Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 3: III - Schatten am Naganaki Schrein --------------------------------------------- ~~~Samstag 02. April 2016~~~   Der zweite Schultag begann ebenso verregnet wie der erste, was die Laune der Schüler deutlich in den Keller sinken ließ. Aiden selbst konnte sich bei solchem Wetter deutlich besser konzentrieren, weshalb er es eigentlich genoss, wie der Regen an die Scheibe prasselte. Im Lauf des Vormittags ließ der Regen allerdings nach und bescherte den Schülern eine recht sonnige Mittagspause, die der Braunhaarige mit seiner Mitbewohnerin, auf deren Wunsch hin, auf dem Dach der Schule verbrachte. Gestern Abend war er noch dazu gekommen und hatte für sie beide ein Bento machen können, was sie sich jetzt genüsslich schmecken ließen.   Miyuki war sich nicht sicher, was sie von den Kochkünsten ihres neuen Bekannten halten durfte, denn der Braunhaarige hatte sie während des Kochens aus der Küche geworfen. Daher wusste sie nicht, was er ihr in die Box gepackt hatte, dennoch wäre es unhöflich gewesen, diese nette Geste abzulehnen. Zum großen Erstaunen der Grünhaarigen war die Sorge vollkommen unbegründet gewesen, denn als sie den Deckel der Box abnahm sah sie sich einer köstlichen Sushi-Auswahl gegenüber. Bei dem Anblick lief ihr das Wasser im Mund zusammen, während ihre Augen fast schon zu leuchten begannen: „Oh mein Gott, Kurosaki-kun, hast du das wirklich selbst gemacht?“ Leicht überrascht sah der Braunhaarige auf und ließ das Sushi, dass er gerade essen wollte, wieder sinken: „Ist doch nichts dabei. War nur ne Kleinigkeit, für was kompliziertes hab ich leider keine Zeit gehabt.“   Bei dem Wort ‚Kleinigkeit‘ riss die Grünhaarige die Augen auf und traute ihren Ohren nicht. Das Essen sah besser aus, als bei ihrer Mutter und für Aiden schien das fast nichts zu sein. Etwas nervös zog sie den Kopf ein, denn sie wusste jetzt nicht, ob ihr Gegenüber bescheiden war oder angeben wollte. Statt darüber zu diskutieren genossen beide ihr Essen, doch hielt die idyllische Stille nicht lange an, denn kurz darauf ging die Tür zum Dach auf und Luca trat ins Freie. Der Junge sah sich suchend um und entdeckte nach einem Moment auch die Person, die er gesucht hatte: „Da bist du ja, Amigo! Versteckst du dich vor mir?“ Für einen Moment hielt Aiden inne und kaute auf seinem Essen herum, bevor er eine Antwort gab: „Wieso verstecken? Ich wollte nur in Ruhe essen, aber setzt dich doch zu uns.“   Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen und nahm neben seinem Freund Platz, der sich wieder etwas Sushi in den Mund schob: „Wow, deine Mom hat ja gut für dich gesorgt, Aiden.“ Wieder sah der Braunhaarige skeptisch zur Seite und erwiderte trocken: „Wieso meine Mutter? Ich koch mein Essen selbst.“ Darauf konnte Luca nur einen anerkennenden Pfiff ausstoßen und sah dann zu Miyuki, die ein etwas seltsames Gesicht machte: „Was schaust du denn so betrübt, Nobiro-chan?“ „Was? Nichts, alles gut. Ich fühle mich nur ein bisschen fehl am Platz“, erwiderte die Grünhaarige, was von den beiden Jungs sofort abgewehrt wurde, denn sie waren froh das Mädchen bei sich zu haben. Es dauerte ein bisschen, bevor der Grünäugige zu seinem wahren Anliegen kam: „Sagt mal, habt ihr diese komische Geschichte über den Geist gehört, der am Naganaki Schrein herum spuken soll?“   Miyuki verschluckte sich fast an ihrem Essen, doch Aiden erinnerte sich daran, dass er gestern bei der Ansprache ihres Direktors etwas darüber gehört hatte: „Ich glaube, gestern haben ein paar Schüler darüber gesprochen, aber ich weiß nicht genau, was es damit auf sich hat.