The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 28: Changes ------------------- Kapitel 28: Changes     Erleichtert nahm Harry das durchgängige Rauschen der Dusche aus dem großen Bad wahr, welches an die Zimmer der Black Brüder im vierten Stock angrenzte. Er knabberte leicht auf seiner Unterlippe herum, während er vom Flur aus die beiden Türen nachdenklich betrachtete.   Es wäre eigentlich nichts Neues, wenn er sich nun zu Draco in Regulus altes Zimmer schleichen würde, um dort an seiner Seite zu versuchen, die Albträume zu ignorieren. Sie hatten mittlerweile so häufig an der Seite des Anderen geschlafen, dass es für ihn zu einer wohltuenden Gewohnheit geworden war. Jetzt in Sirius Zimmer zu flüchten, würde diesem Abend einen schlechten Beigeschmack verschaffen.   Sein Zögern resultierte jedoch aus dem präsenten Brennen seiner Wangen, das ihm unvermittelt klar machte, dass nun zusammen in einem Zimmer zu schlafen auch zu etwas anderem führen könnte. Natürlich war Draco zuvor immer darauf bedacht gewesen, dass sie genug Abstand zueinander hielten, doch wenn Harry tatsächlich alles richtig interpretiert hatte, waren sie jetzt zusammen. Zwar irgendwie nicht offiziell, aber dennoch war dies die einzig logische Schlussfolgerung ihres Gespräches.   Er hatte ehrlich gesagt nicht einmal so weit gedacht, was denn passieren könnte, wenn Draco wirklich Ja sagen würde. Und auch wenn er es im Prinzip nie wirklich ausgesprochen hatte, wusste Harry, dass er es so gemeint hatte. Doch bedeutete das nicht auch, dass die Intimität, die sie so oft schon in flüchtigen Momenten geteilt hatten, nun nicht mehr verboten war, solange es niemand herausfand?   Unten im Flur, nach Dracos so bestimmter Demonstration davon, dass er ihn wirklich wollte, hatte Harry gezögert. Er wusste nicht, ob er ihn wirklich einfach so berühren durfte. Draco verwirrte ihn, und auch wenn es sich so anfühlte, als wären sie deutlich einen Schritt aufeinander zugegangen, fraß die Nervosität der neuen Situation an seiner Selbstbeherrschung und Harrys Körper zitterte in der Erwartung, wohin ihn diese Entscheidung führen könnte.   Mutig, aber immer noch die Zähne in seiner Unterlippe vergraben, ging er in das Zimmer von Regulus und zog sich ein frisches T-Shirt und Unterwäsche an, bevor er unter die Bettdecke schlüpfte. Müde drückte er seine Wange auf das weiche Kopfkissen und vergrub seine Nase in dem Stoff, der eindeutig nach Draco roch.   Die zerrende Stille lag in dem kleinen Zimmer und seine Gedanken verloren sich in der Vorstellung, die sich hinter dem fernen Rauschen des prasselnden Wassers verbarg. Er konnte es sich genau vorstellen, wie die einzelnen Tropfen auf die blasse Haut prallten, an ihr abperlten.   Dass sich bereits bei der simplen Vorstellung eines nackten, von Wassertropfen benetzten Draco Malfoy eine Erregung in ihm aufwallte, sollte ihm eigentlich zu denken geben. Mit einer Bewegung seines Fußes zog er die Bettdecke zwischen seine Beine, und zwang sich dazu, seine Hand unter dem Kissen still liegen zu lassen.   