Zum Inhalt der Seite

Sturm über Japan

Leg dich nie mit Inu Yasha an
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Brautschau


 

S

esshoumaru, der mächtige Erbprinz des Westens, betrachtete den aufgehenden Vollmond. Es half alles nichts, jetzt musste er von seinem kleinen Spaziergang durch die Wälder zum Schloss seiner Mutter um dort beide Eltern, deren Gäste und sage und schreibe fünf potentielle Bräute zu treffen. Von den Mädchen musste er sich eine Verlobte suchen. Vater hatte gesagt, sonst würde er ihm eine aussuchen. Und leider waren die Worte des Inu no Taishou keine Drohungen, noch dazu leere, sondern Ankündigungen. Das wiederum hatte seinen Ältesten zum ersten Mal bewogen in der Einsamkeit der Wälder an den Grenzen des Kalkgebirges nachzudenken, was er überhaupt als Gefährtin dulden konnte, als Mutter seines Erbens auch nur begrüßenswert fand.

 

Nun, letzteres zuerst. Eigentlich nichts. Oder andersherum, er wollte noch nicht heiraten. Allerdings sahen das in Einigkeit seine beiden Eltern anders und würde er in diesem Fall nicht gehorchen …

Nun ja. Und er hatte geglaubt alle seine Probleme würden in der Beseitigung des Bastards enden? Der schaffte es ja sogar noch aus dem Ausland ihm Kopfschmerzen und Ärger zu bereiten.

 

Er hatte mittlerweile eine gewisse Vorentscheidung getroffen. Seine Braut, Gefährtin, sollte zumindest so ein Anblick sein, dass er ihr nicht ein Tuch über das Gesicht decken musste um seine Pflicht tun zu können. Zweitens: sie sollte ruhig sein, keine Schwätzerin, keine Intrigantin. So. Und als Mutter seines Erben ...tja. Sie sollte nicht dumm sein, sonst erbte der Sohn das womöglich auch. Aber nicht zu viel Bildung, damit sie sich nicht schlau vorkam. Und … nun ja, bitte nicht unbedingt den etwas feinsinnigen Humor seiner eigenen Mutter besitzen, die es einst ein passendes Verlobungsgeschenk fand ihren Zukünftigen buchstäblich in die Hölle zu schicken. Sozusagen als ultimativer Beweis, dass er tatsächlich So´unga trüge. Nun, chichi-ue war in der Unterwelt gewesen und hatte vor dort einen Stein mit sehr eigenen Fähigkeiten mitgebracht. Ein Teil hatte er behalten, einen Teil ihr für ein Medaillon geschenkt, das sie immer trug. Wo Vaters Anteil steckte, wusste Sesshoumaru nicht. Bislang war es ihm auch ziemlich gleich gewesen.

 

Wichtiger war ihm stets gewesen, dass er Vaters Anerkennung erringen konnte. Dass er zur Geburt des zweiten Sohnes dieses Tenseiga erhalten hatte, war ihm wie Hohn vorgekommen. Ein Schwert, das nicht töten konnte – aber einen Konkurrenten. Und, dass dieser Bastard dann auch ein Schwert bekam, das sehr wohl töten konnte, Tessaiga, war ebenso nicht geeignet gewesen ihn zu beruhigen. Beides seien Meisterstücke, hatte Vater erwähnt. Ja, Meisterstücke dieses vertrottelten Schmiedes Toutousai, der außer der Tatsache irgendwie chichi-ues Gunst erworben zu haben, wirklich nichts meisterlich beherrschte. Immerhin hatte er selbst inzwischen eine zweite Klinge erhalten, diesmal nicht von Toutousai, sondern von einem von dessen Schülern hergestellt. Der es prompt geschafft hatte dermaßen zu versagen, dass nur jemand wie Vater den bösen Geist darin bändigen konnte, als die Klinge ihren Schöpfer übernahm. Und er, natürlich.