“ Die Grünhaarige murmelte leise etwas davon, dass sie von Geistern lieber nichts hören wollte, doch wurde das von den beiden Jungs ignoriert, während Luca die Sache erklärte: „Angeblich taucht da immer um Mitternacht der Geist eines Mädchens auf. Ist der totale Schwachsinn, wenn du mich fragst, aber ich würde der Sache trotzdem gerne mal auf den Grund gehen. Was sagt ihr dazu? Sehen wir uns das heute Abend mal an? Ich meine, es ist Samstag, also können wir uns Zeit lassen, ohne am nächsten Tag Stress mit den Lehrern zu kriegen.“   Aiden zuckte nur mit den Achseln, denn er glaubte nicht an Geister, Dämonen oder solche Dinge, doch Miyuki schüttelte heftig den Kopf: „Blöde Idee, eine ganz blöde Idee. Hört mal, man sollte sein Glück nicht herausfordern, also vergessen wir die Sache einfach, okay?“ Die Stimme der Grünhaarige wurde leicht hysterisch und schien einige Oktaven höher als sonst zu sein, was den beiden Braunhaarigen ein leichtes Grinsen entlockte. Luca ließ es sich nicht nehmen noch ein bisschen weiter zu sticheln: „Aww, hast du etwas Angst, Nobiro-chan? Keine Sorge, so was wie Geister gibt es eh nicht und wir gehen da auch nur hin, um genau das zu beweisen. Also, seid ihr dabei?“ „Wenn ich nicht mitgehe, wirst du es alleine machen, hab ich recht?“, fragte Aiden mit einem leichten Grinsen, denn er wusste genau, wie sein Freund in solchen Situationen tickte. Die Frage wurde von dem Grünäugigen mit einem breiten Grinsen und einem Nicken beantwortet, jedoch jammerte Miyuki weiter vor sich hin, denn sie hatte keine Lust, sich mit Geistern rumzuschlagen.   Der Schultag verlief sonst recht langweilig, wobei Aiden Bekanntschaft mit dem schlimmstem Lehrer seiner gesamten Schulzeit machte. Mr. Edogawa war ein großer Mann mit schwarzen Haaren, der seinen Unterricht auf die Geschichte des Okkulten und der Magie bezog. An sich war es ja ganz interessant, vor allem als die Gesichte auf die japanische Mythologie und die entsprechenden Gottheiten kam. Das einzige, was den Spaß dieses Faches bremste war die Tatsache, dass Mr. Edogawa ohne Punkt und Komma redete und damit jeden Schüler in den Schlaf lullte. Als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Schulglocke ertönte, ergriffen die meisten Schüler so schnell es ging die Flucht. Aiden und Miyuki packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg, wobei sie an den Schließfächer noch einmal auf Luca trafen. Zum großen Ärgernis der Grünhaarigen wollte der Junge noch einmal sicher gehen, dass sie sich heute Abend am Naganaki Schrein treffen würden. So sehr das Mädchen es auch versuchte, sie kam aus der Sache nicht heraus und ergab sich ihrem Schicksal.   Den restlichen Nachmittag verbrachten die beiden Mitbewohner damit, sich um ihre Hausaufgaben zu kümmern, wobei sie sich bei einigen Fächern gegenseitig helfen mussten. Es überraschte den Braunhaarigen doch sehr, wie stark an dieser Schule das Pensum angezogen wurde, denn nach zwei Tagen so viele Hausaufgaben zu bekommen, war ziemlich stramm. Es war schon kurz nach Elf, als Aiden in seinem Zimmer unter sein Bett griff und den Koffer aus dem Geheimfach holte. Er konnte es sich nicht erklären, aber etwas sagte ihm, dass es sicherer wäre, die Pistole mitzunehmen. Er gürtete das Holster um und platzierte die Pistole an seinem Rücken, sodass sie unter seiner Jacke verborgen war. Irgendwie kam ihm das Gefühl mit der Pistole vertraut vor, doch schob er diesen Gedanken beiseite und ging nach unten ins Foyer. Seine Mitbewohnerin hatte sich dort auf der Couch in eine Decke eingewickelt und las einen Manga, wobei sie die einzelnen Szenen leise kommentierte.   