Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 11: Anfangsschwierigkeiten ---------------------------------- Die besagte Burgbesichtigung begann auch sofort. Kagawa führte den neuen Daimyo im dritten Mauerkreis an den Überresten des kaiserlichen Lagers vorbei nach Westen, fast dem Eingang gegenüber. Dort lagen Boxen und kleine Koppeln für fast dreißig Pferde. Inu Yasha konnte nicht reiten, aber er fragte doch: „Pferde und ihr Unterhalt sind teuer. Sie werden alle geritten?“ „Ja, Inu Yasha-dono.“ Der Burgvogt erlaubte sich eine weitere, offenkundig angeforderte, Erklärung. „Bislang war es stets so, dass der Daimyo mit einer Garde aus zehn Männern die Grenzen einmal im Monat abpatrouillierte und für eine Woche weg war. Die übrigen zwanzig Pferde dienen vor allem als Tiere für rasche Boten, aber sind ebenso für den Kampf ausgebildet worden. Natürlich herrscht seit langem Frieden.“ Der neue Herr nickte nur. Ja, dachte Kagawa. Der Halbdämon stammte aus dem Westen, einem der beiden dämonischen Fürstentümer, neben dem Miyai der Wölfe, in denen die meisten Krieger gehalten wurden. Die genauen Zahlen wusste kein Mensch, aber der Hundefürst hatte mal eben fünfzig Krieger hier gelassen und war mit zweihundert angereist – sicheres Zeichen, dass er zuhause noch mindestens einmal diese Anzahl zur Verfügung hatte. „Die Tiere werden hier gezogen oder aus Ayama beschafft?“ „Aus Ayama. Die verstorbenen Fürsten, also aus Ayama und Daimyo Higurashi, hatten einen Vertrag geschlossen.“ Inu Yasha nickte nur. Also gut, diese Patrouille würde er ganz sicher nicht so machen wie bisher. Er konnte nicht reiten, und die Vorstellung hinter einem Reiter mit Standarte vor zehn anderen berittenen Samurai zu laufen oder zu rennen … das vertrug sich sicher nicht mit dem Anspruch eines Daimyo. Geschweige denn seinem persönlichen Stolz. Überdies wäre eine Kontrolle der Grenze zum Westen überflüssig. Vater würde hier unter Garantie nicht einfallen. Was man, nach Papas Worten, dem derzeitigen Fürsten von Ayama durchaus zutrauen konnte. Die anderen Grenzen bildeten die zur kaiserlichen Residenzprovinz Heyjo und drei anderen menschlichen Provinzen. Von hier sollte auch eigentlich kein Ärger zu erwarten sein. Nun gut, man sollte vorsichtig sein, aber dennoch … zuerst war diese Pforte von Ronin dran. „Wie viele Männer betreuen die Pferde?“ „Zwei.“ Das erschien Inu Yasha wenig für dreißig Tiere, aber das war ja wohl auch deren Ganztagsbeschäftigung. „Der zweite Mauerring.“   Dort angekommen wurde der neue Herr der Burg gleich zwei Mal überrascht. Wohin er auch guckte, jeder hatte sich niedergekniet, die Nacken gebeugt. Wie machte Vater das nur immer? Er winkte etwas, in der Hoffnung eine gute Imitation abzuliefern. Immerhin sollten die Menschen doch ihrer Arbeit nachgehen. Prompt erhoben sich alle und machten sich, wenngleich mit neugierigen Blicken, wieder auf ihre Wege. Zum Zweiten war er verblüfft über die Menge an Leuten, die hier lebten und die durchgeplante Ordnung. Nun ja, in solch einer Burg, gleich, wie groß sie auch sein mochte, war Platz Mangelware. Rechts und links des Weges lagen immer zehn Häuschen, hätte er fast gesagt, nebeneinander. Immer eine Familie bewohnte dort wohl ein großes Zimmer. Danach kamen jeweils ein zu dieser Gruppe gehöriges Häuschen, und ein großer Bottich mit Wasser, zum Waschen und Wäschewaschen. Die eigentliche Wasserversorgung bildeten zwei Brunnen. „Wie viele Menschen leben auf dieser Burg?