Tantei Ken - Lord Inu Yasha ermittelt von Hotepneith (der erste Mitratekrimi mit Inu Yasha) ================================================================================ Prolog: -------- Oliver Patteck sah sich wachsam in seinem Teil des Restaurants um. Der gebürtige Österreicher war nach seiner Hotellehre über die Schweiz und anderen Länder in fernöstlichen Luxushotels gelandet, erst in Bangkok, dann in Kyoto. Und in Japan war er hängengeblieben zumal, als zum gewissen Schock der Bevölkerung vor knapp fünfzehn Jahren herauskam, dass sich Dämonen unter ihnen befanden, seit langem mit ihnen lebten. Ein Dämon und ein Mensch hatten die Gelegenheit ergriffen und dieses Etablissement gegründet, für beide Arten. Hier, nahe am Eingang, war Pattecks Revier – eine Art Lounge oder Bar, wo die Gäste nur etwas zu trinken zu sich nahmen, plauderten. Weiter hinten befand sich das eigentliche Restaurant. Meist tranken nur die Menschen, sehr oft Wasser – Dämonen vertrugen wohl auch keinen Alkohol. Trotzdem war die Lounge gut gefüllt und so hatte es ihn zunächst ein wenig gewundert, dass in einer abseits gelegenen Nische ein Mann allein saß, ohne dass ihn seit zwei Stunden jemand aufsuchte. Nun, er schien Anfang Dreißig zu sein, aber das stimmt sicher nicht. Mehr noch als die manchmal sichtbaren spitzen Ohren verrieten die langen, weißen Haare und die Male im Gesicht, dass es sich um einen Dämon handelte. Er musste reich sein, sonst würde er sich kaum hier die Preise leisten können, aber obwohl ein Glas mit dem teuersten Kognak des Hauses vor ihm stand, hätte der Oberkellner geschworen, dass der Unbekannte im schwarzen Maßanzug nicht einmal seine Lippen befeuchtet hatte. Und, da er sich nun einmal gewundert hatte, warum der allein saß – hatte ihn seine Begleitung versetzt? - hatte er auf Neuankömmlinge geachtet. Dabei war ihm aufgefallen, dass ausnahmslos jeder, der hereinkam, unwillkürlich zu dem Dämon blickte. Menschen verneigten sich höflich, selbst ein Regierungsmitglied, Dämonen noch einmal tiefer, mit jenen gerundeten Schultern, die er als Ehrerbietung, ja, Unterwürfigkeit zu deuten gelernt hatte. Das musste ein recht wichtiger, mächtiger, Dämon sein. Jemand wollte zahlen und Patteck eilte mit dem Lesegerät zu dem Tisch, um die Kreditkarte des Gastes – oder dessen Smartphone - annehmen zu können. Getuschel, das förmlich durch die Lounge rannte, ließ ihn möglichst unauffällig zum Eingang blicken. Ein un-menschlicher Mann im schwarzen Anzug kam herein, den er erkannte. Nun, die kleinen Ohren, die oben aus dem weißen, ebenso dichten wie langem, Haar ragten, waren unverkennbar, zumal ein Foto des jungen Mannes, er schien Mitte Zwanzig zu sein, erst diese Woche in allen Zeitungen und Nachrichten zu sehen gewesen war. Während er sich bei dem Kunden bedankte, der soeben bezahlt hatte, bemerkte er mit geübter Routine die fast unsichtbare Fingergeste des Unbekannten in der Nische. Nur zwei Finger, aber der wollte ihn eindeutig sprechen. So ging er schleunigst zu dem offenbar wichtigen Dämon. „Sie wünschen?“ „Er. Man scheint ihn zu kennen.“ Und er selbst war selten im lauten, überfüllten, Tokio, kaum einmal im Jahr, geschweige denn, dass er in solche Lokale ging. Dennoch mochte das hier interessant werden. „Äh, ja, der Herr. Er ist noch jung, aber er ist Besitzer und Geschäftsführer eines großen Sicherheitsunternehmens. Tantei Ken.“ Patteck erkannte etwas wie ein amüsiertes Zucken eines Mundwinkels. „Er war diese Woche in allen Nachrichten. Er wurde zum Berater der Polizei des Distrikts Tokio ernannt. Es hieß mit bedeutenden Befugnissen, allerdings weiß ich leider nicht, welche.“ Tantei, ja, das bedeutete Ermittler, Detektiv. Und Ken? Nun, dazu musste man das Schriftzeichen sehen, das konnte sich sowohl um eine Schwertart, als auch ein anderes Wort für inu, Hund, handeln. Er sah die verabschiedende Fingerbewegung, sichtlich aus langer Übung stammend. Ja, das war bestimmt kein Irgendwer.   