Underworld von Tomanto (Mal den Teufel an die Wand) ================================================================================ Prolog: Meanwhile in Hell ------------------------- ~Luzifers Sicht~ Vorweg; der Dresscode im Schloss ist einfach: Jede Neue bekommt zu Anfang ein weißes Kurzkleid bis zu den Knien, ohne Ärmel und ein bisschen Ausschnitt. Sie dürfen ihr Outfit nach belieben ändern, aber nur weniger anziehen, nicht mehr dazu nehmen. In der Hölle ist es heiß. Deswegen schneiden sich die meisten ein Stück raus. Oder Rückenfrei. Oder Bauchfrei. Oder machen einen Zweiteiler draus und färben diesen. Mir ist dies alles recht. Ich nehme fast ausschließlich Frauen in mein Schloss auf. Ich kann immer Bedienstete brauchen, und natürlich nehme ich nur die, die es wert sind. Sie kommen freiwillig in mein Schloss, um mir bis in alle Ewigkeit zu dienen und meinen Befehlen zu befolgen, denn sie wollen nur eins: Sicherheit. Die Hölle ist ein grausamer Ort mit einem grausamen Herrscher: Mich. Und wenn diese Mädchen sich mir nicht hingegeben hätten, würden sie versuchen, selbst da draußen klar zu kommen, zumal sie erst einmal eine Unterkunft benötigen. Da draußen zeigt sich eine Realität: Fressen oder gefressen werden. Nur die Härtesten haben die größte Überlebenschance, und selbst wenn sie schon tot sind, gibt es Kreaturen da draußen (inklusive meiner Wenigkeit), die ein Leben komplett auslöschen können. Jede*r Neue hat irgendetwas Sündhaftes angestellt. Meistens kann ich ihnen ihre Taten aus dem Gedächtnis heraussehen, aber bei bereits versprochenen Neuankömmlingen sehe ich dann doch mal in die Akte. Bürokratie ist nicht so mein Ding, aber ich kann nicht ständig Kräfte verschwenden, seien sie noch so schwach eingesetzt. Ich will keine mögliche Erschöpfung riskieren. Da bin ich einfach zu faul für, das gebe ich zu. Jedenfalls, je nach Größe oder Unverzeihlichkeit der Sünde verabreiche ich ihnen ihre Strafe, die sie für immer tragen müssen. Meistens sind es physische Strafen, die Einschränkungen oder Bewegungsschmerzen verursachen. Jedoch möchte ich meine Bediensteten nicht so zurichten, dass sie bei möglichen Kriegen oder Angriffen der Engel dauerhaft kampfunfähig bleiben. »Majestät? Geht es Euch nicht gut?«, fragt Caren, meine Beraterin. Ich hänge Kopfüber von meinem Thron, während ich mich zu Tode langweile. Ich sehe keinen Grund mich anzuziehen, deswegen lungere ich hier nur in Socken mit meinem Lieblingsmuster drauf, meiner lockeren dekorierten Boxershorts, meinem selbstständig zugeknöpften Hemd (ich bessere mich! Mittlerweile knöpfe ich nur noch zwei Knöpfe falsch! Ich als Gott-König hatte das auch nie nötig, dass ich das selbst mache, aber versuchen wollte ich es trotzdem mal) herum und warte auf etwas Spannendes. Etwas nicht so Alltägliches. Ich sollte nicht raus gehen, die Hölle ist ein eigennütziger Ort mit hoher Kriminalitätsrate, Sklavenhandel, Betrugsware und sonstigem Abschaum. Meine Beraterin Caren sorgt sich um mich und möchte ebenfalls nicht, dass ich raus gehe oder Ausflüge tätige. Um ehrlich zu sein, habe ich da auch keine Lust drauf, ich meine... in meinem Schloss gibt es genügend freizügige Dienerinnen, die mir jedem Gehorsam unterstellt und bereit sind, mir jeden Wunsch zu erfüllen, hehehe. Doch mir ist nicht danach. »Alles ist langweilig geworden«, brumme ich monoton, »Nichteinmal Schach kann ich spielen, da hier alle zu blöd dafür zu sein scheinen!« . Ok, den ersten und letzten, der mich darin geschlagen hat, habe ich umgebracht. Deswegen tut hier vielleicht jeder so schlecht... »Und mit Elohim kann ich auch nicht spielen! Dieses doofe Regelbuch (Bibel). "Du sollst Gott nicht herausfordern".. Pah! Wahrscheinlich einfach nur zu feige!« . »K-Kann ich Euch vielleicht irgendetwas bringen?«. Sie stottert schon wieder, ihr Gesicht läuft wieder so komisch an und aus ihren Armen platzen schon wieder vereinzelte Federn heraus. Dieses 'Plouf-Geräusch', das dabei entsteht, finde ich ziemlich witzig. Caren ist eine Harpyie mit großer, runder Brille und ihre Strafe sind Nietenarmbänder mit Stacheln innen und außen. Die Stacheln haben sich schon vor langer Zeit tief in ihr Fleisch gebohrt und das Blut, das ihr die Arme hinunterrann da sie immer ihre Hände vor der Brust faltet, ist schon lange getrocknet. Nach kurzem Überlegen fällt mir etwas ein. »Bringe mir die Kugel. Ich will die Erde sehen!« . »J-Jawohl, Gebieter!«. Sie huscht durch den Thronsaal über den abwechselnd schwarz-weißen Fliesenboden und verschwindet hinter einem der roten Vorhänge, die an den Säulen befestigt sind. Mit der Kugel kann ich wenigstens einen Blick auf die Erde werfen und sehen, was die Menschen dort tun. Leider ist das alles nicht mehr so spannend wie im Mittelalter, wo es noch öffentliche Hinrichtungen gab! Das hat mir immer am meisten Spaß gemacht! Oder die Hexenverbrennungen! Aber leider waren sie so abergläubisch, dass sie sämtliche richtige Hexen und Menschen, die sie für Hexen hielten, verbrannten und Exorzismus betrieben, wenn ich mir den Spaß auch gönnen wollte und mir einen Wirtskörper suchte. Alles vergebens. Damals hatten die Menschen noch einigermaßen die Wahrheit gewusst, andere nur erahnt, und wiederum die meiste Bevölkerung nur geglaubt. Bis jemand alles für Humbuk erklärte und mit Wissenschaft antanzte. Und schon "gab es keine Dämonen mehr", ja nee, ist klar. Caren kommt zurück und bringt mir meine handgroße Kristallkugel. Das Bild schwimmt und zeigt mir leere Straßen an einem Sonntag, einen großen Marktplatz und sonstige Sachen, die mich nicht interessieren. »Naahh, wieder nichts Interessante- Moment!«. Das Bild zeigt mir auf einmal einen jungen Mann. Um die zwanzig oder ein bisschen älter. Besoffen am Spongebob Schwammkopf gucken, seine Albinofledermaus hinter ihm fiepend. »Wen haben wir denn da?«, raune ich in mich hinein. Interessant... Sofort schlage ich die Akte auf, die auf dieses Gebiet zutrifft und finde sofort ein Bild und seine stetig aktualisierenden Daten auf der dritten Seite. Da steht auch schon der Name. "Hans" also... »Komm schon Spongebob!«, nuschelt Hans und verschüttet etwas von seinem Whiskey, »Sandy mag dich doch, das kannst du! Sag es doch einfach! Sag, dass du sie liiiiiiiieeeeeeeeeeeeeebst! «. Er legt sich schon halb auf den Tisch und schläft beinahe ein. Sein Hemd rutscht ihm hoch und seine Mütze verrutscht, als er "Gute Nacht" zu seiner Fledermaus lallt und eine Zeitschrift als Kissen verwendet. »Hihi! « . Ups, hat sich da etwa ein Kichern aus mir raus geschlichen? Naja, egal. »Majestät?«, fragt Caren besorgt. »Er ist perfekt! Naiv, wie es aussieht, devot bestimmt auch, hübsch, und irgendwie... hihi, süß! « . Lüstern lecke ich mir über die Lippen und schnurre wie ein Kätzchen (Dämonen machen manchmal tiefkehlige Geräusche). Ich hoffe, dass Caren meine Anspielungen versteht, sich verneigt und sich direkt um die Angelegenheit kümmert. Doch sie scheint nicht zu begreifen. »Schicke ihn mir her. Und sorge dafür, dass mit ihm nichts geschieht. Ich möchte ihn makellos und unbeschadet. Er soll mir gehören!«. Nun verbeugt sie sich. Kapitel 1: Eine Gondelfahrt ins Grauen! --------------------------------------- ~Hans' Sicht~ »Uhh...! Mein Schädel!«, stöhne ich als ich langsam zu mir komme. Mühsam stemmen sich meine Augenlider gegeneinander. Es ist dunkler als sonst. Komisch... Ich sehe den Himmel gar nicht. Sieht aus wie eine Gesteinskruste... Bin ich in einer großen Höhle? Ich setze mich auf und sehe mich ein wenig genauer um. Ok, ein paar Meter vor mir: ein riesiger zähflüssiger Fluss mit starker Strömung. Er sieht aus wie ein Meer! Darin erkenne ich einige Gestalten und ich schwöre, dass ich aus der Pampe da Geschrei und Gestöhne hören kann! Gebirge, Vulkane und brennende Gebiete erstrecken sich durch diesen seltsamen Ort. Und heiß ist es hier, das ist ja kaum auszuhalten! Mir die schmerzenden Arme reibend setze ich mir meine Lieblingsmütze wieder auf und versuche, mich an letzte Nacht zu erinnern. ???: »Willst du jetzt mitfahren oder nicht?« . Ich schaue auf und sehe eine Gestalt in einer dunkelbraunen, ein wenig geflädderten Kutte und einem Seil als Gürtel stehen. Langes, glattes schwarzes Haar bis zu den Knöcheln, das die Augen bedeckt. In der Hand hält er ein langes Paddel. Er steht vor einer großen Gondel, die ziemlich Metal-mäßig gestaltet ist mit Totenköpfen und einer Öllampe vorne dran. Einer der Totenköpfe hält den Griff der Lampe im Mund fest. Abwartend mustert der Typ mich. Hat er mit mir geredet? »Äh...«. »Was ist? Ja oder nein?« . Er sieht aus wie ein Fährmann. Oder vielleicht sogar DER Fährmann? Es ist weit und breit niemand anderes zu sehen. Wenn er wegfährt, bin ich aufgeschmissen. »Gut, ich fahre mit«. »Vier Drachmen macht das dann«, sagt er und beginnt den Knoten von dem Seil zu lösen, welches an der Anlegestelle festgemacht ist. »Entschuldigen Sie, aber... Können Sie mir sagen, wo ich hier bin?«. Der seltsame Kerl horcht auf. »Oh! Ein Neuankömmling also! Dann ist die erste Überfahrt natürlich kostenlos« . Nun lächelt der Fremde. Vorsichtig bewege ich mich auf ihn und sein hölzernes Gefährt zu, welches aussieht, als sei es hundert Jahre alt. »Charon, mein Name«, stellt er sich vor und umschließt fest das Paddel. »Hans«, murmele ich ihm zur Antwort. Die Stirn runzelnd schaue ich mir die alte Gondel und den zwielichtigen Fluss an, über den wir fahren sollen. Ob der Typ mir wirklich hier raushelfen kann? Naja, ich weiß nicht... Der Fremde schwenkt das Paddel langsam über die Sitzbänke. »Tritt ein!«. Sein Tonfall ist nun geheimnisvoll und ein wenig düster. Nach einem Schlucken setze ich mich in die Gondel und warte einfach ab. So schlimm kann es doch nicht werden. Ich meine ein Grinsen in seinem Gesicht gesehen zu haben. »Und? Warum bist du tot?«, fragt er interessiert in dem Versuch, auflockernde Konversation zu betreiben. »Tot?«, frage ich und lasse dabei geistesabwesend eine Hand aus der Gondel baumeln, die im Fahrtempo Linien über die Wasseroberfläche zieht. »Das würde ich lieber lassen, wenn ich du wäre. Wir sind hier auf dem Fluss Archeron. Noch dazu kreuzen wir uns gerade mit dem Styx. Da drinnen befinden sich sehr viele Seelen, Gewürm, Krabbeltiere, scharfkantige Eisstücke und sogar Meerjungfrauen«. Archeron? Styx? »Meerjungfrauen?«, frage ich und behalte vorsichtshalber meine Finger bei mir, »Also ich glaube nicht, dass solche schönen Geschöpfe in einem so verseuchten Fluss wohnen« . »Schön?«, fragt er verständnislos, »Naja, wem's gefällt... Also ich stehe eher nicht auf monströse, ausgedürrte, schleimige Viecher, die mich ertränken- und mir die Haut abziehen wollen! Aber hey, jedem das Seine, nicht wahr?« . Na toll, wenn Meerjungfrauen in dieser Gegend wirklich so sind, dann hat mir dieser Kerl gerade 'Arielle die kleine Meerjungfrau' versaut! Die nächsten paar Minuten verbringen wir schweigend. Mir ist es schon ein wenig unheimlich hier. An dem Paddel des Fährmanns krabbelt soeben ein Käfer hinauf. Dies bemerkt er und nimmt ihn in die Hand. Ziemlich großer Käfer. Was macht er denn jetzt? Als ich ihn fragen wollte, hat er sich den Käfer in den Mund geworfen und kaut nun darauf herum! Das ist wohl das Ekelerregenste, was ich jemals gesehen habe! Und auch noch dieses aufplatzende Geräusch, ich glaube, ich muss mich... - ! Und schon übergebe ich mich. Alles landet im Styx und noch dazu auf dem Kopf einer vorbeischwimmenden Seele, die sich gerade bei mir beschwert. »Hey! Igitt, was habe ich dir denn getan?!«, heult diese. »T-Tut mir leid!« . Ich stottere manchmal, wenn ich Angst habe, das ist eben so. Ich setze mich wieder auf und rutsche so weit wie möglich von den Außenkanten weg. Alles ist so verwirrend! Ich will nur noch nach Hause! »Na das wird ja immer besser!« (Sarkasmus). Der Fährmann dreht sich zu mir um und grinst komisch. »Also ich muss schon sagen, solche Leute wie dich sieht man selten«. »Wie meinen Sie das?«. »Nunja. Ein hübsches Kerlchen. Groß genug, unbeschadet, naiv und erst ganz frisch angekommen. Und ganz ehrlich?«, Nun geht er auf mich zu und rückt mir regelrecht auf die Pelle, »Mir gefällt dein Humor. Du... gefällst mir!« . Obwohl ich ihm glasklar deutlich mache, dass mir die Sache hier sehr unangenehm ist, kratzt er mir sachte mit seinen sehr langen, schwarzen (lackierten?) Fingernägeln übers Gesicht und grinst, sodass ich seine scharfen Zähne sehen kann. Was immer er ist, es ist nicht menschlich! »Was wollen Sie von mir?!« . Sein Grinsen versiegt und er kauert sich ganz plötzlich in die andere Ecke der Gondel, die durch die ruckartige Bewegung ins Schwanken geriet. »Was ist denn das?!?«, ruft er aus und zeigt auf die Stelle, die er angestarrt hat. An mir. Ich schaue verwirrt an mir herunter. Unter meinem Hemdkragen findet sich auch der Übeltäter. Simon, meine Albinofledermaus, mein treuer Kumpel! Vorsichtig streichle ich seinen kleinen Kopf. »Ach, da bist du ja, Simon!« . Der hat diesem Kerl wohl einen gehörigen Schrecken eingejagt. So wie es aussieht muss ich Simon danken, dass er ihn mir vom Hals geschafft hat. Aber immerhin sind wir noch auf offenem Wasser, also sollte er sich wohl besser schnell wieder beruhigen. Ich wende mich dem merkwürdigen Mann wieder zu, der offensichtlich den Schreck seines Lebens bekommen hat. »Das ist nur Simon, meine Fledermaus. Er ist mir eines Tages zugeflogen und wollte nicht mehr weg von mir. Ich habe ihn aufgenommen und mich um ihn gekümmert. Da hat er sich anscheinend so wohl bei mir gefühlt, dass er immer und überall bei mir sein wollte«. Der Fährmann bewegt sein Gesicht zu mir hoch, richtet dann seine Aufmerksamkeit auf Simon, um sie dann wieder mir zu widmen. Dann stürzt er sich erneut auf mich. Diesmal halte ich ihn aber mit meinem Fuß auf Abstand. »DU BIST SO SÜß!!! Ich will dich knuddeln! Ach was! Komm her, lass dich knutschen!!«. »NEIN!«. Die Rückseite der Gondel stößt an etwas an. Und zwar an die andere Seite, sozusagen das Festland. »Wir sind da, Fährmann!«, rufe ich genervt und rapple mich auf. »Och nööö!«. Kapitel 2: Erste Begegnung -------------------------- ~ Hans' Sicht ~ Da stehe ich nun, endlich auf der anderen Seite, raus aus dieser Gondel und endlich weg von diesem komischen Typen. Neben mir eine an einem Pfahl befestigte Glocke, die man anscheinend leuten muss, um den Fährmann zu rufen. Der Fährmann selbst löst das Seil, welches er an der Gondel befestigen musste, damit ich sicher aussteigen konnte. »Tschüssi! « , ruft dieser mir zu und winkt übertrieben und leicht rot im Gesicht. In mir staut sich Ekel auf und ich drehe mich so schnell es geht um. Bloß weg von hier! »Simon, du hättest dabei sein sollen! Das war ja widerlich! Er hat einen Käfer gegessen!« , teile ich meiner Fledermaus meine Gedanken mit. Simon fiept mir nur bestätigend zu. »Und wohin jetzt?« . Ich schaue mich um. Mann.. Niemand weit und breit. So schließe ich meinen Entschluss: »Also, wenn wir wirklich tot sind, wie dieser Irre gesagt hat, dann müssten wir hier - der Gegend nach zu urteilen - in der Unterwelt sein! Also da wäre eine dicke Erd-Decke, die von vereinzelten, riesigen Steinsäulen festgehalten wird. Brennende Gebiete, der Styx, dieser Fährmann, gequälte Schreie sind zu hören und hier ist es unerträglich heiß! Hast du gehört, Simon? Wir sind hier in der Hölle, der Unterwelt, im Hades, Agartha, Gehenna!« . Simon knabbert mir derweil an der Mütze herum. Stimmt, er hat sicher Hunger. »Das bedeutet wohl, dass wir hier den Obermacker finden müssen, der hier anscheinend alles kontrolliert. Vielleicht weiß der ja, warum wir hier sind« . Unentschlossen wandere ich durch eine tunnelartige Felsformation, die den Weg einrahmt. Der Tunnel endet gleich dort hinten. Ich nähere mich dem Licht, welches ich am Ende des Tunnels erkennen kann. Das ist also mit „Gehe nicht ins Licht!" gemeint! Schon lache ich leicht über diesen Gedanken. Ich trete ins Licht und muss mir instinktiv die Hand vor die Augen halten, wegen des extremen Helligkeitsunterschieds. Vor mir erstreckt sich ein weites Tal mit riesigen Kratern am Horizont. Aktive Vulkane, wie es aussieht. Überall brennt es und ich höre gequälte Schreie von gefolterten Menschen, oder dem, was sie einmal waren. Gequält halte ich mir die Ohren zu und gehe weiter. Alles hier erfüllt mich mit Schrecken. Ich gehe an einer steinernen Wand entlang, in die Foltermethoden detailliert eingemeißelt sind. Was für eine Einöde hier. Ich sehe kaum jemanden. Plötzlich höre ich laute Kaugeräusche von rechts und drehe mich dementsprechend hin. Was ist das denn?!? Eine Kreatur, die aussieht wie eine misslungene Version einer Kreuzung zwischen Medusa und einer - nach der Beschreibung des Fährmanns - Meerjungfrau. Es ist ein anscheinend weibliches Wesen, was man an den langen Schlangen als Haar und an dem schuppigen Oberkörper erkennen kann. Der komplette Unterleib erstreckt sich in einem langen Schlangenkörper. Große, blutige, klauenartige Hände mit scharfen Nägeln und schwarze Augen mit grüner Iris und weißen Pupillen stechen in ihrer Erscheinung heraus. Die Gestalt beugt sich über einen blutigen, glibberigen Hackfleischhaufen, der wohl mal eine Leiche war. Und es stinkt. Es stinkt entsetzlich nach Verwesung. Nicht nur dieses Vieh, sondern auch andere Tiere wie Maden und Käfer laben sich an dem nicht mehr ganz frischen Fleisch des Etwas, was dort tot vor ihr liegt. Nun schaut die seltsame Kreatur auf und mir direkt ins Gesicht. Sie gibt ein drohendes Knurren von sich und schreit ein Mal auf, sodass ich ihre blut- und gedärmbeschmierten, stachelförmigen Zähne sehen kann. Oh nein, mir kommt was hoch! Der Geruch verschlimmert alles noch! Ich schaffe es noch, mein Essen im Magen zu behalten und gehe einfach weiter, bevor mich das Ding auch noch anfällt und ich so ende wie das traurige Ding, an dem es sich bedient. Abrupt endet die steinerne Wand. Neugierig spähe an der Mauer vorbei und staune nicht schlecht! Nicht weit von hier steht ein gigantisches Schloss, davor eine stadtähnliche Ansammlung an Häusern, Zelten und Wesen, die dort herumlaufen. Gibt es etwas umsonst oder warum ist da so eine Volksversammlung? Naja egal. Ich sollte mich mal in diesem Schloss umsehen, das scheint wichtig zu sein. »Was meinst du, Simon? Sollen wir da mal reingehen?« , grinse ich meine Fledermaus an, die sich gerade auf meiner Schulter eingekuschelt hatte. Dieser fiept nur ängstlich. »Ach, das wird schon! Komm, gehen wir« . Simon springt von meiner Schulter und fliegt nun neben mir her. Nachdem ich von dem steinigen Abhang steige, mache ich mich auf in Richtung Stadt. Mich umsehend schlendere ich an einer Kohlefabrik vorbei. Die Zelte und Häuser bilden einen langen Basar mit Ständen, Schauplätzen und kleinen Gassen, in die ich mich niemals reintrauen würde. Denn die Leute sehen allesamt zwielichtig aus. Ziemlich viel Trubel hier! Eingeschüchtert laufe ich an Kreaturen vorbei, für die es sich lohnen würde das Militär zu rufen, wenn man diese in seiner Wohnung finden würde. Einige sehen mich gierig an. Das lässt mich noch mehr in den Kragen meines Hemdes sinken. Ich fühle mich wie die Hauptspeise des Abends. Komm schon, ich muss selbstbewusst aussehen, sonst verspeisen die mich noch! Also baue ich mich auf und gehe mit großen Hoffnungen voran, während ich versuche, die ganzen seltsamen Gestalten in ihren Geschäften und auf den Straßen zu ignorieren. Es scheint zu funktionieren. Je weiter ich gehe, desto mehr löst sich die Ansammlung auf und auch Häuser oder Hausreste fangen an sich von der Gegend fern zu halten, auf die ich zugehe. Merkwürdig. Vielleicht betrete ich bereits das Grundstück des Schlossbesitzers? Das ist gut, ich bin nah dran. Da hinten ist eine große Steintreppe, die den Berg hinauf zum Haupteingang führt. Mit einem eingeschüchterten Schlucken mache ich mich auf, die Treppe hinaufzusteigen. Was mich wohl oben erwartet? Ob der Besitzer dieses Schlosses mir wirklich helfen kann? Schritt für Schritt, Stufe für Stufe packt mich die Nervosität fester am Hals und schnürt mir die Kehle zu. Und auch ein wenig Angst ist dabei. Ich kann Simon verstehen, etwas unheimlich ist dieses Schloss wohl doch. Es ist ein dunkles Gemäuer mit hohen Türmen. An den Fenstern dunkelrote Vorhänge und dunkel aussehende Räume. Leicht beleuchtet mit Kerzenschein. »Wow...« , flüstere ich vor mich hin während ich nach oben starre. »Erstaunlich nicht wahr?« , ertönt auf einmal eine Stimme direkt vor mir. Ruckartig schaue ich geradeaus und erblicke auch dessen Ursprung. Ein zwei Meter großes, lebendiges Skelett mit Rüstung und einem Speer steht mir zwei Meter entfernt gegenüber vor einer riesigen Holztür, nein ein Holztor, in das große Muster und Szenen einer Schlacht eingearbeitet sind. Gestärkt mit Eisen sieht dieses Tor undurchdringbar aus. Ein Trojanisches Pferd hätte da locker durchgepasst! »Äh, hi! Sagen Sie mal, wissen Sie wo ich bin und warum ich hier gelandet bin?« , frage ich höflich und versuche, die Gedanken an Tod und Hölle zu verdrängen und nach einer anderen Lösung zu suchen. Einer besseren Lösung. Ein Albtraum, oder so. »Na, in der Hölle, Kleiner! Wo denn sonst?« , na super, »Aber um den Grund deines Todes zu erfahren musst du jemand anderen fragen, nicht mich. Ich bin nur die Tageswache und mein Kollege ist eben kurz weg. Aber ich glaube nicht, dass der was weiß« , antwortet es mir freundlich und ein wenig wie ein Polizistenpraktikant, der sich ratlos am Kopf kratzt. »Oh, na dann. Danke für die Auskunft!« , bedanke ich mich bei dem Skelett und versuche mit der Situation klarzukommen. »Frag' doch mal Seine Majestät. Kannst reingehen, ich habe sowieso Schichtende!« , sagt er und lässt seinen Speer zwei mal auf eine silberne Beschichtung des Bodens auftippen. Eine runde Öffnung zeigt sich. Das Skelett lässt seinen Speergriff darin einrasten und dreht ihn ein Mal um sich selbst. Das Tor entriegelt sich und die beiden Türen, die zusammen das Tor formen, fahren mit einem lauten und tiefen Knarren auseinander. Staunend trete ich in die große Empfangshalle. »Wow!« , flüstere ich erneut in mich hinein und sehe mich im ganzen Saal um. Vor mir ein langer roter Teppich auf dem Fliesenboden, der aussieht wie ein Schachbrett mit den abwechselnd weißen und schwarzen Fliesen. Am Ende des roten Teppichs ist eine Reihe von Stufen ohne Geländer, die zu einem höhergelegenen Thron führen. Dieser ist aus edlem, schwarzen Holz gefertigt und der Sitz sowie die Lehne und die Armlehnen sind mit purpurnem Samt gepolstert. Links und rechts vom Thron stehen zwei Säulen mit schalenförmigen Ölbehältern, die bläuliche Flammen tragen. Hinter dem Thron befindet sich anscheinend kontrolliertes Höllenfeuer, welches auch die Treppenstufen einrahmt. Links und rechts von den Treppen türmen sich Totenschädel und Reichtümer. Von beidem gleich viel. Unzählige Goldmünzen, die schon zu Bergen gestapelt liegen; Gold- und Platinbarren; Juwelen; vergoldete Statuen, Scheine und sonst noch so Zeug. Der Saal ist im Großen und Ganzen rechteckig. Die längeren Seiten sind mit jeweils zehn Säulen gut ausgebaut. Der ganze Saal scheint eingegrenzt, da die Vorhänge, die an den Säulen befestigt sind, alle aufgeschnürt worden und zusammengezogen sind. Auch diese Vorhänge sind dunkelrot und an der Unterseite gelblich-golden. Undurchsichtig und dick, scheint wohl ebenfalls Samt zu sein. Plötzlich höre ich eine Tür zuknallen und jemand tritt durch den Vorhang. Es ist ein Mann in lockeren Boxershorts mit bunten, niedlichen Schweinchen drauf; einem falsch zugeknöpften weißen Hemd, wo die Ärmel abgerissen wurden und welches nun aussieht wie ein T-Shirt. Die Ärmelenden und die Manschettenknöpfe hat er aber drangelassen und trägt sie nun als so eine Art Armband am Handgelenk. Die Füße sind nur mit Socken bekleidet, ebenfalls mit einem seltsamen Muster. Auf dem einen Socken steht „Kiss" und auf dem anderen „My" drauf. Verstehe, also „Kiss My Feet"! Finde ich witzig. Der Mann hat glattes, schwarzes Haar, welches sein rechtes Auge verdeckt und ihm bis zur Mitte des Halses reicht. Links und rechts am Kopf (schon fast Hinterkopf) geringelte Hörner. Er ist in Begleitung einer Schlangenfrau, die neben ihm her über den blitzblank polierten Boden schlängelt. Ich konnte seine scharfen Reißzähne sehen, da er gerade einen Angestellten anschreit, der ihnen mit Klemmbrett unterm Arm hinterher kommt. »Wie oft denn noch?!« , ruft der Mann mit dem schwarzen Haar und den Hörnern. Er hat eine normale Stimme. Aber er schreit, und da werden Stimmen mal gerne eine Oktave höher. Vielleicht auch zwei. »Aber Chef, wir -«. »Das ist mir egal! ICH HABE KEINE LUST, STÄNDIG DIESE BLÖDEN TREPPEN HINAUFSTEIGEN ZU MÜSSEN!! KAPIERT?!« . Der Angestellte zuckt zusammen, genau wie ich. Dieses Geschrei kann auch ich nicht ab. »J-Jawohl, Eure Majestät!« . Nun verbeugt sich der Angestellte und stellt sich an den Rand des Vorhangs. Majestät? Der da? Sieht mir eher wie ein Hippie aus, aber ganz bestimmt nicht ungepflegt. Er scheint mich nicht zu bemerken während er an mir vorbei geht und ich seinen wohlriechenden Duft einatmen kann. Sein Haar fliegt nur so im Rhythmus seiner Bewegungen. Es ist bestimmt sehr weich! »Ähm... Entschuldigung?« , wage ich eingeschüchtert seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Nun bemerkt er mich. Er sieht etwas überrascht aus und mustert mich von oben bis unten. Mich durchfährt gerade eine Gänsehaut! Er blickt sich im Raum um und zeigt auf mich. »Wer hat den hier reingelassen?«. Die Schlangenfrau, die ihm nur ungefähr zur Hüfte ragt, zischt etwas auf ihrer Sprache. Er beugt sich zu ihr herunter. »Wie war das, meine Schöne?«. »Assssstrrrah..!«. »Peet?«, fragt er und richtet sich wieder auf. Unbeeindruckt ruft er in den Raum: »Wer auch immer Peet ist, bringt ihn um!«. »Aber Herr! Dann landet er doch sowieso wieder hier!«, sagt der Angestellte. »Ach jaaa...«. »Entschuldigen Sie bitte?«, versuche ich erneut, »Wissen Sie vielleicht, wie ich hier wieder weg komme und wieso ich überhaupt hier bin? Es wäre wirklich -« . Sein Blick schien einen Moment lang so, als hätte er etwas bemerkt. »Wie SÜÜÜÜß!!! «, ruft er aus. Wie bitte? Süß? Jetzt stürzt er mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Oh nein... Instinktiv halte ich mir meine Hände schützend vors Gesicht. »Ist der süß!! Ist das deiner?« , fragt er auf einmal. Verdutzt öffne ich die Augen und nehme meine Hände runter. Der seltsame Typ steht vor mir und hält Simon, meine Fledermaus, in beiden Händen. Dieser kuschelt sich in seine Faust und leckt seine Finger ab. Der Kerl, sichtlich begeistert von Simon, lächelt ihn mit großen Augen an. »Entschuldigen Sie, aber wissen sie, wieso ich hier in der Hölle bin? Mein Name ist - « . »Ich schaue mal in meine Akte, Hans« , unterbricht er mich erneut und lässt Simon in meine offene Hand fallen. Dann schnipst er mit den Fingern und sofort machen sich die übrigen Gestalten im Raum aus dem Staub. Simon sieht irgendwie aus, als hätte er in Katzenminze gebadet, wenn er eine Katze wäre. Er rollt sich in meiner Hand hin und her... Woher kennt der meinen Namen? Bin ich wirklich nur ein weiterer Toter? Der Kerl scheint sich jedenfalls wieder wegen der Stufen aufzuregen, steigt sie dennoch widerwillig bis zu seinem Thron hinauf. Darauf liegt ein Klemmbrett. Er setzt sich mit Schwung und fängt an, gespielt zu suchen. Er kennt meinen Namen, also muss er mich doch schon erwartet haben, oder? Nenn' mich Sherlock! »Mal sehen, was du alles angestellt hast...«, fängt er an und liest aufmerksam die Akte durch. Nun prustet er los und kichert tief. Was gibt es denn da zu lachen? »So, Hänschenklein... Du hast dich ernsthaft schon zwei Mal ins Koma gesoffen?« . »Ja...« , antworte ich beschämt, da er mich allem Anschein nach auslacht. »Respekt« . Ich schaue auf. Ehrlich? Naja, ich weiß, wie man feiert. Das sehe ich mal als Kompliment. »Aber dadurch allein kommt man nicht so leichtfertig in die Hölle. Noch dazu hast du einer armen Seele in ihrer ewigen Verdammnis auf den Kopf gekotzt!«. Das war's mit dem Kompliment. »Das war doch nicht meine Schuld!« , verteidige ich mich selbst. Simon fiept nur beschuldigend. »Ach? Dann kannst du mir sicher verraten, wieso du dich sturzbetrunken in eine Kirche begeben- und den Beichtstuhl, statt für deine Sünden Buße zu zeigen, als Toilette benutzt hast, hm? Und du hast dabei „Highway to Hell" gesungen, das war amüsant!« , weckt er meine Erinnerungen und lacht mit seiner tiefen Stimme in sich hinein. Ups! Mir steigt die Röte ins Gesicht. Obwohl ich noch nichts von der Hölle wusste, habe ich über sie gesungen. Das ist ja genauso, als wenn man etwas halbwegs kann, man dann einen trifft, der es besser kann, und man dann nicht den Mut hat, es diesem vorzumachen, weil man nichts falsch machen will. So fühle ich mich gerade, aus irgendeinem Grund. »Und da du mir so gut gefallen hast, habe ich mir eine „kleine Sünde" erlaubt, hehehe...« . Jetzt verstehe ich! »DU hast mich umgebracht?!!« , brülle ich fassungslos in seine Richtung. »Hihi! Ich doch nicht! « , kichert er und hält sich eine Hand halb vor den Mund, »Ich habe jemanden angeheuert, den du vielleicht kennst« . »Angela...« , überlege ich mit einem Seufzen. »Wer ist Angela? Ich rede von meinem Bruder!« . »Oh! Und wer... ist dein Bruder?« , frage ich beschämt. »Schon mal was von Tod gehört? Den Sensenmann?« . Ich nicke. Das hätte ich jetzt mal so gar nicht gewusst! »Und was...« , frage ich ein wenig misstrauisch, »...willst du von mir?« . Erneut mustert er mich, fährt sich langsam mit der Zunge über die Lippen. »Für dich lässt sich ganz schnell eine Aufgabe finden. Mein leckeres, kleines, neues Spielzeug...!« . Kapitel 3: Das Siegel --------------------- Wie angewurzelt stehe ich vor den Stufen und weiß nicht, was ich davon halten soll, geschweigedenn, was der Typ meint. Immer noch verwirrt lasse ich ihn nicht aus den Augen, während er die Stufen zu mir heruntersteigt. »Zuerst machen wir ein kleines Ritual« , meint er auf einmal. »Was denn für ein Ritual? Irgendein Zeichen auf den Boden schmieren und Geister beschwören?« . »Pff.. Was glaubst du, woher diese Geister kommen? Nein. Das hier ist eine Sache zwischen dir und mir!« , erzählt er mir und schaut mich ernst an. Jetzt kann ich seine Augen erst richtig erkennen. Seine Augenfarbe ist rot und seine Pupille sieht aus wie ein umgedrehtes Kreuz. Solche Augen habe ich noch nie gesehen! Sie haben so eine hypnotische Ausstrahlung. Mit seinen blassen Händen packt er meine Ärmel und sieht mich abwartend an. Unsicher gebe ich von mir: »Ich soll einen Pakt mit dem Teufel eingehen?« . »Du sollst? Hehehe, ich zwinge dich dazu!« , antwortet er mir und zieht mich die Treppenstufen hinauf. »Hey, was -« , schon wirft er meinen Arm nach vorne und ich lande unsanft mit dem Hintern auf seinem Thron. Meine Mütze verrutscht und ein paar Strähnen fallen in mein Gesicht. Der Typ steht vor mir und sieht mit einem Grinsen auf mich herab. Mit unangenehmen Gefühlen sinke ich ein wenig ein. »Zieh' dein Hemd hoch!« , befiehlt er mir. »Was?!« , frage ich panisch. Nichteinmal Simon versucht etwas dagegen zu unternehmen. Sein Instinkt scheint es ihm zu verbieten. »Ich sagte...« , fängt er erneut an und stützt seine Hände auf die Armlehnen des Throns. Mit dem makellosen Gesicht drängt er mich weiter nach hinten. Sein Gesichtsausdruck wurde ernster. »... zieh dein Hemd hoch!« . »Schon gut!« , antworte ich und denke mir im Nachhinein: Wenn's nicht meine Hose ist... Während ich mein Polohemd hochschiebe schmiert sich der umgedreht auf meinem Schoß sitzende Dämon etwas Zähes auf die Finger. Sieht aus wie Farbe, aber ich glaube nicht, dass das in irgendeiner Art Farbe darstellen soll. »Ähm... Was ist das?« , frage ich nervös. Mit einer hochgeschobenen Augenbraue fragt er zurück: »Und das willst du wirklich wissen?« . »Lieber nicht...« . Er fängt an, die seltsame Schmiere auf meinem flachen Bauch zu verteilen. Es fühlt sich an wie das Auftragen einer Salbe. Dabei grinst er hämisch. »Und nun die nie erlöschenden Flammen der Hölle!