“ erkundigte er sich. „Fast achthundert. Davon dreihundert Samurai, deren Frauen in der Küche und als Putzkräfte arbeiten. Und deren Kinder. Hinzu kommen noch Verwaltungsbeamte. Die Ehefrauen der höheren sind Gesellschafterinnen der Fürstin oder nun auch der Fürstinmutter. Und natürlich Handwerker.“ „Ein Schmied?“ Ja, der neue Daimyo kam aus dem erzreichen Westen. „Nein, Inu Yasha-dono. Aufgrund der Feuergefahr liegt die Schmiede im Normalfall gut einen Kilometer von hier Richtung der Niigata-Vulkane. Im Kriegsfall kann allerdings eine im unteren Mauerring eröffnet werden, nahe der Pferde.“ Der Halbdämon sah vor sich das Torii, das rote angemalte Tor, das den heiligen Bezirk des Schreins abgrenzte. Er hatte dort gestern geheiratet, aber, aufgeregt, wie er gewesen war, war ihm nicht aufgefallen, dass dieser praktisch quer stand, den Mauerring abschloss. „Man kann hier nicht rundherum?“ „Nein. Hinter dem Schrein befindet sich noch ein kleiner Meditationsgarten, dann eine Mauer. Auf der anderen Seite, falls Ihr Euch mit mir dorthin begeben wollt, liegen die Werkstätten und Wohnungen der Handwerker. Zimmerer, eine Schneiderei. Und die Vorratslager.“ „Gibt es auch in der inneren Burg Brunnen und Vorräte?“ „Ja, Inu Yasha-dono.“ Kagawa war angetan. Ja, der neue Herr hatte eindeutig militärische Ausbildung erhalten. Der doch unsichere Halbdämon wäre über das Lob erfreut gewesen. Er vermisste die väterliche Pfote jetzt schon. Aber, da musste er jetzt durch. Papa hatte ihm das zugetraut, jetzt musste er bestehen. Und, das gab er zu, es wäre mehr als peinlich mit eingekniffenem Schwanz nach Nishijo zurück zu kehren und zuzugeben, dass man das nicht geschafft hatte. Vater würde vielleicht nichts sagen aber enttäuscht sein – und Sesshoumaru, nein danke. Dem den Beweis zu liefern, dass ein Halbdämon wirklich nur halb war, war definitiv nichts, was er wollte. „Dann zu den Handwerkern, dann die innere Burg.“   Die nächste Überraschung erfuhr Inu Yasha im ersten Stock des Haupthauses der inneren Burg. Links lagen seine Räume, die kannte er ja, und rechts der Frauentrakt. Da der Burgvogt daran vorbei ging und die Treppe weiter empor nehmen wollte, meinte er: „Dort?“ „Äh, ja, das ist der Frauentrakt. Ein gemeinsamer Aufenthaltsraum und vier weitere Räume.“ Da Kagawa den etwas irritierten Blick richtig deutete, erklärte er verlegen: „Nun, ich weiß nicht, wie es in einem dämonischen Fürstentum ist, Inu Yasha-dono, aber, ich bitte um Vergebung, wenn es nur Männern, die mit allen dort lebenden Frauen verheiratet oder blutsverwandt sind, erlaubt ist, dorthin zu gehen.“ „Wie hoshi Higurashi?“ fragte der junge Daimyo prompt, ärgerlich, dass man ihm seine Verwunderung angesehen hatte. Das sollte man nie. Vater hatte immer gemeint, dass ein Fürst neutral zu erscheinen habe, egal, was er fühlte. „Ja, genau, oder wie Souta.“ Irgendwie sah sich Inu Yasha zu einer Erklärung gezwungen. „In meines Vaters Schloss gibt es seit dem Tod meiner Mutter keinen Frauentrakt.“ „Oh, natürlich.“ Hatte es nicht einmal geheißen, dass da noch eine Ehefrau des Taishou existiere? Aber, das würde der junge Herr wohl am Besten wissen. „Im nächsten Stock befinden sich zwei Zimmer, die leer stehen. Sie waren einst, vor dem Friedensschluss, für … besondere Gäste gedacht. Ich lasse sie selbstverständlich reinigen und in Ordnung halten.“ „Geiseln,“ erklärte Inu Yasha deutlich weniger behutsam. „Äh, ja. - Darüber befindet sich noch eine Wachstube.“ „Dann gehen wir dort hinauf.