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Under these Scars

Teil Vier der BtB Serie
von

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Mizugumo, the water spider

Schatten; schwarz wie die Nacht und überall. Sie bewegten sich und Shikamaru bewegte sich mit ihnen; bewegte sich in ihnen. Keine Trennung vom Selbst. Keine Abgrenzung zwischen Fleisch und Finsternis. Sie waren ein und dasselbe geworden, ein einziges Wesen. 

 

Ich bin meine Schatten. 

 

‚Nein. Das bist du nicht.‘

 

Mit einem körperlosen Gefühl des Schwebens wandte er sich der Stimme zu. Suchte das Schwarz ab, begegnete dem Blick des Sprechers und dachte – mit einer distanzierten Art von Faszination - wie Ino diesen Mann gemocht hätte. Denn er trug ihre Lieblingsfarbe in den Augen. 

 

Warte. Diese Augen. 

 

Ich kenne dich…

 

Verstehen, ein plötzlicher Fleck von Bewusstsein begann das Gesicht ohne Körper auszufüllen; ein vages Abbild blasser violetter Augen, eingefasst in starke kantige Züge, die hohen Wangen und der zisellierte Kiefer eingerahmt von langen aschblonden Strähnen. 

 

Es war nicht deutlich genug. 

 

Er versuchte, näher hinzusehen. 

 

Stahl blitzte vor seinen Augen auf wie ein brutaler Strich in der Dunkelheit. 

 

NEIN!

 

Blut floss in einem schimmernden Bach, dicke rote Tropfen flogen hoch, bevor sie in die Schatten spritzten; in eine Masse sich windender schwarzer Zungen. 

 

Shikamarus Mund füllte sich mit dem Geschmack; salzig, metallisch, warm. 

 

Er würgte und wirbelte herum – oder versuchte es zumindest. Er hatte keine Perspektive, um sich umzudrehen oder abzuwenden. Keine Möglichkeit, die Tiefe oder Dimension dieser Finsternis einzuschätzen. Es ließ ihn immateriell und machtlos zurück; abgetrennt von allem außer der Schwärze. 

 

Weil ich meine Schatten bin.

 

‚Nein. Das bist du nicht.‘

 

Schon wieder diese Stimme! Er musste diese Augen finden. Dieses Gesicht. 

 

Diesen Mann.

 

Noch einmal suchte er nach dem Fremden, den er zu kennen glaubte, dessen Namen er aber nicht wusste. Suchte die Finsternis ab, suchte die Schatten ab. Fand ihn…und wünschte sich, er hätte es nicht. Galle kroch wie Säure Shikamarus Kehle hinauf. Das violettäugige Gesicht hing wie eine Dämonenmaske; in einem grauenhaften Grinsen vom rechten Mundwinkel an aufgerissen bis durch die gesamte Wange. Blut quoll schwallartig aus der herabhängenden Haut, die Zähne und Zunge mit Rot geflutet – doch die ruinierten Lippen bewegten sich. Noch immer krächzte diese vertraute Stimme hervor. 

 

‚Renn. Renn jetzt sofort. Renn und sieh nicht zurück.‘

 

Warte!

 

Er streckte eine Hand nach dem Mann aus. 

 

Blendendes Licht; es zerfetzte die Dunkelheit, löschte die Vision des entstellten Gesichts, füllte Shikamarus Sinne, bis er vor Schmerzen brannte, riss den Schatten heraus und schleuderte ihn ins Licht. Shikamaru versuchte zu rufen, doch ein Mund senkte sich auf ihn herab, eine nasse Zunge schlang sich um seine eigene und schluckte seinen Schrei. 

 

‚Zeig mir deine Natur.‘

 

GEH RUNTER VON MIR!

 

Shikamaru wurde aus dem Schlaf gerissen, der Albtraum noch immer lebendig in seinem Verstand. Er schlug um sich, traf die Lampe und das Durcheinander auf seinem Tisch und sandte alles krachend auf den Boden mit seinem Körper direkt folgend. Ein gläsernes Splittern und das Licht erstarb, um den Raum in Dunkelheit zu tauchen. 

 

Ein Brüllen in seinen Ohren wie ein hohes Schrillen…

 

Und dann sein Herzschlag, der so heftig in seiner Brust donnerte, dass es ihn atemlos machte. 

 

Atme!

 

Schwer keuchend schnappte er nach Luft, die nicht kommen wollte und lag einfach nur fassungslos da, während ihn Stakkato Visionen überschwemmten – ein zerfetztes Gesicht, lilane Augen, schwarze Augen, Schatten und blendendes Licht. Viel zu betäubt, um Schmerz wahrnehmen zu können, stierte er mit aufgeplatzter Wange durch weite Augen.

 

Stop…

 

Panik packte ihn und jagte durch ihn. 

 

Stop…

 

Sie überzog seinen Körper mit Eis und fror seine Fähigkeit zu denken, zu verarbeiten, zu reagieren ein. 

 

STOP!

 

Rettung kam in einem unterbewussten Schrei, der sich durch sein Hirn schnitt. Ohrenbetäubend. Überwältigend. Shikamarus Verstand brach ab und ein Spasmus erschütterte ihn von der Wurzel seiner Wirbelsäule bis zur Schädelbasis – schnell wie ein Reflex und brutal wie ein Krampfanfall. Seine Augen rollten nach hinten in seinen Schädel und ein süßes Erschauern von etwas Warmen flutete seine Venen zusammen mit einer verstörenden Empfindung, dass etwas von ihm fort glitt…etwas…jemand…

 

Nein. Nein. Nein. Wach auf…wach auf…WACH AUF!

 

Energisch um Bewusstsein kämpfend öffneten sich Shikamarus Augen flatternd, bis sie halb abgeschirmt waren und unkontrolliert rollten. Er meinte, das Gesicht zu sehen, an das er sich kaum entsinnen konnte, doch die Konturen verschwammen zu einem Chaos von Blut und Schatten. Und zu Worten; schwach und entschwindend, ein sterbendes Echo in der Leere, in der noch vor wenigen Momenten der Albtraum gelebt hatte. 

 

‚Nein. Das bist du nicht.‘

 

‚Das tut es nicht.‘

 

Nicht was? Nicht was?

 

Sein Körper erschlaffte. Die Hitze verließ seine Venen und ließ ihn eiskalt zurück. Noch ein paar weitere Sekunden desorientierter Panik – und dann sprang sein Hirn zurück aus dem Blackout und traf ihn hart. Sein Magen drehte sich und er schluckte den Drang zu würgen hinunter. Als nächstes kam der Schmerz und entfaltete sich in einem Rausch mit pochender Wange, zuckendem Knie und einer verdrehten Empfindung, im ungünstigsten Winkel auf dem unnachgiebigen Boden gelandet zu sein. 

 

Boden…Zimmer…mein Zimmer.

 

Ein zerfetzter Atem bebte aus ihm. „Scheiße“, wisperte er zitternd und benommen. 

 

Er musste noch ein paar Mal mehr blinzeln, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten; vertraute Umgebungen, vertraute Umrisse – bis hin zu den Windungen im Holzboden. Schon immer hatte er den Eindruck gehabt, als würden sie wie Gesichter aussehen, verzerrt und unscharf und – 

 

Sekunde…

 

Wie war er auf dem Boden gelandet? Und wie hatte er es geschafft, dabei auch noch auf dem Gesicht aufzuschlagen? Stirnrunzelnd hob Shikamaru den Kiefer und zischte über den Schmerz. Verdammt, tat die rechte Seite seines Gesichtes vielleicht weh. Er schnitt eine Grimasse, fühlte das Ziehen und Stechen aufgeplatzter Haut auf seiner Wange. Und dieser Gedanke löste ein weiteres meuterndes Aufwallen in seinen Eingeweiden aus, brachte einen ekelerregenden Geschmack in seinen Mund; den phantomhaften Hauch von Blut. Mit der Zunge fuhr er sich über die Zähne, suchte nach aufgeschnittenem Zahnfleisch oder abgesplittertem Schmelz. Nichts. 

 

Dir geht’s gut. Steh…einfach auf und mach weiter…

 

Er war sich nicht sicher, woher diese mentale Ausdrucksweise kam, doch er fügte sich. 

 

Wimmernd schob er seine Handflächen unter sich, um seinen schmerzenden Oberkörper vom Boden zu stemmen. Und er brauchte eine benommene Sekunde um zu realisieren, dass er ein Bein noch immer hinter sich in den Laken verwickelt hatte. Das erklärte dann auch seine Bruchlandung auf das Gesicht. Klasse. Was für eine Art aufzuwachen. Er konnte sich ja nicht einmal daran erinnern, eingeschlafen, geschweige denn, aus dem Bett gefallen zu sein. Selbst der Albtraum fühlte sich inzwischen verschwommen an, die Schrecken zersplittert und beinahe vergessen. Er versuchte zu denken, doch sein Kopf pochte heftig unter der Anstrengung, sich zu erinnern. 

 

Ich schwörs, ich hab mir gerade selbst eine verfickte Gehirnerschütterung verpasst…

 

Zorn wusch heiß und unmittelbar durch ihn; er war sicherer als die Furcht und lenkte ihn von dem kalten Schweiß ab, der seine Haut benetzte. 

 

Steh auf, du Genie.

 

Knurrend befreite Shikamaru sein Bein aus den Laken und kam auf die Füße, während er sich das feuchte Shirt über den Kopf zerrte. Ruckartig riss er die Laken vom Bett, die Kissenbezüge, einfach alles. Scharfe, abgehackte Bewegungen, die er alle ohne das geringste Anzeichen von Zittern oder Atemlosigkeit durchführte, von denen seine Albträume normalerweise begleitet wurden. 

 

Und er war viel zu angepisst, um diese Veränderung zu bemerken. Viel zu begierig darauf, die Nacht fort zu waschen, statt innezuhalten und über diesen Albtraum nachzudenken. Viel zu entschlossen – wie immer - es einfach zu vergessen, auszulöschen, daran vorbei zu gehen. 

 

Scheiß drauf.

