Love of an angel von Sea9040 ((an Angel Sanctuary Fanfiction)) ================================================================================ Part 23 - Unspoken love ----------------------- 03-08-20 Love of an angel Part 23 Unspoken love Ich muß mir langsam aber sicher wirklich diesen Hang zum strategischen Selbstmord abgewöhnen. Wenn Sevie oder Rosiel Wind von der Sache bekommen, das ich mich ohne Probleme in Jibrils Gemächer schleiche dürfte es mit meiner Gesundheit vorbei sein. Zu meinem Glück hat zum derzeitigen Zeitpunkt keiner der Beiden auch nur die geringste Ahnung was ich hinter ihrem Rücken so anstelle und um ehrlich zu sein habe ich auch nicht sie es jemals wissen zu lassen. Warum ich allerdings ausgerechnet heute so verdammt gut Laune habe kann ich mir selber nicht erklären. Vielleicht liegt es daran, das ich für die nächsten paar Stunden nicht einen einzigen meiner Wachhunde mehr sehen muß. Bis zum Abend kann ich tun und lassen was ich will, aber spätestens bis acht mußte ich wieder zurück sein. Am Besten wäre noch eine Viertelstunde früher, da Rosiel um Punkt acht Dienstschluß hat und das Erste was er inspizieren würde wäre mein Zimmer, nur um ganz sicher zu gehen, das ich mich wirklich den ganzen Tag nicht vom Fleck bewegt habe. Momentan habe ich das dumpfe Gefühl für ihn so etwas wie eine Trophäe zu sein, die man in einer Vitrine verwahrt und nur noch zum Abstauben herausholt, damit sie auch ja keinen Kratzer bekommt. Irgendwie reiflich krank, aber auch süß. Gott, ich bezeichne Rosiel als süß?! Hat mein Gehirn vielleicht irgendwo Schaden genommen und ich hab nichts davon gemerkt? "Oh, Shao du kommst heute aber früh." Lachend sah ich Sara an. Sie trug ein schlichtes weißes Kleid, während ihre Haare sich zu einer kunstvollen Frisur auftürmten. Sie ähnelt Jibril immer mehr. Zumindest äußerlich. Sevie gibt sich wirklich Mühe den Schein zu wahren, aber immerhin war es auch, der Jibrils Seele in einen menschlichen Körper versetzt hat. (Rosiel kann eine richtige Plaudertasche sein wenn er will.) Pech nur, das Sara sich als Jibrils Wiedergeburt rettungslos in ihren leiblichen Bruder verliebt hat und damit eine der größten Sünden überhaupt beging. "Bedank dich nicht bei mir. Mein Wachhund hat heute seinen freien Tag." Und das war noch nicht mal gelogen. Ich mußte zwar Catan beknieen, damit er mir erlaubte mich allein in Raquai, der Hauptstadt von Yetzirah herum zutreiben, aber nach Tausenden von Versprechungen zum Beispiel, auf jeden Fall vor acht zurück sein und auch ja keinen Blödsinn anstellen, ließ er mich schließlich gehen. Nicht, das er nicht genau wußte, das ich mich nach fünf Minuten bereits nicht mal mehr an die Hälfte meiner Versprechungen erinnern konnte und den Rest nicht allzu viel später ebenfalls vergessen hatte, aber er vertraute mir eben. Zumindest in dem Punkt, das ich pünktlich zurück sein würde. Ich wäre auch schön blöd das nicht zu tun. Wenn Rosiel spitz kriegt, das ich seine Anweisungen nach wie vor ignoriere bringt der es noch fertig und verpaßt mir ein Halsband oder so was ähnliches. Brr, grauenhafte Vorstellung. "Wachhund?" Sie sah mich völlig perplex an. "Weißt du das nicht? Rosiel meint mir könnte eventuell etwas zustoßen und läßt mich deshalb auf Schritt und Tritt verfolgen. Man, das ist noch ätzender als diese Möchtegern Bodyguards, die uns Mike immer verpaßt." "Es kann nicht zufällig sein, das er der Ansicht ist du könntest ihm