Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 43: XLIII – Amalias Prüfung Teil 1 ------------------------------------------ ~~~Dienstag 14. Juni 2016~~~   Mit einem leisen Summen und einer höflichen Verneigung verabschiedete Aiden den letzten Kunden der Boutique, ehe er sich mit einem müden Seufzer auf den Tresen lehnte. So hatte er sich den heutigen Tag eigentlich nicht vorgestellt, doch hatte er die Rechnung ohne Asuka und ihren fiesen Charakter gemacht. Da er am kommenden Samstag erst aus Inaba zurückkommen würde, wollte er sich für diesen Tag schon einmal als fehlend melden, doch hatte die Blondine ihn kurzerhand dazu verdonnert, die Arbeit am heutigen Tag vorzuarbeiten. Wenn er so darüber nachdachte, war es eigentlich nur gerecht, dass er die Arbeit an einem anderen Tag würde verrichten müssen, doch dieses Kurzfristige war das, was ihm die Laune vermiest hatte. Zum Glück war heute nicht viel Betrieb gewesen und seine Schicht neigte sich auch bereits dem Ende entgegen, weshalb er seine Kasse abdrückte und sich an die Brünette neben ihm wandte: „Du kommst alleine klar, oder, Nijiro-senpai?“ Kanami grinste nur und nickte zustimmend, während sie sich im Laden umsah: „Ja, heute wird es vermutlich ruhig bleiben, aber es war trotzdem eine große Hilfe, dass du da warst, Kurosaki-kun. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und viel Spaß auf deinem Ausflug.“ „Danke und bis nächste Woche, Nijiro-senpai“, verabschiedete sich der Braunhaarige und ging in den Aufenthaltsraum, um sich umzuziehen und seine Sachen zu holen. Auf dem Weg nach draußen hielt Asuka ihm noch einen Umschlag hin, den er mit einem kurzen Nicken annahm und sich mit einer respektvollen Verneigung verabschiedete. Eigentlich war er niemand, der gute Miene zum bösen Spiel machte, aber bei Asuka würde es sich diese Blöße nicht geben und ihr die Chance auf einen Angriff lassen.   Vor dem Laden streckte er sich einmal und drückte sich den Rücken durch, als ihm jemand von hinten einen Arm um die Schulter legte: „Hey, Amigo, so spät noch in der Mall?“ „Au! Geht das auch etwas weniger stürmisch, Luca? Naja, ich war auf der Arbeit und hab jetzt erst Schluss“, erklärte der Braunhaarige und sah zu seinem Freund, der nur verstehend nickte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte: „Cool, dann können wir ja zusammen den Heimweg antreten, meinst du nicht?“ Damit schlenderte der Spanier los, während Aiden ihm etwas verdutzt nachsah: „Wundert es dich nicht, dass ich arbeite?“ „Ganz ehrlich? Nein, das passt irgendwie zu dir, du Arbeitstier“, lachte der Braunhaarige und streckte Aiden die Zunge heraus, der nur lachend den Kopf schüttelte und hinter seinem Freund herlief. Eine Weile liefen die beiden nebeneinander her und unterhielten sich über den kommenden Schulausflug, wobei Luca sich schon darauf freute, vor allem die etwas ländlichere Gegend zu sehen. Aiden hingegen hatte einige Bedenken, war er doch bei einer Internetrecherche zu dem Ort über eine Mordserie gestolpert, die es dort vor knapp vier Jahren gegeben hatte. Natürlich nahm sein Freund das Ganze nicht ernst und stempelte es als Klatschpresse ab, doch blieb bei Aiden eine gewisse Sorge zurück.   Als sie am Bahnhof ankamen und auf den Zug warteten, drang eine seltsame Arie in Aidens Ohr, die ihn sofort aufschrecken und sich hastig umsehen ließ. Er kannte diese Melodie, doch war es sich ziemlich sicher, dass er sich nicht im Velvet Room befand, weshalb er nicht verstand, wo die Melodie so plötzlich herkam. Auch Luca schien sie zu hören, denn er sah sich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck um und richtete den Blick dann auf Aidens Tasche: „Alter, ist das dein Handy? Was ist denn das für ein grausiger Klingelton?