Zum Inhalt der Seite

Sirius Black

Sein Erleben von 1981 bis zu seinem Tod
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Im Magnolienring

Das gleißende Licht der Sonne wärmte Sirius, während er ungläubig auf das Straßenschild sah. Ligusterweg! Nachdem er in wochenlanger, mäandernder Suche durch das Land der Muggel geirrt war, stand er wirklich und wahrhaftig hier. In den Wochen, die seit seinem Ausbruch vergangen sein mussten, fühlte er sich wie neugeboren. Das Leben strömte auf ihn ein und sein erstes Gefühl war Sehnsucht. Sehnsucht nach dem kleinen, lachenden Kind auf dem Besen, das vor nunmehr zwölf Jahren durch Peter zum Vollwaisen geworden war. Wie er wohl aussieht? Wie mag es ihm ergangen sein, bei dieser schrecklichen Familie?

Als wäre lediglich ein Tag verstrichen, hörte Sirius Hagrids Stimme. „Ligusterweg Nummer 4, Little Whinging, Surrey.“

Dass diese wichtige Information all die Jahre in Askaban überdauert hatte, überraschte ihn selbst.

Wie viel Zeit mochte vergangen sein?

Erst Tage nach dem Ausbruch war es ihm gelungen, einer Zeitung habhaft zu werden, doch ob das Datum stimmte, wusste er nicht zu sagen. Ein dreizehn Jahre altes Foto von ihm zierte das Titelbild. Zunächst verblüffte es ihn – früher informierten die amtierenden Minister ihre Kollegen aus der Muggelwelt nur in wirklich wichtigen Dingen. Doch dann fiel ihm ein, was ihm vorgeworfen wurde und seine Verwunderung schlug in ein resigniertes Verstehen um: Die Muggel wussten zwar nicht, dass er angeblich zahlreiche Menschen getötet hatte, doch Fudge schien überzeugt davon zu sein, dass ein entflohener Zauberer am Ehesten in der Muggelwelt Zuflucht suchen würde. Womit er ja richtig lag. Doch dass der Geflohene die Gestalt eines Hundes angenommen hatte, wusste niemand.

So war er unbehelligt voran gekommen, geschwächt von dem Hunger, mit nichts im Kopf außer dem Bild des Jungen mit Peter Pettegrew auf der Schulter. Dies hielt ihn auf den Beinen. Gefühltem stundenlangen Schwimmen folgte tagelanges laufen. Die Dementoren hatten seine Spur bereits verloren, nachdem er im Wasser war. Obwohl die seelensaugenden Wesen nicht in der Lage waren, die Gefühle von Tieren so wahrzunehmen wie die eines Menschen, war ihnen der Ausbruch nicht verborgen geblieben. Mochten seine Gefühle auch flacher und weniger menschlich sein: Gespürt hatten sie doch, dass er an ihnen vorbei rannte. Und dass Askaban auf eine Insel gebaut worden war, erwies sich nun als besonders günstig.

Sirius' Herz hämmerte gegen seine Brust, Freude und Angst durchfluteten ihn. Obgleich die Häuser dieser Straße sich wie ein Ei dem anderen glichen, spürte Sirius sofort, hinter welchen Fenstern Harry sein musste. Die Nummer Vier war nur ein paar Sprünge entfernt und doch trennte sie beide weniger die Mauer des Hauses, als eine Welt voneinander.

Petunia Dursley, in ihrer grenzenlosen Ignoranz, hatte Harry gewiss vorenthalten, dass sich noch ein lebender Magier um ihn sorgte. Sirius Black, der beste Freund seiner Eltern und Pate des kleinen Harry.

Doch von einer Frau, die der eigenen Schwester sogar verwehrte, zur Hochzeit zu kommen und die wiederum die Einladung zur Hochzeit nur wenige Monate später unbeantwortet gelassen hatte, erwartete Sirius nichts anderes. Heftiger Zorn erfasste Sirius ob dieser Ungerechtigkeit.

