Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 4: Familientrauer ------------------------- Im nur vom matten Licht einer einzigen Feuerschale erleuchteten Aufenthaltsraum des Frauentraktes der Burg Higurashi herrschte Schweigen. Die Türen selbst zum Gang in Richtung Garten waren zugeschoben, selbst die vertrautesten Dienerinnen weggeschickt worden. Die Fürstin saß mit ihren Kindern mehr als besorgt auf Kissen an einer Wand, beide neben sich, alle drei sichtlich bedrückt. Sie hatten gewusst, dass der Ehemann und Vater, der Daimyo, gestern Abend nicht wie geplant nach Hause gekommen war, aber doch geglaubt, gehofft, wie sie zugeben mussten, dass er nur irgendeinen Aufenthalt in einem Dorf gewählt hatte, irgendeine Rechtsstreitigkeit klären wollte. Aber dann war heute Morgen der dämonische Bote gekommen und hatte den Vater und Großvater zu sprechen verlangt, den ältesten Mann der Familie und damit augenblicklichen Hausherrn, um ihm von einem großen Bergrutsch in den Niigata-Vulkanen zu berichten. Der alte hoshi hatte unverzüglich eine Suchmannschaft losgeschickt, wohlweislich, ohne dem Boten zu sagen, dass der Daimyo vermisst wurde. Das ging die benachbarten Dämonen nichts an, wenngleich es natürlich freundlich vom Inu no Taishou gewesen war, auf die unruhigen Berge hinzuweisen. Aber in dieses Tal gingen dessen Krieger nicht, da dies Menschengebiet war. Nun ja, der Herr von Nishi, der Herr des Westens, war bekanntermaßen kein Dämon, der Menschen verabscheute. Immerhin hatte er ja mal sogar eine Menschenfrau geheiratet. Um korrekt zu sein, eine Tochter des Göttlichen Kaisers. Des damaligen.   Souta, der zwölfjährige Sohn und Erbe, sah zu seiner Mutter, fragend, aber er wusste, dass auch sie keine Antwort hatte. Sie konnten nur abwarten. Und ihm war ebenso bewusst, dass er minderjährig war. Falls Vater … bitte nicht… etwas zugestoßen wäre, würde nur Großvater noch die Familie nach außen vertreten können. Und allein der Kaiser oder der kaiserliche Rat über ihr zukünftiges Schicksal entscheiden. Wäre er doch wenigstens älter, volljährig, könnte mitreden, aber ..   Ja, aber, dachte auch seine Schwester. Kagome hatte ähnliche Gedanken. Sie wusste nur zu gut, dass ihr sehnlichster Wunsch in dieser Burg bleiben zu können, sei es auch als Schreinjungfrau, kaum in Erfüllung gehen würde. Vater hatte sie ja schon zu diesen langweiligen Treffen mitgeschleift um sie förmlich zu präsentieren. Leider war sie als Tochter eines Daimyo für die Söhne eben solcher so etwas wie heiß begehrte Ware und obwohl sie sich redlich bemüht hatte abschreckend zu wirken, natürlich ohne Vater zu blamieren, hatte es bereits einige Interessenten gegeben. Falls Vater tatsächlich etwas passiert wäre …. Ihr war nur zu bewusst, dass der Kaiser einen Vormund für Souta schicken würde. Der dann auch für sie Vaterstelle vertreten würde – und damit die absolute Verfügungsgewalt über sie hätte. Frauen hatten nun einmal keinerlei Rechte, sei es was Verträge oder Geld anging, sei es gerade auch Macht. Sie war ein Mädchen. Ach, wäre sie nur ein Junge, dann könnte man sie für volljährig erklären, sie war es ja schon. Mädchen wurden früher volljährig als Jungen, schon, um sie rasch verheiraten zu können. Sie zwang sich zur Ruhe. Mama wirkte sowieso so schrecklich unglücklich. Und vielleicht war auch gar nichts passiert. In den Bergen gab es manchmal Lawinen, das wusste auch sie. Und womöglich hatte sich Vater, der Daimyo, wirklich nur ….Aber irgendwie wich der dunkle Gedanke nicht von ihr. „Es wird alles gut, Mama,“ flüsterte sie dennoch und schmiegte sich enger an ihre Mutter.   