That feelings makes me insane von xXSasukeUchihaXx (Wanderer x Lumine) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Noch nicht wirklich müde, obwohl es inzwischen schon sehr spät war, lag Lumine auf der rechten Seite im Bett und betrachtete die entspannten Gesichtszüge des Wanderers, der sich erst vor wenigen Minuten bis auf das schwarze Shirt und die ebenso schwarze Boxershorts entkleidet und sich zu ihr gelegt hatte, mit der Begründung, sie in ihre Traumwelt begleiten zu wollen, damit sie gemeinsam in Erfahrung bringen konnten, was es mit diesem leisen Summen auf sich hatte und ob jenes Summen vielleicht sogar der Hauptgrund war, wieso sie immer wieder den gleichen Traum durchlebte. Lautlos seufzend senkte sie ihre Augenlider und ließ den heutigen Tag noch einmal revue geschehen. Vor allem ihre gemeinsame Dusche würde ihr wohl noch eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben. Unwillkürlich erinnerte sie sich an ihr geführtes Gespräch, ausgelöst durch eine einzelne, rhetorische Frage, die sie ihm gestellt hatte und an seine folgende, völlig unerwartete Handlung, auf die sie einfach nur reagiert hatte. Allerdings hatte sie ihn mit ihrer Reaktion derart überfordert, dass sie sich ihm unweigerlich hatte erklären müssen. ~ Bereits vollständig entkleidet saß Lumine an den kühlen Fliesen gelehnt in der Duschkabine und wartete auf Kuni, der mit dem Rücken zu ihr stand und sich ohne Scheu langsam entkleidete. Lautlos schluckend und sich irgendwie wie eine Spannerin fühlend, einfach weil sie ihren Blick nicht von ihm abwenden konnte, verfolgte sie jede seiner Bewegung und starrte auf seinen entblößten Rücken. Ob ihm jemals ein Kompliment bezüglich seines äußeren Erscheinungsbildes gemacht worden war? War er sich überhaupt seiner Anziehungskraft bewusst, die ihm im die Wiege gelegt worden war? Er war so ausgesprochen attraktiv, dass es ihr den Atem raubte und schluckte lautlos, als das letzte Kleidungsstück, seine kurze, schwarze Shorts, auf den Boden fiel und er sich, wie Ei ihn erschaffen hatte, zu ihr herum drehte und errötete um die Nase. Bei ihrer intensiven Musterung kam sie jedoch nicht umhin, seinen makellosen Körper ein wenig zu beneiden. Während er keinen einzigen Kratzer oder gar Narben besaß, war ihr Körper von vereinzelten Kämpfen gezeichnet. Kämpfe, bei denen sie unachtsam gewesen war. Kämpfe, die deutlich sichtbare Spuren auf ihrer Haut hinterlassen hatten. Spuren, die er durch seine geschlossenen Augen zum Glück nicht sehen konnte. Ein leiser Seufzer entfuhr ihren Lippen und versuchte vorerst ihre Gedanken an ihren geschundenen Körper in den Hintergrund zu schieben. "Gibt es ein Problem?" erkundigte sich Kuni, dem ihr Seufzer keineswegs entgangen war und stieg mit geschlossenen Augen zu ihr in die Duschkabine, nicht ohne hinter sich die Glastür zu schließen. "Nein, es... Darf ich dir vielleicht eine sehr persönliche Frage stellen?" wurde ihm leise geantwortet und hörte sehr wohl die Unsicherheit aus ihrer Stimme heraus. "Nur zu. Ich höre" gab er sein Einverständnis und versuchte seine erweckte Neugier hinter seiner ausdruckslosen Miene zu verbergen. "Es ist eine rhetorische Frage. Nur einmal angenommen, dir würde eine Frau begegnen, die dir vom Wesen und Aussehen her gefällt und ihr kommt euch näher..." führte sie besagte, rhetorische Frage an und war sich nicht sicher, worauf sie eigentlich hinaus wollte. "Das ist zwar äußerst unwahrscheinlich, aber fahre fort" warf er ein und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Ihr kommt euch näher und sie entkleidet sich vor dir. Was würdest du tun, wenn du vereinzelte Narben auf ihrem Körper entdeckst? Würdest du wortlos verschwinden, weil sie nicht deiner persönlichen Erwartung entspricht oder würdest du trotz ihrer Narben bei ihr bleiben?" lauschte er ihrer ausführlichen Frage und stieß einen abfälligen Laut