 

Es half nichts. Dort vorne lagen die Ebenen um Mutters Schloss, das er jetzt bereits spüren konnte. Nicht so deutlich wie sonst, was Sesshoumaru doch verriet, dass für die Gäste der Schutzzauber um das Schwebende Schloss deutlich geschwächt worden war. Normalerweise kam niemand ohne ihre Genehmigung hindurch. Und sie hatte früh deutlich gemacht, dass es auch für ihren einzigen Sohn sehr ratsam wäre höflich zu warten bis er abgeholt würde. Nun, heute war das kaum möglich. Er würde sicher empfangen werden – und musste selbst an dem folgenden Empfang teilnehmen, sich ja ordentlich benehmen und seine Eltern nicht bloß stellen. Das war was zählte. Das „Sonst“ wollte er wirklich nicht kennen lernen. Vermutlich würde er dann selbst in der Unterwelt landen – lebendig. Also, schön, wer waren die Gäste? Er konnte das auf dem restlichen Weg überlegen.

 

Kenmoto, der sich um den Süden und die Grenze zu den Füchsen kümmerte, kam mit zwei Zwillingstöchtern, aber ohne Ehefrau. Die war verstorben. Eine Frau weniger. Gut. Hauptmann Kenmaru kam mit seinem gleichnamigen Sohn. Leider würde er mit dem weder viel sprechen noch gar ein Training absolvieren dürfen, denn da waren Ehefrau und Tochter auch dabei. Gast Nummer drei war Chikara, der die Küste und damit die Hauptwohngebiete der Menschen gegen das Meer schützen und verwalten sollte, mit Frau und drei Söhnen. Angenehm. Auch der vierte Gast, Shinji, war tochterlos, genauer, sie war bereits mit einem von Chikaras Söhnen verheiratet, die ledigen hatte der dabei. Natürlich wurde solch ein Treffen auch immer von den Vätern als Möglichkeit gesehen eine eheliche Verbindung anzusprechen.

Allerdings würden sie schon warten müssen, bis sich chichi-ue entschieden hatte. Oder, da er selbst ja tatsächlich mitreden durfte, er.

Und der Letzte war Hotaru, dessen Hauptaufgabe bei den Minen für Erze in den Kalkbergen lagen. Sein Name deutete nicht darauf hin, dass seine Eltern geahnt hatten, dass er dermaßen groß und breit werden würde. Der kam mit Frau und zwei ledigen Töchtern, wobei die eine gerade so in das heiratsfähige Alter gekommen sein dürfte, bei den letzten derartigen Treffen war sie jedenfalls nicht dabei gewesen. Waren das alle? Das würde eine Tortur werden, dieser Abend und der folgende Tag.

 

Wieder hatte es dieser Inu Yasha geschafft besser weg zu kommen. Der hatte sich nichts überlegen müssen, dem war sein Menschenweib vorgesetzt worden. Und trotz allem, was er dem Halbblut nicht zutraute – der würde doch wohl in der Lage sein eine Menschenfrau zu beherrschen.

 

Tja. Er stand bereits unterhalb des Schwebenden Schlosses, das von uralter Magie in der Luft gehalten wurde. Manchmal fragte er sich doch, was in Mutter so steckte. Aber, nun, gleich. Mit einem Satz war er auf der unteren Stufe der breiten Treppe, die empor auf die Terrasse führte. Gewöhnlich pflegte seine Mutter hier oben zu sitzen und ihr kleines Reich zu betrachten, aber der Sitz war leer, Gäste also bereits anwesend. Ah, der Haushofmeister kam auch bereits herangeeilt.

„Sesshoumaru-sama, Ihr sollt Euch unverzüglich in den Empfangssaal begeben. Ich darf bemerken, dass Ihr der Letzte seid.“

 

Er durfte, jedenfalls wandte sich Sesshoumaru nur ab und ging in das Schloss, in dem er geboren worden war und wirklich jeden Winkel kannte. Als kleiner Welpe war er Mutter – oder eher dem Kindermädchen, wenn diese nicht da war – immer wieder zu Streifzügen entkommen. Zumal er rasch gelernt hatte, dass bei Mutters Rückkehr das Kindermädchen bestraft wurde und nicht er. Heute war er erwachsen genug um sich zu denken, dass diese Hundedämonin mehr als erleichtert gewesen war, als ihn chichi-ue abholte um seinen Erben selbst zu erziehen. Und da war es dann freilich aus mit eigensinnigen Streifzügen gewesen.

Er kannte die von Schnitzereien bedeckten Säulen, die kunstvoll bemalten Papierwände, die jedem Besucher das Alter und die Macht dieser Familie demonstrierten, die Krieger und Hofdamen, die sich eilig vor ihm tief verneigten, ehe sie die Türen vor dem Erben des Hauses beiseite schoben.

