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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Magie


 

K

agome folgte Sesshoumaru etwas langsamer. Tatsächlich spürte sie gerade auf den Treppen ihren Knöchel wieder ausgeprägt. Der Schwager schien nichts Ungewöhnliches zu bemerken, aber sie sah nur zu deutlich, wie sich Krieger aller Arten verneigten, Hofdamen auf die Knie vor ihm gingen. Gebeugte Knie und Nacken, wohin man guckte. War das etwa das Leben das er gewohnt war, ja, schon immer gewesen war? Hatte Jaken nicht vor fünfhundert Jahren schon gesagt, er solle einmal Berater werden? War das Sesshoumaru einfach geläufig – Befehl erteilte er, alle anderen gehorchten? Kein Wunder, dass der sich mit Inu Yasha, nun ja, auch mit ihr, hart tat.

 

Vor ihnen lag jetzt ein großer Garten, mit Teich. Das musste der sein, von dem Kouga geredet hatte. Dahinter, nun, hinter einem starken Bannkreis erkannte sie ein grünes, bewaldetes Tal mit einem See tief unten. Der Hintergrund war wolkenverhangen. Ihr Schwager blieb stehen.

„Schmerz?“

Er wandte nicht einmal den Kopf zu ihr, dachte sie wütend, ehe sie sich entsann, dass das immerhin unerwartet nett war. „Äh, ja, falscher Sprung in den Brunnen. Yukio hat es schon angesehen.“ Sie wollte ja nicht den Salamanderheiler in die Pfanne hauen oder sich als wehleidig darstellen. Fast entging ihr die leichte Handbewegung des Daiyoukai, die einen Krieger sofort herankommen und sich vor seinem Taishou verneigen ließ.

„Yukio-sama zu meiner Gefährtin.“ Eine sachliche Aussage.

Kagome wollte versichern, dass es ihr gut gehe, aber irgendwie war sie doch überrascht wie viel Fürsorge sie hier bekommen sollte. Natürlich, sein Image. Es sollte nicht so aussehen, als ob er sie vernachlässige. Hm Was dann wohl der Rat mit ihm machen würde? Okay, das wollte sie nicht wissen, wenn es da schon von Mord und Krieg geheißen hatte. Youkai eben, stolz, stur und immer auf Kampf aus. Na schön, spielte sie also weiter mit. Wenn er sie schon hier in den Garten schleifte war wohl ein vertraulicheres Gespräch angesagt als in ihrem Zimmer möglich.

Tatsächlich führte er sie an den Rand des Plateaus und sie starrte fasziniert auf den See unten, wo sich Schiffe aufmachten, die Gondeln den jenseitigen Berg empor fuhren. Sie war dort schon gewesen, ohne zu ahnen…. Aber sie wandte sich um. „Hast du etwas Neues?“ Da sein Blick ihre Frage bereits beantwortete: „Ich auch noch nicht. Aber das ist sehr alte Schrift, zum Glück hatte ich da mal einen Kurs. Ich muss es übersetzen, um es zu verstehen.“

„Eine Schwierigkeit.“

„Ja, zeitaufwendig, aber machbar.“ Erst dann erkannte sie, dass das Problem wohl auf seiner Seite lag. Noch eins. „Was ist?“

Sesshoumaru hätte fast zu tief eingeatmet, dass er schon wieder erklären musste. Leider war es zu wichtig. „Der Rat machte klar, dass die Ehe vollzogen werden soll. Öffentlich.“

Sie schnappte nach Luft. „Du hast abgelehnt. Ja, natürlich.“ Sie hatte sein Wort. Aber?

