Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 11: XI - Die Suche beginnt ---------------------------------- ~~~Dienstag 26. April 2016~~~ ~~~Mitternacht~~~   Pünktlich um Mitternacht hatte sich die Gruppe am Naganaki Schrein getroffen und sofort hatten sie sich durch das Portal begeben, nur um im nächsten Moment in der mit Monster verseuchten Welt zu landen. Aiden strich sich einige Haare aus dem Gesicht, denn er war bei der Ankunft unsanft der Länge nach im Staub gelandet, ebenso wie seine Freunde. Lediglich Mirai hatte sich auf den Beinen halten können, auch wenn sie gefährlich gewankt hatte. Vorsichtig wanderten ihre Blicke über die Umgebung, da sie besonders darauf achteten, nicht wieder von einem dieser Reiter überrascht zu werden. Als nach einigen nichts zu hören war, wagten sich die Schüler auf den Vorplatz des Schreins. Aiden trat an das Geländer am Rande des Platzes heran und sah auf die Straße: „Sieht nicht so aus, als wäre hier jemand. Wir sind also fürs erste sicher.“   „Und wo fangen wir jetzt mit der Suche an?“, stellte Miyuki die Frage, die sie alle etwas planlos machte, doch wollten sie die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. Luca setzte sich auf das Geländer und tippte sich nachdenkloch ans Kinn: „Wenn man bedenkt, dass Tenno bereits seit einigen Tagen hier ist, mache ich mir echt Sorgen um ihre Gesundheit. Ich meine, wenn die Aussagen stimmen, ist sie seit Freitag hier drin.“ „Ja, aber Miri-chan war viel länger hier drin und war auch okay“, warf die Grünhaarige ein und erhielt ein zustimmendes Nicken von Aiden, der sich in der Gegen umsah: „Mirai hatte sich im Wohnheim eingenistet und war dort über die Nacht sicher gewesen. Ist die Frage, ob Tenno sich auch einen sicheren Ort gesucht hat.“ „Vielleicht sollten wir einfach mal im Wohnheim vorbeischauen“, murmelte die Silberhaarige und trat an die Treppe heran, während sie von den anderen dreien ein bestätigendes Nicken erhielt.   Zu viert machten sie sich auf den Weg durch die Straßen, wobei sie stets darauf bedacht waren, dass sie nicht in irgendeinen Shadow rein rannten. Zu ihrem Glück, blieben die seltsamen Gestalten aus, bis sie das Wohnheim erreichten und das Foyer betraten. Durch die seltsamen Lichtverhältnisse der Schattenreiches wirkte das Innere des Gebäudes furchtbar schaurig, was besonders Miyuki fast in Panik versetzte. Sie klammerte sich an Mirai, die nur mit den Augen rollte und ihr kurz auf den Kopf tippte, bevor sie sich im Raum umsah: „Hm, also wenn ich ehrlich bin, sieht es genauso aus, wie ich es verlassen habe. „Heißt also, dass Tenno nicht hier gewesen ist. Wo könnte sie denn sonst noch sein?“, kam es etwas demotiviert von Luca, der sich an den Tresen lehnte und den Kopf hin und her wiegte. Aiden setzte sich auf einen der Sessel und faltete die Hände vor dem Gesicht, bevor er leise vor sich hin murmelte: „Wenn ich in so einer Situation wäre, was würde ich tun?“   „Ist doch klar! Ne Knarre nehmen, dir in den Kopf schießen und einen riesigen Speerkämpfer beschwören, der Monster verprügelt“, lachte Luca laut auf und bekam von Mirai einen Schlag an den Kopf: „Wir haben hier wirklich keine Zeit für irgendwelche blöden Witze, Luca!“ Während der Braunhaarige sich mehrere Male kleinlaut bei der jungen Frau entschuldigte, setzte sich Miyuki auf die Couch und sah Aiden an: „Also, wenn ich in so einer Situation wäre, würde ich versuchen nach Hause zu kommen. Und zwar so schnell, wie möglich!