Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 13: Detektiv unter Verdacht ----------------------------------- Detektiv unter Verdacht Die Luft in seinen Lungen brannte. Noch immer lief er mit dem prasselnden Regen um die Wette, doch auch wenn er sich immer weiter vom Tatort entfernte, vor seinen eigenen Gedanken konnte Shinichi nicht davon laufen. Sie waren da und redeten mit den unterschiedlichsten Stimmen auf ihn ein. Was, wenn sie stirbt? Du hättest warten sollen! Er hat dich erkannt? Wieso bist du hergekommen? Hat dich jemand gesehen? Sie sind alle in Gefahr! Du warst wieder mal zu spät! Du hast ihn entkommen lassen! Das ist alles deine Schuld! Abwehrend kniff Shinichi die Augen zusammen, lief blind durch die dunklen Gassen Tokios und wäre vermutlich noch ewig weiter gelaufen, doch seine Beine konnten nicht mehr. Die mit Wasser geschwängerte Luft machte ihm das Atmen nicht leichter und Bells vollgesogene Klamotten lasteten schwer auf seinen Schultern. Seine Schritte wurden langsamer, bis er dann endlich nach Luft schnappend stehen blieb. Shinichi zitterte, spürte plötzlich wie die feinen Muskelpartien in seinen Beinen zuckten. Er musste weiter gelaufen sein als gedacht, und tatsächlich hatte er keine Ahnung mehr, wo er sich jetzt genau befand. Keuchend ließ er sich gegen eine Hauswand sinken und rang nun hektisch nach Atem. Bis eben hatte weder die Richtung noch das Ziel für ihn eine Rolle gespielt, es war alles egal gewesen. Hauptsache weg, so schnell wie nur möglich. Jetzt aber holten ihn seine Gedanken und auch sein Verstand endlich wieder ein. Dieser Abend war noch lange nicht vorbei. Bereits als er sie Polizeisirenen gehört hatte, wusste Shinichi, dass nur Heiji der Urheber des ganzen gewesen sein konnte. Die Konsequenz aus dieser Schlussfolgerung hatte er bis eben erfolgreich verdrängt. Dennoch war klar, dass Hattori irgendwo in der Nähe gewesen sein musste, vermutlich ebenfalls, um einen Blick auf das Café zu werfen. Und wenn er Bell hatte rein gehen sehen, stand die nächste Deduktion des Kommissars außer Frage. „Verdammt!“ Fluchend fuhr sich Shinichi durch die Haare und riss sich damit nun Bells Perücke gänzlich vom Kopf. Mit ausdrucksloser Miene starrte der Detektiv auf das nasse Bündel in seiner Hand. Es half alles nichts, er musste nach Hause und das so schnell wie möglich. Geschickt entfernte der Detektiv die letzten Überreste des Kriminalistikprofessors aus seinem Gesicht. Ein kalter Schauer überkam ihn als er sich die nasse Perücke wieder auf den Kopf setzte und diese so gut wie möglich frisierte, während dicke kalte Wassertropfen aus dem Haargeflecht in seinen Nacken liefen. Nachdem er die Überreste Bells im nächsten Müllcontainer entsorgt hatte setzte sich Shinichi noch Williams Brille auf die Nase. Eines der Gläser hatte einen kleinen Sprung, doch der passte wahrscheinlich eher noch zu dem Rest seines Erscheinungsbildes. Wie auch immer, das musste als Verkleidung erst einmal reichen. So wie er wurde auch der Regen langsamer, während Shinichi in Richtung Hauptstraße ging um irgendwo ein Taxi aufzugabeln. Die Tropfen fielen schwer und kalt zu Boden, der Schauer hatte endlich nachgelassen, doch das dumpfe Trommeln des Regens schien unheilvolle Botschaften mit sich zu Tragen und folgte dem Detektiv durch die dunklen Gassen Tokios. Mit finsterer Miene schaute der Kommissar aus Osaka dem Krankenwagen nach, der das vermeintlich dritte Opfer abtransportierte. Sie hatte Glück gehabt. Ohne den Blick vom Boden zu wenden, ging Heiji zurück ins Café und durch die kleinen Räumlichkeiten auf die Terrasse zu. Viel hatte der Regen ihnen nicht mehr übrig gelassen, die meisten Beweise waren fortgespült und auch den Täter hatten die heiser gurgelnden Gullys verschluckt. Doch trotz der augenscheinlichen Niederlage richtet sich der Blick des Detektivs nun wieder unerbittlich hart auf den Tatort. Noch war der Fall nicht vorbei. Wortlos trat der junge Kommissar unter das behelfsmäßig aufgestellte Zelt, wobei es an diesem Tatort eigentlich ohnehin nichts mehr gab, was sich noch zu schützen lohnte. „Wie geht es ihr?