Love of an angel von Sea9040 ((an Angel Sanctuary Fanfiction)) ================================================================================ Part 06 - Awakening -------------------- 00-09-04 Love of an angel Part 06 Awakening Raziel hingegen war trotzdem schwer beeindruckt. Neugierig untersuchte er einen Bücherstapel nach dem Anderen, während ich mich auf die Suche nach etwas ganz bestimmten machte. Wenigstens kann ich sicher sein, das er beschäftigt ist und mir somit keine dummen Fragen stellen wird, warum ich hier überhaupt etwas suche. Mit einem Fuß stieß ich gegen einen der Blumenkübel, die einst so zahlreich vertreten waren. Doch sein Inhalt war bereits verdorrt und er zerbrochen. Irgend jemand hat dafür gesorgt, daß dieser Ort in Vergessenheit gerät. Aber wer? Hier gibt es doch nichts weiter als das gesammelte Wissen aller Engel. Warum also sollte jemand diesen Ort zerstören wollen? Ich versuchte mich daran zu erinnern, wo ich das Buch zum letzten Mal gesehen hatte. Es muß in einem der Regale an den Fenstern gestanden haben, da ich sehr oft unter einem gesessen hatte, um darin zu Lesen. Dort herrschte allerdings dasselbe Chaos wie im Rest der Bibliothek. Es wird Stunden dauern das Teil zu finden. Seufzend ging ich in die Hocke und drehte vorsichtig ein Buch nach dem Anderen um. Zu meiner größten Verblüffung fand ich das, wonach ich suchte direkt unter den ersten zwanzig Exemplaren. Bitte laß es noch vollständig sein! Die anderen Büchern hatten sich teilweise schon in ihre Einzelteile aufgelöst und es ist nicht gesagt, das sie immer noch alle ihre Seiten besitzt. Jemand hat sich große Mühe gegeben diesen Ort zu verwüsten. Dabei ist an dem hier gelagerten Wissen wirklich nichts Schlechtes! Vorsichtig schlug ich es auf und begann darin zu blättern. Das gibt's doch nicht! Brandspuren! Zum Glück ist es nicht weiter beschädigt. Endlich fand ich die Stelle, nach der ich gesucht hatte, um ganz sicher zu gehen laß ich sie direkt mehrmals und klappte danach das Buch wieder zu. Das wird Rociel garantiert nicht gefallen, aber er muß mich gehen lassen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Sorgfältig legte ich es an seinen ursprünglichen Platz zurück und machte mich auf die Suche nach Raziel. Ich fand ihn tief in Gedanken versunken vor den Überresten eines Marmorbrunnens. Wer auch immer hier gewütet hat, er ist sehr gründlich gewesen. Von dem Brunnen war so gut wie nichts mehr übrig. Vorsichtig bewegte ich mich zwischen den Überresten verschiedener Regale un Kübel hindurch. Es fällt mir schwer überhaupt zu glauben, daß jemand zu so etwas fähig sein konnte. An diesem Ort haben immer Frieden und Harmonie geherrscht. Warum sollte ihn also jemand zerstören? "Raziel, laß uns zurück gehen." Erschrocken zuckte er zusammen. Er hatte mich erst jetzt bemerkt. Er muß wirklich tief in Gedanken versunken gewesen sein. Es würde mich interessieren, über was er nachgedacht hatte, also fragte ich ihn. "Ich verstehe nicht, warum nichts über diesen Ort bekannt ist. Hier liegt so viel Wissen... Warum verheimlicht man ihn?" Er fuhr sich mit einer Hand über die Augen und musterte mich abschätzend. Scheinbar kommt ihm das Ganze doch ziemlich suspekt vor. Ich hoffe nur, das er nicht zu neugierig wird. Es kann leicht passieren, das er über einen Teil meiner Vergangenheit stolpert ohne es zu wissen und das kann unter Umständen richtig gefährlich werden und zwar für uns beide. "Und in Assia gibt es wirklich Bücher darüber?" Ich nickte kurz und erklärte ihm ,daß es sich dabei aber eher um Legenden handelt von denen niemand mit Sicherheit weiß, ob sie wahr sind oder nicht. Na ja, zumindest bis jetzt. Zu meinem Erstaunen schluckte er diese Erklärung und ich muß zugeben, das es ja auch irgend wie logisch klingt. Gemeinsam gingen wir zurück und ich verschloß das Tor wieder in dem ich auf die Mitte des Dreiecks drückte. Kurz bevor wir am Ende des Ganges angekommen waren fragte mich Raziel, ob wir nicht doch lieber den anderen Engeln von unserer Entdeckung erzählen sollten. Mit einigen guten Argumenten überzeugt ich ihn davon, daß das keine besonders gute Idee ist. Es wird nur eine Unmenge Fragen aufwerfen, die wir nicht beantworten können. Gerade glitt die Geheimtür hinter uns zu, als auch schon Rociel nebst Garde um die Ecke kam. Zum Teufel mit diesem Kerl! Warum muß der immer im unpassendens Moment auftauchen? Sichtlich verwundert kam er auf uns zu. "Was macht ihr hier?" Genau dasselbe könnte ich dich fragen! Hab ich neuerdings 'nen Magneten verschluckt? Aber ich verkniff es mir und zuckte mit den Schultern. Ein Glück, das er nichts von dem Geheimgang ahnt. Oder weiß er vielleicht doch davon? Alt genug um es wissen zu können ist er ja. "Ich dachte du würdest auf sie aufpassen!" Sein Blick ruhte verächtlich auf Raziel, der zur Vorsicht etwas zurück wich. Hey, seit wann brauche ich einen Babysitter?! Vor allem einen, der jünger ist als ich?! Okay, das weiß Raziel nicht, aber es geht hier ums Prinzip. Hat hier denn wirklich keiner genügend Mumm um Rociel Parolie zu bieten? Natürlich rührte sich mal wieder keiner. Es ist doch wirklich jedesmal dasselbe! "Laß ihn in Ruhe. Du weißt doch ganz genau, daß ich mache, was ich will." Er stieß einen leichten Pfiff aus. "Immer noch die selbe schlechte Laune." Ich werd dich gleich! Nein besser nicht, wäre zu auffällig. Ein lautes Knurren und kurz darauf folgende Schmerzensschreie lenkten ihn und mich ab. Durch die Reihen seiner Garde stürmte Cee auf uns zu und stellte sich zähnefletschend zwischen uns. Mißmutig verzog Rociel das Gesicht, während diverse Engel damit begannen sich die Beine zu reiben. Ich konnte ein unwillkürliches Lächeln nicht vermeiden. Tja, der Kleine weiß sich eben zu helfen. Ist ja auch gut erzogen worden. "Wo kommt diese Tölle her?" Man konnte ihm ansehen, wie begeistert er von Cees Anwesenheit war. Nämlich gar nicht. Nur, wie erkläre ich ihm die Sache? Ich kann ihm ja wohl schlecht sagen, das Cee mir überall hin folgt, egal wo ich mich gerade befinde. Er wird mir dann garantiert so lange Fragen stellen, bis entweder er oder ich aufgibt. Nur was passiert, wenn er die Wahrheit erfährt? Eigentlich sollte ich daran gar keinen Gedanken verschwenden. Er wird es schließlich nie erfahren. Nur was, wenn doch? "Ich habe ihn gefunden und hergebracht. Er gehört Shao-san und ich war der Meinung er sei bei ihr besser aufgehoben, als bei mir." Puh, der Kleine hat mich gerettet. Dankbar zwinkerte ich ihm zu und er wurde wieder einmal leicht rot. Irgend wie beschleicht mich das dumpfe Gefühl, das er dringend eine Freundin braucht. "Ach, und wo hast du dieses Vieh gefunden?" Sag jetzt bloß nicht in Yetzirah! Sag jetzt bloß nicht in Yetzirah! Rociel wird mir tierisch auf die Nerven gehen, wenn du ihm erzählst, das du ihn hier gefunden hast. "In Assia! Er streunte allein herum und da habe ich ihn mitgenommen. Auf seinem Halsband ist der Besitzer angegeben und ich hatte vor ihn zurück zu bringen, bevor er unter die Räder kommt." Noch mal Glück gehabt! Da fällt mir doch direkt ein Stein vom Herzen. Zu seinem Leidwesen durfte Raziel sich jetzt allerdings einen Vortrag von wegen Yetzirah sei kein Ort für irgend welche dubiosen Schoßtierchen über sich ergehen lassen. Meinetwegen soll Rociel ihn voll labern. Ich halte zwischenzeitlich lieber Cee davon ab nicht doch noch auf die Idee zu kommen unbedingt Rociels Waden probieren zu müssen. Um ganz sicher zu gehen hob ich ihn hoch und kraulte ihn unterm Kinn. Verstehen kann ich ihn ja. Es ist wirklich verlockend seinem Unmut durch kleine Schandtaten Ausdruck zu verleihen. Genüßlich schloß er die Augen und brummte vor sich hin. "Du suchst mich einfach überall, stimmst?" Sanft drückte ich an mich und er kuschelte sich noch weiter in meine Arme. Er ist wirklich ein treuer Begleiter. Warum ist er eigentlich in all den Jahren bei mir geblieben? Es hält ihn doch niemand davon ab zu gehen. Fast könnte man meinen er hätte meine Gedanken erraten, als er mich vorwurfsvoll mit seiner Schnauze anstupste. "Schon gut. Ich freue mich ja, das du da bist!" Er bellte kurz und rollte sich zufrieden ein. Moment, seit wann sind meine Arme ein Bett? Rociel hatte endlich seinen Vortrag beendet und ließ einen völlig verängstigten Raziel hinter sich stehen, dem er dann auch noch ziemlich mürrisch