“ „Nach Hause? Die Werkstatt! Ich bin ehrlich, das wäre mein nächster Anlaufpunkt gewesen“, gab Aiden zu und erhielt von der Grünhaarigen ein verstehendes Nicken: „Ist ja auch das das offensichtlichste Versteck, oder?“   Die beiden nickten sich zu und erhoben sich, um sich auf den Weg zu machen, wobei sie erst einmal den Streit zwischen Luca und Mirai unterbinden mussten. Erst nach knapp fünf Minuten gab die Silberhaarige klein bei und hörte auf, dem Spanier die Leviten zu lesen, da er in einer solch ernsten Situation keine blöden Witze reißen sollte. Die beiden Nichtstreitenden griffen sich einen der beiden Streithähne und zogen sie einfach mit sich in Richtung Bahnhof. Die Silberhaarige blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor sie einen Finger hob: „Also, so wie ich das sehe, haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können zum Bahnhof gehen und über die Gleise laufen, oder wir nehmen den Weg über diese riesige Brücke da hinten.“ Für einen Moment waren die drei Schüler sehr erstaunt, doch dann rissen alle die Augen auf: „Was?“ „Naja, die Elektronik und der Kram den ihr mitgebracht habt funktionieren zwar, aber die Züge, Laternen und all das, was hier steht ist tot. Es ist ja keiner in den Kraftwerken um den Strom durch die Leitungen zu jagen!“, erklärte die Silberhaarige, woraufhin Miyuki kreidebleich wurde: „Also müssen wir die ganze Strecke laufen? Meine armen Beine.“   Aiden und Luca tauschten einen kurzen Blick, bevor beide einen synchronen Seufzer ausstießen und in Richtung Moonlight Bridge liefen. Die Mädchen folgten sofort, da sie nicht zurückbleiben wollten und kurz darauf standen die vier vor dem Bauwerk, dass auf die Insel mit der Mall und der Schule führte. Mit einem skeptischen Blick betrachteten alle die stillstehenden Autos, bevor Luca eine Idee hatte: „Sagt mal, können wir nicht einfach mit dem Auto fahren? Ich meine, die haben eine interne Batterie, also sollten sie doch laufen. Sofern der Tank voll ist.“ „Klingt anfangsnach einer guten Idee, funktioniert nur auf lange Sicht nicht. Wenn irgendwo zwei Autos nebeneinander stehen, kommen wir nicht weiter und müssen trotzdem laufen. Ganz zu schweigen davon, dass keiner von uns Autofahren kann“, erwiderte Aiden und überprüfte den Sitz seines Pistolenhalfters, denn dies war seine einzige Waffe gegen die Shadows. Mit einem lauten Seufzer betrat Luca die Brücke und wollte schon loslaufen, als Miyuki zur Seite sah und etwas entdeckte, was vielleicht funktionieren könnte: „Hey, schaut mal! Wenn das mit den Autos nicht klappt, warum nehmen wir dann nicht diese Roller?“ Die restlichen drei sahen auf die beiden umgekippten Vehikel und tauschten dann einen kurzen Blick, bevor sie gleichzeitig nickten.   „Sollte klappen, die Teile sind nicht so schwer zu bedienen und damit kommen wir auch auf dem kleinen Seitenstreifen voran. Jetzt müssen wir die nur noch zum Laufen kriegen“, wandte sich Luca an seine Gruppe, die alle zustimmend nickten und zusammen schafften sie es, die beiden Roller wieder aufzurichten und auf die Stützen zu stellen. Aiden erkundigte sich in der Gruppe, ob denn einer von ihnen wisse, wie man so einen Roller startete, geschweige denn fuhr, doch hatte Miyuki bei einem der Roller den Zündschlüssel umgedreht: „Es gibt zwei Starter: Einmal den Elektro- und dann den Kickstarter. Wenn ich es richtig mache, dann müsste er... dann müsste er...