“ „Mein Handy?“, wunderte sich der Junge, zog sofort sein Mobiltelefon aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display, welches keine Nummer zeigte, sondern lediglich in einem sanften, blauen Licht leuchtete. Die beiden Braunhaarigen tauschten einen fragenden Blick, bevor Aiden das Gespräch annahm und sich das Handy ans Ohr hielt: „Hallo?“ „Sei gegrüßt, Aiden-sama. Hier ist Amalia“, erklang die Stimme von Igors Assistentin aus dem Hörer, was den Oberschüler erst einmal völlig perplex dreinschauen ließ. Schnell warf er einen prüfenden Blick auf das immer noch blau schimmernde Display, bevor er sich den Hörer wieder ans Ohr hielt: „Amalia? Woher hast du meine Handynummer?“ „Von meinem Meister natürlich“, gab die Blondine völlig unbekümmert Antwort, die den Braunhaarigen einen Moment sprachlos machte, bevor er sich die Nasenwurzel rieb: „Vermutlich hat es keinen Sinn dich zu fragen, woher der Typ meine Nummer hat, oder?“ „Die Wege meines Meisters sind unergründlich, Aiden-sama. Ich kontaktiere dich, weil ich dich einer Prüfung unterziehen möchte. Komm bitte zum Schattenschrein, dort werde ich dir alles weitere erklären. Ich erwarte dich“, beendete Amalia das Gespräch und ließ den Jungen noch verwunderter zurück.   Sie wollte ihn auf die Probe stellen? Wie um alles in der Welt wollte sie das anstellen und was bezweckte sie damit? Während er sich nachdenklich das Kinn rieb, legte ihm Luca wieder eine Hand auf die Schulter und sah ihn mit einem neugierigen Blick an: „So, wer ist Amalia? Verheimlichst du eine Schönheit vor mir, Amigo?“ „Was? Das ist etwas schwer zu erklären, Luca. Hast du noch ein wenig Zeit?“, fragte er geradeheraus und wartete, bis der Spanier zaghaft nickte, bevor er in Richtung des ankommenden Zugs schaute: „Ich brauch vermutlich deine Hilfe.“ Um nicht belauscht zu werden, verzichtete Aiden auf jede weitere Erklärung, auch wenn Luca ihn die gesamte Fahrt mit Fragen löcherte, was sie denn vorhatten. Immer wieder schüttelte er nur mit dem Kopf und als sie am Bahnhof Iwatodai ausstiegen, machten sie sich im Laufschritt auf den Weg zum Naganaki Schrein. Vor dem Gebäude sahen sich die beiden um, doch gab es nichts Außergewöhnliches, weshalb der Blick des Anführers zu dem Baum ging, der sie in die Schattenwelt bringen würde. „Sie hat Schattenschrein gesagt, also meint sie wohl den Schrein auf der anderen Seite. Luca, komm mit“, befahl er fast schon und lief auf den Baum zu, durch den er hindurchschritt, ohne groß nachzudenken. Luca hingegen legte den Kopf schief und folgte seinem Freund mit einem leisen Seufzer: „Ich wäre ja froh, wenn du mir wenigstens sagen würdest, was wir vorhaben.“   ~~~Schattenwelt~~~   Mit einem leisen Ächzen landeten die beiden Braunhaarigen in der anderen Welt und sahen sich sofort alarmiert um, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Als es auch nach einigen Sekunden still blieb, nickten sie sich zu und traten auf den Vorplatz des Schreins, auf dem Amalia stand und in den Himmel schaute. Immer wieder drehte sie den Oberkörper sanft hin und her, was die zwei Glöckchen an ihrer Schärpe leise klingeln ließ, bevor sie sich den beiden Neuankömmlingen zuwandte: „Ich grüße dich, Aiden-sam und auch dich, Verkörperung des Mondes.“ Über die Bezeichnung stutzte Aiden kurz, doch trat Luca nach vorne und schenkte der Dame ein charmantes Lächeln: „Ich grüße euch, meine Dame. Mein Name ist Luca und ich bin mir sicher, dass Ihr Amalia seid. Habe ich recht?