 

Grollend wischte er sich das Blut von der Wange und knüllte sich die Laken unter seinen Arm, während er sich auf Zehenspitzen einen Weg durch die Glasscherben bahnte. Er würde nach einer Dusche zurückkommen, um dieses Durcheinander aufzuräumen, den Mist aufzuwischen und all die verdammten Teile wieder dorthin zu setzen, wo sie hingehörten. 

 

Genau so. Dämlich simpel.

 

Ebenso dämlich simpel wie seinen Rücken der Szenerie zuzuwenden; vollkommen nichtsahnend von den Schatten, die sich in den vier Winkeln des Zimmers sammelten. Ihre unnatürliche Dichte hielt sich wie ein angehaltener Atem und als die Tür ins Schloss fiel, verflüchtigte sie sich zu einem bedeutsamen schwarzen Seufzen, entrollte einen dunklen dampfigen Nebel über die Dielenbretter und schluckte verstreute Shogi Teile, einen Magic 8 Ball, ein Chaos aus Papierkram und gekritzelter Notizen…ein umgefallenes Foto von Team 10…und eine umgestürzte Uhr, die ein einsames ‚Vier Uhr morgens‘ zwinkerte.

 
 

~❃~
 

 

Noch einmal las Neji die Nachricht. 

 

Kein direkter Befehl, sondern nur eine Reihe von Richtungsanweisungen in Großbuchstaben, die erklärten, wo sein ANBU Führer auf ihn warten würde. Er prägte sich die Route ein, schlang sich seinen Knappsack über die Schulter und verließ sein Zimmer durch das Fenster, während er die Notiz in seine Robe steckte. Als er sich so bewegte, verspürte er eine Leichtigkeit in seinem Gang; ein unsichtbarer Wind unter unsichtbaren Schwingen. 

 

Kein Vogelgesang begrüßte ihn, nur eine unheimliche Stille. 

 

Alles war so still. Nebelfetzen hingen tief in der Hyūga Siedlung, drifteten über den verlassenen Innenhof und die polierten Holzwege. Wie ein Geist bewegte sich Neji durch den Dunst und seine nebelweißen Augen glitten nach oben, wo der Himmel im Osten weich wie eine Edelrose glühte und eine rote Morgendämmerung versprach. 

 

Ein roter Mond in der vergangenen Nacht. Ein roter Morgen an diesem Tag. 

 

Und dennoch schien die Morbidität dieser Zeichen schwach und substanzlos zu sein. Er hatte kein Verlangen danach, über Omen nachzudenken; nicht, wenn er einen festen Talisman in seinem Knappsack mit sich trug. Von der Sekunde an, als er die ANBU Maske aufgenommen und ihre glatte, eisige Passform an seiner Haut gespürt hatte, hatte er eine unauslöschliche Wärme in seinem Blut und ein Feuer in seinem Bauch gefühlt. Fort war das Frösteln, das ihn seit Monaten gepackt hielt, die Empfindung, machtlos und im Grunde festgefroren zu sein, vollkommen von Hoffnung oder Garantie beraubt, unfähig, sich vorwärts zu bewegen; unfähig, sich zu entwickeln.

 

Nie wieder. Endlich, steht mir nichts mehr im Weg…

 

Nichts mehr, auf das er warten musste. Nichts mehr, gegen das er ankämpfen musste. Nichts mehr, das zwischen ihm und seinem Schicksal stand – zwischen ihm und seiner Freiheit. 

 

Und dann umrundete er eine Ecke. 

 

Hyūga Hitaro stand an den Toren, mit einem Blick so arktisch wie sein Lächeln. 

 

Schlagartig wachsam geworden verlangsamte Neji seine Schritte, blieb aber nicht stehen. Gestern wäre er stehen geblieben; gestern hätte er eine gestelzte Verbeugung vollführt. Aber nicht heute. Nicht einmal morgen. 

 

Niemals wieder.

 

Mit gestrafften Schultern hielt er seinen Blick geradeaus gerichtet und wappnete sich für alles, was der Älteste wohl an Giftigkeit oder Brutalität gegen ihn richten würde. Trotz Hitaros Beharrlichkeit, ihn zu quälen, konnte Neji dennoch niemals vorhersehen, welche Waffe Hitaro nutzen würde; vergiftete Worte, einen chakrageladenen Schlag…das Fluchsiegel. 

 

Ein Stich phantomhafter Schmerzen. 

 

Neji blinzelte gegen die dumpfe Pein hinter seinen Augen an. 

 

Verrückt, wenn man bedachte, was er alles ertragen und überwunden hatte. Doch selbst Ibikis psychologische Folter und ANBUs zermürbender Drill waren Hitaros Sadismus vorzuziehen; denn das hier, genau jetzt, war persönlich. Zutiefst persönlich. Ein Angriff, der direkt auf sein Herz zielte, nicht auf seinen Kopf. Und auch wenn das Narbengewebe, das er sich über die vergangenen paar Wochen erarbeitet hatte, zu einer Art undurchdringlichen Rüstung geworden war, juckten einige Krusten, die Ibiki aufgerissen hatte, noch immer mit einem altvertrauten Gefühl. Mit diesem altvertrauten Zorn. 

 

Atme. 

 

Ein leises Ausatmen und dampfende Luft wirbelte davon. Neji stellte sich vor, wie der Zorn damit fort schwebte; fühlte sich ruhiger und mehr in der Kontrolle. Und dann kräuselte sich Hitaros breiter, nach unten gebogener Mund an den Winkeln zu der kruden Imitation eines Lächelns. 

 

Neji kannte dieses Lächeln; ebenso gerissen, wie es grausam war. 

 

„Ich bin überrascht von dir, Neji“, murmelte Hitaro. 

 

Argwöhnisch wegen der düsteren Belustigung in diesen Worten, kam Neji unter dem Vorwand, seinen Knappsack zurecht zu rücken, langsam zum Stehen. Er hielt seinen Blick selbst dann noch über die Tore hinweg gerichtet, als sich Hitaro gelassen in Bewegung setzte, um ihm den Weg zu versperren. 

 

„Nach all diesen mühsamen Trainingsstunden. Nach all der Entwicklung, die sie gemacht hat“, seufzte Hitaro die Worte hervor, als würde es ihn zutiefst verletzen, sie aussprechen zu müssen, während er die Arme vor der Brust in den Schatten seiner Ärmel verschränkt hielt und einen langsamen meditativen Kreis um Neji zog. „All diese kostbaren Familiensentimentalitäten, die du ihrem Herzen eingeflößt hast und die sie glauben lassen, sie könnte wirklich irgendeinen Unterschied machen.“ Er hielt inne und schnalzte mit der Enttäuschung eines Schulmeisters mit der Zunge, bevor er Neji mit einem tadelnden Blick bedachte. „All diese Hoffnung. Nur um sie dann zurück zu lassen.“

 

„Ganz im Gegensatz zu deiner geringschätzigen Meinung über Hiashi-samas Tochter“, biss Neji zwischen den Zähnen hervor, „besitzt Hinata-sama sowohl die Reife, als auch die Klugheit, um zu verstehen, warum ich sie nicht für diese Mission ausgewählt habe. Aufträge sind niemals persönlich.“

 

„Oh Neji“, raunte Hitaro und eine hoch erfreute Gefahr brannte hinter dem Eis in seinen Augen. „Aber wer hat denn jemals gesagt, dass ich von der Mission rede?“

 

Wie ein Messer in die Eingeweide. Ein mitleidloser Stoß. 

 

Scharf sog Neji die Luft durch die Nase ein und sein Magen verkrampfte sich. Er versteifte sich, als sich Hitaro nach vorn lehnte; fühlte, wie sich die Klinge tiefer grub, als der Älteste einen verschwörerischen Blick über Nejis Schulter warf und zurück zu den Hyūga Anwesen sah. 

 

„Ich frage mich, wie verständnisvoll sie sein wird, wenn sie erfährt, dass du sie und ihre Schwester einfach so einem Schicksal überlässt, dem du mit allen Mitteln zu entfliehen versuchst“, murmelte Hitaro flüsterleise. „Fürwahr, ich kann nicht anders, als mich zu fragen, als wie unpersönlich sie das ansehen wird. Und was Hanabi angeht? Himmel, ich schaudere, wenn ich nur daran denke.“

 

Für einen entsetzlichen Moment füllte sich Nejis Verstand – der vor Sekunden noch so klar und ruhig gewesen war – mit all den Bestandteilen seiner Albträume. Eine Vision von Ketten und Käfigen; Schmerz und Verfolgung; Verpflichtung und Befehle; Hizashis Blut an den Händen seines Zwillingsbruders; Hinata und Hanabi mit verschränkten Fingern, lachend, lächelnd, sicher, weil er dafür gesorgt hatte – und dann sah Neji sich selbst…nicht in dem Bild…nur gerade so in dem Rahmen…ein schwarzweißes Porträt in einem Sturm sich bewegender Abbilder…ein törichtes und vergessliches Kind…ein erbärmlicher Papiertiger…seine Streifen unverändert…dazu bestimmt, dieselbe Straße entlang zu laufen…einen Hyūga Verwandten zu beschützen; eine Schwester, eine Cousine…dazu bestimmt, das Leben seines Vaters zu leben…dazu bestimmt, den Tod seines Vaters zu sterben…

 

Nein…

 

Die Empfindung vollkommener Ablehnung war so stark, so tief und so unerträglich und kam direkt aus seiner Seele, dass er beinahe von Hitaro fort gezuckt wäre, um Gift und Galle auf den grauen Pfad zu spucken. Das hätte er auch gemacht; er hätte jede verrottete Emotion herauf gewürgt, die er noch zu verlieren hatte, wenn nicht jede Faser seines Körpers so bleiern und kalt geworden wäre wie das gepanzerte Herz, das in lauter und brutaler Rebellion in seiner Brust hämmerte. 

 

Niemals wieder. Niemals wieder. 

 

Er würde nicht zu einer weiteren Dreingabe werden. Einem weiteren Märtyrer. 

 

Ein weiteres Opfer…

 

Und ohne auch nur eine einzige Sekunde zu zögern, was das bedeuten oder ihn vermutlich kosten würde, schloss Neji die Augen, legte kalte mentale Finger um das Heft der Klinge, die Hitaro in seinem Herzen begraben hatte und riss sie heraus; durchtrennte emotionale Saiten und Bande des Fühlens in einem einzigen betäubenden Schnitt. 

