Behind the cold von TheOnlyOne (Es ist leichter mich zu hassen, als mich zu lieben...) ================================================================================ Prolog: Prologue ---------------- Behind the cold   Prologue     Was ist das? Mein Kopf fühlt sich so schwer an.  Ist es schon wieder passiert? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Noch einmal drehe ich mich um und versuche wieder in den traumlosen Schlaf zu finden, aber das helle Seufzen neben mir, lässt mich meine Augen aufreißen.  Vor mir erkenne ich nur ein ein wüstes Schlachtfeld aus braunen Haaren. Fuck!   Genervt massiere ich meinen Nasenrücken und überlege wer das ist.  Ich kann mich kaum noch an die gestrige Nacht erinnern, wie so oft. Vorsichtig drehe ich mich um und steige aus dem Bett.  Das letzte was ich gebrauchen kann ist eine hysterische Kuh die mir am frühen Morgen auf die Eier geht, nur weil ich mich nicht an ihren Namen erinnern kann.     Sie ist eben eine von Vielen.  Was solls.  Als ob es für irgendjemand ein Happy End gäbe?! Ich bin schon lange am Boden angekommen… Kapitel 1: One -------------- One   „Ach komm schon.“ „Ich sagte nein!“, noch einmal versuchte sie ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen, doch wie immer, ohne Erfolg. „Jetzt sei keine Spielverderberin. Wir sind schon seit einer Ewigkeit nicht mehr ausgegangen.“ „Ino, seit das Café am Bahnhof zugemacht hat, habe ich keinen Job mehr bekommen. Ich halte mich gerade so mit ein paar Promotion Jobs über Wasser.“ Die schöne Blondine musterte ihre Freundin kritisch, bevor sie sich hinter sie stellte und auf den Spiegel vor ihnen deutete. „Na dann holen wir mal alles aus dem hübschen Ding hier raus, dann brauchst du auch kein Geld.“, mit einem frechen Grinsen auf den Lippen zog Ino das Oberteil ihrer Freundin weiter runter um einen freizügigen Blick auf ihr Décolleté zu erzielen. Peinlich berührt von Inos forscher Art fuchtelte Sakura wild an ihrem Shirt herum und zog alles wieder dort hin, wo es hingehörte. „Du hast sie ja wohl nicht mehr alle.“ „Ach Stirne, du musst noch viel entspannter werden in Sachen Freizügigkeit.“ „Du meinst, so wie du?“, Sakuras Augenbraue schoss in die Höhe und musterte ihre Freundin abschätzig. Doch Ino ließ sich von Sakuras Anspielung nicht beeindrucken. „Zum Beispiel.“, sagte sie grinsend. Sakura stöhnte genervt und ließ sich auf das Sofa fallen. Demotiviert versank sie tief in dem Meer aus Kissen. Ino setzte sich zu ihr und warf ihr einen ermunterndes Lachen zu. „Na komm. Ich lad’ dich ein.“ Ein Augenrollen konnte Sakura nur schwer vermeiden, gleichsam war es aber auch die Antwort für Ino, dass sie es wieder einmal geschafft hatte ihre Freundin zu überreden.   Ihr Mund verzog sich in alle Richtungen, während sie sich vor dem Spiegel hin und her drehte. Immer wieder veränderte sie ihre Haltung, sog die Luft ein um noch schlanker zu wirken, aber es half trotzdem nicht. Ein Seufzen entwich Sakuras Kehle. Genervt zog sie die Polster aus ihrem BH. „Davon sehen sie auch nicht größer aus.“ Warum war sie auch die Einzige in ihrem Freundeskreis, die nicht mit traumhaften Kurven gesegnet war? Manchmal war es, als würde sie im Körper eines pubertierenden Teenagers feststecken - die Hölle! Demotiviert zwirbelte Sakura eine ihrer Haarsträhnen auf. Selbst ihr Haar sah, trotz der rosa Haarfarbe, einfach nur langweilig aus. Wie immer griff sie schließlich zu ihrem Haargummi und band sich einen unordentlichen Knoten, zog hier und da noch ein paar Haarsträhnen raus und legte schließlich noch etwas Make Up auf. Mit einer entschuldigenden Geste betrachtete sie sich noch einmal im Spiegel, bevor sie es schließlich aufgab, sich ihre Tasche schnappte und sich in die Nacht stürzte.   Eine lange Schlange hatte sich bereits vorm Club gebildet. Ob Sommer oder Winter die Kleidung einzelner Frauen schien immer weniger zu werden. Auch Sakura hatte sich heute getraut, ihre kurze Hose anzuziehen, aber wie so oft ließ ihre Unsicherheit sich ständig am Hosenbund oder Saum herumfummeln. „Hörst du mal damit auf. Du siehst super aus.“ „Achja? Irgendwie fühle ich mich nicht so.“ „Ja, das sieht man. Das sieht jeder. Schau dir doch einfach mal den Rest an. Manch einer hätte die kurze Hose besser gegen eine lange eingetauscht.“, erklärte Ino abwertend. Sakura betrachtete das bunt gemischte Publikum. Ino hatte Recht. Bei der ganzen Auswahl an Frischfleisch würde Sakura garantiert nicht auffallen. Beim Türsteher angekommen, ließ Sakura vom Saum ihrer Hose ab und griff sich schnell die Lochkarte. Bereits am Eingang empfing sie das dröhnende Vibrieren der Bässe. Ihre Augen verschafften sich einen ersten Überblick über das Publikum das nun ekstatisch das Wochenende einzuleiten schien. „Wollen wir?“, fragte Ino aufgeregt. Sakura brachte nur ein Nicken hervor und folgte der tänzelnden Ino schließlich durch die feiernde Menge. Überall wandten sich verschwitzte Körper im Rhythmus der Musik. Gläser die klirrend zu Boden fielen und den Boden mit einer klebrigen Zuckerschicht bedeckten.  Und schon wieder überkam Sakura ein leichtes Gefühl des Ekels. Seit sie ihr Medizin Studium angefangen hatte und schon mehr als einmal die Folgen des Alkohols auf ihrer Schicht in der Notaufnahme bewundern durfte, hatte sie nur noch wenig gefallen an Hochprozentigem. Hinzukam das ständige Gedrängel und das unhöfliche Gerempel von unachtsamen Feierwütigen. Ja, Sakura war wohl einfach langweilig. Und trotzdem hatte sie sich von Ino wieder einmal überreden lassen.   Ino, aufdringlich wie sie manchmal sein konnte, presste sie sich dreist an den Leuten vorbei um schließlich zur Theke zu gelangen.  „Was willst du trinken?“, fragte Ino unter Aufbringung all ihrer Kraft, damit ihre Stimme nicht von der lauten Musik übertönt wurde. „Wasser.“ Prompt erntete Sakura Inos missbilligenden Blick, den Sakura zu gerne erwiderte. Mit einem Augenrollen gab Ino schließlich Sakuras Bitte nach. Bereits nach einem kurzen Augenblick drückte Ino ihrer Freundin eine Wasserflasche in die Hand. „Die hier gehen dann wohl aufs Haus.“, sagte Ino stolz. „Du kriegst sie auch alle rum.“ Sakura lachte. „Ich sagte doch, ich lade dich ein.“ Demonstrativ bot Ino ihrer Freundin den Arm. Bereitwillig hing Sakura sich ein und ließ sich von Ino auf die Tanzfläche führen. Mit jedem weiteren Lied ließ sich Sakura immer mehr von Inos Begeisterung anstecken und vergaß die Zeit und die Umgebung. Und als schließlich ihr Lieblingssong ertönte, gab es kein halten mehr. Ein unsanfter Schubs und Sakura landete regelrecht in den Armen ihrer Freundin. „Hey!“, reklamierte Sakura empört. „Oh sorry! Das war keine Absicht, echt jetzt.“ Sakura besah sich den Attentäter. Ein großbewachsener, blonder Mann mit blauen Augen. „Kein Problem. Pass das nächste mal besser auf.“ „Hm. Na komm, dafür lade ich dich auf einen Drink ein.“ „Eh… ja weiß du-.“ Ohne weiter Sakuras Antwort abzuwarten, legte er beherzt einen Arm um sie und zog sie zur Theke. Hilfesuchend sah Sakura noch einmal zu Ino, die ihr breit grinsend beide Daumen nach oben hielt. Diese Verräterin! „Und? Was möchtest du trinken?“ Innerlich verfluchte sich Sakura dafür, denn sie kannte die Reaktion jetzt schon. „Wasser.“ „Echt jetzt?“ Und da war sie auch schon. „Okay, cool. Dann also ein Wasser.“ Verdutzt sah Sakura zu dem Blondschopf. Diese Reaktion war neu. Nach ein paar Minuten tauchte er bereits mit zwei Wasserflaschen in der Hand auf. „Ehm… eine hätte mir gereicht.“, entgegnete Sakura höflich. Der Blonde sah zu den Wasserflaschen und begann zu lachen. „Ach nein, so ist das nicht. Die andere ist für mich.“ „Achja? Du trinkst nichts?“ „Nein, ich bin nur als Aufpasser hier. Außerdem hab ich morgen Mittagschicht, also…“, er deutete erneut auf die Wasserflasche. Amüsiert von seiner ganzen Einstellung prostete Sakura ihm demonstrativ zu und gönnte sich einen ausgiebigen Schluck. „Nachdem ich jetzt meine Schuld beglichen habe, verrätst du mir wie du heißt?“ Sakura stellte die Flasche auf dem Stehtisch ab und lehnte sich zum Ohr des Blonden. „Mein Name ist Sakura.“ „Sakura, cool. Ich heiße Naruto.“ „Hi Naruto.“ Es begann der übliche Smalltalk. Doch selten war Sakura so angenehm überrascht. Naruto entpuppte sich als anständiger Polizist, der täglich die Gesetzte im Namen des Konoha Police Departments ausführte. „Und auf wen musst du heute aufpassen?“, fragte Naruto schließlich. „Naja aufpassen nicht gerade. Siehst du die Frau mit dem langen blonden Haar?“ „Die mit dem Kerl da tanzt?“ Innerlich konnte sie ein Seufzen nicht verkneifen. „Ja, genau die.“ „Du bist im Aufpassen scheinbar genau so erfolgreich wie ich.“, begann Naruto und deutete in die dunkle Ecke neben dem Tresen. Sakura folgte Naruto Zeigefinger und erschauderte augenblicklich. Denn ein eiskaltes Augenpaar schien beide zu mustern. Sie erkannte nur das dunkle Aufblitzen einer schwarzen Augenpartie. „Ist das ein Kumpel von dir oder das FBI?“, versuchte Sakura das unangenehme Starren von Naruto Freund abzutun. „Haha. FBI, der ist gut, den muss ich mir merken. Nein, der unterkühlte Eisklotz da hinten ist mein Kumpel Sasuke. Er neigt ganz gerne dazu es mit dem Alkohol zu übertreiben.“ Sakura lächelte sanft. „Verstehe.“ Die Gesprächsthemen schienen kein Ende mehr zu finden, doch Sakura hatte immer noch das Gefühl von Kälte in ihrem Nacken. Immer wieder schielte sie unauffällig zu Sasuke rüber und immer wieder erkannte sie seine Augen die sie regelrecht anstarrten. „Ist das normal?“ „Was?“ „Na dass er uns so anstarrt.“ „Ach, der ist einfach nur schlecht gelaunt, weil er heute noch keine klar gemacht hat.“ „Na der Abend ist ja noch nicht vorbei.“, sagte Sakura ermutigend. „Bloß nicht. Tut dem Idioten zur Abwechslung auch mal ganz gut. Möchtest du noch was trinken?“ Sakura überlegte kurz und sah schließlich auf die Uhr. „Ach weißt du, ich glaube ich schnappe mir mal Ino. Wir sollten langsam echt mal den Heimweg antreten.“ Sakura sah zur Tanzfläche. Aber Ino war nicht mehr da. Typisch. In gewohnter Manier suchte Sakura nach ihrem Telefon und erkannte bereits nach einem kurzen Blick auf das Display, dass sie wohl die Nacht alleine zu Hause verbringen würde. Abgelenkt von der Nachricht, bemerkte Sakura kaum, wer sich zu ihr Naruto gesellte. Erst als seine dunkle Stimme ertönte, lief Sakura ein Schauer über den Rücken. „Lass uns abhauen. Ich kann mir die ganzen Weiber nicht mehr ansehen.“ Entrüstet sah Sakura auf. Doch ihre Empörung verpuffte in dem Augenblick, als sich das Augenpaar zu einem vollständigen Gesicht fügte. Für einen kurzen Moment setzte ihr Atem aus. Vor ihr stand ein groß gewachsener, offensichtlich gut gebauter Mann mit schwarzem, halblangem Haar, dass ihm wirr ins Gesicht fiel und seine mandelförmigen schwarzen Augen hervorhob. „Sakura?“ „Ja, anwesend!“, rief sie aus Gewohnheit. Naurto lachte. „Anwesend? Alles klar bei dir?“ „Eh ja, entschuldige. Ich war etwas abgelenkt.“ „Okay, also ich und mein Kumpel machen die Fliege.“ „Klar. Ich mach mich auch mal auf die Socken.“ Naruto zog die Augenbrauen fragend zusammen. „Und deine Freundin?“ „Ach die, die ist bestens versorgt.“ Naruto ahnte bereits, dass es wohl bedeutete, dass Sakura den Heimweg alleine antrat. „Wir bringen dich nach Hause.“, forderte Naruto. „Was? Die kann mit Sicherheit auf sich selbst aufpassen.“ „Sasuke, ich lasse sie nicht alleine nach Hause gehen. Würde dein moralischer Kompass noch funktionieren würdest du das selbe tun.“ Genervt von Narutos aufdringlicher Höflichkeit verstaute Sasuke seine Hände in seinen Hosentaschen und zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Wo wohnst du eigentlich?“ Auf dem Weg aus dem Club erklärte Sakura Naruto den Weg. „Na das ist doch Prima, das liegt auf unserem Weg. Ich muss mich zwar schon vorher verabschieden, aber Sasuke muss noch ein Stückchen länger gehen.“   Auf dem gesamten Nach Hause Weg unterhielt sich Naruto angeregt mit Sakura. Es war kaum zu übersehen, dass er scheinbar sehr angetan von der angehenden Ärztin war. Doch der kurzweilige Heimweg verlangsamte sich schlagartig, als Naruto die Gruppe verließ und Sakura schließlich mit Jack Frost höchst persönlich zurückließ. Die Stimmung sank schlagartig in den Keller. Schweigend versuchte Sakura mit den schnellen Schritten des Mannes mitzuhalten. „Hey, könntest du mal langsamer gehen, ich komme ja kaum hinterher.“ „Dann lauf schneller.“ Jack Frost ist noch untertrieben. „Entschuldige?“, Sakura blieb stehen. Genervt wandte sich Sasuke um und musterte Sakura erneut mit seinem unterkühlten Blick. „Bitte.“, gestand er ihr zu, aber stets darauf bedacht seine Aussage mit einem genervten Unterton zu untermauern. „Aber halt die Klappe.“ Wow. Er war nicht nur eiskalt sondern auch ein riesiges Arschloch. Sakura verstand langsam warum Naruto sich wohl eine andere Gesellschaft gesucht hatte. Schweigend liefen sie nebeneinander her. Oft wollte Sakura ihn etwas fragen, doch wenn sie an seine Worte dachte, fiel es ihr tatsächlich leicht den Mund zu halten. In ihren Gedanken versunken, verlor Sakura den Blick für den Weg vor ihr. Erst als sie ins Stolpern geriet und den Boden unter den Füßen verlor, bemerkte sie was geschah. Doch anstatt dem erwarteten schmerzhaften Aufprall spürte sie eine kräftige Hand die ihren Oberarm packte. Ein süßlich scharfer Geruch erreichte ihre Nase und sie wagte einen Blick aus ihren zusammengekniffenen Augen. Schwarzer Opal funkelte sie unterkühlt an und trotzdem glühte ihre Haut unter seiner Berührung. Sekunden verstrichen scheinbar wie Minuten. Als würde die Zeit um sie herum stillstehen. Die Hitze stieg Sakura ins Gesicht als sie registrierte, wie eng umschlungen er sie festhielt. Sasuke hatte sie vor dem unsanften Aufprall wohl noch eben so auffangen können. Entgegen seiner fast zärtlichen Umarmung ließ er sie unsanft los. „Danke.“, keuchte Sakura. „Pass das nächste Mal besser auf.“ Noch immer hämmerte Sakuras Herz verräterisch gegen ihre Brust. Auch wenn Sasuke sich wie ein Arschloch verhielt, konnte sie nicht vermeiden, dass ihr Körper auf seinen instinktiv reagierte. Als er sie schließlich zu Hause absetzte ließ sich Sakura gegen die hinter ihr verschlossene Tür sinken. Der ganze Abend schien ihr im Nachhinein alles andere als Normal. Da waren diese Augen. Diese wunderschönen schwarzen Augen, die so viel Kälte ausstrahlten und  trotzdem hinterließen seine kraftvollen Berührungen brennende Spuren auf ihrem Körper. Aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Er war anders als alle anderen. Was war das?   Kapitel 2: Two -------------- Two   Noch einmal sah Naruto auf die Uhr. Schon zehn Minuten drüber. Er hatte Sasuke versprochen keinen Gebrauch davon zu machen, wenn  er wenigstens pünktlich war. Aber wie zu erwarten war, ließ sein bester Freund es darauf ankommen. Genervt durchwühlte der junge Mann sein Handschuhfach und zog den Schlüssel mit dem roten Band heraus. Dann lernst du es eben so. Nahezu geräuschlos sperrte er die Tür zur Wohnung auf. Die Rollläden waren halb runtergelassen und die Tür zum Schlafzimmer verschlossen. Naruto wusste genau was das heißt und er konnte sich kaum ein bessere Gelegenheit vorstellen, seinen besten Kumpel bloßzustellen. Mit Aufbringung all seines Talentes öffnete Naruto geräuschvoll die Tür zum Schlafzimmer. „Aufstehen!“, rief er barsch und zog sofort den Rollladen auf um das Zimmer mit Licht zu fluten. Es quiekte unter der Bettdecke auf und jemand zog sich die Decke bis über den Kopf. Naruto betrachtete das Geschehen vor sich eindringlicher. Gezielt griff er zum linken Ende und schlug die Decke über. Ein genervtes Stöhnen entkam Sasuke, der vollkommen entblößt auf dem Bett lag. Seine Finger massierten kraftvoll seine Stirn. „Alter, hast du sie noch alle.“ „Eh Sasuke? Wer ist das?“, fragte eine verunsicherte Frauenstimme direkt neben ihm. Narutos Augenbraun schossen verwundert in die Höhe. „Ist das dein Ernst? Schon wieder?“, er deutete auf die junge Frau neben Sasuke, welche die Decke bereits bis zum Kinn hochgezogen hatte. „Wer ist sie?“, hakte Naruto nach. Im Halbschlaf richtete sich Sasuke auf und zog sich die erst beste Hose an die er auf dem Boden finden konnte. „Keine Ahnung. Ich hab sie gestern noch auf dem Weg nach Hause aufgegabelt.“ „Bitte?“, störte die Frau die Beiden entsetzt. „Keine Sorge. Du bist nicht die Erste.“, grinste Naruto. Und wieder einmal dasselbe Schauspiel. Die junge Frau sammelte, mit der Bettdecke um sich herum ihre Kleidung auf und verschwand fluchend im Badezimmer. Nach wenigen Minuten stürmte sie wutentbrannt aus der Wohnung, was Sasuke nur mit „Meld dich nicht bei mir.“ kommentierte. „Wie hast du es geschafft auf dem nach Hause Weg noch eine Frau klar zu machen?“ Unbeeindruckt füllte Sasuke das Glas auf seinem Nachtschränkchen mit Wasser und stürzte es mit samt einem Bataillon an Schmerztabletten seine Kehle hinunter. „Keine Ahnung. Nachdem ich die Kleine zu Hause abgesetzt hatte bin ich noch in ner Kneipe versackt.“ Naruto betrachtete elende Gestalt vor sich. Seine Kiefer mahlten. „Wie viel hast du getrunken?“ „Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht mehr viel von gestern Abend.“ Der Blondschopf sah noch einmal auf seine Uhr und seufzte. Er wusste dass Sasuke einen Dreck auf seine Meinung gab, trotzdem kam er nicht drum herum seinem Freund zu helfen. Eilig kramte Naruto sein Telefon aus der Hosentasche und tippte eilig darauf rum, bevor er sich Gerät ans Ohr hielt. „Ja Chief, Uzumaki hier. Ich habe hier einen Code 10-51. Ich komme später.“ Mit diesen Worten legte er auf. „Weiß er es?“, fragte Sasuke lautlos. Finster blickte Naruto ihn an. „Mit Sicherheit. Du hast zwei Stunden Uchiha.“ Mit dieser Ansage ließ Naruto das armselige Überbleibsel von Mensch schließlich zurück.   Das Bild war täglich dasselbe. Nur die Person, die neben Sasuke aufwachte war stets eine andere. Einige Wochen waren bereits vergangen und Narutos Geduld hing am seidenen Faden. Nicht nur, dass er seinen Freund leiden sah, nein er brachte auch sein eigenes Leben durcheinander. „Das hättest du nicht gewollt.“, flüsterte  Naruto während er sich noch einmal in den Fahrersitz seines Autos sinken ließ. Schließlich kramte er seinen Geldbeutel aus der Mittelkonsole und stieg aus dem Wagen. Ein guter Kaffee sollte den mürrischen Uchiha wieder in Fahrt bringen. Zielstrebig steuerte der junge Polizist die Tür des Coffeeshops an, als ihm plötzlich dieser vertraute Rosa Ton in die Augen stach. Unvermeidbar, denn die junge Frau von Damals rannte blind in ihn hinein und versaute seine Garnitur mit einer Schicht Kaffee. „Oh entschuldigen Sie, es-.“, stammelte Sakura hektisch und unterbrach, als sie ihr Gegenüber erkannte. „Naruto?“ Überrascht sah Naruto zu der jungen Frau mit der er letztens so eine wundervolle Unterhaltung geführt hatte. „Sakura?!“ „Oh Man, dein Hemd, es tut mir echt Leid.“ Erst jetzt registrierte er, dass Sakura seine Uniform ruiniert hatte. „Ach kein Problem. In meinem Spind auf der Arbeit hängen noch ein paar.“ Naruto musterte sein Gegenüber genauer. Da war ein verschütteter Kaffee, oder der Farbe auf seinem Hemd nach zu urteilen eher ein Latte Macchiato und in der anderen Hand hielt Sakura eine Zeitung auf der schon wild rumgekritzelt wurde. „Was machst du eigentlich hier?“ Sakuras Blick galt wieder dem Coffeeshop hinter sich. „Ach ich hab mal wieder den erfolglosen Versuch gestartet einen Job zu finden.“, seufzte sie bitter. „Einen Job, aber ich dachte du bist angehende Ärztin?“ „Ja das schon. Nur sind die Praxissemester bereits vorbei, wobei die Bezahlung alles andere als zumutbar war. Und irgendwie wollen Miete und Essen ja auch bezahlt werden.“, gestand Sakura. „Hmmm…“, grübelte der Blondschopf. „Hättest du Lust auf einen Kaffee?“ „Jetzt?“ „Ja. Ich hab noch ne Stunde Zeit, also?“ Sakuras Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Okay. Aber ich bezahle! Ich bin dir schließlich noch was schuldig.“ Und wie bereits beim letzten Mal verfielen die Beiden einer angeregten Unterhaltung. „Wieso bewirbst du dich nicht bei uns?“ „Wie? Bei der Polizei?“ „Ja klar. Wir suchen momentan jemanden.“ Misstrauisch beäugte Sakura Naruto. „Meinst du nicht ich wäre ein wenig unterqualifiziert für mit euch auf Streife zu gehen?“ Naruto bemerkte seinen Fehler und lachte auf. „Gott, nein. Entschuldige. Ich meinte als unterstützende Bürokraft. Die Arbeit ist nichts Besonderes. Viel Organisatorisches und Papierkram, aber dafür seht gut bezahlt. Wir hatten schon oft Studenten dort sitzen. Wenn du willst höre ich mal für dich nach.“ „Das klingt super.“ „Okay. Dann machen wir das so, aber dafür müsstest du mir eine Telefonnummer oder sowas geben, damit ich dich anrufen kann.“ Für Naruto passte die Situation perfekt. Nicht nur, dass er die hübsche Frau wieder traf, nein er schaffte es sogar unter einem erstklassigen Vorwand ihre Nummer abzustauben.   Zufrieden grinsend verabschiedete Naruto sich von Sakura. Selbst Sasuke würde es heute nicht schaffen ihm die Laune zu verderben. An der Wohnung seines Kumpels angekommen, wartete dieser schon an der Hauswand lehnend. „Wie? Heute mal keine Anstalten um zur Arbeit zu fahren?“, warf Naruto Sasuke frech zu. „Halt die Klappe, Naruto.“ „Steig schon ein du Miesepeter. Ich hab dir auch einen Kaffee mitgebracht.“ Der Weg zur Arbeit verlief schweigsam, wie immer. Sasuke beobachtete mürrisch die vorbeiziehende Landschaft und nippte ab und an am Kaffee. Erst als seine Augen den auffälligen Fleck auf Narutos Hemd entdeckten taute er langsam auf. „Kannst du nicht mal deinen Kaffee anständig trinken?“ „Das muss ich mir von dir nicht sagen lassen. Und JA, ich kann meinen Kaffee anständig trinken. Sakura hat meinen Weg gekreuzt.“ „Wer?“ „Na Sakura? Weißt du nicht mehr? Grüne Augen, rosa Haar, Wahnsinns Körper. Sakura eben.“ Sasuke zuckte unbeteiligt mit den Schultern. Er behielt sich nur noch selten das Gesicht einer Frau, obwohl er zugeben musste, dass ihr Haar und ihre Augen sich aus irgendeinem Grund in sein Gedächtnis gebrannt hatten. „Kann sein.“ Damit war das Gespräch beendet.   Auf dem Revier angekommen, wechselte Naruto sein Hemd. Kaum fand der letzte Knopf in sein Loch, schwang auch schon die Tür des Chiefs auf. „Uzumaki! In mein Büro.“, der harsche Ton des Chiefs ließ Naruto zusammenzucken. Geschlagen senkte er bereits den Kopf und schlich ins Büro des Chiefs. „Sie wollten mich sehen?“ „Ja, setz dich. Und schließ die Tür.“ Naruto tat was der Chief von ihm verlangte. Sein strenger Blick wich keine Sekunde. „Also, was wollen Sie Chief?“ Der genannte ließ sich in den großen Schreibtischstuhl sinken und blickte durch die Jalousien zu Sasuke rüber, der eben hinter der Tür zur Toilette verschwand. „Wie wirkt er heute auf dich?“ Naruto folgte seinem Blick. „Gefasst. Er scheint nüchtern zu sein.“ „Ach Naruto, was soll ich nur mit ihm machen? Die Kollegen reden.“ „Keine Ahnung. Ehrlich, ich hab alles versucht. Ich glaube selbst er hat mittlerweile geschnallt, dass ich sein Aufpasser spiele.“ „Wahrscheinlich. Er war schon immer ein kluges Köpfchen.“ „Hattest du was anderes von deinem Sohn erwartet.“ Ein bitteres Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Chiefs. „Nein. Er ist seinem Bruder so ähnlich. Wenn er nur dieses Problem in den Griff bekommen würde. Wenn er nicht bald die Kurve kriegt, muss ich ihn aus dem Dienst entlassen. Und dann würde er komplett abrutschen.“ Naruto senkte schuldbewusst den Kopf. Er wusste dass Sasukes Karriere am seidenen Faden hing. Niedergeschlagen stand er auf und klopfte Fugaku aufmunternd auf die Schulter. „Ich gebe mein Bestes, Fugaku, versprochen. Aber mehr kann ich nicht für euch tun.“   Die Tür zu Fugakus Büro sprang auf und eben als Naruto das Büro verlassen wollte, ruderte er zurück. „Das hätte ich beinahe vergessen. Ich müsste dich noch um einen Gefallen bitten.“ „Und dieser wäre?“ Naruto erzählte seinem Vorgesetzten schließlich von Sakura und erklärte ihm ihre Lage. Auch an Fugaku ging nicht vorbei, dass Naruto mehr als nur Sympathien für Sakura zu empfinden schien. „Okay, sie soll sich bei mir melden und wir machen einen Vorstellungstermin aus.“ „Oh prima!“ „ABER, Naruto, und das gilt auch für dich, persönliche Vorlieben und Gefühle haben hier nichts verloren.“ Naruto salutierte spielerisch. „Jawohl!“ „Abtreten.“, entgegnete Fugaku schließlich. Zufrieden schlenderte Naruto aus dem Büro und packte in einem unaufmerksamen Moment sein Smartphone aus. Mit schnellen Bewegungen tippte er eilig die guten Neuigkeiten ein und sendete Sakura alles zu.   Wie Naruto es sich dachte. Heute würde es nicht mal Sasuke schaffen ihm den Tag zu vermiesen. „So Männer, alle aufsatteln! Wir haben gerade einen Code Lila reingekriegt.“, rief der Officer von der Telefonzentrale rüber. „Einheit B, umziehen!“, koordinierte Fugaku seine Mitarbeiter. Naruto seufzte angestrengt. Es war wohl unvermeidbar. Angestrengt erhob er sich aus seinem Stuhl und ging zum Rest der Truppe in den Umkleideraum. Im ersten Moment herrschte Stille. Es war einfach kein schöner Einsatz wenn es um Straßenbanden ging. Es endete meistens mit Verletzten. Kugelsichere Westen, scharfe Munition und mit Stahl verstärkte Handschuhe, um eventuelle Messerangriffe unterbinden zu können, waren dabei an der Tagesordnung. „Hast du das von Letztens gehört?“ „Ja, er muss sich in eine Schlägerei verwickelt haben. Deshalb hätte der Chief ihn suspendiert.“ „Ich habe gehört er hätte irgendwas eingeworfen.“ Nur Fetzen drangen an Narutos Ohren, bestätigten aber leider Fugakus Aussage. Naruto räusperte sich. „Hat euer Chief Assistent euch irgendwann falsch instruiert?“, fragte Naruto streng. Er sah nur in in erschrockene Gesichter. „Gut, dann wäre das ja geklärt.“   Naruto war der letzte der die Umkleide verließ und stieß auf Sasuke der seine Waffe lud. „Du solltest besser aufpassen.“, rief Naruto ihm zu. „Wovon redest du?“ „Du solltest dich eher fragen worüber deine Kollegen reden. Schlägereien. Drogen. Alkohol.“ Für einen kurzen Moment spannten sich Sasukes Kiefer an. Ohne darauf einzugehen lud er weiter seine Waffe. Narutos Geduldsfaden riss nun endgültig. Er sprang direkt vor ihn und sah seinem besten Freund in die Augen. „Wieso ist dir das scheißegal, Sasuke? Das ist dein Leben, was du gerade wegwirfst.“ Narutos Blick wurde noch eindringlicher. Irgendwie musste er ihn doch erreichen können, doch dann erkannte er das offensichtliche. Sasukes Augen wirkten glasig. Die blutunterlaufenen Augen gepart mit der tief schwarzen Iris sahen fast unheimlich aus. „Sag mal hast du was genommen?“ „Halt dich da raus.“ „Spinnst du?“ Naruto riss seinem Vorgesetzten die Waffe aus der Hand. „Du gehst jetzt besser nach Hause.“, riet Naruto ihm. „Naruto gib mir die Waffe!“, forderte Sasuke. „Du hast sie wohl nicht mehr alle! Los! Verschwinde, bevor ich dein Vater was davon erfährt. Er macht sich so schon Sorgen genug.“ „Tze. Sorgen… Ihr könnt mich alle mal.“ Bevor Sasuke seiner Wut freien lauf ließ, machte er auf der Stelle kehrt. Mit einem lauten Knall fiel die Tür zum Büro ins Schloss und die Truppe war Führerlos. Naruto seufzte. Enttäuscht sah er sich Sasukes Waffe an. Nicht mal das richtige Kaliber hatte er geladen. Er sicherte die Waffe und brachte sie zurück zum Schrank, bevor er sich schließlich der Führung der Truppe annahm. Kapitel 3: Three ---------------- Three   Sakura zupfte ihre Bluse zurecht. Noch ein prüfender Blick auf die Uhr und Sakura packte alle wichtigen Utensilien in ihre Tasche. Ihr Handy leuchtete auf und zeigte das breite Grinse Gesicht des blonden Polizisten. Sakura lächelte, ließ ihr Handy in die Tasche fallen und verließ die Wohnung. Ein schicker schwarzer Wagen wartete bereits schnurrend auf ihr Erscheinen. Surrend senkte sich die Scheibe der Beifahrertür und Naturo grinste fast breiter als auf dem Foto. „Sie hatten ein Taxi bestellt.“ Sakura kicherte. „Dir auch einen guten Morgen. Sag mal, ihr müsst ja ganz schön was verdienen, wenn du dir so ein Auto leisten kannst.“, stellte Sakura anerkennend fest und nahm neben ihm Platz. Naruto setzte den Blinker und schlängelte sich elegant in den Verkehr von Konoha. „Ganz so ist es leider nicht. Das ist mein Dienstwagen.“ „Verstehe.Also, was erwartet mich heute in der Kammer des Grauens?“ „So schlimm ist Chief Uchiha nun auch nicht. Vielleicht manchmal etwas unterkühlt, aber wenn man ihn erst näher kennt ist er angenehmer Geselle. Keine Panik, du kriegst das schon hin.“ „Dein Wort in Gottes Ohr.“   Kaum hatten die Beiden das Büro des Konoha Police Departments betreten rief Fugaku bereits nach der jungen Frau.  Seit Minuten starrte Naruto voller Spannung die Tür vor sich nieder. Seine grenzenlose Neugier über den weiteren Verlauf von Sakuras und seiner Beziehung war fast unerträglich. Nach einer geschlagenen halben Stunde öffnete sich endlich die Bürotür und Sakura folgte dem Chief durch das Büro. Nur am Rande vernahm Naruto das Gespräch. Er zeigte ihr wohl den Arbeitsplatz den sie besetzen würde. Noch weitere zehn Minuten vergingen bis Naruto ein verabschiedendes Händeschütteln sah. Während Fugaku hinter der Tür seines Büros verschwand lief Sakura grinsend auf Naruto zu. „Ich hab die Stelle.“ „Echt jetzt? Wow, das ist super. Dann herzlich willkommen beim KPD!“ „Danke Naruto, wirklich.“ „Ach kein Ding. Ich freu mich jedenfalls dich jetzt öfters zu sehen.“ „Hm. Dito!“       Wieder einmal wendete er sich. Wann würde dieses erdrückende Gefühl endlich von ihm ablassen? Dieser dumpfe Schmerz brachte ihn beinah im den Verstand. Doch er musste sich zusammenreißen. Seine Hand tastete desorientiert das Nachtschränkchen ab. Er spürte das kühle Glas unter seinen Fingern. Das grelle Licht des Displays schmerzte in seinen Augen. Einige Sekunden vergingen bis er schließlich die Uhrzeit erkannte. Drei Stunden. Gerade einmal drei Stunden schaffte es sein Verstand abzuschalten. Demotiviert erhob er sich aus seinem Bett und betrachtete das Schlachtfeld aus Kleiderbergen auf dem Boden. Seine Augen glitten hinauf zum Bett, welches nun völlig leer war. Es war das erste Mal seit langem, dass er ohne Gesellschaft eingeschlafen war. Er konnte dennoch kaum behaupten, dass eine der Damen ihm jemals dabei geholfen hatte gut zu schlafen. Träge hievte er sich ins Bad und betrachtete das ausdruckslose Gesicht im Spiegel. Er sah also wirklich aus wie er sich fühlte – beschissen. Seine Augen fokussierten die schlampig zusammengelegte Kleidung auf dem Stuhl hinter ihm. Er würde es versuchen. Er würde sich heute zusammenreißen. Wie er das jedoch schaffen sollte, war ihm selbst noch ein Rätsel. Nach einer halben Stunde war er endlich fertig. Seine Augenringe würde er auf dem Weg zur Arbeit definitiv mit einer Sonnenbrille verstecken. Er schlüpfte in sein schwarzes Unterhemd und quetschte sich mühevoll in das mittlerweile viel zu kleine Hemd seiner Uniform. Es passte ihm eigentlich schon nicht mehr seit er die Anwärter des Sondereinsatzkommandos ausbildete. Aber bis heute hatte er nicht mal dafür einen Antrieb gefunden. Ein letztes Mal sah er sich selbst im Spiegel an. Seine Arbeitskollegen würden wohl mit seinem Anblick leben müssen.  Lieblos warf er schließlich alles in seine Tasche und machte sich auf den Weg zur Arbeit.   Auf dem Revier war es fast unvermeidbar, dass er von allen Seiten angestarrt wurde. Aber Sasuke ignorierte es. Schließlich war es immer so, nach jeder Suspendierung. Bevor er seinen PC anschalten konnte ertönte bereits die strenge Stimme seines Vaters. „Sasuke! In mein Büro.“ Die Motivation, die Sasuke sich heute mehrfach halbherzig zusprach sank nun gänzlich in den Keller. Sein Kiefer spannte sich an, derweil vergrub er seine Hände in seinen Hosentaschen. „Tür zu!“, forderte Fugaku auf. Sasuke schloss die Tür, blieb jedoch stehen.  „Was willst du?“ „Ich will dass du dich endlich zusammenreißt. Es geht um deine Zukunft.“ „Erspar mir deine Sentimentalität. Kann ich jetzt gehen?“ Vater und Sohn lieferten sich ein Blickduell das selbst die Hölle zufrieren lassen würde, doch Fugaku knickte ein und ließ sich seufzend in den Schreibtischstuhl sinken. „Hör zu mein Sohn, das ist deine letzte Chance. Ehrlich, wir haben alles versucht. Aber solltest du nochmal auffällig werden, bin ich gezwungen dein Dienstverhältnis zu beenden.“ Für den Bruchteil einer Sekunde ließ Sasuke seine ausdruckslose Maske fallen. Es war also seine letzte Chance. „Dann hoffen wir mal dass es nicht soweit kommt.“, gab er daraufhin unterkühlt zurück. Ehe die Worte vollständig im Raum verklungen waren, hatte der junge Mann bereits den Raum verlassen. Melancholie machte sich in ihm breit. Seine letzte Chance… Sasukes Hände ballten sich zu Fäusten. Abwesend starrte er den Bildschirm nieder. Erst das kratzende Geräusch des Walkie Talkies auf seinem Schreibtisch holte den Chief Assistent aus seinem mentalen Gefängnis. „An Einheit B 1-37 Code 2.“ Immerhin versprach der Tag Ablenkung.      Das Revier war wie leergefegt. Eine der Einheiten schien wohl auf einem Außeneinsatz. Gut für Sakura, so konnte Sie die liegengebliebenen Fallakten vom Vortag bearbeiten. Eigentlich arbeitete sie das ab, worauf keiner der Kollegen Lust hatte - Ablage. Doch für Sakura, den Bücherwurm, waren diese Fallakten besser als jeder Krimi. Das war das Leben und zwar in seiner ganzen Abscheulichkeit. Mordfälle, Entführungen, Verfolgungsjagden. Immer wenn sie glaubte, dass etwas nicht mehr überboten werden konnte, überzeugte sie ein anderer Fall vom Gegenteil. Sakura tauchte vollkommen in die Welt der Gesetzeshüter ein. Völlig vertieft in ihre Arbeit bemerkte Sakura nicht, dass sich jemand zu ihr gesellte. „Und? Haben Sie alles im Griff?“ Sakura schreckte hoch und sah den Chief mit weitaufgerissenen Augen an. Stöhnend ließ sie sich in den Stuhl sinken. „Chief Uchiha, sie haben mich erschreckt.“, mahnte Sakura lachend. „Ich bitte um Verzeihung.“ „Nein, nein, ich war so in den Fall vertieft. Aber ja, soweit ich das beurteilen kann, habe ich alles im Griff.“ „Sehr schön. Weitermachen.“ „Ehm Chief, entschuldigen Sie, aber darf ich Sie was fragen?“ Fugaku hielt inne und sah die junge Frau forschend an. „Sicher doch. Was möchten Sie wissen Miss Haruno?“ „Nun ja, ich bearbeite gerade einige der Altfälle. Nach der Computer Datenbank wurden all diese Fälle nicht nur exzellent gelöst, sondern auch alle unter der Führung des Chief Assistent. Zufälligerweise trägt er ihren Familiennamen. Aber seit ich hier bin habe ich diese Person noch nicht kennengelernt.“ Fugakus Miene versteinerte. Doch er mahnte sich selbst zur Ruhe. Die junge Frau konnte schließlich nichts für Sasukes Verhalten. Er wandte sich ihr schließlich zu und räusperte sich. „Dieser Chief Assistent ist mein jüngster Sohn. Er hatte sich eine längere Auszeit genommen um sein Privatleben neu zu ordnen.“ „Ihr Sohn? … Es muss ein schönes Gefühl sein wenn das eigene Kind dieselbe Laufbahn einschlägt.“ Entgegen Sakuras Erwartungen brach der Chief jedoch nicht in Lobeshymnen aus, oder prahlte voller Stolz von seinem Sohn. Er schenkte Sakura lediglich ein halbherziges Lächeln das nicht einmal seine Augen erreichte. „Sicherlich.“, mit diesen Worten ließ er Sakura schließlich alleine. Hab ich was Falsches gesagt? Sakura versuchte ihre Verwirrung zu übergehen und widmete sich erneut den Fallakten. Ihre Ablenkung war nur von kurzer Dauer. Vom Flur ertönte bereits Durcheinander verschiedener Stimmen. Der Einsatztrupp war wohl zurückgekehrt. Einer nach dem anderen betrat den Raum und Sakura zählte jeden einzelnen Namen auf um sich die Arbeitskollegen besser einzuprägen. „Das war erste Sahne, Uchiha! Echt jetzt.“, Narutos Stimme ertönte schallend durch den Flur und erregte vor allem bei dem Namen Uchiha Sakuras Interesse. Gespannt starrte sie auf die Tür zum Flur um einen Blick auf den erfolgreichen Spross des Chiefs erhaschen zu können. Die Schritte kamen näher, doch als Sakura den mysteriösen Unbekannten erkannte, erstarrte sie. Sasuke… Ein Zeitraffer des besagten Abends spielte sich nochmals in ihrem Kopf an und nahm ihr jegliche Luft zum atmen. Was war nur mit ihm? Sie hatten sich einmal gesehen, nur einmal geredet und sich nur einmal berührt. Warum nur löste er so ein Chaos in ihr aus? Lautlos erhob sich Sakura vom Stuhl und spitzte den Naruto und Sasuke unauffällig hinterher.  Es gab kein Zweifel. Er war es wirklich. Nie hätte Sakura geglaubt dass dieser unterkühlte Eisklotz Truppführer des Sondereinsatzkommandos des KPD war. Geschweige denn Nachfolger des Chiefs. Aber die Berichte sprachen für sich. Wenn er wirklich all das tat, was dort drin stand, war er eine lebende Legende. Geplättet von ihrer Erkenntnis taumelte Sakura zurück auf ihren Stuhl. Zeit zum Nachdenken bekam Sakura allerdings nicht. Naruto kam kaum einen Augenblick später in ihr Büro. Schwungvoll hüpfte er auf den Schreibtisch, rutschte ein Stück über die Tischplatte und kam unmittelbar vor ihr zum stehen. „Sakura, du hast definitiv was verpasst.“, setzte Naruto an. „Ja, ich glaube ich hab da am Rande was mitbekommen.“, entgegnete Sakura ironisch.  „Schieß los. Was ist passiert?“ Naruto erzählte Sakura alles bis ins kleinste Detail. Während Naruto versuchte seinen Einsatz besonders hervorzuheben und Sakura zu beeindrucken, hatte diese einen ganz anderen Fokus. Insbesondere Sasukes kühler Kopf und sein taktisches Denken waren der Punkt in der Geschichte der Sakura am meisten imponierte. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass ihr zusammenarbeitet.“ „Wer?“ „Na du und Sasuke. Ich dachte ihr habt nur privat miteinander zu tun. Zumal ich ihn heute das erste Mal hier sehe.“ „Achso. Naja er war eben längere Zeit nicht da. Da kam mir das Thema wohl einfach nicht in den Sinn.“ Noch einige Minuten leistete der Blonde seiner mittlerweile liebgewonnen Freundin Gesellschaft, bevor der strenge Blick des Chiefs ihn wieder zu seinem Arbeitsplatz verwies. Lächelnd schüttekte Sakura den Kopf. Sie schenkte ihrem Kameraden einen mitfühlenden Blick und wendete sich schließlich wieder ihrer Arbeit zu.   Das Büro war so gut wie leer und Sakura hatte immer noch zu tun. Der Vorteil flexibler Arbeitszeiten war in dem Moment mehr ein Fluch, als ein Segen. Je später sie anfing umso später konnte sie nach Hause. Doch ausgerechnet heute überzog der Professor die Vorlesung. Noch einmal jagte Sakura die Akten von Heute durch den Scanner als ein ungebetener Gast plötzlich in ihrem Büro stand. Schreckhaft wie Sakura war, fuhr sie auch dieses Mal zusammen.  „Boah Sasuke, du hast mich erschreckt.“, beklagte Sakura sich und lächelte im selben Moment. Der junge Mann musterte sie fragend. „Kennen wir uns?“ Ernsthaft? Die Merkwürdigkeit dieser Situation war deutlich in Sakuras Gesicht zu lesen. „Hm. Sakura? Neulich im Club. Du und Naruto habt mich nach Hause begleitet.“ Sasukes Miene war ausdruckslos. Erinnerte er sich wirklich nicht? Der Moment des Schweigens wurde lediglich von einem gleichgültigen Achselzucken unterbrochen. „Meinetwegen.“, entgegnete er knapp. Er legte eine weitere Fall Akte auf den Stapel und verschwand tonlos aus ihrem Büro. Fassungslos sah Sakura dem jungen Mann hinterher. Und auf einmal schien ihr ihre Bewunderung absurd. Dieser eiskalte Mensch mochte zwar gut in dem sein was er tat, das gab ihm aber noch lange kein Recht dazu seine Mitmenschen so respektlos zu behandeln. Sakura hatte eindeutig genug für heute. Sie packte ihren Kram zusammen und räumte alles in ihre Handtasche. Gerade wollte Sakura ihre Jacke von der Garderobe nehmen, als sie Geräusche aus dem Trainingsraum vernahm. Von der Neugier gepackt, ging sie zur Glasscheibe der den Raum von den Büros trennte und eraennte erneut Sasuke, der unbarmherzig gegen schweren Box Sack schlug. Nicht mal ein angestrengter Laut entkam ihm. Einzig und allein das Trommeln seiner Schläge hallte durch die Gänge. Regelrecht hypnotisiert beobachtete Sakura, wie der junge Mann auf den Box Sack einschlug. Eine dünne Schicht aus Schweiß benetzte seine Haut und glänzte im warmen Licht der untergehenden Sonne. Er wirkte so unfassbar konzentriert. Sakuras Mund wurde trocken. Sie sollte definitiv verschwinden. Steif hievte sie ihre bleischwerden Füße in Richtung Ausgang, bis sie schließlich ihren Arbeitsplatz hinter sich ließ.   Kapitel 4: Four --------------- Four   Ino fiel die Kinnlade runter. „Also der Kerl ist verdammt heiß! Sakura, den musst du dir schnappen.“ Sakura schloss die Internetseite des KPD, mit dem Kurzportrait zu Uchiha Sasuke. „Bloß nicht. Er ist ein arrogantes Arschloch.“ „Ja schon, aber eine Nacht mit ihm würde ich trotzdem nicht ausschlagen.“, Ino grinste frech. Sakura seufzte. Mit dieser Einstellung würde ihre beste Freundin wohl noch länger auf die wahre Liebe hoffen müssen. „Nur, dass sich meine Interessen nicht ganz mit deinen decken.“, ein bewertender Unterton lag in Sakuras Stimme, doch Ino wusste ihr Urteil zu ignorieren. „Naja, immerhin hast du einen Job, der noch dazu gut bezahlt wird.“ Sakura nippte an ihrer Tasse Tee und starrte abwesend aus dem Fenster. Trotz Sasukes respektlosem Verhalten, ging er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Er war einfach überall. Selbst wenn er nicht im Büro war, lagen dort seine Fallberichte. Nach seinem Auftauchen schien seine Erfolgsbilanz wieder auf dem gleichen Niveau zu sein. Nach jedem Einsatz kehrte seine Truppe ausgelassen zurück und lobte ihren Chief Assistent für seinen erstklassigen Führungsstil. Anstatt sich aber in dem Ruhm zu sonnen, zog er sich meistens zurück. Sakura wurde einfach nicht schlau aus ihm. Er war so widersprüchlich. Wie konnte ein Mann, der kein Händchen für den Umgang mit Menschen hatte und eine absolute Niete in Sachen Kommunikation war, ein Team derart gut führen? Schon oft hatte Sakura Naruto ausquetschen wollen, aber irgendwie schaffte er es immer wieder, ihre Fragen zu übergehen und das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Es steckte mehr dahinter, so viel wusste Sakura. Wie sie die Informationen bekommen sollte, war ihr jedoch ein Rätsel.   „Wir sollten mal wieder ausgehen.“, stellte Ino fest. „Ach Ino, wir waren doch erst aus.“, warf Sakura ein. „Erst? Schätzchen, das war vor zwei Monaten. Es wird Zeit, dass du mal wieder vor die Tür kommst und dich auf den Markt bringst.“ „Danke, aber kein Bedarf! Außerdem muss ich arbeiten. Ich muss meine Stunden voll kriegen, damit ich vor dem Examen zu Hause bleiben und lernen kann.“ Einen Moment dachte Ino über Sakuras Einwand nach. „Okay, stattgegeben. Aber nach deinem Examen gibt es keine Ausreden mehr.“ Sakura verdrehte die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Mit einem tiefen Seufzer gab sie sich jedoch geschlagen. „Na gut.“     Es war ruhig geworden im Revier. Selten kam ein Anruf, der Sasukes Team beauftragte, einen Fall zu übernehmen. Auch Sakura ging mit der Zeit die Arbeit aus. Konzentriert brütete sie über einer Fachlektüre für die anstehende Examensprüfung. „Klopf, klopf.“, ertönte es leise. Sakura sah auf und erblickte schließlich den Blondschopf. „Oh, hey. Komm rein.“ Naruto lehnte sich gegen ihren Schreibtisch und musterte im ersten Moment Sakuras Lektüre. „Schwere Kost?“ Sakura lachte und schlug ihr Buch zu.  „Sozusagen… Was gibt’s?“ „Ach, ich wollte einfach nach dir sehen.“ „Nicht viel los im Moment…“, stellte Sakura nüchtern fest. „Ja, aber Sasuke hat uns in ‘ner halben Stunde schon einen Termin reingeknallt.“ „So? Und was heißt das?“ „Training. Ich dachte, wenn dir langweilig ist, könntest du auch zukucken kommen. Ist immer ganz witzig. Und du lernst die Anderen besser kennen.