Schwierigkeiten machen, oder?" "Ich? Ihm Schwierigkeiten machen? Einem Engel? Also bitte Sara-chan ich verbiete mir diese Unterstellungen." Sie krümmte sich vor Lachen als ich mein Gesicht theatralisch verzog. "Shao-san ich gehe jede Wette ein, das er keine ruhige Minute mehr hat seit dem du hier bist." Grinsend beugte ich mich über die überall im Zimmer verteilten Pflanzen und genoß ihren süßlichen Duft. Sie lag gar nicht mal so falsch. "Aber-" Sie klang plötzlich sehr ernst. "- du solltest auf dich aufpassen. Sevothtarte schäumt vor Wut wenn man deinen Namen auch nur im Ansatz erwähnt." Seufzend riß ich mich von der kleinen, grünen Idylle los. "Keine Sorge, ich habe nicht vor mich von ihm erwischen zu lassen." Das beruhigte sie zwar nicht sonderlich, aber wenigstens entspannte sie sich etwas. "Schön und gut, aber was wenn er dich trotzdem mal hier entdeckt?" "Tja, ich schätze dann muß ich verdammt schnell laufen." Sie lachte schon wieder und endlich ließ sie das Thema Sevothtarte fallen. Was mir nur recht war. Ich hatte nicht vor mir über irgendwelche wenn und aber Gedanken zu machen solange es nicht soweit war. Wenn Sevie mich erwischen sollte würde mir sicherlich irgend etwas einfallen um meinen Hals zu retten. Bisher hat es ja auch immer geklappt. "Sag mal, nervt dich dieses Ding nicht zu Tode?" Mißmutig deutete ich auf den kleinen Bildschirm hinter mir auf dem sich zum drei dutzendenstem Mal derselbe Text wiederholte. "Die Gläubigen reinen Herzens werden gerettet und die Sünder für alle Ewigkeit die Qualen des Fegefeuers erleiden." Äffte ich Stimme die Monitors nach. "Was für ein Schwachsinn!" So was können sich auch nur Engel ausdenken. Sara zuckte mutlos mit den Schultern. "Sie nennen das 'Persönlichkeitskorrekturprogramm' und ich darf mir den Quatsch jeden Tag anhören." Ich starrte den Bildschirm ungläubig an. "Persönlichkeits- was?!" Und das jeden Tag?! Die haben echt eine Macke. "Na ja Sevie meint ich würde das brauchen um meinen Posten als eines der Elemente wieder innehalten zu können." Sicherlich und Luzifer belegt einen Kursus in ökologischem Gartenbau. Sonst noch was? "Also wenn du mich fragst ist das nichts weiter als der armselige Versuch einer Gehirnwäsche. Man, der Kerl sollte sich wirklich mal ein Hobby suchen." "Willst du es nicht mal versuchen. Es ist so eine Art Spiel und wenn man die richtigen Fragen stellt bekommt man vielleicht auch mal eine sinnvolle Antwort." Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie glaubte selber nicht an das, was sie sagte. Trotzdem konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und nahm ihr Angebot an. Nach zehn Minuten gab ich mich geschlagen. Wer auch immer dieses Programm entwickelte hatte war ein absoluter Vollidiot. Das Teil gab immer denselben Schwachsinn von sich egal, was man auch versuchte. Das heißt bis ich es mit einer Frage überforderte. Ich fragte fast zeitgleich nach dem Fall Luzifers und Alexiels woraufhin der Bildschirm schwarz wurde. Schätze mal das war's. "Wow Shao, den Trick muß ich mir unbedingt merken. Das Ding ist doch sonst nicht totzukriegen." "Wart's nur ab. Es wird noch besser." Verschwörerisch grinste ich sie an und begann den Inhalt meines Rucksacks auf dem Boden zu verteilen. Ich hatte mich mit allem eingedeckt, was man irgendwie brauchen könnte oder würde um sich in das Hauptcomputersystem von Yetzirah zu hacken. Saras Augen wurden immer größer. "Langsam kann ich Rosiel