Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 48: Burning tears ------------------------- Rückblick- Sonokos anklagende Worte rissen das, was von seiner Seele noch übrig war in Stücke, stachen kalt und scharf unter seine Haut und impften heiße Panik in seine Venen. „Sie ist weg! Ran ist verschwunden. Ist das präzise genug für dich?“ -Rückblick Ende Burning tears Der dichte Nebel, in den man ihren Verstand gehüllt hatte, lichtete sich langsam und machte sie ihrer eigenen Existenz wieder gewahr. Ran blinzelte, öffnete die Augen, doch das brennend grelle Licht stach in ihnen und brachte schwarze Schatten vor ihrem Sichtfeld zum Tanzen, noch ehe sie sie wieder schließen konnte. Die junge Lehrerin schluckte, wollte sich aufrichten, doch irgendetwas hinderte sie daran. Ihre Fingerspitzen gruben sich in das kühle Metall unter ihnen. Ein Schauer rann ihr über den Rücken als sie begriff, wo sie war, beziehungsweise, worauf man sie fest hielt. Bilder von ihm, festgebunden auf dem unbeugsamen kalten Untersuchungstisch flackerten vor ihrem inneren Auge auf und ließen ihren Mund trocken werden. Der scharfe Geruch des Klebebands um ihren Mund stach ihr in der Nase, ihre Lider zitterten, während sie versuchte, sich daran zu erinnern, was passiert war. Sie hatte sein Zimmer fluchtartig verlassen, ihre Sicht und ihr Verstand waren von Tränen vernebelt gewesen, während sie sich einen Weg durch die verworrenen Krankenhausflure gesucht hatte. Doch noch bevor sie den Aufzug hätte betreten können, war es vorbei gewesen. Ein stechender Geruch. Eine warme Hand. Dunkelheit. Der Atem stockte in ihrer Brust, sie spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, während kalte Panik von ihr Besitz ergriff. Eine einzelne Träne floh aus ihrem Augenwinkel, suchte sich ihren Weg über ihre Wange, ehe sie von einer kalten Hand aufgehalten wurde. „Nicht doch, führ Tränen ist es noch zu früh.“ Seine Stimme ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Ihre Augen wurden groß, noch immer brannte das grelle Licht, das auf sie herab schien, in ihnen - doch Ran ignorierte es. Sie blinzelte, doch der Mann der in diesem gleißenden Licht stand bliebt nichts weiter als ein schwarzer Schatten. Sie musste ihn jedoch nicht sehen können, um zu wissen, wer der Mann war. Die schwarze Silhouette musste die Erkenntnis in ihren Augen gesehen haben, denn auch ohne sein Gesicht zu sehen wusste sie, dass er nun auf sie herablächelte. Ran spürte, wie ihr abwechselnd heiß und kalt wurde, unter ihrer Haut kribbelte es, als hätte jemand das Blut in ihren Adern zum Stillstand gebracht, während sich der ehemalige Hauptkommissar plötzlich bewegte, die Hand hob um, mit dieser einfachen Geste das Licht aus ihrem Blickfeld nahm. Die junge Frau schluckte, blinzelte, während vor dem nun klaren Bild Matsumotos noch immer schwarze Schatten tanzten. Ihr Blick fiel zur Lampe, die nun einen anderen Teil des kühlen Raums erhellte, um hie und da von blank geputzten Metallflächen reflektiert zu werden. Der kalte Schauer, der ihr über den Rücken lief, war Zeuge von dem Moment, in dem sie ahnte, wo sie sich befand, der Gedanke allein genügte, um ihr erneut die Haare zu Berge zu stellen. Die unterkühlte Stimme Bosses ließ ihr jedoch keine weitere Zeit um über die Konsequenzen ihres Aufenthaltsorts nach zu denken. „Keine Sorge meine Liebe, wenn unser gemeinsamer Freund reagiert wie erwartet, wird dein Leiden schnell vorbei sein.