Das bedrückte Schweigen wurde erst aufgelöst, als die Eingangstür beiseite geschoben wurde und der Großvater eintrat. Ein Blick in das Gesicht des hoshi zeigte seiner Familie, dass es zu spät war etwas zu hoffen. Kagome spürte, wie ihre Mutter sie kurz fester an sich drückte – und vermutlich Souta auch. Der Großvater ließ sich nieder. Schon auf dem Weg hierher hatte er überlegt, wie er die Botschaft, die ihm als derzeitigem Hausherrn gebracht worden war, weitergeben sollte. „Es gab wohl einen Unfall ….“ begann er vorsichtig. „Einen Bergrutsch, an der Westgrenze, in einem schmalen Tal. Das Tal ist meterhoch zugeschüttet.“ „Dann kann man gar nicht sicher sein….“ flüsterte seine Tochter. Er schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Kind. Die Standarte von Aoi war dort. Sie versuchen die Männer herauszuholen, aber ….“ Ja, aber. Nach dem Bericht, den er erhalten hatte, wäre es schwer bis unmöglich diese Felsen abzutransportieren und für eine ordnungsgemäße Verbrennung der Leichen zu sorgen, zumal wohl auch die Pferde mit dort drunter lagen. Er sah mitleidig, wie stumme Tränen über das Gesicht seiner Tochter liefen, die Kinder ihn nur geschockt anblickten. Er wusste, dass diese arrangierte Ehe für sein Mädchen recht gut verlaufen war und er selbst hätte sich auch nie über das Benehmen der fremden Daimyo, auch, wenn er ja ein Higurashi war, beschweren können. Jetzt ruhte die gesamte Familie, ein jahrhundertealter, stolzer Clan, nur noch auf diesen beiden Fast-Kindern. Er nahm sich zusammen. Er musste noch etwas stark sein, bis er allein wäre, nur noch wenige Stunden. „Ich werde eine Gedenkfeier vorbereiten, unten im Schrein. Dann können wir alle für seine Seele und die der Männer beten. Und natürlich muss ich unverzüglich einen Boten an den Kaiserlichen Rat nach Heiokyo senden. Dort wird entschieden, was jetzt passieren soll.“ Souta räusperte sich, ehe er fragte: „Opa, du kannst doch mein Vormund werden? Bis ich alt genug bin um Daimyo zu werden? Es sind doch nur noch sechs Jahre.“ „Ich fürchte nein, Souta.“ Der alte Mann zog an seinem schütteren Bart. Er wirkte noch älter und zerbrechlicher als gewöhnlich. „Ich stamme, wie du weißt, aus dem Zweig der Higurashis, der Priester hervorbrachte, nie Militär. Ich denke nicht, dass der Göttliche Kaiser, oder eher der Rat, denn er erledigt die Tagesgeschäfte, eine derartig wichtige Provinz einem Priester anvertraut, der noch nie ein Schwert in der Hand hatte.“ „Tagesgeschäft?“ Kagome fauchte es fast. „Wir sind doch kein Geschäft ….“ Sie brach ab. Denn ihre Mutter drückte sie, diesmal mahnend. Ja, sie waren ein Geschäft, alles war ein Geschäft, Heiraten, Tode … alles. So bemühte sie sich Mama nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. „Ich werde zu dir in den Schrein gehen und Priesterin werden,“ meinte sie entschlossen. „Da kann niemand etwas sagen und ich kann dir helfen und Mama eine Stütze sein.