“ Sakura sah zur Uhr und dann wieder zu ihrem Freund. „Klar, warum nicht.“ „Hey, klasse!“, jubelte Naruto. „Und wenn du nachher noch Lust hast, könnten wir ja noch einen Kaffee trinken gehen.“ „Das ist lieb gemeint, Naruto, aber ich muss dann echt nach Hause und kucken dass ich mit dem Stoff durchkomme.“ Im ersten Moment fiel Narutos Grinsen in sich zusammen, doch er wäre ein Unmensch, wenn er von Sakura verlangte, ihre Zeit mit ihm zu verbringen. Ihr Studium hatte eindeutig Vorrang. „Kein Thema. Dann verschieben wir es einfach auf ein andermal.“, und wieder erschien das breite Grinsen auf seinem Gesicht.   Der Trainingsraum war gut gefüllt. Sasukes Einheit scharte sich um ihn. „Denkt an die drei Punkte. Erstens: Ihr geht nie alleine, sondern im Team. Zweitens: Seid konzentriert und jederzeit vorbereitet und Drittens: Ein physisches Eingreifen sollte immer eure letzte Option sein.“ Sakura beobachtete das Geschehen von hinten. Naruto hatte sie mit dem Vorwand ihrer medizinischen Kenntnisse eingeschleust. Aufmerksam lauschte Sakura Sasukes Worten. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er in ihrer Gegenwart jemals so viel gesprochen hatte. „Bildet Zweierteams. Wir werden heute wieder im Bereich Selbstverteidigung arbeiten. Ihr wisst was das heißt.“ Der Trupp formierte sich und Sasuke gab stets weitere Instruktionen. Hin und wieder kritisierte er den ein oder anderen und zeigte ihnen anschließend, wie es richtig aussah. Langsam begann Sakura zu verstehen. Sasuke im Dienst und der Sasuke den sie kennengelernt hatte, waren komplett unterschiedlich. Er war konzentriert und hatte sein Ziel ganz genau im Fokus. Er war direkt und bestimmt. Keiner seiner Truppe stellte seine Autorität in Frage. Außer Naruto… Der Spaßvogel sah immer, in unaufmerksamen Momenten seines Vorgesetzten, zu Sakura und brachte sie mit komischen Grimassen zum lachen. Sakura kostete es ihre gesamte Selbstbeherrschung sich zurückzuhalten, doch in Sasukes Gegenwart musste sie sich bemühen cool zu bleiben. Auch in den kleinen Trainingspausen leistete Naruto Sakura immer wieder Gesellschaft und brachte sie mit vielerlei Dingen zu lachen. Auch einer der Anderen gesellte sich zu den Zwei. „Man, ist das nervig.“ Sakura grinste. „Shikamaru, richtig?“ Der Mann mit dem stacheligen Zopf reichte ihr die Hand. „Ja, er scheint zu wissen wie er euch die ruhige Zeit versüßt.“, bestätigte sie ihm verständnisvoll. „Wenn er da ist, auf jeden Fall.“ „Ich hab schon davon gehört, dass er sich eine längere Auszeit genommen hat.“ „Wenn man das so nennen will, sicher.“ „Shikamaru, lass es!“, warnte Naruto ihn schließlich. Nun wurde Sakura neugierig. Sie bemerkte gar nicht, dass auch andere ihrer Unterhaltung lauschten. Wer sich unmittelbar vor ihnen aufbaute, wurde ihnen nur allzu spät bewusst. „Raus!“, forderte eine dunkle Stimme plötzlich. Sakura zuckte zusammen und sah Sasuke schließlich  mit weit aufgerissenen Augen an. „Was? Aber-. Wieso?“ „Du lenkst sie ab. Also verschwinde! Naruto drängte Sasuke ein Stück beiseite. „Hey Sasuke, alles cool Mann. Echt jetzt. Wir haben uns nur unterhalten.” Sasukes unterkühlter Blick fixierte nun seinen besten Freund. „Dich hat keiner gefragt.“ Sakura beobachtete das Geschehen konsterniert. Der junge Chief Assistent näherte sich ihr gefährlich nahe. Sein Atem kitzelte bereits die feinen Haarsträhnen hinter ihrem Ohr. „Und du solltest besser an deinen Schreibtisch und das tun wofür man dich hier bezahlt, verstanden?“, flüsterte er. Was? Wut kochte innerlich in Sakura auf. Als sie sein herablassendes Lächeln erkannte, hatte sie Mühe sich zurückzuhalten. Es waren solche Menschen, die sie abgrundtief hasste. Schon während ihres Studiums kannte sie solch einen Umgang. Viele Ärzte waren der Meinung sie sei nur eine bessere Krankenschwester. Sakura schnappte nach Luft um ihren bevorstehenden Wutausbruch zu stoppen. „Wenn du nicht gleich den Raum verlässt, zeige ich dir den Ausgang.“, versuchte Sasuke sein Anliegen nochmals zu verdeutlichen. Sakuras Hände ballten sich zu Fäusten. Ihre Augen verengten sich. „Keine Sorge, ich kenne den Weg, Uchiha.“, konterte sie scharf. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, marschierte Sakura erhobenen Hauptes aus dem Raum. „Dieses arrogante Arschloch…“, murmelte Sakura auf dem Weg zu ihrem Büro. Das Gefühl der Wut drohte sie zu überrollen. Ihr Büro zu klein für ihre Emotionen. Selbst ihre Atemübungen halfen nicht mehr ihren Puls zu beruhigen. Sie schnappte ihre Tasche, warf ihr Buch und ihr Handy rein und stürmte aus dem Büro. „Sakura, warte doch.“, rief Naruto hinter ihr her. „Er hat‘s nicht so gemeint.“ Der letzte Satz zwang Sakura noch einmal stehen zu bleiben. „So? Und wie hat er es gemeint?“ Unsicher kratzte Naruto sich am Hinterkopf. „Naja… so genau-.“ Sakura schnaubte abfällig. „Wir wissen beide, dass er das vollkommen ernst gemeint hat. Eigentlich ist mir seine Meinung scheißegal, aber er geht ständig so mit mir um. Ich bin nur eine Aushilfe schon verstanden, aber falls es um das  Leben deines Freundes gehen sollte, bin ich diejenige die darüber entscheidet wie es weitergeht! Bis dann, Naruto.“ Sakura machte kehrt und verschwand schließlich hinter der schweren Ausgangstür. Stumm starrte Naruto die Tür für mehrere Minuten an. „Ist sie etwa weggelaufen?“, ertönte Sasukes Stimme plötzlich hinter ihm. Sein amüsierter Unterton war kaum zu überhören. „Ach halt die Klappe, Sasuke.“, Naruto schnappte sich sein Handtuch und zeigte seinem Kumpel die kalte Schulter. „Ich geh duschen.“     Noch lange lag Sakura wach und dachte über die Situation zwischen ihr und Sasuke nach. Auch wenn es nicht die feine Art gewesen war, Sakura wusste, wann es Zeit war zu verschwinden. Ihr Ärger darüber hätte sie sonst vermutlich ihren Job gekostet. Sie dachte an den Rat ihrer Ausbilderin. Sobald du merkst, dass es dir keine Ruhe lässt, dich beengt oder sogar nötigt zu gehen, nimm dir eine Auszeit. Atme tief durch und beruhige dich. Reflektiere die Situation und konfrontiere dein Gegenüber ehrlich mit der Situation. Und genau das würde Sakura tun. Sie legte sich bereits alles zurecht. Überdachte jeden Satz, jede Frage, jeden Kommentar.  Sie würde diesen Missstand beheben. Und wenn sie es nicht schaffte, so konnte sie sich wenigstens nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben. Mit diesem Entschluss versuchte Sakura schlussendlich einzuschlafen.   Der nächste Morgen begann früher als erwartet. All die Gedanken ließen Sakura kaum Zeit zum schlafen. Demotiviert betrachtete sie die unmenschliche Uhrzeit. Sie schnaubte angestrengt und stand auf. Heute würde sie definitiv die erste im Büro sein. … dachte sie zumindest…   Im Büro angekommen, bemerkte Sakura, dass sie nicht alleine war. Die Schreibtischlampe an Sasukes Schreibtisch brannte und seine Jacke hing bereits über dem Schreibtischstuhl. Sakura sah sich um, konnte ihn aber nicht entdecken. Erst als sie ihre Jacke zur Garderobe brachte, erblickte sie den unterkühlten Gesellen im Trainingsraum. Es war beinah das gleiche Bild wie beim letzten Mal. Nur bemerkte sie direkt die eigenartige Färbung des Leders, die so verräterisch in der Morgensonne glänzte. Sakura ließ ihre Tasche fallen und stürmte in den Raum. „Sag mal spinnst du?!“ Ohne weiteres Zögern packte sich Sakura seine Hände und besah sich die Schandtat. Die Haut über seinen Fingerknöcheln war längst aufgeplatzt. Wer boxt denn auch ohne Handschuhe? Stillschweigend eilte Sakura aus dem Raum und ließ Sasuke völlig perplex zurück. Abgesehen davon, dass er dachte allein zu sein, hatte er mit einem derartigen Gefühlsausbruch nicht gerechnet. Sekunden später tauchte Sakura schließlich mit einem feuchten Handtuch auf und legte es über seine Hände. „Du verschwendest deine Zeit.“, wehrte er augenblicklich ab. „Ist das deine Art Danke zu sagen, wenn dir jemand helfen möchte.“, gab Sakura scharf zurück. „Ich brauch deine Hilfe nicht.“ „Ja? Das sehen deine Hände aber anders.“ Sasuke entgegnete nichts. Dass sie so viel Mumm hatte, war ihm gar nicht bewusst. Sasuke sah zu der zierlichen Gestalt runter. „Wieso tust du das?“ „Keine Panik. Das letzte was ich will, ist deine Dankbarkeit. Das wäre vergebene Liebesmüh. Und jetzt komm mit, ich muss mich konzentrieren.“ Sakura führte ihn zum Erste-Hilfe-Raum. Es war eine seltsame Atmosphäre. Beide schwiegen sich an. Immer wieder sah Sakura zu ihm hoch und bemerkte, dass er sie eindringlich zu mustern schien. Der Kloß der sich in Sakuras Hals bildete, wuchs mit jedem weiteren Augenblick. Konzentriert besah sie sich seine Hände genauer. Unbewusst strich ihr Daumen mehrfach über seinen Handrücken. Kleine Funken schienen sie zu elektrisieren. Konzentrier dich! Sakura bemühte sich um Haltung. Mit einem Griff hinter sich, nahm sie schließlich Pinzette und Desinfektionsmittel und begann die abgeplatzten Hautfetzen von seiner Wunde zu entfernen, damit sie alles ausreinigen konnte.  „Da du gerade eh nichts zu tun hast, ich wollte sowieso noch mit dir reden.“, sprach Sakura konzentriert. Verblüfft zog Sasuke die Augenbrauen nach oben. „Reden?“ „Ja.“ Sakura ließ ihre Überlegungen der vergangenen Nacht Revue passieren. „Wir scheinen gestern dein Training gestört zu haben, und das tut mir sehr Leid. Ich finde trotzdem, dass du ein wenig überreagiert hast. Ich weiß du hast viel Verantwortung in deiner Position zu tragen, trotzdem gibt es dir nicht das Recht so mit mir zu reden.“ Sie kramte die Bandagen aus der Schublade und begann die Wunden sorgfältig zu verbinden. „Und was willst du jetzt von mir?“, fragte Sasuke verständnislos. „Ich möchte dich einfach nur darum bitten, einen anderen Ton anzuschlagen. So fertig.“ Sakura präsentierte Sasuke ihr Meisterwerk. Schweigsam besah er sich ihre Arbeit. Alle Achtung. Er erhob sich und sah sie noch einmal an. Doch sein Blick war merkwürdig. „Nur das wir uns richtig verstehen, deine Meinung ist mir egal. Ich bin der Chief Assistent und das ist meine Einheit. Wenn dir mein Ton nicht passt, bist du hier falsch.“ Entrüstet saß Sakura auf dem Stuhl. Bei allen Gesprächsverläufen die sie sich zusammengereimt hatte, kam diese Antwort wie ein Faustschlag ins Gesicht. Ihre Augen sahen erst unter sich. Ein tiefer Atemzug bat sie um Ruhe.  „Gut.“, zischte sie unter zusammengebissenen Zähnen.  „Dann hätten wir das ja geklärt.“ Sakura packte die sterilen Verpackungen des Verbandzeugs zusammen und warf alles in den Müll. Sie schnappte ihre Tasche und ihre Jacke und steuerte den Ausgang an. „Das mit dem Boxen würd ich in nächster Zeit lassen, Arschloch.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die junge Frau schließlich und ließ Sasuke alleine zurück. Kapitel 5: Five --------------- Five   Sakura öffnete die Wohnungstür. „Du hast gekündigt?!“, fragte Naruto ohne eine Begrüßung. „Dir auch ein Hallo.“, antwortete Sakura und deutete ihm einzutreten. „Was ist passiert?“ „Komm, Ino schläft noch.“ Sakura zog Naruto in ihr Zimmer, wo sie ihn schwungvoll auf ihrem Bett parkte. Dieser versuchte dabei auszublenden, wie gern er unter anderen Umständen in diesem Raum wäre. „Also, erzähl.“, forderte er eindringlich. Sakura ließ sich neben ihm nieder. Ihre Finger glitten angestrengt über ihre Stirn. „Naruto, ich kann das einfach nicht. Jeder würde sagen ich soll nichts auf seine Worte geben, aber er ist Chief Assistent. Es ist nicht nur die Tatsache wie er mit mir redet, nein, er hat zu allem Überfluss noch die Befugnis dazu. Ich bin keins seiner Betthäschen, dass er so mit mir reden kann…“ „Sag mal, hab ich was verpasst?“ „Ach, davon hat er dir noch nichts erzählt?“ „Wovon redest du? Er hat mir nur geschrieben, dass es überflüssig wäre dich mitzubringen.“ Sakura schnaubte. „Ich war früher dort als sonst, habe ihn dabei erwischt wie er seine Hände am Box Sack malträtiert hat. Leider hat meine Moral von mir verlangt seine Hände zumindest notdürftig zu behandeln. Da er sowieso keine andere Wahl hatte, habe ich versucht mit ihm über den Vorfall neulich zu sprechen. Er hatte sich auch alles angehört, aber als ich dann fertig war, hat er mir klar gemacht, dass er nicht damit aufhören wird und es mein Problem wäre, wenn ich damit nicht zurecht käme.“ Naruto ließ sich mit seinem Oberkörper zurück aufs Bett fallen und stöhnte auf. „Dieser Vollidiot.“ Sakura lachte und legte sich mit Naruto auf Augenhöhe. „Naruto, erklär‘s mir, damit ich es verstehe. Liegt es an mir oder hat er einfach generell ein Problem mit gestandenen Frauen?“ „Es liegt nicht an dir, Sakura. Ehrlich. Aber Sasuke hat einiges durchmachen müssen in letzter Zeit. Er ist einfach nicht er selbst.“ „Was, hat etwa seine Freundin mit ihm Schluss gemacht?“, fragte sie scherzhaft. Sakura hatte kein Verständnis übrig. Was konnte so schlimm sein, dass er sich so verhielt? „Nein, sein älterer Bruder ist vor ein paar Monaten gestorben.“ Uff. Dieser Satz glich einem deftigen Schlag in die Magengrube. Damit hatte sie definitiv nicht gerechnet. Geschockt setzte sie sich auf und musterte Naruto eindringlich. „Sein. Bruder. ist. gestorben? Aber… wie?“ Auch Naruto setzte sich auf und stützte seine Ellbogen auf den Oberschenkeln ab. „Sasuke würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich dir das erzähle, aber du bist mittlerweile ein Teil meines Lebens, daher ist es unvermeidbar, dass ihr euch seht, also… Schon als kleines Kind war Itachi für Sasuke ein Held. Er war besonnen, intelligent und wahnsinnig begabt. Er war ein Ass in der Schule und später die Nummer Eins in der Ausbildung. Kurz gesagt, er war der ganze Stolz der Uchiha Familie. Das führte leider aber auch dazu, dass Sasuke ständig mit seinem Bruder verglichen wurde.“ „Verglichen? Inwiefern?“ „Naja, Itachi schien der Maßstab in allen Belangen für seinen Bruder zu sein. Fugaku glaubte wohl, indem er Sasuke offenkundig mit Itachi verglich, würde dieser einmal dieselbe Laufbahn einschlagen und dieselben Erfolge feiern. Aber Sasuke ist nun mal eben Sasuke und nicht Itachi.“ Sakura versuchte Narutos Worte zu begreifen. „Aber obwohl Sasuke ständig mit seinem Bruder verglichen wurde, vergötterte er ihn. Er kam oft einfach nicht zum spielen, nur weil sein Bruder gerade Zeit für ihn hatte. Er ließ für ihn einfach alles stehen und liegen.“ „Klingt, als hatte er seinen Bruder sehr geliebt.“, Sakuras Stimme war weich. In ihrem Kopf versuchte sie Narutos Worte in Bilder zu fassen. Sasuke als kleines Kind, fröhlich und aufgeweckt, der nichts lieber wollte, als mit seinem älteren Bruder Zeit zu verbringen. Diese Vorstellung füllte ihr Herz mit Wärme. „Aber Beide wurden älter, reifer und beide schlugen die Karriere ihres Vaters ein. Itachis Karriere endete bevor sie richtig angefangen hatte. Vor ungefähr einem Jahr kam die Diagnose: Lungenkrebs. Aufgrund seiner Werte gaben ihm die Ärzte noch ein paar Jahre, aber wie so oft bei solchen Krankheiten, kann es schneller gehen als man denkt.“, Naruto senkte deprimiert sein Haupt. Auch ihm schien Itachi viel bedeutet zu haben. Sakura war geschockt. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. „Als Itachi starb habe ich mit allen möglichen Emotionen von Sasuke gerechnet, aber da war einfach nichts. Keinerlei Emotion, nur Leere…“ „Du erzählst mir diese Geschichte und willst mir weismachen, dass, nach alldem, Sasuke nicht eine Träne vergossen hat?“ Naruto nickte nur. „Das kann nur schief gehen.“ „Tja, das haben wir mittlerweile auch verstanden. Mit der Zeit wurden die Anzeichen von seiner Art der Bewältigung immer deutlicher. Er kam zu spät zur Arbeit. Manchmal sogar betrunken. Er hatte fast jede Nacht eine andere Frau bei sich zu Hause und da selbst das wohl nicht zu helfen schien, greift er mittlerweile zu Drogen.“ „Was? Nein, das ist doch absurd! Wie kann er dann auf der Arbeit so sein? Naruto, mal im Ernst ich kenne die Anzeichen.“ „Du kennst die Anzeichen, aber nicht Sasuke. Er ist wahnsinnig gut darin, sich zu verstellen, vor allem wenn es ihm nicht gut geht.“ „Also das meintest du damals mit auf ihn aufpassen.“ „Ja, ich versuche ihn so gut es geht davon abzuhalten, das hängt aber immer davon ab, ob er mich lässt. Das Problem ist mittlerweile, dass das Ministerium von seinem desolaten Zustand Wind bekommen hat. Oder zumindest von seinen zahlreichen Suspendierungen. Wenn er noch einmal verkackt, war‘s das für ihn.“ „Und das würde seinen endgültigen Abrutsch bedeuten…“, ergänzte Sakura schließlich. Abwesend starrte sie Naruto an. „Ja…“, hauchte Naruto tonlos. „Bitte versprich mir, dass du ihn nicht darauf ansprichst, Sakura.“ „Keine Sorge, das bleibt unter uns. Außerdem werden wir uns sowieso so schnell nicht mehr wiedersehen.“ Sakuras Lächeln zierte eine bittere Note. Nachdem sie nun das ganze Ausmaß von Sasukes Schmerz kannte, tat ihr ihre Reaktion beinahe schon Leid. „Alles okay?“, fragte Naruto zögerlich. „Ja, alles gut. Ist nur alles ein bisschen viel Info.“ „Kann ich verstehen.“   Eine Weile leistete Naruto seiner Freundin noch Gesellschaft. Sie entschlossen sich, das Thema Sasuke erst einmal beiseite zu legen. Es drückte deutlich die Stimmung. Stattdessen erzählte Naruto von seiner Familie, die wohl das komplette Kontrastprogramm zu der seines Freundes zu sein schien. Da war zum einen sein Vater, Minato, ruhig, besonnen und zurückhaltend, was auf seinen Sohn eher nicht zutraf. Was jedoch unbestreitbar war, war, dass Naruto das gute Aussehen seines Vaters geerbt hatte. Zum anderen seine Mutter, Kushina. Narutos Erzählungen nach, schien sie viel mit Sakura gemeinsam zu haben. Sie war impulsiv, ließ sich schnell auf die Palme bringen und trug ihr Herz stets auf der Zunge. Aber vor allem schienen Minato und Kushina ihren Sohn über alles zu lieben. Sakura konnte es an der Art, wie Naruto über sie sprach, deutlich erkennen. „Oh Man Sakura, das müssen wir echt öfter machen.“, lachte Naruto während er von Sakura zur Tür begleitet wurde. „Ja! Danke, dass du vorbeigekommen bist. Es war echt gut mit jemandem darüber zu reden.“ „Okay, sehen wir uns demnächst mal wieder?“ „Bestimmt! Wenn mein Examen vorbei ist machen wir was aus.“ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen hob Naruto beide Daumen nach oben und verabschiedete sich schließlich. Sakura schloss die Tür und sah ihre beste Freundin, die verschlafen in ihrer Zimmertür stand. „Sag mal, wer hat dich denn so früh besucht?“, Ino gähnte und rieb sich den Schlafsand aus den Augen. „Guten Morgen Langschläferin. Ach das war nur Naruto.“ „Naruto? Ach du meinst super heißer Polizist Nummer 2?!“ Sakura lachte. Ino und die Männerwelt. „Ja genau der.“ „Das ich die aber auch immer verpasse.“ Sakura ging zu ihrer Freundin. „Dann solltest du vielleicht mal früher aufstehen.“     Morgen war endlich der große Tag gekommen. Das schriftliche Abschlussexamen ihres Studiums. Noch betrachtete Sakura das Ganze mit gemischten Gefühlen. Einerseits war sie froh, dass es morgen endlich endete. Andererseits fühlte sie sich immer noch nicht ausreichend vorbereitet. Aber wer tat das schon? Um sich Ablenkung zu verschaffen stürzte sich Sakura in das Getümmel der Innenstadt um sich Nervennahrung für morgen zu besorgen. Sie machte sich klein und versuchte durch die Lücken der Menschenmenge schnell zu ihrem Ziel zu kommen. Von weitem erkannte sie bereits das Transparent des Supermarkts. Sakura studierte noch einmal ihren Einkaufszettel und ließ sich von der treibenden Bewegung der Menschen mitziehen. Das Getümmel in der Innenstadt glich wie jedem Montagabend dem reinsten Chaos. Die meisten hatten Feierabend und da sonntags alle zu Hause verhungert waren, musste nun der Kühlschrank gefüllt werden. Organisiert, wie sonst auch, trat Sakura in den Supermarkt und begann damit ihre Einkaufsliste abzuarbeiten. Vollkornbrötchen für nährreiche Kohlenhydrate. Karotten, Paprika und Gurke für vitalisierende Gemüsesticks und Cookies und Gummibärchen für den Fall das gar nichts gehen würde. Ja, Sakura war auf alles vorbereitet. Nur an der Obsttheke machte sie noch halt. „Okay, was hatte Ino gesagt…? Äpfel, Trauben und ein paar Orangen.“ Sakura streckte sich um die Orangen zu erreichen. Nur mühevoll ergatterten ihre Fingerspitzen die orangene Frucht. Doch als sie glaubte, sie endlich zu greifen, fiel ihr die Orange aus der Hand und rollte zu den Füßen eines anderen Kunden. „Oh Verzeihung.“, rief Sakura bereits voraus. „Das ist me-.“ Sakura stolperte nach vorne und kam zu dem vermeintlich Fremden, der sie bereits unterkühlt musterte. „Sasuke.“, stellte sie fest. „Du hast echt kein Talent für sowas.“, stellte er unterkühlt fest. Mit offenem Mund sah Sakura zu ihm auf. Es war unvermeidbar, dass Narutos Erzählungen in ihrem Gedächtnis aufwimmerten. „Hey.“, entgegnete sie sanft und erntete prompt einen misstrauischen Blick seinerseits. „Wie geht’s dir?“ Sasukes Nase zog sich kraus. Er hatte Mühe zu verstehen, was hier vor sich ging. „Wieso willst du das wissen?“ „Einfach so. Du weißt schon: Smalltalk?“ Doch seinem Anblick zu urteilen wusste er von gar nichts. Er zuckte schließlich unbeteiligt mit den Schultern. „Such dir jemand anders zum vollquatschen.“ Er sah nochmal die junge Frau an und hielt einfach nur die Orange hin. Argwöhnisch sah Sakura zu ihm auf. Ernsthaft? Schon wieder? Das tiefe Mitgefühl das Sakura, nach Narutos Geschichte für ihn empfand verpuffte augenblicklich. „Danke.“, zischte sie. Sakura griff nach der Orange. Es war unvermeidlich, dass sie seine Hände prüfend betrachtete. Und so gerne sich Sakura ihre Worte gespart hätte, sie konnte nicht anders. „Schöne Hände.“, stellte sie fest. Der provokative Unterton war nicht zu überhören. „Schade nur, dass der ganze Rest ein arrogantes Arschloch ist.“ „Arschloch? Du bist in deiner Namensvergabe auch nicht kreativer geworden.“ „Tut mir Leid, leider bin ich mit dem Gebrauch solcher Worte nicht so vertraut, aber falls dir eine Steigerung einfällt, kannst du mir sie gerne mitteilen.“ Sakura lächelte ihn keck an und warf die Orange demonstrativ in ihre Einkaufstasche. „Da ist ja Sakura!“, stellte eine fröhliche Stimme fest. Wie sich herausstellte, gehörte sie zu Naruto. „Naruto, hey.“ „Lange nicht mehr gesehen. Wie war dein Examen?“ Sakura seufzte. „Morgen ist es erst soweit. Deshalb, ich sag nur Nervennahrung.“, Sie deutete auf die prall gefüllte Baumwolltasche. „Und was hast du vor? Ein romantisches Date mit Jack Frost?“ Sasuke ging nicht auf Sakuras subtile Anspielung ein und beschäftigte sich mit seinem Handy. „Date würde ich das nicht bezeichnen. Wir treffen uns mit ein paar Freunden und zocken ne Runde bei mir. Falls du Ablenkung brauchst, komm doch vorbei.“ Sasuke unterbrach die beiden mit einem genervten Stöhnen. „Können wir jetzt los? Sie hat keine Lust auf dich. Deine schlechten Anmachsprüche machen es auch nicht besser?“ Bitte? Was bildete sich dieser Mistkerl eigentlich ein? Naruto gab sein Bestes, damit Sasuke wieder halbwegs auf die Beine kam und er??? „Anmachsprüche? Sag mal, behandelt man so seinen besten Freund? Du kannst froh sein, dass du ihn hast.“, platzte es aus Sakura raus. „Weißt du was Uchiha, du hast Recht. Arschloch trifft es nicht ganz. Wie konnte ich auch nur einen Funken Mitgefühl für dich empfinden?!“ Mitgefühl? „Du bist ein Narzisst!“, schimpfte sie ihm laut entgegen. Selbst Naruto fiel die Kinnlade herunter. Doch Sakura war wütend, am liebsten hätte sie ihm alle möglichen beleidigenden Worte um die Ohren gehauen, doch sie mahnte sich selbst um Ruhe. Konzentriert versuchte sie dem eisigen Blick des Polizisten stand zu halten. Und entgegen Sakuras Erwartung, verfiel Sasuke nicht in seine altbewährte Gleichgültigkeit. Er trat einen Schritt auf sie zu und sein Kopf senkte sich zu ihr runter. Nur am Rande nahm sie den herb süßlichen Geruch von Alkohol wahr. „Spar dir dein Mitgefühl. Du weißt nichts über mich.“, flüsterte er ihr zu. In seiner Stimme steckte so viel Hass, dass Sakura ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Sasuke machte sofort auf dem Absatz kehrt und ließ Sakura und Naruto zurück. „Alles okay?“, fragte Naruto. Emotionslos sah Sakura zu ihm rüber. „Ja, glaube schon… irgendwie…“ Kapitel 6: Six -------------- Six   Zu Hause angekommen, schmiss Sakura ihre Tasche beiseite und ließ sich auf das Sofa fallen. Die Examensprüfung war zu Ende und obwohl Sakura keine Ahnung hatte, ob die Prüfung für sie gut gelaufen war oder nicht, war sie unendlich erleichtert. Bevor Sakura in einen erschöpften Mittagsschlaf abdriftete, meldete sich ihr Smartphone. Auf dem Display leuchtete das sonnige Grinsen von Naruto auf. „Hallo Dr. Haruno.“, rief Naruto durch den Hörer. „Heeeey. Na alles klar bei dir?“ „Wie immer, Sakura. Wie war deine Prüfung?“ Sakura setzte sich auf und ließ sich in das weiche Polster sinken. „Eigentlich ganz gut, aber ich kann mich immer schwer bei sowas einschätzen.“ „Hmm. Ach das wird schon gut gehen.“ „Ja hoffentlich. Sag mal was machst du heute?“ „Nichts Besonderes. Bin noch auf meiner Schicht. Warum fragst du?“ „Ino und ich wollten heute Abend feiern gehen. Komm doch mit.“ „Du und feiern? Wie geht denn das?“ Sakura kicherte. Er kannte sie mittlerweile ziemlich gut. „Ab und zu kann ich auch mal eine Ausnahme machen. Also wie sieht’s aus? Hast du Lust?“ „Lust schon, aber morgen ist Sasukes freier Tag, das heißt für mich Frühschicht.“ „Hmm, ok das ist doof. Aber vielleicht ein ander mal?“ „Klar doch!“ „Okay, aber falls du doch kurzfristig Lust hast, schicke ich dir nachher alles zu, ja?“ „Ja wieso nicht, kann nicht schaden.“ Sakura lachte. „Okay, bis dann!“ „Bis dann.“ Sakura sah noch eine Weile auf das Display und grinste. Naruto schaffte es eben immer sie zum Lachen zu bringen. Sakura gähnte genüsslich. Sie schaltete schließlich ihr Handy stumm und ließ sich erneut zurück auf die Couch fallen.     „Erde an Sakura.“ Verschlafen knurrte Sakura und drehte sich noch einmal um. „Hey, aufstehen Süße.“ Blinzelnd wachte Sakura schließlich auf. Müde sah sie auf und erkannte verschwommen Ino. „Na? Bist du auch mal wach?“, lachte ihre beste Freundin strahlend. „Wie viel Uhr ist es?“, Sakura griff nach ihrem Handy und war schlagartig wach. „WAS? Schon so spät??? Wann wollten wir gehen?“ Ino ließ sich neben Sakura nieder und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Alles gut. Ich bin selbst erst nach Hause gekommen. Meine Mom hat mich heute nicht aus dem Laden gelassen.“ Sakura stöhnte erleichtert. „Oh gut.“ „Und hast du den sexy Polizisten gefragt, ob er mitkommt?“ „Redest du wieder von Naruto?“ Ino wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. „Ach Ino, sag mir nicht, dass er dir gefällt?“ „Was? Er sieht gut aus, ist ein Cop, was meiner Meinung nach ziemlich heiß ist, und nett scheint er auch zu sein.“ „Ja, nur glaube ich, dass er nicht ganz deine Auffassung von ‚Spaß haben‘ teilt. Er ist mehr von der Sorte ‚Ich suche was Ernstes‘.“, versuchte Sakura ihren Freund zu schützen. Ino ließ den Kopf in den Nacken fallen. „Was seid ihr alle nur so prüde? Da ist doch nichts dabei.“ Sakura lächelte bitter. „Für dich vielleicht nicht.“ „Hm. Na gut. Also was meinte er nun zur Einladung?“ „Geht leider nicht, er hat morgen Frühschicht. Ich habe ihm trotzdem alles geschickt, falls er noch spontan Lust hat.“ „Schade, aber ich glaube wir Zwei amüsieren uns trotzdem.“ Sakura nickte Ino lächelnd zu.   Nach einem gemeinsamen Abendessen machten sich beide Frauen schließlich fertig. Summer Break! Das hieß knappe Outfits, aber vor allem viel Alkohol. Unschlüssig stand Sakura vor ihrem Kleiderschrank. Sie war einfach keine dieser Frauen, bei denen die Brüste bereits aus dem Oberteil rausfielen. Sie war schon immer der sportlich legere Typ. Aber trotzdem, irgendwie hatte Sakura Lust sich auszuprobieren, zumindest für ihre Verhältnisse. „Sakura! Bist du fertig?“ „Komme!“, rief es dumpf aus ihrem Zimmer. Ino staunte nicht schlecht, als Sakura aus ihrem Zimmer kam. „Sakura.“, sagte Ino anerkennend. „Wo hast du das denn her?“ Ino zupfte demonstrativ an dem eng geschnittenen, rückenfreien Top, das Sakura trug. Sie musterte ihre Freundin von oben bis unten. „Ach das, hm, eigentlich ist das ein Body, aber ich fand es irgendwie…cool.“ „Süße du siehst Hammer aus! Vor allem kann ein schöner Rücken ja bekanntlich auch entzücken.“, grinste Ino und zog ihre Augenbrauen vielsagend in die Höhe. „Können wir?“ Ino bot Sakura demonstrativ den Arm. Sakura lächelte und hing sich schließlich ein.   Schon vor dem Club war ausgelassene Stimmung. Viele der Studenten schienen schon betrunken zu sein, bevor sie überhaupt auf der Party waren. Unauffällig drängten sich die beiden Frauen an den Feierwütigen vorbei um schließlich in den Club zu gelangen. Schon von draußen hörten sie die lateinamerikanischen Rhythmen gepaart mit kräftigen Bässen. Es würde definitiv heiß werden. „Bereit für bisschen Copacabana-Feeling?“, fragte Ino aufgeregt und wackelte mit den Schultern. Selbst Sakura lächelte. „Los geht’s.“ Drinnen angekommen, schienen sie wirklich im Nachtleben Rios angekommen zu sein. Überall kreuzten künstliche Palmen ihren Weg. Auf den Plateaus Standen wunderschöne Frauen in glitzernden Kostümen die sich zu den lateinamerikanischen Rhythmen bewegten. Tänzelnd schlängelte sich Ino an den verschwitzten Körpern vorbei. „Also ich bestelle mir einen Piña Colada. Sakura?“ „Mach zwei draus.“ Ino grinste breit als sie den Wunsch ihrer Freundin vernahm. „Yeah Baby!“, rief sie mit erhobenen Händen. Nach wenigen Minuten kam Ino bereits mit den Drinks Inder Hand zurück. „Also, auf unsere zukünftige Dr. Haruno!“, prostete Ino Sakura zu. Ein sahniger Geschmack aus Kokos und Ananas breitete sich in Sakuras Mund aus. Der Alkohol ging gänzlich unter. Dieser Abend würde ein fataler Fehler sein, doch nach den letzten Monaten war der Fehler nur allzu willkommen. Das erste Glas war schnell geleert und auch ein Zweites folgte schnell. Ino schaffte es eben immer wieder den Herren hinterm Tresen den Kopf zu verdrehen. „Okay, sehen wir uns mal um?“, fragte Ino. Sakura nickte nur. Ino musste ja schließlich den Markt bewerten. Sakura griff nach ihrem Glas und ließ sich von Ino durch die Menge lotsen. Tänzelnd schoben sich die jungen Frauen an verschwitzten Körpern vorbei, die sich ekstatisch zur Musik bewegten. Es staute sich am engen Durchgang und Sakura nutzte die kleine Pause um sich einen Schluck ihres Piña Coladas zu genehmigen. Sie musste schon zugeben, die Atmosphäre, die Musik und die Drinks verbreiteten wirklich Karibikfeeling. Der Stau löste sich und Ino zog ihre Freundin weiter, stockte aber kaum einen Meter weiter wieder. „Sakura, sieh dir das an.“ Sakura stolperte nach vorne und Ino hielt ihr Kinn fest und drückte ihr Gesicht genau in die Richtung, in die sie sehen sollte. Wenn Sakura der Meinung war, dass ihr Drink schon gut gekühlt war, ließen ihn diese Augen definitiv gefrieren. „Da ist unser heißer Polizei Chief.“, verkündete Ino zweideutig. „Und noch dazu sieht er hier her. Komm lass uns hingehen.“, forderte Ino. „Nein.“ „Och Stirnie. Komm. Lass uns eine Runde spielen.“ Spielen? Das Spiel wirst du verlieren Yamanaka. Und obwohl Sakura bereits den Ausgang dieser Situation vorhersah, ließ sie sich von ihrer Freundin zu der besagten Person ziehen. Nicht einmal wandte der unterkühlte Mann seinen Blick von den zwei Frauen die unmittelbar seine Richtung ansteuerten. Abwesend schwenkte seine Hand sein Whisky Glas hin und her. „Ganz schön hartes Zeug.“, rief Ino zu ihm rüber und lächelte ihn verführerisch an. Das wird interessant. Sakura wurde neugierig. Wenn er Sakura schon nervig fand, wie würde er dann auf Aphrodite reagieren. Sie musterte Sasuke. Er trug ein schwarzes Hemd. Die Knöpfe soweit geöffnet dass man den Ansatz seiner muskulösen Brust erkannte. Sein Haar wirkte ebenso zerwühlt wie sonst auch, nur seine Augen schienen anders. Sie wirkten zwar kühl aber… hungrig. Ihre Augen folgten seiner Hand die das Glas so anhob dass die bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem Zug in seiner Mundhöhle verschwand. Das war wohl seine Antwort auf Inos leere Feststellung. Dann sah er plötzlich zu der schönen Blondine. „Willst du mir einen Gefallen tun?“, im Gegensatz zu seinem verführerischen Gesicht, wirkte seine Stimme jedoch hart und schroff. Er schob Ino das Glas rüber. „Hol mir noch einen.“, forderte er. Bitte? Sakura sog scharf die Luft ein. Niemand redete so mit Ino, es war meist eher umgekehrt. Sie sagte der Männerwelt wo es lang geht. Ergeben spielten diese in der Regel mit. Ino regte sich keinen Millimeter. Oh weh!… Sakura fiel die Kinnlade runter. Mit einem ungebrochenen verführerischen Lächeln griff sich Ino das Glas und verschwand. Für einen kurzen Moment sah Sakura ihrer Freundin hinterher doch sie bemerkte, dass Sasuke bereits ein weiteres Ziel fixiert hatte: Sie. „Wenn du meinst, dass du mich auch so rumschupsen kannst, vergiss es!“, nahm Sakura vorweg und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Rumschupsen?“, fragte er amüsiert. „Ja vom Umgang mit Frauen hast du definitiv keine Ahnung.“ Plötzlich grinste der Uchiha spöttisch. „Es reicht um sie ins Bett zu kriegen.“, entkam es ihm hochnäsig. Sakura schnaubte und wandte den Blick von ihm. Arrogantes Arschloch. „Also, was machst du hier?“ Fragend sah Sakura ihr Gegenüber an. Seit wann interessierte er sich denn für irgendetwas außer sich selbst? „Was soll ich denn hier großartig machen, außer feiern?“, ihr Ton war scharf. „Naja Blondie scheint eine Anstandsdame zu brauchen.“ Sakura sah zu Ino, die sich offenherzig über den Tresen der Bar lehnte um einen Drink zu bekommen. „Das würde erklären warum ich dir auf die Nerven gehe. Ich stehe wohl deinem One Night Stand im Weg.“, kombinierte Sakura. Sasuke sah sie dunkel an. Er kramte in seiner Hosentasche, zog eine Zigarettenschachtel heraus und steckte sich einen der übelriechenden Stängel in den Mund. Genüsslich zog er daran bis trockener Qualm aus seinem Mund sickerte. „Nicht ganz mein Beuteschema.“, gab er kühl zurück. „Aber für einen Drink zu holen ist sie gut genug für dich?“ „Gut kombiniert Scherlock. Vielleicht wärst du doch noch ganz brauchbar gewesen.“, sagte er grinsend. Sakuras Puls schnellte in die Höhe. Dieser Mann… er machte sie einfach wahnsinnig. Sie wusste es. Sie wusste, dass es keine gute Idee war hinzugehen, aber… Ino, verdammt! „Außerdem,“, ertönte es plötzlich neben Sakuras Ohr. „stört sie mich bei meiner Unterhaltung mit dir.“ Sakura lief ein Schauer über den Rücken. Dieser Kerl hatte sie nicht mehr alle. Erst ignorierte er sie, führte sie vor, provozierte sie und jetzt wollte er plötzlich reden?! Sie drehte sich zu ihm und sah ihm direkt in die Augen. „Nur damit wir uns richtig verstehen, Uchiha, ich bin keine deiner billigen Flittchen. Such dir jemanden der auf deine narzisstische Unterhaltung reinfällt.“ Sakura drehte sich just in dem Moment um, als Ino mit einem gefüllten Whisky Glas zurückkam. Sakura betrachtete kurz das Glas, nahm es mit einer geschmeidigen Bewegung, trank einen Schluck, packte ihre Freundin am Handgelenk und verschwand mit ihr in der tanzenden Menge. Zurück blieb Sasuke, sprachlos. Er starrte zu dem Glas an dem noch der Rest ihres Lippenstiftes hing. Sie hatte ihn knapp abgefertigt und stehen lassen. Kapitel 7: Seven ---------------- Seven   Sakura ließ sich nur vom Rhythmus der Musik treiben. Ihre Wut über die grenzenlose Arroganz des Polizisten verebbte allmählich. Und trotzdem hinterließ er einen bitteren Beigeschmack. Es war einfach kein Zusammenhängendes Bild. Narutos Geschichte. Ein Junge der seinen großen Bruder so sehr liebte und ihn viel zu früh hatte gehen lassen müssen. Dann Sasukes Verhalten auf dem Revier. Ein Mann der beruflich alles im Fokus hatte und ein strategisches Genie. Privat. Ein vollkommen desozialisierter Mensch. Er war einfach ein Widerspruch! Sakura lachte auf. Sie war hier um zu feiern. Das Ende ihres Studiums zu zelebrieren und nun stand sie hier auf der Tanzfläche und zerbrach sich ihren Kopf über diesen Menschen. Keine Chance. Zielstrebig steuerte sie die Bar an und bestellte sich noch einen Drink. Immerhin musste sie den bitter rauchigen Geschmack des Whiskys loswerden. Aus dem Piña Colada wurde mittlerweile ein Mojito. Angenehm kühl erfrischte das Getränk Sakuras Mund und motivierte sie erneut die Tanzfläche zu erobern. Nein. Heute würde ihr keiner ihre Freude nehmen. Das Lied wechselte und Ino kreischte begeistert auf. Es war ihr Lieblingssong. Sofort krallte sich die hübsche Blondine ihre beste Freundin und beide bewegten sich im Rhythmus des Liedes. Abwesend betrachtete Sasuke das Geschehen auf der Tanzfläche. Die Frau ging ihm einfach nur auf den Sack. Seit Naruto sie angeschleppt hatte, war ihm die Frau mit dem rosa Haar ein Dorn im Auge. Sie war ein Mauerblümchen, dass es nicht schaffte seine Meinung für sich zu behalten. Selbst für einen sinnlosen Flirt schien die Pute zu prüde. Doch irgendwas hatte sie an sich, dass er seinen Blick nicht von ihr nehmen konnte. Sein Daumen fuhr über den angetrockneten Lippenstift an seinem Glas. Seine Mundwinkel zuckten während er an ihre Unterhaltung dachte. Dieses Gör ist ganz schön schlagfertig. Immerhin war sie die erste Frau, neben seiner Mutter die den Mut hatte, ihm die Stirn zu bieten. Denn in der Regel erlagen ihm die Frauen widerstandslos. Es war zwar ein durchaus vorteilhafter Vorzug seines guten Aussehens, aber mit der Zeit konnte es auch ermüdend sein. Für einen kurzen Moment verengten sich seine Augen, als Sakuras strahlende Augen seinen Blick kreuzten. Es war seltsam ihr in die Augen zu sehen. Als würde sie gerade durch ihn hindurchblicken. Seine Fassade durchschauen und ihn zu dem machen was er eigentlich war. Ein gebrochener Mann. Sein Kiefer malte während er weiterhin in seinen Grübeleien versank. Zwischen Zeigefinger und Daumen balancierte Sasuke etwas Weißes hin und her. Seine Stimmung war im Keller, ganz eindeutig. Er hatte sich seinen freien Abend deutlich anders vorgestellt, beispielsweise bei einer hübschen Frau im Bett. Ach scheiß drauf. Er schmiss sich etwas in den Mund und spülte es gleich mit dem Rest aus dem Whisky Glas runter. Der Abend würde wohl sonst nicht mehr zu retten sein.   Sakura wandte ihm den Rücken zu. Soweit würde es noch kommen, dass sie sich von ihm einschüchtern ließ. Unbeirrt drehte sich Sakura zu Ino und griff nach ihren Händen. Der Alkohol schien zunehmend seine Wirkung zu entfalten. Sakura vergaß alles um sich herum und bewegte sich nur noch zum Takt der Musik. Sie bemerkte gar nicht, dass sich die ersten Männer um die offenherzige Blondine tummelten und ihr Glück zu versuchen schienen. Sakura registrierte kaum, dass sie selbst zum Ziel wurde. Anders als erwartet, erregte sie nicht die Aufmerksamkeit der betrunkenen Studenten. Erst als weiche Haarsträhnen ihre Schultern berührten, riss Sakura erschrocken ihre Augen auf. Feines schwarzes Haar hing wirr über ihre Schulter.  „Ich wusste gar nicht, dass du Spaß haben kannst.“, seine Atem kitzelte die feinen Härchen in ihrem Nacken. Langsam drehte Sakura sich um und erkannte den jungen Chief Assistent. Im selben Moment versteifte sich ihre Haltung. „Was willst du?“ „Spaß haben.“, entgegnete er knapp. „Im Übrigen steht dir das viel besser.“ „Was?“, fragte Sakura misstrauisch. „Aufgeschlossen und gut gelaunt.“ Sakura lachte laut. „Und das kommt ausgerechnet von dir. Oh Man du musst wirklich betrunken sein.“ „Und?“, Sasuke überspielte Sakuras stillen Vorwurf über seine Verfassung. Er trat näher zu ihr heran und als der DJ den nächsten Song auflegte, nahm er es als Anlass seine Hände auf ihre Hüfte zu legen, sie nah an sich zu ziehen und mit ihr zu tanzen. Seine Berührung war sanft und trotzdem bestimmt. Unerwartet angenehm kribbelte die Wärme seiner Haut auf ihrer. Sakuras Kopf dröhnte. Sie war vollkommen erschlagen von der Situation, aber vor allem von ihm. Seine direkte Nähe machte sie sichtlich nervös. „Sasuke lass das.“, forderte sie halbherzig auf. Doch die Mischung aus Alkohol und seiner Präsenz ließen ihren Protest untergehen. Als hätte er Gefallen daran gefunden sie provozieren, zog er die junge Frau näher zu sich. Verhalten ließ sie sich von dem schönen Mann mitziehen. Vollkommen unkoordiniert bewegten sich ihre Arme zu der Musik. Sie wusste die ganze Situation nicht mehr zu beurteilen. Woher kam dieses Interesse plötzlich? Andererseits, warum zerbrach sie sich schon wieder den Kopf über ihn? Sie wollte Spaß haben und wenn er eben mitmachte… Wieso nicht?! Es kostete sie Überwindung, aber Sakura nahm ihren Mut zusammen und legte ihre Arme schließlich auf seine Schultern. Interessiert musterte Sasuke sie, als er ihre Geste bemerkte. Aber er ließ nicht von ihr ab, selbst als der DJ ‚Señorita‘ auflegte und die Atmosphäre vor Romantik triefte zog er sie noch näher zu sich. Die unmittelbare Nähe seines spürbar durchtrainierten Körpers trübte Sakuras Wahrnehmung. Sein Gesicht kam ihrem gefährlich nahe. Nein.Tu das nicht. Aber Sasukes Haare streiften lediglich ihre Wange während seine Lippen gefährlich nahe an ihrem Ohr waren. „Ich bin kein Narzisst.“, flüsterte er ihr zu. Sakuras Hände verkrampften sich. Seine Stimme klang plötzlich so belegt. Wenn sie nicht so betrunken gewesen wäre, hätte sie fast behauptet, dass Schmerz in seiner Stimme lag. Hatte ihn das etwa wirklich verletzt? Sie drückte sich ein Stück von ihm weg und sah ihn fragend an. Wer bist du eigentlich? Dieser große Widerspruch… wie konnte er einfach nur so sein? Gab es vielleicht doch eine andere Seite von Sasuke? Sakura verfluchte sich selbst für ihre unbeugsame Empathie. Auch wenn ihre Freunde sie dafür mochten, konnte sie sich in diesem Augenblick für ihr wachsendes Mitgefühl selbst nicht ausstehen. Es erlaubte ihr, all das vergangene auszublenden, doch sie wollte nicht… weil er… einfach… „Ah, Sasuke…“ Er zog sie wieder enger zu sich. Ihr Herzschlag schoss ungewollt in die Höhe. Sie betete darum, dass ihr verräterischer Herzschlag sie nicht bloßstellte. „Sasuke, bitte. Hör auf damit.“, bat Sakura eindringlicher. Das hier war einfach nicht richtig, aber vor allem nicht echt! „Du bist betrunken, hörst du!“, brachte Sakura mühsam hervor. Auch wenn sie wusste, dass sie die Stimmung zum Kippen brachte. Sasuke ließ sie los und sah sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Argwohn an. Mit ernster Miene entgegnete Sakura seinem Blick und ihr fiel auf, was sie die ganze Zeit nicht bemerkte. Ihre Hände vergruben sich in seinem Hemd. „Nein, du hast irgendwas genommen, oder?“ Erst jetzt erkannte sie die blutunterlaufenen Augen, die unnatürlich geweiteten Pupillen. Doch was jetzt kam ließ Sakura augenblicklich ernüchtern. „Na und?“ Sakuras Blick wurde streng. „Komm schon, sei nicht so verklemmt.“, entgegnete der Uchiha spielerisch. Verklemmt? Da war es. Das typische Gerede eines Junkies der den Ernst seiner Lage wohl nicht mehr realisierte. Doch es führte Sakura auch vor Augen, dass Naruto Recht hatte. Sie war angehende Ärztin und trotzdem hatte sie seinen desolaten Zustand nicht bemerkt. Augenblicklich schlug seine Stimmung um. „Sasuke, du bist betrunken und vollkommen high. Was von all dem ist überhaupt echt? Was von all dem bist tatsächlich du?“ Das ist wohl die 1 Millionen Dollar Frage! Die Worte drangen an seine Ohren. Sie schienen wie ein Auslöser für ihn zu sein. Seine ganze Haltung wurde steif. Sein Blick frostig, seine Miene beängstigend. Er drückte Sakura weg und sah sie abwertend an. „Du hättest einfach deine Klappe halten sollen…“ Mit diesen Worten ließ er Sakura auf der Tanzfläche zurück.   