The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 27: Truth -----------------   »Harry, ich werde die Aussage unter Veritaserum nicht machen.«, sagte Draco kühl.   ~~~*~~~   Kapitel 27: Truth     Das dumpfe Pochen in seiner Brust zog sich durch seinen Hinterkopf in dem Versuch, die Worte zu begreifen. Die Absurdität, alle seine Bemühungen über den Haufen zu werfen. Die Konsequenz dieses einen Satzes, welche die letzten Stunden unter sich begraben würde. Wenn Draco die Aussage verweigern würde, müsste er seine Haftstrafe antreten und würde endgültig aus seinem Leben verschwinden.   Es war nicht so, dass er es nicht erwartet hatte. Den Ausdruck des unbeugsamen Widerwillens, der in dieser Aussage mitschwang. Harry hatte jede Minute, nachdem der Minister ihm dieses verdammte Versprechen abgenommen hatte, befürchtet, dass er genau diese Worte sagen würde. Doch jetzt, da er sie tatsächlich ausgesprochen hatte, fühlte sich alles taub an und seine Fingerspitzen kribbelten.   »Wenn du nicht aussagst … werden sie dich nach Askaban schicken.«, sprach Harry Dracos selbst erwähltes Schicksal aus und durchbrach die drückende Stille. Ein dunkler Schatten hatte sich unter Dracos Augen abgezeichnet, als er den Blick abwandte. Er biss sich auf die blassen Lippen.   Nach Askaban zu gehen, in das Zauberergefängnis, das immer noch von Dementoren bewacht wurde, die mittlerweile wieder unter dem Auge des Ministeriums standen, war eine gnadenlose ewig andauernde Folter. Harry hatte nach dem Krieg dafür gesprochen, diese Kreaturen endgültig aus dem System der Strafverfolgung zu entfernen, wurde jedoch eher belächelt. Ob die Gefangenen, die in den Augen der Bevölkerung ihr Schicksal verdient hatten, es angenehmer hatten oder nicht, war den Leuten egal.   Es war ein grausamer Tod, der Draco in dieser Hölle erwarten würde, auch wenn er eigentlich überhaupt nicht starb, zumindest zunächst nicht. Er würde eher dahinsiechen, verdammt in diesen kalten Mauern auf einer Steilklippe irgendwo in der Nordsee sein Dasein zu fristen. Aber war nicht sein Leben als seelenlose Hülle in einer kleinen Zelle zu verbringen, nicht sogar schlimmer als sterben?   Er betrachtete die mattgrauen Augen, die ruhend auf seinem Verband lagen.   »Es ist schon okay ...«, hauchte Draco, sah ihn jedoch nicht an. Ein entschuldigendes schmales Lächeln legte sich auf seine Züge, als Harry eine Berührung an seiner Wange spürte. Draco strich sachte eine verirrte schwarze Strähne hinter sein Ohr und nahm seine Hand zögernd zurück. Sein Lächeln verblasste.   »Das kann nicht sein Ernst sein ...«, seufzte Harry und die Berührung brannte auf seiner Haut.   Malfoy war ein Feigling, hatte Hermine nicht genau das gesagt? Doch wovor rannte Draco weg? War es um ihn erneut wegzustoßen? Es war vorbei. Er würde alles hinwerfen, einfach …   »Nach alldem was passiert ist, gibst du einfach auf … ?«, sprach er seine Gedanken aus.   Ihm war bewusst, dass Draco ihm nicht auf sein Geständnis geantwortet hatte. Er wusste nicht, ob er sich mit seinem jetzigen Handeln in etwas verrennen würde, doch er hatte ihn auch nicht zurückgewiesen. Der schwebende Zustand, in dem sich ihr Verhältnis bewegte, machte ihn nervös und seine Handinnenflächen schwitzen unangenehm.   »Harry, du verstehst nicht ...«, sagte Draco und sturmgraue Augen fixierten ihn. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen, schwirrten zu viele Fragen in seinem Kopf herum, die er einfach nicht beantworten konnte.   »Nein, du hast recht! Ich verstehe gar nichts! Sag es mir, warum?«, schrie er, lauter als er es gewollt hatte, und Draco zuckte kurz in sich zusammen.   Für einen kurzen Moment in dem sie den Blick des Anderen mit bebendem Atem erwiderten, sagten sie nichts und Harry sah den deutlichen Rotschimmer, der sich auf die blassen Wangen Dracos gelegt hatte.   »Ich werde nicht dabei zusehen, wie du wegen mir dein Leben ruinierst.«, sagte Draco und ein müdes Lächeln zierte seine Lippen.   »Wenn ich die Aussage mache … werden sie herausfinden, warum wir dort auf dieser Lichtung waren, verstehst du das? Selbst wenn sie mich für den Mord an Greyback freisprechen sollten, was ich nicht glaube, würden wir BEIDE für den illegalen Versuch Animagi zu werden verhaftet werden. Es dauert noch einige Tage bis zum nächsten Gewitter und du musst in weniger als zwei Wochen zurück nach Hogwarts und deinen Abschluss machen. Vertrag dich mit deiner Exfreundin und werde glücklich! Harry, du wirst nicht wegen mir dein Leben so wegwerfen.«, sagte er mit zitternder Stimme.   Draco stand auf, trat zwei Schritte auf das Waschbecken zu und stützte sich am Porzellan ab. Er hatte ihm den Rücken zugewandt, doch Harry bekam diese Bewegung nur beiläufig mit, starrte auf die Stelle, an der Draco eben noch gesessen hatte.   Die Konsequenz, die eine Aussage unter dem Wahrheitserum mit sich bringen konnte, hatte er nicht bedacht und die Tatsache, wie blauäugig er Kingsley versprochen hatte, einfach so auszusagen, brannte strafend in seinem Inneren. Draco wollte ihn beschützen, sein eigenes Leben, welches er eh verloren glaubt opfern, um Harrys Hals aus der Schlinge zu ziehen, die er sich selbst angelegt hatte.   Was für ein hoffnungsloser Idiot er doch eigentlich war. »Ich habe dieses Schicksal verdient, Potter. Nach alldem, was ich euch allen angetan habe. ICH habe die Todesser in die Schule gelassen … Es ist meine Schuld, dass Dumbledore dort gestorben ist …dass deine Freunde gestorben sind … Du …«, zögerte Draco, drehte sich langsam um. In seinem Ausdruck lag eine Verzweiflung, die Harry einen Schauder durch den Körper jagte.   »Ich verstehe einfach nicht, wie du sagen kannst, dass du so für mich empfindest …«   Er hatte es immer als schwierig empfunden, Dracos Beweggründe nachzuvollziehen, doch in diesem Moment sah er nur den verletzlichen Mann, der vor ihm stand, der plötzlich ehrliche Reue für die Taten zeigte, die er begangen hatte.   »Ich danke dir, dass ich diese wenigen Wochen deinetwegen noch erleben durfte … doch meine Nähe tut nichts als dir zu schaden.«, sagte Draco kühl und deutete mit zitternden Fingern leicht in Richtung seiner Verletzung.   »Die Gnadenfrist ist abgelaufen, Potter.«   Nein. Er würde einen Teufel tun, ihn jetzt einfach so gehen zu lassen. Er wusste, dass Draco sich die Schuld daran gab, dass die Narben nun für immer seine Schulter zieren würden, doch wenn Harry an diesem Tag nicht bei ihm gewesen wäre, was wäre dann dort passiert? Es war wichtig gewesen, dass er dort war, denn so hatte er ihn retten können. Warum sollte es die beste Option sein dieses Gefühl zu leugnen, nur weil es eben nicht einfach war?   »Du hättest mich nach dem Krieg überhaupt nicht ansprechen sollen.«, sagte Draco leise und betrachtete die Kacheln auf dem gefliesten Boden.   »Jetzt drehst du komplett durch.«, schnaufte Harry, verdrehte die Augen und erhob sich unter dem leichten Ziehen des Schmerzes, um einen Schritt auf ihn zuzugehen.   »Ich kann durchaus eigene Entscheidungen treffen, Draco. Du hast mich zu nichts gezwungen und … ich bin auch nicht perfekt. Ich habe auch falsche Entscheidungen getroffen, die Anderen das Leben gekostet haben.« Harrys Hand strich sachte über seine Wange.   Es war seine Schuld, dass Sirius gestorben war. Ein kleiner Fehler, er hatte sich reinlegen lassen, war auf die Scharade Voldemorts reingefallen. Doch die Konsequenz änderte sich nicht dadurch, dass er jung war und es vielleicht hätte besser wissen müssen. Er musste nun mit dieser Gewissheit leben.   Der Anblick der leblosen Körper in der Schlacht, der Menschen, die ihr Leben für seines gegeben hatten, gaben ihm ein ähnlich groteskes Gefühl der Schuld, verfolgten ihn und ließen ihn immer wieder hinterfragen, ob es das wirklich wert gewesen war.   Gedankenverloren betrachtete er die blassen hellroten Striemen an Dracos Hals. Eine Irritation, die Harry kurz innehalten ließ. Sanft strich er mit den Fingerkuppen über die parallelen Narben, die durch den unsanften Griff des Werwolfes entstanden waren.   »Ich meinte ernst was ich gesagt habe …«, sagte Harry bestimmt und näherte sich Draco, der zurückwich und mit seiner Hüfte gegen das Waschbecken stieß.   »Verdammt Potter!«, fluchte Draco und drückte mit beiden Händen gegen seinen Oberkörper, um den wenigen Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Seine Stirn legte sich in Falten, während er auf seiner Lippe kauend mit den Worten zu ringen schien.   »Du sagtest es würde nichts bedeuten, was du willst. Es würde keinen Unterschied machen.«, sagte Harry und merkte, wie Draco sich anspannte.   »Doch das tut es. Für mich macht es einen gewaltigen Unterschied.«, sagte er.   Die einzelnen blonden Strähnen, die in Dracos Gesicht gefallen waren, kitzelten an seiner Nasenspitze, als er sich den bebenden Lippen näherte. Wenige Zentimeter, bevor sie sich berühren konnten, hielt er inne. Dichte schwarze Wimpern umrahmten die grauen Tiefen, in denen er sich für wenige Herzschläge verlor und jeglichen Willen aufbringen musste, um nicht einfach den kleinen Abstand zu überbrücken und ihn einfach zu küssen.   Er wusste, dass sie nun reden mussten, doch Draco entzog sich ihm um weitere Zentimeter, sah ihn nachdenklich an. Harry spürte, wie sich die Finger auf seinem Brustkorb verspannten und die Nägel leicht über seine Haut kratzten.   »Ich bin ein verurteilter Todesser, der im besten Fall sein Leben für mehrere Jahre als Muggel fristen wird.«   Die schmale Hand hob sich federleicht von seiner Haut, strich seine Brustmuskeln hinab und verweilte auf halber Höhe.   »Selbst wenn ich das wider erwarten überleben sollte, habe ich jeglichen Besitz verloren. Du würdest alles riskieren, sollte eine Beziehung zwischen uns öffentlich werden. Niemand würde es anerkennen, weder meine Familie, noch deine Freunde. Die Presse würde dich zerreißen, verstehst du das? Harry Potter, der Held. Schwul und mit einem Todesser zusammen. Denke doch mal nach!«, sagte Draco atemlos und als er den Kopf hob, konnte er die schwer lastenden Zweifel erkennen, die ihn zurückhielten.   Die klitzekleine Hoffnung, die jedoch in seiner Aussage mitschwang, legte ein kaum merkliches Lächeln auf Harrys Lippen. Wenn Dracos Sorge die Presse und fehlende Besitztümer waren, dann war das kein Grund für ihn, es nicht zu versuchen. Sie könnten es geheim halten, wie schwer konnte das sein? Und selbst wenn sie es herausfanden, würde er hinter seiner Entscheidung stehen. Allerdings gab es eine Kleinigkeit, die ihm aufgefallen war, die zwischen Dracos Zweifeln versteckt lag.   