That feelings makes me insane von xXSasukeUchihaXx (Wanderer x Lumine) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Die Nacht war schon längst herein gebrochen und während die meisten Menschen vermutlich schon längst schliefen, stand der Wanderer, der keinen Schlaf benötigte, mit verschränkten Armen an einen Baum gelehnt und behielt das Haus, in dem sich die Reisende aufhielt, im Auge. Seufzend erinnerte er sich an das ausführliche Gespräch mit Buer und Paimon heute Morgen im Heiligtum, wobei Letztere erst nicht hatte einsehen wollen, dass sie sich vorerst nicht bei der Reisenden aufhalten durfte, aber die niedere Herrin hatte letzten Endes doch mit zahlreichen Argumenten auf sie einwirken können. Im Anschluss hatte Buer ihm den Auftrag erteilt, die Reisende zu überwachen und ihr ein wenig zur Hand zu gehen, sofern sie Hilfe benötigte, worüber Lumine gegen Mittag in Kenntnis gesetzt worden war. Ja, gegen Mittag war sie von Buer und Paimon, die in Begleitung einer Ärztin das Haus betreten hatten, um vermutlich Lumine zu untersuchen, über das weitere Vorgehen in Kenntnis gesetzt worden und obwohl es ihm überhaupt nicht schmeckte, in den kommenden Tagen Babysitter zu spielen, eben weil sich die Blondine scheinbar kaum rühren konnte, ohne bestialische Schmerzen zu verspüren, hatte er sich gegen jenen Auftrag nicht aufgelehnt. Warum auch? Schließlich wusste er um seine Sonderstellung, denn er war nun mal die einzige Person, die sich ihr im Ernstfall gefahrlos nähern konnte und er wusste ebenso, dass Buer diese Vorsichtsmaßnahme hatte treffen müssen, um die Bewohner in ganz Sumeru zu beschützen. Während der Wanderer in seinen Gedanken noch einmal den gesamten Tag revue geschehen ließ, biss Lumine ihre Zähne aufeinander und versuchte den furchtbaren Schmerz, der durch all ihre Glieder fuhr, irgendwie zu ertragen und unternahm einen weiteren Versuch, um sich zu erheben. "Verdammt..." presste sie zwischen ihren Zähnen hervor und fiel zurück ins Kissen. Schwer atmend und nicht wissend, wie sie es aus eigener Kraft ins Badezimmer schaffen sollte, starrte sie eine ganze Weile an die dunkle Zimmerdecke und versuchte den Gedanken an ihren Zwillingsbruder zu verdrängen, der sie erst in ihre jetzige, sehr hilflose Lage gebracht hatte. Unwillkürlich biss sie sich auf ihre Unterlippe und blinzelte einige Male, als sich erneute Tränen in ihren Augen bildeten und hätte sich liebend gern all ihre Gefühle, die sie schon seit Stunden plagten, von der Seele geschrien. Jedoch hielten sie zwei entscheidende Tatsachen zurück. Es war bereits mitten in der Nacht und sie wollte nicht die halbe Stadt in Aufruhr versetzen, nur weil sie nicht wusste, wohin mit all ihren Gefühlen. Ein weiterer Grund ihrer Zurückhaltung stand irgendwo draußen und hatte von Nahida den Auftrag erhalten, sie zu überwachen und ihr zu helfen. Diese Vorgehensweise, die zum Schutz der Bewohner in Sumeru diente, konnte sie selbstverständlich verstehen, vor allem nachdem sich Paimon verplappert und sie unweigerlich erfahren hatte, dass eine Art dunkler Qualm aus ihrem Körper geströmt war, wodurch drei Menschen das Bewusstsein verloren hatten. Natürlich hatte sie sofort mit dem Gedanken gespielt, Sumeru zu verlassen, wenn sie sich wieder ohne Schmerzen rühren konnte, aber jenes Vorhaben hatte Nahida ihr letzten Endes ausgeredet. "Stell dir folgende Situation vor. Du verlässt die Stadt, bist irgendwo im Regenwald unterwegs und wirst ein weiteres Mal von deinen Zwillingsbruder mit Abyss Magie attackiert. Ohne Barriere könnte sich die Abyss Magie in ganz Sumeru ausbreiten und weitreichenden Schaden anrichten. Hinzu kommt die Ungewissheit, ob er dich nicht nur im Traum aufsuchen kann, sondern auch im wachen Zustand. Deswegen