aus. "Mal davon abgesehen, dass ich noch nie in einer derartigen Situation gewesen bin, entnehme ich deiner Frage, dass du Narben besitzt und von mir indirekt wissen willst, ob ich dich ablehnen würde" murrte er und wusste nicht so genau, was ihn dermaßen wütend stimmte. Weil sie ihn auf einen Umweg nach seiner persönlichen Meinung gefragt hatte, anstatt ihn einfach direkt zu fragen oder regte er sich eher über die Tatsache auf, dass sie ihm zutraute, sie wegen eventueller Makel stehen zu lassen? Zu seinem Leidwesen konnte er ihr nicht einmal verübeln, dass sie diese Möglichkeit in Betracht zog, weshalb er sich wieder zu beruhigen versuchte. Seufzend löste er die Verschränkung seiner Arme wieder und ging neben ihr in die Hocke. "Warum denkst du überhaupt über solche Sachen nach?" wollte er den genauen Grund erfahren und hielt der Versuchung stand, seine Augen zu öffnen, um selbst einen Blick auf die vermeintlichen Narben zu werfen, für die sie sich offenbar sehr schämte. "Normalerweise besitze ich nicht die Zeit, um mir Gedanken über solche Dinge zu machen. Paimon sorgt stets für Ablenkung" murmelte Lumine und sah an ihrem Körper hinab. Drei längliche Narben verliefen unterhalb ihrer linken Brust und erinnerten sie an ihre erste Begegnung mit den unliebsamen Garmwölfen, die sie garantiert getötet hätten, wenn sie nur mit Paimon unterwegs gewesen wäre. Eine weitere, etwas kleinere Narbe besaß sie auf ihrem linken Schulternblatt. Ein Pfeil hatte sie erwischt, als sie versucht hatte, Paimon vor Banditen zu beschützen. Ihre letzte, kaum sichtbare Narbe war ihr vor etwa fünf Monaten ungewollt zugefügt worden. Bei einem Trainingskampf mit Tartaglia hatte er sie mit dem Hydroschwert im Nacken erwischt. Zum Glück trug sie am Hinterkopf relativ kurzes Haar, sonst hätte er ihr wohl die Haarpracht abgeschnitten. "Meine Worte bedeuten allerdings nicht, dass du für weniger Ablenkung sorgst. Es ist nur... Kompliziert" fügte sie ihrer vorherigen Aussage noch hinzu und linste zu Kuni, der einen weiteren, tiefen Seufzer ausstieß und ihr ein gequältes Lächeln schenkte. "Ich weiß, was du meinst" gestand er ihr und bedachte die vielen, wirren Gefühle, über die er sich doch auch schon seit Stunden den Kopf zerbrach. "Aber eine fiktive Situation zu erfinden, in die ich mich nicht hinein versetzen kann, wird dich wohl kaum zur gewünschten Antwort führen" führte er ihr vor Augen und überlegte, ob er folgenden Vorschlag wirklich aussprechen sollte. Schließlich war es nicht sein Begehr, ihr in irgendeiner Art und Weise zu nahe zu treten. Für einen kurzen Moment stellte er sich die ernsthafte Frage, wieso er eigentlich derart rücksichtsvoll agierte, denn er hatte im Vorfeld angekündigt, kein nettes Getue an den Tag zu legen, zudem das auch gar nicht seine Art war, aber letzten Endes schob er sein aktuelles Verhalten auf die momentanen Umstände. "Wenn du wirklich erfahren willst, was ich denken oder tun würde, brauchst du mir nur die Erlaubnis zu erteilen, meine Augen zu öffnen" unterbreitete er ihr seinen Vorschlag, weil das in seinen Augen der einzige Weg war, um ihre Furcht vor einer eventuellen Ablehnung zu beseitigen. "Und du wirst nicht einfach aufstehen und gehen?" fragte Lumine unsicher, obwohl sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass er sie einfach ohne ein Wort in der Duschkabine sitzen lassen würde. "Warum sollte ich? Außerdem glaube ich kaum, dass dein Anblick derart abstoßend auf mich wirken könnte" lauschte sie seinen Worten, die sie doch sehr beruhigten und atmete noch einmal tief durch. "Okay, du... Du darfst deine Augen öffnen" gab sie ihm ihre Erlaubnis und senkte ihren Blick. Der starke Impuls, ihre Arme zu heben, um zumindest ihren Busen notdürftig zu bedecken, keimte zwar in ihr auf, aber sie wusste, dass jener Impuls mit enormen Schmerzen verbunden war, weshalb sie sich keinen einzigen