Zum Inhalt der Seite

Thousand Years

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dreams

Kagome hatte oft darüber nachgedacht, wie ihr Leben wohl unter anderen Umständen verlaufen wäre. Was, wenn sie nie in den Brunnen gefallen wäre? Was, wenn sie nie Inuyasha begegnet wäre? Was, wenn sie nicht Kikyos Wiedergeburt wäre? Vielleicht hätte sie auf Hōjōs Avancen reagiert, sein Liebe irgendwann erwidern und mit ihm gemeinsam ein glückliches Leben führen können. Sie hätte Kinder bekommen. Ein Junge und ein Mädchen, so wie sie schon immer ihr Wunsch gewesen war. Die Vorstellung an dieses Leben, welches nur in ihren Tagträumen existierte, zauberte ihr ein leichtes Lächeln auf die Lippen.
 

Es war so einfach sich Träumen hinzugeben. Die Realität hingegen war schwer und schmerzhaft. Da gab es keine Happy Ends, nur Trauer und Wehmut. Vielleicht hatte der alte Baumgeist Recht. Sie musste vergessen, um wieder anfangen können zu leben. Wenigstens das war die Inuyasha schuldig. Er hätte nicht gewollt, das sie sich selbst aufgab. Erschöpft, wegen dieser Gedanken, die sie wie ein dunstiger Nebelschleier umwarben, sank sie auf die Knie. Wenn er sie nur so sehen könnte. Er würde sie verhöhnen, sich über sie lustig machen, wie er es so oft zu tun pflegte, wenn sie mal wieder das Gefühlschaos übermannte.
 

All das Jammern und die Träumereien brachten nicht. Kagome blieb nur ein Entschluss. Unbewusst spannte sich ihr Körper an. „Hast du dich nun also entschieden, Miko Kagome?“ Vergessen... Vergessen... Vergessen...Wie ein Mantra schwirrte diese kleine, lästige Wort durch ihre Gedanken. Immer wieder 'vergessen'. Entschlossen erhob sie sich um blickte Bokusenō fest in dessen Angesicht. „Was muss ich tun?“ Seine knorrigen Lippen verzogen sich zu der Andeutung eines Lächelns, welches sich eher erahnen ließ und sie bildete sich ein plötzlich den Geruch von frisch gerösteten Mandeln wahrzunehmen.
 

Taubheit erfüllt ihre Glieder, Müdigkeit ihren Geist. „Was...?“ Benommen flackerten ihre Lider, die Umgebung schien immer mehr vor ihren Augen zu verschwimmen, vermengte sich zu einem Strudel bunter Farben, die immer mehr verblassten, bis nur noch Grau blieb. Alles war Eintönig. Keine Farben. Keine Formen. Jegliche Geräusche waren nur stille Nachhalle ihrer Erinnerungen. „Kämpfe nicht dagegen an. Lass die Dunkelheit zu. Lass sie zu einem Teil von dir werden.“ Vergessen... Dunkelheit... Grau...
 

Inuyasha...
 


 


 

„Inuyasha. Mach Platz!“ Ihre Stimme hörte sich so fremd in ihren Ohren an. Fremd und unwirklich. Wie, als wäre es gar nicht sie, die diese Worte soeben laut ausgesprochen hatte. Irritiert runzelte sie die Stirn, beschloss nach einem kurzen Moment diesen Gedanken jedoch abzuschütteln und weiter ihres Weges zu gehen. Dem Jammern und Zetern des Hanyous schenkte sie keinerlei Beachtung. „Meinst du nicht, das du ab und zu etwas zu streng mit ihm umgehst?“ Besorgt warf Sango ihr einen Blick zu, den Kagome mit einem verschmitzten Grinsen erwiderte. „Ich hatte eine gute Lehrerin.“ Dabei schweifte ihr Blick kurzzeitig zu Miroku, was Sango verlegen ihren Blick abwenden ließ und Kagome zum lachen brachte.
 

Sie waren schon ein verrückter Haufen. Ein notgeiler Mönch, ein sturer Hanyou, eine Dämonenjägerin und sie – die Spitze des Eisberges, wenn man es denn so nennen wollte. Sie, das Mädchen aus der Neuzeit, welche die Reinkarnation einer toten Miko war, die mittlerweile wieder auf Erden wandelte und die Seelen der Verstorbenen verschlang, um so wenigstens ihren aus Friedhofserde und Lehm geformten Körper am Leben zu erhalten. Zu guter Letzt war da noch Shippō, der Kitsune. Dieser hatte sich jedoch nach langwierigen Überlegungen dazu entschieden in Musashi bei Kaede zu bleiben. Er stritt es zwar ab, aber Kagome ahnte, das es etwas mit einem gewissen Menschenmädchen zu tun hatte, was ihm wohl möglich ziemlich den Kopf verdreht hatte. Kichernd schüttelte sie den Kopf.
 