“ Rans Augen wurden groß, sie wusste sofort, von wem er sprach, es konnte gar nicht anders sein. Ein metallener Klang schreckte sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand auf, noch immer schien ihr vom Chloroform vernebelter Verstand langsamer zu arbeiten. Sie drehte ihren Kopf auf die Seite, um sehen zu können, was Matsumoto neben ihr tat, ohne zu ahnen, dass sie es noch im gleichen Moment bereuen würde. Die golden schimmernde Klinge des Skalpells wirkte unnatürlich warm und harmlos im warmen licht der Lampe. Zu klein fast, um irgendeinen größeren Schaden anrichten zu können. Ran aber wusste, dass dies nichts weiter als eine geschickte Lüge der rasiermesserscharfen Klinge war. Und auch das genüssliche Grinsen, mit dem der ehemalige Hauptkommissar, der Boss der schwarzen Organisation, das Messer auf dem Bestecktisch legte, ließ ihren Atem in ihrer Kehle stocken. Sein Blick flog über die Klinge hinweg zu ihr. Ihre großen angsterfüllten Augen trafen die seinen. Matsumotos Lächeln traf sie mitten ins Herz und sorgte dafür, dass dies einen Schlag lang aussetzte, während eine weitere, heiße Träne ihre Wange hinunter rann und eine brennende rote Spur zurück ließ. „Du solltest dir diesen Blick lieber für ihn aufsparen, meine Kleine…“ Ihre Augen wurden groß, von Panik gesäte Hitze bohrte sich mit tausend kleinen Nadelstichen unter ihre Haut, als sie endlich Begriff, warum sie hier war. Sie schüttelte mit dem Kopf, spürte wie der Tisch unter ihren Bewegungen zitterte während Matsumoto offenbar Ahnte was in ihr vorging. Er hatte sich mit dem Rücken zu ihr gedreht, werkelte an irgendetwas herum, während er mit zufriedener Stimme auf sie einredete. „Es ist zwecklos, er wird kommen, das wissen wir doch beide.“ Ein erstickter Schrei drang aus ihrer Kehle, doch ihre Versuche, sich zu befreien, waren bedeutungslos. Matsumoto drehte sich zu ihr um, erst jetzt erkannte sie das kleine schwarze Handy, das in seiner großen Handfläche unterzugehen schien, während sein Blick nachdenklich auf ihr lag. „Du solltest besser wissen als jeder andere, dass er nicht zögern wird, zu mir zu kommen.“ Ran schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals schnürte ihr die Kehle zu, während über Matsumotos schmale Lippen erneut ein Lächeln huschte. „Er wurde alles für dich tun…“ Doch der Boss der schwarzen Organisation lachte nur, während etwas in Rans Innerem langsam zusammenfiel. Sie wusste, er hatte Recht. Und genau das machte ihr Angst. Matsumoto aber nutzte den Moment und den flehenden Ausdruck in ihren Augen, um die brennenden Tränen, die sie mit dem Gedanken an ihn vergoss, fest zu halten. „Bitte lächeln!“ „Sie ist weg! Ran ist verschwunden. Ist das präzise genug für dich?“ Er spürte, wie ihm der Atem in der Kehle stockte, während sich jedes Haar in seinem Nacken einzeln aufstellte. Sonoko schaute ihn fordernd an und musterte ihn von oben bis unten, ehe sie mit heiserer Stimme weiter auf ihn einredete. „Ich will wissen was du getan hast, dass Ran nicht an ihr Handy geht? Wir waren verabredet gestern Abend, doch Ran kam nicht. Ich dachte, sie wäre bei dir, doch selbst heute reagiert sie auf keinen meiner Anrufe, bei ihr Zuhause und in der Detektei ist sie nicht und Mori war nicht da, weil er zusammen mit dem Rest der Polizei immer noch dabei ist deinen Saustall aufzuräumen.