In dem kleinen Vorraum vor dem Empfangssaal blieb er stehen. Rechts und links waren Schwertständer bereit gestellt worden und die Gäste hatten abgelegt. Das sollte er auch tun. Vater hatte selbstverständlich So´unga nicht mitgebracht. Das lag woanders besser behütet als hier unter den Augen von Hundekriegern. Er steckte seine beiden Schwertern in den noch freien und wandte sich um.

 

Vor ihm wurden die Türen beiseite geschoben. Für einen Moment blieb er in der Pforte stehen, wartete das unverzügliche Rascheln der Kimono ab, als sich alle Gäste ohne sich umzudrehen zu Boden verneigten, ehe er sich seinerseits vor seinen Eltern neigte, ehe er weiter schritt.

 

Wie gewöhnlich bei solchen Veranstaltungen saß der Fürst auf einem Podest vor den Gästen, die auf Kissen im Halbkreis knieten, seine Gemahlin schräg links hinter sich. Sesshoumaru wusste, dass sein Platz rechts hinter dem Taishou, neben seiner Mutter war und bemühte sich ein wenig schuldbewusst zu gucken, als ihn ein eisiger Blick seines Vaters traf. Ja, er war zu spät. So neigte er lieber noch einmal den Kopf, als er sich niederließ. Ansprechen durfte er ihn nicht, nicht einmal um sich zu entschuldigen, aber das würde noch ein Nachspiel haben. Nun ja. Jetzt würden wieder die gewohnten Redereien über vergangene Schlachten unter den männlichen Gästen losgehen, die doch eigentlich jeder kannte, während Frauen und Töchter anständig schwiegen. Gerade letzteren war bestimmt noch einmal gutes Benehmen eingeschärft worden, um nicht ihre Chance auf eine gute Partie zu ruinieren. Und an jungen Hundedämonen aus gutem Haus war das hier alles, was Japan zu bieten hatte.

 

Ja, erkannte er eine halbe Stunde später. Alle Mädchen knieten sittsam da, blickten den lackierten Boden an, als würden sie ein Buch lesen und bewegten sich nicht, redeten nicht einmal untereinander. Das war unmöglich! Wie sollte er denn da eine Braut aussuchen, wenn er nicht einmal die Gesichter zu sehen bekam? Natürlich waren sie alle ordentlich angezogen, vom Hals bis zu den Füssen verhüllt. Das war ja reine Glückssache. Fast hilfesuchend sah er beiseite – und begegnete nicht nur dem goldenen Blick seiner Mutter, sondern auch einem fast unmerklichen Lächeln.

„Vertrau mir,“ bewegte sie nur lautlos ihre Lippen.

Hoffentlich hatte sie wirklich einen brauchbaren Plan.

 

Den hatte sie, erkannte der Sohn, und Vater war eingeweiht. Denn nach einiger Zeit schlug der Taishou seinen, männlichen, Gästen vor, doch einmal die Waffenkammer zu besuchen, während die Damen den noch recht warmen Herbst in der Dämmerung genießen dürften.

Ja, dachte Sesshoumaru. Da würden sie reden, offener sein dürfen, als wenn die Väter und Brüder anwesend waren, wenngleich unter den bestimmt wachsamen Augen ihrer Mütter. Die Zwillinge wären zwar allein, aber da passte schon seine eigene Mutter auf als Hausherrin. Nur, was sollte ihm das helfen, wenn er in die Waffenkammer gehen sollte?

„Du solltest deine Rüstung ausziehen, Sesshoumaru“, befahl der Herr des Westens, als er sich erhob.

Sesshoumaru erkannte an, dass sich seine Eltern Gedanken gemacht hatten, wie er unauffällig die Mädchen ansehen konnte. Sein eigenes Zimmer lag direkt über dem Garten und er wäre ihm nicht nur möglich zuzuhören, sondern auch durch das enge Gitter hinab zu spähen. Nun, wenn Mutter den richtigen Platz wählte, aber da konnte er ihr wohl tatsächlich vertrauen.