“ „Das entscheidet der Kaiser,“ erwiderte ihr Großvater müde. „Ebenso, ob er einen Vormund einsetzt für Souta oder dem die, durchaus ehrenvollen, Aufgaben überträgt, die euer Vater hatte, und hier einen neuen Daimyo einsetzt.“ „Aber, wo sollen wir dann hin?“ Die Fürstentochter bewies damit, dass sie mit ihren Gedanken doch nicht ganz bei der Sache war, auch, wenn ihr die Tränen nur in den Augen standen. „Ich kann sicher im Schrein bleiben, über Souta entscheidet der Kaiser. Und über dich eben auch.“ Sein Blick glitt zu seiner Tochter. „Über uns alle. Wir müssen warten. Jetzt fasst euch etwas. Ich werde in zwei Stunden euch im Schrein erwarten. Der Brief an den Kaiser hat Vorrang.“ Und das war kein Schreiben, auf das er sich freute. Die Folgen mochten vernichtend für die Familie sein. Er konnte sich nur mit dem Gedanken trösten, dass das Unheil wenigstens noch zu seinen Lebzeiten geschehen war, er somit die Familie noch vertreten konnte. Wer hätte sonst sich um die Witwe und die Halbwaisen gekümmert, ihre Interessen auch nur einigermaßen verfechten können? Es gab sicher auch unter den Beratern und Militärs in dieser Burg den Einen oder Anderen, der sich in diesem Fall Kagome genommen hätte, an den armen Souta wollte er in dieser Konstellation nicht einmal denken, um selbst den ersten Anspruch auf den Titel zu erhalten. Auch so war seine Enkeltochter in jedem Fall der Preis. Er schüttelte etwas den Kopf, als er müde den Weg zu dem fürstlichen Arbeitszimmer ging. Natürlich setzte er sich nicht auf den Hocker des Daimyo, das stand ihm nicht zu, aber er war der derzeitige Hausherr und so nahm er auf einem Kissen davor Platz, ehe er einen Diener um einen Boten schickte und selbst zu Feder und Papier griff. In seinem Zweig konnten alle lesen und schreiben und er hatte auch bei seiner Tochter dafür gesorgt, diese wiederum bei ihren beiden Kindern. Das war durchaus nicht üblich. Ach, er war zu alt, dachte er, als er bemerkte, dass seine einst so feine Schrift zittrig ausfiel, aber in Anbetracht der Lage war dass auch vermutlich verständlich. Als sein Cousin, der letzte Daimyo der Hauptlinie, ohne Ehefrau und Kinder vor knapp achtzehn Jahren verstorben war, hatte er einen ähnlichen Brief geschrieben, mit ähnlichen Sorgen. Damals war es gut gegangen, aber womöglich war genau das die Ursache für seine Befürchtungen jetzt. Zwei mal Glück hatte man nie. Das Schicksal forderte immer Tribut.   Erst, als der Brief abgegangen war, fiel dem alten Mann ein, dass er auch die Familien der verstorbenen Krieger informieren lassen müsste. So schickte er einen zweiten Boten, hinaus in den zweiten Mauerring, der die Burg umgab, wo sich die Unterkünfte der Samurai, Vorratslager und auch der Schrein befanden. Er würde auch für diese Familien wohl eine Totenfeier gestalten müssen, dachte er, als er aufstand. So viel zu tun … so wichtig alles, und er fühlte sich so erschöpft. Nun, immerhin musste er sich nicht auch noch um die Familien kümmern, das Finanzielle würde der zuständige fürstliche Berater erledigen – wenn es denn wieder einen Daimyo oder Vormund gab. Gute Güte, ja! Er drehte ab, da er den obersten Militär gesehen hatte, der sicher bereits Bescheid wusste. „Hauptmann, ich weiß, ich habe nichts zu befehlen, aber ich glaube, es wäre ratsam die Grenzen zu den dämonischen Fürstentümern zu sichern, bis der neue Daimyo feststeht.