Lost in Time von Shelling__Ford (ShinichixRan) ================================================================================ Kapitel 37: Disillusion ----------------------- Rückblick „Heute aber, liefere ich Ihnen diesen letzten Beweis.“ Ein dumpfer Knall, vollendete seinen Satz, ließ sie mit einem Scherbenhaufen zu ihren Füßen zurück, während ihre Stimme kaum mehr als ein heiseres Wispern war. „Shinichi…“ Disillusion Die blauen Augen hinter Bells Brille bargen einen nur allzu bekannten Glanz in sich, ihrem scharfen Blick konnte sich niemand entziehen. „Eine Organisation die bisher nicht gefasst werden konnte, die sich dem Gesetz immer wieder entzieht, weil sie scheinbar zu mächtig ist, nie einen Fehler begeht und nie einen Beweis hinterlässt.“ Der Hauptkommissar hatte sein Handy fest ans Ohr gepresst, ohne wirklich wahrzunehmen, dass er noch immer mit Heiji verbunden war. Wie gelähmt saß er auf seinem Sofa neben Midori, die ihrem Mann nur noch verwunderte Blicke schenkte und selbst das Geschehen am Fernseher beobachtete. Megure aber bekam von all dem nichts mit, er hatte Mühe, überhaupt aufzunehmen, zu verstehen was William Bell- was Shinichi grade sagte und spürte doch, wie sich das taube Gefühl in seinen Knochen mit der neu aufsteigenden Übelkeit mischte. Sie hatten den ganzen Tag damit zugebracht, nach Hinweisen zu suchen, sie und das FBI waren in Verhandlung mit der CIA, um endlich zu einer gemeinsamen Strategie zu kommen und nun… Nun war dieses Video aufgetaucht. Eigentlich müsste er schon längst das Pressezentrum an der Strippe haben, um diese danach zu fragen, wo sie diese Information her hatten, anstatt Hattori ins Ohr zu schweigen. Aber er konnte nicht… Er konnte weder das Gespräch mit Heiji wieder aufnehmen, noch Midori antworten, geschweige denn die Nummer des Pressekontakts aus seinem Notizbuch hervorkramen. Shinichis Blick in dem falschen Gesicht lähmte ihn, belegte seine Zunge mit einem bösen Vorgeschmack dessen, was sie in den nächsten Minuten erwarten würde. Denn was immer Shinichi Kudo auch mit diesem Video bezwecken wollte, er tat es mit voller Absicht. „Heute aber liefere ich Ihnen diesen letzten Beweis.“ Kudos Blick allein hatte die Atmosphäre in ihrem kleinen Wohnzimmer bis zum Zerreißen gespannt, sein letzter Satz hatte eine Gänsehaut auf ihren Armen provoziert und in diesem Moment war die Beamtin heilfroh, dass sie Noriko schon vor einer Viertelstunde ins Bett gebracht hatten. Ihr Blick wanderte zu Takagi an ihrer Seite, ihr Mann hatte sich nicht mehr gerührt, seitdem sie zufällig über die Nachrichten gestolpert waren und das Bild des Mannes über den Bildschirm geflimmert war, dessen wahres Ich sie schon seit Tagen suchten. Vielleicht lag es daran, dass sie Kudo nicht gut gekannt hatte, Himmel noch mal, selbst Bell hatte sie in letzter Zeit öfter gesehen als Shinichi Kudo damals. Wahrscheinlich lag es dem zugrunde, dass die schmale Brille des Kriminalistikprofessors vor ihren Augen zu den übergroßen Gläsern des kleinen Jungen wurde, der sie mal wieder mit einer seiner Deduktionen überraschte. In den blauen Augen Bells fehlte jedoch jegliche Erleichterung über die Lösung eines Falls, das tiefe Blau zog sie unter Wasser, übte einen festen Druck auf sie aus, sodass ihre Lunge jeglicher Atmen entwich. Diesmal gab es einen Haken an der Sache. Zu mehr war sein Hirn nicht imstande. Takagis Blick lag fest auf dem Amerikaner, dessen Blick beinahe einschüchternd wirkte, während er sprach. Dennoch zeigte die Pause, die er nach diesem bezeichnenden Satz einlegte, deutlich die Anspannung, die in ihm herrschte. Bells Blick glitt kurz zur Seite, ehe seine blauen Augen die Zuschauer erneut einfingen. Takagi aber schluckte nur, lauschte Kudos Worten während in seinem Kopf die kaputte Platte wieder von vorne begann. „Denn am 13.01.1994 hat die Organisation einen Fehler begangen und einen Zeugen zurückgelassen. Dieser Fehler war der Mord an dem damaligen Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo.“ Agent Blacks Bart zuckte nur noch, er hatte es schon längst aufgegeben Tracy zu fragen, was sie sich dabei gedacht hatte. Es wäre bei dem umherstehenden Agents des FBIs wohl auch eher weniger gut angekommen. Denn sein Büro war mittlerweile am Überlaufen, der alternde Agent hatte das Gefühl, das gesamte New Yorker FBI Department hatte sich in seinem stickigen kleinen Büro versammelt und starrte nun geistesabwesend auf den Monitor seines PCs. Er hatte alle Hebel in Bewegung setzten wollen, um die Ausstrahlung zu stoppen, seine besten IT-Leute darauf angesetzt, er selbst hatte versucht, mit etwas... anderen Mitteln des FBIs die japanische Presse dazu zu bringen, die Sendung abzubrechen, als ihn einer seiner Leute auf den live stream des japanischen Fernsehens aufmerksam gemacht hatte. Doch das Einzige was er davon hatte war die Ansammlung von Mitarbeitern, die Wind davon bekommen hatte, dass in Sachen Organisation grade etwas vollkommen aus dem Ruder lief. Denn das tat es. In diesen wenigen Minuten zerstörte Shinichi Kudo alles, was sie, aber auch er, in den letzten Jahren aufgebaut hatten. Er richtete alles zugrunde. Doch der Kriminalistikprofessor tat ihm nicht den Gefallen, sprach weiter, ruhig, wie man es von ihm bei einer Fallanaylse kannte. William Bells Stimme zitterte schon längst nicht mehr, während er von seiner eigenen Ermordung sprach. „Man hatte ihn dabei erwischt, wie er einen Deal der Organisation beobachtete, wegen einem vorrangegangenen Mordfall war die Gefahr groß, dass ein einfacher Schuss die Polizei sofort an den Tatort locken würde, also hat man sich anderer Mittel bedient, um den Detektiv aus dem Weg zu räumen.“ Bells fremde Stimme darüber reden zu hören, ihn reden zu hören, über das, was passiert war, über das, was hätte sein können, war mehr als sie ertragen konnte. Keine Mutter hörte gerne, dass ihr Sohn dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen war, keine Mutter fühlte sich gerne dafür verantwortlich, dass sie es vielleicht hätte verhindern können… wenn sie nur da gewesen wäre. Er hatte es ihnen nie so erzählt, seine Sicht der Dinge vor ihnen verborgen, nachdem er ja wusste, dass Agasa ihnen berichtet hatte, was passiert war. Spätestens jetzt wusste Yukiko auch wieso. Auch Yusaku schluckte, beobachtete das Bild mit düsterem Blick. Yusakus dunkelblaue Augen lagen angespannt auf denen seines Sohnes, beobachteten, wie sein Blick immer wieder ins Wanken kam, lang nicht so stabil war, wie seine Stimme den Anschein machte. Yusaku schluckte, beobachtete wie sich die Lippen seines Sohnes bewegten und wünschte sich in diesem Moment, ihn stoppen zu können, während ein anderer Teil seinen Sohn für dessen Mut und Logik bewunderte. Der Schriftsteller schnappte nach Luft, fühlte, wie ihm seine Gedanken schwer auf den Brustkorb drückten. Der Autor schloss die Augen, provozierte damit das Nachbild seines Sohnes hinter seinen Lidern, dessen sturer Blick ihm von Anfang an verraten hatte, dass er alles darum geben würde, damit er dieses Video niemals gebrauchen musste. Am Schluss aber hatte er wohl doch keine andere Möglichkeit gesehen. Er hatte die Wahl. Und er hat sich entschieden. Eine Entscheidung, von der er glauben musste, dass deren Auswirkungen ihn wahrscheinlich schon gar nicht mehr betreffen würden. Der Autor schloss die Augen, versuchte den Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, doch Bells harsche Wort über die vermeintliche Wirkung des Giftes erzeugten nur neue Fantasien, die der Schriftsteller niemals zu Papier bringen wollte. „Man verabreichte ihm ein von der Organisation entwickeltes Gift, das töten sollte, ohne dass später Spuren des Mittels nachweisbar waren. Sie verschwanden und ließen Shinichi Kudo zum Sterben zurück.“ „Hey, Kaito!“ Der Angesprochene seufzte, bemühte sich, seinen Tonfall nicht zu scharf werden zu lassen. „Was?“ Sie aber schien seine Anspannung nicht zu bemerken. „Komm mal her, das solltest du dir vielleicht ansehen.