„Was ist so lustig?“ Interessiert sah Sango sie an und auch Inuyasha und Miroku hatten mittlerweile zu ihnen aufgeschlossen. „Ich habe nur gerade an Shippō und Rin gedacht. Meint ihr nicht auch, das sie ein süßes Pärchen abgeben würden.“ Sie würde zu gerne Sesshomarus Gesicht sehen, wenn er davon erfahren würde. Erneut entrann ihr ein, durch ihre Hand gedämpftes, Kichern. Inuyashas abwertendes Schnaufen, blieb es keinesfalls verborgen. „Weiber...“ Augen verdrehend beschloss sie nicht näher auf diese Stichelei einzugehen. Sie hatte momentan einfach keinen Elan dazu, den Halbdämon erneut auf die Bretter zu schicken. Stattdessen dachte sie mit Belustigung an den Abschied von Shippō zurück.
 

Drucksend stand er vor ihnen, blickte verlegen zu Boden und stupste peinlich berührt seine kleinen Finger aneinander. „Ihr kommt doch auch ohne mich klar“ begann er leise zu sprechen. „Ich würde nämlich gerne im Dorf bleiben. Jemand muss doch das Dorf beschützen, jetzt wo sich wieder so viele gefährliche Dämonen in den Wäldern tummeln.“ Sie musste sich damals angestrengt das Lachen verkneifen, vor allem als sie sah, wie erfreut die kleine Rin reagierte, als sie erfuhr, das Shippō bei ihr blieb. Kurz darauf übermannte sie jedoch die Trauer. Sie vermisste den Fuchswelpen, der doch zu so etwas wie ein Sohn für sie geworden war.
 


 

„Hey, Kagome. Träumst du etwa schon wieder?“ Aufgeschreckt sah sie in Inuyashas Gesicht, welches sich nur wenige Zentimeter vor ihr befand und sie erneut dazu brachte, erschrocken zusammen zuzucken und einen leisen Schrei von sich zu geben. Wütend funkelte sie ihn aus zusammen gekniffenen Augen an, als sie sich wieder gefasst hatte. „Was sollte das?“ Sofort ging Inuyasha auf Abstand und hob abwehrend die Hände, wusste er doch, was ihm nun drohte. „Wir können doch über alles reden.“ Ohne Inuyasha auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen stand Kagome auf und stapfte davon, hinein in den tiefen Wald, der sie geradewegs auf eine kleine Lichtung führte.
 

Oft kam sie hierher, wenn sie in der Nähe waren und sie eine Auszeit benötigte. Auch Sango hatte sie diesen Ort gezeigt, war oftmals gemeinsam mit ihr dort. Heute, jedoch, stand ihr nicht der Sinn nach Gesellschaft und Konversation. Sie wusste nicht, was mit ihr los war, fühlte sie sich doch bereits seit geraumer Zeit eigenartig. Körperlich mochte sie zwar fit sein, doch innerlich sah es ganz anders aus. Sie war nur noch müde und abgespannt. Des Nacht ereilten sie Träume, die ihr merkwürdig vertraut und real vorkamen. Und auch die Reisen zehrten jäh an ihren Kraftreserven. Orte, die sie nie zuvor gesehen hatten, kamen ihr so bekannt vor. Menschen, denen sie nie begegnet war, blickten sie an, als wäre sie eine Erscheinung.
 

Interpretierte sie vielleicht zu viel darin hinein? Waren es gar nur Zufälle? Seufzend ließ Kagome sich auf die Knie sinken, lehnte ihren Rücken an den Stamm einer kleinen, schmächtigen Kiefer. Abgespannt schloss sie die Augen und gab sich ganz dem Flüstern des Windes und dem Gesang der Vögel hin. Eine kurze Auszeit. Mehr verlangte sie gar nicht. „Was tust du hier so allein, Mädchen?“ Sie brauchte nicht aufsehen, um zu wissen, wem diese Stimme zuzuteilen war. Ein lautloser Seufzer entrann ihrer Kehle. „Wann wirst du endlich anfangen mich beim Namen zu nennen, Kikyo?“ Aus Höflichkeit öffnete Kagome nun doch die Augen und schaute ihre ehemalige Widersacherin fest an. Diese erwiderte den Blick aus trüben Augen, die den ihren so ähnlich sahen und doch ganz anders waren.
 