befahl zu verschwinden. Für einen kurzen Augenblick schien es, als wollte Raziel sich seinem Befehl widersetzen, aber dann besann er sich und trat mit einer Verbeugung zu Rociel den Rückzug an. Zufrieden lächelnd kam Rociel auf mich zu. Jetzt bin ich wohl dran. Oh man, hoffentlich fast er sich kurz. "Wie bist du eigentlich an dieses Outfit gekommen?" Interessiert musterte er mich und es folgte ein unterdrücktes Kichern aus den Reihen seiner Garde, das ich mit einem eisigen Blick unterband. So ist das also! Wenn die Alle bescheid wissen, wie er mich daran hindern wollte seine Gemächer zu verlassen, dann ist es absolut kein Wunder, daß hier jeder glaubt ich sei sein Betthäschen! "Die waren im Kühlschrank!" Er soll sich mal nicht einbilden, das ich damit einverstanden bin, was er so über mich verbreitet! Schließlich mache ich das auch nicht mit ihm! Er rückte immer näher und seine Hand lag fast schon auf meiner Schulter, als Leben in Cee kam und er danach schnappte. Fast hätte er sie auch erwischt. "Mistvieh!" Mir blieb keine Zeit Rociel darauf zu antworten. Ich hatte genug damit zu tun Cee davon abzuhalten ihm an die Kehle zu springen. Nur mußte ich auch dafür sorgen, das Rociel sich nicht bei Cee revancht. "Du verdammter Idiot! Du weißt doch ganz genau, das er keine Engel mag!" Endlich hatte ich Cees Halsband so erwischt, das er nicht mehr abhauen konnte. Trotzdem versuchte er immer wieder nach Rociel zu schnappen. "Und dir mein Freundchen habe ich gesagt, das du ihn in Ruhe lassen sollst!" Sofort hörte er auf sich in meinem Griff zu winden und knurrte nur noch. Puh, wenigstens zeigt hier einer Einsicht. Bei Rociel wird die Sache um einiges schwieriger werden. "Langsam fange ich wirklich an zu glauben, das er eine besondere Abneigung gegen mich hat. Selbst anderen Engel begegnet er wesentlich freundlicher." Etwas irritiert sah ich ihn an. Meint er das jetzt wirklich ernst? Freundlich würde ich das nicht gerade nennen, wo Cee doch jedem Engel erstmal in die Waden beißt, bevor er sich überlegt, ob er ihn nun mag oder nicht. Das hat auch Katan Cee erfahren müssen. An Rociel hat er allerdings einen ganz besonderen Narren gefressen, obwohl er ihn bis jetzt eigentlich noch nie gebissen hat. Wahrscheinlich spürt er, das Rociel kein ganz so harmloser Engel ist wie die Anderen. Hey, da fällt mir doch glatt was ein. "Du bist ja auch kein gewöhnlicher Engel." Er bemerkte den ironischen Unterton und im nächsten Moment spürte ich seine Hand an meiner Kehle, dafür klebte allerdings auch direkt Cee an seinem Unterarm. Keine besonders angenehme Situation. Fluchend ließ er mich los und schleuderte Cee zu Boden, der sofort das Weite suchte. Auf Rociels Unterarm zeichnete sich ein wunderschön deutlicher Abdrucks eines Hundegebisses ab. Tja, auch kleine Hunde haben scharfe Zähne. Ich konnte mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Wütend fuhr er mich an. "Du findest das lustig?!" Es fiel mir ziemlich schwer in diesem Augenblick nicht laut loszulachen, als ich ihm antwortete. "Ich habe dich schließlich oft genug gewarnt! Er nimmt seine Aufgabe als Wachhund sehr ernst." Immer noch fluchend verband Rociel sich die Wunde und schickte Cee wohl gerade innerlich zum Teufel. Selbst schuld kann man da nur sagen. Wer nicht hören will muß fühlen. Höchst amüsiert zwinkerte ich der fassungslosen Garde zu, die mich ungläubig anstarrte. Eigentlich habe ich ja gedacht es hätte sich bereits rumgesprochen, wie ich mit Rociel umgehe. So kann man sich irren. "Findet dieses Vieh und bringt es mir! Lebend! Verstanden?! Das büßt mir die Tölle!" Hui, ist der sauer, aber falls er vorhat mich dadurch irgendwie zu provozieren, dann liegt er falsch. Sie werden Cee garantiert nicht finden, dafür ist er viel zu gewitzt. Um ihn mußte ich mir noch nie Sorgen machen. Er kam immer wieder zurück. Allerdings ist es sehr interessant zu sehen, wie in alle Mitglieder der Garde plötzlich Bewegung kommt und sie zeitgleich betroffen zu Boden starren, als würden sie sich für ihre voran gegangene Unaufmerksamkeit schämen. Sichtlich erheitert sah ich zu, wie sie sich in kleine Grüppchen aufteilten und dann verschwanden. Wünsche noch viel Spaß beim Suchen! Ihr werdet garantiert den ganzen Tag beschäftigt sein! Somit bin ich also wieder mal mit Rociel allein. Ohne weiter auf ihn zu achten machte ich kehrt und ging in Richtung seiner Gemächer. Es wird allmählich Zeit Katan über gewisse Dinge zu informieren. Sonderlich weit kam ich allerdings nicht. Ein plötzlicher Ruck an der linken Schulter hinderte mich erst am Vorwärtskommen und beförderte mich dann mit voller Wucht gegen die nächstbeste Wand. Vorläufig blieb mir erstmal die Luft weg. "Wo willst du hin?!" Rociels Stimme war nur noch ein bedrohliches Zischen. Verblüfft starrte ich ihn an. Was will er noch von mir? Ich denke die Sache ist erledigt. Oder ist er immer noch sauer, das ihn Cee gebissen hat? Was kann ich dafür, das er so blöd ist und nicht auf seine Hand aufpassen kann?! "Zu Ka-" Blitzschnell legte er mir eine Hand über den Mund. Super, und wie atme ich jetzt? Hat dir eigentlich schon mal jemand erklärt, das Sauerstoff zur Lebensgrundlage gehört? Zu wenig davon ist reiflich schädlich! "Sei still! Sprich diesen Namen nicht aus!" Aha, er hat die Erfahrung wohl noch nicht gemacht. Mit dem letzten Rest Anstand und Würde gelang es mir den unmittelbaren Drang zu unterdrücken ihm einfach in die Hand zu beißen. Das wäre wirklich zu weit unter meinem Niveau! Aber es gibt ja noch andere Methoden. Vorsichtig tastete ich stattdessen mit einer Hand nach dem Revolver in meinem Hosenbund. Gerade, als ich ihn auf Rociel richten wollte (von Schießen kann hier absolut keine Rede sein, auch wenn das wirklich eine klasse Lösung für alle momentanen Probleme darstellen würde), rammte er den Dolch durch meine Hand und nagelte sie damit an der Wand fest. Ich ließ die Waffe fallen und stieß einen Schrei aus. Völlig verdattert sah ich erst meine Hand und dann Rociel an. Mir fällt auf patu nicht ein, warum er das jetzt getan hat! Er tut gerade so, als hätte ich ihn ernsthaft bedroht! Also ehrlich, wenn das so einfach wäre hätte ich jetzt kein Problem mehr! Schließlich muß ich mich immer noch mit diesen gestörten Engeln rumschlagen (was mir langsam aber sicher tierisch auf den Keks geht!) und mir auch noch andauerend anhören, wer nun wieder versuchen will mich umzubringen. Mal ganz abgesehen davon, daß die neue Wunde anfing zu schmerzen und auch noch wie Sau blutete. Ist ja ganz toll, besser kann es wahrscheinlich gar nicht mehr werden! Dabei ist doch gerade alles so schön verheilt gewesen! Ist ja wieder klar, das ist eben typisch Rociel! Da er außer einem dümmlichen Grinsen immer noch keine Reaktion von sich gab, zog ich den Dolch wieder aus meiner Hand. Wirklich, typisch Engel! Alle total plemplem! Man hat der das Teil fest in die Wand gerammt! Nach etlichem Ziehen und Zerren bekam ich sie endlich frei. Von der Wunde werde ich noch eine ganze Weile was haben. Na ja, wenigstens für den Rest des Tages. Morgen früh ist sie bestimmt wieder verschwunden. "Verrätst du mir jetzt vielleicht mal, was das sollte?" Er zuckte kurz mit den Schultern, bevor er sich zu einer Antwort herabließ. Entnervt wischte ich den Dolch derweil an meiner Hose ab und verstaute ihn wieder im Hosenbund. Irgend wann bereust du das noch mal Rociel-chan! "Revanche! Du hast doch vorhin etwas ähnliches mit einem von Sevothtartes Männern gemacht. Na ja, so eine Unverfrorenheit darf natürlich nicht ungestraft bleiben und bevor Sevothtarte die Sache in die Hand nimmt dachte ich mir, das ich es doch lieber selber machen sollte. Wäre doch schade, wenn dir etwas passiert." Völlig ungläubig sah ich ihn an. Ist das sein Ernst?! Das nennt er nichts passieren?! Die Wunde ist ihm wohl noch nicht tief genug! Ganz ruhig, jetzt nur nicht aufregen! Er ist ein Engel und du weißt ja, das die alle in irgend einer Art und Weise gestört sind. Nimm es einfach wie es ist und versuch den Rest des Tages zu überstehen ohne auch noch Sevi in Arme zu laufen und dann wirklich in Schwierigkeiten zu geraten. Wenn der dich erwischt kannst du wahrscheinlich gleich dein Grab buddeln gehen! Oder schmeißt dich direkt in das nächstbeste Loch! Leise vor mich hinfluchend zog ich den Schal aus meinen Haaren, die