solltest du vorerst bei uns in der Stadt bleiben und auf den Wanderer vertrauen. Bitte ihn um Hilfe, wenn du etwas brauchst" rief sie sich jene Worte ins Gedächtnis und bedachte noch einmal all ihre vorhandenen Möglichkeiten. Ein erneuter Seufzer stieß der Wanderer aus und sah sich auf dem leeren Weg um, auf der Suche nach etwas Ablenkung, um seine anhaltende Langeweile ein wenig zu vertreiben. Als er jedoch nichts Interessantes finden konnte, machte er sich eine gedankliche Notiz für den morgigen Tag. Wohl oder übel würde er den nächsten Morgen dazu nutzen, um zur Akademie zu gehen, um sich in der dortigen Bibliothek ein Buch zu leihen. Zwar glaubte er kaum, dass er noch neues Wissen erlangen würde, aber auf einen Versuch kam es schließlich an. Abrupt nahmen seine Überlegung ein jähes Ende, als er ein polterndes Geräusch hörte und löste die Verschränkung seiner Arme, ehe er sich gemächlichen Schrittes auf den Weg zum Haus machte. Vor der Tür blieb er stehen und lauschte in die Stille hinein, vernahm leise Fluchlaute und betätigte ohne weitere Umschweife die Klinke. Kaum hatte er die Tür weit genug geöffnet, entdeckte er die Reisende neben dem Bett bäuchlings auf den Boden, während ihr Po, der nur spärlich bekleidet war, weil sie ein weißes, nicht gerade langes Nachthemd trug, in die Höhe reckte und hob rasch seine linke Hand, um sein Lachen zu dämmen. Ein Bild für die Götter, musste er sich unweigerlich eingestehen. "Na, Reisende? Hast du ein paar Mora gefunden oder sind das neue Trainingsmethoden?" hörte Lumine ihn erheitert fragen und verdrehte genervt ihre Augen. Sie hätte vielleicht doch keinen weiteren Versuch unternehmen sollen, sich aus dem Bett zu quälen, vor allem weil der Schmerz beim Aufsetzen ins Unermessliche gestiegen war und ihr regelrecht die Sicht genommen hatte. "Wenn du nur nach mir sehen wolltest, um dich über mich lustig zu machen, kannst du sofort wieder verschwinden" antwortete sie ihm und behielt ihre Augen auf das Badezimmer gerichtet, zu dem sie wohl oder übel kriechen musste. Mit vereinten Kräften war es Nahida, Paimon und der Ärztin heute Mittag zwar gelungen, sie zum Badezimmer zu tragen, damit sie sich auf der Toilette erleichtern hatte können und vielleicht hätte sie den Ratschlag, sich einen Kateter legen zu lassen, annehmen sollen, aber eben jene Hilfestellung hatte sie aus vielerlei Gründen abgelehnt. Sie wollte nicht schwach erscheinen und sich irgendwie selbst helfen. "Du... Du kannst auf deinen Posten zurückkehren. Es ist... Ist nichts passiert, worüber du Meldung machen müsstest" teilte sie ihm unter enormer Anstrengung mit und kniff ihre Augenlider aufeinander, weil diese furchtbaren Schmerzen ihr erneute Tränen in die Augen trieben. Das belustigte Grinsen verschwand von seinen Lippen, als er erkennen konnte, wie sich ihr gesamter Körper verkrampfte und wie ihr etliche Tränen über die Wangen liefen, vermutlich ausgelöst durch die Schmerzen, die Buer ihm beschrieben hatte und stieß einen leisen Seufzer aus. "Du könntest mich um Hilfe bitten" sagte er, obgleich er sich relativ sicher war, dass sie seine Hilfe aus vielerlei Gründen ablehnen würde. Schließlich hätte sie ihn schon vor etlichen Stunden rufen können, um ihn um Hilfe zu bitten. "Nein, ich... Ich schaffe das schon" wurde ihm leise erwidert, trat nun gänzlich ins Innere, nicht ohne die Tür zu schließen und trat auf sie zu, ehe er direkt neben ihr in die Hocke ging. "Bist du dir sicher?" horchte er nach und konnte innerlich nur seinen Kopf über ihre Sturheit schütteln. Erschreckenderweise war sie ihm in diesem Punkt unglaublich ähnlich. Er war ebenfalls sehr stur und unglaublich stolz. Dementsprechend konnte er schon nachvollziehen, wieso sie keinerlei Hilfe in Anspruch nehmen