“ Mit dieser Frage trat Megure neben ihn, die Antwort Heijis wurde von dem immer leiser werdenden Regentropfen begleitet, die in höhnischem Geflüster auf das weiße Zeltdach prasselten. „So weit so gut, sie wird’s wohl überstehen. Allerdings is natürlich fraglich, wie schnell und an wie viel sie sich noch erinnert.“ „Mhmhm…“ Doch ehe der Hauptkommissar sein Murmeln erweitern konnte, wurde er von Heiji unterbrochen. „Schon was Neues von ihm?“ Der Schnurrbart des Hauptkommissars zuckte gefährlich, dieser Fall würde ihm wieder ein paar graue Strähnen mehr bescheren. Auch wenn sich der Beamte lieber auf die Zunge gebissen hätte, wusste Megure doch, dass er seinem jungen Kollegen eine Antwort schuldete. „Nein, nichts. Keine spur kein Anruf, gar nichts.“ „Megure, Sie wissen-„ „Ja, ich weiß, Hattori.“ Die Stimme des Hauptkommissars hatte trotz der einsichtigen Tonlage etwas Raues an sich. „Ich weiß es, und wir werden dementsprechend handeln. Wir können das nicht länger ignorieren, internationale Beziehung hin oder her.“ Megures Blick schlich sich auf das Gesicht des Osakaners, doch statt einem Grinsen der Genugtuung waren die Züge Heijis noch immer hart. Der Hauptkommissar seufzte innerlich, dieser Fall tat Heiji gar nicht gut, je schneller sie ihn jetzt abschließen konnten, umso besser. Heiji zuckte kurz zusammen, als sich die Pranke Megures plötzlich auf seiner Schulter wiederfand und er sie kurz drückte. „Wir fahren dann gleich, Heiji.“ Der nickte nur, folgte Megure mit seinen Augen, während dieser den weiteren Verlauf mit den anderen Beamten besprach. Der Blick des Kommissars schweifte ein letztes Mal über den Schauplatz des Verbrechens, ein paar der Platten schimmerten noch immer in einem leichten Rotton, doch abgesehen von der dünnen Blutspur und der Klaviersaite, die die Spurensicherung bereits sichergestellt hatte, kennzeichnete diesen Platz nichts als Tatort. Fingerabdrücke waren auf dem Mordinstrument ohnehin nicht zu erwarten gewesen und das DNA-Material, das man vielleicht hätte finden können, hatte der Regen fortgespült. Als ob sie es nicht schon schwer genug hatten. Nachdenklich klappte Heiji seinen Mantelkragen ein wenig höher, trat dann unter dem Zelt hervor auf den restlichen Teil der Terrasse. Vor seinen Füßen stand ein weißes Plastikschildchen, das die Stelle markierte, wo sie die Klaviersaite gefunden hatten. Der Kommissar ging in die Knie, blickte abwechselnd zu dem überdachten Fundort des Opfers und dem kleinen weißen Schild. Warum lag die Drahtschnur hier, so weit weg vom eigentlichen Geschehen? Und warum hatte er es überhaupt hier gelassen? Das kleine Stück Draht in die Tasche zu stecken und später zu entsorgen wäre mit Sicherheit kein Problem gewesen. Doch ehe er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, fiel sein Blick auf etwas anderes, zwischen zwei Platten in der Fuge eingeklemmt schwamm irgendetwas, von dem abfließenden Regen hin und her getrieben wie ein winziger Fisch im Wasser. Die Augen des Detektivs wurden schmal, sofort bildete sich unter seiner feuchten Kleidung eine Gänsehaut. Umständlich zog sich Heiji einen Handschuh über die vom Regen nassen Finger, das Silikon klebte an seiner Haut und gab seinem sonst so gesunden Teint eine blassen, fast leblosen Ton. Doch der Kommissar kümmerte sich nicht um seine Hand, sondern war bereits dabei, den kleinen Fetzen aus seinem Gefängnis zu befreien. Das kleine Stück hatte die Farbe menschlicher Haut, war jedoch weit dicker und hatte nicht die typische Struktur wie diese. Heiji spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken rann, als er erkannte, was er da in der Hand hielt. Jetzt hatte er ihn. Plötzlich passte alles zusammen. Der Kommissar schluckte, konnte sich nicht von dem kleinen Stück Silikon in seiner Hand los reißen. Zwar passte jetzt alles genau in das Schema, doch die Tatsache, dass er Recht hatte, dass er endlich eine Spur hatte und dass sie an dem Fall dran waren, verpasste dem jungen Detektiv einen Schlag in den Magen. Die eigentliche Freude über den Erfolg verwandelte sich in Unwohlsein und brachte gleich zahlreiche Erinnerungen mit sich, die ihm die Luft abschnürten. Das hier verlangte Fingerspitzengefühl. Er musste den richtigen Moment abpassen… ehe er ihn endlich zu Fall bringen würde. Ein blasses Lächeln erschien auf den Lippen des Kommissars und seine Augen hatten einen Glanz, den schon viele Verbrecher gelernt hatten, zu fürchten. „Heiji?