“ Kudo aber reagierte nicht, sie sah, wie die Farbe aus seinem Gesicht floh, während seine Augen durch sie hindurchstarrten, während sein Blick sich mit etwas füllte, das sie so noch nicht kannte,… Angst. Panik, um es anders auszudrücken. Sonoko schluckte, fühlte, wie ihr eigner Puls sich beschleunigte, während er sie nur stumm anstarrte. „Was ist passiert? Wo ist sie…“ Hektisch ließ sie ihren Blick durch den Raum gleiten, ein kleiner Funke in ihrem Inneren hatte sich gewünscht, dass sie hier war, zusammen mit ihm Raum und Zeit um sich herum vergessen hatte und sich deswegen nicht bei ihr gemeldet hatte. Ihre Augen wanderten zu Hattori, der sie ebenfalls nur anstarrte, ehe er seinen unruhigen Blick zu Kudo lenkte. Sie zuckte zusammen, als Kudos Stimme erneut an ihr Ohr drang, leise, kaum hörbar, so als ob er selbst keine Antwort darauf wollte. „Sie ist nicht da? Sie ist nicht bei dir?“ Seine trockene Stimme brachte Sonokos Wut nun endgültig zum Stillstand. Der wankende Blick des Detektivs pumpte stattdessen frische Angst durch ihre Venen. Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen begannen und schüttelte langsam den Kopf. Shinichi aber zeigte keine Reaktion, während sich sein Brustkorb flach und unregelmäßig hob und senkte. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte man ihm einen Bienenstock zwischen die Ohren gepflanzt und das ganze Ding dann einmal gründlich durchgeschüttelt. Seine Gedanken rasten zusammen mit seinem Herzen, das auf einmal schmerzhaft und unregelmäßig schlug, während Übelkeit seine Magenwand emporkroch. Das durfte einfach nicht sein… Es war vorbei. Vorbei. „Nein…“ Das kleine Wort war kaum mehr als ein heiseres Keuchen, doch das Adrenalin, das es mit sich brachte, half ihm auf die Beine bevor er zusammen mit dem Handy in der Hand durch die Tür verschwunden. Die Flure des Krankenhauses waren voll, fremde Gestalten schauten ihn fragend an, während sein Verstand die Menge nach ihrem Gesicht scannte. Bunte Funken tanzten vor seinen Augen, und die Übelkeit stieg mit jedem Atemzug. Wenn das FBI nichts bemerkt hatte, konnte das nur eines bedeuten,… Ran war noch hier. Im Krankenhaus. Nur wo? Er hörte das Zetern einer Krankenschwester, die sein hektisches Treiben kritisch beobachtete, während er die Menge noch immer nach ihrem Gesicht absuchte und Akais Nummer in das Handy tippte. Vielleicht war sie Sonoko auch nur aus dem Weg gegangen, vielleicht brauchte sie wirklich Ruhe… wenn dann sollte zumindest das FBI wissen wo sie steckte. Seine Füße wollten seinen wackligen Knien noch immer nicht gehorchen, er stolperte, konnte sich gerade noch abfangen und lehnte sich gegen die kahle Wand des Krankenhausflurs, während sich der Raum um ihn herum drehte. Das donnernde Freizeichen hämmerte ihm ins Ohr, brachte das pochende Kopfweh zurück in seine Schläfe, doch noch ehe er den FBI Agent erreichen konnte, tippte eine Hand nachdrücklich auf seine Schulter, sodass er sich wutentbrannt zu dem Störenfried umdrehte, bemerkte noch, wie Hattori auf ihn zu gelaufen kam, ehe er sich der jungen Frau vor ihm widmete. „Was??