wollte, denn dies würde unweigerlich eine gewisse Schwäche bedeuten. "Nein, aber... Aber ich kann dich einfach nicht um Hilfe bitten" seufzte Lumine entkräftet und blieb vollkommen regungslos auf den viel zu harten Holzboden liegen. Vielleicht sollte sie der Natur einfach freien Lauf lassen. Sie besaß einfach nicht die Kraft, um zum Badezimmer zu kriechen und musste sich eingestehen, dass sie heute Mittag eine Fehlentscheidung getroffen hatte. Eine Fehlentscheidung, die ihr nun zum Verhängnis wurde. "Verstehe schon" murrte er ihr zu, hörte sehr wohl die unterdrückte Wut aus seiner Stimme heraus und linste zu ihm, als er sich wieder erhob. Er wollte sich auch schon zum Gehen wenden, doch als sie den verzweifelten Versuch unternahm, ihre rechte Hand zu erheben, um seinen Fuß zu ergreifen, wimmerte sie vor Schmerz, was ihn unweigerlich stocken ließ. "Ich... Ich kann dich nicht um Hilfe bitten, weil du... Weil du ein Mann bist" erklärte sie ihr eigentliches Problem und versuchte sich von der Schmerzwelle zu erholen. Die Wut auf sie, aber vor allem auf sich selbst, weil er sich ihr auf eine gewisse Art und Weise aufgedrängt hatte, rückte vorerst in den Hintergrund und sah voller Unverständnis zu ihr hinab. "Deine Worte ergeben überhaupt keinen Sinn" entgegnete er ihr und wartete auf eine plausible Erklärung, um das nötige Verständnis zu erlangen. "Ich... Ich muss ins Bad" verriet sie ihm kleinlaut und ging erneut neben ihr in die Hocke. "Und? Ich verstehe das Kernproblem nicht" erwiderte er ihr und versuchte sich in Geduld zu üben, obwohl Geduld nicht unbedingt zu seinen Stärken gehörte. "Ich muss dringend zur Toilette" wurde ihm schließlich sehr leise offenbart, weshalb sich sein Gesicht ein wenig erhellte und stieß einen weiteren Seufzer aus. "Ich bin zwar tatsächlich ein Mann, aber ich bin kein Mensch, falls dir diese Tatsache entfallen sein sollte" erinnerte er sie, beugte sich zu ihr hinab und lud sie sich auf die Arme, um sie zum Badezimmer zu tragen. "Ich weiß, aber..." nuschelte Lumine beschämt, nachdem er den Lichtschalter mit dem linken Ellenbogen betätigt hatte und wäre ihm liebend gern von den Armen gesprungen, um das Weite zu suchen. Schluckend senkte sie ihr peinlich berührtes Gesicht, als er zur Toilette heran trat, wobei er den Toilettendeckel mit dem rechten Fuß in die Höhe manövrierte und bedachte seine vorherigen Worte. War ihm die jetzige Situation denn überhaupt nicht unangenehm? "Schaffst du es, deine Arme um meinen Hals zu legen?" lauschte sie seiner Frage, hob ihr Gesicht wieder und begann zu verstehen, als sie direkt vor der Toilette vorsichtig auf ihre Füße abgesetzt wurde und kniff ihre Augenlider vor Schmerz aufeinander, als sie ihre Arme zu heben versuchte. Immer wieder verkrampfte sie vor Schmerz, biss ihre Zähne aufeinander, um nicht zu schreien und keuchte erschrocken, als er einen seiner Arme, mit denen er sie auf ihren Beinen hielt, löste und ihr Handgelenk umfasste, um ihr bei ihrem Vorhaben zu helfen. Während er ihr half, verzog er nicht ein einziges Mal seine Miene und als er sich selbst vergewissert hatte, dass sie einen relativ sicheren Stand besaß, glitten seine Hände an ihren Seiten hinunter, was ihr augenblicklich die Röte ins Gesicht trieb. Dem Wanderer entging die plötzliche Verkrampfung ihres Körpers keineswegs und hielt mit seinen Händen inne. "Entspann dich" versuchte er sie zur Ruhe zu bewegen und stieß einen lautlosen Seufzer, als sie ihr Gesicht in seine rechte Halsbeuge vergrub. Warum schämte sie sich denn gerade in Grund und Boden? Glaubte sie etwa, dass er irgendwelche Interessen verfolgte? "Ich verfolge keine niederen Interessen, falls es das ist, was dich beunruhigt" ließ er sie wissen und bedachte die jetzige, doch sehr