Zentimeter rührte. Dennoch linste sie noch einmal aus dem Augenwinkel heraus zu ihm herüber und beoachtete, wie er blinzelnd seine Augen öffnete. Eine Welle aus unterschiedlichen Emotionen überrollte ihn, als er ihren entblößten Körper erblickte und erhob rasch seine rechte Hand, die er an die kühlen Fliesen legte, um sich auf seinen Füßen halten zu können. Sein Gesicht fühlte sich erneut so verdammt heiß an, während sich ein Kloß in seinem Hals bildete, schluckte mehrere Male lautlos und versuchte sich wieder zur Ruhe zu bewegen. Wenn er im Vorfeld gewusst hätte, was ihr Anblick in ihm auslösen würde, hätte er ihr wohl kaum diesen Vorschlag unterbreitet und schob seine Reaktion auf die Tatsache, dass er zum ersten Mal eine nackte Frau aus nächster Nähe in Augenschein nehmen durfte. Das würde vermutlich auch diesen unsinnigen Wunsch, sie ein weiteres Mal in die Arme zu schließen, erklären, den er sich jedoch nicht beugen wollte und schüttelte seinen Kopf, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dementsprechend wanderten seine blauen Augen zu den drei länglichen Narben, die sie unterhalb ihrer linken Brust besaß, welche vermutlich ein großes Tier oder Monster verursacht haben musste. Trotz jener Narben, weitere Verletzungen konnte er aus seiner jetzigen Sicht nicht erkennen, wirkte sie durchaus ansprechend, sofern er ein Urteil über ihr Aussehen fällen musste. Erneut gingen seine Augen auf Wanderschaft, begutachteten ihren festen Busen, der sich in der Hand sicherlich ganz weich anfühlen würde, nahmen ihre feinen Bauchmuskeln zur Kenntnis, die der Beweis für tägliches Training waren und fuhr mit seinen Blick noch ein kleines Stück tiefer. "Keine Behaarung" stellte er gedanklich fest und als er sich der Tatsache bewusst wurde, wohin er eigentlich starrte, wendete er seinen Blick von ihr ab und schüttelte abermals seinen Kopf, um die vielen Gedanken und absonderlichen Wünsche zu verscheuchen, welche ihn zu absurden Vorstellungen anregen wollten. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit ihm. "Es sieht furchtbar aus, nicht wahr?" fragte Lumine, um die unangenehme Stille zu durchbrechen, die sich wie ein düsterer Schleier über sie gelegt hatte und bereute allmählich, ihm gestattet zu haben, sich selbst ein Urteil zu bilden. "Ich besitze noch zwei weitere Narben, die aber kaum der Rede wert sind, aber..." redete sie einfach weiter, als keine Reaktion auf ihre Frage hin erfolgte und sah abermals an ihrem Körper hinab. "Seit ich diese großen Narben besitze, habe ich keine heiße Quelle mehr besucht" verriet sie ihm und dachte unweigerlich an Paimon, welche jedes Mal enttäuscht gewesen war, wenn sie eine Einladung von ihren weiblichen Freunden abgelehnt hatte. "Paimon weiß nicht einmal, wieso ich die vielen Einladungen von unseren Freunden abgelehnt habe" murmelte sie nachdenklich und legte ein trauriges Lächeln auf, als sie sich vorstellte, wie Paimon über ihre momentanen Gedanken den Kopf schütteln würde. "Es ist..." wollte sie einen weiteren Satz beginnen und verstummte, als ihr Kinn ergriffen und ihr Gesicht in die linke Richtung gedreht wurde. Noch bevor sie ihn auf die zarte Röte hätte ansprechen können, die auf seinen Wangen ruhte, beugte er sich ohne Vorwarnung zu ihr vor und presste seine Lippen auf ihren leicht geöffneten Mund. "Ich muss verrückt sein" dachte sich Kuni und erlag einem gewaltigen Schauer, der durch seinen gesamten Körper jagte, während er glaubte, dass diese sonderbaren Gefühle in ihm implodierten. Diese fremdartigen Gefühle, die ihn erst zu dieser Handlung regelrecht genötigt hatten. Ganz allmählich erreichte ihn die Erkenntnis, wieso sich die Menschen derart oft küssten, denn es fühlte sich wahrlich einzigartig an. Was er in der gestrigen Nacht noch für eine einfache Banalität gehalten hatte, musste er nun völlig neu bewerten, was ihm jedoch in seiner