“ Unwillkürlich zuckte der Angesprochene zusammen, verbarg den gefundenen Schatz schnell in seiner Hand. „Ist was, Heiji?“ Megure, der nun langsam auf ihn zu kam, betrachtete den Osakaner skeptisch, doch dessen ertapptes Gesicht wandelte sich schnell zu einem breiten Grinsen um, mit welchem er dem Hauptkommissar nun leicht verlegen entgegen kam. „Es is nichts weiter, Megure.“ Doch das leicht unbeholfene Lächeln wurde schnell wieder erst. „Können wir?“ Für einen kurzen Moment lagen die Augen des Hauptkommissars noch immer abschätzend auf ihm, Heiji wirkte nervös und so ganz traute er der Sache nicht, aber wahrscheinlich lag es auch nur daran, dass der Kommissar jetzt endlich bekam, was er wollte. Ein kurzes Nicken Megures reichte, damit Heiji ihm zum Auto folgte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging er zusammen mit dem Hauptkommissar zu seinem Wagen, sein Beweisstück hatte er im Handschuh verschwinden lassen und nun sicher in seiner Hosentasche verwahrt. Wenn es sein musste, würde er seinen Kollegen darüber informieren, aber wenn nicht… wenn nicht, war das eine Sache zwischen ihm und William Bell. Er saß auf dem Sofa, genau da, wo er schon vor einer Stunde gesessen hatte, genauso regungslos und genauso unnütz. Shinichi hatte sich umgezogen und wieder in William Bell verwandelt, er selbst hatte nicht schlecht gestaunt, als seine Hände die Maske ohne zu zittern auf sein Gesicht legten und den Oberschüler darunter verbargen. Überhaupt war er ungewohnt ruhig, wenn man bedachte, was ihm nun bevorstand. Dabei würde das ganz sicher kein leichter Gang werden, zum ersten Mal… auf der anderen Seite zu stehen. Doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Er musste weiter Lügen und Leugnen, wenn er die, die ihm wichtig waren, schützen wollte. Vielleicht war es das, was ihn so ruhig werden ließ, das Wissen oder wenigstens die Hoffnung, trotz allem das Richtige zu tun. Natürlich ahnte er, dass es wohl nicht so bleiben würde, die Sache würde noch weitaus schlimmer werden, als sie ohnehin schon war, dennoch - besser sie verdächtigten William Bell, einen Mord begangen zu haben, als dass sie hinter sein wirkliches Geheimnis kamen. Shinichi schluckte leicht, merkte, wie sich in seinem Mangen langsam aber stetig Übelkeit ansammelte, doch er musste die Ruhe, die er im Moment innehatte, bewahren - anders würde er das, was ihm jetzt bevorstand, nicht überstehen. Schließlich wusste er nur zu gut, was auf ihn wartete, jeder von ihnen würde nur darauf lauern, dass er einen Fehler machte, einen winzig kleinen Fehler, der ihnen erlaubte, diesen verhassten Fall endlich jemanden in die Schuhe schieben zu können. Ein gefundenes Fressen für Tokio, die Presse und vor allem für die Polizei. Aber er würde den Buh-Mann spielen müssen, jedoch nur so lange wie nötig, denn während die Polizei ihn auf dem Kicker hatte, hatte der wahre Mörder freie Hand. Der Oberschüler fluchte innerlich, fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Mühsam versuchte er den bitteren Geschmack in seinem Mund runterzuschlucken, doch die Tatsache, dass er diesen Fall so torpedierte, ließ ihn zweifeln. Natürlich mussten sie nun denken, dass er etwas mit dem Angriff auf die Dame im Café zu tun hatte. Nicht nur, dass man ihn wahrscheinlich gesehen hatte, nein, die Tatsache, dass er nicht mehr da war, als die Polizei den Tatort erreichte, war der Knoten, der die Schlinge um seinen Hals enger zog. Er hatte weder dem Opfer geholfen noch irgendwie