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Glück im Unglück

Elsa x Mario
von

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Kapitel 4

“Warte kurz, Mario.”

Elsa öffnete den Sicherheitsgurt, stieg aus und lief ums Auto herum, um gleich darauf die Beifahrertüre zu öffnen. Vom Rücksitz nahm sie noch die Krücken, die sie ihrem Begleiter reichte und diesem anschließend vorsichtig aus dem Auto half.

“Pass auf, dass du dir nicht weh tust”, richtete sie dabei an ihn.

“Danke dir, Elsa.” Mit Hilfe der Krücken bewegte Mario sich ein Stück vom Auto fort, damit Elsa die Türen wieder schließen konnte. Er beobachtete, wie sie zum Kofferraum lief und aus diesem nicht nur seine Tasche sondern auch einen Koffer wuchtete. Das schien ihrer zu sein.

“Kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte er. Er kam sich blöd vor, einfach so dazustehen, während sie sich mit dem Gepäck abmühte. Auf diese Frage sah sie ihn an und zog ihre Augenbrauen hoch.

“Ähm, Mario …”

Da sich ihre Augen nach unten bewegten, folgte er diesen und blieb mit seinem Blick an den Krücken hängen, um die er seine Hände geschlossen hatten.

“Okay … das war wohl eine blöde Frage.”

Ein Kichern entkam ihr und als er zu ihr blickte, machte sein Herz einen Satz. Sie hatte eine Hand vor dem Mund liegen, um das Lachen zu verbergen. Doch das funktionierte nicht. Sie strahlte dennoch diese Freude aus, die ihr wirklich gut stand. Am liebsten würde er sie immer so sehen, ging ihm in diesem Augenblick durch den Kopf. Auch auf seinen Zügen erschien ein Lächeln.

“Na gut, bringen wir dich mal in deine Wohnung”, gab sie von sich und blickte ihn nachdenklich an. “Soll ich dir helfen und deine Tasche und meinen Koffer nachher holen oder …”

“Das bekomme ich schon hin. Es gibt einen Fahrstuhl, mit dem wir in den dritten Stock fahren können. Wir müssen da entlang.” Er hob eine Krücke an und deutete in die Richtung, in die sie mussten.

“Gut, dann einen Moment noch.”

Und schon beobachtete Mario, wie Elsa seine Tasche auf ihren Koffer wuchtete und beide Gepäckstücke so mit sich zog.
 

Ein paar Minuten später standen sie vor Marios Wohnungstüre. Elsa zog den Schlüsselbund aus ihrer Tasche und schloss die Türe auf. Sie ließ dem Bewohner den Vortritt und folgte ihm gleich darauf in den Wohnungsflur. Neugierig ließ sie ihren Blick durch die großzügige Garderobe wandern.

“Elsa, könntest du vielleicht kurz …?”

Ertappt richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf Mario, der sich auf eine kleine Sitzbank gesetzt hatte, die Teil der Garderobe war. Mit einem Finger deutet er auf seinen Fuß, schien sich dabei aber etwas unwohl zu fühlen.

“Oh, ja natürlich, deswegen bin ich doch hier.” Schon kniete Elsa sich vor ihn und zog ihm seinen Turnschuh vom gesunden Fuß. Der andere steckte noch in einer kompliziert aussehenden Schiene.

“Danke dir.”

Sie sah vor ihm auf und lächelte ihn an.

“Wenn du das jetzt bei allem sagst, was ich tue, wird das vermutlich das meist genannte Wort sein, das du in deinem ganzen Leben bisher von dir gegeben hast.”

Er grinste schief. “Ich habe gehört, höflich zu sein ist gut.”

“Das schon.” Wieder entkam ihr ein Kichern und sie richtete sich auf, um ihre eigenen Schuhe auszuziehen und an die Seite zu stellen. In der Zeit deutete Mario auf den Schuhschrank.

“Da drinnen gibt es ein paar Hausschuhe, wenn du schauen willst, ob es ein passendes Paar für dich gibt.”

