Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 9: Hochzeitsnacht ------------------------- Zurück im Frauentrakt stellte Kagome fest, dass dort Souta und Eri warteten, zum allerletzten Mal. Sie konnte beide umarmen, ehe Mama sagte: „Du musst dich umziehen, Kind, komm. Sie werden Inu Yasha-sama schon in seine neuen Räume führen.“ „Eri, Souta….“ flüsterte die unglückliche Braut. „Ich wünsche euch beiden von Herzen eine gute Reise und viel Glück in Heiyokyo.“ „Dir auch, Schwester.“ Souta ließ sich nur unwillig an sie drücken, aber es war das letzte Mal und sie weinte. „Der General sagte mir, dass mich der Kaiserliche Rat sehen wolle und danach einteilen werde, in welchem Bereich ich lernen solle. Ich werde schon gut behandelt werden.“ Und keine Verantwortung tragen müssen wie ein Daimyo oder Militär. Er lernte gerne, aber er hatte in seinem Leben als Thronfolger schon festgestellt, dass es sich in der zweiten Reihe der Politik deutlich ruhiger lebte. „Das wird schon,“ behauptete Eri zuversichtlich. „Ich weiß ja, ich muss mich an meinen Ehemann anpassen, dann wird alles gut. Solltest du übrigens auch versuchen, Kagome.“ Sie lächelte etwas.   Keine zwei Minuten später stand Kagome mit ihrer Mutter und Sango allein in ihrem Zimmer und weinte. „Sie sind weg …“ „Ja.“ Die Dämonenjägerin sah das nüchterner, als sie das Kissen des Kimono abband. „Aber, stell dir vor, du wärst in eine andere Provinz gegangen, dann würdest du sie auch nie wiedersehen. Und wärst ganz allein unter Fremden. Jetzt ist doch deine Mutter, dein Opa, hier.“ Das mochte ja alles stimmen, aber … Mit neuem Schrecken erkannte Kagome, was ihre Mutter da in weiß in der Hand hielt. „Das ist nicht dein Ernst! Mama, ich gehe doch nicht in einem einfachen Yukata da rüber!“ Der Frauentrakt und der Trakt des Hausherrn wurden nur durch einen Absatz des Treppenhauses getrennt, in dem vor jedem Trakt zwei Wachen standen, die neugierige oder verirrte Besucher, rasch wieder hinunter in die offiziellen Räume schickten. „Kniekurz und so ….einfach.“ „Und leicht zu ausziehen,“ erklärte Frau Higurashi milde. „Du wirst das nach einem so langen Tag kaum allein hinbekommen wollen und du kannst nicht erwarten, dass dein Ehemann dir beim Auskleiden hilft. Nadeln oder so hast du ja sowieso nicht stecken. Aber du siehst verweint aus. Sango, hole doch feuchte Tücher und einen Kamm. Sie soll doch hübsch sein.“ Sie WAR hübsch, dachte Kagome wütend, die ihren Plan gerade scheitern sah. In einem Kimono hätte sie die Bannkette in die Ärmeltasche schieben können, aber ein einfaches Baumwollgewand besaß keine. Erst, als sie den Yukata umgebunden hatte, erkannte sie eine Chance und zwang sich zur Ruhe. „Sango, hole mir doch bitte noch einmal feuchte Tücher. Mama, kannst du den Wachen sagen, sie sollen… naja, woanders hingucken?“ Die Dämonenjägerin verschwand prompt und ihre Mutter nickte. „Ich werde es versuchen.“ Immerhin war sie in diesem Schloss geboren und kannte alle hier, auch, wenn sie natürlich keinerlei Befehlsgewalt über die Krieger hatte. „Ich werde dich auch bis zur Tür begleiten. Beruhige dich.“ Kaum, dass Kagome allein war, lief sie zu ihrem Bett, wo sie unter ihrer Decke die Bannkette verborgen hatte und schob sie eilig tief in ihren Ausschnitt. Hoffentlich würde die nicht durchrutschen, das gäbe doch wohl Nachfragen. Immerhin hatte sie sie ohne Erlaubnis aus dem Schrein genommen, das war etwas, was Großvater nun gar nicht leiden mochte.   