Um viertel vor Zwölf machten sich die beiden auf den Weg zum Schrein, der nur ein kurzes Stück vom Wohnheim entfernt lag. Auf dem Schreingelände stand wie zu erwarten ein Schreingebäude und zum Erstaunen des Braunhaarigen war auf der linken Seite ein kleiner Spielplatz. Rechts neben dem Gebäude war ein etwas kleinerer Schrein für glücksbringende Lose und links davon stand ein großer, alter Baum. Miyuki stellte sich vor den Schrein und schien noch einmal ein Stoßgebet zu ihrem Schutz auszusprechen, doch Aiden zog es vor, sich auf das Klettergerüst des Spielplatzes zu setzen. Da er nichts zu tun hatte, sah er immer wieder auf seine Uhr und als es noch fünf Minuten bis Mitternacht waren kam Luca die Treppe zum Schrein hochgelaufen.   Er atmete ein paar Mal tief durch und hob dann grüßend die Hand: „Yo, sorry für die Verspätung. Dann machen wir uns mal auf die Suche nach dem Geist.“ „Wenn es denn sein muss“, jammerte Miyuki und blieb zur Sicherheit am Schrein stehen, während die Jungs das Gelände absuchten. Doch trotz allem war nicht die geringste Spur von übernatürlichen Wesen zu sehen. Die Grünhaarige war sichtlich erleichtert über die Erkenntnis, doch Luca sah man die Enttäuschung an. Anscheinend hatte er sich wirklich über eine Entdeckung gefreut, doch musste er sich der Realität stellen: „Tja, so viel dazu. Tut mir echt leid, aber jetzt können wir ja mit Sicherheit sagen, dass es so etwas wie Dämonen und Geister nicht gibt.“ Aiden lehnte sich an den großen Baum und sah seine Freunde an: „War doch zu erwarten, oder? Dann können wir ja wieder nach Hause gehen.“ Das Mädchen der Gruppe nickte hektisch, denn das passte ihr sehr gut in den Kram.   Über das erleichterte Gesicht des Mädchen konnte Aiden nur grinsen, doch dieses verging ihm schnell, da er furchtbare Kopfschmerzen bekam. Sofort umfasste er seinen Kopf und versuchte etwas gegen die Schmerzen zu tun, als eine leise, bedrohlich klingende Stimme in seinem Kopf widerhallte: „Sieh an, da bist du ja endlich. Ich habe darauf gewartet, dass du kommst!“ Der Schmerz wurde immer schlimmer und fast wäre er umgekippt, wenn er sich nicht im letzten Moment mit einer Hand an dem Baum abgestützt hätte. Doch lange bekam er keine Stütze, denn im nächsten Moment sank sein Arm bis zum Ellenbogen in die Rinde ein. Luca seufzte einmal und gab die Suche auf, als sein Blick auf Aiden fiel, dessen Arm in dem Baum zu verschwinden drohte: „Aiden!“   Auch Miyuki hatte das seltsame Szenario bemerkt und riss panisch die Augen auf, doch schaffte es der Braunhaarige seinen Arm wieder aus dem Baum heraus zu ziehen. Sein Atem ging schnell und er hatte das Gefühl, als würde ihm gleich das Herz aus der Brust springen, doch war der Horror noch nicht vorbei. Gerade als Luca und Miyuki bei ihm ankamen, schoss ein schwarzer Schatten aus dem Baum und packte den Braunhaarige am Arm. Sofort begann der Schatten an Aiden zu zerren und zog ihn immer weiter in Richtung des Baumes. Seine Freunde eilten zur Hilfe und versuchten ihn zurück zu ziehen, doch brachte es alles nichts und im nächsten Moment wurden alle drei durch das Holz gezogen.   Aiden hatte das Gefühl, als würde ihm gleich der Arm angerissen und erneut hallte die Stimme durch seinen Kopf: „Du entkommst mir nicht! Ich werde dich verschlingen!“ Vor Schmerz kniff er das linke Augen zusammen, als im nächsten Moment ein gleißendes Licht den Schatten von ihm wegriss. Für einen Moment fühlte er sich, als würde er schweben, doch dann schien jemand die Schwerkraft wieder eingeschaltet zu haben und als nächstes Schlug er hart auf dem Boden auf.   ~~~???~~~   Ein stechender Schmerz durchfuhr Aidens Rücken, doch blieb es nicht dabei, denn im nächsten Moment wurde er von zwei weiteren Körpern zu Boden gepresst. Über ihm konnte er ein leises Stöhnen hören, welches er Luca zuordnete und ein leises Wimmern, dass offensichtlich zu Miyuki gehörte. Das Wimmern brach schlagartig ab, als die Stimme des Mädchens erklang: „Nanu, es tut ja gar nicht weh. Jungs, seid ihr okay?