Die Sonne scheint für alle von MariLuna ================================================================================ Kapitel 43: ------------ XLIII   „Woah. Mao – was machst du da?“ Erschrocken quietscht Lucifer auf, als Mao ihn plötzlich hochhebt und dann mit ihm die Treppe hinaufeilt. Rein instinktiv klammert er sich an seinem Nacken fest und hält ganz still, obwohl alles in ihm danach drängt, sich aus dieser peinlichen Situation zu befreien. Aber er hat auch keine Lust, es Emi gleichzutun (oder Maos Lüge vor einer Woche wahr werden zu lassen) und die Treppe hinunter zu fallen. Mao grinst nur übermütig. „Ich trage meinen Ehemann die Treppe hinauf.“ „Mein Arm ist kaputt, nicht mein Bein.“ Oben vor der Wohnungstür wartet schon Alciel auf sie. Bei ihren Anblick zieht er belustigt die linke Augenbraue hoch. „Mylord, es heißt aber: die Braut über die Schwelle tragen.“ „Oi, Alter, ich bin keine Braut!“ „Gut, Ashiya. Bitteschön.“ vielsagend drückt ihm Mao ein überraschtes Bündel Ex-Erzengel in die Arme. „Was bin ich? Ein Sack Kartoffeln?“ beschwert sich Lucifer lautstark und klammert sich schnell an Alciels Schultern fest. Mao schließt inzwischen die Tür auf und öffnet sie ihnen zuvorkommend – und grinst dabei von einem Ohr zum anderen. „Kein Sack Kartoffeln“, erklärt Alciel völlig ernst, während er ihn über die Türschwelle trägt. „Du bist mein Schatz.“ Lucifer rollt nur belustigt mit den Augen. „Gollum.“ Und Alciel, der den Herrn der Ringe erst vor zwei Tagen mit ihnen zusammen gesehen hat, lacht dieses herrliche, von Herzen kommende Lachen, das nicht nur Mao so an ihm liebt. Lucifer denkt ernsthaft darüber nach, sich weiter in Alciels Armen herumtragen zu lassen – das ist gemütlich, warm und Alciel ist so stark und groß, er fühlt sich richtig beschützt. Doch Alciel stellt ihn leider schon im Eingangsbereich wieder auf seine eigenen Füße und beginnt sofort, sich selbst aus der Jacke zu pellen und die Schuhe auszuziehen und dann beides ordentlich wegzulegen. Manchmal ist er wirklich sehr pingelig. Lucifer fängt Maos Blick auf, und dann zwinkert dieser ihm zu und schüttelt sich endlich selbst auch die Schuhe von den Füßen. Innerlich seufzend folgt Lucifer dem Beispiel der beiden. Und dann fühlt er sich plötzlich von Mao an der Taille gepackt, in die Waagerechte gekippt und schwindelig geküßt. „Wow“, haucht Lucifer atemlos. Mao grinst nur, lässt ihn los und geht hinüber zu dem niedrigen Tisch. Alciel werkelt schon in alter Manier in der Küche herum und kocht Tee. Lucifer steht noch eine Weile benommen in der Gegend herum, bis er sich dazu aufrafft, sich zu Mao zu setzen. Niemand von ihnen sagt ein Wort und das einzige Geräusch ist das Klappern von Porzellantassen, die aus dem Schrank geholt werden und das Rauschen des Wasserkochers. Es ist eine angenehme Stille, doch sie trägt auch eine gewisse verlegene Note, als wüsste keiner von ihnen, was er jetzt sagen oder tun solle. Lucifer nutzt die Zeit, um sein klopfendes Herz zu beruhigen und ganz einfach nur herunterzukommen. Egal, was viele von ihm auch denken mögen, er fühlt sich überhaupt nicht wohl, wenn er im Fokus der Aufmerksamkeit steht, und im MgRonald's fühlte er sich wie auf dem Präsentierteller. Es war nötig und es hat Spaß gemacht, aber es hat ihn auch ausgelaugt. Er ist froh, wieder in dieser kleinen Bruchbude zu sein. Wieder mit seinen beiden Lieblingsdämonen allein zu sein. Versonnen betrachtet er den Ring an seinem Finger und hält seine Hand dann ins Sonnenlicht, das durch das Fenster hinter ihm hereinscheint. Die Steine schimmern geheimnisvoll und erinnern ihn an die Farben von Maos und Alciels Magie. „Sehr hübsch, nicht wahr?