Doch Harry kannte dieses Bild, war es viel zu real in seinem Kopf. Eine Erinnerung, die er in die hintersten Ecken seiner Gedanken verbannt hatte, in der damaligen Hoffnung, nie wieder daran zu denken. Schließlich hatte er ihn tatsächlich einmal so in der Wirklichkeit gesehen. Auch wenn dieser Moment bereits ein paar Jahre zurücklag, war es also gar nicht so schwer, es sich vorzustellen. Die zierlichen Finger, welche über die blasse Haut strichen, um den Schaum in kreisenden Bewegungen verteilen. Wie die einzelnen Wassertropfen sich einen Weg über die vom Dampf verhärteten Brustwarzen suchten ... bis ...   Seufzend vergrub er den Kopf in seiner Armbeuge und glitt nervös mit seinen Fingerspitzen durch das Haar in seinem Nacken.   Wegen simplen Reparaturarbeiten hatten sie für eine Weile in der Quidditschhochsaison Gemeinschaftsduschen für die Mannschaften gehabt. Zwar immer noch in Jungen und Mädchen getrennt, aber sie mussten sich die Umkleidekabine auch mit der gegnerischen Mannschaft teilen, was oft hitzige Diskussionen nach dem Spiel zur Folge hatte.   Das war zumindest ein Grund gewesen, weswegen er sich an diesem Tag Zeit gelassen hatte. Er war mit Ginny noch den Lageplan durchgegangen, wie er die neuen Spieler für das nächste Spiel aufstellen wollte, und war deswegen eigentlich davon ausgegangen, dass er nun alleine in Ruhe duschen konnte.   Einen nackten Malfoy vorzufinden, dessen Anblick ihn mehr als nur verwirrte, hatte ihn nach einem kurzweiligen Starren die Flucht ergreifen lassen, nur um dieses Bild für immer zu verdrängen. Das hatte er sich zumindest damals geschworen, als er mit hochroten Wangen zum Schloss geflüchtet war, in der Verleugnung und festen Überzeugung, dass es nie passiert ist.   Jetzt, in dieser Situation, merkte er jedoch, dass es ihm nicht gelungen war. Es wirkte so präsent, dass er resignierend seinen eingeschlafenen Arm unter seinem Kopf wegzog.   Sich mit einem kurzen, flüchtigen Blick zur halboffenen Tür versichernd, dass die Dusche immer noch an war und das Geräusch monoton im Treppenhaus an den Wänden widerhallte, tasteten seine tauben Finger langsam zu dem Bund seiner Hose, die ihm locker um die Hüfte lag.   Es war doch jetzt okay, sich diesen Gefühlen hinzugeben, oder?   Harry erinnerte sich noch genau an die stickige Luft der Umkleidekabine, als er zum ersten Mal bemerkt hatte, dass jemand in der Dusche stand und er nicht alleine sein würde. Begleitet von einem Pfirsichduft schlug warmer Dampf durch den Schlitz unter der Tür, welche die Duschen vom Hauptraum abtrennte.   Eigentlich war er zunächst nicht begeistert gewesen, hatte er sich auf die wohltuende Ruhe gefreut, die nun gestört wurde. Als er jedoch in einer zögernden Bewegung die Tür öffnete, dem wohlriechendem Duft folgte, um den Vorraum der Dusche zu betreten, hatte er ihn gesehen.   Er biss sich auf seine Unterlippe, als seine Finger leicht über seine Erregung rieben. Harry warf genießerisch den Kopf in den Nacken und versuchte, sich zu erinnern. Draco hatte ihn damals nicht bemerkt und Harry wusste, dass es bereits mehrere Jahre her war, und dennoch war das Bild so klar in seinem Kopf, dass er leise keuchte.   Selbst erschrocken von dem plötzlichen Laut, sah er hektisch in den erleuchteten Flur, dessen Licht durch die angelehnte Tür in das halbdunkle Zimmer fiel.   