sofort über meine Schultern fielen und benutzte ihn als Verband. Er muß sich ja unbedingt auch noch die Rechte als Ziel aussuchen! So ein verdammter Scheiß! Kann mir mal einer sagen, wie ich damit noch was kleinschneiden soll? Da er nicht den Eindruck erweckte, als würde er mir helfen wollen (schließlich grinste er immer noch vor sich hin und rührte sich nicht im geringsten) zog ich den Knoten schließlich mit den Zähnen fest. So, das sollte fürs Erste halten. Man, hoffentlich war's das für heute. "Laß uns gehen, wenn du Glück hast ist Raphael noch nicht verschwunden. Er wird sich um die Wunde kümmern." Er gab mir einen Klaps auf den Rücken und spazierte lächelnd an mir vorbei. Aus diesem Kerl soll mal einer schlau werden! Ist der heute auf Drogen oder wieso benimmt der sich so? "Wie kommst du jetzt auf Raphael?" Er drehte sich betont langsam um. Wie mich das nervt! Immer dieser künstliche, dramatorische Effekt. Argh, ich krieg die Krise! "Willst du sie denn nicht versorgen lassen?" Er klang ziemlich überrascht. Ach, stimmt ja! Er hat ja keine Ahnung von meinen Kräften und es wäre auch ziemlich unklug ihn etwas davon wissen zu lassen. Allein der Gedanke, auf was für Fragen er dann kommen könnte... Uäh, lieber gar nicht erst dran denken! Moment, Raphael das ist doch der Engel der Heilung, oder so was ähnliches. Guten Morgen! Erst Hirn einschalten, dann denken! Steht schließlich schon in der Bibel. Ist doch prima, der hat garantiert keine Probleme damit diese Wunde verschwinden zu lassen. Klasse, total unauffällig und ich hab keine Arbeit damit mir eine sinnvolle Erklärung ausdenken zu müssen, die ich Rociel servieren muß, wenn das Ding morgen früh so mir nichts dir nichts verschwunden ist. Prima! Endlich klappt mal was. "Natürlich will ich sie versorgen lassen! Nur wie kommt es, das dich die Sache überhaupt interessiert?" Er setzte ein nicht zu durchschauendes Lächeln auf, das in etwa so viel bedeuten konnte wie, ich war doch die Ursache, oder? Ach, was soll's? Meinetwegen kann er so bleiben, auch wenn er vielleicht stoned ist. Es irritiert mich zwar (Engel und Drogen, das ist nun wirklich völlig bescheuert!), aber es ist immer noch besser, als wenn er sich an Beispiel an jemand anderem nimmt und mich ähnliches durchleiden läßt, wie Sevi das gestern so schön getan hat. Ich holte zu ihm auf und wir gingen gemeinsam weiter. Eines werde ich ihm jetzt allerdings sagen müssen und das wird seine momentane gute Laune mit einem Schlag vernichten. Ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich loslegte. Hoffentlich nimmt er es gelassen auf. Nein, höchst wahrscheinlich nicht. Eher rastet er aus. "Rociel-chan, laß mich gehen! Ich muß unbedingt nach Sheol!" Die Reaktion kam fast genauso wie erwartet. Er starrte mich fassungslos an, bevor sich sein Gesichtsausdruck radikal veränderte und das nicht gerade zum Positiven. Vielleicht hätte ich es ihm schonender beibringen sollen? Ach, weshalb? Er nimmt auf mich ja auch keine Rücksicht. "WAS?!" Oh man, ich wußte doch, das es nicht einfach werden würde ihm das beizubringen. Aber eine andere Wahl? So oder so, ich muß nach Sheol, ob er einverstanden ist oder nicht. Warum also lange um den heißen Brei herum reden? "Laß mich gehen!" Ich machte eine beschwörende Geste, aber er schüttelte den Kopf. Er strich sich einige Haare aus dem Gesicht und lächelte mich entwaffnend an. Hey, das ist unfair! Das ist meine Taktik! "Das habe ich schon verstanden, aber ich wollte wissen, wohin du gehen willst." Ich bin mir ziemlich sicher, daß du das auch schon beim ersten Mal bereits verstanden hast, aber wenn du es noch mal hören möchtest, bitte an mir soll's nicht liegen. Immerhin ist er freundlich! Kommen wir also zu Plan B. "Sheol!" Keine Ahnung, ob noch etwas von seiner guten Laune gehabt hatte, aber jetzt dürfte sie wohl endgültig dahin sein. Plan B ist ja auch nur der direkte Ansturm zum Ziel. Ohne größere Rücksichtnahme zerrte er mich in einen angrenzenden Raum, schmiß alle Anwesenden raus und verriegelte die Türen. Man, was haben die Schiß gehabt! Er sah aber auch zum Fürchten aus. Obwohl das mir eher einen erheiternden Effekt hervor rief. Ziemlich gereizt wandte er sich wieder zu mir um. Er ist jetzt aber auch geladen. "Hast du auch nur die geringste Vorstellung davon, was du da gerade gesagt hast?!" Sein Blick lag durchdringend auf mir. Bitte, dann eben in Endlosschleife, bis der werte Herr es begriffen hat. Hoffentlich kapiert er es schnell, sonst stehen wir morgen früh noch hier und das habe ich eigentlich nicht vor! "Selbstverständlich! Glaubst du ich denke mir so etwas zum Spaß aus?!" Plötzlich begann er zu Lachen und das brachte nun wiederum mich auf die Palme. Der kopiert hier eiskalt meine Taktik! "Daran ist absolut nichts witziges! Es ist mein voller Ernst! Du mußt mich gehen lassen!" Schlagartig verstummte sein Lachen wieder und sein drohender Blick verheißt nicht sonderlich viel Gutes. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Hey, Moment Mal! Seit wann schafft er es eigentlich mir Angst einzujagen?! "Du machst das wirklich nicht um mich zu provozieren, oder?" Ich nickte zur Bestätigung. Was denkt er sich bloß immer? Nur weil ich ab und zu ein paar Engel ärgere, die mir auf den Keks gehen heißt das ja noch lange nicht, daß das ein Dauerzustand ist! Wäre auf Dauer viel zu zeitraubend! Die Sache würde zu einem Fulltime Job ausarten und selbst dann wären noch längst nicht alle bedient. Außerdem ist es seine Schuld, schließlich habe ich ihm oft genug gesagt, das ich nicht nach Yetzirah will und erst Recht, das ich Engel nicht leiden kann! Nur er wollte ja wie immer nicht hören und mußte mich unbedingt hierhin schleppen. Menschen sind ja auch so unter bemittelt und haben gar keine eigene Meinung! Engel, pah! Größenwahnsinnig bis zum geht nicht mehr! "Hast du dir eigentlich schon überlegt, wie du dorthin kommst?" Okay, noch ist er relativ ruhig, aber gleich grillt er mich. Obwohl eigentlich sollte er sich inzwischen dran gewöhnt haben... "Ja, ich dachte, du würdest mir eventuell den Weg zeigen." Das Blitzen in seinen Augen kam Dolchstößen gleich. Verdammt, ich wußte doch, daß es eine dämliche Idee war ihn einfach so danach zu fragen! Jetzt kommt bestimmt wieder diese Predigt von wegen, ich weiß nicht, was ich da sage oder tue. Bitte nicht, die kenn ich inzwischen auswendig! "Vergiß es! Ich werde dir keinesfalls helfen nach Sheol zu kommen!" Lächelnd lehnte ich mich gegen eine Schrankwand. Das wollen wir doch mal sehen, aber erstmal vernünftig probieren. Zum Glück verkniff er sich die Predigt. "Rociel-chan, du weißt genauso gut wie ich, das mich das nicht hindern wird. Aber es geht hier nicht nur um mein Leben. Ich brauche dein Einverständnis um gehen zu können!" Zufrieden begann er zu Lächeln und setzte sich auf einen der umherstehenden Tische. Er weiß genau welchen Trumpf er noch gegen mich in der Hand hält. Jetzt heißt es abwarten und sehen, was als Nächstes kommt. Bin mal gespannt, wie er die Sache angeht! "Du überraschst mich. Ich hätte nicht damit gerechnet, das du hier nach..." Er begann damit in seinen Taschen zu wühlen und hielt mir schließlich ein Stück Papier entgegen. "...noch daran festhältst." Ich warf einen flüchtigen Blick darauf und schüttelte den Kopf. Wie ist er da schon wieder rangekommen? Langsam beschleicht mich das dumpfe Gefühl, das er jeden meiner Schritte genaustens überwacht. Das gefällt mir jetzt aber gar nicht. Der soll sich gefälligst um seinen eigenen Kram kümmern, anstatt mir auf die Nerven zu gehen! "Er irrt sich! Wir sind nicht quitt und außerdem habe ich dir mein Wort geben hierzubleiben, so lange ihm nichts passiert." Er faltete das Blatt wieder zusammen und ließ es in einer seiner Manteltaschen verschwinden. Er begann zu Kichern. Ist schon klar, also wieder von vorne. "Was ist jetzt schon wieder?!" Die Sache geht mir unheimlich auf die Nerven. Eigentlich will ich noch vor Sonnenuntergang in Sheol ankommen. Rociel-chan, du hältst mich nur unnötig auf! "Nichts! Ich verstehe dich nur nicht. Du würdest nichts lieber tun als hier so schnell wie möglich zu verschwinden und trotzdem bleibst du, um einen Engel zu beschützen. Daraus soll einer schlau werden." Ich verkniff mir eine Antwort darauf und kam wieder zum Kernpunkt zurück. Außerdem werde ich aus