„Ich werde dich heute Abend zu mir in mein Schlafzimmer befehlen. Du solltest zuvor duschen und einen Yukata tragen.“

Die Frage, ob sie einverstanden wäre, stellte sich ihm offenkundig nicht einmal? Kagome spürte, wie heiße Wut in ihr aufbrandete, ehe sie begriff. „Reines Schauspiel.“

„Du kannst schlafen. Oder wachen. Aber du gehst erst im Morgengrauen.“

„Es muss ziemlich schwer sein der Taishou zu sein, immer diese dämlichen Regeln,“ entkam es ihr fast mitleidig. „Ja, schön, ich mache mit. Und hoffentlich habe ich bis dahin etwas Vernünftiges aus diesen alten Texten. Ich meine, was uns weiterhilft.“ Sie sah, dass aus dem Schloss, wenngleich eine etwas entferntere Treppe, wohl der Rat kommen würde, denn Youkaikrieger und Kriegerinnen der Katzenvölker vor allem, stellten sich dort auf. „Nicht schon wieder eine Ratssitzung?“

„Magie.“

„Für den Bann,“ antwortete sie.

Er war überrascht, dass sie doch deutlich begriff, wenn er auch nicht ausführlich sprach. Noch verblüffter wurde er allerdings, als seine Schwägerin sehr nahe zu ihm trat und zu ihm aufsah.

„Gut. Ich spiele mit, du spielst mit, weil irgendwie sonst die Erde draufgeht,“ sagte Kagome leise. „Denk dran, ich mach das nur für Inu Yasha, damit ich endlich zu ihm ins Mittelalter kann. Wenn der Rat glauben soll, dass wir heute Abend,… naja, du weißt schon, sollten wir es ihnen beweisen. Küss mich!“

 

So einen Befehl hatte Sesshoumaru wahrlich noch nie erhalten. Aber, das wusste auch er, sie hatte recht. Demonstrierten sie eheliche Einigkeit würde niemand mehr zweifeln können. So legte er die Klauen auf ihre Schultern.

Ja, Inu Yasha. Das war, neben dem Beweggrund die Erde retten zu wollen, ihre alleinige Motivation. Vermutlich die einzige Frau in mindestens dreihundert Meilen Umkreis, die eben nicht hinter IHM her war. Seltsamerweise machte es das leichter ein Wesen der minderen Art auch nur zu berühren, geschweige denn zu küssen. Sie wollte nichts von ihm und er nichts von ihr. Sie hatten nur eine Gemeinsamkeit. „Für Inu Yasha,“ flüsterte er, ehe er ihren Mund berührte.

 

Für Inu Yasha, dachte Kagome verbissen, noch ehe sie realisierte, wie wohlüberlegt der Kuss des Daiyoukai war. Sicher, sie hatte noch nie jemandem außer ihrem Hanyou geküsst und das war von beiden Seiten, naja, unerfahren gewesen, aber ihr …. ja, ihr Ehemann hätte anders gekonnt, da war sie sicher, so schonend, wie er bewusst vorging. Behutsam, unerwartet zärtlich – und nicht vergessend wem sie gehörte. Sie legte instinktiv ihre Hände auf seine Schultern, verkrampfte sie dann darum, als sie einen Schatten neben sich sah, ließ los.

Sesshoumaru hob den Kopf und nur ein Narr hätte nicht gesehen, dass er die Störung für unerwünscht hielt.

Der Heiler verneigte sich eilig. „Ihr habt mich her befohlen,“ entschuldigte er sich rasch.

„Ihr Knöchel.“ Der nächste Blick galt Kagome. „Keine Magie.“ Er wandte sich ab um zu dem großen Teich zu gehen.

Sie sah ihm etwas irritiert nach, aber die Erklärung kam von dem Heiler.

„Wenn Ihr Euch dort auf den Stein setzt, Kagome-sama? Dann kann ich Euren Knöchel verarzten, ehe ich zum Teich gehe. Wir werden alle unser Youki verbinden und den Bannkreis um das Schloss verstärken. Das tun wir immer, ehe wir abreisen. - Oh ja, der ist noch angeschwollen. Ich gebe Euch noch einmal Salbe und einen festen Verband darum. - Ich denke, das meinte Sesshoumaru-sama. Wenn wir alle unser Youki zusammenlegen ist das eine Menge. Und, mit Verlaub, Ihr besitzt läuternde Magie. Das Ritual zu stören könnte unerwünschte Folgen haben.“

„Ich werde mich schon zusammen nehmen, Yukio-sama,“ versprach sie, doch neugierig auf eine derartige Youki-Zeremonie, die, da war sie sicher, noch keines Menschen Auge gesehen hatte.