“Mache ich sofort. Und deine sind …” Elsa ließ ihren Blick suchend durch den Raum gleiten, ehe sie das Gesuchte fand. Sie griff nach beiden Hausschuhen und stoppte, ehe sie den rechten liegen ließ und Mario nur den linken hinstellte. Einer davon reichte für die nächste Zeit aus.

Gleich nachdem er den gesunden Fuß in den Schuh geschoben hatte, stellte sich Mario auf, griff nach den Krücken und humpelte damit voran.

“Ich zeig dir kurz alles, oder?”, fragte er über seine Schulter.

“Ja, gerne.” Seine Mitbewohnerin für die nächsten Wochen folgte ihm und ließ ihren Blick wieder über alles gleiten. Es wirkte nett, einladend und hell. Vom Flur aus kam man in einen großen Raum. Auf der linken Seite befand sich eine offenstehende Schiebetür aus Glas, die in die Küche führte, vor dieser ein Esstisch mit sechs Stühlen. Auf der rechten Seite direkt ein Sofa und diesem gegenüber ein TV Board mit darüber an der Wand angebrachten Fernseher. An der Seite ein paar Bücherregale. Große Fenster ließen viel Licht in den Raum scheinen.

“Ja, also hier sind die Küche, Wohn- und Esszimmer, wie du ja siehst. Und ich sehe, Conny war da.”

“Woran erkennst du das?”

“Da. Die Blumen auf dem Esstisch. Meinst du etwa, dass das dein Bruder war?”

Elsa stockte, ehe sie schmunzelnd den Kopf schüttelte.

“Nein, eindeutig nicht, da hast du recht.”

“Siehst du. Na gut, komm mit, ich zeige dir noch den Rest.” Mario drehte sich herum und verließ das Zimmer wieder. Er steuerte eine weitere Türe an, die alle vom Wohnungsflur aus erreichbar war.

“Hier ist mein Schlafzimmer.”

“Okay.”

Als Elsa keine Anstalten machte, die Türe zu öffnen, blickte Mario sie fragend an.

“Willst du nicht reinschauen?”

Ihre Wangen nahmen einen sanften Rotschimmer an.

“Naja, es ist dein Schlafzimmer und daher …”

“Ich denke, dass du die nächsten Wochen sicherlich auch mal da rein musst. Also von mir aus darfst du reingehen, du musst es auch nicht extra anmelden. Ich habe nichts zu verheimlichen oder zu verstecken.”

Da Mario sie so offen anlächelte, gab sie sich einen Ruck.

“Okay.” Mit einem Handgriff drückte sie die Türklinke hinunter und öffnete so die Türe, um einen neugierigen Blick hinein zu werfen. Ein breites Bett stand an einer Seite, rechts und links davon Nachttische. Nur auf einem davon stand Zeug, so dass klar war, dass das wohl Marios Seite war. Ob auf der anderen Seite schon jemand längere Zeit geschlafen hatte? Als ihr ihr Gedankengang und dazu dieses unangenehme Gefühl, dass alles in ihr einschnürte, bewusst wurde, drehte sie schnell ihren Kopf. Sie wollte darüber gar nicht nachdenken. Mario war, wie auch sie, 25 Jahre alt. Sicherlich hatte hier schon jemand übernachtet. Sie hatte gar keinen Grund, sich darüber Gedanken zu machen, noch dass sie sich damit unwohl fühlte. Es ging sie nichts an, wieviel Frauenbesuch er bereits gehabt hatte. Schnell überblickte sie den Rest des Zimmers. Ein großer Kleiderschrank auf einer Seite, auf der anderen eine Kommode. In der Ecke ein Stuhl, der als Ablage zu dienen schien, wenn sie die darauf liegende Kleidung richtig betrachtete.

“Ich zeige dir noch das Bad und wo du schläfst.” Mario drehte sich herum und humpelte zu der Türe, die am Ende des Flures lag. “Das Bad”, erklärte er, was Elsa aber schon anhand des Schlosses angenommen hatte. Sie warf auch in dieses einen Blick. Relativ groß und modern. Große Dusche, Badewanne, sogar ein Doppelwaschbecken, von dem nur an einem Sachen standen, ähnlich wie im Schlafzimmer.

