Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 17: 17.1.2024: xeromorph -------------------------------- „Und? Wie ist das so, jetzt allein zu leben?“, schlenderten Silvie und Ilka durch den Baumarkt. Zu Beginn war die Auswahl schier erschlagend gewesen, nun, nach gefühlten drei Stunden, die sie hier bereits verbrachten, fiel die Orientierung bereits deutlich einfacher. Ilka zuckte die Schultern. Immer wieder guckte sie auf ihren Einkaufszettel und musterte dann skeptisch die Regale und Waren vor sich. „Ich frag mich ja immer noch, warum Fritz sich hier so gern aufgehalten hat. Mich verwirrt das alles eher, als dass mir das Herz aufgeht“, murmelte sie und schüttelte dann wie ertappt den Kopf. „Tut mir leid, ich sprech immer noch ganz schön viel von ihm, was?“ Silvie schmunzelte und knuffte sie in die Seite. „Nicht mehr so viel wie am Anfang“, zwinkerte sie und nahm Ilka den Zettel aus der Hand, um sie besser bei der Suche unterstützen zu können. „Irgendwie ist das ganz schön peinlich“, nuschelte Ilka, als sie in den nächsten Gang einbogen. „Was meinst du?“ „Na, ich bin jetzt Ende dreißig und völlig unbeholfen was das hier angeht“, schwang Resignation in ihrer Stimme mit. Nicht zum ersten Mal fühlte sie sich in dieser Zeit wie das letzte Elend und ein riesiger Versager. „Hey“, legte Silvie ihr die Hand auf die Schulter und brachte Ilka dazu, sie direkt anzusehen. „Ihr habt euch damals in der Schule kennen gelernt, seid direkt nach dem Abi zusammen gezogen und du hast bis vor einem halben Jahr quasi nie allein gelebt. Ist doch klar, dass das jetzt eine riesige Umstellung für dich ist! Und ein Versager bist du darum auch nicht! Vielleicht hast du mit dem Aufbau von Schränken und Co. nicht so viel am Hut, aber ich bin mal gespannt, wie Fritz die nächste Steuererklärung ohne dich schaffen will!“ Endlich ein Schmunzeln auf Ilkas Lippen. „So wie ich ihn kenne wird er sich einen Steuerberater holen“, schob sie ihren Einkaufswagen weiter und bog in die Pflanzenabteilung. „Genau. Merkst du den Unterschied?“, stellte Silvie sich neben sie, während Ilka einige Sukkulenten betrachtete. Die hatten ihr schon immer gut gefallen, aber Fritz hatte für Blumen nie viel übrig gehabt. „Was meinst du?“, schaute Ilka kurz hoch und betrachtete dann wieder mit einem seligen Gesichtsausdruck die Pflänzchen. „Du könntest dir jetzt auch für alles einen Handwerker suchen, aber stattdessen versuchst du dich selbst da reinzufuchsen. Ilka, du bist ne starke Frau und hast schon viel im Leben erreicht! Das hier schaffst du auch“, lächelte sie und beide Frauen strichen sich eine Träne von der Wange. „Danke, dass du für mich da bist“, legte Ilka kurz den Arm um Silvie. Ihre beste Freundin hatte ihr in den vergangenen Monaten sehr zur Seite gestanden. „Und jetzt kauf dir endlich deinen Kaktus!“, grinste Silvie und Ilka lachte. „Nun kann endlich keiner mehr meckern, dass er sich versehentlich daran stechen könnte!“, stellte sie drei Pflänzchen in ihren Einkaufskorb. Erst einmal klein starten und nach und nach würde sie vielleicht weitere bei sich einziehen lassen. „Weißt du eigentlich, dass es für ihre Wuchsform einen eigenen Begriff gibt?“, steuerte sie nun langsam die Badabteilung an. „Du meinst bei den Kakteen?“ „Ja. Pflanzen, deren Wuchsform an die Trockenheit angepasst sind, werden auch als xeromorph bezeichnet. Hab ich mal in einer Dokumentation gesehen.“, meinte Ilka und erzählte Silvie einige spannende Fakten – spannend zumindest für Ilka, aber Silvie war froh, ihre Freundin endlich einmal wieder etwas positiver und glücklicher zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)