 

Die Übelkeit verließ ihn. 

 

Das Narbengewebe verdickte sich. 

 

Sein Herz wurde ruhiger. 

 

Und als sich seine Augen öffneten, brachte die vollkommene Leere in ihnen Hitaro dazu, zurück zu weichen. Für eine lange harte Sekunde musterte der Älteste ihn und zog spekulierend und mit einem Hauch dämmernder Überraschung die Augen zusammen. Kopfschüttelnd schnaubte er ein leises Lachen heraus. „Törichtes Kind. Du tauschst ein Gefängnis gegen eine Gruft ein. Ob du nun in einem Käfig oder hinter einer Maske stirbst, du bist noch immer deines Vaters Sohn. Selbst jetzt, wo du deine Familienbande zerschneidest wie es Hizashi nicht getan hat; das Ergebnis ist das Gleiche, unausweichlich und unentrinnbar. Sein Schicksal ist alles, was du jemals erlangen wirst.“

 

Vollkommen gefühllos für die Worte – und die Splitter der Wahrheit, die sie noch tiefer getrieben hätten – schüttelte Neji einfach nur den Kopf und seine Lippen bogen sich zu einem kahlen Lächeln. „Wenn das wahr ist“, murmelte er. „Dann habe ich auch wirklich nichts mehr zu verlieren, nicht wahr?“

 

Hitaros Miene verzog sich marginal und sein Mund schürzte sich zu einem Knoten, als wäre der süße Geschmack des Sieges plötzlich sauer geworden. Selbst die Bosheit, die hinter seinen Augen geglommen hatte, war erloschen. Seine Grausamkeit aufgebraucht. Und selbst dann vollführte er noch eine herablassende Schau, als er sich von Nejis Weg zurück zog und zur Seite wandte, um eine Hand in einer Geste des Pardons und spöttischer Ermunterung nach außen schwingen zu lassen, wobei der lange Ärmel seiner Robe wie eine weiße Flagge zwischen ihnen flatterte. 

 

Als würde er diese Macht jemals aufgeben…

 

Nie in seinem Leben. Ein Leben, von dem erwartet werden würde, dass Neji es rettete. Ein Leben, von dem von ihm erwartet werden würde, sich dafür zu opfern. Hiashi. Hinata. Hanabi. Hitaro. So unterschiedlich sie auch waren, letztendlich war seine Verbindung zu ihnen dieselbe. Und Hitaro hatte diese Wahrheit trotz all seiner Durchtriebenheit niemals wirklich gebeugt. Es spielte keine Rolle, aus welchem Winkel Neji es betrachtete; das Ergebnis war, genau wie Hitaro es so passend formuliert hatte, ‚unentrinnbar‘.

 

Aber diesmal nicht.

 

Neji nahm einen langen Atemzug gegen den Zorn und atmete ihn mit einem mentalen Wispern wieder aus. 

 

Niemals wieder.

 

Sich einzig und allein auf Überzeugung verlassend, verließ Neji die Siedlung…verließ seine Cousinen…verließ Teile seines Selbst…verstreute Federn auf einem von Asche vernarbten Weg. 

 
 

~❃~
 

 

„Du solltest dir eine Katze für sowas zulegen.“

 

„Neugierde zahlt sich für Katzen nicht gerade besonders gut aus, oder?“

 

„Wird sich für dich auch nicht besonders gut auszahlen, Welpe“, grummelte Pakkun, während er seinen Weg über den schmalen Grat eines graugedeckten Daches entlang wackelte. 

 

Kakashi folgte ihm geduckt, mit straffen Muskeln und tiefem Körper. Gemessen an der Wohngegend, die sie gerade betreten hatten, war es klüger sich auf den höheren Leveln zu halten, statt sich durch die darunter liegenden Gassen zu navigieren. Ihre derzeitige Route hatte sie über die Dächer mehrerer dreistöckiger Kura Dozō geführt; traditionelle irdene Lagerhäuser. Sie standen in einer Reihe aneinander und waren gebaut, um Feuer ebenso zu widerstehen wie Frost und silberhaarigen Narren mit halbgaren Illusionen von…

 

Von was?

 

Genmas Rettung unter dem Deckmantel einer freundschaftlichen Einmischung? Einen auf Familienintervention machen?

 

Er ist nicht Familie.

 

Niemand, der wichtig gewesen war, war das gewesen; Minato-sensei, Obito, Rin, Sasuke, Asuma. Und dennoch betrauerte er sie noch immer, vermisste sie noch immer. Der Gedanke ließ Kakashi eiskalt erstarren. Er blieb stehen, stierte hinaus auf die umgebenden Gebäude mit ihren taubengrauen Ziegeln und weiß gestrichenen Wänden und fragte sich, welche Farbe sein eigenes inneres verstärktes Schließfach hatte; ein Ort, wo Ornamente der Trauer und Erbstücke der Reue herum lagen und auf den höchsten Regalen Staub ansetzten. 

 

Genma zu retten wird nicht ändern, was ich getan habe…

 

Oder was er nicht getan hatte. Wie arrogant, anzunehmen, er würde die Fähigkeit besitzen, irgendjemanden zu retten. Die einzige Person, die er jemals gerettet hatte, war er selbst gewesen. Immer und immer wieder, um das zu bewahren, was noch übrig war und alles und jeden loszulassen, der drohte, ihm zu viel zu nehmen. 

 

Und dadurch, dass dich das getan habe, habe ich so viele Menschen im Stich gelassen…

 

Genma hatte nicht unrecht gehabt, was Kakashis Sinn für Reue und Buße anging; Kakashi war nur nicht bereit, den Shiranui dahingehend vollkommen recht haben zu lassen. 

 

Diesmal nicht.

 

Ein leises Schnauben rief ihn zurück. 

 

Blinzelnd sah er sich um. 

 

Pakkun war ein paar Meter weiter stehen geblieben und hatte sein faltiges Gesicht zurück gewandt. „Du keifst mich an, weil ich für fünf Sekunden pissen muss und du stehst da rum und glotzt tagträumerisch in die Gegend.“

 

Ein geübtes Schmunzeln und Kakashis graues Auge funkelte mit falschem Licht. „Sorry.“

 

Pakkun schniefte und kaufte ihm das Schauspiel nicht für eine Sekunde ab, doch er sprach Kakashi auch nicht darauf an – was bei seinem kleinen streitlustigen Hund eine Seltenheit war. So sehr es den Kopierninja auch schmerzte, dass seine Ninken in seiner Gesellschaft momentan so nervös waren, in diesem Moment diente es seiner Privatsphäre und dadurch auch seinem Zweck. 

 

Er nickte nur und Pakkun lief weiter, um Kakashi über die Ansammlung von Kura Dozō bis zu den niedrigeren Dächern von Kaufmannshäusern zu führen. Rasch bewegte sich Kakashi über die elegant mit Schindeln und teuren Ziegeln versehenen Dächer und erhaschte einen Blick auf seinen Schatten, der über kunstvolle Gärten huschte; einsame Glyzinien, moosige Steinlaternen und gepflegte Sträucher mit makellosen Quadraten farbigen Kieses und der gelegentlichen Spirale von blassem, gerechtem Sand. 

 

Stirnrunzelnd sprang Kakashi um ein zierreiches Dachornament herum. „Bist du dir sicher, dass wir in der richtigen Gegend sind?“

 

Pakkun grunzte. „Was hast du erwartet? Irgendeine Art Opiumhöhle in einer versifften Hintergasse?“

 

Ganz genau das.

 

Kakashi schnitt eine Grimasse angesichts dieser Naivität – oder war es Zweckdienlichkeit? – des Bildes, das er in seinem Verstand heraufbeschworen hatte; vollkommen einfallslos und geradezu peinlich klischeehaft. Er hatte sich Genma vorgestellt, wie er eine heruntergekommene Bruchbude aufsuchte, die vollgestopft war von schäbigen Süchtigen mit nichts in ihren Augen, Nadeln in ihren Venen und kleinen pinken Pillen zwischen ihren Zähnen. Es war einfacher gewesen, sich das vorzustellen. 

 

Einfacher, sich vorzustellen, wie er in diesem Fall damit umgehen würde. Wen kümmerte es schon, ein stinkendes Rattennest auszurotten? Die Höhle eines Löwen hingegen war eine vollkommen andere Sache.

 

Aktionsplan, grübelte er trocken, immer gut, einen zu haben. 

 

Auf dem nächsten Dach hielt Pakkun inne und schnupperte über die Ziegel. 

 

Direkt auf den Fersen des Ninken ging Kakashi tief in die Hocke, um seinen Schatten so klein wie möglich zu machen und sah sich um, um die unmittelbare Umgebung zu scannen. Er hob einen von sechs Zigarettenstummeln auf, die zusammen mit anderem Müll und Zeichen von Durchgangsverkehr die Ziegel übersäten; verrottende Sonnenblumenkerne und Pistazienschalen, ein paar Lebensmittelverpackungen, Flecken eingetrockneten Kaugummis und eine einsame Shōchū Flasche, die sich in den Spinnenweben der Regenrinne verfangen hatte. 

 

Offensichtlich diente das Dach als improvisiertes Wartezimmer für die Ninja Klienten. 

 

„Schätze mal, das ist der Ort“, murmelte er. 

 

„Gern geschehen“, grummelte Pakkun und hüpfte hinauf auf den Grat.

 

Mit schimmerndem grauem Auge schnippte Kakashi mit den Fingern. „Komm runter. Du wirfst einen Schatten.“

 

„So wie du.“ Pakkun duckte seinen Körper zu einem kleinen Ball zusammen. „Zumindest bin ich klein genug, um als Taube durchgehen zu können.“

 

„Eine Taube…“, wiederholte Kakashi vollkommen sarkastisch. „Unfassbar.“

 

„Sprich für dich selbst. Du bist mal ein richtig erbärmlich aussehender Reiher, du unerträglicher Welpe.“

 

Schon wieder dieser lange verlorene Kosename; seine Ninken hatten Kakashi seit Jahren nicht mehr mit dieser albernen kleinen Zärtlichkeit geneckt. Er hätte niemals gedacht, dass er es vermissen würde, ihn zu hören, gemessen an all den Kindheits- und Jugendjahren, die dabei ausgegraben wurden. Lange und einsame Jahre…bittere Jahre…Jahre, die durch die Anwesenheit und den Schutz seines Ninken Rudels einfacher gemacht worden waren, ganz besonders während Kakashis ANBU Tagen. Trotz all seiner Fehltritte und all der Phasen des unbeständigen Mondes in seiner Seele waren sie immer für ihn da gewesen. 