Die Vorstellung, was hätte passieren können, wenn Harry damals geblieben wäre, trieb ihm die Röte ins Gesicht. Er hatte nicht wirklich viele Erfahrungen auf diesem Gebiet und wusste auch nicht, ob er sich das getraut hätte. Das einzige Wissen, was Harry wirklich über Sex hatte, ging nicht über Pornos und Hörensagen hinaus. Damals hatte er auch noch gedacht, er würde auf Frauen stehen und diesen Anblick nicht wirklich hinterfragt. Wenn er jetzt noch einmal in die gleiche Situation geraten würde, was änderte sich dann?   Wie würde Draco reagieren, wenn ich jetzt aufstehe, und mit einem halbsteifen Schwanz zu ihm unter die Dusche steige?   Er kniff die Augen zusammen und presste sein Gesicht in das Kissen. Er musste aufhören, diese Gedanken verdrängen, denn wenn Draco ihn hier so vorfinden würde, wusste Harry nicht, ob er noch klar denken konnte. Die letzten Tage ließen ihn mit einem dumpfen Gefühl zurück, dass so passend von der Erregung verdrängt wurde, die einnehmend und wohlwollend in seinen Lenden pochte.   Erneut versuchte er, sich auf das Geräusch der Dusche zu konzentrieren. Mit schnell klopfendem Herzen vernahm er allerdings nur die trügerische Stille. Er blinzelte zwei Mal und sein Atem stockte.   Hektisch zog er die Bettdecke ein wenig über seine Schulter, als er Schritte im Flur hörte und wandte sich vom Licht ab. Sein Puls pochte laut und verräterisch in seinen Ohren und Harry versuchte, seinen Atem zu beruhigen.   Mit einem quietschenden Geräusch öffnete sich quälend langsam die Tür und Harry hörte leise Schritte auf ihn zukommen. Die Matratze knarzte schließlich als Draco nach einem kurzen Zögern, zu ihm in das Bett stieg.   Harry hatte ihm den Rücken zugewandt und seine Finger krallten sich in das Laken nahe an seinem Kopfkissen. Er merkte, wie die Decke von seiner Schulter glitt, als Draco sanft an ihr zog. Finger tasteten über seinen Verband, der über die Schulter ging.   »Wir müssen den Verband unbedingt morgen wechseln«, sagte Draco leise. Sein Atem stieß angenehm gegen seinen Nacken. Die feinen Härchen stellten sich auf und Harrys Hoffnung, er könne seine abflachende Erektion unter Kontrolle bringen, verschwand in der Gänsehaut, die an seinem Körper hinab wanderte.   »Bist du noch wach?«   Noch immer gelähmt in dem Versuch, möglichst unauffällig einfach nur dazuliegen, spürte er, wie Draco sich an seinen Rücken schmiegte. Als sich schließlich Dracos vom Duschen erwärmte Hand sanft auf die freigelegte Stelle legte, an der sein T-Shirt ein Stück nach oben gerutscht war, japste Harry nach Luft und ein Keuchen drang aus seiner Kehle.   Das hier war zu viel.   »Interessant ...«, raunte Draco.   Federleichte Küsse wanderten seine Wirbelsäule hinab und die Hand an seinem Hosenbund kam verdächtig ihrem Ziel näher.   »Nicht-«, keuchte Harry, als Draco einen Zeigefinger unter den Bund seiner Hose geschoben hatte.   Harry packte Dracos Handgelenk und drehte sich in der Bewegung zu ihm um, so dass er ihn fixiert auf das Bettlaken drückte. Mit schwerem Atem sah er auf ihn herab.   Draco trug nur eine schwarze Stoffhose, die elegant um die schmale Hüfte lag. Der nackte Oberkörper schmiegte sich in die weichen Laken. Helle feingliedrige Narben zogen sich in einem Mosaik aus gezackten Linien über die blasse Haut, zerstörten die eigentliche Reinheit. Harry schluckte unweigerlich und seine Kehle glich einem Meer aus staubigem Sand, während Draco ihn mit einem unschuldigen Grinsen betrachtete.   Wenige Herzschläge schwiegen sie, bis Harry schließlich seine Stimme wieder fand.   »Du sagst, dass mir deine Nähe nicht gut tut«, seine Fingerkuppe glitt über eine besonders lange Linie, »aber das hier habe ich dir angetan. Es fällt mir noch irgendwie schwer, das hier wirklich zu glauben und zu begreifen.«   »Verzeih mir, wenn dir das zu schnell ging.«, sagte Draco sanft und betrachtete ihn, hielt ihn jedoch nicht auf, weiter über die weiche Haut zu tasten.   »Du musst verstehen, dass ich irgendwo auch meine Grenzen habe, wenn es darum geht etwas zu widerstehen.« Draco beugte sich vor und hauchte einen kaum merklichen Kuss auf seinen Mundwinkel.   »Vor allem, wenn ich es eigentlich will«, flüsterte er an seiner Wange.   Harry biss sich unsanft auf die Unterlippe und seine Hand, die immer noch um Dracos Unterarm lag, verkrampfte sich.   »Aber eine Frage hätte ich«, sagte Draco und hob einen Zeigefinger unter dem festen Griff.   »Warum bist du hart, Potter?«   Er winkelte sein Bein an und berührte sanft die etwas abgeflachte Erektion Harrys. Ein pulsartiger Strom aus Hitze wallte in seinem Körper und er gab einen zischenden Laut von sich.   »Du verfluchter-«, keuchte er und verstärkte den Druck um das schmale Handgelenk.   Draco lachte, von einem Lächeln untermalt, und der Kuss, der nun folgte, war unglaublich. Sanft schmiegten sich die herzförmigen Lippen an seine und Harry sackte unter dem berauschenden Gefühl zusammen, ließ sich fallen. Er schmolz dahin, fügte sich den wohltuenden Berührungen, die ein angenehmes Prickeln hinterließen. Seine Sinne schwammen und er wandte sich unter der einnehmenden Hitze, die sich durch seinen Körper zog.   Sein tiefes Keuchen löste abrupt ihren Kuss und er starrte in das verruchte Grinsen, welches auf den spitzen Gesichtszügen lag. Draco hatte seine Ablenkung genutzt, um seine Hand unbemerkt auf Harrys Erregung zu legen. Er rieb mit knetenden Bewegungen über den Stoff. Harrys Kopf sackte nach vorne auf die warme Schulter und er ließ das Handgelenk los.   Draco nutzte sogleich die neu gewonnene Beweglichkeit und drehte sie auf dem Bett, rollte sich in einer einzigen Bewegung auf Harry drauf, so dass er es nun war, der die Oberhand hatte.   Es war berauschend, wie eine Droge, und auf eine eigentümliche Weise erinnerte dieser Machtkampf ihn ein wenig an ihre früheren Streitereien. Er mochte es eigentlich gar nicht so genau hinterfragen, wie lange diese Spannung zwischen ihnen unbewusst schon bestanden hatte.   Triumphal blickte Draco auf Harry hinab und beugte sich zu seinem Hals hinunter, setzte leichte Küsse hinauf zu seinem Ohrläppchen, in das er hineinbiss.   »Eigentlich hatte ich sowas-«, er setzte einen erneuten Kuss an seinen Hals, »gar nicht im Sinn gehabt, nachdem du vorhin schon einmal zusammengeklappt bist.«, seufzte er und heißer Atem schlug gegen seine Haut, der sich jedoch augenblicklich von ihm entfernte.   Verwirrt sah Harry, wie Draco sich aufrichtete, und mit einer Handbewegung auf den rötlichen Fleck deutete, der sich auf Harrys T-Shirt langsam ausbreitete.   »Ich kann nicht glauben, dass ich dass jetzt sage, aber-« Er zögerte, ging jedoch schließlich von ihm herunter und zog nachdenklich mit zwei Fingerspitzen an Harrys T-Shirt, das unangenehm auf seiner Haut lag.   »Du solltest das hier ausziehen, und dann sollten wir wirklich schlafen.