den Täter verfolgt, sonst hätte er ihn ja bei der Polizei gemeldet. Nein, er war weggelaufen, wie ein Feigling, wie jemand, der auf der Flucht war, wie jemand der… etwas zu verbergen hatte. Shinichi verkniff sich ein bitteres Lächeln, ganz zu Unrecht waren diese Vorwürfe nicht, ganz im Gegenteil, sie waren nur allzu wahr. Deswegen blieb ihm erst einmal nichts anderes übrig, als diese eine Lüge aufrecht zu erhalten, um die andere zu denken. Der Blick Shinichis wurde trüb und bohrte sich in den kleinen Wohnzimmertisch vor ihm, seine Gedanken kreisten nun um den Täter, um sein kaltes Lächeln und waren grade bei der Frage angelangt, ob er wusste, wem er heute Nacht gegenüber gestanden hatte, als ein lautes Klopfen an der Tür ihn aufschauen ließ. Schwerfällig atmete der Detektiv aus, blickte weiter in Richtung Flur. Shinichi schluckte, schloss die Augen und versuchte sich noch kurz zu sammeln, doch das mittlerweile laute Krachen an der Vordertür machte es ihm unmöglich. Seufzend richtete sich der Kriminalistikprofessor auf, ging dann langsam in den Flur und öffnete dem laut störenden Besuch die Tür. „Ein einfaches Klingeln hätts auch getan, Kommissar Hattori.“ Der Kommissar aus Osaka staunte nur kurz über das ruhige Verhalten ihres Verdächtigens, ehe seine Miene wieder hart wurde, diesen Kerl schien wirklich nichts zu erschüttern. Während Heiji in Gedanken weitere Pläne schmiedete, traute sich Shinichi nun auch aufzusehen, doch nicht ohne dass er es sofort bereute. Sein Blick glitt über die Gesichter Heijis und Megures, beide schauten ihn berechnend und kalt an, Shinichi kannte diesen Blick, er kannte ihn nur zu gut, aber noch nie… nie hatte er ihm selbst gegolten. Jetzt aber brannten sich die Augen der Anwesenden unter seine Haut. Er hätte nicht gedacht, dass es so weh tun würde. Ihre Züge hatten nichts Freundschaftliches mehr an sich, Megures Blick war abschätzend, so als fürchtete er, dass Bell ihnen jede Minute entkommen konnte, vielleicht aber spielte sich im Kopf des Hauptkommissars aber auch das Szenario ab, in dem neben all den Opfern plötzlich William Bells Gesicht erschien, das Gesicht des vermeintlichen Mörders. Shinichi schluckte, unwillkürlich wichen seine Augen ihnen aus, denn am härtesten traf ihn der Anblick Heijis. Natürlich war sein alter Freund schon die ganze Zeit nicht gut gegen ihn aufgelegt gewesen, aber die vielen Sticheleien hatte Shinichi irgendwo verkraftet. Aber das die Augen seines besten Freundes ihn jetzt als Täter anklagten, traf ihn. Leise atmete der Detektiv aus, konnte ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen nicht verbergen, wahrscheinlich lag es daran, dass Hattori diesmal sogar Recht hatte. „Sie wissen, warum wir hier sind, Professor?“ Erschrocken von Megures Stimme, die die dichte Stille um ihn herum durchbrochen hatte, schaute der Angesprochene nun auf, es dauerte jedoch ein paar Sekunden, bis Shinichi sich gefangen hatte und zu einer Antwort bereit war. „Sie sind gekommen um mich wegen dringendem Tatverdacht bezüglich des heute Abend verübten Mordversuchs vorläufig festzunehmen.“ Erst jetzt richteten sich die Augen des Amerikaners wieder auf Megure, sein Ton war sachlich und trug keine Spur von Hohn mit sich. „Da liege ich doch richtig, oder, Hauptkommissar Megure?“ Der blinzelte aufgrund der Offenheit des Kriminalisten kurz verwirrt, fing sich dann jedoch schnell wieder und nickte seinem Gegenüber ernst zu. „Genauso ist es, Mr. Bell.“ Der letzte Funken Hoffnung auf Vertrauen von Seiten Megures wich mit dieser Bestätigung aus Shinichis Körper. Unwillkürlich wandte er den Blick zu Boden, schluckte und wagte es nicht aufzusehen, sondern schloss für einen kurzen Moment kapitulierend die Augen, ehe er antwortete. „Wenn Sie das für nötig halten, Hauptkommissar.