“ Der Magier aber rollte nur mit den Augen, stocherte genervt in der heißen Bratpfanne herum. Er hatte sich angewöhnt, selbst das Abendessen herzurichten, so konnte er wenigstens sicher gehen, das Aoko ihm keinen F-Fi- - nicht diese widerwärtige glibberige Ausgeburt der Hölle - servierte. Wer hätte ahnen können, dass der Dame dieser Kompromiss so gut gefallen würde. Heute war einer der Tage, wo er diesen Deal besonders bereute- gut und schön Aokos sprunghafte Entscheidung von Curry, zu süßen Reißbällchen, zurück zu dem herzhaften Spagetti Bolognese war vielleicht ihren Hormonen, kurzum der Schwangerschaft geschuldet, dennoch… Was hatte er davon? Drei angefangene Gerichte und keines, das dem Gaumen der Dame am Ende entsprach, da sie jetzt doch lieber gebratenen Räuchertofu und Miso Suppe hätte- schön, den würde sie bekommen. Und da beschwerten sich die Frauen immer darüber, dass sie die einzigen waren, die während der Schwangerschaft litten. Der Tofu in seiner Pfanne gewann langsam an Farbe, geschickt wendete er ihn, ehe er seiner Frau Antwort gab. „Wenn dir nicht plötzlich nach einem Brikett zumute ist, wüsstest du, dass ich jetzt nicht vom Herd weg kann Aoko!“ „Schön, wie du willst, ich dachte nur dich interessiert es, dass der Typ im Fernsehen von dem Detektiv spricht, von dem du in letzter Zeit andauernd faselst, Bakaito!“ Noch ehe sie den „Kosenamen“ ihres Mannes ausgesprochen hatte stand der schon mit der brutzelnden Pfanne in der Hand im Wohnzimmer, seine türkisblauen Augen beobachteten wie William Bell schluckte, während die Stimme des Professors kurz rau wurde. „Das Gift wirkte,… jedoch anders als beabsichtigt.“ „Was glaubst du? Ist das, wovon er redet wahr?“ Als sie sich jedoch zu ihm umwandte wusste sie, dass sie keine Antwort bekommen würde. Das Pokerface ihres Zauberers war gänzlich von seinen Lippen gewaschen, sein Teint war mit einem mal auffällig blass, während er der wissenschaftlichen Erklärung Bells folgte. „Das Mittel ließ seine Zellen nach einem bestimmten Muster absterben. Die Anzahl von Zellen die produziert wird, um das Wachstum des Körpers voran zu treiben, reduzierten sich, so weit, bis der Oberschüler keiner mehr war. Kaito schluckte, spürte wie sich eine Gänsehaut über seinen Rücken schlich, während sein Verstand versuchte, zu entscheiden, ob das, was der Detektiv da tat, nun endgültig die Grenze zwischen Mut und Dummheit überschritt. Er wusste, was nun folgen würde. Bis nur noch Zellen in einer weitaus geringeren Anzahl vorhanden waren, eine Anzahl, Form und Alter, die dem Körper eines siebenjährigen Grundschülers entsprach.“ Sie hatte gerade die Arbeiten ihrer dritten Klasse fertig korrigiert, sich mit einem Wein zur Belohnung ins Wohnzimmer gesetzt und ganz unbedarft die Nachrichten angeschaltet. Sie hatte es genossen, dass ihr Mann, Inspektor Shiratori, heute Dienst hatte und sie das Haus für sich beanspruchen konnte. Jetzt aber fragte sich die Grundschullehrern, ob das wirklich die Nachrichten waren, die sie da sah, oder eine Sciencefiction-Szene aus einem ihrer Alpträume. Jetzt, in diesem Moment, wünschte sie sich ihren Mann an ihrer Seite, der die Anspannung in ihren Muskeln einfach wegküssen konnte. Sie konnte kaum glauben, was der Fremde im Fernsehen da gerade erzählte und doch schlich sich eine böse Vorahnung in ihr hoch. Längst vergangene Erinnerungen holten sie ein, und konnten Fräulein Kobayashi doch nicht auf die Worte von William Bell vorbereiten. Die Lehrerin schlug sich die Hand vor den Mund, schüttelte abwehrend den Kopf, während Bell nach einem schweren Seufzten aussprach, was nicht nur ihre Welt ins Wanken brachte. „Aus Shinichi Kudo wurde Conan Edogawa.