The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 12: Circle ------------------ Kapitel 12: Circle     Appetitlos pikste Harry das Stück Speck auf seinem Teller auf, bevor er die Gabel mit der Kante darauf drückte, um es in zwei Stücke zu teilen. Es war früh am Morgen und Harry saß mit Ron und Hermine beim Frühstück an ihrem gewohnten Platz am Gryffindor-Tisch. Endlich war es Wochenende und die Normalität war zurückgekehrt. Er fühlte sich endlich mal nicht müde. Komischerweise hatte sich Harry an den Trank sehr schnell gewöhnt. Wenn er ihn nahm, fühlte es sich so an, als wenn er die Nacht überspringen würde. Er schlief ein und wachte auf, ohne sich an die Geschehnisse der Nacht zu erinnern. Allerdings hatte er nur noch zwei Phiolen des Traumlos-Trankes. Das hieß, wenn er täglich abends einen Trank zu sich nahm, wäre Sonntag Abend der letzte Tag ohne Träume.   Und dann … Ja, was dann? Leise schnaufte Harry und er konnte Rons Blick auf sich spüren. Harry steckte sich das Stück Fleisch in den Mund und ließ es kurz auf seiner Zunge verweilen. Es schmeckte komisch und er fragte sich, ob er vielleicht immer noch krank war. Von seiner Appetitlosigkeit mal abgesehen, ging es Harry jedoch großartig. Es tat gut hier einfach gelassen in der großen Halle zu sitzen und wie ein ganz normaler Schüler seinen Morgen zusammen mit seinen Freunden zu beginnen. Es fühlte sich irgendwie fremd an, mal keine Sorgen zu haben. Es existierte kein großes Böse, welches ihn umbringen wollte. Endlich hatte er sich mit seinen Freunden vertragen und nun konnte er endlich dieses tolle Schuljahr genießen. Wenn er seinen Abschluss wirklich schaffte, könnte er sich dann ganz normal als Auror bewerben, oder eben als etwas Anderes, ohne dass ihm die Leute vorwerfen konnten, dass er dies nur wegen seines Status geschafft hatte. Seine Hand fühlte sich schwer an und er legte das Besteck neben seinen Teller. Das morgendliche Frühstück war wie immer reichlich und Harry kam es für die wenigen Köpfe, die tatsächlich mit ihnen hier saßen zu viel vor. Sein Blick schweifte zögerlich durch die große Halle, blieb an einigen lachenden Gesichtern hängen und betrachtete die grüne Tischdecke des Tisches der Slytherins, bis er schließlich Malfoy sah. Dieser schien genauso wenig Begeisterung für sein Essen entwickeln zu können und er schob geistesabwesend ein kleines Törtchen zur Seite. Für diese Geste erntete Malfoy einen verwirrten Blick von Zabini, welcher ihm so nah saß, dass sich ihre Beine berühren mussten. Warum saß Zabini eigentlich immer so nah bei Draco? Auch vor dem Unterricht saß er oft an die Schulter des Größeren gelehnt. Selbst wenn, Malfoy ist eh verlobt, dachte er sich und erinnerte sich an die verkündete Hochzeit. Er sah, wie Zabini demonstrativ auf das Törtchen zeigte und die Schultern empor zog. Der andere Slytherin schnaubte, sah jedoch auf und blickte direkt zu Harry. Kurz schien es so, als wenn die Zeit zwischen ihnen still stehen würde. Harry nahm umliegende Gespräche nur noch dumpf wahr. Das Einzige, was laut in seinem Ohr pochte, war das laute Schlagen seines Herzens. Blaise sagte etwas, was Harry nicht verstand, und zog Draco an der Schulter. Der Blickkontakt löste sich und Harry bemerkte, dass er die Luft angehalten hatte. Noch immer hatte er keine Gelegenheit gefunden, mit Draco über diesen Abend zu sprechen. Er hatte lange überlegt, ob er dieses Gespräch wirklich wollte. Dennoch, so war sich Harry nun sicher, musste er mit ihm reden, auch wenn es nur ein Treffen war, um die Gewissheit zu erlangen, was sie nun eigentlich waren.   