jetzigen Lage echt schwer fiel. Vielleicht sollte er jene Bewertung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und sich vorläufig auf die unglaublich weichen Lippen konzentrieren, von denen er insgeheim hoffte, noch etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Zwar geisterten in seinem Kopf irgendwo die Fragen herum, ob er gerade einen gewaltigen Fehler beging und ob er ihr gerade ihren ersten Kuss raubte, aber selbst jenen Fragen wollte er im Augenblick keinerlei Beachtung schenken. Als die Blondine jedoch plötzlich ihren Mund bewegte, zog er sich überfordert zurück und starrte sie ungläubig an, während sein Gesicht ein weiteres Mal vor lauter Hitze glühte. Hatte sie eben wirklich den Kuss erwidern wollen? "Absurd" dachte er und sah demonstrativ in eine unbestimmte Richtung, als sie ihre Augen öffnete. Oh ja, irgendetwas stimmte nicht mit ihm. "Soll... Soll ich dir ein kleines Geheimnis verraten? Nicht einmal Paimon weiß davon" fragte Lumine und konnte verstehen, dass er gerade jetzt Zeit brauchte, um das Geschehene zu verarbeiten. Natürlich stellte auch sie sich die berechtigte Frage, was ihn überhaupt erst zu einem Kuss angeregt haben könnte. Dementsprechend, weil er sie mit diesen unerwarteten Kuss vollkommen überrascht hatte, wollte sie ihm zumindest erklären, wieso sie besagten Kuss hatte erwidern wollen, obgleich das natürlich bedeutete, eine gewisse Tatsache offen zu legen. "Musst du wissen" entgegnete er ihr kleinlaut, weshalb sie noch einmal tief durchatmete und wendete ihren Blick von ihm ab. "Heute Morgen durfte ich dir doch Fragen stellen, erinnerst du dich? Ich hatte dich gefragt, ob du noch keiner Person begegnet bist, die dir auf Anhieb gefallen hat und du hast meinen Worten entnommen, dass ich mich schon einmal in einer derartigen Lage befunden habe" erinnerte sie ihn und senkte ihren Blick auf ihren Schoß. "Vor etwa eineinhalb Jahren, ich war erst wenige Monate in eurer Welt unterwegs, habe ich in Liyue tatsächlich einen Mann getroffen, der mir auf Anhieb gefallen hat" verriet sie ihm und erlag der minimalen Hoffnung, dass er selbst auf die Idee kam, wen sie meinen könnte. "Und? In Liyue leben viele Typen" murrte er, zuckte unwissend mit der rechten Schulter und überlegte, wo er sich vor etwa eineinhalb Jahren aufgehalten hatte. "Dieser Mann stammt aber nicht aus Liyue" erhielt er einen weiteren Hinweis auf die Identität des Mannes und obwohl er Ratespiele auf den Tod nicht ausstehen konnte, linste er zu ihr herüber und betrachtete den zarten Rotschimmer auf ihren Wangen, während ihre Augen unruhig, gar nervös durch die Duschkabine huschten. Abermals überlegte er und erinnerte sich, dass er sich zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls in Liyue aufgehalten hatte. Ja, Il Dottore hatte ihn einst kontaktiert und ihn mit nur wenigen Informationen nach Liyue gesandt. Plötzlich kam ihm ein äußerst übler Verdacht in den Sinn, der ihn dazu veranlasste, sein Gesicht angewidert zu verziehen und drehte seinen Kopf in ihre Richtung zurück, um sie mit seiner Vermutung zu konfrontieren. "Der Gedanke, dass du diesen Bastard magst, widert mich echt an" musste er seine persönliche Abneigung bekunden und schüttelte sich vor lauter Ekel. Natürlich konnte es ihm vollkommen egal sein, wem sie ihre Aufmerksamkeit schenkte, aber musste es denn ausgerechnet dieser Kerl sein? Mochte sie ihn etwa, weil er in ihren Augen groß und stark war? Dieser Kerl war doch ein Angeber und wusste sehr wohl um die Macht der Worte, um seine Mitmenschen zu manipulieren. War sie wirklich derart naiv? War sie auf sein charmantes Lächeln herein gefallen? "Was? Von wem sprichst du?" wollte Lumine in Erfahrung bringen, die ihren Kopf leicht angehoben hatte und sah ihn voller Verwunderung in die Augen. "Von wem wohl? Von diesem Bastard Tartaglia natürlich" äußerte er seinen Verdacht im