“ Auf die Frage verneigte sich die Blondine und ließ dadurch wieder ein leises Klingeln ertönen: „Das ist Korrekt, Luca-san. Ich bin erstaunt, dass sich mein Gast dieser Prüfung nicht alleine stellt, aber es wird mir nicht im Traum einfallen, Aiden-samas Entscheidungen anzuzweifeln.“ „Okay… Ähm, Aiden, wer ist sie genau?“, wandte sich der Spanier an seinen Freund, der kurz mit dem Kopf schüttelte und dann an die Frau herantrat: „Du sagtest, dass du mich einer Prüfung unterziehen willst. Was genau meinst du damit, Amalia?“ „Ich bin erfreut, dass du fragst. Erinnerst du dich an den Ort, an dem du zum ersten Mal einem Shadow gegenübergetreten bist?“, begann die Blondine zu erklären, weshalb Aiden und Luca sich zeitgleich auf dem Vorplatz umsahen: „Ja, das war hier.“   „Oh… Ich meinte den Ort, an dem du deine Macht zum ersten Mal erweckt hast. Dort hat sich vor kurzem ein starker Shadow niedergelassen und ich glaube, dass es eine gute Prüfung deiner Fähigkeiten wäre, ihn zu besiegen. Dein Gefährte darf dir natürlich dabei helfen“, fuhr die Frau fort und sah dabei zu Luca, der fragend eine Augenbraue hob: „Du willst also, dass wir losgehen und einen gewissen Shadow verkloppen? Meinst du das ernst?“ Auf die Frage nickte die Blondine zustimmend und strich sich ihren Kimono glatt, während die beiden Schüler einen skeptischen Blick tauschten. „Ich denke mal, es kann nicht schaden, ein wenig zu trainieren, oder?“, stimmte Aiden schlussendlich dem Vorschlag zu und ging zu dem Schreingebäude, in dem sie immer ihre Waffen zwischenlagerten, um diese nicht in der echten Welt zu verstecken. Luca folgte ihm und nahm seine Hellebarde aus dem Inneren, sowie einen kleinen Rucksack mit einigen Heilgegenständen: „Die werden wir hoffentlich nicht brauchen.“ „Besser dabei haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht dabei haben“, sinnierte Aiden und gürtete sich seine beiden Katana um, bevor er ein paar Mal auf der Stelle hüpfte und sich warm machte. „Ich erwarte eure triumphale Rückkehr, Aiden-sama“, verabschiedete sich Amalia von den beiden Jungs, die sich mit einem etwas mulmigen Gefühl auf den Weg zum Bahnhof machten, denn dort würde ihr Ziel auf sie warten.   Leise hallten die Schritte der beiden Schüler durch die Straßen des Schatten-Iwatodai, während sie sich immer weiter ihrem Ziel näherten. Aidens linke Hand ruhte auf dem Griff eines seiner Schwerter, denn die Situation machte ihn doch sehr nervös. Luca hingegen wirkte etwas gelassener und hatte sich seine Waffe quer über die Schultern gelegt, um seine Arme zu schonen. Nach einer Weile durchbrach der Spanier die Stille und musterte seinen Freund aus dem Augenwinkel: „Wirst du mir verraten, wer die Dame ist und was es mit dieser Prüfung auf sich hat?“ „Wenn ich es dir erklären könnte, würde ich es tun, Luca. Es ist ziemlich verwirrend und ich verstehe es selbst nicht so ganz“, versuchte der Braunhaarige seinem Freund die Situation verständlicher zu machen, der das Ganze fürs erste auch so hinnahm: „Okay, wenn das so ist, dann glaub ich dir. Aber wenn du es verstehst, erwarte ich eine ausführliche Antwort.“ „Soll mir recht sein, aber jetzt haben wir erst einmal was anderes zu erledigen“, gab der Anführer zurück und sah auf den Zebrastreifen vor ihnen, auf dem sich ein großer Shadow, der die Gestalt von zwei kopflosen Tänzern hatte, über deren Körper ein großes Herz schwebte. Der männliche Part des Shadows hielt ein dünnes Rapier in der Hand, während der weibliche Teil sich lediglich an ihrem Partner festhielt. Langsam drehte der Shadow ein paar Pirouetten, bevor es sich Aiden und Luca zuwandte und sich langsam auf sie zubewegte. „Ich denke mal, jetzt müssen wir unsere Taten sprechen lassen. Darf ich um den Tanz bitten, Amigo?