 

Minuten später hatte er nicht nur seine Rüstung abgelegt, sich auch ein anderes Obergewand übergezogen, nicht in seinem bevorzugten Weiß mit roten Stickereien, sondern mit blauen, um dem Fürsten, der stets das trug, auch die Ehre zu erweisen, ehe er bemüht seine Energie unterdrückte und an das Gitterfenster trat. Ja, seine Mutter nahm gerade vor der Brüstung der Terrasse Platz, die den kleinen Garten abschirmte und winkte ihren Gästen sich nieder zu lassen. Es war ihre Pflicht als Gastgeberin nun Konversation mit ihren Gästen zu betreiben und so stellte sie nur scheinbar harmlose Fragen, aus denen sie und der stille Zuhörer oben einige Rückschlüsse ziehen konnten.

 

Sesshoumaru musste sich ein wenig an das Gitter drücken um die Gesichter sehen zu können. Ja, das waren Zwillinge, die absolut identisch aussahen. Sogar die Art, wie sich ihre Fächer an den Mund legten um das Lachen zu verbergen, ihr Kichern – absolut identisch. Ihre Mutter war verstorben, erzählten sie und ihr Vater hätte großen Wert auf ihre gute Erziehung gelegt. Sie könnten mit Laute und Gedichten umgehen, sogar singen. Bara und Banira waren ihre Namen. Der unwillige Anwärter seufzte in Gedanken. Chichi-ue hatte ja gemeint, das wäre doch gut, zwei Bräute zum Preis von einer zu erhalten. Es stand zu erwarten, wenn er sich keine andere fand, würde sein verehrter Vater diese zwei aussuchen. Und er hätte zwei niederkauernde „schöne, stumme Blüten“ am Hals, die seine armen Ohren mit Liedern und Musik malträtieren würden.

 

Wer stand denn noch zur Auswahl? Kenmarus Tochter oder Schwester, je nachdem von welchen der beiden man sprach. Sie war groß gewachsen für eine Hundedämonin und eine sich sehr aufrecht haltende, sicher stolze, Schönheit. Ihr Haar war absolut schwarz wie auch ihre Augen. Und einige Fragen seiner Mutter später, wusste er, dass sie auch Lesen und Schreiben konnte, den Westen gut kannte. Ihre Antworten waren sehr nüchtern und sachlich, erst ein leichter Schlag ihrer Mutter mit dem Fächer erinnerte sie daran, dass sie einer Fürstengemahlin gegenüber kniete und den Kopf bei Antworten senken sollte. Kiyoko hieß sie und Sesshoumaru entsann sich, dass er sie schon bei Waffenübungen gesehen hatte. Eindeutig teilte sie den militärischen Zug ihrer männlichen Familienmitglieder – oder Kenmaru hatte es ihr befohlen.

Dann die letzten beiden. Hotarus Frau samt Töchter. Die Ältere der beiden war … nun, die schönste Hundedämonin, wenn nicht Dämonin, die er je gesehen hatte. Mutter natürlich ausgenommen. Ihr Haar fiel wie ein silbriger Schleier grau in Wellen über ihren Rücken und ihre Augen leuchteten selbst in der beginnenden Dunkelheit in hellem Silber. Tamiko war ihr Name. Eigentlich erstaunlich, dass eine solche Schönheit noch nicht verheiratet war, das Alter hatte sie doch? Aber, als er sie zuletzt vor einigen Jahren bei einem solchen Treffen gesehen hatte, war sie noch nicht so, ja, erwachsen, geworden. Nun, dachte er keine drei Minuten später ein wenig zynisch, dass sie noch keinen gefunden hatte, hatte wohl einen einfachen Grund. Sie war schön – solange sie schwieg. Das tat sie in Vollendung und die Art, wie sie ihren Fächer schwenkte, war fehlerlos. Sicher die perfekteste unter allen Töchtern hier. Aber ähnlich hohl wie ein Bambusrohr.

Ihre Schwester Himiko, die auf der anderen Seite der Mutter saß, fiel dagegen ab. Auch sie hatte die grauen Haare, die anscheinend Hotaru an seine Mädchen weitergegeben hatte, auch ihre Augen waren grau, aber ihr fehlte die warme Lebendigkeit ihrer Schwester. Nun, sie war ja auch deutlich jünger, vielleicht würde das noch kommen. Zu einen Erben zu bekommen, war sie wohl noch zu jung, wenngleich sie hier zu diesem Heiratsmarkt mitreisen durfte. Vermutlich zum ersten Mal.