 

Immer.

 

Und trotz all seiner schrecklichen Wortspiele und seiner ausweichenden Redewendungen verspürte Kakashi die ernüchternde Wahrheit, wenn es um den ‚besten Freund des Menschen‘ ging. 

 

Aus den Augenwinkeln sah er zu Pakkun und sein Blick wurde weich. 

 

Weiter unten öffnete sich die Balkontür. 

 

Rasch duckte sich Pakkun außer Sichtweite. 

 

Fluchend drehte sich Kakashi in der Hüfte und glitt seitwärts in das tiefe V aus Schatten zwischen dem zweigiebligen Dach. Er presste seinen Rücken gegen die Ziegel und verkeilte Ellbogen und Fersen. Lauschend legte er den Kopf schief. 

 

Das phlegmatische Husten einer Frau erklang nass und rasselnd. Er hatte diesen Klang schon früher gehört. 

 

Hayate.

 

Der Name kam und ging und ließ Kakashi über zeitlich begrenzte Krankheiten und Genesungsraten nachdenken. Nicht, dass er Genmas Zustand für unheilbar hielt. 

 

Nur kompliziert. Und chaotisch. 

 

Und dennoch war er hier und war dabei, sich die Hände schmutzig zu machen. Er blendete das Husten aus und lauschte stattdessen den rituellen Geräuschen von Tee, der eingegossen wurde; das sanfte Plätschern von Wasser, das kräftige Klopfen eines Quirls, der das Gebräu umrührte. Unter dem Klappern von Porzellan fing Kakashi das Schlurfen sandalenbewährter Füße und das Klacken hölzerner Geta auf. Zwei Personen; eine weiblich, die andere unbekannt – zumindest bis die Frau das Wort ergriff. 

 

„Mein lieber Dr. Mushi“, schnurrte sie mit heiseren und leisen Tönen; entweder beabsichtigt oder aufgrund angeschlagener Gesundheit. „Was bringt dich in meine schäbige kleine Stube?“

 

„Kaum die Worte, die ich genutzt hätte, um es zu beschreiben. Du hast dich sehr gut eingerichtet“, antwortete der Doktor. „Dreh dich um, lass mich einen Blick auf dich werfen.“ Ein leises Klatschen, als hätte er die Hände aneinander geschlagen. „Ah, Mizugumo, dich so strahlend zu sehen macht mich zu einem sehr glücklichen Mann.“

 

„Und wenn deine Währung aus falschen Komplimenten bestünde, wäre ich eine sehr reiche Frau.“

 

„Es war kein falsches Kompliment. Und soll ich wirklich glauben, du würdest dich selbst nicht für reich halten?“

 

Mizugumo stieß ein kehliges, verführerisches Lachen aus. „Du bist doch nicht hierher gekommen, um diese kleinen Seelenklempner Spielchen mit mir zu spielen, oder doch? Wie enttäuschend.“

 

„Nein.“ Eine kurze Pause und der Doktor räusperte sich. „Ich…brauche einen Gefallen.“

 

Stuhlbeine kratzten und das Rascheln von schwerem Brokatstoff erscholl. „Willst du dich nicht setzen?“

 

„Leider kann ich nicht bleiben.“

 

„Tz. Das sagen alle Jungs am Morgen.“

 

„Dann hast du bisher nicht den richtigen Mann gefunden, oder?“ Ausgesprochen in einem Ton, den Eltern wahrscheinlich einem Kind gegenüber annahmen. Wer war diese Frau für diesen Mann? Und Mushi – Kakashi hätte schwören können, dass er den Namen bereits gehört hatte. Was Mizugumo anging…dieser Name läutete einige dunkle und entfernte Glocken aus seinen ANBU Tagen. 

 

Mizugumos Schweigen fühlte sich marginal fröstelnd an. „Was brauchst du?“

 

„Nirvana.“

 

„Oh mein Lieber, brauchen wir das nicht alle?“

 

Er seufzte. „Mizugumo.“

 

„Zwanzigtausend Ryō.“

 

„Zwanzigtau-!“ Mushi brach ab und nahm einen beruhigenden Atemzug. „Bestrafst du mich dafür, dass ich mich um dein emotionales Wohlergehen sorge?“

 

„Dich bestrafen? Ich habe dir gerade Rabatt gegeben. Du bist nicht mein einziger Klient.“ Ihre nächsten Worte erklangen gedämpft und hohl, als hätte sie eine Tasse an ihre Lippen gehoben. „Und du bist ganz bestimmt nicht mein Vater.“

 

„Das kann ich mir nicht leisten.“

 

„Nur wenige können das. Aber es gibt andere Wege um zu zahlen.“

 

Ein prustendes Ausatmen, als hätte der Doktor die Backen aufgebläht. „Du willst immer noch von mir, dass ich dir einen Spender beschaffe?“

 

„Meine Güte, du lässt es klingen, als wäre das geradezu skandalös.“

 

„Du weißt, dass ich das nicht tun kann. Es ist unethisch.“

 

„Oh, aber das hier nicht? Du kommst hierher und bittest mich um Medikamente, die du nirgendwo sonst bekommen kannst; geschweige denn auf legale Weise verschrieben.“ Mizugumo schnaubte. „Sag mir, guter Doktor, was für ein Klient von dir könnte wohl Nirvana brauchen, der nicht bereits in einem Krankenhaus liegt oder nur noch einen Atemhauch von der süßen Erlösung entfernt ist? Im Ernst, warum ist nicht Tsunade deine erste Anlaufstelle?“

 

„Die Situation ist kompliziert. Aber ich will es leichter machen.“

 

„Leichter…“, murmelte Mizugumo. Mit einem sanften Klacken setzte sie ihre Tasse ab. „Du hast vor, deinen Patienten zu euthanasieren.“ Mushis Schweigen bestätigte diese Worte nur und Mizugumo seufzte. „Eine ziemliche kleine Intrige. Weiß die Hokage davon?“

 

„Nein.“

 

Kakashis Ohren spitzten sich. Ein Arzt, der einen Patienten euthanasierte? Ohne es vorher mit Tsunade abzuklären? Ein Verstoß, der umso alarmierender war, wenn man bedachte, dass sich dieser Mann anhörte, als wäre er eher ein Psychologe und nicht ein Facharzt der Physiologie.

 

Was zur Hölle geht hier vor?

 

Ein Rascheln über ihm. 

 

Kakashi versteifte sich, bis sich Pakkun auf seinen Kopf kauerte. Der Kopierninja zog eine vernichtende Miene, gab aber keinerlei Geräusch von sich, sondern fixierte seine Ohren auf die Stille, die sich über den Balkon gelegt hatte. 

 

Ein scharfes Trommeln von Fingernägeln auf einer Tischplatte. „Nirvana ist keine Glücklichmacher-Pille, guter Doktor. Ich gebe das nicht an meine Kinder weiter, außer, sie selbst haben ihre eigenen Erlaubnisscheine unterschrieben. Und in denen steht für gewöhnlich: ‚Ich, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, erkläre hier-“

 

„Mizugumo…“

 

„Oder – mein persönlicher Favorit: Lebwohl, grausame Welt…“

 

„Mizugumo, bitte!“

 

„Oh sei still.“ Sie verfiel selbst kurz in Schweigen, das nur von einem weiteren Klopfen ihrer Nägel durchbrochen wurde. „Wenn ich oder irgendjemand von meinen süßen Mädchen und Jungen in irgendeiner Weise involviert werden würden.“

 

„Ich habe dein Geheimnis jetzt schon seit über fünfzehn Jahren für mich behalten, Mizugumo.“

 

„Oh ja, sicher bist du unserer Doktor-Patienten Verschwiegenheitspflicht gerecht geworden. Auch wenn ich kaum glaube, dass es das ist, was dich dazu gebracht hat, deinen Mund zu halten. Auf jeden Fall ist es die eine Sache, unter der Nase der Hokage mit Medikamenten zu handeln und eine vollkommen andere, mit dem Tod zu handeln.“

 

Mushi seufzte. „Und selbst nach all der Zeit glaubst du immer noch, dass es da einen Unterschied gibt? Das war schon immer dein Problem, Mizugumo und jetzt hat es sich als dein Untergang erwiesen.“

 

Ein bösartiges Fauchen und Kakashi hörte, wie die Stuhlbeine zurück kratzten. „Niemand spricht so mit mir!“, murmelte Mizugumo mit dünner und schwacher Stimme unter der Anstrengung eines zurückgehaltenen Hustens. „Wenn du an meinem Angebot nicht interessiert bist, dann rate ich dir zu gehen.“

 

„Bitte denk darüber nach, Mizugumo. Dieser Mann leidet unter extremen Schmerzen.“

 

„So wie alle meine Kinder, lieber Doktor.“

 

„Und ebenso wie du, wie ich mir vorstellen kann. Wenn du nur deine Sturheit beiseite schieben und Tsunade-sama um Hilfe bitten würdest, dann wäre es vielleicht noch nicht zu spät für dich, um-“

 

„Auch wenn es vielleicht nicht zu spät für mich wäre, ist es doch viel zu spät für das. Das war es schon immer.“

 

„Mizugumo…“

 

„Shush. Du kannst uns nicht alle retten, guter Doktor. Und wenn ich nicht länger hier bin, um mich deiner Schlamassel anzunehmen und die Schmerzen deiner gescheiterten Fälle zu lindern…“ Sie brach ab und ließ die Bedeutung dieser Worte hängen. „Nun, jetzt denkst wohl du etwas mehr über das Angebot nach. Und wenn du damit fertig bist, dann werden wir es bei einem Tee klären. Jasmin. Dein liebster.“

 

Für eine Weile schwieg Mushi, was das Rätsel um die Worte der Frau nur noch größer machte. Gescheiterte Fälle? Angenommene Schlamassel? Galt das für Genma? Kakashi konnte sich nicht vorstellen, wie der Senbon kauende Zyniker vor einem Seelenklempner saß, ganz zu schweigen davon, dass er ihm das Herz ausschüttete. 

