Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 13: Gartenmomente ------------------------- Die Gespräche mit seinen Beratern waren heute erfreulich kurz ausgefallen – die Stoffe für die neue Kleidung der Samurai und auch Kagomes Seide für offizielle Anlässe waren bestellt, zu einem gut Teil sogar aus Aoi, wo es tatsächlich im Norden neben den ganzen waldigen Hügeln eine Ebene gab, in der Reis und Leinen angebaut wurde. Die Schneiderei hier in der Burg hatte seit alters her das Privileg für die Fürstin und den Daimyo zu schneidern, aber auch die Schneider der umliegenden Ortschaften wurden zusammengezogen um hier das für die Krieger möglichst rasch abzumessen und erledigen zu können. Inu Yasha war zufrieden gewesen und hatte die prompte Umsetzung seiner Wünsche auch gelobt. Machte chichi-ue auch immer, wenn jemand mehr als nur seine Pflicht getan hatte. Und, dass Stoffe und Schneider aus Aoi stammten, würde auch bedeuten, dass sie mehr verdienten, mehr ausgaben und letztlich mehr Steuern zahlten, soweit reichte seine kaufmännische Ausbildung. So saß er am Nachmittag in dem abgetrennten Privatgarten der Familie und betrachtete ihn. Von Mauern umgrenzt. Hier in der inneren Burg war nicht viel Platz, aber er war klein und sehr grün angelegt. In Kirschbäumen hingen Käfige mit Singvögeln, es gab viel Schatten, der jetzt selbst im Spätsommer wirklich willkommen war. Hm. Singvögel und auch sehr kunstvoll angelegte Blumenbeete, sowie einen kleinen Meditationsgarten aus Stein, Sand und einem winzigen Teich geradezu. Allerdings perfekt angelegt. Und das Kissen davor verriet, dass das wohl ein Platz für den Hausherrn war. Die Vögel und die Blumen waren wohl eher für die Frauen der fürstlichen Familie bestimmt, die ja nur den Frauentrakt und diesen Garten benutzen durften, außer, ein Fest stand an, bei dem zumindest die Gegenwart der Fürstin erwünscht war. Das war eigentlich alles, was ihnen zum Leben zugestanden wurde, und sie mochten sich oft wie die Vögel in den Käfigen fühlen. Kagome hatte immerhin gebeten er solle ihr doch eine Landkarte erklären und so hatte er eine Rolle mitgebracht, ehe er sie rufen ließ. Sie wollte lernen, sie war ihm auch durchaus trotz allen Temperaments intelligent vorgekommen. Konnte man als Daimyo einen Teil der Arbeit an die Fürstin abtreten? Eher nicht. Aber sich anfreunden konnte man, miteinander reden, das war doch auch etwas. Und immerhin hatten sie ja schon mal angefangen, fand er.   Kagome war ein wenig überrascht gewesen, dass sie in den Garten kommen sollte, daraus aber geschlossen, dass ihr Ehemann sie nicht … nun ja, sich an sein Wort halten wollte, und war doch etwas erleichtert hinaus gegangen. Er saß unter einem Baum, schien recht locker und so verneigte sie sich etwas, da die Hofdame, die sie herbegleitet hatte, noch anwesend war. Erst, als sie unter sich waren, ließ sie sich einfach ihm gegenüber fallen. „Es ist wunderschönes Wetter,“ sagte sie mit einem Blick auf die Rolle neben ihm. „Ist das…“ „Eine Landkarte, ja. Ich habe sie dir mitgebracht.“ Inu Yasha freute sich, dass sie sich sichtlich freute. Doch, es war gut auf sie einzugehen, da hatte Vater schon recht gehabt. Er rollte die Karte aus. „Halt mal das Ende da. Das ist die Karte von Aoi.““ Kagome warf einen Blick auf die Zeichnung, während sie sie mit der Linken ebenso festhielt wie er mit der Rechten. „Das ist ja beschriftet,“ stellte sie fest. „Burg Higurashi, die Vulkane von Niigata…..