 

Also, was nun. Er wich vom Fenster zurück. Wenn er niemanden auswählte, würde ihm Vater die Zwillinge antun, da war er sicher. Und die schiere Vorstellung ...nein. Sie hingen sehr aneinander, vervollständigten sogar ihre Sätze. Nein. Sie würden ihm nur auf die Nerven gehen. Natürlich hatte er das Recht zu verbieten, ja, zu strafen, aber was wäre das für ein Hundeleben.

Tamiko war bildschön, aber dumm. Als Mutter für einen künftigen Fürsten absolut ungeeignet.

Blieb also nur Kiyoko.

Er trat wieder ans Gitter.

Mutter sprach nun mit den jeweiligen Müttern, natürlich, sie durfte ihre Pflichten als Gastgeberin nicht verletzen. Kiyoko hielt mittlerweile den Kopf wieder gesenkt, anscheinend hatte die kleine Erinnerung mit dem Fächer genügt. Sie war folglich gut erzogen, gebildet genug und nüchtern. Immerhin, dachte er selbstmitleidig. Sie würde er sich wohl auch noch passend ziehen können.

 

Aber er musste sich jetzt wieder der Männerrunde anschließen, wie es die Pflicht des Sohnes des Hauses war. Und irgendwie brauchte er einen Rat von Mutter, ja, das wäre sicher nicht falsch. Sie mochte ihre Eigenheiten haben, aber sie wäre niemals willens ihren Einzigen in ein offenes Messer laufen zu lassen. Und so, wie sie jedes Mädchen immer wieder gemustert hatte, war er sicher, dass sie ihre Meinung sich zu allen gebildet hatte. Und sich dann natürlich noch Vaters Rat anhören. Der Inu no Taishou hatte ihm zwar zugesagt frei wählen zu können, aber der Wunsch eines Fürsten war nur ein verhüllter Befehl. Hoffentlich empfahl er ihm nicht wirklich diese Zwillinge. Überdies versagte seine eigene Phantasie bei der praktischen Umsetzung einer Ehe zu dritt. Oder genauer zu zweit in drei Körpern, denn diese Mädchen waren ja quasi mit den Köpfen zusammengewachsen.

 

Als er hinunterging, um in die Richtung der Waffenkammer zu gelangen, die sich tatsächlich im tiefsten Teil des Schwebenden Schlosses befand, traf er zu seiner Überraschung eine Hofdame seiner Mutter, die sich ihm mehr oder weniger in den Weg stellte und in die Knie glitt, die Hände vor sich ausgestreckt. Ein sicheres Zeichen, dass sie Nachricht brachte.

„Nun?“

„Ich soll Euch ausrichten, Sesshoumaru-sama: die Analystin.“ In der Stimme der Hofdame schwang nur der Hauch eines Erstaunens, zu sehr daran gewöhnt ihre eigenen Gedanken und Gefühle zu unterdrücken.

Die Überraschung des Erbprinzen erschien ebenfalls nicht auf seinen Zügen, als er nur nickte und wortlos weiterging. Mutter hatte sich also entschieden – nur, für wen? Die Zwillinge waren auszuschließen, das waren zwei, und da Tamiko nicht gerade durch Geistesgaben bestach sicher die auch. Also stimmte sie auch für die nüchterne, ausgebildete Kiyoko. Nun ja, Noch hatte er morgen Zeit die jungen Damen näher in Augenschein zu nehmen, wenn ein gemeinsames Treffen mit Vätern und Brüdern anstand, damit möglichst alle Töchter an den Mann gebracht werden konnten. Solche Gelegenheiten gab es nur alle Jahrzehnte, denn bei einem Treffen im Schloss des Westens, waren die Frauen normalerweise nicht dabei, nicht, solange dort keine Fürstin saß. Und, dass seine Eltern wieder zusammenleben würden, schloss Sesshoumaru doch aus. Dazu waren beide zu zufrieden mit dem Arrangement.

 

Die Herren hatten sich unterdessen in einem kleinen Empfangsraum ein wenig nachlässiger in der strikten Rangordnung niedergelassen, nicht zuletzt, um den Söhnen Gelegenheit zu geben miteinander zu reden. Sesshoumaru wollte schon zu seinem Vater gehen um sich neben den zu setzen. Aber der winkte nur.