 

Also kommt er hierher? Zu dieser Frau?

 

Letztendlich sprach Mushi, doch seine Stimme war ein ernüchtertes Murmeln. „Auf Wiedersehen, Mizugumo.“ 

 

Sie zeigte ihm nicht den Weg nach draußen. 

 

Kakashi hörte die sich entfernenden Schritte des Doktors in einem Rascheln zurück durch das Haus und hinaus auf die Straße. Gemessen an der schmutzigen Natur der wie auch immer gearteten Angelegenheit, in die dieser Mann verwickelt war, hätte sein Rückzug für Kakashi nichts anderes als das Krabbeln einer Kakerlake aus dem Wrack von jemand anderem sein sollen. Und dennoch…

 

Kakashis Augen zogen sich zusammen. „Geh ihm nach.“

 

Pakkun erhob sich, wobei seine Pfoten durch Kakashis Haar wuschelten. „Sicher?“

 

Kakashi antwortete nicht. Und Pakkun fragte nicht nochmal. Grummelnd sprang der Hund aus seinem Bett zerzauster Silbersträhnen und mit mehr Anmut, als eine Katze vermutlich einen Ninken für fähig gehalten hätte, huschte er geschickt und leise über das Dach. 

 

Kakashi bewegte sich keinen Millimeter, sondern wartete auf die Frau. Nicht ein einziger Laut war von ihr seit Mushis Abgang zu hören. 

 

Alles war verstörend still. 

 

Noch gute drei weitere Minuten und Kakashi musste sich fragen, ob sie nicht irgendwie unter der Deckung der Schritte des Doktors verschwunden war. Mit den Handflächen drückte er seinen Rücken fort von der Dachschräge und sein Körper drehte sich geräuschlos, als er näher an die Regenrinne rutschte – dann erstarrte er. 

 

Ein Rascheln - trockenen Blättern nicht unähnlich – verfing sich in der Traufe. 

 

Leicht neigte Kakashi den Kopf, identifizierte das Geräusch als irgendein Gewebe, gefolgt von dem leisen surrenden Flüstern von Stoff oder Fäden, die geschnürt oder gelöst wurden. Etwas Metallisches berührte den Tisch. Ein raues Kratzen und das Zischen eines Streichholzes. Ein schwaches Knistern. Rauchbänder kräuselten sich aufwärts um die Regenrinne und der starke Geruch von Tabak füllte Kakashis Sinne – zusammen mit der Basisnote eines süßen, grasigen Duftes. Berauschend und kräftig. Er konnte ihn sogar durch den Filter seiner Maske muffig auf der Zunge schmecken. 

 

„Komm in meine Stube“, sangen die leisen heiseren Töne, „sagte die Spinne zu der frechen kleinen Fliege.“

 

Mit flackerndem grauem Auge wurde Kakashi stocksteif.

 

Unmöglich.

 

„Oh, sei nicht schüchtern. Ich weiß, dass du da bist. Ich weiß immer, wenn ich Gesellschaft habe. Ich spüre dann dieses warme und angenehme Prickeln.“

 

Das einzige Prickeln, das Kakashi spürte, war ein warnendes Kribbeln an seinem Nacken; eisig und überhaupt nicht angenehm. Stirnrunzelnd hakte er einen Daumen unter sein Hitai-ate und befreite sein Sharingan, bevor sein ungleicher Blick über das Dach glitt und nach der Falle suchte, in die er getappt war. Seine Augen weiteten sich angesichts dessen, was er vorfand; dort, so zart gesponnen und so raffiniert in die Linien der blaugrauen Ziegel eingefasst, funkelten hauchdünne Chakrafäden – wahrhaftig; ein Netz. 

 

Genau wie eine Spinne ihre Beute bemerkt…

 

Das Chakrageflecht bedeckte das gesamte Dach und zog ein sensorisches Netz unter seine Füße. Er verlagerte das Gewicht und sah zu, wie die dünnen Fäden zitterten; rein und so durchscheinend, dass sie beinahe unsichtbar waren. 

 

„Clever“, murmelte er. 

 

„Willst du nicht herunter kommen? Es ist furchtbar kühl da oben.“

 

Da er ohnehin entdeckt worden war, sah Kakashi keinen Sinn darin, das Unvermeidbare aufzuschieben. Er zog sein Hitai-ate wieder über sein rotes Auge, legte seine Handfläche auf die kalten Ziegel und schwang sich über und unter die Markise. Geschickt landete er in einer Hocke auf dem Balkongeländer, ein Kunai wirbelte über die Könchel seiner rechten Hand und er neigte die Klinge gegen seinen Unterarm; bereit dazu, jederzeit zuzuschlagen – bis sein Blick dem von Mizugumo begegnete und er die Waffe beinahe vollständig fallen ließ. 

 

Augen von der Farbe eines kalten, klaren Winterhimmels; ein Blau so blass, dass sie ein Schillern von Silber in sich hielten. 

 

Als hätte er einen Schlag einstecken müssen, sog Kakashi die Luft ein und senkte die Waffe. 

 

Mizugumo beugte den Kopf; ein betörendes Neigen, das ihre dichte, knöchellange Mähne dunklen, glanzlosen Haares wispernd über den Boden streichen ließ. Die Farbe von Lampenruß, deren leblose matte Textur von den weichen und schimmernden Strähnen aus Silber gerettet wurde, die sich von den Wurzeln bis hin zu den verwitterten Enden zogen. Selbst ihre Haut, durchscheinend und weiß wie reiner Kristall, offenbarte ein zartes Spinnennetz blauer und lilaner Venen; und Linien so weich wie Spinnenseide umrahmten die Winkel ihrer bezaubernden Augen und blutleeren Lippen. Eingehüllt in einen dunkelgrauen Kimono, der mit einem komplizierten Muster silberweißer Spinnweben gewirkt war, war sie zugleich ebenso schön und entsetzlich wie ein kunstfertig einbalsamierter Leichnam, der auf dem Totenbett ruhte. 

 

„Hatake Kakashi“, raunte Mizugumo und ihre äschernen Lippen bogen sich um das Ende ihrer schlanken eleganten Pfeife, die an ihrem Mund schwebte. „So ein wunderschönes Gesicht, von dem ich niemals dachte, es einmal sehen zu können.“

 

Fasziniert wie er war, brauchte Kakashi einen Moment, um die Ironie zu verstehen, die in diesem Kompliment begraben lag. Für einen Augenblick vollkommen verloren schüttelte er den Kopf. „Du kennst mich“, sagte er schließlich. 

 

Mizugumo summte tief. „Dein Ruf eilt dir voraus, kleiner weißer Fangzahn.“

 

Wie eine Rasierklinge über einer verrosteten Ader, das Rot so dunkel, so infiziert mit Fühlen. Es durchbrach den Bann. Kakashis Augen weiteten sich und richteten sich dann scharf auf sie. „Nenn mich nicht so.“

 

Amüsiert über das Knurren hinter seinen Worten formte Mizugumo ein kleines ‚o‘ mit ihren Lippen und zog in falscher Reue eine Schnute. „Vater-Komplexe sind so lästige Angelegenheiten, nicht wahr?“

 

Eine ausweidende Pause, in der sich Kakashi fühlte, als hätten sich seine Eingeweide in Wasser verwandelt und würden sich spritzend über den Balkon verteilen. Langsam zog er den Kopf zurück und dachte sich im Stillen, dass er diese Frau ordentlich unterschätzt hatte – diese Hexe.

 

Während sie sich in ihrem Stuhl drehte, stieß Mizugumo ein leises ‚Tz‘ aus, klopfte den Tabakrest aus ihrer Pfeife und beäugte ihn unter dem langen Schwung ihrer Wimpern. „Ich muss mich entschuldigen. Ich habe einen entsetzlichen Sinn für Genauigkeit, wenn es um Tragödien geht.“ Sie spähte auf das Kunai in seinen verkrampften Fingern. „Oh, wie edel. Du würdest mir einen Gefallen tun. Aber nicht meinen Kindern. Ist das der Grund, aus dem du hier bist?“

 

Da er das Bedürfnis verspürte, fest auf den Füßen zu stehen und seinen Kopf stabil zu halten, sprang Kakashi von dem Geländer. Mit der Wachsamkeit eines Wolfes, der gerade einen ernstzunehmenden Schafspelz entdeckt hatte, richtete er sich auf, hielt eine Hand auf dem Geländer und klammerte die andere fest um das Kunai. Er hielt Abstand. „Du stirbst“, sagte er nur. 

 

Mizugumo füllte ihre Pfeife nach, entzündete sie und sog einen langen, genießerischen Zug ein. Ihre Wimpern bebten in einer Art flüchtiger Ekstase, bevor sie ihre Worte mit einem Wispern hervor hauchte. „Ah ja, der tiefe kalte Winter kriecht heran wie Frost über meiner Seele…er stiehlt ein wenig mehr Licht aus meinen Augen, ein wenig mehr Farbe aus meiner Haut…“ Langsam verstummte sie und wandte ihm diese betörend schönen Augen zu, um ihn mit der nackten Unschuld eines Kindes zu mustern. „Sag mir, Hatake Kakashi, bin ich nicht schön?“

 

Der Zorn war nur noch eine sterbende Glut in seinem Inneren. Kakashi schluckte schwer; fassungslos von seiner Unfähigkeit, den Blick abzuwenden und von einem unnennbaren Bedürfnis gezwungen, ihr zu antworten. „Ja, das bist du“, sagte er – und meinte es ernst. 