„Dann setzt Euch dort hinten doch unter den Baum. So seit Ihr noch gut hundert Meter weiter weg. Ich kann Euch versichern, dass es Euch überraschen wird.“

„Danke,“ murmelte sie höflich und zog das Hosenbein hinunter. Sie kannte durchaus Mengen an Youki, allerdings, das musste sie zugeben, hatte sie noch nie acht Daiyoukai auf einen Haufen gesehen. So stand sie auf und zog sich etwas weiter zurück.

Als sie sich auf einen Stein dort setzte, die hier anscheinend wahllos verteilt waren, aber sicher irgendeinen Sinn erfüllten, bemerkte sie, dass sich der Rat um den Teich gruppiert hatte, jeder zu einem der hölzernen Sitzplätze. Nur zwei waren noch frei, aber Yukio kam nun ebenfalls dazu und schritt zu seinem Platz. Der noch leere gehörte bestimmt dem alten und kranken Pfeifhasen, von dem ihr Kouga erzählt hatte. Sesshoumaru ließ sich als erster langsam nieder, dann folgten die Anderen, sicher wieder in irgendeiner Rangordnung. Das musste wirklich schrecklich kompliziert sein sich immer daran zu erinnern, wer wann und so, damit man kein Duell auslöste. Wie das Inu Yasha wohl erlebt hatte? Hatte er sich anpassen können oder sogar müssen?

Sie sah, wie sich der Rat sehr aufrecht hinsetzte, die Hände auf die Oberschenkel stützte und alle die Augen schlossen. Sie begannen wohl zu meditieren. Nur kurz darauf fühlte sie die Energie ansteigen. Ja, das waren Daiyoukai, dachte sie. Sie kannte Sesshoumaru ja aus der Zeit als er Bakusaiga erhielt, aber selbst Kouga lag da jetzt schon. Und sie war sicher, ihr Schwager war im letzten halben Jahrtausend auch nicht schwächer geworden. Selbst die Wachen hatten sich alle zum Schloss zurückgezogen, ohne allerdings ihre jeweiligen Gebieter aus den Augen zu lassen. Das musste für normale Youkai schon auch eine Machtdemonstration sein.

Dann jedoch blickte sie nur mehr fasziniert zu dem Schauspiel. Die Luft um den Teich schien zu vibrieren, immer dichter zu werden, ehe sich, offenbar geleitet von dem Herrn der Füchse, aus der Macht ein Wirbel bildete, der vor den Sitzenden im Kreis um den kleinen See drehte, immer rascher, immer, ja, bunter. Anscheinend hatte jeder der Daiyoukai eine eigene Färbung seines Youki. Es gab dunkel, bläulich, rot, braun, aber sie vermochte nicht zu unterscheiden von wem was kam. Sie mussten sich einander wirklich angepasst haben. Und die Magie stieg immer weiter.

Sie konnte nur zu deutlich fühlen, wie ebenso ihre eigene Macht aufsteigen wollte, dagegen halten wollte, aber das war aus mehreren Gründen sinnlos. Sie war nicht in Gefahr, das sagte sie sich immer wieder vor, während sie tief ein und aus atmete, zum anderen – dagegen kam sie niemals an. Immerhin war ihr nun klar, warum niemand in ihrer Zeit etwas über Youkai wusste. Um einen Bannkreis zu erkennen, geschweige denn zu durchbrechen, der von diesen mächtigen Wesen gemeinsam gelegt worden war … Nun, da hätte man eine Menge überaus talentierter Priester und mikos benötigt, die sich auch noch blind verstehen mussten. Kaum anzunehmen.

Gemeinsam waren diese Daiyoukai kaum zu überwinden.