Elegant sank Kikyo neben ihr auf die Knie, wandte ihren Blick hinauf in die Krone einer Eiche, in der eine Amsel gerade ihr Nest erbaute. „Es ist ungewohnt, dich nicht länger als eine Bedrohung zu sehen.“ Eine Bedrohung... War sie das denn jemals? Aus dem Augenwinkel sah sie kurz zu Kikyo, bevor sie sich ebenfalls wieder der Amsel zuwandte. „Unsere Seelen waren schon immer miteinander verknüpft und doch gehörte Inuyasha die ganze Zeit über nur zu dir. Ich hatte nie den Hauch einer Chance, auch wenn ich mir zu späterer Zeit nichts anderes gewünscht hatte. Seine Augen, die mich sooft liebevoll angeblickt hatten, sahen stets nur dich. Es tat weh und ich habe dich gehasst dafür, doch mittlerweile habe ich eingesehen, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Sie ist genauso wankelmütig und unberechenbar wie...“ - „...der Wind“, beendete Kikyo flüsternd ihren angefangen Satz, als ein leichter Windhauch sie beide erfasste.
 

„Sag, liebst du ihn noch immer?“ Nachdenklich blickte Kagome zu Boden, sah, wie sich das Gras seicht im Takt des Windes wog, wie die Wellen eines grünen Meeres, die sich an einer Klippe brachen. „Tief in meinem Inneren mag ich vielleicht noch Gefühle für Inuyasha hegen, doch Liebe ist es nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihn je geliebt habe. Klingt das verrückt?“ Sacht schüttelte Kikyo den Kopf. „Nein, das tut es nicht. Vielleicht mag unsere Seele die gleiche sein, doch schließt das nicht aus, das unsere Herzen verschieden sind.“
 

Bedächtiges Schweigen machte sich daraufhin zwischen ihnen breit. Kagome hätte nie gewagt zu glauben, jemals ein so offenes Gespräch mit Kikyo führen zu können. Genauso wie sie nie gedacht hätte, das diese sie verstand. Es tat gut mit jemanden reden zu können, was tief in ihr vor sich ging. Natürlich. Sango hatte auch stets ein offenes Ohr für sie, doch es war einfach nicht mit jener Bindung zu vergleichen, die sie zu Kikyo hatte. Nicht, das die Priesterin auf einmal ihre beste Freundin werden würde, aber eine gute Kumpeline, wie man in der Neuzeit wohl sagen würde, war sie allemal.
 

„Ich habe dich noch gar nicht gefragt, warum du hier bist?“ Wenige Minuten verstrichen, in denen Kikyo wohl über eine möglich Antwort nachdachte, bevor sie diese laut aussprach. „Ich wollte ihn wiedersehen.“ Ein leichtes Lächeln legte sich daraufhin auf Kagomes Lippen. „Er würde sich freuen.“ Mit einem knappen Nicken und einem kurzen Blick in ihre Richtung erhob sich Kikyo schließlich aus ihrer Position und verschwand wenig später durch das Dickicht des Waldes. Kagome beschloss noch ein wenig zu verweilen. Sie hatten sich sicherlich viel zu erzählen, was nicht unbedingt ihrer Gegenwart bedurfte.
 


 

Genüsslich schloss sie die Augen und lehnte ihren Körper gegen die angenehm kühle Felswand, während sie all ihre Sorgen und stetigen Gedanken in dem heißen Wasser der Quelle, in der sie mit Sango badete, untergehen ließ. Viel zu selten waren diese Momente der inneren Zufriedenheit und der Stille. Viel zu oft sehnte sie sich nach jenen Ruhepausen. „Die Sache mit Kikyo“, begann Sango leise ein Gespräch und Kagome könnten den dazugehörigen, besorgen Blick förmlich auf ihr lasten spüren. „Macht es dir denn gar nichts aus?“
 

Seufzend öffnete sie die Augen und erwiderte den Blick ihrer besten Freundin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Ich sollte dir danken, das du Kikyo meinetwegen hasst, doch das brauchst du nicht. Ich denke, wir sind nur viele Dinge falsch angegangen. Und wer bin ich denn, das ich es mir anmaßen dürfte, mich zwischen die Beiden zu stellen, wo doch jeder erkennen kann, dass sie zusammen gehören. Für mich ist da einfach kein Platz. Ich habe es mittlerweile akzeptiert und gelernt damit umzugehen. Ganz anders, als es wohl bei dir und Miroku der Fall ist. Wann willst du ihn nun endlich von der Angel lassen?“
 

