Tantei Ken - Lord Inu Yasha ermittelt von Hotepneith (der erste Mitratekrimi mit Inu Yasha) ================================================================================ Kapitel 9: Die Aussage der Schwester ------------------------------------ Ayame Tonaga war ebenfalls eine gewisse Überraschung für die Besucher in der Bibliothek. Die Haushälterin schloss die Tür bereits wieder von außen, während sich Inspektor Jiro Mori fast gezwungenermaßen höflich erhob. „Guten Tag, Frau Tonaga.“ Er übernahm erneut die Vorstellung. Die Dame mochte Ende der Sechzig sein, sehr zierlich, die graugesträhnten Haare kompliziert aufgesteckt und fast aufgetürmt. Dazu trug sie einen mehrlagigen Kimono. Eben eine Dame, dachte der Inspektor, im Gegensatz zu ihrer Schwägerin und Schwiegertochter, die beide die moderne, westliche Kleidung angehabt hatten.   Irgendetwas stimmte doch nicht, dachte dagegen Inu Yasha. Er brauchte einen Augenblick um herauszufinden, was ihn denn an der Schwester des Mordopfers störte. Sie war unpassend gekleidet. Sie trug die alte Tracht, ja, so wie sie glaubte, dass es eine vornehme Dame tun würde - und genau das war sie nicht. Ein achtlagiger Kimono wurde an Höfen getragen, sicher nicht von einer Bürgerlichen, noch dazu der Schwester eines Unternehmers, nur kaiserliche Prinzessinnen und Fürstinnen gingen zwölflagig. Und das auch nur bei offiziellen Terminen. Und erst recht nicht bei einem Polizeiverhör. Sie versuchte offensichtlich mehr zu scheinen als zu sein. Dazu noch derart aufdringliches Parfüm, sicher teuer. Das ärgerte ihn fast und er musste sich vor Augen halten, dass das unprofessionell war. Die alte Fregatte mochte sich aufgetakelt haben, aber das hatte nichts mit der Ermittlung zu tun. Schließlich wollte er doch seinem Bruder etwas beweisen. So meinte er, als sie sich gesetzt hatte: „Wie Inspektor Mori gerade erwähnte, ermitteln wir im Todesfall Ihres Bruders.“ Prompt traten Tränen in ihre Augen und sie zog aus dem Kimonoärmel ein Taschentuch. „Vielleicht können Sie uns helfen, indem Sie uns den Tag vor seinem Ableben schildern?“ „Ja, natürlich. Lord Inu Yasha, nicht wahr? Es war eigentlich alles wie immer, nur dass Haru, das ist sozusagen mein Neffe, krank war und so auch Chizu nicht zum Essen kam.“ „Ihr Bruder arbeitete also nach Ihrem Wissen in seinem Büro?“ „Ja, das nach vorne, gemeinsam mit seinem Sekretär. Mittags sahen wir uns natürlich, wir haben ja alle Mahlzeiten zusammen eingenommen. Nanako war auch dabei. Mein lieber Ryoichi war natürlich in der Firma, er ist ja jetzt der alleinige Geschäftsführer.“ Mutterstolz in allen Ehren, aber da fehlte doch wer? „Und Ihr Enkel?“ „Haru geht natürlich in den Kindergarten. Er ist ja so klug schon.“ „Und nach dem Mittagessen?“ „Ging mein Bruder wieder an die Arbeit und ich in mein Zimmer.“ „Nanako?“ „Sie ging in den Garten. Ich muss sagen, sie ist da sehr oft, immer mit dem Fotoapparat. Ich wollte ja einmal wissen, was sie da immer treibt, aber sie fotografiert wirklich nur die Blätter und Blumen. Eigenwilliges Hobby. An Sticken hat sie so gar kein Interesse. Nun ja, sie gibt sich Mühe, aber ich hätte Ryoichi doch eine bessere Ehefrau gewünscht. Aus japanischer Familie, sicher, aber man merkt doch diesen amerikanischen Einfluss. Sie ist manchmal richtig unverschämt zu mir.“ „Ihnen wäre eine sanftere Schwiegertochter lieber gewesen? So jemand wie Chizu?“ riet Inu Yasha und wurde mit einem sehr giftigen Blick und einem undamenhaften, gezischten „Die Schlampe!“ bedacht. „Oh, Sie mögen Ihre Schwägerin nicht?“ stellte er das Offenkundige fest, zumal die Tränen versiegt waren. „Nein,“ erklärte Ayame Tonaga hoheitsvoll. „Sie hat es irgendwie geschafft, dass Akira sie geheiratet hat, hochgeheiratet hat sie sich! Nun ja, jetzt, nach seinem Tod muss sie eben zurück in das Elend, aus dem sie kam.