Immer dienstags von DieLadi ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Marc. Während Gregory sein Auto durch die wie immer vollgestopften Straßen Londons lenkte, dachte er daran zurück, wie er und Marc sich kennengelernt hatten. Es war in diesem kleinen Kaffee-Shop gewesen, den er morgens auf dem Weg zur Arbeit öfter aufsuchte, um sich vor dem ersten Ärger des Tages noch ein bisschen Koffein und ein wenig Ruhe zu gönnen. Er hatte seinen üblichen Latte macchiato ausgewählt, doch vor ihm in der Reihe war noch ein anderer Kunde gewesen, und zwar der einzige, der es fertig brachte, in diesem Kaffeeladen einen Tee zu bestellen. Man schien ihn hier bereits zu kennen, denn wie es aussah, hielt man extra für ihn einen guten Tee bereit und und gab sich Mühe mit der Zubereitung. Greg hatte grinsen müssen, denn das war doch tatsächlich eine Art von Exzentrik, die er ein wenig bewunderte. Wie auch immer, während der Tee des anderen noch zog, hatte der sich schon mal an einen der Tische gesetzt. Greg hatte seinen Latte bestellt, und gerade als er den in die Hand gedrückt bekam, war der Tee ausgerufen worden. „Marc, Ihr Earl Grey ist fertig!“ Ein bisschen hatte es Greg erstaunt, dass man dem Manne aufgrund seiner natürlichen aristokratischen Ausstrahlung den Tee nicht gleich am Tisch serviert hatte. Jedenfalls hatte er seinen Kaffee entgegengenommen, und hatte sich umgedreht, dabei hatte der andere im Weg gestanden, sie waren zusammen gestoßen und der frisch gebrühte Kaffee hatte sich über den makellosen Anzug seines Gegenübers verteilt. „Oh Gott, das tut mir leid ... Herrjeh ...“, hatte Greg gestottert und sofort mit ein paar Servietten versucht, den anderen zu reinigen. Eigentlich hatte er damit alles nur noch schlimmer gemacht. Marc jedoch hatte ihn nur warm angelächelt und gesagt: „Hab so schlimm, ich bin ohnehin auf dem Weg in meinen Club. Dort habe ich Wechselkleidung und werde mich umziehen.“ Greg hatte sich noch mehrfach entschuldigt, doch der andere schien ihm seine Ungeschicklichkeit nicht übelgenommen zu haben. Im Gegenteil, er hatte dem Barista zugerufen: „Bitte, Michael, bereiten Sie dem Herren noch einmal ein gleichartiges Heißgetränk!“ Ja, genau so hatte er sich ausgedrückt. Und dann hatte er Gregory gebeten, sich zu ihm an den Tisch zu setzen. Schmunzelnd hatte er gesagt: „Normalerweise lernt man sich ja erst kennen bevor man seine Flüssigkeiten über den anderen ergießt, aber wir machen es dann eben umgekehrt ...“ Greg hatte sich fast verschluckt bei diesen Worten und war rot geworden wie eine Tomate. Der andere hatte gelacht und sich dann vorgestellt. „Marc Anthony“, hatte er gesagt und Greg die Hand gereicht. Greg hatte gestottert: „Gregory Lestrade!“ Und dann hatten sie sich zusammen gesetzt und sich sehr gut miteinander unterhalten. So gut, dass sie sich für den nächsten Morgen wieder um die gleiche Zeit verabredet hatten. So gut, dass Greg an diesem Tag wirklich spät dran war, als er im Büro eintraf. Sie hatten sich noch ein paar mal morgens in dem Kaffeeladen getroffen, doch dann hatte Londons Unterwelt wohl beschlossen, Kriminellenkirmes zu feiern, jedenfalls wurden er und seine Kollegen mit neuen Fällen überhäuft, und da er nun immer schon viel früher morgens in sein Büro fuhr, hatte er Marc seine Nummer zukommen lassen, indem er den Barista Michael anrief und ihn bat, seine Nummer an den Herrn mit dem Tee weiterzugeben. Michael hatte seine Aufgabe getreulich erfüllt, und noch am gleichen Tag hatte Marc ihn angerufen, es war ein Dienstag gewesen, und ihn gebeten, abends mit ihm Essen zu gehen. Es war ein wunderbarere Abend gewesen, und er hatte Klarheit über eine Sache gebracht, die Greg schon seit einigen Tagen umtrieb. Nämlich der Frage, ob Marc ihn einfach nur mochte, oder ob er ihn MOCHTE. Also mehr als nur mochte. Ob er interessiert an ihm war. Eben nicht nur freundschaftlich, sondern auf sexueller und romantischer Ebene. Und die Antwort auf diese Frage war ein eindeutiges Ja. Nun, das traf sich bestens, denn Gregory ging es ganz genau so. Er mochte Marc sehr, und nun, nach einigen Wochen, in denen sie sich jeden Dienstag Abend getroffen hatten, war er sich darüber im klaren, dass er dabei war, sich in den Mann mit dem Tee, Marc Anthony, zu verlieben. Während er den Blinker setzte und einen Blick in den Rückspiegel warf, um abzubiegen, grinste er vergnügt vor sich hin. Heute Abend würden sie sich in einer netten kleinen Trattoria treffen. Marc schien eine Menge bezaubernder kleiner Restaurants zu kennen, die abseits der Touristenpfade lagen und bodenständige, ehrliche Küche boten. Das „Arlecchino e Colombina“, in das sie heute Abend gehen würden, wurde von einem jungen Mann geführt, der die bodenständige Küche seiner „Nonna“ mit modernen Ansätzen verband und so etwas ganz eigenes schuf. Kunst auf dem Teller, sozusagen. Gregory jedenfalls liebte dieses Lokal, das geradezu ein Geheimtipp zu sein schien. Doch noch mehr als auf das vorzügliche Essen freute er sich auf die Gespräche mit Marc. Der Mann war intelligent und humorvoll. Er war charmant und warmherzig. Und er flirtete meisterhaft. Auf eine Weise, die nicht im geringsten aufdringlich oder platt war, sondern feingeschliffen und elegant, und die doch keinen Zweifel an seiner Bewunderung und Zuneigung Greg gegenüber ließ. Er genoss es einfach, so hofiert zu werden, denn das war ihm bisher im Leben noch nicht passiert. Sowohl in seiner Ehe als auch in anderen Beziehungen war es immer Greg gewesen, der sich um die Partnerin (oder den Partner, ja, in jungen Jahren hatte es schon mal eine Beziehung mit einem Mann gegeben...) bemüht hatte. Sich jetzt einmal in der Position desjenigen zu befinden, der umworben wurde, war ein neues und doch wunderbares Gefühl. Greg strahlte geradezu, als er das Auto in seine Einfahrt bog und beschloss, heute Abend die edle Jeans zu tragen, die besonders gut saß und seinen Hintern besonders gut zur Geltung brachte. Marcs offen zu Schau getragene Bewunderung für ihn durfte schließlich auch mal belohnt werden. Er pfiff fröhlich vor sich hin, als er seine Schritte zur Haustür lenkte und nach einem langen Tag endlich sein Zuhause betrat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)