„Wir sind, wie morgen auch, informell, mein Sohn.“

So nahm der Erbprinz neben Kenmaru, dem Sohn, Platz, einem jungen Krieger, der auf dem besten Weg stand, seinem Vater als Hauptmann des Westheeres nachzufolgen. Sie hatten bereits miteinander mehrfach geübt und Sesshoumaru gab zu, dass der stark und talentiert war. Natürlich nicht so stark wie er selbst, aber doch bemerkenswert. Nach einer kurzen Konversation über Schmiede, stellte selbst der kühle Fürstensohn fest, dass der Andere etwas auf dem Herzen hatte. Ansprechen war natürlich praktisch verboten. So meinte er nur: „Kenmaru?“ Wollte der seine Fürsprache für eine Beförderung?

So ein Hundedämon rot werden konnte, wurde es der schwarzhaarige Krieger. „Es ist natürlich entsetzlich unhöflich, Sesshoumaru-sama, bitte seht es mir nach, aber meiner Wenigkeit liegt wirklich viel daran. Mein Vater deutete an, dass der Fürst und Ihr auf diesem Treffen ebenfalls nach einer Braut Ausschau haltet…“

Militärische Waschweiber! Sesshoumaru war schon versucht zu leugnen, begegnete aber einem so bettelnden Welpenblick, dass er fragte: „Du auch?“

„Ja, Sesshoumaru-sama. Selbstverständlich steht Eurem mächtigen Vater und Euch die erste Wahl zu, das stelle ich nicht in Frage. Ich möchte nur bitten, falls Ihr Euch entschieden habt, es bald mir anzudeuten. Ich hätte da jemanden, den ich…“

Auch das noch! Wieso rissen sich nur alle so um die Ehe? Er konnte allerdings schlecht sagen, nimm doch, wen du willst. Wenn das chichi-ue zu Ohren kam, und das würde es, würde der das schlicht als Missachtung seines Wunsches deuten und ihm bestenfalls ein Bad in einem Lavastrom der Niigata-Vulkane bescheren. „So hast du die junge Dame schon gesehen.“

„Ja, bei dem letzten Treffen dieser Art, aber da waren sie Kenmoto noch zu jung zum heiraten.“

Kenmoto? Sekunde. „Du redest von den Zwillingen?“

„Äh, ja.“

„Welche? Ich dachte, Kenmoto wolle sie nur zu zweit weggeben.“ Damit wäre doch Vaters Lieblingspärchen praktisch gestorben, oder? Nun, leider nicht, denn, wie richtig erwähnt stand der Wunsch des Fürsten über dem des Hauptmanns. Auch über dem seinen, bedauerlicherweise. Von den Mädchen ganz zu schweigen.

„Ja, so ist es, Sesshoumaru-sama, aber mein Vater sagte mir zu, dass das gehen würde, wenn… Nun, wenn der Herr nicht von seinem Vorrecht Gebrauch macht.“ Kenmaru der Jüngere zögerte. „Es ist allerdings nicht deswegen, wenn ich Euch bitte morgen einmal meine Schwester anzusehen, denn ich vermute, der mächtige Inu no Taishou würde Euch keine Steine in den Weg legen, wenn Ihr eine Neigungsehe einzugehen wünscht. Sie ist ein kluges, nettes, Mädchen, auch, wenn ich das als ihr Bruder sage, und sie sehnt sich nach einer Heirat.“

„Ich sah sie im Waffentraining.“

„Oh, sie ist Euch aufgefallen? Ja, Vater befahl es ihr. Sie liebt aber Bücher mehr und auch Verwaltung, aber das erlaubt ihr Mutter nicht.“

War das das Mädchen, das Mutter als Analystin bezeichnet hatte und ihr Rat war? Er würde sie sich morgen möglichst unauffällig ansehen. In Gegenwart der Eltern war auch informelles Reden möglich, natürlich in geziemenden Bahnen. Jeder wusste ja, wozu diese Treffen veranstaltet wurden: Bräute einzukaufen und künftige Mütter der Erben. Umgedreht waren die Väter der Mädchen auch froh eine nutzlose Esserin teuer weggeben zu können. Schon aus dem Grund würde kein Vater dem Fürsten sein Kind verweigern. Überdies bot die Heirat mit dem Erbprinzen Aussicht auf die höchste Stellung, die einer Hundedame möglich war – Fürstenmutter. Aber Sesshoumaru nickte nur leicht als er aufstand. Es war seine Pflicht auch mit den anderen im Raum zu sprechen, und die sollte er nicht vernachlässigen.