“ Er biss die Zähne zusammen, ignorierte das qualvolle Quietschen seines Zigarettenfilters, während ihm ätzende Galle die Kehle hochstieg. Gestern noch hatte er mit einem kalten Lächeln auf den Lippen beobachtet, wie sich der Detektiv unter den neusten Forschungen der Organisation wand. Das qualvolle Stöhnen Kudos war wie heißer schwarzer Teer durch seine Adern geflossen und die Wut über sein Scheitern vor zehn Jahren in seinem heiseren Schrei erstickt. Sie hatten ihn in der Hand. Der Detektiv war ihnen vollkommen ausgeliefert und konnte nichts dagegen tun. Zumindest dachten sie das. Denn wer hätte ahnen können, dass dieser Abschaum ihnen diesmal einen Schritt zuvor gekommen war. Seine grauen Augen brannten Löscher in den Bildschirm, während Wodka ihm mit heiserer Stimme in die Ohren säuselte was das zu bedeuten hatte. „Er überlebte, tarnte sich als Grundschüler und arbeitete heimlich aus dem Hintergrund weiter gegen sie, bis ein erneutes Aufeinandertreffen mit der Organisation vor ein paar Jahren seinen Plan erneut auf den Kopf stellte. Ihm blieb nichts anderes übrig als den Schutz des FBIs aufzusuchen, die ihn dann einige Jahre später mit einer neuen Identität ausgestatteten. William Bell.“ Der blonde Auftragskiller biss die Zähne zusammen, hörte seinen Kiefer knacken, während die Spitze seiner Zigarette wütend rot aufleuchtete. Kudo war dabei, sich zu vernichten und riss sie mit in diesen tosenden schwarzen Abgrund. Das bedeutete es. Ein heißerer Fluch drang aus der Kehle des Universitätsvorstands, brachte seine Zigarre in seinem Mundwinkel bedrohlich zum Wippen, sodass ein paar der feinen grauen Ascheflocken kalt und düster ihren Weg zum Boden fanden. Der Amerikaner kümmerte sich nicht um die Asche, die ein Loch in seinen Teppich brannte, starrte gebannt auf den Laptop seines Monitors und konnte nicht glauben, was er da gerade hörte. Ob es nun Vorahnung oder einfaches Glück war, das er bei seinen nächtlichen Recherchen über Shinichi Kudo gerade auf die japanischen live Nachrichten gestoßen war, konnte er in diesem Moment nicht sagen. Auch wenn er nichts von dem Kauderwelsch verstand begriff er doch was sein Angestellter da gerade trieb. Er sah wie Bell schluckte, mit einem schweren Seufzer die Brille abnahm und zur Seite legte. „Der Tag an dem man Shinichi Kudo das Gift verabreichte ist nunmehr acht Jahre her, wie sie am Datum der heutigen New York Times im Hintergrund erkennen können.“ Der Puls des erfahrenen Kriminalisten setzte einen Schlag aus, als er beobachtete, wie sein treuer Angestellter, sich ans Revers griff, er sah, wie Bells sehnige Finger kurz zuckten, als sie fanden, wonach sie gesucht hatten. Maximilian York spürte, wie der Atem in seiner Brust stockte, als sich die Haut von William Bell langsam von ihrem Grund löste. Übelkeit stieg seine Kehle empor während sich das Gesicht, das er nun jahrelang kannte, in Luft auflöste, zu einer leblosen Maske wurde, die ihn mit leeren Augen anzustarren schien. Er sagte die Wahrheit. Das junge Gesicht unter Maske und Perücke war ihm jedoch nicht fremd, er hatte über Shinichi Kudo in den letzten Tagen viel gelesen, glaubte fast den Oberschüler selbst zu kennen… dieser aber sollte jetzt siebenundzwanzig sein, nicht siebzehn. Die blauen Augen seines Professors starrten ihn aus diesem viel zu jungen Gesicht an. Die Lügen und das Versteckspiel waren damit beendet. An William Bells Stelle saß der Oberschüler, den einige der japanischen Zuschauer als Shinichi Kudo wiedererkannten. York schluckte, spürte erst jetzt, dass sich ein Kloß in seiner Kehle gebildet hatten. William Bell und Conan Edogawa existierten nicht. Der junge Mann, den er eingestellt hatte, mit dem er zahlreiche Fälle gelöst hatte, war niemand geringerer als Shinichi Kudo. Shinichi Kudo, der durch ein Gift dieser mysteriösen Organisation zehn Jahre jünger war, als er eigentlich sein sollte. Ein kalter Schauer durchfuhr den erfahrenen Kriminalisten. Eine schwarze Organisation, die in der Dunkelheit arbeitete. Ein Gift, das in der Lage war, Menschen zu verjüngen. Ein Kind, das eigentlich keines war. Eine Lüge… die in dieser unglaublichen Wahrheit ihr Ende fand. Der Oberschüler redete, während die Welt in diesen Minuten schwieg. „Noch immer ist es weder dem FBI noch mir selbst gelungen, diese Organisation aufzulösen.