Waren sie Feinde? Freunde? Eine geheime,,,? »Du starrst.«, bemerkte Ron und biss mit einer ausschweifenden Bewegung in die Ecke seines Croissants. »Das musst du probieren, Hermine. Meinst du die Hauselfen backen die Croissants früh morgens?« Er gab ein genüssliches Brummen von sich. »Natürlich tun sie das. Sie haben ja auch keine andere Wahl.«, schnaubte Hermine. Harry sah zu ihr und ihre Blicke trafen sich. »Deine Augenringe werden immer schlimmer und du bist total blass, Harry. Bist du wirklich fit genug für den Ausflug nach Hogsmeade heute?«, fragte sie ihn fürsorglich und legte ihren Kopf leicht schief. Was? Er fühlte sich doch super, Hermine hatte doch keine Ahnung. Er musste die paar Tage, die er dank dieses Trankes genießen konnte ausreichend nutzen. In die drei Besen zu gehen und ein paar Butterbier mit seinen Freunden zu trinken hörte sich doch wundervoll an.   Alles war besser als weiterhin Gedanken an Malfoy zu verschwenden. Erneut glitt sein Blick zu Draco, doch der Platz, an dem die beiden Slytherins gesessen hatten war verlassen. »Erde an Harry.« Hermines Zeigefinger bohrte sich drängend in seinen Oberarm, worauf Harry wehleidig aufschrie und sich demonstrativ mit der Hand über die Stelle rieb. Er funkelte sie böse an, doch sie lachte und lächelte schließlich.   »Jetzt stell dich nicht so an. Hast du mal mit ihm geredet?«, fragte sie sanft. »Mit wem?«, sagte Harry verdutzt und rieb sich feste über die Stelle, die Hermine berührt hatte.   »Mit wem wohl?«, schnaubte Ron und verdrehte die Augen. »Ich habe dir doch gesagt, es ist vorbei Hermine.«, seufzte Harry angestrengt und wandte sich erneut seinem Essen zu. »Ach jetzt stell dich nicht so an, Harry. Schaut lieber dass ihr aufesst, Jungs. Immerhin wollen wir gleich schon los.«, argumentierte sie. Harry stopfte sich die letzte Gabel seines Frühstücks in den Mund und schluckte.   Das Frühstück hatte wirklich schon einmal besser geschmeckt.   ~~~*~~~ Trotz der Tatsache, dass er seine neuen Winterstiefel trug, die Mrs. Weasley ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, blieb er immer wieder im kniehohen Schnee stecken. Gelassen schlenderte das goldene Trio an Zonkos Scherzartikelladen vorbei und sein Blick blieb kurz an dem einladenden Schaufenster des Honigtopfes hängen. Er sah, wie einige jüngere Schüler die diversen Leckereien mit großen Augen bestaunten und ihre Nasen gegen das Fenster drückten. Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Würden seine Kinder später auch dieses Gefühl haben, das erste Mal Hogsmeade zu besuchen? Würden sie auch diese flatternde Aufregung und kindliche Freude erleben, die durch den ganzen Körper strömt? Er ballte die Hände in seiner Manteltasche. Was dachte er da? Er hatte nicht einmal eine Partnerin, wie konnte er da überhaupt an Kinder denken? Es war zwar immer schon ein Wunsch von Harry gewesen, dennoch fühlte sich dieser gerade sehr unerreichbar an. Er war sich ja nicht mal sicher, was er eigentlich wollte, was dieses Gefühl auf dem verregnetem Quidditchfeld bedeutete. Ein Kuss mit einem Mädchen hatte sich nie so angefühlt. Doch musste das zwangsläufig bedeuten, dass er auf Männer stand? Harry konnte es nicht sagen. Aber wäre das so schlimm? Seine Freunde standen hinter ihm und dennoch … Er trat mit dem Fuß einen Kieselstein zur Seite. … war er Harry Potter. Unfreiwilliger Held der Zauberwelt, der keinen Schritt machen konnte, ohne dass die Medien sich darauf stürzten. Er wollte Malfoy am liebsten für sein Verhalten