Es war kein Nein.   Jedoch zögerte er, sich dem euphorischen Gefühl hinzugeben, was plötzlich in seinem Inneren aufwallte. Ihm brannte eine Frage auf der Zunge, die er die ganze Zeit zurückhielt, weil er Angst vor der Antwort hatte, die womöglich folgen könnte. Die letzte Hürde, die dem noch entgegen stand und er wusste, dass er sie stellen musste.   »Bist du dir sicher, dass du Astoria nicht heiraten willst?«, fragte er schließlich und Dracos Augen weiteten sich.   »Das … das ist deine größte Sorge?«, keuchte Draco atemlos.   »Ihr Vater …«, begann er mit heiserer Stimme zu erklären und seine Finger verkrampften sich.   »Er kam mich nach meiner Verhaftung in meiner Zelle besuchen. Ich wusste nicht, dass er überhaupt in London ist, vielleicht hat er auch sofort einen Portschlüssel genommen, jedoch haben sie wohl Informationen über den Vorfall durchsickern lassen. Wenn man die richtigen Kontakte hat, dauert so etwas nicht lange. Ich schätze, er hat mich heimlich eh überwachen lassen und nur auf eine Gelegenheit gewartet, mir beweisen zu können, dass ich Dreck am stecken habe. Er hat deutlich gemacht, dass sollte sich die Anklage bewahrheiten, ich das mit dem Deal vergessen kann.«, sagte Draco und verzog sein Gesicht.   »Jetzt bezweifele ich, dass er überhaupt jemals vorgehabt hat, mir ernsthaft mit meiner Mutter zu helfen. Die angekündigte Verlobung und meine Verhaftung dürften Gründe genug sein, um ein Vorkaufrecht auf das Malfoy Manor und die Ländereien zu bekommen. Er hat das bekommen, was er wollte und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann.«, gestand er und Harry war komplett überrascht über die plötzliche Ehrlichkeit und die verletzliche Seite, die er so gar nicht von dem sonst so stolzen Mann kannte.   »Was er eigentlich von meinem minderwertigen Leben, wie er es ausgedrückt hatte, hält, hat er mir dann gezeigt indem er mir vor die Füße gespuckt hat.«   In Harry brannte die Wut und er biss sich auf die Innenseite seiner Wange, um den Impuls zu widerstehen, nach seinem Aufenthaltsort zu fragen.   »Reicht dir das als Antwort?«, fragte Draco seufzend und seine Finger lockerten sich, strichen geistesabwesend über Harrys Haut.   Auch wenn er nicht direkt zugegeben hatte, kein Interesse mehr an dieser Frau zu haben, würde ihm das für den Moment reichen. Er wollte jetzt einfach nicht mehr darüber nachdenken, mit wem der Mann, den er liebte, hätte zusammen kommen sollen, denn eigentlich …   Eigentlich wollte Harry Draco doch eher überzeugen, dass er an seiner Seite sein durfte. Selbst wenn es nur eine heimliche Beziehung wäre, war es mehr, als er sich je erträumt hätte. Seine Wangen brannten und Harry atmete kurz ein, um den Mut zu finden, die nächsten Worte auszusprechen.   »Es ist mir egal, was die Presse oder irgendjemand sagen würde. Ob du Besitz hast, reich oder arm bist, interessiert mich nicht. Und deine Vergangenheit gehört irgendwo dazu, sie hat dich zu dem Mann gemacht, der nun vor mir steht.«, sagte Harry vorsichtig. Er musste alles auf eine Karte setzen und wenn Draco ihn dann zurückstieß, würde er ihn gehen lassen.   »Ein Mann, der mich zum Lächeln bringt und mit dem ich mich nach all den sinnlosen Jahren der Rivalität immer noch über Belanglosigkeiten streiten kann.