Inu Yasha stand in seinem neuen Zimmer. Er hatte es rasch vorgeführt bekommen, aber jetzt war er allein, zumindest vorerst, und atmete tief durch. Den gesamten Tag war er unter Beobachtung gestanden, jede Geste, jedes Wort hatte er auf die Goldwaage legen müssen – hoffentlich wurde das besser, wenn erst einmal Vater und dieser General weg waren und er tatsächlich der Hausherr. Er sah sich noch einmal um. Da drüben war ein winziges abgetrenntes Kabinett, das nicht nur einen privaten Abort, sondern auch einen größeren Trog mit Wasser und daneben Handtüchern enthielt. Neugierig hatte er hinab gesehen und bemerkt, dass es dort tief hinunter ging, außerhalb der Burg. Wer auch immer die gebaut hatte, hatte sich etwas dabei gedacht. Sein eigentliches Zimmer war zumindest für diese Burg wohl recht groß und nur von einer Pfanne mit Kohlenfeuer erhellt. Der Boden war aus Stein, vermutlich wie hier fast alle, die er bislang gesehen hatte, um die Brandgefahr zu mindern, der viele Schlösser unterlagen, wie viel mehr eine Burg, die belagert werden konnte. Auf einer Seite stand ein sehr neu aussehendes Schreibpult mit Kissen, Tinte, Feder und Papier, etwas abgeschirmt durch eine Stellwand auf Papier, die Kraniche zeigte, auf der anderen Seite war auf einem Rechteck von Tatamimatten eine große Decke und tatsächlich auch Kissen hingelegt worden. Das sollte wohl die Ruhestatt sein. Er musste ja selten schlafen, aber ihm war klar, was von ihm jetzt erwartet wurde. Und, das konnte wirklich peinlich werden. Vater hatte gesagt, er solle seine aufgeregte Braut beruhigen. Aufgeregt war sie, fast panisch, nur hatte er nicht die mindeste Ahnung wie er eine Menschenfrau diesbezüglich beruhigen sollte. Wesen dieser Art hatte er seit dem Tod seiner Mutter zwar gesehen, aber weder mit den Putzfrauen im Schloss noch mit den Teepflückerinnen großartige Gespräche geführt, geschweige denn sie angefasst. Er wusste ja nicht einmal, ob sich diese Kagome vor ihm als Ehemann fürchtete, sich also bei einem menschlichen Mann auch so benommen hätte, oder auch einem ganzen Dämon, oder sich also gruselte, weil er eben kein Mensch und auch kein Dämon war, sondern etwas Halbes …. Und wie sollte er …. Ihm wurde heiß und er trat ans Fenster, sah durch das Holzgitter in das dunkle Land. Unbewusst zerrte er sein Oberteil aus dem Gürtel und ließ es offen hängen. Etwas kühler. Verdammt, war er aufgeregt. Lieber einen Schwertkampf, selbst gegen Sesshoumaru, als dieses Warten ohne Ahnung was zu tun sei. Vielleicht sollte er ihr einfach sagen, dass er ihr nicht wehtun wolle? Schon, aber, wenn er dann das rein aus Versehen machte, wäre das auch nicht so toll. Warum nur hatte sie solche Angst? Sie konnte hier bleiben, in der Burg, in der sie aufgewachsen war, bei ihrer Mutter, bei ihrem Großvater. Er hatte das alles aufgeben müssen. Er hätte es noch eher verstanden, wenn sie sich so benommen hätte, wäre sie in den Westen gekommen, wie Mama einst. Aber die hatte ihm erzählt, wie freundlich Vater sie begrüßt hatte, wie er versucht hatte sie in ihre neue Stellung einzuführen. Ja, und das brauchte er selber doch nicht, oder? Kagome dürfte doch bei ihrer Mutter gesehen haben, wie es eine Fürstin, also, die Ehefrau eines Daimyo, so trieb. Seine Ohren zuckten, als er die äußere Tür zu seinem Trakt beiseite geschoben hörte. Was es etwa soweit und er hatte noch immer nicht die mindeste Ahnung wie er das mit dem „beruhigen“ machen sollte? Na, was sollte es. Planen war noch nie seine starke Seite gewesen. Also, einfach drauf. Und ehrlich bleiben, das würde schon gut ankommen.   