«   Immer noch mit pochendem Herzen sah er, wie Draco sich hinlegte und auffordernd auf die Bettseite neben ihm klopfte. Ein wenig beschämt, aber zustimmend brummend, zog Harry mit trägen Armen und einer mühsamen Bewegung das T-Shirt über seinen Kopf. Achtlos landete es neben dem Bett.   Er zog die Decke über seine Nase und versuchte, sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Der Scham der Situation brannte nachdrücklich auf seiner Haut, doch die Anspannung der letzten Tage fiel schließlich von ihm ab und riss ihn mit sich, in eine tiefe dunkle Schwärze. Das Letzte, was er noch wahrnahm, waren warme Arme, die seine Mitte umschlossen.       ~~~*~~~       Als Harry am nächsten Morgen erwachte, rächte sich sein Körper für seine Unachtsamkeit der letzten Tage. Träge schlug er die Augen auf, während seine Wimpern unangenehm zusammen klebten, und rieb sich mit einer fahrigen Bewegung über die Lider. Der Verband brannte unangenehm auf seiner Haut und auf dem Bettlaken hatten sich diverse rote Flecken gebildet, während jede Bewegung seiner Muskeln ihn zischend einatmen ließ.   Nachdenklich sah er auf die Bettseite neben ihm. Dracos regelmäßiger leiser Atem tauchte das Zimmer in einem Moment der trügerischen Ruhe. Ein zartes Lächeln lag auf den blassen Lippen und Harry konnte nicht anders, als ihn anzustarren.   Dies war das erste Mal, dass Draco morgens nicht als erstes aufgestanden war. Normalerweise wachte Harry stets alleine auf und die Veränderung in diesem doch so gewohnten Ablauf ließ ihn kurz verwirrt innehalten. Er betrachtete die blasse Haut, streckte zögernd die Hand aus und strich sanft eine verirrte blonde Haarsträhne aus seinem Gesicht. Draco seufzte wohlig unter der tastenden Berührung und grummelte etwas Undeutliches.   Sie waren nun wirklich zusammen. Harry konnte es nicht glauben, dass er es ihm wirklich gestanden hatte. Tastend fuhr er mit seiner Fingerkuppen über die weiche Haut, als ein Klopfen ihn aufschrecken ließ. Instinktiv zog er seine Hand zurück.   »Meister Potter?«, fragte Kreacher zögernd auf der anderen Seite der Tür.   »Kreacher!«, zischte er leise und sein Blick huschte zu Draco, der jedoch immer noch tief zu schlafen schien.   Harry stolperte hastig aus dem Bett, griff sich im Halbdunklen das erstbeste T-Shirt, das seine Finger fassen konnten, und zog es sich über. Mit zwei schnellen Schritten war er schon bei der Tür, nur um sie einen Spalt breit zu öffnen.   »Pscht! Dra- ... eh, Malfoy schläft noch. Was ist denn?«, flüsterte er und der Hauself legte den Kopf schief.   »Hermine Granger sitzt unten, Sir. Kreacher wollte den Meister nicht stören, aber sie hört nicht auf die Sachen der Herrin anzufassen. Oh Kreacher wird sich bestrafen müssen.« Der Hauself zog geräuschvoll den Rotz in seiner Nase hoch.   »Die Herrin wird wütend sein, wenn dieses wertlose Schlamm-«   »Kreacher!«, zischte Harry mahnend und gestikulierte mit beiden Händen in dem Versuch, ihm begreiflich zu machen, dass er doch leise sein sollte. Bis er schließlich aufgab, und den Hauselfen mit einem bestimmten Griff davon abhielt, seinen Kopf lautstark gegen die Tür zu hämmern.   »Ist ja gut, fünf Minuten, Ja?« Schnell schloss er die Tür, damit Kreacher bloß nicht ins Innere des Raumes blicken konnte, und sah zögerlich in Richtung des Bettes.   