 

Und, jetzt begriff sie zum ersten Mal das Verhältnis ihres Schwagers zum Rat, das sie doch schon recht verwundert hatte, wenn sie mal Zeit gefunden hatte darüber nachzudenken. ER, der Kerl, der jeden abgemurkst hatte, der ihm auch nur im Weg stand – und ließ sich dermaßen von anderen Daiyoukai domptieren? Ja, er und Inu Yasha hatten das so erschaffen? Aber es war wohl der einzige Weg gewesen, den die beiden Halbbrüder gesehen hatten, um so Sesshoumarus Willen nach der Rolle des Alpha zu erfüllen, Frieden zwischen Youkai und Menschen zu haben – daran war allerdings wohl mehr ihr Hanyou interessiert gewesen – und auch Frieden unter den Youkai zu halten. Vermutlich hätte damals und könnte noch heute ihr Schwager jeden einzelnen der Daiyoukai im Kampf besiegen – aber niemals alle gemeinsam. So waren sie doch gebunden, an Regeln, und auch unter seiner Herrschaft. Es war vermutlich ein sehr komplizierter Prozess gewesen, wie das alles abgelaufen war, über Jahrzehnte, Jahrhunderte. Und, es hatte auch Sesshoumaru verändert, aller Voraussicht nach auch Inu Yasha. Sie waren erwachsen geworden. Und sie war noch immer die Neunzehnjährige, die nur einfach ins Mittelalter zurück wollte.

 

Jetzt geschah etwas und sie konnte nur mehr hinstarren. Aus der Mitte des Teiches erhob sich etwas wie eine schlanke Säule, eher eine Stange, deren fuchsrot verriet, dass es sich um deren Magie handelte, genauer um die des neunschwänzigen Herrn. Eine andere rötliche Energie schloss sich an, wendelte sich um diese Stange. Sesshoumaru? Sie hätte geglaubt sein Youki wäre bläulich, wenn sie so an seine Drachenwelle dachte, aber konnte er die Farbe auch ändern? Jetzt schwarz, wohl der Tanuki. Das war eine der beiden Katzendamen. Sie saßen ja auch immer nebeneinander. Zufall, oder weil sie eben die einzigen beiden Frauen waren? Und noch dazu beides Katzenartige? Toran sah menschenähnlicher aus als Hikari, so hieß sie doch?, die Königin der Katzen. Sie hatte zwar weiße Haare, allerdings mit einem deutlich goldenen Schimmer, aber ihre Augen standen schräg und waren grün, sehr viel mehr denen eines Tieres ähnlich als Torans. Oh, dass musste die Energie des Herrn der Falken sein, wie hieß der nur, Hayasa? Jedenfalls war das Youki silbern, wie eigentlich der ganze Typ. Jetzt waren eigentlich alle verbunden, nein, Kouga fehlte noch. Ja, das war dann beige, braun, irgendetwas. Seine Farbe. Er war anscheinend, wenn er der Letzte war, der sein Youki dazu gab. der Rangniedrigste, sei es, dass er der Schwächste war, sei es, dass er derjenige war, der als Letzter dazu gekommen war, der Neuling. In jeder Sportgruppe war der Neuling immer der Rangniedrigste und musste für die anderen arbeiten, in jeder Schule. Das kannte sie.

Das Youki wurde immer höher und sie musste sich zwingen ruhig zu atmen, ruhig zu bleiben.

Jetzt bildete sich die Säule weiter aus, berührte fast den Bannkreis, den sie mehr erahnte als wirklich erkennen konnte, da das Youki dermaßen hell flammte. Und dann erinnerte es sie an einen gigantischen Baum. Unterhalb des Bannkreises bogen Streifen der jetzt gemischt farbigen Energie ab, wie Äste, Zweige eines gewaltigen Gehölzes und verschmolzen mit der Magie des Bannzaubers. Sie konnte spüren, wie diese in die Höhe schoss.

Das war verrückt. Warum machten das diese Daiyoukai offenbar jedes Mal, wenn sie sich trafen? Wie dick wollten sie diesen Schutz denn bekommen?