 

Der nächste Morgen begann für den Erbprinzen so unangenehm wie der Abend geendet hatte. Alle trafen sich im Garten, die Familien standen beisammen, bewegten sich in Gruppen von der einen zur anderen. Seine eigenen Eltern spazierten nebeneinander, aber der Befehl des Inu no Taishou hatte unmissverständlich gelautet er solle allein gehen.

Und so stand er in möglichst unauffälligem Blickpunkt aller Anwesenden. Die Väter und Mütter, weil sie sich sein Interesse für ihre Mädchen erhofften, die Söhne, weil sie nicht unbedingt ihm in die Quere kommen wollten. Und die Mädchen versuchten sich demonstrativ gesittet zu benehmen, sobald er auch nur sein Auge auf sie richtete. Moment mal. Da fehlte doch eine? Ja, genau, die Schwester dieser Tamiko. Wie war doch gleich der Name? Himiko. Nun ja, er hatte sie ja auch für recht jung gehalten, womöglich war ihr hier die Anwesenheit verboten worden. Es dauerte tatsächlich mehrere Minuten, ehe er sie entdeckte. Sie kniete neben einem Gebüsch, eindeutig auf Befehl, denn ihre Mutter warf immer wieder einen Blick hinüber, der das Mädchen eilig den Kopf sinken ließ.

Aber, was sie sonst tat, fand Sesshoumaru interessant. Sobald ihre Mutter wegsah, hob sie den Kopf und musterte alle Anwesenden, vor allem seine Mutter. Als ihr Blick dem seinen begegnete, schlug sie freilich eilig die Augen nieder. Sie wusste also, dass das unhöflich war. Nur, was machte sie da und warum saß sie abseits?

Er nickte Kiyoko, mit der er soeben einige Worte über ihr Waffentraining verloren hatte, zu, dann den beiden Kenmarus und deren Ehefrau und Mutter, deren Namen er sich nicht merken konnte, ehe er zu Hotaru, dessen Angetrauter und der zugegeben wirklich bildhübschen Älteren trat. Hastig neigten alle die Köpfe.

„Willkommen zu diesem Empfang,“ sagte er höflich, wie er es gelernt hatte. „Solche Gelegenheiten sind selten.“ Das war nichtssagend, aber, was sollte er auch zu den Mädchen immer sagen. Sie hatten keine Gemeinsamkeiten. „Ich meine mich zu erinnern, dass du das letzte Mal noch ein Kind warst, Tamiko.“

Das Mädchen schlug eilig verlegen den Fächer vor das Gesicht, wie es sich ziemte, wenn man von einem jungen Mann angesprochen wurde, noch dazu dem Thronfolger.

Sein Blick glitt suchend hinter die Mutter. Ja, das saß die kleine Schwester – und achtete nicht mehr auf ihn, sondern wieder auf seine eigene Mutter. Was tat sie nur? Was wollte sie wissen? Oh. Die Analystin, hatte Mutter ihm doch als Rat gegeben. War etwa dieses halbe Kind gemeint? Überdies hätte er angenommen, dass es niemanden außer seiner werten Frau Mama gab, der dermaßen aus den winzigsten Andeutungen die richtigen Schlüsse ziehen konnte – ja, aber Himiko wollte es lernen, war auf dem Weg. Faszinierend.

Hotaru hatte durchaus bemerkt, wohin das Interesse des Erbprinzen ging. „Oh, verzeiht. Himiko ist noch sehr jung … Wünscht Ihr sie zu sprechen, Sesshoumaru-sama?“ Er wartete das knappe Nicken trotz des plötzlich finsteren Blicks seiner Ehefrau nicht ab, sondern nannte schon den Namen seiner Jüngsten, die eilig aufstand und herankam, mit einer Verneigung.

„Himiko.“ Was sollte er zu der jungen Dame auch sagen?

