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Life in the [Un]known World: Band Eins ~ Im Verborgenen

Chapter 00 ~ Alles begann mit einem Disput
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Chapter 00 ~ Alles begann mit einem Disput

Liebes Tagebuch.

Ich weiß nicht, für wen ich hier genau schreibe, vermutlich allein für mich. Um nicht verrückt zu werden. Oder um meine Geschichte eines Tages unverfälscht überliefern zu können, doch falls meine Mission missglückt, nun, dann habe ich wenigstens etwas hinterlassen. Ich, Maximilian Kirschstein, Sohn des Chaos und voraussichtlich neuer König des Olymps. Wenn es nach mir, meinen Plänen und meiner Mutter geht, zumindest. Doch beginnen wir ganz von vorne mit dieser Geschichte. Der Grund, weswegen ich überhaupt zu einem Sohn des Chaos wurde. Denn das war nicht von vorneherein so. Es gab auch ein Leben davor. Alles begann, als meine ältere Schwester Ananke unsere Mutter besuchte. …
 

Palast des Chaos

Ihre Schritte hallten von den Wänden wider. Die hochgewachsene Blondine lief durch den langen, prunkvollen doch zugleich düsteren Gang und stieß an dessen Ende, die große, mächtige Eichentüren auf. Augenblicklich spürte sie die wohlige Wärme, die vom ewigen Feuer, aus dem Becken heraus, auf ihre Haut drang, und die eiskalten, blaugrauen Iriden ihrerseits den Raum absuchten. Die riesigen Panoramafenster offenbarten etwas Licht. Was bedeuten musste, dass die Planeten zu diesem Zeitpunkt die wenigen verirrten Sonnenstrahlen nicht abblockten. Immerhin befand sich der Palast des Chaos an dem Rand des uns bekannten Sonnensystems. Licht schaffte es nur selten bis hier.

Erfrischend, doch dies interessierte sie nicht. Vielmehr blickten die eisigen Augen zielsicher auf etwas Zentraleres im Raum. Und zwar auf den Thron. Der sich am Ende des Thronsaals befand. Er war aus einem dunklen Material, eine Art, die es nur hier und mit der ausdrücklichen Erlaubnis ihrer Mutter zu finden und abzubauen gab, und sich Chaosmetall nannte. Neben dem seltenen Erz besaß es noch eine Smaragdkopfstütze, wie eine aus Rubinen und Saphiren bestehende Armlehne links und rechts. Neben all diesen offenkundigen Zurschaustellungen von Reichtum, besaß er auch noch goldene Verzierungen, lobpreisende Worte über ihre Mutter. Geschrieben in alten, vor langer Zeit ausgestorbenen Dialekten, die nur die Urgötter und ersten Titanen sprachen. Es war das erste Mal, dass sie den Thron ihrer Mutter in voller Pracht erblickte. Ohne, dass sie ihn besetzte. Es war untypisch für ihre Mutter, sie warten zu lassen. Sie war es ja immerhin auch, die sie zu sich hierher, in ihren Thronsaal beorderte.
 

Wenn sie wüsste, dass die Blondine gedanklich diesen Raum als solchen betitelte, würde sie vermutlich, wie so oft, gescholten werden. Denn, was sie als Thronsaal betitelte, war laut ihrer Mutter lediglich ein Audienzsaal. Doch dies war im Grunde ohnehin egal. Hier galt dasselbe Prinzip, wie bei den anderen Unsterblichen und Sterblichen, die sich selbiges Prinzip bei ihr abgeschaut hatten: Der Hintern, der auf dem Thron saß, besaß die Macht. Und ihre Mutter hatte selbige ohnehin, handelte es sich bei ihr um die Schöpferin allen Lebens in diesem Universum. Chaos selbst.  
 

„Ananke“. Als wäre ein Startsignal gefallen, befand sich nun eine Frau auf dem Thron. Langes, schwarzes Haar, als wäre es aus der Dunkelheit selbst gewoben. Augen aus flüssigem Onyx zierten das aristokratische Gesicht. Nein, nicht aristokratisch, sondern majestätisch, wie ein nachtschwarzer Panther auf der Jagd. Keine einzige Gefühlsregung spiegelte sich in ihrem Antlitz wider.