verfluchen … und dennoch … Er seufzte erleichtert auf, als warme Luft ihm entgegen strömte. Sie betraten das drei Besen und blickten in das freudige Lächeln von Madame Rosmerta. Die etwas in die Jahre gekommene Wirtin hatte damals schon seinen Vater und Sirius bedient als diese zur Schule gingen. Sie zwinkerte ihnen aufreizend zu und deutete mit einer Handbewegung auf den freien Platz in einer Ecke des Raumes. Harry klopfte sich den Schnee von seinem Umhang und glitt mit zwei Fingern durch seine Haare, die durch die Nässe noch etwas schwärzer als sonst wirkten. »Wir nehmen drei Butterbier!«, rief Ron Rosmerta zu, die gerade einen großen Krug spülte und ihm schließlich zunickte. »Kommt sofort.«, flötete sie. »Es ist so kalt draußen.«, bibberte Hermine und zog ihren Schal tiefer in ihr Gesicht. Reflexartig fasste Harry sich an seinen Hals, um dasselbe zu tun. Seine Augen weiteten sich leicht als er verdutzt in die Luft griff. Wo war Sirius Schal eigentlich, hatte er ihn verloren? »Wir müssen in alte Runen einen Aufsatz über den Ursprung des germanischen Alphabets schreiben.«, seufzte Hermine und nahm Rosmerta das Butterbier ab, welches ihr soeben gebracht wurde. »Danke.« Sie lächelte sanft, doch ihr Blick wurde ernster, als sie erneut zu Harry sah. »Ich müsste eigentlich in der Bibliothek sein. Ich habe erst vier Seiten geschafft, so werde ich nie rechtzeitig fertig.«, sagte Hermine besorgt und Harry bemerkte, wie sie nervös mit ihren Finger auf ihr Glas tippte. Er setzte sich den Krug an die Lippen und nahm einen großen Schluck des kühlen Butterbieres. Sanft tanzten vor den Fenstern des Schankraumes die Schneeflocken.   »Du wirst es eh schaffen, Hermine. Wenn nicht du, wer dann?«, versuchte Harry sie aufzumuntern. Wenn er zurück an seine eigenen Probleme dachte, wurde ihm mulmig zumute. Er hatte keine Ahnung, ob Malfoy den Trank weiter gebraut hatte. Vielleicht hatte er ihn sogar schon ohne ihn fertig gestellt? Er schloss seufzend seine Augen und stellte das Bier auf dem runden Holztisch ab. Er betrachtete die tiefe hölzerne Maserung und ließ langsam seine Fingerspitzen darüber gleiten.   Harry hatte es endlich geschafft, dass sie ihre Feindschaft beendeten, sogar zu so etwas wie Freunden wurden. Es hatte Spaß gemacht, mit Draco zu diskutieren und sich gegenseitig zu necken. Ihr Verhältnis hatte sich so echt angefühlt, dass Harry es wirklich vermisste. Nun war das Einzige, was er hatte der eisige Blick, welchen Malfoy ihm jedes Mal zuwarf, wenn er ihn überhaupt beachtete. »Ja, Harry kann da ja auch ein Lied von singen. Die Presse lässt ihn sowieso nie in Ruhe.«, hörte er Nevilles Stimme und hob überrascht den Blick. Er sah in das warme Lächeln seines Kameraden, der sich zusammen mit Luna Lovegood anscheinend an ihren Tisch gesellt hatte. »Die sind wie Schmeißfliegen.«, murmelte Harry, welcher nicht wirklich zugehört hatte. Es vergingen einige Stunden und sie genossen den Abend. Neville erzählte, wie er Luna schließlich zu einem Date eingeladen hatte, und Hermine beglückwünschte sie. Die Gespräche der beiden Pärchen waren zwar interessant, konnte Harry aber so wenig bei diesen mitreden. Wirklich tolle Erlebnisse, an die er sich gerne zurückerinnerte er in seinen Beziehungen eher wenig gehabt. Sicher war da die eine oder andere Wohltätigkeitsgala, die gar nicht so tot langweilig gewesen war. Aber ansonsten? Nach und nach breitete sich ein dumpfes Gefühl in Harrys Brustkorb aus. Er versuchte, sich zu konzentrieren, doch es war, als wenn sein Verstand in Watte gepackt wurde. Dem Gespräch noch zu folgen schien fast unmöglich. Harry fixierte das kleine Fenster hinter Luna und bemerkte, dass die Sonne bereits untergegangen war. Er nippte kurz erneut an seinem Butterbier als er beobachtete, wie ein bekannter Blondschopf hastig auf der anderen Seite der Glasscheibe vorbei huschte. Zabini folgte ihm mit schnellen Schritten. Seine Stirn legte sich in Falten. »Ja, aber Minerva meinte es darf noch keiner erfahren.