Die Zimmertür wurde beiseite geschoben, so wandte er sich um und erkannte ein wenig befremdet, dass seine neue Ehefrau nicht allein war, sondern sich gemeinsam mit ihrer Mutter vor seiner Tür verneigte. Und das deutlich kaum, die ehemalige Fürstin korrekter. „Vergebt, Inu Yasha-sama, ich erlaube mir Euch Eure Braut zuzuführen.“ „Danke,“ sagte der wohlerzogene Fürstensohn ohne nachzudenken. „Guten Abend, Kagome.“ So zitternd und zögernd hatte er eigentlich nur einmal eine Person gehen sehen – und da wartete auf der anderen Seite ein Block und der Henker. Ach herrje. Immerhin wurde die Tür zugeschoben und er hörte die leisen Schritte sich entfernen. Was sollte er jetzt nur sagen. Sie starrte zu Boden, angespannt.   Kagome hatte bemerkt, dass er noch das Gewand des Bräutigams anhatte, aber als er sich umdrehte auch gesehen, dass er unkorrekt das Oberteil offen trug. Nun ja, es war sein Schlafzimmer, sein privatester Raum, da konnte man ihn kaum tadeln, aber…. Sie atmete tief durch. Selbst mit einem flüchtigen Blick hatte sie seine bloße Brust gesehen. Natürlich wusste sie, wie Männer so weit aussahen, sie hatte einen jüngeren Bruder und auch die Krieger trainierten oft oben ohne, aber immerhin hatte er kein Fell. Er sah fast menschlich aus, zumindest da, bis auf die Ohren und die Krallen und die Fangzähne und….was noch?   „Äh, magst du dich nicht setzen?“ Unwillkürlich deutete er auf die Decken und die Kissen, das war doch bestimmt bequemer als die schlichte Matte.   Unglücklicherweise löste das bei Kagome den nächsten Schub aus. Glaubte der Mistkerl, er könnte sie einfach mit einem Befehl und einer Handbewegung in sein Bett scheuchen? Sie musste ihm die Kette überwerfen, das musste sie, ja. Er würde sie kratzen, denn sie hatte allein bei dieser Handbewegung wieder die Krallen gesehen, beim Reden Fangzähne. Kratzen, beißen, zerreißen…. Nein, das würde sie nicht zulassen! Sie hätte niemandem sagen können, woher sie die Nerven fand sich scheinbar gehorsam abzuwenden um neben das Bett zu treten. In der Zeit wandte sie ihm die Rücken zu und zog die Bannkette heraus. Hoffentlich funktionierte das. Noch im Umdrehen schleuderte sie und legte eilig die Hände aneinander betete, so, wie es Opa ihr gezeigt hatte. Inu Yasha erkannte etwas verwirrt, wie einzelne Teile auf ihn zuschossen, ja, eine magische Welle auf ihn zurollte. Magie? Die Higurashis hatten doch gar keine ….Was sollte das denn? Instinktiv fasste er nach der Kette, die plötzlich auf Nacken und Brust lag. „Mach Platz!“ zischte Kagome, erleichtert, dass das geklappt hatte.   Der verwirrte Halbdämon fühlte sich nur mehr zu Boden gezogen und prallte hart auf den Steinboden.   Ja, dachte sie. Es klappte. „Mach Platz! Nein, du wirst mich nicht beißen, du wirst mich nicht zerkratzen! Mach Platz!