ungewohnte Situation, die sie scheinbar sehr nervös machte. "Außerdem habe ich noch nie verstanden, wieso sich die Menschen immer wieder ihren Gelüsten hingeben müssen. Die Fortpflanzung dient der Erhaltung der Menschen und nicht dem Vergnügen" schilderte er ihr seine Sicht der Banalitäten, die er in den vergangenen Jahrhunderten doch sehr häufig beobachtet hatte. "Und dieses unsinnige Liebesgetue. Erst schwören sie einander ewige Liebe, nur um sich einige Jahre später zu trennen und sich gegenseitig zu hassen" fügte er noch voller Unverständnis hinzu und fuhr mit seinen Händen unter ihr Nachthemd, ergriff ihr Höschen und zog den seidigen Stoff langsam hinab. Anschließend setzte er die Reisende vorsichtig auf die Toilette, blieb in gebeugter Haltung vor ihr stehen, damit sie den Halt nicht verlor und starrte auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand. Allmählich entspannte sich Lumine in seinen Armen, obgleich sie schon ein wenig überrascht über seine Sichtweise war, die ihr jedoch bewies, dass er keinerlei Hintergedanken besaß und versuchte sich nun auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Vielleicht... Vielleicht hast du recht, aber... Manchmal halten Beziehungen eben nicht für die Ewigkeit, weil wir erst zu einem späteren Zeitpunkt erkennen, dass die Chemie zwischen uns doch nicht stimmt. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir uns durch Fehlentscheidungen oder Tiefschlägen beeinflussen lassen sollten, denn uns werden im Laufe des Lebens noch weitere Personen begegnen, denen wir wichtig sind und die wir ins Herz schließen. Ich meine, für jede Person existiert irgendwo das passende Gegenstück. Eine Art Seelenverwandter, dem wir bedingungslos vertrauen, dem wir unsere Liebe schenken und mit dem wir uns eine Zukunft vorstellen" murmelte sie leise in die Stille hinein, nachdem das Plätschern aufgehört hatte und drehte ihren Kopf ein wenig zur linken Seite, als er einen tiefen Seufzer ausstieß. "Und du glaubst diesen Schwachsinn?" erwiderte er ihr fragend und linste aus dem Augenwinkel heraus zu ihr herüber. Ebenso fragte er sich, aus welcher Sicht sie eben gesprochen hatte. Hatte sie aus der Sicht der Menschen und sich selbst gesprochen oder war es im Bereich des Möglichen, dass sie ihn und sich selbst im Fokus genommen hatte? "Ja, zumindest möchte ich glauben, dass für jeden Topf der passende Deckel existiert" lauschte er ihren aufrichtig klingenden Worten, erhob sich mit ihr und zog ihr das Höschen wieder über. "Ich entnehme deinen Worten, dass du deinen passenden Deckel noch nicht gefunden hast" merkte er an und betätigte den Abzug der Toilette, klappte den Toilettendeckel wieder herunter und hob die Blondine abermals auf seine Arme, um sie zurück zum Bett zu tragen. "Das stimmt. Es gab zwar vereinzelte Interessenten, die sich wohl eine Beziehung mit mir vorstellen konnten, aber das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit" folgte eine weitere, äußerst aufrichtige Antwort, nachdem er das Licht im Badezimmer gelöscht hatte und legte sie nur wenige Sekunden später auf dem Bett ab. Als er sich von ihr lösen und sich wieder aufrichten wollte, verstärkte sich die Umarmung um seinen Hals und hörte sehr wohl den wimmernden Laut, weil sie sich mit dieser Aktion nur unnötig Schmerzen zufügte. "Warum umklammerst du mich?" lauschte sie seiner berechtigten Frage und biss ihre Zähne aufeinander, als ihr abermals Tränen in die Augen stiegen. "Ich..." setzte sie zum Sprechen an und unterbrach sich selbst, als eine weitere Welle des Schmerzes durch ihren Körper fuhr und kniff ihre Augenlider fest zusammen. "Ich möchte..." presste sie mühevoll hervor und schluckte schwer, als sie sich an den Traum und ihren Zwillingsbruder erinnerte. Ein