Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 51: LI – Eine neue Spur ------------------------------- ~~~Mittwoch 22. Juni 2016~~~   Der Schultag war seit einer knappen Viertelstunde zu Ende, doch dachten die meisten Schüler noch gar nicht daran, nach Hause zu gehen. Mittwochs standen die Sportclubs in den Startlöchern. Wie Aiden es am Vortag mit Luca abgemacht hatte, hatte er sich für den heutigen Tag zu einem Probetraining des Fußballclubs angemeldet, weshalb er jetzt in der Umkleide saß und sich die Schuhe zuband. Immer wieder bemerkte er die skeptischen Blicke der anderen Anwerber auf ihm, an die er sich aber seit dem Skandal mit Sakura so langsam gewöhnt hatte. Er war recht geübt darin, Vorurteile und dummes Gerede über sich zu ignorieren, musste er sich das doch gefühlt seit Beginn der Mittelstufe überall anhören, weshalb er auch jetzt nichts auf die Blicke gab. Noch einmal überprüfte er den Sitz seiner Schuhe, bevor er die Umkleide verließ und mit einigen anderen Spielern in Richtung des Feldes marschierte. Auf dem Platz stand bereits das gesamte Team der Gekkoukan High, welches im Moment aus 13 Spielern bestand. Unter diesen befanden sich auch Luca und Ken, doch konnte Aiden mit den restlichen Spielern nichts anfangen, auch wenn er gestern all ihre Namen erfahren hatte. Etwas überfordert standen die Anwärter auf dem Platz und es dauerte eine Weile, bis alle Leute da waren, als Ken sich eine Trillerpfeife griff und kräftig hineinblies. Über den schrillen Ton war er wohl selbst etwas erschrocken, denn er zuckte kurz zusammen, bevor er sich räusperte und in die Runde sah: „Wir sind nun alle vollzählig, deshalb möchte ich euch zum heutigen Probetraining begrüßen. Bevor wir anfangen: Hat jemand von euch eine Frage oder Anmerkung?“   Alle Anwärter sahen sich gegenseitig an, denn anscheinend traute sich niemand, die erste Frage zu stellen, bis ein etwas kräftigerer Junge die Hand hob: „W-wie hoch sind unsere Chancen, ins Team aufgenommen zu werden?“ Die Frage schien wohl jedem auf der Zunge gelegen zu haben, doch schüttelte Ken nur mit dem Kopf und gestikulierte mit der Hand: „Ich werde euch hier jetzt keine prozentualen Chancen ausrechnen, denn hier zählt das, was ihr könnt. Aber um das gleich zu sagen: Nur weil ihr jetzt nicht genommen werdet, heißt das nicht, dass ihr überhaupt nicht ins Team kommt. Von uns 13 werden nächstes Jahr acht Stück nicht mehr da sein, von daher besteht bei jedem von euch die Chance, dass er dem Rest gut in Erinnerung bleibt und nächstes Jahr ins Team aufrücken kann.“ Die Worte des jungen Mannes schienen die Anwärter etwas zu beruhigen, doch Aiden fühlte sich in diesem Moment etwas fehl am Platz. Alle, die hier waren, wollten um jeden Preis ins Team und er selbst war nur zum Spaß hier, weil Luca ihn darum gebeten hatte. Vermutlich wurde er deshalb so böse angeschaut, immerhin war er für jeden hier ein potenzieller Rivale. Etwas verlegen kratzte sich der Braunhaarige am Hinterkopf, als noch ein paar Anwärter dazu kamen, bei denen es sich ausschließlich um Mädchen handelte. „Kapitän, seit wann nehmen wir Mädchen ins Team?