 

Vielleicht überraschte seine Antwort beide, denn Mizugumos Augen bekamen an ihren äußersten Winkeln Risse; zarte Brüche im Eis. Und dann lachte sie; ein gutturales bitteres Krächzen. „Du lügst nicht“, bewunderte sie und ihr Blick glitt an ihm vorbei, richtete sich auf irgendeinen weit entfernten Punkt und wurde weich. Mit langen Fingern strich sie sich über ihren eleganten Hals, zeichnete die filigranen Muster von Alterslinien auf der verwitterten Haut nach. „Und dennoch werde ich nicht getröstet. Ah, für dieses spezielle Gebrechen muss ich erst noch eine Pille finden. Was dich angeht, mein Lieber? Was bringt dich zu mir?“

 

Vollkommen entwaffnet von seinem ursprünglichen Plan, schob Kakashi sein Kunai weg und zog eine weit nützlichere Waffe aus seiner Tasche. Während er die Hand hob, rollte er die kleine pinke Pille zwischen Daumen und Zeigefinger. 

 

Eine dunkle, mit Silber durchsetzte Braue wanderte nach oben, doch ihre kalten Wolfsaugen bedachten ihn ruhig. „Nun, wo könntest du wohl auf diesen kleinen Brotkrumen gestoßen sein?“

 

Kakashis Miene verriet überhaupt nichts. „Was ist das?“

 

„Ah, Genma.“ Mizugumo seufzte den leeren Stuhl neben sich an und hielt dabei den Kopf ihrer Pfeife zwischen langen dürren Spinnenfingern. „Ich hoffe nur, dass er das nicht wie Süßigkeiten verteilt. Ich sollte wirklich böse auf ihn sein.“

 

„Was ist das?“, fragte Kakashi noch einmal, nur diesmal mit tieferer und leiserer Stimme – weit gefährlicher. 

 

„Dukkha“, antwortete Mizugumo und fügte hinzu, als sie die Verwirrung in seinen Augen sah: „Es bedeutet Leiden.“

 

Sofort hörte Kakashi auf, die Pille zwischen den Fingern zu rollen. „Leiden“, raunte er. „Soll das irgendwie ironisch sein?“

 

Mizugumo, die tief an ihrer Pfeife gezogen hatte, würgte ein Geräusch zwischen Lachen und Husten hervor und schwenkte eine schlanke Hand, um den Rauch zu vertreiben. „In gewisser Weise, ja. Dukkha macht dem Leiden ein Ende, also vermute ich, dass mir die Ironie gefällt.“

 

„Dann wirst du sicher auch die Ironie meiner nächsten Worte zu schätzen wissen.“ Kakashi hielt die Pille hoch. „Dieses ‚Leiden‘ von dir? Es endet jetzt.“

 

Langsam lehnte sich Mizugumo in ihrem Stuhl zurück, ihre Brauen hoben sich in einem Ausdruck außerordentlicher Belustigung und ihr Lächeln war nur ein winziges Bisschen nachsichtig. Für eine Weile musterte sie ihn. „Oh Kakashi“, säuselte sie schließlich. „Du bist entweder sehr unschuldig oder aber äußerst idealistisch. Und wenn man bedenkt, wie eng diese beiden Dinge miteinander verknüpft sind, fällt es mir doch schwer, nicht zu glauben, dass du eine berauschende Mischung aus beidem bist.“ Und dann floss die Belustigung von ihren Zügen und ließ ihr Gesicht sowohl schwermütig als auch traurig zurück. „Und trotz deiner Tragödie; das ist solch eine wunderschöne Kombination. Die Dunkelheit hat nicht zu dir gepasst, nicht wahr? Ist das der Grund, aus dem du gegangen bist?“

 

Fassungslos, entsetzt schüttelte Kakashi den Kopf; realisierte überhaupt nicht, dass er einen Schritt zurück gewichen war. Seine Stimme löste sich heiser um die plötzliche Enge in seiner Kehle. „Du weißt gar nichts über mich.“

 

In einem Schnauben flogen Funken von dem Ende von Mizugumos Pfeife. Mit einem langen, schwarz lackierten Nagel stieß sie in seine Richtung und eine Wildheit flammte hinter ihren geisterhaften Augen auf. „Aber ich weiß alles über das Nichts“, raunte sie mit von Blut und Rauch aufgerauter Stimme. „Ich weiß von den schmerzenden, bodenlosen Abgründen in den Seelen von Männern und Frauen. Ich weiß, was sie beherbergen. Du hast den Weg von ANBU an dir und dennoch bist du der erste dieses Schlags, der meine Vernichtung, meine Krankheit erblickt und mich schön nennt.“ Sie hob eine Hand und stieß ein kurzes Lachen aus. „Oh, du bist nicht der Erste, der es gesagthat, aber du bist der Erste, der es auch so meint.

 

Und was das über sie beide aussagte, konnte Kakashi nicht begreifen und er wollte es auch gar nicht wissen. Über die kurze Distanz hinweg musterte er sie und seine Vorsicht vertiefte sich zu etwas weitaus Beunruhigenderem. Was für ein Zorn, was für eine Finsternis, lauerte in dieser kranken und sterbenden Frau? Eine Kreatur, die gealtert und dennoch unberührt war, ruiniert und dennoch erhalten; sie war mit Sicherheit gute zwanzig Jahre älter als er, wenn nicht sogar mehr…und dennoch…

 

Dennoch konnte er nicht den Blick abwenden. 

 

Und er würde die Wahrheit dessen, was er gesagt hatte, nicht widerrufen. 

 

Wahrheit…

 

Wer hätte gedacht, dass diese Frau so offen sein würde, so ehrlich? So entsetzlich ehrlich. Er hatte sie sich vorgestellt, wie sie ihn in ein Netz aus Lügen und Erpressung zerrte, um ihre sich entwirrende ‚Wahrheit‘ in haarfeinen Fäden zu halten. Und nun stolperte sein Verstand darüber, diese Fäden zu greifen und zusammenzufügen; die Muster, die Machart zu finden. Es brauchte nicht die Unverblümtheit ihrer Worte oder die Direktheit ihres Blickes, um ihm zu versichern, dass es nicht funktionieren würde, ihr Angst einzujagen. Er spürte es in seinem Inneren. Ein Wolf zum anderen. Vielleicht war ihr Mangel an Furcht überhaupt nicht überraschend für eine Frau, die dem Tode so nahe war; vielleicht machte sie das nur umso gefährlicher. Oder vielleicht machte Selbsterhaltung sie zu etwas anderem…

 

Verzweifelt.

 

Kakashis Augen zogen sich nachdenklich zusammen. „Ein Spender“, sagte er. „Du brauchst einen.“

 

Mit dem Mundstück ihrer Pfeife fuhr sich Mizugumo über die Lippen und schmunzelte. „Gute Güte, Kakashi, keine Drohungen? Keine Wutanfälle? Direkt zu Verhandlungen. Ich mag dich. Ich mag dich sogar sehr.“

 

„Dich zu bedrohen ist vollkommen sinnlos“, argumentierte Kakashi und wenn nur, um der Intensität ihres Starrens zu entkommen; dem Zauber ihres Lächelns. „Du hast mit Mushi über gescheiterte Fälle gesprochen. Und in diesem Fall gehe ich davon aus, dass eine hohe Prozentzahl deiner Klientel entweder aus ANBU, KERN oder Ex-Agenten beider Divisionen besteht.“ Als sich ihr Schmunzeln vertiefte, fuhr er fort: „Selbst wenn du nicht gewollt hättest, dass ich das höre, ist der einzige mögliche Grund, aus dem du geschäftsfähig sein kannst, der, weil du eine äußerst gefährliche Gruppe aus Männern und Frauen innerhalb dieses Dorfes versorgst.“ Er ballte eine Faust um die Pille. „Und völlig unabhängig von dem, was ich über dich und dein Geschäft denke; ich habe nicht die Angewohnheit, über meinesgleichen zu urteilen.“

 

„Nein“, murmelte Mizugumo. „Nur bei diesem einen. Glaubst du, er wird dir danken?“

 

Kakashis Griff um die Pille verkrampfte sich. Langsam schob er seine Faust in die Tasche und spähte zu ihr auf, ohne den Kopf zu heben. „Du wirst aufhören, Genma zu beliefern. Und dafür werde ich anfangen, dich zu beliefern. Sag mir, was du brauchst.“

 

Mit zu Schlitzen verengten Augen bedachte Mizugumo ihn für einen langen Moment und paffte an ihrer Pfeife. „Zuerst dein Wort. Nicht, dass es mir einen wirklichen Schutz vor Tsunade bieten würde, sollte sie herausfinden-“

 

„Ich habe nicht vor, dieses ganz spezielle Pferd scheu zu machen.“

 

„Nein. Zweifelsohne würde es ‚deinesgleichen‘ überhaupt nicht gut aufnehmen, wenn ihnen die Krücken entrissen werden. Du hättest dich wegen einer Menge Dinge zu verantworten, selbst wenn du als versehentlicher Held endest.“

 

Kakashi schüttelte den Kopf. „Ich versuche nicht, ein Held zu sein.“

 

„Und dennoch bist du hier. Verhandelst im Interesse deines…was? Deines Kameraden? Deines Freundes?“ Sie machte eine Pause und warf ihm einen schiefen Blick aus dem Winkel eines durchstechenden Auges zu. „Deines Liebhabers?“

 

Kakashis Puls machte einen Satz und seine Miene fror ein. Da er fürchtete, dass ihn seine Regungslosigkeit verraten würde, hob er eine Braue, als wollte er damit sagen, dass er die Frage sowohl als ermüdend, als auch als trivial betrachtete. „Meine Gründe sind irrelevant. Angebot und Nachfrage, funktioniert es nicht so?“

 