“ Sie schrie immer lauter den Befehl, verloren in ihrer Panik. Immer heftiger prallte Inu Yasha auf den Steinboden – bis ihre Stimme versagte und sie langsam wieder zu Bewusstsein kam. Vorsichtig sah sie zu dem Monster – und ihr Jähzorn wich aus ihr, als sei sie ein voller Wassersack in den jemand ein Messer hineingestoßen hätte. Blut. Er lag auf dem Boden, das Gesicht nach unten und unter seinen weißen Haaren rann Blut auf die polierten Steine. Sie konnte spüren, wie sich ihr Hals zuschnürte. Ihre Knie brachen unter ihr und sie war plötzlich froh um das Kissen hinter sich. Ihr war klar, was sie gerade getan hatte. Selbstschutz hin oder her. Sie hatte ihren Ehemann verletzt, ihm weh getan, allein dafür durfte er sie schlagen, alle kaum erdenklichen Strafen verhängen. Zu allem Überfluss war er aber auch noch der Daimyo und ein Attentat auf ihn wurde mit dem Tod bestraft. Mama, Opa, was hatte sie nur ihnen angetan, und sich selbst? Zumal da unten immerhin noch sein Vater, also der Dämonenfürst des Westens, saß und der General seines Cousins, deren Krieger vor der Burg lagerten! Und sie konnte sich nicht mehr gegen ihn wehren, Monster hin oder her. Ihre Stimme versagte, und, er richtete sich auf…..! Sie erstarrte. Er blutete aus der Nase und warf ihr einen sehr langen Blick zu. Sie streckte unwillkürlich abwehrend die Arme aus, als würde das ihn aufhalten, wenn sie den Befehl nicht mehr sagen konnte. Und selbst das würde sie nicht retten. Irgendwann war sie zu heiser, irgendwann würde er sie erwürgen…   Inu Yasha wischte sich mit dem Ärmel das Blut von der Nase. Das hatte durchaus weh getan, aber davon würde er sich rasch erholen. Aber, was hatte das denn gesollt? Kein Higurashi verfügte mehr über Magie? Na, was war das denn gewesen? Vater hatte das nicht gewusst, ein Dämonenfürst log nie. Jetzt starrte sie ihn an, ihr Herz raste. Ihre Panik, die sie zuvor gehabt hatte, war umgeschlagen in schiere Todesangst, das sagten ihm seine Augen, noch ehe die langsam frei werdenden Nase es anzeigte. Beruhigen, hatte Vater geraten – aber, wie sollte er diese Irre beruhigen, die zwischen Angst, Wut und mächtiger Magie anscheinend hin und her schwankte ohne einmal nachzudenken? Gegen die war er ja ein Ausbund von Selbstbeherrschung und Vernunft. Da sie anscheinend fast einen Herzinfarkt bekam, jedenfalls stolperte ihr Herz verdächtig, als er sich aufsetzte, stand er erst einmal nicht auf, sondern ließ sich auf die Fersen nieder und zog sein Oberteil aus. Nichts, was sie sonderlich beruhigte, stellte er gleich darauf fest, aber er wischte noch einmal sein Gesicht sauber, ehe er das schwarze Kleidungsstück nachlässig beiseite warf. Tja, und jetzt? Erst einmal musste er irgendwie herausbekommen, was hier los war. Was hatte sie gemeint? Kratzen, beißen? Du liebe Güte, was dachte sie denn….? Beruhigen. Nur, wie?   Kagome erkannte etwas erleichtert, dass er nicht aufstand, sich nicht auf sie stürzte, sondern eher nach hinten fallen ließ, buchstäblich auf dem Hinterteil zurückrutschte zur Wand, unter dem Fenster sitzen blieb, die Beine verschränkte, die Hände locker auf die Knie gelegt. Und er sah sie nur an. „Bitte, tu mir nicht weh!“ flüsterte sie. „Ich… ich wollte das nicht so… Bitte…“ „Ich wollte und werde dir nicht weh tun,“ sagte er prompt. „Aber, was, um aller Himmel willen, haben sie dir denn erzählt?“ Sie schluckte. Meinte er das ernst? Vermutlich, denn sonst hätte er doch schon…. Sie ließ die Hände sinken und brachte hervor: „Gar nichts, aber du hast Krallen und Fangzähne und….“ „Du hast keine Ahnung über das, was jetzt von uns erwartet wird?“ vergewisserte er sich. Da sie den Kopf schüttelte: „Na, Klasse.