“, grinste Luca und wirbelte seine Waffe kurz um seine Hand, ehe er sie mit beiden Händen packte und die Spitze auf seinen Gegner richtete. Mit einem leichten Lächeln zog Aiden eins seiner Schwerter aus der Scheide und stellte sich mit der Schulter gegen die seines Freundes, wodurch beide den näherkommenden Shadow genau im Auge hatten: „Zusammen kriegen wir das hin. Auf geht’s!“   Sofort rannten die beiden Schüler auf ihren Gegner zu, der in seiner Drehung innehielt, um mit seinem Rapier zuzustoßen. Aiden schaffte es, den Stich mit einem flinken Hieb zur Seite abzulenken, wodurch Luca freie Bahn hatte und selbst mit seiner Waffe auf den männlichen Teil einstach. Der Angriff lief leider ins Leere, als der weibliche Teil ihren Partner mitzog und sich wieder mit ihm um die eigene Achse drehte. „Sieht extrem affig aus, ist aber erstaunlich effektiv beim Ausweichen“, knurrte der Spanier und lief wieder auf den Shadow zu, der ihn mit ein paar gezielten Stößen allerdings auf Abstand hielt. In der Zwischenzeit umrundete Aiden den Feind und versuchte nun seinerseits einen Treffer zu landen, doch bemerkte ihn der Shadow und ließ ihn mit einer flinken Drehung ins Leere laufen. Plötzlich begannen die Tänzer zu leuchten und als der Mann sein Rapier nach vorne stieß, bildete sich zwischen den beiden Jungs ein grüner Wirbelwind, der sich schlagartig vergrößerte und die beiden regelrecht wegschleuderte. Luca musste seine Waffe als Stütze verwenden, um nicht umgeworfen zu werden, während Aiden sich erstaunlich einfach auf den Beinen halten konnte. Zum Glück war seine eigene Persona resistent gegen windelementare Angriffe, doch bei seinem Partner sah das nicht so aus. Zwar war Lucas Persona nicht unbedingt anfällig für Wind, doch hatte sie auch keinerlei Schutz dagegen.   Schnell durchforstete Aiden seine Persona, in der Hoffnung etwas zu finden, was ihnen helfen könnte. Im Kampf gegen Harukas Shadow hatte er mit Raijuu eine Persona bekommen, die einen Schild gegen Blitze bilden konnte, doch leider war ihm Fortuna nicht hold, denn er hatte nichts, um Luca gegen die Garu-Angriffe abzuschirmen. „Pass auf!“, riss ihn die Stimme des Spaniers plötzlich aus den Gedanken und im letzten Moment konnte er sich vor einem weiteren Stich des Rapiers in Sicherheit bringen. Erschrocken wich er noch etwas weiter zurück, als es notwendig gewesen wäre, doch musste Aiden erst einmal durchatmen und die Lage sondieren. Ihre normalen Attacken brachten sie nicht weiter, weshalb sie wohl etwas härtere Kaliber würden auffahren müssen und um das zu tun, zog er den Evoker aus dem Halfter. Er zielte auf seinen Kopf und drückte ab, woraufhin die Gestalt von Rigel erschien und sich mit nach vorne gerichtetem Speer auf den Shadow stürzte und tatsächlich einen Treffer landen konnte. Leider brachte der Stoß deutlich weniger, als es sich der Junge erhofft hatte, weshalb Luca ihm mit Alphard zur Hilfe eilte und den Shadow mit großen Eisbrocken eindeckte. Zwar konnte auch hier ein Treffer verzeichnet werden, doch zeigte sich das Tanzpaar unbeeindruckt von dem Angriff. „Ist das dein Ernst? Das Teil ist resistent gegen Speere und Eis? Ich fühle mich gerade echt verarscht“, fauchte der Braunhaarige erzürnt und wich einem Stich aus, um mit seiner Waffe zuzuschlagen, doch hatte der Treffer keine große Wirkung.   Aiden knirschte mit den Zähnen und zog wieder seinen Evoker: „Ich muss mir was einfallen lassen… Raijuu!