Just another lovestory von Lyndis ================================================================================ Kapitel 4: Die Firma -------------------- Schnell sprang ich aus dem Bett und griff in den Kleiderhaufen, die Bilder des Traumes noch immer allgegenwärtig. Vielleicht hatte er die SMS ja noch nicht gelesen, vielleicht konnte ich mich noch entschuldigen. Wie konnte ich nur so dumm sein und einen Dämon seines alters derart anfahren? Ich hätte einfach gar nicht antworten sollen, hätte das einfach ignorieren sollen oder ich hätte das Handy einfach ausmachen sollen, aber doch nicht so was! Da endlich fand ich mein Telefongerät und erstarrte, als ich auf das Display sah. Er hatte schon geantwortet. Ich schluckte und öffnete die Nachricht zögerlich: 'Ich verbitte mir einen solchen Ton, aber ich sehe auch meinen Fehler. Menschen benötigen Schlaf, das hatte ich kurz vergessen. Dennoch haben Sie mir auf meinen Vorschlag noch nicht geantwortet. Ich würde es begrüßen, wenn Sie das sobald wie möglich nachholen würden.' Ich atmete auf. Er war nicht wirklich böse, nur gekränkt und hatte sich sogar selbst entschuldigt. Was ein Glück. Vielleicht waren Dämonen doch nicht so leicht reizbar, wie man immer sagte. Um das heraus zu finden, hatte ich aber später noch Gelegenheit, jetzt sah ich mir erst noch einmal die SMS von letzter Nacht an. 'Das ist inakzeptabel, aber ich verstehe Ihre Sorge. Dämonen sollten sich allerdings nur begrenzt unter Menschen aufhalten. Ich kann Ihnen einen Wagen vorbei schicken, der Sie her fährt. Ich finde sicherlich einen menschlichen Fahrer. Benachrichtigen Sie gerne eine Kontaktperson die Ihr Wohlbefinden regelmäßig überprüft oder gleich die Polizei. Ich möchte nicht, dass Sie nur unter Angst zu mir kommen' Huh, das waren definitiv mehrere SMS gewesen. Seltsam, dass ich es nur einmal wahrgenommen hatte, aber ich hatte wohl einfach nur zu fest geschlafen. Aber egal, darum ging es jetzt nicht. Wie wichtig war ich ihm, dass er solch einen Aufwand betrieb? Ich verstand es nicht. Aber ich musste zugeben, dass das Angebot trotz meines furchtbaren Alptraums sehr verlockend klang. Wie konnte ich nur so wankelmütig sein? Ich beschloss, erst einmal eine Freundin anzurufen. Sie war genau die richtige um auf mich aufzupassen, das wusste ich. Sollte ein Notfall eintreten, würde sie wissen, was zu tun war. „Hey Yuna, hast du kurz Zeit für mich?“ Es war schließlich noch recht früh, aber soweit ich wusste, hatte sie noch keine Vorlesung. Ich hoffte es, das hier würde etwas länger dauern. „Mai? Bist du das? Weißt du eigentlich wie viel Uhr es ist?“ Ehrlich gesagt wusste ich das nicht. Ich hatte sie wohl geweckt. „Entschuldige“, entgegnete ich ehrlich. „Leihst du mir ein Ohr?“ „Ein halbes“, grummelte sie verschlafen. „Wenn du Glück hast“ Ich bedankte mich brav und fackelte dann nicht lange. Ich erzählte ihr von Sesshoumaru, von seinem Angebot und von der Angst die ich vor ihm hatte. Dann erzählte ich ihr, dass er mir eine Person vorgeschlagen hatte, wie überprüfte, ob es mir gut ging und, dass ich sie darum bitten wollte. „Klar, kann ich machen“, sagte sie sofort. Ich liebte unkomplizierte Menschen! Was ironisch war, denn ich wusste, dass ich ganz sicher nicht unkompliziert war. „Danke! Ich bin dir was schuldig. Können wir uns heute sehen? Dann können wir über die Details reden. Ich sag ihm dann, dass ich morgen zu ihm komme, wenn ihm das passt“ Mir passte es allemal, ich hatte ja sowieso Semesterferien... Yuna auch, wie mir dann einfiel. Logisch, ich war wohl doch noch nicht ganz wach. Kein Wunder, dass ich sie dann geweckt hatte. „Klar, ruf mich in ein paar Stunden nochmal an.“, murmelte sie nur und legte dann einfach auf. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie alles verstanden hatte oder ob es allgemein an ihrer eher desinteressierte Art lag, dass sie gar nicht nachfragte oder Einwände erhob. Vielleicht war sie aber auch einfach nur müde. Jetzt kam ich erst einmal dem Wunsch meines eventuell zukünftigen Chefs nach und schrieb ihm die Bestätigung für Morgen. Zwei Tage später saß ich in einer schwarzen Limousine, auf dem Weg zur Grenzstraße und ich kam mir merkwürdig vor. Der Fahrer hatte kein Wort gesagt, hatte mir nur das Dokument von Sesshoumaru Taishou gereicht, mit dem er mir bewies, dass er den für mich vorgesehenen Wagen fuhr. Ich wusste selbst, dass mich schon keiner entführen würde, aber es war mir lieber gewesen. Taishou selbst hatte mir das vorgeschlagen, was ihn in meinen Augen sehr sympathisch machte. Er respektierte mein Misstrauen, wo die meisten Menschen sich nur lustig drüber machten. Als ich deshalb mit ihm telefoniert hatte, war es mir sogar kurz so vorgekommen, als begrüße er meine Vorsicht sogar. In dem Dokument befand sich nicht nur seine Unterschrift und sein Familiensiegel, sondern auch ein paar absurde Schlagworte, die wir ausgemacht hatten. Die Adresse meiner Wohnung hatte ich ihm, wie zu erwarten war, nicht geben müssen, er kannte sie längst. Es wunderte mich nicht, aber es grauste mir vor dem Gedanken, wie leicht so was raus zu finden war, wenn man nicht, wie er wahrscheinlich, Google ein paar Millionen Yen spendete um komplett verdeckt zu bleiben. Ich konnte nur hoffen, dass es nicht zu einfach war und jene, die es wussten, es nicht ausnutzen würden. Natürlich musste man bedenken, dass mein Name und meine Adresse in jedem Telefonbuch standen, aber es erschreckte mich eben so, dass er all das heraus gefunden hatte, ohne meinen Namen ursprünglich überhaupt zu kennen. Egal. Nun saß ich also in einer Limo, auf dem Weg in die gefährlichsten Viertel der Stadt. Ich trug ein schwarzes Kostüm, welches ich mir vor längerer Zeit für Bewerbungen gekauft hatte, als ich noch vor gehabt hatte, nach der Schule zu arbeiten. Seit dem hing es in meinem Schrank, da ich mich dann doch gegen eine Ausbildung entschieden hatte. Ich hielt es für angebracht, war das Ganze doch so was wie ein Vorstellungsgespräch. Warum genau ich mich allerdings so merkwürdig fühlte, wusste ich nicht, aber wahrscheinlich lag es daran, dass ich in meinem bisherigen Leben weder in einer Limousine gesessen hatte, noch jemals auf dem Weg in das Dämonenviertel gewesen war und erst recht hatte ich mich noch nie zu einem Treffen verabredet, bei dem ich Vorsichtsmaßnahmen treffen musste, um nicht vor Aufregung und Angst an einem Herzinfarkt zu sterben. Vielleicht fühlte ich mich aber auch so eigenartig, weil ich so ruhig war. Nach den letzten Tagen Dauerstress und dauerhafter Horrorszenarien, war dieses Verhalten von mir mehr als merkwürdig. Nun gut... Ich akzeptierte es und freute mich darüber endlich wieder klar und logisch denken zu können. Es war nur ein Gespräch und ich war ausreichend abgesichert, dass ich das ganze im Notfall ohne größeren Schaden überstehen würde. Ich fühlte mich sicher, denn seien wir mal ehrlich: Wenn er mir etwas antun wollte, wäre ein offizielles Gespräch, das bei einer ihm vollkommen unbekannten Person gemeldet ist, die sobald ich das abgemachte Codewort sagte, die Polizei verständigen würde, die denkbar schlechteste Methode. Dämonen und die menschliche Polizei standen zu sehr auf Kriegsfuß um ein solches Risiko einzugehen. Eigentlich konnte mir also nichts passieren. Die Fahrt dauerte fast eine Stunde, nach einer halben hatten wir die Grenzstraße erreicht, danach durfte ich eintauchen in eine Welt, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Die Straßen waren weder kaputt, noch schmutzig. Es fuhr kaum ein Auto und überhaupt sah man eigentlich niemanden draußen. Es