“ „Du bist doch ein Dämon, ein Monster….“ Er stellte sich gerade das Gesicht seines Herrn Halbbruders vor, würde den seine Braut in der Hochzeitsnacht zu Boden schicken und ihn Monster titulieren. Nun ja, das gäbe eine tote Braut, einen beleidigten Vasallen und einen netten Skandal. Bei ihm selbst gäbe es bei seinem Glück vermutlich auch noch einen japanweiten Krieg. „Auch Dämonen sind keine Monster, mal so nebenbei. Und ich bin ein Halbdämon. Meine Mutter war ein Mensch.“ Ja, und eine Kaisertochter noch dazu. Kagome kam sich immer törichter vor. Er saß da, mit bloßem Oberkörper, die Bannkette um den Hals, und unterhielt sich mit ihr, als habe er nicht das Recht ihr Ohrfeigen zu verpassen, ja, sie hinrichten zu lassen. Und er sah nur so alt aus wie sie. „Ich hatte solche Angst,“ gestand sie. „Das war kaum zu überriechen.“ Ihr fragender Blick ließ ihn auf seine Nase tippen. „Ich bin ein halber Hundedämon.“ Oh. Moment. Gewohnt daran, dass er durchaus in einem dämonischen Fürstentum immer wieder als minderwertig angesehen wurde, weil er ein halber Mensch war, war er keineswegs auf die Idee gekommen, dass er unter Menschen praktisch als voller Dämon gewertet wurde. War das der Grund gewesen, dass Vater so auf dem Kaiser als Cousin herumgeritten war? Chichi-ue war ein brillanter Stratege, der machte bei so was keine Fehler. Er sollte das für die nächste Zeit beachten. Und erst einmal jetzt gegenüber seiner eigenen Ehefrau, die sich offensichtlich langsam beruhigte. Sie hatte noch Angst, aber ihr Herz schlug nicht mehr derart hektisch, sie zitterte nicht mehr derartig. Sie erkannte gerade noch, dass zu gestehen, dass genau das ein Grund für ihre Panik gewesen war, einer weiteren Beleidigung gleich käme. „Ich… ich kenne dich ja nicht,“ murmelte sie. „Ich dich ja auch nicht.“ Das stimmte natürlich, aber sie hatte gedacht, dass es ihm ziemlich gleich wäre wer da in sein Bett gelegt wurde, würde er nur Daimyo. War das etwa so, dass er sie auch forschend gemustert hatte, ob sie hübsch sei, ihm gefallen könnte? Dann könnte sie ihn vielleicht einfach mit Worten davon abhalten sie jetzt … Sie atmete tief durch um sich zu beruhigen, ehe sie allen Mut zusammennahm und versuchte in die Augen zu sehen, die ihr nachmittags so gelb erschienen waren, jetzt im Halbdunkel des Kohlefeuers golden. „Ja, ich meine, wäre es möglich, dass wir uns besser kennenlernen? Zumindest einige Zeit, ehe wir….ich meine, ehe du mich….“ Wie sollte sie das Unbekannte aussprechen. Er starrte sie förmlich an. „Ach herrje,“ entfuhr es dem jungen Ehemann, als er begriff. Und, was jetzt? Er sah auf seine Klauen, die er noch immer auf den Oberschenkeln hatte, und umfasste seine Knie, als könnte er so Halt finden. Was jetzt? Er hatte ja bereits vermutet, dass sein Leben als Daimyo kompliziert wurde, aber schon der Beginn war eine glatte Katastrophe. „Bitte, ich wäre wirklich, wirklich glücklich….“ Als ob einen Ehemann das Glück oder Unglück seiner Frau interessieren musste. Aber sie sagte doch: „Bitte, Inu Yasha.