Ein schwarzes Kleid samt passendem Schuhwerk umhüllten den kurvenreichen, verführerischen Körper, der es zu verstehen wusste, so mancherlei Unsterblichen, wie Sterblichen den Kopf zu verdrehen. Wenn es denn gewollt werden würde, und von ihrer Besitzerin liebevoll „Fleischsack“ genannt wurde.

„Mutter“. Der Blondschopf fiel sogleich auf die Knie und blickte zu Boden, was der Dunkelhaarigen ein kleines Lächeln entlockte.

„Erhebe dich, meine Tochter“. Wie aufgetragen erhob sie sich unmittelbar nach diesen Worten. Die dunklen Augen ruhten auf ihrer Tochter, welche die Personifizierung des Schicksals war. Die Gebieterin der Moiren.

„Ihr habt mich gerufen, Mutter?“

„In der Tat, das habe ich“, bestätigte die Ältere bloß die Aussage der Jüngeren, während die schwarzen Pupillen den Körper der Herrin der Moiren musterten. Sekunden vergingen, die sich wie Minuten anfühlten, in der ein Schweigen herrschte.

„Ich habe die geliehene Rolle des Schicksals gelesen“, ließ Chaos verlauten, weswegen sich das Gesicht Anankes erhellte.

Sie war überaus stolz auf ihre Arbeit. Wenn es nach ihr ginge, war sie das, was man die erste Schriftstellerin nannte. Sie musste sich stets das Schicksal der Welt aufs Neue ausdenken, und konnte nicht immer das Gleiche niederschreiben, sonst wäre es eintönig geworden. Zum Beispiel war es ihr Werk, eine Parallele zwischen Uranos und Kronos zu erzeugen. Damit die beide ihre eigenen Kinder verstießen und doch schlussendlich besiegt wurden, auch hier wieder auf eine andere Art und Weise.

Sie liebte ihre Arbeit. So hatte sie einige Jahrtausende voraus geschrieben. Selbst jetzt, in der Moderne hatte sie die Neuzeit schon viel weiter erdacht. Sodass sie sich die letzten Äonen bereits ausruhte und in Ruhe ihr Werk überblickte.

Für kleinere Fälle, sollte tatsächlich mal etwas abweichen, hatte sie ja ihre Gehilfinnen, die ein gutes Werk verrichteten. Und falls es zur äußersten Instanz kam, würde ihr Bruder Demiurg eingreifen.  

„Ich bin nicht zufrieden“. Das Gesicht der Dunkelhaarigen verhärtete sich, während der Blondschopf vermutete, etwas an den Ohren zu haben.

„Aber …“. Eine Hand erhob sich, und der Mund der Jüngeren wurde bereitwillig geschlossen.

„Vieles, dass du geschaffen hast, ist lediglich Tyrannen an die Macht zu setzen. Von deinem Bruder Uranos, deinem Neffen Kronos, bis hin zu dessen Sohn Zeus. Sie alle sind mehr als untragbar und doch ist der, vermutlich mittlerweile Abscheulichste von ihnen, am längsten an der Macht. Was hat dich dazu veranlasst so etwas zuzulassen? Dann manch andere olympische Gottheit und deren Verhalten. Von den anderen Mythologien mal ganz abgesehen. Eine Schande, was du da gezaubert hast. Bewundernswert dein Enthusiasmus und dein Ideenreichtum, und doch schändlich, welch Unheil du auf der Welt verteilt hast“, beendete die Schöpfergottheit ihren Tadel.
 

„Mutter Ihr … findet meine Arbeit … abscheulich?“. Aus geweiteten Augen heraus erkannte Ananke, wie ihre Erzeugerin nickte. Innerhalb eines Augenblickes wurde ihr gesamtes Werk, an welchem sie, seit Anbeginn der Zeit saß, schlecht geredet, und das ausgerechnet von der Person, die ihr selbige Aufgabe übermittelte. Die selbst keine Lust besaß, diese zu Bewerkstelligen und sie an sie weitertrug. Ähnlich, wie die Aufgabe ihres eigenen Gatten Demiurg, der zuerst das Werk von Chaos und dann der anderen Geschwister kontrollieren musste, bis heute. Auch dafür war sie sich zu Schade gewesen. Mit jeder Sekunde, die sie hier stand und kein weiteres Wort gesprochen wurde, wuchs ihr Zorn. Sie hatte stets geschwiegen, als sie getadelt wurde, aufgrund ihrer wenigen Besuche oder ihrer Launen. Selbst ihre Körperhaltung wurde kritisiert und es schien, als würde sie es ihrer Mutter niemals recht machen können, doch nun auch noch ihre Arbeit zu Kritisieren … das ging eindeutig zu weit.