 

Der magische Baum verschwand, als habe es ihn nie gegeben. Es kehrte sozusagen Ruhe ein, wie sie es empfand und erleichtert durchatmete. Sich bei diesem Gegenüber an Youki noch mit ihrer läuternden Energie zurück halten zu können, war wirklich eine Probe ihrer Selbstbeherrschung gewesen. Das Einzige, was sie doch immer wieder beruhigt hatte, war, dass dort drüben auch Leute saßen, die sie kannte. Natürlich ihren Schwager, Ehemann, aber auch Kouga und Yukio, der Arzt. Hatte Sesshoumaru das etwa als Prüfung gesehen oder ihr das zugetraut? Sollte sie ihn das fragen? Naja, erst mal lieber nicht. Er wirkte durch diesen Hohen Rat sowieso leicht angefressen, da sollte sie nicht den nur zu willkommenen Blitzableiter spielen. Immerhin sollte sie die nächste Nacht in seinem Schlafzimmer verbringen.

Gut, er hatte versprochen nicht mit ihr … aber eben nur das. Und sie hatte inzwischen durchaus mitbekommen, dass es wohl unter Youkai als vollkommen normal galt, wenn er sie schlug, so als Ehemann, Taishou, Ratsvorsitzender. Sicher, er wirkte auch daran interessiert die Sache mit der Zeitschleife schnell und sauber zu bereinigen, mit ihr zusammen zu arbeiten, aber … Nun ja. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was er mit Leuten angestellt hatte, die ihn nur störten, wie er mit einem Schlag von Bakusaiga tausend Dämonen erledigt hatte. Es ging ihr sehr gegen den Strich sich zusammen reißen zu sollen, aber sie hatte keine Kette mit der sie ihn zu Boden zwingen konnte, wenn er handgreiflich werden wollte, wie die ersten Tage mit Inu Yasha. Wobei das nicht einmal da ernst gemeint gewesen war. Ihr Lieblingshanyou war einer der Hunde, die bellten und nicht unbedingt bissen. Nur wenn, dann richtig.

Inu Yasha. Sie hätte fast schon wieder zu weinen begonnen, als ihr Blick auf einige Füchse fiel, die am Schloss offenkundig auf ihren Anführer warteten. Das war doch … Doch, der junge Mann, kitsune, starrte sie so an, winkte dann verstohlen. Shippou! Wenn sonst an nichts sah man an dem einstigen Kleinen wie viel Zeit auch für Youkai vergangen war. Sie hob schon die Hand um zurück zu winken, erkannte dann gerade noch rechtzeitig, dass sich der Hohe Rat erhob und zumindest Toran zu ihr sah, und änderte die Handbewegung eilig in ein Zurückstreifen ihres Ponys um. Haare in Ordnung bringen war doch wohl erlaubt.

 

Shippou erkannte seine Chance und sah zu dem fünfschwänzigen kitsune neben ihm, seinem Ausbilder. „Kenshin-sama, darf ich zu Kagome, ich meine, Kagome-sama, gehen und ihr mein Beileid ausdrücken? Sie und Inu Yasha-sama waren doch nach dem Tod meiner Eltern … ich meine, ich bin so lange mit ihnen durch Japan gezogen, Kagome hat mich getröstet und… Naja, sie war wirklich wie eine Mutter für mich.“

Kenshin kannte die Geschichte seines Schützlings, aber er sah betont zu dem sich nähernden kitsune no kyuu und verneigte sich. Shippou verstand und wiederholte brav seine Anfrage.

Wie eine Mutter, ja. Shinishi beschloss, dass es unter Umständen gar nicht so falsch war den Lehrling zu der Gefährtin des Taishou zu schicken. „Geh, Shippou. Du weißt, wie weit du gehen darfst.“

„Ja, natürlich.“ Der junge kitsune lief schon los. Ja, natürlich, er durfte sich ihr nicht in die Arme werfen wie früher – und, er gab zu, nie zuvor hatte er solche Sehnsucht danach verspürt. Kagome! Inu Yasha war tot und er ahnte, wie sie sich fühlen musste, ging es ihm doch kaum anders. So allerdings bremste er knapp vor ihr. „Kagome.“ Er wusste, dass sein Schluchzen in seiner Stimme lag. „Wie geht es dir?“

„Shippou!“ Sie hatte recht gehabt. Aber, so sorgfältig, wie er den Meter vor ihr einhielt, gab es da sicher wieder irgendein dämliches Gesetz. So ließ sie sich nur vor ihm auf die Knie sinken, eigentlich eine sinnlose Geste, war er doch inzwischen so groß wie sie und sie musste aufsehen. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Und Inu Yasha….“ Sie konnte nicht weiter reden.