ihm ja auch nicht schlau. Warum soll es umgekehrt also anders sein? "Läßt du mich nun gehen, oder nicht?" Er warf mir einen eisigen Blick zu. Toll, das kann wieder Stunden dauern. "Nein!" Klingt ja ganz so, als soll das jetzt eine endgültige Antwort darstellen. Seufzend ließ ich mich an der Schrankwand hinabrutschen, bis ich auf dem Boden saß. Jetzt werde ich ihm wohl doch mehr erzählen müssen, als ich eigentlich geplant habe. Warum ist er nur so verdammt stur?! Eigentlich hab ich es leicht eilig! Je länger ich hier bleibe, desto näher können mir die Hunter kommen. "Selbst, wenn ich dir sage, das es dort ein Heilmittel für Katan gibt?" Er sprang auf und sah drohend zu mir runter. Man könnte glatt meinen ich würde ihn schockieren. Dazu gehört aber 'ne Menge mehr, als das. "Versuch nicht mich reinzulegen!" Seine Stimme wurde zu einem Eishauch. Ist ja klar, das er mir nicht glaubt. Woher auch? Er weiß ja schließlich nichts davon, das ich in der Eden-Bibliothek gewesen bin. Ich werde es ihm garantiert auch nicht erzählen. Völlig unberührt legte ich mein Kinn auf die Knie und fixierte die gegenüberliegende Wand. Er wird mir trotzdem glauben müssen! Es ist sein Problem, wenn er nicht drauf kommt woher ich mein Wissen habe. "Es gibt ein Heilmittel! Ich weiß es! Du irrst dich, wenn du mir nicht glaubst und du ahnst noch nicht einmal wie sehr! Rociel-chan, es wächst in Sheol!" Er gab keinen Ton von sich und so fuhr ich vor. "Verstehst du denn nicht? Deshalb muß ich dorthin, um ihm zu helfen!" Plötzlich spürte ich seine Hand in meinen Haaren und ein Ruck zwang mich den Kopf zu heben. Was kommt jetzt? Wie schlitze ich einem frechen Menschen am Besten die Kehle auf? Er kniete jetzt genau vor mir und in seinem Blick lag eine dunkle Drohung. Mal wieder... Können wir das jetzt bitte hinter uns bringen? Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn ich versuche Katan zu helfen? Er bedeutet uns beiden doch viel. Das muß doch selbst er zu geben können! "Rociel-chan, das ist kein Scherz! Das Heilmittel gibt es dort! Es-" Er legte mir einen Finger auf den Mund. Verwundert sah ich ihn an. Was wird das jetzt wieder? Öfter mal was Neues? "Pst! Ich weiß es." Bisher war ich noch nicht weiter irritiert gewesen, aber jetzt. Wenn er davon weiß, wieso läßt er mich dann nicht gehen? Noch mehr verblüffte mich sein Gesichtsausdruck, der eine Mischung aus Bewunderung und tiefem Schmerz darstellte. Bewunderung?! Etwa für mich?! Ich griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Nicht, das er mir noch einmal die Luft nimmt. Beschwörend sah ich direkt in seine klaren, goldenen Augen. "Du weißt es? Dann laß mich gehen! Es ist die beste Lösung!" Wieder dieser seltsame Ausdruck in seinen Augen. Sein Gesicht war mir jetzt so nah, das seine Stirn fast an meiner lag. Etwas an der Atmosphäre sorgte dafür, das sich mein Puls und mein Herzschlag beschleunigten. So hat er sich in meiner Gegenwart noch nie benommen! Fast könnte man meinen er würde mich zärtlich ansehen. Ach Quatsch, das bildest du dir ein! "Du würdest dabei sterben." Seine Stimme war nur ein Wispern, das allerdings direkt in mein Ohr drang. In meinen Bauch begann es merkwürdig zu kribbeln. Ihn auf diese Art in meiner Nähe zu haben ist etwas völlig Neues. Normalerweise steht er sonst immer kurz davor mich irgend wie zu verletzten oder umzubringen, was im Endeffekt doch auf dasselbe hinaus läuft. Doch dieses Mal scheint er gar nicht daran zu denken. Trotzdem konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Allerdings wurde das Kribbeln immer stärker. "Wäre das so schlimm? Du wolltest mich doch ohnehin loswerden. Warum nicht so? Dann hätte mein Tod wenigstens etwas Positives für alle Beteiligten." Abrupt löste er sich von mir und stand auf. Fassungslos starrte er mich an. Jetzt schockiere ich ihn. "Dir ist es egal, ob du stirbst oder nicht?!" Der Kandidat hat hundert Punkte. Komisch, das ihm das erst jetzt auffällt. Gelassen stand ich ebenfalls auf. Nur dieses merkwürdige Kribbeln blieb auch weiterhin. Wieso macht er mich ausgerechnet heute so kribbelig? Es ist nicht unangenehm, aber normal ist das auch nicht! "Warum nicht? Alles ist besser, als noch länger hier zu bleiben. Nur kann ich ohne deine Erlaubnis nicht gehen." Meine Ansicht über den Tod scheint ihn doch reiflich mitzunehmen. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare fast so, als müßte er seine Unsicherheit verbergen. Fast könnte man meinen, er sei schüchtern. "Du wirst auf keinen Fall dorthin gehen! Ein Mensch würde dort niemals überleben!" Toll, also doch noch die Predigt. Jetzt reichst mir langsam! Was bildet sich der Kerl ein? Das ich völlig hilflos bin?! Inzwischen habe ich ihm doch wohl hoffentlich oft genug bewiesen, das dem nicht so ist. Oder muß ich da noch einen drauf setzen? Bitte. "Ach ja?! Und wer besorgt dann das Heilmittel?! So weit ich mich entsinne haben Engel dort unten noch geringere Überlebenschancen! Rociel-chan, ich kann es schaffen!" Mein Enthusiasmus schien ihn nicht anzustecken. Ganz im Gegenteil, seine Stimmung verfinsterte sich zusehends. Was vielleicht auch an meinem ziemlich herausfordernden Tonfall lag. "Dir ist es also vollkommen egal..." Diese Feststellung ist zwar nur ein Flüstern von seinen Lippen gewesen, doch ich nickte noch einmal zur Bestätigung. Nicht, das er jetzt denkt ich hätte ihn nicht verstanden und das Ganze noch mal von vorne losgeht. Er schüttelte leicht den Kopf, als könnte er diese einfache Tatsache nicht fassen. Hey, nicht jeder von uns hat vor ewig zu leben und außerdem werde ich nicht sterben! Dafür wird Cee schon sorgen. "Nein, ist es nicht! Aber es ist der einzige Weg um ihm zu helfen und ich werde gehen! Versteh doch, er bedeutet mir zu viel, als das ich zu lassen könnte, das er in diesem Zustand bleibt! Was mit mir passiert ist nicht wichtig! Es gibt eine Chance ihm zu helfen und ich werde sie nutzen! Egal, was es kostet!" Wütend stemmte er seine Armen neben meinen Kopf und schränkte so meine Bewegungsfreiheit auf ein absolutes Minimum ein. Erschrocken sah ich zu ihm auf. Eine so heftige Reaktion habe ich wirklich nicht mehr erwartet. Ich habe eigentlich eher damit gerechnet, das er sich etwas sträubt und mir dann bereitwillig den Weg zeigt. Scheinbar habe ich mich geirrt. Nur, was mache ich jetzt? Einen Plan C habe ich nicht. Improvisieren wäre gar nicht mal schlecht. Nur wie? "Warum willst du dich opfern?" Die Frage war ehrlich gemeint, das bewies sein verwunderter Gesichtsausdruck. Wieder ein Aspekt, den ich bei ihm noch nicht kannte. Ich sah ihm fest in die Augen. Wenn er es jetzt nicht begreift, dann wird er es nie mehr tun! Ergo, er wird alles daran setzen um mich an meinem Vorhaben zu hindern und das ist wirklich, das Letzte, was ich will. Unbemerkt an ihm vorbei zukommen dürfte ein Unterfangen von mehreren Tagen darstellen. Mir fehlt echt momentan echt die Geduld für solch langwierigen Aktionen. "Weil ich mich für seinen Zustand verantwortlich fühle und er dasselbe für mich tun würde!" Eigentlich hatte ich vor noch ein zwei Dinge hinzuzufügen, aber er versiegelte meine Lippen plötzlich mit einem langen Kuß. Vollkommen perplex vergaß ich ihm dafür eine Ohrfeige zu verpassen. Es ist anders als sonst, das hier ist ernst gemeint! Warum? Irgendwie ist es sogar angenehm. Seltsam... Als er sich von mir löste lag in seinen Augen wieder dieser unausgesprochene Schmerz. Fast wäre ich bereit gewesen mein Vorhaben aufzugeben, nur um ihn wieder lächeln zu sehen, aber dann fiel mir ein, wie absurd das eigentlich ist. Schließlich kann ich ihn ja nicht leiden, oder? Und man soll seinen Prinzipien nie untreu werden. "Ich kann nicht zu lassen, das du stirbst. Er würde es mir nie verzeihen." In seiner Stimme schwang ein Anflug von nahenden Tränen mit, aber es war kaum wahr zu nehmen. Ich war immer noch völlig baff von seiner Reaktion und gab keine Antwort. Ich konnte den Druck seiner Lippen immer noch auf meinen spüren. Vorsichtig berührte ich meine Lippen mit einigen Fingern. Wieso rast mein Puls eigentlich so? Sanft fuhr er mir mit einer Hand durch die Haare und strich sie mir nach und nach wieder aus dem Gesicht. Unter diesem Blick wird mir verdammt warm und mulmig. "Paß gut auf dich auf." Langsam löste er sich von mir und ging er auf die Tür zu. Seine Hand lag schon auf der Klinke, als sich noch einmal um drehte. Meine Beine wurden zu Pudding. "Du bist die Einzige, die mir immer sagt, was sie denkt und auch immer ehrlich zu mir ist. Wahrscheinlich bedeutest du mir deshalb so viel." Zack! Bumm! Bang! Er spazierte zur Tür raus und ich sank völlig verwirrt zu Boden. Ist das nun eine Erlaubnis zum Gehen oder nicht? Und überhaupt was bedeutet jetzt sein letzter Satz?! Soll das jetzt etwa heißen, das er mich liebt?! Brr, da läufst einem ja kalt den Rücken runter! Man stelle sich das mal vor. Rociel verliebt in MICH! Allerdings schoß mir bei dem Gedanken und seinen zärtlichen Blick wieder das Blut in die Wangen und auch dieses seltsame Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich zu sehends. Merkwürdig, das ist mir doch schon seit Jahren nicht mehr passiert... Oh nein, so dämlich kann ich unmöglich sein! Bitte alles, nur nicht das! Hab ich denn noch nicht genug durchgemacht?! Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Tür erneut und ich hoffte schon, das es Rociel mit einem 'Ätsch, ich hab dich reingelegt' wäre, aber es war nur Zaphikel, der sich etwas irritiert im Raum umsah. Frustriert blieb ich vorerst auf dem Boden sitzen. Noch mal von vorne, er meint er liebt mich oder so was ähnliches und ich werde allein bei dem Gedanken daran rot. Nein, nein und noch mals nein! Das ist vollkommen unmöglich! Nicht auch noch das! Das wäre endgültig zu viel für heute! Was bedeutete bloß dieser stille Schmerz in seinem Blick? Das er Angst hat mich zu verlieren? Und wieso mache ich mit über diesen ganzen Mist überhaupt Gedanken?! Das ist doch Schwachsinn! "Shao-san, würdest du mich bitte begleiten?" Er hatte einfach in den Raum gesprochen und im ersten Moment fragte ich mich wieso, aber dann fiel mir wieder ein, das er ja blind war. "Geht klar! Wart mal 'ne Sekunde." Ich rappelte mich auf und schob jegliche Gedanken Rociel betreffend beiseite. Darüber werde ich mir nicht länger den Kopf zerbrechen! Das ist unmöglich und vollkommen absurd! So dumm kann ich einfach nicht sein! Gelassen folgte ich Zaphikel. Er verriet mir zwar nicht, wohin es gehen sollte, aber er ließ durchblicken, das er Order von Rociel hatte mich nicht mehr aus den Augen zu lassen, obwohl das an sich ja schon ein Witz ist. Nun gut, somit habe ich also einen neuen Wachhund. Die angebliche Erlaubnis kann ich knicken. Wieso zum Henker hat er mich überhaupt geküßt?! Wieder stellte sich dieses angenehme Kribbeln ein. Nein, nicht schon wieder! Du wolltest doch nicht mehr an diesen Kerl denken! Allerdings erwies er sich mal wieder als äußerst hartnäckig und tauchte in so ziemlich jedem meiner Gedankengänge auf. Ist das frustrierend! Nun allmählich ging mir ein Licht auf. Ob ich es nun wahrhaben will oder nicht, aber es hat mich bereits schwer erwischt. Das darf doch einfach nicht wahr sein! Ich fing leise an zu lachen. Das kann auch wirklich nur mir passieren! Von allen möglichen Problemen muß ich mir natürlich das Allergrößte aussuchen! Wie hat dieser Kerl das nur geschafft?! Wir konnten uns doch eigentlich von Anfang an nicht leiden! "Ist mit dir alles in Ordnung?" Zaphikel sah mich besorgt an. Wirklich interessant. Er ist blind und trotzdem verhält er sich in den meisten Fällen so, als könnte er genau sehen, was um ihn herum passiert. "Ja, ja alles in Butter. Mir ist nur gerade etwas klar geworden." Ehrlich gesagt weiß ich auch noch nicht, ob ich darüber Lachen oder Weinen soll. Ich bin ja so ein verdammter Trottel! Da hat man tausend Möglichkeiten sich in Schwierigkeiten zu bringen und dann ausgerechnet so etwas! Das mußte ja unbedingt noch sein! "Meinst du, das du verliebt bist?" "WIE BITTE?!" Oh man, du hast Glück, das du blind bist. Mein Blick wäre ansonsten tödlich gewesen. Reicht es nicht, das ich mich mit dieser bescheuerten Tatsache abfinden muß?! Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Ich klinge ja auch nicht gerade freundlich. Nur sieht man mir das wirklich an? So ein verdammter Scheiß! "Das ist nicht zu übersehen." Meine Stimmung verfinsterte sich noch weiter. Super, ganz toll fehlt nur noch, daß das jeder so schnell mitkriegt. "Äh, warte laß es mich anders formulieren. Es zeichnet sich sehr deutlich in deiner Aura ab. Genauso, wie jetzt dein Zorn." Lächelnd legte er eine Hand auf meine linke Schulter. Abschätzend sah ich sie an. Er hat doch jetzt nicht etwa vor noch breit und lang über dieses Thema zu lamentieren, oder? "Ich will ja nicht neugierig erscheinen, aber wer ist es denn?" Frustriert sah ich ihn an. Mir reicht es ja jetzt schon. Es genügt doch wohl völlig, wenn ich damit klar kommen muß, oder? Muß er mich jetzt auch noch unbedingt danach fragen? "Niemand!" Er verbarg sein lächelndes Gesicht halb hinter einem Fächer und kicherte leise. Bitte, verschon mich. "Ah, ich verstehe schon." Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. Prima, jetzt kommt das auch noch! "Es soll ein Geheimnis bleiben. Nur keine Sorge, bei mir ist es sicher." Ich stehe kurz davor dir einfach einen Schlag in die Magengegend zu verpassen, aber ich beherrschte mich. Schließlich kann er nichts für meinen Frust. Allerdings antwortete ich ihm auch nicht, sondern ging einfach an ihm vorbei. Warum ich?! Warum passiert so etwas ausgerechnet mir?! "Warte doch!" Entnervt blieb ich stehen. Das darf einfach nicht wahr sein! Warum habe ich mir eigentlich jahrelang die Mühe gemacht allem, was auch nur im Entferntesten nach Engel aussieht aus dem Weg zu gehen? Nur, damit ich jetzt mitten unter ihnen stecke?! Shit und es kommt natürlich auch alles auf einmal! Nicht genug damit, das ich in der Hochburg der Engel festsitze und alle naselang irgendwelche gestörten Psychopathen versuchen mich umzubringen! Nein, jetzt auch noch das! Ich muß mich zur Krönung auch noch in einen dieser Idioten verlieben! Und nicht in irgendeinen, sondern in den absoluten Oberengel! Wah, und auch noch so offensichtlich! Wunderbar! Spitze! Wenn Rociel das mitkriegt führt der garantiert einen Freudentanz auf! Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie er von einer Backe zur Anderen grinst und dann einen Lachanfall bekommt! Die Freude werde ich ihm garantiert nicht machen! Vielleicht ist das auch nur so 'ne vorüber gehende Phase? Hey, genau es muß am Streß liegen! Nach dreimal kalt Duschen gibt sich das bestimmt wieder! "Wieso hast du es eigentlich so eilig?" Ich schüttelte den Kopf. So genau weiß ich das selbst auch nicht. Fast könnte man meinen ich versuche dem Problem davon zulaufen. Dieses verdammte Kribbeln will auch einfach nicht verschwinden! Verdammt noch mal! Wütend ließ ich meine Faust gegen die Wand sausen. Auh! Scheiße tut das weh! Mist, und das war natürlich die Rechte! Die hat heute doch schon mal was abbekommen! "Falls Rociel es dir nicht gesagt hat. Ich verschwinde von hier!" Sein Gesichtsausdruck ist ein Bild für die Götter. So etwas von ungläubig! Wenigstens lenkt mich das ab. Er sah mich immer noch vollkommen verblüfft an. Niedlich! "Du scheinst mir nicht zu glauben." Es ist doch immer wieder dasselbe. Die glauben tatsächlich Alle, das Rociel mich hier festhalten kann! Da Zaphikel sich immer noch nicht regte ging ich weiter und gelangte wieder ins Freie. Schau an, von hier aus kann man ja in den Wassergarten sehen. Entspannt verschränkte ich meine Arme über der Brüstung und ließ den Blick schweifen. In dem Pavillon dort unter den Bäumen sitzt irgend wo ein Engel, der genauso aussieht wie Sara und sich nicht bewegt. Was bedeutet das alles? Das Sara ein Engel ist? Ach Quatsch, das hätte ich schon vorher gemerkt! Es muß etwas anderes dahinter stecken. Die weißen Seerosen sehen von hier oben aus wie kleine Sterne, die auf dem Wasser tanzen. Mich hat doch etwas in diesem See gestreift und später vor Sevi gerettet. Nur weshalb? Und was? Ich kann mich ohnehin kaum noch daran erinnern, nur ein Name hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt, Remiriel. Wieso? Er sagte mir rein gar nichts und doch habe ich ihn ausgesprochen und nicht mehr vergessen. Nachdenklich nahm ich das Kreuz in eine Hand und beobachtete, wie sich die einzelne Sonnenstrahlen darauf brachen. Der Rubin in der Mitte funkelte, als würde er sich aus tausend einzelnen, roten Steinen zusammen setzten. Wenn ihn das Licht nicht direkt trifft, kann man fast meinen, das er in seinem Innern mit Blut gefüllt worden ist. So dunkel sind die leichten Schlieren in seinem Inneren. Die Verzierungen aus den verschiedensten, kleinen Steinen um ihn herum funkeln in allen Farben des Meeres und bilden einen Kontrast, wie er anders kaum möglich sein kann. Sollte auch nur ein Stein Risse zeigen, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, daß das Siegel beginnt zu zerbrechen. Richtig brisant wird es aber erst werden, wenn auch der Rubin Risse bekommt, dann ist der Bruch nicht mehr zu verhindern und somit endgültig. Bis jetzt zeigte sich aber weder von dem Einem noch von dem Anderen eine Spur, was mich insgeheim erleichterte. Ich habe schon befürchtet, das die ersten bereits Anzeichen sichtbar seien. Erleichtert atmete ich auf. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich einen Schatten hinter mir. Allerdings einen Tick zu spät. Bevor ich mich ganz umdrehen konnte, spürte ich schon eine Handkante in meinem Genick. Der Effekt war vernichtend, bei mir gingen sämtliche Lichter aus. Ich spürte gerade noch, wie ich zu Boden ging und mich jemand auffing. Keine Ahnung, wie lange die Wirkung angehalten hatte, aber mein Bewußtsein kehrte allmählich wieder. Mein Nacken schmerzt höllisch und ich habe echt keinen Nerv zu erfahren in was für einer beschissenen Situation ich jetzt schon wieder stecke, also hielt ich die Augen weiterhin geschlossen. Die können mich alle mal gern haben! Ich mach jetzt Pause! Der Duft von frischem Tee irritierte mich dann allerdings doch und so linste ich vorsichtig durch Lider. "Tut mir leid wegen vorhin, aber das mußte sein. Die Order von Rociel ist nicht mißzuverstehen. Keiner von uns darf zulassen, das du von hier verschwindest!" Sofort schlug ich die Augen ganz auf und starrte ihn an. Läßt der sich jetzt von dem Schwachsinn anstecken?! "Er hat dafür gesorgt, das du von jetzt an unter ständiger Bewachung stehst." So ein verdammter Mist! Muß er mir denn wirklich jedesmal Steine in den Weg legen?! Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Es ist also Zaphikel gewesen, der mich KO geschlagen hat. Gar nicht mal so schlecht für einen Priester. Vorsichtig massierte ich mir die schmerzende Stelle im Nacken. Das gibt unter Garantie noch ein paar blaue Flecken. "Du hast 'nen ganz schon kräftigen Bumms drauf." Er lächelte verlegen und bot mir eine Tasse Tee an. Dankbar nahm ich sie an, schließlich kann er nichts für Rociels beschränkte Befehle und konzentrierte mich während des Teetrinkens auf die nähere Umgebung. Wir saßen an einem Schreibtisch in einer Bibliothek, die mir völlig unbekannt ist. Es muß seine sein, wenn Raziels Aussage von vorhin stimmt, das jeder Engel seine eigene besitzt. Nachdem er seinen Tee ausgetrunken hatte bat er mich ihn zu entschuldigen, da er noch einen wichtigen Termin hatte, den er unter keinen Umständen verpassen dürfte. Er wies mich allerdings auch daraufhin, das ich mich nicht vom Fleck rühren sollte, bis mich jemand abholen würde. Brav stimmte ich zu und versprach dazubleiben und etwas zu lesen. Wenn er das glaubt ist er es schließlich selber schuld! Kaum war er verschwunden machte ich mich schon auf den Weg zur Tür. Verflucht noch mal! Er hat sie abgeschlossen! Wütend kickte ich dagegen und schickte innerlich mal wieder sämtliche Engel zur Hölle. Das darf nicht wahr sein! Jetzt muß ich mir doch tatsächlich noch überlegen, wie ich hier am Besten rauskomme! Nur mir fällt absolut nichts Produktives ein! Was bleibt mir also Anderes übrig, als mir ein Buch zu schnappen und zu lesen? Frustriert fuhr ich über die einzelnen Buchrücken. Hat irgend wie alles was mit Engeln zu tun. Wah, bloß nicht! Davon habe ich in letzter Zeit schon mehr als genug gehabt! Mein Bedarf ist vorläufig mehr als nur gedeckt! Allerdings fiel mir eine Lücke auf. Komisch, hier ist alles so verdammt ordentlich und trotzdem fehlt ein Buch?! Da paßt doch was nicht! Sorgfältig sah ich mich noch einmal um und fand schließlich das fehlende Exemplar auf einem der Regale. Recht merkwürdiger Aufbewahrungsort. Ich sah mir das Teil direkt mal genauer an. Interessant, es ist verschlossen und auf dem Verschluß befindet sich ein Pentagramm. Öfter mal was Neues. Kopfschüttelnd stellte ich es in die Lücke zurück und verlor im nächsten Moment buchstäblich den Boden unter den Füßen. Allerdings schaffte ich es dieses Mal bei der Landung auf den Beinen zu bleiben. Eine Falltür mitten in einer Bibliothek?! Hier hat sich wirklich mehr geändert, als ich anfangs dachte! Durch die geöffnete Falltür drang das Licht von oben zu mir herunter. Toll und wie komm ich da jetzt wieder rauf? Weit und breit kein Seil oder ähnliches in Sicht. Stattdessen fiel mir die Büste einer Frau auf, die nicht weit entfernt von mir stand. Eine echte Schönheit! Ihr weiches Gesicht wurde sanft von glatten Haaren eingerammt, die in weichen Locken endend auf die ihre Schultern fielen. Ob sie auch ein Engel ist? Na ja, es gibt wichtigeres, als sich jetzt darüber Gedanken zu machen und so ging ich weiter. Um mich herum ist es fast vollkommen dunkel, doch in einiger Entfernung ist ein schwaches Leuchten zu erkennen. Bestimmt gar keine schlechte Idee nach zu sehen, ob es dort nicht einen Ausgang gibt. Beim Näherkommen bemerkte ich, das dieses Licht blau war. Interessant, man könnte meinen man befände sich unter Wasser. Die Quelle des Lichts haute mich allerdings um. Es ist Sara! Zusammengekauert wie ein Embryo befand sie sich einer Art Gewächs in mitten einer schützenden Haut, die sie umschloß und im Inneren mit Wasser oder etwas ähnlichem gefüllt war. Man könnte meinen sie würde dort drin schlafen. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ich zog meine Hand zurück, mit der ich die Blase eigentlich berühren wollte. Nein, ich werde ihren Schlaf nicht stören. Wir haben uns schon alles gesagt. Nur was macht sie hier? Dann ist sie also tatsächlich nicht der Engel, den ich im Wassergarten gesehen habe. Fasziniert betrachtete ich sie eine ganze Weile und ließ ihre Aura auf mich wirken und bekam einen kleinen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. So ist das also. Man hat deine Seele hierher gebracht und du ahnst nicht einmal etwas davon. Lächelnd verließ ich sie wieder und kehrte zur Falltür zurück. Sie wäre bestimmt erleichtert, wenn sie wüßte, das sie sich in einem der höchsten Himmel befindet. Ich überlegte kurz, ob ich es ihr nicht doch noch sagen sollte, aber ließ es bleiben. Später werde ich es ihr garantiert sagen, aber jetzt muß ich mich auf den Weg machen. Sheol wartet schon auf mich. Ich wandte mich allerdings noch einmal um. "Nur keine Sorge Sara-chan. Ich halte mein Versprechen, doch vorher muß ich noch etwas Anderes erledigen." Zum Glück ist niemand da, der mich hätte sehen können, als ich aus dem Stand sprang und wieder aufrecht neben der Falltür landete. Das hätte viele Fragen nch sich gezogen, die ich auf keinen Fall beantworten wollte. Sofort zog ich das Buch aus dem Regal und sie schloß sich wieder. Sorgfältig legte ich es an die Stelle zurück, wo ich es gefunden hatte. Zaphikel hält also Saras Seele versteckt. Bin ja mal gespannt weshalb. So und jetzt verdrück ich mich! Endlich ist mir wieder eingefallen, wie man hier sehr leicht rauskommen kann. Mit einem zufriedenen Lächelnd zog ich nach einander die einzelnen Schubladen des Schreibtischs auf und fand nach einigem Suchen auch ein paar Büroklammern. Zufrieden bog ich sie auseinander und widmete mich dann dem Türschloß. Nicht umsonst habe ich mir mal eine Zeitlang meinen Lebensunterhalt als Einbrecher verdient. Das Schloß, das ich nicht knacken kann muß erst noch erfunden werden! Mit einem leisen Klicken gab auch dieses nach und die Tür öffnete sich. Sorgfältig verstaute ich die restlichen Büroklammern in meiner Hosentasche und machte, das ich wegkam. Man weiß ja nie, wofür man das Zeug noch mal gebrauchen kann. Eigentlich habe ich ja vorgehabt Katan zu sagen, was ich vorhabe, aber die Gefahr dabei Rociel in die Arme zu laufen ist mir definitiv zu groß. Er wird es garantiert verstehen, das ich mich nicht von ihm verabschieden kann. Nur, wie komme ich jetzt am Besten schnell und vor allem unauffällig nach Sheol? Etwas unentschlossen blieb ich stehen und sah noch einmal hinunter in den Wassergarten. Die Sonne blendete ich