„Wenn es doch so schlecht ist, was ich bewerkstelligt habe, wieso habt Ihr, werte Mutter, meine Arbeit nicht von Anfang an getätigt?“. Chaos rot lackierter Fingernagel, richtete sich auf den Blondschopf.

„Weil ich es so wollte, dass es deine Aufgabe ist. Weil ich dir, als meine Tochter, vertraue. Und genau so will ich nun, dass du es umschreibst. Abänderst.“

„NEIN!“. Überrascht hob Chaos ihre Augenbrauen.

„Nein? Nein was? Erkläre dich“. Ananke ballte ihre Hände zu Fäusten, während sie Zorn erfüllt einen Schritt auf den Thron zulief und in die Augen ihrer Erzeugerin blickte.

„Ich werde meine Arbeit NICHT abändern. Mir wurde diese Aufgabe gegeben und es ist meine Entscheidung, was geschieht oder nicht. ICH bin das Schicksal. Euch wurde jenes Recht über dieses zu Urteilen enteignet, als Ihr mir die Fähigkeit, diese Aufgabe, zugeteilt habt. Also seid mit meinem Urteil zufrieden, zumindest akzeptiert es, oder ….“ Chaos, war erstaunt über die Art, wie ihre Tochter zum ersten Mal, seit Anbeginn der Zeit mit ihr sprach. Sie erkannte die angehende Drohung in ihren Worten. Daher war sie gespannt, ob Ananke sich auch traute, nun, wo sie so weit gegangen war, selbige auszusprechen.

„Oder was?“, fing sie an, als ihre Tochter einen weiteren Schritt auf sie zulief.

„Oder … unser Verhältnis wird nie wieder so sein, wie zuvor“, flüsterte die Schicksalsgöttin drohend. Wäre die Situation nicht so angespannt und gegen sie gerichtet, wäre Chaos tatsächlich stolz auf ihre Tochter, doch es war eben gegen sie.

„Nun denn, werte Tochter. Wir kommen scheinbar nicht zu einer Übereinkunft. Ich schlage vor, da wir beide im Moment von Emotionen überwältigt werden, trennen wir uns fürs Erste. Friedlich und lassen eine gewisse Zeit verstreichen, um wieder Herr über eben jene zu werden.“ Noch immer zornig blickte die Urgöttin des Schicksals die Schöpferin an, ehe sie nickte.

„Ich verstehe. Gehabt Euch wohl, werte Mutter.“ Sie nickte, anstelle der sonstigen Verbeugung, der Dunkelhaarigen zum Abschied zu, ehe sie sich dem Gehen zuwandte. Als sie den Raum verließ, schloss sie die Eichentüren mit einem lauten Knall.
 

Ermüdet entwich ihrer Kehle ein Seufzer, als ihre Tochter außer Hörweite war. Kinder waren anstrengend, das konnte jede Mutter zugeben. Doch nur sie besaß die Gewissheit, wie anstrengend es war, Urgottheiten als Kinder zu besitzen. Zumindest in diesem Universum. Mit einem Fingerschnippen projizierte sich eine Weltkugel in die Mitte des Raumes. Prüfend beobachtete sie das Bild. Es gab nicht nur Mythologien, mit deren Herrschaft sie unzufrieden war, manche machten hervorragende Arbeit, wie sie fand, doch die, die sie verurteilte, mussten abgeändert werden. Ihre Anführer ausgewechselt. Ananke wollte ihr, wie bereits erwartet, nicht helfen. Sie kannte eben ihre Tochter. Und genau aus diesem Grund ließ sie Teile der Schicksalsrolle in das Universum ihres Bruders Jehova bringen. Und diese wurden dort verteilt, von einem Autor, der nicht ahnte, wie wertvoll die von ihm niedergeschriebenen Zeilen waren und, dass es nicht gänzlich seine Ideen waren, sondern Schicksalsvorhersagen, die sie in seinen Kopf setzte.