Beschämt senkte Sango den Blick. Die Röte auf ihren Wangen entging Kagome dabei nicht und brachte diese zum lachen. „Ich kann es einfach nicht ertragen ihn ständig mit anderen Frauen flirten zu sehen. Manchmal denke ich, das er mich gar nicht begehrt, das ich nur eine unter vielen für ihn bin.“ Traurig schaute Kagome ihre Freundin an. Sie wusste genau, wie Sango sich fühlte. „Miroku liebt dich. Dir sind seine Blicke wohl entgangen, aber ich und sogar Inuyasha haben sie durchaus bemerkt. Vielleicht solltest du nicht hoffnungslos darauf warten, das er erneut auf dich zukommt, sondern stattdessen selber die Initiative ergreifen.“
 


 

Drei Monde verginge seit jenem Abend in den heißen Quellen. Drei Monde, die Sango den Anreiz gaben, genau über Kagomes Worte nachzudenken und sie schließlich zu dem Entschluss kommen ließen, diese auch in die Tat umzusetzen. Kagome freute sich für ihre Freundin. Das tat sie wirklich. Dennoch konnte sie nichts gegen diesen Stich in ihrem Herzen ausrichten. Die Einsamkeit war schon immer ihr schlimmster Feind gewesen. Kikyo hatte Inuyasha, Miroku hatte Sango. Was blieb für sie? War sie es denn gar nicht wert geliebt zu werden? Trotz der trübseligen Gedanken, war dies die erste Nacht, in der sie nicht von schrecklichen Träumen heimgesucht wurde.
 

Als sie am nächsten Morgen, kaum das die Sonne das Blätterdach durchbrach, erwachte, fühlte sie sich ausgeschlafen und frei. Gefühle, die lange Zeit schon verloren geglaubt hatte. Sie schaute sich um. Ihre Freunde lagen nur wenige Meter entfernt von ihr. Es war ein schönes Bild, keineswegs so schmerzhaft, wie noch vor wenigen Stunden. Sie gönnte ihnen ihr Glück.
 

*Auch wenn du selbst dabei unglücklich bist?*
 

Erschrocken zuckte sie zusammen, hielt Ausschau nach der fremden Stimme, die ihr gleichzeitig so bekannt vorkam. Unglücklich...? War sie das? Entschieden schüttelte sie den Kopf, sodass ihre langen, schwarzen Haare wild umher wirbelten. Unglücklich war sie nicht und doch fühlte sie sich zugleich so endlos leer. Widersprüchlichkeiten beherrschten ihr Sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-12-03T20:08:23+00:00 03.12.2015 21:08
Hm, wer mag die ketzerische Stimme sein? Ich dachte gleich an Naraku, aber lasse mich überraschen. Es steht noch nicht fest ob die ein Ansporn sein soll, sich neue Wege zu suchen oder etwas Böses beabsichtigt. Man muss sich nur fragen, wieso sie ausgerechnet nach einer guten Nacht auftaucht. Man ist ja ausgeruht empfänglicher für manches ...
Kikyous Darstellung fand ich abgerundet. Sie war ein wenig distanziert , so wie immer also. Das ist schwer unzusetzen, doch hat geklappt. Hatte keine Sekunde einen Zweifel daran, dass sie es wäre. Auch Sango gefiel mir und ja, Inuyashas knappes Knurren. Sogar witzig las sich sein "Weiber". Bi froh, dass du alles sl ruhig erzählst und dir viel Zeit für die Beschreibungen nimmst. Man weiß wo jeder ist und wie es dort aussieht.
Kagome ist auch etwas erwachsener, reifer. Ruhiger.
Ich nehme an das es eine Rückblende ist, die man erlebt. Ob das stimmt, sieht man dann ^^

Manchmal fehlt zwischen zwei Verben ein Komma. Sonst alles ansprechend-schön. Freue mich auf das nächste Kapitel und habe es favorisiert. Bis bald!
Von:  sailormoon32
2015-11-27T22:01:07+00:00 27.11.2015 23:01
hallo
deine geschichte gefählt mir sehr
gut läst sich sehr schön lesen und ist
sehr spannend freu mich wenn du weiter machst

Von:  Rinnava
2015-11-27T00:16:56+00:00 27.11.2015 01:16
ein super kapi
du schreibst so gut das man sich gut in Kagome hinein versetzen kann
Lg Rin


Zurück