“ Diese Dreiecke mit Wolke drüber bedeutete dann wohl Vulkane. „Du kannst lesen?“ Sie wurde rot. „Ja. Gefällt dir das nicht?“ Das würde ihr nicht gefallen, denn dann müsste sie sich ihr Leben lang dümmer stellen als sie war. Nun ja, aber allerdings besser als verbannt oder eher weggesperrt zu werden, irgendwohin in ein Dorf oder auch diesen alten Sommerpalast in der Einöde, wo die letzte Fürstin der Hauptlinie nach dem Todes ihres Mannes ihre Tage verbracht hatte, immerhin auf eigenen Wunsch. Das war durchaus das Recht – und die Macht – eines Daimyo als Ehemann. „Doch, meine Mutter konnte das auch.“ Aber sie war auch eine kaiserliche Prinzessin gewesen und er hatte bislang angenommen, dass das nur in diesem Haus üblich war. Auch viele Dämonen hielten ihre Ehefrauen lieber dumm und damit pflegeleicht. Er fand die Idee sich anzufreunden war bestimmt besser, schließlich hatte er hier ja niemanden sonst. Nun ja, Toyomaru, aber das konnte er sich als Fürst einer Provinz auch nicht leisten. Langsam verstand er, was Vater so an Myouga fand. Der war loyal und wohl das, was am ehesten für chichi-ue als Freund galt – und der Flohgeist zählte für niemanden sonst. Im Gegensatz dazu sehr wohl in einer menschlichen Provinz der dämonische Kommandeur von immerhin fünfzig Hundekriegern. Sie atmete doch auf, versuchte allerdings in instinktiver Verteidigung eine Erklärung. „Äh, ja, ich weiß, dass Fürstentöchter wenig Wissen haben sollen, aber Mama war ja nur eine Tochter eines Priesters aus der Nebenlinie und so hatte niemand was dagegen, dass Großvater sie lernen ließ. Als dann die Hauptlinie ausstarb … Naja, und Vater erlaubte auch, dass ich mit meinem Bruder lerne.“ „Lesen und Schreiben, aber keine Karten?“ Das war doch irgendwie Blödsinn. Er klang so verwundert, dass sie erneut errötete. Das war Tadel an ihrem Vater. „Nur das, und Mama brachte mir das bei, was sie noch wusste. Und Großvater dann das mit dem Schrein. Es sollte ja immer jemand da sein, der das Juwel hüten könnte, wenn es je wieder auftaucht.“ „Wieso ist es eigentlich weg?“ „Großtante Kikyou, also Großvaters Schwester, war die letzte Hüterin. Sie versteckte es, nachdem sie von einem Krankenbesuch zurückkehrte, auf dem Weg. Sehr gründlich. Opa erzählte, sie sei sehr blass gewesen und auch bald gestorben. Vermutlich hatte sie sich angesteckt und wollte sicher gehen, dass das shikon no tama nicht in die Hände eines Dämonen … oder überhaupt in falsche Hände fällt,“ korrigierte sie sich eilig. „Keh. Und jetzt ist es weg. Was kann das tolle Juwel denn?“ Schon Vater war doch darauf dauernd herumgeritten und hatte das mit als Grund genannt, warum er ausgerechnet hier Daimyo werden sollte. „Das weißt du nicht? Ich dachte, es sei berühmt. Nun ja. Es heißt, sagte mein Großvater, dass ein Dämon dadurch viel stärker wird, mächtiger. Und einem Menschen wird ein Wunsch erfüllt. Allerdings nur einer. Es ist sicher sehr mächtig und wer immer es hütet sollte aufpassen. Nicht nur auf das Juwel, sondern auch auf sich. So genau weiß ich es auch nicht. Kikyou hatte ja eigentlich eine Schülerin nehmen sollen, aber sie fand lange niemanden, und dann war es wohl zu spät. Sie sagte jedenfalls zu Opa, dass nur jemand aus unserer … also, ein Higurashi es finden könne.“ Sie gehörte ja nicht mehr zu ihrer Herkunftsfamilie. „Es wirkt also auf Menschen und Dämonen?“ „Äh, ja.