Er nahm sich wenige Momente, um dieses Bild, eines schlafenden Draco Malfoys, auf sich wirken zu lassen, es sich einzuprägen. Harry beschloss, dass es vermutlich keine gute Idee war, ihn jetzt zu wecken. Mit tastenden Fingern suchte er den Boden ab. Er fand den rauen Stoff seiner Hose und zog sich mit zitternden Beinen an.   Als Harry das kleine Zimmer verließ, war es ihm endlich möglich, seinen Atem zu beruhigen. Er atmete tief aus und trottete die Treppe hinunter, in Richtung der Stimmen, die im Flur widerhallten.   »Aber Kreacher! Ich wollte nicht ... Harry!«, sagte Hermine, die ihn erschrocken ansah.   Stirnrunzelnd betrachtete Harry das Durcheinander, welches sie im Esszimmer auf dem Hochtisch ausgebreitet hatte. Diverse Bücher und Pergamentseiten stapelten sich in einer grotesken Vielfalt auf der Tischplatte, so dass die Schränke im Hintergrund kaum noch zu sehen waren.   »Guten Morgen, Hermine?«, sagte er fragend und hob eine Augenbraue in die Höhe.   »Es tut mir leid! Ich war die ganze Nacht wach und bin heute früh hergefloht.«, sagte sie verzweifelt und schob einige Bücher zur Seite, so dass er sie besser sehen konnte. Tiefe Augenringe lagen in ihrem Gesicht. Ihr Ausdruck wirkte erschöpft und trotzdem existierte dort ein widerwilliger Eifer in ihrem Blick, den Harry eigentlich sonst nur vor Prüfungen bei ihr beobachtet hatte.   »Du hast Kreacher erschreckt«, sagte er belustigt und lächelte leicht.   »Das wollte ich nicht ...«, seufzte Hermine und strich sich durch ihre Locken, die unordentlich auf ihrer Schulter lagen.   »Schon okay, aber was machst du um die Uhrzeit hier?«   »Ich habe mich mit Ron gestritten und brauchte ehrlich gesagt Ablenkung, also habe ich angefangen zu recherchieren.« Sie zog einige Zeitungsartikel hervor und legte sie zusammen.   »Sie werden Malfoy dafür nicht verurteilen können, dass er dir in Notwehr geholfen hat. Ich habe vier weitere Fälle gefunden, wo ähnlich Betroffene ohne Zögern freigesprochen worden sind. Hier.« Hermine reichte ihm eine gefaltete Mappe voller Dokumente und Zeitungsartikel. Harry setzte sich neugierig zu ihr.   Er hatte ja gewusst, dass er auf sie würde zählen können, allerdings war dieser Eifer nun doch etwas zu viel des Guten. Stirnrunzelnd betrachtete er seine beste Freundin. Harry legte die kleine selbst erstellte Akte zur Seite, ohne sie genauer zu beachten.   »Warum hast du dich mit Ron gestritten?«   Hermines resignierendes Seufzen hallte in dem kleinen Esszimmer wider, als sie die Hände stöhnend über ihrem Kopf verschränkte.   »Harry es ist nichts Schlimmes, mach dir keine Sorgen. Ich hätte es gar nicht erwähnen sollen«, sagte sie sanft und lächelte entschuldigend. »Wirklich.«, ergänzte sie.   »Hermine«, schnaufte Harry nachdrücklich.   »Okay, ist ja gut! Ich will ... Verdammt, Harry ... Ich will nicht, dass Ron Auror wird. Warum sollte man sich freiwillig für so einen Job entscheiden! Er wird sich in Gefahr begeben müssen. Doch natürlich hat der Herr andere Vorstellung von seiner glorreichen Karriere ...«, schniefte sie und verzog ihre Lippen zu einem Strich.   Tröstend zog er sie in seine Arme und strich behutsam über ihre Schulter. Die Anspannung der letzten Nacht schien langsam von ihr abzufallen. Seine beste Freundin vergrub ihre Nase in seiner Halsbeuge und schluchzte.   »Er wird auf sich aufpassen, Hermine ... Du hattest doch vorher auch kein Problem mit dieser Idee.«   Sie hob den Kopf und ihre braunen Augen glänzten.   »Da wolltest du aber auch noch Auror werden. Du hättest auf ihn aufgepasst, das weiß ich. Was ... Was ist, wenn er sich da in etwas verrent? Wenn er auf einem Einsatz umkommt? Ihr wurdet auch angegriffen, einfach so aus dem Nichts. Was ist wenn es noch nicht vorbei ist?«   Harry biss sich auf die Lippen, ließ gedankenverloren seine Hand über ihren Rücken streichen.   »Ich habe Voldemort getötet«, sagte Harry kühl und seine Stimme kratzte an dem Kloß in seinem Hals.   »Es ist vorbei ...«   Hermine krallte ihre kleine Hand in sein T-Shirt, zerknitterte es leicht, hob jedoch nachdenklich den Kopf von seiner Schulter und betrachtete den Stoff.   »Ist das ...« Sie strich geistesabwesend über eine Stelle nahe an seinem Herzen.   »Ist das Malfoys T-Shirt?«   Harry senkte den Blick und merkte, wie seine Wangen in der Realisation brannten, was dort eingestickt in den Stoff auf seiner Brust prangte. Er starrte auf die kleine Schlange, die sich in dem Buchstaben S auf einem grünen Wappen präsentierte.   »Ehm ...«, haspelte er und blinzelte zwei Mal.   Doch schien Harrys Unachtsamkeit am frühen Morgen Hermine eher zu belustigen, denn sie fing verschämt an zu Lachen.   »Ist er noch hier?«   »Ja ...«, murmelte Harry in seiner Scham, dass Hermine nun definitiv davon ausgehen konnte, dass da etwas zwischen ihnen gelaufen war. Obwohl es in Wirklichkeit deutlich harmloser war, als sie es vermutete, konnte er es aber nicht bestreiten.   Wäre es denn wirklich so schlimm, wenn Hermine dachte, sie hätten bereits miteinander geschlafen?   »Er ist oben und schläft noch.« Harry entschloss sich, sie nicht zu korrigieren, und griff nach der Akte, die er eben weggelegt hatte.   »Vier Fälle, sagst du?« Er klappte sie auf.   »Ja. Der hier ist besonders ähnlich.« Sie tippte mit zwei Fingern auf das aufgeklebte Bild einer Leiche, die in einer verrenkten Position auf dem Boden lag. Es sah verstörend aus, wie die einzelnen Gliedmaßen voneinander in unterschiedlichen Positionen vom Körper abstanden. Er hatte sich vor so einem Anblick nie geekelt. Es war eher so, dass es ihn für einen kurzen Moment verwirrte, dass kaum Blut zu sehen war.   »Das Opfer wurde mit dem Cruciatus gefoltert, bis der Angreifer schließlich von hinten mit dem Todesfluch getötet wurde.«, sagte Hermine ruhig und betrachtete ihn für einen Moment.   »Der einzige Unterschied besteht darin, dass das Opfer nicht überlebt hat. Er war zu spät«, ergänzte sie flüsternd und ein dumpfes Gefühl lag in Harrys Inneren.   Die eigentlich fremde Gestalt des toten Mannes bedrückte ihn auf eine merkwürdige Art und Weise. Immerhin hätte er das sein können. Hätte Draco Greyback dort nicht getötet, wäre er auch nur ein Foto in irgendeiner eingestaubten Akte geworden. Vielleicht wären seine Gliedmaßen irgendwann auch unter dem Schmerz gebrochen, die diese effektive Foltermethode mit sich brachte. Das Bild, was sich in seinen Gedanken festigte, brachte ihn dazu, die Augen zusammenzukneifen und den Kopf zu schütteln.   »Malfoy kann sich auf diese Fälle hier beziehen. Das sind alles Präzedenzfälle, das kann selbst der Zaubergamot nicht abstreiten«, sagte sie zufrieden und Harry merkte ein Zupfen an seinem Ärmel.   