“ Sie versuchte immer wieder den kleinen Hebel an der Seite mit dem Fuß zu betätigen, aber es wollte ihr nicht gelingen: „Jungs, kann einer von euch vielleicht mal? Das will bei mir nicht.“ Sie sah zu ihrem Anführer, der es nun ebenfalls versuchte, den Starter zu betätigen und es beim vierten Versuch auch schaffte, woraufhin der Motor sofort zu laufen begann: „Hey, er läuft!“ Er sah zur Seite, wo sein bester Freund das andere Gefährt zum Laufen gebracht hatte und breit grinste: „Melde gehorsam, der hier scheint auch okay zu sein. Kriegst du das mit dem fahren hin, Aiden?“ „Sollte nicht viel schwerer sein als Fahrrad fahren. Wie sieht es bei dir aus?“, erwiderte der Braunhaarige, was ihm nur ein weiteres Grinsen einbrachte: „Wird schon schief gehen. Also, Ladys, aufsitzen!“ Die beiden Damen der Runde sahen sich an und wirkten nicht gerade zuversichtlich, doch nahm Mirai hinter Aiden und Miyuki hinter Luca Platz. Etwas nervös packte Aiden die Lenker, als er einen Knuff gegen die Schulter bekam: „Bau bloß keinen Unfall, hörst du?“ „Mach dem ohnehin schon nervösen Fahrer nur noch mehr Druck, ganz tolle Idee, Mirai“, erwiderte der Braunhaarige sarkastisch und fuhr langsam los. Zur Freude des Quartetts klappte es ohne große Schwierigkeiten, wodurch sie deutlich schneller als gedacht über die Brücke kamen.   In der Nähe des Wohngebietes um die Mall stellten sie die Roller ab und sahen sich um, wobei auf den Straßen die Shadows einem direkt ins Auge sprangen. Um nicht unnötig kämpfen zu müssen schlichen die vier durch die Nebenstraßen, bis sie die Anhöhe erreichten, die zu der Straße mit der Werkstatt führte. Bereits beim Anstieg bemerkte Aiden das riesige Gebäude, dass auf der Anhöhe in den Himmel ragte, doch hatte er niemals damit gerechnet, dass es sich bei dem großen Gebäude am Ende um die Werkstatt selbst handeln würde. Alle vier hatten den Kopf in den Nacken gelegt und starrten auf das riesige Gebäude vor ihnen, als Luca sich mal wieder einen dämlichen Kommentar nicht verkneifen konnte: „Wow, das hier ist vermutlich so was wie die Werkstatt der Stars. Das Teil war heute Mittag nicht so riesig.“ „Ich glaube, dass das etwas mit der verschwundenen Person zu tun hat“, murmelte Mirai und sah zu Boden, während sie sich mit der Hand durch ihren Pony fuhr. „Es spielt keine Rolle, aber wenn es stimmt, was du vermutest und diese drastische Veränderung was mit Tenno zu tun hat, dann ist sie auf jeden Fall da drin und wir holen sie da raus!“, stellte Aiden klar und erhielt von all seinen Gefährten Zustimmung. Sie tauschten noch einen kurzen Blick, bevor sie nickten und das große Tor der Werkstatt aufstemmten, um das Gebäude zu betreten.   Das Innere des Bauwerks wirkte vollkommen anders, als die Gruppe es von außen erwartet hätte, denn statt einer Werkstatt erstreckte sich ein langer Gang vor ihnen. Die Wände wirkten so, als wären sie aus verschiedenen Autokarosserieteilen zusammengenagelt worden. Passend dazu wurde der Gang von Autoscheinwerfern beleuchtet, die von der Decke hingen, doch wirkte diese Szene so falsch, dass es den vieren kalt den Rücken runter lief. Aiden sah seine Freunde noch einmal an, bevor sie sich in Bewegung setzten und dem Gang folgten. Es dauerte eine Weile, bis der Gang in einer Kreuzung endete und Miyuki ein leises Wimmern ausstieß: „Ich sehe es kommen! Am Ende kommen wir hier nie wieder raus!