“ „Nun, kennen Sie das Testament Ihres Bruders? Es steht doch zu erwarten, dass er Daiichi bedacht hat...“ „Ich .. nein, ich kenne das Testament nicht, ich weiß nicht, wann Akira das zuletzt geändert hat, aber ich weiß, was ich weiß. Daiichi ist doch nicht sein Sohn! Nach so langer Zeit ohne Kind wird diese ...nun, wird sie auf einmal schwanger und bekommt einen Sohn! Da möchte man doch lachen! Ich habe Akira ja dringend zu einem Vaterschaftstest geraten, aber er war ja so vernarrt … Hoffentlich hat er es nun getan, noch, ehe er …. Oh, wissen Sie zufällig, ob man die Vaterschaft auch anfechten kann, wenn der vermeintliche Vater verstorben ist?“ Mit der Guten unter einem Dach zu leben musste für die jungen Frauen so etwas wie die Vorhölle sein. „Wenn es Ihr Bruder nicht selbst angefochten hat und Daiichi als seinen Sohn anerkannt hat, wohl nein. Überdies steht zu erwarten, dass er seinen Sohn im Testament bedacht hat und auch dessen Mutter versorgt hat.“ Frau Tonaga wurde blass. „Meinen Sie? Aber die Firma geht doch sicher an meinen Ryoichi, er ist doch der Geschäftsführer. Und Haru soll dann der nächste Geschäftsführer werden, dass hat Akira mir doch gesagt.“ Die Ohren des Halbdämons zuckten. „Äh, zwischen Geschäftsführer und Eigentümer kann durchaus ein Unterschied sein, Frau Tonaga. Wie verlief denn das Abendessen? Wieder fehlte Ihre Schwägerin?“ „Ja, aber natürlich war Ryoichi anwesend und auch Haru. Wir aßen zusammen und Ryoichi berichtete Akira etwas aus der Firma. Ja. Der stand dann auf und meinte, er gehe ins Badehaus.“ „Wie immer um sieben?“ Sie zögerte. „Das kann ich nicht genau sagen, Lord Inu Yasha, ich trage ja keine Armbanduhr. Aber, da Sie es erwähnen... Mein Sohn sah etwas irritiert auf seine. Es war wohl früher oder später.“ „Ungewöhnlich bei Ihrem Bruder.“ „Sehr. Er war schon als kleines Kind immer extrem pünktlich.“ „Er, und Sie wohl auch, mussten wohl schon früh mitarbeiten?“ „Ja. Nach dem Tod unserer armen Mutter. Akira war acht und ich zehn. Ich ...es gelang mir, meinen Vater zu überreden, mich für ein Stipendium anzumelden, für die High School. Ich hoffte doch mit einer besseren Schule auch ...nun ja, einen Ehemann kennen zu lernen. Leider war das schwierig, aber nach der Universität, traf ich dann Ryo Tonaga. Sie haben doch sicher schon von ihm gehört. Seine Filme werden ja immer noch im Fernsehen gezeigt.“ „Er war Ozeanologe?“ „Ja.“ Sie lächelte. „Fernsehen, Vorträge, zu denen ich ihn dann begleitete. Es war wirklich sehr schön, zumal dann nach einigen Jahren Ryoichi geboren wurde. Leider, als er fünf war, kam sein Vater bei einem Tauchunfall im Indischen Ozean ums Leben. Es war eine Tragödie für mich.“ Irgendetwas stimmte doch da nicht. Ryoichi Tonaga wirkte wie Mitte Dreißig. Wenn er mit fünf den Vater verloren hatte … Und wie alt war dann Ayame Tonaga? Er fragte sie direkt. Sie wurde rot und der Inspektor meinte: „Also, Berater....“ „Nun?“ „Ich bin ein Jahr älter als Akira,“ gestand sie verlegen. „Dann haben Sie Ihren Ehemann also nicht gleich nach dem Universitätsabschluss kennengelernt.“ Sie starrte zu Boden, ehe sie meinte: „Sie haben recht, aber so erzähle ich es. Es ...es war mir immer peinlich. Nach der High School musste ich wieder zurück zu meinem Vater, auf der Teeplantage arbeiten, wie auch Akira. Ich war schon dreißig, als ich Ryo kennengelernt habe. Ich war auf einem Vortrag …. Ich hoffte noch immer einen Ehemann zu finden, aus diesem ...dämlichen Tee rauszukommen.“ „Hatte sich Ihr Bruder zu diesem Zeitpunkt nicht schon selbstständig gemacht?