“ „Geht so“, kam die synchrone Antwort der beiden Braunhaarige, was die Grünhaarige nun nach unten schauen und erschrocken aufspringen ließ. Immer noch stöhnend rollte sich der Grünäugige von seinem Freund herunter, sodass sich dieser langsam aufrichten konnte. Die beiden Jungs rangen leicht um Atem, während ihr weibliche Begleitung sich kurz umsah und dann aufschrie.   Luca sah fragend hoch und zuckte sofort zusammen, wobei er seinem Freund in die Seite stieß, um ihm etwas zu zeigen. Nun schaute auch Aiden hoch und bei dem Anblick, der sich ihm bot, wurde ihm schlecht. Alles um sie herum schimmerte schwarz und rot, die Wolken am Himmel waren grün, genau wie die Reste des Mondes. Was Miyuki am meisten schockte waren die roten Pfützen, die überall am Boden zu sehen waren und anscheinend aus Blut bestanden. Ängstlich hakte sie sich bei den beiden Jungs unter und zog sie enger an sich, denn sie wollte jetzt nicht alleine sein: „Was ist das hier? Warum sieht alles so schaurig aus?“ „Ich habe keine Ahnung, aber war der Naganaki Schrein schon immer so groß?“, erwiderte Luca und deutete auf das Gebäude, dass nun fast einem Palast glich.   Allen drei fehlten erst mal die Worte, doch Aiden fand als erstes seine Stimme wieder: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der vorher nicht mal ansatzweise so groß war.“ Irgendwas stimmte hier nicht und ihn überkam eine Gänsehaut. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen traten die drei auf den Vorplatz des Schreins, doch war von dem Spielplatz und der Los-Box nicht mehr viel zu sehen, denn die Objekte waren größtenteils zerstört. Luca sah sich zum Teil beeindruckt und zum Teil verängstigt um, denn auch ihm gefiel es hier überhaupt nicht. Die Grünhaarige klammerte sich an den Arm ihres Mitbewohners und versuchte sich zu beruhigen. Das gelang ihr sehr langsam, doch als hinter ihr ein leises Klacken ertönte, stieß sie einen spitzen Schrei aus und klammerte sich noch fester an Aiden.   Der Braunhaarige hatte das Geräusch auch gehört und fuhr herum, um nach der Quelle zu suchen: „Was war das? Wo kommt das her?“ Die drei Schüler horchten angespannt in die Nacht, als der Grünäugige das Geräusch identifizieren konnte: „Das ist das Getrappel von Pferdehufen.“ Miyuki sah ihn verdutzt an und legte sich einen Finger an die Schläfe: „Wer reitet denn mitten in der Stadt? Das ist doch dämlich.“ Die beiden Jungs sahen sich suchend um, doch dann sahen sie etwas, was ihnen einen erneuten Schauer über den Rücken jagte. Aus den Hecken hinter dem Tempel kam ein Reiter in weißer Rüstung. Sein Pferd war nur durch die Proportionen der Rüstung zu erkennen, denn ansonsten war von ihm nichts zu sehen, da es anscheinend über dem Boden schwebte. Der Reiter trug eine Lanze in der linken Hand und an der Stelle, wo sein Kopf sein sollte, befand sich eine violette, kronenähnliche Maske. Miyu wich ängstlich zurück und versteckte sich hinter Aiden, der seinen ganzen Körper anspannte und den Blick fest auf das Wesen richtete.   Der Reiter richtete sein Ross in Richtung der Schüler aus und nach einem lauten Wiehern stürmte das Pferd auf sie zu. Die drei sprangen panisch auseinander und schafften es gerade noch so, dem Ansturm zu entgehen. Luca klammerte sich an die Überreste des Klettergerüsts, das auf dem Spielplatz stand, während Miyuki über den Boden von dem Ritter wegkroch, doch richtete dieser bereits die Lanze auf sie. Aiden hob einen Stein vom Boden hoch und warf ihn auf den Ritter: „Hey Blecheimer, hier drüben!