verstehen. Es ist wirklich einfacher dich unter Verschluß zu halten. Du schreckst anscheinend vor nichts zurück." Munter machte ich mich daran das Gehäuse des Bildschirms zu öffnen und nach und nach die Kabel zu sortieren. Es würde nicht sonderlich lange dauern eine sichere Leitung auf die Beine zu stellen. "Als wenn dich das stören würde. So finden wir jedenfalls am Schnellsten raus wo Setsuna gerade steckt und wie dicht sie ihm auf den Fersen sind." Damit wären wir dann auch beim Thema des Tages gelandet und plötzlich konnte es ihr gar nicht mehr schnell genug gehen. Nach zehn Minuten war ich soweit. Die Leitung stand und ich konnte mich frei durch jede nur erdenkliche Datenbahn des Systems arbeiten. Genüßlich griff ich nach dem Headset und der Tastatur. Es dauerte nicht all zulange bis ich mit ein paar falschen Fährten genügend von mir abgelenkt hatte und endlich das fand wonach ich suchte. Die Geheimakten der Anima Mundi und damit alle Daten, die mich interessierten. Anscheinend haben sie vor kurzem ein Portal in Richtung Hölle geöffnet und dafür kann es nur einen einzigen Grund geben, Setsuna. Es wird allmählich Zeit sich doch etwas näher mit ihnen zu befassen. Sie sind besser als ich dachte. Vollkommen zufrieden lockte ich mich aus dem System aus und räumte meinen Kram wieder ordentlich zusammen. Saras Fragen ignorierte ich dabei so gut ich konnte, was mir eine gehörige Portion Kopfnüsse einbrachte. Lachend gab ich mich geschlagen und erklärte ihr was ich herausgefunden hatte. Sie war sichtlich beeindruckt. "Keine Sorge Sara-chan, wenn sie ihr Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen wird es hier demnächst richtig interessant." Sie fragte mich nicht was genau ich damit meinte, aber irgendwie schien meine Zuversicht sie zu beeindrucken. Kein Wunder, in den Akten ist der klitzekleine Vermerk gewesen, das die Anima Mundi mit Hilfe von Setsuna den Versuch starten würde Sevothtartes Schreckensherrschaft zu beenden. Ich bin schon gespannt wie sie den kleinen Hitzkopf davon überzeugen wollen. "Woher nimmst du nur diese Kraft? Wenn man dich so ansieht könnte man meinen das es auf dieser Welt kein Problem existiert, das man nicht lösen könnte." Ich zuckte mit den Achseln. So einfach ist es zwar nicht, aber lassen wir das. "Nicht?" Es war egal, das ich log. Was Sara-chan jetzt braucht ist jemand dem sie vertrauen kann und der ihr ihren Glauben an sich selbst und die Welt wiedergibt. Und so wie es aussieht bin ich momentan die einzige Person, die das schaffen kann. Außer mir gibt es eigentlich niemanden der sich um sie kümmert. Na ja, bis auf- "Sara-sama? Oh ihr habt Besuch." -Moon-Lil, die gerade mit einem Tablett auf dem sie ein Teeservice balancierte den Raum betrat. "Hi, schön dich wiedersehen." Ich half ihr beim Absetzen des Tabletts. Die Kleine ist wirklich niedlich. Sie kümmert sich seit Saras Rückkehr liebevoll um diese und auch wenn sie direkt Sevothtarte untersteht und ihm einen regelmäßigen Bericht erstatten muß habe ich sie in mein Herz geschlossen. Sie ist so ganz anders als die anderen Sisters. Lieb, freundlich und ungemein redselig wenn man ihr die Chance dazu gibt. Im Prinzip entspricht sie viel mehr dem was man sich im Allgemeinen unter einem Engel vorstellt als jeder andere von diesen Möchtegern Engel in Yetzirah. Dabei ist sie nur eine leicht unterbemittelte Sister, deren Intelligenz so stark eingeschränkt worden ist, das sie an nichts