«, ergänzte und versuchte, sein wild pochendes Herz zu beruhigen, welches das Blut durch seinen Körper rauschen ließ.   Seine Finger ertasteten Dracos kühle Hand auf seinem Brustkorb. Er hob sie ein wenig an und berührte sanft den Zeigefinger mit seiner Lippe, hauchte einen kaum merklichen Kuss auf die weiche Haut, was Draco ein leises Keuchen entlockte.   »Ich will dich an meiner Seite haben, Draco. Ich kann dir nicht genau sagen, wie stark diese Gefühle sind, doch ich kann und will sie nicht mehr leugnen.«, sagte er atemlos.   »Und ganz ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann ich das letzte mal etwas so sehr gewollt habe wie das hier. Du musst mir nicht direkt antworten, doch bitte denke darüber nach und stoß mich nicht direkt von dir weg.« Er drückte die kleine Hand ein wenig und sah, wie sich ein müdes Lächeln auf Dracos Züge legte, der erstarrt auf die Berührung ihrer Finger schaute.   Nun hatte er es gesagt, all seine Absichten vor Draco offengelegt und irgendwo fühlte er sich nun komplett schutzlos und machtlos über den Ausgang dieses Gespräches, doch bevor Harry auch nur einen weiteren Gedanken an mögliche Konsequenzen verschwenden konnte, lehnte sich Draco nach vorne und legte federleicht die herzförmigen Lippen auf seine.   Die Berührung war unglaublich unschuldig und beinahe fragend, doch sorgte sie für eine Welle der Erleichterung in seinem Inneren, die in Schüben durch seinen Körper wanderte und ihn Draco an sich ziehen ließ.   Atemlos lösten sie den Kuss und Dracos Nasenspitze strich ganz leicht gegen Harrys.   »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch dazu fähig bin, so etwas zu empfinden …«, sagte Draco und sein Atem stieß gegen seine noch immer zitternden Lippen.   »Alles was ich weiß, ist dass mein verräterisches Herz einfach nicht aufhören will zu schlagen, wenn du in meiner Nähe bist.« Er lächelte leicht, schwieg aber einen kurzen Moment, als würde er über etwas nachdenken.   »Pot – Harry, ich …«, stotterte er und fing seinen Blick auf.   »Wenn wir es irgendwie schaffen, heil aus dieser Nummer raus zu kommen, ohne dass ich nach Askaban komme … du musst dir im klaren sein, dass wir niemals in der Öffentlichkeit zusammen sein könnten. Selbst wenn man davon ausgeht, dass es klappt und das hier ...«, sagte er und wedelte mit dem Zeigefinger zwischen ihnen.   »... wirklich funktioniert und wir uns nicht nach einer Woche umgebracht haben, wäre alles, was du mit mir haben könntest ein Leben fernab von Allem. Weg von deinen Freunden und Jedem, der dir wichtig ist. Wir müssten uns verstecken, es in der Öffentlichkeit leugnen ...«, sagte er und beobachtete Harrys Reaktion genau.   Wäre das ein Leben, mit dem er zurechtkommen würde? Draco konnte nicht wissen, dass er es Ron und Hermine schon erzählt hatte, dass er ihren Zuspruch bereits hatte und dass er vermutlich nicht alles hinter sich lassen müsste.   »Wenn meine Mutter mich nicht vorher umgebracht hat.«, murmelte Draco undeutlich.   Harry seufzte tief, zog ihn bestimmt mit einem Ruck näher zu sich heran, lächelte sanft und küsste ihn schließlich.   »Ich will es versuchen ...«, sagte er.   Harry konnte nicht erahnen, was die Zukunft bringen würde. Er konnte nicht wissen, wie sie beide in ein paar Monaten, wenn ihr Abschluss anstand noch zueinander stehen würden. Er war sich jedoch sicher, dass er bereit war, dieses Risiko einzugehen, sich dem flatternden berauschenden Gefühl in seinem Magen hinzugeben, dass durch Dracos sanftes, kaum merkliches Nicken in ihm aufkam.   »Jedoch will ich das hier … nicht mit einer Lüge beginnen. «, sagte Harry und Draco zog eine Augenbraue in die Höhe.   »Das wegen meiner Freunde, ich …ich habe es ihnen bereits gesagt. Sie wissen, dass ich Gefühle für dich habe … es ließ sich irgendwie nicht vermeiden.«, gab Harry schließlich zu und zuckte entschuldigend mit den Schultern.   Er konnte schwören, dass Dracos Augenlid für einen Moment verdächtig zuckte, er schien ansonsten jedoch komplett erstarrt, während sich langsam die Empörung in ihm aufbaute.   »Du hast … WAS?! Sie … hast du den Verstand verloren?«, fauchte er und sein Kopf hatte eine ungute Färbung angenommen.   Jedoch schien Draco innerlich bis zehn zu zählen, da er kurz innehielt und tief durchatmete. Für einen Moment schlich sich ein deutliches Schmunzeln auf Harrys Züge und er wünschte sich den unsicheren, liebevollen Draco zurück, der eben noch mit roten Wangen vor ihm gestanden hatte, und wurde sich bewusst, dass er vermutlich das Temperament seines Freundes noch öfter bei Kleinigkeiten erleben würde. Er lächelte erschöpft, doch eine wohlige Leichtigkeit zog sich durch seinen Körper.   Sein Freund, ja … das hörte sich schön an.   Draco, der jedoch gerade nicht gewillt war, ihn einfach so davon kommen zu lassen, löste sich von ihm und schnaubte beleidigt.   »Jetzt schmoll nicht.«, sagte Harry belustigt.   »Außerdem sollten wir Hermine einweihen und um Rat fragen.« Draco wollte protestieren, doch er warf ihm nur einen strengen Blick zu, worauf sein Mund wieder zuklappte.   »Vertrau mir einfach. Es ist eine gute Idee und sie hat mir schon immer in brenzligen Situationen mit einem ihrer Einfälle aus der Patsche geholfen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt, bis zur Verhandlung, aber die Ferien sind bald zu Ende und ich will dich mit nach Hogwarts nehmen, so viel ist sicher.«, sagte er und verließ das kalte ungemütliche Badezimmer, warf noch einen letzten Blick auf Draco, der wie angewurzelt stehen blieb.   »Wollen wir schlafen gehen? Ich genieße unsere nächtlichen stundenlangen Diskussionen ja, aber ich bin doch echt müde ...«, murmelte er und wollte erst gar nicht auf Dracos Ausbruch eingehen, da es vermutlich eh heute keinen Sinn mehr hatte noch darüber zu diskutieren.   Harry war eingenommen, von diesem schwebenden Gefühl des Glücks, doch seine Kraft war nun endgültig aufgebraucht, die Erlebnisse und das Gefühlschaos zerrten an ihm. Aufmunternd lächelte er ihm entgegen und machte eine schlichtende Handbewegung, was Draco schließlich resignierend aufseufzen ließ.   »In Ordnung.«, schnaufte Draco und stemmte protestierend die Arme in die Hüfte.   »Lad sie ein, aber ich brauche definitiv eine, nein, besser zwei Flaschen Elfenwein. Du kochst, übrigens Potter. Wenn sich das ganze als Zeitverschwendung herausgestellt hat, habe ich wenigstens etwas gutes im Magen, bevor sie mich nach Askaban stecken.«, beschloss Draco und stolzierte an ihm vorbei den Flur entlang, blieb jedoch kurz am Fuße der Treppe stehen. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen.   »Kommst du endlich?«, sagte er schnaubend und Harry beobachtete stirnrunzelnd, wie Draco die letzten Stufen hinaufging und aus seinem Sichtfeld verstand.     Er lächelte, seufzte tief und trottete seinem aufgebrachten Freund hinterher.      ~~~*~~~   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)