“ Nun ja, klar. Diese Wachstube war ideal. Der höchste Platz auf einer Burg, von der aus man sowieso weit in das Land blicken konnte. „Wie viele Wachen sind dort?“ „Immer vier Männer, Inu Yasha-dono. Zwei für den Tag, zwei für die Nacht. Nach einer Woche werden sie abgelöst. Sie achten, gerade auch nachts, auf Feuergefahr.“ „Du kontrollierst den Feuerschutz selbst.“ Das war wichtig in einem Gebäude das doch zu einem Gutteil aus Papierwänden und Holz bestand. „Ja. Einmal die Woche. Und ich schicke immer wieder einen meiner engsten Mitarbeiter unangekündigt gerade durch den zweiten Mauerring. Eimer mit Wasser, mit Sand und Feuerpatschen liegen stets bereit, alle zehn Häuser.“ Ein Burgvogt hatte eindeutig noch mehr zu tun als der Fürst selbst und Inu Yasha beschloss sein Selbstmitleid zu zügeln. „Dann zeige mir das Arbeitszimmer und rufe die Berater zusammen. Fünf.“ „Mit meiner Wenigkeit, ja.“   Das Arbeits- und damit kleine Empfangszimmer sah aus, wie es Inu Yasha von zuhause kannte: ein Podest im Hintergrund mit einem Schemel, auf dem der Fürst Platz nahm, daneben lagen keine Kissen, hier gab es ja keine Söhne, davor allerdings im Halbkreis bereits fünf Kissen, sicher für die Berater. Nur – „Ich benötige einen Schwertständer auf dem Podest.“ „Für Tessaiga, natürlich.“ Der Burgvogt vergaß kein dämonisches Schwert in seinen Mauern. „Bitte, nehmt Platz, ich werde die anderen Berater verständigen und den Schwertständer mitbringen.“   Der Halbdämon setzte sich, immerhin stünde er sonst wie bestellt und nicht abgeholt herum. Das war das erste Mal, das er auf dem Platz des Hausherrn saß. Eigenartiges Gefühl, wie er zugab. Macht und Verpflichtung, das hatte er zuhause gelernt. Und, die Pflicht wog schwer. Er hatte dem Kaiser sein Wort gegeben für den Aoi zu verwalten, war Vater verpflichtet, aber auch den Menschen hier in der Provinz. Das konnte wirklich schwierig werden. Klappte es nicht, wäre er schuld an was auch immer. Minimum einem Krieg. Immerhin schien Kagome ein kleineres Problem zu sein als er zuerst befürchtet hatte. Leider allerdings auch ein größeres als erhofft, denn so sanft wie Mama war sie definitiv nicht. Er sah auf, als Kagawa zurückkehrte, mit einem Mann, den er schon gesehen hatte, aber den Namen nicht wusste, der kommandierende Hauptmann aller berufsmäßigen Krieger in Aoi. Und nur ihm als Daimyo untergeordnet. Die anderen drei Männer hinter ihnen waren zwischen Mitte dreißig und Fünfzig, wenn er das recht schätzte, trugen die schwarzen, hohen Kappen wichtiger Beamter und schwere Kimono. Sie waren alle bei dem Hochzeitsempfang gestern dabei gewesen. Allesamt verneigten sich tief vor ihm, ehe der Burgvogt möglichst unauffällig einen Schwertständer auf das Podest stellte, ehe auch er sich auf seinen offensichtlichen Stammplatz kniete und den Kopf neigte.   Kagawa konnte etwas, das war schon einmal gut, dachte der Halbdämon, der sich gerade schrecklich allein fühlte, auch, wenn ihn natürlich niemand offen anguckte. Der Hauptmann war sicher wichtig und der Kämmerer, denn, wenn er sich so an die väterliche Verwaltung erinnerte, waren die Finanzen immer letzten Endes ausschlaggebend. So sah er zu dem obersten Militär von Aoi. „Hauptmann.“ „Mein bescheidener Name ist Nimaki, Inu Yasha-dono. Ja, ich bin verantwortlich für das Militär in Aoi.“ „Auch Rekrutierung und Ausbildung.“ „Ja. Die Rekruten werden mir allerdings von Okinajoi zugewiesen.