“ Er wusste nicht wie er es angestellt hatte, aber mit dem Ablegen von „William Bells“ Gesicht war auch dessen Stimme verschwunden, hatte die von Shinichi Kudo hinterlassen, die im Vergleich zu der sanften Art des Professors nun beinahe zu unsicher in seinen Ohren kratzte. Die Augen von Polizeipräsident Odagiri fielen zurück auf das Datum der Times - wenn das, was Kudo sagte, der Wahrheit entsprach, war es vielleicht dem Stimmbruch zu Schulden, den er vermutlich gerade hinter sich hatte. Der Polizeipräsident legte die Finger aneinander, spürte die Spannung in seinen Muskeln, während er das Video weiter verfolgte. Es hatte nur wenige Begegnungen mit Shinichi Kudo gegeben und noch weniger mit Conan Edogawa, dennoch fiel es ihm schwer, den Zweifel an dem Wahrheitsgehalt seiner Worte aufrecht zu erhalten, den er seinem Beruf eigentlich schuldig war. Gespannt beobachtete er, wie sich zum ersten Mal auf den Lippen des Detektiv ein verzweifeltes Lächlen ausbreitete, während er seine Finger in seinen dunklen Haaren vergrub. „Ich weiß, das hört sich alles verrückt an, ich würde es wohl selbst nicht glauben, wenn nicht-„ Er schluckte, doch die für einen Moment herrschende Stille wurde von der Stimme der Frau unterbrochen. “You told me something about a proof Shinichi? How about that?” Der Detektiv blinzelte, sein Blick glitt kurz von der Kamera ab, ehe er dankend nickte. “Ja, natürlich. Wenn dieses Video on air gehen sollte und Sie einen Beweis für diese Geschichte verlangen, würde ich die Tokioter Polizei bitten diesen zu stellen. Conan Edogawa war wie Shinichi Kudo, an mehreren Fällen beteiligt, sicher finden sich in der Asservatenkammer noch Beweisstücke mit seinen Fingerabdrücken drauf, dasselbe gilt natürlich für Shinichi Kudo. Ich denke ein Vergleich dieser verschieden großen Abdrücke dürfte dann Beweis genug sein.“ Die Lippen des Polizeipräsidenten wurden schmal, unter seinem langsam ergrauenden Bart. Seine Hand suchte das Telefon an seiner Seite, während er den Blick nicht vom Monitor abwendete. „Fräulein Satoshi, stellen Sie mich bitte zu Hauptkommissar Megure durch. Danke.“ “I can´t believe that he really did this! “ Die aufgebrachte Stimme der FBI Agentin donnerte durch die dünnen Wände ihres kleinen Hotelzimmers. Ihr Partner aber hatte wenig für den hohen Puls seiner Begleitung übrig, als er die Aufnahmen verfolgte, die Kudo schon vor ein paar Jahren zusammen mit Tracy im FBI Hauptquartier aufgenommen haben musste. „Dieses Video soll der Justiz und der Öffentlichkeit den Beweis liefern, dass diese Organisation existiert und an zahlreichen Verbrechen beteiligt ist. Weitere Informationen dazu, sowie eine Liste vermeintlicher Mitglieder, habe ich Ihnen separat zur Verfügung gestellt.“ Mit diesen wenigen Zeilen machte er die Arbeit ganzer Jahrzehnte zunichte und dennoch konnte der Agent nicht verhindern, dass sich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen formte. Anerkennend, wie es Kudo bei ihm schon lange nicht mehr zustande gebracht hatte. Die Stimme des Oberschülers wurde erneut ernst, nichts mehr war von der vorherigen Unsicherheit zu spüren. Sein Blick sprach den Zuschauer direkt an, gewann dessen Aufmerksamkeit, ob er nun wollte oder nicht. „Sie haben ihre Mitglieder überall verteilt, in jeglichen Schichten und Institutionen, sie unterlaufen die Polizei und die Politik. Jeder ihrer Angestellten, Mitarbeiter oder Partner könnte ein Teil dieser Organisation sein.“ Shinichis Worte schwappten wie Wasser über sie hinweg, niemand im Raum sagte ein Wort, niemand war auf Ran zu gegangen um die Scherben wegzuräumen, oder den heißen Tee aufzuwischen, dessen bernsteinfarbene Flüssigkeit sich in die Laminatfugen fraß. Seine Stimme verdichtete den Raum, legte sich wie eine schwere Last auf ihre Schultern. „Es wird Zeit, Ihnen diesen sicheren Mantel aus Unwissenheit zu entziehen, die schwarze Organisation ins Licht neuer Ermittlungen zu Rücken.“ Der Oberschüler atmete lange aus, seine Schultern fielen ein wenig in sich zusammen, nachdem er offenbar den offiziellen Teil seiner „Rede“ beendet hatte. Erleichterung aber spiegelte sich nicht in seinen Zügen, im Gegenteil, sein Ton wirkte auf einmal matt, beinahe müde von dem vielen Reden. „Ich hoffe, ich kann Ihnen hiermit den Beweis liefern, den sie dafür vielleicht benötigen.