anders mehr dachte als ihrem Herrn zu dienen. Allerdings hat Moon-Lil dabei wesentlich mehr von ihrem Charakter behalten als es auf den ersten Blick auffällt. Sie ist bei Weitem nicht so dumm wie Sevothtarte denkt und obwohl sei seinem direkten Befehl untersteht ist nicht zu übersehen, das es einzig und allein Sara ist, der ihre Treue gilt. Ich hoffe nur das Sevie, das nie merken wird. Diese kleine Sister würde das wahrscheinlich nicht überleben. Den Namen Moon-Lil verdankte sie einem mehr oder weniger dummen Zufall. Sie hatte mich fast mit einem Blumentopf voller Mondlilien umgerannt und ich konnte es mir nicht verkneifen ihr einen kleinen Streich zu spielen. Mondlilien blühen normalerweise nur bei Nacht, wenn das Licht des Mondes ihre zarten Blütenblätter berührt, aber manchmal ändern sich die Dinge. Ohne das sie es merkte hatte ich eine der Blüten mit meinen Fingern berührt und die Knospe öffnete sich fast augenblicklich. Sie entdeckte es natürlich erst viel später und diese kleine Blüte, die sich so sehr von den anderen Mondlilien abhob verdankte sie ihren Namen. Eine kleine, vorwitzige Mondlilie... die ein bißchen anders ist als alle anderen, so hatte Sara-chan mir die Wahl dieses Namens erklärt und ich fand, das es niemand mehr verdient hatte ihn zu erhalten als diese kleine Sister, die eine solche Schwäche für Blumen hatte, das sie mich schon fast schmerzhaft an mein altes Selbst erinnerte. Na ja, was die Blumen angeht. Ansonsten kann man uns wohl kaum vergleichen. Moon-Lil ist einfach viel zu nett und naiv für diese Welt. Ihre Augen wirken wie die eines kleinen Kindes, das zum ersten Mal die weite Welt um sich herum erkundet. Da sie nebenbei noch eine riesen Schwäche für Blumen hatte verwandelte sich Saras Zimmer nach und nach in ein kleines, grünes Paradies. Ich war ihr anfangs immer nur im Vorbeigehen begegnet, da weder Sara noch ich wußten in wie weit wir ihr trauen konnten, aber das hatte sich schnell gelegt. Ich konnte mir nicht vorstellen, das jemand derart naives jemanden verraten könnte und ich hatte recht behalten. Moon-Lil hat Sevothtarte gegenüber nie irgend etwas über meine Besuche bei Sara erzählt und als ich sie einmal danach fragte meinte sie nur, das sie lediglich den Befehl hatte Saras Persönlichkeitskorrekturprogramm (was für ein Wort) zu überwachen oder ob diese etwas komisches sagte. Alles andere mußte nicht gemeldet werden. Das war auch der Grund warum meine Besuche immer länger und länger ausfielen. Solange Moon-Lil dabei war schöpfte keiner von Sevies Männern Verdacht und wir konnten ungestört miteinander reden. Allerdings hatte ich mir für den heutigen Tag etwas ganz besonderes ausgedacht. "Lil-chan, könntest du den Tee heute vielleicht woanders servieren?" Lil-chan, diesen Spitznamen hatte sie sich selbst geben und nur Sara und ich nannten sie so. Für die Anderen war sie einfach nur Moon-Lil oder eine weitere namenlose Sister. "Ich verstehe euch nicht ganz Shao-sama." Ich lächelte sie sanft an. Das -sama ließ sie sich beim besten Willen nicht abgewöhnen und ich hatte es schließlich aufgegeben. Es war hart wenn sie einen mit ihren großen, unschuldigen Augen ansah und dabei nichts weiter wollte als geliebt zu werden. Man mußte sie einfach liebhaben. "Komm, ich zeig es dir." Gelassen öffnete ich die hinter den weiten Gardinen versteckte Balkontür und genoß den frischen Luftzug der in das Zimmer strömte. Erst als Lil-chan neben mir stand und