“ „Mach dir nicht ins Hemd, Nobiro. Wir kommen schon klar, aber wir sollten echt aufpassen, wo wir langrennen, sonst kommen wir echt nicht mehr raus. Fangen wir doch mit dem linken Gang an und gehen dann immer im Uhrzeigersinn“, schlug Luca nach kurzem Überlegen vor und da es keine Widersprüche gab, lief er einfach los.   Aiden lief zwischen Mirai und Miyuki, wobei erstere ständig in Gedanken versunken schien und letztere kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Er selbst war ziemlich unruhig, denn es konnte jederzeit passieren, dass sie von einem Shadow angegriffen werden könnten. Als hätte er es beschworen, ließ das Unglück gar nicht lange auf sich warten, denn der Gang bog nach kurzer Zeit nach links ab und schon stand die Gruppe drei Shadows gegenüber. Zwei davon sahen aus wie Schleimhaufen mit Armen, während der dritte Shadow einen Adler darstellte, der eine Laterne in den Klauen hielt. Die beiden Schleimhaufen hoben die Arme und begannen zu leuchten, woraufhin zwischen den Schülern zwei große Eisbrocken entstanden. Aiden war nicht scharf darauf, wieder eingefroren zu werden, weshalb er instinktiv einen Satz zur Seite machte und seine weiblichen Gefährten dabei mit aus der Schussbahn zog. Durch den Sprung ging der erste Zauber ins Leere, doch der Zweite erwischte Luca direkt und ließ ihn etwas einknicken, jedoch schien es nicht so, als hätte der Angriff eine große Wirkung auf ihn gehabt zu haben. Der Spanier sah an sich herunter und wunderte sich, dass er kaum eine Schramme von der Attacke abbekommen hatte. Im nächsten Moment sprang er jedoch mit einem etwas weinerlich klingenden Schrei nach hinten, um den Klauen des Vogel-Shadows zu entgehen.   Die drei Shadows machten sich zu einem weiteren Angriff bereit, als Mirai ihre Freunde etwas barsch anfuhr: „Wollt ihr euch zur Zielscheibe machen lassen? Schlagt zurück, oder wir enden als Vogelfutter!“ Miyuki zog ihre Kanone und hielt sie sich ans Kinn, doch schaffte sie es einfach nicht abzudrücken. Luca zögerte ebenfalls und ließ die Pistole wieder sinken, bevor er mit einem schnellen Satz nach hinten sprang, um einem Eisblock zu entgehen. Die beiden Schleime konzentrierten sich auf den Spanier, während der Vogel die Grünhaarige ins Visier nahm und sich mit den Klauen voran auf sie stürzte. Miyuki ließ ihre Waffe fallen und schrie panisch auf, als Aiden sie mit einem Ruck zur Seite riss und sich selbst die Kanone an den Kopf hielt. Er zögerte keine Sekunde und drückte ab, was einen blauen Wirbel um ihn erzeugte, aus dem sich die große Gestalt von Riegel erhob. Die Persona riss den Speer hoch und stürzte sich sofort auf Shadow, der mit einem Hieb des Speeres in einer schwarz-roten Wolke verschwand. Luca sah seinen besten Freund an und nickte entschlossen, denn wenn Aiden das konnte, wollte er nicht hinterherhinken. Mit entschlossenem Blick packte er die Kanone und setzte sie sich an die Schläfe, wo er nach einem kurzen Zögern abdrückte: „Alphard!“ In einem weiteren Wirbel erschien die Persona im Kimono, der die Arme ausstreckte und die Schlangen, die aus den Ärmel hervorkamen, bedrohlich zischen ließ. Im nächsten Moment wurde einer der Schleime von einem Eisblock eingeschlossen und zerquetscht.   