Mein Weg zu Dir von Khaleesi26 ================================================================================ Kapitel 32: Tai --------------- Als ich am Morgen vor meiner eigenen Wohnung stehe, würde ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand schlagen. Die letzten Tage mit Sora zu verbringen, waren anstrengend. Immer, wenn ich sage, dass ich auch mal wieder in der WG vorbei schauen muss, geht es ihr plötzlich nicht gut und ich bleibe stattdessen bei ihr. Ich weiß genau, sie sagt es aus Furcht und ich mache ihr deswegen auch keinen Vorwurf. Sie denkt, wenn ich ihre Wohnung verlasse, komme ich vielleicht nicht mehr zurück. Ganz ehrlich … die Versuchung ist groß. Ich habe das alles nie gewollt. Und manchmal würde ich wirklich am liebsten davonlaufen, wie so ein Feigling. Aber das würde ich niemals tun. Gestern musste ich dann endlich mal ein paar Sachen aus unserer Wohnung holen, weil Sora gerne möchte, dass ich in den nächsten Tagen bei ihr bleibe, um sie bei den anstehenden Arztterminen zu begleiten. Damit habe ich kein Problem. Wirklich nicht. Ich habe nur ein Problem damit, dass sie wie eine Klette an mir klebt. Fehlt nur noch, dass sie mir eine Fußfessel umschnallt, so sehr sorgt sie sich, ich könnte sie und das Baby sitzen lassen. Schwachsinn. So kenne ich sie gar nicht. Früher war sie locker, liebenswert, lustig. Seit unserer kurzen, aber intensiven Beziehung hat sie sich irgendwie verändert. Aber vermutlich passiert das mit Frauen, die von ihrem Freund verlassen werden und dann feststellen, dass sie schwanger sind. Im Grunde versuche ich dafür so viel Verständnis wie nur möglich aufzubringen. Aber manchmal macht sie es mir wirklich nicht leicht. Vorhin habe ich vorgeschoben, dass ich leider doch noch ein paar Dinge vergessen habe und noch mal in die WG muss. Ich musste einfach mal raus. Raus aus diesem ganzen Chaos, das jetzt mein Leben ist und atmen. Einfach nur atmen. Bevor ich die Tür aufschließe, checke ich mein Handy. Keine Nachricht. Sie hat sich nicht gemeldet. Aber warum sollte sie auch? Sie hat mir wahrscheinlich nichts mehr zu sagen. Mimi … vermutlich ist sie der Grund, warum Sora solche Ängste entwickelt hat. Inzwischen dürfte ihr klar sein, wie groß meine Gefühle für meine beste Freundin doch sind und das verunsichert sie. Wir wissen beide, dass uns nur wegen diese unerwartete Schwangerschaft bei ihr bin. Sora war sehr deutlich. Sie möchte das Kind gerne behalten und sie möchte, dass ich ein Teil von ihrem Leben bin. Und ich möchte das auch. Auch wenn mich das alles immer noch überfordert. Der Gedanke, Vater zu werden, jagt mir eine Heidenangst ein. Aber es ist lange nicht so schlimm, wie der Gedanke, vielleicht keine Rolle in dem Leben des Babys zu spielen. So etwas will ich nicht. Ich sehe an Matt, was entzweite Eltern aus einem Kind machen können. Er war noch so klein, als seine Eltern sich getrennt haben und es hat ein Loch in sein Herz gerissen, welches nie ganz verheilt ist. Noch heute hat er ein Problem damit, Menschen sein Vertrauen zu schenken, aus Angst davor, von ihnen enttäuscht zu werden. Er ist verkorkst … irgendwie. Ich möchte gerne, dass mein Kind die Möglichkeit hat, wie ich, behütet und geliebt aufzuwachsen. Und … vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, in Sora nicht mehr den Menschen zu sehen, der mir mein eigenes Glück nicht gegönnt hat. Vielleicht kann ich diesen Gedanken und die Wut dahinter irgendwann zur Seite schieben. Vielleicht komme ich irgendwann über Mimi hinweg. Ich beiße mir schmerzhaft auf die Unterlippe und stecke das Handy weg. Matt schläft wahrscheinlich noch, aber das ist okay. Ich brauche einfach nur mal ein bisschen Ruhe, um einen klaren Kopf zu bekommen, also stecke ich den Schlüssel ins Türschloss und betrete die Wohnung … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)