“ Kagome war leicht erstaunt, dass die Geschichte, die sie seit ihrer Kindheit kannte, jemandem nicht bekannt war. „Vor langer Zeit lebte eine Priesterin in Aoi namens Midoriko. Sie war eine Higurashi. Damals war noch Krieg zwischen Dämonen und Menschen und sie schützte die Menschen, bekämpfte die Dämonen.“ „Das ist also mehr als dreihundert Jahre her.“ Vater und der alte Wolfsfürst hatten dann begonnen mit dem damaligen Kaiser zu verhandeln, der Fuchsherr war dazugestoßen und letztlich auch der Katzenfürst. Gemeinsam hatten sie die jetzige Länderverteilung besprochen und auch den Drachenkönig dazu bewogen mitzuziehen, der sich in seinem Schloss am Meeresgrund sowieso wenig um die Belange an Land scherte. „Ja. Eines Tages traf sie einen sehr starken Dämon und kämpfte mit ihm. Als sie zu unterliegen drohte, sie wurde müde, opferte sie sich und schloss ihre eigene Seele mit der des Dämonen ein und versiegelte sie. So entstand das shikon no tama. Der Kampf geht angeblich dort drin ewig weiter, deswegen soll der Hüter eben nicht eigensüchtig sein, weil er sonst den Dämon da drin stärkt.“ Die bernsteinfarbenen Augen des Halbdämons zogen sich etwas zusammen. „Du hast doch gerade gesagt, dass es einen Dämon stärker macht?“ „Ja, weil dann der Dämon im Juwel sich mit dem wohl verbindet, oder so.“ Inu Yasha verstand sehr wenig von Magie, aber er fragte: „Und, was würdest du dir wünschen?“ Kagome war überrascht. „Ich? Äh, nichts, denke ich. Ich meine, das ist ein magischer Gegenstand, aber man hat eben nur einen Wunsch frei. Vielleicht gibt es später etwas, was wirklich wichtig wäre und dann hat man ihn verbraucht. Und du? Mehr Macht?“ Das wollte doch angeblich jeder Dämon. Der junge Daimyo zuckte etwas die Schultern. „Danke, aber mir reicht das hier wirklich schon. Noch mehr Macht bedeutet ja auch noch mehr Arbeit und Pflichten und so.“ Chichi-ue hatte immer gesagt und vorgelebt, dass mit mehr Macht auch mehr Verantwortung und damit Pflichten einhergingen. Kagome lächelte etwas. Er war zufrieden mit dem, was er hatte, das war doch schon mal gut. Sicher würde er nicht gegen andere Provinzen Krieg führen wollen oder so, wie es einige der Frauen schon geflüstert hatten, durchaus misstrauisch gegenüber dem Dämonensohn. Andere hatten eingewandt, dass er doch immerhin ein Kaiserenkel sei. Die hatten wohl recht. So sah sie wieder auf die Karte und entdeckte einen bekannten Namen. „Mochi.“ Inu Yasha blickte daher suchend ebenfalls hinunter. Das war ein Ort ziemlich nahe an der nördlichen Grenze. „Warst du da schon?“ „Äh, nein, aber ich weiß, dass sie da einen berühmten Tempel zu Ehren Inaris haben und jedes Jahr ein großes Erntefest gefeiert wird. Da gibt es auch ein großes Kloster.“ „Erntefest?“ Ja, da hatte doch Tarashi, der Kämmerer, in der heutigen Besprechung was erwähnt? Genau, eine Spende des Daimyo sei da üblich. Nun ja, es wurde Herbst und die Reisernte war wohl eingebracht. „Reis, oder?“ „Ja, ich denke schon.“ Das hatte ganz sicher nicht zu ihrer Ausbildung gehört, klang jedoch plausibel. Die einzige Gegend in ganz Aoi, in der Reis angebaut werden konnte. Alles andere war zu hügelig und bewaldet. Man müsste Terrassen anlegen und das war zu aufwendig oder es mangelte an Wasser. Gleich. Es ging jedenfalls nicht. Umso wichtiger war da die gute Ernte. „Das liegt nahe an der nördlichen Grenze“, erklärte er dann doch lieber. „Das hier ist Norden, Süden, Osten, Westen.