“ Megure betrachtete den amerikanischen Kriminalistikprofessor kurz, wieso fiel es ihm so schwer, diesen Kerl einfach festzunehmen? Irgendwie schaffte er es immer wieder, den Hauptkommissar an der ganzen Sache zweifeln zu lassen, dabei war es so gut wie bewiesen, vielleicht nicht der Mord, aber zumindest die Tatsache, dass Bell etwas zu verbergen hatte. Nichtsdestotrotz nickte Megure, statt eine Antwort zu geben, Takagi zu, der bis eben hinter ihm gestanden hatte und nun vortrat. Erst als er das metallische Klicken der Handschellen hörte, kam Shinichi wieder zu sich. Wie in Trance starrte er für wenige Sekunden auf das kalte Eisen um seine Handgelenke. Gemeinsam mit Takagi, der ihn an der Schulter führte ging er zum Wagen und während der Kommissar pflichtschuldig seine Sätze runter leierte, lag Shinichis Blick noch immer auf den Handschellen. „Sie haben das Recht zu schweigen…“ Schon jetzt spürte der Detektiv, wie das Metall in sein Fleisch schnitt, Bells Hände wirkten mit einem mal mehr als fremd unter dem ungewohnten Armschmuck. Die blauen Augen flimmerten kurz trüb und unter den Schichten Silikons und Farbe erschien ein bitteres Lächeln auf den Zügen des Oberschülers. Eigentlich war die ganze Situation beinahe amüsant, denn die Gesichter von Heiji und die anderen, wenn diese wüssten, wen sie in diesem Moment wirklich festnahmen, würden bestimmt zum Schreien komisch sein. Ja, eigentlich war das ganze hier fast schon komisch. „…alles was Sie sagen…“ Eigentlich. Wenn er durch seine Lüge nicht den wahren Täter decken würde, wenn er nicht Angst haben müsste, dass die letzten zehn Jahre umsonst gewesen waren und wenn all diese Lügen nicht wären, dann, ja dann war die ganze Sache vielleicht sogar komisch. So aber hatte die Anklage, unter der er stand, auch einen Hauch Wahrheit in sich und Shinichi konnte nur hoffen, dass seine wahre Tat weiter ungeahndet blieb. „…kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“ Die Stille im Wagen schien die Luft mit Anspannung zu füllen, auch die leise surrende Heizung kam nicht dagegen an. Zusammen mit Takagi hatte er hinten Platz genommen und während seine ehemaligen Kollegen ihn abwechselnd durch den Rückspiegel taxierten, war Kommissar Takagi der einzige, der seinen Blick mied, doch Shinichi war ebenfalls nicht in der Lage, einen der drei anzusehen. Bell würde seinen Auftritt nachher noch bekommen, bis dahin brauchte Shinichi Kudo aber erst einmal Ruhe. Müde atmete der Detektiv aus, konnte dabei ein kurzes Zittern nicht unterdrücken, denn trotz der trockenen Klamotten spürte Shinichi die Kälte des Regens noch immer tief in seinen Knochen sitzen, dementsprechend brachte ihn die kalte Luft der offensichtlich kaputten Heizung zum Frösteln. Sein Blick lang auf Bells Händen. Auf den Handschellen um seine Gelenke wurden abwechselnd die bunten Lichter von Tokios Straßen reflektiert, die wie Irrlichter an ihnen vorbei flogen. Mit einem kleinen Seufzer wandte Shinichi den Blick ab und schaute aus dem Fenster. Doch statt ihm die Straßen Tokios zu zeigen, gab die Glasscheibe ein anderes Bild preis. Es war Bell. Und doch nicht mehr, als der durchsichtige Schatten seiner selbst, die geisterhafte Gestalt sah den Detektiv mit leeren Augen ratlos entgegen. Shinichis Blick wanderte von den matten Augen über das leicht durchscheinende Gesicht des Professors, die Züge Bells wirkten durch die ihn umgebene Dunkelheit nur noch blasser, als hätte das schwarze Nichts selbst ihn in Ketten gelegt. Der Anblick des Kriminalistikprofessors in Handschellen war für den jungen Detektiv mehr als ungewohnt. Shinichi seufzte kurz, ehe sich auf seinen Lippen ein müdes Lächeln spielgelte, das die durchsichtige Gestalt Bells an seiner Seite prompt erwiderte. So war das alles nicht geplant gewesen. Hi Leute, so jetzt dauert es nur noch wenige Kapitel bis Heiji dem lieben Shinichi aufs Dach steigt, aber das könnt ihr euch sicher schon denken. Fürs erste aber muss der jetzt erst mal sehen wie er mit der Polizei fertig wird. Wie Ran wohl auf die Neuigkeiten Reagiert? Das und mehr im nächsten Kappi! Vielen Dank für eure Fafos und Kommentare, ich freue mich über jedes ^//___________//^ Liebe Grüße, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)