Inu Yasha kam gern in dieses Etablissement. Weniger um die Zeit totzuschlagen, aber hier waren viele reiche Männer, weniger ebenso reiche Frauen, – und damit potentielle Kunden. So dachte er auch nur an ein neues, mögliches Geschäft, als ein Mann auf ihn zukam, dessen zweites, kleines Gesicht auf der Stirn den Drachendämon verriet. Dessen Name war Machi und er war in jener Stimmung, die früher den Tod verheißen hätte, wenn sich nicht der Drachenkönig den Verträgen mit Dämonen und Menschen angeschlossen hätte. Aber ein wenig zeigen, wer man war und was der Andere nicht war, konnte man. Keine Prügelei beginnen, klar. Aber eine provozieren stand auf einem anderen Blatt, zumal wenn Drache sicher sein konnte zu gewinnen. „Das hier ist ein Lokal für Dämonen und Menschen, Bastarde sind hier nicht erwünscht.“ Inu Yashas Ohren zuckten unwillkürlich. Das durfte doch schlicht nicht wahr sein! War er unter lebensmüden Drachen so etwas wie der Geheimtipp? „Sagt wer?“ „Ich. Dass dich deine Mutter nicht bei der Geburt ersäuft hat, war nach der Paarung mit deinem Vater einer ihrer größten Fehler.“ „Vorsicht.“ Die Stimme des Halbdämonen senkte sich bedrohlich. „Ich kann eine Menge vertragen, aber, wenn du meine Mutter beleidigst. wirst du mich kennen lernen. Der letzte Drache, der so arrogant vor mir stand, betrachtet sich schon seit Jahrhunderten das Gras von unten.“ Machi grinste etwas, ebenso das zweite Gesicht auf der Stirn, zumal er sah, dass sich instinktiv die anderen Anwesenden etwas entfernten, und sei es, in dem sie aufstanden. „Also war nicht deine Mutter der Dämon, sondern dein Vater? Er muss blind, taub und stockbesoffen gewesen sein, noch dazu dumm wie drei Meter Feldweg ….“   Der Drachendämon sollte nie dazu kommen diesen Satz zu beenden, denn er glaubte für einen Moment durch die Luft zu fliegen. Dieser Flug endete für seinen Hinterkopf überaus schmerzhaft an einer der grünen Granitsäulen, die die Geschäftsleitung zu sündhaften Preisen vom Festland hatte kommen lassen. Er wollte sich aufrichten, wollte … Aber seine Kehle wurde fest umschlossen und lange Finger nur einer Hand drosselten ihn, langsam, erbarmungslos, stetig fester zudrückend. Verwirrt wollte er die Klaue dieses Bastards … Aber der stand ja noch immer dort, wie zuvor. Erst jetzt, nach Luft ringend und den eigenen Herzschlag immer heftiger spürend, erkannte er den Mann vor sich. Sesshoumaru! Er ließ lieber die Hände sinkend, sicher, dass jede Gegenwehr sinnlos wäre. Auch, wenn der Hundedämon nur den Titel eines Herrn der Hunde führte, nach der dämonischen Aufteilung Japans in die vier Himmelsrichtungen war dies auch der Herr über alle Dämonen im Westen. Menschen nannten ihn deswegen auch gern einen Fürsten. Und selbst die anderen zwei dämonischen Fürsten samt dem Drachenkönig fühlten sich bemüßigt, um es so zu sagen, Sesshoumarus Empfehlung zu überdenken. Machis Lungen schrien nach dem Sauerstoff, den er nicht mehr bekam, und er versuchte verzweifelt eine Begründung dafür zu finden, warum sich der Inu no Taishou hier eingemischt hatte, ja, den Bastard beschützte? Die Erklärung vernahm er kaum mehr, denn das Rauschen des eigenen Blutes, sein trommelnder Herzschlag, in seinen Ohren machte ihn fast taub, der schwarze Vorhang vor seinen Augen verhieß die nur zu willkommene, nahende Ohnmacht.   „Großer Bruder!“ Inu Yasha grinste. „Wenn du ihn erwürgst, kann er sich ja nicht mehr entschuldigen.“ Bruder? Halbbruder, wohl? Machi begriff trotz oder wegen seiner Todesangst entsetzt, dass er soeben Sesshoumarus Vater beleidigt hatte. Tatsächlich wurde der eiserne Griff etwas gelockert und er rang zitternd nach Atem. „Verzei... hung...Lord... Sessh...oumaru...“ Er spürte sich frei gegeben und plumpste wie ein Sack Reis zu Boden. Sesshoumaru schüttelte die Hand als habe er versehentlich in etwas Widerliches gefasst. „Komm.“ Das galt dem Halbbruder.   Der dämonische CEO kam heran, mehr als besorgt um das erfolgreiche Geschäft und die Schlagzeilen des nächsten Tages. Er sollte vermutlich dankbar sein, dass der eine Gast noch lebte – und der Zweite darauf verzichtet hatte alles wie eine Wiese niederzumähen was sich bewegte. „Patteck, rasch, holen Sie ihm den Mantel. Wenn der Taishou ihn in fünf Minuten noch sieht...“ Er griff nach dem noch immer nach Atem ringenden Drachen. „Sie sollten vielleicht besser für heute gehen....