“ Die schmale Krankenschwester die vor ihm stand, zuckte zusammen, legte eine Strähne ihrer feuerroten Haare hinter ihr Ohr und schluckte, ehe sie es wagte, ihm eine Frage zu stellen. „Sie… sie sind doch Herr Kudo, nicht wahr?“ Shinichis Augen aber wurden groß, das konnte diese Kleine ja nun nicht ernst meinen. „Ich hab jetzt wirklich keine Zeit für diesen Sch-…“ Doch das junge Mädchen nahm noch Mal allen Mut zusammen und fuhr ihm in die Parade, ihre Stimme zitterte, doch irgendetwas sagte ihr, dass sie sich nicht einfach von ihm abwimmeln lassen durfte. „Ich- das wurde für die hinterlegt, Herr Kudo.“ Damit hielt sie ihm einen weißen Briefumschlag entgegen, auf dem in geschwungener Schrift sein Name stand. Für Shinichi Kudo, vom Englischen Hof. Die schwarze Tinte hatte sich tief in das Papier hinein gefressen. Shinichi schluckte, spürte wie sich eine kalte Hand um seine Kehle schlang und drückte, bis er glaube, keine Luft mehr zu bekommen. Die Anspielung auf Sherlock Holmes wäre nicht nötig gewesen, denn er hätte seine Schrift auch so erkannt, schließlich waren es dieselben, großspurig geschwungenen Buchstaben, die sich in das Bourbonetikett eingebrannt hatten, um Ran zu vernichten. Panik stieg in ihm auf, wurde mit jedem Schlag seines Herzes weiter in seinen Körper hineingepumpt, als Freizeichen seines Handys ein letztes Mal gegen seine Ohren schlug und seine Stimme es ersetzte. „Akai.“ Seine Lippen formten einen Satz ohne, dass er es merkte, seine eigene Stimme kratzte in seinen Ohren, war rau und kaum zu verstehen. „Er hat Ran…“ Heiji hatte ihn zurück in sein Zimmer befördert. Gezerrt war wohl eher der richtige Ausdruck, denn da er wusste, dass Matsumoto sich im Krankenhaus befinden musste, wollte er den Laden schlicht und einfach auf den Kopf stellen. Erst als Heiji ihn etwas unsanft an den Brief erinnerte und ihm klar machte, dass sie Ran nicht finden würden, wenn er ausgerechnet jetzt den Verstand verlor, hatte ihn das zurück in die Realität befördert, während Heiji ihn zurück aufs Zimmer brachte. Die Erinnerungen an den Weg dorthin bestanden aus verschwommenen Einzelteilen, genauso wie sein Gespräch mit Akai. Sicher erinnerte sich Shinichi nur an eines, die kühle Stille, die auf seine brüchige Erklärung hin eingetreten war, bis die Stimme des Agents erneut in seinen Ohren ertönte. „Wir sind auf dem Weg.“ Und dieser Weg schien unendlich lange zu dauern. Das galt für alle drei von ihnen. Denn natürlich hatte sich Sonoko nicht dazu überreden lassen, das Feld zu räumen, nachdem sie gesehen hatte in welchem Zustand der ohnehin schon blasse Detektiv zurück ins Zimmer gekommen war. Sie warf ihm Fragen und Beschuldigungen an den Kopf, auf die Kudo jedoch nur mit einem leeren Blick reagiert, ehe er begann, aus dem Pyjama zu schlüpfen um die Sachen an zu ziehen die seine Eltern ihm besorgt hatten. Sonoko sah ihm nach während im Band verschwand um sich um zu ziehen ohne ihre Fragen zu beantworten. Heiji hingegen hörte ihr Gezeter sehr wohl. „Das ist alles deine Schuld, Kudo! Wenn du nicht wärst dann-…“ Doch in dem Moment in dem Sonoko Luft holte um weiterzusprechen, funkte ihr der Kommissar aus Osaka dazwischen. Er nahm sie beim Arm der zu wilden Gestikulation erhoben war und brachte sie mit etwas Druck an ihrem Handgelenk dazu, inne zu halten. Die Konzernerbin starrte ihn böse an, doch Heiji kannte diesen Blick, war schon längst