“ Der Stein prallte gegen die Maske des Reiters, der sich nun ihm zuwandte und sein Pferd in die Richtung des Braunhaarigen galoppieren ließ. Dieser wartete bis zum letzten Moment und sprang dann zur Seite, was die Lanze des Angreifers in die Mauer des Schreins krachen ließ.   Sofort stürmte der Braunhaarige zu der Treppe und rief nach seinen Freunden: „Schnell, hier lang!“ Das ließen sich seine Mitschüler nicht zweimal sagen und rannten hinter ihm her. Kaum hatten sie das untere Ende der Treppe erreicht ertönte von oben ein lautes Krachen, gefolgt von lautem Hufgetrappel. Das Trio rannte den Weg zum Wohnheim entlang und keiner traute sich nach hinten zu sehen, obwohl das klackern der Hufe verstummt war. Erst als sie an der Abzweigung zum Wohnheim waren, blieben sie kurz stehen, um Luft zu holen.   Aiden wagte als erstes einen Blick über die Schulter und rang um Atem: „Ich glaube... wir... haben ihn abgeschüttelt.“ Keiner der drei war zu weiteren Worten fähig, denn alle rangen weiter nach Luft. Nach einer Weile ergriff die Grünhaarige das Wort: „Wenn sich niemand traut, dann frag ich: Was war das für ein Ding?“ „Monster“, kam es von den Jungs gleichzeitig, die es sich nicht anders erklären konnten. Während der Grünäugige sich immer noch auf seinen Knien abstützte, wandte sich der andere Braunhaarige zum gehen: „Kommt, gehen wir zum Wohnheim. Ich geb erst Ruhe, wenn wir irgendwo in Sicherheit sind.“   Miyuki und Luca nickten sofort und folgten ihrem Freund die Straße entlang. Nach einem Stück blieben sie stehen und sahen erleichtert auf das Wohnheim. Die Grünhaarige stürmte sofort darauf zu und versuchte die Tür zu öffnen, doch war diese abgeschlossen. Immer wieder rüttelte sie an der Tür und zog dann ihren Schlüssel hervor, mit dem sie aufschließen wollte, doch passte er nicht: „Was ist denn hier bitte los? Wieso passt der Schlüssel nicht mehr?“ Aiden schob sich an seiner Mitbewohnerin vorbei und griff nach seinem eigenen Schlüssel, doch auch dieser passte nicht ins Schloss: „Hä? Das ergibt doch keinen Sinn. Was sollen wir denn machen, wenn wir nicht ins Wohnheim kommen?“ Das Mädchen in der Gruppe sank auf die Knie und schniefte leise: „Das kann doch nur ein Albtraum sein. Bitte, ich will aufwachen.“   Aiden versuchte ruhig zu bleiben und sah seinen Freund an: „Hast du ne Idee, Luca?“ „Ja wir gehen erst einmal zu mir, dann sehen wir weiter. Ich sag nur kurz meiner Mama Bescheid“, erwiderte der Junge und griff nach seinem Handy, doch musste er dann stutzen, „Hä, was das denn? Kein Service? Hat einer von euch Empfang?“ Seine Begleiter zogen beide ihr Smartphone aus der Tasche, doch keins der Geräte wollte ein Signal bekommen. Miyuki plusterte empört die Backen auf, während ihr Mitbewohner sich frustriert am Hinterkopf kratzte. Der Junge mit den grünen Augen ließ den Kopf hängen und massierte sich die Schläfen: „Dann gehen wir einfach zu mir, ich erkläre es meiner Mama wenn wir da sind. Sie wird es schon nicht so ernst sehen, vor allem wenn wir ihr die Situation erklären.“   Das Trio setzte sich wieder in Bewegung und war bedacht, nicht wieder dem Ritter zu begegnen. Nach einem kurzen Fußmarsch kamen sie an der Iwatodai Station vorbei und da machte Miyuki eine interessante Entdeckung: „Kurosaki-kun, Silva-kun, hört ihr das?