“Da wäre die Waschmaschine”, meinte Mario und deutete auf die Maschine.

“Gut zu wissen.”

“Handtücher sind da in dem Schrank. Du nimmst dir einfach, was du brauchst, ja?”

Sie nickte. “Werde ich machen.”

“Sehr gut. Dann komm weiter. Hier”, Mario ging zur letzten Türe, die neben der Schlafzimmertüre lag, “das ist mein Arbeitszimmer, aber du kannst für die nächsten Wochen hier schlafen. Ich habe darin ein Schlafsofa stehen, ich hoffe, das genügt. Ansonsten können wir auch tauschen und du schläfst in meinem Bett.”

“Was?” Mit großen Augen starrte Elsa ihn an. “Nein, das machen wir nicht!”

“Aber …”

“Mario, nein. Du bist hier der … ähm … Kranke.”

Er sah sie an, ehe er laut lachte.

“Nenn es ruhig beim Namen. Ich bin der Krüppel.”

Nun konnte auch sie ein Grinsen nicht unterdrücken.

“Ja, so kann man es vermutlich auch sagen. Aber wenigstens nur für hoffentlich kurze Zeit.”

“Das hoffe ich auch, sehr sogar!” Schmunzelnd öffnete Mario die Türe.

Wie auch bisher in allen anderen Räumen, hatten Gregor und Conny auch hier die Fenster gekippt, um frische Luft hereinzulassen. An einer Seite stand das Sofa, dass Elsas Bruder und ihre Schwägerin in spe ausgezogen und bereits mit einem Kopfkissen, Bettdecke und auch einem Matratzenbezug bedacht hatten. Auf dem Schreibtisch, der hier im Zimmer stand, was ja verständlich war, da es sich um Marios Arbeitszimmer handelte, stand, wie im Wohn-Esszimmer, ein schöner Blumenstrauß.

“Da hat Conny sich ja richtig etwas einfallen lassen”, stellte Mario lächelnd fest.

“Das hat sie wirklich. Ich muss ihr nachher noch schreiben.” Mit leuchtenden Augen trat Elsa zu dem Strauß, um ihn sich genau anzusehen.

“Gut, ich würde mich mal aufs Sofa setzen. Komm du an und sieh dich ruhig um. Richte dich so ein, wie es für dich am besten ist.”

Mit einem weiteren Lächeln, drehte Mario sich herum und humpelte zu seinem Wohnzimmer, wo er sich gleich darauf seufzend auf das Sofa niederließ und die Krücken neben sich ablegte. Okay, das hier war anstrengend, aber auch verständlich. Er hatte sich die letzten Tage nicht so viel bewegt wie allein die letzte Stunde, zumindest am Stück. Wenigstens war er einigermaßen trainiert, sodass es nicht allzu anstrengend war, mit den Krücken herumzulaufen. Seine Arme und Schultern waren Belastung gewöhnt. Als er ein Geräusch vernahm, drehte er sich herum.

“Wolltest du nicht noch ankommen?”

Elsa, die ihm gefolgt war, winkte ab.

“Das kann ich nachher noch. Jetzt mache ich erstmal, für was ich da bin.”

“Okay …”

Elsa trat durch die offenstehende Schiebetüre in die Küche, drehte Mario ihren Rücken zu. Er sollte nicht sehen, wie verunsichert sie war. Nun war sie tatsächlich hier, bei ihm. Würde auch noch eine Weile bleiben … Noch war der Gedanke noch nicht ganz so fest in ihrem Kopf verankert, das würde sicher dann kommen, wenn sie sich hier zum schlafen hinlegen würde. Oder schon vorher, wenn sie sich fürs Bett richten würde.

“Willst du etwas zu trinken?”, fragte sie und sah sich suchend um.

“Sehr gerne. Die Gläser sind im Hängeschrank rechts oben.”

Kurz darauf hielt ihm Elsa ein Glas Wasser vors Gesicht.

“Hier.”

“Danke dir.”

“Gerne.” Sie richtete sich auf. “Dann bringe ich mal meinen Koffer ins Arbeitszimmer. “

“Nenne es für die Zeit, wo du hier bist, einfach dein Zimmer.”