“, wunderte sich ein Junge mit schwarzen Haaren und einem Undercut, während er zu dem Kapitän schaute, der sich die Nasenwurzel rieb: „Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass es in der Schule bald eine Regeländerung zu der Geschlechtertrennung geben wird, von daher habe ich zu diesem Probetraining auch die Schülerinnen eingeladen, die Interesse an Fußball haben. Bevor einer von euch jetzt irgendwelche Einwände erhebt, lasst es! Jeder bekommt von mir dieselbe Chance, aber lasst mich euch sagen, Mädchen, dass ihr dasselbe Pensum erfüllen müsst, wie alle anderen. Ist das okay?“ „Hai, Amada-senpai!“, riefen die Mädchen synchron aus, was den Braunhaarigen grinsen ließ, bis er sich an sein Team wandte: „Was euch angeht: Keine dummen Kommentare und vor allem haltet ihr eure Hände bei euch, verstanden?“ Bei seiner Ansprache sah er sein Team der Reihe nach an, bis sein Blick auf einem bestimmten Schüler hängen blieb, der auch sofort auf den Blick reagierte. Empört sah Luca seinen Kapitän an und stemmte dabei die Hände an die Hüften: „Warum schaust du mich jetzt so an, Senpai? Ich habe noch nie eine Schülerin angefasst!“ Das Gesicht und der empörte Ton von Luca waren zu viel für Aiden, der es nicht schaffte, seinen Lachanfall zu unterdrücken, ihn aber zum Glück kurzhalten konnte. Dieses Lachen brachte ihm aber einen bösen Blick seines besten Freundes ein, der beleidigt eine Schnute zog: „Halt die Klappe, Aiden!“   Die Situation mit Luca schien die Stimmung etwas gelockert zu haben, denn alle wirkten deutlich besser gelaunt, weshalb Ken die Übungen erklärte: „So, bevor wir anfangen, mit dem Ball rumzuhantieren, will ich erst einmal eure Basics sehen. Dafür machen wir ein paar Übungen wie Sprints, Slalom und Hochsprung. Stell euch in einer Reihe auf, wir fangen mit den Sprints an.“ Das in einer Reihe aufstellen verlief deutlich weniger problematisch als Aiden erwartet hatte, doch konzentrierte er sich jetzt eher darauf, seine Übungen gut zu machen. Bei den Sprints über hundert Meter schaffte Aiden es, die meisten zu beeindrucken, denn er schaffte eine Zeit von 12,9 Sekunden. Die meisten anderen lagen bei etwas mehr als 13 Sekunden, doch schafften zwei der Mädchen das, was alle Anwesenden sprachlos machte: Sie liefen beide die 100 Meter in unter elf Sekunden. Aiden konnte dafür wirklich nur Respekt zollen, denn so eine Leistung kam nicht einfach so, dafür musste man extrem viel trainieren. Auch die folgenden Übungen waren für Aiden recht gut gelaufen, wobei er lediglich beim Hochsprung ungünstig absprang und die Stange wegkickte. Ken stand am Rand und machte sich aufmerksam seine Notizen, bevor er am Ende des Trainings zu Aiden ging und ihm auf die Schulter klopfte: „Gute Leistung, Kurosaki. Bist gut in Form.“ „Danke, Senpai. Sag mal, wie schnell bist du eigentlich auf 100 Meter?“, erkundigte sich der Braunhaarige und stemmte die Hände an die Hüfte, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen und zu seinem Senpai schaute, der sich an der Nase kratzte: „An guten Tagen schaffe ich knapp zwölf Sekunden, aber das, was die beiden Mädels da gezeigt haben, krieg ich nicht hin. Die rennen mir davon.“ Auf die Aussage musste Aiden kurz lachen und nahm ein paar tiefe Atemzüge, bevor Ken ihn fragend ansah: „Darf ich dich was fragen, Kurosaki? Warum nimmst du eigentlich an diesem Training teil? Ich weiß, du bist im Moment vom Kendoclub suspendiert, aber ich hatte immer die Vermutung, dass du wieder dahin zurückwillst.