immun dagegen und schüttelte mit bitterer Miene den Kopf. Dies war weder der richtige Ort noch Zeitpunkt, um sich so aufzuführen. Sein Blick fiel zu Kudo, der still, viel zu still auf seinem Krankenbett saß und auf das kleine schwarze Handy starrte, welches in dem weißen Umschlag auf ihn gewartet hatte. Heiji spürte, wie Sonokos angespannte Muskeln nachgaben, als er ihrem Blick folgte. Er lockerte seinen Griff, als er sah, wie erste Tränen ihre blassgrünen Augen füllten, bis sie sich von ihnen, oder besser gesagt von Shinichi, abwandte und zum Fenster schaute, um ein flehendes Stoßgebet in den dunkelgrau bedeckten Himmel Tokios zu schicken. Heiji folgte ihr kurz mit seinem Blick, Sonoko zitterte, schaute sie nicht mehr länger an, doch ihre Haltung machte deutlich, dass sie den Raum so schnell nicht verlassen würde. Der Kommissar seufzte, fuhr sich durch die Haare und merkte erst jetzt, dass auch seine eigenen Fingerspitzen zu zittern begonnen hatten. Sein Blick fiel auf den säuberlich beschrifteten Umschlag, der neben seinem Kollegen auf dem Bett lag. Mehr als das Handy war nicht darin gewesen, keine Notiz, keine Anmerkung, nichts. Nur dieses nutzlose Stück Plastik, das ihnen durch einen Pin den Weg versperrte. Noch ehe der Kommissar seinen Freund jedoch darauf ansprechen konnte, ging die Tür seines Krankenzimmers erneut auf und ließ die beiden Detektive aufsehen. Die Agents Akai und Starling betraten den Raum, gefolgt von Sato und Takagi, die versuchten, Shinichi nicht zu offensichtlich anzustarren. Die massige Gestalt von Hauptkommissar Megure aber zog Shinichis Blick unweigerlich auf sich. Seine Brust hob und senkte sich hektisch, brachte dabei den Knopf seines Mantels zum Spannen, die ernsten Blicke der beiden Detektive belegten die Zunge des Hauptkommissars mit einem bitteren Geschmack. „Es ist also wahr…“ Der Detektiv des Westens sah seinen Kollegen an und wartete bis Kudo nickte, Megures Augen tasteten seinen alten Freund vorsichtig ab. Die Züge des ehemaligen Oberschülers waren härter geworden, mehr noch als die seines Vaters. Der Hauptkommissar schluckte, er kannte die Bitterkeit in den Zügen des Detektivs nur zu gut. Shinichi seufzte, bevor er ihm das Handy und den Umschlag zeigte, die ihm die Krankenschwester überreicht hatte. Die junge Frau wartete im Nachbarraum auf sie während ein FBI Agent sie im Auge behielt. „Sie ist weg und das hier wurde mir eben überreicht und auch wenn wir bisher nicht wissen was er uns damit sagen will, ist die Botschaft, denke ich, eindeutig.“ Die bittere Stimme des Detektivs ließ nicht nur Megure einen Schauer rüber den Rücken rennen, selbst Sonoko die versucht hatte das Geschehen in ihrem Rücken zu ignorieren drehte sich nun wieder zu ihnen um. Megure aber sah den jungen Mann lange an. Das Gefühl, das in ihm dabei hochkroch, war jene Nostalgie, die man empfand, wenn man einem alten Freund wieder begegnet, den man nach all der Zeit kaum noch erkannte. Denn das war Shinichi im Moment, nicht wiederzuerkennen. Der alternde Hauptkommissar schluckte, fuhr sich mit der Hand unter den Hut und strich mit seinem Zeigefinger über die Narbe unter seinem Haar. „Shinichi…, ich- es tut mir Leid. Ich hatte keine Ahnung-…“ Doch der Detektiv gebot seiner von Mitleid rauen Stimme mit einem Kopfschütteln Einhalt. Shinichi schluckte, ehe er erneut zu Megure aufsah, die schwarzen Schatten erkannte, die die vergangenen Tage und Wochen in das alternde Gesicht des Hauptkommissars gegraben hatten. „Sie hätten es nicht wissen können, Megure. Keiner von uns wusste es.