“ Dieser neigte etwas den Kopf, durchaus ein wenig erleichtert. „So sind wir uns einig, hoshi. Ein Machtvakuum mag immer anlocken. Der Eilbote in die Residenz ist bereits abgereist. Ich werde mich darum kümmern.“ Und hoffen, dass der neue Herr oder der Vormund Soutas diese Notwendigkeit ebenso einsehen würde.   Im Aufenthaltsraum im Frauentrakt gab die Mutter nur zögernd ihre Kinder frei, ehe sie langsam sagte: „Geht in eure Zimmer. Da muss jeder für sich durch. Wir treffen uns hier wieder in knapp zwei Stunden. Und zieht euch um.“ Kagome warf ihrer Mutter einen fragenden Blick zu, stand aber gehorsam auf. Es gefiel ihr gar nicht ihre Mama so weinen zu sehen, stumm, mühsam beherrscht. Aber vielleicht wollte sie auch genau darum allein sein, ohne Beobachter. Mama war doch immer so ruhig, so ausgeglichen, so …. Vielleicht war es zum ersten Mal, dass das Mädchen begriff, dass mehr als nur Befehl und Gehorsam zwischen ihren Eltern gelegen hatte. Ging das, wenn man in eine Heirat befohlen wurde? Nun, für sie selbst war klar, wenn es irgendeine Möglichkeit gab einer Ehe auszuweichen würde sie sie wahr nehmen. Und sei es, irgendwo in einem Dorf als Priesterin zu arbeiten. Immerhin bildete Opa sie seit Jahren in den Riten aus! Auch, wenn sie leider so ganz und gar keine spirituellen Fähigkeiten besaß. Er war wohl der letzte Higurashi. Und an Großtante Kikyou, die ja angeblich eine geradezu Wunderpriesterin gewesen war, reichte sie selbst natürlich überhaupt nicht heran. Immerhin konnte sie einigermaßen, mit Pfeil und Bogen umgehen. Formell war das, um einfache Dämonen läutern zu können, so hatte es Opa ihrem Vater erklärt, aber ihr war klar gewesen, dass selbst der dümmste Wurmdämon nicht vor ihr erschrecken würde. Ach ja. Priesterin in einem Dorf, allein, ohne Ehemann, der sie tyrannisierte und schlagen durfte, ohne… Ja, ohne Kinder. Sie musste nur an ihre Kinderfreundin Ayumi denken, die als Spielgefährtin der Fürstentochter jahrelang, ebenso wie Eri, mit ihr gelebt hatte. Vor gut einem Jahr war Ayumi verheiratet worden, jetzt war sie tot, gestorben kurz nach der Geburt des ersten Kindes. Ein nur zu häufiges Schicksal, was in Kagomes Augen nur noch mehr eine Ablehnung der Ehe berechtigte. Hoffentlich würde dieser Vormund das auch einsehen und sie irgendwohin schicken. Selbst einfach gehen wäre mehr als gefährlich gewesen. Sich dem Befehl eines Daimyo oder gar des Kaisers zu widersetzen kostete den Kopf.   In ihrem Zimmer sprang Eri auf. „Kagome….Es ist wahr?“ Woher auch immer das Eri schon wieder wusste. Aber ihre Freundin war in aller Regel gut informiert, schließlich war ihre Mutter die Leiterin des Frauentraktes. Ihr Vater war Militär und lebte in der Residenzstadt. Auch ein Arrangement, dachte die Fürstentochter unwillkürlich noch, ehe sie sich einfach in die Arme ihrer Kindheitsfreundin fallen ließ und endlich zu weinen begann. Eri hielt sie einfach fest, ehe sie leise meinte: „Mutter sagte, es seien Boten zu deinem Großvater gekommen und andere von ihm weggeschickt worden, das sei ein schlechtes Zeichen, deswegen kam ich her. Was passiert jetzt?