Der letzte Shadow sah sich hektisch um, als Mirai die Stimme erhob: „Miyuki, mach ihn fertig! Das Vieh ist gegen Feuer anfällig!“ „Komm schon, Nobiro!“, feuerte Luca die Grünhaarige an, doch sie wimmerte nur leise, weshalb Aiden seine Persona zum Angriff übergehen ließ und ein grüner Windstoß zerfetzte den letzten Shadow schlussendlich. Miyuki saß am Boden und schluchzte leise, während sie sich mit ihrem Ärmel die Nase abwischte: „Es tut mir so leid... Ich konnte es einfach nicht. Ich war wie gelähmt.“ Mirai sah ihre Freundin an und schnaubte einmal abfällig: „Nichts für Ungut, aber so bist du eher ein Hindernis als eine Hilfe!“ Die Worte trafen die Schülerin schwer, denn sie war kurz davor in Tränen auszubrechen, als Aiden sich einmischte: „Jetzt fahr mal einen Gang zurück, Mirai. Wir kriegen das schon hin, gib ihr etwas Zeit. Bis dahin regeln Luca und ich das.“   Mit einem leisen Murren drehte sich die Silberhaarige weg, während der Braunhaarige seiner Mitbewohnerin aufhalf: „Zwing dich zu nichts, du packst das schon, wenn du bereit bist.“ Mehr als ein leichtes Kopfnicken bekam er nicht zur Antwort, weshalb sie den Gang weiterliefen und kurz darauf in einer Sackgasse standen. Luca begann zu fluchen, dass sie völlig umsonst diesen Weg gegangen waren, doch blieb Aiden optimistisch, da sie nichts übersehen durften. Sie liefen den Gang zurück und nahmen an der Kreuzung den nächsten Weg nach links, der allerdings in einer weitere Sackgasse mit Shadowangriff endete. Wie auch zuvor, mussten Aiden und Luca die Sache alleine regeln, doch waren sie ein gutes Team und hatten den Kampf nach kurzer Zeit gewonnen. Sie setzten den Weg fort und die Werkstatt entpuppte sich im wahrsten Sinne des Wortes als ein verdammtes Labyrinth, in dem es vor Monstern nur so wimmelte. Der Weg führte immer tiefer ins Innere des Werkstatt, als Luca sich an die Wand lehnte und um eine Pause bat.   Das Quartett sah sich kurz um, ob sie sicher waren, bevor sie sich auf den Boden setzten und erstmal verschnauften. Miyuki hatte die Knie an die Brust gezogen und das Kinn darauf gebettet, denn es nagte sehr an ihr, dass sie so nutzlos war. Die beiden Braunhaarigen waren sichtlich außer Atem, da das Rufen ihrer Persona langsam aber sicher an ihren Kräften zehrte. Als sie sich etwas erholt hatten, setzten sie ihren Weg fort, doch erstarrten sie alle, als sie eine Stimme durch die Gänge hallte. Die Stimme klang extrem verzehrt, doch war sie klar zu verstehen: „Warum kannst du dich nicht endlich mal wie ein Mädchen benehmen? Dieses Verhalten gehört sich nicht!“ So schnell, wie die Stimme gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden, was vor allem die Grünhaarige in leichte Panik versetzte: „W-Was war das?“ „Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, ich kenne diese Stimme irgendwo her“, murmelte Luca nachdenklich und erntete zwei erstaunte Blicke, als Mirai sich einmischte: „So komisch es klingt, ich kenne sie auch. Was geht hier vor?