“ „Das hier ist nur angedeutet …“ „Ja, das sind die dämonischen Fürstentümer, Ayama, das ist hier die Grenze, entlang der Pforte von Ronin bis zu den Vulkanen, und da ist Nishi, der Westen, mein ….woher ich komme.“ Sie sah ihn an. Natürlich. Er vermisste seine Heimat, seine Familie. Einfach war es für ihn bestimmt nicht. So lächelte sie fast entschuldigend. „Aoi ist doch sicher auch schön. Wann wirst du reisen? Ich meine, Vater war auch immer wieder eine Woche weg.“ „Du warst noch nie weg?“ „Nur einmal, da war mein Bruder gerade auf die Welt gekommen und ich noch ganz klein, da reiste mein Vater mit Mama und uns durch das Land um seinen Erben in einigen Tempeln vorzuzeigen. Aber sonst war ich immer hier in der Burg.“ Das klang schrecklich langweilig. Sie hatte ihn jetzt schon ein paar Mal angelächelt und das war so schön, machte irgendwie so warm. Er sollte ihr wirklich einen Gefallen tun. Nur, welchen? Ein sehr spontaner Einfall ließ ihn fragen: „Willst du mit nach Mochi?“ „Nach Mochi?“ echote Kagome verwirrt. „Du meinst, du willst zu dem Erntefest und ich soll mit, so mit Sänfte und Samurai und so?“ Nein, das hatte er eigentlich nicht vorgehabt. „Ohne Sänfte, nur wir zwei, naja, das geht wohl nicht. Frag doch Sango, so als Hofdame mitzukommen,“ entschied er dann, noch immer ohne weiter nachzudenken. „Und dieser Miroku. Ja, genau. Ich gehe sozusagen privat dorthin, als Pilger, und nehme geistliche Berater mit. Wenn wir außerhalb der Burg sind, kannst du ja das miko-Kostüm anziehen, das ist sicher besser für eine Wanderung.“ „Wanderung? Du willst da zu Fuß hin? Inu Yasha, ich bin noch nie weiter als bis nach unten in den dritten Burgring gelaufen!“ Sie war fassungslos. „Keh! Das geht schon. Und die bekommen für ihr Fest sowieso immer eine Spende vom Daimyo, die bringe ich eben persönlich hin.“ Er sah auf die Karte, immer begeisterter von seiner Idee. „Das ist doch mal was, da kommen wir beide hier raus. Und dann, gehen wir hier lang, ich kontrolliere für alle sozusagen die nördliche Grenze, dann diese Pforte von Ronin und wir kommen gemütlich nach zwei Wochen wieder her.“ „Zwei Wochen in der Wildnis?!“ Sie hatte nicht gewusst, dass man mit derart offen stehendem Mund noch reden konnte. „Ist nicht so schlimm, ich meine, ich pass schon auf dich auf. Und, wenn du müde wirst, trage ich dich. Wirklich, kein Problem. Du, Kagome, das wird ein nettes kleines Abenteuer.“ Ein sehr großes, so, wie sie das sah. „Ich bin mir nicht sicher, ob man das so darf. Und wirklich, ich bin noch nie draußen gewesen.“ „Keh! Bin ich hier der Daimyo oder nicht? Du redest mit Sango, die soll mit dem Mönch reden. Und ich rede auch brav mit meinen Beratern. Das wird toll.“ Er freute sich so sichtlich, dass Kagome schlicht seufzte. Natürlich durfte er ihr Befehle erteilen und sie war ja auch willens ihre Pflicht als Ehefrau zu erfüllen – aber zwei Wochen außerhalb der Burg, draußen leben und schlafen? Ohne Samurai? Zum nächsten Mal in den wenigen Tagen seit der Hochzeit bekam sie das Gefühl, dass sie sich ein vollkommen falsches Bild von ihrer Ehe gemacht hatte. „Und, wenn uns jemand überfällt?“ „Der hat Pech gehabt.“ Er legte vielsagend die Hand auf die Schwertscheide, die neben ihm im Gras lag, erkannte dann jedoch die Sorge in den braunen Augen. „Keine Angst, das habe ich schon öfter gemacht. Falls es hier in Aoi überhaupt Gefahren gibt. Hauptmann Nimaki hat mir gesagt, dass die Wege alle bewacht werden.