“ Sein Blick fiel auf Bells leeres Gesicht auf dem schmalen Schreibtisch, für einen Moment suchten die blauen Augen des Oberschülers die leeren Hüllen seines alten Egos. Yusaku schluckte, er sah, wie Shinichi mit sich rang, offenbar überlegte, es dabei zu belassen, bis eine andere Stimme in seinem Kopf die Oberhand gewonnen hatte. Die Stimme seines Sohnes drohte zu brechen, Yusaku spürte, wie es ihm langsam die Kehle zu zog, während die Hand seiner Frau die seine aufsuchte, um den Halt auf dieser Welt nicht gänzlich zu verlieren. Shinichis Worte richteten sich nun nicht mehr länger an die Öffentlichkeit, das, was sie da hörten, war für die Personen in diesem Raum bestimmt. Für sie bestimmt. „Ich- es war nie meine Absicht, die Öffentlichkeit zu täuschen, die Menschen dir mir nahe stehen anzulügen, oder ihnen weh zu tun…“ Er seufzte, wandte den Blick von der Kamera ab während er sprach. „Ich dachte ich könnte sie schützen, vor der Wahrheit, der Organisation… Hattori spürte, wie seine Kehle langsam trocken wurde. Der Kloß in seinem Hals hatte die Größe eines Felsklumpens erreicht, der keinen von seinen heißgeliebten Flüchen mehr über seine Lippen kommen ließ, sodass ihm nichts weiter übrig blieb als stumm zuzusehen, wie sich ein bitteres Lächeln auf den Lippen seines Freundes ausbreitete, mit dem er, scheinbar amüsiert über sich selbst den Kopf schüttelte. Auch wenn von ihnen niemand den Witz verstand. Wie dem auch sei…“ Shinichi seufzte, richtet seinen Blick ein weiteres Mal in die Kamera. In diesen letzten Minuten der Aufnahme aber ging es nicht mehr um Informationen, die Öffentlichkeit, nicht mehr um die Organisation oder sonst irgendwas. Seine Worte galten ihnen, seiner Familie, Freunden,… ihr. „Wen Sie dieses Video sehen, ist es vermutlich der letzte Beweis, den ich Ihnen gegen diese Organisation liefern kann, das Letzte, was ich tun kann…“ Er Lächelte matt, schloss für einen kurzen Moment die Augen und schien mit sich um eine Entscheidung zu ringen, ehe er die Kraft aufbrachte, um ihnen erneut entgegen zu sehen. Sein entschuldigender Blick aber versetzte sie mehr in Panik als seine Worte es je gekonnt hätte. Dennoch sprach er, weil er glaube, sonst nie wieder die Gelegenheit dazu zu bekommen, weil wusste, dass dies vielleicht seine letzte Chance war. Er verabschiedete sich… „Es tut mir leid.“ Der Blick in seinen Augen verrieten ihr mehr als seine Worte es getan hatten, das trübe Blau erzählte ihr mehr, als Ran in diesem Moment zu verstehen bereit war. Sie spürte nicht, wie ihre Knie weich wurden, konnte nicht glauben was er gerade getan hatte… Sein Bild verschwand vom Monitor, der aufgebrachte Monolog des Fernsehsprechers begann, doch ihre Ohren waren taub für seine Worte. Um sie herum war Stille das einzige, was existierte, durchbrochen von seinem Namen, der in den mit einem Mal leer gefegten Gängen ihres Verstandes wiederhallte. Sie spürte nicht wie sie zitterte, wie sich ihre Socken langsam mit den erkalteten Überresten des Tees am Boden vollsogen und ihre Lippen immer wieder tonlos seinen Namen formten. Erst eine warme Hand auf ihrer Schulter brachte Ran in die Realität zurück. „Ran…“ Tracys am Anfang noch verschwommene Umrisse wurden langsam klar, Ran spürte die Blicke der anderen auf ihrer Haut, sah die verkniffene Miene von Heiji, die wässrigen Augen von Kazuha und die betroffenen Gesichter vom Professor und seinen Eltern. Dennoch war sie unfähig, den Blick von den schönen braunen Augen der Amerikanerin abzuwenden, sie brauchte zwei Versuche, ehe sie ihre Lippen dazu überreden konnte, einen verständlichen Satz zu formen. „Warum…, warum hat er das getan?