mich und ich hob eine Hand, um meine Augen zu schützen. Es ist schon fast Mittag. Ich muß mich beeilen, wenn ich noch vor Sonnenuntergang in Sheol ankommen will. Nachdenklich fixierte ich den See. Was verbirgt sich unter dieser unscheinbaren Oberfläche? Von hier oben ist absolut nichts zu entdecken. Ich blieb eine ganze Weile dort stehen, doch als ich Schritte hörte machte ich, das ich wegkam. Ich stellte mich in den Schatten einer der unzähligen Säulen. So wird mich vorerst niemand entdecken. Dicht neben mir gingen zwei uniformierte Engel vorbei, die in Hörweite stehenblieben. Warum geht ihr denn nicht weiter?! "Weißt du eigentlich weshalb Rociel so einen Aufstand wegen diesem Menschen macht?" Vorsichtig linste aus meiner Deckung zu ihnen rüber. Schau an, zwei Mitglieder aus Rociels Garde. Die sind doch garantiert unterwegs, um mich abzuholen. Tja, da werdet ihr Pech haben! "Keine Ahnung, aber wir sollten seine Befehle besser befolgen. Er hat heute verdammt miese Laune." Woran das wohl liegt? Ist das etwa meine Schuld? Das tut mir jetzt aber gar nicht leid. Es gelang mir gerade noch ein Kichern zu unterdrücken. "Kein Wunder, seitdem er weiß, das der Geist seiner Schwester im Hades herumwandert. Kannst du dir vorstellen, was passiert wenn Alexiel wieder erwacht?" Oh ja, das kann ich nur zu gut. Dann wärt ihr endlich alle mal beschäftigt und ich hätte meine Ruhe! "Daran will ich gar nicht erst denken. Sag mal, weiß Rociels neues Spielzeug eigentlich, das die Zeit in Assia still steht." Spielzeug?! Ihr habt Glück, das ich gerade nicht von euch entdeckt werden will! Sie brachen beide in schallendes Gelächter aus. "Nein, sie hat absolut keine Ahnung. Sie glaubt Assia sei vollkommen zerstört. Laß sie lieber in dem Glauben, die bringt es fertig und kehrt dorthin zurück! Du hast ja gesehen, wie sie mit einem Mitglied der weißen Garde umgesprungen ist." So ist das also! Meine Freunde leben also noch. Ich habe mir ganz umsonst solche Sorgen gemacht. Nur weshalb steht die Zeit dort still? Und wieso zum Henker hat mir das keiner gesagt?! "Oh man, in der Haut von diesem armen Schwein möchte ich echt nicht stecken. Das hohe Konzil soll über sein Schicksal bereits entschieden haben." Der Andere stieß einen leisen Pfiff aus. Hohes Konzil? Ist das was wichtiges? "Ging ja ganz schön schnell. Hey, hast du eigentlich mitbekommen, wie sie gesungen hat? Wenn ich es nicht besser wüßte könnte ich schwören, das kein Mensch ist." Sein Gesprächspartner nickte zustimmend. Was zum Henker ist das hohe Konzil? "Mich würde immer noch interessieren, warum Rociel ausgerechnet sie mitgebracht hat. Das sie nicht freiwillig hier ist haben wir ja deutlich gemerkt." Nachdenklich zog der Andere an seiner Kopfbedeckung. Bin mal gespannt, ob er darauf auch eine Antwort hat. "Lieber nicht. Wenn er rausfindet, das wir hinterher ihm schnüffeln macht er uns einen Kopf kürzer. Los komm, wir müssen uns beeilen." Sie nickten sich kurz zu und marschierten schnell in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war. Sieh an, Rociels Befehle werden zwar befolgt, aber Fragen werden trotzdem gestellt. Gut zu wissen! Allmählich löste ich mich wieder aus dem Schatten und kehrte zur Brüstung zurück. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit! Sie werden bestimmt bald fest stellen, das ihnen etwas Entscheidenes zur Ausführung ihres Auftrags fehlt. Trotzdem beobachtete ich noch einmal die Oberfläche des Sees, aber nichts deutete daraufhin, das dort etwas auftauchen würde. Mich hat etwas gerettet, das aus dem Inneren dieses Sees gekommen ist. Was verbirgt sich in diesem Wasser? Wie auch immer es ist mir so vertraut vorgekommen und dann dieser Name, den ich nicht mehr vergessen kann, Remiriel. Ich hob den Blick und ließ mir das Gesicht von der Sonne wärmen. Ein sanfter Windhauch fuhr durch meine Haare und ich fühlte den unmittelbaren Drang mich in die Lüfte zu schwingen und mich von ihm treiben zu lassen. Wie lange ist es schon her, das ich mich von ihm habe treiben lassen, ohne zu wissen, wohin es mich führen würde? Es muß eine halbe Ewigkeit her sein und ich werde es nie wieder tun können. "Shao-san?" Scheiße, erwischt! Ich drehte mich nicht um. Ich weißt auch so, wer hinter mir steht. Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, das ich ihn gehört hatte. "Was willst du von mir Raziel?" Sehnsuchtsvoll hob ich den Blick noch einmal hinauf zum weiten Blau des Himmels. Dem Ruf des Windes folgen zu können, das heißt in Freiheit zu leben, doch das habe ich schon so lange nicht mehr getan. Manchmal wünsche ich mir wirklich, das ich damals nicht soviel aufgegeben hätte, doch es hieß entweder Alles oder Nichts und so ist mir keine andere Wahl geblieben. Wie ich es vermiße! "Shao-san, solltest du nicht unter Aufsicht stehen?" Ich zuckte mit den Schultern. Was geht mich an, was Rociel angeblich für sinnvoll hält? Über mein Leben entscheide ich immer noch allein! "Kann schon sein." Wie komme ich hier jetzt am Schnellsten unbemerkt weg? Er wird sich bestimmt nicht einfach so abwimmeln lassen. Anhand seiner Schritte konnte ich mir ausrechnen, das er bald neben mir stehen würde. Gelassen wendete ich den Blick zur Seite, wo er sich ebenfalls leicht gegen die Brüstung gelehnt hatte. Fragend sah er mich an. "Hast du ernsthaft geglaubt, das ich mir das gefallen lasse?" Er schüttelte lächelnd den Kopf. Ah, sieh an einer versteht mich hier also doch. Langsam wird es besser. "Nein, deshalb bin ich auch hier. Zaphikel meinte schon, das dich eine verschlossene Tür nicht allzu lange aufhalten dürfte." Jetzt mußte ich lachen. Dieser verdammte Priester! Er hat es gewußt! Raziel zupfte leicht an meinem Ärmel und so beugte ich mich ein Stückchen zu ihm herunter. Er legte verschwörerisch einen Finger auf die Lippen. Was wird das denn jetzt? "Shao-san, vorhin als der Wind durch deine Haare striff und die Sonne dich blendete, da habe ich für einen kurzen Augenblick geglaubt, dir würden auf deinem Rücken Flügel wachsen." Entgeistert starrte ich ihn an. Ist das Siegel etwa schon so schwach? Er ließ sich davon allerdings nicht irritieren. "Das Licht hat dir für einen kurzen Augenblick Flügel geschenkt." Schwärmerisch schloß er die Augen. "Du wärst bestimmt ein wunderschöner Engel!" Mir jagt diese Vorstellung allerdings eher kalte Schauer über den Rücken. Das Siegel ist nicht geschwächt, es ist nur eine optische Täuschung gewesen, die er gesehen hat. Aber er beginnt damit sich langsam sehr dünnem Eis zu nähern. Ich kann ihm allerdings auch schlecht böse sein, wenn er mir sagt, was er denkt, aber es gefällt mir trotzdem nicht. Wenigstens kommt er nicht auf die Idee weiter darauf herum zureiten. "Nein, das wäre ich bestimmt nicht!" Er wirkte ziemlich enttäuscht über diese Antwort. Ich muß unbedingt verhindern, das er sich noch weiter in diese Vermutungen verstrickt, auch wenn er es nicht böse meint. Nur, wenn er mit Anderen darüber spricht können es auch mal die Falschen sein und damit wäre nicht nur mein Leben, sondern auch sein Leben in großer Gefahr. Bis jetzt sind die Hunter zwar noch nicht wieder aufgetaucht, aber sie werden bestimmt nicht mehr lange auf sich warten lassen und dann ist es besser für ihn so wenig wie möglich zu wissen. "Wie wahr! Sie wäre bestimmt kein Engel!" Augenblicklich fuhr ich herum. Keinen halben Meter von mir entfernt stand ein weißhaariger Engel in dunkler Uniform, der mich wissend anlächelte. Wie hat es dieser Kerl geschafft so dicht an mich ranzukommen, ohne das ich es merke? "Ach, und woher willst du das wissen?" Er schnippte mit den Fingern und es tauchten noch fünf weitere Gestalten auf, die allesamt maskiert waren. Die Uniformen passen nicht unbedingt zu einander und sie sehen auch nicht gerade freundlich aus. Mißmutig verzog ich die Mundwinkel. Es ist also soweit. Sie haben mich gefunden. "Erzähl mir nicht, das du dich nicht an uns erinnerst!" Mit einer Kopfbewegung sorgte er dafür, das die Anderen ihre Waffen auf mich richteten. Warum hab ich mir das jetzt fast gedacht? Lächelnd lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Brüstung. Das kann ja noch heiter werden. "Was wollt ihr von uns?" Raziel stellte sich halb vor mich. Kleiner, was du da gerade machst ist ziemlich gefährlich. Diese Typen sind nicht ohne. "Misch dich besser nicht ein! Wir