Lautlos gleitet das Auto über die leere Landstraße, vorbei an Schatten kahler Bäume und namenloser Meilensteine, die nur vom grellen Licht der Scheinwerfer ein Gesicht bekommen. Regen peitscht gegen die Windschutzscheibe, verklärt jede Sicht auf den Weg, der da noch kommt.
Schon wieder hatte ich es getan.
Wie mittlerweile jeden Tag. Angefangen hatte doch alles ganz harmlos. Man hat davon gehört, wurde neugierig, probierte es selbst aus. Aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, es als Sucht zu bezeichen.
„Ne, danke.“, meinte Rod grinsend und hielt Bela seine Hand hin. „Ich bin Rodrigo.“
„Bela…Aber du kannst mich Dirk nennen.“, entgegnete Bela und erwiderte die Gese.
Draußen regnete es in Strömen. Das Licht war ausgeschaltet, nur leise Musik lief im Hintergrund.
Als das Lied stoppte, begann es sogleich wieder von vorne. Immer und immer wieder. Seine Augen waren starr aus dem Fenster gerichtet.
Die ersten Sonnenstrahlen, fielen in den Raum. Ein blonder Schopf tauchte langsam unter der Decke auf. Das helle Licht blendete ihn und er musste sich erst einmal daran gewöhnen. Langsam öffnete er die Augen und sah auf die friedlich schlafende Person neben sich.
Bela wirbelte durch seine Wohnung, schimpfte ihn aus („Seit wann machst du bitte dein BETT, was sind das hier für ZUSTÄNDE?!“) und stellte ohne mit der Wimper zu zucken Bier in Farins alkoholfreiem Kühlschrank kalt.
Altes Arschloch Liebe I (by Mistress)
Es war einmal im Jahre 1990…
Bela hat sich verlaufen. Natürlich würde er das nie zugeben. Schließlich verläuft sich ein Bela B. nicht.
Er fragte sich, ob er da nicht gerade im Begriff war, den größten Fehler seines Lebens zu begehen. Wahrscheinlich war es so. Gott, ja, er war gerade dabei, einen riesengroßen Fehler zu begehen! Er wusste ganz genau, dass das für ihn fatale Folgen haben konnte. Für sie beide.
So schnell kann sich das Leben gegen einen entscheiden. Eben saß man noch zusammen, hat was gegessen und sich unterhalten. Dann geht man raus. Nichtsahnend läuft man die Straße entlang. Man lacht, redet und achtet nicht darauf, was um einen geschieht.
Sanft glitten meine kalten Finger über das ebenso kalte Gestein der Mauer wand, alles ruhig.
Nicht einmal die typischen Geräusche der Nacht waren zu hören.
Unbeirrt glitt mein Blick durch die Finsternis, hinauf zum Himmel, doch nichts.
Es ist spät, es ist viel zu lang und hat aufgrund meiner Schreibwut, der ich ein Ende setzen wollte für heute, ein schrecklich schnelles Ende. Ja, so ist das.
Ich sitze hier und lutsche an meinem Eis.
Sekunden, Minuten, vielleicht sogar Stunden vergingen, Bela wusste es nicht genau. Er fühlte sich seiner besseren Hälfte beraubt und dieses Gefühl ließ sich nur mit der blutroten Flüssigkeit aus der Flasche in seinen Händen betäuben.
Zeit genug für eine weitere, vielleicht sogar letzte Eintragung in das mittlerweile beinahe voll geschriebene Notizbuch.
Für eine einzige Eintragung war noch Platz.
Traurig sah er auf das einfache Messingkreuz, das ihm zwischen ein paar Bäumen gegenüberstand. Es war an einem schönen Plätzchen, aber gut genug versteckt, um nicht von Unwissenden entdeckt zu werden.