Wut keimte in ihm auf. „Echt!“, schnaubte er verächtlich. Diese ganze Realität, sein ganzes Leben war einfach nur Scheiße. Wie sollte die kleine Schnepfe, die scheinbar ein Vorzeigeleben führte auch nur ansatzweise verstehen, was er fühlte. Und verdammt er wollte nichts mehr fühlen. Nichts davon. Weder den Schmerz über den Tod seines Bruders, noch die Enttäuschung über seine grenzenlose Hoffnungslosigkeit, dass sein Vater etwas anderes in ihm sehen würde als ein zweiter Itachi und die grenzenlose Wut über sich selbst, über sein Versagen. Und doch trat diese Göre ihm mit einer Selbstverständlichkeit gegenüber und schien es besser zu wissen. Seine scheiß Stimmung war im Keller. Mit zittrigen Händen fingerte er an seiner Hosentasche herum um nach einer Zigarette zu greifen, doch selbst diese fiel ihm aus der Hand. „Verdammte Scheiße!, brachte er unter zusammengebissenen Zähnen hervor und erregte die Aufmerksamkeit der umgebenen Leute. „Hey Man, alles klar bei dir?“, fragte ein junger Mann der sich aus seiner Gruppe entfernte. Aber Sasuke war nicht mehr Herr über seine Emotionen. Im Affekt holte er aus und schlug dem Mann, der sich eigentlich um ihn sorgte mitten ins Gesicht. Schmerzerfüllt wankte er zurück und ließ sich von seinen Freunden auffangen. „Ey, was ist dein Problem?“, presste er hervor und hielt seine Hand schützend über seiner Nase. Sasuke sah zu seinen aufgeplatzen Fingerknöcheln, blickte sich kurz um und verschwand in der Menge. Das musste aufhören, sofort!   Sakuras Brust schmerzte. Sie wollte ihn doch nur vor sich selbst schützen. Niedergeschlagen verließ sie die Tanzfläche. Das er so reagieren würde war abzusehen. Sie sah sich um, doch er war nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich würde er sich nun irgendeine billige Ablenkung suchen. Sakura presste ihre Lippen zusammen. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie Naruto anrufen? Ihr Herz flatterte immer noch vor Aufregung. Sie musste erst runterkommen. Die Situation, tatsächlich, nüchtern betrachten. Gewohnt griff sie zu ihrem heißbegehrten Wasser. Willkommen stürzte Sakura die klare Flüssigkeit ihre Kehle hinab. Vom Tresen aus, sah sie schließlich zu wie ihre beste Freundin immer noch die Gesellschaft zahlreicher Männer auf der Tanzfläche genoss. Sie malte sich bereits aus, wer heute Nacht der Glückliche sein würde, den sie mit nach Hause nahm. Ach Ino… Das Lied endete und Sakura sah, wie ihre beste Freundin auf sie zukam. Angestrengt fächelte sie sich mit ihren Händen Luft zu. „Geht’s nur mir so oder ist es heiß hier drin?“, fragte sie lächelnd. Sakura senkte den Blick und zupfte an der Plastikbandarole der Wasserflasche. „Bei deiner Gesellschaft.“, gab Sakura zurück und deutete auf den Pulk an Männern auf der Tanzfläche. „Na deine Tanzeinlage mit Mister Superheiß war aber auch nicht schlecht.“, sagte Ino anerkennend und stützte sich auf Sakuras Schulter ab. „Naja…“, wimmelte sie schließlich ab. „Ich merk schon, er war mal wieder ein Arsch. Na komm, lass dich nicht so hängen. Lass uns erst mal aufs Klo gehen, so langsam merke ich den ein oder anderen Cocktail.“ Sakura kicherte. Ino schaffte es immer sie wieder sie auf andere Gedanken zu bringen. Und nach der Flasche Wasser meldete sich selbst ihre Blase. Ino reichte ihrer Freundin die Hand die Sakura dankbar ergriff. Die Toiletten waren schnell gefunden, denn die Schlange war lang. „Oh das darf nicht wahr sein. Bis dahin hab ich mir bestimmt in die Hose gemacht.“, quengelte Ino. Sakura sah zu der Schlange an der Männertoilette. Ungewöhnlicher Weise, war diese sogar länger als bei den Damen. „Da musst du wohl durch. Die Schlange am Männerklo ist noch länger.“, stellte Sakura unbeeindruckt fest. „Ja, aber nur weil irgend so‘n Typ scheinbar eine der Türen versperrt.“, warf ein Mann ein, der Sakuras und Inos Unterhaltung belauschte. „Hat wohl jemand was falsches gegessen.“, sagten die beiden Frauen kichernd. Der Mann zuckte unbeteiligt mit den Schultern. „So wies aussieht wohl eher Alkohol, Drogen, keine Ahnung. Er scheint jedenfalls nicht mehr bei Bewusstsein, haben die anderen erzählt.“ Sakura sah den Mann entsetzt an. „Und dann steht ihr da alle rum und tut nichts?“ Doch Sakura bemerkte den Fehler. Sie war wohl mittlerweile die nüchternste Person in diesem Etablissement. „Ino, ich geh mir das ansehen. Du gehst auf die Toilette. Behalt aber dein Handy im Auge, ok?“ Ino sah sie sorgenvoll an und nickte nur. Mühsam versuchte sich Sakura durch die Schlange zu drängeln. Sie versuchte die beleidigenden Kommentare der Leute, die sie für eine einfache Dränglerin hielten, auszublenden. „Lasst mich durch! Ich bin Ärztin.“, sagte sie schließlich unmittelbar vor dem Herrenklo. Wie bei einer Rettungsgasse, gingen die Männer beiseite. „Wo ist er?“, fragte Sakura einen der Männer am Waschbecken. Benommen sah er die Frau an, die sich seiner Meinung nach auf dem Herrenklo verirrt zu haben schien. Mit dem Zeigefinger deutete er schließlich auf die Tür die die Waschbecken von den Toilettenanlagen trennte. Noch einmal nahm Sakura ihren Mut zusammen. Eigentlich hatte sie keine Lust halb nackte, betrunkene Männer beim Pinkeln zu beobachten, aber es ging schließlich um einen Menschen der Hilfe brauchte. Gefasst versuchte Sakura die Männer die sich am Pissoir tummelten zu ignorieren. Sie sah sich um und orientierte sich. Vorsichtig trat sie zu den Toiletten, klopfte an die Tür und öffnete jede einen Spalt. Bei der Vorletzten erkannte sie bereits ein paar Schuhe die ein Stück hervorlukten. „Entschuldigen Sie, alles in Ord-.“, Sakuras Augen weiteten sich, als sie die Tür ein Stück zur Seite drückte. „Verdammt.“, entkam es ihr. Sie taste die Halsschlagader ab um den Puls zu fühlen. Sanft schlug sie mit ihrem Handrücken gegen seine Wange, doch er kam nicht zu Bewusstsein. „Komm schon, wach auf!“, forderte sie eindringlich, aber keine Reaktion. Ok, das hier wird unschön. Sakura griff nach ihrem Smartphone und wählte seine Nummer. Lange hing sie in der Leitung bis endlich eine verschlafene Stimme antwortete. „Ja? Sakura? Hallo?“ „Naruto? Gott sei Dank du bist wach. Hör jetzt genau zu. Ich bin im Club. Sasuke liegt hier bewusstlos auf dem Herrenklo. Ich kriege ihn nicht wach. Wir müssen ihn hier wegschaffen. Wie schnell kannst du hier sein?“ Sakura bemerkte, dass der Blondschopf augenblicklich wach war. „Gib mir zehn Minuten.“ Kapitel 8: Eight ---------------- Eight   Sakura hielt Sasuke dicht an sich gepresst. Sie hatte schon mühe seinen schlappen Körper aufzurichten, da sollte er ihr nicht wieder zurückfallen. Eine vertraute Stimme drang dumpf an Sakuras Ohren. „KPD! Bitte machen Sie den Weg frei.“ Erleichtert atmete Sakura auf als sie in die strahlend blauen Augen ihres Freundes blickte. „Gott sei dank bist du hier.“ Naruto sah zu Sakura und dann zu seinem Freund. „Oh Sasuke…“ Sakura erkannte Narutos Missbilligung, doch es war einerlei. Sasuke würde es sowieso nicht registrieren. „Was schlägst du vor?“, fragte er sie schließlich. „Keine Ahnung. Ich nehme an er lebt alleine, oder? Denn alleine zu Hause wäre wohl die schlechteste Idee.“, grübelte Sakura. Sie half Naruto, seinen Kumpel aufzurichten. „Wieso ist er verdammt noch mal bewusstlos?“, Narutos Zähne knirschten. „Ich hab keine Ahnung. Er hatte schon was genommen als er zu mir kam. Es kann gut sein, dass er sich eine Überdosis verpasst hat.“ Naruto sah sie überrascht an. „Wie, als er zu dir kam?“ Sakura sah zu ihm rüber und schließlich zu Sasuke. „Naruto, können wir gleich darüber reden? Wir sollten uns was einfallen lassen.“ „Ja, tschuldige. Hast Recht. Also nein, er lebt alleine. Sollten wir ihn nicht lieber ins Krankenhaus bringen?“ „Und seinen Rauschzustand öffentlich dokumentieren lassen? Ich dachte er ist auf ‚Bewährung‘?!“ Narutos Kiefer spannte sich an. Leider hatte Sakura Recht. „Was schlägst du vor?“ „Hm. Also auf alle Fälle muss dieses Zeug aus ihm raus.“ „Und wie willst du das anstellen?“, fragte Naruto verwundert. „Ich hab immer was für Notfälle zu Hause, frag nicht wieso…“, erklärte Sakura. „Du willst ihn zu dir bringen?“ Sakura überdachte die Situation. Im Grunde genommen war Sasuke ein Fremder. Sie wusste nicht viel, aber genug, dass sein Schicksal sie betroffen machte. „Ich werde es vermutlich bereuen, oder?“, flüsterte sie zu Naruto. Dieser presste die Lippen zu einer harten Linie zusammen. „Abwarten.“, sagte er knapp. Mit einem Ruck stemmte Naruto seinen Freund in die Höhe und schleifte ihn aus dem Club. Unauffällig versuchte Sakura ihnen zu folgen. Sie nahm ihr Handy und tippte Ino hastig ein paar Worte, damit sie sich später keine Sorgen machen musste.  In Narutos Auto ließ sich Sakura erst mal auf den Beifahrersitz fallen. „Danke, dass du mich angerufen hast.“, sagte Naruto ernst. Sein sonst so strahlendes Lächeln war gänzlich verschwunden. Seine Miene war ernst. Sein Kiefer angespannt. „Ich konnte ihn doch so nicht liegen lassen.“, murmelte Sakura. „Die anderen scheinbar schon, und die kannten ihn nicht mal.“ Sakura war sich nicht sicher, ob Narutos Ärger nun Sasuke oder den Gästen galt. „Keine Sorge, wir kriegen das hin, irgendwie.“, beschwichtigend legte Sakura ihre Hand auf Narutos und lächelte ihm hoffnungsvoll entgegen. Er nickte, startete den Motor und fuhr mit Sirene und Blaulicht vom Club weg. „Darfst du das einfach so?“ „Nein, eigentlich nicht. Aber da es sich um Sasuke handelt, wird Fugaku mir das durchgehen lassen. Aber jetzt erzähl mir was passiert ist.“ Sakura atmete hörbar aus und begann Naruto vom Abend und von Sasuke zu erzählen.  „Und was ist mit seiner Hand?“ „Seiner Hand?“ „Die Haut an seinen Fingerknöcheln ist an der linken Hand aufgeplatzt.“ Sakura wandte den Blick zur Rückbank. Unter den vorbeiziehenden Lichtern erkannte sie Blutspuren an seiner Hand. „Er wird doch nicht-?“ „Davon gehe ich aus. Hoffen wir einfach nur dass es keine Wellen schlägt.“ Wenige Augenblicke später hielt der Wagen auch schon vor Sakuras Wohnung. „Los, wir bringen ihn ins Badezimmer.“ Naruto nickte und Sakura suchte in ihrem Zimmer alles zusammen. Gut bepackt trat Sakura in das Badezimmer und stellte alles der Reihe nach auf. „Am Besten ziehst du ihm das Hemd aus.“ Naruto tat alles was Sakura anwies. Diese löste bereits etwas in einem Glas auf. „Was ist das?“, fragte Naruto misstrauisch. „Eine hochkonzentrierte Salzlösung. Normalerweise sollte er danach direkt erbrechen. Hilf mir mal.“ Naruto setzte ihn hin und versuchte ihn aus seinem komatösen Zustand zu holen. Aber die Zeit arbeitete gegen sie und der junge Mann war vollkommen außer Gefecht. „Und was jetzt?“, sah Naruto Sakura verzweifelt an. Diese wirkte nachdenklich, wusste aber direkt was zu tun war. Sie ging zum Badezimmerschrank und zog sich Handschuhe an. „Jetzt wird es unschön. Sobald er bei Bewusstsein ist, kannst du das Fenster öffnen. Das hier wird nämlich riechen.“ Sakura drückte behutsam Sasukes Kiefer auseinander bevor sie ihm eher unsanft ihre Finger in den Hals steckte. Unangenehm machte Sakura vom menschlichen Würgreflex Gebrauch und er zeigte Wirkung. Sasuke riss die Augen auf und fing direkt an Würgelaute auszustoßen. Nur dunkel bekam er mit, dass Sakura ihn schon in Richtung der Toilette drängte. Sie hielt seine Schultern fest, griff nach einem Haargummi und band seine Haare zu einem Zopf nach hinten. Sasuke erbrach seinen gesamten Mageninhalt. Naruto hielt sich die Nase zu und öffnete schließlich das Fenster. Sakura lächelte ihn entschuldigend an. „Ich sagte doch, dass es riechen wird.“ „Ja, da wusste ich aber noch nicht, dass er scheinbar einen ganzen Schnapsladen leergetrunken hat.“, beklagte sich Naruto. Sakura konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Sie konnte ihn verstehen. In den ersten Semestern erging es ihr ähnlich, doch man stumpfte mit der Zeit ab. „Passt du auf ihn auf? Ich muss seinen Flüssigkeitshaushalt stabilisieren, sonst dehydriert er mir noch.“ Naruto nickte verstehend. Er ging zu seinem Freund und hielt ihn behutsam über die Kloschüssel. Seinem Anblick nach zu urteilen registrierte er nicht einmal wo er war und bei wem. Nach einer halben Stunde schien alles durchgestanden. Benommen hockte der Uchiha neben der Kloschüssel. Wie bereits auf dem Polizeirevier reinigte Sakura die Wunde an seiner Hand. Sorgsam strich sie nach der Desinfektion eine Wundheilsalbe darüber und verband seine Hand sorgsam. „Und was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte Naruto.  Sakura besah sich Sasuke genauer. Seine Haut wirkte fahl, seine Augen leer. „Seine Eltern?“ „Gott bewahre. Weißt du was Fugaku machen würde wenn er ihn so sieht?“ Naruto erschauderte bei der Vorstellung. „Ich nehme ihn am besten mit zu mir.“ Deprimiert blickte Naruto auf die Uhr. In ein paar Stunden musste er schon wieder seinen Dienst antreten. Mitfühlend sah Sakura zu ihrem Freund. Er stand so viel für Sasuke durch. Was musste er für ein Mensch gewesen sein, wenn Naruto so viel für ihn auf sich nahm? „Fahr nach Hause Naruto. Ich übernehme das.“ „Du willst ihn wirklich hier behalten?“ Sakura nickte. „Ich mache das für dich. Es muss schließlich einen guten Grund geben, warum du tagtäglich so viel für ihn riskierst… außerdem, ich habe alles was ich brauche hier. Falls es zu einem Notfall kommt.“  Naruto sah seine Freundin besorgt an. Sie kümmerte sich um diesen Mann nur wegen ihm? „Hmm… na gut, aber ich bleibe bei euch.“  „Nein, du gehst nach Hause und schläfst dich aus. Ich habe morgen sowieso frei. Bring mir einfach vor der Arbeit frische Kleidung und seinen Kulturbeutel mit. Den Rest kriege ich hin.“ „Sicher?“ „Sicher, Naruto.“  „Komm, hilf mir ihn ins Bett zu tragen.“, forderte Sakura. Naruto gefiel der Gedanke nicht. Sasuke, nicht Herr seiner selbst ausgerechnet bei ihr zu lassen… alleine. Aber trotzdem hatte Sakura Recht. Sie war auch die einzige Frau der zutraute mit ihm umgehen zu können wenn es sein musste. Er half seinem Kumpel schließlich auf die Beine und führte ihn in Sakuras Schlafzimmer. Unsanft ließ Naruto ihn auf das weiche Bett fallen. Mit Mühe zog er ihm noch die Hose aus und legte ihn schließlich hin. Sasuke, der von allem nur wenig mitbekam schien sofort eingeschlafen zu sein. „Okay, dann bringe ich dir morgen vor der Schicht alles vorbei. Kommst du klar?“ „Jap.“, bestätigte Sakura knapp. „Sakura?“ Sie sah zu ihm auf. Unerwartet kam er auf sie zu und zog sie in eine innige Umarmung. „Danke. Echt jetzt.“ Sakura vergrub für einen kurzen Moment ihr Gesicht in seiner Schulter. Auch von ihr fiel die Anspannung ab. „Keine Ursache.“ Naruto ließ sie los. Nachdem er sich verabschiedet hatte, war Sakura schließlich mit Sasuke alleine. Stumm sah sie zu ihm rüber. Er schien tief und fest zu schlafen.  „Und was mache ich jetzt?“, sprach sie zu sich selbst und ließ sich in ihren Schreibtischstuhl fallen. Eingehend musterte sie den jungen Mann. Wenn sie die Tatsache beiseite schob, was heute geschehen war, wirkte er plötzlich so friedlich, lieb und vor allem unbekümmert. Für einen kurzen Moment glaubte Sakura den kleinen Jungen, von dem ihr Naruto erzählte, wiederzukennen. Es war traurig, dass er zu solch einer Persönlichkeit verkommen war, dabei war er ein bildschöner Mann. Eine schmale Nase, voll Lippen, hohe Wangenknochen und wunderschöne Augen. Er war groß, schlank und trainiert. In ihrem Gedächtnis flammten die Bilder des Abends auf. Selbst jetzt brachte es ihr Herz zum höher schlagen.  Das ging zu weit! Sakura schüttelte die Erinnerungen aus ihrem Kopf. Wenn er aufwachte, würde er wieder derselbe Arsch sein, wie sonst auch. Seufzend verbannte Sakura schließlich alle Gedanken in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins. All das würde sie auf sich zukommen lassen wenn es soweit war. Seufzend stand sie auf und hob seine Hose auf und nahm Geldbeutel und Handy aus den Hosentaschen. Behutsam legte sie seine Sachen auf den Nachttisch und seine Kleidung über ihren Stuhl. Und doch, als sie ihn so friedlich schlafen sah, konnte Sakura ein Lächeln nicht unterdrücken.   Bewegung schien auf dem Bett zu sein. Müde hob Sakura ihren Kopf von ihren Unterarmen und erkannte in der Dunkelheit, dass Sasuke alles andere als einen ruhigen Schlaf hatte. Angestrengt massierte sie ihren schmerzenden Nacken. „Nein. Nein… nicht…“ Er spricht im Schlaf?! Sakuras Verstand wachte langsam auf. Seine Bewegungen schienen immer wilder und sein Atem immer hektischer. Ihr Blick schärfte sich zunehmend und Sakura erkannte im Mondlicht seine schmerzverzerrten Gesichtszüge. „Sasuke, Sasuke, wach auf!“, Sakura rüttelte sanft an seiner Schulter. Er schreckte aus dem Schlaf hoch. Desorientiert sah er sich um, hielt sich aber im gleichen Augenblick den Kopf. „Alles gut. Du bist bei mir zu Hause. Es war nur ein Alptraum.“, sprach sie sanft. Verwundert sah er zu der Frau neben ihm. „Sakura?“ Ein Schauer lief Sakura über den Rücken. Es war das erste Mal, dass er sie beim Namen nannte. „Schh. Leg dich wieder hin und ruh dich aus.“, forderte sie ruhig. Eine gefühlte Ewigkeit sah er sie an, ließ sich aber schließlich zurück ins Bett sinken. Seine Augen fielen allmählich zu. „Passt du auf mich auf?“, murmelte er vor sich hin. Sakura betrachtete den Mann der sich wie ein Häufchen Elend zusammenkauerte und lächelte. „Ja, schlaf.“ Es brauchte keine Minute und es wurde ruhig um ihn. Sein Brustkorb hob und sank im gleichmäßigen Rhythmus. Sakura bettete ihren Kopf wieder auf ihren Unterarmen. Ihr Nacken schmerzte. So zu schlafen tat ihrem Rücken eindeutig nicht gut. Sakura sah zum Bett und überlegte. Zu Müde auch nur einen Gedanken an persönliche Grenzen zu verschwenden zuckte Sakura schließlich mit den Schultern. Sie nahm sich ihre Tagesdecke und legte sich auf die andere Seite des Bettes. Mit genügend Abstand legte sie sich zu Sasuke ins Bett. Sie wandte sich ihm zu und betrachtete sein Gesicht.  „Wer bist du, Uchiha Sasuke?“, flüsterte sie. Mit diesen Worten fielen selbst ihr nun die Augen zu.   Langsam drang ihr Bewusstsein wieder an die Oberfläche. Hitze durchflutete sie. Warum war ihr so warm? Sakura wollte sich bewegen, doch das Gewicht das gegen sie drückte, hielt sie davon ab. Verschlafen blinzelte sie gegen die Morgensonne an. Noch immer hatte Sakura Mühe sich zu bewegen. Als sie den Grund dafür bemerkte erstarrte sie. Eine kraftvolle Hand hatte sich um ihre Mitte gelegt. Mit weit aufgerissenen Augen sah Sakura zuerst an sich hinab und später hinter sich. Er war es. Sasuke hatte sich wohl im Schlaf an sie gedrängt. Und nun lagen sie da. Er hielt sie fest und nah bei sich. Sakura schluckte. Mit einem Mal war seine Hitze fast unerträglich. Kapitel 9: Nine --------------- Nine   Sakura wurde zunehmend nervös. Was wenn er wach wurde und die ganze Situation registrierte? Ohje. Daran wollte sie gar nicht erst denken. Ein schrilles Klingeln erreichte ihre Ohren. Naruto! Hastig zappelte sich Sakura aus der innigen Pose und fiel beinahe aus dem Bett. Sie eilte aus dem Zimmer und öffnete Naruto schließlich die Tür. „Guten Morgen.“, sagte Sakura atemlos. Naruto musterte sie skeptisch. „Morgen. Alles in Ordnung? Du siehst abgehetzt aus.“ Sakura kicherte Nervös. „Quatsch, ich wollte nur nicht, dass du ein zweites Mal klingeln musst.“ Seine Augen verengten sich für einen Moment, doch Naruto ließ seine Zweifel direkt wieder fallen. „Hier, ich hab seine Sachen geholt.“ „Super. Danke, Naruto.“ „Wie geht’s ihm?“ „Die Nacht verlief eigentlich ruhig. Er hat gelegentlich im Schlaf geredet, aber das ist ja nichts Ungewöhnliches.“ „Echt? Was hat er denn gesagt?“, Naruto grinste anzüglich. Sakura kam in die Bredouille. Sollte sie Naruto von dem Alptraum erzählen? „Ach keine Ahnung. Er hat undeutlich in sich reingemurmelt.“, lenkte Sakura ab. „Hm, ok.“, Naruto sah auf seine Uhr. „Also, ich muss los. Rufst du mich an wenn er wach ist?“ Sakura nickte. „Wird gemacht.“ „Bis später.“ Mit diesen Worten verschwand der Blondschopf schließlich.   Für eine Weile verharrte Sakura hinter der verschlossenen Tür. War es falsch ihn angelogen zu haben? Sakura wusste ja selbst nicht, was sie mit den Informationen anfangen sollte. Schließlich wartete sie ab, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte. Sie nahm Sasukes Sachen und ging schließlich zurück in ihr Zimmer. Er schlief immer noch. Sakura legte seine Kleider über ihren Schreibtischstuhl und stellte seinen Kulturbeutel auf ihre Kommode. Ihr Blick fiel prüfend zur Uhr. Sie hatte gerade mal vier Stunden geschlafen. Sie gähnte genüsslich und schlich zurück ins Bett.   Als Sakura das nächste Mal aufwachte blickte sie in zwei dunkle Augen. Sie waren ihr so nah, das Sakura erschrocken zurückwich. „Sasuke… du bist wach.“, entkam es ihr nervös. „Wie… ähm… fühlst du dich?“ „Ist das hier ein schlechter Scherz? Was ist das hier?“, seine Stimme war lädiert. Sein Krächzen verlieh seiner Ausstrahlung nur halb so viel Dunkelheit. Und trotzdem war es erstaunlich, denn Sasuke schien sich nicht mehr zu erinnern. „Kannst du dich noch an irgendwas erinnern?“, fragte Sakura vorsichtig. Er sah Sakura irritiert an. Ihrer Frage nach zu urteilen musste etwas geschehen sein. Angestrengt durchforstete er sein Gedächtnis nach etwas brauchbarem. Aber er fand nur noch zusammenhanglose Erinnerungsfetzen. Zerstreut sah er zu ihr. „Nein, nicht so richtig.“, gestand er knapp und presste seine Lippen zu einer harten Linie zusammen. Sakura sah ihn mitfühlend an. Es musste hart sein so ein Leben zu führen. „Ich weiß nur noch… du warst da und irgendwann auch Naruto. Und jetzt bin hier…“, Sasuke sah sich um. „Wo bin ich hier eigentlich?“ Er schien schon länger wach zu sein. Hatte er nicht registriert, dass er nicht bei sich zu Hause war? „Du bist bei mir zu Hause.“, flüsterte Sakura. „Bei dir?“, Sasuke ließ selten etwas aus seinem Gesicht lesen. Aber die Fragezeichen verschwanden einfach nicht. „Wir haben doch nicht etwa-?“ Sakura lachte. „Nein, gott nein…Ich steh nicht auf Nekrophilie.“ Sie setzte sich schließlich auf. „Du erinnerst dich wirklich nicht, oder?“ Sasuke schüttelte nur den Kopf. Er wirkte ungewohnt verletzlich. Etwas das Sakuras Herz sofort erreichte.  „Ich hab dich auf der Herrentoilette gefunden und hab sofort Naruto angerufen. Wir hatten dich erst mal zu mir gebracht und wir haben das ganze Zeug aus dir rausgeholt.“ Ungläubig starrte Sasuke Sakura an. „Was?“ Sakura senkte den Kopf. Auch wenn Sasuke und sie bisher kein gutes Verhältnis hatten, so war sein Anblick der gestrigen Nacht ein Schock gewesen. „Du warst total betrunken und nachdem du dir scheinbar noch irgendwas eingeworfen hattest, hast du dich scheinbar geprügelt-.“, Sakura deutete auf seine linke Hand. „-und dann irgendwann das Bewusstsein verloren… Ich wusste nur, dass ich dich da irgendwie rausholen musste. Wenn das Ministerium davon irgendwas mitbekommen hätte dann…“, Sakura wagte nicht weiterzusprechen. Doch sie sammelte sich. „Hier angekommen haben wir dich dann zum erbrechen gebracht, damit diese ganzen Substanzen deinen Kreislauf nicht noch mehr angreifen.“ Sasuke war schockiert von Sakuras Schilderungen. Er hatte keinerlei Erinnerungen daran. Er hatte sich geprügelt? Und war bewusstlos? Wie konnte er sich nur so gehen lassen? „Wieso hast du mir geholfen?“ Sakura schnaubte. Fängst du schon wieder an. „Was hätte ich tun sollen? Dich etwa liegen lassen? Nein, das ist nun wirklich nicht meine Art.“ Sasuke schwieg. Angestrengt versuchte er die Erinnerungen zu greifen, doch sie entglitten ihm ständig. „Naruto hat dich danach ausgezogen und in mein Bett gelegt. Ich hab ihn nach Hause geschickt. Sonst hätte ja keiner deine Schicht übernehmen können.“ Der stumme Geselle schwieg weiterhin. Nicht nur, dass sie sich um ihn gekümmert hatte, nein, sie und Naruto hatten scheinbar alles durchdacht. Keiner schien etwas davon erfahren zu haben. Sasuke konnte nicht vermeiden, dass die Anerkennung gegenüber ihrem Scharfsinn und ihrem Vorgehen stetig wuchs. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatten sie ihm wahrscheinlich damit den Arsch und somit seinen Job gerettet. Betreten senkte Sasuke den Blick. „…danke.“, flüsterte er. Sakura sah ihn erstaunt an. „Bitte was?“ Er sah zu ihr auf und funkelte sie an. „Ich werde mich nicht nochmal wiederholen.“ Wenn das alles war, was sie vor dem Uchiha zu befürchten hatte, konnte Sakura definitiv mit dem Ausgang leben. „Gern geschehen.“, sagte sie sanft     Schweigsam stand er im Bad und sah sich um. Er hatte keinerlei Erinnerung an diesen Ort und doch hatten Sakura und Naruto ihm hier über Stunden hinweg geholfen wieder auf die Beine zu kommen. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Er hasste sich für seine Inkonsequenz. Wie konnte er nur so leichtfertig diese Grenze überschreiten? Dass er oft nichts mehr von seinen Bettgeschichten wusste, war etwas worum er nicht zwingend traurig war, wenn er bedachte neben wem er manchmal wach wurde. Aber die Tatsache, dass Sakura ihn bewusstlos in einem Nachtclub gefunden hatte, ließ auch ihn nicht kalt. Ausgerechnet sie. Selbst nachdem er sich ihr gegenüber so verhalten hatte… Er massierte seine Schläfen angestrengt und versuchte sich nur auf einen ruhigen Punkt zu konzentrieren. Sasuke sah zu dem Stuhl, der so gar nicht zu der Badezimmereinrichtung passte. Sakura hatte ihm Handtücher bereitgelegt. Selbst sein Kulturbeutel wartete nur auf seinen Einsatz. Sie hatte wirklich an alles gedacht. Erschöpft von all seinen Gedanken schaffte sich Sasuke unter die Dusche. Im Verhältnis zu seiner ebenerdigen Dusche in seiner Wohnung, war das hier wie eine Sardinenbüchse, aber es reichte aus. Für Minuten prasselte das heiße Wasser einfach nur auf ihn nieder. Er hoffte auf seine reinwaschende Wirkung, doch die Dusche verschaffte ihm nicht die erhoffte Befriedigung.   „Hey Naruto, Sasuke ist jetzt wach.“ „Wie geht’s ihm?“ Sakura zwirbelte eine ihrer Haarsträhnen zwischen ihren Fingerspitzen auf. „Den Umständen entsprechend ganz gut. Er duscht gerade. Aber trotzdem, er wirkt irgendwie… verloren.“ Naruto schwieg. Er schien genau zu wissen, wovon Sakura sprach. „Hast du mit dem Chief gesprochen?“ „Nein, Sasuke hätte heute sowieso heute frei. Hoffen wir einfach, dass die Vorkommnisse unentdeckt bleiben.“ „Okay. Also, wie sieht der Plan aus?“ Naruto stöhnte in den Hörer des Telefons. Wie Sakura ihn kannte, versank er wahrscheinlich gerade in seinem Schreibtischstuhl. „Ich versuche in einer Dreiviertel Stunde hier wegzukommen und dann komm ich ihn abholen. Meinst du, du kannst ihn so lange beschäftigen?“ „Ich kann’s versuchen.“, versprach Sakura. Damit war das Gespräch beendet. Naruto wirkte mürrisch. Aber das war nur allzu verständlich. Sein Kumpel hatte sich in die Scheiße geritten und er, als guter Freund, hat ihm wieder einmal rausgeholfen. Seufzend ließ sich Sakura in die weichen Polster ihres Sofas sinken und warf das Handy auf die Armlehne. Was für ein Abend/ Tag.   „Wach auf!“, eine fordernde Stimme schlich sich in Sakuras Unterbewusstsein. Wer war es? War sie etwa eingeschlafen? Mit diesem Gedanken konfrontiert, riss Sakura urplötzlich die Augen auf und saß senkrecht. Ihr Blick hastete quer durch die Wohnung und blieb an dem spärlich bekleideten Mann vor ihr hängen. Benommen besah sich Sakura ihr Gegenüber. Lediglich ein Handtuch verdeckte seine südlichen Regionen. Nervös wandte Sakura ihren Blick ab. Sasuke verfolgte das Schauspiel amüsiert. „Ist das dein Ernst? Du wirst ja wohl schon einen nackten Mann gesehen haben.“ Wollte er sie gerade Mauerblümchen abstempeln? Sakura nahm ihren Mut zusammen und sah ihn schnurstracks an. Seine schwarzen Augen musterten sie beinah anzüglich. „Natürlich, aber in der Regel keine Männer, die ich kaum kenne.“, sagte sie ehrlich. Damit hatte sie wohl nun den „Prüde“-Stempel auf der Stirn. Glücklicherweise ging er nicht weiter darauf ein. „Wo sind meine Sachen?“ „In meinem Schlafzimmer über dem Stuhl.“ Sasuke schwieg und ging in ihr Schlafzimmer.   Sakura konnte ihn noch zu einer Tasse Kaffee überreden, als Naruto endlich läutete. Liebevoll umarmte er seine Freundin, als sie die Tür öffnete. „Hey. Wie ich sehe hast du’s geschafft.“, stellte er grinsend fest. Nach den Geschehnissen des Vorabends war es eine wundervolle Abwechslung ihn endlich wieder Lachen zu sehen. Er ging in die Küche und reichte seinem Kumpel die Hand. „Da hast du wieder Schwein gehabt, echt jetzt.“ Sasuke knurrte ihn mürrisch an. „Komm, mach die Tasse leer, dann fahre ich dich nach Hause.“ Das ließ sich der junge Chief Assistent nicht zweimal sagen. In einem Zug leerte er die Kaffeetasse. Er nahm sein Zeug, das Sakura ihm bereits rausgestellt hatte und folgte seinem Kumpel zur Tür. „Also dann Sakura, wir hauen dann mal ab.“ „Okay.“, sagte sie lächelnd. „Danke nochmal, dass du dich um ihn gekümmert hast.“ „Keine Ursache. Wäre nur schön, wenn es nicht mehr passiert.“, erwähnte sie beiläufig zu dem unterkühlten Gesellen. Doch Sasuke sagte nichts. Auch wenn er augenscheinlich mit Sakura ein wenig warm geworden war, war es wohl doch nur von kurzer Dauer. „Hoffen wir’s.“, Naruto grinste frech, umarmte Sakura noch einmal und verließ mit Sasuke im Schlepptau die Wohnung. Kapitel 10: Ten --------------- Ten   Naruto schnaufte als er sich in den Fahrersitz seines Wagens fallen ließ. „Alter, ich hoffe du hast dich bei Sakura bedankt.“ Sasuke verdrehte die Augen und wandte ihm die Schulter zu. Was dachte er denn wen er vor sich hatte? Er mochte sich ungern auf Menschen einlassen, aber so ein Arschloch war selbst er nicht. Auch wenn Sakura da anderer Meinung war. Unweigerlich zuckten seine Mundwinkel, als der Gedanke aufkam. „Du hättest Sakura sehen sollen. Sie war einfach großartig. Sie war so fokussiert, hatte die ganze Zeit einen kühlen Kopf, fast wie…du.“, stellte der Blonde überrascht fest. „Soweit ich weiß, war ich dabei.“, bellte Sasuke zurück. Naruto schnaubte amüsiert. „Als ob du davon noch was wüsstest…“ Wie Recht er damit hatte. Und obwohl es nicht das erste Mal war, dass er einen Filmriss hatte, störte es ihn heute zum ersten Mal. Nichts von all dem kam ihm bekannt vor. Er wusste nicht einmal mehr wie es zu dem Absturz kam. Abwesend lauschte er Narutos Erzählungen der vergangenen Nacht während er die vorbeiziehende Landschaft betrachtete.   „Okay, kann ich dich jetzt alleine lassen, oder muss ich heute Abend wieder ausrücken?“, fragte Naruto und sah aus der Beifahrertür raus. Sasuke verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf bevor er seinem Kumpel den Rücken zuwandte und verschwand. Er brauchte definitiv Zeit für sich. Die Aufmerksamkeit die ihm heute geschenkt wurde, war definitiv zu viel des Guten. Er hasste diese mitleidigen Blicke. Das falsche Mitgefühl, das ihm jeder versuchte entgegen zu bringen und doch verstand keiner seinen Schmerz. Das Loch das in seiner Brust war, war ein unumkehrbarer Zustand. Daran konnte auch Naruto nichts ändern. Schlapp ließ sich Sasuke auf sein Sofa fallen. Er öffnete eine Cola Dose die er eben aus dem Kühlschrank genommen hatte und zappte durch das alltägliche Fernsehprogramm. Wie immer, unterqualifizierte Laien die sich in einer Art Reality TV Format versuchten. Es war der klägliche Versuch von Geringverdienern oder gar Arbeitslosen diese schauspielerische Leistung als Sprungbrett in ein neues Leben zu nutzen. Er zappte weiter und blieb schließlich bei einer amerikanischen Serie hängen. Er legte die Fernbedienung zur Seite und sah unbeteiligt zu. Es schien eine Art Dramedy Sitcom zu sein, die sich mit beruflichen und privaten Problemen junger Ärzte beschäftigte. Er konnte nicht behaupten dass die Serie seinen Bedarf deckte, aber immerhin glich es nicht den Reality Formaten auf den anderen Programmen. Nach einiger Zeit konnte Sasuke nicht verleugnen, das er in Dr. Sheila Simmons Sakura wiedererkannte. Sie schien der unerschütterliche Optimist. Egal wie viele Rückschläge sie erlitt oder sie gab einfach nicht auf. Auch als sie mit den sexistischen Vorurteilen ihrer männlichen Kollegen konfrontiert wurde, blieb Simmons schlagfertig. Sasuke stöhnte und setzte sich auf. Die Richtung seiner Gedanken fuckten ihn einfach nur ab. Empfand er etwa so etwas wie Sympathien für die kleine Ärztin? Genervt sah er durch den Raum und suchte etwas, dass seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenkte. Er sah zur Garderobe. Eine Weile musterte er seine Jacke. Als er es schließlich Leid  war sie anzustarren, verschwand er in seinem Schlafzimmer, kramte eines der wenigen sauberen Hemden aus dem Schrank und zog sich um. Er ersparte sich einen abschließenden Blick in den Spiegel, nahm seine Jacke und machte sich auf den Weg.   In kreisenden Bewegungen floss die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seiner Hand über die Eiswürfel. Mit einem Zug stürzte er den Inhalt des Glases seine Kehle hinunter und hinterließ eine brennende Spur in seinem Rachen. Mit eine kurzen Geste winkte er die Bedienung an der Bar zu sich. „Einen Doppelten.“, forderte er und schob das Glas ein Stück nach vorne. Der Mann hinterm Thesen besah sich die Gestalt vor sich argwöhnisch, gab aber schließlich nach. Während Sasuke auf seinen Drink wartete, scrollte er durch die verschiedenen Portale sozialer Medien. Schon wieder gab es einen Haufen Anfragen. Frauen verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft und Statur wollten mit ihm befreundet sein. Er schnaubte abfällig. Freundschaft. Dieses Wort hatte sich bisher nur einer verdient und er bezweifelte, dass nur eine dieser Damen tatsächlich an seinem Charakter interessiert war. Viel mehr war es sein Äußeres. Und das war auch gut so, denn mit mehr konnte er nichts anfangen. Gefühle oder gar Liebe versuchte er vollkommen aus seinem Wortschatz zu streichen wenn es um Frauen ging. Mit einer schnellen Bewegung lehnte er alle Freundschaftsanfragen ab und prompt erschienen ihm wieder weitere Vorschläge um seine Freundesliste zu ergänzen. Es waren oft alte Klassenkameraden, Arbeitskollegen oder entfernte Verwandte. Doch mit seinen Arbeitskollegen pflegte er, bis auf Naruto, nur beruflichen Kontakt. Seine Schulkameraden interessierten ihn nicht und seine Familie hatte seine Aufmerksamkeit nach allem was geschehen war nicht verdient. Aber eine Anzeige machte ihn widerwillig neugierig. Sakura Haruno. Wie ein kleiner Junge sah er sich im Raum um. Als ob irgendjemand gerade wüsste, was er da tat?! Sein Zeigefinger tippte auf ihr Gesicht das ihm so fröhlich entgegen lächelte.   Sakura Haruno Weiblich Geboren 28. März Wohnt in Konohagakure Arbeitet bei Konoha Science University Beziehungsstatus Single   Tze… Sasuke verzog sein Gesicht. Sie war auf dieser Plattform zu lesen wie ein offenes Buch. Einerseits störte ihn die Tatsache, dass sein Gehirn zwingend nach mehr Informationen zu dieser Person lechzte, andererseits waren ihre Augen fesselnd. Das durchdringende satte Grün, das ihn wirken ließ wie ein kleiner Junge. Gepaart mit ihrem ununterbrochen hoffungsvollen Lächeln schien es eine tödliche Kombination zu sein. Ein gefülltes Whisky Glas schob sich in sein Blickfeld und forderte glücklicherweise seine Aufmerksamkeit. „Von der Dame dort hinten.“, sagte der Barkeeper. Sasuke packte sein Smartphone in die Hosentasche und sah zu der Frau die der Kellner andeutete. Langes braunes Haar und große haselnussbraune Augen. Genau das was er jetzt brauchte. Einen kurzen Moment zögerte er noch. Doch als sich erneut Sakuras Bild in sein Gedächtnis schlich, nahm er sein Glas und gesellte sich zu der Frau, die Interesse an ihm zu haben schien.   Es war jedes Mal das gleiche Spiel. Sie stellte sich vor, redete pausenlos von sich selbst, um ihm ihre Qualitäten zu beweisen und  wurde verlegen sobald er die Polizistenkarte ausspielte. Es war, wie immer, viel zu einfach. Keine zwei Drinks später war die junge Frau, die sich als Maron vorstellte, ziemlich angetrunken. Er selbst war noch weit davon entfernt einen ähnlichen Zustand zu erreichen. Entweder konnte man es gute Übung nennen oder einfach nur erbärmlich. Im Hintergrund mischten sich langsam seltsam vertraute Klänge unter die elektronische Musik. Sasuke genehmigte sich einen Schluck seines Whiskys. Als die Interpretin des Songs zu singen begann,   ‚I love it when you call me señorita I wish I could pretend I didn't need ya But every touch is ooh la la la It's true, la la la Ooh, I should be running Ooh, you keep me coming for you’   leuchtete ein verschwommener Erinnerungsfetzen vor ihm auf. Da waren sie, diese großen, grünen Augen die ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Bewunderung ansahen. Ihr Körper so nah an seinem, dass er jeden ihrer zarten Muskeln spürte. Mit einem lauten Knall ließ Sasuke das Whisky Glas auf den Tisch schnellen. Erschrocken sah Maron ihn an. „Ist alles in Ordnung?“ Nein. Sasuke hatte Mühe das Gefühl der Frustration zu unterdrücken. Grimmig sah er Maron an, bevor er sich wieder auf seine Instinkte besann. Er kippte den gesamten Inhalt seines Glases seine Kehle hinunter und lehnte sich zu ihr rüber. Sein alkoholgetränkter Atem kitzelte die Haut ihres Nackens während seine Nasenspitze gefährlich nah an ihrer Wange entlang strich. „Was hältst du davon, wenn wir zwei uns bei mir zu Hause weiter unterhalten.“ Maron entwich ein nervöses Kichern bevor sie schließlich zustimmte. Sasuke winkte den Kellner zu sich und hielt ihm einen großen Schein hin. „Stimmt so.“ Er ergriff schließlich die Hand seiner Begleitung und flüchtete. In der Hoffnung dass ihn keine weiteren Erinnerungsfetzen einholten.   Eine verführerische Spur aus Kleidungsstücken zeigte bereits den Weg zum Schlafzimmer. Sasuke trug nur noch seine Hosen. Die Frau vor sich hatte er bereits bis auf die Unterwäsche vollkommen entkleidet. Verlangend konnte er es kaum noch abwarten. Genau das brauchte er jetzt. Maron küsste ihn weiter während ihre untalentierten Finger versuchten, die Knöpfe seiner Jeans zu öffnen. Sasuke, bitte. Hör auf damit. Du bist betrunken, hörst du! Da war sie wieder, diese Frau, diese zarte Stimme, gepaart mit diesen Augen… Du hättest deine Klappe halten sollen… So viel Wahrheit steckte in diesem Satz, denn sie hatte ihm alles zu Nichte gemacht. Selbst jetzt. Augenblicklich verlor Sasuke die Lust an seinem Spiel, das er bisher fast jeden Abend spielte. Er unterbrach den Kuss und sah Maron eindringlich an. „Stimmst was nicht?“, fragte diese irritiert. Sasuke sah fast beschämt zur Seite, hob Marons Hose und ihr Top vom Boden auf. „Du solltest gehen.“, forderte er sie barsch auf. Eine Mischung aus Unverständnis und verletztem Stolz sah ihn an. Doch wie viel Stolz konnte sie besitzen wenn sie sich so leichtfertig mit ihm einließ? „Du hast sie ja nicht mehr alle.“ Wütend griff sich die junge Frau ihre Sachen und torkelte halb betrunken aus der Wohnung. Mit einem lauten Tür Knall war er schlagartig alleine.     Das kalte Wasser belebte seine verschlafenen Zellen. Im Spiegel betrachtete er sein müdes Gesicht. Die Nacht war alles andere als befriedigend. Immer wieder wurde er wach und wurde mit Erinnerungsfetzen seines Absturzes zurückgelassen. Nicht nur dass er seine selbstgezogenen Grenzen überschritten hatte, nein, er schien Dinge getan zu haben, die schlimmer waren als jede sinnlose Nacht mit irgendeiner Fremden. Er hatte sich gehen lassen. Ein kleines Stückchen seiner Verletzlichkeit offenbart… und es kotzte ihn an. Sakura war eine Frau wie jede andere. Wer war sie denn schon? Es hatte keinerlei Bedeutung, dass ihm das alles ausgerechnet mit ihr passiert war. Sie träumte wahrscheinlich jeden Tag von der einzig wahren Liebe, die ihr hoffentlich irgendwann über den Weg stolperte. Sasuke schnaubte verächtlich. Er war kein Märchenprinz. Nein, er war einfach ein Mann der Bedürfnisse hatte. Bedürfnisse die er egal mit welcher Frau befriedigen würde. Gefühle waren da fehl am Platz und etwas dass er nicht mehr zu lassen wollte. Wie auch? Seine Familie hatte sein Herz bereits so malträtiert, dass er sich sicher war keins mehr zu besitzen. Mit zittrigen Fingern knöpfte er sein Hemd zu. Befestigte seine Waffe im Halfter und warf sich seine Jacke über. Frustriert von der ganzen Situation schmiss er seine Akten in seine Tasche, setzte sich seine Sonnenbrille auf und setzte sich seit einer Ewigkeit wieder in seinen eignen Wagen. Kapitel 11: Eleven ------------------ Eleven   Amüsiert tippte Naruto in sein Handy. Er konnte sein Grinsen kaum unterdrücken. Schließlich würde er sich in der Mittagspause mit Sakura auf einen Kaffee treffen. „Okay Leute umziehen.“, rief Sasukes dunkle Stimme. Naruto tippte hastig seinen Satz zu Ende. „Uzumaki! Weglegen!“, forderte Sasuke mit Nachdruck. „Jaaa!“ Schnell schickte er noch seine Nachricht ab bevor sein Handy in der Schublade verschwand.   Es war eine durchgehende Konstante in den letzten Wochen. Seit Sakura ihre Assistenzzeit im nahegelegenen Krankenhaus absolvierte trafen sich die beiden Freunde regelmäßig. Zumindest so, wie es ihre Schichten erlaubten. Naruto brachte Sakura zum lachen, brachte sie täglich auf andere Gedanken. Er war eben neben Ino mittlerweile ihr bester Freund. „Hallo Officer.“, sagte Sakura anerkennend als Naruto komplett uniformiert auf sie zutrabte. Er schenkte ihr ein breites Grinsen, umarmte sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Sakura störte sich nicht daran. Für sie war es eher ein Ausdruck ihrer innigen Freundschaft. „Und? Durst?“ „Und wie.“, entgegnete er verheißungsvoll. „Tut mir Leid dass ich mich verspätet habe. Wir hatten noch einen Einsatz.“ „Schlimm?“ Naruto zuckte mit den Schultern. „Routine, eigentlich.“ Er hielt seiner Freundin, ganz der Gentleman, die Tür auf und beide betraten das Café. Vor ihnen erstreckte sich bereits das üppige Angebot des Coffeeshops. „So, jetzt kann ich mich wenigstens für meine Verspätung entschuldigen. Was willst du?“, fragte Naruto grinsend. Sein Lachen war wirklich ansteckend. Sakura konnte nicht anders als ihn ebenfalls anzulächeln. „Wenn du schon so fragst, ein Latte mit einem Schuss Haselnusssirup.“ „Geht klar.“ Der junge Mann stellte sich an der Warteschlange an.   Selbst nachdem die unfreundliche Bedienung ihn grundlos angepflaumt hatte, hatte Naruto sein Lächeln nicht verloren. Mit zwei wohlriechenden und dampfenden Pappbechern kehrte der Polizist zurück. „Also dann, erzähl. Wie läuft deine Schicht?“ „Ach momentan ist es eher ruhig. Es sind Sommerferien. Die meisten Unruhestifter scheinen wohl nicht in der Stadt zu sein.“ „Klingt doch ganz entspannt.“ „Naja, mir wäre es lieber wenn’s ein wenig mehr wäre, aber das würde auch bedeuten dass es mehr Menschen schlecht ginge, also… ja wahrscheinlich hast du Recht.“, Sakura lächelte ihm entgegen. Die Beiden traten durch die Tür des Coffeshops. Ein paar Meter weiter kreuzte auch schon der nächste Polizist ihren Weg. Naruto und Sakura hielten an. „Sasuke?“, entkam es Sakura erstaunt. Seit seinem Absturz waren mehrere Wochen vergangen. Seit dem hatten sie sich nicht mehr gesehen. „Hey Alter, hattest wohl die selbe Idee wie wir.“, Naruto reichte seinem Kumpel die Hand der daraufhin einschlug. Er deutete auf seinen Kaffeebecher und genehmigte sich demonstrativ einen Schluck der herben Brühe. Das Getränk benetzte eben seine Zunge und schon verzog er das Gesicht. „Mist, ich hab den Zucker vergessen.“ „Willst du nochmal zurück?“, fragte Sakura. „Ja, glaub schon. Ich kann das so nicht trinken. Ich geh noch mal schnell rein.“ „Okay.“, Sakura nickte ihm zu und sah ihm kurz nach bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Chief Assistent widmete. Er sah gut aus. Erholt. Wach. „Hey. Lange nicht mehr gesehen. Wie geht’s dir?