“ „Wenn ich ganz ehrlich bin, Senpai, ist dieses Training eigentlich nur ein bisschen Zeitvertreib. Luca hat mich gebeten, mal teilzunehmen“, gestand der Braunhaarige, was den Älteren verstehend nicken ließ: „Ich verstehe. Nun, dann hatte Silva mal eine gute Idee. Du und die Mädchen scheint den Rest ganz schön angespornt zu haben.“   „Gesunder Wettbewerb ist nie verkehrt. Sagt meine Mutter zumindest immer“, lachte Aiden und sah zur Seite, als Luca neben ihn trat: „Wie sieht es aus, Senpai? Schon eine vorläufige Entscheidung getroffen?“ „Noch nicht, aber ich werde mich mal mit den Jungs unterhalten. Wen würdest du denn ins Team nehmen, Silva?“, erkundigte sich Ken bei seinem Teamkollegen, der in seiner typischen Manier die Hände hinter dem Kopf verschränkte: „Die beiden Mädchen, die im Sprint so unglaublich schnell waren und auch den etwas Kräftigen würde ich definitiv nehmen. Er mag nicht so schnell sein, aber er ist sehr standfest und hat beim Slalom gute Reflexe gezeigt.“ „Verstehe. Ich werde deine Anmerkungen berücksichtigen. Ich erkundige mich mal nach den anderen.“ Damit verschwand der Ältere zu seinem restlichen Team und ließ Aiden und Luca alleine, damit sie sich noch unterhalten konnten. Natürlich ließ Luca es sich nicht nehmen zu fragen, wie Aiden das Training gefallen hatte, auch wenn es wirklich nur zur körperlichen Ertüchtigung war. Mit einem leichten Lachen streckte sich Aiden und machte ein paar Dehnungsübungen zum Abwärmen: „Es hat Spaß gemacht, auch wenn ich mir manchmal eher vorkam, als würde ich für Leichtathletik trainieren.“ „Naja, du brauchst das beim Fußball halt auch alles. Okay, wir springen nicht so hoch, aber der Rest passt ungefähr. Aber rein aus Interesse, wäre das Team was für dich?“, wechselte Luca das Thema und sah unschuldig pfeifend zur Seite, was Aiden nur mit dem Kopf schütteln ließ: „Du hast mich also doch hierhergelockt, damit ich in den Fußballclub gehe. Meine Antwort ist leider Nein, Luca.“ „Och menno, warum denn nicht? Wir wären das unschlagbare Duo“, versuchte der Spanier weiter, seinen Freund zu überzeugen, doch blieb Aiden bei seiner Aussage: „Wir waren damals ein gutes Duo, als wir klein waren, aber Zeiten ändern sich. Fußball ist dein Ding, Luca und nicht meins. Beim Kendo bin ich mir auch noch nicht so sicher, aber vielleicht muss ich meine große Leidenschaft erst noch finden.“   Auf die Antwort ließ der Junge betrübt den Kopf hängen, weshalb Aiden ihm auf die Schulter klopfte: „Hey, jetzt guck nicht so. Du hast deine Stärken und ich habe meine. Dadurch ergänzen wir uns so gut.“ „Wenn man es so betrachtet, macht das schon Sinn. Ich hätte aber schon gerne mal wieder mit dir gekickt“, brummte Luca und trat einen kleinen Stein mit dem Fuß weg, bevor er den Kopf hob und auf Aidens gehobene Faust schaute: „Wenn Munemasa-senpai mich nicht mehr in den Club lässt, überlege ich mir das mit dem Fußball noch einmal. Ansonsten können wir am Wochenende gerne mal hin und wieder kicken gehen.“ Die Antwort ließ Luca lachen, bevor er die Unterseite seiner Faust gegen die von Aiden schlug: „Ich nehme dich beim Wort, Amigo.