“ Das war doch der Leiter der Kanzlei? Klar. „Du weißt sicher, dass nun fünfzig Dämonenkrieger hier stationiert sind, um das Bündnis zwischen ….“ Halt! Aufpassen, das waren Menschen! Auf dem Kaiser herumreiten, wie Vater es getan hatte? Warum nicht dem besten Strategen nacheifern? „Zwischen meinem verehrten Cousin, dem Göttlichen Kaiser, und meinem verehrten Vater, dem Fürsten des Westens, zu besiegeln. Dir wird klar sein, dass du dich mit Waffenmeister Toyomaru unterhalten solltest, dem diese Krieger unterstehen.“ Ha, das klang doch schon mal gut, oder? „In einem, hoffentlich undenkbaren, Kriegsfall, müsst Ihr zusammenarbeiten um Aoi und das Kaiserreich zu schützen.“ Der Hauptmann neigte nur den Kopf. Das stimmte alles und er hatte sich bereits mit Toyamaru unterhalten. Das reichte doch wohl? Später hatte der Typ noch eine Stunde allein mit ihm. Naja. Weiter im Programm. So sah Inu Yasha zu dem ältesten Mann der Runde. Der hatte eine Rolle Papier dabei. Er hätte wetten mögen, dass das der Kämmerer war. Die liebten Zahlen doch so. „Dein Name?“ „Ich bin Tarashi, Euer Kämmerer, zu Diensten.“ „Wir gehen die Finanzen später allein durch.“ Nur das jetzt nicht ausdehnen. Das würden sowieso noch fünf Stunden werden! Weiter. „Dein Name?“ „Fukuwara, mächtiger Daimyo. Mein Aufgabengebiet lag bisher im Handel. Zollstationen, Zölle erheben und überwachen, aber auch Sicherung und Ausbesserung der Wege. Unter Umständen mir erlauben Vorschläge zu machen, was von wo importiert oder auch wohin verkauft wird.“ Und zu letzterem Punkt hatte er bereits zwei Dinge liegen, die er wirklich dringend mit dem Fürsten besprechen musste. Inu Yasha nickte. Für eine Provinz, deren Reichtum vom Handel herrührte, war das sicher ein wichtiger Posten. „Dann bist du der Leiter der Kanzlei, Okinajoi.“ Der so Angesprochene neigte höflich den Kopf. Da konnte jemand aufpassen. Umso besser. „Ja, Inu Yasha-dono. Darf ich in dieser Eigenschaft auch gleich eine Frage stellen, damit ich, und Fukuwara, natürlich, unverzüglich die entsprechenden Aufträge geben können?“ Der Halbdämon unterdrückte seinen Seufzer, ob das nicht bis nachher Zeit habe, wenn er jeden einzeln da hätte. Hatte es wohl nicht, denn diese Männer erschienen ihm sachliche, durchaus fähige, Beamte. Man konnte über seinen verstorbenen Schwiegervater sicher nicht sagen, dass der untaugliches Personal hatte. „Ich höre.“ „Bislang waren die Standarten und auch die Hosen der Krieger dieser Provinz grün. Grün, wie die Farbe der Familie Higurashi. Nun, mit Euch an der Spitze, sind selbstverständlich Eure Farben notwendig. Allerdings wussten wir nicht, welche Farben. Rot und weiß gehört ja dem Westen.“ Ach herrje. Daran hatte er kein bisschen gedacht und – was war jetzt nur adäquat? Jedenfalls durfte keine Provinz die Farben einer anderen führen oder eines anderen Fürstentums. „Rot wäre schon passend, in Erinnerung an meine väterliche Familie.“ „Mit Verlaub, Inu Yasha-dono,“ warf Fukuwara ein. „Rot und grün sind bereits die Standarten der vierten Provinz, die südlich von uns liegt. Daimyo Kamura.“   „Sagte ich etwas von rot und grün?“ knurrte Inu Yasha unverzüglich, ohne zu ahnen, dass er für die erfahrenen Männer vor sich gerade die rote Linie gezogen hatte, ab wann es für Berater unter dem neuen Herrn heikel wurde. Vorlaut war eindeutig unerwünscht. Ja, nur, welche Farbe dann? Er sah zum Fenster. Nach Westen. Ach, wie gern wäre er jetzt zuhause, sogar ein Duell mit Sesshoumaru wäre netter als das hier…. Nicht im Selbstmitleid versinken, nicht aufgeben, dachte er dann. Er gab nie auf! Die Sonne schien so warm und gelb. „Gelb,“ erklärte er unwillkürlich ohne nachzudenken.   