“ sagt Mao neben ihm sehr selbstzufrieden, der ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen hat. „Und alles echt. Gold, Silber, Smaragd und Rubin.“ „Und sicher sehr teuer“, wirft Alciel ein, als er zu ihnen kommt und vor jeden von ihnen eine Tasse abstellt. Dann setzt er sich zu ihnen an den Tisch. Tadelnd schnalzt Mao mit der Zunge. „Für Lucifer sollte uns nichts zu teuer sein, Ashiya.“ „In der Tat, Mylord“, stimmt dieser ihm überraschenderweise ohne Umschweife zu. „Deshalb gibt es erstmal auch nur einen Ring. Na gut“, räumt Mao dann seufzend ein. „War eh unverschämtes Glück, dass ich einen mit den passenden Steinen fand. Aber ich habe die anderen gleich mit in Auftrag gegeben. Ich habe lange überlegt, ob ich für die nicht nur Amethyst-Steine nehmen soll, aber dann dachte ich mir, was soll's, wie Crestia so schon sagte: wir gelten als die unheilige Trinität, also warum nicht gleich Nägel mit Köpfen machen? Und so habe ich einen Ring mit Amethyst und Rubin und einen mit Amethyst und Smaragd bestellt. Ich weiß noch nicht, was wir dann als Gravur nehmen, das war eine spontane Idee und ich finde, die Inschrift auf Lucifers Ring sollte einzigartig bleiben. So einzigartig wie er.“ Lächelnd lehnt er sich zu Lucifer hinüber und haucht ihm einen Kuß auf die Wange. Der errötet verlegen und murmelt: „Das mit der Magie war eine nette Idee.“ „Ja? Fand ich auch“, um Maos Lippen zuckt wieder dieses selbstzufriedene Grinsen. Er rückt um die Tischkante herum und schlingt ihm vertraulich einen Arm um die Hüften. „Wie fühlt es sich an? Ich habe dabei ganz fest an dich gedacht und daran, wie sehr wir dich lieben.“ Lucifer denkt einen Moment darüber nach. Doch seine Konzentration wird schnell gestört, denn Mao streicht ihm die Haare zurück und küßt und knabbert sich hingebungsvoll über seine seitliche Halslinie. „Wie ein Anker in meinem Herzen, der eine goldene Magiesignatur trägt“, bringt er schließlich kichernd heraus. „Laß das, Jakobu.“ Er versucht, ihn sanft wegzudrücken. „Sei nicht so aufdringlich.“ Mao gehorcht widerstrebend, läßt seinen Arm aber da, wo er ist – nämlich um Lucifers Taille. „Golden?“ wiederholt er dann und legt sein Kinn auf Lucifers Schulter ab, während er einen langen Blick mit Alciel tauscht. „Dabei ist keiner von uns golden.“ „Und doch“, führt Alciel nachdenklich aus, „besitzt die Magie, die wir jetzt zusätzlich zu unserer eigenen besitzen, genau diese Farbe. Sie ist etwas eigenes. Sie vermischt sich nicht mit unserer. Aber sie...“ er runzelt die Stirn, „... kann sie lenken.“ „Ja, ich habe das Netz auch gesehen.“ Lucifer hört ganz genau zu. Vor allem das mit dem Netz klingt interessant. Er wird das nächste Mal darauf achten, ob er so etwas sieht. „Diese Magie wird aus Lust gewonnen, kein Wunder also, wenn sie eine völlig andere Farbe besitzt“, erklärt er dann. „Und sie vermischt sich nicht mit eurer, weil sie mir gehört. Inzwischen dürfte sie euren Magiekern völlig korrumpiert haben, ihr werdet das Gold also nie wieder los.“ Plötzlich grinst er bis über beide Ohren. „Hah. Das heißt, ihr werdet mich nie wieder los.“ „Wollen wir auch gar nicht“, schnurrt ihm Mao ins Ohr. „Oder Alciel?“ „Nein, Mao“, kommt die ernste Antwort. „Das wollen wir nicht.“ Mit diesen Worten lehnt sich Alciel zu Lucifer hinüber, gibt ihm einen schnellen Kuß auf die Wange und erhebt sich dann geschmeidig, um sich in der Küche um den Tee zu kümmern. Lucifer erschauert wohlig und Mao, der das spürt, zieht ihn fest in seine Arme. „Jetzt spürst du es, nicht wahr?“ flüstert er, während er ihm das Haar aus dem Gesicht streicht. Eindringlich blickt er in diese schönen, violetten Augen. „Verstehst du jetzt, wie sehr wir dich lieben? Und dass wir dich nie wieder im Stich lassen werden? Egal, was passiert?“ „Egal, was passiert?“ wiederholt Lucifer mit ungewohnt dünner Stimme. Und bevor Mao darauf antworten kann, bestätigt Alciel aus der Küche – und seine Stimme duldet keinen Widerspruch mehr: „Egal, was passiert, Lucifer-chan.“     Eine Stunde später haben sie den Tisch samt leeren Teetassen an die Wand geschoben – sie brauchen Platz – und pellen sich gegenseitig unter vielen Küssen, Liebesschwüren und Streicheleinheiten die Kleider vom Leib. Es ist genau das, worauf Mao den ganzen Tag schon gewartet hat. Es ist das, worauf er hingearbeitet hat. Die Magie brodelt begierig und bald schon flackert seine tiefrote Aura um ihn herum auf, sein Haar wird grüner und länger, ihm wachsen Hörner, spitze Ohren und Fangzähne. Sein gesamter Körper wird muskulöser, die Schultern breiter und seine Gesichtszüge markanter. Mehr läßt das Netz nicht zu. Während er sich an Luzifers Kehle festsaugt, wirft Mao einen prüfenden Blick über Lucifers nackte Schulter zu Alciel hinüber. Braune Augen mit leuchtend goldenen Flecken funkeln ihn unter wildem, eisblondem Haar an und dann stürzt sich der Iron-Skorpion mit angelegten großen Ohren begeistert auf Lucifers Nacken. „Wow. Ich sehe es.“ Fasziniert hebt Lucifer seinen linken Arm, um den sich neben Alciels Schwanz auch lange, dünne Goldfäden gewickelt haben. Sie schlingen sich um ihn und Alciel und Mao gleichermaßen und er spürt, wie der goldene Anker in seinem Herzen sich als Antwort darauf leicht erwärmt. Diese Wärme breitet sich in seinem gesamten Brustkorb aus und fließt dann tiefer, wo sie sich in seinem Unterleib mit der üblichen Lust vermischt. Er beißt sich auf die Unterlippe, um nicht unwillkürlich laut aufzustöhnen. Er will die beiden so sehr, dass es schmerzt. Scheiß Teenagerhormone. Ach, hör auf, dich selbst zu belügen. Er sieht in Maos feurige Augen, erkennt darin sein eigenes, brennendes Verlangen und gibt auf. Wie er schon zu Alciel sagte: er war immer er selbst. Ein höherer Testosteronspiegel ändert gar nichts daran. Und dann verschlingt Mao seine Lippen in einem wilden Kuss und seine Gedanken lösen sich in Nichts auf.     Mein, schreit der Goblin in ihm triumphierend, verdrängt für einen Moment sogar wieder dieses eins-Gefühl der Verbundenheit. Zufrieden aufgrollend vergräbt sich Mao bis zum Anschlag in seinem General. Lucifer wimmert in ihren Kuss hinein und schlingt seine Arme und Beine noch fester um den muskulösen Körper vor ihm. Alciel hinter ihm küsst sich derweil hingebungsvoll von Lucifers Genick zu seiner nackten Schulter. Er hat die Arme um Lucifers Hüften geschlungen und Mao kann seine Hände zwischen ihren Körpern spüren – glattes Chitin – wie sie sich routiniert um Lucifers Erektion kümmern. Lucifer küssend, seine Zunge in ein leidenschaftliches Duell verstrickend, so treibt Mao sie mit zielstrebigen Hüftstößen langsam, aber sicher ihrem Höhepunkt entgegen - nicht zu vergessen auch Dank Alciels tatkräftiger Unterstützung. Ihre Bewegungen synchronisieren sich auf geradezu unheimliche Art und Weise und je weiter sie auf der Zielgeraden vorankommen, desto stärker wird dieser Sog. Um sie herum flimmert und flackert es grün, rot, gold und allmählich schleicht sich auch ein schwaches Violett hinein. Ja. Verdammt. Ja! Unwillkürlich verdoppelt Mao seine Anstrengungen. Er spürt, wie sich etwas aus seinem Magiekern löst und langsam über diese goldenen Fäden aus ihm herauströpfelt. Und diesmal ist da keine Wand, die das verhindert. Ein Dutzend wilder Hüftstöße später weht ein Schrei durch das sechs-Tatami-Apartment, gefolgt von einem dumpfen Knurren, violetter Rauch leuchtet auf, verdrängt kurzfristig alle anderen Farben und … verliert dann wieder an Intensität.     Sie hören das charakteristische Flügelrauschen, wieder trudelt eine Feder zu Boden, doch weiter geschieht – nichts. Aber Mao ist nicht enttäuscht. Er hat damit gerechnet. Das ganze ist noch nicht vorbei. Er kann spüren, wie sich der Sog auf den dritten in ihrer Runde verlagert und wechselt mit Alciel bereitwillig den Platz.     Lucifer bebt und zittert am ganzen Körper und sein Verstand schwimmt noch in völlig anderen Sphären, aber als Alciels Hände auf seinen Hüften ihn in die richtige Position dirigieren, handelt er rein instinktiv. In ihm ist ein Brennen und Sehnen und sein Magiekern ist ein einziges großes, schwarzes Loch, das gefüllt werden will. Unter ihm stöhnt Alciel lustvoll auf, als er sich auf ihn sinken lässt. Keuchend starrt Alciel zu ihm auf und der Anblick, der sich ihm bietet, verschlägt ihm glatt den Atem. Das Licht in diesen Augen, die ihn hinter einem Vorhang violetter Haare anstrahlen, besitzt eine Intensität, die ihm direkt in den Unterleib fährt. Und dann beginnt nicht nur die Luft um Lucifer herum violett zu glühen, sondern auch seine Haut. Und dann lehnt er sich etwas nach vorne, stützt sich mit seiner geschienten Hand auf Alciels Brust ab, sieht ihm tief in die Augen und beginnt, sich zu bewegen. Aufstöhnend schließt Alciel die Augen und ergibt sich ganz diesem wilden Ritt. Plötzlich sind da Finger, die über seine spitzen Ohren streicheln, ein geschnurrtes „Alciel...“ und weiche Lippen, die sich gegen seine pressen. Und Alciel ertrinkt in einem wirbelnden Orkan aus Wärme, Vertrauen und einfach nur Liebe, und er schluchzt und weint, denn sie sind wieder eins, diesmal stärker als jemals zuvor und oh, Lucifer, ich liebe dich sosososo sehr, bitte bleib, bitte bleib, bitte verlass mich nie nie wieder und plötzlich sind diese köstlichen Lippen wieder fort. Der letzte, tiefe Stoß, Lucifer auf ihm bäumt sich auf, wirft den Kopf in den Nacken und da erklingt er wieder, dieser Schrei, doch diesmal tiefer, als käme er direkt aus seiner Seele, es ist der perfekte Ton, ein Ton, der Brücken und Mauern einstürzen läßt - es ist, erkennt Alciel wohlig erschaudernd - der Schrei des höchsten Erzengels. Und mit dem dumpfen Geräusch, das eine enorme Luftverdrängung begleitet, entfalten sich zwei riesengroße, mächtige, rabenschwarze Schwingen.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)