“ Der Hauptkommissar schnappte nach Luft, doch Shinichi ließ ihn nicht weiter kommen, sondern nahm das Handy in dessen Hand wieder an sich. „Hier geht es nicht um Schuld…“ Doch der Gedanke allein ließ ihn erneut innehalten. Shinichi biss sich auf die Lippen und ballte die Hände zu Fäusten, bis seine Knöchel weiß hervortraten, ehe die kühle Stimme des Agents sein Schwiegen brach. „Kudo hat Recht.“ Die kühlen Augen des FBI Agenten flogen über ihren ehemaligen Schützling, auch Jodie nickte und ließ sich das Handy überreichen. Nachdenklich legte sie den Finger ans Kinn, ehe sie zu ihrem Kollegen aufsah. „Am Besten wäre es, wir bringen es ins Labor.“ Akais Blick aber streifte die leeren Zahlenfelder nur mit einem Kopfschütteln. „Dafür bleibt keine Zeit.“ Sein Blick fiel zurück auf Shinichi, dessen blaue Augen ihn durchbohrend ansahen. „Ich nehme an, du hast schon eine Idee?“ Er sah wie der Detektiv schluckte, bevor er seinem Blick mit einem kaum merklichen Nicken auswich. Akai aber verzog keine Miene, sondern hielt seinem ehemaligen Kollegen das Handy auffordernd unter die Nase, bis er es zögerlich wieder entgegennahm. Heiji spürte die Spannung zwischen den beiden Männern, sagte jedoch nichts, sondern beobachtete Shinichi an seiner Seite. Der blasse Detektiv neben ihm aber blieb regungslos und blickte weiterhin auf sein eigenes Spiegelbild, das ihm aus dem schwarzen Display heraus blicklos anstarrte. Erst als eine Hand sich auf seine Schulter legte und Heiji ihn nochmals ansprach, beförderte es ihn zurück in die Realität. „Kudo?“ Shinichi zuckte unter seinen Fingern zusammen, die Muskeln um seinen Kiefer spannten sich, ehe er zu sprechen begann, die kühle Sicherheit, die sonst in ihr lag, wenn er vor einem Rätsel stand, fehlte vollkommen. „Was- was wenn ich falsch liege...“ Die Stimme seines Freundes war kaum mehr als ein Flüstern, brachte Heijis Augenbraue dazu nach oben zu wandern. Er spürte, wie auch die anderen den Detektiv überrascht ansahen. Heiji aber schluckte, er hatte begriffen, woher die plötzliche Unsicherheit Shinichis herrührte. Das hier war nicht irgendein Fall, hier ging es um Ran. Der Osakaner fuhr sich durchs Haar und schüttelte den Kopf, ehe auch er zurück auf das Handy in Kudos Händen sah. „Dann liegst´de eben falsch. Wir haben drei Versuche, Kudo.“ Er schluckte und nickte seinem Freund zu. „Also versuch es…“ Shinichi schloss die Augen, sein Atmen zitterte, während er versuchte, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Schon so oft war sie in Gefahr gewesen, er hatte Rätsel gelöst und Bomben entschärft um sie zu retten, aber dieses Mal war es anders, dieses Mal hatte er Angst vor dem was er sehen könnte, wenn er das Rätsel löste. Über dem Display liefen Buchstaben, die einen kurzen Satz formten, drohend und fordernd zu gleich. Geben sie den PIN der SIM-Karte ein. Sie haben noch 3 Versuche. Heiji beobachtete, wie die zitternden Fingerspitzen Shinichis über das Handy flogen und eine ihm nur allzu bekannte Nummer in das vierstellige Eingabefeld des Display tippten. Sein Zeigefinger zögerte