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Immer dienstags

von

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Und sie begann zu suchen.

Zuerst suchte sie das Geschirrhandtuch, um sich die Hände noch einmal zu reinigen, die inzwischen schon wieder von Mehl bestäubt waren.

Das Handtuch fand sich nach wenigen Augenblicken:

Sie hatte es an ihre Schürze geknotet.

Dann suchte sie ihre Brille.

Und auch die fand sich, allerdings erst nach einiger Aufregung: sie hatte sie auf dem Küchenschrank hinten den Brotkasten gelegt - „Du lieber Himmel, dort liegt sie sonst nie!“

Die Brille wurde nun umständlich auf ihre Nase genestelt, und dann ging die Suche weiter.

Diesmal die Suche nach dem Bild.
 

Himmel, wo hatte sie die Fotos nur hingelegt?

Bei den Zeitungen – nein.

Bei ihren Fotoalben – nein, auch nicht, da es nur Schnappschüsse zum Testen der Funktionen ihrer Kamera waren und keine ihr wichtigen Fotos, die sie wirklich aufbewahren wollte.

Hatte sie sie überhaupt aufbewahrt? Also, sie war sich da wirklich nicht mehr sicher, beim besten Willen ...

Und dann fand sie sie.

Sie lagen als kleiner Stapel neben ein paar Briefen und Rechnungen im Wohnzimmerschrank.

Und gleich das oberste war das gesuchte Bild.

Sie gab es dem Doktor, der einen Blick darauf warf.

„Ja“, sagte er, „Mycroft Holmes ist hierauf gut zu erkennen.“

Und dann reichte er das Bild an Greg weiter.
 

Zögernd nahm Greg die Hochglanzfotografie entgegen.

Der Doktor hatte sie ihm mit der Rückseite zuoberst gereicht.

Nun hielt Greg es in der Hand und überlegte einen Augenblick.

Dann drehte er es um.
 

Das Bild zeigte Sherlocks Rückansicht und wild gestikulierende Hände, und schräg ihm gegenüber stand der Mann, mit dem er offenbar wütend stritt.

Mycroft Holmes.

Marc Anthony.
 

Ja, nun gab es keinerlei Zweifel mehr.

Wenn der Mann auf dem Bild tatsächlich Sherlocks Bruder war, und daran gab es wohl nichts zu deuteln, dann waren Mycroft und Marc ein und die selbe Person.

Greg stöhnte, und der Doktor wusste nun auch Bescheid: Gregs Gesichtsausdruck war eindeutig.

„Geht es Ihnen gut, Detektiv Inspector?“, fragte Mrs. Hudson besorgt.

„Nicht ... nicht wirklich“, stöhnte Greg.

Mrs. Hudson wollte fragen, was los sei, doch Doktor Watson legte seine Hand auf ihren Unterarm und schüttelte den Kopf. Es war ein schlechter Zeitpunkt für die neugierigen, wenn auch sicher gut gemeinten Fragen der lieben alten Dame.
 

Greg stand auf.

„Ich ... ich muss ...“

Er stolperte aus ihrer Küche und ließ die anderen beiden ein wenig ratlos zurück.
 

Sein Wagen stand vor dem Haus, er stieg ein und steuerte ihn in den Verkehr, ohne zu Wissen, wohin er ihn eigentlich lenken wollte.

Zu Marc, um ihn zur Rede zu stellen? Das war das erste, was ihm in den Sinn kam, aber ... er hatte keine Ahnung, wo Marc ... Mycroft lebte.

Er konnte Sherlock fragen ... nein. Jetzt war es vielleicht besser, wenn er erst einmal nach Hause fuhr und ein wenig zu sich selbst fand.

Nach Hause. Ja, das wäre sicherlich vernünftig.

Er steuerte sein Auto ganz automatisch durch den Londoner Stadtverkehr, die Handgriffe geschahen geradezu mechanisch, ohne dass er darüber nachdachte, und so bemerkte er erst, als er auf den Parkplatz einbog, dass sein Unterbewusstsein ihn zum Yard geführt hatte.

Bin ich denn schon so arbeitsbesessen, dass der Yard mein zu Hause geworden ist?, dachte er und musste trotz der widerstreitenden Gefühle und des schmerzhaften Ziehens in seinem Herzen ein wenig schmunzeln.

Nun gut, Arbeit gibt es genug, dachte er und lenkte seine Schritte in das Gebäude, um mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock zu fahren, wo sein Büro sich befand.
 

Dort saß er dann kurze Zeit später an seinem Schreibtisch, das Gesicht auf die Hände gestützt.

Auf die Arbeit konnte er sich nicht konzentrieren. Der Papierkram vor ihm hatte schon lange genug gelegen, da kam es auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht an.

Seine Gedanken kreisten immer wieder um das selbe:

Marc Anthony.

Mycroft Holmes.

Und: Warum?!
 

Er wurde zorniger, je mehr er darüber nachdachte.

Er steigerte sich regelrecht in die Sache hinein.

Sein Herz schmerzte stärker mit jeder Minute.

Sein Stolz fühlte sich verletzter mit jedem Augenblick, der verfloss.

Er wurde mit jeder Sekunde überzeugter, dass Marc ... Mycroft mit ihm spielte und ihm die ganze Sache nicht so viel bedeutete, wie Greg.

Und obwohl, oder besser gerade weil er ein einfacher Mensch war und sich in vieler Hinsicht sicher nicht mit einem Ma... Mycroft Holmes messen konnte, war das etwas, was er nicht hinnehmen konnte und wollte.

Und so beschloss er, der ganzen Sache ein Ende zu machen.
 

Seufzend nahm er sein Handy zur Hand.

Er scrollte durch seine Nummern, bis er die des guten Doktors fand.

Er wollte wählen, doch dann spürte er, dass ihm der Hals zugeschnürt war und er vermutlich kein Wort herausbringen würde.

Also öffnete er Whatsapp und schrieb.
 

Watson, sind Sie da?
 

Ja...Greg, geht es Ihnen gut?
 

Was denken Sie denn, wie es mir geht?! Nein, verdammt es geht mir nicht gut.
 

Lestrade, wo sind Sie? Was kann ich tun?
 

Ich bin im Yard und arbeite. Das lenkt ab. Aber Sie können tatsächlich etwas für mich tun.
 

Was immer Sie wollen...
 

Gut. Watson, lassen Sie bitte Sherlock an seinen Bruder weiterleiten, dass ich das nächste Dienstagsdate absage. Und auch alle weiteren. Und nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Danke.
 

Greg, sind Sie sicher?
 

Greg?
 

Greg??!!
 

Aber Gregory hatte sein Handy ausgeschaltet. Er wollte weder mit dem gut meinenden Doktor noch mit sonst jemandem weiter über die Sache diskutieren.

 

 

 



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