“ Nach dem Schuss erschien der gelbe Blitztiger und ließ einen großen Blitz auf seinen Gegner niedergehen, der ihn für einen Moment zusammenzucken ließ. Luca bejubelte den Treffer, als er den Moment für einen weiteren Treffer mit Alphard nutzte, der dem Shadow einen Tritt in die Seite verpasste. Ein weiteres Mal beschwor Aiden den Tiger, um einen Blitz in seinen Gegner einschlagen zu lassen, doch wichen die Tänzer aus und griffen mit einem weiteren Windstoß an, der Aiden regelrecht von den Füßen riss. Unter Schmerzen rollte sich der Braunhaarige am Boden herum und schaffte es gerade noch, sich vor einem Stich in Sicherheit zu bringen, da ein Eisbrocken den Shadow für einen Moment behinderte und ihm so die Chance zum Ausweichen gab. „Aiden, ist alles klar?“, rief Luca seinem Freund zu, der sich wieder auf die Beine kämpfte und sich den Schweiß vom Kinn wischte: „Ich muss den Kampf alleine übernehmen… Luca kann ihn nur blockieren, also muss ich angreifen, aber was soll ich machen?“ Gehetzt hob er den Kopf, denn der Shadow hatte wieder den Kampf gegen Luca aufgenommen und stach immer wieder mit seinem Rapier auf diesen ein.   „Was soll ich machen? Welcher Angriff kann ihm etwas anhaben? Denk nach Aiden!“, ermahnte sich der Oberschüler selbst und presste sich die Faust an die Stirn, als eine seltsam verzerrte Stimme in seinem Kopf wiederhallte: „Musst du wirklich alles alleine machen? Du könntest ja auch einfach auch mal versuchen, jemand anderem das Rampenlicht zu überlassen.“ „Was zum…“, stammelte der Braunhaarige und sah sich gehetzt um, als sein Blick wieder auf Luca und den Shadow fiel: „Ich soll jemand anderem das Rampenlicht überlassen? Darum geht es doch gar nicht. Luca kann ihn nicht treffen, weil… der Shadow immun ist… Das ist es!“ Sofort schloss er die Augen und durchforstete seine Persona, denn wenn er etwas hatte, dass ein gewisses Element von seinen Freunden abhielt, hatte er vielleicht auch etwas, was einen Gegner anfälliger machen könnte. Nach einer kurzen Suche hatte er das gefunden, wonach er so sehnlichst gesucht hatte und setzte sich wieder den Evoker an den Kopf: „Luca, mach dich für einen weiteren Bufu-Angriff bereit! Zeig’s ihm, Andras!“ Aus dem blauen Licht, welches Aiden umgab, erschien ein Wesen mit rotem Körper und einem blau-gelb gefiederten Vogelkopf mit dazu passenden Flügeln. Das Wesen hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah auf den Shadow, bevor es den Arm hob und eine kurze Druckwelle abgab. Auf die Aktion bildete sich eine Art blauer Wall um den Shadow, der aber sofort in tausend Stücke zerbrach.   Kaum war der Schild weg, ließ Luca Alphard einen weiteren Eisbrocken schleudern, der den Shadow fast von den Füßen riss: „Alter, es hat geklappt!“ „Nicht nachlassen! Persona Change, Jack Frost!“, rief Aiden und ließ ein kleines, weißes Wesen mit blauer Mütze erscheinen, dass hämisch lachte und dem Shadow einen weiteren Eisbrocken entgegenwarf. Wieder wichen die Tänzer zurück, als Alphard erneut zum Angriff ausholte und einen deutlich größeren Eiszauber losließ als er es die ganze Zeit getan hatte. Der Schlag war so heftig, dass es den Shadow komplett von den Füßen holte und die beiden Jungs jetzt freie Bahn für einen Angriff hatten. Sofort stürmten sie nach vorne und deckten ihren Gegner mit Hieben ein, welcher darin gipfelte, dass Luca den männlichen Part am Boden durchbohrte und Aiden den weiblichen Teil in der Mitte zerteilte. Noch während die beiden Jungs wieder zu Atem kamen, löste sich der Shadow in rot-schwarzem Rauch auf und Stille kehrte auf der Straße ein. Es blieb für einen Moment still, bis Luca laut zu Lachen begann und die Arme in die Luft warf: „Wir haben es geschafft! Alter, ich kam mir am Anfang so verdammt unnütz vor, das glaubst du nicht. Aber echt krass, dass du die Resistenz eines Shadows aushebeln kannst.