kurz, ehe er die Nummer des APTX „4869“ bestätigte. Ein schriller Piepton eilte der Unheil verkündenden Botschaft voraus, die kurz darauf über das Handy flimmerte, um den Adrenalinspiegel der beiden Detektive in die Höhe zu treiben. Falscher PIN-Code. Sie haben noch 2 Versuche. Der dunkelhäutige Polizist neben ihm stieß einen stummen Fluch aus, Shinichi aber presste die Lippen aufeinander während seine Augen an der Zahl der verbliebenen Versuche hängen blieben. Er schluckte, schaute dann zu der abwartenden Menge im Raum auf. „Das APTX fällt schon mal weg, wir brauchen also einen anderen vierstelligen Code.“ Eine drückende Stille kehrte in den Raum zurück, selbst Sonoko schien sich genug zusammennehmen zu können, um zusammen mit den anderen nachzudenken. Shinichi fluchte, er spürte sein Herz in seinem Hals pochen. Sie vergeudeten wertvolle Zeit, sie brauchten den richtigen Code und zwar gleich. „Vielleicht ein Datum?“ Sofort richteten sich die Augen der Anwesenden auf Kommissarin Sato, die ihren Blicken standhielt und weitersprach. „Wir gehen doch davon aus das Haupt-…“ Doch das Wort blieb ihr im Halse stecken. Die Beamtin holte tief Luft, spürte wie die Hand ihres Mannes die ihre zart berührte, ehe sie fortfuhr. „Wir wissen das er will, dass du diesen Code knackst. Vielleicht ist es also ein Datum, irgendein Tag oder Jahr, der dich mit der Organisation verbindet?“ Shinichi schluckte, ehe er nickte. Natürlich gab es einen solchen Tag, allein der Gedanke daran ließ eine Gänsehaut über seinen Rücken laufen, doch noch ehe er das Datum nennen konnte kam ihm jemand zuvor. „Der 13. Januar.“ Shinichi zuckte, blickte dann erneut zu Megure auf, dessen Blick aus dem Fenster glitt, ganz so als ob sich dort die Ereignisse von über zehn Jahren erneut abspielten. „Ich wusste zwar damals noch nicht, dass du es warst, aber ich erinnere mich noch ziemlich gut an meinen ersten Fall mit „Conan Edogawa“.“ Die braunen Augen des Hauptkommissars wanderten zurück zu dem Detektiv und für einen kurzen Moment verschmolz der kleine Junge erneut mit ihm. Doch das Bild verschwand, als der zu sprechen begann. „Also schön…“ Shinichi schluckte, wartete auf eine Reaktion, auf jemanden, der ihn aufhielt, doch um ihn herum blieb es still. „…versuchen wir es.“ Er tippte den verhängnisvollen Tag in das Display ein und spürte, wie die Erinnerungen seinen Magen mit Eiswürfeln füllten. Ein gutes Zeichen. Denn ein solches Datum könnte der Boss tatsächlich gewählt haben. Sein Finger zögerte erneut. Die Zahlen 1301 funkelten ihn böse an, ehe er den Eintrag bestätigte. Piep! Der schrille Pfeifton ließ nicht nur ihn zusammen zucken, mit pochendem Herzen beobachtete der Detektiv wie die Bestätigung auf dem Display folgte. Falscher PIN-Code. Sie haben noch 1 Versuch. Die Spannung im Raum stieg. Langsam wich die Ruhe aus den Knochen der Beamten, während sie über weitere Möglichkeiten diskutierten, und auch Heiji fluchte, ehe er der Blondine an seiner Seite einen scharfen Blick zu warf und fragte, wie lange es dauern würde, diesen Haufen Plastik auseinander zu nehmen. Einzig und allein der Blick Akais traf den seinen. Sie hatten nur noch eine Chance. Synchron wanderten die Blicke der beiden zu dem kleinen verblichenen Etikett, das neben Handy und Umschlag, das einzige war das sie noch von dem Boss der schwarzen Organisation in den Händen hielten. Das Etikett einer Whisky Flasche, von 1996. Eben jenes Stück Papier das ihre Welt in Dunkelheit getaucht hatte. Der Detektiv schluckte, doch seine Zunge blieb an seinem Gaumen kleben, während er beobachtete, wie Akai das Etikett aufhob und zwischen seinen Fingern hin und her drehte, ehe er es ihm auffordernd reichte. „Versuchen wir es.