sich neugierig umsah wies ich hinunter auf den Wassergarten. "Aber, aber Shao-sama." "Keine Sorge Lil-chan es ist schon OK. Sevothtarte will doch das Jibril ihre Erinnerung zurückgewinnt oder?" Sie nickte zögernd. "Siehst du und der einfachste Weg ist sie in ihre gewohnte Umgebung zu bringen. Wenn sie erst einmal dort ist findet sich ihr Gedächtnis wahrscheinlich von ganz alleine wieder." Sie wollte erst protestieren doch dann begann ihr Gesicht zu strahlen. "Oh Shao-sama ihr seit so klug. Sevothtarte-sama wird das sicher gefallen." Das bezweifelte ich zwar stark, aber es wäre unklug ihr jetzt die Wahrheit zu sagen. Sie stürmte samt Teetablett aus dem Raum. Arme Kleine. Hoffentlich verzeihst du mir, das ich deine Leichtgläubigkeit so sehr ausnutze. "Und wie sollen wir da runter kommen? Man wird uns wohl kaum zur Tür raus lassen." Sara maß mit ihrem Blick kritisch den Abstand zwischen dem Balkon und dem Boden ab. Sie war von meiner Idee mit dem Picknick zwar nicht sonderlich begeistert gewesen, da es für Lil-chan und uns wahrscheinlich nur Schwierigkeiten geben würde wenn sie uns erwischten, aber letztendlich hatte ihr Wunsch dieses Zimmer zu verlassen und sei es nur für ein paar Stunden, gesiegt. "Ganz einfach wir werden springen." Lachend setze ich einen Fuß auf die Brüstung. "Wir werden WAS?!" Sie starrte mich vollkommen entgeistert an. "Komm schon Sara-chan. Wo ist dein Vertrauen in mich?" Sie griff nur zögernd nach meiner Hand und sah immer wieder hinunter, fast so als würde sie hoffen, das sich der Abstand zum Boden dadurch verringerte. "Ähm weißt du Shao ich traue dir wirklich viel zu, aber wenn wir das hier schaffen wollen dann bräuchten wir schon-" "Flügel?" Ihr klappte die Kinnlade runter als sich auf meinem Rücken zwei schneeweiße Schwingen entfalteten. "Die dürften reichen, oder?" Sie war dermaßen baff, das sie nicht einen Ton mehr rausbrachte. Grinsend zog ich sie enger an mich und ließ mich fallen. Sie kreischte auf als sich unser Fall immer weiter beschleunigte. Lachend bremste ich ihn schließlich ab und stieg mit ihr hinauf in das klare Blau des Himmels, bevor ich sie sanft auf dem Rasen des Wassergartens absetzte. Sie zitterte immer noch am ganzen Körper und hielt ihre Augen nach wie vor fest geschlossen. "Och komm schon Sara-chan. So schlecht fliege ich nun auch wieder nicht." Zögernd öffnete sie abwechselnd erst das linke und dann das rechte Auge bis sie sich ganz sicher war wirklich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Erst danach sah sie sich mit beiden Augen um und streckte die Arme weit von sich. Sie genoß ihre Freiheit in vollen Zügen, das war deutlich zu sehen. Lächelnd sah ich ihr zu wie sie ihre Freiheit genoß. Schade, das sie heute abend wieder zurück sein mußte. Es wäre viel besser für sie wenn sich ebenso frei bewegen könnte wie ich, aber das würde Sevothtarte niemals zu lassen. "Wieso kannst du überhaupt fliegen?" Sie überrumpelte mich etwas mit dieser Frage, aber ich hatte lange Zeit gehabt mir zu überlegen, was ich ihr erzählen würde. "Na ja sagen wir einfach mal, das manche Leute mit ihren Vermutungen gar nicht mal so unrecht haben." Sie sog hörbar die Luft ein. Das sie mit ihrer Behauptung ich sei ihr Schutzengel vielleicht recht haben könnte, damit hatte sie nicht gerechnet. Lachend erklärte ich ihr, das es nicht ganz so einfach war. "Darum ist Michael so schlecht auf dich zu sprechen. Er weiß das du ein Engel bist." Lachend