Die fünf Berater sahen erst sich, dann den jungen Daimyo etwas mehr als verblüfft an. „Nun ja, rot-gelb hat keine Provinz und kein Fürstentum,“ erwiderte der Kanzleichef behutsam. „Es ist wohl auch ungewöhnlich…“ Der Göttliche Kaiser hatte Gold in seiner Standarte und bislang hatte es niemand gewagt ihn auch nur andeutungsweise zu imitieren. „Gelb,“ wiederholte Fukuwara, der die Stoffe bestellen sollte. „Warum denn….“ Inu Yasha erkannte gerade noch, dass sein erster Impuls, ein patziges: „warum nicht?“ sicher falsch war, Zweifel an ihm als Daimyo aufkommen lassen würde. Und das Allerletzte, was er brauchte, war, dass ihm nicht nur die eigene Ehefrau zweifelnd gegenüber stand, sondern auch noch seine Berater gegen ihn arbeiteten. Also musste schnell eine Erklärung her, irgendeine, die sie schlucken würden. Nur, was. „Gelb wie die Sonne,“ meinte er langsam, um Zeit zu gewinnen, als ihm eine spontane Idee kam. „Falls ihr es nicht wisst, meine Mutter war eine kaiserliche Prinzessin. Und zu Ehren unserer großen Ahnin, der Sonnengöttin omikami Amaterasu, gelb zu nehmen, erscheint mir passend. Euch nicht?“ Oh. Das war gut gewesen, denn sie klappten förmlich nach vorne, in die Demutshaltung. „Vergebt, Inu Yasha-dono,“ brachte Okinajoi als ranghöchster Zivilbeamter heraus. Natürlich durfte ein Enkel eines Göttlichen Kaisers auch seiner mächtigen Vorfahrin huldigen. Es handelte sich nur eben um den ersten Daimyo, der das war. Nicht auszudenken, wenn sich Inu Yasha bei seinem „hochverehrten Cousin“ über solch dumme Berater ausließ – oder gar sie alle fünf in sein Nachtgebet an die Sonnengöttin einschloss. „Selbstverständlich ist es eine überaus gute Idee die Farben nach der mächtigen Ahnin Eurer kaiserlichen Mutter und Eurem fürstlichen Vater zu wählen. Wir wollten keineswegs….“ „Schon gut.“ Nur nicht noch mehr Zeit verschwenden. „Kagawa, wir haben heute schon genug geredet. Morgen erstattest du mir Bericht, heute erledige noch deine Aufgaben.“ Der Burgvogt schien erleichtert. Nun ja, er auch, wieder eine Stunde eingespart. „Du kannst gehen. - Nimaki, du kannst hier bleiben, eine Stunde. Dann Fukuwara, Okinajoi und als letzter Tarashi. Geht.“ Puh, das war erst einmal überstanden und mit etwas Glück war er gegen acht Uhr in seinem Zimmer, allein.   Kagome hatte im Aufenthaltsraum gesehen, dass ihre Mutter eher traurig wirkte. War es, weil Souta weg war und sie nicht mit unten am Tor gewesen war? Sie schickte die Ehefrauen der Beamten, die ihnen stets als Gesellschafterinnen zur Verfügung standen weg und bat selbst Mitsu, Mamas Freundin, sie allein zu lassen. Sango hatte sich bereits verabschiedet. Sie wollte noch aus dem ihr zugewiesenen Gästehaus ihre Sachen hierher holen, darunter eine winzige Katze, wie sie versprochen hatte. Erst dann rutschte Kagome hinüber. „Er wird es gut haben,“ meinte sie leise und legte den Arm um ihre Mutter. „Ich denke sogar, er ist irgendwie… glücklich…“ „Souta? Ach ja. Er hatte es nie so mit dem Militär,“ gab die ehemalige Fürstin zurück. „Und anscheinend versprach ihm der General, dass er auch weiter lernen könne. Er wird schon seinen Weg machen. - Sehe ich wirklich so traurig aus?“ „Sehr, Mama. Was ist?“ „Eine der Frauen erzählte beiläufig heute, dass morgen in Kosaten ein großes Fest wäre.“ „Kosaten?