“ Die beiden Jungs grinsten sich an, als sich ein warmes Gefühl in Aidens Brust breitmachte was ihm verriet, dass seine Verbindung mit Luca besser geworden war und das war ihm mehr wert als jeder Schulclub. Zum Abschluss des Trainings ließ Aiden sich dazu überreden, noch ein wenig mit Luca zu trainieren, doch zeigte sich hier, dass er mit dem Ball absolut nicht mehr zurechtkam. Für seinen besten Freunde schien das aber keine Rolle zu spielen, denn er schien einfach nur Spaß am Spiel zu haben.   Nachdem beide geduscht und umgezogen waren, verließen Aiden und Luca zusammen den Sportkomplex, als sie wieder auf Ken trafen, der mit Masao im Gang stand und sich unterhielt. Auch wenn Aiden genau wusste, dass es falsch war, interessierte ihn brennend, was die beiden Älteren zu besprechen hatten, weshalb er hinter einer Steinsäule in Deckung ging und mit Luca dem Gespräch lauschte. „Keine Sorge, ich habe mit ihm gesprochen und das Training hat er nur gemacht, weil Silva ihn darum gebeten hatte“, erklang die Stimme von Ken, woraufhin Masao erleichtert aufseufzte und sich durch die Haare fuhr: „Oh, ach so. Ich dachte schon…“ „Was? Dass ich dir deine Leute abwerbe? Komm schon, Masao-kun, für was hältst du mich?“, unterbrach Ken seinen Jahrgangsgenossen, der wieder leise murrte: „Ey, das hast du bei Katō auch schon gemacht.“ „Damit hatte ich nichts zu tun. Mir sind aber schon ein paar Dinge zu Ohren gekommen, dass Katō Leute angeblich aus dem Club ekelt. Ist da was dran?“, wechselte Ken das Thema, woraufhin Masao etwas empört klang: „Definitiv nicht! Okay, sie mag etwas eigen sein und hat nicht immer die nettesten Worte, aber sie ist nicht die Art Person, die Leute mutwillig aus dem Club ekelt.“ „Gut, dass du das auch so siehst. Tu mir aber bitte den Gefallen und halt die Ohren offen. Auch wenn es sich dabei um Lügen handeln, dulde ich keine Hetzreden gegen Mitschüler“, erbat Ken sich die Hilfe seines Bekannten, der nur zustimmend nickte: „Alles klar. Wenn ich was höre, lass ich es dich wissen. Wo wir bei deinen Aufgaben im Schülerrat sind. Wie läuft es eigentlich mit Kurosakis Petition? Ich hätte ihn und Nozaki gerne wieder im Club, aber ich darf mich nicht über die Schulregeln hinwegsetzen.“ „Kann ich verstehen und das ist soweit auch schon geklärt. Der Direktor sollte das eigentlich schon umgesetzt haben, aber wenn er sich sträubt, werde ich kurz einen Anruf tätigen.“ Die Stimmen der beiden Drittklässler wurden leiser, bis sie aus dem Gebäude verschwunden waren und die beiden Braunhaarigen alleine in dem Gang zurückließen. Luca fand als erstes die Stimme wieder und grinste breit: „Wow, Munemsasa-senpai will dich und Nozaki echt wieder im Club haben, was? Der hält wohl ne ganze Menge auf euch. Freut mich jedenfalls, auch wenn das heißt, dass du nicht in den Fußballclub kommst. Aiden? Hörst du mir zu?“ Erschrocken zuckte der Braunhaarige zusammen und sah seinen Freund überrascht an, denn er war mit seinen Gedanken gerade woanders gewesen. Die Worte von Masao hatten ihn sehr berührt und bei Gelegenheit würde er auch mit Sakura darüber reden, doch was ihn im Moment mehr beschäftigte, waren die Gerüchte über Yui. Darüber würde er auch mit der Älteren bei Gelegenheit sprechen, denn er machte sich Sorgen um die Schülerin. Mit einem leisen Seufzer trat Aiden hinter der Säule hervor und richtete die Tasche auf seiner Schulter: „Na komm, lass uns gehen, Luca. Willst du noch was Essen gehen?