“ Rans Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch konnte die FBI Agentin dem fordernden Blick der jungen Frau nicht ausweichen. Sie nahm seine Freundin bei der Schulter, richtete sie auf und führte sie zu dem kleinen Hocker, der dem grauen Sofa angrenzte. Erst dann erlaubte sich die Chemikerin den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, suchte die Antwort auf dem Fußboden, ehe sie wieder genügend Courage aufbringen konnte, um ihr in die Augen zu sehen. Tracy schluckte, war sich der Schuld, die nun auf ihren Schultern lag mehr als bewusst und doch drohte erst der Blick seiner Freundin sie zusammenbrechen zu lassen. Noch ehe die Chemikerin ihre Lippen endlich dazu bringen konnte, Rans Frage zu beantworten, war es der junge Kommissar, der langsam vom Sofa aufgestanden war und sprach. „Er hat den Selbstzerstörungsmechanismus eingeleitet.“ Heiji schluckte, merkte erst jetzt, wie rau seine Stimme war, zwang sich jedoch weiter zu sprechen, auch wenn er weder Ran noch sonst jemandem im Raum in die Augen sehen konnte. „Mit diesem Video hat Kudo einen Stein ins Rollen gebracht, der tatsächlich ausreichen könnte, um die Organisation zu Fall zu bringen.“ Es war seine letzte Chance… Der Kommissar schüttelte den Gedanken von sich ab, spürte wie seine Zunge mit einem mal schwer wurde. „Er will sie von innen heraus zerstören.“ „Was?“ Rans Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und brachte Heiji nun doch dazu, aufzusehen. Der Teint der jungen Lehrerin war auffällig blass, ihre sonst so starke Persönlichkeit schien an den neuen Informationen zu zerbrechen. Vielleicht nicht unbedingt wegen der Tatsache, dass nun die ganze Welt Conans Geheimnis kannte, sondern vielmehr, weil sie ahnte, wusste, weshalb er zu solchen Mitteln greifen musste und wie es überhaupt so weit gekommen war. Heiji schluckte, fühlte sich von dem glasigen Blick Rans durchleuchtet und kam nicht umhin sich die Frage zu stellen, was im Zuge dieser Explosion noch alles mit sich gerissen werden würde. Rans Augen hatten die seinen nicht verlassen, forderten etwas, das seine vom Reden tauben Lippen ihr nicht geben konnten, bis sein Vater ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte. „Die Organisation ist einfach zu groß und viel zu weit verzweigt. Man kann den Aufbau einer solchen Institution mit dem einer Pyramide vergleichen, je höher man kommt, desto wichtiger die betreffende Person, desto mehr Macht und Informationen hat sie. Die unteren Steine aber wissen nicht um ihre tragende Position, sie haben Kontakt zu dem Stein direkt über ihnen, zu ihren ebenso „unbedeutenden“ Nachbarn, mehr jedoch nicht. Sie wissen nicht, wie viele Steine noch auf ihnen bauen, kennen weder deren Form noch Funktion, einige wissen vermutlich noch nicht einmal, welche Form das Gebäude hat zu dem sie gehören, noch welchen Zweck es erfüllt. Nimmt man diese unteren Steine jedoch weg, fällt die Pyramide langsam in sich zusammen, weil kein Stein auf dem anderem mehr Halt findet.“ Yusaku Kudos Stimme hatte einen holen klang, er war nicht von dem Sofa aufgestanden, hielt Yukikos Hand noch immer in der seinen, während die andere den grauen Stoff des Sofas gefährlich unter seinen Fingern spannte. Seine Erzählung war am Ende leise geworden, fahrig fuhr sich der Schriftsteller übers Gesicht, nahm dafür die Brille ab und sah seinem Sohn dadurch nur noch ähnlicher. Er behielt das schwarze Gestell in der Hand, beobachtete die Lichtreflektion in den Gläsern, während er mit einem seufzten weiter sprach. „Der Trick ist, die Personen, die mit der Organisation in Kontakt waren oder in Kontakt stehen durch dieses Video so weit zu verunsichern, dass sie skeptisch werden, der Organisation gegenüber, sich vielleicht sogar der Polizei stellen um Informationen Preis zu geben und so ihren eignen Hals aus der Schlinge zu ziehen.“ Heiji nickte langsam, vergrub die Hände in seinen Hosentaschen, während er Yusakus Analyse beendete. „Die Polizei, die CIA und das FBI bekommen so die Möglichkeit, sich von außen nach innen zu arbeiten, die internationalen Beziehungen dieser Schwarzkittel aufzudecken um das ganze verdammte Ding mit einem mal hoch gehen zu lassen.