wie auch schon geschrieben, das ist vielleicht der Vorlage geschuldet. Aber Kinder in der Realität glauben fest und zweifelsfrei an den Weihnachtsmann etc., auch wenn sie nie in ihrem Zimmer aufgetaucht sind.

Ich hätte es vielleicht schöner - und von Jamie beeindruckender - gefunden, wenn er sich den Glauben an die Hüter nicht nehmen lässt, OBWOHL er wie alle anderen nicht wirklich genau weiß, dass es sie gibt. Aber - again - das ist kein echter Kritikpunkt, und überhaupt ist das eh alles nur Meckern auf sehr hohem Niveau.

> Ich sagte ja bewusst: EINIGE der Charaktere. Nicht alle.

Dann tu nicht so, als hätte der Film gar keine neuen Ideen gehabt.


> Eine Fee in etwas schillernd Grünes mit Flügeln zu kleiden ist neu in der Form eines Kolibris, aber eben nicht völlig beeindruckend originell. Da fand ich die Zahnfeen bei Hellboy origineller, weil sie das ganze Konzept einer Fee umdrehen und wirklich, wirklich beängstigend machen. Etwas, was man normalerweise nicht mit einer guten Fee in Verbindung bringt. (Das gewaltsame Stehlen der Zähne rührt dabei sogar noch an einer tiefen - sagen wir mal - Urangst...)
> Nicht dass es zu Missverständnissen kommt: Ich meine damit nicht, dass man die Hellboy-Zahnfeen in den Hüter-Film hätte transferieren sollen. Es war nur als Beispiel für originellen Umgang mit bekannten Vorlagen gemeint.

Aber die Hellboy-Zahnfeen hatten nun einmal eben nichts mit DER Zahnfee, an die kleine Kinder glauben gemein. Und das war die Aufgabe nun einmal hier im Film. Das Design war so originell, wie es möglich war, ohne die Charaktere für Kinder unkenntlich zu machen. Das Design hätte seine Aufgabe komplett verfehlt, wenn Kinder in den Film gehen und sich fragen "Wer ist das jetzt?" (Das ist wohl auch der Grund gewesen, warum sie Zahnfee, die eigentlich ursprünglich mit Federflügeln, eben richtigen Kolibriflügeln, designt worden war, am Ende doch mit Insektenflügeln ausgestattet haben, weil sonst der "Ah, die Zahnfee" Effekt nicht mehr dagewesen ist)
Ein gutes Design wird nun einmal dadurch bestimmt, wie gut es für seinen Zweck geeignet ist. Es ist so originell wie möglich, aber so direkt wie nötig. Wenn Santa keinen weißen Bart mehr hat, dann ist es für Kinder nun einmal nicht mehr Santa.


> Aber der Fokus liegt bewusst bei Kindern. Es gibt kein einziges Licht für einen Erwachsenen, der noch an den Weihnachtsmann glaubt. Wenn ein Licht ausgeht, akzeptiert ein Kind wohl oder übel für sich, dass es jetzt genug ist mit dem Träumen und es sich der Realität stellen muss. Wie ein Erwachsener, für den der Ohren anknabbernde Jack Frost "nur so ein Spuch" ist.
> Zumindest ist das für mich auch immer ein Teilaspekt des Themas: "Kinder verlernen zu glauben".

Erwachsene glauben aus anderen Dingen nicht mehr. Weil sie von der Sehnsucht nach Erfolg geblendet sind, weil man Erwartungen an sie hat und weil sie zu hektisch Leben, um noch Wunder in ihr Herz zu lassen. Es ist nicht die Angst, die sie am glauben hindert, sondern ihr anderer Lebensstil und ihr Wissen. Daher ist der Aspekt des Glaubens und nicht Glaubens hier im Kontext einfach etwas anderes.


> Auch das ist jetzt nicht wirklich neu und umwerfend originell.
> Nicht falsch verstehen, auch wenn das Konzept ein alter Hut ist, war es dennoch ein süßer, unterhaltsamer Film. Gerade für Kinder darf es ja gerne mal Bekannter und Stereotyper sein, auch was die Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren angeht.

Es ist innerhalb eines Kinderfilms originell. Und innerhalb eines Animationsfilm. Deswegen wird Dreamworks als Originell bezeichnet. Megamind war nicht der erste böser Alien wird ausgegrenzt und deswegen zum Widersacher, bis er sich verliebt und für seine Liebe zum Helden wird, Charakter. Aber er war der erste Charakter, der dies in einem Kinderfilm gemacht hat.
How to train your dragon war in sich auch nicht sonderlich "originell", aber er war originell darin, wie er sich präsentiert hat und dass er so ernste Themen und vor allem eine so durchaus ernste Konsequenz für Kinder verkauft hat.
Was zum Beispiel ebenso originell ist... Naja, es ist nicht originell, aber es ist Risikobereit, ist, den Gegnern verständliche Motive zu geben. Sie sind böse, ja, aber sie sind nicht böse, weil sie einfach zur Abwechselung mal die Weltherrschaft an sich reißen würden.

Es tut mir leid, aber das ganze wirkt irgendwie so von deiner Seite aus, wie Meckern, um des Meckerns Willen. So irgendwie nach "Weil Disney toll ist, darf ein Dreamworksfilm nicht gut sein".