« , präsentiert er und erzeugt blaue Flammen aus seiner Handfläche, die er auf meinen Bauch drückt. Meine Haut verbrennt sofort! Wie am Spieß schreie ich meinen Schmerz aus! Das tut weh! Das tut so sehr weh!! Ich versuche mich freizukämpfen und beiße mir die Zähne zusammen. Doch der Dämon hält mich fest. »DAS TUT WEH!!« , klage ich und schreie ihn richtig an. Er lacht nur genüsslich. »Soll es auch! Was hast du erwartet?! Du bist echt zu niedlich!« . Er beugt sich zu mir runter und spricht leise in mein Ohr: »Los, schreie noch lauter! Belustige mich noch mehr!« . »Lass mich, bitte!« , stöhne ich über den Schmerz hinweg und mir kullern schon einzelne Tränen über die Wangen. Ich will unter dem gequälten Stöhnen schon zum zweiten Schrei ansetzen und verkrampfe mich. Aber ich unterdrücke meinen Schrei so gut ich kann. »Wohl doch nicht, was?«, meint er und schüttelt den Kopf, »Sowas! Bei so jemandem wie dir brauche ich wohl eine andere Herangehensweise«. Durch mein Verkrampfen fühlen sich meine Bauchmuskeln an, als würde man mich mit einem heißen Eisen verprügeln. Mein Körper zuckt heftig zusammen. »Shhh, shhh! Hans, ganz ruhig.« , zischt er leise und legt meinen Kopf auf seiner Brust ab. Ich vergrabe mein Gesicht tief in seinen wohlriechenden, weichen Klamotten und kralle mich mit den Händen an seinem Rücken fest. »Verkrampfe dich nicht so, sonst wird der Schmerz schlimmer. Beruhige dich« . Schwer versuche ich wieder normal zu atmen und lockere meinen Griff etwas. Ich höre seinen Herzschlag, der auch etwas beruhigend auf mich wirkt. Derweil versuche ich an etwas anderes zu denken, um den Schmerz schneller loszuwerden. Er ist also wirklich der Teufel, der Herrscher der Hölle. Ich war nie sehr gläubig, aber nun bin ich hier in der Hölle und in den Armen des Teufels. Des Bösen persönlich. Hat er nicht einen Namen? Nein, er hat viele Namen, ich kenne ein paar. Aber welcher davon ist der Richtige? Ich traue mich nicht, ihn zu fragen. Vielleicht stimmt auch keiner. Er steigt von mir und vom Thron runter. »Du kannst dich jetzt wieder hinstellen. Der Schmerz vergeht erst später, sehr ungünstig, da du sitzt« . Ich hatte kaum gemerkt, dass es vorbei ist. Vorsichtig richte ich mich auf und - Autsch! Ein starkes Ziehen durchfährt meinen Körper. »Keine Sorge, das war magisches Feuer, die Brandwunde und die Schmerzen sind morgen wieder verschwunden« . Na klasse, und was nun? Mit diesen Schmerzen werde ich da draußen in der Hölle nicht überleben. Ich bin auf einmal so müde, wie spät ist es denn? »Hast du zufällig ein Zimmer frei?« . Der Teufel dreht sich um und ruft nach jemandem. »Caren! Bringe diesen Sterblichen auf sein Zimmer!« . Da steht auf einmal ein Mädchen an der Treppe mit blondem, taillienlangem Haar und großer Brille. Sie verbeugt sich und sagt: »Jawohl, Eure Majestät« . »Sag mal, was war das für ein Ritual?« , frage ich ihn nachdenklich und Simon fliegt fiepend auf mich zu. Er ist anscheinend besorgt gewesen. »Das sage ich dir später. Jetzt gehst du erstmal mit Caren mit« . »Ich denke nicht, dass ich schon die Treppe runter gehen kann, alles tut noch weh« , klage ich. »Hm, ich könnte dich da auch einfach runter treten...« , meint er während er sich einen Zeigefinger demonstrativ ans Kinn hält und nachdenklich an die Decke schaut. »Nee, lass mal. Ich laufe!« , winke ich ab und werfe beim Runtergehen ebenfalls einen Blick auf die hohe Decke. Dort erstreckt sich ein langes Ölgemälde von einer großen Schlacht zwischen Engeln und Dämonen. »Bitte hier entlang« , bittet mich das Mädchen und zeigt mir den Weg. Zum Glück geht sie voraus, ansonsten würde ich mich in diesem riesigen Schloss 20 Mal verlaufen! »Kannst du mir sagen, ob - ?«. »Shhh!« , zischt sie mir kurz und leise zu. Wie es aussieht soll ich keinen Ton von mir geben. Ohne ein Wort öffnet sie den Vorhang und geht durch, ohne ihn mir aufzuhalten. Wie unfreundlich. Aber ohne zu meckern gehe ich auch durch. Sie geht zu einer Tür. Ich folge ihr und wage erneut einen Gesprächsanlauf: »Caren heißt du?« . »Und du?« , fragt sie hinterher. »Ich bin Hans, freut mich dich kennenzulernen!« , antworte ich und strecke ihr die rechte Hand entgegen, zucke aber wegen der Schmerzen zusammen. »Das hier ist das Bad. Mach' dich frisch und wenn du fertig bist, zeige ich dir dein Zimmer« , sagt sie dazu und öffnet die Tür für mich. Etwas betrübt nehme ich die Hand runter und gehe ins Bad. Das Badezimmer ist sehr groß und schön eingerichtet. Eigentlich wie jedes andere Badezimmer auch, jetzt nichts komplett Luxuriöses aber trotzdem sehr schön, geräumig und hat sonst auch alles. Simon fliegt ein bisschen im großen Raum herum, während ich mich zum Waschbecken begebe, über dem ein Spiegel hängt. Ich drehe den Wasserhahn auf und fülle meine beiden Hände mit Wasser, um mir damit das Gesicht zu waschen und danach in den Spiegel zu gucken. Ich sehe ja wirklich ein wenig müde aus. Simon fiept mich an. Ich gehe lieber noch nicht duschen, die Verbrennung schmerzt sowieso zu sehr, da sollte ich mich nicht so viel bewegen. »Komm, Simon« , rufe ich ihn. Simon fliegt langsam hinter mir her während ich die Badezimmertür öffne und aus dem Raum trete. Dort wartet Caren schon. Sie lehnt an der Wand und sieht verträumt aus. Ihre gelb-grünen Augen funkeln. Nach einem tiefen Seufzer wendet sie sich mir zu: »Hier entlang« . Wieder geht sie voraus. »An was hast du gedacht?« . »An gar nichts. Du bist ziemlich neugierig, was?« , fragt sie mich und lächelt mich über die Schulter hinweg an. Sie wirkt etwas ernst, sieht aber mit diesem Lächeln nett aus. »Vielleicht ein bisschen?« . Wir gehen einen langen Gang entlang mit Gemälden an der rechten Wand und Türen zu unserer Linken. Auf einmal bleibt Caren an einer Tür stehen und wendet sich an mich: »Das ist das Gästezimmer und erst einmal deins. Du wirst vielleicht nicht oft hier sein. Den Grund erfährst du bald« , verabschiedet sie sich und geht. Wie bestellt und nicht abgeholt stehe ich vor der Tür. »Soll ich da wirklich reingehen, was meinst du, Simon?« . Meine erschöpfte Fledermaus schläft bereits, an meinem Ohrtunnel hängend. »Na dann...« . Ich öffne die Tür und finde mich in einem mit Teppichboden ausgelegten, weiten Raum wieder. Vor mir ein großes Bett, daneben ein Nachttisch und ein verzierter, beweglicher Spiegel mitten im Raum. Ein großer Kleiderschrank und noch derartiges, was in ein Zimmer gehört. Als ich die Tür hinter mir schließe, kommt mir etwas in den Sinn. Lieber abschließen, sicher ist sicher. Also drehe ich den Schlüssel im Schloss um. Und ja, ich fühle mich wirklich sicherer. Müde schlurfe ich zum Bett mit dem satanistischen Bettbezug. Erschöpft lege ich mich vorsichtig aufs Bett, um Simon nicht aufzuwecken. Ich schlafe immer auf dem Rücken und bewege mich kaum im Schlaf. Simon ist an manchen Tagen tagaktiv und geht manchmal zur selben Zeit ins Bett wie ich, wie man sieht. Ich habe aufs Nachdenken auch keine Lust mehr. Ehe ich mich versehe, schlafe ich ein. Dauert auch nicht lange. Ein Fiepen weckt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Langsam öffne ich meine müden Augen und sehe Simon vor mir, wie er kopfüber an meiner Mütze hängt. Ich habe wohl vergessen, diese am Abend abzusetzen. Aber das ist mir jetzt auch egal. »Na Simon? Auch schon wach? Stimmt, du hast Hunger. Wo sind wir eigentlich?« . Dieser Moment, wenn man woanders aufwacht und im ersten Moment keine Ahnung hat, wo man ist und wie man da hingekommen ist. Jetzt fällt es mir wieder ein. »Ach ja, in der Hölle« . Simon zieht mich an meinem Finger hoch und flattert wie wild. »Da fällt mir noch etwas ein« . Ich stehe auf und begebe mich zum Spiegel. Vorsichtig ziehe ich mein Hemd hoch und sehe... gar nichts. Ich meine, da ist kein Zeichen oder eine Brandwunde oder sonstiges, was irgendwie ungewöhnlich sein könnte. Vielleicht habe ich einfach nur wieder zu viel gesoffen und mir alles eingebildet. Ich brauche auf jeden Fall etwas zu trinken. Ein Bier oder so... Widerwillig begebe mich in den Gang zurück. Stimmt, ich kenne mich hier ja gar nicht aus. Wo ist denn Caren? Desorientiert wandere ich durchs Schloss. Alles ziemlich geräumig hier... Da ist sie ja! Caren steht vor einer größeren Tür und späht durch den Türspalt. Sie guckt so verträumt und sieht ein wenig rosa im Gesicht aus. Ich gehe auf sie zu, aber sie bemerkt mich nicht sofort. Caren ist so vertieft in das, was da in dem Raum ist. »Caren, was machst du hier?« . Sie erschreckt sich und antwortet sofort: »Gar nichts! Ich habe nichts unrechtes getan! Ach du bist es« . Beruhigt atmet sie auf. »Was ist denn da?« , frage ich und gebe mich meiner Neugier hin. »Spinnst du?!« , flüstert sie mir zu während auch ich durch den Türspalt spähe. Dort drinnen sehe ich einen weiten, gemütlich aussehenden Raum, und ein großes, weinrotes Bett mit zugeschnürten Vorhängen. Die Vorhänge sind einzeln an den vier Säulen des Bettes befestigt, sodass man eine gute Sicht auf den weinrot-weißen Bettbezug hat. Und auch auf das, was drin liegt. Oder auf den, der drin liegt. Als sich die Gestalt in dem Bett ein Mal im Schlaf mit einem Stöhnen auf die andere Seite dreht, erkenne ich das pechschwarze, leichte Haar und die geringelten Hörner. »Was?« , flüstere ich ungläubig und Caren zieht mich am Arm von der Tür. »Komm da weg!« , flüstert auch sie. »Bitte! Verrate ihm nicht, dass ich ihn beim Schlafen beobachte!« . »Hm, ich werde es ihm nicht verraten, wenn du mir ein paar Fragen beantwortest!« , sage ich siegessicher. »Erpressung... Du gehörst wirklich in die Hölle« . Das macht mich irgendwie stolz. Sie verschränkt die Arme vor der Brust. »Gut, was willst du wissen?« . »Erstens: Weißt du, wo es Fledermausfutter gibt? So Insekten oder Würmer?« . »Hm, das kleinste Ungeziefer ist so groß wie deine Fledermaus selbst und im Schloss gibt es das erst recht nicht« . »Ok, zweite Frage: Was findest an dem Teufel so toll?« , frage ich und lehne mich ihr gespielt entgegen. Sie versucht beschämt meinem Blick auszuweichen, mit dem ich die Antwort aus ihr rausquetschen will. »Ach, du bist unmöglich!« . »Komm schon! Sonst verrate ich ihm dein kleines Geheimnis, Stalkerin!« . Davon muss ich grinsen. »Weißt du, er ist einfach der Tollste und so wundervoll skrupellos! Dabei ist er noch so unglaublich sexy und seine Folterkenntnisse sind einfach überragend! Ich würde alles geben, wenn er mich nur ein Mal auf seinem Schoß sitzen ließe, aber das macht er nur bei seinen „Lieblingen" und ich gehöre nicht dazu...« , schwärmt sie aber nun versiegt ihr Lächeln. Caren ist also der klassische „Notice me, Senpai" - Typ. »Du bist ja neu«, sagt sie, »Also sollte ich dir etwas erklären. Jeder Untertan unseres Königs erhält von ihm persönlich eine Strafe. Das ist eine besondere Ehre für uns und wir sollten sie jeden Tag mit Stolz tragen. Sie symbolisieren unsere Zugehörigkeit und unsere Buße - und diese von Seiner Majestät dem König zu erhalten ein besonderes Geschenk. Er besteht darauf, die Strafen selbst zuzufügen, da wir sein Eigentum sind, und niemand anderem gehören dürfen. Mir hat er diese Armbänder geschenkt«. Sie präsentiert mir stolz ihre Strafe. Es sind Stachelarmbänder aus Leder mit Metallstäben als Stacheln. Ihre Arme sind blutunterlaufen. Wie kann man sowas nur als Ehre empfinden?! Das muss ja verdammt wehtun! »Siehst du diese Stacheln?«, fährt sie fort, »Die sind auch auf der Innenseite und bohren Löcher in mein Fleisch. Das Band ist sehr eng geschnürt und Seine Majestät zieht es bei Bedarf auch wieder fester zusammen. Nur er allein darf an einer Strafe irgendetwas ändern. Nichteinmal verzieren darf man seine eigene Strafe, die alleinige Befugnis hat der Gebieter« . Das klingt ja abartig... »Tut bestimmt sehr weh« , entgegne ich. »Oh, ich würde mich niemals darüber beschweren, ich bin froh, dass ich auserwählt wurde, hier bleiben zu dürfen. Mir wurde diese besondere Ehre nur zuteil, weil ich nützlich bin und ich bin immer sehr dankbar dafür, wenn ich einen Nutzen haben kann. Und was hat er dir geschenkt?« . »Ähm, ich weiß nicht, ob das zählt, aber... Er hat mir ein seltsames Zeichen auf den Bauch gezeichnet und eingebrannt, aber davon sehe ich nichts mehr« . »E-Ein Siegel? Aber... das hat er noch nie gemacht!« , Caren scheint erschrocken zu sein. Stimmt etwas damit nicht? Soll ich mir jetzt Sorgen machen? »Er hat dich voll im Griff! Du bist nun sein Wirt! Du musst ihm anscheinend ziemlich wichtig sein...« . Caren sinkt an der Wand herunter und sitzt nun depressiv rum. Ich setze mich zu ihr. »Wem mache ich hier was vor? Du bist eben ein Mensch in guter körperlicher und geistiger Verfassung und siehst sogar noch gut aus. Hier ist das eine Rarität. Er interessiert sich bestimmt nicht für eine Harpyie wie mich« , sagt sie enttäuscht und Federn kommen aus ihrem Rücken und ihren Armen heraus. Sie hat Flügel, ganze vier. Die Arme mitgezählt. Ihr kullert eine Träne über die Wange. Ich mag es nicht Frauen weinen zu sehen, also baue ich sie auf: »Hey, sag sowas nicht! Du bist hübsch, intelligent und eine nette Person, wer würde sich da nicht für dich interessieren? Außerdem hast du mir bisher sehr geholfen, als ich nicht weiterwusste. Du bist wie ein Engel!« . »Und jetzt beschimpfst du mich auch noch?!? Er hasst die da oben, wie kannst du also soetwas nur sagen?!« . »T-Tut mir leid! Ehrlich, ich habe es nicht so gemeint!« . Sie lässt ihre Flügel hängen. Mann, das mit der Einfühlsamkeit muss ich noch üben. Plötzlich höre ich eine Tür aufgehen. Schlagartig steht Caren auf und sieht wieder glücklich aus. Ich stehe auch auf. »Er ist wach! Nimm Haltung ein!« , Caren scheint sich zu freuen. Ich weiß gar nicht was ich machen soll. Soll ich ihn begrüßen oder einfach still sein? Und was meint sie mit „Haltung einnehmen"? »Sag mal, wie heißt er eig-«. »Shhh!« . Der Teufel tritt ein wenig verschlafen aus der Tür und spricht leise mit sich selbst: »Hach, schon wieder so schlecht geschlafen. Vielleicht hole ich mir heute Nacht eine Sukkubus mit ins Bett. Oder zwei...« . Er trägt ein weites, weißes Hemd und eine Schlafanzughose. Verschlafen aber dennoch anmutig geht er den Gang entlang und nur mit halber Beachtung an mir vorbei. Er schaut mich im Vorbeigehen an. Er dreht seinen Kopf nichteinmal, nur diese wunderschönen Augen, wobei das eine sowieso verdeckt ist. Er schenkt mir nur einen kurzen, aber trotzdem innigen Blick und wendet ihn dann wieder ab. Als ob ich ihn nicht interessieren würde. Sein Haar fliegt in der Bewegung mit. Er riecht gut. So wie gestern. Gestern... Bei dem Gedanken läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Da war ja was... Bei Caren bleibt er stehen. Sie steht da schon seit er herausgekommen ist in Verneigung? Oh, scheiße, jetzt habe ich mich nicht verbeugt, oder muss ich das gar nicht? Ich habe ihn auch geduzt, während sie ihn immer nur mit „Eure Majestät" anspricht. Ich verhalte mich besser wie bisher. »Caren« , sagt er im auffordernden Ton. »J-Ja?« , fragt sie und richtet sich langsam wieder auf. Sie ist wieder rosa im Gesicht. Als stünde sie ihrem Märchenprinzen gegenüber. Ihr stockt der Atem. »Ziehe deine Flügel wieder ein. Du weißt wie tollpatschig du mit ihnen umgehst« , tadelt er sie und verschränkt die Arme vor der Brust. »J-Jawohl, Eure Hoheit« , erwidert sie leicht betrübt und schaut gen Boden. Langsam ziehen sich die Federn wieder in ihre Haut ein. Das sieht ebenfalls ziemlich schmerzhaft aus... Binnen kürzester Zeit sind alle Federn wieder eingezogen bis auf ein paar vereinzelte. Mit einem Grinsen zeigt er sich zufrieden: »Gut so. Caren, du passt mir gut auf Hans auf. Als Mentorin« . Mit diesen Worten und einer Verneigung von Caren geht er weiter seines Weges. Caren wendet sich voller Schreck an mich und schimpft mich flüsternd aus: »Was machst du denn da?!?« . »Wieso, was -« . »Man schaut seinem Herren nicht in die Augen!! Und wenn er dich ansieht, dann tu um Höllens Willen alles um ihm nicht aus Versehen in die Augen zu schauen! In seiner Gegenwart herrscht Diskretion, Demut, Aufmerksamkeit und Konzentration! Dir darf kein Fehler passieren, ansonsten bist du schnell einmal gewesen!«. »...« . »Ich bin ja jetzt deine Mentorin, also tu das, was ich dir beibringe! Verstanden?« . »Ja, alles klar« . Ohne sich umzudrehen ruft der Teufel hinterher: »Caren, wo bleibst du?« »Sofort, Gebieter!« Da läuft sie ihm schon hinterher und hält Schritt. Stimmt, sie ist seine Beraterin und er ist ihr Meister. Und jetzt ist sie auch mein Mentor. Es ist abends, nachdem ich von Caren herumgeführt wurde und sie mich den anderen vorgestellt hatte. Sie alle betrachteten mich mit großen Augen und wollten, dass ich mich ein Mal drehe. Ich ließ mich so gut es geht begutachten bis es mir doch zu unangenehm wurde. Caren hat derweil Glückwünsche entgegengenommen, da sie zum ersten Mal Mentorin ist und jemanden zugesprochen bekommen hat. Die scheinen wirklich nicht oft Menschen zu sehen. Sie alle sind Dämonen, manche unsterblich, die meisten aber sterblich. Aber alles in allem sind sie alle unterschiedlich mit unterschiedlichen Strafen. Also sind sie nie einheitlich und es gibt auch keine Strafe zwei Mal. Merelyn zum Beispiel ist eine Sukkubus. Sie hat langes, schwarzes Haar und ähnliche Hörner wie der Teufel, aber nicht die gleichen. Fledermausflügel hat sie auch, also solche typischen Dämonenflügel. Rötliche Augen und ihre Strafe besteht aus Klingen in ihren Unterarmen. Sie hat aus ihrem Dresscode-Kleid etwas ziemlich Abstraktes gemacht. Jetzt besteht ihr ehemals weißes Kleid aus zwei schwarzen Strängen, die über die Brüste gespannt sind und nur die Details verstecken. Aber das nicht mal gut. Scheint ihr ja nicht viel auszumachen. Nur noch ein schwarzes Höschen an und nur wenig Schmuck. Eigentlich dürfen sie keinen Schmuck tragen, aber sie darf das, weil sie bisher der Liebling seiner Hoheit ist und die Sachen von ihm bekommen hat. Wenn die Bediensteten etwas dazu tragen dürfen, dann nur das, was sie von ihrem Gebieter geschenkt bekommen. Also ich finde diese ganze Unterwerfens-Kiste ziemlich idiotisch! Denen werden ja alle Rechte genommen! Aber sie zeigen sich dankbar und reden davon, wie viel Glück sie haben, jeden Tag Seiner Hoheit zu dienen und dafür in diesem schönen Schloss leben dürfen. Sie schlafen meist in geräumigen Gemeinschaftsräumen, es gibt auch Gemeinschaftsbäder aber sonst benutzen sie auch das Bad, in welchem ich mich gestern aufhielt. Wie gesagt, es gibt verschiedene Strafen von großen bis kleinen Sünden gerecht verteilt. Diese Strafen tragen sie für immer mit sich. Eine zum Beispiel hatte früher mal Kampfflugzeuge geflogen und aus den höchsten Höhen Bomben auf Zielorte fallen lassen, also ist ihre Strafe eine umgekehrte Gravitation. Wenn sie da oben Böses tun wollte, dann konnte sie auch gleich für den Rest ihres Daseins da bleiben, hieß es. Denn sie kann nur an der Decke laufen und ist demnach auch nur in Räumen mit tiefer Decke zu gebrauchen. Obwohl, vielleicht ist sie ja genau deswegen nützlich. Sie kann an Dinge rankommen wie kein anderer! Eine andere hat Undercover-Morde vollführt. Sie selbst blieb immer unentdeckt und arbeitete im Geheimen. Ihre Strafe ist es, sie darf keine Kleidung tragen. Das entblößte Gefühl der Nacktheit plagt sie Tag ein Tag aus. Man möge nun denken, dass das im Vergleich zu den anderen Strafen harmlos sei. Naja, der Teufel kennt wie es aussieht jede einzelne Schwäche der Neuen und wählt das aus, was ihrer gerechten Strafe am nähesten kommt und was für sie am unangenehmsten wäre. Trotzdem denkt sie nicht einmal daran, sich zu wehren oder gegen ihn zu rebellieren und ist wie die anderen dankbar und baut sich so ihren Stolz und ihr Selbstbewusstsein auf. Aha, Selbstbewusstsein bei so einem König? Der sie regelrecht versklavt? Ich denke eher nicht... »Kannst es wohl immer noch nicht glauben, huh?« . Ich schaue auf und sehe den Teufel am Rahmen meiner Zimmertür lehnen. Ich sitze oben ohne auf dem Bett und bin eigentlich dabei gewesen, das seltsame Zeichen auf meinem Bauch zu suchen bis ich in Gedanken versank. Er hat nicht einmal angeklopft. »Ich weiß nicht. Habe ich mir das Ritual nur eingebildet?« , frage ich und sehe ihn dabei an. Ich sollte auf Carens Vorschlag hören und ihm nicht in die Augen sehen. Obwohl... wie könnte ich nicht? Sie fesseln mich regelrecht. »Nein, das Siegel existiert« , antwortet er und kommt auf mich zu. »Ich kann es hervorrufen...« , nun beugt er sich zu mir runter, um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein. Er legt beide Hände links und rechts von mir aufs Bett und schaut mich wieder so an wie letztens auf dem Thron. »...wann immer...« , nun rückt er mir doch etwas auf die Pelle! Ich weiche zurück und ehe ich mich versehe kniet er nicht nur auf meinem Bett, sondern auch über mir. »...ich es will!« , beendet er seinen Satz und grinst mich an. Ich schluckte. Er hat einen Schweif und er sieht genauso aus wie auf den Bildern. Dieser typische Teufelsschweif. Er scheint leicht wie eine Feder zu sein, denn er lässt ihn hin und her schwingen. Ich versuche irgendwie das Thema zu wechseln, da mir nun doch etwas Hitze ins Gesicht tritt. Ich hatte ihn vorher doch auch geduzt, oder? Also sollte ich doch jetzt auch keinen Ärger dafür kriegen. Oder?? »Ähm... Okay. Wolltest du mir nicht noch etwas dazu erzählen?« . »Nunja, sagen wir mal so. Du bist mein Wirtskörper« . Puh, er scheint normal damit umzugehen, dass ich ihn duze. Ich versuche ruhig zu bleiben, auch wenn mich diese Situation verwirrt. Für ihn scheint sein Verhalten ganz normal zu sein. »Bedeutet das, du kannst alles machen was du willst?« . »Naja, was heißt hier „alles"? Lass mich dir etwas demonstrieren« , sagt er und setzt sich aus dem Überbeugen auf und auf meine Hüfte drauf. »Hm, was könnte ich mit dir „anstellen"?« , murmelt er und hält sich wieder demonstrativ einen Zeigefinger ans Kinn und schaut mit einem Blick auf mich herab, der nichts Gutes vermuten lässt. Ich schlucke nur nervös. »Fangen wir mit einem kleinen Trick an« , meint er und schnipst ein Mal mit den Fingern. Hm. Nichts passiert. Ist was? ... Was läuft da an mir herunter? Ich schaue an mir herunter und sehe, dass das Siegel blutet! Da tritt Blut aus den Linien des satanischen Pentagramms auf meinem Bauch. »Wah! Es blutet! Bitte mach', dass das aufhört!!« , flehe ich. »Spielverderber! Aber na gut« , gibt er sich zufrieden und hält seine linke Hand über meinen Bauch. Die Blutung wurde auf einmal gestoppt. Das Blut schwebt in Tropfen hoch an seine Hand und formt sich zu einem etwas größeren Tropfen. Diesen lässt er sich genüsslich schmecken. »Nicht schlecht, dein Blut...!« , sagt er auf einmal. Das war mein Blut, was da ausgetreten ist? Meins?! Oh je, ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig oder sowas. Nun scheint er es sich wirklich auf mir gemütlich zu machen. Mit beiden Händen streicht er vom Bauch aus nach oben und verschränkt sie, um seinen Kopf darauf abzulegen. Er liegt nun gemütlich auf mir und strampelt ein wenig mit den Beinen in der Luft herum. »Nicht nur kann ich den Fluss deines Blutes willkürlich starten und stoppen.. Ich kann auch dein Herz aussetzen lassen. Eigentlich müsste ich dafür nur ein Mal aufs Siegel tippen, aber da es auch funktionieren soll, wenn du deine Dienste erfüllst, geht es auch auf telepathischem Weg« . Mein Herz fühlt sich auf einmal so schwer an. Und mein Körper so leer. Ich spüre keinen Herzschlag! Es tut schon fast weh. »Bringe es wieder zum Schlagen, bitte!« , keuche ich. Er lacht. »Das bildest du dir nur ein, du bist doch schon tot!« . »Oh, war's das jetzt?« . »Nein, noch lange nicht! Aber es dauert mir zu lange, dir alles zu zeigen. Belassen wir bis auf eines den Rest als Überraschung!« . Seine Stimme ist tief und verführerisch. Das macht mir von der Situation her schon ein wenig Angst. Er rutscht an mir herunter. »W-Was soll das werden?!« , frage ich ihn hochrot im Gesicht und stütze mich auf meine Unterarme. Er kichert nur dunkel in sich hinein. Jetzt platzt mir der Kragen! »WAAAH! Geh sofort von mir runter du perverses Gummibärchen!!« . Ich mag es nicht zu fluchen. Er lacht nur. »Ach, so eine schlimme Beleidigung verletzt mich doch sehr, Hans! Wie kannst du mich nur "Gummibärchen" nennen? Du bist ja wirklich zu süß. Es hat etwas mit dem Siegel zu tun, keine Panik!« , beruhigt er mich von meinem Bauch aus. »Und was soll das jetzt werden?« . »Ich kann auch deinen kompletten Körper lähmen. Dann kannst du dich nicht mehr bewegen und dich nicht mehr wehren! . Und ich kann alles mit dir machen, was ich will. Dazu muss ich nur mit der Zunge über das Siegel fahren«. »Warte, was?!«. Aber es ist zu spät. Schon setzt mein Körper aus und ich falle auf meinen Rücken und in mein weiches Bett zurück. Jedoch spüre ich noch deutlich die Zunge des Teufels, die über meinen Körper fährt und die Wärme, die davon ausgeht. Ein komisches Gefühl durchströmt mich. Nun lässt er von mir ab und steht auf. Leise geht er aus dem Raum und hebt eine Hand. »Gute Nacht«. Mit aller Kraft versuche ich, zu sprechen: »Luzifer...!« . Er stoppt am Türrahmen und dreht sich zu mir. »Das ist... dein Name?«. »Ich bin unter vielen bekannt. Das ist einer davon, aber, ja. Das ist mein Name« , antwortet er mir. »Versprich mir bitte, nichts mit mir anzustellen, wenn ich mich nicht wehren kann. Nichts... Persönliches, okay?« . »Gut. Aber wenn ich in deinem Körper stecke und ihn kontrolliere ist das rein geschäftlich« . Somit dreht er sich um und geht, die Tür hinter sich schließend. Ich bin allein. Kapitel 4: Der Auftrag ---------------------- Ich höre etwas. Es klingt sehr dumpf. Ich bin in einem kühlen Raum. Langsam wird es klarer und ich öffne meine Augen so gut es geht. Erst ist es schwarz, aber langsam sehe ich etwas. Das Gästezimmer. »Hans!« , ruft eine mir bekannte Stimme. Da ist ja Caren! »Hans, so wach doch auf!« , ruft sie mir zu und schüttelt mich durch. »Hi Caren...« , murmele ich mit einem Lächeln. Hörte sich ja fast so an wie Spongebobs „Hi Kevin!" . Sie hält ein Klemmbrett in der Hand und sieht wieder so pflichtbewusst und geschäftlich aus. Hat man hier unten nicht mal etwas Spaß oder kann sich hier einfach keiner locker machen? Luzifer scheint der Einzige zu sein, der alles locker mit Humor nimmt. Hm, ich komme mir fast so vor, als würde ich ihn schon lange kennen, so wie ich von ihm denke. Dabei weiß ich nicht einmal, was er so macht. Erleichtert atmet Caren auf und dreht sich halb um. »Steh auf und zieh dich an. Du wirst erwartet« . »Von Luzifer oder wem?« , frage ich im Halbschlaf und gähne herzhaft. Sie dreht sich schlagartig zu mir um und starrt mich entgeistert an. »Wie kannst du es wagen, den edlen Namen des Gebieters in den Mund zu nehmen?!«. »Meh, wieso immer nur so förmlich?« , frage ich ein wenig genervt und kratze mich am Hinterkopf. Heute muss ich aber duschen gehen. Sie zieht ihre Lippen zu einer strengen Linie zusammen und schüttelt nur den Kopf. Ah, habe ich da ein Lächeln gesehen?! Sie mag mich also doch! »Sag mal Caren, trägst du eigentlich einen BH?« , frage ich nur rein aus Neugier, da man leichte Details erkennen kann. Sie hat zwar keine sonderlich große Oberweite, aber... »BHs sind im Schloss verboten« , antwortet sie prompt ohne mich anzusehen. Ich habe eigentlich mit einem Schlag ins Gesicht gerechnet. Sie ist nicht verärgert, das is' ja 'n Ding! »Warum das denn?« . »Seine Majestät hat es so vorgeschrieben« . Also doch ein kleiner Lüstling, dachte ich es mir doch. Bei den Angestellten... »Kann ich vorher noch duschen gehen?« . Ich stinke zwar nicht aber ich fühle mich so unwohl... »Nein, wenn Seine Majestät jemanden zu sehen wünscht, dann muss man sich beeilen. Er wartet nicht gerne darauf, dass seine Befehle ausgeführt werden. Du hättest vielleicht noch Zeit gehabt, aber du wolltest nicht aufwachen« , antwortet sie und schmeißt mir mein Hemd hin. »Kann ich mich dann wenigstens umziehen?« . »Das kannst du später tun. Eigentlich würde ich dich niemals so zu Seiner Majestät lassen, aber da du einfach nicht aufwachen wolltest, musst du dich sehr beeilen. Zieh dein Hemd an und komm mit. Vertraue auf meinen Rat, ich bin dein Mentor!« , da lächelt sie wieder. Beeilen, beeilen, beeilen. Na gut, dann beeile ich mich mal. Lustlos streife ich mir mein weites Polohemd über und richte mein Haar im Spiegel. Caren wartet derweil an meiner Tür. Sobald ich zu ihr trete, geht sie auch schon weiter. Sie führt mich durch die Gänge. Aber ich muss ganz schon Schritt halten. Sie fliegt nämlich und ich laufe natürlich. »H-Hey, geht das auch ein bisschen... langsamer?« , rufe ich schon außer Atem. Sie biegt links ab und ich folge ihr schon fast rennend. Nun stehen wir beide vor dem schweren, zugezogenen, dunkelroten Vorhang, der zur Eingangshalle führt. Sie zieht ihre Flügel wieder ein und schiebt den Vorhang ein wenig zur Seite, sodass wir hindurchtreten können. Die weite Halle ist heute ein wenig bewandert. Einige freizügige Dämoninnen laufen herum und tragen manche Sachen von A nach B. Aber alles in allem sehen sie so aus, als wenn sie die Gegenwart des Königs meiden würden und so gut es geht kein Aufsehen erregen wollen. Ein wenig Angst ist vielleicht auch dabei, aber warum? Luzifer sitzt locker auf seinem Thron und stimmt seine satanistisch-aussehende E-Gitarre. Neben dem Thron zwei Verstärker. Er trägt eine schwarze Jeans mit vielen Schnallen und einer Silberkette, ein rot-schwarz dünn-gestreiftes Shirt mit schwarz-weiß-gepixelter Krawatte, die ihm locker um den Hals hängt, eine geöffnete schwarze Lederjacke darüber und natürlich rote Socken. Mit einem Bein über dem anderen stützt er seine Gitarre und haut richtig in die Saiten. Er weiß anscheinend, wie man so ein Ding spielt, denn daraus ertönen ganz aggressive Töne und es hört sich für meinen Geschmack etwas zu extrem an. »Eure Majestät?« , fragt Caren kleinlaut als wir vor seinem Thron stehen. Dieses ganze „Majestät hier, Gebieter da" - Getue würde mir ziemlich auf die Nerven gehen, wenn ich hier regieren würde. Ich würde einfach sagen "Hört auf so förmlich mit mir zu reden, duzt mich einfach und fragt mich ruhig alles, wenn ihr wollt" . Aber dann haben die wohl keine Ehrfurcht mehr. Jedenfalls nicht mehr so viel, aber wäre das denn schlimm? Caren räuspert sich, stellt sich gerade auf wie beim Salutieren und sagt wie auswendig gelernt: »Eure Hoheit, Hans ist nun wach und bereit, Eure Befehle auszuführen!« . Auf einmal hört er auf zu spielen. »Weißt du Hans, du denkst vielleicht, dass du nun für immer hier unten bleiben musst. Aber heute ist dein Glückstag! Das musst du nicht!« , berichtet er mir mit einem Grinsen und legt sein Kinn auf seinem Handrücken ab. »Wirklich?!« , hake ich glücklich nach. Ich kann es kaum fassen! Ich komme hier tatsächlich raus? »Ja wirklich. Ich schicke dich nämlich wieder auf die Erde, dort musst du etwas für mich erledigen« , erzählt er und blättert währenddessen in einer Akte. Dann wirft er mir einen visitenkartenartigen Gegenstand zu. Meine Fledermaus Simon schwingt sich fiepend in die Luft und fängt ihn auf. Behutsam segelt er zu mir zurück und lässt ihn in meine Hand fallen. Verwirrt betrachte ich das schwarze, mit roten Verschnörkelungen verzierte Kärtchen. Darauf steht eine Adresse und ein Auftrag. Ich soll einem Einheimischen-Stamm aus Nevada den langersehnten Frieden bringen. »Diese Leute sorgen überall für Unruhe und ich muss natürlich die Verantwortung dafür tragen. Sie nerven mich Tag ein Tag aus! Die Lage ist so. Ihre Leichen wurden vor langer Zeit geschändet und nun tauchen ihre Seelen oft auf der Erde auf oder werden direkt wieder von einem Jenseits ins andere verfrachtet. Die ganze Prozedur, das Weiterreichen bis in ihr eigenes Totenreich, der Papierkram ist gerade fertig und schon werden sie wieder auf die Erde bestellt. Das soll ein Ende haben, deswegen sollst du herausfinden, was da los ist und sie erlösen« , wendet sich Luzifer zu mir. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, warum ausgerechnet ich das tun soll, aber ich glaube, so sind die Regeln. »Wenn ich die Aufträge befolge und ich meinen Job gut mache, darf ich weiterhin auf der Erde leben?« , frage ich vorsichtshalber noch einmal nach. »Klar, was immer du willst« , bestätigt Luzifer meine Frage. »Na gut, auf geht's!« . Ziemlich motiviert bin ich schon, ich meine, ich kann wieder leben! Ich kann wieder in meine Wohnung zurück, wo mir alles so vertraut ist, ich muss noch nicht für immer fort gehen! Ich trage dann die wertvollste Information mit mir rum - sofern ich mich dann noch erinnern kann - nämlich die Antwort auf die Frage: Was ist nach dem Tod? Gibt es das Jüngste Gericht, Himmel oder Hölle wirklich? Ja, die Hölle habe ich bereits kennengelernt. Und sie ist grausam. »Caren ist dein Mentor und wird immer mit dir in Verbindung sein, wenn ich beschäftigt bin. Sie besitzt als dein Mentor die Fähigkeit, Gedanken zu dir überbrücken zu können, und wird dich durch das Siegel auf deinem Bauch erreichen können« . Das ist ja cool! Verdutzt schaue ich zu Caren, die direkt neben mir steht und errötet. Wie es aussieht fangirled sie innerlich gerade darüber, dass Luzifer ihren Namen genannt hat. »Na dann, Zeit zum Aufwachen, Hänschenklein...!« , sagt er mit einem Grinsen. Ich sehe seine scharfen Fangzähne hervorblitzen. Er schnipst ein Mal mit den Fingern. Ich hole so tief Luft wie ich nur kann! Argh, was ist das?! Warum schlägt mein Herz so wild, dass es mir fast den Brustkorb zerschmettert?! Und wieso sehe ich nur weiß? Nach längerem Überlegen fällt es mir ein. Mein Herz schlägt! Ich atme! Ich kann sehen, ich fühle, ich rieche, ich schmecke den widerlichen Morgengeschmack in meinem Mund, ich bewege mich, ich... Ich lebe wieder!! Als ich tot war habe ich mich sowieso anders gefühlt. So leer und ausgelaugt. Zappelnd ziehe ich das weiße Laken von meinem Kopf. Wo bin ich? Ich spüre meine Gliedmaßen kaum, trotzdem setze ich mich auf. Mein Körper ist wie betäubt. Staunend sehe ich mich im Raum um. Es sieht aus wie eine Tiefgarage mit Fliesenboden, -wänden und -decke. Ein großer Metallschrank mit Schließfächern erstreckt sich an der Wand links von mir. Ich selbst sitze auf einer Metall-Liege. Ein Leichenkeller? Vielleicht von einem Krankenhaus. Also habe ich mich doch ins Koma gesoffen und bin dann gestorben! Also hat mich der Sensenmann... abgefüllt und sterben lassen? o-ô Das glaubt mir kein Schwein. ... Absurd, aber Luzifer hat mir gesagt, dass er ihn auf mich angesetzt hat. Naja, jetzt muss ich hier erstmal - Ach du Scheiße! Ich bin ja nackt! ./////.° Was mache ich jetzt!? Ich kann doch nicht einfach hinausstolzieren, als wäre nichts gewesen, oder doch? Na gut, ich probiere es mal. Vorsichtig wickele ich das Laken um meine Hüften und öffne die Tür. Verdutzt steht eine Schwester vor mir. Sie ist etwas kleiner als ich und wollte anscheinend gerade in diesen Raum hier. »Die Leiche?« , fragt diese und ihre Augen vergrößern sich um das Dreifache. Wie soll ich mich jetzt rausreden?! »Nein, ich habe da drin nur eine Nummer geschoben, also... Bis dann!« . Und so verschwinde ich so schnell, wie ich aufgewacht bin. Das ist also die Ausrede für mein Nacktsein. Ahja, sehr originell von mir. Wo ist denn hier die Umkleide oder das Fundbüro? »Abstellkammer« , lese ich leise vor. Das steht auf der Tür vor mir. Nach links und rechts prüfend, dass mich auch keiner sieht, betrete ich die Abstellkammer und finde mich in einem kleinen Raum mit Putzeimern, Mopp und Jacken wieder. Auch ein paar sterile Sachen liegen hier rum, eine weiße Hose und ein weißes Shirt. Passt, mehr brauche ich eigentlich auch nicht im Moment. Das reicht auf jeden Fall, um mich raus zu schleichen. »Simon, da bist du ja!« . Simon fiept mich laut an und fliegt durch die Wohnung. Sofort schaue ich in seinen Käfig. Die Käfigtür bleibt immer offen, ich sperre ihn nicht ein, nur da ist sein Futter und das ist Grund genug, einen Käfig da stehen zu lassen. Trotz allem sind Fledermäuse Wildtiere, Simon aber scheint gezüchtet und bei Menschen aufgewachsen zu sein, ansonsten würde er das alles nicht als selbstverständlich hinnehmen wie ein Kanarienvogel. Sein Napf ist leer. »Verstehe, du bist verhungert. Deshalb warst auch du tot!« , realisiere ich und streichle Simon leicht. Dieser kuschelt sich in meine Kleidung, die ich gleich wechseln werde. Schon irgendwie seltsam, was ich gesagt habe, „Deshalb warst auch du tot!" . Schnell hole ich die Packung mit seinem Futter und fülle seine Behälter, auf die er sich sofort stürzt. Das hat er sich wirklich verdient, der Ärmste. Ich muss bald zum Flughafen. Auf nach Nevada! Ganz schön voll hier. Gibt es was umsonst? Ich schlendere durch eine große Halle und sehe mich um. Mein Flug geht erst in ein paar Stunden, deswegen muss ich mir hier die Zeit vertreiben. So, mal sehen... Da hinten haben wir es auch schon! Ein schreiendes Baby! Mir ist aufgefallen, dass, egal wo man ist, immer ein schreiendes Baby anwesend ist. Egal ob im Kino, auf einer Hochzeit... Sogar auf meinem Schulabschluss! Naja, was kann man auch dagegen machen, es sind halt Kinder. Die schreien gern. Aber um ehrlich zu sein.. Irgendwann möchte ich auch ein Kind haben. Ein ganz niedliches, das sich freut, wenn es mich sieht. Ob das wohl mit meiner "Lebens"-situation vereinbar ist? »Entschuldigung?« , meldet sich ein Mann mit Karohemd und einem Drei-Tage-Bart an mich. Er sieht offenbar ziemlich verzweifelt aus. Ich glaube, er hat ein Problem. »Haben Sie etwas Alkohol für mich? Wissen Sie, ich brauche jetzt einfach Ablenkung! Meine Freundin hat mich verlassen, mein Chef erwartet eine Präsentation und Lucy hat mich rausgeschmissen, und... -« . »Jetzt hören Sie mal! Sie sollten ihre Probleme nicht im Alkohol oder in Drogen ertränken, sondern versuchen, eine Lösung zu finden! Gewinnen Sie ihre Freundin zurück, reden Sie mit ihrer Vermieterin oder wer auch immer Lucy ist und kümmern Sie sich um ihren Job! Glauben Sie mir, das ist das Beste für Sie« . Mann, ich habe so eine Standpauke noch nie gehalten! Es klingt hart, aber manchmal wünschte ich, dass mir das mal jemand gesagt hätte, als ich mir so manches Mal das Hirn weggetrunken hatte. Beschämt schaut der Mann zu Boden und zittert. Sehe ich da eine Träne? »S-Sie haben Recht. Es tut mir leid. Ich werde mich bessern und alles irgendwie in den Griff kriegen« . Oh Mann, ich hoffe er kommt nicht noch auf dumme Gedanken. Freundlich lege ich ihm eine Hand auf die Schulter. »Und denken Sie daran, ein schlechter Tag ist kein schlechtes Leben«. Er nickt dankend und geht. »Und viel Glück noch!« , rufe ich ihm hinterher während ich meinen Koffer hinter mir her schiebe. Da hinten ist ein Coffeeshop. Einen Kaffee kann ich ganz gut gebrauchen. Nachdem ich mir einen schwarzen Kaffee bestellt habe, schaue ich ganz entspannt durch die Gegend. »Hier bitteschön«. »Danke« , bringe ich der Frau entgegen und lege das Geld auf den Tresen. Als ich hinter die abkassierende Frau schaue, bemerke ich einen gefesselten und geknebelten Mann, der mich mit großen Augen ansieht und mir etwas zumummt. Die Frau vor mir lächelt nur gekünstelt über beide Ohren und sieht mir eher wie eine Bäckerin aus, die Zimtschnecken für Enkel backt und verziert, als eine Verbrecherin. »Ist etwas?« , fragt diese in ihrer unglaublich hohen Stimme. »Ähm, ist das normal, dass der Kerl da - « . Und plötzlich wird mir schwarz vor Augen und ich kippe um. Wurde ich etwa schon wieder ermordet? Es kommt mir vor wie eine Sekunde, da öffne ich bereits wieder meine Augen. Doch ich muss sie gleich wieder schließen, denn das grelle Licht tut mir in den Augen weh. Ich sehe einen blauen Himmel und Wolken. Mehr verwunderlich jedoch ist der weiche Untergrund, auf dem ich liege. Es sind ebenfalls Wolken. Flauschige Wolken, wie Wattebauschen! Ich setze mich auf und sehe ein großes, goldenes Gittertor und ein grelles Licht dahinter. Neben dem Tor ein kleiner Stand auf dem steht: Schalter 1. Aber wichtiger ist doch die Gestalt, die direkt vor mir steht. »Willkommen, mein Schäfchen!« , ruft mir die Frau breit grinsend entgegen. Sie hat richtig langes, lockiges, platinfarbenes Haar und silberne Augen. Sie trägt ein langes, weißes Kleid. Es sieht edel aus. Ein Heiligenschein schmückt ihre Erscheinung. Sie hat ganze sechs Flügel an ihrem Rücken. Jetzt weiß ich, was hier läuft. »Oh Gott...« , seufze ich mit den Augen rollend. »Richtig!« , lächelt sie mich an. Demnach muss das Tor da hinten wohl die Himmelspforte sein. Also das verstehe ich nicht. Wieso komme ich bei meinem ersten Tod in die Hölle und bei meinem zweiten in den Himmel? Ob die mich wohl immer noch reinlassen, wenn die davon wüssten? Kapitel 5: Nebenbuhler ---------------------- ~ Luzifers Sicht ~ »Mist!« , fluche ich über die herausgesprungene Saite meiner Gitarre. Ach, was bringt das schon. Ein bisschen angesäuert lege ich sie beiseite und beobachte Caren dabei, wie sie auf die kurze Treppe zuläuft. Was hat sie denn? »Eure Majestät! Ich bringe schlechte Nachrichten! Es geht um Hans!« , ruft sie noch im Laufen und bleibt letztendlich vor der Treppe stehen und wirft sich direkt auf die Knie. »Was ist passiert?!« , frage ich mit drängendem Unterton. »Er ist bei ihr. Vor der Himmelspforte« . »WAS?!?« . Wie kann sie es nur wagen?! »B-Beruhigt Euch doch, Majestät!« , quiekt sie kleinlaut und wird wieder so rot im Gesicht. »Nein, wenn ich mich jetzt beruhige nimmt sie ihn mir weg!« . Und mit diesen Worten teleportiere ich mich mit Teleportfeuer vor die Himmelspforte. Zur Info: Ich benutze Teleportfeuer um schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Teleportfeuer ist - wer hätte es gedacht - magisches Feuer und auch schmerzfrei. Es ist übergreifend wie normales Feuer, was sich hervorragend für Gruppenteleportation eignet. Im Himmel angekommen sehe ich sie auch schon. Und Hans ebenfalls, wie er da auf diesen Friede-Freude-Eierkuchen-Wolken steht, neben diesen Wolkenschafen und den Regenbögen, das allein regt mich schon auf. Dass Hans in diesem Bild ist! Elohim, besser bekannt als "Gott", steht vor ihm. Sie trägt ihr langes weißes Haar offen und dazu ein langes, figur-unbetontes Kleid. Ihre silbernen Augen und ihr Heiligenschein strahlen Hans an wie das Licht der Welt persönlich. Uwäch. Jetzt breitet sie ihre Arme aus und gibt den Weg zur Himmelspforte frei. »Nun denn, tritt ein!« , sagt sie zu ihm und präsentiert das Himmelreich. »Einen Moment mal!« , rufe ich dazwischen und baue mich vor ihr auf. Hans schiebe ich währenddessen ein wenig hinter mich. Sofort versiegt ihr Lächeln. »Hallo Luzifer, wie ich sehe, hast du dich heute dazu entschieden, dir eine Hose anzuziehen« . »Sehr witzig, Elohim. Na los, spuck's aus. Was macht Hans hier? Und komme mir bloß nicht mehr mit der Eiche, das hatten wir schon mal« . Das mit der Eiche ist eher ein Insider, der aber trotzdem unter einigen Menschen bekannt ist. Sie hatte mir eine Seele versprochen, wenn von einer Eiche das letzte Blatt verwelkt vom Baum fällt und sich keine weiteren Blätter mehr an ihr befinden. Bevor das letzte Blatt abfiel, hatte die Eiche bereits damit begonnen, neue Blätter wachsen zu lassen. Die Eiche würde also nie blattlos sein, also habe ich alle so zerrissen, sodass alle Blätter jeder Eiche nun diese komische Form haben. Elohim verschränkt die Arme. »Hans hat das Leben eines Menschen vom Grund auf geändert und verbessert! Er hat damit die Zukunft beeinflusst und ein verwirrtes Schäfchen wieder auf den richtigen Pfad geführt. Jetzt ist er tot und seine Seele gehört in den Himmel« . Das, was sie da sagt, macht mich stutzig. Prüfend schaue ich zu Hans. Er zuckt langsam mit den Schultern und verzieht sein Gesicht. Nachdem ich ihn streng ansehe muss er beschämt grinsen und ist sich wohl seines (Fehl-)Verhaltens bewusst. Besser für ihn. Warum macht er auch sowas?! »Hey!« , schimpfe ich mit Elohim, wie sie Hans mit sich zerrt. »Er ist ein guter Mensch, er ist tot und kommt jetzt mit mir« . Ein guter Mensch, huh? Ach, Elohim.. Ich kann mir leider mein Grinsen nicht unterdrücken. Sie wird ihn mir schon wiedergeben. Und das auch noch freiwillig! »Bist du sicher,... dass du nichts „übersehen" hast?« . Sie bleibt schlagartig stehen. Schach... »Nein, das hast du nicht...« , murmelt sie. »Oh doch, habe ich. Dein ach-so-guter-Hans ist mein gezeichneter Wirtskörper, Baby« . ... Matt! Sofort schubst sie ihn von sich und in meine Richtung. Ich fange ihn an den Schultern ab und er landet sanft mit dem Rücken gegen meine Brust. »Na? Alles gut, Kleiner?« , frage ich ihn leise mit einem Lächeln über seine Schulter hinweg. »J-Ja, alles gut. Danke« , bedankt er sich bei mir und stellt sich wieder richtig hin. Er ist so süß, seine Gebrechlichkeit und Schwäche machen ihn für mich so attraktiv... »Jesus, hol mir ein Aspirin!« , jammert sie wieder. Ihr Sohn Jesus taucht auf einmal hinter ihr auf mit einem Gebetskreuz in der Hand. Seine Kreuzigung ist darauf zu sehen. »Sieh mal, Mutter, die Menschen haben Actionfiguren von mir!« , »Ja, wissen wir« . Manchmal muss ich die beiden einfach ansehen und glaube nicht, dass sie diejenigen sind, die über die Menschen herrschen... Ich sollte über sie herrschen! »Nur mal so aus Neugier, Cousin. Hast du an den Familientreff heute gedacht?« , fragt mich Elohim auf einmal. Ach ja, stimmt, da war ja was... ._.° »Du hast es vergessen? Dir ist hoffentlich klar, dass Hades dir die Hölle heiß macht, wenn du nicht auftauchst?« . »Ja, das weiß ich...« , gebe ich gereizt zur Antwort. Wirklich, ein sehr nettes Wortspiel... »Aber keine Sorge, ich werde ein gutes Wort für dich einlegen« , sagt sie freundlich lächelnd. »Auf deine Hilfe kann ich verzichten« , brumme ich sie unfreundlich an und wende mich von ihr ab, »Komm Hans, wir haben hier nichts mehr verloren«. So rege ich ihn zum Gehen an. »Weißt du, irgendwie fühle ich mich herumgeschubst« , wendet Hans sich an mich und sieht mich mit seinen großen Augen an. »Das kommt dir nur so vor« . Mit Teleportfeuer befördere ich uns zurück in die Hölle, wo sich Hans staunend begutachtet. »Wir haben gebrannt!« , staunt er und schaut sich auf die Ärmel und Hände. »Und es tat nicht mal weh!« . »Und von nun an passt du besser auf, was du tust!« . »Woher hätte ich das denn wissen sollen?« . In diesem Moment läuft Caren auf uns zu. »Eure Majestät!« , ruft sie im Laufen und bleibt außer Atem vor mir stehen. Sie stützt sich mit den Händen auf ihren Knien ab und atmet schwer. »Was ist denn diesmal?«. »Ein.. Neuer...« , bringt sie gerade noch heraus. Oh, na toll. Das hat mir gerade noch gefehlt! »Gut, wir haben viel zu tun! Du weißt, was du tun musst, Caren« . »Jawohl, Herr« . »By the way, was muss ich tun, wenn ich in Nevada angekommen bin?« , fragt mich Hans von der Seite und sieht mich skeptisch an. »Du, mein Lieber, ...« , fange ich an und verdeutliche meinen Ausdruck, indem ich ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust tippe, »...sorgst erst einmal dafür, dass du dort ankommst, ohne nochmal zu sterben!« . Und mit diesen Worten schicke ich seine Seele wieder auf die Erde. Ich hoffe nur, dass er seinen Job auch ernst nimmt... Auch wenn er ganz gut bei mir bleiben könnte... Widerwillig begebe ich mich auf meinen Thron. Ich stütze mein vom Stress schweres Haupt auf meiner Hand ab und strecke die andere aus. »Akte!« . Und schon befindet sie sich in meiner Hand. Caren kann recht schnell sein, denn sie ist schon wieder verschwunden. Normalerweise habe ich immer Gesellschaft um mich herum, aber wenn etwas Ernstes ansteht, verziehen sich alle auf ihre Zimmer oder kümmern sich anderweitig um Sachen. Die Eingangstür geht langsam auf und herein lugt ein Mädchen, gleich groß wie Caren, und die ist schon einen Kopf kleiner als ich. Sie hat schulterlanges, blondes Haar und leuchtend blaue Augen, aus denen viele Tränen treten. »Hallo?« , schluchzt sie und tritt ein. Was?! Ein Engel. Es ist ein Engel. Mit kleinen Schritten kommt sie auf mich zu. Sie hat überall Schürfwunden und ihre Sommerklamotten scheinen ein bisschen Feuer gefangen zu haben, ihr T-Shirt ist nämlich ein wenig abgebrannt. Zwei Flügel erstrecken sich aus ihrem Rücken und ein Heiligenschein schmückt ihren Hinterkopf. Er ist aber kaum noch da. »Was sucht denn ein Engel hier?« , sage ich laut und zeige damit offensichtlich, dass ich nicht sehr erfreut darüber bin. »Ich weiß, was ich falsch gemacht habe« , antwortet sie mir und richtet ihren Blick reuevoll gen Teppich, auf dem sie steht. »Verstehe. Und was willst du?« . »Ich... Ich weiß es nicht. Man sagte mir, ich solle herkommen. Hier würde es mir besser gehen als da draußen! Bitte, ich möchte keinen Tag und keine Nacht mehr da draußen verbringen müssen!« , fleht sie mich an. Das gefällt mir ein bisschen. Aber ich bin noch nicht überzeugt. »Was hast du denn so zu bieten?« . »Nun, ich eigne mich gut zur Kammerzofe und habe heilende Fähigkeiten! Ich.. Ich kann einen Menschen mit selbst schweren Verletzungen in Sekunden heilen, das ist mein Spezialgebiet, M-Majestät!« . »Einen Menschen? Und wie steht es mit Dämonen, hm?« , hake ich nach. Engelsmagie ist nämlich schädlich für Dämonen. »Bei geringen Mengen funktionieren meine heilenden Fähigkeiten auch bei Schattenwesen« , antwortet sie mir nach einer kurzen Überlegung. Das ist natürlich sehr nützlich. »Wie heißt du?« . »Angel, Eure Majestät« . Igitt!! »Uwaaah! Angel! Der Name ist ja grässlich!« . Da muss ich mir schon die Ohren zu halten! Der geht gar nicht! Sie zuckt zusammen und schaut mich erwartungsvoll an. Sie sieht aus, als warte sie auf eine schlechte Nachricht. »Von nun an heißt du Alice!« . Sie grinst über beide Ohren. »Oh Elohim sei Dank!« . »ERWÄHNE NIE WIEDER DIESEN NAMEN!!!« . Wie kann sie es nur wagen?! »TUT MIR LEID!! Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid, ....!« . Ts, jetzt heult sie schon fast wieder. »Du wirst von nun an mich als deinen rechtmäßigen Gott ansehen! Da du ja neu bist und als Engel direkt aus dem Bibelcamp kommst, verzeihe ich dir deinen Gewohnheits-Fehler. Vorerst. Aber wiederhole ihn nicht«. »Jawohl, Herr«, antwortet sie gewissenhaft. Hm, gut. »Komm doch mal her« . Auch wenn ich sie anscheinend bereits aufgenommen habe, muss ich noch eine Sache prüfen. Zögerlich flattert sie mit ihren Engelsflügeln zu mir herauf und steht nun vor mir. Ich nehme ihren Arm und inspiziere ihre körperliche Fitness. Sie ist dünn und ist auch sonst sehr hübsch, das muss ich ihr ja lassen, aber die dünne Figur kommt wohl eher von mangelnder Arbeitskraft. Zarte Hände, die erst kürzlich fürs Überleben in meinem Reich verwendet wurden. Sanft berühre ich sie, ich will ja nicht gleich grob sein. Wunden, blaue Flecke und Ruß sammelten sich auf ihrer zarten Haut. Und sie riecht auch nicht besonders nach Himmel, also ist sie wohl schon länger hier unten. Nach ihren spärlich rauen Händen, dreckigen Füßen und zittrigen Flügeln zu urteilen, muss sie wohl vor bisherigen Gefahren weggeflogen sein und sich versteckt haben. »W-Was tut Ihr?!« , quiekt sie entsetzt und rot im Gesicht. Was denn? Ich quetsche doch nur ihre Brüste ein wenig. »Wieso?« , frage ich. Mit einem Grinsen frage ich in einer etwas tieferen Stimmlage: »Erregt dich das etwa?« . Alice steigt nur noch mehr Röte ins Gesicht. Davon muss ich in mich hinein kichern. Ich mache gerne Leute verlegen. »Du hast also doch schmutzige Gedanken, nicht wahr? Das ist aber nicht sehr anständig von einem Engel« . Nun weicht sie zurück und hält sich ihre Arme vor die Brust. Sagt aber nichts. »Also mit Vorzügen bist du gesegnet... Alice« . Sie sieht mich nur an, als hätte ich etwas Schlimmes getan. »Und jetzt umdrehen« , befehle ich ihr. Da stört mich etwas. »Na schön, aber bitte fasst mich nicht mehr so unfreundlich an!« . Ich soll sie nicht „unfreundlich anfassen"! Diese Ausdrucksweise finde ich ja recht witzig. Und sie will mir drohen? Womit denn? Sie tut wie ich sagte und dreht sich brav um. Sofort packe ich ihre beiden Flügel und ziehe daran, während ich sie mit einem Fuß von mir trete. Und das alles ruckartig und mit Kraft, sodass ich die Flügel letztendlich doch beide gleichzeitig ausgerissen bekomme. Alice entgleitet ein gequälter Schrei über die nicht enden wollenden Schmerzen und fällt zu Boden. Die Wunde an ihrem Rücken blutet sehr stark. Kein Wunder, wenn man einem Engel die Flügel samt Knochen und so entreißt... Ich glaube, die lasse ich mir später an die Eingangstür hängen. Da sehen sie bestimmt dekorativ aus! »M-Meine Flügel!« , schluchzt sie. »Du blutest mir die Treppe voll« , motze ich sie an. Sie hustet und versucht, sich auf ihre Knie zu begeben. »Und es ist unhöflich, so öffentlich zu husten« , tadele ich weiter. »Erhebe dich« . Mit letzter Kraft steht Alice auf. Sie weicht zurück, alsbald ich meine Hand nach ihrem Heiligenschein ausstrecke. »Nein, bitte! Nicht auch noch mein Heiligenschein!« , fleht sie unter Tränen. »Ich nehme ihn dir nicht weg« , beruhige ich sie und greife nach ihrem Heiligenschein. Wie gewollt verfestigt sich das Licht über ihrem Kopf und wird zu einem schwarzen Ring, sobald ich ihn berühre. »Wie ist das möglich?« , flüstert sie in sich hinein und scheint ihren Augen kaum zu trauen. Vorsichtig schnalle ich den Ring an ihrem Hals fest. Passt wie angegossen! »Dieser Ring stößt elektrische Impulse aus, wenn du vor hast mich zu hintergehen oder wenn du mich anlügst. Und ich rede hier von starken Stromschlägen, die Brandnarben verursachen, klar soweit?« . Sie nickt nur eingeschüchtert. »Merelyn!« , rufe ich in den leeren Raum und schon kommt sie angeflogen. »Ja?« , fragt sie abwartend. »Das hier ist Alice. Du bist von jetzt an ihr Mentor. Zeige ihr alles und gibt ihr die Sachen« . Merelyn sieht sie mit skeptischen Blicken an und spürt ihre seltsame Aura. »Aber Darling, das ist doch ein Engel!« . »Ich weiß, dass sie ein Engel ist. Eine Gefallene, also kümmere dich gut um sie, ja?« . Sie seufzt und muss meinem Urteil wohl oder übel vertrauen. »Na, dann komm mal mit, Schätzchen« , wendet sie sich an Alice und geleitet sie die eingesaute Treppe runter. Bevor Merelyn auch die Treppe hinuntersteigt wendet sie sich jedoch noch einmal an mich: »Ach, und Darling...?« . »Heute nicht, Chérie, ich muss gleich weg« , antworte ich grinsend auf ihre offensichtliche Frage und streiche ihr sachte durchs Haar. Es gefällt ihr, wenn ich das tue. Dann kuschelt sie sich immer so an mich und schnurrt. Und um ehrlich zu sein, gefällt mir das auch. Wie weit Hans jetzt wohl gekommen ist? Wo war diese Kugel nochmal? Also Hans hätte ich nicht wirklich als Baka eingestuft, aber ein wenig verpeilt ist er ja doch. Na gut, es ist sein erster Auftrag. Da ist es nicht schlimm, wenn er fast den falschen Flieger nimmt. Hans steht vor dem Friedhof des Eingeborenenstammes. Der Friedhof befindet sich in der Mitte von vier sehr baufälligen Lagerhäusern mit verbarrikadierten Fenstern aus morschem Holz. Eine Leiche wurde wieder ausgegraben und verrottet nun in der prallen Sonne. »Ähm, hi?« , wendet sich Hans an die Seele des Verstorbenen. Zu jedem Auftrag gebe ich ihm eine oder mehrere meiner Fähigkeiten mit, die er dafür braucht. Deswegen kann er die Seele sehen. Die Seele der Leiche spricht auf seiner Sprache und versucht vergeblich mit Hans zu kommunizieren. »Ähm... hi?« . ^^° Na, das geht ja mal mächtig in die Hose. »Sie brauchen einen Talisman, welcher aus den Gräbern entwendet wurde, um ewigen Frieden zu finden!« , teile ich Hans über das Siegel mit. Er müsste meine Stimme jetzt in seinen Gedanken hören. »Luzifer, bist du das?« , fragt sich Hans und dreht sich um. Ich glaube, ich habe da eine Idee. Das wäre eine gute Gelegenheit, das Seelentausch-Ding auszuprobieren! Also mach Platz Hans, jetzt gehört dein Körper kurz mir. Als ich zu mir komme, traue ich meinen Augen kaum. Ich bin auf der Erde, in einem menschlichen Körper! »Hey! Das fühlt sich gut an, so ganz ohne Exorzismus!« , entgegne ich lachend und bewege Hans' Finger. „Was geht hier vor?" , erschallt in meinem Kopf Hans' bekannte Stimme. Die Arme streckend erkläre ich ihm die Lage: »Falls du es vergessen hast, dein Körper ist auch mein Körper!« . „Wehe du stellst etwas mit meinem... äh unserem Körper an!" . Darüber muss ich lachen. Hans' Stimmbänder lassen mein Lachen auf einmal so niedlich klingen! »'Unser Körper' hahaha! Das hört sich fast so an wie aus dem Mund eines zusammengeschmolzenen Ehepaars!« . Ich versuche einen Schritt zu gehen, torkele beim zweiten und beim dritten falle ich um. Nicht im eigenen Körper zu stecken fühlt sich komisch an. Da fällt einem das Laufen ziemlich schwer. »Sag mal, Hans, wo ist denn dein Schweif? Ich kann ja kaum das Gleichgewicht halten!« . „Na hör mal, ich bin ein Mensch! Und warum bist du überhaupt hier? Musst du nicht zu deinem Familientreffen oder wie war das?" . »Och, sagen wir mal so. Mir war langweilig, ich wollte dich um mich haben und ich habe eine Idee, wie du an den Talisman kommst. Oder zumindest erfahren kannst, wo er ist« . „Echt? Und wie finden wir ihn?" , fragt er aufgeregt. »Das wirst du schon sehen!« , antworte ich ihm und erzeuge durch das Siegel Teleportfeuer, welches 'unseren Körper' auf den Olymp befördert. Dort trenne ich meine Seele von Hans' Körper und schlüpfe wieder in meinen eigenen, den ich übrigens auch mitgenommen habe. »Wooooow!« , staunt Hans und schaut sich die Gegend an. »Pretty impressive, huh?« . Nun schaut er mich stutzig an. »Du bist ja wieder in Schlafsachen!« , beobachtet er und zupft an meinem ausreichend geknöpften, weißen Hemd herum. »Und dein Hemd ist noch nichtmal richtig zugeknöpft« . »Jaja, weiß ich. Komm mit« , fordere ich ihn auf und ziehe ihn ein Stück mit mir. Auf dem Olymp gibt es einen Abschnitt für das einfache Volk und ganz oben ist der Abschnitt der Götter. Der wahre Olymp - der Sitz der Götter - befindet sich nämlich über den Wolken. Und genau da befinden wir uns. Ganz viele griechische Tempel und eine riesige Mauer drum herum, damit auch kein ungebetener Gast herein kommt. Da steht auch schon die Wache vor dem großen, goldenen Tor und fragt nach einer Erlaubnis. Nach einem Räuspern entgegne ich: »Luzifer, erstgeborener Sohn des Hades und der Persephone, Gott-König der Hölle. Hi, Greg!« . »Hi, Luzifer. Macht bitte nicht mehr so viel Unordnung wie beim letzten Treffen. Das war ein Haufen Arbeit!« . »Heute gibt's keine Toten, versprochen!« , antworte ich grinsend. »Und er hier?« , fragt Greg und deutet auf Hans. »Er gehört zu mir« , antworte ich und betrete mit Hans im Schlepptau das Gelände meiner Verwandtschaft. Mit einem lauten Geräusch öffnet sich das Tor. Auf dem Weg zu einem ganz bestimmten Saal fragt mich Hans ständig nach dem und dem Gebäude oder wo wir sind. Wir sind sogar am Garten Eden vorbeigegangen, wo ich als Kind oft gespielt habe, in dem ich aber seit langer Zeit Hausverbot habe. Nun stehen wir endlich vor der riesigen, steinernen Tür, die sich sofort öffnet und uns Eintritt gewährt. »Hier kriegen wir Antworten!« , präsentiere ich und stemme die Hände in die Hüften. »Oh je, ich ahne etwas« , befürchtet Hans und schaut den lilanen Seidenvorhang, der sich bis jetzt hinter der Tür verbarg, skeptisch an. »Mach' dir nicht so viele Sorgen« . Ein Mal kurz die Haare richten und rein ins Gefecht. »Wer ist da?« , ruft die liebe Stimme in den Raum, die mir so bekannt ist. Dort sitzt sie auch schon. Mit ihrem langen, geflochtenem Zopf aus braunem Haar. Dieser wohlgeformte Körper, der nur mäßig bedeckt ist. Mit diesem lilanen Stoff auf der Haut, der auch nicht wirklich alles verdeckt, ihrem besonderen silbernen Gürtel und den Silberaccessoires wartet sie auf ihrem runden Bett. »Ich bin es« , melde ich mich und trete ins fade Licht der Kerzen. »Luzifer? Du weißt genau, dass du Bettverbot hast!« , meckert sie direkt und verschränkt die Arme vor der Brust. »Och, wieso denn?« , frage ich im unschuldigen Unterton und versuche, sie ein bisschen zu verführen. Sofort blockt sie ab und wirft mir ein Kissen ins Gesicht. Hans lacht mich im Hintergrund nur aus. »Ich bin die Göttin der Liebe! Der LIEBE verdammt!« . ...Aber eben auch der Begierde, von daher. »Ach, Aphrodite... Warum bist du nur immer so gemein zu mir?« , scherze ich gespielt betrübt und halte dabei ihr Kissen im Arm. »Wir sind nicht erwünscht, Kissen-chan!« . »Her mit meinem Kissen!« . »...Nö« . »Hach, ihr Männer wollt doch nur eins... Informationen. Also, was willst du wissen?« . Gut erkannt. »Du kennst dich doch mit Schmuck aus?« . »Ja?« . »Da gibt es einen Stamm in Nevada, der erlöst werden muss«. »Ach ja, die. Hier waren gestern auch ein paar angekommen. Wir mussten sie schon zwei mal weiterleiten«. »Eben. Ich habe dasselbe Problem. Sie brauchen einen Talisman, um Frieden finden zu können« . »Aber wenn diese Seelen Frieden finden, kommen sie doch in ein anderes Totenreich« . »Und wenn schon, meinetwegen kann selbst Elohim sie haben, ich bestehe nicht auf sie. Ich will einfach nur, dass das aufhört« . »Es wundert mich, warum du diese Seelen nicht einfach ins Abyss verbannt hast. Hm, aber na gut!« , meint sie und zuckt mit den schmalen Schultern. »Der Talisman befindet sich im Kellergeschoss des dritten Lagerhauses« . Ich wusste doch, dass sie sich damit auskennt! »Sind wir dann hier fertig?« , fragt mich Hans ungeduldig als er sich neben mich stellt. »Wer ist denn das?« , fragt Aphrodite interessiert und schaut Hans mit großen Augen an. »Ich bin Hans...« , antwortet er nervös. »Na, du bist ja ein Süßer« . Verträumt legt sie sich auf ihren schlanken Bauch und stützt ihren Kopf mit den Händen. Mit einer Hand verdecke ich meinen Mund und lehne mich zu Hans, um ihm folgendes zuzuflüstern: »Verlieb' dich bloß nicht in sie. Sie wird dich verlassen, völlig ohne Grund!« . »Du hast mir meine Unterwäsche geklaut!« , motzt sie mich auf einmal an. »Jetzt reite nicht wieder darauf rum, die ziehst du doch eh nie an« . Oh, oh. Sie sieht mich wieder mit diesem Blick an. Dieser Ich-verachte-dich-Blick. »Was hast du gesagt?!« , mahnt sie mich mit einem energischen Tonfall. »Du bist hübsch?«. Sie sieht höchst unbeeindruckt aus. »Du weißt doch, Aphrodite, dass ich dir niemals schaden würde...« , beginne ich, lege die rechte Hand auf meine Brust, strecke die andere nach links und verbeuge mich halb. »...meine Schöne!« . »Deine Verführungskünste kannst du dir bei mir sparen. Versuch es nicht weiter oder ich ziehe Justitia wieder mit in die Angelegenheit. Aber über einen Besuch von Hans würde ich mich freuen« . Sofort lege ich ihm einen Arm um den Nacken und ziehe ihn an mich. »Sorry, Schätzchen. Meins!« . »Ja, tut mir leid, My Lady« , entschuldigt sich Hans und kratzt sich am beschämt Hinterkopf. Er riecht gut. Richtiger, süßlicher Menschengeruch. »Hm, dann ein Andermal. Vergiss den Familientreff nicht« . Erinnere mich bloß nicht! »Komm, lass uns gehen« , fordert mich Hans auf und begibt sich auf den Weg Richtung Steintor. Hm, na gut. Ich bin gerade dabei, den Raum zu verlassen, da fallen mich auf einmal fünf Mädchen an. Alle um die 18 Jahre alt. »LUZIFER-SAMA!!! « , kreischen sie im Chor. »Hey, hey! Ganz ruhig! Ich wäre fast umgefallen, Kinder« . »Geht Ihr etwa schon?« . »Ja, ich habe noch etwas zu erledigen« . »OCH NÖÖÖÖÖÖ!« , klagen sie. »Kommt Ihr uns bald wieder besuchen?« . »Ich werde es versuchen« . Hans zieht mich am Ärmel mit sich und fordert ungeduldig: »Komm endlich!« . »Halt!« , ruft eine mir bekannte Stimme und stellt sich Hans in den Weg. Ein geflügelter Jüngling mit gelocktem Haar sowie Pfeil und Bogen. Sofort stoppt Hans und schaut sich den kleinen Jungen an. »Bist du nicht... Amor?« , fragt er staunend über die geflügelte Kreatur, die vor ihm her schwirrt. Froh darüber, dass der Mensch ihn erkennt, lächelt er herzhaft und nickt. Ich ahne schon, warum er hier ist. »Hallo Eros, mein kleiner, geflügelter Freund! Was gibt es denn?