leiser Schluchzer entwich ihren Lippen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Selbstverständlich wusste sie, dass sie ihm in irgendeiner Form eine Antwort geben musste, damit er nachvollziehen konnte, was sie im Moment bewegte, aber sie befürchtete, dass ihr ihre Stimme versagen würde. Der Wanderer harrte in seiner nicht gerade bequemen Position aus, stützte sich lediglich mit der linken Hand neben ihrem Kopf ab und war sich nicht sicher, wie er die jetzige, doch sehr unwirkliche Situation bewerten sollte. Wollte sie etwa, dass er vorerst bei ihr blieb? Das ließ sich doch mit seinen Auftrag vereinbaren, weil er sie ohnehin überwachen sollte. Allerdings keimte in ihm die berechtigte Frage auf, wieso sie im Moment derart verbittert weinte und was er tun sollte, um sie zu beruhigen. Auf diesem Gebiet besaß er absolut keine Erfahrung, denn es hatte ihn bisher auch nicht interessiert, ob Personen um ihm herum Leid erduldeten. "Ich... Es tut mir leid und..." lauschte er ihren stockenden Worten, ehe sich die Umarmung lockerte und ihre Arme zurück auf die Matratze fielen. "Ich... Ich bin gerade ein wenig durcheinander. Die Angelegenheit mit Aether und ein paar andere Dinge beschäftigen mich schon den ganzen Tag" ergänzte sie noch leise, während er sich aufrichtete, blieb aber vorerst an ihrer Seite sitzen und nickte ihr lediglich zu. Ja, vielleicht war sie tatsächlich noch etwas durch den Wind und brauchte einfach nur Zeit, um die jüngsten Vorkommnisse zu verarbeiten. "Kann... Darf ich dich um einen weiteren Gefallen bitten?" fragte Lumine in die eingetretene Stille hinein und studierte seine Gesichtszüge, die ihr jedoch nicht verrieten, was er im Moment dachte. "Kommt drauf an" entgegnete er ihr knapp, nickte ihm verstehend zu und hoffte inständig, dass sie mit ihrer folgenden Bitte nicht zu viel von ihm verlangte. "Würdest du bei mir bleiben, bis ich eingeschlafen bin?" bat sie ihn leise und war nun doch etwas überrascht, als er ohne jeglichen Kommentar einverstanden nickte und sich neben ihr auf der Bettkante nieder ließ, nicht ohne die dünne Bettdecke zu ergreifen, die er über ihren leicht bekleideten Körper ausbreitete. Vielleicht hielt er sich aber auch bewusst mit irgendwelchen Sprüchen zurück, weil sie ohnehin nicht die notwendige Kraft besaß, um sich mit ihm zu streiten. "Aber erwarte bloß nicht, dass ich dir ein Schlaflied singe" wurde sie ermahnt und begann unverzüglich zu lächeln, als sie seiner Miene deutliches Missfallen entnahm. Ihr lag zwar eine entsprechende Antwort auf der Zunge, aber sie wollte nicht riskieren, dass er sich doch noch erhob und das Haus verließ, weshalb sie ihm eine gute Nacht wünschte und sich noch einmal leise bei ihm bedankte. Ohne auf die gute Nacht oder ihre erneute Bedankung zu reagieren, behielt der Wanderer seine Augen auf die Blondine gerichtet und hing abermals seinen Gedanken nach. Letzten Endes hatte er die Gelegenheit versäumt, ihr die Fragen zu stellen, wieso sie im Schlaf nach ihm gerufen und warum sie überhaupt von ihm geträumt hatte. Buer hatte ihm zwar erzählt, dass sie in diesen Traum hinein gestoßen worden war, aber vielleicht war das auch nur eine Schutzbehauptung. "Warum beschäftigt mich das überhaupt? Kann mir doch egal sein, von wem oder was sie träumt" dachte er sich und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, nicht ohne einen prüfenden Blick zu seinen Hut zu riskieren, den er ihr heute Morgen überlassen hatte und noch immer unberührt an ihrer Seite auf der Matratze lag. Seufzend und vorerst all seine plagenden Gedanken ignorierend, wanderte sein Blick zum offenen Fenster und starrte in die Nacht hinaus, die in nur wenigen Stunden enden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)