harschen Tonfall und stieß sogar einen abfälligen Laut aus, um ihr zu signalisieren, wie sehr ihm dieser Gedanke doch widerstrebte. Zunehmend verwirrt, weil sie nicht wirklich nachvollziehen konnte, wieso er Tartaglia in Betracht zog, den sie persönlich nicht einmal als Freund bezeichnen würde, sondern eher als Sparringspartner, schüttelte sie zaghaft ihren Kopf, um seinen Verdacht zuerst einmal zu verneinen. "Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso du ihn in Betracht ziehst. Wir sind nicht einmal Freunde" klärte sie ihn auf und konnte tatsächlich nur ihren Kopf über seine verworrenen Gedanken schütteln. "Soll ich dir einen letzten Hinweis geben?" fragte sie ihn schließlich leise und senkte ihren Blick erneut auf ihren Schoß hinab, während sie überlegte, wie sie ihren Hinweis formulieren sollte. "Deine Entscheidung" erwiderte Kuni ebenso leise und kam sich im jenen Moment wie ein Idiot vor. Er wusste nicht einmal, was ihn dazu veranlasst hatte, derart harsch zu ihr zu sein. Er wusste eigentlich nur, dass sich eine gewisse Erleichterung in ihm ausbreitete. Ja, irgendwie war er erleichtert, weil sein Verdacht nicht stimmte und sie sich nicht für diesen Kerl interessierte, der ihre Güte doch nur schamlos ausnutzen würde. "Ein Auftrag, der ursprünglich in Mondstadt begonnen hatte, führte eine Freundin von mir, Paimon und mich nach Liyue. Es ging um Meteoritensplitter, die Tage zuvor vom Himmel gefallen waren und die Menschen bei direkten Kontakt in einen tiefen Schlaf versetzten. Auf der Suche nach weiteren Hinweisen oder Betroffenen stießen wir auf einen Mann am Wegesrand, der sich um einen schlafende Person kümmerte. Während Paimon und meine Freundin mit ihm sprachen und über die aktuelle Lage aufklärten, konnte ich dem Gespräch nur mit halbem Ohr folgen, weil mich sein äußeres Erscheinungsbild fasziniert hatte. Ich... Ich war einfach..." lauschte er ihrem ausführlichen Hinweis, der ihn schlucken ließ und sah sie voller Unglauben an. Er hatte ihr auf Anhieb gefallen? Diese Information überforderte ihn nur noch mehr und senkte vorläufig seinen Blick gen Boden. Hatte sie etwa deswegen den Kuss erwidern wollen? "Ich war einfach hin und weg von dir" beendete sie leise ihren Satz und spürte abermals diese unnatürliche Hitze auf seinen Wangen, während in seinem Körper die vielen Gefühle durcheinander wirbelten. Warum reagierte sein Körper derart heftig auf ihre Worte? "Lassen... Lassen wir das erst einmal so stehen" wurde die Blondine aus ihren momentanen Gedankengängen gerissen und hob ihren Blick, nachdem er sich sehr rasch erhoben und ihr den Rücken gekehrt hatte. "Der Kuss..." fuhr er fort, noch bevor sie ihm hätte zustimmen können und starrte auf seinen Rücken. "Mit dem Kuss habe ich dir lediglich sagen wollen, dass ich deine Narben nicht als störend oder abstoßend empfinde" lauschte sie seiner Erklärung und war sich nicht sicher, ob seine Worte auch tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Schließlich hätte er ihr doch auch einfach sagen können, was er von ihren Narben hielt. "Und wenn du dich wieder eigenständig bewegen kannst, lasse ich mich eventuell dazu herab und besuche mit dir eine heiße Quelle" schlug er ihr noch abschließend vor, auch wenn seine Tonart vor lauter Arroganz trievte. Dennoch schlich sich im jenen Moment ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen und wollte sich schon bei ihm bedanken, doch als er sich plötzlich mit dem Duschkopf zu ihr herum drehte und das Wasser aufdrehte, keuchte sie erschrocken, als sie von einem eiskalten Wasserstrahl getroffen wurde. Sein amüsiertes Grinsen verriet ihr allerdings, dass er sich nun wieder etwas sicherer fühlte und versuchte sich vergeblich vor dem viel zu kalten Wasser zu schützen. ~ Ein leiser Seufzer entfuhr Kuni und bedachte den heutigen Tag, bei dem er so viele, neue Eindrücke gewonnen hatte. Vor