“   Die Gruppe sah sich kurz um, doch als nichts passierte, setzten sie mit einem mulmigen Gefühl ihren Weg fort. Immer und immer tiefer ging es in den Dungeon und je weiter sie kamen, desto mehr Wege, Abzweigungen und Sackgassen schienen aufzutauchen. Aiden und Luca taten sich immer schwerer damit, die Shadows abzuwehren und als sie nach einer Weile wieder um eine Ecke bogen, standen sie vor einem Haufen Schutt. Luca warf die Arme in die Luft und stieß einige Flüche auf Spanisch aus, während Aiden sich die Haare raufte. Je länger diese Gänge wurden, umso mehr kostete es die beiden Persona-User Kraft, sich zu verteidigen. Da sie nichts zu tun hatte und den Jungs auch nicht ins Gesicht sehen wollte, begann Miyuki ein wenig von dem Schutt Weg zu räumen und machte eine Entdeckung: „Hey, schaut mal. Können wir das vielleicht gebrauchen?“ Die beiden Jungs kamen dazu und musterten die Flaschen mit grüner Flüssigkeit, die ihre Kameradin aus dem Schutthaufen gefischt hatte. Keiner der beiden traute dem Braten, denn die Flüssigkeit sah extrem giftig aus, doch Mirai wiegte den Kopf hin und her und grinste dann: „Ich glaube, das ist etwas, was uns helfen kann. Na los, Jungs, hoch die Becher!“ Die beiden Braunhaarigen sahen sich einen Moment an, doch keiner machte Anstalten, das Getränk zu sich zu nehmen, weshalb die Silberhaarige deutlicher wurde: „Entweder ihr trinkt es freiwillig, oder ich zwing euch.“ „Naja, dann... Ach was soll’s, Kampai, Amigo“, murmelte Luca und hakte seinen Arm in den von Aiden, bevor beide das Getränk in einem Zug runter kippten.   Einen Moment tat sich nichts, doch dann sahen sich die Braunhaarigen erstaunt an, denn beide fühlten sich deutlich besser als zuvor. Als die beiden Jungs zu ihren weiblichen Begleitern schauten, hatte Mirai ein triumphales Grinsen im Gesicht: „Seht ihr? Glaubt mir doch einfach mal, Jungs. Und musste dieses doofe Bruderschaft trinken sein?“ „Ja, Mann!“, rief Luca und klopfte seinem Freund auf die Schulter, der nachdenklich auf die Flasche in seiner Hand starrte. Wenn sie mehr von diesem Zeug finden könnten, wäre das eine enorme Hilfe, doch erregte Miyuki seine Aufmerksamkeit, die weiterhin in dem Schrotthaufen wühlte: „Hey, meint ihr, dass man den Schrott für irgendwas gebrauchen kann?“ „Willst du einen Shadow mit einer Felge verdreschen, Nobiro?“, lachte Luca laut auf, doch stieß ihm die Silberhaarige in die Seite: „Lach nicht, die Idee ist nicht schlecht. Wäre zwar nur improvisiert, aber wenn ihr einem Shadow ein Eisenrohr über den Schädel ziehen könnt, müsstet ihr nicht immer eure Persona rufen.“   Die drei Schüler sahen sich an und zuckten mit den Schultern, bevor sie anfingen, sich durch den Schutt zu wühlen. Nach einiger Zeit kam Aiden mit zwei alten, kurzen Katana heraus, die er locker schwang und dann leicht nickte. Miyuki kam mit einem alten Bogen und einem Köcher voller Pfeile zurück, die sie mit einem etwas gequälten Gesichtsausdruck musterte: „Darf ich weiter suchen? Das hier scheint mir nicht das richtige zu sein.“ „Ach Quatsch, du machst das schon. Du darfst mich gerne mit Armors Pfeil abschießen, Nobiro!“, lachte Luca, der mit einer Hellebarde zu der Gruppe zurückkehrte und der Grünhaarigen frech zuzwinkerte. Die Bogenschützin lief feuerrot an und zog sich ihre Weste über die Nase, während Aiden dem Spanier in die Seite stieß: „Komm, hör auf sie zu ärgern. Dafür haben wir jetzt echt keine Zeit.“ „Och, komm schon, Amigo. Willst du einen auf Samurai machen? Ich fühle mich wie ein Konquistador“, grinste Luca und setzte die Stange seiner Waffe auf den Boden, während sein Freund nur mit den Augen rollte: „Bist du jetzt ein Inquisitor, oder was? Naja, mit der Waffe musst du nicht direkt an den Gegner ran. Ich hoffe, wir kommen schnell mit den Sachen klar.