„Oh doch. Normalerweise. Aber du faszinierst mich.“ Mizugumo ließ ihren Kopf nach hinten kippen und eine dünne Rauchfahne schlängelte sich von ihren nach oben gebogenen Lippen. „Weißt du, ich mag und respektiere es, dass du Selbsterhaltung zu schätzen weißt, Kakashi. Manche glauben, es wäre ein Feiglingsspiel, aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.“ Sie streckte einen Arm aus und der lange Ärmel ihres Kimonos strich in einem Wispern über den Tisch, als sie den verbrannten Tabak aus ihrer Pfeife klopfte. „Selbsterhaltung verursacht ebenso viel Schmerz, wie sie verhindert. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Du scheinst es gut genug zu schwingen. Genma hingegen…“ Langsam brach sie ab und saugte an ihren Zähnen, wobei sie Reihen teils abgesplitterten Schmelzes in bläulichem Zahnfleisch zeigte. „Er ist in dieses Schwert gefallen. Mein armer Junge zerschneidet sich selbst, aber nicht seine Bande.“ Sie warf ihm einen koketten Blick zu. „Nicht so wie du, Schätzchen. Du hast es sehr gut gemacht. In der Tat sehr gut, dass du niemals hierher gekommen bist, um an meine Tür zu klopfen, als du bei ANBU warst. Entweder kommst du sehr gut damit zurecht, oder du schneidest sehr, sehr tief. So tief, dass du bereits vor sehr langer Zeit aufgehört hast, den Schmerz zu spüren, habe ich recht?“

 

Diese rostige Ader pulsierte heftig in seinem Herzen. Kakashis Züge verhärteten sich. „Wirst du dem Handel zustimmen oder nicht?“

 

Sie musterte ihn. „Tz, so hastig. Besonders, wenn man bedenkt, worum ich im Gegenzug bitten werde.“

 

„Ein Spender“, sagte Kakashi leise mit verstörend ruhiger Stimme. „Ich habe dich ganz hervorragend verstanden. Sag mir einfach nur, welche Organe du brauchst.“ Sein Blick wanderte zu ihrer Pfeife, dann zurück zu ihrem schwach schmunzelnden Gesicht. Es war offensichtlich, was sie brauchte, doch er würde nicht anfangen, diese Frau einfach so für bare Münze zu nehmen. 

 

Mizugumos Lächeln wurde schmal. Sie legte ihre Pfeife beiseite. „Sag mir, Kakashi. Denkst du, dass ich mir diese Krankheit selbst zuzuschreiben habe?“

 

„Das macht keinen Unterschied für mich.“

 

„Oh, aber das tut es. Das wird es. Wenn die Zeit kommt. Wenn du über Alter, Größe, Blutgruppe, Lungenkapazität nachdenkst – über all die kalten kleinen Fakten, eingehüllt in einen warmen Körper mit einem noch immer schlagenden Herzen.“ Sie ließ dieses Bild wie Gift in die Luft zwischen ihnen sickern; doch nach außen hin zeigte Kakashi nichts. Mit einem weiteren dünnen Lächeln applaudierte Mizugumo seinem Mangel an Reaktion. „Woher soll ich wissen, dass du eine solche Person findest und mir bringst?“ Eine Herausforderung, aber es lag etwas Spielerisches in der Art und Weise, wie sie es sagte – als würde sie ihn über eine Sache testen, die nichts mit der Frage zu tun hatte. 

 

Kakashi entging die Präzision ihrer Worte nicht und ihm entging auch nicht das Versprechen, das sie im Gegenzug von ihm erwartete. Also sagte er es. „Ich kann.“ Und dann besiegelte er es. „Und ich werde.“

 

Eine schwere Pause, in der sie den Eifer hinter seinen Worten in einer privaten Kammer ihres Verstandes bemaß, bevor sie nickte. „Ich glaube dir. Und in diesem Fall werde ich ab diesem Zeitpunkt aufhören, Genma zu beliefern. Du hast zwei Wochen, um mir zu bringen was ich brauche. Sobald der Spender in meinem Besitz ist, hast du mein Wort, dass ich meinen Teil der Vereinbarung weiterhin ehren werde.“

 

„Dein Wort“, echote Kakashi und sein graues Auge zog sich zusammen. 

 

Mizugumos Brauen hoben sich. „Die Tatsache, dass ich bereits zugestimmt habe, ihn nicht mehr zu beliefern, noch bevor ich irgendetwas gewonnen habe, sollte schon etwas zählen. Aber auf der anderen Seite bist du derjenige, der das Glücksspiel eingeht.“ Mizugumo schmunzelte, als sie das sagte. „Ich habe nur noch sehr wenig zu verlieren, Kakashi. Aber ich halte immer mein Wort.“

 

Und jetzt im Moment war das alles, was er hatte, um weiter zu machen. Er nickte. „Na schön.“

 

Mizugumo neigte den Kopf und ließ ihre Augen nachdenklich zur Seite schweifen. „Aber dann ist da auch noch Genma zu bedenken.“

 

„Ich kümmere mich um Genma.“

 

„Das sollte ich wohl hoffen. Denn kein Zweifel wird er darauf aus sein, sich um jemanden zu kümmern.“ Sie kicherte leise über ihren kleinen Wortwitz. Das Geräusch klang wie knisternde Blätter, doch dann ernüchterte ihr Blick und richtete sich direkt auf Kakashi. „Er wird gefährlicher sein als jemals zuvor. Das gefällt mir nicht.“

 

Vorsichtig, um ihre Worte nicht zu missinterpretieren, runzelte Kakashi leicht die Stirn. „Du denkst, Genma würde dich bedrohen?“ Das war auf jeden Fall nicht auszuschließen. 

 

Doch Mizugumo stieß nur ein flaches Lachen aus, als erschiene ihr dieser Gedanke vollkommen absurd. „Himmel, nein. Er ist verzweifelt, aber er ist nicht dumm. Und auch wenn verzweifelte Menschen oft dumme Dinge tun, denke ich doch, dass ich eine sehr starke Abschreckung habe.“

 

„Pferde, die Scheu gemacht werden können.“

 

„Ich finde ja, dass ein Hornissennest eine weitaus treffendere Analogie ist. Indem er mich bedrohen würde, würde er das Herz meines glücklichen kleinen Schwarms angreifen.“

 

„Hn. Und wenn die Bienenkönigin bedroht wird…“, sagte er trocken, während das bösartige Ergebnis bereits in seinem Kopf herum schwirrte. Wie viele drogensüchtige Elitekiller würde das auf den Plan rufen, die hinter Genmas Kopf her wären? Und viel verstörender als das war die Frage, wie viele dieser besagten Killer Leute waren, die Kakashi früher gekannt hatte? Oder immer noch kannte; sogar jetzt? Kami, was sagte das alles über ANBU? Über Konoha? Und dann; eine noch viel dunklere Frage…

 

Was zur Hölle sagt das über dich?

 

Mizugumo gab einen scharfen kleinen Klang von sich, als würde sie die Luft durch die Zähne ziehen. „Es schmerzt, nicht wahr? Diesen Idealismus zersplittern zu sehen? Ignoranz – oder in deinem Fall Unschuld – ist eine furchtbare Sache zu verlieren. Du wirst darüber hinweg kommen. Ich habe es auch geschafft.“

 

Mit verkrampftem Kiefer erwiderte Kakashi nichts, begegnete nur ihrem Blick und sein graues Auge wurde dabei von dem Schatten seiner Wimpern abgeschirmt. 

 

Unschuld…?

 

Schon wieder dieses beschmutzte Wort; dieses Relikt einer zerschmetterten Kindheit. Er mochte es nicht, wie sie damit um sich warf und damit weit fragilere Gegenstände dazu brachte, in seinem Inneren auf ihren hohen Regalen zu rasseln. Köderte sie ihn? Zu welchem Zweck?

 

Spielt keine Rolle. Du hast deine Vereinbarung. 

 

Energisch bändigte er seinen Zorn und nahm einen leisen Atemzug. Diese Frau war viel zu gefährlich, um mit ihr Spielchen zu spielen. So wie es war, war er ein Glücksspiel eingegangen. Und außerdem hatte er nur einen einzigen Trumpf – das Spendergeschäft. Und diese Hand hatte er ihr bereits gezeigt. Wenn sie sich dem Austausch verweigerte, dann könnte er genauso gut aussteigen und verflucht nochmal hier verschwinden, bevor sie den Spieß umdrehte. Gott, mit nur ein paar ausgewählten Worten hatte sie auf eine Weise mit ihm abgerechnet, wie es sich kein ANBU Mann und keine ANBU Frau jemals getraut hatten.

 

Und dann kam es ihm – sehr verspätet, aber nicht weniger alarmierend. 

 

Sein Kopf hob sich ein Stück. „Du warst ANBU“, sagte er leise und diese Feststellung traf ihn heftig, obwohl er sie aussprach – und irgendwie schien diese Stimme von tief aus seiner Brust zu kommen, seine sorgfältig modulierten Töne waren jetzt tiefer und rauer…als wäre seine Kehle von einer Krankheit durchlöchert. Er fühlte sich übel, nur weil er geredet hatte. 

 

Und Mizugumo musste seine Qual bemerkt haben, denn der Blick, den sie ihm zuwandte, wandelte sich von Überraschung zu Argwohn und dann zu etwas, das vielleicht Kummer hätte sein können, wenn es nicht so bitter gewesen wäre. Ihre Lippen verzogen sich zu einem harten Schmunzeln. „Nah genug, mein Lieber, nah genug.“

 

Der Atem verließ fluchtartig seine Lungen. „KERN…“, hauchte er überrascht; trotz sich selbst, trotz ihr…trotz dem, wie unglaublich offensichtlich es für ihn vom ersten Moment an hätte sein sollen. „Was ist passiert?“

 

Während sie den Kopf drehte, krallte Mizugumo ihre Finger in den dunklen Polsterstuhl und trotz des Bebens in ihren Armen und der Anspannung in ihrem schmallippigen Mund erhob sie sich mit der majestätischen Contenance einer Königin, bevor sie den Tisch umrundete, um sich dem Balkon zu nähern. 

 

Sie sprach leise und wie zu sich selbst. „Was ist passiert, fragt er…“

 

Er hätte das nicht fragen sollen. Aber er hätte sich umdrehen sollen. Hätte sie in seinem direkten Blickfeld halten sollen. Doch etwas verwurzelte sich in ihm, hielt ihn in derselben Regungslosigkeit gefangen, die auch Mizugumo packte, als sie neben ihm stehen blieb und ihre fragilen Hände auf das Geländer legte. Die Haut zart und transparent wie zerknittertes Seidenpapier und mit bemalten Nägeln wie Tropfen aus Tinte. 