wenigen Tagen hätte es ihn nicht die Bohne interessiert, ob die Reisende an gewissen Körperstellen kitzelig war. Dennoch hatte er die Chance unter der Dusche genutzt und sie jedes Mal in die Seite gezwickt, wenn ihr die Schamesröte ins Gesicht gestiegen war, nur um sie auf andere Gedanken zu bringen. Natürlich hatte sie sich vor ihm geziert, vor allem als er den Versuch unternommen hatte, sie zwischen den Beinen zu waschen, aber es war eben schier unmöglich, eine Person ohne direkten Körperkontakt zu reinigen. Noch deutlich konnte er sich an ihren peinlich berührten Gesichtsausdruck und ihren ungewöhnlichen Laut erinnern, der ihr über die Lippen gekommen war und wie sie ihn leise um den Gefallen gebeten hatte, ihr nicht zwischen die Beine zu greifen. Ihrer Bitte war er nach nur kurzer Überlegung gefolgt und hatte ihr stattdessen ihr Haar gewaschen. Nach der Dusche hatte er sie ohne ein Wort eingekleidet, ihr bei der Zahnreinigung geholfen und sie zurück zum Bett getragen. In seinen Gedanken vertieft, die sich um den ungewöhnlichen Laut und ihr Geständnis gedreht hatten, hatte er für sie und sich selbst Unagi Chazuke zubereitet. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, als er sich erinnerte, wie er sie mit seinem Leibgericht gefüttert und sie ihm erneut die Frage gestellt hatte, ob er wirklich nicht auf Nahrung angewiesen war. Ja, eigentlich hatten sie sich unmittelbar nach dem Essen über die unterschiedlichsten Dinge unterhalten. Über ihre Erinnerungen an ihre Heimat, ihre gemeinsame Reise mit Aether durch das Sternenmeer, bishin zu ihrer Begegnung mit der unbekannten, weiblichen Göttin, die sie voneinander getrennt hatte. Über ihre Ankunft in Teyvat und ihre erste Begegnung mit Paimon, nachdem sie zwei lange Monate vergeblich auf ihren Zwillingsbruder gewartet hatte. Über die Länder, die sie in den vergangenen zwei Jahren bereist hatte, wobei er ihr sofort den weisen Ratschlag erteilt hatte, in Fontaine vorsichtig zu sein, wenn sie nicht vor Gericht gestellt werden wollte. Über die Archons, die sie kennen und auch mögen gelernt hatte. Das er sie nicht sonderlich mochte, hatte er ihr deutlich zu verstehen gegeben, denn sie waren in seinen Augen nur Schachfigueren, fast schon Marionetten, die sich den Befehlen der himmlischen Ordnung fügten und es scheinbar genossen, über die Länder zu herrschen. Über die Fatui, denen sie sich immer wieder in den Weg stellte und zu denen er ihr zu jedem einzelnen Harbinger vereinzelte Informationen verraten hatte. Über den Orden des Abgrunds, der von ihrem Zwillingsbruder angeführt wurde und der Rache an die himmlische Ordnung für das zerstörte Khaenri'ah nehmen wollte. Über so viele unterschiedliche Themen hatten sie sich unterhalten, weshalb die Zeit wie im Flug vergangen war. Es hatte sich geradezu vertraut angefühlt, sich mit ihr über all diese Dinge zu unterhalten. Ja, irgendwie hatte sich ihr Beisammensein so angefühlt, als wären sie schon seit etlichen Jahren miteinander befreundet. Wahrlich seltsam und obwohl er natürlich noch immer über all diese neuen Empfindungen nachdachte, fühlte er sich in diesem Augenblick sehr wohl. Er fühlte sich wohl in ihrer Gegenwart. "Kuni?" fragte Lumine leise in die Stille hinein und verzog ihr Gesicht vor Schmerz, als sie den Versuch unternahm, sich aus eigener Kraft zu bewegen. "Mh?" wurde ihr ebenso leise geantwortet, ehe er seine Augen öffnete und sah ihn voller Pein an. "Könntest du mich auf die andere Seite drehen? Mein rechter Arm tut schon etwas weh" äußerte sie ihr Anliegen und beobachtete, wie er sich wortlos aufsetzte und seine Hände nach ihr ausstreckte. Vorsichtig zog er sie zu sich heran, stoppte jedoch für einen kurzen Moment und entfernte die dünne Decke, die ihn augenscheinlich bei seinem Vorhaben störte und Lumine konnte nicht verhindern, seine Umsichtigkeit mit ihr zu belächeln. Zwar hatte