war alles sehr modern und doch wirkte es anders. Je weiter wir in den Stadtkern kamen, desto auffälliger wurde das alles. Der Stadtkern schien wie ausgestorben, das war ein wenig gruselig. Als die Limousine hielt, war ich wohl in der Mitte des Stadtteils angekommen. Der tote Punkt, wie ich diesen Ort liebevoll nannte. Der Fahrer redete noch immer nicht, er hielt nur und sah mich durch den Rückspiegel auffordernd an. Bevor sein Blick mir durch Mark und Bein fahren konnte, öffnete ich schnell die Tür und stieg aus. Es war totenstill. Da war kein Vogel, nichts. Nur der Wind rauschte durch die Häuserschluchten und es war kalt, obwohl die Sonne schien. Himmel war das gruselig. Ich sah nochmal zurück zu meinem Fahrer, doch der legte schon einen neuen Gang ein. Als er meinen Blick bemerkte, nickte er nur zum Eingang des Gebäudes, dann gab er Gas. Ein letztes Erschauern fuhr durch meinen Körper, dann betrat ich das riesige Gebäude. Auch hier hörte ich rein gar nichts, was diesmal aber wirklich gruselig war, denn es liefen allerlei Leute in der Eingangshalle hin und her. Das Gerücht stimmte also: Dämonen waren in der Lage sich vollkommen lautlos fort zu bewegen. Plötzlich aber hallten Schritte durch den Eingangsbereich und zwar direkt auf mich zu. Es war eine Frau mit feuerrotem Haar und einem schwarzen Hosenanzug. Sie war schlank und blickte finster drein, doch die Ausstrahlung wie Sesshoumaru sie hatte, besaß sie nicht. Allerdings wies ihre ganze Haltung darauf hin, dass sie es gewohnt war, dass man auf sie hörte. „Du hast dich wohl verlaufen... Mensch“ Damit war dann auch klar, dass sie eine Dämonin war. Bis gerade hatte ich eigentlich gedacht, dass ich nur Angst vor meinem zukünftigen Boss hatte, weil der ein Dämon war, aber dem war eindeutig nicht so, denn die bestimmte Tonlage von der Person vor mir ließ mich nicht einmal erschauern. Nur die gesamte Situation an sich war es, die mich ziemlich verunsicherte. „Eh nein...“, begann ich deshalb langsam. „Ich bin Mai... ich habe...“ Doch weiter kam ich nicht, denn die Frau fuhr mir dazwischen: „Hör zu, Mädchen: Ich weiß nicht wie du hier her gekommen bist oder warum, aber hier sind Menschen nicht erwünscht, also verschwinde.“ Die Empfangsdame drehte mich um und begann mich wieder Richtung Ausgang zu schieben. Nervös setzte ich wieder an: „Aber ich habe...“ Wieder wurde ich unterbrochen „... einen Termin bei mir“ Mir lief es eiskalt den Rücken herunter und plötzlich wünschte ich mir, die Dämonin würde ihr Vorhaben beenden, doch die stoppte in ihrer Bewegung und drehte sich wahrscheinlich um, aber das sah ich nicht, denn ich blieb wie vom Donner gerührt stehen und bewegte mich nicht. Warum nur fühlte ich mich, als wäre ich auf dem Weg zu meinem Henker? Wie nur schaffte es dieser Mann, dass ich solche Angst in seiner Nähe bekam? Es konnte nicht daran liegen, dass er ein Dämon war, sonst hätte ich ja auch angst vor der Empfangsdame gehabt. „Sesshoumaru-sama...“, sprach eben jene Empfangsdame überrascht und plötzlich so viel netter. „Aber sie ist doch...“ „Ein Mensch“, ergänzte der Firmenchef kühl. „Das ist schon richtig so. Geh jetzt, Kazumi“ Kazumi.. das klang irgendwie zu niedlich für einen Dämon. Von ihr kam nichts mehr, sie ging wohl einfach. „Mai?“, kam es kühl von 'meinem Termin'. Ich zuckte zusammen. „Hm?“, gab ich nur von mir und fixierte weiter die Tür, welche im Moment sehr attraktiv war. Dahinter war Freiheit und Sicherheit … Wie unsinnig und falsch dieser Gedanke doch war. „Der Fahrer ist weg, wenn Sie also wieder gehen wollen, sollten Sie kurz warten.“ Wollte ich denn gehen? Irgendwie schon, aber ich würde es spätestens heute Abend, vielleicht auch erst morgen früh, bereuen. „Ich kann Ihnen nichts tun, denken Sie daran. Sie sind sicher. Es ist alles in Ordnung.“ Die Stimme Sesshoumarus klang angestrengt sanft. Er schien es nicht gewohnt zu sein, dass er jemanden beruhigen musste. Natürlich, wahrscheinlich drehte kein Dämon durch und schon gar nicht nur durch die reine Präsenz eines anderen Dämons. „Mai“, fuhr er dann fort. „Drehen Sie sich um.“ Ich zögerte. Wenn ich mich jetzt umdrehte, gab es kein zurück, zumindest nicht in meiner Vorstellung. Ich fühlte mich wie ein Fisch am Haken und ich musste mir nur eine kleine Wunde zufügen, mir nur die Wange aufreißen, um wieder davon los zu kommen. Das einzige was bleiben würde, wäre eine kleine Narbe und die ewige Frage, was der Fischer mit mir vor gehabt hatte. Ich seufzte leise und drehte mich dann wieder um, meinem Fischer nun wieder zugewandt. Ich glaubte kurz ein wenig Erleichterung über seine Gesichtszüge huschen zu sehen, aber wahrscheinlich war das reines Wunschdenken. „Bitte folgen Sie mir.“ Wir gingen durch den großen Raum, vorbei an Kazumi, die mich etwas ungläubig anstarrte und betraten einen Aufzug. Ich weiß nicht mehr welche Zahl genau er drückte, es war jedenfalls die höchste auf dem ewig langen Nummernblatt und wir fuhren eine ganze Weile, bis sich die Türen wieder öffneten. Wieder kamen wir in einen Vorraum und das erste was mir auffiel, war, dass es hier verdammt grün war. Überall standen Pflanzen und irgendwie fühlte man sich wie in einem Urwald. Das kam nicht zuletzt davon, dass der Gehweg – ein schmaler Pfad zwischen all dem Grün – aus einer Art Mulch bestand. „Ziehen Sie Ihre Schuhe aus“, forderte mich Sesshoumaru auf, während er seiner eigenen Anweisung bereits folge leistete. Ich tat wie mir geheißen und folgte ihm. Der Boden war herrlich unter meinen Füßen, auch wenn es ungewohnt war. Ich sah hier auch keine Sekretärin, was mich wieder wunderte. Hatten Dämonen so was nicht? Wie seltsam. Der Raum nach dem Wald war sein Büro und es war vollkommen anders, als ich erwartet hatte. In vielerlei Hinsicht. Zum einen war es keinesfalls dunkel, im Gegenteil, ich hatte selten einen so angenehm hellen Raum gesehen. Er war geschmackvoll eingerichtet, wenn auch etwas spärlich. In dem Büro stand eigentlich nur ein Schreibtisch und Stühle und es gab eine kleine Couchecke. Ansonsten war es auch hier sehr Grün, wenn auch nicht ansatzweise so extrem wie in dem Vorzimmer. Die Wände die nirgendwo angrenzten – wenn ich mich nicht irrte die Süd- und Westwand - waren nahezu komplett aus Glas. Und damit kommen wir zur zweiten Sache, die mich absolut irritierte: Ich hatte die Skyline der Stadt erwartet oder zumindest auf sie herab zu sehen, doch stattdessen sah ich nur Wald und Wiese. Wie war das nur möglich? Existierte dieses Gebäude jenseits von Raum und Zeit oder so etwas? Mein Gastgeber schien meinen Blick zu bemerken, denn er beantwortete meine ungestellte Frage: „Es ist ein Trugbild und stellt diese Gegend aus dem 15. Jahrhundert dar, als der Mensch noch in der Unterzahl und die Natur noch einwandfrei intakt war.“ Hörte ich da einen leichten Hauch von Wehmut in der Stimme? Das wäre für mich nicht weiter verwunderlich, schließlich war er in dieser Traumlandschaft da draußen aufgewachsen und an seiner Stelle würde ich die auch vermissen. „Setzen Sie sich, es ist einiges zu klären.“ Etwas widerwillig löste ich mich von dem idyllischen Anblick und trat an den Schreibtisch, hinter dem mein unheimlicher, aber scheinbar auch facettenreicher, Gastgeber bereits Platz genommen hatte. Als ich mich setzte, hatte meine Neugierde endgültig gewonnen. Ich wollte diese so merkwürdige Welt kennenlernen und ich war sogar bereit einen gewissen Preis dafür zu zahlen, wenn es nötig war. Doch gerade als er zum Sprechen ansetzte, klingelte mein Handy. Hosted by Animexx e.V. 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