 

Ein winziges Stück wandte sie den Kopf und fing aus den Augenwinkeln seinen Seitenblick auf. „Eines Tages wirst du dastehen wie ich jetzt und dich selbst dasselbe fragen. Und vielleicht wirst du die Antwort haben, die ich niemals finden konnte.“

 

Seine Brauen zogen sich leicht zusammen. „Warum tust du das?“

 

Sie lächelte ein wenig, sah zur Seite weg und blickte hinaus auf den kleinen Garten. Blinzelnd musterte sie eine einsame Silberweide, die sich schief über einen Teich beugte und deren lange welke Blätter über das Wasser strichen. „Angebot und Nachfrage, mein Lieber. Das ist alles. Fürwahr, das ist alles in dieser süßen, elenden Welt. Aber statt dagegen zu wettern, habe ich eine Nische für mich gefunden…und wie ein guter kleiner Opportunist, habe ich sie ausgenutzt.“

 

Mit der Hüfte gegen das Geländer gelehnt, drehte er sich leicht. „Ich glaube dir nicht.“

 

„Ich habe nicht erwartet, dass du das tust. Aber natürlich verstehst du.“

 

Er musterte sie mit sanft gerunzelter Stirn. „Selbsterhaltung.“

 

Für eine kurze Sekunde schloss Mizugumo die Augen. „Ein Mann nach meinem Herzen. Ein paar Jahrzehnte zu spät, fürchte ich…und ich habe es auch nicht so gut bewahrt. Das braucht mehr als alles andere eine Transplantation.“

 

„Auch das glaube ich nicht.“

 

Kopfschüttelnd stieß sie ein rostiges Lachen aus. „Und da ist wieder diese Unschuld.“

 

Für einen langen Moment musterte Kakashi sie, ließ seinen Blick über die Falten wandern, die sich um ihre Augen legten. „Du bezeichnest deine Klienten als deine Kinder“, sagte er leise. „Ich kann mir kein zweischneidigeres Schwert vorstellen, nach dem man leben kann.“

 

Ein Anspannen der verwitterten Haut an ihrem Hals und Mizugumos zarte Hände falteten sich um das Geländer und drückten flüchtig zu. „Ich habe dieses Gespräch genossen, Hatake Kakashi.“ Dann wandte sie sich ihm zu, hob eine Hand und strich mit den Fingerspitzen über den Grat seiner maskierten Wange. 

 

Kakashi versteifte sich, fühlte die Kühle ihrer Haut sogar durch das Gewebe. Wie eine Berührung des Todes. Doch was ihn mehr verstörte, war, wie er sich dafür erwärmte, wie er beinahe sein Gesicht in ihre Handfläche drehte. Ihre Blicke trafen sich; eisengrau und silberblau. Was war das für eine Verwandtschaft? Was war in diesen Wolfsaugen, das ein Gefühl hervorrief, das respektvoller war als Bemitleiden und gefährlicher als Anteilnahme? Was war das für ein Gefühl? 

 

Er suchte ihren Blick und fand es. 

 

Oh Gott…

 

Empathie.

 

Kakashi erschrak und sein graues Auge flog weit auf. Mit dem getroffenen Ausdruck eines verwirrten Tieres, das die Bedrohung witterte, aber noch nicht verstand, zuckte er vor ihr zurück. Sein Herz donnerte hinter seinen Rippen und kalter Schweiß bedeckte seinen Nacken. Kopfschüttelnd fiel seine Stimme zerfetzt von seinen Lippen. „Götter, was zur Hölle bist du?“

 

Sie beobachtete ihn mit einem warmen Lächeln, die hageren äschernen Wangen errötet mit dem blassesten Hauch von Rosa. Für einen Moment schwebte ihre Hand zwischen ihnen – als wollte sie nach ihm greifen – und dann verwelkte sie zurück an ihre Seite, die Wärme erstarb auf ihren Lippen, die Farbe verschwand aus ihrem Gesicht. „Das, wovon ich hoffe, dass du es niemals sein wirst“, wisperte sie.

 

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Glossar:

Geta: Japanische Holzsandalen (So wie die, die Jiraiya trägt) 

Kura Dozō: Traditionelle japanische Waren-/Lagerhäuser

Mizugumo: Bedeutet 'Wasserspinne', bezeichnet aber auch ein Gerät, das von Ninjas zum Überqueren von Wasser genutzt wurde

Nirvana: Bezeichnet hier eine Pille/Droge. Für alle die nicht wissen, woher der Begriff Nirvana kommt und was er bedeutet (nein, das ist nicht nur eine Grungeband aus Amerika ^^): Der Begriff kommt aus dem Buddhismus und bezeichnet den finalen Übergang aus dem Kreislauf der Wiedergeburten hinein in die endgültige Befreiung. Es bezeichnet das Ende der Identifikation mit den sogenannten fünf Aggregaten (Skandhas), aus denen ein Mensch nach buddhistischer Ansicht nach zusammengesetzt ist. Welche Wirkung und welchen Zweck die nach dem Nirvana benannte Pille in UtS hat, kam hier ja schon leicht raus, wird aber noch näher erläutert werden

Dukkha: Auch hier handelt es sich um einen buddhistischen Begriff, der quasi schon im Kapitel geklärt wurde. Für gewöhnlich wird 'Dukkha' als 'Leiden' übersetzt und bezeichnet gleichzeitig die erste der 'Vier edlen Wahrheiten', die die Grundlagen der buddhistischen Lehre bilden

Euthanasieren: Ich möchte auch hier nochmal darauf hinweisen, dass in dieser Geschichte der Terminus der 'Euthanasie' absolut NICHTS mit der vollkommen missbrauchten und falsch genutzten Vorstellung zu tun hat, die leider durch die Verwendung während des Nationalsozialismus entstanden ist. Das Wort 'Euthanasie' stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet wortwörtlich übersetzt 'Schöner Tod'. Und in diesem wortwörtlichen Sinne ist dieser Begriff hier auch gemeint! Es geht um einen würdevollen, schmerzlosen und angenehmen, aber eben auch absichtlich herbeigeführten Tod. 
 

Bei Fragen bitte jederzeit melden! 
 

Noch ein paar Worte zu dem Kapitel. Ein ganz neuer Charakter betritt die Bühne, den ich persönlich unglaublich gerne mag!! Genmas "Dealer", die sich der/die ein oder andere wahrscheinlich ganz anders vorgestellt hat, glaube ich, oder? Mizugumo...eine trotz ihrer transparenten Haut sehr sehr undurchsichtige und rätselhafte Person. Und Kakashi lässt sich für Genma auf ein gefährliches Spiel mit ihr ein. 

Ich bin ehrlich gesagt UNGLAUBLICH gespannt darauf, was ihr von diesem Kapitel und ganz speziell von Mizugumo und ihrer Vereinbarung mit Kakashi haltet!! Also lasst mir bitte ein paar Worte zu ihr da! *-*
 

Vielen vielen Dank wie immer an alle meine unglaublichen Reviewer/innen und Leser/innen, die mich so toll unterstützen! <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SasukeUzumaki
2021-12-21T09:44:58+00:00 21.12.2021 10:44
Hey Scatach 😃

Uff, der Traum hat es echt in sich. 😣 o man Shika, hoffentlich übernehmen die Träume nicht die Oberhand. 😔

Super Neji 👍 mega wie er sich nicht unterbuttern lassen hat auch wenn Hitaro richtig schei**e war. Ich mag ihn immer noch nicht.

Ohje Kakashi worauf hast du dich da nur eingelassen. 😪 lass dich niemals mit dem Teufel ein. Hoffentlich begeht er keinen Fehler. Es ist zwar löblich was er für Genma macht aber ich glaube das deswegen einiges auf ihn zukommen wird. 😔

Mizugumo ist ein wirklich sehr interessanter Charakter. Bin schon gespannt auf ihre nächsten Auftritte.

Tolles Kapitel, mach weiter so.

Liebe Grüße ❤

SasukeUzumaki
Antwort von:  _Scatach_
08.01.2022 13:07
Und huhu zum Dritten :)

Shikamarus Albträume nehmen auf jeden Fall deutlich zu, ja :/ Da kann man nur hoffen, dass Shikamaru alles im Griff behält.

Neji steht hier gegenüber Hitaro wirklich seinen Mann, auch wenn es schon irgendwie bitter ist, dass er einfach so vieles hinter sich, weil er denkt, dass ANBU seine Freiheit sein wird. Aber dass du Hitaro nicht magst, kann ich mehr als nachvollziehen :D

Ahja, Kakashi...da hat er sich auf jeden Fall mit einer sehr rätselhaften und zweifelsohne gefährlichen Person eingelassen...du hast auf jeden Fall recht, dass dadurch jetzt einiges auf ihn zukommen wird!

Danke für deine Kommentare und ich wünsche dir auch noch ein schönes neues Jahr <3
Scatach
Von:  Scorbion1984
2021-11-22T18:58:51+00:00 22.11.2021 19:58
Kakashi geht für Genma ein sehr großes Risiko ein.
Diese Frau, oder was immer sie auch ist, ist sehr gefährlich .
Sie verfügt über ein ziemlich geheimes Wissen über alle die in Konoha mehr oder weniger wichtig sind .
Hat er nun einen Deal mit dem Teufel 😈?
Oder nicht ,hoffe mal das es glimpflich für ihn ausgeht .
Ja Shika ,wie es aussieht nehmen die Albträume zu,nicht gut .
Neji hat sich von dem Fiesling seines Clan nicht unterkriegen lassen, super .
Antwort von:  _Scatach_
01.12.2021 22:39
Ja, Genma bedeutet Kakashi wirklich extrem viel, dass er ein solches Risiko eingeht.
Mizugumo ist definitiv nicht zu unterschätzen! Sie wird auch noch das ein oder andere Mal vorkommen.
Ha, dein Vergleich mit dem Deal mit dem Teufel ist auf jeden Fall ziemlich passend :D

Bei Shikamaru nehmen die Aussetzer definitiv zu, ja...das wird gefährlich...
Aber wenigstens bietet Neji Hitaro die Stirn, das stimmt.

Vielen Dank wieder für dein Review und ganz liebe Grüße,
Scatach


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