“ Die kühle Stimme des Agents lenkte auch die Aufmerksamkeit der anderen wieder auf sich, sodass sich die Augenbrauen seiner Kollegin hoben. „What? You can´t be serious, Shuichi. Das soll unser letzter Versuch sein?“ Der Detektiv und der FBI Agent tauschten einen kurzen Blick aus und Jodie spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken schlich. Schon lange hatte sie die beiden nicht mehr so zusammen gesehen. Ihr Partner sah sie lange an, ehe er abschätzig mit den Schultern zuckte. „Wieso nicht? Wenn wir mit Kudos Todestag nicht weiter kamen-“ Shinichi aber beendete den Satz für ihn. „-dann vielleicht mit Conans.“ Shinichi spürte die Kälte unter seine Haut zurückkriechen, sie verstopfte seine Gefäße und ließ sein Herz nur noch schneller schlagen, um dagegen an zu kämpfen. Hattori war zusammen mit den anderen Beamten still geworden, während Jodie ihnen einen mitfühlenden Blick zuwarf und zum ersten Mal begriff, warum Shinichi wegen ihrer Lüge so aufgebracht gewesen war. Sie hatte ihn für tot erklärt, obwohl er es nicht war. Shinichi aber biss sich auf die Lippen, suchte die grünen Augen Akais, doch der Agent verwehrte ihm den Blick. Das Jahr auf der Bourbonflasche war weit mehr als jenes, das auf Conans Grabstein prangerte. 1996. Es war das Jahr in dem die Organisation herausgefunden hatte, dass sie noch lebten, das Jahr, in dem alles aus dem Ruder gelaufen war, das Jahr in dem er nach Amerika geflohen war. Es war das Jahr in dem Ai Haibara gestorben war. Shiho Myano. Shinichi schluckte, hob den Blick erneut zu Akai, der jedoch nur wartend auf das Handy in seiner Hand starrte, bevor der Blick des Detektiven zu dem kleinen Diktiergerät glitt, das noch immer an seinem Nachttisch lag. Er biss sich auf die Lippen, schüttelte den Kopf und wandte den Blick zurück auf das Handy, spürte die Augen der anderen auf ihm liegen, während er die vier Zahlen eintippte. Shinichi atmete lange aus. Der warnende Text des Handys brannte sich in seine Netzhaut und fütterte den Kloß in seinem Hals so lange, bis dieser dick und rund war und ihm das Atmen erschwerte. Der Boss hatte ihnen diesen Hinweis hinterlassen. Es musste einfach passen. Es musste der richtige Code sein. Sie hatten keinen weiteren Versuch. Es musste Funktionieren. Er schloss die Augen und drückte. Piep! Falscher Pin Code Hallöchen ihr Lieben! Bevor ich zu meinem Nachdienst verschwinde gibt’s noch schnell das VORLETZTE Kapitel für euch :3 Erst mal vielen Dank das ich mir bis hier hin so tatkräftig begleitet habt. *AufdieKommischiel* Ähm- ich hoffe ihr seit alle noch an meiner Seite und ich habe niemanden verschrekt ^^, die plötzlich niedrige Rückmeldung verunsichert mich dann doch ein wenig um ehrlich zu sein >//<, Jedenfalls hoffe ich das euch das Kapitel gefallen hat! Und natürlich würde ich mich auch diesmal wieder sehr über eure Meinung freuen! Ganz liebe Grüße, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)