“ „Großvater schickte einen Boten zum Kaiser, der … entscheidet.“ Kagome schluckte, nahm aber das angebotene Taschentuch. „Und jetzt, ist dann eine Andachtsfeier im Schrein für … für….“ Eri war nüchtern und pragmatisch veranlagt und bewies das soeben. „Dann solltest du dich umziehen und das Gesicht waschen, neu pudern. Es werden wohl doch einige Leute eurem Weg zusehen wollen.“ Ja, die fürstliche Familie stand immer unter Beobachtung, das war Kagome seit ihrer Geburt klar. Nur im eigensten, privaten, Zimmer hatte man etwas Luft. So resignierte sie. „Was soll ich denn anziehen?“ „Auf jeden Fall etwas offizielles, nicht diesen Yukata! Ich hole dir Kimonos und Kissen und deine Haare….“ „Nein, die lass offen. Ich bin ein Mädchen und das will ich zeigen.“ Nur nicht sich als Heiratskandidatin zeigen! Egal wem gegenüber. Außerdem hielten Nadeln in ihren Haaren sowieso nicht gut. Sie waren ein wenig zu widerspenstig und nur bei Schnitt auf Schulterlänge zu bändigen.   Die folgende Stunde wurde für die Angehörigen zur Qual. Am liebsten wären sie alle drei aus dem Schrein geflohen, auch, wenn jedem klar war, das das mehr als unschicklich gewesen wäre. Der einzige Halt in dem seltsamen Kreisel der Gedanken, der Trauer und Angst vor der Zukunft, bildete der Großvater, der in jahrzehntelanger Gewohnheit die Räucherstäbchen anzündete, Gebete sprach, die richtigen Verneigungen zur richtigen Zeit machte und, falls Tochter oder Enkelkinder zögerten, mit dezenten Handbewegungen nachhalf. Nicht, das er nicht geschockt gewesen wäre, aber seine Routine half ihm, hinzu das Wissen, dass man nichts ändern konnte. Es geschah, wie es geschehen sollte. So war das Leben nun einmal. Er hatte früh seine Frau verloren, zwei Kinder sterben sehen, aus dem Hauptzweig der Familie genug Tote. Tod und Leben gehörten zusammen. Auch an den folgenden Tagen würde er die Zeremonien begehen, mit der Familie, um den Toten auf dem Weg in das Jenseits zu geleiten. Und er wünschte seinem Schwiegersohn aufrichtig das Beste. Überdies, auch das wusste er aus Erfahrung, linderten die Riten die Trauer der Hinterbliebenen.   Die tägliche Routine auf der Burg lief in den nächsten Tagen weiter, allerdings sammelten sich in den Arbeitszimmern der fürstlichen Berater immer mehr Papiere, Angelegenheiten die nur der Daimyo entscheiden sollte. Keiner dieser Männer war zu seinen Aufgaben gekommen, weil er töricht gewesen war, und es wäre mehr als töricht gewesen dem neuen Herrn vorzugreifen. Berater konnten leicht ersetzt werden, sei es, dass sie schlicht entlassen wurden, sei es, dass sie wegen Unfähigkeit oder Bestechlichkeit oder sonstigen Verfehlungen hingerichtet wurden. Wozu das Risiko eingehen, ehe man mehr wusste – und den neuen Gebieter abschätzen konnte. Gewiss würde der Kaiserliche Rat rasch entscheiden, denn in einer solch strategischen Provinz durfte es kein Machtvakuum geben.   Tatsächlich waren kaum zehn Tage nach dem Tod Fürst Higurashis vergangen, als sich ein Bote mit der Uniform der kaiserlichen Garden ebenso abgehetzt wie sein Pferd, im inneren Burghof melden ließ. Hoshi Higurashi empfing ihn, wie nun immer vor dem Platz des Daimyo sitzend, seine Stellung als Familienoberhaupt zeigend, aber ebenso, dass er hier nichts zu sagen hatte. Der Bote nahm es zur Kenntnis, als er sich höflich niederkniete. „Botschaft des Göttlichen Kaisers!