“ Ehrlich bleiben, dachte der so Angesprochene, der diese Anrede durchaus nett fand. Das hatte er sich doch vorgenommen. Mal sehen, ob sie gleich wieder in die Luft ging, aber Vater hatte ja gemeint, sie könnten sich anfreunden. Da gehörte Ehrlichkeit doch wohl dazu? Er selbst hatte nie einen Freund besessen. Fürstensöhne konnten sich das ebenso wenig leisten wie der Fürst selbst. Ehefrauen waren da wohl doch etwas anderes. „Das ist jetzt etwas schwierig, ich meine, ich hätte durchaus nichts dagegen, dass wir uns etwas besser kennenlernen, uns anfreunden…“ Wie sie aufatmete, nur kam jetzt das große, fatale ABER: „Sie haben dir nicht einmal das gesagt?“ Nun ja, ihm Vater auch erst auf die Nachfrage, was dieser seltsame Satz des menschlichen Generals bedeutet habe. Anscheinend waren alle davon ausgegangen, dass man das eben wusste. Kagome starrte ihn an. Was meinte er? „Mama hat mich sicher nicht angelogen! Sie sagte mir, sie würde mir nichts über die Hochzeitsnacht erzählen, weil sich eine junge Frau immer dem eigenen Ehemann anpassen solle.“ Sie sah sein tatsächlich heiteres Grinsen. Nun ja, genau das hatte sie definitiv nicht getan. Immerhin schien er es ihr nicht nachzutragen und das war mehr, als sie noch heute Nachmittag von dem Monster erwartet hätte. „Darum geht es ja auch nicht.“ Puh, das wurde schwierig. Immerhin redete sie jetzt mit ihm. „Aber du weißt, warum diese Heirat erfolgt ist?“ „Damit du Daimyo wirst.“ „Das ist der Nebeneffekt.“ Das also hatte sie geglaubt? Er kam, nahm ihrem Bruder den Titel und ihrer Familie die Provinz? Langsam wurde ihm klar, warum sie dermaßen sauer gewesen war. „Da gibt es den Beistandspakt zwischen meinem verehrten Vater und dem Kaiser, der dadurch besiegelt wird.“ Kagome schob sich etwas überfragt das Haar aus der Stirn. „Ja, doch. Fürstentöchtern wird wenig über Politik erzählt.“ „Dieser Pakt wird morgen früh unterschrieben. Soll er werden, sobald diese Ehe gültig ist.“ Er atmete tief durch, ehe er sich zwang sie anzusehen. Sie starrte ihn an, als ob sie beileibe nicht wusste, woraus er hinaus wollte. Dieser alte Narr von Großvater hätte es ihr wirklich sagen können! Musste er denn alles machen? „Kagome, im Morgengrauen werden mein Vater und der General in dieses Zimmer kommen. Wenn wir … wenn wir nicht unsere Pflicht getan haben, weißt du, was dann passiert?“ „Der Pakt wird nicht unterschrieben?“ Immerhin, sie war intelligent. „Sie würden den Pakt in der Luft zerreißen, ja. Und dann würde mich mein verehrter Vater fragen, ob es meine Schuld war, dass es nicht geklappt hat. Sage ich ja, wird er mir eigenhändig da unten im Hof den Kopf abschlagen, weil ich ihn vor dem Kaiser und allen Menschen sein Gesicht verlieren ließ.“ „Dein eigener Vater….?“ Aber Kagome wusste, dass das üblich war. Bei so etwas verstand kein Regent Spaß. Da hing die eigene Macht dran. Das Leben im ersten Rang bot Vorteile – aber auch immer das tödliche Risiko. „Und, Kagome, weißt du auch, was der General dann mit dir und deiner Familie macht? - Wenn wir das nicht durchziehen, heute, stirbt morgen mindestens einer von uns.“ Er atmete erneut durch. „Wenn wir unter uns sind, lernen wir uns besser kennen, ja?“ „Du meinst, wir müssen heute… hier und jetzt?“ Sie brauchte sein Nicken gar nicht abzuwarten. Und nein, das war kein Umweg sie ins Bett zu bekommen. Er hätte nur aufstehen müssen und zu ihr gehen. „Und dann, wenn sie weg sind ….nicht mehr? Versprichst du mir das, dass wir uns besser kennen lernen? Ich meine, ich weiß ja nicht einmal, was ich machen soll. Klar, du bis ein Junge, ein Mann, du wirst das schon oft durchgezogen haben, aber… ich habe da einfach Angst.