“ „Ja, er verdiente auch gut. Die Genossenschaft und die O-tea liefen gut. Aber ich musste mich ja um unseren kranken Vater kümmern. Erst nach seinem Tod ...ich bewarb mich um ein Studienstipendium. Wegen der, wie nannten sie es, sozialen Schwierigkeiten erhielt ich es. Ich wählte Biologie, das schien mir das einfachste Fach zu sein. Und da lernte ich Ryo kennen.“ Tja, das hatte wohl nicht in ihr Bild einer großen Dame gepasst. „Nach dem Tod Ihres Mannes zogen Sie zu Ihrem Bruder.“ „Ja, hatte gerade begonnen dieses Haus zu bauen und ich führte ihm auch den Haushalt. Sogar der Teegarten dort hinten, wenn Sie da schon waren, Lord Inu Yasha, ist mein Werk. Nun gut, zusammen mit einem Landschaftsgärtner. Akira war von den alten Teezeremonien begeistert. Er hatte einen eigenen Teemeister, der einmal im Monat kommt, gekommen ist, um mit ihm allein das zu zelebrieren.“ „Ihr Sohn und dieser Haushalt waren Ihr Leben.“ Und damit war auch erklärt, was Ayame Tonaga gegen Chizu hatte. Die junge Ehefrau des Hausherrn war natürlich automatisch auch in diese Position gelangt. Gerade weil Frau Takanabe so altmodisch war, hätte sie wohl nie den Fehler begangen die Schwester Herrn Okabes zu fragen, wenn es eine Frau Okabe gab. „Mein Sohn, dann, nach Akiras Heirat, ja.“ Die Bitterkeit war kaum zu überhören. „Hm, um noch einmal auf den Vorabend zu kommen. Nachdem Herr Okabe gegagen war, was taten die Anderen?“ „Ryoichi ging mit seiner Familie in ihren Wohnraum, wieder irgendwelche so … nun, solche Serien gucken. Ich ging in mein eigenes Zimmer, um noch ein wenig zu sticken. Das macht man so.“ „Chizu war vermutlich bei Daiichi.“ „Vermutlich.“ „Wissen Sie, welchen Weg Ihr Bruder nahm, wenn er baden wollte?“ „Nun ja, ich denke, durch den Garten, denn er fütterte immer die Koi.“ „Ich meine, direkt von seinem Schlafzimmer aus?“ „Nein,das geht ja nicht. Die einzige Treppe in den Garten und der Zugang zum Badehaus gehen ja direkt vor dem privaten Arbeitszimmer hinunter. Man muss da um die Veranda gehen.“ Sie deutete unwillkürlich nach nebenan. „Und so nahm er auch den Weg zurück?“ „Ja, normalerweise schon.“ „Er wurde aber in seinem privaten Arbeitszimmer gefunden.“ Sie dachte nach. „Dann hatte er wohl noch Besuch. Denn nur dann wäre er abends noch in seinem Arbeitszimmer.“ „Kam das oft vor?“ „Nein, eigentlich nie, aber das wäre doch....“ Sie brach ab. Ja, das wäre eine Erklärung, aber, wenn man wüsste, mit wem er sich treffen wollte – und dafür sprach ja auch diese seltsame zehn Minuten Verfrühung des Bades – dann wüsste man auch den Mörder. „Eine Frage hätte ich noch, Frau Tonaga. War Ihr Bruder vielleicht krank?“ „Das müsste Ihnen Dr. Kawasaki sagen können. Akira hielt sich ja leider immer an den.“ „Sie nicht?“ Ayame Tonaga deutete auf ihr Gesicht. „Ich hatte vor Jahren einmal eine Krankheit. Nichts hatte er machen können gegen die Schmerzen. Es war schrecklich schmerzhaft, da können Sie auch Chizu fragen, die tatsächlich versuchte mir zu helfen. Erst als ich mich an einen traditionellen Heiler wandte, ließ es nach.“ „Was hat er Ihnen denn gegeben?“ Sie runzelte die Stirn. „Äh ...Er sagte nur, es sei sehr vorsichtig zu dosieren und könnte giftig sein. Es war auch nur ein winziges Döschen. Aber es half.“ „Chizu wusste davon?“ Sie hob die Hand. „Chizu, Akira, Ryoichi, du liebe Güte, der ganze Haushalt. Hier bleibt doch so gut wie nichts verborgen.“ „Danke, Frau Tonaga.“ „Ach, Lord Inu Yasha,“ fragte sie aufstehend. „Ich hörte Ihr Bruder sei einer der Dämonenfürsten. Könnte er vielleicht in seinem Schloss eine Hausdame gebrauchen?“ Besagter Lord stellte sich das Gesicht des Halbbruders vor, wenn er ihm diese Frau, noch dazu menschlich, als Auswahl anbieten würde. Das gäbe mit tödlicher Sicherheit ein Duell. Nun ja, Kagome hätte sicher eine diplomatische Antwort gefordert. „Es handelt sich um ein Dämonenschloss. Menschen sind unerwünscht.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)