“, fragte sie freundlich. Sasuke musterte sie kühl. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, aber gut.“ Sakura traute ihren Ohren nicht. Da war er wieder, der alte Sasuke. War ja klar… „Hmm komisch. Man sollte meinen es gäbe einen Unterschied.“ „Zu was?“ „Naja damals dachte ich es liegt an deiner Laune, aber scheinbar bist du ein Arschloch auf Vollzeit. Erinnere mich doch beim nächsten Mal daran, dich einfach auf dem Klo liegen zu lassen.“, sagte sie bittersüß. Verblüfft hob Sasuke die Augenbrauen in die Höhe.  „Wo ist dein Problem? Ich habe mich bereits für deine Hilfe bedankt, oder etwa nicht?“, sagte er einfach. Sakura hatte Mühe ihre Fassungslosigkeit über ihn zu unterdrücken. War es denn zu viel verlangt ihr einfach etwas Respekt entgegen zu bringen? Sakura schnaubte. „Hah, und ich dachte wirklich, dass du so etwas wie Gefühle hättest.“ Sasuke lehnte sich, amüsiert, zu ihr rüber. „Ich würd nicht drauf warten, Sakura.“ „Hey, ich bin fertig wir können los?“, Naruto hielt augenblicklich inne, als er die Blicke der Beiden erkannte. Seine Augen wanderten zwischen den beiden Streithähnen hin und her. Er ahnte bereits, dass die wenigen Minuten ausgereicht hatten, damit Sasuke alles zerstören konnte. „Sakura, lass uns gehen.“, versuchte er dazwischen zu gehen. Er legte beherzt einen Arm um Sakura um sie von Sasuke wegzudrehen. Naruto warf den Kopf nach hinten und sah noch mal zu Sasuke. „Wir sehen uns später.“   „Erzählst du mir, was da wieder los war?“ „Nichts. Er ist eben wieder ein Arsch.“, brachte Sakura zähneknirschend heraus. Naruto seufzte. Sasuke schien ein hoffnungsloser Fall. Was für ein Problem hatte er mit Sakura? Immerhin liebte er so ziemlich jede Frau. Es gab schließlich kaum eine Frau in der Stadt die Sasuke bereits nicht in seinem Bett hatte. „Was willst du von mir hören?“, sagte Naruto geschlagen. „Ich kann dir nur dasselbe immer wieder sagen.“, sagte Naruto entschuldigend. „Ich will gar nichts hören. Ich weiß was du mir erzählt hast, aber Naruto, er benimmt sich einfach unmöglich.“ „Da kann ich nicht widersprechen.“, entgegnete der Blondschopf nickend. „Na komm. Lass uns in den Park gehen. Dann streichen wir das Thema ‚Super arschiger Polizist‘ von unserer Themenliste.“ Sakura kicherte bei Narutos zutreffender Betitelung. Die Beiden suchten sich eine Parkbank mit Blick zum See und ließen sich dort nieder. Der Park war gut gefüllt. Bunte Decken zierten die Wiesen rund um den großen See. Kleine Kinder standen bis zu den Knien, mit Eimer und kleiner Schaufel bewaffnet, im Wasser und buddelten auf dem Grund des Sees nach verborgen geglaubten Schätzen. Die Sonne strahlte Naruto und Sakura warm ins Gesicht während sie ihren Kaffee genossen. „Das ist jetzt genau das Richtige.“ Sakura streckte ihre Gliedmaßen in die Länge. „Wem sagst du das.“, bestätigte Naruto und stürzte den mittlerweile lauwarmen Kaffee seine Kehle hinunter. Er kramte sein Handy aus seiner Hosentasche, tippte hastig darauf rum, bevor es wieder in seiner Hosentasche verschwand. „Was hälst du davon die Tage bei mir vorbeizukommen und wir machen was zusammen?“ Sakura öffnete die Augen und sah in die azurblauen ihres besten Freundes. „Und was schlägst du vor?“ „Hmm…Vielleicht ein Filmabend?“ „Einen Filmabend?“ „Ja, ein paar Freunde, ein paar lustige Filme und jede Menge ungesundes Junkfood.“ Sakura lachte. Naruto kam auf die besten Ideen. „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Filmabend gemacht habe. Aber ja, wieso nicht. Ich frag Ino ob sie Zeit hat.“ „Klasse. Ich schau nachher mal was diesen Samstag so ansteht.“ Naruto grinste ihr breit entgegen und ließ sich weiter in die Bank sinken.     „Das hättest du dir echt sparen können.“, sagte Naruto und warf seine Umhängetasche auf den Schreibtisch. „Was willst du von mir?“, bellte Sasuke zurück.  „Dir ist manchmal nicht mehr zu helfen. Von Sakura natürlich. Hast du vergessen dass sie dir geholfen hat?!“ „Was wollt ihr alle von mir? Ich hab mich doch bei ihr bedankt.“, Sasuke stöhnte genervt auf. Der junge Spross der Uzumaki Familie durchwühlte die Schubladen seines Containers und fischte ein schwarzes Buch heraus. Eilig blätterte er darin rum und nahm den nebenliegenden Dienstplan zur Hand. Er hatte Samstag tatsächlich Zeit. Zwar musste er die Frühschicht antreten, aber das bedeutete nur, dass er sich Sakura den ganzen Abend widmen konnte. Naruto zog sein Handy aus der Hosentasche und schickte Sakura ein einfaches, aber aussagekräftiges Emoji. Das Handy fiel zurück in die Schublade und der Blondschopf sah zu seinem Freund herab. „Du wirst das wieder geraderücken.“, deutete Naruto ihm drohend mit dem Zeigefinger. Er hatte genug von Sasukes schlechtem Benehmen gegenüber Sakura. Er hatte Pläne, doch wie sollte er seinen besten Freund und die Frau seiner Träume unter einen Hut bekommen wenn Sasuke sich wie ein kompletter Vollarsch benahm? Aber von Narutos Plan, beide für den kommenden Samstag einzuladen, wusste keiner der Beteiligten. Der Angesprochene zog gereizt eine Augenbraue nach oben und funkelte seinen Freund unterkühlt an. „Du hast sie nicht mehr alle.“, Sasuke stand auf, schnappte sich seine Kaffeetasse und verschwand in der Küche. Gereizt feuerte er seine Kaffeetasse unter den Kaffeevollautomat. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte während die Maschine mit monotonem Geräusch den Kaffee in die Tasse laufen ließ. Er würde einen Teufel tun. Seit dem Vorfall spukte ihm diese Frau ständig im Kopf herum. Ihre Augen verfolgten ihn ständig. Ständig sah er dieses satte Grün dass seine emotionale Mauer zum einstürzen brachte. Selbst ihre Stimme, die angenehm weich war, schlug mit ihren Worten erbarmungslos in seine Magengrube. Dieses Weibsbild hing mittlerweile wie ein Damoklesschwert über seinem Leben. Er konnte sich kaum noch daran erinnern wann er das letzte Mal ein bedeutungsloses One Night Stand hatte. Immer wenn er auch nur den Gedanken fasste, ein Angebot anzunehmen, machte sie ihm alles zu Nichte. Dieser eine Satz, wieso? Es sollte nicht echt sein, genau deshalb tat er es, oder nicht? Sie stellte ihn fast wie einen liebeskranken Idioten dar, der seine Labilität in körperlicher Zuneigung zu ertränken versuchte, aber er war verdammt nochmal ein erwachsener Mann! Aber das schlimmste an all dem war, dass er nicht wusste ob die Frustration darin begründete, dass er einfach nur untervögelt war oder schlicht und ergreifend die Tatsache, dass diese Frau ihm einfach unter die Haut ging. Denn in der Tat, und das gestand er sich mittlerweile zu, war Sakura eine hübsche, attraktive Frau. Aber ihr moralischer Kompass fuckte ihn einfach ab. Der Kaffee war mittlerweile durchgelaufen. Sasuke sah noch einmal zur Uhr. In einer Stunde hatte er Feierabend. Er musste raus. Ganz eindeutig. Diese Frau bedeutete ihm nichts. Und genau das musste er sich selbst beweisen.     Den ganzen Abend über versuchte Sasuke den Engel auf seiner Schulter zu ignorieren. Es schien wie verhext. Seine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Sobald die Frauen sich ernsthaft für ihn interessierten und aufhörten über sich selbst zu reden, versagte er auf ganzer Linie. Aber wieso? Er sagte das gleiche wie sonst auch. In der Regel tat sein Aussehen und die Tatsache, dass er bei der Polizei arbeitete, den Rest. Schade nur, dass der ganze Rest ein arrogantes Arschloch ist… „Arschloch…“, die Worte kamen leise aus seinem Mund und wurden von den wummernden Bässen des Clubs übertönt. Eigentlich konnten ihm diese Worte egal sein. Schließlich hatte er nie ein Geheimnis aus seinen Absichten gemacht. Die Frauen wussten alle genau auf was sie sich einließen. Eben diese Einstellung machte ihn für Frauen doch so attraktiv. Der unnahbare, mysteriöse, gut aussehende Kerl, der einfach nur guten Sex wollte. Wahrscheinlich dachte jede Frau, sie könnte ihn aus dieser Lethargie befreien. Doch er wollte nicht gerettet werden. Er wollte verdammt nochmal seinen Scharfsinn ausblenden, ihn benebeln mit all den süßen Substanzen. Seinen Körper von der ständig schmerzenden Brust ablenken, die seine Familie aber vor allem sein Bruder ihm hinterlassen hatte. Frustriert stand Sasuke auf und wankte zum Tresen. Der Barkeeper kannte seine Vorlieben bereits. Er tauschte Sasukes leeres Glas gegen ein volles. Müde sah sich Sasuke noch einmal um, in der Hoffnung etwas zu finden, was ihm kurzzeitig Ablenkung verschaffte. Und da war sie. Er wusste nicht, wie lange sie sich nicht mehr gesehen hatten. Vielleicht seit der Schule?! Er hatte keine Ahnung. Naruto würde ihn dafür hassen. Doch diese Frau würde ihm genau das geben, was er die ganze Zeit vergeblich gesucht hatte. Schon damals war es ihr egal, dass er nicht wie sie gefühlt hatte. Sie hatte ihn akzeptiert, so wie er war, nur um mit ihm zusammen sein zu können. Fasziniert musterte er sein Ziel, seinen einzigen Hoffnungsschimmer aus diesem Teufelskreis ausbrechen zu können und die rosahaarige Hexe zu vergessen. Sasuke lehnte sich zum Barkeeper rüber und flüsterte ihm die altbekannten Worte ins Ohr. Schwungvoll nahm dieser seinen Shaker in die Hand und mixte Sasuke ein Getränk, das einem karibischen Sonnuntergang glich. Gezielt steuerte er schließlich die junge Frau vor sich an, die seinen Blick bereits erwiderte. Das gute an ihr: Sasuke konnte sie lesen wie ein offenes Buch. Ihre Augen verrieten bereits Interesse an ihm. Endlich! „Sa-suke!“, stammelte sie mit zuckersüßer Stimme. Erleichtert über ihre Reaktion, reichte er ihr den Cocktail. Und obwohl er Narutos Missgunst damit erlangte, würde er sich genau das nehmen was er jetzt brauchte. ... Karin. Kapitel 12: Twelve ------------------ Twelve   „Argh! Diese blöde Kuh!“ Demotiviert warf Sakura ihre Tasche in die Ecke. Inos Kopf sah über die Lehne des Sofas zu ihrer Freundin. „Oh oh. Karin?“ Niedergeschlagen ließ sich Sakura neben Ino auf die Couch fallen und nickte. „Was ist dieses Mal vorgefallen?“ „Nichts. Es ist nur-… sie lässt mich jedes Mal wie einen totalen Volltrottel aussehen und heimst für meine Arbeit die Lorbeeren ein. Aber das reicht ihr ja scheinbar nicht, schließlich muss sie es mir ja noch unter die Nase reiben.“ Sakura stützte ihren Kopf auf ihre Hände und sah verloren geradeaus. „Ich hasse sie einfach.“ Verständnisvoll strich Ino über ihren Rücken. Sakura erzählte viel über ihre Arbeit und Karin war eines der Themen, dass Sakura täglich beschäftigte. Dabei verstand Ino kaum das Problem der Rothaarigen. Sakura war ein sehr umgänglicher und vor allem loyaler Mensch. Sie war zurückhaltend und höflich und liebte ihre Arbeit über alles. Wie konnte man mit diesem Menschen eigentlich nicht klar kommen?! „Du wirst das schon schaffen.“ „Hoffentlich.“, stöhnte Sakura und ließ sich in die weichen Polster sinken. Mit einer Tasse Tee in der Hand plauderten die beiden Freundinnen über Stunden. Es war lange her das Beide sich so intensiv unterhalten hatten. Sie lachten, schwelgten in Erinnerungen, redeten über Dates, Jungs und all den Kram den sie bereits im frühen Teenageralter thematisiert hatten. Es war einfach eine gelungene Abwechslung. Während Sakura eine neue Kanne Tee aufsetzte, durchstöberte Ino ihre sozialen Medien. Es war eigentlich immer das Gleiche. Sogenannte Influencer die wohl der Meinung waren, dass sie selbst mit dem fünfzehnten Werbepost keinem auf die Nerven gingen. Freunde die mit irgendwelchen gestellten Urlaubsfotos versuchten Eindruck zu schinden und Karin, die ein Bild mit Sasuke hochgeladen hatte. In gewohnter Manier scrollte Ino weiter, doch ihr Kopf blieb immer noch bei dem Foto hängen. „Bitte was?!“, brach es aus ihr raus. Sakuras Kopf schnellte in die Höhe und sie sah fragend zu ihrer Freundin. „Stimmt etwas nicht?“ Angespannt stand Ino auf und gestikulierte wild herum. „Stirnie, ich glaube ich kenne Karins Problem.“ Ino hielt Sakura ihr Smartphone entgegen. Sakura fiel die Kinnlade herunter. Karin und Sasuke?! Sakura wusste zwar, dass Sasuke kein Kind von Traurigkeit war, jedoch war es ihr neu, dass er sich der Öffentlichkeit präsentierte. Und warum ausgerechnet sie? In ihrer Erinnerung flammten seine Worte auf, als er Ino an die Bar geschickt hatte. „Nicht ganz mein Beuteschema!“ Aber das war sein Beuteschema?! Was für eine Vorstellung. Jack Frost und Miss Geltungsbedürfnis. Sakura schüttelte es. „Mach das Bild weg. Ist ja grauenvoll.“, gab Sakura gespielt geekelt zurück. Ino grinste. „Irgendwas sagt mir, dass sie von euch Beiden weiß.“ „Ino, was redest du da. Es gibt nichts zu erzählen. Er hat einfach tief in der Scheiße gesteckt und ich habe Naruto geholfen.“ Sakura nahm den brodelnden Wasserkocher in die Hand und übergoss die Teebeutel mit der klaren, dampfenden Flüssigkeit. Wie farbiger Rauch verteilte sich das Aroma des Tees im heißen Wasser. „Ach komm, die innige Umarmung im Bett? Sein fast nackter Auftritt im Wohnzimmer?? Sag mir nicht dass dich das kalt gelassen hat? Dafür sieht er einfach zu gut aus.“ Sakura seufzte. Ino konnte manchmal wirklich…beharrlich sein. „Was willst du jetzt von mir hören? Natürlich sieht er gut aus. Aber das alleine reicht nicht.“ Ino kicherte. „Recht hast du. Aber schade, dass ausgerechnet jemand wie Karin ihn bekommt.“ Sakura schmunzelte. „Ich würde sagen die beiden haben sich verdient. Komm, wir lassen das Thema. Wie sieht‘s eigentlich aus? Hast du am Samstag Zeit?“, versuchte sie schließlich abzulenken. „Nein, tut mir Leid. Der Typ von neulich, Sai, hat mich eingeladen.“ „Ach was!“, stellte Sakura verblüfft fest. Es kam selten vor dass Ino ihren Bettgeschichten eine zweite Chance gewährte. Umso interessanter, dass sie es dieses Mal tat. „Erzähl mir von ihm.“, forderte Sakura schließlich. Liebevoll lächelnd senkte Ino den Blick. Er schien ihr wirklich zu gefallen. Ihre Mimik war kein übliches Verhalten für die sonst so extrovertierte, offenherzige Ino. „Er ist sehr zurückhaltend, aber auch höflich. Er ist unbeholfen, aber freundlich…“ Ein wenig abwesend lauschte Sakura Inos Worten. Ungewollt tauchten zwei Gesichter vor ihr auf. Irgendwie brachte Ino sie dazu die wohl präsentesten Männer in ihrem Leben gegenüberzustellen: Naruto und Sasuke. Doch konnte man die Beiden überhaupt vergleichen? Naruto, immer gut gelaunt. Eine Frohnatur durch und durch. Überaus loyal, witzig, charmant, fürsorglich und wahnsinnig gutaussehend. Sasuke – düster, mysteriös, unfreundlich, arrogant, undankbar und trotzdem tiefgründig. Tiefgründig… Sakura blieb bei diesem Wort hängen. Es keimte vor allem dann auf, wenn sie an ihre gemeinsame Nacht dachte. Sein widerliches Verhalten war vielleicht einfach eine viel zu abstoßende Maske… Doch Sakura verwarf den absurden Gedanken. Nein, dieser Mensch hatte gar nichts mit Naruto gemeinsam. Einzig und allein sein Erscheinungsbild hatte Vorzüge, doch dahinter verbarg sich eine faule Frucht. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Sakura!“ „Eh ja, was?“ Ino grinste Sakura frech an. „Lass mich raten. In deinem Kopf spukt gerade ein sehr attraktiver Polizist herum.“ Sakura seufzte. Ino hatte schon immer ein gutes Gespür für Sakuras Gefühlswelt. „Das kann ja heiter werden.“, kicherte Ino und deutete bereits provokant den Filmabend an.   Sakura sah das anders. Selbst auf dem Weg zu Naruto ahnte sie nichts von Narutos Hinterhalt. Bewaffnet mit Wein und kleinen Knabbereien klopfte Sakura aufgeregt an Narutos Tür. Es war das erste Mal, dass sie den Blondschopf in seiner Wohnung besuchte. Kaum eine Sekunde verging und Narutos breites Grinsen erhellte den dunklen Flur seines Mietshauses. „Sakura! Hi. Komm rein.“, verkündete er lautstark. Unsicher trat die junge Frau ein und ihre Augen durchsuchten sofort den Raum. Ihre Wissbegierde sog jedes Detail wie einen Schwamm auf. Selbst als Naruto ihr die Tasche abnahm, sah wandte Sakura den Blick nicht ab. Belustigt beobachtete der junge Mann sein Date. „Und, hast du es dir so vorgestellt?“, fragte er grinsend. „Hmm… ich weiß nicht. Es ist so… ordentlich.“, stellte sie nüchtern fest. „Ordentlich? Was hast du denn erwartet?“, gespielt beleidigt stemmte Naruto die Hände in die Hüften. Noch einmal sah Sakura durch das kleine Wohnzimmer. Ein braunes, gemütlich wirkendes Sofa stand direkt an der Wand zu den großen Fenstern. Zwischen Sofa und Fernseher stand ein kleiner Couchtisch auf dem ein großes Glas, randvoll mit allerlei Süßigkeiten, stand. Keine zwei Meter davon entfernt ein kleiner Esstisch der Platz für vier Personen bot. Eigentlich war das alles sehr strukturiert. Doch lauter kleine Details, wie Fotos an den Wänden oder scheinbar außergewöhnliche Bierdosen, die ordentlich zu einer Pyramide gestapelt wurden, ließen die Wohnung unruhig wirken. Sakura lächelte. „Nichts. Vergiss was ich gesagt habe. Sie ist genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe.“ Für einen kurzen Moment beäugte er seine Freundin misstrauisch bevor Naruto wieder sein altgewohntes breites Grinsen aufsetzte. „Okay dann fühle die im Casa Naruto wie zu Hause.“, tönte Naruto. „Komm, ich zeige dir den Rest.“ Lange dauerte die Besichtigung nicht. Die Küche befand direkt hinter dem Fernseher. Sie war so schmal, dass gerade ein Klapptisch mit zwei gegenüberliegenden Stühlen darin Platz fand. Das Schlafzimmer lag unmittelbar neben dem Wohnzimmer. Die Wand wurde von einem großen Bett und einem Kleiderschrank, an dem bereits seine Uniform sauber aufgebügelt hing, gesäumt. Nur noch eine Tür im Schlafzimmer galt es zu erkunden. Das kleine Bad, das sich dahinter verbarg. „Also falls du aufs Klo musst, weißt du ja jetzt wo du es findest.“ Sakura nickte. „Eine schöne Wohnung hast du.“ „Hehe, danke.“, verlegen kratzte sich der Polizist am Hinterkopf. Ein Klingeln unterbrach die vertraute Zweisamkeit beider Freunde. „Oh das ist bestimm Sa-.“, doch Naruto wagte nicht, seinen Namen bereits auszusprechen und Sakuras Zorn auf sich zu ziehen. „Ach weißt du, mach‘s dir schon mal gemütlich. Ich lass die Anderen schon mal rein.“ Sakura sah ihr Gegenüber fragend an, hing dem Gedanken jedoch nicht länger nach. Sie ließ sich aufs Sofa fallen und sah zu Naruto, der den Hörer seiner Klingel abnahm, ein zwei Worte sagte und dem Besucher wohl die Tür öffnete. Wildes Geflüster hallte durch den großräumigen Flur. Wer das wohl sein konnte? Naruto hatte Sakura nichts über die anderen Gäste erzählt. Gespannt wartete sie auf die Auflösung des Rätsels und wurde prompt enttäuscht als sie das stechende Rot gepaart mit tiefem Schwarz erkannte. Fuck… Regelrechtes Entsetzen breitete sich auf Sakuras Gesicht aus. Karin, die personifizierte Teufelin ihres Arbeitsalltags gepaart mit Sasuke oder wie sie ihn gern betitelte: Jack Frost. „Was machst du hier?“, fragte Naruto Karin argwöhnisch. Demonstrativ griff die Angesprochene nach Sasukes Hand. „Wonach sieht’s denn aus?!“ Nicht nur Sakuras Kiefer spannte sich bei Karins arrogantem Unterton an. Auch Naruto wirkte angespannt. Karin stolzierte blind in die Wohnung, hielt jedoch abrupt als ihr ein rosa Haarschopf ins Auge stach. „Sag mal, was will die denn hier?“, stellte Karin entsetzt fest. „Die gleiche Frage könnte ich dir stellen.“, gab Sakura scharf zurück. „Ihr kennt euch?“, warf Naruto irritiert ein. „Ja, wir arbeiten zusammen.“, ergänzte Sakura knapp. „Du meinst wohl eher, dass ich dir jedes Mal den Arsch rette.“, korrigierte Karin. Sakuras Knöchel knackten bedrohlich. Das darf doch nicht wahr sein. Schockiert beobachtete Naruto das Szenario. Hatte sich denn die ganze Welt gegen ihn verschworen? Er wollte doch nur Sasuke und Sakura einander näher bringen. Und nun hatte selbst Karin ein Problem mit ihr? Weder Naruto noch Sasuke zweifelten daran, dass Karins Aussage auf das absolute Gegenteil zutraf. Nicht nur einmal hatte Sakura ihre medizinische Kompetenz unter Beweis gestellt. „Naruto, kann ich dich kurz sprechen? Alleine!“, brachte Sakura unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Naruto zuckte bei ihrem scharfen Ton zusammen und sah die zierliche Gestalt eingeschüchtert an. Sein Kehlkopf hüpfte während dem kräftigen Schlucken aufgeregt auf und ab.   „Was wird das hier, Naruto?“, fragte Sakura energisch. Dieser hob beschwichtigend die Hände. „Tut mir Leid. Ich dachte nicht, dass er ausgerechnet Karin mitbringt.“ „Du kennst sie?“ „Ja, sie ist meine Cousine.“, entgegnete Naruto salopp. „Sie ist deine Cousine?!“ „Eh, ja…“ Sakura schüttelte den Kopf. „Ach… darum geht’s gar nicht. Du hast ihn eingeladen, obwohl du wusstest wie wir zueinander stehen.“ „Ja, Sakura. Echt jetzt, ich wollte nur, dass ihr mal in Ruhe die Möglichkeit habt euch kennenzulernen. Ich meine so verkehrt ist er gar nicht und… und ich will wirklich, dass ihr Zwei euch versteht.“ Sakura bemerkte, wie sich Naruto um Kopf und Kragen redete. Ihm schien die Situation mindestens genauso unangenehm. Mit einem tiefen Atemzug mahnte sie ihr aufgebrachtes Gemüt zur Ruhe. „Okay… und wie stellst du dir das heute vor?“ „Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich wieder auf Karin einlässt.“ „Wieder? Die Beiden waren schon mal zusammen?“ „Naja, wenn man das so nennen will. Karin hat schon in der Schule total auf ihn gestanden. Sie war so beharrlich, dass er irgendwann nachgegeben hat. Ich glaube Karin empfindet wirklich was für ihn, aber Sasuke…“ „…nicht für sie.“, ergänzte Sakura. „Bist du mir jetzt böse?“, fragte Naruto schuldbewusst. Sakura sah zu ihm auf. Er sah sie aus seinen stahlblauen Augen an, wie ein Hund der gerade die Wohnung seines Herrchens zerlegt hatte. Ein kleines Schmunzeln huschte über Sakuras Lippen. „Sagen wir es mal so: Von allen Personen in diesem Raum kann ich dich wohl am Besten leiden.“ Auch wenn Sakuras Ärger nicht verflogen war, so hob es dennoch Narutos Laune. „Tut mir wirklich Leid. Aber als kleine Wiedergutmachung darfst du den Film aussuchen.“, gestand Naruto ihr zu. Sakura ließ sich auf sein Spiel ein. Sie würde diesen Abend durchstehen. Immerhin war Naruto an ihrer Seite, der ihr bisher immer tapfer den Rücken gestärkt hatte.   Als Beide zurück ins Wohnzimmer kamen, war ihnen Karin bereits zuvor gekommen. Provokativ schlang sie sich eng um den Mann neben ihr, der darunter fast nicht mehr zu erkennen war. „Sagt mal, was wird denn das?“, fragte Naruto. „Naja, es hatte wohl den Anschein dass es bei euch länger dauern könnte, da hab ich einfach einen Film ausgesucht.“, gab Karin stolz zurück. Naruto begutachtete die leere Filmhülle auf dem kleinen Couchtisch. Ein Horrorthriller. Na klar… Besorgt richtete er seinen Blick auf Sakura. „Ist das okay für dich?“ Er wagte es nicht mehr Sakura in die Augen zu sehen. Er hatte es komplett vermasselt. Kapitel 13: Thirteen -------------------- Es stellte sich heraus, dass Sakura den Film bereits kannte. Es war ein deutscher Horrorfilm der sich um fünf junge Erwachsene drehte, die nach einem gelungenen Bankraub in einem abgelegenen Hotel Unterschlupf fanden. Eigentlich ziemlich klischeebehaftet, aber entgegen ihrer anfänglichen Erwartung fand Sakura den Film damals wirklich gut. Die Herausforderung bestand auch nicht darin, dem schrecklichen Gemetzel standzuhalten, sondern eher dem Film zu folgen. Und nachdem Sasuke mit Karin aufgetaucht war, stellte das fast ein Ding der Unmöglichkeit dar. Nicht, dass es Karins abfällige Kommentare waren, wenn es Sakura vielleicht mal erschrak. Wer konnte es ihr verdenken? – Der Film war echt gruselig. Nein, es war die feindselige Anspannung zwischen den Beteiligten. Ob etwa Karins und Sakuras Zickenkrieg, Narutos Missbilligung gegenüber Karins Verhalten, Sasuke der seinem besten Freund definitiv eine Erklärung für die ganze Situation schuldig war oder etwa die paradoxe Mischung aus Ablehnung und Interesse zwischen Sasuke und Sakura. Es war ein hochexplosives Pulverfass was nur den richtigen Zündstoff brauchte um hochzugehen.   Naruto schluckte während er die angespannte Situation begutachtete. Irgendwie musste er den Abend retten. Gerade als eine der Schauspielerin unsicher durch das Hotel irrte, in dem mittlerweile der Strom ausgefallen war, bemerkte Naruto wie Sakura ihren Griff um die Wolldecke verstärkte. Karin hingegen schien mittlerweile bei Sasukes Arm das Blut abzudrücken. Wieso hatte sie auch so einen Film ausgesucht? Schnaubend fielen Narutos Hände auf seinen Schoß. „So wer hat Lust auf Knabberzeug?“, fragte er in die Runde. Hilfesuchend erreichte ihn Sakuras Blick. Er grinste. „Na junge Dame, was darf’s denn sein?“ Narutos Lachen schlug selbst die düsterste Dunkelheit in die Flucht. Sakura war dankbar für die Ablenkung, denn sie wusste, was gleich im Film geschehen würde. „Das was du hast.“, entgegnete sie sanft. „Mit dem was du mitgebracht hast, ist das ziemlich viel. Na komm, such dir selbst was aus.“, Naruto streckte ihr die Hand entgegen, die Sakura anmutig wie eine Prinzessin ergriff. Nur am Rande bemerkten beide Karins abfälligen Kommentar. „Ach bitte.“ Naruto sah über seine Schulter hinweg zu Karin und schüttelte kaum merklich den Kopf bevor er sich wieder seiner Herzensdame widmete. Er deutete auf den Schrank neben dem Kühlschrank. Sakura kniete sich runter und besah das bereite Sortiment an Junkfood. Sakura kicherte. „Erklär mir mal, wie du bei dem ganzen Zeug deine Figur behältst?“ Naruto kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Mein Körper braucht das eben.“ Beide lachten.   Kritisch beäugte Sasuke die beiden Freunde, die sich in der Küche scheinbar amüsierten. Naruto schien viel für die Ärztin zu empfinden. Immerhin war er selten so standhaft wenn es darum ging, dass sich Sasuke mit seiner potentiellen Freundin verstand. Doch Sakura hatte sein Leben kurzzeitig schon einmal auf den Kopf gestellt. Was würde also passieren, wenn dieser Zustand dauerhaft würde? Gott nein! Soweit wollte er gar nicht erst denken. Und trotzdem, er konnte seinen Blick nicht von den Beiden nehmen. Es war aber nicht Sakura die ihn primär störte, erschreckender Weise störte ihn die enge Vertrautheit zwischen Naruto und ihr am meisten. Als sich Karin erneut um seinen Hals warf, konnte Sasuke nicht vermeiden, dass er für einen kurzen Augenblick dass Verlangen verspürte, mit Naruto tauschen zu können. Er wusste warum Karin sich so aufführte. Sie wollte ihr Revier markieren, aber wieso? Sasuke hatte ihr keinen Anlass gegeben, sich wegen Sakura Sorgen zu machen. „Kannst du auch mal loslassen?“, warf er Karin schließlich barsch an den Kopf. Karin lächelte ihn schüchtern an. „Tut mir Leid, ich hab mich echt erschrocken.“ „Wieso hast du den Film dann ausgesucht?“ Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. Es erinnerte Sasuke daran, warum sie sich damals getrennt hatten. Nicht, dass Sasuke sie nicht mochte. Karin war wirklich in Ordnung, aber ihre grundlose Eifersucht machte sie manchmal unerträglich. Sasuke griff nach der Fernbedienung und hielt den Film an. „Ich geh vor die Tür.“ Mit diesen Worten schob Sasuke Karin von seinem Schoß und verschwand hinter Narutos Schlafzimmertür. Perplex sah Karin ihm hinterher. Die Sekunden verstrichen. Sakuras helles Gekicher drang an Karins Ohren und verlangte nach ihrer Aufmerksamkeit. „Gibt’s hier jetzt noch was zu essen?“, reklamierte sie bei den Beiden. Naruto und Sakura verstummten augenblicklich und sahen zu der Rothaarigen herüber. „Jaja. Ich mach ja schon.“, pöbelte Naruto zurück. Einen kurzen Moment später ertönte ein schrilles Klingeln und der Duft von süßem Popcorn durchströmte die Wohnung. „Hey, wo ist denn Sasuke?“, fragte Naruto schließlich. Karin verschränkte die Arme vor der Brust und drehte den Kopf weg. „Rauchen.“ „Eh Naruto, ich geh mal kurz auf Toilette.“, flüsterte Sakura ihm zu und ließ ihn mit seiner Cousine alleine. Naruto stellte die große Schüssel mit Popcorn ab und setzte sich zu Karin. „Was ist los?“ „Nichts.“ „Ach komm. Ich kenne euch ziemlich gut. Lass mich raten, er hatte keine Lust mehr auf den Film.“ Karin verzog das Gesicht. „Natürlich.“, schnaubte Naruto amüsiert. „Was ist daran bitteschön lustig?“ „Naja, dein Verhalten eben war wirklich daneben, echt jetzt.“ „Bitte?“ „Karin, du weißt, dass ich immer ehrlich zu dir bin. Erst mal, warum hast du dich wieder auf ihn eingelassen? Du weißt wie er mit den Frauen umgeht. Und dann bist du noch so gemein zu Sakura, wieso? Was hat sie dir denn getan?“ Narutos ehrliche Worte ließen Karin seufzen. Er hatte wie immer Recht. „Ja…“, gab sie schließlich nach. „-aber du weiß doch, wenn es um Sasuke geht…“ „Du bist unbelehrbar…“, entgegnete er bitter lächelnd. „Und was ist mit Sakura?“ Karin sah auf und blickte in Narutos Augen. „Dir liegt echt viel an ihr, oder?“ „Ja, deshalb auch das ganze Theater hier. Nach ihrem schlechten Start, wollte ich, dass Sasuke und Sakura sich ein wenig besser verstehen und du führst dich so auf.“ Karin sah zu ihren Händen. Ihre Daumen strichen über ihre Fingerknöchel. „Du hast wahrscheinlich Recht. Es ist nur… ich hab sie damals gesehen.“ „Wo?“ „Im Club, als Sasuke mit ihr getanzt hatte. Er sah so unbekümmert aus.“ Naruto hörte zum ersten Mal, dass Karin am besagten Abend auch anwesend war. „Ich habe ihn noch nie so gesehen…“ Naruto schluckte. „Es ist viel passiert, weißt du. Das war nicht Sasuke… zumindest nicht der den du kennst…“ Mehr wollte Naruto nicht verraten. Je weniger sie wusste desto besser. Außerdem stand es ihm nicht zu über diesen Abend zu reden. Alle Drei waren sich damals einig mit keinem darüber zu reden. „Ich kann dir nur so viel sagen, du brauchst dir um die Beiden keine Gedanken zu machen. Wirklich nicht. Ich bin ja schon froh, dass die zwei den Abend bisher rumgekriegt haben ohne sich in die Haare bekommen zu haben.“   Sie war an dem Abend auch dagewesen? Es war nicht richtig die Beiden zu belauschen. Aber Karin schien in Narutos Gegenwart ein völlig anderer Mensch zu sein. Immerhin erklärte es Karins Verhalten Sakura gegenüber, aber befriedigend war die Antwort dennoch nicht. Bevor die Beiden noch mitbekamen, dass Sakura insgeheim zuhörte, sah sie sich in Narutos dunklem Schlafzimmer um. Weißer Nebeldunst schwebte durch die laue Sommernacht. Sasuke. Sakura trat näher zur Balkontür und erkannte den stummen Gesellen der genüsslich an seiner Zigarette zog. Sein Blick war stur in die Nacht gerichtet, aber seine Augen wirkten nachdenklich. Zögerlich klopfte Sakura gegen den Fensterrahmen um sich anzukündigen. „Hey.“, sagte sie vorsichtig. Sasuke schwieg. Na sicher doch. Etwas unsicher sah sich die Frau mit dem rosa Haar um, bevor sie den Mut fand etwas zu sagen. „Darf ich dich was fragen?“ Seine Augen schielten zu der Frau die mittlerweile neben ihm stand. Eigentlich hatte er keinen Bedarf mit ihr zu reden, doch er war neugierig. „Was willst du wissen?“, gab er kühl zurück. „Wieso Karin? Ich meine was ich bisher von dir weiß ist, dass du bisher nur für One Night Stands zu haben warst. Mich würde interessieren was für eine Art Mensch Karin ist, dass du dich bei ihr auf eine Beziehung einlässt.“ Was für eine Frage! Aber von Sakura hatte er nichts anderes erwartet. So war sie schon, seit er sie kennengelernt hatte. Sie hinterfragte und forderte sich ihre Antworten. Durchaus eine interessante Eigenschaft, aber nichts was er gerade in seinem Leben gebrauchen konnte. Was für ein Mensch war Karin? Sollte er ihre Frage beantworten? Konnte er sie überhaupt beantworten? Für ihn war sie eine Ablenkung. Karin war es egal ob Sasuke nüchtern, betrunken oder high war. Ihr war es egal ob er etwas für sie empfand oder nicht, Hauptsache er war bei ihr. Ziemlich traurig, aber-… Das war auch der Grund, wieso Naruto gegen ihre Beziehung war. Beziehung – eigentlich war es für Sasukes Geschmack ein ziemlich unpassender Begriff für ihr Verhältnis. Für Karin mochte es zwar danach aussehen, doch für Sasuke war sie einfach nur Mittel zum Zweck. Ein Mittel dass ihn vor ihr und ihrem moralischen Kompass schützen sollte. „Hast du nichts besseres zu tun, als dir über mich und meine Beziehungen Gedanken zu machen?“, warf er ihr an den Kopf. Es war hart sie so abzufertigen. Aber was hätte er tun sollen? Zugeben dass Sakura buchstäblich dabei war ihn um den Verstand zu bringen? – Wohl kaum. Diese Niederlage würde er weder ihr noch sich selbst eingestehen. Sasuke erwartete bereits, dass sie wütend davon stürmen würde, aber er lag falsch. Sie lachte. „Ich habe zu viel erwartet.“, lachte sie abfällig. Sakura hob ihre Brust und stellte sich ihm erhobenen Hauptes in den Weg. „Hör mal zu, Uchiha, ich bemühe mich wirklich nett mit dir umzugehen, aber du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich das um deinetwillen tue?! Wenn es nicht Naruto wäre, würdest du mich ganz anders kennenlernen!“ In ihren grünen Augen lag ein eigenartiger Glanz. Er signalisierte Angriffslust. Irritiert musterte Sasuke ihr Gesicht, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und lächelnd in der Tür verschwand. Ein wenig überrascht sah er ihr hinterher. Immerhin war er es nicht gewohnt, dass ihm eine Frau so die Stirn bieten konnte bzw. wollte. Sakura hatte ihren Standpunkt klar gemacht. Sie hatte keinerlei Interesse an ihm. Der Gedanke war zwar im ersten Moment beruhigend doch der bittere Beigeschmack kam erst im Abgang. Was war das nur für eine Frau?   Sasuke hatte das Wohnzimmer noch nicht vollständig betreten, da hielt ihm sein Kumpel bereits einen bunt leuchtenden Controller entgegen. „Hier übernimm mal für mich. Deine Freundin versucht gerade mich fertig zu machen und das schafft sie auch wenn ich nicht bald aufs Klo komme.“ Er ließ den blonden Chaoten vorbei und trat näher zum Bildschirm. Hatte Naruto gerade ernsthaft ein Ego-Shooter Spiel in die Spielekonsole geworfen?! Er musste sehr verzweifelt sein. Obwohl es wie ein Hilfeschrei von Naruto wirkte, hob das Spiel deutlich die Stimmung. Denn hier konnten alle Beteiligten ihrer Anspannung Luft machen. Nachdem Sasuke seine Freundin in Narutos Namen binnen Sekunden fertig gemacht hatte hieß es Naruto vs. Sasuke. Nicht nur, dass die Runde sich in die Länge zog, es war pures Entertainment. Naruto vergewaltigte seinen Controller während er Sasuke permanent provozierte oder beschimpfte. Doch damit nicht genug, zu Sakuras Erstaunen stieg der sonst so unterkühlte Uchiha auf Narutos Spielchen ein. Vor ihr saß plötzlich ein kleiner unbekümmerter Junge der mit seinem besten Freund bereits seit Stunden ein Computerspiel spielte und nicht verlieren wollte. Es war erstaunlich. Und im gleichen Moment flammte die Erinnerung an jenen Abend auf. Als er im Bett lag und sie so verwirrt, ja fast hilfesuchend ansah, war es fast dasselbe Bild. Hinter dieser abstoßenden Fassade, die er versuchte aufrecht zu erhalten, schien sich wohl doch ein sensibler Mensch zu verstecken. Denn zum ersten Mal erkannte Sakura parallelen zwischen Narutos Erzählungen und dem was sie sah. Sie konnte nicht vermeiden, dass sich ihre Mundwinkel hoben. Was hast du bloß durchmachen müssen? „Sakura?“ Große blaue Augen musterten Sakuras abwesenden Gesichtsausdruck. „Eh was?“, stieß sie überrascht hervor. „Na hier.“, Naruto hielt ihr den Controller hin. „Du bist dran.“ „Achja, sorry. Bei euren Streitereien hatte ich echt abgeschaltet.“, lachte sie. „Das war doch noch harmlos.“, konterte Naruto. Jetzt hieß es Sasuke vs. Sakura. Der Countdown auf dem Bildschirm kündigte das bereits bevorstehende Unheil an. Das Szenario öffnete sich und auf der Karte war bereits zu erkennen, dass sich die Beiden jeweils am anderen Ende des Spielfelds befanden. Es wurde still. Keiner sagte ein Wort. Wenn Sakura ihn so schon nicht verletzen konnte, wollte und durfte, so hatte sie auf dem Spielfeld freie Bahn. Sie war sicher kein Profi, aber sie verstand recht schnell. Mit ihren geschickten Fingern stieß sie immer mehr zum Feind hervor. „Du kannst einpacken.“, brachte sie unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Sasuke schnaubte amüsiert. „Vergiss es!“ Sein Avatar suchte bereits eine sichere Deckung. Und wieder kam Sasukes brillantes, taktisches Denken zum Vorschein. Doch er hatte die Rechnung definitiv ohne Sakura gemacht. Nun zahlte es sich aus, dass er sie all die Zeit maßlos unterschätzt hatte. „Ich hab’s dir gesagt.“, prustete Naruto los, als Sakura tatsächlich den ersten Treffer landete. „Sakura würde sogar Shikamaru schaffen.“, trötete er weiter. „Tze…“ Und obwohl Sasuke seit einer Ewigkeit einen Treffer einstecken musste, war das Gefühl der Niederlage mehr reizvoll als frustrierend. Diese Frau… Der Abend wurde immer später und als Naruto schließlich in die fünfte Runde mit Sasuke einstieg, hatte Sakura Mühe die Augen aufzuhalten. Immerhin hatte sie am Morgen noch Dienst gehabt. Nur noch vage drang ein Cocktail verschiedener Stimmen an ihre Ohren, doch Sakura war zu träge noch einmal die Augen zu öffnen. Vielmehr driftete sie immer mehr ins Traumland.   Ein lauer Wind strich über ihre Schultern. Lose Haarsträhnen umspielten ihre Nasenspitze und machten es ihr schwer noch weiter zu schlafen. Mit jedem weiteren Millimeter drang mehr Licht an ihre Augen. Seit wann schlief sie mit offenem Rollladen? Als das Bild vor ihr immer mehr aufklarte, war Sakura mit einem Schlag hellwach. Sie war nicht zu Hause. Die junge Frau sah an sich hinab und sah eine schwere Decke an sich runterfließen. Neben ihr lag ein großes luftiges Kopfkissen. Das Bettzeug roch eindeutig nach Naruto. War sie etwas eigeschlafen? „Hey, morgen Schlafmütze, ich hoffe du hattest einen erholsamen Schlaf.“, ertönte eine fröhlich heisere Stimme von der Seite. Sakura sah zum Türrahmen und erkannte Naruto. In seiner lockeren Jogginghose und dem lockeren Morgenmantel sah er im Vergleich zu seiner Uniform ungewohnt unordentlich aus. Sakura kam nicht daran vorbei seinen nackten Oberkörper zu mustern. Immerhin stand ein gut aussehender, durchtrainierter Polizist vor ihr. „Morgen.“, lachte sie ihm entgegen. Der junge Mann stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf sie zu. „Du bist einfach während unserer letzten Runde eingeschlafen. Tut mir Leid, ich hab’s nicht übers Herz gebracht dich zu wecken.“, gestand er. „Nicht schlimm. Danke für deine Fürsorge.“, kicherte sie. „Wie viel Uhr ist es eigentlich?“ „Kurz vor halb zehn. Aber jetzt wo du wach bist, was hältst du davon wenn wir frühstücken?“ Naruto deutete auf den kleinen Tisch in seiner Küche. Sakura stand auf und betrachtete das liebevolle Kunstwerk aus Brötchen, Croissants, Aufschnitten und süßen Aufstrichen. Er hatte sich scheinbar sehr viel Mühe gegeben. Sakura lächelte. „Gern.“   Schweigend kauten Beide auf den Brötchen herum. Sakura nutzte erneut die Gelegenheit Narutos kleine Wohnung zu betrachten. Im Gegensatz zum Rest der Wohnung wirkte die Küche sehr organisiert. Etwa wegen dem kleinen, sauber sortierten Gewürzregal über dem Herd, dem ordentlich gestapelten Geschirr das in der Spüle stand oder den nahezu perfekt gefalteten Handtüchern die über dem Griff des Backofens gehängt wurden. Die ordentliche Küche schien das genaue Gegenteil des strukturierten Chaos seiner restlichen Wohnung. Sakura grinste. „Was?“, fragte Naruto, der Sakura fragend ansah. „Nichts. Ich sehe mich nur ein wenig um.“, beteuerte sie unschuldig. Narutos Augen verengten sich. „Sicher?“ „Sicher!“, bestätigte sie. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Er schien echt ein Händchen dafür zu haben. Der Kaffee schmeckte hervorragend. „Übrigens, ich fand den Abend gestern echt schön.“, begann er leise. Unsicher musterte Naruto sein Gegenüber. Ihm graute vor einem niederschmetternden Urteil. „Zu Anfangs hätte ich das nicht behaupten können, aber die Idee mit dem Spiel war echt super.“, bestätigte Sakura schließlich. „Außerdem hast du es doch mit einem ausgezeichneten Frühstück wieder gut gemacht.“ Auf Narutos Gesicht schlich sich wieder sein altgewohntes Lächeln ein. „Okay, also wie sieht dein Tag heute aus?“, fragte er schließlich. Sakura kaute auf ihrem Körnerbrötchen herum. „Hmpf eigentlif nift viel.“, brachte sie hervor. „Gut, was hältst du davon wenn ich mich fertig mache und dann bringe ich dich nach Hause?“ „Klingt gut.“, bestätigte Sakura knapp.   „Eeh Sakura?! Kannst du bitte mal herkommen?“, Naruto lehnte sich aus der Badezimmertür. Fragend zog Sakura ihre Augenbrauen zusammen. „Alles in Ordnung?“ „Nein, irgendwie nicht…“ Sakura legte Narutos Tablet zur Seite und folgte ihm. Nur mit einem Handtuch um die Hüften, saß Naruto auf der Toilette und drückte ein Handtuch auf seine Hand. „Was hast du denn gemacht?“, fragte Sakura schließlich und nahm das Handtuch zur Seite. Eine Schnittwunde klaffte an seinem Daumen. „Eh nun ja-.“, kicherte er verlegen. „-ich wollte eigentlich nur die Klingen von meinem Rasierer wechseln, aber ich hab sie nicht rausbekommen…“ Sakuras warme Finger umschlossen Narutos Handgelenk und ließen seine verkrampfte Hand sofort entspannen. Sie besah sich Narutos Massaker, das er an sich selbst verrichtet hatte und schnaubte amüsiert. „Du Tollpatsch. Du solltest besser aufpassen. Wo hast du denn das Erste Hilfe Zeug?“ „Hinten in dem Körbchen.“ Sakura drückte erneut das Handtuch auf die Wunde und durchwühlte das Körbchen nach den geeigneten Utensilien. Still saß Naruto ihr gegenüber und beobachtete, wie sie behutsam seine Wunde desinfizierte. Das Desinfektionsmittel brannte unangenehm in der frischen Schnittwunde. Sakura griff zur Schere und schnitt ein großes Stück des aufgerollten Pflasters ab. Mit zusammengekniffenen Augen prüfte sie, ob die Größe passte. Sie nahm erneut die Schere und schnitt das Pflaster ein um es schließlich perfekt um Narutos Daumen zu legen. „So, fertig!“ Naruto sah zu seiner Hand die immer noch in Sakuras Händen lag. Sein Herz schlug schneller als er den liebevoll verarzteten Finger betrachtete. Seine Augen wanderten hoch zu ihrem Gesicht. Noch immer lächelte sie, noch immer lag seine Hand in ihrer. Es fühlte sich unfassbar gut an, aber vor allem richtig. Sollte er es ihr sagen? Würde er damit alles kaputt machen? Ein dumpfer Schmerz kündigte sich bereits unter seiner Schädeldecke an. Das hier würde böse enden. Aber er wäre ein Feigling wenn er jetzt in diesem nahezu perfekten Moment einen Rückzieher machen würde. Mit einem tiefen Atemzug versuchte er das Durcheinander in seinem Kopf zu klären und sein Herz zu beruhigen. Ohne Vorwarnung lehnte er sich schließlich zu Sakura rüber und küsste sie. Kapitel 14: Fourteen -------------------- Fourteen     Dunkelheit schlug ihm entgegen, selbst jetzt mit offenen Augen. Orientierungslos versuchte er etwas zu ertasten das ihm wenigstens eine Richtung gab. Er drehte sich zur Seite und sah dem digitalen Wecker, den er seit Ewigkeiten besaß, müde entgegen. 04:35 Uhr. Verdammt. Seufzend ließ er sich in sein Kissen sinken. Es war eindeutig zu früh. Zu früh zum aufstehen, zu früh für einen Kaffee und definitiv zu früh um arbeiten zu gehen. Die Dunkelheit umschloss ihn wie einen Schutzpanzer, nur die zierliche Person neben ihm würde es schaffen ihn zu zertrümmern. Sie würde nur einen Augenaufschlag benötigen und das schillernde Grün würde alles zum Einsturz bringen. Fast apathisch nahm er ihre rosa Haarsträhne zwischen seine Finger und zwirbelte sie auf. Was zum-? Schwer atmend erwachte Sasuke aus seinem Schlaf. Die Sonne bahnte sich bereits einen Weg durch sämtliche Öffnungen und beleuchtete die Umrisse seines Schlafzimmers schwach. Rastlos sah er zu seiner Linken. Er atmete auf. Ein kräftiges Rot stach ihm in die Augen. Paradoxerweise löste Karins Anblick aber keine Erleichterung aus. Vielmehr überwog die Enttäuschung über die Tatsache, dass er nicht neben der sanftmütigen Sakura aufwachte. Sasuke setzte sich auf und wie bereits in seinem Traum sah er zur Uhr. 08:23 Uhr. Immerhin… Antriebslos stand Sasuke auf und verschwand geräuschlos aus dem Schlafzimmer. Er musste pinkeln und danach brauchte er dringend einen Kaffee.   