er heute Mittag noch gemeint, dass sie bloß kein nettes Getue von ihm erwarten sollte, aber dennoch gab er sich, ob gewollt oder ungewollt, seit ihrer gemeinsamen Dusche sehr viel Mühe mit ihr. Schließlich hatte er extra für sie sein Leibgericht zubereitet, mit ihr gemeinsam gegessen und sie hatten sich über die verschiedensten Themen unterhalten. So viele, neue Eindrücke hatte sie durch ihre Gespräche gewinnen können und genoss die jetzige Zeit mit ihm, denn sie bezweifelte doch sehr, dass sie sich unbeschwert hätten unterhalten können, wenn Paimon bei ihnen gewesen wäre. Paimon hörte sich eben sehr gern selbst reden. "Habe ich etwas im Gesicht?" wollte er wissen, obgleich er natürlich ahnte, wieso sie ihn derart intensiv musterte. Allerdings störte ihre intensive Musterung seine Konzentration, die er benötigte, um sein Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Nachdenklich schob er seine rechte Hand unter ihre Beine, hob sie etwas an und verfrachtete sie zuerst einmal auf ihren Rücken. "Ich war einfach hin und weg von dir" kamen ihm ihre Worte wieder in den Sinn, die ihn schon den ganzen Tag über verfolgten und bedachte noch einmal die Situation in der Duschkabine. Ihre Worte, so ehrlich und rein, hatten sich dermaßen auf seinen Körper ausgewirkt und ein Gefühl in ihm erweckt, was ihn erst dazu veranlasst hatte, sich rasch zu erheben und ihr den Rücken zu kehren. Mit seiner sonstigen Art war es ihm irgendwie gelungen, sein Problem zu überspielen und war so erleichtert gewesen, als besagtes Problem nach nur wenigen Minuten abgeklungen war. Zum Glück hatte sie nicht zur Kenntnis genommen, was er eigentlich gefühlt hatte, denn er hätte ihr nicht einmal erklären können, warum sein Körper auf diese Art und Weise reagiert hatte. Fortan würde er äußerste Vorsicht walten lassen, um sich selbst vor einer peinlichen Situation zu bewahren. Dennoch quälte ihn seither die berechtigte Frage, warum er ausgerechnet diese verfluchte Gefühlsregung, die er sogar beim Namen nennen konnte, bei ihr empfunden hatte. Diese anfängliche Lust, die er doch nur sehr selten mit der Hand stillte, eben weil er den Menschen in manchen Punkten doch zu ähnlich war, hatte seinen verdammten Körper zu einer mehr als eindeutigen Regung gebracht. Unverzüglich senkte Lumine ihren Blick und nuschelte eine leise Entschuldigung vor sich her. "Und warum entschuldigst du dich jetzt bei mir?" lauschte sie seiner Frage und öffnete auch schon ihren Mund, um sich zu rechtfertigen, aber letzten Endes sagte sie doch kein Wort und biss sich strafend auf die Unterlippe. Über so viele Dinge hatten sie sich unterhalten, aber weder sie, noch er hatten noch einmal ein Wort über die Situation im Badezimmer verloren. "Weißt du, was ich beim besten Willen nicht verstehen kann?" erhob er erneut seine Stimme, weswegen sie ihren Blick wieder hob und entnahm seiner Miene etliche Zweifel. "Warum findest du nach wie vor Gefallen an mir, obwohl du doch weißt, was ich bin? Als du erfahren hast, dass wir auf unterschiedlichen Seiten stehen und ich lediglich eine Puppe bin, die mit der Zeit gelernt hat, ein eigenständiges Leben zu führen, hättest du keinen weiteren Gedanken mehr an mich verschwenden sollen" hörte sie ihm zu, senkte abermals ihren Blick und erinnerte sich an ihr damaliges Gespräch mit Yae Miko, von der sie erst erfahren hatte, dass Scaramouche von Ei erschaffen worden war. Sie erinnerte sich noch sehr wohl, wie geschockt sie gewesen war und sie Wochen gebraucht hatte, um diese Tatsache zu verarbeiten und sie hatte sich doch auch vorgenommen, sich ihm aus dem Kopf zu schlagen, eben weil sie einerseits Feinde waren und er, wäre Miko nicht aufgetaucht, sie mit Sicherheit getötet hätte und andererseits, um sich selbst vor etwaigen Enttäuschungen zu bewahren. Ihr Aufeinandertreffen in Sumeru hatte ihr jedoch bewiesen, dass er ihr noch immer