“ Kagome musste nachdenken. Das war doch der Marktflecken, fast eine Stunde weg, am Großen Fluss? „Willst du etwa dahin? Zu einem Fest?“ Da waren sie noch nie gewesen. Und das, wo Vater jetzt erst gestorben war? „Kosaten feiert das Totenfest, weißt du? Einmal im Jahr werden Papierschiffchen gebaut und man kann sie kaufen, mit kleinen Lichtern drauf auf den Fluss setzen und der Verstorbenen gedenken.“ „Vater?“ entfuhr es Kagome unwillkürlich. „Ja, das ist doch eine gute Idee. Ich komme mit. Warum so traurig, Mama. In einer Stunde kann man da sein und…“ Sie brach ab. „Mama?“ Denn der standen Tränen in den Augen. „Wir brauchen dazu die Erlaubnis des Daimyo und eine Eskorte, sonst dürfen wir doch die Burg nicht verlassen.“ „Nun, dann fragen wir Inu Yasha eben.“ „Meinst du, ein Halbdämon kann das verstehen?“ „Er war sehr nett zu mir,“ erwiderte die jetzige Fürstin prompt, die durchaus nicht vergessen hatte, dass er sie nicht dafür belangt hatte, dass sie ihn bluten ließ. „Wir müssen ihn fragen, aber… Mama, wann geht das Fest morgen los?“ „Ich denke am späten Nachmittag, warum? Willst du ihn heute Nacht fragen?“ Sicher nicht, dachte Kagome unwillkürlich, die doch schwer hoffte, dass er sich an die Abmachung halten würde sich erst näher kennen zu lernen, und sie nicht würde rufen lassen. „Wir fragen dann jetzt gleich, offiziell. Dann wissen wir Bescheid und, soweit ich weiß, ist er jetzt noch mit irgendeinem Berater in seinem Arbeitszimmer. Dann kann auch in aller Ruhe der Burgvogt die Eskorte, Sänften und Träger, zusammenstellen.“ „Ja, du hast recht. Du meinst, er wird zustimmen?“ Wehe nicht, dachte Kagome, aber dann meinte sie ehrlich: „Wenn wir höflich sind, sicher. Denke ich.“ Mach Platz sollte sie jedenfalls vor den Beratern dringend vermeiden. Bei aller Nachsicht, die ihr Ehemann ihr gegenüber bewiesen hatte – da ging es um seinen persönlichen Ruf und das Amt des Daimyo. Er musste und würde sie hart bestrafen.   Der junge Fürst ließ sich mit doch ehrlichem Interesse von Nimaki über die Sicherungen der Provinz berichten, vor allem an der Pforte von Ronin. Der Hauptmann bemerkte durchaus die militärische und strategische Ausbildung und war angetan. Besser einen Halbdämon, zumal auch aus dem Kaiserhaus stammend, mit Fähigkeiten als einen Menschen ohne jede Ahnung. Als die Tür unerwartet beiseite geschoben wurde, sah Inu Yasha unwillig auf. Das ziemte sich nicht. Der Diener in der Tür wusste das offenbar und warf sich vorsorglich flach zu Boden. „Was gibt es?“ Und Gnade sonst wer dem Idioten, wenn der glaubte hier einfach wie in eine Taverne hereinspazieren zu können. „Ich bitte um Vergebung, Inu Yasha-dono, Kagome-sama und ihre werte Mutter bitten dringend um die Erlaubnis Euch sprechen zu dürfen.“ Kagome und ihre Mutter? Der Halbdämon hatte keine Ahnung, wie man so etwas auf der Prioritätenliste sah. Seine Mutter war tot, Sesshoumarus Mutter weit. Allerdings wusste er durchaus, dass das ungewöhnlich war – und, dass Vater Mama jeden Wunsch erfüllt hatte. „Nimaki, warte. Hole die Damen herein.“ Der Diener robbte bereits rückwärts aus dem Arbeitszimmer, durchaus erleichtert, dass er keine Prügel erhielt. Natürlich schlug ein Daimyo nicht selbst zu, aber auch Kollegen konnten einem auf Befehl weh tun.   Inu Yasha sah überrascht, dass beide Frauen hereinkamen, sich unverzüglich zeremoniell an der Tür verneigten, dann erst auf seinen Wink näher kamen und sich den formellen Meter vor ihm niederknieten, die Nacken beugten. Was war denn jetzt los? Er hätte um ein Haar gesagt: so förmlich, Kagome, aber, da war Nimaki.   