Abwesend betrachtete Sasuke die Tasse, die sich unter dem monoton summenden Geräusch der Kaffeemaschine immer weiter mit der wohlduftenden, braunen Flüssigkeit füllte. Sein Mund verlangte dringend nach belebendem Koffein. Stur sah er aus dem Fenster während er die dampfende Tasse zu seinem Mund führte. Der heiße Kaffee spülte den bitter trockenen Geschmack weg und trotzdem hinterließ er kein Gefühl der Befriedigung. Eigentlich sollte dieser Abend der Beweis dafür sein, dass Sakura keinen Einfluss auf sein Handeln hatte, stattdessen schien es nun schlimmer als vorher. Ihr toughes Auftreten und ihre kindliche Freude während ihres virtuellen Duells hatten definitiv Spuren hinterlassen. Sasukes Griff um die Kaffeetasse verstärkte sich. Diese Hexe. Was stimmte mit dieser Frau nicht? Egal was er tat, sie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. „Guten Morgen.“, ertönte eine weiche Stimme plötzlich hinter ihm. Sasukes Bauchmuskeln spannten sich und Karins federleichten Berührungen an. „Hn.“ Karins Hände fanden ihren Weg immer weiter Richtung Hosenbund. Doch bevor sie ihr ersehntes Ziel, stoppte Sasuke sie. Karin sah ihn irritiert an, lachte jedoch. „Was?! So früh und schon so schlecht gelaunt?“ Sasuke sah in seine Tasse und stürzte den letzten kleinen Rest des bräunlichen Gebräus seine Kehle hinab. Es war definitiv ein Fehler gewesen sich auf eine Nummer im Auto mit Karin einzulassen, doch als er Sakura friedlich schlafend auf Narutos Couch gemustert hatte, sind ihm alle Sicherungen durchgebrannt. „Du hattest gestern Abend deinen Spaß, also lass mich in Ruhe.“ „Wow, du hast wirklich schlechte Laune.“, stellte Karin nüchtern fest. Sasuke musterte die Frau wenig interessiert bevor er seine Tasse in die Spüle stellte und im Badezimmer verschwand. Entnervt blickte Sasuke in sein Spiegelbild. Seine Haut wirkte fahl und seine Augen matt. In einem Satz gesagt: Er sah tatsächlich so beschissen aus wie er sich fühlte. Nach und nach fielen die Kleider auf den Boden und Sasuke tauchte in den warmen Regen der Dusche ab um wenigstens einen Moment die Frauen, die sein Leben momentan auf den Kopf stellten, vergessen zu können.       Sein heißer Atem kitzelte bereits auf ihrem Gesicht. Sakura wusste was passieren würde. Von ihrer eigenen Handlungsunfähigkeit überrascht ließ sie Naruto gewähren. Wie weiche warme Kissen schmiegten sich seine Lippen perfekt an ihre. Sakura konnte noch immer die feine Minze seiner frisch geputzten Zähne schmecken. Sein Kuss fühlte sich ehrlich und unfassbar gefühlvoll an. Der Moment schien beinah unendlich zu sein, als würden sie für Minuten so verharren…   Azurblaue Augen sahen Sakura schließlich unsicher an. Was erwartete er jetzt von ihr? „Naruto…“, entkam es ihr geräuschlos. Langsam wurde Sakura das gesamte Ausmaß ihrer Tat bewusst. Er hatte sie geküsst und anstatt es abzulehnen, hatte sie es zugelassen. „Tut mir leid-.“, begann er. „aber ich wusste nicht wie ich es dir sonst sagen sollte.“ Seine Hand zitterte in Sakuras Händen. War er etwa so nervös? Obwohl beide schon in einem Alter waren, in dem manche Altersgenossen bereits übers Heiraten nachdachten, wirkte Naruto in diesem Moment wie ein unerfahrener Teenager. Und während Sakura ihn so betrachtete, konnte sie nicht vermeiden, dass sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen stahl. „Schon okay.“, sagte sie schlicht. „Aber, was bedeutet das?“ Naruto senkte schuldbewusst seinen Blick. Seine zittrigen Finger strichen vorsichtig über Sakuras Handfläche. „Wir kennen uns jetzt echt schon ‘ne Weile und ich verbringe einfach total gerne Zeit mit dir. Du bist witzig, klug und hübsch.“ „Naruto…“ „Ich weiß…, aber ich will ehrlich mit dir sein. Ich mag dich wirklich sehr gerne. Ich… ich…“. Es war unvorstellbar, dass Naruto um Worte ringen musste. Doch es kam nicht oft vor, dass er einer Frau gestand, dass er sie liebte. Nur mühsam schafften es die Worte schließlich über seine Lippen. „Ich habe mich in dich verliebt, Sakura.“ Uff. Nun war es raus. Narutos Herz klopfte ihm wieder bis zum Hals. Er fürchtete fast es könnte ihm aus der Brust springen. Eine Welle des Schweigens brach über die Beiden herein. Sakura wollte ihm so gerne antworten, aber im Moment seines Geständnisses war ihr Kopf völlig leer. Mit jeder weiteren Sekunde die verging, wuchs Narutos Unmut über seine Tat. „Sag doch was.“, forderte er sanft. Sakura strengte ihren Kopf an, aber da war keine Antwort, jedenfalls nicht die, die Naruto verdiente. „Naruto… ich… ich bin wirklich gerührt…“, stammelte sie. Sie mochte Naruto. Alleine dass sie diesen Kuss zugelassen hatte, war der eindeutige Beweis dafür. Aber liebte sie ihn? Ihr Herz begann zu schmerzen. Sie wusste, so oder so würde sie Naruto, den treuen und liebevollen Menschen, enttäuschen. Dabei hatte er es am aller wenigsten verdient! Ja, sie liebte ihn, aber nicht wie Naruto sie. Aber genau darum ging es. Naruto hatte jemanden verdient, der ihm genau die Liebe entgegenbrachte die er investierte, und genau an diesem Punkt kam Sakura nicht weiter. „… ich weiß einfach nicht, ob ich dasselbe für dich empfinde.“, Sakura hob ihren Blick und suchte einen Funken Hoffnung in Narutos Augen. „Ich wünschte ich könnte dir die Antwort geben die hören willst.“ Narutos Augen wurden trüb. „Nein, schon gut.“, brachte er tonlos hervor. Sakuras sanftes Lächeln wurde von Bitterkeit gezeichnet. „Wärst du mir sehr böse, wenn wir vorerst Freunde bleiben?“ Naruto starrte zu Sakuras Händen herab, die seine immer noch so schützend festhielten. „Du bist schließlich mein bester Freund…“ Es war ein Stoß durch die Brust. Auf seiner Stirn würde wohl für immer der ‚Beste Freund‘-Stempel prangern. Aber ihre Erklärung war fair und plausibel, auch wenn sein Herz dafür leiden musste. Die Position des besten Freundes war immer noch besser, als ihre Freundschaft aufzugeben.   Nur das Radio unterbrach die unangenehme Stille während der Autofahrt. Weder Naruto noch Sakura fühlten sich in der Lage etwas zu sagen. Sie überlegte welches belanglose Thema die Stimmung heben konnte, aber in Anbetracht seines Geständnisses und ihrer Antwort darauf, schien jedes Thema unangebracht. Mit jedem weiteren Meter wuchsen die Häuser Konohas in die Höhe und warfen lange Schatten auf die vollen Straßen. Im Hintergrund spielte der DJ mittlerweile ‚Wild Love‘ von James Bay. Eigentlich liebte Sakura das Lied, aber in diesem Moment konnte es kaum unpassender sein. Aber bevor sie reagieren konnte, hatte Naruto bereits den Sender gewechselt. Wie unangenehm…   Zum ersten Mal verspürte Sakura das Gefühl von Erleichterung als sie vor ihrer Wohnung hielten. Eigentlich genoss sie Narutos Gesellschaft, aber die Stimmung war am Tiefpunkt, daran konnte keiner der beiden was ändern. „Also dann…“, begann Sakura. „Danke für deine Gastfreundschaft und fürs nach Hause fahren natürlich.“ Naruto sah zu ihr und nickte. „Dann… bis dann!“ Gerade als Sakura die Tür öffnen wollte, hielt Naruto sie am Handgelenk fest und forderte ihre Aufmerksamkeit. „Wir bleiben weiterhin Freunde, oder?“ Ihre Augen weiteten sich als sie den Schmerz in seinen Augen sah. Sie ließ sich zurück in den Beifahrersitz fallen und lehnte sich zu ihm rüber. „Natürlich bleiben wir Freunde.“, sagte sie liebevoll. Sakuras Hand wanderte zu Narutos Wange. Sanft strich sie über seine frisch rasierte Haut. „Gib mir etwas Zeit, okay?“ „Okay.“ Sakura entspannte sich ein wenig. Auch wenn er sie anlächelte, erkannte sie die Bitterkeit darin. Sie wusste, dass sie Naruto verletzt hatte.   Als Sakura die Haustür hinter sich schloss, verlor sie jeglichen Halt. Kraftlos sank die Frau zu Boden. Abwesend starrte sie ihre Hand an während ihre Erinnerung stetig zu diesem einen Moment zurückkehrte. Was habe ich getan? Heiße Tränen bahnten sich den Weg zur Oberfläche und liefen an ihren Wangen herab. „Sakura?“ Erschrocken zuckte Sakura zusammen als sie ihre beste Freundin im Türrahmen erkannte. Die schöne Frau mit dem blonden Haar zögerte keine Sekunde und nahm ihre Freundin in ihre Arme. „Liebes, alles in Ordnung?“ Sakura sagte nichts. Sie schüttelte nur den Kopf. „Willst du mir davon erzählen?“, hakte Ino vorsichtig nach. Aber wieder schwieg Sakura. Sie zuckte lediglich mit den Schultern. „Na komm. Setz dich erst mal auf die Couch und ich mache uns beiden einen Tee.“ Ja… das ist eine gute Idee. Während Ino in der Küche rumhantierte, stellte sich heraus, dass sie eigentlich nicht alleine war. Ein blasser, schwarzhaariger Mann, der sich später als Sai vorstellte, kam wenig später aus Inos Zimmer. „Sai, sei so lieb und gib uns ein paar Minuten, okay?“ „Natürlich.“ Mit diesen Worten ließ er die Beiden alleine. „Das ist er also.“, stellte Sakura lächelnd fest. „Ja. Aber dazu kommen wir später. Was ist passiert? Hat Sasuke sich wieder daneben benommen?“ Sakura stutzte bei dem Namen. Sasuke… Ihn hatte sie vollkommen vergessen. „Eigentlich… geht es um Naruto.“ Ino starrte Sakura an. „Naruto?! Was könnte der denn falsch machen?“ Inos gespieltes Entsetzen zauberte Sakura ein kleines Lächeln ins Gesicht. „Eigentlich nichts. Es ist nur so, er hat mich…geküsst…“ „Was? Er hat dich geküsst?!“ Sakura nickte unsicher. „Und weiter?“, forderte Ino. Sakura atmete noch einmal tief durch bevor sie Info Ino die ganze Leidensgeschichte erzählte. Wie er ihr seine Liebe gestanden hatte und sie ihm das Herz gebrochen hatte. „Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass du ihm wirklich einen Korb gibst. Aber ich bin froh, dass du es gemacht hast.“ Verwirrt sah Sakura ihre Freundin an. „Wieso bist du froh darüber?“ „Weil es das Richtige war.“ „So sicher bin ich mir da nicht…“, Sakura senkte den Blick und betrachtete die dampfende Flüssigkeit in der Tasse. „Du hättest ihn sehen sollen. Das hatte er einfach nicht verdient.“ „Ja mag sein. Aber ihm eine Beziehung vorzugaukeln obwohl du nicht das gleiche empfindest wäre wesentlich schlimmer gewesen. Auch wenn er jetzt am Boden zerstört ist, aber er wird darüber hinwegkommen. Du hast mit offenen Karten gespielt und das war das Beste was du tun konntest.“ Ino legte eine Decke um Sakuras Schultern und strich ihr tröstend über den Rücken. „Eure Freundschaft wird das überstehen. Gib ihm und dir Zeit. Du wirst sehen, ich hab Recht.“ Die Worte von Ino waren wie Balsam. Ein zartes Lächeln huschte über Sakuras Lippen. „So gefällst du mir schon besser.“, lachte Ino auf. „Okay, aber nun zu dir. Bring mich auf andere Gedanken. Erzähl mir von Sai!“, forderte Sakura. „Oh Gott, wo soll ich da anfangen.“, kicherte Ino. Gespannt lauschte Sakura Inos Erzählungen über den vergangenen Abend. Sai schien wirklich ein anständiger Kerl zu sein, auch wenn seine Art ein wenig Eigen war. Sakura spürte, dass es zwischen den Beiden wohl gefunkt hatte. Wenigstens für ein paar Stunden brachten die Beiden Sakura auf andere Gedanken und ließen sie ihre Probleme mit der Männerwelt vergessen. Kapitel 15: Fifteen ------------------- Fifteen     Der kleine Pinsel zog eine elegante Linie über ihren Wimpernkranz. Stolz betrachtete Sakura den perfekt gezogenen Lidstrich. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wann er ihr das letzte Mal so gut von der Hand ging. Sie tuschte ihre Wimpern und legte ein zartes Rouge auf ihre Wangen. Fertig! Zufrieden sah Sakura in den Spiegel und schließlich zur Uhr. 19:57 Uhr. Sie hatte also nur noch 45 Minuten Zeit um an der Bar zu sein. Es war lange her, dass sie mit Freunden ausgegangen war. Und das erste Mal, dass sie sich mit Arbeitskolleginnen traf. Aufgekratzt tippte Sakura vom einen Bein auf das andere während sie die unzufrieden stellende Auswahl an Kleidern betrachtete. Es war wohl ein Problem das jede Frau kannte: Ein Kleiderschrank voller Kleidungsstücke in allen Farben, aber nichts überzeugte. Letzten Endes entschied sich Sakura für eine schlichte grüne Bluse und eine kurze weiße Hose. Es war zwar nicht übermäßig schick, aber auch nicht plump. Es war einfach Sakura! Sie griff nach ihrer hellbraunen Umhängetasche aus Leder und sah noch einmal auf ihr Smartphone. Das hektische Vibrieren in ihrer Hand verriet bereits, dass der ein oder andere schon am Treffpunkt angekommen war. Mit Schwung schnappte sie sich ihre  dünne Sommerjacke und verschwand eilig in der Haustür um den Bus zu erwischen.     Der Bus hielt nur wenige Meter von der Altstadt entfernt. Von weitem erkannte Sakura bereits den dunklen Haarschopf ihrer Arbeitskollegin Hinata. Hinata gehörte zwar nicht zur eingeschworenen Fraktion der leidenden Assistenzärzte, unterstützte sie aber täglich mit aufmunternden Worten. Sie war die Tochter der Krankenhausleitung und sollte den Laden irgendwann übernehmen. Aus diesem Grund durchlief sie momentan sämtliche Abteilungen mit verwaltender Tätigkeit. Und momentan war das eben das Personalbüro. So kamen auch Sakura und Hinata miteinander in Berührung. Die Beiden verstanden sich auf anhieb und mittlerweile war Hinata mehr eine Freundin als nur eine Arbeitskollegin. „Hinata!“, rief Sakura während sie im Laufschritt auf ihre Freundin zutrabte. „Sakura, du bist auch schon hier.“, entgegnete sie warm lächelnd. „Ja ich habe gerade so den Bus erwischen können. Wollen wir?“ Sakura deutete auf die Bar an der Straßenecke und bot Hinata demonstrativ den Arm. Unsicher und mit geröteten Wangen hing sich Hinata schließlich bei ihr ein. Sakura schmunzelte. Hinata war wahnsinnig schüchtern und trotzdem kannte sie kaum eine treuere Seele… außer Naruto. Doch zu Sakuras Schande, hatte sie den Kontakt seit seinem Geständnis gemieden. Sie hasste sich dafür, aber sie wollte ihm Zeit geben, in der Hoffnung dass ihre Freundschaft nicht darunter leiden würde. „Ach die Mittagschicht kommt auch mal.“, rief eine dunkelhaarige Frau von einem der Tische zu den eintretenden Frauen zu und riss Sakura aus ihren trüben Gedanken. Sofort zeigten sich wieder ihre weißen Zähne während sie mit Hinata den Tisch ansteuerte. „Und das ausgerechnet von dir, Tenten.“, lachte Sakura. „Ich weiß nicht was du meinst.“, entgegnete sie gespielt unschuldig.   Sakuras Tisch wurde über den Abend hin und mit jeder weiteren Runde lauter. Die Stimmung war ausgelassen und vollkomme entspannt. Die Frauen lachten über lustige Pannen die ihnen in der Arbeit passiert waren, regten sich gleichermaßen über Arbeitskollegen auf mit denen sie nicht zurechtkamen und quatschten über ihr Privatleben, wozu während der Schichten einfach keine Zeit war. Es war rundum ein entspannter und fröhlicher Abend. Doch kurz nach Mitternacht musste sich die junge Frau ihrer Müdigkeit schließlich geschlagen geben. Erschöpft gähnte Sakura. „Also ich weiß nicht wies euch geht, aber ich mache mich mal auf den Heimweg.“, gestand sie. „Schon? Ich hätte dir mehr Durchhaltevermögen zugetraut, Haruno.“, grinste Temari frech. „Jaja, Schande über mein Haupt. Ich mach’s bei ‘ner Runde Kaffee in der Pause wieder gut, okay?“ Grinsend nickten die anderen Frauen ihr zu. „Also, bis am Montag!“ Mit diesen Worten verließ Sakura das Lokal. Ein Schauer lief Sakura über den Rücken als die kühle Abendluft an ihrem Nacken vorbeisauste. Sie griff augenblicklich zu ihrer Jacke und warf sie über ihre Schultern. Ein letzter Blick zur ihrer Armbanduhr und sie machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle. Da die Nachtbusse an anderer Stelle abfuhren war der Weg deutlich länger und die Gegend wurde immer düsterer. Nicht aufgrund der Beleuchtung, sondern der Gestalten. Sakura hasste es hier entlang gehen zu müssen. Überall waren gierige Blicke die sie zu verschlingen schienen. Sakura zog ihre Jacke enger um sich und beschleunigte den Schritt. Es war nicht mehr weit bis zur Haltestelle.     Stumm starrte Sasuke seinen Bildschirm nieder, während er den unbefriedigenden Fallbericht noch einmal durchsah. Es war seit langem wieder eine Niederlage die er hatte einstecken müssen. Aber selbst seine Glückssträhne konnte mal abreißen. Glückssträhne… tze. Es war wohl das unpassendste Wort für sein Leben. Stöhnend ließ er sich zurück in den Schreibtischstuhl fallen. Seine Arme fielen über seinem Kopf zusammen und ließen sein Blickfeld augenblicklich verschwinden. Dieser Fall würde ihn wohl noch die ganze Nacht beschäftigen… Für einen kurzen Moment genoss er Stille. Auf der Nachtschicht war das Revier nur dürftig besetzt, was in Notfallsituationen zwar anstrengend war, aber an ruhigen Abenden eine Wohltat. Ein hölzernes Klopfen erregte schließlich Sasukes Aufmerksamkeit. Es war Shikamaru der seine Anwesenheit ankündigte. Sasuke sah zu ihm auf. „Was willst du?“ „Es ist kurz vor halb zwölf. Ich wollte mich bei dir abmelden.“ Sasuke sah noch einmal bestätigend zur Uhr. Kurz vor halb zwölf. Das hieß für die Kollegen des Police Departments nächtliche Streife am Wochenende. Der junge Chief Assistent sah noch einmal zu seinem Fallbericht und schließlich in seinen Terminkalender. „Ist noch jemand von Vaters Einheit hier?“, fragte er Shikamaru schließlich. „Ja, Shisui. Wieso?“ Sasuke erhob sich angestrengt aus seinem Stuhl und Griff nach seiner Einsatzjacke. „Sag ihm dass wir außer Haus sind.“ „Chief.“, bestätigte Shikamaru knapp. Sasuke brauchte frische Luft. Die eintönige Fahrt durch die Stadt war zwar meistens eher uninteressant, würde ihn aber dennoch auf andere Gedanken bringen und ihm vielleicht die Kreativität geben, wenigstens den Fallbericht zufriedenstellend zu ende zu bringen. Es vergingen keine fünf Minuten bis Shikamaru wieder bei ihm stand. Sasuke griff zum Autoschlüssel seines Dienstwagens, befestigte seine Schusswaffe im Holster und ließ das deprimierende Polizeirevier hinter sich.   Die Fahrt war, wie zu erwarten war, langweilig. Es tummelten sich hauptsächlich stark alkoholisierte Menschen auf den Straßen Konohas. Ihr Anblick war zwar erbärmlich, es erinnerte Sasuke aber auch gleichsam daran, dass sein letzter Absturz schon eine Weile her war. Er versuchte gar nicht erst eine Antwort auf sein ambivalentes Verhalten zu suchen, denn es würde sie wieder in seine Gedanken bringen. Dafür hatte er nun wirklich keine Nerven mehr. Es war bereits kurz nach zwölf und der Polizeiwagen näherte sich Konohas sozial schwächstem Viertel. Wie oft hatten sie hier schon Einsätze gehabt?! Sasuke zählte schon nicht mehr mit. Es waren meist die hässlichsten Fälle. Von häuslicher Gewalt bis hin zu Bandenkriegen. Seit Sasuke jedoch das Kommando hatte, waren die düsteren Gestalten vorsichtiger geworden. Sein Name schien berüchtigt. Also ob der Name Uchiha nicht schon genug Gewicht hatte… „Eh Sasuke?!“ Shikamaru riss Sasuke aus seinen Gedanken. Seine Augen folgten der Richtung auf die sein Beifahrer zeigte. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Sasuke das alarmierende Bild vor sich. Eine Gruppe von Männern hatte sich um etwas geschart. War es wieder eine Schlägerei? „Kannst du was erkennen?“, hakte Sasuke nach. „Vier großgewachsene Männer scheinen eine Person in die Enge getrieben zu haben. Den Füßen nach zu Urteilen eine Frau.“ Vergewaltigung! Großartig… Shikamaru griff zum Funkgerät. „Einheit B an Zentrale. Brauchen in Sektor 37 Verstärkung…“ Sasuke parkte seinen Wagen in einer Seitenstraße. Er hätte zwar mit Blaulicht vorfahren können, doch würden die Männer nur die Flucht ergreifen und keinem wäre geholfen. Unentdeckt zu bleiben würde wenigstens eine Chance, die Männer festzunehmen, bedeuten. Im Laufschritt näherten sich beide Polizisten der Stelle. Noch bevor einer der Männer seine schändlichen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, packte Sasuke ihn am Arm. Mit einem gezielten Tritt in die Kniekehlen ging der Mann schließlich zu Boden, „Das würde ich sein lassen!“, riet Sasuke den Anwesenden. Die Männer blickten zu dem großgewachsenen Mann auf. Es dauerte einen Moment bis sie erkannten wer sie aufgehalten hatte. „Das sind die Bullen!“, stellte einer der anderen Männer fest. „Ist das nicht Uchiha Sas-uke?!, flüsterte ein weiterer. Langsamen Schrittes versuchten sie den Rückzug anzutreten als sie erkannten, dass ihre Vermutung richtig war, doch Shikamaru versperrte bereits den Fluchtweg. „KPD! Hände hinter den Kopf und runter auf die Knie.“, forderte er streng. Die Männer hielten inne und loteten scheinbar ihre Fluchtchancen aus. „Ich würde tun was er sagt.“, erhob Sasuke seine Stimme und zog die Schusswaffe aus seinem Holster, genau auf die anderen drei Männer gerichtet. „Ich bin nicht dafür bekannt besonders geduldig zu sein. Also runter!“, deutete Sasuke an. Shikamaru grinste als die Männer entsetzt den Lauf von Sasukes Pistole betrachteten und seiner Forderung schließlich folge leisteten. Sasuke als Mensch war ihm eindeutig zu anstrengend, aber als Vorgesetzter hatte er durchaus seine Vorzüge.   Wenige Augenblicke später traf auch ein Trupp aus Fugakus Einheit ein. Der saubere Wechsel gab Sasuke die Möglichkeit sich dem Opfer zu widmen. Erst jetzt bemerkte er, wer ihm regelrecht in die Arme gelaufen war. Sakura?! Die Jacke fest um ihren Oberkörper geschlungen sackte Sakura zu Boden. Das Pfefferspray entglitt ihren zittrigen Händen und rollte unmittelbar vor Sasukes Füße. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen als er das Häufchen Elend vor sich begutachtete. „Hey, ist das nicht Saku-?“, warf Shikamaru ein und wurde prompt von Sasuke unterbrochen. Vorsichtig trat er auf sie zu und kniete sich zu ihr runter. Mit einem prüfenden Blick erkannte er bereits, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen war. Gott sei dank! Er mochte Sakura zwar nicht ausstehen können, aber das hatte sie definitiv nicht verdient! Sasuke knöpfte seine Jacke auf und legte sie ihr schließlich um die Schultern. „Erzählst du mir was passiert ist?“, fragte er vorsichtig. Sie schüttelte den Kopf. „Haben sie dir wehgetan? Hast du irgendwelche Verletzungen?“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Sicher?“ „Sicher…“, flüsterte sie mit heiserer Stimme. „Willst du nach Hause?“ Sakura sah zu ihm auf und nickte vorsichtig. „Dann komm! Ich fahr‘ dich heim.“ Er reichte Sakura seine Hände und half ihr auf die Beine. „Alles in Ordnung? Kannst du stehen?“ „Es geht schon.“, bekräftigte sie. „Gut. Hier, nimm die Autoschlüssel und geh zu der Einheit dort hinten. Da steht mein Wagen. Wenn du dich sicherer fühlst, sperr‘ ab. Ich muss noch kurz was klären.“ Sakura nickte kaum merklich bevor sie steif kehrt machte und sich Richtung Auto bewegte. Sasuke sah ihr hinterher. Sie bewegte sich hölzern, aber ihr war wenigstens nichts weiter passiert. „Shikamaru, fahr mit Vaters Einheit zum Revier und bereite die Fallaufnahme vor. Ich bringe Sakura nach Hause. Ich weiß nicht wann ich zurück sein werde.“ „Chief.“, bestätigte Shikamaru knapp. Noch einmal besah Sasuke sich den Schauplatz. Er war zwar erleichtert, dass sie im richtigen Moment eingreifen konnten, aber dass es Sakura war machte ihn irgendwie… betroffen. Sollte er Naruto aufwecken? So wie er seinen Freund kannte, würde er alles stehen und liegen lassen um für sie da zu sein. Sasuke sah kurz zu seinem Smartphone und seufzte. Selbst wenn er wollte, Naruto hatte Frühschicht. Ihn jetzt zu wecken wäre keine gute Idee. Er musste wohl oder übel selbst ran. Kapitel 16: Sixteen ------------------- Sixteen     Bunte Lichter spiegelten sich auf dem schwarzen Lack des Polizeiwagens. Sukzessiv tauchten die Lichtkegel ihre Haut in orangefarbenes Licht. Ihre Haut war blass und ließ ihre grünen Augen fast grell wirken. Ihre Hände lagen unruhig in ihrem Schoß. Immer wieder erkannte er, wie sie ihren Handrücken und ihre Finger knetete. Die ungewohnte Stille die von ihr ausging war erdrückend. Sie war sonst so aktiv, fröhlich und vor allem kommunikativ. Aber was konnte er ihr sagen? Schließlich hatte er es in Vergangenheit perfektioniert sie auf Distanz zu halten. Sein Griff um das Lenkrad verstärkte sich. „Ist deine Freundin zu Hause?“, in der ungewohnten Stille wirkte seine Stimme hart und unterkühlt. Klang er immer so? Der Moment glich einer Ewigkeit und hätte er nicht so ein gutes Sehvermögen hätte er ihr Kopfschütteln kaum wahrgenommen. Eine Welle des Schweigens folgte. Überrascht sahen seine Augen zu ihr, als ein zarter Hauch ihrer Stimme zu ihm rüber wehte. „Sie übernachtet bei ihrem Freund.“, flüsterte sie brüchig. Ihr war wohl kaum bewusst welche Tragweite diese Aussage für ihn bedeutete. Auch das noch… Das Schicksal war definitiv ein mieser Verräter! Konnte es nicht aufhören ihm diese Frau regelrecht aufzudrängen? Innerlich stieß er ein gedehntes Seufzen aus. Jetzt bei ihr zu bleiben würde ihn vermutlich emotional vernichten, aber so herzlos war selbst er nicht. Er konnte sie nicht alleine lassen.     Der Riegel im Türschloss legte sich um und beide traten in die dunkle Wohnung. Sakura schaltete das Licht an und sah sich um. Alles war aufgeräumt. Jeder Dekoartikel stand da wo er sein sollte, aber die Wohnung hatte ihr wärmendes, schützendes Antlitz verloren. Sakura war unsicher. Sie fühlte sich matt, kraftlos aber vor allem nackt. Ihr dickes Fell, das sie sich über die Jahre angeeignet hatte, war mit einem Mal ausgedünnt worden. Schlaff ließ sie sich auf das Sofa fallen und starrte teilnahmslos in die leere Wohnung. Auch Sasuke sah sich um. Als er das letzte Mal hier war, war die Situation genau anders herum. Nun war er wohl an der Reihe zu helfen, denn wenn er Sakura so ansah, wirkte sie verloren. Der Vorfall schien sie vollkommen aus der Bahn geworfen zu haben. Verständlich. Nach allem was Sasuke auf seinen Einsätzen hatte sehen müssen, war ihre Reaktion vollkommen normal. Er mahnte sich selbst bereits um Professionalität und besann sich auf das bisschen Feingefühl dass er noch besaß. Seine Augen erreichten den Wasserkocher der neben der Kaffeemaschine stand. Komm schon! Sasuke atmete tief ein und ging schließlich in die Küche. Niemals hätte er es zugegeben, doch er konnte sich noch an alles erinnern. Die Teebeutel, die fein sortiert in einer Großen Box neben den Kaffeebohnen standen. Oder die Kaffeetassen, die im Küchenschrank über der Spüle standen. Aus eben diesem Schrank hatte sie ihm damals eine Kaffeetasse mit der Aufschrift ‚Guten Morgen Sonnenschein!‘ hingestellt. Wie subtil. Während Sasuke fast selbstverständlich in der Küche werkelte, schien Sakura abwesend. Sie hatte nicht mal seine Jacke abgelegt, geschweige denn ihre Schuhe ausgezogen. Mit einem klickenden Geräusch sprang der Schalter des Wasserkochers um und holte Sasuke in das Hier und Jetzt zurück. Die Tasse füllte sich mit dem heiß dampfenden Wasser. Sasuke sah zu Sakura rüber. Noch immer schwieg sie. Doch er wusste das Einzige was helfen würde, war reden, aber es war auch etwas, was ihm überhaupt nicht lag. Mit beißendem Geräusch riss Sasuke den Klettverschluss seiner schusssicheren Weste auf und legte das schwere Material auf einem der Barstühle ab. Hilfesuchend sah er sich schließlich in der Wohnung um. Er brauchte eine Ablenkung. Ein Thema das Sakura zum reden brachte. Was für eine Ironie. „Leben du und deine Freundin alleine hier?“, begann er beiläufig und bemerkte wie seine Stimme sich eine Oktave höher schraubte. Wohl ein eindeutiges Zeichen, dass ihm die Situation mehr als unangenehm war. „Hmm.“, summte sie leise. Ernsthaft? Sasuke ahnte bereits, dass der Abend länger werden würde als erhofft. Seine Augen suchten nach einem Strohhalm, etwas dass die junge Frau zum reden brachte. Das breite Grinsen von Naruto tauchte in seiner Erinnerung auf, doch es wurde prompt von einem Bild auf einem der Schränke abgelöst.  „Wer ist das?“, fragte Sasuke und musterte die seltsamen Gestalten die sich das Bild mit Sakura teilten. Ein großer Mann, Mitte vierzig mit ungepflegtem Bart und seltsamer Frisur. Daneben eine blonde Frau, etwa selben Alters, die unzufrieden in die Kamera starrte. Dazwischen Sakura ungewohnt elegant und wunderschön zurecht gemacht. In der Hand präsentierte sie stolz ein Zeugnis. Sakura sah zu ihm und folgte Sasukes neugierigem Blick. Misstrauisch beäugte sie sein plötzliches Interesse. Doch war eine Unterhaltung mit ihm immer noch besser, als alleine zu sein. „Niemand besonderes… nur meine Eltern.“, erwähnte Sakura leise. Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Ihm war Sakuras schwermütiger Unterton nicht entgangen. Verbarg sich hinter Sakuras ungebrochenem Optimismus vielleicht doch mehr als er zu erahnen glaubte? Sein Interesse war jedenfalls geweckt. Er schnaubte und hielt ihr die Tasse Tee entgegen. „Niemand besonderes? Sollten Eltern keinen anderen Stellenwert haben?!“ Und das aus deinem Mund… Sasuke verfluchte sich bereits für seine offensichtliche Heuchelei. „Ach weißt du-“, setzte Sakura an und überlegte kurz. „… willst du wirklich mit mir darüber reden?“, fragte sie skeptisch und nahm die Tasse an sich. Sasuke schwieg und setzte sich einfach neben sie. Sein Blick war fordernd. Er schien Sakura kaum eine andere Wahl zu lassen als zu reden. Noch immer irritiert über sein plötzliches Interesse gab sich Sakura aber schließlich geschlagen und suchte nach den richtigen Worten. „Weißt du, meine Kindheit war vielleicht nicht ganz das, was man sich wünschen würde. Nicht, dass es mir materiell an irgendwas gefehlt hätte, wirklich nicht. Aber zwischenmenschlich ist da mehr schief gelaufen als ich es mir früher zugestehen wollte. Vielleicht auch, weil ich es damals einfach nicht verstanden hatte. Mittlerweile, mit fünfundzwanzig Jahren, verstehe ich das alles etwas mehr.“ Abwesend starrte Sakura in ihre Tasse. Ein bitteres Schmunzeln huschte für einen Bruchteil einer Sekunde über ihr Gesicht. „Meine Eltern waren schon damals sehr speziell. Ich glaube mein Vater hat es nie richtig überwunden, dass aus seinem strammen Burschen eher, naja ,zart würde ich nicht sagen,-.“, Sakura kicherte bei dem absurden Gedanken. „- sagen wir einfach ein sanftmütiges Mädchen wurde. Als Kind wurde ich dann oft wegen meiner hohen Stirn gehänselt, aber anstatt mich zu ermutigen und mir Kraft zu schenken, haben meine Eltern das wohl als Anlass gesehen, mich zu kritisieren. Dass ich mich nicht wundern sollte, schließlich hätte mein fransiges Pony damals alles nur noch mehr hervorgehoben. Früher dachte ich, dass meine Eltern Recht hätten. Wie sollte ein kleines Kind auch anders reagieren?! Heute weiß ich, dass man einem Menschen schon im Kindesalter mit solchen Worten viele Selbstzweifel mitgeben kann.“ Sasuke schwieg. Aber kalt ließen ihn Sakuras Worte nicht. Sie gaben Sasuke einen anderen Blickwinkel auf die Frau mit dem rosa Haar. Er hatte eigentlich erwartet, dass sie ihm nun eine Bilderbuchgeschichte einer glücklichen Familie präsentierte. Vater und Mutter die ihr kleines Töchterchen über alles liebten. Doch wenn er Sakuras Worten Glauben schenkte, und das tat er, schließlich war sie immer ehrlich zu ihm gewesen, hatte sie wohl mehr seelische Wunden als er vermutet hatte. Sakura musterte Sasukes abwesenden Gesichtsausdruck. „Ich rede zu viel, oder?“, fragte sie zaghaft. Gott, nein! Sasuke schüttelte den Kopf. „Nein, schon gut… Erzähl weiter.“, forderte er. „Na gut.“, Sakura versuchte die stetige Verwirrung über Sasukes groteskes Verhalten zu ignorieren. „Als ich zur Schule ging und schließlich Ino kennenlernte, hat sie mir unbewusst wohl etwas auf die Beine geholfen. Ich weiß nicht was sich während meiner Schulzeit geändert hatte, aber die Ansprüche meiner Eltern lenkten sich irgendwann auf meine berufliche Zukunft, als sei alles bereits geplant gewesen. Es verging kein Tag an dem ich nicht spürte, welche Erwartungen sie an mich hatten. Und ich meine klar, welches Kind möchte nicht den Erwartungen der Eltern gerecht werden? Was hab ich also getan?- gelernt, wie verrückt. Ich habe mich hinter Büchern verbarrikadiert und mein Leben vor der Tür gelassen. Das hat mir zwar schließlich ein gutes Abitur und ein Stipendium eingebracht, aber ich hatte mich sozial abgeschottet. Nur Ino hatte es ab und an geschafft mich aus meinem Schneckenhaus zu locken…“ Sasuke entging keine Sekunde wie liebevoll Sakura über Ino sprach. Sie schien ihr wirklich eine gute und treue Freundin gewesen zu sein. „Als ich dann mein Studium angefangen hatte, bin ich mit Ino zusammengezogen. In erster Linie um näher an der Uni zu sein. Der Abstand zu meinen Eltern war absolut ungewohnt. Ino war niemand der Ansprüche an mich stellte oder mich kritisierte. Sie war eigentlich das genaue Gegenteil. Das war das erste Mal, dass ich realisiert habe, dass irgendwas nicht stimmte. Als ich dann Psychologie als Nebenfach gewählt hatte, habe ich angefangen das ganze Ausmaß zu verstehen. Was mir meine Eltern tagtäglich, scheinbar unbewusst zugemutet hatten. Ansprüche an mich gestellt denen ich nie hätte gerecht werden können. Mich kritisiert statt mich zu ermutigen, und das bereits im Kindesalter. Ich meine, wie soll ein Kind oder ein verunsicherter Teenager damit umgehen?“, sie sah zu Sasuke als erwartete sie eine Antwort, doch sie ergänzte schließlich selbst. „Genau!- Ein Kind oder ein Teenager begreift diese Tragweite nicht. Ich möchte meinen Eltern auch eigentlich nichts unterstellen, aber es fällt mir schwer das alles auseinander zu halten. Sie haben ihr Kind ins offene Messer laufen lassen, wo sie es hätten beschützen sollen und das kann ich ihnen einfach nicht vergeben, nicht jetzt.“, sie sah noch einmal zu dem Foto. „Das Foto steht eigentlich nur noch hier, weil ich bisher einfach nicht den Mut hatte, dieses Band zu trennen…“ Uff… Vollkommene Stille legte sich um die Beiden. Nur das monotone Ticken der Wanduhr schallte durch den Flur bis hin zum Wohnzimmer. Sakuras Blick galt nur der halbleeren Teetasse in ihrer Hand. Sie verlor das Zeitgefühl, während erneut eine unangenehme Pause des Schweigens. Für einen kurzen Augenblick flammten schließlich die Geschehnisse des Abends wieder auf. Ihre Hände verkrampften sich. Fast schmerzhaft biss sie sich auf die Unterlippe. „Du, Sasuke?“, presste sie leise hervor. „Hn?“ „Wie geht es jetzt weiter? Muss… ich aussagen?“ Natürlich hatte sie sich nicht lange genug ablenken lassen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Sasuke bereits beim vorherigen Thema kein glückliches Händchen hatte. Als er das Bild sah, erwartete er eine freudige Geschichte aus ihrer Jugend, nicht das was sie ihm vor wenigen Minuten erzählte. Sasuke betrachtete die junge Frau vor sich. Seine Lippen pressten sich zu einer Linie zusammen. „Komm erst mal zur Ruhe.“, riet er ihr schließlich. „Die Männer, die dir das antun wollten, sitzen fürs erste in Untersuchungshaft. Wenn du dich beruhigt hast, kommst du zu uns aufs Revier und machst deine Aussage.“ „Hmmm… und dann?“ „Dann entscheidest du, ob du eine Anzeige erstatten willst oder nicht. Ich für meinen Teil würde diese Schweine gerne hinter Gittern sehen.“ „Hm.“ Sakura wirkte unzufrieden und…verunsichert. Es war zu erwarten, dass der Abend eine prägende Erfahrung für sie sein würde. „Wenn es dir hilft, kann auch Naruto die Befragung mit dir durchgehen.“, bot er ihr an. „Naruto?!…“, wiederholte Sakura abwesend, ging aber nicht weiter auf Sasukes Angebot ein. Der Name ihres gemeinsamen besten Freundes klang nach den Wochen vollkommener Funkstille ungewohnt. Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. „Stimmt was nicht?“, hakte er nach. Er hatte sich eine andere Reaktion auf sein Angebot erhofft. „Nichts…Es ist… kompliziert…“, flüsterte sie. „Er hat es dir gesagt, oder?“, schlussfolgerte er schnell. Sakuras Kopf schnellte nach oben. Ein zartes Rot legte sich über ihre blassen Wangen. Er hatte wie immer ins Schwarze getroffen. „Du wusstest davon?“ „Naja, Naruto betreibt nicht für viele Frauen solch einen Aufwand. Aber deiner Reaktion nach zu urteilen, ist das ganze ziemlich einseitig verlaufen.“ Beschämt wich Sakura Sasukes starrem Blick aus. Sasuke schnaubte amüsiert. „Findest du das etwa witzig, dass deinem Freund das Herz gebrochen würde.“ „Dass ihr Frauen ständig so einen Wirbel darum machen müsst.“, wertete Sasuke ab. „Naruto ist kein weinerliches Kleinkind. Er ist ein erwachsener Mann. Und glaub mir, du bist nicht die erste die ihn abgewiesen hat. Naruto ist niemand der sich davon unterkriegen lässt.“ Sakura verstummte. Sasukes ehrliche Worte hatten sie sichtlich überfordert. „Selbst wenn du Recht hast…“, grübelte sie. „Ich bin ihm die letzten Wochen aus dem Weg gegangen. Er ist mir deswegen bestimmt böse.“, gab sie niedergeschlagen zurück.  „Man sollte meinen, dass ihr euch näher steht.“, kommentierte Sasuke nur. „Bitte?“ „Du lässt dich von seinen Gefühlen blenden. Denk mal darüber nach. Ist Naruto wirklich jemand, der nachtragend ist? Ich bin mir sicher, wenn ich ihn angerufen hätte, wäre er bereits hier gewesen…“ Entrüstet sah Sakura ihr Gegenüber an. Führte sie diese Unterhaltung gerade wirklich mit ihm? Uchiha Sasuke – Jack Frost?! Woher kam dieses Einfühlungsvermögen. Sakura konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich ihr gegenüber jemals so verhalten hätte. Es war auch das erste Mal, dass sie mit eigenen Augen sah, wie er seinem besten Freund den Rücken stärkte. In der ganzen Zeit konnte sie Naruto nicht verstehen. Für sie war diese Freundschaft einseitig und ganz eindeutig zu Narutos Lasten. Aber so wie Sasuke nun über ihn sprach, sein Tonfall hatte an Härte verloren. Er sprach aus Erfahrung. Er kannte Naruto und das scheinbar besser als jeder andere. „Und wieso hast du ihn dann nicht angerufen?“, fragte Sakura vorsichtig. „Ganz einfach: Er hat Frühschicht. Er kommt mich in zwei Stunden im Revier ablösen. Außerdem bin ich ihm noch was schuldig.“ Mit Sicherheit! Nach allem was Sakura in den letzten Monaten mitbekam, musste sie nicht weiter nachhaken um zu wissen, dass Sasuke tief in Narutos Schuld stand. Und trotzdem war es schön zu sehen, dass auch Sasuke diese Verbindung wichtig zu sein schien. „Hör auf ihn wie einen Verletzten behandeln zu wollen, dann kann er auch aufhören, sich wie einer zu verhalten!“, ergänzte Sasuke abschließend. Sakura entgegnete nichts. Lediglich ein zartes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Danke!     Sasuke musste in einer halben Stunde zum Revier um mit Naruto die Übergabe zu machen. „Kommst du klar?“, fragte Sasuke abschließend. „Ich denke schon. Ino sollte bald hier sein.“, bestätigte Sakura knapp. Er kommentierte ihre Aussage mit einem knappen Nicken und setzte zum gehen an. „Sasuke!“ Er stoppte. „Danke, dass du bei mir geblieben bist.“, sagte sie sanft. Regungslos stand er mit dem Rücken zu ihr gewandt im Flur des Mietshauses. „Wir sind quitt!“, gab er zurück. Sakura schnaubte. Natürlich… „Übrigens, dieser Sasuke gefällt mir besser als der narzisstische Arsch.“ , warf sie ihm keck entgegen. „Besteht die Chance, dass das so bleibt?“ Sasuke wandte seinen Kopf noch ein letztes Mal in ihre Richtung. Sie lächelte. Sasukes Hände verkrampften sich. „Ich würde nicht darauf warten.“ Mit diesen Worten verschwand er hinter der Haustür. Sakura schloss die Wohnungstür hinter sich und sank zu Boden. In der einsamen Stille begann sie langsam zu begreifen. Der Abend der so schrecklich enden sollte, ließ noch einmal mit Schrecken davon kommen. Noch immer fühlte sie sich unwohl und unsicher, aber Sakura war schließlich Ärztin, sie wusste was zu tun war. Was hingegen immer präsenter wurde, war die Tatsache, dass Sasuke sich um sie gekümmert hatte. Er war bei ihr geblieben, hatte auf sie aufgepasst, sich mit ihr unterhalten. Er sah sie nicht an wie damals, voller Abscheu und Verachtung. Da war Mitgefühl und Verständnis. Die Art wie er mit ihr über seinen besten Freund sprach… Ihre Hand glitt zu ihrer Brust. Sie spürte wie ihr Herz schnell gegen ihren Brustkorb hämmerte. Sakura schluckte schwer. Das hier würde kein gutes Ende nehmen…   Schwer atmend ließ Sasuke sich in seinen Dienstwagen sinken. „Scheiße!“, brachte er unter zusammengebissenen Zähnen hervor und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Was zum Teufel war das alles hier? Er hatte sich nach Itachis Tod geschworen, niemanden an sich heran zu lassen. Grundlegend hatte er es auch nicht getan. Aber diese Frau … Sakura, als sie so verletzlich vor ihm saß und nachfolgend von ihrer Kindheit sprach, fühlte er sich zum ersten Mal…verstanden. Sie war wie er und doch wieder nicht. Während Sakura der bittere Verlust von geliebten Menschen bisher erspart blieb, ähnelte sich ihre Kindheit sehr. Wie oft hatte Sasuke in der Vergangenheit versucht, dem Idealbild seines Vaters gerecht zu werden, seine Aufmerksamkeit und Anerkennung zu ergattert. Stattdessen war Itachi das Wunderkind. Er schien einfach unantastbar. Eine Hürde die er niemals überwinden würde. Ich meine, wie soll ein Kind oder ein verunsicherter Teenager damit umgehen?-Genau! Ein Kind oder ein Teenager begreift diese Tragweite nicht. Sasuke stöhnte auf. Sakura löste etwas in ihm aus was ihn ängstigte. Die ganze Zeit hatte er geschafft sie auf Distanz zu halten und sie aus seinem Leben zu verbannen, doch sie hatte seine Mauer nicht nur durchschlagen, sondern bis auf die Grundmauern vollkommen niedergerissen. Und mit einem Mal war sein Kopf vollkommen leer – regelrecht befreit. Seine Gefühle vollkommen klar: Er mochte Sakura! Kapitel 17: Seventeen --------------------- Seventeen     „WO IST SIE???“ Der laute Ruf ließ alle Anwesenden in mitten des Foyers erschrocken aufsehen. Ein großer uniformierter Mann hatte den Eingangsbereich des Krankenhauses gestürmt. Hektisch wanderten seine blauen Augen hin und her, in der Hoffnung dass sich sein ersehntes Ziel zu erkennen gab. Aber nichts. Vergeblich suchte er das zarte Rosa ihrer Haare. Unbeeindruckt von der Missbilligung über sein Verhalten, dass die Menschen ihm zuwarfen, eilte er verloren durch die Gänge des Krankenhauses. Erst als er schließlich mit einer anderen Person kollidierte, stoppte Naruto. Ein riesiger Berg aus Papier flog wie Konfetti in die Luft. Unzählige Seiten segelten unkontrolliert zu Boden und verteilten sich großflächig auf dem gesamten Fußboden. Schützend legte Naruto eine Hand über die pochende Beule, die sich bereits jetzt an seinem Kopf bemerkbar machte. Als er schließlich bemerkte, dass er der Verursacher des Chaos’ war, richtete er sich schlagartig auf. „Oh Entschuldigung, ich hab nicht aufgepasst.“, entschuldigte er sich. Er sah zu der jungen Frau vor ihm die inmitten des Wusts vor ihm stand. Unsicher begutachtete sie das Durcheinander. „Keine Sorge.“, versuchte sie direkt zu beschwichtigen. Doch ihre Stimme verriet bereits ihren Unmut über die Situation. „Es ist ja nichts pa-ssiert…“, die Worte entglitten ihr, als sie dem Mann vor ihr in die strahlend blauen Augen sah. Narutos Handflächen trafen flehend aufeinander. „Nein wirklich, es war keine Absicht. Ich habe nur jemanden gesucht.“, erklärte er. „Komm ich helfe dir.“, bot er direkt an und nahm die ersten Blätter in die Hand. „Eh…n-nein. Ge-gehen sie nur. Ich mache das schon.“, flüsterte sie aufgeregt. Naruto sah sie fragend an, grinste aber anschließend. „Sie? Seh‘ ich etwa so alt aus?“, scherzte er. „Wir könnten doch fast im selben Alter sein. Nenn mich einfach Naruto.“ Die fliederfarbenen Augen der dunkelhaarigen Frau weiteten sich schlagartig. „Na-Naruto? Etwa Sakuras Freund?“, hakte sie nach. „Hm? Du kennst Sakura?“ „J-Ja. Sie ist eine…eine F-Freundin. Mein Name ist… Hinata.“ Naruto begutachtete die Frau. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Sakura von ihr erzählt hätte. Sie kannten sich sicher noch nicht lange, denn eine so schöne Frau wäre Naruto sicher aufgefallen. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, hielt er ihr einladend die Hand entgegen. „Schön dich kennenzulernen, Hinata.“, tönte er fröhlich. Hinata sah zu seiner Hand und anschließend wieder in sein grinsendes Fuchsgesicht. Die Hitze schoss ihr in die Wangen. Anstatt ihm die Hand zu reichen, versuchte sie ihre Röte hinter dem Papier zu verstecken. „Sch-schön auch dich kennenzulernen, Na-Naruto.“ „Wenn wir gerade bei Sakura sind...“, begann er und ließ noch einmal seinen Blick durch die Gänge schweifen. „Hast du sie zufällig gesehen? Ich suche sie.“ Hinata schluckte während sie den Polizisten näher musterte. Seine Anwesenheit machte sie sichtlich nervös. „Ehm, si-sie ist für heute u-und m-morgen krankgeschrieben.“, erklärte Hinata dem Blondschopf. Naruto blickte mit ernster Miene zu Hinata und reichte ihr die aufgesammelten Blätter. „Okay…“, sagte er kaum hörbar, während er tief ausatmete. „Dann…“, er beobachtete Hinata, die hilflos in Mitten des Papier Chaos kniete. „Sicher dass ich dir nicht helfen soll?“ Hinata lächelte. „N-nein, geh n-nur. Du solltest zu ihr.“, bestätigte sie knapp und versuchte ihn abzuwimmeln. Narutos Augenbraun zogen sich zusammen. Es widerstand ihm, sie in diesem Chaos alleine zu lassen. Sollte er wirklich gehen? In seinem Gedächtnis brannte bereits der Gedanke an seine Mutter. Sie hätte ihm wahrscheinlich die Hölle heiß gemacht. „Weißt du,.“, begann Naruto und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Sakura weiß ja gar nicht, dass ich zu ihr will, da kann ich dir auch noch helfen.“ Naruto kniete sich zu Hinata runter und grinste. Verlegen wandte Hinata den ihr Gesicht von ihm ab und versuchte sich auf das Chaos zu konzentrieren. Doch sie kam nicht umhin, ab und an einen Blick zu riskieren. Sie konnte nicht leugnen, dass ihr der blonde Polizist gefiel. Mit einem sonnigen Lächeln auf den Lippen bestätigte er jeden ihrer Versuche ihn zu mustern. Erleichtert atmete sie auf, als Naruto ihr den letzten Papierstapel in die Hand drückte. „Also dann,.“, begann Naruto und schob die Hände in die Hosentaschen. „vielleicht sieht man sich ja jetzt öfter.“ „J-ja…ho-hoffentlich.“, stammelte Hinata und wurde rot. Naruto hob die Hand zum Abschied und ließ Hinata schließlich im Flur der Notaufnahme zurück. Noch immer klopfte ihr Herz bis zum Hals. Naruto hatte definitiv Eindruck hinterlassen.     Geräuschvoll vibrierte das Handy auf dem Nachttisch und riss Sakura unangenehm auf ihrem Schlaf. Müde sah sie auf den Display. Hinatas Bild leuchtete fordernd auf. „Ja, hallo?“ Sakuras Stimme war lädiert. Noch immer steckte ihr das Wochenende in den Knochen. „Sakura? Ist alles in Ordnung?“, erklang Hinatas weiche Stimme. Sakura hielt sich den Kopf und setzte sich auf. „Ja alles gut. Ich hab nur ein bisschen geschlafen.“ „Wirklich?! Oh tut mir Leid, Sakura!!!“ „Nein, schon gut. Was gibt’s?“ „De-Dein Freund war eben hier…“ Freund? „Wovon redest du?“ Ein hektischer Atemzug erklang am anderen Ende der Leitung. „Na-Naruto…er…er war eben hier.“ Naruto… „Sag mal, alles in Ordnung? Du klingst so…aufgeregt.“ „Naja,“, begann Hinata. „Ich hatte nicht erwartet, dass er so aussieht.“ Sakura schmunzelte. „Mit So meinst du-.“ „Wahnsinnig gutaussehend…“, schwärmte sie. Sakura lächelte. Sie konnte sich Hinatas Reaktion gut vorstellen. Immerhin hatte sie Recht. Naruto sah gut aus. Er war nett, immer gut gelaunt und sehr um seine Freunde bemüht. „Was wollte er?“ „Eh…achso ja, er hat nach dir gesucht. Ich habe ihm gesagt, dass du zu Hause bist. Ich hoffe das war in Ordnung.“ Ich bin mir sicher, wenn ich ihn angerufen hätte, wäre er bereits hier gewesen… Erneut breitete sich ein Schmunzeln auf Sakuras Gesicht aus. Sasuke hatte wohl Recht behalten. …Sasuke… Sakura stöhnte innerlich auf. Bereits den ganzen Tag über  war er in ihren Gedanken. Wieso? Sie hatten doch nur geredet!? „Sakura? Bist du noch dran?“ Sakura schüttelte den Kopf um ihn wenigstens für einen Moment aus ihren Gedanken zu verbannen. „Eh ja, entschuldige. Was war los?“ „… Ich hab dich gefragt ob es in Ordnung war, dass ich ihm Bescheid gegeben habe?“ „Achso, ja sicher. Danke Hinata.“ „Gerne.“, sie atmete hörbar aus. „Und sonst? Wie geht’s dir?“ Sakuras Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Ich fühle mich einfach immer noch… betäubt. So als wäre es gar nicht real aber-.“, noch bevor Sakura weitersprechen konnte, ertönte bereits das schrille Klingeln der Türglocke. „Ich glaube du hast mich keine Sekunde zu früh gewarnt.“ „Oh, wenn das so ist, telefonieren wir später?“ „Ja, danke für deinen Anruf.“   Noch bevor Sakura aus ihrer Zimmertür rauskam, kam Ino ihr bereits zuvor. Die heisere Stimme des blonden Chaoten tönte lautstark durch die Wohnung und verpasste Sakura eine Gänsehaut. Es war gut einen Monat her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Es war auch das eine Mal bei dem Naruto ihr seine Liebe gestand. Und obwohl Sakura sich eigentlich freuen wollte, breitete sich Unruhe in ihr aus. Würde es komisch werden? Was wenn sie seine Gefühle nicht ausblenden konnte oder er einfach mehr erwartete? Was wenn-? Ein leises Klopfen ertönte, und Sakura fuhr erschrocken zusammen. „Sakura?“, ertönte Narutos Stimme, gefolgt von seinem Kopf, der durch den Türspalt lugte. „Da bist du ja.“, stellte er erleichtert fest und begann zu lächeln. Sakura stand wie angewurzelt in ihrem Zimmer. Ihr Herz hämmerte aufgeregt gegen ihren Brustkorb. Vorsichtig versuchte sie seine Reaktion abzuschätzen. Entgegen ihrer Erwartungen erkannte sie keine Spur von Abneigung oder gar Bosheit. „Ich hab dich schon überall gesucht.“, erklärte er und schloss die Tür hinter sich. „Hey!...“ entgegnete Sakura kleinlaut und sah nervös zu Boden. „Ja ich hab schon sowas gehört.“, lächelte sie unsicher. „Komm her!“, forderte Naruto, der schnellen Schrittes auf Sakura zukam, und zog seine Freundin in eine feste Umarmung. „Sag, geht’s dir gut?“ Erschlagen ließ sich Sakura regungslos von ihm in die Arme schließen. Sie spürte seinen ruhigen Herzschlag an ihrer Brust. Erst in diesem Moment realisierte sie, was gerade geschah. Da war er wieder. Naruto – ihr bester Freund. Ihr wurde augenblicklich bewusst, wie sehr er ihr gefehlt hatte und vor allem, wie sehr sie ihn in der besagten Nacht gebraucht hätte. Schlagartig sammelten sich heiße Tränen in ihren Augen. Ihr ganzer Körper begann unter dem heftigen Schluchzen zu zittern, bis schließlich alle Dämme brachen. Sakura vergrub ihr Gesicht in Narutos Shirt und ließ sich für den Moment einfach fallen. „Es war so schrecklich.“, presste sie hervor. „Hey, hey, hey…schhhh. Es ist alles gut. Du bist hier in Sicherheit.“, tröstete Naruto sie. Eine Weile hielt er sie einfach nur in seinen Armen und strich ihr mit seiner Handfläche beruhigend über den Rücken. Erst als ihr Körper immer mehr an Anspannung verlor, bückte er sich zu ihr runter, strich ihr die Haarsträhnen, die an ihrer nassen Haut klebten zur Seite und lächelte sanft. „Erzählst du mir was passiert ist?“ Unter den tränenverhangenen Augen sah Sakura erleichtert zu ihrem Freund und nickte vorsichtig.   Der Wasserkocher vibrierte unter der sprudelnden Bewegung des kochenden Wassers. Das plastische Klicken des Schalters deutete darauf, dass der Wasserkocher seine Arbeit getan hatte. Ino goss die bereitgestellten Tassen mit dem heißen Wasser auf und reichte jedem der Anwesenden eine der Tassen. „Ich…“, Sakura sammelte ihre Atem und versuchte ihr Gemüt zu beruhigen. „Ich war mit ein paar Arbeitskollegen aus. Als ich mich dann gegen Mitternacht auf den Heimweg gemacht habe, dachte ich zuerst ich bilde mir das nur ein, aber dann kamen diese Männer irgendwie aus allen Ecken. Als wäre ein System dahinter..“, Sakura schluckte. „Und dann stand ich buchstäblich mit dem Rücken zu Wand. Ich hatte schon das Pfefferspray in der Hand, obwohl das wahrscheinlich nicht viel gebracht hätte… und als ich dachte es wäre zu spät, war er plötzlich da. Sasuke. Er und Shikamaru haben dieses Problem innerhalb von Minuten gelöst.“ Naruto presste seinen Lippen zu einer harten Linie zusammen. „Ja, Sasuke kann in sowas sehr überzeugend sein.“ „Ich weiß nicht was passiert wäre, wenn er nicht eingegriffen hätte…“, gestand Sakura verloren. Ino legte ihre Hand auf Sakuras und sprach ihr stillschweigend Mut zu. „Danach hat er mich nach Hause gebracht und ist eigentlich die ganze Nacht bei mir geblieben.“ Naruto zog verwundert die Augenbrauen in die Höhe. „Hat er das?!“ „Ja, ich hab ihn noch wegfahren gesehen, als Sai mich hier rausgelassen hatte. Da wusste ich schon das irgendwas nicht stimmt.“ Narutos Gesicht wirkte nachdenklich. „Hat er sich wenigstens benommen?“ Sakura schmunzelte über seinen stillen Vorwurf. „Ausnahmsweise…“, bestätigte sie. „Er hat sich sogar mit mir unterhalten…“ Trotz aller Überraschung konnte sich Naruto vorstellen, warum Sasuke es getan hatte. Es war schließlich sein Job. Und wenn er eins über Sasuke sagen konnte, dann dass er wohl einer der Besten in seinem Job war. Auch Sakuras Miene bestätigte Narutos Annahme. Es schien wohl doch nicht alles verloren. Still keimte die Hoffnung in ihm auf, dass eine Freundschaft der Drei wohl doch noch möglich war. Die Unterhaltung der Drei wurde schließlich durch ein schnulziges Liebeslied unterbrochen. Es war Inos Handy dass sich unter dem herzzerreißenden Gesang das Leben zu nehmen schien, nur weil Sai sie anrief. Entschuldigend sah sie zu Sakura und Naruto und deutete auf das Bild, welches auf dem Display aufleuchtete. Tonlos verkroch sich Ino schließlich nervös kichernd in ihrem Zimmer. „Ino hat’s ganz schön erwischt oder?“ Sakura nahm die dampfende Tasse zu sich und lächelte. „Es scheint wohl so. Ich bin froh dass sie endlich jemanden gefunden hat. Außerdem scheint Sai ein anständiger Kerl zu sein…seltsam, aber anständig.“ Auch Naruto lächelte. Aber seine Augen wirkten verbittert. War Sakura mit ihrer Aussage zu weit gegangen?! Betrübt sah sie in ihre Tasse und dachte an Sasukes Worte. Naruto ist kein weinerliches Kleinkind. Er ist ein erwachsener Mann. Und glaub mir, du bist nicht die erste die ihn abgewiesen hat. Naruto ist niemand der sich davon unterkriegen lässt... Hör auf ihn wie einen Verletzten behandeln zu wollen, dann kann er auch aufhören, sich wie einer zu verhalten! Sakura seufzte leise. „Naruto?“, begann sie zögerlich. Sein Kopf drehte sich zu ihr und er sah seiner Freundin in die Augen. „Es tut mir Leid!“ „Wieso entschuldigst du dich?“, fragte Naruto irritiert. Sakura senkte ihr Haupt und betrachtete ihre Hände, die immer noch die halbleere Teetasse festhielten. „Nachdem du mir gesagt wie du fühlst, dachte ich, es wäre das Beste wenn ich uns einfach Zeit gebe. Ich dachte es würde dir leichter fallen damit zu Recht zu kommen…“ „Sakura…“ „Nein, lass mich bitte ausreden. Eigentlich wollte ich mich damit nur selbst schützen. Es tut mir so wahnsinnig Leid, dass ich wirklich geglaubt habe, du könntest mit dieser Situation nicht umgehen. Dabei war ich diejenige, die es nicht konnte… Ich bin gerade einfach nur froh, dass du wieder hier bist…“ Stille. Narutos Miene schien ausdruckslos. Es war selten dass sein Gesicht keinerlei Aufschluss über seine Gefühle gab. Dabei trug er sein Herz stets auf der Zunge. „Ich hatte echt Angst, ich hätte alles kaputt gemacht.“, flüsterte er. „Kaputt gemacht? Nein, niemals…“ Ein bitteres Lächeln zeichnete sein Gesicht. „Es tut mir so Leid, Naruto. Als du mich vorhin in den Arm genommen hast, habe ich mich so unendlich erleichtert gefühlt. Du hast mir einfach so gefehlt… Kannst du mir verzeihen?“ Wieder überrollte sie eine Welle des Schweigens. Sakura war sich nicht sicher ob es Sekunden oder gar Minuten waren, die verstrichen. Für sie war es eine quälende Ewigkeit die über ihre Freundschaft entscheiden sollte… bis Naruto sie anlächelte. „Was hast du denn erwartet? Er ist mir deswegen bestimmt böse. - Denk mal darüber nach. Ist Naruto wirklich jemand, der nachtragend ist? „Ich war dir niemals böse.“, begann Naruto. Sein altgewohntes Grinsen kehrte zurück. Sakura stellte ihre Tasse beiseite und umarmte ihren besten Freund. „Danke!...für alles!“ Kapitel 18: Eighteen -------------------- Eighteen     Beklommen starrte Sakura auf die Eingangstür des Konoha Police Department. Ihr Herz schlug bereits bis zum Hals. Naruto hatte sie in den letzten Tagen tatsächlich dazu überredet endlich eine Aussage zu machen. Noch einmal wagte sie einen Blick auf ihre Armbanduhr: 14:27 Uhr. In drei Minuten sollte sie sich im Verhörraum einfinden. Der Griff um den Henkel ihrer Handtasche verstärkte sich. Sie sog noch einmal die feucht kühle Herbstluft ein, bevor sie schließlich seit Monaten wieder einen Fuß in das Revier setzte. Bereits im Eingang schlug ihr die sauerstoffarme Luft des Büros entgegen. Von weitem drang das fordernde Klingeln der Telefone, wie das plastische Geräusch unzählig simultan gedrückter Tasten an Sakuras Ohren. Uniformierte Männer und Frauen huschten durch die Gänge, saßen konzentriert an ihren Schreibtischen oder standen mit ihrer Tasse in der Hand in kleinen Trauben und unterhielten sich. Alles in allem ein normaler Büroalltag. Sakura schmunzelte. Es schien, als hätte sich in den letzten Monaten kaum etwas verändert. Alles sah auf wie vor Monaten. Selbst personell schien sich nichts geändert zu haben. Suchend wanderten Sakuras Augen hin und her. Da waren Shikamaru und sein etwas korpulenter Kollege Chouji, die sich über den Schreibtisch hinweg unterhielten. In der Küche standen zwei dunkele Gestalten die eindeutig zur Einheit des Chiefs gehörten. Sakura schluckte. Ihr Herz kannte bereits die Richtung ihrer Augen. Erwartungsvoll wanderten sie in seine Richtung. Die Endorphine durchzuckten sie mit einem Schlag als sie den schwarzen Haarschopf angestrengt über dem Schreibtisch rauchen sah.   Genervt massierte er seine Stirn. Würde er nicht bald weiterkommen, würde sein Kopfschmerz noch zu einer Migräne mutieren. Noch einmal schnaubte er angestrengt. Doch es war einerlei. Er bekam sie einfach nicht aus dem Kopf. Es war eine Woche seit dem Zwischenfall vergangen und nicht ein Tag an dem sie nicht in seinen Gedanken war. Es war wie beim letzten Mal... Nur dieses Mal war er sich sicher, dass es nicht an ihr lag. Schließlich war er soweit, sich einzugestehen, dass er sie mochte. Und jetzt? Jetzt sollte sie jeden Moment hier auftauchen. Verzweifelt versuchte er sich auf Akte vor ihm zu konzentrieren, doch jedes Mal tauchten ihre grünen Augen vor ihm auf. „Harter Tag?“, erklang eine nur allzu bekannte Stimme. Sasuke hob seinen Kopf und blickte in das satte Grün ihrer Augen, dass sein Gehirn vorhin so kläglich versucht hatte zu reproduzieren. Da Stand sie, Sakura. Seine Augenbrauen zogen sich fragend zusammen während sich auf Sakuras Lippen ein liebevolles Lächeln ausbreitete. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen den Parteien, doch schließlich ließ er sich rücklinks in seinen Schreibtischstuhl sinken und fixierte Sakura. „Kann man sagen.“, antwortete er knapp. „Was willst du?“ Sakuras Augen verengten sich im sekundenbruchteil. Mahnend bedachte sie folgend Sasukes unterkühlte Reaktion. „Nicht viel.“, gab sie zurück und zuckte unbeteiligt mit den Schultern. „Ich bin hier um meine Aussage zu machen.“ „Gute Entscheidung.“, kommentierte Sasuke. „Naja,-.“,schnaubte Sakura.“ Naruto hat lange genug an mir rumgeredet.“ Sasuke nahm Sakuras Ablenkung durch ihre Erzählungen zum Anlass sie eingehender zu betrachten. Dabei stachen ihm ihre Hände sofort ins Auge. Wieder knetete sie ihren Handrücken mit ihren Fingern. Er sah ihr in die Augen und erkannte den nassen Schleier darüber. Sakura fühlte sich unwohl. „Du tust das Richtige, das weißt du?!“ Ihre Lippen pressten sich zusammen während sie kurz über seine Worte nachdachte. Sakura schniefte. Sie trocknete ihre Tränen unelegant am Ärmel ihres Pullovers ab und nickte zustimmend. „Apropo das Richtige tun.“, begann sie. Sakura sah an sich herab und begann hektisch in ihrer Tasche zu kramen. Plastisches Knistern drang an Sasukes Ohren während er Sakura kritisch musterte. Was hat sie denn jetzt vor? „Naruto hatte schon mal sowas erwähnt, dass du nicht auf süße Sachen stehst, also dachte ich, dass wäre für einen Chief Assistent besser geeignet.“, Sakura lächelte Sasuke warm entgegen und reichte ihm eine in Zellophan eingepackte Tasse, in der eine Probepackung eines brasilianischen Röstkaffees steckte, der mit einer kleinen Tafel Herrenschokolade abgerundet wurde. „Nun nimm schon!“, forderte Sakura freundlich. „Was ist das?“, entgegnete Sasuke irritiert. Ihr Lächeln verlor einen kurzen Moment seine Kraft. „Ein Dankeschön.“ Ernsthaft? „Ein Dankeschön? Sakura, dass wir die Typen festgenommen haben, war unser Job!“ „Ich bedanke mich auch in erster Linie nicht dafür.“ Argwöhnisch musterte Sasuke sie. „Sondern?“ Eine sanfte Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab. „Dass du dich danach um mich gekümmert hast, denn das war nicht dein Job.“ Sakura drückte ihm die Tasse in die Hand. Eine Mischung aus Verwirrung und Skepsis zierte seine Miene. „Danke dass du für mich da warst, Sasuke. Es war eben keine Selbstverständlichkeit für mich.“, ergänzte Sakura. Perplex sah er zu ihr hoch und erkannte das liebevolle Lächeln, das sein Herz unweigerlich höherschlagen ließ. Sag doch was! Sasukes Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen während er versuchte ihr angemessen zu entgegnen. „…gern geschehen.“, entkam es ihm leise. „Ah Sakura!“, erklang die altbekannte heisere Stimme hinter Sakuras Rücken und unterbrach das, was auch immer zwischen den Beiden war. „Naruto!“, stellte sie freudig fest. „Und, bereit?“ Sakura sog scharf die Luft ein. „Eher weniger, aber wenn du da bist klappt das schon irgendwie.“, bestätigte sie brüchig. Naruto grinste breit. „Na sicher, du schaffst das. Zwar ist der Chief heute dabei, aber es gibt schlimmeres. Hier.“ Demonstrativ bot er ihr den Arm. Sakura sah zu ihm und kicherte, bevor sie sich bei ihm einhing und mit ihm zum Befragungsraum schlenderte. „Miss Haruno.“, begrüßte der Chief Sakura bereits im Türrahmen und reichte ihr die Hand. „Schön sie wiederzusehen. Ich hatte mir jedoch andere Umstände erhofft.“, erklärte er. „Bitte, setzen sie sich.“ Sasuke sah den dreien hinterher. Selbst nachdem sie hinter der undurchsichtigen Tür verschwanden, starrte er zu der Tür. Sein Daumen strich dabei die ganze Zeit über das kühle Porzellan der Tasse.     Dicke Tropfen fielen vom Himmel. Hektisch suchte sie den kleinen Schirm in ihrer übergroßen Tasche. Ihre Kleidung sog das Wasser wie ein Schwamm auf. Kälte umhüllte ihren Körper. „Dieser verdammte-! Geh schon auf!“ Der Schirm gab ihrer harten Forderung nach und sprang endlich auf. Regelmäßig prasselten die Tropfen auf den gespannten Stoff. „Warum muss ich auch vorgeschlagen ihn abzuholen?!“, beklagte sie sich. Ihre Brillengläser beschlugen bereits unter der nassen Witterung. Sie zog ihren Herbstmantel enger um ihre Taille und stürzte sich in das feierabendliche Gerangel von Konoha. Überall kollidierten Schirme miteinander. Menschen die die Kapuzen ihrer Regenjacken so eng zogen, dass man nicht mal mehr ein Gesicht erkannte. Erleichterung erfülle sie, als sie das vertraute Banner schon weitem erkannte.   Schon im Eingang schlug ihr die warme Luft entgegen. Ihr aufgespannter Schirm landete auf dem kühlen Fliesenboden. In der Spiegelung der Fensterscheiben richtete sie nochmal ihr Haar und rückte ihre Brille zurecht, bevor sie Büroräume des Konoha Police Departments betrat. Zielsicher steuerte sie den Schreibtisch ihres Partners an, doch er war leer. „Wenn du Sasuke suchst, der ist gerade in der Küche.“, erklärte eine heisere Stimme hinter ihrem Rücken. Erschrocken zuckte sie zusammen und drehte sich um. Sie blickte geradewegs in das grinsende Fuchsgesicht ihres Cousins. „Dass du ich immer wieder anschleichen musst, du Idiot.“, maßregelte sie ihn. „Hab dich auch lieb, Karin.“, lachte er. „Und? Was habt ihr vor?“ „Was meinst du?“, fragte Karin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Naja, es kommt nicht jeden Tag vor, dass er sich von seiner Freundin abholen lässt.“ Karin zog eine Augenbraue in die Höhe. „Gar nichts. Er nimmt mich lediglich mit zu sich.“, erklärte sie und sah bereits Sasuke der auf sie zukam. „Hey! Da bist du ja.“, stellte sie freudig fest. „Hi.“, entgegnete der kühle Uchiha knapp. Er zog die Schublade unter seinem Schreibtisch auf und stellte seine Tasse hinein. Karin entging dabei nicht das kleine liebevoll geschnürte Geschenk das auf seinem Schreibtisch thronte. „Was ist denn das? Das habe ich noch gar nicht gesehen.“ Karin nahm die Tasse in die Hand und drehte sie zwischen ihren Fingern hin und her. „Wie auch? Ich hab’s seit heute. Sie war ein Geschenk.“, entgegnete er beiläufig, während er seine Jacke überstreifte. „Ein Geschenk? Von wem?“, hakte Karin nach. Sasuke nahm sein Handy und wagte ein letztes Mal einen Blick auf das Display. Keine aktuellen Benachrichtigungen. Er schob es zurück in die Schutzhülle und verstaute das Gerät in seiner Hosentasche. „Von Sakura. Sie war heute hier um ihre Aussage zu machen. Können wir?“ Sasuke wollte den ersten Schritt gehen, doch Karin versperrte ihm augenblicklich den Weg. „Moment mal. Von Sakura?“ Das Porzellan von Sakuras Tasse klirrte schmerzhaft laut, als Karin es sie grob auf dem Tisch abstellte. „Wieso bitte kommt sie auf die Idee dir was zu schenken?“, Karins Stimme war hart. Sie machte keinen Hehl daraus, dass ihr die Situation missfiel. Doch würde die Tatsache, dass Sasuke die Nacht bei Sakura verbracht hatte, ihre unbegründete Eifersucht nicht mindern. Wie nervig… Sasuke atmete hörbar durch die Nase ein. Sein Kiefer versteifte sich. Er hatte keine Lust sich für irgendetwas zu rechtfertigen, doch er hatte sich diese ‚Beziehung‘ ausgesucht, also musste er auch mit den Konsequenzen leben.  „An dem Abend des Zwischenfalls habe ich sie nach Hause gebracht und bin während meiner Schicht bei ihr geblieben bis ihre Freundin bei ihr war. Dafür hat sie sich bedankt.“ Sasuke zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. Er interpretierte deutlich weniger in ihre Geste als Karin. Bereits jetzt erkannte er die zunehmende Röte ihrer Haut. Doch lag es weniger an Verlegenheit als an Wut. „Können wir?“, wiederholte er schließlich mit mehr Nachdruck. Mit wütendem Blick sah Karin ihm entgegen und nickte nur. Sasuke erkannte, dass die gemeinsame Nacht zwischen ihm und Sakura ihr deutlich nicht passten. Dabei waren ihr die Umstände scheinbar egal. Aber es wunderte ihn nicht. So war Karin schon immer. Das wird nicht gut ausgehen…     Sakura legte ihren weißen Kittel um. Es war eine gefühlte Ewigkeit seit ihrem letzten Dienst vergangen, doch es fühlte sich richtig an. Wieder ein Stückchen mehr Normalität. In ihren Gedanken ging sie noch einmal alles durch. Aber-? Da fehlte doch-. „-mein Stethoskop.“, stellte sie leise fest. Sakuras Hände tasteten ihren Körper und alle Taschen ihres Kittels ab. „Suchst du das?“, eine Frauenstimme erklang hinter der Spind Tür. Sakura zuckte leicht erschrocken zusammen. Hinter der Blech Tür verbarg sich Karins roter Haarschopf mit einem freundlichen Lächeln. In ihrer Hand hielt sie Sakuras vermeintlich verschwundenes Stethoskop. „Ach du hast es.“, stellte Sakura erleichtert fest. Es war häufiger der Fall dass die Assistenzärzte ihre Instrumente untereinander tauschten, vor allem im Urlaubs- oder Krankheitsfall. Sakura streckte bereits den Arm um nach dem Stethoskop zu greifen. „Ich danke di-.“ Im Bruchteil einer Sekunde verfinsterte sich Karins Miene. Das Stethoskop ließ sie augenscheinlich absichtlich zu Boden fallen. Sakuras Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. „Was sollte das denn, Karin?“  „Nur damit wir uns verstehen, Breitstirn.“, mit diesen Worten stupste sie Sakura mit ihren Fingerspitzen gegen die Stirn. „Ich bin nicht so blöd wie mein Cousin und falle auf deine lächerliche Mauerblümchennummer rein.“ „Mauerblümchennummer?“ Karin sah zu ihr herab und trat einen Schritt auf sie zu. „Lass die Finger von Sasuke!“, flüsterte Karin und betrachtete Sakura mit eiskaltem Blick. Sakuras Augen weiteten sich. „Sag mal, hast du sie noch alle? Ich hab mich für seine Hilfe bedankt. Ich hatte sicher nicht die Abs-.“ Karin hob unterbrechend die Hand. Zielgerichtet steuerte sie auf die Tür zu und würdigte Sakura keines weiteren Blickes. „Spar dir deine Unschuldsgeschichten für jemand der sie dir glaubt.“, mit diesen Worten verschwand das rothaarige Biest in der Tür. Betreten und gleichzeitig verwirrt sah Sakura zu dem Stethoskop, das immer noch verloren auf dem Boden lag. „Blöde Kuh.“, flüsterte sie und hob das Stethoskop vom Boden auf.   Kapitel 19: Nineteen -------------------- Nineteen   Mit einem Klonk fiel die kühle Dose in den Auffangbehälter. Das Zischen des Verschlusses kündigte die nahende Erfrischung an. Der zuckrig süße Geschmack des Softdrinks glitt erleichternd ihre Kehle hinab. „Oh das war nötig.“, erklärte Sakura und sah zu Hinata. „Danke nochmal.“ „Ach was. Im Moment ist es sowieso ruhig. Außerdem konnte ich dich so doch nicht ins Archiv gehen lassen. Mit den ganzen Kisten wärst du mein nächster Termin gewesen.“, erklärte Sakura lachend. Auch Hinata stimmte in Sakuras Gelächter mit ein. „Kaum zu glauben, dass es hier noch Personal mit Unterbeschäftigung gibt.“ Sakuras Griff um ihre Dose verstärkte sich. „Das würde erklären warum du hier bist, Karin.“, entgegnete sie scharf. „Ich bin nur hier um Heparin Spritzen zu holen. Ich habe keine Zeit um mich mit einem Softdrink in der Hand mit meinen Kollegen zu unterhalten.“, erklärte Karin unbeeindruckt. Ihre Selbstgefälligkeit widerte Sakura an. Noch bevor Sakura eine passende Antwort einfiel, mit der sie ihr entgegnen konnte, meldete sich ihr Beeper lautstark zu Wort. Ein Blick genügte und Sakura wusste dass es ernst war. „Tut mir Leid Hinata. Ich muss los.“, sagte Sakura entschuldigend und reichte ihr die Limo Dose. „Schon okay. Beeil dich.“, riet Hinata verständnisvoll. Sakura sah zu der offenstehenden Tür des Vorratsraums. „Karin! Kommst du? Es ist ein Notfall reingekommen.“, rief Sakura fordernd. Karin steckte ihren Kopf durch den Türrahmen und sah unbeeindruckt zu der Ärztin mit dem rosa Haar herüber. „Ich kann mich nicht um jedes Kind, das vom Klettergerüst fällt, kümmern, Stirnie. Ich behandle lieber die richtigen Fälle.“ Sakura verdrehte nur die Augen. Es hatte keinen Sinn mit Karin darüber zu diskutieren. Für Sakura war jeder Fall richtig. Denn die Leute kamen zu ihr, weil sie sich selbst nicht mehr helfen konnten. Wer war sie also darüber zu entscheiden was ein Notfall war und was nicht?! Im Laufschritt eilte Sakura die Gänge entlang. Wenn ein Notfall reinkam und noch dazu von Tsunade, der Oberärztin, schien es ernst zu sein. Schon beim Einbiegen in die Notaufnahme wurde Sakura plötzlich von uniformierten Männer und Frauen, die den gang säumten, empfangen. „Was ist denn hier los?“, murmelte sie verwundert und betrachtete die ernsten Mienen aller Anwesenden. „Sakura!“ Beim Klang der heiseren Stimme stockte ihr Herz und Sakura schloss bereits flehend ihre Augen. „Naruto…“, entkam es ihr tonlos. Missmutig drehte sie sich anschließend um und blickte in eine ebenso ernste Miene, wie beim Rest der Truppe. „Was ist los? Was machst du hier?“, fragte sie, während sie Narutos Körper auf Verletzungen absuchte. Naruto schien unversehrt, aber dennoch durch den Wind. Was konnte nur passiert sein? „Wir waren auf einem Einsatz-.“, Sakura hob die Hand und unterbrach. „Die Kurzversion bitte.“, forderte sie sanft. Naruto sah sie mit großen Augen an und schluckte. „Sasuke wurde angeschossen.“ Es war wie ein Schlag in die Magengrube. In ihren Gedanken leuchtete bereits ein Bild von einem verwundeten Sasuke, der hilflos auf dem kalten Asphalt lag, auf. Ihr Mund wurde trocken. Aber Sakura war unfähig etwas zu sagen. Der Kloß in ihrem Hals schwoll immer mehr an. Abwesend sah sie zu Naruto, der ihr flehende Blicke zuwarf. Sie nickte Naruto nur stumm zu, nahm tief Luft und versuchte sich auf das Wesentliche zu besinnen. Schließlich betrat sie das Behandlungszimmer der Notaufnahme. Schon in der Tür drang der eiserne Geruch von Blut an ihre Nase. Zwei Schwestern und eine Frau mit langem blondem Haar waren bereits über den Behandlungstisch gebeugt. „Ah Sakura, da bist du ja. Desinfizieren und helfen!“, forderte Tsunade. Sakura trat an den Waschtisch und säuberte ihre Hände und Unterarme. Im Vorbeigehen erkannte sie bereits Sasukes vertrauten Haarschopf. „Was haben wir?“, erkundigte sich Sakura und legte ihren Mundschutz an. „Eine Einschusswunde an der rechten Schulter. Die Sedierung schlägt bereits an.“, erklärte Tsunade beiläufig und deutete den Schwestern zur Seite zu gehen. Sakura setzte sich auf den rollbaren Hocker und schob sich zu Sasuke. „Er verliert viel Blut.“, stellte Sakura fest. „Ja. Das Projektil hat wohl mehr verletzt als zuerst angenommen. Wir müssen es entfernen um das Ausmaß der Verletzung besser einschätzen zu können.“ Sakura strich Sasuke die langen Haare aus dem Gesicht und wischte ihm den kalten Schweiß von der Stirn. Benebelt sah er zu ihr rüber. Das Eigenartige jedoch war, dass keine Spur von Kälte darin war. Seine schwarzen Augen waren so groß und glasig, dass sie sich selbst darin erkennen konnte. „Ayumi! Sag dem OP bescheid dass wir kommen.“, forderte Tsunade. „Wirst du assistieren?“, richtete sie ihre Frage schließlich an Sakura. Ihre Augen konnten sich nur schwer von den wunderschönen Opalen trennen, doch Sakura mahnte sich selbst um Professionalität. Ihre Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. So wie er da lag, erinnerte sie das an das letzte Mal, als er ihre Hilfe brauchte. Wir sind quitt! – Von wegen… Das Telefon der Notaufnahme läutete. „Ja?“, bellte Tsunade in den Hörer. „Okay. Wir sind gleich da!“ Der Hörer landete unsanft auf dem Telefon. Tsunade entfernte ihre Handschuhe und band ihre Haare zu einem festen Knoten zusammen. „Haruno, in zehn Minuten.“, mit diesen Worten verschwand Tsunade in der Tür. Unbeteiligt wanderte Sakuras Blick von der Tür zu dem Verletzten. Benommen blinzelte er sie durch seine dichten Wimpern an. Trotz der starken Sedierung schien er alles zu verstehen was um ihn herum geschah. Sakura lächelte und trat auf den hilflosen Uchiha zu. „Keine Sorge.“, flüsterte sie ihm zu. „Wir kriegen dich wieder hin.“   Schwerfällig fiel die massive Tür zum OP-Saal in ihr Schloss. Sakura seufzte. Ihre Schläfen pulsierten schmerzhaft. Es hatte ganze zwei Stunden gedauert. Sie ging zum Spiegel und blickte in ihre müden Augen während sie Mundschutz und Kopfbedeckung auszog. Sakura drehte den Wasserhahn auf und benetzte ihre Haut mit kühlem Wasser. Ein letztes Mal betrachtete sie sich im Spiegel. Richtete das Vogelnest auf ihrem Kopf und bereitete sich mental auf das Kommende vor. Schon im Flur erkannte sie die Silhouetten die sich auf dem Flur ungeduldig hin und her bewegten. Die Schiebetür öffnete sich und Sakura wurde bereits von besorgten und gleichzeitig gierigen Augenpaaren angestarrt. Da waren Naruto, der Chief und eine Frau mit langem schwarzem Haar. Ihre Hände vergruben sich fest in dem Pullover des Chiefs. Ihrem Aussehen nach zu urteilen schien sie ganz eindeutig Sasukes Mutter zu sein. Er war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Naruto eilte auf seine Freundin zu und sah sie an. Seine Augen wirkten glasig. „Wie geht’s ihm?“, fragte er leise. „Beruhig dich.“, Sakura griff nach seiner Hand und drückte sie fest. „Komm!“, Sakura deutete auf Fugaku und seine Frau. „Was ist mit meinem Sohn?“ fragte Sasukes Mutter aufgelöst. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien sie sehr in Sorge um ihren einzig verbliebenen Sohn zu sein – verständlich! Sakura nahm noch einmal tief Luft. Sie deutete auf die Sitzecke neben dem Kaffeeautomat. Wie oft hatte sie schon solche Unterhaltungen führen müssen… Aber die Schlimmsten waren jene, wenn der Patient auf dem OP-Tisch verstarb. In die erwartungsvollen Gesichter zu sehen und ihnen jegliche Hoffnung zu nehmen war grausam. Glücklicherweise ging es in Sasukes Fall anders aus. „Wir konnten das Projektil entfernen und die Blutung stoppen. Die Muskulatur wurde an der Einschussstelle erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Wir rechnen aber mit Einschränkungen seiner Motorik im rechten Schulterbereich.“ Fugakus Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. „Werden diese Einschränkungen dauerhaft sein?“ „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir das leider nicht ausschließen. Wie groß der Schaden ist, können wir erst nach einer Angiografie genauer sagen. Aber Erfahrungsgemäß sollte eine intensive Behandlung durch einen Physiotherapeuten das Ganze wieder richten können.“ „Und, wie geht es jetzt weiter?“, hakte Sasukes Mutter nach. „Der Eingriff ist beendet. Die Wunde wird nur noch vernäht und dann verlegen wir ihn auf Station. Es sollte noch ein bis zwei Stunden dauern bis er aufwacht. In der Zeit könnten sie ihm eventuell eine Tasche packen. Trainingshose, T-Shirts, Zahnbürste. Alles was er eben braucht.“ Die Drei warfen sich vielsagende Blicke zu. „Wenn das alles ist was wir zur Zeit tun können…“, stellte Fugaku mutlos fest. Sakura stand auf und blickte in die Runde. „Ich melde mich bei Ihnen falls sich was ändern sollte. Notfalls steht Naruto mit mir im ständigen Kontakt.“ „Ich danke Ihnen Miss Haruno.“, bestätigte Fugaku knapp. Sakura lächelte dem Chief warm entgegen. „Kommen sie.“, forderte sie sanft. „Ich begleite sie noch zum Empfang, dann kann ich Ihnen auch gleich die Zimmernummer ihres Sohnes mitteilen.“   „Gute Arbeit Sakura!“, bekannte Tsunade stolz während beide noch einmal nach Sasuke sahen. „Danke.“ Sie nahm die Krankenakte und notierte bereits die Medikation für die kommenden Stunden. Lautes Gepolter drang an die Ohren der beiden Ärzte und ließ Sakura von dem Krankenblatt aufsehen. Ohne ein Anklopfen stolperte Karin ins Zimmer. „Sasuke! Mein Engel. Was ist passiert?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte Tsunade die lebhafte Frau mit dem feuerroten Haar. Überfürsorglich huschte sie um den noch schlafenden Patienten herum und störte die Ruhe. „Miss Uzumaki!“, unterbrach Tsunade sie harsch. „Man sollte meinen, dass sie die Erste hätten sein sollen wenn es sich um ihren Lebensgefährten handelt. Und doch war Miss Haruno da um den Patienten zu versorgen. Wieso?“ Sakura biss sich auf die Zunge. Sie hatte Mühe ein Lachen zu unterdrücken. Karins entgeisterter Gesichtsausdruck entschädigte Sakura für den gesamten Tag. „Ehm…nun ja…wissen sie Frau Doktor-.“ „Schluss. Ich will es gar nicht wissen. Sakura!“ „Ja?“ „Er ist nun dein Patient.“ „WAS?“, kreischte Karin und warf Sakura einen giftigen Blick zu. Tsunade seufzte. „Miss Uzumaki, sie werden ihr Temperament in Anwesenheit unserer Patienten zügeln, sonst muss ich sie des Raumes verweisen.“ Karin sah verblüfft zu ihrer Vorgesetzten, bevor sie betroffen den Blick senkte. Mit verschränkten Armen vor der Brust gab sie schließlich nach.  „Okay.“, gab sie kleinlaut zurück. Tsunade lächelte zufrieden und ließ die jungen Frauen anschließend mit dem Patienten alleine. „Darf ich?“, fragte sie leise und deutete auf die Krankenakte. Und so sehr Sakura Karin auch hasste, in diesem Moment konnte Sakura sie verstehen. Schließlich lag hier der Mann mit dem sie schon seit einiger Zeit eine Beziehung führte. Bewusstlos und angeschossen. Mit verständnisvoller Miene reichte Sakura ihrer Kollegin die Akte. Karin blätterte die Details durch um sich ein Bild von seinen Verletzungen zu machen. „Das hast du doch mit Absicht gemacht.“, grummelte Karin leise. Sakura verdrehte die Augen. „Ich weiß nicht was du meinst…“ „Ach komm schon. Du wusstest dass er es war.“ Sakura stöhnte auf. „Als die Meldung reinkam, hab ich dich gebeten mitzukommen. Aber Miss Superwichtig war sich ja zu schade für dieses Kind das vom Klettergerüst gefallen ist.“ Mit diesen Worten verließ Sakura das Zimmer. „Diese blöde-.“, brachte sie zähneknirschend hervor hinter verschlossener Tür hervor.     Die Straßenlampen begannen nacheinander aufzuleuchten. Die kühle Abendluft belebte ihre müden Zellen. Weißer Dunst zeichnete ihren Atem. Der warme Pappbecher in ihren Händen wärmte die unterkühlte Haut. Der rituelle Pausenspaziergang vom Coffeeshop zurück zum Krankenhaus hatte wie immer eine meditative Wirkung. Sakura bog in die Straße ein und erkannte den Chief und seine Frau wie sie in eine dunkle Limousine einstiegen. Scheinbar hatten sie nach ihrem Sohn gesehen. Sakura lächelte und wagte einen letzten Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz vor sieben. In drei Stunden würde sie endlich Feierabend machen können, aber davor würde sie noch einmal nach ihm sehen. Sakura sog den letzten Rest der koffeinhaltigen Brühe auf und betrat erneut das Krankenhaus. Die Besucherräume waren um diese Uhrzeit bereits leergefegt. Nur noch vereinzelt kam ihr ein Zivilist entgegen. Mit einem leisen Klopfen kündigte Sakura ihr eintreten an. Sie öffnete die Tür und sah Sasuke immer noch regungslos in seinem Bett liegen. Auf dem Beistelltisch unter der Fensterbank stand bereits eine Tasche. Sakura ging zum Tropf stellte die Zufuhr der Infusion ein. „Sa-ku-ra?“ Überrascht zuckte sie zusammen und sah zum Krankenbett herab. Sie lächelte, als sie in Sasukes Augen blickte. „Hey!“, hauchte sie. „Wie geht’s dir?“ Sein Kopf drehte sich von ihr zum Fenster und wieder zurück. „…beschissen.“ Sakura schnaubte amüsiert. „Naja, nach einer Schusswunde muss das wohl so sein. Ich hab deine Schmerzmittel für die Nacht etwas höher dosiert. Du solltest also in der Nacht nicht mehr allzu viel merken.“ „Danke!“ Mit einem spitzen Lächeln auf den Lippen setzte sich Sakura auf sein Bett und näherte sich seinem Gesicht. „Das war mein Job!...aber gern geschehen.“ Kapitel 20: Twenty ------------------ Twenty     Mit zusammengepressten Augenlidern versuchte Sakura krampfhaft das schrille Klingeln des Weckers zu ignorieren. Ihrem Durchhaltevermögen zum Trotz wurde das nervige Ding jedoch immer lauter. Mit einem genervten Stöhnen drehte sich die junge Frau in ihrem Bett auf den Bauch um mit ihrem ausgestreckten Arm genau das Handy zu treffen. Und mit einem Mal verstummte das ohrenbetäubende Piepsen. Gekonnt ist eben gekonnt! Ihr Arm sank schlaf an ihrer Bettkante herab. Vorsichtig blinzelte Sakura gegen die Helligkeit in ihrem Schlafzimmer an. Auch wenn ihre Augen sich langsam an das Licht gewöhnt hatten, ihre Augenlider fühlten sich schwer an, ebenso wie ihre Muskeln. Ihr ganzer Körper schien kraftlos. Immer noch matt griff sie nach ihrem Handy und begann den Morgen mit Social Media. Soweit kam Sakura aber nicht. Noch ehe ihr Smartphone die Internetverbindung erkannte, ploppte auch schon ein Fenster mit Narutos breit grinsender Miene auf.   Naruto             09:24 Uhr „Gibt es schon was Neues?“   Sakuras Lippen pressten sich zusammen. Seine Frage rief wieder das in Erinnerung, was sie zu vergessen versuchte. Große Augen die wie tief schwarze Seen alles zu verschlingen drohten und intuitiv ihr Herz flattern ließen. Noch immer hatte sie das Bild vor Augen als sie den Behandlungsraum der Notaufnahme betrat. Sie wusste nicht ob es Einbildung war, aber als sich ihre Blicke trafen, schien es als wäre Sasuke erleichtert gewesen sie zu sehen. Und dieses kleine Gefühl, diese Ahnung, lösten bei ihr Empfindungen aus die sie lieber nicht benennen wollte. Schließlich war er es – Uchiha Sasuke. Der Mann der sie herausforderte, provozierte, bloßstellte, ablehnte-. „Sakura?“ Ihr Name gepaart mit dem lauten Klopfen riss sie erschrocken aus ihren Gedanken. „Eeeh ja?“, ihre Stimme war immer noch rau und brüchig. „Liebes ich muss jetzt los. Mom ist krank und ich muss heute den Laden aufsperren. Sehen wir uns heute Abend?“, Inos Stimme klang gehetzt. Aber Sakura vermutete bereits das Ino schon jetzt unter Strom stand. „Ja, sicher! Hol deiner Mom liebe Grüße mit.“ „Ok super. Mache ich. Hab dich lieb!“, ertönte es durch die Tür und ohne das Sakura Zeit gehabt hätte etwas zu entgegnen, fiel auch schon die Wohnungstür ins Schloss. Mit einem gedehnten Seufzen sank Sakura zurück in ihr Meer aus Kopfkissen. Noch einmal glitt ihr Blick zur Uhr. Wohl oder übel musste sie den Tag beginnen.     Ihr Atem zeichnete sich in dem kalten Morgen ab. Auch die beiden wärmenden Pappbecher in ihren Händen erklärten sich solidarisch. Die spätmorgendliche Sonne ließ den gefrorenen Boden in allerlei Farben glitzern. Dick eingepackte Menschen kreuzten Sakuras Weg bis sie schließlich vor dem Polizei Revier stand. Ihre Hände klammerten sich um einen der beiden Pappbecher. Mit einem Ruck stieß sie die Tür des Police Departments auf und lief auch schon gleich einem Officer in die Arme. „Oh Verzeihung.“, entkam es Sakura erschrocken. „Sakura?“, Sakura hob ihr Haupt und blickte in Shikamarus überraschte Miene. „Guten Morgen.“, begrüßte er sie überrascht. „Guten Morgen und entschuldige. Ich hab nicht aufgepasst.“ Shikamarus Mundwinkel hoben sich und er zuckte unbeteiligt mit den Schultern. „Nichts passiert. Was machst du hier?“ „Ah, ich wollte zu Naruto. Ist er da?“ „Ja, der rauchende Kopf da drüben ist seiner. Ich glaube ein bisschen Ablenkung tut ihm ganz gut.“, riet er Sakura beiläufig. „Okay. Danke!“ Zielgerichtet steuerte Sakura seinen Schreibtisch an. Selbst ohne sein Gesicht zu sehen, erkannte sie Narutos Anstrengung. Mit einem warmen Lächeln trat sie näher an ihn heran. „Harter Morgen?“, fragte sie. Ihre Stimme schien wie ein Wegruf. Narutos Kopf schnellte überrascht in die Höhe und er sah seine Freundin müde an. „Morgen.“, entgegnete er ungewohnt einsilbig. Mit einem niedergeschlagenen Seufzen ließ er sich in die Rückenlehne seines Stuhls fallen und gab Sakura den Blick auf ein Tabellenblatt frei, das kreuz und quer bekritzelt war. „Ich sitze schon seit Stunden an dem Dienstplan. Irgendwie müssen wir Sasukes Ausfall kompensieren…“ „Dann hab ich genau das richtige für dich.“, mit diesen Worten hielt Sakura ihm einen der Kaffeebecher vor die Nase. Der herbe Duft umschmeichelte Narutos Nase und entlockte ihm ein zartes Lächeln. Mit seinen langen Beinen zog er Sasukes Schreibtischstuhl bei und deutete Sakura darauf Platz zu nehmen. Sakura lächelte. Sie legte ihre Jacke über die Lehne des Stuhls und ließ sich in das weiche Polster fallen. „Du hast heute morgen gar nicht auf meine Nachricht geantwortet.“, stellte Naruto fest während er gierig den Latte Macchiato mit einem doppelten Espresso niederstarrte. „Ja, naja, es war ein langer Abend gestern und jetzt bin ich ja hier.“, erklärte Sakura. „Und wie geht’s ihm?“ Sakura driftete zu dem Moment als sie am vorherigen Abend bei ihm war. So klein ihre Unterhaltung auch war, sie hatte etwas Vertrautes. Etwas, das Sakura sagte, dass sie und Sasuke mittlerweile mehr als Bekannte waren. Freunde? Oder war da eventuell sogar me-? Sakura unterbrach sich bei diesem Gedanken selbst. Das ist doch absurd! Sie versenkte den Gedanken mit einem Schlucken in den tiefen ihrer Magengrube und versuchte sich auf das wesentliche zu konzentrieren. „Gestern Abend war er wieder bei Bewusstsein. Er hat sich zwar beklagt, aber er wurde angeschossen. Ich würde sagen seine Reaktion war ziemlich normal. Wie es ihm heute geht kann ich der erst in einer Stunde sagen.