« . »Du schuldest mir noch so einige Drachmen, Luzifer« . Genau wie seine Mutter, kommt immer gleich zur Sache ohne Schmeicheleien und versucht nichteinmal, sich guter Manieren zu beweisen. »Schon gut, da hast du« , sage ich unzufrieden und gebe ihm, was er will. Er hat meine Schulden bei ihm nicht vergessen. Versteht mich nicht falsch, ich habe Geld. Viel Geld, mehr als sich die meisten nur vorstellen können! Mein Vermögen gleicht dem Smaugs. Aber es war nicht immer so und ich musste mir hier und da mal etwas leihen. »Jetzt können wir gehen« , wende ich mich an Hans und gehe schon mal vor. »Na endlich!« , meint dieser und folgt mir bis zu dem Punkt, wo ich uns hergebracht habe. »Na dann können wir ja gehen« , sagt Hans und streckt sich dabei. Das was Aphrodite da abgezogen hat war inakzeptabel! Erst Elohim und jetzt auch noch sie? Hans' menschliche Niedlichkeit und Naivität zieht ja alle Götter an wie das Licht die Motten! Aber ich habe ihn nicht nur zuerst entdeckt, er gehört mir auch noch! »Ich kann leider nicht, Hans« . »Du kommst nicht mit? Und was machst du dann?« , fragt er enttäuscht und sieht mich mit großen Augen an. Ist mein Siegel nicht genug? Er gehört mir, aber wie bekomme ich es hin, dass er mir nicht mehr weggenommen wird? »Echt süß von dir, dass du dir Sorgen machst, aber ich muss hier bleiben. Ich werde hier gebraucht« . Jetzt weiß ich wie! Er muss meinen Geruch tragen. Mit ein paar Schritten trete ich näher an Hans heran und schaue ihm in seine lieblichen blauen Augen. Mein Grinsen scheint ihn verlegen zu machen, denn er wird leicht rot. Das ist so niedlich. Er ist so niedlich und riecht so verlockend, da kann man ja gar nicht nein sagen! Ich kann die anderen Götter verstehen, aber er soll nur mir gehören. Nur mir. Und dafür werde ich jetzt sorgen. »Luzifer, was -« . Ich lasse ihn nicht sprechen. Stattdessen drücke ich ihm den lang ersehnten Kuss auf seine süßen Lippen und sofort schweigt er. Sachte liegen unsere Lippen aufeinander, bis ich meine etwas mehr auf die seinen presse und er nachgibt. Ich spüre, dass ihm dieser Kuss ebenfalls gefällt. Genieße ihn, Hans, denn es ist dein Erster. Kapitel 6: Auszeit ------------------ ~ Hans' Sicht ~ Wieso rückt Luzifer mir so auf die Pelle? Er sieht mich an, als würde er mich mit seinen Blicken ausziehen. Das beunruhigt mich irgendwie. Seine sanfte Berührung an meiner Wange jagt mir eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper. Irgendwie komme ich mir von seinem außergewöhnlich anziehenden Duft gelähmt vor. Nun schließt er seine einzigartigen, roten Dämonenaugen. Wieso schließt er sie? Ich will sie noch etwas länger bewundern. »Luzifer, was-?« . Schon spüre ich seine weichen Lippen auf meinen. Ein Kuss... Moment, ein KUSS?!?! Luzifer küsst mich, ganz gewollt und das auch noch gut. Im Gegensatz zu seiner makellosen Haut, welche ganz weich und kühl an meine drückt, fühlt sich mein Gesicht so warm an. Dieser Kuss. Er fühlt sich... unerwartet gut an. Aber ich kann ihn nicht erwidern, da ich viel zu überrumpelt bin. Warte, will ich ihn etwa erwidern? Ich sollte ihn eher von mir stoßen, oder nicht? Wieso ist mein erster Gedanke, dass ich auf den Kuss eingehe?! Ehe ich mich versehe löst er ihn schon auf. Er weicht nur ein Stückchen zurück, bleibt aber so nah an meinem Gesicht, dass ich noch sein weiches, pechschwarzes Haar im Gesicht spüren kann. Nun kann ich ihm wieder in seine schönen Augen sehen, die mich immer noch gierig anschauen. »Wir sehen uns, Süßer« , flüstert er mir mit einem tiefen Ton in der Stimme zu. Als ich etwas zur Antwort stottern will umhüllt mich das blaue Feuer, welches Luzifer erschaffen hat, um mich wegzubringen. Schon tauche ich in Nevada wieder auf. Vor mir die wartende Seele und um mich herum die Lagerhäuser in der erdrückenden Wüstenlandschaft. Ich blinzele zweimal, um mich zu vergewissern, dass ich auch nicht träume, und da schießt mir noch einmal die Erinnerung durch den Kopf. Ich spüre die Berührung noch immer. Hochrot im Gesicht starre ich zu Boden. »Der Teufel... Luzifer, hat... mich g-geküsst!« . Und.. es fühlte sich— Ok, Schluss jetzt! Um mich von diesen höchst verwirrenden Gedanken loszureißen, folge ich lieber meiner Aufgabe. Welches Lagerhaus war das noch gleich? Ach ja, das dritte... Es ist schon ein langer Weg, bis ich den Eingang des dritten Lagerhauses finde. Eingestürzte Dielen und Tunnel unter den vermoderten Häusern, die aber nirgendwo hinführen... So langsam wird das ziemlich lästig. Desorientiert wandere ich um das Haus herum, bis ich ein Loch finde, wo ich durchpassen könnte. Es ist nur leicht verbarrikadiert und auch ein wenig eingestürzt. Generell macht diese ganze Umgebung einen eingestürzten Eindruck. Was ist denn hier passiert? Haben die Geister hier gewütet? Scheint so, denn überall liegt Salz verstreut und Weihrauch-Duftstäbchen liegen vereinzelt auf dem vermoderten Holzboden rum. Umgefallene Tische, Stühle und Regale, die aussehen, als gehören sie zum Gesamtbild des Hauses. Alles sehr staubig hier und lauter Spinnennetze überall. Hier scheint wirklich seit Ewigkeiten keiner mehr zu wohnen. Ich sehe mich in jedem Raum um aber ich finde weder eine Treppe noch einen anderen Zugang zu einem wohl gar nicht existierenden Keller. Vielleicht besteht der Keller aus so einer Art Bunker? Oder Panikraum? Demnach müsste hier irgendwo ein geheimer Zugang sein, so wie in den Filmen. Vielleicht ist da ja was dran. Mir die Hand schützend vor den Mund haltend öffne ich staubige Kisten, aus denen ein paar Krabbeltiere herauskriechen, schiebe noch stehende Regale von ihren Plätzen und werfe Teppiche in die Luft. Ständig muss ich niesen wegen dem ganzen Staub. Unter einem Teppich liegt so viel Dreck und Staub, dass daraus schon eine Schicht entstanden ist. Vorsichtig puste ich den Unrat vom Boden und siehe da: Eine Falltür mit einem Griffloch! Ha! Mein Gehirn ist ja doch ganz nützlich! Quietschend öffne ich die Bodenplatte und sehe in einen dunklen Flur mit einer Leiter als einzige Verbindung mit der Oberfläche hinunter. Diesmal sind statt morsches Holz Steinwände und Steinböden als Abwechslung zu sehen. Aber auch sie sind ziemlich demoliert und an einigen Stellen eingerissen. Es ist nicht wirklich tief, daher springe ich lieber runter anstatt die Leiter zu benutzen. Sie ist höchstwahrscheinlich auch morsch und geht leicht kaputt. Da mache ich sie lieber auf meinem Weg nach oben ganz kaputt anstatt auf meinem Hinweg. Denn wenn sie jetzt kaputt geht, kann ich hier nicht mehr raus. Reisen machen anscheinend schlauer, so vorsichtig habe ich selten nachgedacht. Also springe ich und lande auf dem steinigen Boden, nichts aufgeratscht, alles gut. Und ein langer dunkler Flur. Neben mir ist direkt ein Lichtschalter, der funktioniert bestimmt nicht mehr. Außerdem hat sich dort eine bedrohlich aussehende Spinne breit gemacht, da werde ich bestimmt nicht hinfassen. Also begebe ich mich ohne Lichthilfe in den dunklen Gang. Links und rechts von mir sind Türreihen wie in Luzifers Schloss. Nur ist dieser Ort nicht mit dem Schloss vergleichbar, welches perfekt instand gehalten wird und wo alles so neu und gepflegt aussieht. Hier ist es nur abstoßend und stinkt nach Staub. Ja, Staub stinkt, wenn es viel auf einmal ist. Also klappere ich jeden Raum ab, aber jeder sieht gleich aus und in jedem ist fast gar nichts drin. Nur zwei - drei Kisten, ein Regal mit dunklen, verwitterten Büchern drin und ein dreckiges Oberlicht mit milchigem Glas. Mehr nicht. Nur in einem Raum steht eine kleine Truhe im Regal. »Wehe wenn der Talisman jetzt nicht da drin ist!« . Langsam öffne ich die Truhe und komme mir vor wie Link. Na gut, wenn ich mir schon vorkomme wie Link, kann ich mich ja auch so verhalten. Ich nehme den Inhalt der Truhe und halte sie mir demonstrativ über den Kopf während mir eine bekannte Melodie durch den Kopf geht. xD Als ich die Hände runter nehme, erkenne ich erst den Gegenstand. Ihh! Was ist das denn?! Ein Schrumpfkopf? Ein sehr hässlicher Schrumpfkopf! Naja, solange ich ihn nur wieder eingraben muss... Wie ich es mir gedacht habe, die Leiter geht kaputt. Beim Hochklettern brechen die Sprossen einfach durch. Sie ist ja auch schon sehr alt. Den Ausgang finde ich schnell, ich habe ihn mir schließlich gemerkt! Aber wo der Friedhof nochmal war weiß ich nicht mehr. Hier sieht alles so nach Wüste aus, ein bisschen Wüstengras hier und dort und da rollt sogar Wüstengras entlang. Wie soll man auch in dieser Einöde irgendetwas wiederfinden? Dann heißt es wohl suchen. Da war das vierte.. da das zweite... Ich stehe vor der Seele. Sie scheint sich kein bisschen bewegt zu haben seit ich weg bin. Die ausgedörrte Gestalt steht nur da. Keine Ahnung wie ich mit dem Typen sprechen soll, also stehe ich mit einem gewissen Abstand zu ihm und halte nur den Schrumpfkopf in die Höhe und frage: »Ist er das?« . Er scheint mich nicht zu verstehen. »Ist das der Talisman?« , frage ich erneut und halte abwechselnd einen Daumen nach oben oder nach unten. Je nachdem soll er beurteilen, ob dies der gesuchte Gegendstand ist. Langsam bewegt er einen Arm in die Höhe und reckt seinen knochigen Daumen aus der Faust gen Himmel. Na also! Ich hätte sowieso nicht nocheinmal runter gekonnt. Mit peinlichen Handbewegungen versuche ich ihn zu fragen, ob ich den Talisman eingraben soll oder was ich sonst damit tun sollte. Er nickt, also soll ich ihn eingraben, zusammen mit seiner Leiche, die ausgegraben neben dem Grab rumgammelt. Da ich die Leiche nicht anfassen will, trete ich sie nur leicht und rolle sie in ihr Grab zurück. Den Talisman lasse ich ebenfalls ins Grab fallen. Der Typ guckt mich nur streng an, weil ich so grob mit ihm umgegangen bin. »Sorry...« , murmele ich reuevoll. Na gut, ich will ja schließlich auch nicht, dass jemand so mit meinem toten Körper umgeht. Vorsichtig schiebe ich den Haufen ausgegrabener Erde, die neben dem Grab liegt, wieder zurück ins Loch und streiche alles schön glatt. Nun lächelt die geheimnisvolle Seele und teilt mir irgendetwas in seiner Sprache mit. »Ja, äh, du mich auch« , antworte ich und schaue dem Typen zu, wie er gen Himmel empor steigt und plötzlich verpufft. Weg ist er. Ich habe es geschafft! So. Und jetzt? Verwirrt krame ich das Kärtchen raus, auf dem mein Auftrag verfasst ist, und mustere es von allen Seiten. Auf einmal verschwindet die Schrift und auch das Kärtchen verkokelt, bis es schließlich auch hin ist. "Gut gemacht, Hans! Deine erste Aufgabe ist erfolgreich erledigt!" , sagt eine bekannte Stimme in meinem Kopf. »Caren bist du das?« , frage ich, ziehe mein Hemd hoch und schaue mir das Siegel auf meinem Bauch an. Ihre Stimme kommt wohl durch das Siegel in meinen Kopf. Alles telepathisch! "Ja, ich bin es. Und ich soll dir vom Master sagen, dass du das gut gemacht hast!" . Ein Lob von Luzifer? Irgendwie glaube ich, dass ich sowas nie von ihm persönlich hören werde oder generell nie wieder. Vielleicht lässt er jedem zum ersten Erfolg gratulieren. Das kann ich mir gut vorstellen. »Du sollst es mir von ihm ausrichten? Ist er denn noch nicht zurück?« . "Doch, ist er und er holt dich auch gleich wieder hier hin" . »Du stehst nicht gerade bei ihm, Senpai?« . "Eh? N-Nein, warum fragst du?" , ihre Stimme klingt auf einmal so nervös. Ach ja, ich habe von IHM gesprochen, hihi! xD Damit könnte ich sie super aufziehen! »Nur so. Es hätte mich nämlich gewundert, wenn du in Luzifers Anwesenheit so gelassen mit mir sprechen könntest, und das auch noch über ihn« . "...". »Caren? Alles ok?« , frage ich sie besorgt. Was hat sie denn auf einmal? "Sag mal, hat dir der Master erlaubt, seinen Namen zu verwenden?" , fragt sie ernst. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, habe ich ihn weder gefragt, noch hat er es mir erlaubt oder etwas dagegen gesagt. Ausdrücklich verboten hat er es mir jedenfalls nie. »Äh, ich denke nicht. Aber ich spreche ihn immer so an und er reagiert eigentlich ganz normal. Ich duze ihn auch. Wieso, was ist denn so schlimm daran?« . "Ach so. Nein, nein, wenn du den Master mit seinem Namen ansprechen darfst, freue ich mich für dich" . Ist sie jetzt etwa gekränkt? »Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast, Senpai« . Dann bin ich mal lieber sehr nett zu ihr. Ich mag es nicht, wenn nette Frauen traurig sind. Und wenn wer heult muss ich auch heulen, deswegen heitere ich alle in meinem Umfeld gerne auf. Dann sieht die Welt auch viel schöner aus. "Keine Ursache. Warte, du wirst sofort teleportiert" . Ok, dann mache ich mich mal bereit. Und schon fangen meine Sachen aus heiterer Hölle Feuer. Dann meine Haut und schon bin ich komplett in blaues Feuer gehüllt, welches meine Sicht einschließt. Sofort legt es sich wieder und ich stehe im Pa... Vor dem Styx. Dort, wo ich aufgewacht bin und auf einmal gehört bekommen habe tot zu sein. Und da ist auch der... Fährmann. Wie hieß er noch gleich? Er untersucht seine Gondel nach möglichen Schäden. Er hat mich noch nicht gesehen, das ist gut! Ohne Aufmerksamkeit zu erregen flüstere ich: »Leute, da ist was schief gelaufen!« . "Was meinst du?" , fragt mich Luzifers Stimme übers Siegel in meinem Kopf. »Das hier ist nicht der Palast« . "Oh, stimmt. Mein Fehler" . »Dann porte mich nochmal« . "..." . Ich höre nur leichtes Gemurmel. Er scheint sich mit Caren zu unterhalten. Auf einmal dreht sich der Fährmann um. Er scheint meine Stimme doch gehört zu haben. Verdammt, er hat mich gesehen! Nun kommt er froh zu mir hinstolziert. Oh nein, geh bitte weg! (~´;O;`)~ »Hey, dich kenne ich doch! Du bist der von neulich! Wieder eine Überfahrt?« , begrüßt er mich und lächelt. »Ja, bitte...« , erwidere ich kleinlaut. »Hm, die zweite Überfahrt kostet aber. Es sei denn...« , fängt er an und lehnt sich mit gefalteten Händen nah zu mir wie ein kleines Schulmädchen. »...ich darf dich küssen!«. »Nein!« . »Och biddö!« , bittet er und versucht einen auf niedlich zu machen, obwohl der Typ größer und älter ist als ich. Er bückt sich und würde mich wohl mit einem großen Hundeblick ansehen, wenn sein Haar nicht davor wäre. Wieso wollen mich auf einmal alle küssen?! »Niemals!« . »Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, .......!« . »NEIN!!« . Er hört nicht auf. Auf einmal meldet sich Luzifer wieder: "Hans, Teleportieren ist sehr schwer. Ich kann dich nicht durch die Hölle teleportieren, du musst schon hier auftauchen, ansonsten kann ich dir nicht helfen" . »Was soll das heißen?!« . "Das heißt: Bezahle den Mann oder du musst einen Kuss blechen!" . Der ist nicht wirklich damit einverstanden, dass dieser Typ mich küsst, oder?! Ich höre ihn im Hintergrund kichern und auf einmal ist die Verbindung weg. Na toll, und was mache ich jetzt? Ich besitze keine Drachmen, also muss ich wohl... Verärgert knalle ich die Tür des Palastes auf und stürme zu Luzifer, der es sich auf seinem Thron schon gemütlich gemacht hat und nun erwartet, dass ich ihm die Story erzähle. Neben ihm steht Caren und lächelt, da ich sicher angekommen bin. Erwartungsvoll schaut er mich an und schwenkt das Ende seines Teufelsschweifs hin und her. »Nur zu deiner Information: Ich habe den Fährmann NICHT geküsst!« . »Ach nein? Wie bist du dann hier her gekommen?« , fragt er scheinbar interessiert. Er weiß, dass ich durch den Styx nicht schwimmen kann, da die Seelen und Meerjungfrauen an mir ziehen und mich in die Tiefe reißen würden. »Ich habe ihm seine Gondel geklaut« . Plötzlich prustet er amüsiert und lacht daraufhin laut los. Und wieder kommt die Erinnerung hoch. Oh man, das werde ich wohl nicht so leicht loswerden... »Aaah, zu köstlich..!«, kichert er als er sich beruhigt. »Caren, könntest du uns für einen Moment allein lassen?« , frage ich sie und schon schaut sie mich perplex an. Sie blickt ratsuchend in Luzifers Richtung. Dieser lächelt belustigt und macht nur eine kleine Handbewegung, die sie zum Gehen auffordert. »Ähm, sicher« . Sie verbeugt sich vor Luzifer und macht sich leise aus dem Staub. »Na, da bin ich ja mal gespannt« , meint dieser, verschränkt die Arme hinter seinem Kopf und legt ein Bein abwartend über das andere. Angespannt von seinem Blick schaue ich nervös zu Boden und bringe heraus: »Wieso... hast du mich geküsst?« . Er reagiert kaum. »Wieso willst du das wissen?« . Tut der jetzt nur so oder habe ich was verpasst? »M-Man(n!) tut so etwas nicht einfach so!« . »Du bist mein Eigentum, schon vergessen? Ich kann mit dir spielen, aber auch ernst machen« . Verwirrt schaue ich auf. »Also hatte der Kuss wirklich nichts zu bedeuten?« . »Nun, das habe ich nicht gesagt! « . Er grinst. Ok, so langsam wird die Situation unangenehm für mich. Themawechsel. »A-Also, wie war der Familientreff? Bist ja schnell zurück« . »Willst du dir das wirklich anhören müssen?« . »Na, hör mal! Eine Götterfamilie, da will man doch ein bisschen von allen hören. Wie sind sie denn so?« . »Ach, da war nur die Familie eben. Mein Vater, der gegenüber meines Onkels Zeus einen auf stolz gemacht hat, musste mich immer in Gespräche reinziehen und hat mich den halben Aufenthalt über bei sich behalten. Meine Mutter hat sich mit Elohim über Zeugs unterhalten, mein anderer Onkel Poseidon hat die ganze Zeit nur mit seinem Wasserpferd geschmust und von seiner geliebten Königin Amphitrite geredet. Aphrodite stand die ganze Zeit bei ihrem Mann Hephaistos und ich habe meinen besten Freund/Halbcousin Herkules wiedergesehen. Das war auch das einzig Gute an dem ganzen Besuch. Wie du vielleicht sehen kannst hatte ich schnell keine Lust mehr und habe mich davongemacht. Ich habe mich nichteinmal an den Toga-Dresscode gehalten, daran kann man vielleicht auch erkennen, dass ich nie vor hatte dort hinzugehen. Selbst wenn die Toga an Aphrodite doch ganz reizend aussah« . Die Erzählerei langweilt ihn anscheinend. Schade, ich wüsste gerne noch dies und das... »Hm, ich hätte damit gerechnet, dass du dich einfach besäufst und dort wenigstens ein bisschen Spaß hast« . »Naja, Alkohol gab es da oben schon...« , fängt er an und steigt mit einem Kelch in der Hand die kurze Treppe hinunter und kommt auf mich zu. Nun hält er mir den Kelch hin. »...aber wir hier unten haben stärkeres Zeug« . Da muss ich schon grinsen. »Willst du mich etwa abfüllen?« . »Keines Wegs« . Er grinst auch. Aber eher ein freundschaftliches Grinsen, kein hinterhältiges. Na dann vertraue ich ihm mal und nehme den Kelch an mich. Darin ist eine rötliche Flüssigkeit. »Och, ich denke ein paar Schlücke würde ich gern probieren!« . »Bist du sicher, dass du das auch verträgst?« . Ha! Ich habe schon so einiges weggekippt und konnte danach sogar noch Matheaufgaben des kleinen Einmaleins richtig beantworten! Also nehme ich sofort einen großen Schluck aus dem Kelch. Ziemlich gut, das Zeug. »Hey, das schmeckt eigentlich ganz - !« . Meine Gliedmaßen werden taub und sofort lasse ich den Kelch unfreiwillig fallen. Ehe ich mich versehe wird das Bild vor meinen Augen schwarz und ich höre nur einen dumpfen Aufprall und ein leises „Ich hab's dir ja gesagt" . Sofort reiße ich die Augen auf. Ich liege ja immer noch hier. Komischerweise habe ich kein Schädelbrummen, auch nicht erbrochen und fühle mich lebendiger denn je. Also der plötzliche Tod hat mich auch nicht ereilt. »Wie lange war ich weg?« , frage ich Luzifer, der sich neben mich auf den roten Teppich gesetzt hat und setze mich auch neben ihn auf. »Zehn Sekunden« . »Wow! Das knallt ja echt rein! Also schmeckt es erst gut, dann haut's einen voll um und man wacht in kürzester Zeit mit dem Nachgeschmack im Mund wieder auf?« . »Bei dir jedenfalls. Ich kann das auch trinken, ohne wegzutreten« , gibt er grinsend an und klopft mir auf die Schulter. »Ich hoffe doch, dass du in der Zeit nichts mit mir angestellt hast« . »Wo denkst du hin? Wie soll ich in nur zehn Sekunden etwas mit deinem wehrlosen Körper anstellen? Außerdem ist die Bedingung unseres Paktes, dass ich dir nichts persönliches Antue, wenn du dich nicht wehren kannst, hast du das vergessen? Es liegt an dir, die Bedingung des Paktes auszusuchen, und dieser wurde letzte Nacht offiziell geschlossen. Ich verstoße nicht gegen einen Pakt, da kannst du dir sicher sein« . »Man kann ja mal fragen. Sag mal, warum hast du mich wieder her geholt?« . »Ich wollte dir nur zu deiner ersten erfolgreichen Arbeit gratulieren, Hans. Schließlich wirst du noch öfter Sachen erledigen und an ferne Orte reisen müssen. Da wollte ich dir einen Drink spendieren und dir eine kleine Auszeit geben, solange noch keine neuen Aufträge für dich da sind. Und wie du weißt, halte ich mein Wort und gebe dir dein Leben auf der Erde wieder« . »Also lebe ich nun weiter wie bisher und wenn ich einen neuen Auftrag bekomme, kontaktierst du mich?« . »So sieht's aus« , bestätigt er und ich fange langsam an, Teleportfeuer zu fangen. »Wir sehen uns, Süßer« , verabschiedet er mich und winkt. Dasselbe hat er nach unserem Kuss gesagt... Wah! Ich möchte gar nicht daran denken! Will er mir dadurch irgendetwas sagen oder will er mich nur ärgern? Kapitel 7: Die wahre Liebe? --------------------------- ~ Hans' Sicht ~ Da bin ich also wieder, in meinem Alltagstrott. Morgens aufstehen, anziehen, frisch machen, Simon was zu Fressen rausstellen und los zur Arbeit. Ich habe einen langweiligen Bürojob, ich weiß selbst nicht mehr, wieso ich hier anfangen wollte. WAS ich überhaupt arbeite ist mir auch schleierhaft. Irgendwann verliert man hier das Zeitgefühl und alle Gründe, warum man hier ist und was man hier nochmal macht. Vor lauter Individualismus strotzende Telefone, wie sie alle Büros haben, geben sie alle den selben Ton von sich, wenn jemand anruft. Der Büroklingelton, den ich nicht ausstehen kann. Tag ein Tag aus. Es riecht hier sogar nach Büro. Den Geruch mag ich auch nicht, und die Atmosphäre erst recht nicht. Wie Krankenhäuser für manche, die ich kenne. Noch dazu haben wir - wie überall - einen ungemütlichen Chef! Da frage ich mich wirklich, wer schlimmer ist. Die stark unterdrückende Herrschaft von Luzifer oder der immer schlecht gelaunte, grau wirkende Chef in der grau wirkenden Büroatmosphäre mit dem grauen Anzug zwischen grauen Wänden und grauen Angestellten, die einen grauenvollen Job ertragen müssen. Richtige Freunde habe ich hier auch nicht wirklich, die haben sich woanders eingenistet und wir treffen uns so gut wie jedes Wochenende in Bars und machen einen drauf, damit ich nicht in eine Depression falle. Bei Luzifer ist zumindest noch Abwechslung und ich komme wenigstens raus. Die Unterdrückung scheint sich bei mir zu verzögern, er scheint mich nicht wie die anderen zu sehen. Kann es sein, dass es daran liegt, dass ich ein Mensch bin? Aber da hat er doch viele verschiedene Arten von Kreaturen in seinem Schloss, wieso sollte ein Mensch da eine Ausnahme sein? Ich denke nicht, dass er mich deswegen mit Samthandschuhen anfasst. Vielleicht, weil er mich so gern hat? Hat er mich deswegen geküsst? Aber er kennt mich doch erst seit ein paar Tagen, oder hat er mich für eine lange Zeit beobachtet?! o-o Ich sollte aufhören, darüber nachzudenken. Nachher komme ich noch auf Theorien, die selbst für mich zu absurd wären. Da stehe ich auch schon, vor dem viel zu großen Gebäude. Meine Eltern sind ja stolz auf mich, dass ich in einen Beruf gestiegen bin, wo ich so gut verdiene, dass ich keinen Zweitjob benötige. Niedergeschlagen schlurfe ich ins Gebäude, und schon wird die Welt um mich herum wieder grau. Ich will da nicht rein. Jedes Mal, wenn ich diesen Ort sehen muss, krümmt sich mein Magen und ich würde am liebsten jeden Tag krank sein oder einfach absagen. Tut mir leid, ich kann heute nicht zur Arbeit kommen, ich muss im Auftrag des Teufels Sachen erledigen! Wäre das eine gute Ausrede? Der Wahrheit entspricht sie jedenfalls... Aber dafür würde ich mit 100%iger Wahrscheinlichkeit gefeuert. Gut so, ich will da sowieso nie wieder hin. Aber das denkt bestimmt jeder von seiner Arbeit, da muss man eben durch, nicht wahr? Widerwillig begebe ich mich an der muffig guckenden, beschäftigten grauen Sekretärin mit der Brille und dem strengen Dutt (der mit ihrer fast grauen Haarfarbe aussieht wie ein zusammengebundener Hund), die an der grauen Rezeption sitzt, vorbei in den Fahrstuhl, dessen einzige Aufgabe es ist von hier aus nach oben zu fahren und wieder zurück. Auch der unterscheidet sich nicht von den anderen Räumen. Routinemäßig drücke ich auf einen Knopf, der die Zahl der Etage darstellen soll. Ich habe das schon so gut in den Fingern wie ein Passwort, das ich mir nicht merken muss, sondern einfach über die Tastatur wische und alles ist eingegeben. »Halten Sie den Fahrstuhl auf!« , ruft eine junge Damenstimme und ich wache aus der Alltagstrance auf. Was? Oh, natürlich! Die Aufzugtür offen halten. Schnell schiebe ich eine Hand zwischen die fast geschlossene Tür des Aufzugs und drücke ihn auf. Da kommt auch sofort ein Farbbündel in den Fahrstuhl gestürmt und läuft fast gegen mich. Farbe, hier? Wie kommt's? »Verzeihung! Und vielen Dank, dass Sie die Tür offen gehalten haben!« , sagt die bunte Gestalt und senkt höflich ihr Haupt vor mir. Da komme ich mir ja fast vor wie Luzifer. ^^ Als sie wieder hochschießt, fällt ihr rotes Haar mit einer einzelnen lila Haarspange zurück und landet leicht auf ihren Schultern und ich kann ihr ins Gesicht schauen. Ein Rotschopf mit jeweils drei Sommersprossen auf beiden Wangen. Dezent wenig, gefällt mir. Ihre großen grünen Augen schauen mich an und verzaubern mich direkt. Sie trägt ein pinkes T-Shirt unter ihrem blauen Top, um nicht zu freizügig rumzulaufen, und einen grünen Rock, der ihr bis zu den Knien reicht, nicht zu kurz aber auch nicht zu streng lang. Weiße Socken, schicke gelbe Chucks an den Füßen und eine schlanke, zierliche Figur. Sie ist einen Kopf kleiner als ich, wir teilen aber ganz bestimmt das selbe Alter. »Kein Problem« , erwidere ich und schaue sie immernoch verdutzt an. Noch nie habe ich so eine Farbexplosion gesehen. Auch wenn man sie als Mode-Fauxpas bezeichnen könnte, würde es trotzdem niemand wagen, denn sie ist schön, auch in ihren „unmöglichen Klamotten" kommt sie einem Engel gleich. Engel. ... Das würde Luzifer bestimmt nicht gefallen... ... Wieso denke ich an Luzifer? Nun lächelt sie mich an. Sie hat ein wunderschönes Lächeln, wie ein Schlag trifft es mich. Sie hat mich verzaubert, ich kann fühlen, dass ich leicht rot werde. Auf einmal ist die Welt in Farbe getunkt. Selbst an solch einem trostlosen Ort. Wieso ist sie ausgerechnet hier? Oder will sie die Welt mit ihrer Aura verzaubern und das Leben eines jeden erleichtern? Das könnte ich mir sehr gut vorstellen. »Ähm... K-Kann ich Sie was fragen?« , stottere ich während die Tür des Fahrstuhls sich schließt und er langsam damit beginnt, nach oben zu fahren. Uhh, dabei fühlt es sich immer an als würde mein Gehirn schmelzen. »Ja?« , fragt sie erwartungsvoll zurück. Ihre Stimme ist auch bezaubernd. Na toll, jetzt werde ich noch nervöser. Ich muss wie ein Affe aussehen. ._.° »W-Wie heißen Sie eigentlich?« . »Mary, und Sie?« . Mary... Der Name passt perfekt zu ihr. »M-Mein Name? A-Also...« , in Situationen wie dieser entfällt mir alles. »Seltsamer Name« , scherzt sie. »Nein, nein! Ich heiße Hans! Nett Sie kennenzulernen« , erwidere ich und senke höflich mein Haupt. Zum Glück ist Simon nicht da, der hätte sie wahrscheinlich verschreckt. Sie kichert ein wenig. Das macht mich noch nervöser. »So förmlich, lass das doch!« . Jetzt duzt sie mich schon. Ich duze auch schnell, das haben wir gemeinsam! :3 »Ich arbeite nicht hier, ich besuche nur meine Schwester« . »Achso. Ich wollte schon fragen, warum du dich an einen solchen Ort begeben würdest« . Sie lächelt. Ihr scheint das "Du" genauso zu gefallen wie mir. »Interessant. Ich habe noch nie einen anderen erwachsenen Menschen getroffen, der sofort zurückgeduzt hat. Ich mag das Siezen nicht, da fühle ich mich immer so alt« , meint sie und schaut sich auf die Finger, mit denen sie ein wenig verhakt rumspielt. »A-Aber du musst dich doch gar nicht alt fühlen! So eine junge und schöne Frau wie du wird niemals alt wirken!« , werfe ich hastig ein. Sofort dreht sie ihren Kopf in meine Richtung und schaut mich ein wenig rot im Gesicht an. »Habe ich das gerade laut gesagt? O///-///O° «. Da kichert sie wieder und ich versuche mit abwinkenden Handbewegungen die Peinlichkeit der Situation ein wenig angenehmer für mich zu gestalten. Wieso platze ich immer sofort mit sowas heraus? Und sie kichert! Lacht sie mich aus?! Oder denkt sie ich wäre ein kleiner Baka? Frauen mögen kleine Bakas, die finden sie süß, richtig? ... Wieso finden mich alle süß? »Ich muss hier raus. War eine schöne Fahrt mit dir, das sollten wir wiederholen!« , meint sie und geht durch die offene Fahrstuhltür. Wann ist er denn bitte stehen geblieben? Nein, halt! Sie darf jetzt nicht gehen! Bitte, noooooooiiiiiiiin! (~´0o0`)~ Sofort laufe ich ihr nach und halte sie an der Schulter zurück. Mary dreht sich um und schaut mich verwirrt an. Beschämt schaue ich auf meine Hand und kann nicht glauben, dass ich sie so grob und ohne um ihre Erlaubnis zu bitten angefasst habe, sodass ich sie sofort von ihr nehme und mich nachdenklich am Kopf kratze. »Ähm...« . Komm schon, Hans, trau dich! Das schaffst du! Ganbatte! *(^0^)* »K-Können wir uns mal treffen? Also, wenn du Zeit und Lust hast, dann würde ich mich sehr freuen!« . Ha! Ich hab's geschafft! »Gerne. Ich wollte dir sowieso noch meine Nummer heimlich zustecken. Das kann ich jetzt wohl vergessen. Aber ja, ich freue mich auch schon darauf. Ruf mich einfach an, wenn du magst«. Sie reicht mir einen Zettel, auf dem eine Zahlenkombination und ein Smiley drauf abgebildet sind. Mary winkt mir im Weitergehen zu. Da, sie hat sich nochmal umgedreht! Sie mag mich!! :D Wie es aussieht, ist das Büro heute der schönste Ort auf Erden geworden! Später am Nachmittag bin ich doch wieder in die Hölle beordert worden. Nur wieder nicht im Palast. Ich muss also schon wieder laufen, aber zum Glück befinde ich mich kurz vorm Markt, wo ich letztes Mal schon lang gelaufen bin, also kenne ich den Weg und es ist auch nicht so weit weg. Als ich so durch die Gänge schlendere, wird mir etwas klar. Ich werde ignoriert. Von all den Dämonen und sonstigen Kreaturen werde ich in Ruhe gelassen. Letztes Mal haben mich viele gierig angesehen, mir ans Haar gepackt oder im Vorbeigehen an mir gerochen. Aber diesmal passiert nichts dergleichen. Alles scheint wie auf einem richtigen Markt, jeder kümmert sich um seinen Kram, ganz viele Stände mit Marktschreiern wie aus dem 18. Jahrhundert und sogar ein Sklavenhändler. Die Sklaven sehen aus, als kämen sie von den verschiedensten Orten, sogar ein paar wenige Menschen kann ich herausfiltern. Sie sehen mager aus und haben einen Ausdruck auf dem Gesicht, der verrät, dass sie lieber sterben wollen. Ich wünschte, ich könnte einschreiten! Ihnen helfen, alle retten und sie frei lassen. So eine Grausamkeit ist einfach ungere- . »Pass doch auf!« , brüllt mir ein Mann entgegen, mit dem ich soeben zusammengestoßen bin. Wütend schubst er mich und wirft mich somit zu Boden. »Hey!« . Wieso schubst er mich einfach?! Er hat ebenfalls ein sehr dämonisches Aussehen, ist vollschlank und trägt einen Anzug mit passendem Hut. Irgendwie erinnert er mich an einen Mafiaboss, er braucht nur noch eine Zigarre, die genauso plump ist wie er selbst. Sein Gefolge sieht auch so nach Agenten aus, auch alle Dämonen. Kein Wunder, hier in der Hölle sind Menschen selten. Es scheint also doch mehr gute Menschen zu geben, als ich dachte. Die kommen natürlich alle in den Himmel. Oder die vielen bösen Menschen, die in der Hölle gelandet sind, wurden gefressen oder sind sonst wo umgekommen. Also, komplett ausgelöscht. Das könnte auch stimmen. Nun mustert mich der unfreundliche Fremde und kratzt sich am Drei-Tage-Bart. »Hm.. Ein hübsches Kerlchen. Der bringt bestimmt 'ne Menge ein« , murmelt er und sein Gefolge schaut ihn ein wenig unbehaglich an. »Ähm, Boss? Finden Sie nicht, dass er etwas... eigenartig riecht?« . »So riechen Menschen nunmal. Der muss einfach in meine Sammlung!« . Sammlung? Ist ER etwa der Sklavenhändler? Und er will mich dazu nehmen! »Na, dann komm mal her!« , meint dieser und packt mich mit festem Griff am Arm. »Lassen Sie mich los!