Er hob den Kopf und betrachtete seine beste Freundin für einen Moment. Harry hatte gewusst, dass er auf sie zählen konnte, und dennoch gab es da ein kleines Problem, dass die Einfachheit ihrer Schlussfolgerung zusammenstürzen lassen würde.   »Ich habe Kingsley versprochen, dass wir unter Veritaserum aussagen werden, Hermine. Das war die einzige Möglichkeit, wie ich verhindern konnte, dass Draco nach Askaban gebracht wird.«   Hermine blieb ihm zunächst ihre Antwort schuldig starrte ihn aus weit aufgerissenen müden Augen an. Nervosität schwappte in seinem Inneren und er kratzte sich verlegen an seiner Schläfe. Er hatte sich schon eine Predigt von Draco abholen können und hoffte wirklich, dass Hermine gnädig mit ihm war.   »Ehm ... Das eigentliche Problem ist nur, dass wir nicht wirklich verraten können, warum wir dort waren, verstehst du das? Wenn wir zugeben, dass wir versucht haben illegal Animagi zu werden, schicken die uns beide nach Askaban und dann war eh alles umsonst«, erklärte er, da sie immer noch nicht geantwortet hatte, und biss sich auf die Unterlippe.   »Und na ja ...«, plapperte er nervös weiter, doch Hermine unterbrach ihn.   »Du hast Kingsley ... versprochen, dass ihr aussagt?«   »Ja ...«, seufzte Harry schicksalsergeben und senkte den Blick, fokussierte die wenigen Zeilen auf dem ausgeschnittenen Artikel ohne ihn wirklich zu lesen.   »Das ist wirklich nicht gut ...«, murmelte sie und begann hastig in den Unterlagen zu blättern. Harry war zwar erleichtert, dass ihm die Standpauke wohl erspart bleiben würde, jedoch verunsicherte ihn die ruhige, akribische Art und Weise, in der seine beste Freundin sich mit dem Problem auseinandersetzte.   Es vergingen wenige Minuten, in denen er ihr zusah, wie sie in Büchern blätterte und Zeilen unterstrich, sie markierte und dann an eine andere Stelle legte.   »Hermine du solltest schlafen gehen ...«, seufzte Harry.   »Ich habs!«, schrie sie euphorisch und Harrys Blick huschte in den Flur, da ihre Stimme laut an den Wänden widerhallte.   »Harry wie weit bist du mit deinem Oklumentikunterricht gekommen?«   Stirnrunzelnd entgegnete er ihrem Blick und eine ungute Vorahnung schwebte in ihrer Aussage.   »Wir haben eigentlich direkt am Anfang abgebrochen ... Ich habe es gehasst, Hermine. Wieso...?«, wollte er fragen, wurde jedoch unterbrochen.   »Weil Granger möchte, dass du deine Gedanken verschließt, um die wahrheitsgemäße Aussage in Teilen zu unterdrücken.«   Erschrocken wirbelte Harry herum und betrachtete Draco, der in einem Morgenmantel eingehüllt im Türrahmen stand. Er hielt einen Brief in der Hand, mit dem er demonstrativ in der Luft wedelte.   »Eine sehr beliebte Vorgehensweise bei Todessern«, schmunzelte Draco und seufzte.   »Nur leider bleibt uns keine Zeit mehr dafür.«, sagte er kühl und entfaltete den Brief, auf dem das Wappen des Ministeriums prangte.   »Die Anhörung ist bereits morgen.«     ~~~*~~~   Hallöchen ihr Lieben! Etwas spät, aber ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Es hat ein wenig Überlegung gekostet, bis ich wusste, wie ich es schreiben möchte. Würde mich über Kritik/Feedback wie immer freuen. Eure Refaye Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)