„Ich weiß, ich weiß….“

„Geht es dir wirklich gut?“

Shippou nickte eifrig, nicht nur, weil sein Ausbilder und der Herr aller Füchse sich näherten – leider auch Sesshoumaru. „Ja, ich habe wirklich eine gute Ausbildung bekommen, und du siehst ja, ich bin in der Entourage des mächtigen kitsune no kyuu. Ich … ich konnte nichts für ihn tun.“

Und das bezog sich nicht auf Shinishi, der drei Meter hinter ihm stand. Kagome nickte unter Tränen. „Ich weiß, kleiner Shippou, ich weiß. Komm doch einfach her, Regel hin oder her.“ Sie breitete die Arme aus und der kitsune flog förmlich hinein.

Kenshin warf einen Blick auf seinen Herrn und den Taishou, erkannte dann überrascht, dass seltsamerweise beide Daiyoukai das tolerierten. Glaubten sie, oder eher, wussten sie, dass das wirklich ein Mutter-Kind-Verhältnis war? Auch, wenn beide gleich alt schienen? Jedenfalls war es kaum schicklich, dass ein erwachsener, wenngleich junger, kitsune, in den Armen einer Menschenfrau schluchzte, die zudem mit Inu Yasha und nun mit Sesshoumaru verheiratet war? Aber ihm stand sicher nicht zu dazu etwas zu sagen, wenn das der Gefährte und der Herr der Füchse duldeten.

 

Shippou weinte, weinte all seinen Kummer der letzten Tage und Wochen hinaus, und Kagome drückte ihn so fest an sich, als sei er immer noch das kleine Kind, das sie schützen müsste. Oh, und das wollte sie. Sollte auch nur einer dieser Knallchargen von Youkai mit irgendeinem Gesetz daher kommen….Shippou weinte, sie weinte, sie trauerten um jemanden, den die Anderen kaum gekannt hatten.

Dann spürte sie, wie sich der Junge in ihren Armen plötzlich zurückzog, krümmte. Sie ließ erschrocken los. War etwa ihre läuternde Macht durch dieses Youki-Schauspiel zuvor so erwacht, dass sie dem Kleinen weht tat, denn Shippou zog sich zusammen, wandte sich förmlich vor ihr.

Sie rief seinen Namen, wagte jedoch nicht nach ihm zu fassen.

Das tat Kenshin, zog ihn weg von ihr, ja, hob ihn auf beide Arme, drückte ihn an sich.

Die miko erkannte etwas erschreckt den Herrn der Füchse und ihren Schwager-Ehemann direkt vor sich und starrte fassungslos zu ihnen auf. „Shippou….?“ flüsterte sie. Hatte sie ihn wirklich verletzt? Das hatte sie doch garantiert nicht wollen!

Shinishi ließ sie nicht aus seinem dunklen Blick, als er sagte: „Kenshin, bring Shippou weg, das sollte niemand sehen. Wir reisen ab, sobald er durch ist. - Nun, Kagome-sama, du hast ihn nicht verletzt, aber du warst der Auslöser.“ Da er bemerkte, dass die junge Menschenfrau vor ihm nicht verstand: „Er bekommt seinen zweiten Schwanz. Das geht nicht ohne Schmerzen ab.“

Interessant, dachte Sesshoumaru. Wozu seine Schwägerin alles gut war? Aber er erkundigte sich nur: „Die Gefühle?“

„Vermutlich, Sesshoumaru-sama. Nicht einmal wir kitsune kennen die genauen Auslöser. Gerüchte, es handele sich um reine Macht sind jedenfalls nur zum Teil, wenngleich einem großen, berechtigt. Shippou ist talentiert, aus gutem Haus, und er hätte schon zuvor zwei Schwänze haben sollen. Aus irgendeinem Grund hat es nun erst im Kontakt mit Eurer Gefährtin ausgelöst. Vermutlich eben wegen seiner schwierigen Kindheit. Ich darf mich verabschieden.“

„Gute Reise, Shinishi-sama.“ Der Taishou wartete bis sich die Füchse zurückgezogen hatten, ehe er den Blick zu seiner Ehefrau senkte. So nett es auch war, sie mal sprachlos und ordnungsgemäß zu seinen Füßen knien zu sehen, sie hatte noch etwas anderes zu tun. „Du solltest die Texte lesen,“ erinnerte er.

