Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 106: 5.4.2024: Wetterwechsel ------------------------------------ Platt wie eine Flunder lag Steffen auf seinem Bett und lauschte darauf, wann das angekündigte Gewitter endlich in seine Nähe zöge. In den vergangenen Wochen waren die Bauarbeiten gut voran gegangen und Detlef bei der Arbeit immer selbstständiger geworden. So manches Mal hatte er ihn mit seinen Fähigkeiten überrascht - auf der Baustelle und auch beim Praktikum in der Schreinerei. Da konnte Steffen jetzt auch mal guten Gewissens den Tag über ausspannen – wobei können hier das falsche Wort war: Seit einer Woche war es immer schwüler und wärmer geworden und sein Kreislauf an diesem Tag vollends an seine Grenzen gekommen. Ihm war, als hätte er zu tief ins Glas geschaut und bei jedem Schritt schwankte der Raum um ihn herum. „Und der geht auch noch Joggen“, murmelte beim Gedanken an Detlef und legte sich beide Unterarme über das Gesicht. Er sehnte den angekündigten Wetterwechsel so herbei! Seit drei Tagen immer wieder die Ankündigung und doch war kein Regentropfen vom Himmel gefallen. „Hast du dich in der Zwischenzeit überhaupt mal bewegt?“, hörte er eine Weile später als Detlef zurückkam. Verschwitzt und schnaufend stand er in der Tür, aber auch ein zufriedenes Grinsen lag auf seinem Gesicht. Steffen linste zu ihm hinüber und schürzte die Lippen. „Du mit deinem jugendlichen Elan“, knurrte er und schloss wieder die Augen. Detlef lachte und holte den beiden etwas zu trinken aus dem Kühlschrank – wie gut, dass der nun auch endlich zur Einrichtung gehörte! „Als ich auf dem Berg war, konnte ich in der Ferne schon dunkle Wolken sehen. Bald bist du erlöst“, grinste er und nahm neben Steffen Platz. „Den Berg bist du auch hoch?!“, meinte der ungläubig und ließ sich zurück ins Kissen fallen, kaum, dass er einen Schluck aus seiner Wasserflasche genommen hatte. „Tja, alter Mann, ich bin halt noch jung und knackig!“, schmunzelte Detlef und sprang lachend davon, als Steffen ein Kissen nach ihm warf. „Ich geb dir gleich alter Mann! Die zehn Jahre Unterschied!“, zeterte er und brummte, als das Bett wieder anfing, im Kreis zu fahren. „Na toll, du Arsch, jetzt ist mir schlecht.“ Detlef warf ihm einen gespielt mitleidigen Blick zu und verschwand unter die Dusche, während Steffen schwerfällig nach seinem Handy kramte und in Zeitlupe anfing, darauf zu tippen. Macht dir das Wetter auch so zu schaffen? »Frag nicht… « Hier solls wenigstens nachher regnen!! »War vorhin schon am Strand; tat gut, aber in meiner Bude verreck ich fast… « Kauf dir ein Hausboot :D »Idiot« Steffen kicherte und legte das Handy beiseite. Wenigstens war er nicht allein mit der Wetterfühligkeit. Sie gehörte gewissermaßen zum Familienerbe; fast jeder seiner Verwandten hatte in irgendeiner Weise damit zu kämpfen. „Na? Gehts wieder?“, stand Detlef erneut in der Tür, ein Handtuch um die Hüften gewickelt und mit dem anderen die Haare trocken rubbelnd. Steffen musterte kurz den durchtrainierten Anblick und nickte dann in Richtung Fenster. „Hast du das eigentlich gesehen?“, meinte er und Detlef folgte seinem Blick. „Was denn?“, fragte er und wollte gerade hinübergehen, als er ein Knipsen hörte. Mit breitem Grinsen lag Steffen da und tippte eifrig auf seinem Handy. „Hast du mich grad fotografiert?!“, entfuhr es Detlef, der alarmiert zu Steffen hinübereilte, als der mit einem „Worauf du einen lassen kannst!“, antwortete. „Los, gib her! Wem schickst du das?!“, riss er ihm das Handy aus der Hand, aber es war schon zu spät: Steffen hatte das Bild bereits verschickt. „Ups“, schmunzelte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Detlef starrte auf den Chatverlauf und linste dann Steffen hinüber. „Was soll das?“, meinte er und seufzte aus, als er die Antwort las: »???« Offensichtlich war er nicht der Einzige, der Steffens Aktion wenig lustig fand. „Tja, zumindest weiß der alte Mann, wie er mit einem Handy umgehen kann“, grinste der Dunkelblonde und setzte sich auf, als Detlef seinerseits etwas tippte, ehe er Steffen das Smartphone auf den Schoß warf. „Ich zieh mich an, bevor du mich beim nächsten Feuerwehrkalender anmeldest“, verschwand er aus dem Zimmer und Steffen las, was er geschrieben hatte: Deinem Cousin ist die Hitze wohl zu Kopf gestiegen. Sorry. Saskias Antwort war nicht minder begeistert: »Wie gesagt: Idiot!« Steffen grunzte. Unverschämtes Pack! Lange schmollen wollte er allerdings nicht, denn ihm fiel auf, dass Detlef Saskias Frage nicht mehr gesehen hatte, wie es ihm inzwischen ginge. Unschlüssig starrte er auf die Nachricht und seine Finger schwebten über dem Display. »Hats dir die Sprache verschlagen? « Er seufzte. Hat sich aus dem Staub gemacht. Ist zu schüchtern in der Nähe von Kameras, der Junge. »Na dann. Muss jetzt auch los, bin nachher noch verabredet und will nicht aussehen wie gekaut und ausgespuckt. « Hört, hört! Wer ist denn der Glückliche? ;) »Geht’s dich was an? :P Bis die Tage und lass dich nicht vom Blitz erschlagen! « Wieder schaute Steffen ratlos auf das Display und seufzte aus, als er Saskia nach einigem Zögern viel Spaß wünschte und erkennen musste, dass sie den Chat mit ihm wohl bereits geschlossen hatte. Er rieb sich das Kinn und lauschte dem Donnergrollen, das immer näher kam. „Tja, Kumpel, wenn du da mal nicht eine riesige Dummheit gemacht hast“, murmelte er und legte sein Handy beiseite, als Detlef durch den Flur rief, ob er was essen wolle. „Ich bleib heut bei Flüssignahrung“, quälte er sich aus dem Bett und wankte zu seinem Mitbewohner, der ihn irritiert musterte. „Ists so schlimm? Du siehst ja noch übler aus als vorhin“, ging Detlef zu ihm und griff seinen Arm. „Jetzt behandelst du mich aber wirklich wie einen alten Mann!“, lachte Steffen und machte sich los. Bis zum Küchentisch schaffte er es schon noch alleine! „Na, ich möchte Saskia nicht schreiben müssen, dass ihr Lieblingscousin eine Bauchlandung hingelegt hat, während ich direkt daneben stand“, meinte Detlef und lehnte sich neben ihm an den Tisch. Wieder wurde Steffens Blick ernster und er schaute den Blonden direkt in die Augen. „Willst du sie eigentlich zurück?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)