“ Er hing sich eins der Schwerter an den Gürtel und hielt das andere in der Hand, um damit kämpfen zu können, so hatte er die linke Hand frei, um seine Pistole zu ziehen.   Die vier setzten ihren Weg fort und nach kurzer Zeit trafen sie erneut auf vier Shadows trafen: Zwei Schleime und zwei Vögel. Aiden und Luca gingen zum Angriff über und wurden jedoch direkt von zwei heranfliegenden Eisbrocken ausgebremst. Miyuki nahm einen tiefen Atemzug und versuchte sich im Bogenschießen, doch zitterte ihre Hand so stark, dass sie kaum zielen konnte. Sie hatte schon Probleme damit, den Bogen überhaupt erst spannen zu können, weshalb der Schuss damit endete, dass der Pfeil einen Meter vor ihr im Boden landete. Sie riss den Kopf hoch, als einer der Vögel auf sie zugeschossen kam, doch schwang Luca einfach seine Waffe und fegte den Shadow gegen die Wand. Aiden schaffte es, einen der Schleim-Shadows mit dem Schwert in zwei Teile zu hauen, wobei seine Bewegungen von allen noch am besten aussah. Sein Kendotraining kam ihm hier tatsächlich zur Hilfe und das nutzte er so gut es ging aus. Miyuki wagte im Kampf noch zwei weitere Schüsse, die beide keine Erfolg brachten und irgendwann taten ihre Hände furchtbar weh. Luca hatte es in der Zwischenzeit geschafft einen der Vögel mit der Hellebarde aufzuspießen, während Aiden mit der Hilfe von Rigel den zweiten Vogel niederstrecken konnte. Der verbleibende Schleim versuchte, mit seinen Eisbrocken Herr über die Lage zu werden, doch kam er gegen das Teamwork der beiden Braunhaarigen nicht an, die sich gegenseitig deckten und mit einem gut getimten Schlag den Sieg erringen konnten.   Wie in einigen Kämpfen zuvor ließen die Shadows hier und da mal etwas fallen, wobei Luca sich wie ein Schneekönig freute, als er etwas Geld aufhob: „Alter, das ist ja krass! Die haben Geld bei sich!“ „Ich finde eher das hier interessant“, erwiderte Aiden und zeigte eine Flasche mit grüner Flüssigkeit, die er mit einem breiten Grinsen einsteckte. Lediglich Miyuki konnte die gute Laune ihrer Kollegen nicht teilen, denn sie ließ traurig den Kopf sinken: „Es tut mir so leid, ich bin echt unnötig. Ich krieg nichts hin und ich fürchte, wenn ich so weitermache, schneide ich mir noch mit der Sehne die Finger ab oder erwische einen von euch mit dem Pfeil.“ Mirai sah sie mit einem Seufzer an und schüttelte nur den Kopf: „Das wird schon, ich bin mir sicher, du kriegst das hin. Du musst dich nur etwas konzentrieren und anstrengen. Vertrau mir, Miyuki.“ Die Grünhaarige strich sich kurz einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und versuchte etwas zuversichtlicher zu wirken, doch wollte ihr das einfach nicht gelingen. Die beiden Jungs musterten das Gespräch schweigend, denn keiner von ihnen wusste, was er der Schützin sagen sollte. Nach einer kurzen Pause setzten sie ihren Weg fort, wobei sie wieder durch einen langen Gang kamen.   Der Gang wurde zunehmend dunkler, da die Lampen an der Decke kaum noch Licht spendeten und dazu auch noch flackerten, als erneut eine gespenstische Stimme durch die Gänge hallte: „Schau dich mal an! Du bist völlig verdreckt! Was sollen denn die Nachbarn denken, wenn sie dich so sehen?“ „Aber Mama, ich habe nur Ojii-chan geholfen und es macht mir Spaß.“ „Das ist kein Zeitvertreib für ein Mädchen, du solltest lieber reiten, singen oder tanzen lernen.