„Oh ja.“ Sie stand prompt auf. „Und heute Abend, äh, spielen wir …“

„Ich werde dich gegen neunzehn Uhr Menschenzeit rufen lassen.“

Kagome seufzte. Die magische Szene zuvor, jetzt Shippou … irgendwie fühlte sie sich permanent überfordert. So suchte sie nach Hilfe. „Ja, äh, ich meine, wenn du Myouga nicht brauchst, er könnte mir doch bestimmt bei der Übersetzung helfen?“

„Ja.“

So gut kannte sie ihn doch, um zu wissen, dass das zum Einen eine Zusage war, zum Anderen die Verabschiedung. Klar, er war jetzt den Rat anscheinend los und Myouga hatte ja schon erwähnt, dass es da noch eine quasi menschliche Firma gab, um die sich Sesshoumaru jetzt auch noch kümmern wollte. Immerhin schien er ihr genug Vertrauen entgegen zu bringen, dass sie diese dämlichen Gesetze bis zum Abend durch hatte. „Eines noch, Sesshoumaru ….“ Halt, da hinten standen Leute mit feinen Ohren. „Sesshoumaru-sama, vielen Dank für das Stipendium für meinen Bruder. Das erspart ihm doch eine Menge Lauferein und Ärger, dass du das so früh gebilligt hast.“ Sie machte eine durchaus höfliche Verneigung, ehe sie sich umwandte und ging. Jawohl, wie zu erwarten, stand da ihre Hofdame in der Gegend herum. Und die zwei Wachhunde, äh, Krieger von vor ihrer Tür. Irgendwie musste sie es doch mal schaffen dieser permanenten Überwachung zu entkommen.

 

Der Youkai no Taishou warf ihr einen langen Blick nach, ehe er sich umwandte. Er musste sich noch umziehen und dann endlich einmal in die Firma sehen. Kagome konnte sich derweil nützlich machen – ebenso wie Myouga, das war ein guter Einfall ihrerseits gewesen. Immerhin war sie nicht auf die Idee gekommen, dass ER ihr helfen sollte. Das wäre doch ein wenig unangenehm geworden, denn er hätte ablehnen müssen. Nun ja, lesen konnte er, sowohl alte Schrift als auch die moderne, das wäre kein Problem gewesen. Nur wusste er nur zu gut, dass seine Erziehung nie beinhaltet hatte Gesetzestexte zu verstehen. Er war der Herr und machte sie – für die Durchführung gab es Berater, Schreiber, Beamte. Und zwischen Befehl und Gesetze umsetzen bestand ein gravierender Unterschied. Kagome, die, soweit er sich noch an ihre Ehe mit Inu Yasha sich erinnern konnte – und das verblasste förmlich von Stunde zu Stunde immer mehr – hatte doch wohl eine gute Schulausbildung erhalten.

Hoffentlich brachte sie heute Abend bei dieser gespielten Hochzeitsnacht eine gute Neuigkeit mit.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Optimist.

Iwatakko sollte phantastische Alpträume bekommen, wenn er wüsste wie weit da zwei sehr unterschiedliche, aber mächtige, Personen bereit sind zu gehen, wenn es „für Inu Yasha“ heißt. „Sparta!“ klingt daneben wie eine nette Begrüßung. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2021-11-06T16:36:03+00:00 06.11.2021 17:36
Ach der Shippou... ich kann ihn mir ja gar nicht wirklich groß vorstellen :D
Ich bin ja mal gespannt wie die gespielte Hochzeitsnachts verläuft. Ich habs irgendwie im Urin das es nicht ohne irgendwelche Zwischenfälle ablaufen wird <-<


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