“ Sie brach ab, da sie trotz des herrschenden Halbdunkels sehen konnte, dass der Halbdämon feuerrot geworden war. Die Erklärung folgte ein wenig schüchtern. „Das ist ja durchaus ein Problem. Ich meine, ich habe noch nie….“ „Was?“ entfuhr es ihr. „Wir haben beide keine Ahnung, aber sollen…“ Na, toll. Ging das etwa allen Ehepaaren so und deswegen wollte da niemand drüber reden? Inu Yasha schluckte. „Naja, ich meine, ich weiß es immerhin in der Theorie.“ Und er vermutete schwer er würde sich schrecklich blamieren. Beim ersten Mal machte man doch in allen Disziplinen Fehler.   Kagome begriff plötzlich ihren ganzen, fatalen, Irrtum. Das da war ein Junge, umgerechnet so alt wie sie, der sie auf Befehl hatte heiraten müssen. Ebenso wenig wie sie war er gefragt worden, er hatte Vater, Bruder, ja, seine Heimat verlassen müssen, was ihr umgedreht soweit erspart geblieben war. Vermutlich hatte er ebenso wenig eine Ahnung was er als Daimyo machen sollte. Nun gut, er war immerhin ein Fürstensohn. Aber da lauerte auf sie beide buchstäblich das Schwert am Morgen, wenn sie das nicht hinbekamen. Inu Yasha war ebenso das Opfer wie sie selbst und ihr angeborener Gerechtigkeitssinn trieb sie zu einer gewissen Wiedergutmachung trotz der einen Angst. „Dann müssen wir das wohl so machen,“ brachte sie hervor. „Was müssen wir als erstes tun?“ „Äh, naja, man zieht sich aus.“ Ja, das hatte Mama ja auch gemeint, deswegen den Yukata. Aber sie bat doch: „Kannst du wenigstens die Feuerschale ausmachen?“ Sie sah erstaunt, dass er aufstand, jedoch nicht zu ihr kam, sondern von weiter hinten etwas Rotes aufnahm und über die Schale warf. Es wurde sofort dunkel. Normalerweise brannte Kleidung doch? „Was ist das?“ fragte sie. „Kleidung aus dem Haar von Feuerratten. Mein Vater jagte sie einst.“ „Feuerratten? Davon hörte ich nie. Sie scheinen wirklich feuerfest zu sein…“ Reden, beschwor sie sich, als sie mit zitternder Hand ihren Gürtel löste, dann nach der Decke tastete, um sie sich um zu schlingen und dann erst den Yukata auszuziehen. Inu Yasha konnte sie auch in diesem vagen Licht sehen, aber er hütete sich ihr das zu sagen. Nicht, dass sie wieder nicht mehr mitspielte. Er ließ seine Hose fallen, ehe er sagte: „Erschrick nicht, ich komme jetzt mal zu dir. Kein…“ „Mach Platz?“ Sie hörte das prompte Aufknallen. „Oh, du liebe Güte! Entschuldige! Ich darf wohl nicht mehr Mach Platz sagen… oh, ihr Götter….“ Sie hörte wie er keuchte: „Sag mal, du dämliche Ziege, wir hatten uns doch geeinigt, dass wir das durchziehen müssen?“ Wie hatte er sie gerade genannt? Ihr lag das Zauberwort bereits wieder auf der Zunge, als ihr bewusst wurde, dass sie mit ihrer beider Leben gerade spielte. „Nenn mich nicht so. Es war eben ein Reflex. Ich pass schon auf.“ Sie wickelte sich eng ein. „Und, was jetzt?“ Sie spürte im Dunkeln, dass er sich neben sie kniete, hinlegte. „Äh, naja. Jetzt solltest du mich unter die Decke lassen, denke ich. Und dann ….dann brauche ich deine Hilfe.“ Kagome war im Grunde ihres Herzens ein großmütiges Mädchen. Und, wenn sie einem nicht widerstehen konnte dann der Bitte um Hilfe. So hob sie die Decke trotz ihrer Verlegenheit. „Was soll ich machen?“ „Kannst du mich anfassen?“ „Deine Ohren?“ Das hatte er zwar nicht gemeint, aber als sie sie kraulte, dahinter, war er es zufrieden. „Gut. Dann sage ich dir jetzt mal den Plan.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)