sind nur ihretwegen hier!" Silberköpfchen wies mit einer Hand auf mich und mit der Anderen winkte er einen der Maskierten heran, der daraufhin Raziel wegführte. Als er allerdings seine Waffe an Raziels Schläfe hielt würde es mir zu bunt. Ich muß zwar vorsichtig sein, aber so weit, daß sie das Leben eines Unschuldigen gefährden darf es einfach nicht kommen! "Was soll der Mist? Laßt ihn in Ruhe! Ihr wollt doch mich!" Scheinbar ist Silberköpfchen der Anführer des Ganzen. Jedenfalls blieben die Anderen alle stumm wie Fische. Bitte, dann eben nur einer. Lächelnd wandte er sich mir zu. In meinem Inneren begannen zwar die Alarmglocken zu schrillen, aber nach außen ließ ich mir nicht das Geringste anmerken. Ich darf ihnen jetzt auf gar keinen Fall in die Hände spielen. "Glaubst du ich bin so naiv dich zu unterschätzen? Er wird uns als Sicherheit dienen! Wir wollen doch nicht, das du plötzlich auf die Idee kommst uns etwas an tun zu wollen!" So viel also dazu. Damit sind mir quasi die Hände gebunden. Ein kurzer Blick auf Raziel verriet mir, das beim ihm ebenfalls allmählich Panik ausbrach. Allerdings hielt ihm sein Hintermann den Mund zu und so sah er mich nur verzweifelt an. Scheiße! "Weißt du noch wer ich bin?" Nein, ist das ein Strahlemann. Richtig nervtötend! Aber man kann es ja mit der wir-sind-jetzt-mal-ganz-ehrlich Nummer probieren. "Nö! Absolut keine Ahnung, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen." Er holte zu einem Schlag aus, dem ich mit einer Seitwärts Bewegung auswich und dann parierte. Nur habe ich jetzt eine Säule im Rücken und damit keine Chance mehr gegebenenfalls weiter nach hinten auszuweichen. Er striff sich leicht über seine Kleidung und verharrte einen Augenblick mit der Hand auf seinem Magen. Ich habe ihn eigentlich ziemlich gut getroffen. Wundert mich echt, das er nach dem Schlag immer noch steht. Muß verdammt gut im Training sein. Shit! "Du bist immer noch verdammt gut. Aber wenn du das noch mal machst, stirbt er!" Mit dem Kopf deutete er kurz in Richtung Raziel. Ich zischte einen Fluch zwischen den Zähnen hindurch. Er weiß genau, daß ich das nicht zulassen werde. Doch wie wird es dann aussehen, wenn die Sache wirklich ernst wird? Bin ich in der Lage uns Beide zu retten ohne das Siegel zu zerbrechen? "Ah, du hast verstanden!" Im nächsten Augenblick hatte ich auch schon sein Knie in meinem Magen. Ein Glück, das ich die Säule im Rücken habe, ansonsten wäre ich jetzt durch die Gegend geflogen. Mir blieb die Luft weg, als der Schmerz sich wie eine Welle langsam in meinem Inneren ausbreitete. "Was ist los mit dir? Tut dir das etwa schon weh? Dabei habe ich doch noch gar nicht richtig angefangen!" Lächelnd zog er sein Bein zurück und ich sackte etwas zusammen. Sämtliche Innereien begannen sofort sich stechend zusammen zu ziehen. Ein Glück, das ich nur Frühstück hatte. "Dafür wird Rociel dich töten!" Brachte ich keuchend zwischen den Zähnen hervor, doch er ignorierte meine Drohung und umschloß mit einer Hand meine Kehle, während er mich gegen die Säule drückte. Ich bekomme fast keine Luft mehr! "Mag sein, aber das ist die Sache alle Mal wert!" Er löste seinen Griff etwas und ich nutzte die Gelegenheit um wieder tief durch zu atmen. Trotzdem läßt er mir kaum Bewegungsfreiheit! Lange werde ich das nicht durchhalten können. Dafür habe ich in den letzten Tagen schon zu viel abbekommen. Verdammte Hunter! "Was willst du eigentlich von mir?" Seine kobaltblauen Augen funkelten mich herausfordernd an. Plötzlich fuhr mir ein Eisstrom durch die Adern. Dieser durchdringende, kalte Blick irgend wo habe ich ihn schon einmal gesehen! "Rat doch mal!" Schon klar, mich töten. Kann er sich nicht hinten anstellen? "Weiß nicht." Sofort verstärkte sich der Druck wieder. Oh man, ist der leicht reizbar. Erinnert irgend wie an Whitie. Doch daher kenne ich diesen Blick bestimmt nicht. Es liegt viel weiter zurück. Tief in meiner Vergangenheit, an die mich nicht mehr erinnern kann und will. "Erinnere dich lieber! Es wird dir einiges ersparen!" Es gelang mir leicht zu lachen. Wenn das mal so einfach wäre. Ich begann zu lächeln. Selbst wenn das möglich sein sollte, dann würde ich es niemals einem Engel sagen. "Und an was? Das ich dich kenne? Schulde ich dir vielleicht noch Geld?" Ohne Vorwarnung ließ er mich los und verpaßte mir eine Ohrfeige. Seine Augen funkelten wie zwei kalte Edelsteine. Scheiße, ich sollte vorsichtiger sein! Immerhin wissen sie, was ich bin. "Lüg mich nicht an! Du weiß sehr wohl, wer ich bin!" Meine Wange brannte wie Feuer. Langsam reicht es mir! Wütend funkelte ich zu ihm zurück. "Ja, ein Hunter!" Zufrieden lächelte er mich an, bevor er seine Faust in meinem Magen versenkte. Der Schmerz fraß sich durch meinen halben Körper, doch ich tat ihm nicht den Gefallen und schrie, sondern unterdrückte den aufkeimenden Schrei. Ich habe wirklich verlernt wie man mit diesen Typen fertig wird. Shit! "Weiter!" Keuchend ließ ich mich gegen die Säule sinken. Was will der Kerl von mir? Und an wenn oder was soll ich mich verdammt noch mal erinnern? "Nichts weiter!" Sein Blick wurde eiskalt und er hob langsam meine rechte Hand hoch. Mit einem Ruck zog er den Schal herunter und bohrte seine Finger in die Wunde. Die Schmerzen waren höllisch und ich schrie, während ich zu Boden sank. Elender Hurensohn! "Oh, tut es weh?" Der Kerl ist ein Sadist! Der Sarkasmus ist ja schon nicht mehr zu überhören. Ich funkelte ihn an und schaffte es gerade noch mich daran zu hindern ihn mit einem Sidekick zu Boden zu werfen und ihm dann den Dolch an die Kehle zu halten, von dem er zum Glück nichts ahnt. Triumphierend sah er auf mich herunter und verstärkte noch einmal den Druck seiner Hand. Mir schossen die Tränen in die Augen und die Wunde fing an zu brennen. Fehlt nur noch, das er ein Fläschchen Salzsäure auspackt und drüber gießt. "Ich frage dich nur noch ein einziges Mal! Weißt du, wer ich bin?" Ich schüttelte den Kopf und er ließ meine Hand los, um mir einen Tritt zu verpassen. Ich schlug mit dem Hinterkopf hart gegen die Säule und spürte, wie mein Kinn allmählich taub wurde. Irgendwie schaffte ich es dennoch Blick zu heben. Shit ist mir schwummerig! Vorsichtig tastete ich über meinen Kopf. Das fühlt sich extrem nach einer weiteren Beule an. "Sag mir doch einfach, was du von mir willst. Ich hab heute noch was Anderes vor!" Zornig rammte er seinen Fuß gegen meine linke Schulter. Etwas stärker und ich kann mein Schlüsselbein vergessen! Er scheint das auch zu wissen, denn er verstärkte den Druck noch ein bißchen, aber nur so, daß der Knochen bei der kleinsten Bewegung, die von mir kommt wird bricht. Solange ich stillhalte wird nichts passieren. "Weshalb glaubst du ist mein Haar weiß?" Bitte, ich habe keinen Bock mehr auf weitere Ratespielchen! Trotzdem werde ich ihm antworten müssen, wenn ich nicht will, das er damit anfängt mir sämtlich Knochen einzeln zu brechen. Das ist so ein charmanter Nebeneffekt, wenn man Hunter zu sehr reizt. Weshalb ich ihnen eigentlich auch schon seit Jahren so gut es ging aus dem Weg gegangen bin und aus zig anderen Gründen, aber das ist gerade auch nicht sonderlich hilfreich. Das ich noch keinen Fluchtversuch unternommen habe muß echt daran liegen, das ich in den letzten Tagen einfach zu viel Streß hatte. Ach, was soll's. früher oder später wäre diese Begegnung eh unvermeidlich gewesen, also bringen wir es besser schnell hinter uns. "Schlechte Tönung?" Sein Fuß verschwand von meiner Schulter und wieder fuhren Schmerzen durch meine rechte Hand. Ich brauchte gar nicht erst hinzusehen, um zu wissen, das er seinen Absatz tief in die Wunde gerammt hatte. Ich kämpfte dagegen an wieder zu schreien, aber es klappte nicht. Aufgebracht zog er mich wieder auf die Beine. Wenn er mich nicht festgehalten hätte wäre ich wahrscheinlich zusammengeklappt. "Du erinnerst dich an nichts?! Du, die ein komplettes Heer fast alleine vernichtet hast?! Du erinnerst dich nicht daran, das du es warst, die eine grüne Ebene in ein Meer aus Blut verwandelt hat?! Wie du durch die Leichen gegangen bist, wie ein Vorbote der Apokalypse! Die Kleidung durchtränkt vom Blut deiner unzähligen Opfer! Erinnerst du dich etwa nicht, wie du in einer Hand ein Schwert und in der Anderen den Kopf eines Engels haltend zu mir sagtest: >Lauf, wenn dir dein Leben lieb ist.