Sie blickte zu Boden. „Danke, dass Ihr Euch meiner Wenigkeit entsinnt, Sesshoumaru-sama.“

Nun ja, gut erzogen, wie alle hier. „Ich bin überzeugt, Hotaru, dass sich für beide Töchter Interessenten finden. Sie sind hübsch wie ihre Mutter und sichtlich gut erzogen.“ Das genügte doch wohl? Als er sich ein wenig suchend umblickte, begegnete er dem Blick seiner Eltern. Und chichi-ues Wink galt eindeutig ihm. So nickte er nur noch einmal der Familie zu, ehe er zu den beiden Hundedämonen ging, die ihm wirklich Anweisungen erteilen konnten. Und das auch taten.

„Dir gefallen die Mädchen?“ erkundigte sich der Taishou. In einer Weise, dass sein Ältester alarmiert wurde. Vater wollte doch nicht sofort…. Sein Gefühl der Besorgnis wuchs, als der Fürst mit einer Handbewegung seine Gemahlin wegschickte und Mutter auch ohne jeden Widerstand auch nur im Blick gehorchte.

„Nun, ich soll mir eine Braut aussuchen,“ erwiderte er jedoch nur.

„Sonst hast du mir nichts zu sagen?“

„Ich bitte um Euren Rat.“

Es war ein etwas schelmisches Lächeln, das um den Mund des Hundefürsten glitt. „Nun, mir würden die Zwillinge gut gefallen.“ Hm. Hätte er nicht gewusst wie kalt sein Sohn war, hätte er fast geglaubt, der würde in Ohnmacht fallen. Er sollte den Scherz nicht zu weit treiben. „Mir. Und ich habe einen erwachsenen Erben. Es wäre ein reines Vergnügen. - Du bist noch nicht reif für eine Heirat, das sehe ich. Aber es gibt eine gute Lösung. Deine Mutter sagte mir, welchen Rat sie dir gab und ich stimme ihr zu. Es ist ziemlich zu warten bis Himiko erwachsener ist, gut hundert Jahre, sicher. In dieser Zeit wirst auch du den Wert einer Gefährtin schätzen lernen, die dich unterstützt, die nach Empfängen sagen kann, wann welcher Gast wie reagierte. Die Verlobung soll dennoch unverzüglich stattfinden. Es sei denn, dir widerstrebt diese Lösung, denn ich gab dir freie Wahl.“

Erst einmal noch hundert Jahre warten zu sollen, klang gut. Und Himiko war hübsch und offensichtlich klüger als ihre Schwester, wozu freilich nicht viel gehörte. Aber, wenn sich seine Eltern einig waren? „Ich bitte Euch die Brautverhandlungen zu führen, chichi-ue.“

„Hotaru wird einiges für sie verlangen.“ dachte der erfahrene Stratege bereits. „Ich werde ihm das Angebot machen, dass sie hier im Schloss lebt und deine Mutter sie ausbildet in allem, was eine Fürstengemahlin wissen muss. Sie hat einen durchaus analytischen Verstand und kommt ganz nach ihrem Vater, diesbezüglich.“

„Muss nicht ihre Schwester vor ihr heiraten?“

„Sie wird, sie wird. Chikaras zweiter Sohn interessiert sich sehr für sie, wie ich sehe. Nun, das wird gut gehen. Sie ist dumm, er ist dumm….“ Der Fürst zeigte damit, dass nicht nur seine Gefährtin die Gäste stets im Auge behielt. „Und, wie erwähnt, du wartest noch hundert Jahre.“

„Ja, mein Herr und Vater.“ Und für diese Zeit war er noch frei.

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nennt man Jammern auf hohem Niveau. Und an allem ist der Bruder schuld?
Das nächste Kapitel bietet Einsichten in diverse Ehen, und ja, auch Kagome und Inu Yasha sind wieder rmit von der Partie. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn er dem bösen Nachbarn nicht gefällt...

hotep Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SUCy
2022-12-09T21:57:32+00:00 09.12.2022 22:57
Na da hat der Gute ja noch einmal Glück gehabt.
Noch 100 Jahre, eine lange Zeit um sich Lieben oder Hassen zu lernen XD
Antwort von:  Hotepneith
10.12.2022 09:08
Hundert Jahre Mamas Ausbildung...Könnte passieren, dass er das Ergebnis als Vorhölle sieht...


hotep


Zurück