gefiel, obgleich der vielen Probleme, die er ihr und ihren Freunden bereitet hatte. "Hast du denn keine Angst, dass ich deine Schwäche für mich zu meinen eigenen Vorteil ausnutzen könnte?" hinterfragte er ihr Geständnis, was keineswegs bedeutete, dass er diese Möglichkeit in Betracht zog. Das war nämlich überhaupt nicht sein Stil. Es wäre ihm sogar zu lästig, ihr schöne Augen zu machen, sie mit irgendwelchen unsinnigen Komplimenten zu überhäufen oder sie sogar um ein Date zu bitten. Nein, er kannte schnellere Wege und Mittel, um eine Person zu brechen. Dieses Vorgehen würde wohl eher Tartaglia wählen, um sich Informationen zu beschaffen und eine Frau auf emotionaler Ebene von sich abhängig zu machen. "Wenn... Wenn du wirklich meine Schwäche für dich ausnutzen wollen würdest, wäre es wohl kaum bei einem Kuss geblieben, oder?" antwortete sie ihm mit einer berechtigten Gegenfrage, der er nicht einmal widersprechen konnte. "Guter Punkt" sagte er lediglich, obwohl es ihm doch ein wenig Unbehagen bereitete, wie gut sie ihn offenbar einschätzen konnte. "Wo wir gerade beim Thema sind" merkte er an und lenkte sein Augenmerk zum offenen Fenster. "War... War das dein erster Kuss?" fragte er schließlich und schluckte, als er abermals ihren Blick auf sich ruhen spürte. Die Laterne am Wegesrand spendete zwar nur spärlich Licht, aber es reichte aus, um seine momentanen Gesichtszüge zu erkennen. "Ja..." murmelte Lumine und konnte ihm sehr wohl von der Miene ablesen, wie unangenehm es ihm doch eigentlich war, über diesen Kuss zu sprechen. "Es... Es war auch dein erster Kuss, nehme ich an?" fragte sie ihn vorsichtig, obwohl sie die Antwort bereits zu kennen glaubte und erhielt die Bestätigung mit einem seichten Kopfnicken. "Ich kann nachvollziehen, dass du mich nicht verstehst. In manchen Nächten habe ich selbst an meinen gesunden Verstand gezweifelt und mich gefragt, warum ich Gefallen an einen meiner Feinde finde, der nicht einmal ein Mensch ist" setzte sie erneut zum Sprechen an und stieß einen leisen Seufzer aus. "Aber im Laufe der vergangenen Monate hat es irgendwann keine Rolle mehr gespielt, wer oder was du bist. Vor allem, nachdem du mich geküsst hast, war mir deine Herkunft vollkommen egal" ließ sie ihn wissen, um ihm irgendwie ihre jetzige Sicht verständlich zu machen und legte ein zaghaftes Lächeln auf, als seine Augen erneut den Blickkontakt zu ihr suchten. "Außerdem sind wir sind jetzt Freunde und ich nehme dich als Person wahr. Eine Person, die eigenständig denkt, handelt und fühlt" fügte sie noch hinzu und konnte in seinen Augen etwas mehr Verständnis erkennen. "Warum berühren mich ihre Worte nur so sehr?" fragte sich Kuni gedanklich und kämpfte gegen das starke Verlangen an, sie an seinen Körper zu ziehen und noch einmal diese weichen Lippen in Besitz zu nehmen. Ungewollt leckte er sich über seine Oberlippe und errötete augenblicklich, als er sich vorstellte, einen richtigen Kuss mit ihr zu teilen. Das hatte er auch schon oft bei den sogannten Liebespaaren beobachten können, die sich gegenseitig ihre Zungen in den Hals geschoben hatten und hatte sich jedes Mal bei diesen Anblick geekelt. Wie sich das wohl anfühlen mochte? Vermutlich merkwürdig, aber bevor ihn seine Vorstellung noch zu einer weiteren Handlung nötigen konnte und er sie tatsächlich noch derart intim küsste, drehte er sie vorsichtig auf die linke Seite, deckte sie wieder zu und legte sich ebenfalls wieder hin. "Versuche jetzt zu schlafen" wies er sie an und als ihm eine gute Nacht gewünscht wurde, drehte er sich auf die rechte Seite und kehrte ihr somit den Rücken zu. "Warum stelle ich mir solche Sachen mit ihr vor? Was stimmt denn bloß nicht mit mir?" fragte er sich gedanklich, senkte seine Augenlider und bedachte noch einmal diese seltsamen Gefühle, die ihn in den Wahnsinn trieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)