« , lehne ich mich gegen ihn auf und versuche, meinen Arm aus dem Würgegriff zu ziehen und zu wenden, aber er lässt nicht locker. Einer seiner Gefährten meldet sich nun zu Wort. »Boss, ich denke wirklich, dass dieser Mensch schon jemandem gehört! Riechen Sie doch mal!« . »Na schön!« , brummt dieser und zieht mich auf die Beine. Ich versuche derweil mich zu befreien, vergebens. Er zieht mich dicht an sich und schnüffelt an mir. Auch ich muss leider seinen Gestank ertragen. »Hm, ja, ein wenig seltsam ist sein Geruch wirklich. Aber das kommt bestimmt nicht von einem Besitzer. Der kommt mit, ob er will oder ni- Moment! Was haben wir denn da?« , fragt sich der Mafiaboss und schaut verwundert an mir herunter. Mein Hemd ist vom ganzen Zappeln etwas hochgerutscht. Dort scheint er etwas entdeckt zu haben. »A-Aber, das ist doch...!« , er zieht mein Hemd nach und starrt nun entgeistert auf das Siegel, welches er vorher noch nicht bemerkt zu haben scheint. Sein Gefolge schaut genauso und macht sich auf einen schnellen Abgang bereit. »D-Das Zeichen des Königs!« , platzt es nun aus ihm heraus. In Filmen wäre ihm nun die imaginäre Zigarre aus dem Mund gefallen. Sofort nimmt er seine zittrigen Klauen von mir und rennt samt seinem Gefolge schreiend weg. Aha, also wissen sie, dass ihnen Unheil geschieht, wenn sie den Besitz des Königs misshandeln wollen. Deswegen weicht mir hier jeder aus! Weil sie merken, dass ich zu Luzifer gehöre! Deswegen auch die ganzen leisen Schlücke der Dämonen, die an mir vorbeigehen. Sie schlucken aus Angst und versuchen sich auf das Geschehen vor ihnen zu konzentrieren. Als ich zum ersten Mal hier war, habe ich noch niemandem gehört und jeder wollte ein Stück von mir. Sie haben mich schon mit ihren Augen regelrecht von allen Seiten zerrupft. Männlein sowie Weiblein. Sag mal, macht es Dämonen denn überhaupt nichts aus, dass ich männlich bin? Ich meine, nicht nur Dämoninnen sehen mich mit gierigen Blicken an, sondern auch männliche ihrer Art. Wollen die mich wirklich alle nur, wegen meiner Spezies? Oder bin ich einfach für beide Geschlechter attraktiv? Naja, ist jetzt auch egal. Ich muss zum Palast, und fragen, warum man mich wieder herholt. Im Palast angekommen sehe ich viele leichtbekleidete Mädels hin und her huschen. Viele tragen etwas auf den Armen. Da hinten geht auch Luzifer auf und ab und checkt eine Liste. Ab und zu kommen die hübschen Fräuleinchen auf ihn zu und er zeigt mit dem Stift, den er in der linken Hand hält, in irgendeine Richtung und beordert diese, den Kram, den sie sich auf die Arme geladen haben, dorthin zu schaffen. Die Mädchen verneigen sich kurz und verschwinden in diese Richtung. Das passiert relativ häufig, er kann ja kaum ohne Unterbrechung auf und ab gehen. Er scheint Punkte von einer Liste abzuhaken und dabei zu rechnen, denn er bewegt die Lippen beim Gehen, schaut sich dabei auf die Stirn, tippt sich manchmal mit dem Radiergummi-Ende des Bleistifts auf die Lippen und verzieht sein Gesicht manchmal, da er eine Zahl oder ein Zwischenergebnis vergessen zu haben scheint oder einfach nicht auf eine Lösung kommt. Seine Fangzähne, die bei dieser Mimik zur Geltung kommen, stören hier niemanden, aber mir kommt es ziemlich ungewohnt vor. Trotz allem lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und schreibt weiter. Er ist also Linkshänder. Hm, ich habe mich immer gewundert, wie es manche Leute schaffen, mit dieser Hand zu schreiben. Bei mir kommt da nur Gekritzel bei rum, das könnte ich gar nicht. Da, er hat die Liste weggelegt, jetzt kann ich ihn ja kurz stören. Mit einem kleinen Räuspern gehe ich auf ihn zu und frage ihn direkt: »Hallo, Luzifer. Was gibt's?« . »Ach ja, du bist ja auch noch hier. Die Sache ist die...« , fängt er an und streckt sich. »Eigentlich habe ich mit den Lwa rein gar nichts zutun, aber ich kenne ein paar Voodoo-Meister aus dem Schattenreich, die mich in letzter Zeit verhäuft um Geld bitten. Ich werde es ihnen aber nicht geben, da sie es immer an einen menschlichen Ganoven verschwenden, dessen Pläne nie aufgehen. Die Investition ist ein Witz! Er schuldet ihnen und somit auch mir ein Vermögen. Ich kann einfach keine weiteren Darlehen rauswerfen« . »Also soll ich mich um die Angelegenheit kümmern?« . Klar, Sachen auf der Erde erledigen ist meine Aufgabe. Die anderen können ja nur auf Umwegen nach da oben und würden nicht die nötige Konzentration mit sich bringen, da sie zu fasziniert vom menschlichen Leben wären, um ihrem Job nachzugehen, und da ich an die Welt auf der Oberfläche gewöhnt bin, kann ich meinen Tätigkeiten sofort nachgehen. Einige Dämonen sind sogar abtrünnig geworden und chillen nun ihr Leben auf der Erde, essen nur Süßigkeiten und quartieren sich bei Menschen ein und schimpfen sich „Mitbewohner" . Das hat mir Luzifer alles erzählt. Ist bestimmt cool so ein Dämon als Mitbewohner. ^-^ Wenn es ein Vampir wäre, könnte man ihn die ganze Zeit anschimpfen, doch nicht immer die Wohnung mit Blut einzusauen, als wäre es das Normalste der Welt. Oder gleich einem Teufel sagen, dass er sich mal nützlich machen soll. »Der Typ wohnt in New Orleans und schimpft sich Doktor Facilier« , fügt er hinzu und reicht mir wieder so ein Kärtchen wie beim letzten Mal. Gerade als ich es mir ansehen will, da verkokelt es auch schon. Um mir nicht die Finger zu verbrennen, lasse ich es aus Reflex fallen. Luzifer und ich schauen gespannt dem Fetzen beim Auflösen zu, bis er ganz verschwunden ist. »Hm. Scheint sich bereits selbst erledigt zu haben« , meint er auf einmal. Das heißt wohl kein neuer Auftrag? Also war mein Besuch sinnlos? Luzifer schaut mich nun ein wenig verwirrt an. Was hat er denn? Mit den Augen auf mich gerichtet geht er ein paar Schritte auf mich zu. Mit beiden Händen umfasst er meine Schultern und schiebt seinen Kopf an meinem vorbei. Sein Schweif peitscht ein Mal nach rechts. Er riecht an mir. Mein Herz schlägt so heftig, dass es mir aus der Brust springen und davonrennen zu versuchen scheint. Wieso werde ich nur so nervös, wenn er mir so nah ist? Vielleicht eine Abwehrreaktion meines menschlichen Körpers auf einen Dämon. Er löst sich wieder von mir und sein Schweif peitscht wieder nach links. Er schaut mich immernoch mit demselben Gesichtsausdruck an und legt seinen Kopf abwechselnd schief. »Du riechst so anders... Was ist passiert, Hans?« , fragt er und schaut mir in die Augen. Seine kreuzförmige Pupille scheint abwechselnd etwas breiter und wieder etwas schmaler zu werden. Das macht mir ein wenig Angst. Flippt er aus, wenn ich ihm sage, dass ich vor nichteinmal 20 Minuten fast von einem Sklavenhändler verschleppt wurde? Oder dass ich Mary kennengelernt habe und sie noch weiter treffen will und ihm das zu verschweigen versuche? Luzifer wirkt aufeinmal so... so... dämonisch. So irreal. Und doch beängstigend nah und wirklich. Das letzte Mal, als er mir so nah war hat er.. Ich schaue ihm erwartungsvoll auf die weichen Lippen. Ob er es wohl.. wieder tun würde? »Ich weiß nicht, was du meinst« , erwidere ich gespielt ruhig. »Da klebt der Geruch eines anderen Dämons an dir. Eines niederen Dämons, von Abschaum und verabscheuungswürdiger Gesellschaft« . Ah. Also von Mary hat er schon einmal keinen Verdacht, das ist gut. »Ach, ich bin vorhin nur mit jemandem zusammengestoßen, halb so wild. Nicht der Rede wert, ehrlich« . »Na, das will ich auch hoffen« , meint Luzifer und lässt von mir ab, dreht sich um und geht ein paar Schritte. Ich atme auf und beruhige mein Herz. Ich habe wieder daran denken müssen.. Nun dreht er sich doch noch halb zu mir um und fügt grinsend hinzu: »Ich will doch nicht, dass meinem Schmuckstück etwas Schlimmes widerfährt, nicht wahr, Hänschenklein?« . Wieder hat er diesen unwiderstehlichen Blick aufgesetzt und ich konnte mir ein kleines Luftaufschnappen nicht verkneifen. Nun kichert er wieder dunkel und kehrt mir den Rücken zu. Oh Mann, warum werde ich nur so schnell rot...? Das kann noch irgendwann falsche Signale aussenden, wenn es das nicht schon getan hat. Luzifer macht mich ganz verlegen, aber wieso? Liegt es an seiner aufdringlichen Art? Ja, daran muss es liegen, denn anders kann ich es mir nicht erklären.. Kapitel 8: Jubiläum ------------------- ~ Hans' Sicht ~ Das Date mit Mary verlief super, auch wenn ich eine Vase an den Kopf geworfen bekommen habe. Ich kann nunmal nicht so gut Ievan Polkka singen... Aber ihr hat es gefallen, egal wie peinlich es war. Auch wenn das ganze Restaurant uns angeschaut hat, als kämen wir aus dem Urwald, war Mary die wohl unbeschwerteste Person auf der Welt und hat mich sogar angefeuert! Über das Hausverbot haben wir auch lautstark gelacht. Nach diesem Date folgten noch viele und ich kann nun sagen, dass ich stolz auf mich bin. Seitdem ist ein ganzes Jahr vergangen. Auf den Tag genau — und ich war noch nie so glücklich. Auch Simon hat sich in sie verliebt. In der ganzen Zeit habe ich so gut wie nichts von Luzifer gehört oder habe sonst irgendein Zeichen aus der Hölle bekommen. Ich sollte mich eigentlich glücklich schätzen nicht oft gebraucht zu werden aber... Auf irgendeine Weise fühlt es sich so bedrückend still an. So besorgniserregend, dass in all der Zeit kein einziger Auftrag reinkam. Als stünde die Verbindung still. Dafür läuft es auf der Erde besser. Mary ist wunderbar und dank ihr ist mein Alltag viel erträglicher geworden. Nein, nicht nur erträglich, sondern absolut fantastisch! Wir sind auch schon zusammengezogen. Und heute will ich es endlich durchziehen! Entschlossen richte ich meine Krawatte und räuspere mich zur Überwindung. Langsam näherer ich mich ihr und versuche die richtigen Worte zu finden. »Ähm Mary?« , versuche ich ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, während sie einen Wäschekorb abstellt. »Was gibt's?« . »Möchtest du...? Also, könntest du... nein, würdest du gerne...? Ach, ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll« . »Hans, was möchtest du mir sagen?« , fragt sie ruhig aber hoch interessiert. »Könntest du für mich auf Simon aufpassen, solange ich weg bin?«, platze ich heraus und schaue auf den Käfig im Wohnzimmer. »Oh, natürlich«, antwortet sie mit einem leicht gekränkten Unterton in der Stimme, »Wo willst du denn hin?«. »Ich gehe meine Eltern besuchen, ich habe mich lange nicht mehr bei ihnen gemeldet«. »Das klingt gut. Richte ihnen schöne Grüße von mir aus, ja?«. »Mache ich. Also dann, bis später Schätzchen« . Somit verabschiede ich mich von ihr, nehme meine Schlüssel in die Hand und gehe durch die Haustür nach draußen. Bis zu meinen Eltern ist es nicht allzu weit, da spaziere ich hin. Mary hat so enttäuscht geklungen, habe ich was Falsches gesagt? Vielleicht hätte ich ihr doch gestern Abend schon Bescheid geben sollen, das wäre weniger überraschend gewesen. Ich biege gerade in eine Seitenstraße ab, da spüre ich auf einmal ein leichtes Kribbeln an den Beinen. Ach du Scheiße, sie brennen! Aber es tut nicht weh und meine Kleidung löst sich in den Flammen auch nicht auf. Es ist auch gar nicht heiß, aber auch nicht kalt. Als wäre es eine Illusion, und schon sehe ich nur noch Feuer. Als sich die Flammen legen, sehe ich nur eine große Eingangshalle, die mir sehr vertraut vorkommt. Ich bin im Palast von Luzifer aufgetaucht. Zum ersten Mal richtig. Und da läuft Caren schon auf mich zu und fällt mir um den Hals. »Hans! Du bist wieder da!« . »Senpai, was ist denn los?« , frage ich die aufgebrachte Harpyie. Sie klammert sich an mein Hemd und schaut zu mir hoch. Sie strahlt mich an und antwortet: »Der Master vermisst dich, will es aber nicht zugeben, also habe ich dafür gesorgt, dass du wiederkommst. Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist! Denn wenn du da bist, ist der Master bestimmt wieder gut drauf« . »Was ist denn so schlimm daran, dass er schlecht drauf ist?« . »Naja, wenn Seine Majestät schlechte Laune hat, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einer von uns ausgelöscht wird. Denn wenn ihn die Präsens eines Servants nervt, dann tötet er willkürlich um sich abzureagieren. Eine meiner Freundinnen wurde einst von ihm gefressen« , erklärt sie und schaut schmerzerfüllt zu Boden. »Er frisst seine eigenen Angestellten?!?« , frage ich entsetzt und reiße meine Augen weit auf. »Ja, manchmal. Aber Dämonen schmecken ihm nicht so sehr wie...« . Sie schluckt einmal und meidet meinen Blick. »Wie was?« . »Nicht so wichtig, jetzt bist du ja da. Also sorge dich nicht weiter darum. Komm!« , fordert sie mich auf und zieht mich ein Stückchen mit. Dämonen schmecken ihm nicht so sehr wie - Lücke - ? Jetzt bin ich ja da, also soll ich mir nicht weiter Sorgen machen? Will sie mich ihm etwa opfern? Caren führt mich zu einer großen Tür. Hat sie da nicht durchgeschummelt, als Luzifer geschlafen hat? Also ist das da Luzifers Schlafgemach? Oh nein, ich ahne Schreckliches... ._.° Aus dem Raum höre ich dumpfes Anbrüllen. Luzifer schreit jemanden an. »Wie oft denn noch?! Hör auf zu poltern und pass gefälligst mit den Tellern auf, Prunella!!« . »I'm sorry, Master! It will never happen again, I promise! Buhuuu« . Das war alles was ich hören konnte. Es vergingen keine fünf Sekunden da taucht auch schon ein heulender Geist aus der geschlossenen Zimmertür auf und fliegt durch mich hindurch. Ein kalter Schauer durchfährt meinen Körper und lässt mich kurz schlottern. »Brr! Ist das kalt! Was war das?«, frage ich meine Mentorin und reibe mir die Oberarme warm. »Das war Prunella«, erklärt Caren und sieht der traurigen Seele nach, »Sie ist ein Poltergeist und neu bei uns. Sie ist ziemlich ungeschickt und lässt die ganzen farbigen Teller fallen. Wenn das so weitergeht haben wir bald keine mehr«. Nun stellt sich Caren vor die geschlossene Tür. Mit einem Schlucken klopft sie an und wartet auf ein Zeichen, dass sie eintreten darf. »Wer stört?!« , fragt Luzifer von der anderen Seite. »M-Majestät, hier ist Caren« , antwortet sie nervös. Ich glaube, sie hat Todesangst. Sie sieht aus, wie jemand, der 20 Meter über dem Abgrund balancieren muss. »Herein« . Ihre Augen vergrößern sich um das Doppelte. Wie es aussieht hätte sie sich lieber gewünscht, weggeschickt zu werden, denn jetzt muss sie ihm gegenüber treten. Auch wenn sie ihm sowieso nicht in die Augen sieht oder sehen darf. Ich muss ihn von Angesicht zu Angesicht sehen und zu ihm gehen. Aber sie weiß, dass sie nur mich reinschicken muss und alles ist wieder gut, so wie sie es gesagt hat. Aber trotzdem sind wir beide aufgeregt. Ob Luzifer Angst riechen kann? Wenn ja, dann stinken wir beide wohl penetrant danach. Caren öffnet vorsichtig die große Tür und tritt ein. Sie verbeugt sich und verkündet mit zittriger Stimme: »Eure Majestät, Hans ist soeben eingetroffen« . Als auch ich eintrete sehe ich ihn schon. Er liegt gelangweilt mit dem Bauch auf seinem Queensized Bett und vergräbt sein Gesicht in seinen Armen. Als er meinen Namen hört schreckt er auf und sieht mich an. Nun lächelt er glücklich. Ich muss auch lächeln. Ich habe ihn wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, da bekomme ich jetzt auf einmal Sehnsucht. Sofort steht er auf und breitet die Arme aus. »HANS! Mein verlorenes Schäfchen ist zu mir zurückgekehrt! Komm her zu mir!« . Überglücklich stürme ich auf ihn zu und ihm sofort in die Arme. »LUZIFER! :')« . Er drückt mich ganz fest an sich und muss lachen, genauso wie ich. Er riecht immernoch so gut wie früher. Aufeinmal stolpert er und kippt nach hinten, mit mir im Schlepptau. Eng umschlungen landen wir auf dem weichen Bett und nicht auf dem Boden. Trotzdem ein wenig ungemütlich, so auf... Luzifer zu landen...! O////////O Da liegt er nun, sein glattes, rabenschwarzes Haar, welches an den Spitzen ein wenig in Wellen und Häkchen endet, vom Sturz noch durcheinander und doch so perfekt, liegt sowohl auf seiner makellosen Porzellanhaut als auch auf dem weichen Bett verteilt, seine eindrucksvollen Hörner einrahmend. Der Kragen von seinem Hemd, wovon die ersten beiden Knöpfe offen sind, steht ein wenig unordentlich ab, aber doch so reizend perfekt. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, halte ich seine Handgelenke fest, als würde ich ihn zu etwas zwingen wollen. Von seinem wunderschönen Lächeln auf seinen Lippen kommt aber keinerlei Zwang auf. Als er sein Bein ein wenig bewegt, um es sich unter mir etwas gemütlicher zu machen, fällt mir noch etwas auf. Ich liege auf ihm. Ich liege nicht nur auf ihm. Ich liege auch.. zwischen ihm...! o////_////o Nun grinst er mich an. »Herzlichen Glückwunsch, Hans. Du hast mich flachgelegt!« . Das Thermometer meiner Gesichtstemperatur sprengt nun wirklich den Rahmen. Luzifer lacht, als wäre es witzig, dass mein Gesicht aussieht wie eine Tomate! Beschämt steige ich von ihm runter und setze mich auf den Bettrand, bevor ich noch explodiere. Er setzt sich zu mir. »Ich freue mich auch, dich zu sehen, aber du scheinst ja richtig enthusiastisch zu sein« . »A-Ach halt doch den Mund!« . »Schon wieder so verletzende Worte, Hans! Ich habe deine fiese Bezeichnung, mich ein Gummibärchen genannt zu haben, nicht vergessen!« . Nun spielt er verletzt. Ich war noch nie ein großer Fan von Schmierentheater. »Du bist wirklich zu süß!« . »Wenn du meinst...« . Er lehnt sich zufrieden zu mir und spricht leise in mein Ohr: »Ich bin froh, dass du wieder da bist« . Kapitel 9: Wie Menschen so sind ------------------------------- ~ Luzifers Sicht ~ Hach, das brauche ich jetzt wirklich! Angenehme Gesellschaft. Menschliche Gesellschaft hat sowas... gefühlvolles oder so ein Quatsch. Dämonen sind nur Monster ohne großes Verständnis. Gefühle ausdrücken oder zulassen ist da eher was für schwächliche Wesen. Aber Hans gefällt mir sehr, ihm gegenüber kann ich mal die Pflichten eines Königs vergessen. Zwar sollte er das Goldstück unter meinen Servants sein, aber mir ist nicht danach, ihn wie die anderen zu behandeln. Dann wäre mir ja genauso schnell langweilig wie vorher, und das hätte auch nichts an meinem öden Tagesablauf geändert. Jetzt sitzt Hans da und schaut beschämt zu Boden. Bin ich zu aufdringlich? Pff, der Arme! Bekommt die ganze Packung ab! Ist es zu früh, den nächsten Schritt einzuleiten? Scheint mir so. In der Nähe quengelt eine nervige Kinderstimme. »Beruhigt mal einer Foop?!« . Immer diese Antielfen. Sie sind so schwierig und jagen allem Pech nach, wo es etwas gibt! Foop dagegen ist zwar noch ein Antielfenbaby, aber er ist wie Stewie Griffin - Intelligent und zerstörerisch zugleich! »Hör mal, Luzifer...« , fängt Hans an. »Hm?« . »Ich kann leider nicht lange bleiben, könntest du mich gleich zurückschicken?« . »Was? Warum nicht?! :( « . Da habe ich mich schon gefreut ihn wiederzusehen, und jetzt kann er nicht bei mir bleiben? »Es gibt da oben ein Mädchen, das ich sehr mag... Und ich wollte meinen Eltern von ihr erzählen und — « . »Ein Mädchen?«. Ah, das erklärt seine Zurückhaltung. Eine menschliche Frau hat also sein Herz gestohlen? Tja, dafür habe ich seine Seele, plus seinen Körper. Und wenn ich ihm entlocken kann, was er wirklich von mir denkt, dann raube ich ihm auch seinen Verstand. Das wird ein Spaß. Ich wende mein Gesicht von ihm ab und setze eine bedrückte Miene auf. »Du ersetzt mich...« . Sofort sucht er meinen Blick und erklärt sich. »Nein, nein! Das siehst du falsch, ich könnte dich niemals ersetzen! Glaub' mir!« . Ich kann mir nicht helfen, ich muss einfach kichern! »Was ist so witzig?« . »Du kriegst einfach nicht genug von mir, stimmt's?« , raune ich und schaue ihm beim Erröten zu. »W-Wie meinst du das?« . Ach Hänschen, du stotterst! Merkst du nicht selber was hier abgeht? Langsam, nach und nach, knöpfe ich von oben mein Hemd auf und beobachte aus dem Augenwinkel, wie er mir zuguckt. Dann werfe ich ihm einen flirtenden Blick zu und bumm! Da ist es wieder — das Tomatengesicht™! Laut lache ich los. Hans schüttelt hastig den Kopf und hält sich die Hände vors Gesicht. »NAARRHH! DUUUUUUUUU!!! o`////M////´o« . Davon muss ich nur noch mehr lachen. Na, Hans? Hast du es bemerkt? Du, mein Lieber, stehst auf mich! Oder soll ich es dir nochmal verdeutlichen? Er trägt eine Krawatte, das tut er sonst nie. Es scheint also etwas Wichtiges anzustehen. Die nutze ich mit Freuden aus. Unverschämt und aufdringlich wie ich bin setze ich mich auf seinen Schoß wie damals beim Ritual. Mit einem kleinen Ziehen an seiner Krawatte rücke ich ihn näher an mich heran und habe ihn vollständig im Griff. Das gefällt mir, vielleicht lege ich ihm später eine Leine an. »Dieses Mädchen...« , raune ich ihm in stiller Zweisamkeit zu und nähere mich ihm sehr langsam. »Ja?« , flüstert auch er und scheint sich sehr auf unser Gespräch zu konzentrieren. Ihn zu manipulieren ist leicht, aber nun wird ihm die Situation wohl etwas gefährlich. Klar, Dämonen sind der natürliche Feind der Menschen, da ist es nur verständlich, wenn ihr Fluchtsinn ihnen verrät, besser aufzupassen. Wie bei einem T-Rex. Einfach still sein, Abstand halten und nicht wegrennen, sonst aktiviert sich unser Jagdinstinkt und wir holen sie so oder so ein. »Ist sie dir.. sehr wichtig?« . »Ich.. denke schon...« , flüstert er zurück und schaut mit seinen halb geschlossenen Augen in meine. »Wirst du... sie heiraten wollen?« . »Jah...« , haucht er zurück. Unsere Lippen berühren sich fast. Er ist sehr konzentriert, fällt diesmal nicht auf mich rein. Aber er ist auf dem besten Weg mir zu verfallen. Bald wird er mir gehören, voll und ganz. »Kann ich dann... dein Trauzeuge sein?« , frage ich und weiche von ihm zurück. Er macht große Augen. »Echt? Das würdest du tun?« . »Ich würde doch niemals deinen großen Tag verpassen« . »Es wäre mir eine Ehre!« . Als wäre nie etwas gewesen. Und genauso setze ich mich wieder neben ihn und tue so, als wäre nichts. Hans lächelt mich an. Er ist ja so süß. »Wer ist denn die Glückliche?« . »Sie heißt Mary und ist die schönste Frau, die ich je getroffen habe. Sie läuft immer in knallbunten Sachen rum, man kann sie gar nicht übersehen. Und immer fröhlich bereichert sie jeden Tag, den ich mit ihr verbringe« . Klingt so, als ob sie ihn gut bei Laune halten kann. Das würde mir Stress ersparen, schließlich will ich ihn auch auf der Erde in guten Händen wissen. Vielleicht kann sie aufpassen, dass mein kleiner Tollpatsch nicht noch ein drittes Mal umkommt. Ich lächele. »Diese Mary. Es gibt hunderttausende, aber ich kenne sie. Sie ist ein gutes Kind, du wirst sie glücklich machen. Ich erlaube es« . »Wtf, ihr kennt euch?!« , fragt er aus heiterer Hölle und sieht mich entsetzt an. »Nein, sie hat keine Ahnung! Und sie weiß auch nichts von uns, oder?« . »Ähm, nein...« . »Du lügst einfach so deine Freundin an!« , tadele ich ihn und schüttele den Kopf. »Ich lüge sie nicht an. Ich... sage ihr nur nicht alles. Sie hat jedenfalls nie nach dir gefragt« . »Och, bin ich denn SO unbeliebt?« . »Wenn du dich nicht meldest? Aber gut, ich werde sie daran erinnern dich öfter anzurufen« . Er kichert über seinen eigenen Witz. Das habe ich jetzt gebraucht. Eine Aufmunterung. »Hans?« , versuche ich, seine Aufmerksamkeit für mich zu gewinnen. »Hm?« , erwidert er und sieht mich an. Ich lächele und strecke meine Hand nach seinem süßen Gesicht aus. Er zuckt zusammen, als meine Finger seine Wange berühren. Er ist ja so ängstlich. Berechtigt, irgendwie. Ich könnte ihn töten, wenn mir danach ist. Sanft streiche ich ihm über die Wange und wandere mit meiner Hand weiter nach oben und vergrabe sie an der Seite in seinem blonden Haar. Er schaut mich wie gebannt an, dabei habe ich bisher nie versucht ihn zu manipulieren. Ich habe ihn nur so weit gebracht, weil ich ein Meister der Verführung bin. Im letzten innigen Moment ziehe ich ihm die Mütze vom Kopf und nehme sie an mich. Sein Haar verwuschelt davon. Das hat er nicht kommen sehen. »Hey! Meine Mütze!« . Ich will ein wenig mit Hans spielen, das wird lustig! Sofort hechte ich vom Bett und laufe zur Tür. »Fang mich! « , rufe ich, die Mütze in der Hand schüttelnd, und laufe in den Flur. »Ah- Warte!« , höre ich ihn rufen und mache mich gleich hinter der nächsten Ecke bereit zum Necken. Da stürmt er auch schon aus der Tür und den Gang entlang auf mich zu. »Na warte, dich kriege ich!«. »Versuche es ruhig, kannst ja eh nicht mithalten!« . Wieder verschwinde ich hinter einer Ecke und laufe weiter. Das geht eine Weile so, bis Hans länger braucht. Er wird langsamer, muss sich manchmal entscheiden, in welche Richtung er geht und kommt sich ziemlich verloren vor. »Hier drüben ~ «, singe ich und locke ihn mit der Mütze an. Er erspäht mich bei einer Gabelung. »Hey! Nicht so schnell!«. Aber ich höre nicht drauf und laufe weiter. Mein Palast ist nicht klein, darauf habe ich bestanden, aber er ist für mich so gewohnt geworden, dass er mir persönlich doch wieder zu klein ist. In manchen Räumen war selbst Ore-Sama nicht einmal. (Ore = japanisch für Ich, Gebrauch der Männer, markiert den Macker xD) ( -Sama = ehrenwerte Anrede) Ich warte derweil bei einer höher gelegenen Kuhle in der Wand, nahe der Decke eines großen Raumes, auf die man hochfliegen muss, wenn man da hin will. Da sitze ich drin und warte auf Hans, der sich wirklich Zeit nimmt. Das wird langsam richtig langweilig. Ich höre die Tür aufgehen und sehe mich gleich um. Da kommt er ja endlich! »Haaaaaalllööööö??« , fragt er in den Raum und tritt ein, die Tür hinter sich schließend. Außer mir ist hier niemand, aber er kann mich nicht sehen, jedenfalls nicht, wenn er nicht nach oben sieht. Als er direkt unter mir steht, lasse ich seine Mütze fallen. Diese landet, wie geplant, auf seinem Kopf. Ein wenig unordentlich. Sofort sieht er nach oben und entdeckt mich. »Da bist du!«. »Das hat aber ganz schön lange gedauert!« , tadele ich den unpünktlichen Menschen. »Sorry, du warst einfach weg« . »Ich will deine leeren Entschuldigungen nicht hören«, tadele ich weiter, »Es tut dir ja doch nicht leid, hör auf mich anzulügen. Wo bleiben deine Manieren?«. Ich höre mich schon an wie Mutter. Uwaah! Bloß nicht wie Mutter! Sofort grinse ich ihn an und komme zu ihm hinuntergeflattert. Hans macht große Augen und ihm entfährt ein großes: »WOOOOOW! *O* « . »Was ist?« , frage ich, unten angekommen. Sag nicht, er hat noch nie im Leben Dämonenflügel gesehen? »Du hast Flügel! Das ist ja toooll!«. »Die hier? Wieso? Hast du sowas nicht?« . »Äh- Nein, ich bin ein Mensch. Ich weiß ja nicht, wie viel du über Menschen weißt, aber wir haben keine Flügel«. Das zerstört jetzt ein bisschen mein Weltbild. Obwohl, ich habe nie welche gesehen, wenn ich die Menschen damals im Auftrag von Elohim beobachtet habe. Anfangs hatten sie weder Dämonen- noch Engelsflügel oder dergleichen. Aber dass das immernoch so ist, überrascht mich schon. »Huh! Habt ihr nicht einmal einen Schweif oder zwei?« . »Nein, sowas haben wir auch nicht« . Ich habe wirklich seit 1000 Ewigkeiten keinen kompletten Menschen mehr aus nächster Nähe gesehen! »Und wie könnt ihr dann euer Gleichgewicht halten?« , frage ich und demonstriere ihm mit einem Peitschen meines Schweifs, was ich meine. »Ohne. Wir brauchen keinen. Wir haben keine Hörner, produzieren keine Gifte und können auch kein Feuer oder Ähnliches erzeugen« . Höchst interessant! »Achso! Ihr seid soetwas Ähnliches wie Nymphen, oder?« . »Da muss ich dich enttäuschen. Ich bin nichts weiter als ein Mensch, und wir Menschen sind so, wie du mich gerade siehst« . Wie ich ihn sehe, so sind Menschen und so sehen sie auch aus. Verstehe... Neugierig über diese Aussage trete ich näher an ihn heran und mustere ihn von allen Seiten. Ich hebe sein Hemd an und schaue darunter. Interessant. An seinem Rücken sind keine versiegelten Flügel, Tentakel, Kagune oder Vektoren. Und wenn ich mit den Händen etwas weiter runter wandere, fühle ich wirklich kein Anzeichen von einem Schweif oder Ähnlichem. Und wenn ich so in seine Hose schaue, dann ist da — »Waah! Jetzt reicht's aber!« , unterbricht Hans mich und drückt mich weg. »Behalte deine Hände in Zukunft bei dir, ja?!« , beschwert er sich und zieht sein Hemd wieder zurecht. Schämt er sich etwa? Ach stimmt ja, er steht auf mich. Und ich fasse ihn so skrupellos an, wie unhöflich von mir. »Wenn du mich nicht so neugierig machen würdest, deinen Körper zu erkunden, wäre ich jetzt nicht so gespannt« . »Was, du-?! Was soll das bedeuten?« , fragt er nervös. Ganz recht. Ich will dich nackt sehen, Hans! Ich kichere nur, das genügt als Antwort. »Bringst du mich jetzt wieder zurück?«. Menno, ich hätte viel lieber weiter mit ihm gespielt. »Was wirst du nun tun, Hans?« . »Ich weiß jetzt, was sich Mary erhofft hat, von mir zu hören« . »Und was, du Genie?« , necke ich ihn etwas. »Ich werde Mary heute noch einen Antrag machen!« . Das flasht mich jetzt schon etwas. Hat der eine Blitzerkenntnis bekommen, oder warum ist er sich auf einmal so sicher? »Hans, du hast nichteinmal etwas vorbereitet, nein, du bist gerade erst auf die Idee gekommen, sie zu heiraten. Nein, noch nicht einmal! Ich habe dich darauf gebracht!« . »Ich bin mir jetzt einfach sicher! Ich will sie heiraten« , meint er und hält sich anspornend die Fäuste vor der Brust. »Na, wenn du das sagst« . Wenn er da so enthusiastisch ist, dann lass ihn mal machen. Mal sehen, was da noch draus wird. Ich beobachte Hans durchs Siegel. Oder eher gesagt, sehe ich durch seine Augen und kann beobachten, was er so macht. Aha, er kauft einen Ring. Einen teuren Ring sogar. Und Blumen, er ist also mehr der Romantiker? Das dauert aber, bis er endlich vor Mary antanzt und sie fragt. Sie schlägt seinen Antrag besser nicht aus, ansonsten mache ich sie verantwortlich dafür, meinen Hans gebrochen zu haben! Er ist MEINER und nur Ore-sama darf ihn brechen! Was auch immer er von der Ehe hält, ich finde sie sinnlos. Jeden Tag nur die selbe Pflaume, das ist doch langweilig! Wer will das schon, wenn man alle haben kann? Hans, mit deinem hübschen Gesicht kannst du viele Frauen bekommen und du willst nur eine? Also ehrlich, sind alle Menschen so? Hm. Aber es ist besser so. Schließlich gehört er ja schon mir und ich habe dafür gesorgt, dass das auch so bleibt. Da stellt sich nur die Frage, wie Mary damit umgeht. Sie sollte eigentlich das Gefühl haben, sich ihm nicht nähern zu dürfen, aber trotzdem ist sie mit ihm zusammen und will ihn sogar heiraten. Sind die Sinne eines Menschen wirklich schon so schwach, dass sie es nicht erkennen? Na endlich, er steht ihr gegenüber. »Mary, hast du kurz Zeit?« , fragt er sie in einem zurückhaltenden Tonfall. Hans... v-v° Du machst mich fertig! Ein Mann sollte Selbstbewusstsein und Stärke ausstrahlen, aber was machst du? Ich bin sicher, wenn du mal überfallen wirst, ist Mary diejenige, die dich retten muss. Oder Ore-sama. Du bist wirklich der geborene Uke. MEIN Uke! »Was gibt es denn so Dringendes?« , fragt sie fast monoton. Sie erwartet anscheinend nichts Bedeutendes mehr von ihm zu hören. Das ist gut, sehr gut! Jetzt kannst du sie überraschen!! Schnapp sie dir, Hans! »Ähm... also...« ... »D-Du weißt ja, wir sind schon eine lange Zeit zusammen u-und ich liebe dich sehr. Du bist toll, du bist hübsch und intelligent und... und... du?« . *Facepalm meinerseits* »Aber Hans, du weißt doch, dass ich dich von ganzem Herzen liebe« . Hans starrt nervös den Boden an, deswegen kann ich nicht besonders gut sehen. Aber sie hat eine Hand auf seine Schulter gelegt, um ihn zu beruhigen. Nun holt er den Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor und streckt ihn ihr entgegen. Er hält sie ihr ins Gesicht. Na, wenn sie es mag, mit Blumen zu kuscheln, war die Aktion nicht ganz so ein Reinfall. Hans kann sich nur entschuldigen und irgendein Gestammel abliefern. Dem Jungen muss ich bis zur Hochzeit noch was beibringen. Sonst kann Mary noch bis Weihnachten auf sein Ja-Wort warten. »Mach' hinne, Mann!« , rufe ich ihm durchs Siegel in den Kopf. Jetzt bekommt er gar einen Ton mehr raus. »Ähm... Ich wollte dich fragen, ob du gerne... ich meine, wenn du...« , stottert er weiter. Das hält man ja im Kopf nicht mehr aus! Ich muss die Initiative ergreifen. Sofort spreche ich die Formel, mit der ich meine Seele in Hans' Körper transportiere und seine währenddessen im Hintergrund halte. Es ist ein lateinischer Zungenbrecher so wie die meisten Zauberformeln. »Hans, ist alles ok mit dir?