“   Den restlichen Nachmittag verbrachten die beiden Jungs im Wild Duck Burger und nutzten die Zeit, um sich über allen möglichen Quatsch zu unterhalten. Luca erzählte mit Euphorie von einem neuen Videospiel, für das anscheinend gerade jeder im Fußballclub schwärmte und das gegen Ende des Jahres erscheinen sollte. Aiden konnte nicht verhehlen, dass es durchaus interessant klang und deshalb durchforstete er kurz darauf das Internet. Das besagt Spiel, welches den Namen „Arcanum Online“ trug, warb mit vollständiger virtueller Realität und einem Spielerlebnis, wie es noch kein anderes Spiel vorher hatte. „Komplette virtuelle Realität? Wie soll das überhaupt funktionieren?“, wunderte sich der Braunhaarige und trank von seiner Limonade, während Luca in seinen Hamburger biss und nur mit den Achseln zuckte. Gerade wollte Aiden den Artikel weiterlesen, als eine Nachricht von Setsuna auf seinem Handy aufpoppte, welche die Gruppe aufforderte, sich mit ihm im Wohnheim zu treffen, da er etwas Wichtiges zu erzählen hatte. Auch Luca hatte die Nachricht bekommen und las sie mit einer hochgezogenen Augenbraue durch, bevor er sich an seinen Freund wandte: „Hast du ne Idee, was er so wichtiges haben könnte?“ „Keinen Plan, aber er würde ja nicht ohne Grund so einen Aufriss machen. Na komm, iss auf und dann ziehen wir ab“, forderte der Braunhaarige seinen Kollegen auf, der sich den Rest seines Burgers in den Mund steckte und dann sein Tablett wegbrachte. Aiden tat es ihm gleich und dann machten sie sich auf den Weg zum Wohnheim, wo sie bereits von Haruka erwartet wurden, welche zur selben Zeit heimkam.   Im Foyer des Wohnheims saßen bereits Mirai, Miyuki und Setsuna zusammen und warteten ungeduldig auf den Rest ihres Teams, was der Jüngste auch lautstark bemängelte: „Wo bleiben die denn so lange? Ich habe doch gesagt, dass es wichtig ist!“ „Chill mal, Kleiner. Wir können immerhin nicht fliegen“, brummte Luca, als er mit Aiden und Haruka das Foyer betrat und sich dann auf einen Sessel fallen ließ. Die verbleibenden Braunhaarigen setzten sich zu Miyuki auf die Couch und sahen dann zu Setsuna, der sofort das Wort ergriff: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wieder jemand in die Shadow-Welt gezogen wurde, deshalb müssen sofort dorthin, um zu helfen!“ Bei seiner Rede war Setsuna bereits aufgesprungen und wollte schon zur Tür hechten, als Luca ihn beim vorbeirennen am Arm packte und festhielt: „Zieh die Bremse, Setsuna und sag uns erst einmal richtig, was hier abgeht.“ „Silva hat Recht. Du hast gesagt, dass jemand in die Shadow-Welt gelangt ist, allerdings hast du uns nicht gesagt, wer es ist oder woher du es weißt“, stellte sich Haruka auf die Seite von Luca, was den Kleinen etwas mürrisch dreinschauen ließ, doch dann beruhigte er sich wieder und begann zu erzählen: „Erinnert ihr euch an das Mädchen, welches Silva-senpai auf dem Inaba-Ausflug so angepflaumt hat?“ „Ja“, kam es von den Gekkoukan-Schülern, während Mirai mit einem trockenen „Nein“ antwortete, doch war dieser Kommentar eher Nebensache, denn Luca saß plötzlich kerzengerade in seinem Sessel: „Du meinst, dass Tanaka in der Shadow-Welt ist? Wie kommst du darauf?“ „Naja, sie war die letzten Tage nicht in der Schule und laut meinen Jahrgangskollegen hat sie seit der Rückkehr aus Inaba niemand mehr gesehen. Sie kann also nur da drüben sein!