“ meldete er. Der besorgte Großvater schaffte es nur mit Mühe ein regungsloses Gesicht zu wahren. Vermutlich hatte sich der Mann vertan und die Nachricht kam vom Kaiserlichen Rat. Jeder wusste doch, dass der Göttliche Kaiser zumeist mit wichtigen Ritualen dafür sorgte, dass die himmlischen Mächte Japan gewogen blieben und dafür die meiste Zeit aufwendete. Nur in Fragen von Krieg und Frieden mischte dieser sich in aller Regel in die tägliche Politik ein. So streckte er die doch etwas zitternde Hand aus und nahm die Schriftrolle. Ein Blick auf das Siegel genügt um ihn erstarren zu lassen. Das war in der Tat das kaiserliche Siegel, nicht das des Rates! „Danke, lass dir ein Zimmer geben und ruhe dich aus. Du musst diese Strecke in kürzester Zeit geritten sein.“ „Danke.“ Der Bote hielt es nicht für notwendig ihm zu sagen, dass das zwei Pferden bestimmt und einem dritten vielleicht das Leben gekostet hatte.   Erst allein öffnete der alte Mann den Brief, behutsam und ehrfurchtsvoll. Einen Brief des Nachkommen der Sonnengöttin hatte er noch nie in den Händen gehalten. Darin lagen zwei Papierstücke. Einer betraf Souta, er entdeckte auf Anhieb den Namen, einer den … den neuen Daimyo. Also durfte der arme Junge nicht hier bleiben. So nahm er zuerst diesen Text. Ja, wie befürchtet. Souta sollte nach Heiyokyo, um dort weiter ausgebildet zu werden, die Ämter seines Vaters zu übernehmen. Sicher sehr ehrenvoll, aber damit wäre die Provinz, die jahrhundertelang im Lehen der Familie Higurashi gewesen war, endgültig für den Clan verloren. Hoffentlich würde sein Enkel einsehen, dass das eine ehrenhafte, sinnvolle, Aufgabe war. Widerspruch war sowieso unmöglich. Aber, ein neuer Daimyo bedeutet wohl auch, dass Kagome… Er begann zu lesen. Ja, der neue Fürst sollte es erst nach der Heirat mit seiner Enkeltochter werden. Und zwar handelte es sich um … Nein! Wie kam der Göttliche Kaiser denn auf diesen Unsinn! Das war ….gegen jede Natur und …. Aber er las weiter und atmete tief durch, als er die Worte entzifferte: mein geliebter Cousin. Ja, da hatte es doch diese sagenhafte Ehe … Aber das war doch bestimmt zweihundert Jahre her! Der hoshi seufzte. Nun, wenn er schon so reagierte, konnte er sich lebhaft vorstellen, was seine temperamentvolle Enkeltochter dazu sagen würde. Aber es war gleich. Das hier war ein Befehl, zu allem Überfluss mit dem Ende versehen, dass kein Mitglied der Familie Higurashi Selbstmord begehen dürfe. Damit war jeder Ausweg versperrt, sollte nicht auch die gesamte restliche Familie wegen Hochverrates sterben. Wie nur sollte er das den Anderen mitteilen? Das Leben als Familienoberhaupt war wahrlich nicht einfach, dachte er, als er sorgfältig den Brief zusammenlegte und mühsam aufstand. Dem Diener vor der Tür befahl er nur, der solle Souta in den Frauentrakt schicken, was dieser mit dem Satz beantwortete, dort sei der junge Herr bereits. Also schön, dachte der Großvater. Es hätte vermutlich schlimmer kommen können, das würde er seinen Enkelkindern sagen. Und hoffen, dass keiner der Zwei nachfragte, wie.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)