“ Zerknirscht besah Naruto den Kaffeebecher in seiner Hand. „Ja das klingt nach Sasuke.“, Narutos Mundwinkel hoben sich. „Was glaubst wie lange es dauert bis er aus dem Krankenhaus entlassen wird?“ Sakura überlegte einen Moment. „Hmm. Schwer zu sagen. Die nächsten Tage werden noch einige Untersuchungen gemacht. Danach kann ich dir mehr sagen. Aber ich glaube nicht, dass sie ihn diese Woche noch gehen lassen. Mit einem angestrengten Seufzen ließ sich Naruto tiefer in seinen Stuhl sinken. Noch einmal sah er zu dem wilden Gekritzel das vorher mal ein Dienstplan war. „Ich bin einfach froh wenn die Woche vorbei ist…“     Mit einem bestätigenden Blick auf die Uhr warf sich Sakura ihren Kittel über. „Jetzt aber schnell.“, sprach sie sich zu. In Narutos Gegenwart hatte sie mal wieder vollkommen die Zeit vergessen, aber noch hatte sie Zeit. Im Eiltempo schnappte sie sich die Akte ihres Patienten, desinfizierte ihre Hände und eilte schließlich zu der Tür hinter der sich ihr neustes Mitglied im Patientenkreis befand. Mit jedem weiteren Schritt spürte Sakura den stetig ansteigenden Herzschlag. Hitze fraß sich durch ihren Körper und ließ ihre Hände schwitzig werden. Verdammt Haruno, reiß dich zusammen! Sakura atmete tief ein. Mit einem kurzen Klopfen kündigte sie ihr Eintreten schließlich an. „Hallo.“, begrüßte Sakura zaghaft. Sasuke, der auf seinem Krankenbett saß und versuchte sein dürftiges Mittagessen zu verspeisen sah zu ihr rüber. Trotz der wahrscheinlich unruhigen  Nacht sah er deutlich erholter aus. Um seine Nasenspitze herum zeichnete sich langsam wieder eine sanfte Farbe ab. „Wie geht’s dir? Hast du die Nacht gut überstanden?“ Sasuke kaute. Mit einem kräftigen Schluck Wasser spülte er den trockenen Rest herunter. „War schon mal besser.“ Sakura gluckste. „Das wird wieder. Gib dir etwas Zeit und vor allem Ruhe.“, riet sie ihm. Sasuke sah zuerst zu ihr und spießte anschließend eine Traube seines Obstsalates auf seine Gabel auf. „Da die Entzündungsgefahr in den ersten 24 Stunden nach der Operation am größten ist, werden wir den Verband nach deinem Mittagessen noch einmal wechseln. Dann kann ich mir die Wunde auch mal ansehen. Okay?“ Mit der Gabel im Mund sah er sie noch einmal an und bestätigte mit einem knappen Nicken. „Gut, dann bereite ich alles vor. Wenn du fertig bist, kommst du bitte zum Behandlungsraum. Er ist den Gang runter die zweite Tür links.“ Mit diesen Worten ließ Sakura den gutaussehenden Polizisten mit seinem Essen alleine.   Es dauerte kaum zehn Minuten als Sasuke schließlich in der Tür zum Behandlungszimmer stand. „Ah da bist du ja. Hier, setz dich!“, forderte Sakura, während sie noch Verbandsmaterial auf dem Tisch zurechtlegte. „Mach dich bitte obenrum frei.“, ergänzte sie abwesend und griff nach der Verbandschere. „Ehm Sakura?“, warf Sasuke nach einem Moment der Stille ein. Sakura drehte sich um und erkannte den verzweifelten Versuch sich mit nur einem Arm auszuziehen. Und obwohl das verzogene Shirt bereits einen Blick auf Sasukes wohl definierten Oberkörper erhaschen ließ, konnte Sakura ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken. Denn so hilflos sah Sasuke urkomisch aus. „Moment, ich helfe dir.“ Ihre kühlen Fingerspitzen glitten unter den warmen Baumwollstoff seines Shirts. Seine Muskeln zogen sich unter Sakuras federleichten Berührungen zusammen. „Entschuldige, meine Hände sind nach dem Desinfizieren immer etwas kalt.“ „Schon gut.“ „Na gut, dann sehen wir uns das mal an.“ Vorsichtig löste Sakura den Verband Schicht für Schicht von seiner Haut. Die Kompresse unmittelbar über seiner Verletzung zeigte deutliche Blutspuren. „Hmm, es hat noch ein wenig nachgeblutet, aber das ist ganz normal.“ Behutsam versuchte Sakura die Kompresse von der getrockneten Blutkruste abzulösen. Unter prüfendem Blick musterte sie die Naht wo vor Stunden noch eine klaffende Schusswunde war. Die Haut rund um die Wunde war vom Jod vollkommen verfärbt. „Wie lange hat die Operation gestern gedauert?“ Sakura tränkte einen Wattebausch in klare Flüssigkeit und begann vorsichtig das getrocknete Jod zu entfernen. „Zwei Stunden. Wir mussten erst das Projektil entfernen und sicher gehen, dass keine Lebenswichtigen Organe oder Blutgefäße verletzt wurden.“ Sakura desinfizierte die Wunde und begann den neuen Verband umzulegen. „Ich habe übrigens gestern deine Mutter kennengelernt.“, erwähnte Sakura. „Hm. Und?“ Sakura lächelte und hielt in ihrer Bewegung inne um Sasuke ins Gesicht zu sehen. „Ich finde du siehst aus wie sie.“, gestand sie unter leicht geröteten Wangen. Zweifelsohne konnte Sasuke Sakuras Aussage als Kompliment auffassen denn seine Mutter war eine Schönheit. Das Aussehen seines Vaters hätte bei den Frauen sicherlich weniger Wirkung gezeigt. „So fertig!“, verkündete Sakura knapp. „Soll ich dir wieder helfen das Shirt anzuziehen?“ „Ja, ja ich glaube das wäre besser.“ Sakura lächelte verstehend und nahm das Shirt bereits in ihre Hände als sie harsch von der auffliegenden Tür unterbrochen wurde. Im Türrahmen stand Karin, mit einem Kopf so rot wie ihre Haare. „Sag mal, was glaubst du denn was du da machst?“ „Karin.“, mahnte Sasuke leise. Sakura zog eine Augenbraue nach oben. „Meinen Job?“ Sasukes Warnung ignorierend, schob Karin Sakura beiseite und riss ihr das Shirt aus der Hand. Entrüstet sah Sakura zu dem feuerroten Biest. „Musst du das hier nicht aufräumen?“, entgegnete Karin und deutete auf die Verbandsreste. Steif und zugleich fassungslos räumte Sakura den Behandlungsraum ohne ein weiteres Wort auf. Doch sie hatte mühe die aufkeimende Wut zu unterdrücken. Aber Sakura wollte eine gute Ärztin sein, egal um wen es ging und das hieß, auch wenn es Sasuke war, auch in solchen Situationen vor Patienten die Ruhe zu waren. „Komm, Liebling.“, flötete Karin und packte Sasuke bereits am Arm um ihn mit sich zu ziehen. „Nenn mich nicht so.“, sagte er genervt. Ungeachtet seiner Einwände zog Karin ihn schließlich aus dem Behandlungszimmer. Die Latex-Handschuhe quietschten unter Sakuras verstärktem Griff. Ihre Fingernägel bohrten sich unangenehm in ihre Haut.   Er musste einfach von ihr weg. Schnellen Schrittes zog Karin Sasuke hinter sich her, sein Handgelenk immer noch fest umklammert. Es war komisch das Sasuke bisher noch keinen Akt des Protestes unternahm, aber gleichsam auch für Karin die bestätigung, dass sie das Richtige tat – glaubte sie jedenfalls. Die Muskeln seines Armes spannten sich unter ihrem Klammergriff an und Karin fiel in ihrem Gehen zurück. Sasuke war stehen geblieben. „Sasuke. Liebling, was-?“, fragte Karin irritiert. „Ich hab dir gesagt du sollst mich nicht so nennen.“, erinnerte er sie mit harter Miene. „Was sollte das eben?“ „Wovon redest du?“, gab Karin gespielt unschuldig zurück. Sie erkannte bereits wie er die Augen rollte. Auch wenn er sehr schweigsam war, er beobachtete sein Umfeld genau. Und Karin hatte sowieso den Eindruck dass er sie las wie ein offenes Buch und trotzdem spielte er ihr Spiel mit. „Du bist einfach in meine Untersuchung reingeplatzt und hast meine behandelnde Ärztin davon abgehalten ihre Arbeit zu machen.“ Ärztin pfff… Wegen jeder anderen Person hätte Sasuke sie maßregeln dürfen, aber ausgerechnet Sakura. Karins Miene verzog sich. Um die immer weiter wachsende Wut in ihrem Bauch zu unterdrücken setzte Karin erneut zum gehen an, doch Sasukes Griff war eisern. „Was für ein Problem hast du mit ihr?“, fragte Sasuke und sah sie verständnislos an. Ihr Kiefer presste sich schmerzhaft zusammen. „Ist das dein Ernst? Hälst du mich für so blöd?!“ Sasuke wich ein Stück zurück und musterte sein Gegenüber fragend. „Ich bin sicher kein Heiliger, aber ich war in einer Beziehung noch nie untreu und das weißt du.“, versuchte er ihre indirekte Angst zu zerstreuen. Das stimmt… Selbst in ihrer Schulzeit, als Beide noch ein Paar waren, hatte Karin eigentlich nie Grund gehabt eifersüchtig zu sein und totzdem war sie es. Aber war es denn so unverständlich? Schließlich ging es um Uchiha Sasuke. Den jüngsten Spross der Polizeifamilie. Wohlhabend, gut erzogen, diszipliniert und wahnsinnig gutaussehend. Es hatte sie ein gutes Jahr gekostet sich in seinen Fokus zu drängen. Und schließlich hatte sie ihn wirklich für sich gewinnen können. Es lag doch auf der Hand, dass sie alles dafür tun würde, damit ihr niemand gefährlich wurde. Und Sakura, die inetelligente, hübsche aber auch zurückhaltende Optimistin hatte Sasuke schon oft herausgefordert und definitiv Eindruck hinterlassen. Wenn ihr jemand gefährlich werden konnte, dann sie. „Zwischen mir und Sakura ist nichts!“, versuchte Sasuke ihr noch einmal klar zu machen. Hoffentlich… Es war bereits nach Mitternacht, aber Sasukes Worte hielten Karin immer noch wach. Noch einmal überdachte sie die ganze Situation. Sie selbst an Sakuras Stelle wäre womöglich an die Decke gegangen. Sakura bleib stattdessen ruhig, ließ sie ihr Spiel spielen. Seufzend sank Karin tiefer in das Kopfkissen ihres Bettes. Sie rollte sich zur Seite und betrachtete ihr undeutliches Spiegelbild welches sie durch das spiegelnde Glas des Fensters reflektierte… Kapitel 21: Twentyone --------------------- Twentyone   Stumm betrachtete Sakura ihr verschwommenes Spiegelbild durch die verregnete Fensterscheibe. Der Fitnesstracker an ihrem Handgelenk riss sie mit seiner Forderung nach mehr Bewegung schließlich aus ihrer Absenz. Ein Blick zu dem Display bestätigte bereits ihre zweite Vorahnung – Dienstbeginn! Das hieß zu aller erst Visite bei ihren Patienten. „Auf geht’s Haruno!“, sprach sie sich selbst zu. Entschlossenen Schrittes rückte sie ihren Kittel zurecht und stürmte zur Tür in Richtung Flur. Schon im Gang erkannte sie, dass ihr  Patient, der aktuell ihre meiste Aufmerksamkeit forderte, nicht alleine war. Sakura hielt in ihrer Bewegung inne und beobachtete ein bisher für sie unbekanntes Szenario. Sasuke in Mitten seiner besorgten Familie. Immerhin hatte sie ihn als unterkühlten Einzelgänger kennengelernt. Ihn so zu sehen brachte Sakura zum Lächeln. Da war der Chief, der wie immer versuchte seine steinerne Maske zu wahren sich insgeheim aber dennoch um seinen Sohn sorgte. Und dann war da noch Sasukes Mutter, die ihren Sohn, zu seinem Missfallen, fürsorglich verhätschelte. Sakuras Lächeln wuchs zu einem amüsierten Grinsen. Doch als Mikoto anfing ihrem Sohn eine Banane aufzudrängen konnte Sakura nicht mehr tatenlos stehen bleiben. Sie konnte Sasukes Unbehagen selbst von hier erkennen. Mit großen Schritten und kräftigem Klopfen unterbrach sie das herzerwärmende Szenario. „Guten Morgen.“, brachte sie freundlich lächelnd hervor. „Es tut mir Leid dass ich unterbreche, aber Sasuke muss zur nächsten Untersuchung.“ Sie schenkte ihrem Patienten einen vielsagenden Blick. Dieser zögerte keine Sekunde um aus der unangenehmen Situation zu entkommen. „Okay, also falls sie in der Zwischenzeit noch Erledigungen machen möchten, die Untersuch dauert etwas länger.“, erklärte Sakura Sasukes Eltern. „Gut, dann können wir ja jetzt. Hat mich gefreut Mr. & Mrs. Uchiha.“ Mit diesen Worten verließen die Beiden das Krankenzimmer. „Welche Untersuchung steht an?“, harke Sasuke nach. Er hatte bei all den Visiten und Untersuchungen mittlerweile den Überblick verloren. „Ich bringe dich jetzt zu Dr. Nagoya. Er übernimmt die Angiografie.“ „Angiografie?“ „Das ist eine Untersuchung deiner Blutgefäße. Wir schauen uns an ob das Gewebe rund um die Einschussstelle gravierende Schäden erlitten hat.“ „Hn.“, bestätigte Sasuke ihre Erklärung. „Komme ich wenigstens bis Ende der Woche hier raus?“ Sakura schnaubte amüsiert. „Du bist gerade einmal eine Woche hier und die bisherigen Untersuchungsbefunde sehen gut aus. Du solltest ein bisschen geduldiger sein…Außerdem, wird sich doch gut um dich gekümmert.“, deutete sie schließlich an. Sasuke verzog das Gesicht. „Keine Sorge, ich behalte die Tatsache dass du ein Mamakind bist für mich.“ Scheel zog Sasuke eine Augenbraue in die Höhe. „Mamakind?“ Mit einem spitzen Lächeln auf den Lippen wandte sich die Ärztin zu ihrem Patienten. „Du bist gar nicht so Unergründlich wie du glaubst, Uchiha.“ Sasukes Augen weiteten sich für einen Sekundenbruchteil. Eben diesen Satz hörte in seinem Leben zum ersten Mal. Doch statt Frucht vor der wachsenden Intimität zwischen ihnen, verspürte Sasuke zunehmend Interesse. „So, wir sind da! Ich geh mal rein und meld‘ dich an.“ Sakura parkte ihn auf einem der Stühle bevor sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen anklopfte und in das Behandlungszimmer trat. Geschäftig wandte ihr der Arzt den Rücken zu während er mit seinen Mitarbeitern bereits die bevorstehende Behandlung vorzubereiten schien. „Guten Morgen Dr. Nagoya.“, grüßte Sakura. „Ah Dr. Haruno, guten morgen. Bringen Sie mir schon ihren Patienten?“ „Ja, er sitzt bereits draußen.“ „Na dann lassen wir ihn nicht länger warten. Yamato, bitte machen sie den Rest bis ich den Patienten aufgeklärt habe.“ Yamato nickte seinem Vorgesetzten nur stumm zu und Sakura folgte ihrem Kollegen zu Sasuke. Die Untersuchung dauerte, wie Sakura versprochen hatte, lang. Doch ohne es Sasuke zu verraten, setzte sie große Hoffnung in die Ergebnisse. Schließlich würden sie für Sasukes Entlassung entscheidend sein.   Mit kleinen Augen sah Sakura auf ihre Uhr – Feierabend. Seit ihr Studium zu Ende war, war sie sichtlich aus der Routine was das frühe Aufstehen betraf, ganz zu schweigen vom Frühdienst. Noch dazu kam die winterliche Melancholie, die sie eindeutig zum Morgenmuffel mutieren ließ. „Ab nach Hause. Die Couch wartet schon.“, flüsterte sie zu sich selbst. Sakura warf ihr Handy und die leere Frühstücksdose in ihre Tasche, warf sich ihren Mantel um und ließ das Krankenhaus hinter sich. Freudig ließ sie sich zu Hause schließlich auf das lang ersehnte Sofa fallen… Schrille Glockenklänge begannen die Traumlandschaft langsam zu überdecken und drängten sich immer mehr in Sakuras Bewusstsein. Träge tastete ihre Hand über das Holz des Beistelltisches um das vibrierende Handy zum Schweigen zu bringen. Unter flatternden Lidern erkannte sie Narutos breites Grinsen und ließ sie allmählich wach werden. Blind richtete sich Sakura auf und nahm schließlich ab. „Naruto?“, knurrte sie verschlafen. „Sakura? Bist du das oder ein Rasenmäher?“, grunste Naruto amüsiert am anderen Ende der Leitung. Sakuras freie Hand glitt über ihr Gesicht während sie sich räusperte. „Hm, ja. Ich glaub ich bin auf dem Sofa eingeschlafen.“, stellte sie müde fest. Genüsslich streckte sie ihre Gliedmaßen in die Länge. Unterdessen begann ihr Verstand langsam aufzuwachen. „Was gibt’s?“, ergänzte sie schließlich. „Zu aller erst wollte ich dich fragen was du morgen machst?“ „Morgen? Arbeiten gehen und danach wollten Ino und ich es bei ein paar Filmen auf dem Sofa gemütlich machen. Wieso?“ „Achso ok.“, seufzte Naruto enttäuscht. „Alles in Ordnung?“ „… naja falls du nichts vorgehabt hättest, hätten wir zwei ja was machen können.“ „Hm. Stimmt, wir haben uns kaum noch gesehen.“, grübelte Sakura und versuchte eine Lösung zu finden. „Weißt du was, komm doch einfach vorbei!“ „Versteh mich jetzt bitte nicht falsch aber ich glaube nicht dass ich der Typ für einen Mädels Abend bin.“, erklärte Naruto belustigt. „Nein, nein. Aber so wie ich Ino kenne, ist Sai auch dabei. Dann wäre eher ich das fünfte Rad am Wagen, aber nicht mit dir.“, ergänzte Sakura zufrieden. Diese Erläuterung reichte dem blonden Polizisten völlig aus. „Okay dann, wie wär’s wenn ich dich vom Krankenhaus aus mitnehme? Ich wollte Sasuke sowieso einen Besuch abstatten.“ „Klingt toll!“   Sie sah in den Spiegel und korrigierte noch einmal ihren dunkelroten Lippenstift. „Gut, das sollte passen.“ Sie schenkte ihrem Spiegelbild ein zartes Lächeln, bevor sie nach ihrer Tasche griff und sich einen dicken Daunenmantel umwarf. Ein Blick auf ihre Armbanduhr genügte um festzustellen, dass sie mal wieder die versprochene Zeit nicht einhalten konnte. Typisch… Mit schnellen Schritten eilte Karin zu Sasukes Wagen und setzte ihn auch gleich in Bewegung Richtung Krankenhaus.   Es war ungewohnt das Krankenhaus als normaler Besucher zu betreten. Immerhin konnte sie während ihren Schichten kaum nach Sasuke sehen. Tsunade hatte sie nach ihren impulsiven Fehltritten im Auge behalten. Aber heute, an ihrem freien Tag, würde sie keiner herumscheuchen können. Mit zufriedenem Lächeln auf den Lippen näherte sie sich dem Raum in der der Mann saß der nur einen Wimpernschlag benötigte um ihre Herz höher schlagen zu lassen. Die Tür stand bereits offen. Sehr zu Karins Missfallen wurde ihre Vorfreude durch das scheußliche rosa Haar ihrer, für sie zumindest, größten Konkurrentin getrübt. Karins Miene spannte sich an während sie beobachtete, wie sich dieses Biest neben Sasuke aufs Bett setzte. Hitze durchflutete augenblicklich ihren Körper. Es war schwer ihre Eifersucht zu unterdrücken. Es war einfach gegen ihre Natur. Zwischen mir und Sakura ist nichts! Ihr Lächeln wurde verbittert. Normalerweise wäre sie dieser Hexe regelrecht ins Gesicht gesprungen, doch Sasuke zur Liebe würde sie versuchen sich zu beherrschen. Hölzern bewegte sich Karin Richtung Tür. Unter Aufbringung all ihrer Zurückhaltung klopfte sie schließlich zaghaft an die offenstehende Tür. Schon an Sakuras Blick erkannte sie, dass ihre Anwesenheit absolut nicht gewünscht war. Aber konnte sie es Sakura wirklich verdenken? Immerhin hatte sie sich wie ein Trampeltier benommen. Und trotzdem, nach dem kurzen Augenblick der gegenseitigen Verachtung setzte Sakura wie gewohnt ihre liebevolle Miene auf. Unglaublich! Karins Griff um den Henkel ihrer Handtasche verstärkte sich. „Guten Morgen.“, brachte Karin schließlich hervor. „Gibt’s was neues?“, ergänzte sie und deutete auf die Beiden. „Ich erkläre Sasuke nur eben die Befunde der Angiografie. Wenn Tsunade das ganze absegnet kann er bis Ende der Woche entlassen werden.“, informierte Sakura. „Na das sind doch gute Neuigkeiten.“, stellte Karin erfreut fest. „Dann hätte ich dir das ja gar nicht mitbringen brauchen.“ Karin griff in ihre Tasche und zog ein in Leder eingebundene Tablet heraus und hielt es Sasuke hin. „Mein Tablet?“ „Naja, damit es dir nicht zu langweilig hier wird.“ „Gute Idee.“, stimmte Sakura zu. „Vielleicht ist er dann genug beschäftigt um mich nicht jedes Mal zu fragen wann er nach Hause kann.“, fügte Sakura frech grinsend hinzu. Sie erhob sich von der Bettkante und klappte die Patientenakte zu. „Du bist ja jetzt bestens aufgehoben. Ich komm dann vor Schichtende nochmal vorbei.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Sakura und ließ das Paar schließlich alleine. Karins Blick verlor sich im Raum und heftete sich schließlich auf das üppig gefüllte Tablett auf Sasukes Beistelltisch. „Du hast ja dein Frühstück gar nicht angerührt.“ Sasuke legte das Tablet zur Seite und sah zu Karin. „Hn. Sakura ist im selben Moment reingekommen.“, erklärte er schlicht. Karin presste die Lippen zusammen. „Na dann solltest du jetzt was essen.“ „Hn.“ Amüsiert beobachtete Karin wie sich Sasuke seinem Frühstück widmete. Skeptisch beäugte er die magere Auswahl an Lebensmitteln die er bevorzugte. Den Widerwillen ins Gesicht geschrieben widmete er sich schließlich dem Käsebrot mit Tomatengarnitur. Karin lächelte. Sie ließ sich in den gut gepolsterten Stuhl sinken und kramte ihr Handy aus der Handtasche. Keine Anrufe, keine Nachrichten. Auch Social Media gab am Morgen nicht viel her, immerhin war ein Großteil der Bevölkerung bei der Arbeit. „Hier!“ Sasukes Stimme ließ Karin aus ihrer geistigen Absence hochschrecken „Was?“, fragte sie desorientiert und sah ihn mit großen Augen an. „Hier.“, wiederholte er und hielt ihr den Becher Naturjoghurt hin. „Du weißt dass ich kein Fan von Joghurt bin.“ „Achso. Stimmt.“, kicherte Karin. „Gibst du mir dann bitte den Löffel?“ Es war schon lange her, dass sie gemeinsam gefrühstückt hatten. Auch wenn der Joghurt nicht ganz zählte genoss Karin einfach nur den Moment und seine unbeholfen liebenswerte Geste.     „Du lebst ja noch!“, posaunte Naruto lautstark und reichte seinem besten Freund die Hand. „Sieht wohl ganz so aus.“ Karin erhob sich vom Sessel neben Sasukes Bett und machte Naruto Platz. „Ich werd‘ mal nach meinem Schichtplan sehen.“, entschuldigte sie sich und ließ die beiden Freunde alleine. Im Büro wurde Karin auch schon gleich von Sakura im Empfang genommen. Sakura sah nur Kurz von ihrer Akte auf und wandte sich wenig beeindruckt wieder ihrer Arbeit zu. So sehr sich Karin auch bemühte, aber es war schon fast ein natürlicher Reflex mit den Augen zu rollen. Sie beugte sich über den Schreibtisch und durchsuchte die Ablagefächer nach den Dienstplänen. Im Hintergrund vernahm Karin nur ein Papierrascheln gefolgt von einem Seufzen. „Sag mal, was war das heute Morgen?“ Karin hielt inne und schluckte. Sie wusste worauf Sakura hinaus wollte, jedoch hatte sie gehofft eben diese Unterhaltung führen zu müssen. „Was meinst du?“, entgegnete sie gespielt unschuldig. „Naja, normalerweise hättest du mich in so einer Situation irgendwie angegiftet.“ Wieder verspürte Karin die wachsende Hitze die sich langsam ihren Magen hinauf schlich. Doch der immer größer wachsende Kloß in ihrem Hals stoppte den drohenden Vulkan vor seinem Ausbruch. „Hm. Und jetzt?“ „Nichts ich wollte einfach wissen woran das liegt.“ Karin verstand Sakura. Doch innerlich hoffte sie, dass sie sie nicht dazu nötigte es tatsächlich auszusprechen.  Für Karin schien es wie das endgültige Urteil über ihre Beziehung zu Sasuke. „Ich glaube ja nicht dass du plötzlich die Erl-.“ Karin biss die Zähne zusammen. „Sasuke vertraut dir!...“, brachte sie mühsam hervor und seufzte. „Und ich vertraue ihm… Also lass es gut sein, ja?!“ Verblüfft zog Sakura ihre Augenbrauen in die Höhe, bevor sie schließlich amüsiert schnaubte. „Bitte, in welcher Welt vertraut mir dieser Eisklotz?!“, lachte sie. Sakura schloss die Akte und drückte sie im Vorbeigehen Karin in die Hand. „Du siehst Gespenster, meine Liebe. Sasuke hat momentan einfach keine andere Wahl als mir zu vertrauen. Aber wenn es dich immer noch verunsichert kann ich dich beruhigen: Zwischen mir und Sasuke ist nichts!“ Karin biss sich auf die Unterlippe und sah zu der Akte, die ihr Sakura in die Hand drückte. „Was ist das?“ „Sasukes Akte. Ich dachte mir, dass du dir gerne selbst ein Bild von seinen Werten machen würdest. Der Antrag auf Entlassung liegt schon bei Tsunade.“ Mit diesen Worten schlüpfte Sakura aus ihrem Kittel und legte ihn über ihren Arm. Mit starrem Blick verließ sie schließlich den Raum und ließ eine völlig aufgewühlte Karin zurück. Lautes Geplärr drang durch den Flur und entlockte Sakura schon instinktiv ein Lächeln. „Du hast schon wieder verloren, Angeber!“ Sakura lehnte in der Tür und beobachtete wie Naruto seinen Sieg beim Kartenspiel voll auskostete. „Tze. Versuch du mal mit einer Hand zu spielen.“, kommentierte Sasuke genervt. „Ah Sakura. Feierabend?“, rief Naruto zu ihr rüber. Sakura lächelte. „Ja, also von mir aus können wir los.“ „Hm, nur noch ein Spiel, okay?“ „Ja sicher, aber dieses Mal fair!“, ergänzte sie und setzte sich neben Sasuke. „In welcher Welt ist das den bitte fair?“ Sakura hob ihre Arme. „Na zwei voll funktionsfähige Hände.“ „Ja und zwei Klugscheißer.“ Sakura zuckte entschuldigend mit ihren Schultern bevor sie schließlich nach den Karten griff und mischte.   Karin legte Sasukes Akte zu den anderen und seufzte. Du siehst Gespenster… Schnaubend stemmte sie ihre Hände in die Lehnen des Schreibtischstuhls und drückte sich schließlich nach oben. Sie faltete ihren Dienstplan in der Mitte und steckte ihn in die Hosentaschen auf der Rückseite ihrer Jeans. Auch Karin vernahm Narutos laute Stimme im Flur. Doch im Vergleich zu Sakura klang Narutos Stimme nun eher gereizt. Das dazu passende Bild bot sich Karin wenige Sekunden später. Naruto der angestrengt auf sein Blatt auf der Hand starrte. Ihm gegenüber saß Sasuke der über Sakuras Schulter sah und ihr genau sagte, welche Karten sie ablegen sollte. Zwischen mir und Sakura ist nichts… Sakura kicherte. Ihre grünen Augen strahlten auf eine Weise, die Karin vorher noch nicht bei ihr gesehen hatte. Zwischen mir und Sasuke ist nichts… Die Hitze in ihrem Magen begann brodelnd aufzusteigen. Sie hatten Karin angelogen – und zwar Beide! Selbst Naruto schien Blind für das Offensichtliche zu sein. Selbst nach all den Jahren der Freundschaft… und doch saß Sasuke da auf dem Bett mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen, duldete Sakura direkte Nähe die jedem Außenstehenden weismachen würde dass die beiden ein Paar seien. Karins ganzer Körper stand unter Spannung. „Diese kleine Ratte…“, brachte sie nur noch unter zusammengebissenen Zähnen hervor.   Kapitel 22: Kapitel 22 o.G. --------------------------- Twentytwo     Die letzte seiner Trainingshosen fand nun auch den Weg in seine große Sportasche. Sein Tablet verstaute er im Seitenfach und zog den Reisverschluss zu.  „Schon alles gepackt?“ Sein Kopf hob sich und drehte sich zur Seite. Aus dem Augenwinkel erkannte er direkt den wärmenden Rosa Farbton.  „Ja, wird Zeit, dass ich hier rauskomme…“, erklärte er knapp. Sakura stützte sich vom Türrahmen ab. Mit einem Lächeln auf den Lippen zog sie einen weißen Umschlag aus ihrem Kittel. „Wie gut, dass ich die passende Fahrkarte dazu habe - deine Entlassungspapiere.“ „Danke.“, entgegnete Sasuke knapp, warf sich den Tragegurt über die Schulter und nahm den Umschlag an sich. „Wirst du abgeholt?“, fragte Sakura und begleitete ihren Patienten den Gang entlang. „Ja, meine Mutter fährt mich nach Hause.“ Sakura schmunzelte bei dem Gedanken an Sasukes Mutter. Die Schiebetür des Foyers öffnete sich und entließ beide in den kalten Wintertag. Weiße Rauchschwaden ihres eigenen Atems stiegen in die kalte Luft. Sasuke ließ den Blick über die einsame Einfahrt schweifen. „Falls du den Aschenbecher suchst, hier ist keiner.“, schlussfolgerte Sakura aus Sasukes suchendem Blick. Sasuke musterte sie verwirrt. „Aschenbecher?“ „Na, ich dachte-.“ „Ich rauche nicht mehr.“ Sakuras Augenbrauen wanderten verblüfft in die Höhe. „Oh!“, entkam es ihr und erneut schlich sich zartes Lächeln auf ihr Gesicht. Sasuke sah zu ihr, um ihre Reaktion weiter abzuschätzen. „Was?“ „Nichts. Ich find‘s schön dass du damit aufgehört hast.“, ergänzte sie und beobachtete wie eine schwarze Limousine, die Augenscheinlich wohl Sasukes Mitfahrgelegenheit war, in die Zufahrt bog. „Hn.“ „So, na dann, komm gut nach Hause und übertreib’s nicht, Uchiha.“ Grinsend drückte sie Sasuke die Entlassungspapiere in die Hand. Der Wagen hielt unmittelbar vor ihren Füßen. Durch die Fensterscheiben erkannte Sasuke bereits das freundliche Gesicht seiner Mutter. Schweigend stieg er in den Wagen und verstaute den Umschlag in seiner Tasche.  Das Auto summte leise und setzte sich langsam in Bewegung. Im Vorbeifahren sah Sasuke noch einmal zu Sakura, die sich eben in geschmeidiger Bewegung umgedreht hatte und hinter der gläsernen Schiebetür des Krankenhauses verschwand. „Ein wirklich reizendes Mädchen.“, kommentierte Mikoto. Sasuke hob den Kopf und sah zu seiner Mutter. „Wie?“ Und wie immer sah Mikoto kurz zu ihrem Sohn und schenkte ihm ein wärmendes Lächeln.  „Na Dr. Haruno. Sie scheint eine sehr anständige und kluge Frau zu sein.“ Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Was wollte seine Mutter damit andeuten? Ihm war ihr feiner Unterton nicht entgangen. Für einen kurzen Moment sah er seine Mutter weiter schweigend an, bevor er sich wieder der vorbeiziehenden Landschaft zuwendete. „…kann sein.“, ergänzte er schlicht.   Erleichterung überkam Sasuke als er seine Wohnungstür aufsperrte. „Kommst du zurecht? Soll ich nicht doch lieber mit reinkommen?“, fragte Mikoto besorgt und stellte Sasukes Tasche neben der Tür ab. Sasuke verzog sein Gesicht. „Ich komm schon klar.“ Mikotos fürsorgliches Lächeln fiel in sich zusammen. „Okay, dann pass auf dich auf, Mein Schatz.“ „Hn.“ Sasuke schloss die Wohnungstür. Mit einem gedehnten Seufzen lehnte er sich gegen dagegen und sah in die leere Wohnung. Vor ihm erstrecke sich das gleiche trostlose Chao wie bereits vor seinem Unfall. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. Er nahm seine Tasche, warf sie schließlich achtlos auf sein durchwühltes Bett und ließ sich schließlich schwerfällig darauf nieder. Schweigend starrte er zu der Decke. Im Moment der Stille schien das schmerzhafte Pochen seiner Schusswunde wieder aufzuflammen. Seufzend ließ er sich tiefer in das kühle Lacken seines Bettes sinken. Er griff nach seiner Fernbedienung auf seinem Nachtschränkchen und schaltete den Fernseher an. Das Fernsehprogram um die frühe Mittagszeit war unterirdisch. Wer zur Hölle wollte so etwas sehen? Letzten Endes schaltete Sasuke von Zeit zu Zeit einen anderen Sender ein. Kam eine Werbeunterbrechung war es Zeit den nächstbesten Kanal einzuschalten. Ab und an übermannte ihn die Müdigkeit und er nickte ein. Über den ganzen Tag erstreckte sich das Katz und Maus Spiel, bis Karin am Abend vor seiner Tür stand. Aber auch sie brachte nicht mehr Unterhaltung in den Tag, sondern unternahm nur halbherzige Versuche mit ihm zu schlafen und obwohl Sasuke den Sex zwischen ihnen mochte, schien er einfach nichts Besonderes zu sein. Ihre Art machte ihn Zunehmens aggressiv. Es war einfach nicht das was er gerade brauchte…   Kapitel 23: Twentytwo --------------------- Twentytwo     Die letzte seiner Trainingshosen fand nun auch den Weg in seine große Sportasche. Sein Tablet verstaute er im Seitenfach und zog den Reisverschluss zu. „Schon alles gepackt?“ Sein Kopf hob sich und drehte sich zur Seite. Aus dem Augenwinkel erkannte er direkt den wärmenden Rosa Farbton. „Ja, wird Zeit, dass ich hier rauskomme…“, erklärte er knapp. Sakura stützte sich vom Türrahmen ab. Mit einem Lächeln auf den Lippen zog sie einen weißen Umschlag aus ihrem Kittel. „Wie gut, dass ich die passende Fahrkarte dazu habe - deine Entlassungspapiere.“ „Danke.“, entgegnete Sasuke knapp, warf sich den Tragegurt über die Schulter und nahm den Umschlag an sich. „Wirst du abgeholt?“, fragte Sakura und begleitete ihren Patienten den Gang entlang. „Ja, meine Mutter fährt mich nach Hause.“ Sakura schmunzelte bei dem Gedanken an Sasukes Mutter. Die Schiebetür des Foyers öffnete sich und entließ beide in den kalten Wintertag. Weiße Rauchschwaden ihres eigenen Atems stiegen in die kalte Luft. Sasuke ließ den Blick über die einsame Einfahrt schweifen. „Falls du den Aschenbecher suchst, hier ist keiner.“, schlussfolgerte Sakura aus Sasukes suchendem Blick. Sasuke musterte sie verwirrt. „Aschenbecher?“ „Na, ich dachte-.“ „Ich rauche nicht mehr.“ Sakuras Augenbrauen wanderten verblüfft in die Höhe. „Oh!“, entkam es ihr und erneut schlich sich zartes Lächeln auf ihr Gesicht. Sasuke sah zu ihr, um ihre Reaktion weiter abzuschätzen. „Was?“ „Nichts. Ich find‘s schön, dass du damit aufgehört hast.“, ergänzte sie und beobachtete wie eine schwarze Limousine, die Augenscheinlich wohl Sasukes Mitfahrgelegenheit war, in die Zufahrt bog. „Hn.“ „So, na dann, komm gut nach Hause und übertreib’s nicht, Uchiha.“ Grinsend drückte sie Sasuke die Entlassungspapiere in die Hand. Der Wagen hielt unmittelbar vor ihren Füßen. Durch die Fensterscheiben erkannte Sasuke bereits das freundliche Gesicht seiner Mutter. Schweigend stieg er in den Wagen und verstaute den Umschlag in seiner Tasche.  Das Auto summte leise und setzte sich langsam in Bewegung. Im Vorbeifahren sah Sasuke noch einmal zu Sakura, die sich eben in geschmeidiger Bewegung umgedreht hatte und hinter der gläsernen Schiebetür des Krankenhauses verschwand. „Ein wirklich reizendes Mädchen.“, kommentierte Mikoto. Sasuke hob den Kopf und sah zu seiner Mutter. „Wie?“ Und wie immer sah Mikoto kurz zu ihrem Sohn und schenkte ihm ein wärmendes Lächeln. „Na Dr. Haruno. Sie scheint eine sehr anständige und kluge Frau zu sein.“ Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Was wollte seine Mutter damit andeuten? Ihm war ihr feiner Unterton nicht entgangen. Für einen kurzen Moment sah er seine Mutter weiter schweigend an, bevor er sich wieder der vorbeiziehenden Landschaft zuwendete. „…kann sein.“, ergänzte er schlicht.   Erleichterung überkam Sasuke als er seine Wohnungstür aufsperrte. „Kommst du zurecht? Soll ich nicht doch lieber mit reinkommen?“, fragte Mikoto besorgt und stellte Sasukes Tasche neben der Tür ab. Sasuke verzog sein Gesicht. „Ich komm schon klar.“ Mikotos fürsorgliches Lächeln fiel in sich zusammen. „Okay, dann pass auf dich auf, Mein Schatz.“ „Hn.“ Sasuke schloss die Wohnungstür. Mit einem gedehnten Seufzen lehnte er sich gegen dagegen und sah in die leere Wohnung. Vor ihm erstrecke sich das gleiche trostlose Chao wie bereits vor seinem Unfall. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. Er nahm seine Tasche, warf sie schließlich achtlos auf sein durchwühltes Bett und ließ sich schließlich schwerfällig darauf nieder. Schweigend starrte er zu der Decke. Im Moment der Stille schien das schmerzhafte Pochen seiner Schusswunde wieder aufzuflammen. Seufzend ließ er sich tiefer in das kühle Lacken seines Bettes sinken. Er griff nach seiner Fernbedienung auf seinem Nachtschränkchen und schaltete den Fernseher an. Das Fernsehprogram um die frühe Mittagszeit war unterirdisch. Wer zur Hölle wollte so etwas sehen? Letzten Endes schaltete Sasuke von Zeit zu Zeit einen anderen Sender ein. Kam eine Werbeunterbrechung war es Zeit den nächstbesten Kanal einzuschalten. Ab und an übermannte ihn die Müdigkeit und er nickte ein. Über den ganzen Tag erstreckte sich das Katz und Maus Spiel, bis Karin am Abend vor seiner Tür stand. Aber auch sie brachte nicht mehr Unterhaltung in den Tag, sondern unternahm nur halbherzige Versuche mit ihm zu schlafen und obwohl Sasuke den Sex zwischen ihnen mochte, schien er einfach nichts Besonderes zu sein. Ihre Art machte ihn Zunehmens aggressiv. Es war einfach nicht das was er gerade brauchte… . . . Sakura hing ihren Kittel zu den restlichen, damit er am nächsten Morgen frisch gereinigt in ihrem Spind auf sie wartete. Noch einmal sah sie zu Uhr und seufzte. Was für ein Tag… Sakura liebte ihre Arbeit, aber dieser Tag zog sich deutlich länger als sie zu Beginn ihrer Schicht erwartet hatte. Das Gefühl der Monotonie hatte sie über den ganzen Tag hinweg Zunehmens müde gemacht. Das einzige was ihr Körper gerade verlangte war eine entspannte Stunde mit Tee auf dem Sofa. Sie warf sich ihren Mantel über und klemmte ihre Tasche unter den Arm. „So, jetzt aber ab nach Hause.“, murmelte sie. Hinter den Schiebetüren des Krankenhauses schlug Sakura bereits feuchte kühle Luft entgegen und das prasselnde Geräusch des Regens erreichte ihre Ohren. Sie kramte in ihrer Tasche und zog gleich ihren Knirps heraus. Definitiv! Couch und eine warme Tasse Tee.   Sakura stellte den aufgespannten Schirm in den Hausflur. Erleichtert schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung auf. Bereits im Eingang schlug ihr die wohlig warme Luft entgegen. Stück für Stück tauschte Sakura ihre durchnässte Kleidung gegen bequeme Kuschelkleidung aus. Im Wasserkocher brodelte bereits das kochend heiße Wasser. Sakura übergoss die Teebeutel in der Teekanne langsam mit der dampfenden Flüssigkeit. Bewaffnet mit Teekanne und Tasse ließ sie sich schließlich entspannt auf dem Sofa nieder. Sie schlug die Wolldecke über ihre Beine und zog unter dem Couchtisch ihr Buch hervor, dass sie bereits vor Tagen begonnen hatte zu lesen. Abwesend starrte sie auf den Einband ihres Buches und griff nach ihrer Tee Tasse. Der Duft von Hibiskus umwölkte ihre Nase und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. Perfekt! Auch wenn Sakura Feierabend hatte, sie war nicht der Typ, der sich in irgendeinem kitschigen Liebesroman oder einem Krimi verlor. Am besten schaltete sie ab während sie sich mit Fakten eines interessanten Sachbuchs umgab. Erwartungsvoll schlug sie das Buch an der Stelle auf, an der sie es gestern beiseitegelegt hatte.   Sakura verlor jegliches Empfinden für Zeit. Seite für Seite verschlang sie jedes einzelne Wort. Erst als das Geräusch der Tür, die von außen aufgeschlossen wurde, an ihre Ohren drang, sah sie auf. Abgekämpft stolperte Ino in die Tür und ließ die prall gefüllten Einkaufstaschen aus ihren Händen zum Boden sinken und stöhnte. Sakura lächelte ihrer Freundin mitfühlend entgegen, die sich erschöpft neben ihr aufs Sofa fallen ließ. „Harter Tag?“ Ino verdrehte die Augen. „Frag nicht…Es ist jedes Jahr dasselbe. Noch vor dem ersten Advent laufen die Kunden uns die Türen ein. Jeder möchte Gestecke oder Kränze gebunden bekommen.“ Sakura stand auf und brachte ihrer Freundin eine Tasse, die sie mit dem Tee aus der Kanne aufgoss. Dankbar nahm Ino Sakuras Geste an. „Bitte sag mir, dass du einen besseren Arbeitstag hattest?!“ Sakura seufzte und ließ sich schlapp in die Sofakissen sinken. „Ohje, Sasuke?“, hakte Ino nach. „Nein, er ist heute entlassen worden. Ich weiß auch nicht. Der ganze Tag war irgendwie…seltsam.“ Noch einmal zog ihr Arbeitstag an ihr vorbei. „Ich meine, da war die Visite, ich habe Patienten zu weiteren Untersuchungen begleitet und kurz vor Schluss kam noch ein Notfall bei dem ich ausgeholfen hab.“, zählte Sakura auf. „Eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag - oder?“ „Hmmm…“, gab Ino grübelnd von sich. „Erklär mir mal was du mit seltsam meinst.“ Sakura nahm noch einmal ihre Tasse. Während sie über eine bessere Beschreibung nachdachte sog sie den herrlich riechenden Wasserdunst ein Sie nahm Sakuras Aussage ernst. Denn wenn es eines gab was man über die hübsche Ärztin wissen sollte, dann, dass sie ihre Arbeit über alles liebte. Egal wie stressig der Tag war, wie viele tragische Schicksale Sakura auch erlebte, nie war sie gelangweilt oder gar demotiviert. Inos Mundwinkel hoben sich vielsagend. „Was?“, fragte Sakura kritisch. „Ach nichts…nur mein sechster Sinn.“ „Ino.“, warnte Sakura ihr zu sagen was sie dachte. „Was?“, lachte Ino. „Du wirst mich sowieso für verrückt halten, aber irgendwas sagt mir dass er der Grund ist. Immerhin warst du während der Arbeit ständig bei ihm – und jetzt ist er weg.“ Sakura öffnete bereits den Mund, um alles abzustreiten, schloss ihn aber sofort wieder. Mit einem frechen Grinsen nahm sie eines der Sofakissen und warf es in Inos Richtung. „Du spinnst!“, gackerte Sakura amüsiert. Auch wenn sie es nicht zugab, aber Sakura beschlich die leichte Vorahnung das Ino mit ihrer Behauptung recht behalten würde.   Das Ino mit ihrer Behauptung Recht behalten würde, zeigte sich bereits die nächsten Tage. Das ermüdende Gefühl auf ihrer Arbeit ließ nicht ab.  . . . In einer Stunde hatte sie endlich Feierabend. Das Beste daran: es war die letzte Stunde vor ihrem Urlaub. Sakura hing ihren Kittel über die Lehne des Schreibtischstuhls und ließ sich mit einem tiefen Seufzer darauf nieder. „Okay Haruno, nur noch deine Akten und dann ab nach Hause.“, sprach sie sich selbst ermutigend zu und nahm sich ihren Papierkram vor. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche ihres Kittels, setzte die Kopfhörer ein und startete ihre Lieblingsplaylist. Sakura war kein Freund von Papierkram und Ablage, aber mit Musik ging auch dieser Teil ihrer Arbeit immer schnell vorbei. Tief versunken in ihre Arbeit bemerkte Sakura gar nicht, dass eine der Schwestern in ihr Büro kam. Erschrocken fuhr sie zusammen als Ayumi ihr behutsam eine Hand auf die Schulter legte. „Oh Ayumi, hast du mich erschreckt.“, lachte Sakura schwer atmend. „Entschuldige. Ich habe zwar geklopft, aber das hast du wohl nicht gehört.“ „Nein, schon gut. Was gibt’s?“ „Ich habe hier noch ein Schreiben für einen deiner Patienten – kannst du mir das noch unterschreiben?“ Ayumi hielt Sakura das Klemmbrett mit dem Schreiben. Instinktiv griff Sakura bereits zu ihrem Kugelschreiber. Stockte jedoch als sie die Anschrift sah.   Sasuke Uchiha District E - Block 6a 282310 Konoha   „Sasuke Uchiha?“, fragte Sakura abwesend und überflog das Schreiben. „Ja. Da er Beamter im Polizeidienst ist, muss er aufgrund seiner Verletzung noch in Rehabilitation. Das ist unser Empfehlungsschreiben mit ausführlichem Situationsbericht für die Reha-Klinik.“ „Hmm… und das zweite Exemplar ist für den Patienten?“ „Ja, ich wollte es eigentlich Karin mitgeben, aber die ist ja über das Wochenende auf Fortbildung.“ Sakura starrte den Namen leer an. . . . „Und du kommst zurecht?“, fragte Karin während sie sein Shirt weiter verzog. „Hn. Du solltest los.“, riet er ihr kühl. Karins Lippen pressten sich zu einem gezwungenen Lächeln zusammen. „Okay, dann bis Montag.“, sagte sie, griff nach ihrer Reisetasche und drückte Sasuke einen Kuss auf. Sasuke sah ihr noch für einen kurzen Augenblick nach bis er letztlich seine Wohnungstür schloss. Er nahm seine Tasse Kaffee und stellte sich Gedankenverloren an sein Küchenfenster während er dabei zusah wie Karin mit ihrem Auto wegfuhr. Vollkommene Stille umfing ihn. Nach den letzten Tagen war Karins Abwesenheit eine willkommene Abwechslung. Träge ließ sich Sasuke auf sein Sofa fallen. Wie immer sah er zuerst auf sein Smartphone – keine Nachrichten, und griff anschließend nach der Fernbedienung. Der Fernseher war mittlerweile so etwas wie sein neuer Freund geworden. In den vergangenen Tagen fand sein Leben ausschließlich auf den gefühlten zwei Quadratmetern seines Sofas statt. Halbherzig widmete er sich dem Fernsehprogramm, das gerade lief, doch es war mittlerweile immer dasselbe. Die Episoden kamen bereits am Tag davor und würden seinen Horizont ohnehin nicht weiter bereichern. Seufzend erhob sich Sasuke von seinem Sofa und schaltete nach einer geschlagenen Stunde den Fernseher schließlich aus. Eigentlich hatte er sich nach Ruhe und dem Alleinsein gesehnt. Nun war er zu Hause und seine liebesbedürftige Freundin auf Fortbildung - endlich! Entgegen Sasukes Erwartungen trat jedoch keine Befriedigung ein. Ein Gefühl von Rastlosigkeit verfolgte ihn seit er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ungeduldig auf der Rückseite seines Handys tippend sah er durch sein Wohnzimmer. Alles war wie immer… Getrieben von seiner Unruhe und planlos was er gerade tun sollte, schnappte Sasuke sich schließlich seine Jacke, steckte sein Smartphone in die Hosentasche und marschierte entschlossen zur Tür. Noch ehe er die Tür vollständig geöffnet hatte, stach ihm bereits des sanfte Rosa ins Auge. Verwundert, immer noch mit dem Zeigefinger Richtung Klingel, sahen Sakuras grüne Augen ihn an. „Oh…“ Sasuke musterte sein Gegenüber irritiert. Eine Woge der Erleichterung keimte in ihm auf. „Was machst du hier?“, fragte Sasuke im Affekt und ließ seine Stimme weicher wirken als er es beabsichtigt hatte. „Ach entschuldige, -.“ entgegnete Sakura, immer noch ein wenig verdutzt. „- Ähm, ich wollte dich nicht aufhalten.“, deutete sie auf Sasukes Jacke.  „Hier, das wollte ich dir eigentlich nur vorbeibringen?“ Sakura kramte in ihrer Tasche und zog einen braunen DIN A4 Umschlag hervor. „Was ist das?“, fragte er skeptisch. „Dein Empfehlungsschreiben für die Reha und der Antrag. Die Schwester wollte es eigentlich Karin mitgeben, aber da sie nicht da ist, dachte ich, ich bringe es dir einfach vorbei…liegt ja auf meinem nach Hause weg“, erklärte Sakura beiläufig. Sasuke sah erst zu dem Umschlag und schließlich zu Sakura. Die Rastlosigkeit, die ihn die ganze Zeit über begleitet hatte, war binnen Sekunden verflogen. Aber wieso war es für ihn so eine Erleichterung sie wieder zu sehen. Warum empfand er ihre Nähe so angenehm? Sakura zog ihren Schirm näher an sich. Verunsichert von Sasukes vermeintlich nüchterner Reaktion wich sie einen Schritt zurück. „Ich glaube, … ich sollte nach Hause.