“ Falls der gelogen hatte, würde er ihm sonst was erzählen. Straftraining mit Toyomaru? „Ich dachte auch mehr an … Dämonen.“ „Armseliges Gewürm,“ erklärte der Fürstensohn aus dem Westen prompt. „Die lernen dann mein kaze no kizu kennen. Das ist der Standardangriff mit Tessaiga. Dir passiert sicher nichts, wenn ich dabei bin.“ Mehr als dieses Versprechen konnte sie wohl nicht erwarten. „Wie Ihr wünscht, Inu Yasha-dono,“ sagte sie, da schon wieder ein Diener aufkreuzte. Auch, wenn sie das für eine wirklich dämliche Idee hielt.   Zu ihrer gewissen Überraschung freute sich Sango, als sie ihr von diesem Plan erzählte. „Oh ja, endlich einmal raus!“ „Im Wald übernachten? Und wie bekommen wir zu essen? Und, Sango, ich bin nie weit zu Fuß gegangen.“ „Musst du ja auch nicht.“ Die Dämonenjägerin überreichte ihre winzige Katze, die sich prompt auf dem Schoß der jungen Fürstin zusammenrollte. „Kirara mag dich. Und sie wird dich bestimmt auch mit tragen.“ Mehr als irritiert blickte Kagome auf die Babykatze mit zwei Schwänzen. „Sango ….“ „Du wirst es dann schon sehen. Und in den Norden, ja. Die nächste Provinz da ist meine Heimat, weißt du? Vielleicht treffe ich in Mochi auch jemanden. - Ich lasse Kirara bei dir und informiere mal Miroku.“ Jetzt war Kagome endgültig verwirrt, zumindest, dass da kein Widerwort kam. Sicher, es war der Befehl, aber… „Du hast doch selbst gesagt, dass er dir auf der Reise von Heiyokyo hierher schon lästig fiel.“ „Ja, aber dann muss er auch mit meinen Ohrfeigen leben. Und dich fasst er bestimmt nicht mehr an. Inu Yasha war da doch recht nachdrücklich.“ Nachdrücklich, dachte die bislang behütete Fürstentochter. Nun ja. Er hatte gedroht ihm den Arm abzureißen und konnte das wohl auch durchführen. Ihre neuen Bekannten, inklusive Ehemann, waren wohl ganz anders als ihr bisheriges Leben. Vielleicht wäre es wirklich gut sie genauer kennen zu lernen. Und das, was die als Abenteuer bezeichneten. Vielleicht war das eben auch das richtige Leben? Nicht das einer Fürstentochter oder Fürstin? Sie hatte manchmal durchaus das Gefühl gehabt, dass die Welt außerhalb der Burg eine vollkommen andere war, selbst was so manche Beamtengattinnen erzählten, wenn ein Gespräch aufkam. Aber sie streichelte die kleine Katze. „Ja, mach nur. Das ist immerhin der Befehl das Daimyo.“ Sie hielt sich an ihr anerzogenes Weltbild.   Am folgenden Tag ließ Inu Yasha seine Angetraute und Sango erneut in den Garten kommen. Er strahlte, stutzte jedoch, als er die kleine Katze auf dem Arm der Dämonenjägerin entdeckte, die ihrerseits ihn musterte. „Eine nekomata,“ sagte er überrascht, ehe er in gewisser Höflichkeit den Kopf neigte. „Wie ist dein Name?“ Sango war ein wenig erstaunt, dass er nicht sie fragte, sondern die Katze, meinte jedoch: „Sie kann nicht sprechen. Kirara.“ „Was ist eine nekomata?“ fragte dagegen Kagome prompt. Sie hatte die kleine Katze mit zwei Schwänzen bislang für eine, nun ja, unglücklich geborene Hauskatze gehalten. Der Halbdämon warf ihr einen raschen Blick zu, erwiderte jedoch: „Eine nekomata ist ein Dämon, der sich entweder aus einer Hauskatze entwickelt, die bei dem Versuch stirbt einen Menschen zu retten, oder auch so in bestimmten Gegenden lebt. Und, ehe du fragst – nein, sie ist deutlich mächtiger und viel ranghöher als ein Wurmdämon.