« , höre ich Marys Stimme in meinen Ohren. Nein, es sind Hans' Ohren, aber ich stecke in seinem Körper und kontrolliere ihn. »Doch, alles gut. Ich war nur etwas nervös« , antworte ich ihr mit Hans' Stimme. Das ist ungewohnt und ich muss aufpassen, nicht mit der Stimme abzubrechen. Hans' Herz klopft so wild, dass es mich förmlich durcheinander bringt. »Beruhige dich Hans, ich mache das schon« , flüstere ich kaum hörbar. ,,Ich bin nur so nervös! Was ist wenn ich etwas falsch mache?" , höre ich seine Stimme in meinem Kopf. »Du kannst nichts falsch machen. Ich mache das und ich mache nie etwas falsch« . Mit einem Räuspern wende ich mich an Mary. »Also Mary...« , beginne ich und begebe mich widerwillig auf die Knie. Hans hätte das gemacht, aber ich würde mich nie vor irgendwem beugen. »Würdest du mir, Hans, die Ehre erweisen und mich heiraten?« , frage ich sie lächelnd und öffne die kleine Schachtel mit dem Verlobungsring vor ihr. Sofort strahlt sie und atmet hastig Luft ein. Vor lauter Glück hält sie sich die Hände vor dem Mund und kann gar nicht fassen, dass ihr Lebenstraum in Erfüllung geht. »Ich lasse dich dann mal mit deinem 'Glück' allein« , wende ich mich an Hans. ,,Danke, Luzifer!" . »Jaja, hör bloß auf damit. Das kann man sich ja gar nicht anhören« . Gut, dass Mary so lange fangirled, da kann ich mich in Ruhe aus dem Staub machen, bevor sie mich noch anfällt. Vom Speisesaal aus beobachte ich die Situation, wie Mary wiederholt "Ja" sagt, Hans sie im Kreis herumwirbelt und sie küsst, während ich einen Martini mit Augengeschmack genieße. Es ist lange her, seit ich wieder etwas Menschliches verspeist habe. Dieses Schauspiel, welches Hans mir da liefert, soll diese sogenannte Liebe sein... Mary sollte lieber wissen, worauf sie sich da eingelassen hat. Denn diese Lippen gehören genauso mir wie alles andere an ihm. Wäre Ore-sama nicht so gnädig, hätte ich sie schon längst getötet und angeordnet, ihre Überreste wiederzuverwerten. So wie bei allen anderen Servants vorher, die es nicht wert waren, weiterzuleben. Aber wenn sie Hans glücklich macht, muss ich mich nicht mit seinen negativen Gefühlen herumschlagen. Er soll mich schließlich erheitern und gute Dienste leisten. Caren steht neben mir und schweigt. Ich habe sie angewiesen, mir Gesellschaft zu leisten. Doch sie scheint angespannt und benimmt sich angemessen. »Caren?« . Sie scheint gedanklich abgeschweift gewesen zu sein, also schreckt sie leicht auf und blinzelt ein paar mal zu mir rüber. »J-Ja, Eure Hoheit?« , fragt sie anständig und förmlich. Trotz allem ist sie meine Beraterin und wir reden sonst nur über viel Geschäftliches und begegnen einander nur mit geschäftlichem Abstand. Ich kann mich nicht erinnern, mich ihr jemals auf andere Weise genähert zu haben. »Du redest nicht viel. Geht es dir nicht gut?« , frage ich sie, weil es mich wirklich interessiert, mich mit ihr zu unterhalten. Selbst Ore-sama kann nicht den ganzen Tag allein verbringen, manchmal brauche ich einfach jemanden zum reden oder zum... um andere Dinge zu tun. xD »N-Nein, Eure Hoheit, mir geht es gut« . Caren ist gut erzogen und weiß, dass sie ihrem Herren niemals in die Augen sehen, geschweige denn ihn ohne gefragt zu werden einfach ansprechen darf. Aber wenn ich ein Gespräch aufbauen will, dann können ihre guten Manieren mich wirklich stören. »Aber dich muss doch etwas stören. Was ist es? Hast du nicht gut gegessen?« , versuche ich zu raten. Meine tiefe Stimme scheint ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen. Denn immer, wenn das passiert, platzen ein paar einzelne Federn aus ihrer Haut und schweben durch die Luft und schließlich auf den Boden. So wie jetzt. Sie wird wieder so rot und gräbt ihre Hände in ihr Kleid. »Also doch« , schließe ich und ziehe den Zahnstocher mit dem aufgespießten Menschenauge aus dem Martini. »Eh?« . Ich stehe auf und halte ihr den Zahnstocher vor. »M-Majestät, das ist wirklich nicht nötig, also ich...« , stottert sie. »Ich will das nicht hören« . Sofort schweigt sie. Caren zuckt ein wenig zusammen als ich mit zwei Fingern ihr Kinn anhebe. »Und jetzt Mund auf« . Sie tut, wie ich ihr befehle. Das tut sie immer. Sie ist schon so lange hier, dass sie sich keinen kleinen Fehler mehr erlaubt. Ich hätte nie gedacht, dass Caren sich von mir füttern lassen würde. Aber was soll ich machen? Wenn sie zusammenbricht, kann sie ihre Dienste nicht mehr erfüllen. Das hier dient nur zur Vorbeuge. Denn wenn sie unfähig ist zu arbeiten, muss ich sie loswerden. Ganz einfach. Hochrot im Gesicht schaut sie gen Boden. Ist ihr das etwa peinlich? Hihi! Damit sie auch weiterhin vernünftig isst, gebe ich ihr ein Belohnungsküsschen auf die Stirn. Und somit gehe ich aus dem Raum und meinen Geschäften nach. Das wird sie wohl nicht mehr so schnell vergessen! ___________________________________________ ~ WICHTIG ~ Ich habe keine Ahnung wie, warum, weshalb oder ob es nur bei mir so ist, aber nach diesem Kapitel kommt bei mir ein Error, der sagt, dass diese Fanfic nicht existiert. Ich habe aber weder ein Kapitel gelöscht noch irgendetwas reingeschrieben, was gegen die Regeln verstößt. Von daher müsstet ihr, um das nächste Kapitel zu öffnen, zurück auf die Kapitelauswahl am Startbildschirm dieser FF und das dann da manuell öffnen. Ich weiß nicht, ob das nur bei mir so ist, aber wenn ihr dasselbe Problem habt wie ich, dann müsstet ihr das so machen. Viel Spaß noch und Entschuldigt bitte die Umstände *verbeug* Eure Tomanto Kapitel 10: Die Hochzeit ------------------------ ~ Luzifers Sicht ~ Hans muss man auch wirklich bei allem helfen. Nur damit er seine perfekte Hochzeit bekommt, muss ich in der Planung mithelfen. Da gibt es einige Kriterien, die beachtet werden müssen, wenn ich Hans' Trauzeuge sein will. Erstens, keine Kirche, soviel ist sicher. Mary ist so glücklich, dass sie Hans keinen Strich durch die Rechnung macht. Sogar bei der Auswahl des Anzuges musste ich helfen. Aber ich bin gerne bei ihm und es freut mich, dass er so viel Zeit mit mir verbringt. Außerdem muss ich ihm noch verdeutlichen, dass es mir in unserer Beziehung um mehr geht als einfache 'Freundschaft', wenn man das so bezeichnen kann. Schließlich will ich noch seinen Körper erkunden! Ob er zu naiv ist, um zu bemerken, dass ich ihn will? Oder dass er auf mich steht? Es sieht wohl so aus, dass ich in die Offensive übergehen muss. Es stört mich ja jetzt schon, dass er sich diese Menschentussi aussuchen musste! Aber bevor die beiden ihre Beziehung noch weiter vertiefen können, will ich ihn für mich haben! Hans soll erkennen, dass er mir gehört und nur mir! »Ich kann nicht glauben, dass ich heiraten werde!« , sagt Hans nervös und schaut sich im Spiegel an. Der Tag der Hochzeit ist gekommen. »Und ich kann nicht glauben, dass dieser Typ hier weitsichtig ist!« , jammere ich rum und gehe im Zimmer auf und ab. Da ich mich auf der Erde nicht manifestieren kann, musste ich mir einen Menschen aussuchen, um von ihm Besitz zu ergreifen. Er wird von all dem hier nichts mitkriegen und wenn ich wieder gehe, wird es so sein, als hätte er nur geschlafen. Solange der Priester nicht versucht mich zu exorzieren. ._. »Was ist denn so schlimm an dem Körper?« . »Er ist Raucher! Was meinst du wie ätzend das ist, ständig das Verlangen nach einer Zigarette zu spüren?! Das ist nicht nur ungesund sondern stört auch jeden anderen im Umkreis von fünf Metern. Raucher, uwäch! Dein Körper ist weitaus gemütlicher, Hans« . Jetzt lacht er. Es ist schön ihn so zu sehen. Ich starte einen Versuch, mal sehen, wie er reagiert. Gelassen gehe ich auf ihn zu, lege einen Arm um seinen Hals und grinse ihn verführerisch an. »Du siehst in diesem Anzug echt sexy aus... « . Leider wirkt es nicht so sehr, da der Körper, in dem ich stecke, natürlich ein anderes Aussehen und eine andere Stimme hat. Würde ich persönlich da stehen, wäre er jetzt so rot im Gesicht, dass er mich nicht mehr ansehen könnte. »Ach hör auf! Wenn das stimmt, dann will ich dich auch mal in einem Anzug sehen!« , lacht er. Hat er gerade - ? Sofort wird er hochrot im Gesicht und schlägt sich eine Hand vor den Mund. Ein Prusten kann ich mir nicht verkneifen! Er weiß, dass er auf mich steht? Überraschung, Hans, ich habe nämlich genauso viel Interesse an dir wie du an mir! »Weißt du...«, fange ich an, »Du kannst es dir jederzeit anders überlegen«. »W-Was meinst du?« . »Du weißt schon. Die Hochzeit. Du kannst immernoch umkehren« . »Wo denkst du hin, Luzifer? Ich kann Mary doch jetzt nicht ihr Herz brechen!« . »Ich meine nur, bist du wirklich sicher, dass du sie heiraten willst?«. Es kann doch nicht sein, dass er sich für sie und gegen mich entscheidet. »Ich liebe sie. Sie macht mich glücklich und ich will sie heiraten. Was ist denn so falsch daran?« . »...« . Es ist falsch, weil ich dich behalten will. Du gehörst doch mir... »Nichts. Du hast recht. Mach dich bereit, es geht gleich los« , antworte ich schließlich und gehe aus dem Raum. Es ist still, ich bin allein. Wütend schlage ich die Faust gegen die Wand neben mir. Wie kann er nur?! Nach allem, was ich für ihn getan habe?! Ok, ganz ruhig. Positiv denken. Selbst wenn Hans sie heiratet, ist das kein Abschied. Er kann immernoch mir gehören, auch wenn ich ihn manipulieren muss! Ich bin der Teufel, ich habe Kräfte! Aber... Ach ich will keine Marionette, ich will Hans. Sein Herz, seinen Körper, seine Seele, sein ganzes Sein! Ich will ihn und niemand anderen. Reiß dich zusammen, Luzifer! Spiel einfach, als wäre nichts! Du darfst jetzt nicht depressiv werden! Als sich Mary und Hans das Ja-Wort geben und sich in diesem geblümten Garten küssen, jubeln alle Gäste und freuen sich. Ts, wenn er es so will... Ich habe weitaus mehr zu bieten als die da. Also kann ich sagen, ich habe mich dazu entschieden, sie nicht zu mögen. Egal was Hans sagt, ich werde mich nie auf sie einlassen. Auf der Feier scheinen alle gut gelaunt und gratulieren der Braut. Nur ich und ein paar andere sitzen am Tisch und trinken lieber etwas. Mann, ist das kitschig hier mit all den Verwandten und Freunden. Also ist das hier wie ein Familientreff unter Menschen? Unterscheidet sich ja gar nicht von uns Göttern. »Seid ihr bereit?« , ruft Mary und wartet auf ein bestätigendes Jubeln. Nun wirft sie den Brautstrauß nach hinten in die Menge. Ein mieser Wurf, er fliegt in eine völlig falsche Richtung. Und mir auf den Schoß. Ein paar Mädels, anscheinend Marys Freundinnen, hätten ihn lieber gefangen, aber stehen nun vor mir und gratulieren. Was ist denn in alle gefahren? Überall klatschen sie in die Hände und freuen sich. Nervös wende ich mich an Hans: »Sag mal, was ist denn hier los?« . »Du hast den Brautstrauß gefangen!« . »Ja und?« . »Das ist ein Zeichen, dass du als nächstes heiraten wirst!« . »Ts, Blödsinn« , gebe ich meinen Kommentar ab und lege das Gestrüpp auf den Tisch. Mary kommt zu uns hingelaufen und setzt sich zu uns. »Da bist du Hans, ich habe dich schon gesucht« . Nun mustert sie mich und sieht mir zu, wie ich desinteressiert meinen Martini trinke. Mit Olive. Ich schmecke, wie ein Mensch es tut. Ich persönlich hätte Lust auf Fleisch, aber wenn ich im Körper eines Vegetariers stecken würde, dann könnte ich nicht anders als alles wieder hochzuwürgen. Was guckt sie mich denn so verwundert an? Hans versucht, sie ein wenig abzulenken. »Ähm, Schatz? Das ist mein Freund...« . »Ben. Nett Sie kennenzulernen« , beende ich den Satz. »Oh, das wusste ich ja gar nicht! Hallo, ich bin Mary!« , sagt sie freundlich und reicht mir ihre Hand. »Ich weiß, wer du bist. Du hast meinen Hans geheiratet« , antworte ich unfreundlich und nehme noch einen Schluck. »Lu- Ben! Was sagst du denn da?« , meint Hans beschämt und versucht, die Peinlichkeit wegzulachen. Ein gequältes Lachen. »Habe ich undeutlich gesprochen?« , frage ich und lege meinen Arm um seinen Hals und ziehe ihn an mich, um mein Territorium zu verteidigen. »Mein Hans!« . Mary lächelt. »Na dann. Ich hoffe, dass du uns trotzdem deinen Segen gibst« . »Meinen Segen, huh? Möchtest du unbedingt eine Ehe, die unter des Teufels Macht steht?« . »B-Ben, das reicht jetzt! Was hast du denn auf einmal?« . »Ich muss mal kurz nach draußen. Entschuldige mich, Mary« , antworte ich und stehe auf. Ich muss hier dringend raus. Als ich sagte, dass ich Gesellschaft brauche, meinte ich keine riesige Ansammlung von Leuten, die mich nicht in geringster Weise interessieren, sondern jemanden, mit dem man Spaß haben kann. Um mal aus dem Alltagstrott rauszukommen. Und ich bevorzuge die Gesellschaft von Hans oder Caren. Ich bin sicher, wenn ich mal mit Mary allein bin, ist sie auch nicht so unausstehlich für mich. Aber so? Nein, so ist alles nur unnatürlich und nervtötend. Nachdenklich stütze ich mich mit den Unterarmen auf einem Geländer ab und schaue auf eine Wiese, auf der Tautropfen im Licht des Vollmonds glitzern. Der Himmel ist klar und dunkel. Wann habe ich zuletzt Sterne gesehen? Noch nie? »Hey« , begrüßt mich Hans und gesellt sich zu mir. »Hey...« . »Sag mal, was war vorhin los mit dir?« . »Ich mag das Ganze hier einfach nicht. Viel zu viele Leute, die alle so viel Spaß haben. Und ich bin nicht in Stimmung für sowas. Vorallem nicht, wenn es dabei um eine Hochzeit geht« , erkläre ich ihm und schaue betrübt auf meine Finger, mit denen ich herumspiele. Hans bleibt wie immer feinfühlig und genießt die Stille hier draußen mit mir. »Weißt du warum ich so glücklich war, als du mich fragtest, ob du mein Trauzeuge sein darfst?«. Interessiert schaue ich ihn an. Er schaut nun auf seine Finger und lächelt. Er sieht etwas verträumt aus. Das sehe ich an seinen Augen, sie scheinen zu glitzern. »Weil ich mir niemand Besseren vorstellen konnte. Ich mag dich wirklich sehr. Zwar bin ich manchmal verwirrt, wenn ich in deiner Nähe bin oder weiß nicht, was ich tun soll, wenn du mir auf einmal so nahe bist. Aber dann denke ich daran, dass du es bist, der mir so nah ist und ich denke mir... dass ich es doch ganz schön finde« . Macht er mir etwa gerade ein Geständnis? o-o Ich räuspere mich. »Weißt du, ich halte nicht viel von Mary. Ich habe das Gefühl, dass sie dich mir wegnehmen will. Und das finde ich einfach nur unerträglich. Schließlich will ich auch noch was von dir übrig haben, nicht wahr?« , sage ich und stupse ihn an. Nun lachen wir beide. Es gibt wohl niemanden, der sich so idiotisch anstellt wie ich. Seit wann gebe ich mich kampflos geschlagen? Und das auch noch von einer menschlichen Frau? Nein, den Kampf gewinnt sie auf keinen Fall! Vorsichtig rücke ich an Hans heran und berühre seine Schulter mit meiner. Er schaut mich an und ich lege eine Hand auf seine Wange. Sofort entfährt ihm eine Gänsehaut. Als auch er sich mir nähert, schließen wir unsere Augen. »Hans? Bist du hier draußen?« , sofort öffnen wir unsere Augen und fahren auseinander. Wer stört?!? c(=`M´=* c) »Ah - Hey Mom!« , begrüßt er die Frau und geht zu ihr rüber. Sie bringt Mary mit, die ziemlich angetrunken wirkt. Na, das war ja mal eine Pleite! Ich verschwinde besser, bevor er mich noch irgendwem vorstellt. Dieser Körper wird dann bewusstlos umfallen und bald wird der Typ wieder aufwachen und sich an nichts mehr erinnern können. Na dann, Zeit nach Hause zu gehen und in meinen eigenen Körper zurück. Zwei Tage später sitze ich auf meinem Bett und blase Trübsal. Nichteinmal Caren will ich jetzt sehen. Es ist spät abends. Jetzt muss ich es endlich durchziehen! Ich habe lange genug gewartet! Sonst halte ich es bald überhaupt nicht mehr aus. Mit einem Fingerschnippen teleportiere ich Hans hierher und stehe auf. »Hans, jetzt reden wir mal Klartext! Ich - oh« . Er schläft ja schon. Verdammt, Hans' Bedingung für den Pakt war zwar unbewusst gestellt, aber trotzdem eine der Schlausten, die jemals gemacht wurden. Dann werde ich ihn ansehen. Vorsichtig steige ich aufs Bett und setze mich auf seine Hüfte. Er schläft also immer auf dem Rücken. Hans sieht so... schwächlich aus. So gebrechlich. Und doch will ich so viele Sachen mit ihm anstellen, sodass er dabei gar nicht mehr klar denken kann. Schon die Vorstellung erweckt pure Vorfreude in mir. Ich will ihn. Ich will nur ihn, und das so sehr. Aber ob ich überhaupt dazu kommen werde? Es erfüllt mich mit Trauer, wenn ich seinen Körper ansehe, an den ich vielleicht nie drankommen werde. Langsam mache ich es mir auf seinem weichen Körper gemütlich und lege mich auf ihn. Mein Gesicht ist nun direkt über seinem. Er atmet leicht. Das ist so süß. »Ich werde dich vermissen, Hans« , flüstere ich ihm zu und lege meine Stirn auf seiner ab. Würde er doch bloß seine schönen blauen Augen öffnen. Da er das aber nicht tut, weil er noch schläft, schließe ich meine und genieße diesen Moment. Wie ich seinen Atem auf meiner Haut spüre, so sanft und einladend. Aber ich kann nichts tun. Unser Vertrag bindet mich an seine Bedingung: "Nichts Persönliches mit ihm anstellen, wenn er sich nicht wehren kann". Plötzlich spüre ich seine Lippen auf meine drücken. So energisch. Sofort fahre ich zurück und richte mich etwas auf. Er überrascht mich immer wieder. »Du weißt, dass ich das bin. Nicht wahr, Dornröschen?« , frage ich ihn offensichtlich. »Jah...« , haucht er und öffnet seine Augen. »Wie kannst du es wagen, etwas anzufangen, und es dann nicht zuende zu bringen?« . Er wollte, dass ich weitermache? Was ist aus dem schüchternen Hans geworden, der immer knallrot wird, wenn ich ihm zu nahe trete? Aber das ist jetzt egal. Ich will ihn verdammt! Und jetzt will er mich auch, und was mache ich? Ich denke zu viel nach. Jetzt kann ich ihn endlich küssen. Hans erwidert den Kuss liebevoll. Eine eher flüchtige Berührung, und trotzdem so innig und einmalig. Bis sie stärker wird. Unser Atmen hört sich nicht mehr so gleichmäßig an. Vorsichtig lasse ich meine Zungenspitze über seine Lippen wandern, als wäre er gebrechlich oder nicht geübt in solchen Dingen. Aber das stimmt nicht, denn er gewährt mir sofort Einlass. »Mmmh ~ « , stöhnt Hans und legt die Arme um meinen Hals. Er scheint es genauso zu genießen wie ich. So überzeugt habe ich ihn ja gar nicht in Erinnerung! Ich will schon weitermachen, mit meinen Händen über seinen Körper fahren, da löst er abrupt den Kuss. »Was ist los?« , frage ich ihn. Nun grinst er mich hämisch an. »Oh nein, so nicht« . Huh? Mit einem starken Ruck wirft er mich von ihm runter aufs Bett. Ehe ich mich versehe sitzt er schon über mich gebeugt auf meiner Hüfte. »Ich liege oben!« . Verstehe, er will seinen Stolz als Mann nicht verletzen. »Ich muss dich enttäuschen, Hans, aber das ist gegen meine Prinzipien. ICH bin oben, finde dich damit ab« . »Na gut... ._. Aber versprich mir, dass wir uns abwechseln!«. Jetzt ist er wieder mein Süßer Hans! »Ok, du kannst auch mal oben« ... sitzen! >:D Zufrieden küsst er mich erneut. Tief und gefühlvoll. Mit ihm zusammen setze ich mich auf und kralle meine Finger in seinem Haar fest, nur für einen Moment, um ihm Vorfreude zu machen. Es gefällt ihm. Ich werde ihm Töne entlocken, derer er sich schämen würde! Oh ja, so gefällt mir das schon eher! Kapitel 11: Die Nacht meines Lebens/Todes ----------------------------------------- ~ Hans' Sicht ~ Die Vorhänge des Bettes sind gelöst und zugezogen. Es sind nur Luzifer und ich hier, allein. Im kuscheligsten Bett, in dem ich je liegen durfte. Nachts. Ich glaub's nicht. Ich habe mich darauf eingelassen, mit Luzifer zu schlafen. .////. Besser er ist der Seme, ich habe viel zu viel Angst davor, irgendetwas falsch zu machen. Außerdem... ist er echt gut darin... Sein Duft ist überall im Raum, aber auf mir ist er am stärksten. Sein Körper ist eindrucksvoller als meiner, obwohl ich bei meinem über nichts klagen kann. Wie oft habe ich ihm nachgesehen? Wie oft hat er mir mit nur einem Blick den Atem geraubt? Seit er mich das erste Mal küsste, habe ich ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Und jetzt? Jetzt küsst er mich endlich und drückt seinen Körper an meinen. Ich kann seine Stimme unter unserem Kuss säuseln hören. Mit seiner linken Hand wandert er über meine Brust runter über meinen Bauch und an meinem Bein macht er halt, um es kurz danach anzuheben und seine Hüfte zwischen mich zu schieben. Mir entfährt ein gesummtes Stöhnen. Luzifer küsst meine Wange, das lässt mich kichern. Er grinst und sein Schweif schlägt amüsiert in der Luft. »Magst du das?«, fragt er und schenkt mir sogleich noch einen. »Mhm «, summe ich. Dann nimmt er meinen Hals in seinen Besitz. Seine Zunge, mit der er über meine Haut fährt, ist so heiß. Auch wenn mein menschlicher Körper auf seinen Dämonenkörper mit einer Warnhaltung reagiert, so will ich nicht, dass er aufhört. Seine Küsse klingen in meinen Ohren wie eine Andeutung auf mehr, viel mehr. Mit meinen Händen kralle ich mich in den weichen Stoff seines aufgeknöpften Hemdes, dann wandere ich weiter seinen Rücken hinunter und kann ertasten, wie er sich darunter anfühlt. Oh. Du meine Güte, er hat ja Venusgrübchen . Er streicht mit der rechten Hand mein Hemd hoch, meine Haut dabei sanft streichelnd. Ich versuche angestrengt jegliche Geräusche zu unterlassen und beiße mir auf die Unterlippe. Auch wenn ich es lieber habe, wenn er mir auf die Unterlippe beißt. Ich fand Luzifer schon immer perfekt in seiner Erscheinung, auch mit seinem Schweif, seinen Hörnern und allem. Und seine Küsse fühlen sich so perfekt an, und sie klingen auch perfekt. Nun zieht er mir mein Hemd über den Kopf und ich verliere kurz meine Sicht. Er wirft es irgendwo hinter sich. Als ich meine Sicht wieder bekomme, sehe ich wieder seine wunderschönen roten Augen mit den umgekehrt-kreuzförmigen Pupillen, die mich geduldig anschauen. Er schmunzelt. Wieso hört er auf und schaut mich so an? Mit einer leichten Bewegung seiner Hüfte zeigt er mir, was er meint. Ich zucke zusammen. »Ah-!« , platzt es aus mir heraus und mein Herz macht einen Sprung. »Was haben wir denn da?« , sagt er leise mit seiner dunklen Stimme und raubt mir damit die Sprache. Demonstrativ schiebt er seine Hüfte vor und zurück, und wir reiben aneinander. »A-Ah!« , entfährt es mir wieder. Ein direktes Gefühl der Erregung durchfährt meinen Körper. Das scheint ihn zu amüsieren, denn er grinst mich an und bewegt sich Schritt für Schritt an mir runter. Er ist auf einmal so... dominant! Mit seiner Zunge liebkost er eine Mamille und mit den Fingern seiner linken Hand meine andere. Er umkreist sie mit der Zunge, nur um sie anschließend zu beißen. »Hah, Luzifer!« , stöhne ich genüsslich und mein Herz fühlt sich an, als hätte es einen Aussetzer gemacht. Er kichert und leckt noch ein Mal besänftigend darüber, nur um mich danach wieder zu beißen und daran zu saugen. Ich versuche weitere Geräusche zu unterdrücken, und grabe meine Hände in sein weiches, pechschwarzes Haar. Wieso um alles in der Welt macht das mich so an? Er ist der Teufel, eigentlich das Böse in Person, und doch will ich ihn spüren, ich will ihn hier und jetzt! Ich sollte... Ich sollte doch — »AH~! Luzifer!« , stöhne ich, bereits halb von Sinnen. E-Er hat seine Hand in meiner Hose! .////. Mit der rechten Hand streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Na? Kommst du schon durcheinander?« , fragt er und küsst mich auf die Wange. »Ich... Eh?« , ich traue mich kaum zu fragen. »L-Luzifer?« , fange ich erneut an. »Ja?« , fragt er hinterlistig. Er weiß, was ich sagen will. »B-Bist du nicht — « . »Linkshänder? « , beendet er meinen Satz und drückt einmal zu. »Mjaah!« , entfleucht es mir. Er hat mich in der Hand und... ich bin... hart...! x///////x Ich höre nur ein Rascheln des Stoffs meiner Hose und fühle meinen gesamten Körper beben. Ich bin nicht sicher, was er da genau tut, aber es fühlt sich unglaublich an! Und ehe ich mich versehe hängt mir die Hose schon auf Halbmast. »Luzifer! Hah, Luzifer!« . »Was ist denn?« , fragt er "unschuldig" und hört nicht auf, mich unterhalb meines Bauchnabels zu liebkosen. Er wird langsamer. »N-Nicht quälen, bitte! Ich weiß, du bist ein Dämon, aber - Ah!« . »Wieso denn nicht? Hehehe« . Er wird noch langsamer, malt nur noch mit einem Finger. Ich packe seine Hand. »Du Sadist!« . »Na schön, aber nur weil du so süß stöhnen kannst. Lässt du mich mehr davon hören?« , entschuldigt er sich, macht vernüftig weiter und verwickelt mich wieder in einen sündhaften Kuss. Ich schmilze in die Berührung hinein und folge geistesabwesend den Bewegungen seiner Hand mit meiner. Auch wenn ich meine Augen schließe, habe ich nur Luzifer im Kopf. Luzifer... Der Name wiederholt sich X-Mal in meinem Kopf und ich kann nicht anders als an ihn zu denken. Nur an ihn. Auf einmal höre ich ein Kichern und öffne die Augen. »Das ging ja schnell ~ « , meint er. Heh? Ich fühle mich irgendwie erleichtert aber auch unfertig, und schaue an mir herunter. Ups... Ich bin... zu früh gekommen?!? o//////o° »Aber glaube bloß nicht, dass ich dich jetzt schon gehen lasse« . »Eh?« . Luzifer schaut mich an und sagt leise: »Zeit für Schritt drei« . Die drei Schritte des Koitus. Schritt eins: Küssen - Rumkriegen Schritt zwei: Umturteln - Verwöhnen. Schritt drei: ... Sex. »W-Warte! Ich weiß nicht, ob ich — «. »Hans«, sagt er belustigt, »Lüg mich nicht an«. Ich schlucke nervös. »Wie meinst du das?«. »Dachtest du wirklich, ich merke nicht, wie du mich ansiehst? Wie dir die Hitze zu Kopf steigt und deine Pheromone verrückt spielen, wenn ich dir nah komme?«. Er wusste es? Oh Mann, und ich dachte ich wäre unauffällig... In diesem Moment spüre ich zwei glitschige Finger in mich hineingleiten. Das Geräusch geht durch Mark und Bein und das Gefühl, dass etwas hinten in mich hineingeschoben wird, erstrecht. »Waah! W-was machst - ?«. »Ich gebe dir, wonach du dich schon so lange sehnst... Aber wenigstens etwas Vorbereitung muss da sein, sonst wird es nur wehtun« , erklärt er und setzt die Vorbereitung professionell fort. Ich habe ja schon ein wenig Angst davor. Aber die Tatsache, dass es nicht irgendein Typ ist, der das mit mir macht, sondern dass es Luzifer ist, dem ich meinen Körper zur freien Verfügung stelle, beruhigt mich, sodass ich es unbedingt durchziehen will. Außerdem bin ich gerade verdammt geil auf ihn! »Entspann dich, es wird dir gefallen ~ «. »Mmmmh..! «, entfährt es mir als ich spüre, wie vorsichtig er arbeitet. Es fällt mir leicht ihm zu glauben, wo er mich doch bereits ein mal zum Höhepunkt gebracht hat, und tue was er sagt. »Gut so«, summt er und ich spüre, wie er mich zur Belohnung für mein Nachgeben streichelt. Als er fertig ist, führt er meine Beine in einen bestimmten Winkel. »Bereit, Hans?" Es wäre absolut gelogen wenn ich behauptete, ich würde es nicht wollen... So.sehr.wollen... »J-Jah...« , hauche ich, gierig nach ihm. Ich bin bereit. Bereit, meinen Verstand zu verlieren. »UwAAAH « , platzt es aus mir heraus. Luzifer,... Er... ist in mir drin! Und ich klinge wie ein Schulmädchen mit viel zu kurzem Rock. xD »Wirklich so gut?« , kichert Luzifer und behält mich im Blick. Sieht mir genüsslich dabei zu wie ich mich am Bettlaken festkralle. Tief summend schiebt er seine Hüfte langsam weiter nach vorne und dringt somit noch tiefer in mich ein. Ich kann mir keine weiteren Geräusche verkneifen, die ich von mir geben muss, und krümme mich bei dieser Liebkosung meiner Sinne. Es fühlt sich so seltsam und doch so unglaublich gut an! So heiß und pulsierend füllt er in mir einen Drang, von dem ich nie wusste wie sehr ich ihn brauchte. Immer tiefer. Immer intensiver. »Du- So... tief... i-in« , stammele ich, unfähig zu sprechen. Ich bin so überrumpelt von Gefühlen. »Willst du mehr?«. Nachdenken ist keine Option. Sprechen wohl auch nicht. Ich nicke ihm zur Antwort zu. Er grinst. »Dann werde ich dafür sorgen, dass du nicht einmal ein einsilbiges Wort rausbekommst!« . Ein Wimmern entfährt mir, und wieder klammere ich mich an ihn, während er es mir besorgt. Seine Hüfte bewegt sich geschmeidig gegen mich. »Mmmm, genau so.. «, stöhne ich genüsslich. Unser Atem ist unregelmäßig und hastig. In meinen Augen baut sich Wasser auf. Das einzige, was er noch an hat, ist sein aufgeknöpftes Hemd, in das ich meine Hände grabe. Mit zittrigen Beinen klammere ich mich an Luzifer, sodass er keine andere Wahl hat als weiterzumachen. Denn wenn er jetzt aufhört, quält er mich nur. »Du... bist wirklich... süß, Hans!« . Er meint mein Stöhnen. Ich kann nur noch Geräusche von mir geben, die ihm symbolisieren, wie sehr es mir gefällt. Ich bin mir nicht sicher, wann ein Mann gut im Bett ist, wenn es dabei um... Gaysex geht. Aber Luzifer ist einfach der Wahnsinn. Auf einmal trifft er in mir einen Punkt, der direkt an alle sensiblen Stellen gleichzeitig anschlägt und mir ein überwältigendes Gefühl durch den Körper jagt. »AH! Genau da!~«. »Hier? ~ «, fragt er und stößt noch einmal gekonnt dagegen, als wüsste er es bereits genau. »WAH! L-LUZIFER! J-JA~!« . Er macht genau da weiter. Ich kneife meine Augen zu und die Tränen fließen einzeln mein Gesicht hinunter. Sein lautes Atmen berauscht mich, seine Hände sind überall und ich kann nicht anders als ihm zu verfallen! Es wird schwer mich zurückzuhalten. »Oooh ja « , stöhnt auch er. »Na, Hans? Möchtest du..mmmah, dass ich schneller werde?«. Meinen Namen unter seinem Stöhnen zu hören törnt mich nur noch mehr an. »Götter, JA ~ «, mehr kriege ich nicht raus, aber das muss ich auch gar nicht, denn er wird schon schneller. Ich bin sicher, er hatte es eh vor, ich hätte es nicht extra sagen müssen. Oder vielleicht amüsiert es ihn, wie ich ihn so gierig nach mehr anflehe. Er lockt mich tatsächlich immer dahin, wo er mich haben will. »Lu.. zif-AH~!!«. Nun beißt er mich leicht in den Hals und saugt sich daran fest. Müssten ihm nicht langsam die Ohren wehtun von meinen Orgasmen? Der Druck ist so stark, lange halte ich nicht mehr durch! »I- ch k-argh- kom-me gl-ah-heich!« , keuche ich schwer und kämpfe jede Sekunde darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. »Ah~! H-Halt aus, ich bin.. hah.. auch gleich..hah, soweit...!« , keucht er auch mir entgegen. Ich schaffe es nicht meine Augen zu öffnen, wenn dann nur eines ein bisschen. Aber selbst dann sehe ich nur Wasser oder das, was davon gespiegelt wird. Ich spüre nur diesen wundervollen, dominanten Duft von Luzifer und seinen heißen Körper, an den ich mich nicht fest genug krallen kann! Wie er sich auf und in mir bewegt und - . Ich-.. Ich halte es nicht mehr aus, ich muss - ! Wir sind beide zur selben Zeit gekommen. Er in mir und ich habe uns beide eingesaut. Aber Erleichterung fühlt sich gut an. Kraftlos lässt Luzifer sich sinken und auf mir nieder. Auch ich bin matt und ausgepowert, kann mich gar nicht aufrichten oder habe einfach keine Lust dazu. Wir hören nur noch einander schwer atmen, unsere Herzen klopfen wie wild und rennen vor unserer gemeinsamen Sünde weg. Also wenn es um Sünden geht, war echt alles dabei: Lust, Geiz, Stolz, Neid, Völlerei und jetzt auch Faulheit und ein bisschen Wut. Lust - erklärt sich von selbst denke ich. Geiz - Ich wollte Luzifer nur für mich allein. Stolz - Ich wollte nicht schwächlich rüberkommen und lehnte es ab der Uke zu sein, und Luzifer wollte nicht gegen seinen Stolz handeln und bestand auf die Seme-Position. Neid - Luzifers Traumkörper, den ich auch gerne hätte. Völlerei - Ich wollte nicht, dass dieser Moment jemals endet und konnte gar nicht genug von ihm kriegen. Faulheit - Weil jeder wissen wird, dass wir jetzt nichts mehr tun werden, hätten wir auch noch wichtige unerledigte Aufgaben, würden wir denen nicht nachgehen und uns einfach schlafen legen. Wut - Er hat mich angelogen, wir haben uns ja gar nicht abgewechselt! So langsam kriegen wir wieder Luft und unsere Herzen beruhigen sich von diesem Abenteuer. Ich muss schlimm aussehen! So richtig durchgenommen. Eingesauter Körper, verwuscheltes Haar, bestimmt überall Knutschflecken, Freudentränen-Abdrücke und teilweise lief mir der Speichel die Mundwinkel entlang. Aber das alles ist nebensächlich, denn das einzige, wovor ich mich wirklich fürchte, sind die Gesäßschmerzen danach, wenn ich morgen aufwache. O-O° »Der beste Sex, den ich... jemals hatte!