Kagome ihrerseits hätte niemandem sagen können, warum sie seltsamerweise Schmerz und Freude verspürte. Schmerz, weil da jemand anderer auf dem Platz ihres Vaters saß, Freude, weil … ja, weil es eben Inu Yasha war und der offenkundig wusste, wie sich ein Daimyo verhielt. Das war nicht mehr der verlegene Junge der Hochzeitsnacht, das war der Herr. Irgendwie passte das mehr in ihr anerzogenes Weltbild und so wartete sie auch höflich ohne aufzusehen auf die Ansprache. Etwas, das ihren Ehemann nur noch mehr alarmierte. „Was ist geschehen?“ „Oh, nichts, Inu Yasha-sama, es ist nur, wir hätten eine wirklich große Bitte.“ Der Wink ließ sie weiterreden. Ja, er wusste, wie es ging. „Morgen findet in Kosaten, dem Markt am Fluss, ein großes Totenfest statt. Man kann da Schiffchen kaufen und mit Lichtern den Fluss hinab senden bis zum Meer, den Seelen gedenken. Mama… und ich….würden wirklich gern….für Papa….“ Sie brach ab. War ein halber Dämon tatsächlich der richtige Ansprechpartner dafür? „Ein Totenfest?“ Inu Yasha war etwas irritiert, dass beide Frauen vor ihm sehr aufgeregt wirkten. Zumindest Kagome sollte doch wissen ... nein. Sie war es für ihre Mutter. Seine Schwiegermutter wollte dahin um um ihren Ehemann zu trauern. „Wie läuft dieses Fest ab, giri-no-haha-sama?“ fragte er daher. Oh, und wie gut er wusste, wie es war einen Menschen zu vermissen. Ob Mama auch so um Vater getrauert hätte, wäre der vor ihr gestorben? Die ehemalige Fürstin zuckte bei der Anrede als verehrte Schwiegermutter fast zusammen, neigte sich jedoch höflich. Das war mehr als freundlich und sie verstand, warum ihre Tochter nach der Hochzeitsnacht beruhigter gewesen war. Irgendwie, sehr jung und Halbdämon hin oder her, vermittelte er das Gefühl, das alles in Ordnung käme. „Den ganzen Tag über, Inu Yasha-sama, ist schon ein Fest, wo die Menschen feiern. Gegen Abend wird es leiser und nur noch die Stände mit den Papierschiffchen und den Lichtern haben auf. Das basteln die Menschen das ganze Jahr und verkaufen es dort. Man kauft ein Schiffchen und ein Licht und zündet es an, setzt es auf den großen Fluss. Man hofft, dass das Licht der Seele den Weg zeigt.“ Mama, dachte Inu Yasha nur. Es gab noch einen Weg an sie zu denken außer zu ihrem Gedenkstein zu gehen. Aber er sah zu Nimaki. „Wie groß sollte die Eskorte für die Fürstinnen sein?“ Allen drei Menschen im Raum fiel die überaus höfliche Anrede an die Schwiegermutter auf. Sie war nicht mehr die Fürstin und er hätte sie zu einem Schatten im Frauentrakt machen können. „Für zwei Sänften, zwanzig Mann, Inu Yasha-dono,“ erwiderte der Hauptmann prompt. „Gut. Eine Stunde Weg, denke ich. Wir brechen um fünfzehn Uhr auf, zwei Sänften, menschliche Träger. Und zwanzig Mann Eskorte zu Fuß plus Standartenträger. Ich gehe mit.“ Alle Anwesenden verneigten sich eilig, Kagome froh, dass sie sich nicht geirrt hatte, ihre Mutter froh, dass der junge Halbdämon ihre Trauer verstand. Nur, warum wollte der mit? Da der Hauptmann sich bereits erneut verneigte um die Erlaubnis zum Abschied zu bekommen, sagte Inu Yasha nur noch: „Und, die Leute des Eskorte sollten welche sein, die in diesem Jahr Angehörige verloren haben, Nimaki.“ Diese konnten dann selbst auch noch Lichter kaufen. „Vielen Dank, mein edler Fürst.“ Das kam von Herzen. „In diesem Fall erlaube ich mir selbst die Eskorte anzuführen. Mein Sohn starb mit seinem Daimyo.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)