“ Kirara maunzte, was wohl als Bestätigung gelten sollte. Sango meinte: „Ich weiß es nicht so genau. Sie kann sich in eine andere Form verwandeln und ist schon sehr lange bei uns, also, den Dämonenjägern. Ursprünglich soll sie aus Aoi stammen, deswegen bekam ich sie geschenkt, als ich nach Hause schrieb, dass ich hierher gehen soll. Sie soll einst mit Midoriko durch die Lande gezogen sein.“ „Aber, das wäre ja Jahrhunderte her,“ entfuhr es Kagome entgeistert, ehe ihr einfiel, dass Inu Yashas Eltern ja wohl auch vor zweihundert Jahren geheiratet hatten. Nun ja, sie hatte erst gestern gedacht, dass die Welt außerhalb der Burg ganz anders sei. „Eine Dämonenkatze? Aber, Kirara, du bist so niedlich!“ „Nicht, wenn sie kämpft,“ meinte Sango nur. „Da ist sie für sehr viele Dämonen eine tödliche Gefahr. Du wirst ihr anderes Aussehen schon bald sehen, denn sie hat ja zu erkennen gegeben, dass sie dich dann auch tragen würde.“ Schön, dachte die junge Fürstin. Sie würde also wohl ein vollkommen anderes Leben kennen lernen. Womöglich das echte? „Kommt Miroku auch?“ erkundigte sich Inu Yasha bei der Dämonenjägerin. „Ich sagte ihm Bescheid, aber der Befehl jetzt erging ja an den Frauentrakt und ich wollte Euch da nicht vorgreifen.“ „Dann geh und hole ihn. Und, Sango, wenn wir nur unter uns sind, kannst du mich duzen.“ Eine nekomata, in dem Alter … Jemand, dem diese dämonische Katze folgte, war etwas besonderes. Und Midoriko hatte Kagome ja auch schon erwähnt. Als die Dämonenjägerin ging, sprang die kleine Katze prompt auf den Schoß seiner Ehefrau. Midoriko war ja auch aus der Familie gewesen, vielleicht deswegen? Aoi und das Juwel. Vater hatte da ja auch schon von geredet. Er sollte wirklich aufmerksam bleiben, was die beiden Frauen und Kirara zusammen bedeuteten. Vielleicht fand er so die Lösung eines Problems, das chichi-ue beschäftigte, konnte sich als guten Sohn und fähig darstellen, beweisen, dass sich Vater nicht geirrt hatte, als er ihm das hier verschaffte. Und, dem arroganten großen Bruder das ebenso beweisen. Sango lächelte. „Danke, Inu Yasha….“   Im Garten des Schlosses im Westen saß Sesshoumaru und versuchte sich nach hartem Training zu entspannen. Nun, um ehrlich zu sein, hatte er das bereits durch die stundenlange Übung, aber noch immer fand er nicht die innere Ruhe zur Meditation. Der Grund für seine Unruhe bog zu seinem Leidwesen soeben durch das hölzerne Tor, das diesen Bereich als fürstlichen Privatgarten abgrenzte. Er neigte notgedrungen den Kopf. „Chichi-ue, ich bin erfreut, dass Ihr bereits wieder zurück seid.“ Und ohne den Bastard, der sich anscheinend ordnungsgemäß benommen hatte, was bei Inu Yasha definitiv Glückssache war. Oder der war tot. Jedenfalls kein Problem mehr. Der Hundeherr blieb stehen. „Hat dir deine Mutter gesagt, wann die Festivität stattfinden soll?“ Natürlich ging Vater davon aus, dass sein Befehl befolgt worden war. Nun, die Konsequenzen des „Nicht“ waren auch für den Erben mehr als deutlich spürbar. „Sie erwähnte den nächsten Monat, chichi-ue, Vollmond.“ Um die Brautwahl romantischer zu gestalten, wie sie gesagt hatte. Und er hatte wirklich überlegt, ob Vater ihm Muttermord verzeihen würde, sich jedoch zu einem Nein durchgerungen. „Wir werden beide pünktlich dort sein. Und, Sesshoumaru, meine fünf mächtigsten Vasallen besitzen noch fünf unverheiratete Töchter, die sie gewiss mitbringen.“ Der Taishou konnte den unterdrückten Schwall der Energie spüren und ergänzte: „Ich lasse dir die Wahl, die dein Bruder nicht hatte.“ „Ich bin mir dessen bewusst.