« , lobe ich meinen Seme. »Du hast ihn ja schließlich mit mir gehabt« , antwortet Luzifer und schaut mir in die Augen. Seine wunderschönen, sexy Dämonenaugen, die ich mir immer ansehen könnte. »Mann, du hast mich so verrückt gemacht mit deinem Gestöhne!« , motzt er mich spielerisch an. »Wieso?« , frage ich und gähne herzhaft. »Du hast mich voll aus der Konzentration gerissen. Wie soll ich mich konzentrieren, wenn du mich ständig mit deinem Gestöhne anmachst und mich so anflehst? Ich hätte dich beinahe aufgefressen« . »Du meinst... Als du mich leicht gebissen hast, wolltest du mich auffressen?« , frage ich und halte die Hand an die Stelle. »Quatsch, das habe ich nur gemacht, um dich auch verrückt zu machen« . »Ich bin fast ohnmächtig geworden wegen dir! Du hast nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Verstand penetriert. Da musstest du nicht extra nachhelfen. Hast du denn nur auf dich geachtet?« . Er gibt sich zufrieden. »Nein, habe ich nicht. Ich war nur in dich vertieft, mein Hänschenklein« , antwortet er mir und gibt mir einen zärtlichen Kuss ohne Zunge. Er ist so liebevoll. Ich würde am liebsten für immer in diesem Moment gefangen sein. Dann küsst er noch meinen Mundwinkel und meine Wange. Zwischendurch kommt immer ein leises „Mein Hans" . »Ich würde mich ja gern sauber machen, wenn ich nicht so müde wäre«, gebe ich zu. »Das hat noch Zeit«, meint er und gähnt, »Mein Geruch steht dir«. Ich schnaube belustigt und gähne erneut. »Lass uns jetzt schlafen« , meint er und legt sich passend hin. »Ja, das wäre das beste« , sage ich und ziehe die Decke bis zum Kinn. Er mustert mich mit einem Lächeln. »Komm her« , befielt er und deutet an, dass ich nicht so schlafen soll. Ich sollte mich an ihn kuscheln. Ich grinse. »Mit Vergnügen, Eure Hoheit Luzifer-sama« , scherze ich und rücke an ihn ran. Mein Liebster ist so warm und so gemütlich, perfekt zum drauf ein...schla.....fen......... Kapitel 12: Auf bald -------------------- ~ Hans' Sicht ~ Tiefenentspannt erwache ich aus meinem Schlaf. Als ich langsam meine Augen öffne, sehe ich ein anderes Bild vor mir als gewöhnlich. Wo bin ich? ...Luzifers Zimmer? Und wieso bin ich - ? Auf einmal schießt mir die Erinnerung in den Kopf und mein Gesicht fühlt sich an wie von 0 auf 100 in einer Sekunde überhitzt. Luzifer und ich... hatten also endlich Sex. o/////o Ok, jetzt bin ich auf jeden Fall wach. Und er anscheinend auch, denn er liegt nicht neben mir. Um mich im Raum umzusehen, setze ich mich auf und mich durchfährt ein ungewohnter Schmerz! Jetzt weiß ich was mit 'pain in the ass' gemeint ist. »Na, auch schon wach, Dornröschen?« , fragt Luzifer mit einem mir halb zugedrehten Lächeln. Er steht einen Meter neben dem Bett, mit dem Rücken zu mir, und knöpft sich das neue Hemd zu, welches er angezogen hat. Auch hat er eine Boxershorts an, auf der hinten „Kiss my" drauf steht. Verstehe. „Kiss my (ass)" . Ich grinse verspielt. »Morgen, Schwuchtel« . »Selber Schwuchtel«, antwortet er, »Du hast genauso viel mit mir geschlafen, wie ich mit dir«. Ich stehe auf, auch wenn mein Gesäß mehr weh tut als angenommen. Mit kleinen Schritten schlurfe ich zu Luzifer und kuschel mich an ihn. »Was soll das werden?« , lacht Luzifer. »Mmmh, du bist so weich! ~ « , schwärme ich und inhaliere seinen wunderbaren Duft. »Hast du nicht etwas vergessen?« . Was er wohl meint? Oh, stimmt ja. Ich bin noch nackt! ./////. Wo war nochmal das Bad? (~°>->)~ Geduscht und angezogen sitzen Luzifer und ich auf seinem frisch bezogenen Bett. Seine Bettwäsche wird jeden Morgen gewechselt, hat er mir erzählt. »So, wir hatten jetzt also Sex... Bin ich deswegen... schwul?« , frage ich zögerlich. Es wäre natürlich nicht schlimm, homosexuell zu sein, es ist nur ungewohnt und ich weiß nicht, wie ich mit letzter Nacht umgehen soll. »Nicht direkt. Es gibt hunderte von Orientierungen. Du könntest aber auch einfach nur in mich verknallt sein. Sowas hat es schon öfter gegeben, da muss man nicht unbedingt sofort auf das gleiche Geschlecht stehen. Außerdem ist es doch nicht wichtig, ob du einen Mann oder eine Frau liebst. Es geht um die Person, nicht wahr?« . »Da hast du recht, Luzifer. Wäre schön, wenn der Rest der Welt das einsehen würde« . »Ich habe immer recht« , sagt er eingebildet und streckt sich. »Aber die Details solltest du Mary lieber verschweigen« . »Oh shit! Mary! Die habe ich total vergessen!« . Ich habe Mary schon zwei Tage nach unserer Hochzeit mit Luzifer betrogen! Ist Ehebruch nicht auch sowas wie eine unverzeihliche Sünde? Was bin ich doch bloß für ein schlechter Mensch! »Kannst du mich wieder zurück schicken?«, bettele ich. »Dann lebst du da oben mit Frauchen weiter und kommst nur noch für Aufträge hierher?« . Er scheint gekränkt zu sein. Also kann er Mary wirklich nicht ausstehen? »Hey, es werden bestimmt noch mehr Aufträge reinkommen und du kannst mich herholen, wann du willst. Wo liegt das Problem?« . »Es geht darum, dass du bestimmt keine Zeit mehr für mich haben wirst, oder ich nicht für dich. Außerdem merkt Mary doch, dass da was nicht mit dir stimmt, wenn du vor ihren Augen in Flammen aufgehst und verschwindest« . »Stimmt..«, seufze ich und denke nach, »Aber wir bleiben doch in Kontakt, oder? Und zu Aufträgen komme ich hier hin. Du musst mir nur davor Bescheid geben, damit ich eine Ausrede für Mary habe« . »Kurzfristig könnte es gehen. Aber... wir werden uns sowieso für eine unbestimmte Zeit nicht sehen können, Hans« . »Was? Wieso?« . »Im Moment ist vieles schwierig mit den Göttern, wenn ich ihren Verdacht nicht ablenke« , antwortet er und lässt sich nach hinten auf sein Bett fallen. »Welchen Verdacht?« . »Durch einen Wirtskörper auf die Erde gelangen zu können, das ist... sagen wir mal... nicht ganz legal. Ich muss das Siegel entfernen« , antwortet er mir und setzt sich mit einem Schwung wieder auf. Durch das Siegel stehen Luzifer und ich in Kontakt. Wenn es verschwindet, dann... »Das heißt, du musst den Kontakt auflösen, bis die Situation nicht mehr gefährdet ist?« , frage ich betrübt. Er nickt ernst. »Aber wir werden uns irgendwann wiedersehen, ja?« , frage ich und wische mir mit dem Unterarm die Tränen weg, die sich in meinen Augen aufbauen. Luzifer legt mir eine Hand auf die Schulter. »Ich verspreche dir, dass wir uns wiedersehen werden...«. Er kommt mir ganz nahe und flüstert mir ins Ohr. »... und dann werde ich es dir so besorgen wie heute Nacht!« . (o///|-°///o) Ich höre auf zu weinen und sehe ihn an. »Bekomme ich noch einen Abschiedskuss bevor ich gehe?« , frage ich, hoffend darauf, dass Luzifer mich sofort an sich zieht und mir den unkeuschsten Kuss schenkt, den er hat. ... Ich realisiere gerade, was ich da gedacht habe.... ... Ich sollte es wirklich nicht übertreiben... Er lächelt mich an, als wolle er mir sagen „War ja klar" . Sofort rücke ich näher an ihn heran und warte sehnsüchtig auf seinen Kuss, den er mir auch kurz danach auf die Lippen drückt. Ich könnte in ihm versinken und ich würde niemals wieder herauskommen wollen. Auch wenn er der Teufel, das angeblich 'Böse in Person' ist, kenne ich nur seine wunderbare Seite und möchte auch keinen anderen Eindruck von ihm. Jetzt kann ich verstehen, warum Caren so sehr in ihn verliebt ist. Ich bin es nämlich auch. Aber sie kennt auch seine andere Seite, und ich weiß, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie die so aussieht. Ich bin sicher, da sind so unvorstellbare Sachen an ihm, die einem die Nackenhaare sträuben lassen können. Und trotzdem ist sie so unsterblich in ihn verliebt. Aber es ist gut so, wenn ich von all dem nichts weiß. Der Kuss endet. Leider. »Ich werde dich kontaktieren, wenn ich dich wieder herhole. Warte nur auf mein Zeichen« , flüstert er mir zum Abschied zu. Mich umhüllen blaue Flammen und teleportieren mich vor meine Haustür. Ich schaue an mir herunter. Als sich der letzte Funken des Teleportfeuers auflöst, so löst sich auch das Siegel auf. Schon jetzt fühlt es sich so an, als würde etwas fehlen. Welches Zeichen er wohl meint? Wann es wohl eintreffen wird? Ich zähle die Minuten. Aber fürs erste sollte ich mich um Mary kümmern. Na toll, jetzt habe ich meine Schlüssel nicht da. Na, dann hoffe ich mal, dass Mary zu Hause ist und klingele an. Sofort kommt Mary zur Tür gestürmt und öffnet sie. Auch Simon fliegt mir entgegen und kuschelt sich an mich. »Hey Kumpel«, begrüße ich ihn und nehme ihn in die Hand. Simon schnuppert verwundert an mir, schmeißt sich hin, rollt sich in meinen Händen herum und leckt meine Finger ab. Er ist wie high. So wie bei Luzifer, als wir ihm zum ersten Mal gegenüber standen. Er hat sich genauso bei ihm verhalten. Hm, ich rieche also nach ihm. »Hans! Wo warst du denn? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«. Mary fällt mir um den Hals, weicht dann aber zögerlich von mir zurück. »Was hast du denn, Mary?« . Nachdenklich reibt sie sich die Nase. »Äh, ich hatte gerade das Gefühl, als ob... Ich weiß nicht. Ist auch egal, Hauptsache es geht dir gut« . »Mir geht es absolut fantastisch, keine Sorge, jetzt bin ich ja wieder da« . »Na dann komm mal rein, deine Frau hat Pancakes gemacht! « , kündigt sie an und hüpft ins Haus. Sie ist sehr glücklich darüber, mich geheiratet zu haben. Ich habe mich entschieden ihr nichts von Luzifer oder der Nacht, an die ich mich immer erinnern werde, zu erzählen. Es ist auch besser so. Kapitel 13: (Bonuskapitel) Mein geliebter Ô-sama ------------------------------------------------ ~ Carens Sicht ~ Ich sitze im Schlafraum der Mädels, wo unter anderem auch ich wohne. Das Schloss ist super groß und wir Servants müssen uns Räume teilen, aber ich bin dankbar dafür, dass Seine Majestät ausgerechnet mich dazu auserwählt hat hier leben und ihm dienen zu dürfen, und die anderen sind es auch. Hier kann man niemanden finden, der nicht zufrieden ist hier zu sein. Manch einer sagte, Seine Majestät behandele uns wie Dreck und dass wir nur Abschaum für ihn wären. Ein wenig mag ja stimmen, aber trotzdem bietet er uns einfachen Geschöpfen eine Unterkunft, Verpflegung, professionelles Spezialtraining in Kampf und Verteidigung sowie medizinische Fachkenntnisse und Magie, und ein Leben ohne Gefahr, wenn wir alles richtig machen. Nun... Keine Liebe füllt sein Herz und doch will er uns nicht gehen lassen. Manchmal glaube ich, dass wir ihm doch wichtig sind. Aber das ist bestimmt nur eine Wunschvorstellung. Ich meine, viele hat er schon aus Lust und Laune umgebracht, sogar meine Schwester hat er sterben lassen... Aber er vertraut uns sein Leben an und das ist es, was ich als große Ehre empfinde! Wenn jemand ein Attentat auf Seine Majestät plant und gerade auf ihn zu stürmt, ist immer jemand von uns da und wehrt den Angreifer ab. Seine Majestät zuckt währenddessen nicht einmal mit der Wimper und scheint die Ruhe selbst zu sein. Er vertraut uns so sehr, dass er weiß, dass niemand in seine Nähe kommen kann, um ihm auch nur eine Haarspitze abschneiden zu können. Seine Majestät vertraut uns und auch darum bin ich ihm dankbar. Ich habe gerade nichts zu tun, also sitze ich hier und zupfe verträumt an einer durchsichtigen Feuerlilie, die ich von der Wiese des Elends gepflückt habe. Man verirrt sich dort sehr schnell, aber ich komme damit gut klar. »Caren, hast du meine Bürste gesehen?« , fragt mich Merelyn und schaut in eine Schublade. »Ja, du hast sie fallen lassen. Sie liegt unter deinem Bett« , weise ich sie darauf hin. »Aber da habe ich doch schon zehn Mal nachgeguckt!« , beschwert sie sich und schaut noch ein elftes Mal nach. »Ach da hinten!« , ruft sie triumphierend und setzt sich wieder auf ihr Bett. Um sie herum und auf den anderen Betten sitzen noch ein paar Mädels und machen ihren Kram. Merelyns Haar sieht zerzaust aus. »Wieso ist dein Haar denn so durcheinander?« , frage ich sie mehr aus Höflichkeit als aus Interesse. »Ach, weißt du... Das passiert schon mal, wenn sich der Master mal wieder an einem vergeht« , antwortet die Sukkubus leicht desinteressiert, als sei es das Normalste für sie. »Er kümmert sich so gut um mich, ich muss nie hungern. Wenn ich daran denke, wie es vor meiner Zeit hier war, könnte ich heulen!«. »Ähm... Merelyn?« . »Hm?« . Ich traue mich kaum zu fragen. »W-Wie ist es denn so... du weißt schon...« . »Was meinst du?« . »Na, wenn man... mit jemandem... v-vorallem mit i-ihm, a-also...« . Beschämt schaue ich zu Boden. »Sag bloß, du bist noch Jungfrau!« , platzt Merelyn heraus und läuft auf mich zu. Auch die anderen Mädchen stürmen sofort heran und fragen mich wer-weiß-was. Ja, es stimmt, ich bin noch Jungfrau. Es ist bisher nämlich selten vorgekommen, dass jemand so lange im Schloss gelebt hat, ohne den intimen Wünschen Seiner Majestät nachzukommen. Aber dass es hier auf so lange Zeit eine Jungfrau gegeben haben soll erscheint dann doch wie ein schlechter Witz. Aber er ist nunmal mein König und bestimmt, wen er wann für was da haben will. Aber das, was Merelyn da sagte, hat mir zu denken gegeben: "Vor ihrer Zeit hier". Ô-sama... (Anrede für König) Ich weiß noch, wie er mich aufgelesen hat. Es ist Ewigkeiten her und ich erinnere mich nicht gerne daran, wie es war, bevor ich hier her kam. Aber die erste Begegnung mit ihm war wie ein Märchen für mich. F L A S H B A C K Es ist, wie immer, ein heißer Tag in der Hölle. Meine ältere Schwester Odelia und ich streifen durch das Ödland, auf der Suche nach etwas zu Essen. Unsere Kleidung sieht sehr dreckig und mitgenommen aus, auch wir haben Schürf- und teilweise auch Fleischwunden. Aber wir haben einander, und das ist gut so. Mit gedrückter Stimmung machen wir Rast am Lethe. Hier sieht es so... wunderschön aus. Der Fluss ist regenbogenfarbig, sanft und behutsam, und so klar wie ich sonst nie einen Fluss gesehen habe. Hier hört man keine Schreie, Klagen oder Wehjammern und aus dem Wasser steigen Kügelchen hoch. Das sind die Sorgen und Erinnerungen. Sie verschwinden. Der Lethe wird auch „Fluss des Vergessens" genannt. Auch die Umgebung deutet darauf hin. Der Nebel verdeckt die sonst triste Landschaft des Hades und lässt einen kurz vergessen, wo man ist. Die Hölle ist nur ein Teil der Unterwelt. Ich habe gehört, dass der Hades und die Hölle, obwohl sie beide zur Unterwelt gehören, getrennt regiert werden. Hier sind auffällig viele verlorene Seelen, die nicht allzu lange hier unten zu sein scheinen. Sie trinken aus dem Fluss und fühlen sich für kurze Zeit wieder besser, gar glücklich, aber das ist nicht die Lösung. Nein, es ist mehr ein Fluch. Eine Qual, eine einzelne Verdammnis. Es ist die Vergänglichkeit der Freude nach so kurzer Zeit, die einem zu schaffen macht, und wer ständig aus diesem Fluss trinkt wird süchtig, verzweifelt und verliert die Kontrolle über sich und sein Leben. Und dann sitzt man ununterbrochen davor und kann nur trinken, damit man sich besser fühlt, und dann stirbt man. Man löst sich von sich selbst und verliert alles, weil man alle Sorgen vergisst. Und auch sich selbst. Dieser Fluss beschützt das Elysion und ist eine Droge, fast schon eine Lüge. Er offenbart diejenigen, die zu schwach sind zum Überleben. Wir haben uns entschieden aus diesem Fluss zu trinken, nicht um alles zu vergessen, sondern um unseren Durst zu stillen, da das hier einer der wenigen Flüsse ist, aus denen man trinken kann. Kleine Mengen sollen nicht so viel ausmachen, habe ich gehört. Ich hoffe es. »Hier« , deute ich an und reiche Odelia eine Schüssel mit Wasser, welches ich vorher aus dem Fluss geschöpft habe. »Danke, Caren« , antwortet sie mir mit ihrer sinnlichen Stimme und trinkt. Sie ist sich erst nicht sicher, ob sie es austrinken soll und stoppt an der Hälfte. »Willst du nichts?« , fragt sie und reicht mir die Schüssel. Ich schüttele nur mit dem Kopf. »Du bist viel erschöpfter. Außerdem kann ich mir neues holen« . Odelia lächelt und trinkt fast aus. Nun zuckt sie, gibt ein schmerzerfülltes Zischen von sich und hält sich das Bein. Die marinblauen Federn ihrer Flügel stellen sich kurz auf, legen sich aber sofort wieder. Sie hat eine tiefe Wunde im Oberschenkel. Zwei erschöpfte, zugerichtete Harpyien, ganz auf sich allein gestellt.. Wir werden irgendwann ganz viele Monster auf unseren Fersen haben. »Meinst du, man kann mit diesem Wasser die Wunde einigermaßen reinigen?« , frage ich sie, da ich mir nicht sicher bin, ob da nicht doch eine Menge drin ist, die den Körper angreift. Schließlich macht es ein Wrack aus einem, wenn man zu viel davon kostet. Es könnte sein, dass es den Körper von innen schädigt. »Lass es uns versuchen. Ich bin auf einmal ziemlich optimistisch, du nicht auch, Caren?« . »Da spricht bestimmt das Wasser aus dir, ich denke, wir sollten das lassen« . »Kann doch nicht allzu schlimm sein« . Na, ich weiß ja nicht... Schon schüttet sie sich das Wasser auf die Wunde und zischt schmerzerfüllt, die Schale aus Reflex fallen lassend, und ihre Federn geben Alarmsignale von sich, strecken sich durch, manchmal verliert sie eine oder zwei. Schreie unterdrückend wischt sie mit ihrer Hand das Blut ab und zerreißt den Stoff ihrer Hose, damit er nicht in die Wunde gelangt. Beruhigend lege ich ihr einen Flügel um die Schulter. »Odelia! Geht es dir gut? Tut es sehr weh?« . In meinen Augen bauen sich Tränen auf. »G-Geht schon. Kannst du mir noch mehr holen?« , stöhnt sie. Unter den Federn unserer Flügelarme haben wir als Harpyien noch immer unsere Hände zur Verfügung. Vorsichtig wischt sie mir die herunterkullernde Träne aus dem Gesicht und streift mir eine Haarsträhne nach hinten. »Bitte«, haucht sie und lächelt. Ich nicke und schnappe mir die Schale. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir uns einigermaßen erholt haben. Aber wir müssen nunmal weiter. Es ist ein weiter Weg. Öfter biete ich meiner Schwester an, sie zu stützen, aber sie lehnt ab. Sie ist wirklich stark. Und sie will, dass ich noch stärker werde als sie es ohnehin schon ist. »Caren, sieh nur! Eine Siedlung!« , ruft Odelia auf einmal und zeigt in eine Richtung. Da ist eine Ansammlung von Zelten und Gebäuden, sowie drei großen Kutschen. »Wir sind gerettet!« , rufe ich froh und will schon auf das Lager zu stürmen, da hält mich Odelia zurück. »Nein, sind wir nicht. Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache« , meint sie und schaut streng zum Lager. Dann aber ändert sie ihre Meinung: »Ist vielleicht das Einzige, was uns bleibt« . Sie bindet sich ihr kurzes, hellblaues Haar in einen Wolfsschwanz zusammen und geht voraus. Vorsichtig steigen wir den Abhang hinab und durchwandern den Zeltplatz. Laufen an den Karren vorbei und schauen uns in einem großen Zelt um. Reisende Händler? Odelia kramt in den Schubladen herum und ich schaue mir einen Stapel Blätter an. Ich habe ein fotografisches Gedächtnis und kann mich als Gelehrte gut machen. Auf den Zetteln stehen Tageseinnahmen und Uhrzeiten drauf, sowie Daten und Personenanzahlen. Immer nur S-1, S-2, S-5, S-23 und so weiter. In einer Kiste finde ich noch abgenutzte Hand- und Fußfesseln mit einer Notiz, wo „zur Reparatur" draufsteht. »Odelia... Was ist das hier für ein Ort?« , frage ich mit bebender Stimme. Sie schluckt, antwortet aber nicht. »Odelia??« , hänge ich nach. Sofort dreht sie sich um und geht im Schnellgang an mir vorbei, packt aber meinen Flügelarm und zieht mich mit. »Wir gehen« , meint sie nur. »Warte, du hast mir noch nicht geantwortet! Was ist hier los?« . »Das hier sind Sklavenhändler. Wenn wir nicht gleich verschwinden, sind wir die nächsten« . Erschrocken versuche ich mit ihr Schritt zu halten, bis wir ins Laufen, und dann ins Rennen kommen. »HEY!! DA SIND WELCHE AUSGEBROCHEN!!« , höre ich eine kratzige Männerstimme hinterher rufen. »Scheiße! Sie haben uns entdeckt!« . »Was jetzt?« , frage ich besorgt und außer Atem. »Ich halte sie auf und du läufst weiter!« , befiehlt Odelia und lässt mich los. »Was?! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich werde dich ganz bestimmt nicht zurück lassen!« . »Ich werde nachkommen, ich verschaffe uns nur etwas Zeit! Und jetzt lauf gefälligst!!« , schreit sie und dreht sich blitzartig um. Mit festem Stand zückt sie ihr langes Messer, welches zwischen ihren blauen Federn versteckt aufblitzt, und wartet auf unsere Verfolger. »Wir treffen uns an der Schlachtmauer!« , rufe ich ihr entgegen und renne weiter. Ich renne so schnell ich kann, ich breite die Armflügel aus und bewege sie wellenförmig auf und ab. Ich hebe ab und fliege um mein Leben. Wenn ich um mein Leben fliege, hilft meine offensichtliche Harpyien-Erscheinung bei der Agilität. Deswegen verstecke ich mein natürliches Erscheinungsbild nur in Situationen, die Tarnung erfordern. Meine Füße bestehen aus großen Klauen und Federn breiten sich fast über meinen gesamten Körper aus. Meine Flügel sind hässlich. Die Federn sind weiß, aber jetzt sind sie grau, wegen dem ganzen Schmutz und dem Blut. Die unteren, kleineren Federn sind golden. Naja, die jetzt auch nicht mehr. Jetzt sehen meine Flügel grau aus mit metallischen Zügen. Wie gesagt, sie sind hässlich. Waren sie schon immer, wo ich doch Odelias immer bewundert habe. Ich fliege weiter, dann um die Kurve und schmettere in einem unachtsamen Moment schräg in eine Dornenwand. Ich nutze jedoch meinen Schwung noch aus um einen Schlenker zu machen und mich sofort daraus zu befreien. Einen kurzen Moment lang spürte ich nichts, aber dann setzt der Schmerz ein und etliche kleine Schürfwunden beginnen zu bluten. Ich ignoriere diese Panne und ihre Auswirkungen bis ich einen guten Überblick über die Gegend habe und mich letztendlich erschöpft an der Mauer von der großen Schlacht niederlasse. Mein Herz hämmert so schnell in meiner Brust, dass es mich fast von den Schweißperlen auf meiner Stirn und meiner Atemnot ablenkt. Meine Kleidung ist nun wirklich hin. Überall zerrissen und mein Shirt muss ich mir runterziehen, weil... naja, zerrissen und so. Nur gut, dass meine Schwanzfedern mein Hinterteil bedecken, während ich mein Shirt vorne runterziehe. Ich habe mich noch nie so allein und bloß gefühlt. Und so sitze ich auf der Mauer und warte auf Odelia. Sie ist stark, keine Frage und sie gibt sich nicht so schnell geschlagen. Aber was, wenn ihr was zugestoßen ist? Nein, ich sollte warten. So warte ich also. Da ist sie...! ..nicht... Schade, ich dachte, ich hätte sie gesehen. Diese ganzen Klagenschreie hören sich schrecklich an, zwischendurch halte ich mir die Ohren zu. Bis ich ein Lied höre. Es ist sehr, sehr weit entfernt. Aber ich kann es trotzdem hören, ganz klar. Es hört sich... irgendwie schön an. Aber auch traurig. Eine weibliche Stimme. Sie singt über Trauer und Verluste. Dinge, die hier Alltag sind, und die hier jeder verstehen kann. Aber, sie singt auch über Hoffnung und das ist es, was mich traurig macht. Hoffnung in der Unterwelt? Hier gibt es keine Hoffnung auf Erlösung. Melodie der Pandora. So heißt das Lied. Wo bleibt Odelia denn? Ich warte schon seit zwei Tagen auf sie. Ich glaube, sie kommt nicht mehr. Ob ihr wirklich was zugestoßen ist? Ob sie wohl gefangen genommen worden ist?! Oder schlimmer?! Es nützt nichts. Ich muss weiter, wenn auch allein. Auf meinen Wunden haben sich schon Krusten gebildet, der Geruch von frischem Blut ist also verflogen. Unsicher schaue ich mich um, laufe auf der Mauer entlang bis ich eine große Stadt entdecke. Überall Zelte, Häuser, aber auch Ruinen. Sie ist sehr gut intakt, diese Stadt. Da ist der Markt, auf dem ich öfter war und mir die Gegend angeguckt habe. Der führt geradewegs zu dem gigantischen Palast, in dessen Nähe ich mich nie getraut habe. Von da aus kommen einige Gestalten heraus und scheinen Patrouille zu fliegen. Soll ich mich trotzdem dahin begeben? Hier draußen sind die ganzen wilden Gestalten, die meisten haben sogar das Sprechen verlernt und sich so sehr aufs Überleben konzentriert, dass sie nur noch Monster sind. Es wäre wirklich besser, sich zur Zivilisation zu wenden. Hier draußen werde ich nicht überleben, schon gar nicht allein. Also flattere ich vorsichtig den Abhang hinunter und laufe in Richtung Markt. Vielleicht kann ich mir da etwas zu Essen erstehlen. Und vernünftige Kleidung. Ich kann schließlich nicht für immer in Fetzen rumlaufen. Mit jedem Schritt bemerke ich, wie laut meine Klauen auf dem weichen Dreckboden herumstapfen. Wie laut würde dann erst ein flacher Untergrund sein? Ich halte inne und verändere meine Gestalt. Meine Harpyien Beine verwandeln sich in ordinäre Beine, wie Menschen sie haben. Meine nun kleinen Füße tapsen leise umher. Besser. Am Markt angekommen ignorieren mich die Bewohner und schauen sich Angebote an. Die Verkäufer jedoch schauen mich ganz genau an, da sie wissen, dass ich nichts habe und mir nur etwas stehlen kann. Ansonsten wäre ich ja nicht hier. Also schaue ich mich gründlich um. Ein Stand mit einem riesigen Zyklopen als Verkäufer. Er hat nur einen Arm, jedenfalls sieht es aus dieser Position so aus. Wenn ich aus seinem Blickwinkel raus bleibe, kann ich es schaffen, mir einen Erden-Apfel zu schnappen, die er da anbietet. Die meisten Früchte von der Erde sind geopferte Gaben an Gottheiten. Manchmal werden sie von Landstreichern gestohlen und für ihren eigenen Profit verkauft. Vor dem Stand steht ein Tourist, ein Shinigami mit einem breiten Grinsen und einem eher leeren Blick, hinter dem kann ich mich gut verstecken. Als der Zyklop gerade den Kopf nach rechts dreht, schnappe ich mir einen Apfel von der linken Seite und lasse ihn zwischen meinen Daunen verschwinden. Bevor ich mich davonschleichen kann, packt mich eine große Hand an den Federn meiner Flügel. »Was denkst du, tust du da?!?« , grummelt mich die tiefe Stimme des Zyklopen an. Er packt meinen geflügelten Arm und zieht mich hoch. Er hat einen starken Griff, hoffentlich rupft er mir nicht die Federn aus! »Tut mir leid!!« , winsele ich hoffnungslos. »Such dir einen anderen Ort, wo du dich durchstehlen kannst! Oder soll ich dir gleich dein hungriges Maul stopfen?!« , meint er und holt eine Keule hervor, die so groß ist wie ich selbst. Er hat doch zwei Arme... »Nein, bitte!« , flehe ich und versuche, die riesige Hand von mir zu reißen. Vergeblich. Er holt aus. Tut mir leid, Odelia, ich konnte nicht stark werden. »Halt! Mit der da habe ich noch eine Rechnung offen!« , ruft jemand und zieht mich grob am anderen Flügel zu sich hin. Ich entkomme dem Schlag und der Zyklop lässt wütend von mir ab. Der, der mich am anderen Flügel gezogen hat, sieht aus wie ein Mafia-boss. »Na? Sag schon! Wie viel hast du gesehen?!« , brüllt er mir entgegen. Ich suche mich nach einem Versteck um, aber ich sehe nur viele Leute, die desinteressiert an mir vorbeigehen. Nur eine Gestalt in einem schwarzen Gewandt mit weiter Kapuze schaut herüber. Eine kleine blaue Fee begleitet die Gestalt und schwirrt um sie herum — versucht anscheinend, ihre Aufmerksamkeit zurückzuerlangen. »Schau mir ins Gesicht und sag mir, was du weißt!« , brüllt mich der gruselige Typ an, »Du hast unsere Unterlagen gesehen und bist nicht dumm, also, wie viel hast du gesehen?!?« . Jetzt würgt er mich, bis ich mit der Wahrheit rausrücke, aber ich halte dicht. »I-Ich habe gar nichts gesehen!« . »Willst du immer noch nicht reden?! Hast du nicht ein fotografisches Gedächtnis?« . Woher weiß er das? »Wo ist Odelia?!« , keuche ich verzweifelt und schaue mich nach der vermummten Person um, finde sie aber nicht. Odelia, Schwesterherz, bist du das? Wo bist du? Ein schneidendes Geräusch ertönt und er lässt mich los. Nein, er nicht. Seine Hand löst sich von meiner Kehle und auch von seinem Arm. Ein großer Schmerzens-Schrei des gruseligen Typen und ich sehe auch schon die vermummte Gestalt neben mir stehen, die mich vorhin angestarrt hat. »Da bist du ja« , dringt die sanfte, tiefe Stimme des Fremden in mein Ohr. Er packt meine beiden Schultern und zieht mich zu sich, bis ich mein Rücken an seine Brust stößt. Das ist nicht Odelia. »Ich habe dich schon überall gesucht« , sagt er hörbar. Seine Stimme beruhigt mich und meine aufgestellten Federn legen sich wieder. »Und Sie sind...?« , wendet er sich mit hartem Ton an den Mann, der mich zuvor gewürgt hatte. »Ts! Dieses Mädchen hat in Privateigentum herumgeschnüffelt!« , ruft der Einhändige, sich den Arm haltend. Die Hand beginnt bereits, nachzuwachsen. »Danach habe ich nicht gefragt« . »Jetzt auch noch frech werden, huh?!? Dir und deiner kleinen Schlampe sollte man mal Manieren beibringen!« . »Mir?« , aus der dunklen Kapuze dringt ein tiefes Kichern, »Ich bin sicher da liegt eine Verwechslung vor... Finden Sie nicht auch?« . »Wer bist du?!« . Der Mafiaboss wird immer aggressiver. »Du wagst es, mich zu fragen, wer ich bin?« . Er bleibt trotz dieser Drohung ruhig. Nun erschrickt der gruselige Typ und stottert irgendetwas von „Das kann nicht sein" oder „Verschone mich" , während aus der Kehle des Fremden, der mich im Arm hält etwas wie „Schmoren sollst du auf Ewig" ertönt. Wieso stellt er sich nicht wie der schwere, angsteinflößende Mann, der er ist, und bekommt stattdessen Muffensausen? Wer ist der Fremde, der mir anscheinend das Leben gerettet hat? Nun macht der Typ die Fliege und der geheimnisvolle Umhang lässt mich los. Ich falle geschwächt zu Boden und bedanke mich bei der nun einschüchternden Gestalt. »Vielen Dank, Herr! Ihr habt - !« . »Ich habe es nicht für dich getan« , meint dieser auf einmal kühl. Verwirrt schaue ich zu ihm auf und kann einen Blick unter die Kapuze erhaschen. Rote Augen, wie die lodernden Flammen der Tiefen des Tartarus, schauen mit Verachtung auf mich herab. Geschlitzte Pupillen, so scharf wie die Klingen aus dem letzten großen Krieg. Es sind die furchterregendsten Augen, die ich je gesehen habe. »Und wirf dich nicht vor jedem dahergelaufenen Mann auf die Knie, besitzt du keine Würde?« . »I-Ich...« , stottere ich und Tränen bauen sich in meinen Augen auf. Bis ich bitterlich anfange zu weinen und zu schluchzen. »Erbärmlich« , gibt er von sich und macht mit flatterndem Umhang kehrt. »Nein, halt! Geht bitte nicht! Ich habe meine Schwester verloren und bin nun ganz allein!« . »Da kann ich dir nicht helfen« , erwidert er und geht im Schnellgang weiter, schaut ab und zu auf einen Zettel, guckt sich um, und geht dann doch seiner Wege. Ich laufe ihm nach und bettele weiter. Vielleicht kann er mir ja helfen, sonst hätte er mir gerade nicht die Haut gerettet. »Ich weiß nicht wohin oder was ich sonst tun soll!« . »Stürze dich in den Lethe, dann musst du nichts tun. Sogar die Fische dort haben vergessen, wie man schwimmt« . »Ich bin gut im Rechnen, Lesen und Schreiben, ich kann auch organisieren und lerne schnell! Ich kann nützlich sein« , das ist meine letzte Chance. Ich verlange, dass er mich aufnimmt, oder mir sagen kann, wo ich mich durchschlagen kann. Besser als gar nichts. Abrupt bleibt er stehen. Auch ich bleibe hinter ihm stehen und grabe meine Hände in mein Hemd, welches ich dabei runterziehe. Er dreht seinen Kopf ganz leicht in meine Richtung, aber nachdenklich und unauffällig, schaut nichteinmal über seine Schulter. »Wie ist dein Name?« , fragt er auf einmal. »Mein Name ist Caren« , sage ich deutlich und versuche, nicht wie ein klägliches, gebrechliches, armes Ding zu klingen. Ich will, dass er in mir jemanden sieht, der es zu etwas bringt. »Kannst du kämpfen?« . »Ich kann es lernen!« . War das jetzt ein Fehler? Oder habe ich Selbstbewusstsein bewiesen, indem ich eine Schwäche mit einer Stärke von mir gedeckt habe? Er scheint zu überlegen. »Hey! Listen!« , ruft seine kleine, geflügelte, blaue Feen-Begleiterin zu. Er packt sie und drückt sie ein Mal grob. »Ruhe, ich muss nachdenken!