Dies tat sie schon vor Jahren, als ihr Plan B. Nun war es lediglich an der Zeit den Plan weiter voranzutreiben und sich ihr neues Kind herauszupicken. Ihre gesäte Ernte zu bestaunen und das bestmögliche Stück zu beanspruchen. Eines, dass ihren Willen auf Erden verwirklichen würde und den Mut besaß, Ananke herauszufordern. Sich dieser entgegenzustellen. Doch Ananke sollte von ihrer List am besten, für den Anfang, nichts erahnen. Sondern den heutigen Abend als einen Sieg für sich verbuchen, während ihr neues Kind im Hintergrund, im Verborgenen, agierte.

Es war an der Zeit. Und mit einem weiteren Fingerschnippen verschwand auch sie aus ihrem Audienzsaal.
 

20.08.2019 - Mannheim – Deutschland

Und nun kommen wir zu mir. Mein Auftritt in dieser Geschichte beginnt recht unspektakulär, während ich am PC saß und einige Produkte auf unsere Familienhomepage einstellte. Ein Gähnen entwich meiner Kehle, während ich mich streckte und sich meine Augen auf die Zeitanzeige am unteren rechten Bildschirmrand richteten. Müde lächelnd nahm ich wahr, dass es mal wieder 4:42 Uhr war. Eine typische Uhrzeit für mich, verbrachte ich oftmals viele Stunden am Tag am PC. Entweder zur Arbeit, oder um Geschichten zu schreiben und mich in den verschiedenen Mythologien zu schulen. Ein Hobby, dass sich während meiner Jugendzeit eingeprägt hatte. Als zum ersten Mal die Götter in mein Leben traten, war ich augenblicklich fasziniert von den griechischen Gottheiten. Gänzlich verschlungen hatte ich verschiedene Helden und Göttersagen, und irgendwann fand die Percy Jackson Reihe Platz in meinem Leben. Erst der Film, und als ich auf den zweiten Teil wartete, der später noch in die Kinos kam, und ungeduldig wurde, besorgte ich mir die Bücher. Erschrocken, war ich zuvor nicht solch ein Bücherfan, stellte ich fest, dass die Filme gänzlich anders waren als die Bücher, die mir um so vieles mehr gefallen hatten. Und innerhalb weniger Tage wurde die ganze Reihe verschlungen. Immer und immer wieder, während meine Geduld geprüft wurde, wartete man schließlich nun alljährlich auf die neuesten Bücher vom Lieblingsautoren Rick Riordan.

Mein Kopf schüttelte sich, als ich feststelle, dass meine Gedanken von einem zum anderen umherschweifte und sich die Müdigkeit umso mehr andeutete. Meine Augen richteten sich auf die kleine Athenestatue, die ich mir an den Schreibtisch gestellt hatte, als Geste, dass die Göttin mir helfen sollte, gute Gedanken für Arbeit und meine Hobbyautoren-Zeit zu finden. Natürlich glaubte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht an die Gottheiten. Ich hätte mich selbst einen Narren geschimpft, wenn ich es doch getan hätte. Da mir das Konzept von einem Götterpantheon, die sich die Arbeit teilten und auch Fehler begangen, mehr zusagte als das eines Unfehlbaren und alleinigen allmächtigen Gottes, fand ich es einen schönen Gedanken von Gottheiten beschützt und unterstützt zu werden. Meine Freunde und meine Familie schmunzelten zwar darüber, wie ich selbst, aber das war mir egal. Langsam fuhr ich den PC herunter und erhob mich vom Bürostuhl. Es war an der Zeit ins Land der Träume überzugehen. Ein kleiner Fußweg führte mich in mein Schlafzimmer, in welchem ich mich in mein Adamskostüm begab und lächelnd die Aphrodite und Freyja Statue anstarrte.

Ja, auch eine kleine Unterstützung von Liebesgöttinnen konnte nicht verkehrt sein. Zumal es mir die nordischen Gottheiten, die Germanen, von denen man ja als Deutscher abstammte, besonders angetan hatten.

Meine Hände glitten automatisch zu meiner, aus meinem 'Büro' mitgebrachten Wasserflasche, aus der ich kurz noch trank und mich dann ins Bett kuschelte.
 

Hätte ich gewusst, dass diese Nacht mein Leben verändern würde, vermutlich wäre ich schneller zu Bett gegangen. Wie ahnungslos ich zu besagtem Zeitpunkt noch war. Denn dies war die Nacht, in der ich meinen Kontakt mit der Mythologie besaß. Die Nacht, in der ich sie zum ersten Mal traf. Mutter.

 



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