«, kicherte Neville und nahm einen großen Schluck seines Butterbieres. Sie waren nun schon eine Weile hier und Harry spürte, wie der Alkohol seinen Körper erwärmte. Er neigte sich nach vorne, stützte seinen Unterarm auf dem Tisch ab. »Minerva?«, fragte Harry und zog gespielt eine Augenbraue in die Höhe. »Eh – Ja.« Neville rieb sich verlegen den Kopf. »Wie gesagt, wenn ich meine Prüfung bestehe, ist mir die Stelle als Kräuterkundeprofessor nächstes Jahr sicher.« Er lächelte sanft und Luna drückte leicht seine Hand. »Du wirst ein toller Professor.«, flüsterte sie. Als Lehrer in Hogwarts arbeiten. Harry schloss die Augen und stellte sich vor, wie er selbst vor einer Schulklasse stand und an der Tafel schrieb. Er gluckste und trank den letzten Schluck seines Bieres. Verwundert stellte er fest, dass Hermines Gesicht leicht verschwamm und der Raum sich drehte. Die stickige Luft des drei Besen lag schwer in seiner Lunge. »Ich bin kurz draußen, frische Luft.«, japste Harry, stand hastig auf und ließ seine Freunde zurück, die erneut laut klirrend mit ihren Krügen anstießen. Die kühle Luft von Hogsmeade stieß gegen seine Wangen und klärte sogleich seinen Verstand. Es fühlte sich an wie eine kalte Dusche und fröstelnd vergrub Harry seine Hände in den Manteltaschen. Es schneite nur noch ganz leicht und nur vereinzelt wehte der Wind Pulverschnee von den verschneiten Dächern, der leicht in der Luft glitzerte. Sein heißer Atem nahm vor seinen Lippen Gestalt an. Durch die vereisten Fenster des drei Besen beobachtete er seine Freunde, die vergnügt am Tisch saßen und lachten. Fröstelnd strich er sich über seinen Hals. Harry wusste, wo sein schwarzer Wollschal war. Er hatte ihn Malfoy umgehangen, bevor sie geflogen waren. Bevor …   Er biss sich so feste auf die Lippe, dass es schmerzte. Der Geschmack von Eisen lag auf seiner Zunge. Durch das Fenster beobachtete er, wie Luna die Hand schützend vor ihre Lippen hielt, um sich ein Lachen zu verkneifen. Sie schien wirklich glücklich mit Neville zu sein. War sie sonst doch so in sich gekehrt und zurückgezogen gewesen. Harry sah, wie Nevilles Arm sich schützend um sie legte.   Warum schaffte es jeder so einfach die große Liebe zu finden? Gab es ein Geheimnis? Er atmete tief ein und füllte seine Lungen mit der klaren Luft. Doch das dumpfe Gefühl in seinem Brustkorb verschwand nicht. Leise Stimmen drangen durch den Wind, welcher durch die Gassen pfiff. Harry folgte dem Geräusch und zog seinen Mantel noch etwas mehr über seine Handgelenke. Er ging ein paar Schritte, bis er an einer Ecke stehen blieb und lauschte. Die aufgebrachte Stimme Zabinis drang in sein Ohr. »Komm einfach mit nach Frankreich, Dray.« , sagte er vorwurfsvoll. Das dumpfe Gefühl in Harrys Innern verstärkte sich als er die eisige Stimme Malfoys vernahm. »Hör endlich auf damit. Ich werde einfach versuchen heimlich in Hogwarts zu bleiben, da hab ich wenigstens meine Ruhe. Mal ganz im Ernst, Blaise. Ihr Vater hasst mich.«, schnaufte er und Harry stellte sich Malfoys angespanntes Gesicht vor.   