“ „Ich… habe es jetzt erst gesehen, dass ich eine solche Persona habe“, gab Aiden zurück und schob sein Schwert in die Scheide zurück, bevor er sich prüfend in der Umgebung umsah: „Ich denke, dass wir fertig sind, oder?“ „Würde ich sagen. Lass uns zum Schrein zurückgehen, bevor wieder dieses gruselige Revolvervieh auftaucht“, bestätigte der Fußballer und zu zweit machten sie sich so schnell wie möglich auf den Rückweg, denn sie wollten unter keinen Umständen wieder dem Reaper begegnen.   Am Schrein angekommen wurden sie sofort von Amalia begrüßt, welche freudig in die Hände klatschte und die beiden Jungs anstrahlte: „Ich bin entzückt, Aiden-sama, du hast meine Prüfung mit Bravour bestanden.“ Aiden murmelte lediglich ein leises „Dankeschön“, während Luca neugierig an die Blondine herantrat: „Seid Ihr so freundlich uns zu verraten, warum Ihr Aiden unbedingt prüfen wolltet?“ „Ich bitte um Verzeihung, aber diese Information ist lediglich für meinen Gast bestimmt, von daher muss ich euch bitten, schon einmal zu gehen“, wehrte die Blondine die Frage des Jungen ab, welcher daraufhin etwas beleidigt die Arme hinter dem Kopf verschränkte: „Puh, ich hasse solche Geheimniskrämerei, aber von mir aus. Ich geh schon mal, aber du kommst sofort nach, okay?“ Mit diesen Worten verstaute Luca seine Sachen im Inneren des Schreins und trat dann an den Baum heran, nur um noch einmal zu seinem Freund zu schauen, der ihm bestätigend zunickte. Nachdem er diese Zustimmung hatte, sprang der Braunhaarige durch das Portal und ließ Aiden mit Amalia alleine.   Kaum waren sie alleine, ergriff die Blondine wieder das Wort: „Du hast dich sehr gut geschlagen, Aiden-sama und dafür hast du eine Belohnung verdient.“ „Ich denke, dass ich etwas deutlich Wertvolleres gelernt habe als irgendeine Belohnung, die du mir geben kannst. Dennoch danke“, lachte der Oberschüler auf, als die Frau ihm eine Halskette überreichte, in der eine kleine, rote Kugel steckte. Neugierig betrachtete er die kunstvoll gefertigte Kette und die Kugel, wobei ihm sofort auffiel, dass an dem Schmuckstück noch kleine Löcher waren, die genauso groß waren wie die rote Kugel. Seine genaue Musterung des Schmuckstücks schien Amalia zu gefallen, denn sie gluckste vergnügt auf: „Du hast es schon gesehen, nicht wahr? Es fehlen noch ein paar Kugel, aber die musst du dir erst verdienen.“ „Okay. Moment, heißt das, dass das hier nicht die ganze Prüfung war?“, gab der Braunhaarige etwas geschockt von sich und wurde zur Antwort freudig angelächelt: „Doch, natürlich. Diese Prüfung hast du bestanden, aber ich habe noch ein paar weitere für dich auf Lager, Aiden-sama. Als Assistent des Velvet Rooms ist es meine Aufgabe, der Wild Card nach allen Kräften zur Seite zu stehen und so wie es scheint, hast du etwas Wichtiges über deine Fähigkeiten gelernt, nicht wahr?“ Auf die Frage ließ sich Aiden den ganzen Kampf noch einmal durch den Kopf gehen, bevor er zustimmend nickte und leicht mit der Hand gestikulierte: „Ich dachte immer, dass ich mit meiner Fähigkeit nur die Shadows besiegen soll, gegen die meine Freunde nicht ausrichten können, aber dem ist nicht so. Ich kann meine Persona auch nutzen, um meinen Freunden eine Chance zum Angriff zu geben.