« . Angestrengt starre ich ihn an. Bitte, nimm mich mit! »Folge mir« , sagt er monoton. Überglücklich laufe ich neben ihm her. Die Kapuze verdeckt sein Gesicht gut, aber diese Augen.. Ich konnte sie vorhin nur kurz anschauen. Sie sind etwas Besonderes, sogar für Dämonenstandards. Irgendwann komme ich mir blöd vor, wie ich ihn so anstarre. Er ist zwar größer als ich, aber trotzdem versuche ich, ihm nicht unter die Kapuze zu schauen. Wenn er sein Gesicht verbirgt, muss das einen Grund haben, da will ich mal nicht zu neugierig sein. Ich schaue mich um, auf einmal scheint alles so gewohnt und nicht mehr so unbehaglich. In seiner Nähe fühle ich mich irgendwie.. sicher. »Kennst du dich hier aus, Caren?« , fragt er ohne sich mir zuzudrehen. »Eh-? Ich war hier ein paar Male...« . »Weißt du, wo man das hier herbekommt?« , fragt er erneut und reicht mir den Zettel, auf den er ständig draufguckt. Auf dem Zettel sind Zutaten aufgeschrieben. Einige sind abgehakt, aber zwei fehlen noch. Ist er ein Alchemist? »Nun, die kleingeschnittene Baumschlangenhaut und das gemahlene Horn des Zweihorns bekommt man nicht im öffentlichen Handel. Da müsste man sich im Schwarzmarkt umsehen« . »Verdammt...!« , flucht er leise. Wir gehen weiter. Nun schaut er sich nicht mehr um. Stattdessen ignoriert er die Stände und Gassen und steuert eine bestimmte Richtung an. »Wem gehörst du?« , fragt er nach der Zeit. Der Markt neigt sich dem Ende und er bleibt stehen. »Gehören? Ich bin niemandes Eigentum«, antworte ich und halte ebenfalls an. »Du bist keine Sklavin?« . »Nein, Herr« . »Also bist du dem Typen vorhin nicht weggelaufen?« . »Ich bin vor ihm davongelaufen, nicht von ihm. Meine Schwester Odelia und ich sind aus Versehen in das Lager eingedrungen und haben uns umgesehen« , erkläre ich dem Herren. Die Fee schwirrt glitzernd um ihn herum und klingelt ein paar Male hintereinander. »Das würde in mir ebenfalls Hass aufkommen lassen. Stell dir vor, du erwischst eine fremde Frau, wie sie in deinem Bett mit deinem Freund vögelt und als leere Entschuldigung behauptet sie, sie sei nur „aus Versehen vorbeigekommen". Das wäre doch sehr unwahrscheinlich. Und genauso hat es für den Typen ausgesehen« , erzählt er. Er hat ja recht. Wir waren ohne Erlaubnis dort und wollten eventuell etwas stehlen. Kein Wunder, warum wir in der Unterwelt sind. Aber wie will man hier sonst überleben? Als verlorene Seele ist man hier unten für immer ruhelos. Ich weiß einfach nicht, wo ich hingehöre. Demütig schaue ich zu Boden und ziehe mein zerfetztes Oberteil runter. Das ist mein letztes Hemd, und selbst das ist zerrissen und verdeckt nicht viel. Sonst bin ich bloß. Und allein. Der Herr dreht sich wieder um und geht seinen Weg. Wie es aussieht, bin ich nun nicht mehr zu gebrauchen. »Caren! Wo bleibst du?« , ruft er über seine Schulter hinweg. »J-Jawohl!« , rufe ich zurück und laufe ihm nach, um mit ihm wieder Schritt zu halten. Er nimmt mich also tatsächlich auf! Sonst hätte er mich dort stehen lassen. Mit schnellen Schritten gehen wir die Treppenstufen zum Schloss hoch. Was sollen wir denn im Schloss? Unsicher schaue ich die riesige Fassade hoch, kann aber nicht viel erkennen, aber für eine unbehagliche Stimmung reicht es. Ich muss mir ein Schlucken unterdrücken. Währenddessen redet er genervt mit seiner Fee, die ihm ständig Tipps gibt, die er selbst nicht zu gebrauchen scheint. Am Tor stehen Skelettwachen, die sich vor dem vermummten Kerl verbeugen und uns Einlass gewähren. »Bin wieder da!« , ruft er in den Personen-leeren Raum hinein. Auf einmal taucht ein Mädchen neben ihm auf und verbeugt sich. Die Fee schwirrt ab. »Willkommen zurück, Eure Hoheit« , sagt sie klar und deutlich. Sie hat kurzes, henna-farbenes Haar, aus dem zwei Löwenohren ragen. Von ihrem Hinterkopf ragt ein zweiter, ein Ziegenkopf. Ihr Schweif ist eine lebendige Giftschlange. An ihrem Mund ist ein Reißverschluss drangenäht. Das sieht sehr, sehr schmerzhaft aus, fast schon entzündet, aber blutunterlaufen. Trotzdem lächelt sie breit. Sie trägt ein modisch-zurechtgerissenes Outfit, bestehend aus einem Top und einer Hotpants in ihrer Haarfarbe. Moment mal, hat sie gerade 'Hoheit' gesagt? Der Fremde zieht seinen Umhang aus und wirft ihn beim Strecken dem Mädchen zu. Sie nimmt ihn an sich. »Schon so früh wieder zurück, Majestät?« . »Ja, ich habe gehört, dass das, was ich suche, dort nicht zu finden ist« . Er ist der König? Ich wurde vom König aufgenommen?! c(´o„„⌂„„o` c) Und er ist sehr gutaussehend! Anmutig und perfekt in jeder Form. Ja, er gehört zur Familie der Teufel! Er hat das typische Aussehen und bestimmt auch die Kräfte. Der Herrscher über die Hölle ist doch... Satan. Er ist Satan! So langsam weiß ich nicht, ob ich bereuen sollte, mitgekommen zu sein oder nicht. Er dreht sich zu mir um und gibt mir bereits meinen ersten Befehl: »Caren, du gehst mit ChiChi mit. Sie zeigt dir das Bad und gibt dir deine Sachen. Wasche dich gründlich, auch deine Flügel, ziehe dich um und komm dann zu mir zurück. Ich habe da etwas für dich« . Er hat etwas für mich? Wie kann er mir schon etwas schenken, wenn er vor ein paar Minuten erst erfahren hat, dass ich existiere, geschweige denn, dass er mich aufnimmt? Trotzdem folge ich der fröhlichen Chimära mit dem offenen Reißverschlussmund. Sie führt mich durch das riesige Schloss in ein wunderschönes Bad. »Das hier ist das Bad von uns Servants. Geh du schon mal rein, ich hole dein Kleid« , sagt sie und blinzelt mich mit ihren großen, gelben Augen an. »Danke« , antworte ich und begebe mich ins große Badezimmer. Auch wenn mich hier alles verwirrt, bin ich froh darüber, nicht mehr in ständiger Angst irgendwo ruhelos umherstreifen zu müssen. In aller Ruhe lasse ich mir ein Bad ein und ziehe meinen Fetzen aus. Am Rand sind viele Flaschen und Krüge mit lateinischen Beschriftungen darauf. Ich bin ein Sprachgenie, deswegen kann ich sie übersetzen. Aber welches Mittel wofür gut ist, weiß ich jetzt auch nicht so genau. »Nimm 'Velax sanator' dazu, für deine Wunden«, ruft mir ChiChi durch die geschlossene Tür zu, »Es wird am Anfang ein bisschen brennen und weh tun, aber es wird sehr schnell helfen. Wenn du auch noch 'Herbal balneum aqua' dazu nimmst, wird das Badewasser dabei nicht so schmutzig und bleibt überwiegend klar, als wäre es noch nicht benutzt«. Wahllos schütte ich Zeugs in die Badewanne, die sich nach und nach mit klarem Wasser füllt, sowie dieses 'Velax sanator'-Mittel und das 'Herbal balneum aqua'. Als die Wanne voll genug ist steige ich sofort rein. Es stimmt, meine Wunden zischen und ich muss mir einige Geräusche unterdrücken. Aber es wird tatsächlich besser. Meine Wunden heilen von selbst und ich fühle mich auch besser. Ich habe vergessen, wie sich baden anfühlt. So beruhigend und warm. Wo Odelia jetzt wohl ist? Ob es ihr gut geht? Und woher wusste der Typ, dass ich ein fotografisches Gedächtnis habe? Das können sie nur von Odelia erfahren haben. Oder er kann Gedanken lesen. Ich werde morgen nach ihr suchen. Vorausgesetzt, Satan lässt mich gehen. Oh ja, ich sollte mich beeilen! Mit Vorsicht wasche ich meine hässlichen Flügel, schäume meine Haare ein und spüle alles wieder ab. Das hier ist jetzt ein Neuanfang. Und ich bin bei Hofe, da darf ich nicht so aussehen und muss mich besonders benehmen. Auf einmal klopft es an der Badezimmertür. »Ich habe hier deine Klamotten« , ertönt ChiChis Stimme und sie tritt ein. Sie legt es auf eine Ablage. »Beeile dich, der Master wartet nicht gerne« . »Sag mal, wie bist du hier hergekommen?« , frage ich interessiert. Sie schaut mich verwirrt an. »Durch den Flur, wie sonst?« . »Nein, ich meine... hat er dich aufgenommen oder so?« . »Weißt du, der Master sucht sich immer ganz genau aus, wen er aufnimmt und wen nicht. Meist nimmt er hübsche Mädchen mit großer Oberweite oder starke Krieger oder Handwerker. Hier sind schon einige ins Schloss gekommen und haben sich ihm angeboten und viele hat er abgelehnt. Auch ich bin eines Tages hier her gekommen, in der Hoffnung, dass ich hier ein Zuhause finde, selbst wenn ich ihm mein ganzes Sein bedingungslos geben muss. Und ich hatte das große Glück, hier einen Platz zu finden, so wie die anderen hier. Du solltest dankbar für jeden Tag sein, an dem du hier sein und Seiner Majestät dienen darfst« . »Also werde ich eine weitere seiner Sklavinnen sein?« , frage ich ein wenig niedergeschlagen. »So ähnlich. Du wirst ihm bedingungslos dienen und jeden seiner Wünsche erfüllen. Wirklich jeden, hörst du? Und du wirst ihn mit deinem Leben beschützen, verstanden?« . Das klingt eher wie ein guter Rat als ein Befehl. »Das war jetzt nur das aller Wichtigste, was du wissen musst. Alles andere wird dir dein Mentor erklären« . »Mein Mentor?« . »Seine Majestät sucht immer einen Mentor aus, der den Neuen in seiner Zeit als Neuling belehrt und ihm Tipps gibt, die für ihn teilweise überlebenswichtig sind. Außerdem unterrichtet er ihn in seinem künftigen Spezialtraining« . »Und wer ist mein Mentor? Wann kann ich ihn treffen?« , frage ich neugierig, während ich mit der Rasierklinge über mein Bein fahre. »Das entscheidet der Master nachdem er dich markiert hat« , antwortet sie mir mit einem sanften Lächeln. »Wie meinst du das, „markiert"?« . »Na, sein Geschenk an dich. Man muss sehen können, zu wem du gehörst, damit du nicht überfallen oder gekidnappt wirst, wenn du Besorgungen machst oder ausgehen darfst« , meint sie und begibt sich zur Tür. Sie will gerade raus gehen und die Tür hinter sich schließen, da steckt sie noch einmal ihren Kopf dazwischen: »Ach ja und noch etwas, das ist das Wichtigste: Wehre dich nicht, verstanden?« , ChiChi klingt auf einmal so ernst. Ich nicke und sie geht aus dem Bad. Fertig gebadet, abgetrocknet und geföhnt schaue ich mir die Klamotten an, die mir ChiChi dagelassen hat. Eine Unterhose und ein knielanges, weißes Kleid ohne Ärmel aus einfachem Stoff. Obwohl es so einfach ist, ist es doch schön. Unter den gut gefalteten Sachen suche ich noch irgendwo einen BH, der aber nicht da zu sein scheint. Sie hat auch keine Socken und/oder Schuhe dazugetan. Also nur Schlüpfer und Kleid? Hastig ziehe ich mir die Unterhose von unten über die Hüfte und zwänge meine geflügelten Arme durch die Träger des Sommerkleids. Passt wie angegossen. Nur habe ich ein kleines Problem mit meinen Schwanzfedern, die haben kaum Platz. Als ich aus dem Bad komme, wartet ChiChi schon auf mich, um mich zum Thronsaal zurückzuführen. »Folge mir« , sagt sie und geht voraus. »Und was ist eigentl-« . »Shhh! Nicht reden. Noch was: Rede in der Gegenwart des Masters immer erst, wenn du gefragt wirst. Die Royals interessieren sich nicht für dich oder das, was du sagst. Und brabble nicht so viel, gib klare Antworten, das bedeutet kein Nicken oder Kopfschütteln, antworte vernünftig, klar?« , erklärt sie mir im Schnellgang und zeigt auf ihren Reißverschlussmund. »Hab ich auf die harte Tour gelernt« . »Gut, ich werde mich daran halten« . »Antworte dem Master immer mit „Ja, Eure Majestät". Lüge ihn nicht an. Wenn du es tust, missbrauchst du sein Vertrauen und du bist für ihn gestorben. Wie soll er sich auf dich verlassen, wenn du ihm gegenüber nicht ehrlich bist? Verschweige ihm nichts, wenn er dich etwas fragt. Respektiere seine Entscheidungen und stelle ihn nie infrage. Das wäre im Moment alles, was du für die folgende Zeremonie wissen musst« . Zeremonie?! Jetzt bin ich nervös! Ich werde bei Prüfungen und so immer nervös, was, wenn ich etwas falsch mache?! »Eine Zeremonie?« . »Ja, und wenn er dich entlässt, verbeuge dich tief und bedanke dich bei ihm« . Wir sind da. Wie war das noch? Wehre dich nicht. Zusammen mit ChiChi betrete ich die große Eingangshalle und schreite vor die Treppe, die zum Thron führt. Auf diesem sitzt er auch schon. Satan, oder auch Luzifer. Irgendeiner dieser vielen Namen, die er hat, wird schon stimmen. Er trägt eine schwarze Hose mit vielen Schnallen und einem Nietengurt. Dazu schwarze Springerstiefel, umwickelt mit Stacheldraht und ein rot-schwarzes Hemd mit einer weißen, locker hängenden Krawatte und eine schwarze Lederjacke darüber. Um die Hände hat er einen dünnen, weißen Verband gewickelt. Also keinen richtigen Wundverband sondern eher sowas wie weiße Bänder. Nur die Fingerkuppen hat er frei gelassen. Gelangweilt mit dem Schweif in der Luft herumpeitschend wartet er auf etwas. Nun verbeugt sich ChiChi und lässt mich mit ihm alleine. »Wie ich sehe steht dir das Kleid ausgezeichnet« , bemerkt er fast schon freundlich. Hat ER das etwa ausgesucht? »Das ist von nun an dein Kleid. Jede bekommt genau so eines« , na toll, vorbei der Traum, »Du kannst es beliebig verändern, ob du die Farbe änderst, den Schnitt oder etwas ganz Abstraktes daraus machst sei dir überlassen. Du darfst nur keinen Schmuck tragen oder mehr dazu tun. Wenn du es veränderst, darfst du dich nicht mehr bekleiden als dieses Stück ausmacht, weniger ist erlaubt« . Also hat ChiChi ihr Kleid gefärbt und zurechtgeschnitten und daraus dann ein Top und eine Hotpants gemacht. „Antworte vernünftig", hallt ChiChis Stimme in meinem Kopf wieder. »Jawohl, Eure Majestät« , erwidere ich ein Mal langsam nickend. Mit einem leicht verschmitzten Lächeln schaut auf mich herab. Man sieht ihm an, dass er etwas Besseres ist. »Komm her zu mir« , befiehlt er mir und winkt mich mit einem Finger zu sich. Mit bloßen Füßen steige ich die kalten Stufen hoch, obwohl diese in Feuer eingerahmt sind, bis ich vor ihm und er vor mir steht. »Erstens, ziehe deine Federn ein« . Meine Federn einziehen? Das hatte ich bisher nie nötig, aber gut, stelle den Master niemals infrage. Mit großem Kraftaufwand ziehe ich meine Federn in die Haut zurück. Das ist noch schmerzvoller als es aussieht oder klingt, aber um ihn nicht gleich am ersten Tag zu enttäuschen, ziehe ich sie bis zur letzten Daune ein. »Und so werden sie auch die meiste Zeit bleiben, verstanden?« . »Jawohl, Eure Majestät« , antworte ich gewissenhaft. »Gib mir deine Hände« . Ich hoffe doch, dass ich ihm nicht meine Hände 'geben' muss! Brav halte ich ihm meine beiden Hände entgegen. Er holt aus seiner Jackentasche zwei dicke Lederstreifen mit dünnen Enden hervor. Armbänder, in die mehrere lange, dünne Stacheln, die im selben Abstand von einander aufgereiht wurden und auf beiden Seiten eingearbeitet sind. Wohl eher Metallstäbe, die Stacheln darstellen sollen. Er legt eines sorgfältig um mein rechtes Handgelenk und schnürt die dünnen Enden lose zusammen. Die Stacheln drücken ein wenig auf der Haut. Ich ahne Schreckliches und ich habe Angst. Ein starker Ruck, den das Lederband ohne Probleme aushält, und er schnürt das Band fest an mein Handgelenk. Ich kann mir nicht helfen, ich muss einen Schmerzensschrei äußern und meine gesamte Haltung krümmen. Reflexartig halte ich mir den Arm fest, an dem gerade so viel Blut hinunter läuft, dass ich ohnmächtig werden könnte. Die Stacheln bohren sich so tief in mein Fleisch, dass sie den Knochen berühren. Das Blut läuft mir bis zur Hand, die sich zitternd am Arm festklammert, und von da aus tropft es auf den Boden. Tränen rollen über mein schmerzverzerrtes Gesicht und vermischen sich mit dem Blut auf dem Boden. Aber die wahre Qual ist es, mit allen Mitteln und Kräften meine Federn in meiner Haut zu behalten. Wenn auch nur ein kleiner Fetzen herausguckt, könnte das mein Leben kosten, habe ich das erschreckende Gefühl. Ich kann nur noch schwer atmen und mein Verstand scheint durchzudrehen. Seine Majestät hält mir die offene Hand hin und winkt zwei Mal abwartend. Als ich nichts erwidere, muss er sich erklären: »Die andere« . Angestrengt lasse ich meinen rechten Arm los und bewege ihn zitternd langsam auf ihn zu. Unter heftigem Schluchzen und meiner gekrümmten Haltung kneife ich die Augen zu, wartend, bis mich der grausame Schmerz abermals durchfährt. Wieder legen diese Hände, die doch so sanft erscheinen, Stacheln um mein Handgelenk. Und wieder liegen sie nur an, solange bis er den Knoten so weit geschnürt hat, um ihn festzuziehen. Ein ohrenbetäubendes Geräusch von zerreißendem Fleisch, und das Blut, es spritzt so viel im Takt meines schnellen Pulses. Krampfhaft beiße ich mir die Zähne zusammen und aus meiner Kehle erklingt ein zurückgehaltener Schrei. Ich finde kaum Luft, die ich einatmen kann, um mich am Leben zu erhalten. Ich muss mich beruhigen, sonst verliere ich nur noch mehr Blut! Ich kann mich nicht bewegen, ich bin wie ein gekrümmter, gelähmter, zitternder Haufen Elend. Ich sehe nur Konturen von Feuer, Blut und dem, was sich in meinen Tränen spiegelt. Ich rieche frisches Fleisch und so viel Eisen, dass ich mich übergeben könnte. Ich schmecke den Geschmack von Blut, der sich bis zu meinem Mund vorgedrungen hat. Ich fühle, wie mein Körper praktisch überflutet wird von freiem Blut, ausgebrochen aus den fesselnden Adern. Ich höre dumpfe Befehle meines neuen Herren. Und ich denke, ich werde jämmerlich sterben. Wenn nicht jetzt, dann bald. »Stelle dich nicht so an. Wo bleibt deine Haltung?« , fragt er mich. Er hätte einfach sagen können „Nimm Haltung ein!" , aber stattdessen stellt er mir eine Frage, um mich bei Bewusstsein zu halten. »Na los, richte dich auf« . „Du wirst ihm bedingungslos dienen und ihm jeden seiner Wünsche erfüllen" , höre ich ChiChis Worte in meinem Kopf. Langsam aber sicher richte ich mich auf und versuche krampfhaft aufzuhören zu heulen, aber es geht nicht. »ChiChi!« , ruft er in den leeren Raum hinein. Sofort kommt sie angelaufen und fällt vor der Treppe auf die Knie. »Ja, Eure Majestät?« , erwidert sie ein wenig außer Atem. »Du bist von nun an Carens Mentor und wirst dich gut um sie kümmern« . »Jawohl, Eure Majestät, was immer Ihr wünscht« . Mein neuer Herr wendet sich nun wieder mir zu. »Du bist für heute entlassen. Du darfst gehen« , sagt er kühl, fast schon monoton. Das war's? Er verabreicht mir kein Schmerzmittel oder Ähnliches? Es ist, als ließe er mich verrotten. Tief senke ich mein Haupt vor ihm, dass ich fast auch schon auf meine Knie zusammenbreche und prügele mir innerlich ein lautes und klares »Vielen Dank, Eure Majestät« heraus. Wortlos richte ich mich auf, drehe mich um und raufe meine letzten Kräfte zusammen, um die Treppe hinunterzugehen, wo meine Mentorin auf mich wartet. Ihr Gesichtsausdruck sagt überhaupt nichts. Bevor wir gehen, verbeugen wir uns noch ein Mal vor Seiner Majestät und machen kehrt. Wir gehen zügig aus dem Raum. Im Flur angekommen lasse ich mich fallen und scheine fast das Bewusstsein zu verlieren. ChiChi hilft mir hoch und führt mich durch die Gänge. Währenddessen hält sie mir einen Vortrag. »Dieses Ritual, wo dir der Master persönlich deine individuelle Strafe schenkt, dient dazu, dich für deine bisherigen Sünden büßen zu lassen und ist gleichzeitig ein Neuanfang. Deine Armbänder zeigen, dass dein Leben voller Schmerz, Leid und Sünd nun hinter dir liegt. Wenn dem Master dein Name nicht gefällt, dann ändert er ihn während dieser Zeremonie und verstärkt die geistige Wiedergeburt. Aber deinen Namen hast du behalten. Du könntest ihn auch bitten, deinen alten Namen von ihm ändern zu lassen, um den Rest, der mit deiner Vergangenheit zusammenhängt, auszulöschen. Von nun an gelten für dich dieselben Regeln, die wir zu befolgen haben. Siehe deinem Herren niemals in die Augen, niemals! Verstanden?« , ich nicke, »Du kennst seinen Namen, nicht wahr? Niemals darfst du ihn in den Mund nehmen, nicht einmal privat, niemals! Verstanden?« , erneut nicke ich zustimmend. Sie fragt immer, ob ich alles verstanden habe. Das ist gut, so weiß sie, dass ich ihr gegenüber aufmerksam bin und sorgt dabei noch, dass ich auch ja alles gut verstehe. Sie fragt aber immer nur ein einziges Mal. Wenn ich nicht zugehört habe und einfach sage, dass ich es habe, dann wird sie es nicht wiederholen. Sie fährt fort. »Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es jeweils um acht, drei und sechs. Snacks zwischendurch sind nicht erlaubt, alles klar?« . »M-Hm« , gebe ich als Bestätigung von mir. »Deine Kleidung musst du selbst waschen, genauso wie deine Bettwäsche. Die Bettwäsche des Masters wird jeden Morgen gewechselt, nachdem er aufgewacht ist und eingekleidet wird, das wird unter Umständen auch deine Aufgabe sein, wie gesagt, unter Umständen. Benutze niemals ein anderes Bad als das, welches du heute benutzt hast. Nicht trödeln, erledige deine Aufgaben stets geschickt, es dürfen keine Mängel auftreten - sei schnell und zuverlässig, ok?« , wieder ein Nicken meinerseits, jedoch eher flüchtig, da ich gedanklich sehr verwirrt und verzweifelt bin. »Merke dir die Gänge schnell, durch die ich dich begleite, und wohin sie führen. Morgen musst du dein Blut aufwischen, bevor der Master aufwacht. Gehe sicher, dass du auch jeden Tropfen erwischt hast. Hier herrscht strenge Disziplin, das heißt, jeder von uns ist eine einzelne Elite-Einheit, lerne schnell, dann kannst du stark werden« . Stark werden... Odelia wollte immer, dass ich stark werde. Ich mache mir solche Sorgen um sie. »Da ich jetzt deine Mentorin bin, trage ich die volle Verantwortung über dich, also mache mir nicht so viele Dummheiten, ja?« . Wieder nicke ich unter Tränen. Das ist alles einfach zu viel für mich. Im Schlafzimmer der Mädchen, wo nun auch ich einen Platz gefunden habe, mussten mich alle trösten. Das passiert wohl bei jeder Neuen. E N D O F F L A S H B A C K Ich weiß noch, dass ich mich am folgenden Tag ziemlich dumm angestellt habe. Ich habe mich mehrmals verlaufen; kam an Schubladen nicht dran und wenn ich meine Flügel benutzt habe, dann habe ich so gut wie alles umgeworfen; habe Befehle manchmal fehlerhaft ausgeführt oder war einfach zu langsam, weswegen ich das Mittagessen verpasst habe. Da hatte ich einfach Pech. Und ChiChi musste für alles geradestehen. Denn wenn der Schüler es nicht richtig macht, hat der Lehrer versagt, nach dem Motto. Ich kam sogar dazu, Seine Majestät erneut auf den Markt zu begleiten, natürlich dementsprechend vermummt. Dort habe ich dann meine Schwester wiedergesehen. Sie wurde beim Sklavenhändler versteigert, aber kein Gebot kam rein, weil sie krank und leblos aussah. Als ich versuchte, mich durch die Masse zu zwängen und Odelia da raus zu holen, hielt mich mein Herr zurück. Ich versuchte mich zu erklären, aber er winkte ab und meinte, wir hätten keine Zeit und keinen Platz für sie. Ich habe mich gewehrt, versucht, zu ihr zu kommen, sie zu rufen, meinen Herren anzuflehen sie zu retten oder mich wenigstens zu ihr gehen zu lassen. Das Ende der Geschichte ist, dass meine Schwester nicht versteigert werden konnte. Sie wurde stattdessen hingerichtet und höchstwahrscheinlich aufgefressen. So schrecklich das Schicksal auch sein mag, irgendwann muss man es akzeptieren. Manchmal frage ich mich, ob ich ihr wirklich hätte helfen können, wenn er mir die Erlaubnis dazu gegeben hätte. Aber im Nachhinein kommt mir der Gedanke, dass er mich beschützen wollte. Es stimmt, wäre er nicht gewesen, wäre ich tot. Ich würde nicht mehr existieren. Odelia wollte immer, dass ich jeden Tag nutze und am Leben bleibe. Pünktlich zum Empfang um 9:00 Uhr stehe ich vor der Tür zum Schlafsaal Seiner Majestät. Jeden Morgen aktualisiere ich Organisatorisches und kläre den Tagesablauf. Auch wenn ich ihm seit dem Moment, wo er mich gerettet hat, nie mehr in die Augen gesehen habe, weiß ich noch genau, wie sie aussehen. Dieses Bild werde ich nie vergessen, auch wenn er mich mit Verachtung angesehen hat, sind diese Augen die Schönsten, die ich je gesehen habe. Manch einer meint, dass seine Augen so schrecklich sind, dass sie mit einem bloßen Blick die Seele verbrennen können. Ich wiederum habe mich seit dem ersten Moment in sie verliebt, auch wenn sie für mich unantastbar bleiben werden. Die anderen Mädchen tuscheln immer darüber, dass Seine Majestät heimlich eine Liste führt, wen er von uns am liebsten hat. Die ersten fünf dürften ihm in die Augen sehen, heißt es. Merelyn ist demnach auf dem ersten Platz und genießt viele Vorteile. Sie geben sich sogar Spitznamen, sie nennt ihn immer „Darling" und er sie „Chérie" . Das ist sozusagen ihr gemeinsames Ding. Auch wenn Merelyn unter uns Servants den Eindruck macht, als würde sie von ihm wie eine Prinzessin behandelt, denke ich nicht, dass er zulassen würde sie mit sich auf eine Stufe zu stellen. Für ihn wird sie immer eine Angestellte bleiben. Da wird immer ein spezieller Abstand sein. Und wenn dem bei Merelyn schon so ist, dann werde ich niemals Chancen bei ihm haben, schon allein wegen des Standesunterschieds. Die Tür öffnet sich und Seine Hoheit der König tritt in den Flur. Mit einer Verbeugung begrüße ich ihn förmlich: »Guten Morgen, Eure Majestät« . Er trägt ein Hemd, falsch geknöpft, und eine "lachsfarbene", wie er immer darauf besteht, Boxershorts mit Einhörnern auf Regenbögen darauf und die Abkürzung PFUDOR daneben abgebildet. Er hat also versucht, sich selbst das Hemd zuzuknöpfen? Na gut, stelle niemals Seine Majestät infrage. »Morgen, Caren« , erwidert er verschlafen, geht an mir vorbei und sofort merke ich, dass ich rot werde. Auch wenn ich seine Beraterin bin und deswegen auch oft an seiner Seite, bekomme ich immer noch Herzklopfen, wenn er meinen Namen ausspricht. Ich darf seinen nicht aussprechen, niemand von uns Servants darf das. Nichteinmal die ersten fünf. »Caren! Wo bleibst du?« , ruft er im Gehen. »B-Bin schon da!« , rufe ich, laufe hinterher um Schritt zu halten. Aber es ist schön in seiner Nähe zu sein. Ich liebe ihn. Epilog: Schicksal ----------------- ~ Hans' Sicht ~ Ein sonniger Tag, die Vögel zwitschern und es sind viele Familien im Park. In Form eines Picknicks genießen Mary und ich die Natur. Der Himmel ist schöner denn je. Vorallem, weil es in der Hölle keinen Himmel gibt, den man betrachten könnte. Da fehlt er einem schon. Apropos einem fehlen. Man kann sich bestimmt denken, wer mir fehlt. Seit nun schon vier Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört, es kam in dieser Zeit auch kein einziger neuer Auftrag rein. Ob es ihm wirklich gut geht? »Schön hier, nicht wahr?« , fragt Mary aus heiterem Himmel und schaut in die Ferne. Sie trägt ihr flammenrotes Haar ein wenig länger als früher und offen, ohne Haarspangen. Ihr sanftes Lächeln drückt ihre Sommersprossen in süße Grübchen. »Ja, und genau richtig für Karen. Sie ist ein gutes Kind« , antworte ich und sehe sie schon zu uns herüber rennen. Ihr kurzes Haar, dieselbe Farbe wie ihre Mutter, fliegt im Wind und ihre vier Sommersprossen, zwei unter ihrem linken und zwei unter ihrem rechten Auge, lassen sie noch charmanter wirken. Mit blauer Latzhose und pinkem T-Shirt darunter und ihren gelben Socken in weißen Klettverschluss-Schuhen steht sie vor mir und hält mir einen Strauß Löwenzahn vors Gesicht. »Für Papa!« , ruft sie mir zu. »Danke, Schlumpf. Die sind aber schön« . Geschmeichelt von meinem Lob lächelt sie breit und ich kann ein großes Strahlen in ihren blauen Augen erkennen. Froh dreht sie sich wieder um und macht sich auf die Suche nach weiteren Blumen, die sie unsanft herausrupfen kann, um sie mir vor die Füße zu legen, während die Ameisen, die daraus kriechen, sich über das Picknick hermachen. Ach, sind eh nur Sandwiches, die keiner essen will. Den Ameisen scheinen sie zu schmecken. »Karen ist erst vier, aber sie kann schon herumrennen, als wäre sie eine Sportlerin« , lacht Mary. »Ach nein! Meine schönen Sandwiches!« , beklagt sie sich über die Ameisen, die sich über das Essen hermachen. »Ich habe eh keinen Hunger« , versuche ich sie zu beruhigen. Aber meiner Frau scheint das gar nicht zu gefallen. »Hey, das hat gedauert, die zu machen! Außerdem ist das meine Spezialkreation und ich habe den Eindruck, als würdest du sie nie essen, kann das sein?« . »Ach, das kommt dir nur so vor. Sie sind toll, mache dir keine Sorgen« . Ob sie mal in die Mülltonne gesehen hat? v(´= 3 =`)v »Ich gucke mal, was Klein Karen so macht« , kündige ich an und stehe auf, dabei wuschele ich Mary gerne mal durchs Haar und gebe sarkastische Kommentare von mir ab. Ich rubbele ihren Kopf wund und meckere los: »Deine Haare sind so strubbelig!« . »Ha, ha, ich lache mich tot! Das habe ich alles nur dir zu verdanken« . »Weiß ich doch, Schatz« . Gedankenverloren spaziere ich im Park herum und beobachte meine Tochter dabei, wie sie sich mit ein paar Jungen in ihrem Alter anlegt. Sie scheinen von ihr begeistert. Oh nein, mein Baby ist ein Männermagnet! TTOTT Es kann nicht mehr lange dauern, da hat sie schon ihren Kuss an einem x-beliebigen Typen verloren! Das werde ich nicht zulassen. Charmant ist meine Kleine ja schon, mit ihrem Mut und ihrer Lebensfreude fasziniert sie Leute jeder Altersklasse. Und süß ist sie, genau wie ihre Mutter. Dabei muss ich lachen. Luzifer würde wahrscheinlich sagen, dass sie genau das von mir hat. Hm, ich vermisse ihn wohl sehr... Naja, Karen kann froh sein, dass Marys Bruder einen so guten Paten abgibt und sich heute sogar nur für sie frei genommen hat, um mit auf sie aufzupassen. Mary und ich wollen heute Abend nämlich noch ausgehen und die schlechten Sandwiches verdauen. Wir wollen in ein schickes Restaurant, für das ich mich bereits vor dem Ausflug in den Park rundum fein gemacht habe. Mary tritt neben mich und gemeinsam setzen wir uns auf eine Bank. »Ich weiß, dass sie nicht schmecken. Ich will sie ja selber nicht essen, deswegen habe ich gehofft, sie würden dir oder Karen gefallen. Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein, Hans« . »Oh gut! Sie sind echt schlimm, manchmal denke ich, dass ich kotzen muss!« . »Jetzt wird's etwas zu viel! Dein Kuchen war nur noch ein Kohlestück, vergessen? Immerhin gebe ich mir Mühe, ich weiß nur nicht woran es liegt. Vielleicht sollte ich statt Zucker Salz für das Ei verwenden...« . »Man streut doch keinen Zucker auf Ei! Das ist ja widerlich!« , gebe ich von mir. Kein Wunder, warum sie immer so schrecklich geschmeckt haben. »Jaja, schon verstanden. Kein Zucker« , speichert sie ab. Der Park fängt an, sich zu leeren. Es wird auch dunkler. Wie es aussieht, wird es schneller Abend als erwartet. Er wird immer leerer, von Minute zu Minute. In mir macht sich ein mulmiges Gefühl breit. Als ob etwas passiert wäre. Mit meiner kleinen Karen ist alles in Ordnung, sie spielt mit ihrem Onkel. »Hans, du hast da was Rotes« , weißt sie mich darauf hin und deutet sich selbst auf eine Stelle ihres Oberteils. Ich schaue an mir herunter und entdecke einen kleinen roten Fleck auf meinem Hemd. War der schon immer da? Der Fleck vergrößert sich als ich versuche, ihn mit dem Finger wegzuwischen. Es kommen mehr Flecken auf. Da ist nichts draufgetropft oder so, es kommt von innen. »Was ist das!?« , fragt Mary aufgeregt und steht auf. Verwirrt ziehe ich mein Hemd nach oben und da sehe ich auch schon den Ursprung. Mein eigenes Blut drückt sich durch die Haut, ohne Wunden, und formt ein Zeichen, dort wo es austritt. Das Zeichen kenne ich doch! Ehe es vollendet ist, erkenne ich es. Das Siegel! Luzifer! Luzifer ruft mich!! Er holt mich!!! »JA! Er ist wieder da!« , rufe ich überglücklich, stehe auf und starre auf meinen Bauch, aus dem nun kein weiteres Blut mehr austritt. Dafür kleine blaue Funken. Wie habe ich diese Funken vermisst! »Was hat das zu bedeuten?! Ist das Blut?! Soll ich den Notarzt rufen?!« , fragt Mary wohl verängstigt, bis ich Feuer fange und sie sich einen Schrei unterdrücken muss. Überglücklich strahle ich sie an und laufe geradeaus. Wo ich wohl auftauchen werde? Beim gruseligen Fährmann? Ich wäre froh, ihn jetzt zu sehen, weil er mich zu Luzifer bringen kann! Beim Markt mit all den furchterregenden Gestalten, die nun meine Gegenwart meiden? Ich kenne den Weg zum Schloss und könnte mit Anlauf direkt darauf zu rennen! Oder direkt im Schloss? Wird er auf mich warten? Ist er genauso glücklich mich wiederzusehen, wie ich es bin ihn wiederzusehen? Das werde ich jetzt wohl herausfinden. Mary versucht mich zu packen und mich auszufragen, aber sie kann mich nicht aufhalten! Sie kann Luzifers Feuer nicht aufhalten! Sie kann nicht verhindern, dass wir uns abermals treffen werden. Und schon verliere ich meine Sicht und um mich herum hüllen sich blaue Flammen, die so hell und strahlend lodern, dass mir klar wird, wie froh ich bin, nur Feuer und das, was sich in meinen Freudentränen spiegelt, zu sehen. Luzifer warte auf mich, ich komme endlich wieder! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)