“ „Aber Mama, das interessiert mich nicht.“ „Ich bin deine Mutter und du wirst das tun, was ich dir sage, Haruka!“ Damit verstummten die Stimmen wieder und es herrschte Stille im Gang, während die Gruppe sich besorgt ansah. Keiner der vier wagte es, einen Ton von sich zu geben, doch bei allen hatte dieses Gespräch einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Luca strich sich kurz durchs Haar und sah zu Boden, als er die Stimme erhob: „Jetzt weiß ich wieder, woher ich diese Stimme kannte. Das ist Tennos Mutter gewesen, aber warum macht die so einen Aufstand?“ „Naja, Tenno-san hat ja erwähnt, dass die beiden sich gestritten haben und es scheint wohl daher zu kommen, dass Tennos Mutter nicht mit der Werkstatt einverstanden ist. Ich sehe nur nicht den Grund“, murmelte Aiden und sah zu Boden, als Miyuki leise das Wort ergriff: „Eltern sind nicht immer damit einverstanden, was ihre Kinder wollen.“   Die Gruppe stand eine Weile da und sagte kein Wort, denn das Wissen, dass sie hier ohne Zustimmung der Beteiligten erhielten war ihnen allen etwas unangenehm. Aiden schüttelte nur den Kopf und winkte sein Team zum Weitergehen, denn sich über Haruka und ihre Mutter den Kopf zu zerbrechen brachte sie jetzt im Moment nicht weiter. Der Gang zog sich immer weiter und auch wenn sie es versuchten, die Worte gingen ihnen nicht mehr aus dem Kopf. Es war Mirai, die die drei Persona-User aus ihren Gedanken riss und nach vorne deutete: „Schaut mal, da ist eine Tür!“ Alle drei hoben den Kopf und tatsächlich standen sie kurz vor einer großen Tür, die an das Rolltor der Werkstatt erinnerte. Noch einmal sahen die vier Abenteurer sich an, bevor Aiden und Luca sich auf das Tor zubewegten, doch im nächsten Moment durchfuhr Aidens Kopf ein stechender Schmerz. Er schrie auf und sank auf die Knie, wobei er seinen Kopf mit beiden Händen umklammerte.   Vor seinen Augen huschten unzählige verschwommene Bilder vorbei, die er alle nicht zuordnen konnte, doch jedes einzelne von ihnen verursachte ihm höllische Schmerzen. Tränen rannen ihm übers Gesicht, als er spürte, wie ihn jemand an der Schulter rüttelte. Durch die Schmerzen waren sein Blick und alle Sinne getrübt, doch dann drang eine weibliche Stimme in sein Ohr: „Aiden, was ist los? Hörst du mich?“ Erschrocken riss er die Augen auf und sofort waren die Schmerzen in seinem Kopf wie weggeblasen, weshalb er zur Seite sah und sich nun Mirai gegenübersah, die ihn besorgt musterte. Auch Luca und Miyuki standen um ihn herum und beiden stand der Schreck im Gesicht. „Amigo, was ist denn los? Komm, sag was!“, erkundigte sich Luca bei seinem besten Freund und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen, die dieser dankend annahm und wieder auf die Beine kam. Der Braunhaarige strich sich kurz durchs Haar und sah sich um, wobei er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte: „J-ja, es ist alles in Ordnung. Ich weiß nicht, wo die Kopfschmerzen plötzlich herkamen, aber jetzt ist alles wieder gut. Sorry, wenn ich euch Sorgen bereitet habe.“ Die anderen drei sahen ihn immer noch besorgt an, doch wandte sich der Betroffene nun der Tür zu und schritt auf sie zu. Er warf seinen Kameraden noch einen Blick zu, bevor Luca an seine Seite trat und mit ihm zusammen die Tür hochstemmte, damit sie den Raum betreten konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)