“   Stumm lauschte die Blondine der Erzählung, bevor sie wieder freudig in die Hände klatschte und dabei die Glöckchen klingeln ließ: „Ausgezeichnet, Aiden-sama, aber ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Die Wild Card ist nicht bloß ein Schwert, welches gegen deine Feinde geschwungen wird, sie ist so viel mehr: Ein Schild, ein Zauberstab, eine Rüstung, eine Oase in der Wüste kurz vor dem Verdursten… Wenn ich die erleuchtenden Worte meines Meisters verwenden darf: Deine Kraft birgt unendliches Potenzial.“ „Ich habe verstanden, ich muss lernen, diese Fähigkeit perfekt zu beherrschen, wenn wir alle diese Sache unbeschadet überstehen wollen“, schnitt er der Frau etwas barsch das Wort ab, doch nahm diese es ihm nicht übel, sondern bestätigte seine Aussage mit einem Nicken: „Dann war die Prüfung wirklich erfolgreich und wenn du so weitermachst, werden auch die nächsten Prüfungen dir keine großen Schwierigkeiten machen.“ Für einen Moment machte sich ein warmes Gefühl in der Brust des Jungen breit, was ihn dazu veranlasste, sich respektvoll zu verneigen: „Vielen Dank, Amalia. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen. Ich sollte mich jetzt auf den Weg machen, ich habe die nächsten Tage ein bisschen was zu tun und werde wohl nicht mit euch reden können.“ „Selbstverständlich, Aiden-sama. Ich wünsche dir eine gute Nachtruhe und bis dahin, Lebewohl“, imitierte die Blondine ihren Meister und verneigte sich, während Aiden seine Sachen in den Schrein packte und sich dann zum Gehen wandte.   Auf halbem Weg blieb Aiden noch einmal stehen und kratzet sich am Kopf, denn etwas an dieser Prüfung kam ihm nun doch komisch vor: „Darf ich dich noch etwas fragen, Amalia? Dieser Shadow schien genau darauf ausgelegt zu sein, Luca abzuwehren, also hatten wir ja wirklich Glück bei dieser Lektion. Ich meine, wenn ich jemand anderes als Hilfe gehabt hätte, wäre dein Plan ja gar nicht aufgegangen, habe ich Recht? Amalia?“ Verwundert darüber, dass er keine Antwort bekam, drehte sich der Braunhaarige um, doch musste er feststellen, dass er alleine auf dem Vorplatz des Schreins stand. Schnell ließ er den Kopf nach links und rechts huschen, doch war von der Blondine nichts zu hören oder zu sehen. „Da hol mich doch der… Wie kann sie so einfach verschwinden? Was habe ich eigentlich erwartet… Dass ich hier eine normale Antwort bekomme? Aiden, du hättest es besser wissen müssen“, sprach er zu sich selbst, bevor er mit einigen leises Flüchen auf den Lippen durch das Portal sprang.   ~~~Naganaki Schrein~~~   Mit leicht rudernden Armen tauchte Aiden in der echten Welt wieder auf und erblickte sofort Luca, der mit dem Rücken zu ihm stand und darauf achtete, dass ihn wohl niemand aus dem Baum kommen sah. Kurz schüttelte sich Aiden etwas aus, bevor er an seinen Freund herantrat und diesem auf die Schulter klopfte: „Da bin ich. Tut mir leid, dass du warten musstest.“ Mit einem leicht erschrockenen Laut fuhr Luca zusammen, bevor er sich an die Brust fuhr und sich zu Aiden umdrehte, nur um ein beleidigtes Schmollgesicht zu machen: „Erschreck mich doch nicht so! Hast du alles geklärt?“ „Mehr oder weniger, aber ich erwarte gar keine klare Antwort mehr“, gab der Anführer mit einem Schulterzucken zurück, woraufhin ihn sein Freund leicht skeptisch musterte und dann grinste: „Wirst du mir jemals erzählen, was es mit diesem Mädel auf sich hat, Amigo?“ „Irgendwann, wenn ich selbst weiß, was da genau abgeht“, gab Aiden zurück und machte sich mit seinem Freund auf den Weg, wobei Luca ihm spielerisch in die Seite stieß: „Ich nehme dich beim Wort und wehe, du hältst nicht Wort.“ „Schon klar“, lachte der Braunhaarige zurück und trennte sich nach einer Weile von seinem Freund, um den Rest des Heimweges alleine zu gehen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)