“ Ja, und ihm dämmerte auch die Tatsache, dass die anteilige Aufmerksamkeit Vaters, die bislang der Bastard erhalten hatte, nun zusätzlich ihm allein galt. Es half nicht, er würde sich am nächsten Vollmond aus immerhin fünf Hündinnen eine Gefährtin für die nächsten Jahrhunderte aussuchen müssen. Und das bedeutete leider auch, dass er sich zumindest Gedanken machen sollte, WAS und WEN er eigentlich auch nur tolerieren konnte, geschweige denn als Mutter seines Erben wollte. Der Herr des Westens beschloss seinen Plan ein guter Vater, nun, ein besserer, zu sein auch umzusetzen. „Gehen wir ein wenig in die Berge nach Süden, gemeinsam üben.“ Prompt stand der Jüngere. Das war die Belohnung für seinen Gehorsam, da war er sicher. „Wie Ihr wünscht.“ Sehr schön. Und danach würde er versuchen seinem Ältesten zu erklären, was der mit einer Ehefrau überhaupt anstellen sollte. Es würde ohne Zweifel unangenehm für ihn werden, aber besser, als noch einmal eine solche Nacht der Erkenntnis zu erleben, wie Inu Yashas Hochzeitsnacht.   Fürst Naraku blickte etwas irritiert auf, als sich Kagura bei ihm anmelden ließ, obwohl er sie nicht her befohlen hatte. Also gab es Neuigkeiten, dringende Neuigkeiten, aus seinem doch weit geworfenen Netz an Spionen. „Was gibt es denn, meine Tochter,“ sagte er milde für die Wachen, ehe die sich zurückzogen. Die schwarzhaarige Dämonin zupfte unwillkürlich ihren Kimono zurecht, als sie sich niederkniete. „Eine Krähe brachte Nachricht aus Aoi.“ „Inu Yasha? Gibt es etwa Ehestreit?“ Das wäre zu schön – peinlich für den Inu no Taishou, wenn sein Sohn in aller Öffentlichkeit es nicht schaffte seine neue Ehefrau zu dominieren. „Eher im Gegenteil. Mein, ich meine, dein Spion dort berichtete, dass der Halbdämon samt Kagome Hand in Hand bei dem Totenfest gesehen wurden.“ Das war unschicklich und deutete auf eine tatsächlich glückliche Ehe hin. Nun, auch gut. Als quasi an den Obi gefesselter Ehemann würde der Halbhund nur umso weniger Widerstand für die Suche mit der kleinen Kagome nach dem shikon no tama leisten. „Noch etwas?“ „Er kam auf die glorreiche Idee persönlich eine Pilgerreise anzutreten zum Tempel des Inari in Mochi.“ Das war irritierend. „Hm. Das ist an seiner nördlichen Grenze. Und östlich von hier. Warum?“ Kagura schluckte unwillkürlich. „Das weiß niemand, anscheinend. Außerdem: er geht nur mit Mönch und Ehefrau, ohne Samurai.“ Sie sah zu ihm, bemüht sich als fähig darzustellen. „Es wäre ein Überfall möglich.“ „Möglich, ja. Kagura, du siehst einfach nie das gesamte Bild. Er ist also willens ohne Samurai die Burg zu verlassen, umso williger wird er auch einem Treffen mit mir, einem höflichen, nachbarlichen Treffen, zustimmen. Ohne Samurai ist er leichter zu … beeinflussen.“ Ein junger Narr, ein verliebter, noch dazu, und ohne Papa offenkundig auch ohne Beratung. „Noch etwas?“ „An der Grenze zu Aoi landete ein Vogel, der Nachricht von Fürstin Teikken und Prinzessin Abi bringen will. Hakudoshi ist bei ihm. Soll er herkommen?“ „Nein.“ Naraku stand auf. Um seinen Mund glitt etwas, das ein Lächeln sein sollte, aber nie seine Augen erreichte. „Es ist besser, wenn niemand ihn sieht.“ Und niemand die Herrinnen der Vögel mit ihm in Verbindung brachte. Immerhin plante er einen Schlag gegen den Hundefürsten, der das sicher nicht ganz kommentarlos über sich ergehen lassen würde. Der Tod des Erben war doch etwas, das traf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)