“ Machi fand dies sei der beste Rat, den er seit langem bekommen hatte. Hoffentlich plauderte das niemand versehentlich bei seinem König aus. Der war zwar durchaus willens seine Leute zu schützen, verstand aber nicht im Mindesten Spaß, wenn man eigenmächtig einen Dämonenkrieg anzettelte. Und genau das bedeutete es, wenn man den Vater des Fürsten des Westens und damit diesen persönlich beleidigte.   Inu Yasha setzte sich an den Tisch, durchaus überrascht den Hundedämon nicht nur in Tokio, sondern hier zu sehen. Sie hatten sich seit der Meiji-Zeit nicht mehr getroffen, mehr als einhundertfünfzig Jahre war das her. Er war sich jedoch sicher gewesen, dass der ihn soweit im Auge behielt, nachdem Bruderherz ihn nachdrücklich verwarnt hatte, er dürfe um keinen Preis Kagome treffen, wenn die Zeit gekommen wäre. Nun ja, sie war vor fünfzehn Jahren in die Vergangenheit gesprungen, zu ihm, wie er wohl wusste – und prompt waren alle Dämonen erschienen. Er hatte sich denken können wer dahinter steckte. Sesshoumaru sah ihn an. „Beratender Detektiv?“ „Du hast mir doch damals gesagt, als wir Kagome aus dem Gefängnis holten, dass ich lernen soll zu ermitteln. Und dann hast du mir auch noch das Buch von diesem Sato geliehen.“ Sato und Sakura, ja. „Du hast es noch?“ „He, sehe ich so aus, als ob ich deine Sachen wegwerfe? Ich kann es dir ja zurückgeben. Ich kenne es sowieso fast auswendig. Gut hundert Jahren habe ich diese Sicherheitsfirma. Du weißt schon, Häuser und Leute bewachen, ermitteln und so.“ Und inzwischen hochtechnisiert. Nicht, dass er viel von Computern verstand, aber er hatte es geschafft in Menschen und Dämonen loyale Mitarbeiter zu finden. „Tantei Ken.“ „Na, das Detektiv sollte dich nicht wundern. Und, ehrlich gesagt, hatte ich befürchtet, wenn ich eine Firma mit Inu gründe, kommt Kagome auf die Idee mal nachzusehen wer dahinter steckt.“ Der dachte mit? Dann hatte Leutnant Sato ihm tatsächlich mit diesem Buch zwei Mal einen Gefallen getan. Damals weniger Ermittlungen, da die Menschen das selbst vermochten – und mehr als einhundert Jahre Ruhe vor dem ungestümen Halbblut. Wobei, wenn der dermaßen erfolgreich ermittelte, war der kaum mehr so ungestüm. Inu Yasha griff in die Innentasche seines Anzugs. „Hier, Firma und meine Handynummer. Falls du mal Sehnsucht nach mir hast. Ja, schon gut, unwahrscheinlich. Aber immerhin nannte dich Myouga einst den besten Ermittler Japans. Ich würde gern sehen, wie nahe ich an dir dran bin.“ „Er ist tot?“ „Ja. Ich habe ihn zu Vaters Grab gebracht, dort ist er gestorben. Und da habe ich ihn auch begraben. Totousai ist auch tot, wie du sicher weißt. Jaken?“ Sesshoumaru hob etwas eine Hand, eine Bestätigung. Fast alle, nun, bis auf Bokuseno, waren tot, die Vater einst gekannt hatten. Es musste für Inu Yasha hart gewesen sein nicht nach Kagome zu sehen, aber der hatte sich daran gehalten. Er hatte zwar nicht den ungeliebten Halbbruder, aber das Mädchen überwachen lassen. Er nahm wortlos die Visitenkarte und steckte sie ein. „Tja,“ machte der Halbdämon. „Dann sind nur noch wir Zwei übrig, die sich an die Epoche der Kriegerischen Staaten und unseren Kampf gegen Naraku erinnern. Und, natürlich, So´unga.“ Und Kouga, der inzwischen Sesshoumarus Firmenkomplex leitete, und Shippou, der in dem riesigen Manga-und Merchandising-Konzern der Füchse langsam aufstieg. Wenige. „Hast du einen Menschen in deiner Firma?“ Die Frage kam derart unerwartet, dass sich Inu Yasha zusammen nehmen musste. „Ja, auch Dämonen. Bei der Polizei soll ich mit einem Inspektor Mori zusammenarbeiten, Leider. Der mag keine Dämonen und schon gleich gar keine Halbdämonen. Aber er bekam die strikte Anweisung, das wird schon funktionieren.“ Das Vibrieren seines Handys ließ ihn erneut in den Anzug greifen. „Wenn man mal...oh. Polizei. Es gab einen Toten, vermutlich Mord, unter rätselhaften Umständen.“ Er schob es weg und stand auf. „Dann mal auf Wiedersehen, großer Bruder. Du weißt ja, wo du mich finden kannst.“ Der Narr sollte auch wissen, wo der IHN finden konnte. Aber offensichtlich hielt sich auch auf dieser Seite die Wiedersehensfreude in Grenzen.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)