Wieder färbten sich Elsas Wangen rot.

“Okay, werde ich machen.”

“Sehr schön.”

Marios Blick folgte Elsa, als diese das Zimmer verließ. Kurz darauf sah sie wieder herein.

“Du, Mario, ich würde einfach gleich Wäschewaschen, ja? Die Sachen vom Krankenhaus. Und hast du noch andere Kleidung zum waschen?”

Kurz fühlte er sich unwohl, dann schimpfte er sich selbst. Das gehörte nunmal dazu. Er nickte. “Ja, du kannst alles in die Waschmaschine werfen, was im Schlafzimmer herumliegt.”

“Gut, dann mache ich das gleich.”

Elsa zog ihren Koffer in ihr Zimmer für die nächsten Wochen und schleppte die Tasche von Mario gleich darauf ins Bad, wo sie ihre Hände rieb. Jetzt würde ihre Aufgabe beginnen, deswegen war sie da. Und damit öffnete sie den Reißverschluss der Reisetasche …



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kyomi
2023-03-02T10:52:04+00:00 02.03.2023 11:52
Hallo Tasha 😊

Marios Frage am Anfang war sehr amüsant 😅😅😅

“Kann ich dir irgendwie helfen?”

Ja, er wollte wohl einfach nur höflich sein 😊

Aber so ist er ja in den meisten Geschichten von dir ❤️❤️❤️

Die beiden werden auf jeden Fall jetzt sehr viel Zeit miteinander verbringen.

Man hat schon das Gefühl, dass noch irgendwas zwischen Mario und Elsa ist.

Elsa macht sich zum Beispiel Gedanken, ob er wohl in den letzten Jahren Frauenbesuch erhalten hat, als sie sein Schlafzimmer sieht.

Das ist doch schon mal ein guter Anfang 😊

Liebe Grüße

Kyomi 😊

Antwort von:  Tasha88
02.03.2023 13:49
Und hier nocheinmal :D

Hach, Mario der Gentleman ;)
so ist er für mich tatsächlich, da hast du ganz recht ^^

Jetzt, wo die beiden so viel Zeit miteinander verbringen, wird auf jeden fall wieder viel aufgewirbelt werden.
die GEdanken über Frauenbesuch sind da sicherlich noch mit die kleinsten ;)

Ich freue mich sehr über all deine Kommis - ich danke dir vielmals dafür *-*
Liebe Grüße :3
Von:  Centranthusalba
2023-02-08T20:16:25+00:00 08.02.2023 21:16
“Kann ich dir irgendwie helfen?”
„Ja klar, Mario. Zuerst trägst du mal unsere beiden schweren Koffer nach oben, dann kommst du wieder runter und parkst das Auto in die enge Parklücke und anschließend tanzen wir beide Stepptanz!“ 😂

Noch weiß ich nicht, was die beiden bei der Situation so richtig empfinden. Vor Allem Mario nicht….
Antwort von:  Tasha88
08.02.2023 21:19
Gentleman der er ist, will er halt helfen ... und bemerkt erst danach, dass das halt gerade nicht geht ...
ich habe gerade überlegt... ich weiß es, aber habe ich das gut rüberbekommen?
sie werden auf jeden Fall noch das ein oder andere "tiefgründigere" Gespräch führen
Antwort von:  Centranthusalba
08.02.2023 22:10
Ich finde, dass Elsa sich etwas sehr mit der Situation „abfindet“. Immerhin zieht sie für ein paar Wochen bei ihm ein! Und wenn ich das richtig sehe, hatten sie wohl eine Weile lang keinen Kontakt. Das ist ja eigentlich eine Situation, wo einem viel durch den Kopf gehen könnte…
Antwort von:  Tasha88
09.02.2023 06:47
Hmm, ich denke da kannst nochmal ins erste bzw zweite Kapitel springen.

Zwar hatten die beiden keinen Kontakt, dazu die Trennung, die von Elsa ausging, aber zumindest von ihrer Seite sind noch Gefühle da. Deshalb lässt sie schlussendlich alles fallen und liegen und zieht auch zu ihm.


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