“, beharrte der Junge auf seiner Aussage, doch zuckte er zusammen, als Mirai ihm den Wind aus den Segeln nahm: „Also erst einmal muss eine Person, bloß weil sie vielleicht krank zu Hause ist, nicht sofort in diesem Alptraum gelandet sein. Zweitens: Selbst, wenn es Tanaka nach da drüben verschlagen hat, bringt es überhaupt nichts, Hals über Kopf da hinzurennen. Diese Welt ist gefährlich und wir müssen vorbereitet sein. Ich verstehe ja, dass du das aufregend findest und zeigen willst, was du kannst, aber wir müssen auf der Hut sein. Das ist kein Spiel, Setsuna.“   Der etwas schroffe Ton von Mirai ließ den Jungen mit einem leisen Quietschen zusammenzucken und hilfesuchend zu Haruka und Aiden schauen, von denen letzterer sich langsam erhob: „Fangt bitte nicht an zu streiten, okay? Setsuna, Mirai hat absolut Recht mit dem, was sie gesagt hat. Wir dürfen nicht leichtsinnig werden, wenn wir da rüber gehen. Die Shadows sind ernst zu nehmende Gefahren.“ Die Antwort ließ den Weißblauhaarigen den Kopf senken, doch horchte er auf, als sich der Anführer an seine silberhaarige Kollegin wandte: „Wir sollten Setsunas Vermutung allerdings nicht sofort ignorieren.“ „Habe ich auch nie gesagt, Aiden. Es ist allerdings besser, wenn wir uns mental vorbereiten und dann gehen, wenn wir auch was erreichen können. Morgen ist Donnerstag, richtig? An dem Tag hat keiner von euch irgendwelche Schulclubs, oder?“ Ein einstimmiges Kopfschütteln ging durch die Gruppe, weshalb Mirai zufrieden in die Hände klatschte und sich erhob: „Dann wäre das ja geklärt. Wir gehen morgen nach der Schule mal rüber und checken die Lage. Vielleicht hat Zen ja was gesehen.“ „Das wäre eine Idee und selbst wenn Tanaka-san nicht da ist, könnten wir die Chance nutzen, um Setsuna zu zeigen, wie man gegen Shadows kämpft“, schlug Miyuki vor und brachte Luca damit kurz zum Schmunzeln: „Das ist ja wie grinden in einem Videospiel.“ „Blöder Vergleich, Silva“, murrte Haruka und schloss die Augen halb, als Aiden sich einmischte: „So ganz falsch liegt Luca da nicht, Tenno. Je mehr Shadows wir besiegen, desto stärker werden wir und unsere Persona.“   „Also gehen wir morgen rüber und verdreschen ein paar dieser Shadows, richtig? Cool! Soll ich irgendwas besonderes mitbringen?“, erkundigte sich Setsuna und wieder erweckte er den Eindruck, als ob er sich der drohenden Gefahr dieses Ortes nicht wirklich bewusst war. Um auf die letzte Frage von Setsuna einzugehen schlug Mirai vor, dass er etwas mitbringen solle, mit dem er sich im Notfall würde verteidigen können. Natürlich warf der Junge sofort in den Raum, dass er doch eine Persona habe und mit dieser gegen die Shadows kämpfen könne. Wie sie es auch bei Haruka getan hatte, erklärte Mirai ihrem jüngsten Kollegen, dass der übermäßige Einsatz der Persona ihn sowohl körperlich als auch mental zermürben würde. Die Erklärung nahm er tatsächlich so hin und grinste dann breit, da er anscheinend genau die richtige Waffe hätte, um sich zu verteidigen. Da der Plan für den nächsten Tag beschlossen war, verabschiedeten sich die Wohnheimbewohner von Luca und Setsuna, wobei Aiden bemerkte, dass Luca sichtlich besorgt wirkte. Um die Mädchen nicht zu stressen, behielt er seine Gedanken für sich und nutzte den restlichen Abend, um sich in der Nachbarschaft noch einmal nach Kiara umzusehen, was allerdings ohne Erfolg blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)