Der Gryffindor drehte sich leicht und lehnte sich mit dem Rücken an die kühle Mauer, ließ seinen Kopf gegen den nassen Stein fallen und schloss die Augen. Er verfluchte sein Herz, welches aufgeregt in seiner Brust schlug. Worüber redeten die Slytherins? Er versuchte, die Stimmen zwischen dem pfeifenden Wind herauszuhören. »Bist du bescheuert? Sie schließen die Schule über Weihnachten. Jetzt sei doch nicht so verdammt stur. Willst du unter einer Brücke schlafen?«, versuchte Zabini schlichtend auf ihn einzureden. »Naja in einem Wirtshaus wird es ja wohl nicht gehen. Wir können ja nicht mal in den Eberkopf gehen, ohne mit Blicken getötet zu werden.«, schnaubte Draco und seine Stimme wurde zum Schluss hin immer leiser. Eine Weile herrschte Stille und Harry fragte sich schon, ob sie gegangen waren. Was tat er hier? Er musste zurückgehen. »Meinst du sie halten sich an die Abmachung? Meine Mutter ist alles, was ich noch habe … wenn ihr auch etwas passiert, könnte ich mir das … «, hörte er die Stimme seines ehemaligen Rivalen, welche die Stille durchbrach. Zabini unterbrach ihn. »Ich denke immer noch nicht, dass es das Wert ist, Dray. Es muss einen anderen Weg geben.« »Meine Mutter ist es wert.«, sagte Draco leise in der Ferne. Sie schienen weitergegangen zu sein. Er wollte ihnen reflexartig folgen. Er verstand das nicht. Was für eine Abmachung meinte Zabini? Draco wollte über Weihnachten in Hogwarts bleiben, weil er sonst auf der Straße saß? »Harry, alles in Ordnung bei dir?« Hektisch drehte er den Kopf und erblickte Luna, welche wohl nachsehen wollte, wieso er so lange hier draußen verweilte. Sie neigte ihren Oberkörper zur Seite und sah an ihm vorbei in die leere Gasse. »Ja es geht mir schon etwas besser. Ich vertrage einfach keinen Alkohol schätze ich.«, seufzte Harry und wollte schon an ihr vorbei zurück in die Bar gehen als er jedoch bemerkte, dass Luna ihm nicht folgte. Kurz vor der Eingangstür blieb er stehen und blickte zu ihr. Die Situation war ihm unangenehm, hoffte er insgeheim dass sie nicht mitbekommen hatte, wem er da schon wieder nachspioniert hatte. »Luna?«, flüsterte er gegen die Kälte.   »Ja, Harry?«, antwortete sie in einem ruhigen sanften Ton. »Wie hast du damals gemerkt, dass du in Neville verliebt bist?«, fragte er schließlich und sah sie direkt an.   Sie schien kurz zu überlegen, zupfte geistesabwesend an ihren langen seidigen Haaren und betrachtete ihn eindringlich. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er gedacht, Luna sei Dracos Schwester. Die beiden sahen sich unbestreitbar sehr ähnlich und Harry wurde etwas mulmig zu Mute, da sie ihm immer noch nicht geantwortet hatte, doch dann sprach sie endlich zu ihm. »Ich denke, dass ein Kreis keinen Anfang hat, Harry.«, sagte sie mit ruhiger Stimme. Ihre grauen Augen blickten ihn direkt an.   »Ist er einmal geschlossen, folgst du der Bahn ohne es zu hinterfragen. Solltest du von der Spur ausbrechen ist es schwierig wieder auf Derselbigen zu gehen. Oft verschmieren die Linien und man weiß nicht, wie man weiter macht. Es ist wichtig die Linie nachzuziehen, verstehst du das, Harry?« Ihr wissender Blick fixierte ihn für einen Moment. Es kam ihm so vor, als würde sie durch ihn hindurch sehen. Es ist wichtig, die Linie nachzuziehen. Was sollte das bedeuten?   ~~~*~~~   Am Sonntag erinnerte sich Harry dankbar, dass er ein Zauberer war. Schließlich hatte er damals bei den Dursleys oft beobachten können, was Alkohol am nächsten Morgen mit einem anrichten konnte. Dudley hatte sich, nachdem er die Nächte um die Häuser gezogen war, immer wehleidig in seinem Zimmer versteckt, worauf Petunia ihn von Kopf bis Fuß in dem Versuch verwöhnt hatte, seine plötzlich ausgebrochene Krankheit wieder in den Griff zu kriegen. Seine Stirn pochte durch die Auswirkungen der letzten Nacht nachdrücklich, doch Harry lächelte leicht. Dank des Anti-Kater-Trankes konnte er nun die letzte Ruhe genießen, die ihm vor der anstehenden Woche noch blieb. Mit einem Klirren stellte er die leere Flasche des Zaubertrankes auf den Nachttisch und atmete auf als die Wirkung sich entfaltete und seine Kopfschmerzen verschwanden. Er zog erneut die Bettdecke über sein Gesicht. Er hatte wieder nicht geträumt, die Nächte fühlten sich dennoch nicht erholsam an. Er hatte nur noch eine verdammte Phiole des Trankes. Was sollte er bloß tun, wenn er die Träume wieder anfingen? Mit schweren Gliedern wandte er sich aus der Bettdecke und richtete sich auf. Harry blieb es eigentlich nur noch übrig wach zu bleiben, wenn er dem entgehen wollte. Doch wie lange konnte ein Mensch wach bleiben, ohne verrückt zu werden? Er wollte gerade aus dem Bett schlüpfen, als ein klackendes Geräusch seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Das kleine Turmfenster war mittlerweile repariert worden und durch die vereisten Fensterscheiben betrachteten ihn stechende bernsteinfarbene Augen. Ein Schnabel pickte unaufhörlich gegen das Glas. Verwundert stand Harry auf und streckte sich, um das Fenster zu öffnen. Ein kleiner Steinkauz mit grau-schwarzem Gefieder hüpfte durch die Öffnung. Er plusterte die Federn auf und schüttelte sich. Einige Tropfen des Regens verteilten sich auf seiner Kommode. »Hey, aufpassen!«, rief er und versuchte auszuweichen, um nicht nass zu werden. Die kleine Eule legte den Kopf leicht schief, gab ein helles Kreischen von sich und hob auffordernd ihr linkes Bein, an dem eine kleine Schriftrolle mit einem Lederband befestigt war. Verwundert begann Harry das Pergament aus dem Band zu lösen und rollte es auf. Potter, ich habe während deines Urlaubes vom Unterricht den Trank beinahe fertig gestellt. Für den letzten Schritt brauche ich mehr, als zwei Hände also erwarte ich von dir, dass du mich am Montagabend im Raum der Wünsche triffst. Slughorn will in der nächsten Stunde Ergebnisse sehen und weniger als ein Ohnegleichen für diesen Trank ist inakzeptabel. D. M. Er starrte auf die geschwungenen Zeilen der schönen Handschrift. Das dringende Kreischen des kleinen Steinkauzes ließ ihn seinen Blick heben. Die Eule tapste nun auf dem Geländer seines Bettes herum und zog mit ihrem Schnabel immer wieder an den roten Vorhängen.   Das war keine Schuleule, gehörte sie etwa Malfoy? Der Slytherin wollte sich mit ihm treffen, um an dem Trank zu arbeiten. Er hatte keine Wahl. Er brauchte diese Note und außerdem ... Dies war eine Gelegenheit, um mit ihm zu sprechen, ohne dass Zabini um ihn herumschlich. Hastig zog er etwas Pergament aus seinem Koffer und schrieb seine Antwort darauf. Ich werde da sein. H. P. Er rollte das Stück Papier auf und band es an den Fuß der kleinen Eule. Harry griff in seine Nachttischschublade und zog eine kleine Dose heraus. Eigentlich gehörten die Hedwig, dachte er, entnahm der Dose einen Eulenkeks und streckte ihn ihr entgegen. Die Eule pickte danach, erwischte beinahe seinen Finger, woraufhin sie zufrieden ihre Flügel spannte und zum Fenster hinaus glitt.   Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, als er sich anzog und die Treppen herunter eilte, um mit seinen Freunden zu frühstücken.   ~~~*~~~   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)