Bei mir hätte Harry aufwachsen sollen, bei mir! Sirius wurde gewahr, dass Peter nicht nur ihm ein Jahrzehnt genommen hatte, sondern auch Harry. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.

Sein Blick glitt über die makellose Fassade, die blinkenden Fenster, den gepflegten Garten. Seine Gedanken überschlugen sich. Geh einfach hin und sieh nach, was kann schon passieren?

Du kannst dich unmöglich als Mann dort sehen lassen, was, wenn die Muggel dein Bild kennen?

Ist doch egal, ein kleiner Vergessenszauber und -

Du hast keinen Zauberstab!

Dann als Hund.

Sirius spitzte die Ohren. Was war das? Aufgebrachte Stimmen ertönten, eine Haustür wurde zugeschlagen.

James!

Mit gesträubten Nackenhaaren beobachtete Sirius, wie das Ebenbild des Freundes auf ihn zu kam. Der Hund vergaß beinahe, Atem zu schöpfen. Harry schien in Eile, doch die einbrechende Dunkelheit legte sich wie ein Schatten über das Gesicht seines Patenkindes und machte es Sirius unmöglich, seine Miene zu erkennen.

Weshalb hat er den Koffer bei sich? Ist denn schon August?

Aufgeregt hechelnd, jede Faser seines Körpers angespannt, folgte er der Silhouette Harrys. Schlich ihm nach, unschlüssig, ob er verborgen bleiben oder sich offenbaren sollte. Jetzt beugte sich Harry über den Koffer, richtete sich auf und starrte in seine Richtung. Sirius ging einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, doch Harry stöberte in seinem Koffer und Augenblicke später kniff Sirius geblendet die Augen zu. Seine Augen hatten sich so an die Dunkelhit gewöhnt, dass der dünne Strahl des Zauberstabes unangenehm war. Entsetzt verfolgte Sirius, wie Harry stürzte.

Der Wunsch, zu ihm zu laufen, war so groß, dass er sich nur mühsam beherrschen konnte, alle Vorsicht fahren zu lassen. Doch instinktiv kauerte er sich hinter einem Busch zusammen. Keine Sekunde zu früh!

Mit einem lauten Knall erschien der Fahrende Ritter. Harry deutete in seine Richtung und Sirius presste den Körper in eine kleine Mulde. Harry stieg in den Bus und das Gefährt verschwand.

Fort.

Verpasst!

Wann würde er Harry wieder so nah sein? Die Intensität seiner Gefühle überwältigten ihn und im Schatten einer großen Buche ließ er sich nieder. Da war dieser unendlich große Schmerz in seiner Brust. Es war eine Mischung aus Freude, Liebe und Verbundenheit, gepaart mit unendlicher Trauer, Wut und Verzweiflung.

Wie viele Jahre waren vergangen, seitdem er in diesem Ausmaß Gefühle wahrgenommen hatte? In Askaban erfüllten ihn keine Emotionen. Es war ein sinnloses und stumpfsinniges Dahinvegetieren gewesen, ohne Höhepunkte, doch auch ohne Tiefpunkte. Die Not, welche bei einigen seiner Mitgefangenen innerhalb weniger Wochen zur Nahrungsverweigerung und dann zum Tod führte, hatte ihn verschont.

Sirius blickte zum Himmel und betrachtete den Mond, der die baldige Verwandlung seines Freundes Remus anzeigte. Wenn ich nur wüsste, wo Remus lebt. Doch nein, selbst wenn ich es wüsste, würde ich ihn nicht aufsuchen. Das große Ziel war der Mord von Peter Pettegrew und dies war eine Aufgabe, die er ganz alleine ausführen würde. Er ist in Hogwarts, dachte er und der schwarze Hund erhob sich von seinem Lager am Baum und trottete los. Hogwarts entgegen.
 

---

Anhören könnt ihr euch das Kapitel hier:

https://www.youtube.com/watch?v=UMvMdQXBPbk



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück