dnkb-Drabbles von Miuu ================================================================================ Kapitel 22: ------------ Roys Blick lag auf der schlafenden Gestalt in dem großen Krankenhausbett. Es war dunkel im Zimmer, aber er hatte sich nicht getraut, die kleine Nachttischlampe anzumachen. Er wollte Delion nicht wecken. Nicht mitten in der Nacht. Nicht nach allem, was er heute durchgemacht hatte. Das schwache Licht, das von irgendwo draußen durchs Fenster kam, reichte ihm. Es zeigte ihm, dass Delions Züge jetzt entspannt waren. Dass er atmete. Roy drückte die Hand etwas fester, die er seit Stunden nicht losgelassen hatte, lockerte seinen Griff aber sofort wieder, weil er Delion auch damit nicht wecken wollte. Gut, dass Hop nicht wusste, dass Roy noch immer hier war. Es war schwierig gewesen, die beiden Kinder dazu zu kriegen, das Krankenhaus zu verlassen. Aber nachdem Delion wieder zu sich gekommen war und die Ärzte ihnen versichert hatten, dass mit ihm alles in Ordnung war und er sich nur noch die Nacht über ausruhen sollte, waren sie schließlich doch gegangen, wenn auch etwas widerwillig. Aber die beiden hatten heute schließlich auch einiges durchgemacht und brauchten ihren Schlaf. Aber er war geblieben. Roy strich mit seinem Daumen kurz über Delions Hand. Er würde sowieso nicht schlafen können, also konnte er auch hier sitzen und Delion ansehen. Er selbst hatte noch gar nicht mit ihm reden können. Delion war nur kurz wach gewesen, und Roy hatte den beiden Kindern den Vortritt gelassen. Aber das machte nichts. Es genügte ihm, stumm an seiner Seite zu sitzen, seine Hand zu halten. Sein Atmen zu hören. Zu wissen, dass er da war. „…Roy?“ Er erschrak ein wenig, als plötzlich die leise Stimme die Stille durchdrang. „Ja, ich bin’s.“ Delion versuchte, sich aufzurichten. „Bleib ruhig liegen. Ich mach Licht, ja?“ Er versuchte, mit seiner freien Hand die Lampe zu erreichen, aber dann wurde ihm klar, dass es sowieso besser war, Delions Hand jetzt loszulassen. Die kleine Lampe erhellte den Raum nur wenig, gerade so, dass es nicht unangenehm war. „Wie spät ist es?“ „Kurz nach halb drei.“ „Oh.“ Roy lächelte sanft. „Schlaf ruhig weiter.“ Delion schüttelte den Kopf und richtete sich nun doch ein wenig auf. Er lächelte ebenfalls. „Ich hab den ganzen Nachmittag verschlafen. Ich glaube, jetzt bin ich wach …“ „Geht’s dir denn besser?“ Delion nickte. Dann stutzte er. „Warum bist du immer noch hier? Mitten in der Nacht?“ „Ich …“ Roy überlegte einen Moment, wie er sich da jetzt rausreden sollte. Aber andererseits – wenn jetzt nicht der Zeitpunkt war, um ehrlich zu sein, wann dann. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“ Entschuldigend sah Delion ihn an. „Tut mir leid.“ „Was? Nein! Ich … Ich …“ Roy schluckte kurz. „Mir tut es leid.“ Delion blinzelte verwirrt. „Was tut dir leid?“ „Ich … ich hätte es wissen müssen.“ Delion wollte gerade ein zweites Mal zu einer Frage ansetzen, doch Roy sprach sofort weiter. „Ich hätte das mit Endynalos wissen müssen. Es ist schließlich meine Arena, ich hätte wissen müssen –“ „So ein Unsinn.“ Jetzt war der Blick auf Delions Gesicht beinahe vorwurfsvoll. „Rose hat dafür gesorgt, dass niemand etwas davon wusste. Wenn, dann hätte ich ihm besser zuhören müssen, mit mir hat er schließlich gesprochen. Aber du hattest überhaupt keine Chance, irgendwie davon zu erfahren.“ „Aber dann wäre das nicht passiert. Dann wärst du nicht …“ Er konnte nicht weitersprechen. Delion zuckte mit den Schultern. „Wenn ich besser gekämpft hätte, wäre das auch nicht passiert.“ „Delion, du hast die Kinder beschützt. Das war nicht schwach, das war selbstlos.“ „Aber ich will nicht, dass du dir irgendwelche Vorwürfe machst. Du hast keinen Grund dafür, okay?“ Delion sah ihm in die Augen, und Roy konnte seinem Blick nur für einen Moment standhalten, bevor er den Kopf senkte. „Okay.“ Dann war es für einige Augenblicke still, bis Delion erneut zu sprechen begann. „Hast du die ganze Zeit meine Hand gehalten?“ „Ich …“ Er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. Hatte er doch zu spät losgelassen. „Ja.“ Er wusste nicht, ob es nicht besser war, noch tut mir leid zu sagen, aber er konnte es nicht sagen, weil es ihm nicht leidtat. „Danke.“ Delion lachte leise. „Auch wenn ich nicht allzu viel davon mitbekommen hab.“ Roy sah ihn an. Dann legte er seine Hand zurück auf die Bettdecke, dicht neben Delions. Wie eine unausgesprochene Frage. Delion sah ihn einen Moment lang überrascht an, dann kehrte das Lächeln zurück auf sein Gesicht und er griff nach Roys Hand. So saßen sie einen Moment, schweigend, bis Delions Miene und Stimme wieder ernster wurden. „Roy, ich habe über etwas nachgedacht. Ich hatte zwar nicht viel Zeit dazu, aber mir ist etwas klar geworden.“ Roy sah ihn aufmerksam an, aber Delion erwiderte den Blick nicht, sondern sprach weiter in den Raum hinein. „Mir ist heute klar geworden, wie schnell etwas passieren kann. Wie schnell es vorbei sein kann.“ „Sag das bitte nicht …“ Er festigte seinen Griff um Delions Hand. „Muss ich aber, weil es so ist. Und weil es so ist, will ich mir nicht irgendwann vorwerfen müssen, dass ich etwas nicht gesagt habe, was ich längst hätte sagen sollen, nur weil ich auf irgendwas gewartet habe. Wenn das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, weiß ich auch nicht.“ Er wandte seinen Blick zu Roy. „Ich liebe dich.“ Roy starrte ihn wortlos an. Delion lächelte zaghaft. „Und damit meine ich nicht wie meinen besten Freund. Sondern wie einen Menschen, mit dem ich noch so viel mehr teilen will als das, was wir jetzt haben, mit dem ich eine Beziehung führen und den Rest meines Lebens verbringen will.“ Delion strich mit einem Finger sachte über Roys Hand. „Und ich wollte, dass du das weißt. Ich will meine Gefühle für dich nicht mehr geheim halten müssen.“ „Darf ich dich küssen?“ „Wa- – natürlich!“ Und mehr hatte Roy nicht gebraucht. Den Bruchteil einer Sekunde später lagen seine Lippen auf Delions, hatte seine Hand ihren Platz in Delions Hand aufgegeben und stattdessen an seiner Hüfte Halt gefunden, hatte er den anderen Mann sanft zurück in die Kissen gedrückt und sich so nah wie es in dieser Position eben ging an ihn geschmiegt. Als er sich einige Momente später von ihm löste, war es fast ein wenig widerwillig, aber der verliebte Blick, den er daraufhin auf Delions Gesicht fand, war es wert. „Darf ich daraus schließen, dass du meine Gefühle eventuell erwiderst?“ „Darfst du.“ Er küsste Delions Hand. „Und du darfst bitte eine Beziehung mit mir führen und den Rest deines Lebens mit mir verbringen.“ Er strich über Delions Wange. „Ich liebe dich.“ Er küsste ihn erneut, länger diesmal, und Delion vergrub seine Hände in seinen Haaren und drückte ihn näher an sich. „Aber immerhin“, begann Delion danach leise, „hatte die Sache mit Endynalos dann doch etwas Gutes. Ich weiß nicht, wann ich dir sonst gesagt hätte, was ich für dich empfinde.“ Roy rang sich ein zerknirschtes Lächeln ab. „Ich hoffe, wenn wir uns mal wieder was zu sagen haben, brauchen wir dafür nicht erst eine kleine Katastrophe.“ „Vielleicht lernen wir wenigstens daraus.“ Er küsste Roy auf die Stirn. „Wir hätten das hier so viel früher haben können.“ „Wichtig ist, dass wir es jetzt haben.“ „Ja.“ Sie küssten sich ein weiteres Mal. „Bleibst du für den Rest der Nacht bei mir?“ „Seh ich so aus, als würde ich jetzt nach Hause gehen wollen?“ „Nein.“ Delion lächelte. „Hältst du dann wieder meine Hand?“ „Solange du willst.“ Roy griff nach Delions Hand und drückte sie. „Und wenn du willst, für immer.“ „Das wäre schön.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)