sah ich sie an und führte ganz nebenbei über zwanzig Gründe auf warum Michael eine chronische Abneigung gegen mich entwickeln könnte beziehungsweise diese ohnehin schon hatte. Woraufhin sie damit konterte, das Raphael sie immer wieder über mich ausfragte. Anscheinend hatte ich in ihm einen neuen Fan gewonnen. Grinsend gab ich ihr zu verstehen was meiner Meinung nach Raphaels wahre Absichten waren und sie hatte reiflich Mühe sich vor Lachen noch auf den Beinen zu halten. Erst als Moon-Lil uns von einer anderen Ecke des Gartens aus zu winkte schaffte sie es sich wieder zusammen zu reißen. Der ursprüngliche Tee im Grünen wurde dank Lil-chan zu einem ausgewachsenen Picknick. Keine Ahnung wie sie es in der kurzen Zeit geschafft hatte, aber auf der Decke vor uns stapelten sich unzählige Köstlichkeiten. Man weiß gar nicht wo man zuerst mit dem Probieren anfangen soll. Zufrieden ließ ich mich auf ein Kissen (ebenfalls von Lil-chan organisiert) sinken und griff wahllos nach einem Cremetörtchen. Noch während ich kaute und den Geschmack nach frischen Erdbeeren in meinem Mund genoß fiel mir Saras ununterbrochenes Grinsen auf. Sie deutete mit einer Hand auf ihre Nase und ich begriff was sie mir sagen wollte. Sieht ganz so aus als hätte ich es wieder einmal erfolgreich geschafft meine Nasenspitze zu tief in etwas hineinzustecken. Lachend wischte ich mir mit einem Finger die Creme ab. Das passiert mir wirklich jedes Mal wenn es um Cremetörtchen geht. Meine Nasenspitze bekommt immer etwas ab. Die Zeit verging wie im Flug. Vor allem nach dem auch noch Metatron auftauchte, der sich über Saras und meine Anwesenheit gar nicht genug freuen konnte. Im Nu hatte er drei Cremetörtchen verschlungen und machte sich dann daran ein riesen Stück Sahnetorte zu vernichten. Richtig niedlich der Kleine. Er sieht inzwischen fast selber wie ein Cremetörtchen aus. Das Problem ist nur, das ich ziemlich genau wußte, das wenn Metatron hier bei uns ist, Sevie ebenfalls nicht sonderlich weit weg ist. Was passieren würde wenn er seinen Schützling in unserer Gesellschaft und noch dazu vollkommen cremeverschmiert vorfindet wage ich mir nicht einmal auszumalen. Eigentlich ein verdammt guter Grund das Picknick so schnell wie möglich zu beenden und abzuhauen. Nur leider entdeckte Metatron just in dem Moment wo ich das Thema Sevie und Gefahr im Verzug ansprechen wollte, in einer meiner Manteltaschen einen sorgsam zusammengefalteten Zettel. Resigniert seufzte ich als er ihn Sara reichte, damit sie ihn ihm vorlas. Auf dem Zettel stand eigentlich nichts weltbewegendes. Es ist der Text zu einer Melodie, die Shion vor geraumer Zeit komponiert hat und zu der ihm einfach kein Text einfallen wollte. Ich hatte ihm angeboten ihm dabei zu helfen einen passenden Text zu schreiben, aber leider war es mit meiner Kreativität zu diesem Zeitpunkt auch nicht sonderlich weit her. Vor ein paar Tagen ist mir dann endlich die zündende Idee gekommen welche Art von Text am Besten zu dieser Melodie passen würde und noch in derselben Nacht hatte ich ihn fertig. Und so wie ich Sara-chan einschätzte wird sie wohl kaum warten können bis er veröffentlicht wird. Nun ja, es war nicht nur Sara, die mich bittend ansah sondern auch Moonlil und Metatron. Wer kann schon drei Paar treuen Hundeaugen widerstehen? Entspannt lehnte ich mich etwas zurück und ließ sanft ich meine Stimme über das Grün des Wassergartens erklingen. Ich hatte den Song >Angel