“ Freude über diese Erkenntnis war jedoch nicht in den Zügen des Kommissars zu erkennen, seine Züge wirkten bitter und seine verschatteten grünen Augen wichen den ihren aus. „A-Aber Shinichi, er-„ Die blasse Stimme der Chemikerin hatte sie unterbrochen, noch ehe Ran ihren Satz beenden konnte, angespannt verfolgten ihre Augen die Frau, die ihr ihre Ängste wenigstens für den Moment ein wenig nehmen wollte. „Hat uns die Chance gegeben, ihn zu finden.“ Die FBI Agentin schluckte, spürte Stuarts Hand plötzlich in der seinen und schaffte es, Ran in die Augen zu sehen. „Wenn wir die richtigen Wege einschlagen, wenn wir schnell genug an die passenden Informationen herankommen, finden wir ihn…“ <…hopefully before it´s too late.> Den Rest ihres Satzes verschluckte ihr Herz. Ein schrilles Klingeln zerriss die drückende Stille, lenkte die Blicke zu Heiji, der mit finsterer Miene den Anruf auf seinem Handy entgegen nahm. „Hattori.“ Sie sah, wie er schluckte, seine Augen von ihr kurz zu Kazuha huschten, ehe er zur Bestätigung seiner Antwort nickte. „Schon unterwegs.“ Mit einem schweren Seufzer legte er auf, betrachtete sein Handy für einen kurzen Moment, ehe die Stimme seiner Frau ihn zusammenzucken ließ. „Heiji?“ Kazuha war vom Sofa aufgestanden, machte ein paar Schritte auf ihn zu, hatte dabei den kleinen Haikuro im Arm, der über dieser ganzen Aufregung tatsächlich eingeschlafen war. Ihrem besorgten Blick aber begegnete der Kommissar nur mit einem milden Lächeln, zärtlich strich er seinem Sohn über den Kopf, während er sprach. „Es geht nicht anders, Kazuha. Er hat uns diese Chance verschafft, wir müssen handeln, jetzt oder nie…“ Gerade als die junge Mutter zum Gegenargument ausholen wollte, drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen, lächelte dann kurz, ehe er sich von seiner Familie abwandte, jedoch neben Ran inne hielt ehe er gänzlich aus dem Raum verstand. Seine Stimme war leise, nur für sie grade noch hörbar. „Wir werden diesen Idioten finden, ich versprech´s.“ Ran schluckte, spürte wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten ehe sie langsam nickte, den Blicken der anderen nicht folgte als Kommissar Hattori ohne ein weiteres Wort aus der Tür verschwand. Zum ersten Mal spürte sie die kleinen Scherben des Teeservices, die sich in ihre Knie gebohrt hatten und ein feines gesprenkeltes Muster auf ihrer Strumpfhose zeichneten. Sie mussten ihn einfach finden... Doch der fromme Wunsch ihres Herzes wurde von der bitteren Stimme ihres Verstandes überdeckt, übertünchte das friedliche Mantra und säte Zweifel, da, wo eigentlich Hoffnung sein sollte. Er hatte die Bombe mit vollster Absicht gezündet. In dem Wissen, das er nur noch so eine Chance hatte diesen Krieg zu beenden. Er hatte es getan, in vollem Bewusstsein dessen, was die Druckwelle mit ihm anstellen würde. Die Explosion würde sein Leben mit sich reißen. Seine Geschichte gehörte der Öffentlichkeit und sein Leben der Organisation. Conan Edogawa und William Bell hatten aufgehört zu existieren. Zurück blieb das, was von Shinichi Kudo noch übrig war, der ehemalige Oberschülerdetektiv in einen zehn Jahre jüngeren Körper, der ihm eigentlich nicht mehr gehörte. Zurück blieb das was Bell überschatten sollte, das was Conan war und Shinichi nie sein wollte, ein Opfer der Organisation, des Giftes APTX 4869. *LangsamhintergefallenemVorhanghervorkriech* Äh- hällöchen Leute ^^, Ja... ich bzw. Shinichis hats getan *schluck* Diesmal meine Variante die Organistion aus den Angel zu heben... und Shinichis Geheimnis mit der ganzen Welt zu Teilen *schluck* Kaito war meine art ein wenig Fanservice zu leisten, weil ich euch ja schon habe glauben lassen er käm dirn vor, dann sollte er zumindest einen Gastauftritt haben, aber das wars dann jetzt auch. Vielen Dank für eure Worte beim Letzten Kapitel *knuddel* Hat meinen Adrenalinspiegel zumindest ein wenig gemindert. Ihr könnt euch natürlich vorstellen wie sehr ich vor eurer Meinung zitter und wie wichtig sie mir ist, besonders diesmal ^////^, Also dann *hinsetztundzitterndaufKommiswarte* Bis bald, eure Shelling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)