“ „Bitte nicht wieder Hufgetrappel“, jammerte Luca leise, während Aiden ihm in die Seite stieß, um ihn zum Schweigen zu bringen, während er sich auf das konzentrierte, was Miyuki angesprochen hatte. Ein Stück von ihnen entfernt war ein leises Summen zu hören und nach kurzer Zeit entdeckte die Gruppe auch den Ursprung des Geräusches. Über den Gehweg schlenderte eine junge Frau in ihrem Alter, die den Kopf in den Nacken gelegt hatte und den Himmel betrachtete. Die Schüler musterten sie und bei ihrer Kleidung staunten sie einen Moment, denn sie trug die Uniform der Gekkoukan High School, jedoch war diese in einem katastrophalem Zustand. Überall waren ihre Kleider verbrannt, zerrissen und durchlöchert, als hätte man versucht sie umzubringen. Nun schien die Frau sie zu bemerken und sah sie mit einem überraschten Gesichtsausdruck an. Sie hatte etwa hüftlanges, silberfarbenes Haar, dass an den Spitzen dunkelblaue Strähnen hatte und ihr offen über den Rücken und die Schultern fiel. Ihr Pony verdeckte ihr linkes Auge, während man das rechte sehr gut erkennen konnte und die blutrote Farbe machte einen etwas nervös. Sie trug ein Piercing in der Unterlippe, an dem sie mit der Zunge herumspielte, während ihre rechte Hand zu ihrem linken Handgelenk wanderte, um das sie mehrere Bänder mit Perlen gewickelt hatte. Sie strich mit den Fingern über die Perlen und erhob dann die Stimme: „Ihr seid keine Shadows, oder?“   Aiden und seine Freunde sahen sich einen Moment fragend an, bevor Luca mit einem breiten Grinsen nach vorne ging: „Ähm, nein. Ich heiße Silva Luca und wer bist du, wenn ich fragen darf? Ich möchte den Namen dieser lieblichen Prinzessin erfahren.“ Bei der Bezeichnung verzog die Silberhaarige das Gesicht und stemmte eine Hand an die Hüfte: „Sehe ich für dich wie eine dieser pink tragenden, aufgetakelten Tussen aus?“ Sofort hob der Junge beschwichtigend die Hände: „Es tut mir leid, ich hatte nicht vor, dich zu beleidigen. Aber ich würde dennoch gerne deinen Namen erfahren. Oh, wie sind meine Manieren? Leute, stellt euch zuerst vor.“ „I-ich bin Nobiro Miyuki. Freut mich sehr“, stellte sich die Grünhaarige mit leicht zitternder Stimme vor, während Aiden sich etwas sicherer zeigte und kurz verneigte: „Kurosaki Aiden, sehr erfreut. Wärst du jetzt so nett und beantwortest Luca’s Frage? Der gibt sonst keine Ruhe.“ Die junge Frau strich sich kurz mit der Hand durch ihren langen Pony und seufzte einmal: „Ich heiße Mirai.“   Miyuki knetete die Hände und sah die Blauhaarige nervös an: „Darf ich dich was fragen? Wo sind die ganzen Leute hin? Wir haben außer dir noch niemanden gesehen.“ Mirai verschränkte die Arme und sah die Schüler etwas abwertend an: „Ihr seid die ersten, die ich bisher gesehen habe. Naja, bei den ganzen Shadows hier, würde es mich wundern, wenn hier noch jemand lebt.“ Aiden zog die Stirn in Falten und erhob die Stimme: „Du hast jetzt schon wieder dieses Wort benutzt, ‚Shadows‘. Was genau sind Shadows?“ „Kurz gesagt, es sind Monster. Anders kann ich sie nicht beschreiben“, erklärte die Angesprochene relativ trocken, was Luca nun skeptisch machte: „Monster? Meinst du diesen Ritter vom Schrein? Mit dem haben wir schon Bekanntschaft gemacht, aber wir sind gerannt. Warte mal... wenn hier ein Haufen Monster rumrennen und offensichtlich Leute umbringen, wieso bist du dann noch hier?“ Die Silberhaarige sah zu Boden und wandte sich dann ab: „Das geht dich nichts an!“   Luca wollte gerade einen dummen Spruch loslassen, als Miyuki erschrocken quietschte und hinter sie deutete: „Oh mein Gott, er ist wieder da!“ Die drei Schüler wandten sich um und entdeckten den Reiter vom Schrein, der langsam auf sie zukam. Die Grünhaarige stieß einen spitzen Schrei aus, während die beiden Jungs sich schützend vor ihr aufbauten. Mirai wich einen Schritt zurück und knirschte mit den Zähnen, denn dieses Vieh hatte ihr gerade noch gefehlt. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte Miyuki mit immer größerer Panik in der Stimme, während Luca sie einfach am Handgelenk packte und mitzog: „Wegrennen!“ Aiden griff sich Mirais Handgelenk und zu viert rannten sie so schnell sie konnten davon, während hinter ihnen ein lautes Wiehern ertönte. Hosted by Animexx e.V. 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