“, unterbrach sie Sasukes Grübeleien schließlich mit einem entschuldigenden Lächeln im Gesicht. Ihre Worte holten Sasukes versunkenen Geist wieder in die Gegenwart zurück. „Nein, warte.“, entkam es ihm. Sakura stockte. Er schluckte und presste seine Lippen zu einer Linie zusammen. – ob das eine gute Idee ist?! „Willst du auf einen Kaffee reinkommen?“, fragte er schließlich. Überrascht zog Sakura ihre Augenbrauen in die Höhe, erwiderte seine Frage jedoch mit einem leichten Lächeln und nickte. Sasuke schloss die Tür hinter ihnen beiden und lotste die junge Ärztin durch den Flur zur Küche. Neugierig blickte Sakura im Flur in die einzelnen Zimmer. Die Wohnung war schön. Nicht zu groß und geschmackvoll möbliert, aber erschreckend war das Chaos. Schon am Eingang wurde sie von unzähligen leeren Alkoholflaschen empfangen. Verschmutzte Kleidungsstücke säumten die Gänge. Und auch die Küche bot ein Bild dass zu dem kühlen effizienten Kopf von Sasuke so gar nicht passen wollte. Aber es rief Sakura auch seine andere Seite wieder in Erinnerung: Der kleine Junge, der den Erwartungen seines Vaters nie gerecht wurde und den Verlust seines Bruders nicht verarbeiten konnte. Sasuke entging Sakuras prüfender Blick nicht. Wie musste diese Wohnung wohl auf sie wirken?! Und obwohl Naruto wie auch Karin regelmäßig bei ihm zu Besuch waren, war es ihm zum ersten Mal unangenehm das jemand seine Wohnung so sah. „Hier.“, Sasuke deutete auf einen der Stühle an seinem Küchentisch. Er öffnete den Küchenschrank. Ein Glück. Es standen nur noch 2 saubere Tassen darin. Sasuke schaltete die Kaffeemaschine ein und ließ den Kaffee durchlaufen. Sakura hingegen musterte die Räumlichkeiten immer noch mit großem Interesse. Nicht um ihn zu verurteilen sondern um hinter die kühle Fassade zu blicken. „Milch, Zucker?“ „Eh Milch, danke.“ Sasuke stellte alles auf dem kleinen Tisch ab und setzte sich auf den Stuhl direkt gegenüber. Sakuras schmale Finger glitten um das warme Porzellan der Tasse. „Und wie geht’s deiner Schulter?“, fragte Sakura schließlich. „War schon mal besser.“ Sakura kicherte als sie den Hauch von Ironie in seiner Stimme vernahm. „Das glaube ich. Warst du seit dem Krankenhaus mal bei deinem Hausarzt?“ „Nein.“ Sakura sah ihn mit urteilendem Blick an und nahm einen Schluck des Kaffees. „Warte nicht zu lange. Es ist wichtig, dass die Wunde regelmäßig von Fachpersonal kontrolliert wird.“ Sasukes Mund wurde trocken. Er sah zu ihr und auf ihre zierlichen Hände. Und ehe sein Verstand ihn davon abhalten konnte, entwichen ihm die Worte. „Ok. Gleich hier oder im lieber im Badezimmer?“ Sakuras ernste Gesichtszüge entgleisten ihr. „Was?“ Sasuke verfluchte sich selbst für seine mangelnde Selbstbeherrschung, doch Sakuras entrüstetes Gesicht amüsierte ihn Zunehmens. Er musste das Beste aus der bizarren Situation machen. Gewohnt cool zuckte er harmlos mit den Schultern. „Du meintest Fachpersonal. Es gibt wohl kaum geeigneteres Personal als diejenige, die mich im Krankenhaus operiert und behandelt hat.“, versuchte er trocken zu erklären. Sakura durchforstete ihren Kopf. Diese Situation war unfassbar absurd. Doch irgendetwas war anders… „Ähm… okay.“, sagte sie mit brüchiger Stimme. „Gut.“ Etwas steif stand Sasuke auf und deutete Sakura ihm zu folgen. Unbehagen stand ihnen ins Gesicht geschrieben, doch keiner der Beiden fühlte sich so richtig in der Lage diese merkwürdige Situation zu beenden. Im Badezimmer angekommen entledigte sich Sasuke seines Shirts. Sakuras Miene war von Skepsis und Unbehagen gezeichnet. Aber warum eigentlich? – Sicher, er sollte zu seinem Hausarzt, aber letztlich hatte er recht. Wenn jemand die Situation beurteilen konnte, dann sie. Aber diese Situation war anders. Die fachlichen Untersuchungen im Krankenhaus fühlten sich deutlich weniger…verboten an. Sie schluckte den immer schwerer werdenden Kloß in ihrem Hals herunter. „Hast du einen Verbandskasten?“ „Im Schrank.“, entgegnete Sasuke und deutete auf das Schränkchen unter dem Waschbecken. „Okay.“, stimmte sie zu. Während Sasuke geduldig am Rand der Badewanne saß und wartete, kramte Sakura den Verbandskasten hervor und reinigte ihre Hände. Sie schluckte als sie sich umdrehte und Sasukes ansprechenden Körper noch einmal unauffällig musterte. „Dann lass uns mal sehen.“ Vorsichtig schälte Sakura ihn aus dem Verband und entblößte letztlich den einzigen Makel auf Sasukes perfekter Haut. Noch immer war die Haut rund um die Wunde verfärbt. Doch das Blau verblasste schon zu einem grün-gelblichen Ton. „Und?“, harkte Sasuke. Noch einmal inspizierte Sakura alles mit prüfendem Blick, um sicher zu gehen. „Sieht gut aus. Die Wunde verheilt gut… trotzdem solltest du deinen Hausarzt aufsuchen.“, mahnte sie erneut. „Hn.“, entgegnete Sasuke schlicht und sah Sakura direkt in die Augen. Sakura klopfte mit ihren Handflächen auf ihre Oberschenkel, um sich selbst wieder wachzurütteln. „So, nur noch das Pflaster und ich glaube dann sollten wir uns wieder dem Kaffee widmen, sonst wird er noch kalt.“, deutete sie unsicher. Sasuke stimmte schweigend zu. Nachdem Sakura das große Pflaster über seine Wunde geklebt hatte, warf er sich das T-Shirt über und folgte Sakura zurück in die Küche. Instinktiv griff sie nach ihrem Handy in ihrer Tasche und sah auf die Uhr. „Was schon so spät?“, stieß sie hervor. Sasuke sah ihr überrascht dabei zu wie sie alles hektisch zurück in ihre Tasche warf. „Alles in Ordnung?“ „Ja…nein…“, haspelte sie und warf sich eilig ihre Jacke über. „Tut mir leid ich muss echt los. Wenn du noch Fragen hast wegen der Reha meldest du dich einfach.“, erklärte sie im Vorbeigehen. Sasuke sah ihr stumm hinterher und folgte Sakura schließlich zur Tür. Noch einmal drehte sie sich im Gehen um, um sich zu verabschieden. „Also nochmal danke für den Ka-.“ Das Wort schaffte es nicht mehr über ihre Lippen als sie bereits bemerkte, wie sie auf dem glatten, nassen Granitboden den Halt verlor. Das Adrenalin schoss bereits durch ihren Körper und ihr Gehirn bereitete sie schon auf einen sehr Schmerzhaften Aufprall vor. Aber ein kräftiger Arm umschlang ihre Mitte und bewahrte sie vor dem drohenden Unheil. Zaghaft wagte Sakura ihre Augen zu öffnen und sah nur noch warme, schwarze Augen, die sie sorgenvoll musterten. Sekunden verstrichen scheinbar wie Minuten. Als würde die Zeit um sie herum stillstehen. Es war dieser Moment der alles hochkochte. Bilder vergangener Erlebnisse die alle auf diese wenigen Sekunden hinausliefen.   Ihr erstes Treffen in der Disco, der Moment als er sie nach Hause begleitete…  „Danke.“, keuchte Sakura. „Pass das nächste Mal besser auf.“   Sakura, die Ihn dabei erwischt hatte, wie er sich die Hände gnadenlos am Boxsack aufschlug…  „Du verschwendest deine Zeit.“, wehrte er augenblicklich ab. „Ist das deine Art Danke zu sagen, wenn dir jemand helfen möchte.“, gab Sakura scharf zurück. „Ich brauch deine Hilfe nicht.“ „Ja? Das sehen deine Hände aber anders.“  „Keine Panik. Das letzte was ich will, ist deine Dankbarkeit. Das wäre vergebene Liebesmüh. Und jetzt komm mit, ich muss mich konzentrieren.“   Seine undankbare Reaktion Tage später… „Such dir jemand anders zum vollquatschen.“  „Schöne Hände.“, stellte sie fest. „Schade nur, dass der ganze Rest ein arrogantes Arschloch ist.“   Sasukes verzweifelter Kampf mit sich selbst und seinen Problemen… „Sasuke, du bist betrunken und vollkommen high. Was von all dem ist überhaupt echt? Was von all dem bist tatsächlich du?“ „Du hättest einfach deine Klappe halten sollen…“   Der Moment als Sakura das erste Mal hinter seine Fassade blicken konnte… Sakura?“ „Schh. Leg dich wieder hin und ruh dich aus „Passt du auf mich auf?“, murmelte er vor sich hin.  „Ja, schlaf.“   Der Ritter in dunkler Rüstung… „Erzählst du mir was passiert ist?“ Sie schüttelte den Kopf. „Haben sie dir wehgetan? Hast du irgendwelche Verletzungen?“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Sicher?“ „Sicher…“, flüsterte sie mit heiserer Stimme.   Der ständige Schutzengel… „Keine Sorge.“, flüsterte sie ihm zu.„Wir kriegen dich wieder hin.“     War all das nötig gewesen, um letztlich zu dieser Erkenntnis zu gelangen? Noch immer sahen sich beide mit weit aufgerissenen Augen an. Es war der Moment in dem Beide wussten, dass sie das gleiche empfanden. „Sa-su-ke…“, brachte Sakura unter ihren bebenden Lippen hervor. Ihre Hände immer noch verkrampft in seinem T-Shirt vergraben. Sasuke schluckte. Sein Herz schlug ihm bis zur Kehle hoch und ließ ihn kaum noch einen klaren Gedanken fassen.   Dieser Moment… er würde sein Verderben sein! Kapitel 24: Twentythree ----------------------- Twentythree     Zittrig griff ihre Hand zu ihrer Brust und ertastete das wild pochende Herz, welches wie ein Kolibri gegen ihren Brustkorb trommelte. Was ist das? Kalte Regentropfen nisteten sich in ihrem rosa Haar ein. Aber anstatt den Regenschirm aufzuspannen, lief Sakura verloren durch den Regen, der erbarmungslos gegen ihre überhitzte Haut prasselte. Sie wollte nur noch nach Hause. So viel Distanz zwischen sich und Sasuke bringen wie sie nur konnte. Ihr Körper glühte vor Aufregung – aber wieso? Ohne auch nur ein Kleidungsstück abzulegen stürmte sie durch den Hausgang schließlich in die Wohnung und hinterließ eine nasse Spur zu ihrem Zimmer. Ihre Tür fiel lautstark ins Schloss. Vollkommen durchnässt ließ sich Sakura auf ihr Bett fallen. Minuten lang starrte sie zur Decke. Ihr Kopf vollkommen leer und gleichzeitig überfüllt. Sie drehte sich zur Seite und starrte aus dem Fenster. Dicke Regentropfen schlugen gegen die Fensterscheibe und versperrten zunehmend die Aussicht auf den Garten des Hauses. Sakura war müde - müde vom Denken. Noch immer ließen seine Augen sie nicht los. Dieser Augenblick, diese Sekunde… was war das nur?   Wie hypnotisiert sah sie ihm unentwegt in die Augen. Nur am Rande bemerkte sie, wie er sie zärtlich an sich heranzog. Unter ihrer Hand spürte sie das starke Pulsieren seines Herzschlags. Benebelt von ihren Eindrücken hätte sie beinahe die Anzeichen seines Vorhabens nicht bemerkt. Schließlich als ihre Lippen nur noch Millimeter voneinander entfernt waren, drückte Sakura sich von ihm weg. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. Ihr Atem ging schwer. „Saku-.“, begann Sasuke. „NEIN!“, unterbrach Sakura harsch. Ohne ihn auch nur noch einmal anzusehen, drehte sie sich um und eilte den Flur entlang und lies Sasuke stehen.   Sie stieß einen schweren Seufzer aus. „Was machst du nur?“, flüsterte sie sich selbst zu. . . . Erschöpft presste Sasuke seine überhitzte Stirn gegen die kühle Fensterscheibe. Dicke Regentropfen unterbrachen die Spiegelung seiner schwarzen Augen. Die einzelnen Tropfen brachen das Licht der abendlichen Beleuchtung und nur für einen Bruchteil einer Sekunde bildete er sich ein, das satte Grün ihrer Augen aufblitzen zu sehen. Schlapp ließ er seinen Körper auf die weichen Polster des Sofas fallen und richtete seinen Blick starr zur Zimmerdecke. Seine linke Hand glitt instinktiv zu dem dick gepolsterten Pflaster über seiner Wunde. Wieder war es Sakuras Gesicht, welches seine Gedanken dominierte. Warum sie? Schon der Moment als Naruto sie angeschleppt hatte, wusste er, dass sie gefährlich war. Gefährlich für seine mühevoll errichtete Eis Mauer. Egal was er unternommen hatte, um sie von sich fernzuhalten…es war alles vergebens. Immer wieder trat sie erneut in sein Leben und hinterfragte beinahe seine ganze Existenz. So oft hatte er sich einreden wollen, dass das der Grund dafür war, dass er sie nicht mochte, gar hasste. Letztlich war es nur Beweis dafür, wie sehr er sich vor seinen eigenen Emotionen fürchtete. Sasukes Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. Itachi… Sein Bruder, die fast heiliggesprochene Persönlichkeit die sein Leben so unendlich prägte. Als er aus seinem Leben verschwand, hatte Sasuke sich geschworen nie einen Menschen so an sich ranzulassen wie Itachi. Denn sein Verlust war das Schlimmste was er in seinem jungen Leben ertragen musste. Selbst jetzt. In solch einer Situation hätte Itachi angerufen. Sie wären in eine Bar, hätten sich unverbindlich ein, zwei Bier gegönnt und schließlich hätte er seinem älteren Bruder gebeichtet was auf seinem Herzen lag. In seinen Gedanken spielte er durch was Itachi wohl zu Sakura sagen würde, wenn er mit ihm über seine Gefühle gesprochen hätte. Nii-san… „Ja… sie hätte ihm gefallen.“, flüsterte Sasuke. Aber war Sakura jemand der mit ihm umgehen konnte? Mit seiner Vergangenheit, seinen Fehlern und Emotionen? Sasuke schnaubte. Klar könnte sie das… Er brauchte nicht ein explizites Beispiel. Ihre ganze Beziehung beruhte auf Sakuras Empathie, Sanftmut und Beharrlichkeit. Sasuke hatte ihr furchtbare Dinge an den Kopf geworfen. Sie oft ignoriert oder abwertend behandelt und trotzdem war sie für ihn da. Der Moment seines kompletten Absturzes. Seine Schussverletzung. Momente, die er nur noch lückenhaft in seinem Gedächtnis hatte und trotzdem war sie die Heldin dieser Geschichten. Konnte es letzten Endes doch so weit gekommen sein? – Hatte er seinen Schwur gebrochen und sich in Sakura verliebt? Die hübsche Ärztin mit der außergewöhnlichen Haarfarbe - die ihre Arbeit über alles liebte und mit Leib und Seele für ihre Patienten kämpfte. Eine aufrichtige, kluge und mitfühlende Frau die immer für ihre Freunde da war… …Sakura… Sein Handy vibrierte lautstark auf dem Beistelltisch und unterbrach ihn bei seinen Grübeleien. Mit einem genervten Seufzen nahm Sasuke das Gerät in seine Hand. Karin. In diesem Augenblick war Sasukes Entscheidung klar! . . . Müde betrachtete sie sich im Spiegel während sich die Zahnbürste in ihrem Mund immer weiter hin und her bewegte. Sakura konnte sich kaum noch daran erinnern, wann sie das letzte Mal derart schlecht geschlafen hatte. Dieser Mann – Sasuke, ließ ihr einfach keine Ruhe. In den letzten 24 Stunden gab es keinen Moment wo er nicht bei ihr war. Wieso, zur Hölle? Sie zog die Zahnbürste aus ihrem Mund und spuckte den Rest des Minzschaums in das Waschbecken. Sakura atmete tief ein und sah schließlich entschlossen ihrem Spiegelbild entgegen. „Er bedeutet mir nichts!“, bestätigte sie sich noch einmal. Trotzdem lag Skepsis in ihren Augen. Sakura seufzte niedergeschlagen. Wie wollte sie es anderen nur glaubhaft machen, wenn sie es nicht mal selbst glaubte?! Sasuke hatte Sakura oft grob zurückgewiesen, doch es war unbestreitbar das in letzter Zeit etwas anders war. Wenn sie an ihre erste Begegnung mit Sasuke zurückdachte, schien es als wäre er heute ein gänzlich anderer Mensch. In Gedanken starrte Sakura in die graue, vom Regen gezeichnete Landschaft hinter dem Fenster. In ihrer Erinnerung flammte die ihr gestriger Besuch auf. Er bat sie zu sich in die Wohnung. Machte ihr Kaffee und sie sprachen miteinander. Die Konversation schien so federleicht und selbstverständlich und doch lag in ihr eine verborgene Schwere. Unbewusst ballte Sakura ihre Hände zu Fäusten und seufzte erneut. Was war das zwischen ihr und Sasuke Waren sie einfach Bekannte die einen gemeinsamen sehr guten Freund hatten? Bekannte… So oft Sakura dieses Wort auch in ihren Gedanken wiederholte, es fühlte sich unpassend an. Aber was waren sie dann – Freunde? Sakura schnaubte abfällig bei dem Gedanken. Ihre Beziehung stand in paradoxem Widerspruch zu dem was Sakura unter Freund verstand. Und doch… als sie so über ihn nachdachte schien die Beschreibung deutlich näher zu kommen. Der Abend des Polizeieinsatzes - Sasuke, der Retter in letzter Sekunde. Aber nicht nur das traf an jenem Abend auf ihn zu. Er blieb bei ihr, damit sie nicht allein war. Unterhielt sich mit ihr, um sie auf andere Gedanken zu bringen, ja selbst bei der verzwickten Situation mit Naruto hatte er noch einen Rat für sie. Und dann war da seine Einlieferung ins Krankenhaus. Dort lernte sie Sasuke, das Kind, das von seiner Mutter umsorgt wurde, kennen. Der Kumpel, der mit seinem besten Freund Karten spielte, mit ihm witzelte, ihn provozierte und lachte. Es waren Eigenschaften die Sakura mochte. Heiße Tränen bahnten sich an die Oberfläche. Ihre Lippen, die eben noch den Hauch eines Lächelns andeuteten, bebten. Fuck… Sakuras Rücken presste sich gegen die Fliesen und sank langsam zum Boden. „Du siehst Gespenster, meine Liebe… Aber wenn es dich immer noch verunsichert kann ich dich beruhigen: Zwischen mir und Sasuke ist nichts!“ Warum war Sakura so blind gewesen, wenn selbst Karin es sah. Der Vorschlaghammer ihrer Erkenntnis ließ den Damm, der ihre Tränen hielt, brechen. Schluchzend kauerte sie sich zusammen. Dieser Moment, dieser Moment als er sie vor dem Sturz bewahrt hatte, sie zärtlich an sich herangezogen hatte und sie angesehen hatte… es war der Moment in dem Sakura unterbewusst klar wurde, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Sasuke der gutaussehende Frauenheld, der Arsch, der Narzisst, der zurückgelassene Bruder, der missverstandene Sohn, das Genie des KPD, der gute Freund, der Retter und letztlich wohl der emotionalste und sensibelste Mensch den Sakura bisher kennengelernt hatte.   Noch einmal schritt Ino ungeduldig an der Badezimmer Tür vorbei. Komisch… Sakura brauchte nie länger als zehn-fünfzehn Minuten im Badezimmer. Inos Augenbraun zogen sich zusammen. Sie zögerte kurz, doch dann klopfte sie vorsichtig gegen die Badezimmer Tür. „Sakura, Liebes, ist alles in Ordnung?“ Keine Reaktion. Inos Handy vibrierte in ihrer Hosentasche. Doch sie ignorierte ihre unerschütterliche Neugier und legte ihre Hand bereits um den Türgriff. „Sakura ich komme jetzt rein.“, kündigte sie an. Als selbst jetzt kein Akt des Widerstands aufkam, trat Ino schließlich durch die Tür und erblickte ihre beste Freundin zusammengekauert und schluchzend auf dem Boden. „Gott, Sakura was ist passiert?“, stieß sie schließlich aus und stürmte auf ihre beste Freundin zu. Sakura hob den Kopf und wischte sich unelegant die Tränen aus dem Gesicht. „Ich bin so dumm…“, flüsterte Sakura und lehnte ihre Stirn gegen ihre Knie. „Sakura, was ist denn passiert?“, fragte Ino nochmal mit Nachdruck. Sakura hob erneut den Kopf und schnaubte mit einem bitteren Lächeln. „Ich habe mich in ihn verliebt und es nicht mal gemerkt…“ Inos Augen wurden groß. „Verliebt? In wen – Naruto?“ Sakuras Augen wanderten zur Decke. Naruto… „Wenn‘s nur so wäre, Ino.“ Der Groschen fiel. „Sasuke.“, stellte sie nüchtern fest. Sakura bestätigte ihre Vorahnung mit einem knappen Nicken. Inos Gesichtszüge erweichten und sie nahm ihre Freundin liebevoll in die Arme. Wieder kamen die Tränen. „Ach Ino, wieso er?“, schluchzte sie. „Naja wer weiß, vielleicht hat eure Chemie doch mehr gestimmt als am Anfang angenommen…“, deutete Ino an und streichelte Sakura sanft den Rücken. „Aber woher kommt das so plötzlich? Ist irgendwas zwischen euch passiert?“ „Nein… ja… keine Ahnung.“ Ino reichte ihr ein Taschentuch und forderte sie schließlich auf ihr alles zu erzählen. Sakura erzählte ihr von dem Empfehlungsschreiben für die Rehaklinik. Wie Sasuke sie auf einen Kaffee reingebeten hatte. Die Aufforderung ihn zu untersuchen und letztlich der Beinahe-Sturz. „In dem Moment hatte es sich angefühlt, als würde die Zeit stillstehen. Er hat mich auf eine Art und Weise angesehen, die ich nicht beschreiben kann. Ich wusste nur dass wir in diesem Augenblick die gleichen Gedanken hatten…“ Inos Augenbrauen zogen sich nach oben. „Wow, das hört sich intensiv an.“ „Das war es auch. Er war einfach überall und das schlimme daran war einfach dass es sich so richtig angefühlt hatte…“ „Moment mal, ihr habt doch nicht-?“ „Nein, ich habe einen Rückzieher gemacht noch bevor er meinen Namen überhaupt aussprechen konnte.“ Ino seufzte, zog ihr Smartphone aus der hinteren Hosentasche und lehnte ihren Rücken schließlich gegen die kühle Fliesenwand des Badezimmers. Sakura tat es ihr gleich. Noch einmal wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Und jetzt?“, fragte Ino leise. „Keine Ahnung…ich meine, was soll ich da machen? Er ist mit Karin zusammen.“ „Hm. Blöde Kuh!“ Sakura entwich ein Kichern. Ino war einfach ihr Fels in der Brandung. Die tiefen ihres Meeres konnten meterhohe Wellen schlagen, doch Ino blieb standhaft und schaffte es immer wieder sie zurückzuholen. Sakura lehnte ihren Kopf an Inos Schulter. „Aber selbst wenn, Ino, das würde voraussetzen dass er das gleiche empfindet wie ich. Und seine ganzen Bettgeschichten und die Beziehung mit Karin sprechen eine andere Sprache…“ Eine Weile saßen die beiden Freundinnen so auf dem Boden des Badezimmers. Ino wusste, dass keine Worte nötig waren. Sakura war einfach dankbar für ihr Mitgefühl und ihre Unterstützung. Erst als Inos Handy erneut in ihrer Hand vibrierte und den Bildschirm erhellte, wurde das angenehme Schweigen unterbrochen. Auf dem Bildschirm klaffte ein verpasster Anruf von Sai und eine Social Media Mitteilung. Starr musterte Ino den Sperrbildschirm. Bis sie schließlich hektisch aufsprang und aufgeregt mit ihren Fingern auf dem Touchscreen rumtippte. „Sakura.“, sagte sie perplex. „Ino?“, entgegnete Sakura skeptisch. Noch immer starrte Ino wie gebannt auf den kleinen Display ihres Handys. „Irgendwas sagt mir du irrst dich.“ Sie hielt Sakura den Bildschirm entgegen. „Sasuke? Was? Seit wann seid ihr auf Social Media befreundet?“ „Ach Man, Stirnie! Das interessiert doch jetzt nicht, sieh dir die Statusmeldung an!!!“ Sakuras Augen wanderten über den Bildschirm und hefteten sich zu guter Letzt an die Statusmeldung. Sasuke Uchiha hat ein Update gepostet: ‚Beziehungsstatus: Single‘ . . . „Hey Mann, wie geht’s dir?“, tönte Naruto und schlug in Sasukes Hand ein. „Gut, was machst du hier?“, entgegnete er kühl und hielt seinem Freund die Tür zur Wohnung auf. „Naja, ich wollte mal sehen wie dir dein Single Leben so bekommt.“, lachte Naruto und stellte ein Sixpack mit Bierflaschen auf den Couchtisch. Naruto grinste und drehte sich zu seinem Kumpel um. „Sag mal-.“, bemerkte Naruto jetzt. „hast du dir ne Putzfee ins Haus geholt oder warum ist hier alles so sauber?“ Sasuke verdrehte die Augen, nahm zwei Bierflaschen aus dem Sixpack und reichte Naruto eine Flasche. „Nein Alter, echt jetzt. Deine Bude war eine Müllhalde.“ Sasuke zuckte mit den Schultern und öffnete die Bierflasche. „Ich bin die ganze Zeit zu Hause…“ Naruto beäugte seinen Freund kritisch. Das hatte ihn in den vergangenen Monaten auch nie gestört. Doch es würde wenig Sinn machen weiterzubohren. Er würde ihm doch keine Antwort geben. Beide ließen sich auf das Sofa fallen. Mit einem klirrenden Geräusch prosteten sie sich zu bevor sie die bitter-herbe Flüssigkeit ihre Kehlen hinabstürzten. „Ah bevor ich‘s vergesse.“, begann Naruto und kramte nach seinem Handy. „Da du ja jetzt wieder Single bist, hast du Lust?“ Auf dem Bildschirm prangerte ein Flugblatt ‚Club Winter Special‘. „Eine Party?“ „Ja, wir waren schon lange nicht mehr unterwegs. Außerdem habe ich frei und du aus offensichtlichen Gründen auch.“, erklärte Naruto und deutete auf Sasukes Einschusswunde. Sasuke schluckte. „Du und ich?“ „Ähm…naja also ich…“, begann Naruto und kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Ich wollte Sakura fragen ob sie Lust hat. Ist das ein Problem?“ „Nein, kein Problem. Ich bin dabei.“ Sasukes Mundwinkel zuckten. . . . Naruto 17:32 Uhr Hey Frau Doktor, Sasuke und ich wollen am Wochenende zum Club Winter Special. Lust mitzukommen? Ino und Hinata können natürlich auch mitkommen.   Sakuras Herz flatterte bei der Vorstellung. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen während sie die Antwort tippte.     Sie würden sich morgen endlich wiedersehen! Kapitel 25: Twentyfour ---------------------- Twentyfour     Die Straßen waren leergefegt. Sasukes heißer Atem hinterließ weiße Rauchschwaden in der kalten Abendluft. Nur Narutos unbeirrtes Gebrabbel schalte durch die Straßen. Sie waren keine fünf Minuten mehr vom Club entfernt. Sasukes Mund wurde trocken. Gleich würde er ihr gegenüberstehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt so angespannt war. Klar gab es Situationen in seinem Arbeitsleben, auf Einsätzen. Anspannung war sein natürlicher Antrieb. Doch das war etwas anderes. Bei Einsätzen, egal wie gefährlich oder brenzlich sie waren, Sasuke kontrollierte die Situation. Kontrolle gab ihm Sicherheit. Sakura hingegen entzog sich seiner Kontrolle und Logik. Diese Unsicherheit hatte einen bitteren Beigeschmack. Ja, er hatte Gefühle für Sakura. Aber das hieß nicht, dass sie gleich empfand. Sakura hatte sich in ihrer Beziehung schon immer bemüht, aber so war sie eben. Das hatte rein gar nichts mit Sasuke selbst zu tun. Die Chancen, dass sie ähnlich empfand waren nach all seinen Bettgeschichten und dem Umstand dass er Sakura, seit sie sich kannten auf Distanz gehalten hatte, gering. „Hey! Erde an Sasuke – bist du noch anwesend?“ Narutos Stimme holte Sasuke aus seinen Gedanken. Er hatte nicht mal bemerkt dass sie unmittelbar am Einlass vor dem Sicherheitsmann standen. Der Muskelkoloss vor ihm musterte Sasuke argwöhnisch. Unbeeindruckt zog Sasuke die Karte aus seiner Hosentasche und passierte die letzte Hürde, die ihn von Sakura trennte. Narutos Stimme vermischte sich immer mehr mit den dröhnenden Bässen des Clubs. Nachdem beide ihre Jacken an der Garderobe abgegeben hatten zupfte Sasuke ein letztes Mal sein dunkelblaues Hemd zurecht. „Die Mädels meinten dass wir uns an der Bar treffen.“, erklärte Naruto und steckte sein Handy zurück in die Hosentasche. Sasukes Augen fokussierten augenblicklich die gut besuchte Bar. Im ersten Moment konnte er das vertraute Rosa ihrer Haare nicht ausmachen, erst als sie nur noch wenige Meter wegstanden. Unglaublich! Sakura trug ein schwarz-weiß gestreiftes Langarm-Shirt kombiniert mit einem beigen Kort Rock, der ihre zierliche Gestalt zusätzlich unterstrich. Sie unterhielt sich mit Ino und Hinata als sie schließlich Sasukes Anwesenheit bemerkte. Mit großen Augen musterte sie seine dunkle Erscheinung. Schließlich entblößte sie ihre Zähne und schenkte ihm ein Lächeln. Eine elektrisierende Spannung lag in der Luft. „Da seid ihr ja endlich!“, rief Ino zu Naruto und Sasuke rüber und deutete ihnen näher zu kommen. „Ja sorry.“, Naruto kratzte sich verlegen am Hinterkopf und grinste breit. „ich war heute spät dran.“ Naruto begrüßte Sakura mit einer herzlichen Umarmung. Für einen winzigen Augenblick wünschte Sasuke mit seinem besten Freund zu tauschen. Sein Mund wurde trocken als sich die hübsche Ärztin zu ihm drehte und ihn zögerlich anlächelte. „Hallo Sasuke.“, hauchte sie und strich eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr. „Hi.“, entgegnete er schlicht. Nicht weil er nicht mehr zu ihr zu sagen hatte… sondern er sich zu mehr nicht in der Lage fühlte. Seit ihm klar wurde was er für Sakura empfand, kreiste sein Verstand erwartungsvoll um eben diesen Moment. Sasukes Umgang mit Worten war noch nie besonders erheblich. In diesem Moment jedoch hatte er keine Ahnung wie er anfangen sollte. Sakura war anders als die Frauen, mit denen er bisher verkehrte. An ihr hegte er ein echtes Interesse. Nicht etwa weil sie hübsch war, oder alles tat und sagte, um ihm zu gefallen. Nein, eben weil sie ehrlich war, sagte was sie dachte, tat was sie wollte. „Wie geht’s dir? Mit deiner Schulter alles in Ordnung?“, fragte sie und erlöste Sasuke aus seinem Dilemma. „Besser.“ Sakuras Lächeln wurde breiter. Es war wohl kaum abzustreiten das beide an den Moment in Sasukes Badezimmer dachten. „Schön zu hören.“ „Wie siehts aus, Leute – wer will was trinken?“, rief Naruto dazwischen und beendete die Unterhaltung zwischen Sasuke und Sakura abrupt. „Ehm eigentlich haben wir das schon erledigt.“, kommentierte Sakura und hielt den beiden Polizisten Bierflaschen entgegen. Naruto grinste breit und nahm seine Flasche dankbar entgegen. „Du bist die Beste! Na dann, auf einen klasse Abend.“ Die Truppe stieß an und der erste Tropfen Alkohol benetzte ihre Lippen.   Der DJ wechselte den Song und die Menge auf der Tanzfläche begann zu tosen. Auch Ino ließ ihr Getränk sinken und sah Sakura vielsagend an. Jeglicher Widerstand war zwecklos. Ino packte Sakuras Handgelenk und zog sie auf die Tanzfläche. Sasuke sah den jungen Frauen nach. Selbst der herbe Schluck Bier, der seine Kehle hinabglitt ließ seinen Blick nicht von Sakura los. Ihr Körper bewegte sich perfekt zum Rhythmus der Musik. Einzelne Zeilen imitierte sie Ino theatralisch zu, die Sakuras Geplänkel fröhlich erwiderte. Doch so schön Sakuras Begleiterin auch war, sie war der Mittelpunkt. Naruto unterhielt sich unterdessen mit Hinata – zumindest versuchte er es. Himmel. Die junge Frau schien derartig nervös zu sein, dass sie nicht einmal die einfachsten Sätze vollständig über die Lippen brachte. Sasuke fragte sich, ob sie generell so unsicher war oder ob es tatsächlich an Naruto lag. Schnell wurde aus dem ersten Drink der zweite gefolgt von einem dritten. Der DJ gab den Besuchern keine Pause. Mit jedem weiteren Lied schraubte er den Stimmungspegel weiter nach oben. Auch der Alkoholpegel machte da keine Ausnahme. Mit entspannt lächelndem Gesicht kehrte Ino zurück und stürzte direkt den Inhalt des Glases, das Hinata ihr entgegenhielt, ihre Kehle hinunter. „Scheiße!“, ertönte es von Naruto. „Hn?“, harkte Sasuke nach. Naruto verdrehte entnervt die Augen als er Ino und Hinata bereits die nächsten Drinks reichte. „Shikamaru – er ist krank.“, erklärte Naruto und zeigte Sasuke seinen Chatverlauf. „Und das heißt-?“, ging Ino dazwischen. „Dass du für ihn einspringen musst.“, folgerte Sasuke. „Ja, und zwar in…“, Naruto sah auf seine Armbanduhr. „…6 Stunden – und das nüchtern!“ Naruto seufzte genervt auf. Auch Sakura hatte es endlich geschafft sich aus der drängelnden Menschentraube zu befreien. „Hey was ist los – was habe ich verpasst?“, fragte sie strahlend und sah Narutos ernste Miene. „Sorry Sakura, Shikamaru ist krank. Ich muss für ihn einspringen.“ „Oh!“, entkam es ihr enttäuscht. Naruto reichte ihr den Drink und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Tut mir leid! Ich mach‘s wieder gut, echt jetzt!“ Sakura lächelte. „Schon gut. Komm gut nach Hause.“ Naruto hielt im Vorbeigehen nochmal bei Sasuke. „Pass auf sie auf!“ Sasuke nickte. Sein bester Freund musste ihn wohl kaum an das letzte Mal erinnern als Sakura allein Unterwegs war. Naruto klopfte Sasuke noch einmal brüderlich auf die Schulter, bevor er ihn mit den drei Damen allein ließ. Sakura stieß ihren Atem hervor. „Dann auf Naruto!“, sagte sie schließlich und hob ihr Glas ihren Freunden entgegen. Die anderen prosteten ihr entgegen und genehmigten sich einen Schluck. „Also ich weiß nicht, wie ihr das seht, Leute, aber wir sollten wieder auf die Tanzfläche.“ „Ich passe für dieses Lied.“, erklärte Sakura und schielte hoffnungsvoll zu Sasuke. „Hinata? – Du lässt mich doch nicht allein, oder?“ Unsicher sah die junge Frau zwischen Sasuke, Sakura und Ino hin und her. „Los komm! Ich dulde keine Ausreden.“, forderte Ino, packte Hinatas Hand und zog sie mit. Sakura sah sich unsicher um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie anfangen sollte. Ihr Blick fiel einen kurzen Augenblick auf ihren Drink. Alkohol…bitte… Sie genehmigte sich einen großzügigen Schluck und atmete aus. „Ganz schön voll heute, oder?“, begann sie. Ernsthaft?! „Hn.“, entgegnete Sasuke. „Keine dabei die dein Interesse weckt?“, fragte Sakura herausfordernd. Was bezweckst du denn damit, Haruno? Sasuke sah zu ihr runter. Ein amüsierter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. „Doch.“ Ohne es im ersten Moment weiter auszuführen genehmigte auch Sasuke sich einen weiteren Schluck seines Getränks. Er erkannte aus dem Augenwinkel wie Sakuras herausforderndes Lächeln an Kraft verlor. Um sie nicht weiter zu entmutigen lehnte er sich schließlich zu ihr herüber. Sein heißer Atem strich bereits an ihrem Ohr vorbei. „Um das klarzustellen, ich bin nur wegen dir hier.“ Sakura sog scharf die Luft ein. Waren sie bereits so betrunken oder meinte er das ernst? Egal was der Auslöser für seine Worte waren. Sie lösten in Sakura Herzklopfen aus. „Wirklich?“, kicherte sie unsicher. „Du glaubst mir nicht?“, fragte er ehrlich überrascht. „Eigentlich solltest du die Antwort kennen.“, lachte sie. „Dann verrate mir, warum du hier bist?“ Sakura lief ein Schauer über den Rücken. Sie fühlte sich gerade wie in einem Deja Vu und dennoch schien die Situation ganz anders. „Na, um zu feiern, Spaß zu haben.“, erklärte Sakura plump. Sie konnte Sasuke nicht gestehen, dass sie nur wegen ihm gekommen war. Sasuke stellte sein leeres Glas an der Bar ab und nahm auch Sakura den Drink ab. „Dann sollten wir Spaß haben.“ „Was?“, fragte Sakura überrascht als Sasuke ihren Arm ergriff und sich der Tanzfläche näherte. „Du willst tanzen?“, fragte sie überrascht. Er grinste selbstsicher. „Hn. Nur mit dir.“, erklärte er als im Hintergrund plötzlich das Lied ‚Señorita‘ ertönte. Sakura schluckte. Oh man… . . . 3 Freunde nehmen an einer Veranstaltung in deiner Nähe teil. Sie scrollte ihre die Liste herunter: Naruto, Hinata und… Sasuke… Ihr Mund wurde trocken. Hatte sie vielleicht noch eine Chance? Sie sah in den Spiegel. Ihre Augen wirkten müde von der Mittagschicht, die sie soeben hinter sich gebracht hatte, aber es war nichts was eine Dusche und ein wenig Make Up nicht regeln konnten. „Okay, komm schon. Zeig ihm wen er abserviert hat.“, sprach sie sich selbst Mut zu. Karin kramte in ihrem Schrank und legte sich ihr Outfit zurecht bevor sie schließlich unter die Dusche sprang. Kaum 45 Minuten später war sie, perfekt gestylt, bereits nur noch wenige Meter vom Club entfernt. Sie biss klappernd die Zähne zusammen. „Verdammt ist das kalt. Ich hoffe der Aufzug lohnt sich.“, sagte sie sich und rieb ihre Hände an den Ärmeln ihrer Lederjacke. Noch einmal warf sie einen Blick auf ihr Smartphone. Immer noch war das Selfie von ihr und Sasuke Kairns Hintergrundbild. Sasuke… „Hol ihn dir zurück, Karin.“, flüsterte sie zu sich selbst. Sie atmete noch einmal tief ein und passierte schließlich den Türsteher. Die Stimmung im Club war bereits an der Grenze von ausgelassen zu angetrunken. Nur wenige Traurige, die das Schicksal des Fahrers teilten, kauerten in den dunklen Ecken und sahen der Feierwütigen Menge im Club sehnsüchtig zu. Wo bist du nur, Sasuke? Karins rote Augen durchsuchten den großen Raum. Doch sie konnte den gutaussehenden Uchiha nirgends ausmachen. Sie kannte ihn gut. Meist hielt er sich bei solchen Veranstaltungen an der Bar oder in ruhigeren Winkeln auf. Er war niemand der die Initiative übernahm. Bei seinem Aussehen war das auch nicht nötig. Meist sprach ihn die Damen Welt an. Die Frage war nur, biss er an. Auch Naruto schien nicht hier zu sein. „Ob er vielleicht doch zu Hause geblieben ist?“ Karin sah noch einmal zu der Karte die sie am Eingang in die Hand gedrückt bekommen hatte. Sie sollte wenigstens den Freiverzehr der Karte aufbrauchen, bevor sie nach Hause ging. „Das war wohl nichts.“, seufzte sie enttäuscht. Während sie auf ihr Getränk wartete überflog sie erneut die Tanzfläche. Die Tanzenden wirkten wie eine homogene Masse die im Rhythmus der Musik Wellen Schlug. Nur der Rosa Fleck in Mitten dieser Masser wollte so gar nicht passen. Moment mal…Rosa. Karins Blick schärfte sich. „Dein Getränk.“ „Ja danke!“, sagte Karin abwesend und griff nach dem Glas. Das kann doch nicht wahr sein! Karins Kiefer spannte sich an, ihre Augen verengten sich. „Du verdammtes Miststück!“, brachte sie mühevoll hervor währed sich ihr Griff um das Glas verstärkte. Starr beobachtete Karin die Szene. Sakura und Sasuke gemeinsam auf der Tanzfläche. Ihre Arme lagen entspannt um seinen Nacken geschlungen während seine Hände bereits langsam von der Hüfte abwärts wandern wollten. In Karin brodelte eine unaufhaltsame Hitze. Den letzten Rest gab ihr letztlich die Gesichter der Beiden. Sasuke schien Sakura irgendetwas zu sagen woraufhin sie lachte. Auch er lächelte. Karin konnte sich nicht daran erinnern ihn je so lächeln gesehen zu haben. Oft lachte er verführerisch, überheblich oder selbstsicher aber nie…glücklich. Die Hitze in Karins Körper schlug in unaufhaltsame Wut um. Sie fühlte sich betrogen. Sowohl von Sasuke als auch von Sakura. Wie oft hatten ihr die Beiden versichert dass alles gut sei und dann das. Ihre Hand ballte sich schon schmerzhaft zu einer Faust. Ja Schmerz genau das spürte sie. „Sasuke bedeutet dir nichts, wie? Ich mach dich fertig, Schlampe!“, versprach Karin Sakura still.   Mit zunehmender Zeit entfaltete der Alkohol immer mehr seine Wirkung. Die Anspannung zwischen Sasuke und Sakura löste sich langsam auf. Die feiernden Menschen um sie herum verschwammen langsam. Das Lied wechselte und schlug schließlich noch sanftere Töne an. Ihre Arme auf seinen Schultern. Seine Hände auf ihren Hüften. Nichts von dem war aufdringlich. Es fühlte sich einfach ganz natürlich an. Sakura lächelte verträumt und lehnte sich zu Sasuke herüber. „Im Übrigen steht dir das viel besser.“ „Was?“, fragte Sasuke. „Aufgeschlossen und gut gelaunt.“ Sasuke ging nicht weiter darauf ein. Er bestätigte ihre Aussage nur mit einem selbstsicheren Lächeln. Der ruhige Rhythmus der Musik versiegte langsam in einem poppigen Beat und riss Sakura schließlich aus ihrer Traumblase. „Ich weiß das ist jetzt wirklich ein Abturner, aber ich muss auf die Toilette.“, erklärte sie entschuldigend. „Wartest du auf mich?“ Sasuke sah sie an und lächelte. „Hn. An der Bar.“, deutete er. „Und beeil dich.“ Sakuras Wangen färbten sich rot. Sie nickte schließlich und verschwand in der Menge von der Tanzfläche. Sie steuerte geradewegs die Toiletten des Clubs an. Schon von weitem erkannte sie die Schlange. Ohje. Ergeben seufzte sie. „Wenn Du willst,.“, begann eine Frau, bepackt mit Gläsern für eine der Bars. „Wir haben eben die Damen Toiletten im Club Zwei aufgemacht. Dort ist nicht so viel los.“ „Echt! Ein Glück. Dankeschön.“, entkam es Sakura erleichtert. Die Frau von der Bar hatte nicht zu viel versprochen. Die Klos waren nicht nur wenig besucht, sondern gar nicht. „Es gibt doch nichts besseres als eine saubere Toilette im Club.“ Sakura packte den Griff der Toilettenkabine und zog die Tür auf. Sie bemerkte dabei gar nicht, dass ihr jemand gefolgt war. Gerade als Sakura in die Toilettenkabine gehen wollte, riss sie ein unerwartetes Gewicht sie zu Boden. Gefolgt von einem lauten Knall schlug Sakuras Kopf gegen die Toilettenwand. Ein schmerzliches Zischen entwich ihrer Kehler. „Du mieses Miststück!“,ertönte eine energische Stimme. Sakura erkannte ihre Stimme. „Autsch! Karin? Was-?“ Verschwommen erkannte Sakura ihr flammend rotes Haar. „Halt die Klappe.“, mit diesen Worten drückte Karin ihren Kopf erneut schmerzvoll gegen die Wand. „Du bist so eine Heuchlerin. Jeden versuchst du mit deiner selbstgerechten und unschuldigen Art zu täuschen, doch ich wusste es.“ Mit zittrigen Händen versuchte Sakura sich aus Karins Griff zu befreien. Doch Karins Finger hatten ihren Kopf mit samt  ihrem Haarzopf fest in der Hand. „Wovon redest du?“, hakte sie benommen nach. „Tse… deine Überheblichkeit kotzt mich einfach an.“, entgegnete Karin. Wieder holte sie aus und schlug Sakura gegen die leichten Wände. Das Dröhnen der Bässe außerhalb der Toiletten verhinderte, dass auch nur eine Person die krachenden Geräusche vernahm. Karin lehnte sich zu Sakuras Ohr herüber. „Sasuke gehört mir, hast du verstanden?“ Sakura fühlte sich hilflos. War sie solch ein schlechter Mensch? Karin schien es jedenfalls so zu sehen. Doch sie konnte nichts dafür. Hätte sie sich aussuchen können in wen sie sich verliebte, wäre es nicht Sasuke gewesen. Heiße Tränen stiegen Sakura in die Augen. „Karin, bitte…hör auf.“, brachte Sakura hervor. „Hör auf zu heulen. Ich bin fertig mit dir.“ Noch einmal sah Karin an Sakura herab, die wie ein Häufchen Elend auf dem Boden zusammengesackt war und gegen eine der Wände lehnte. Nur ihr langes Haar verbarg ihr verweintes Gesicht. „Wenn ich es mir Recht überlege…“, begann Karin und zwirbelte eine von Sakuras rosa Haarsträhnen zwischen Zeigefinger-und Daumen auf. „wusstest du das Sasuke auf Frauen mit langen Haaren steht?!“ Sakura bemerkte kaum noch was geschah. Sie hatte eine Vermutung, doch sie war zu kraftlos um noch zu reagieren. Der Alkohol und der pochende Schmerz überwältigten ihre Sinne. Ein fester Tritt presste noch den letzten Rest ihres Sauerstoffs aus der Lunge. Sakura sackte vollständig zu Boden. Nur noch am Rande bemerkte sie wie eine fremde Flüssigkeit ihre Wange hinablief. Hatte Karin sie etwa angespuckt?! Sie hatte keine Ahnung wie lange sie auf dem Boden lag. Doch der pochende Schmerz wurde stärker und ihr Bewusstsein präsenter. Sakuras Hand tastete zittrig über die rosa Haarsträhnen welche sich auf dem ganzen Boden verteilt hatten. Sie spürte bereits wie die Tränen, die ihre Wangen hinabliefen schmerzhaft brannten. Wie musste ihr Gesicht wohl aussehen? Sie wollte nur noch nach Hause. Sakura kauerte sich zusammen, versuchte den Schmerz runterzuschlucken und zur Ruhe zu kommen… Kapitel 26: Twentyfive ---------------------- Twentyfive     Das Eis von Sakuras Drink war bereits geschmolzen. Wo bleibt sie nur? Sasukes Blick ging noch einmal zur Tanzfläche. In seinem Kopf wiederholte sich ihr Tanz von vorhin. Ihr Körper schmiegte sich so perfekt an seinen. Und seit einer Ewigkeit stand für ihn nicht das sexuelle Verlangen im Vordergrund, sondern das Bedürfnis sie nah an sich heranzu ziehen, sie anzusehen und sie zu berühren. Alleine dieser Gedanke löste in ihm ein tieferes Hochgefühl aus, als es jeder One Night Stand bisher geschafft hatte. Sasuke leckte sich den Rest des Gin Tonics, der auf seinem Mund klebte von den Lippen. „Da bist du ja!“, stellte eine grelle Stimme erfreut fest und Riss Sasuke aus seinen Träumereien. „Karin - was machst du hier?“, fragte Sasuke argwöhnisch. Wie immer ließ sich Karin von Sasukes abweisender Art nicht beirren und grinste ihn breit an. „Na was wohl – ich wollte dich sehen und den Abend mit dir verbringen“, erklärte sie selbstverständlich. Sasukes Augenbrauen schoben sich fragend zusammen. „Ist das so?“ Breit grinsend nickte Karin ihm zu. Sasukes Misstrauen wuchs zunehmens. Irgendwas stimmte nicht. Es war schon komisch genug das Sakura bereits eine Weile verschwunden war, aber dann noch Karins Auftauchen. Seiner Vermutung folgte auch prompt die Bestätigung. Im Augenwinkel erkannte er das Rosa Haar und schließlich Sakura die schnellen Schrittes wohl Richtung Ausgang eilte. Was zur-? „Hier, der geht auf mich“, sagte Sasuke abwesend, Sakuras Silhouette mit seinen Augen folgend und drückte Karin Sakuras Drink in die Hand. „Aber Sasuke-!“, rief Karin ihm hinterher ohne das eine Gegenreaktion folgte. Sasuke quetschte sich mühsam durch die tanzende Menge und riss Ino und Hinata augenblicklich aus ihrem ekstatischem Tanz. „Huh, Sasuke?“, reagierte Ino perplex. „Sakura ist gerade aus dem Club raus. Ich werde ihr hintergehen. Kommt ihr klar?“ Ino wirkte im ersten Moment verwundert. „Eh ja klar. Sai kann uns zur Not abholen kommen.“ Sasuke nickte. „Gut“ „Sasuke! Bitte pass auf sie auf“, bat sie ihn besorgt. „Hn“, bestätigte er nickend. Seine Stimme war kaum verklungen, da eilte Sasuke auch schon von der Tanzfläche zur Garderobe und schließlich aus dem Club. Er musste sich beeilen. Es war schon wieder einige Minuten her, seit Sakura aus dem Club gestürmt war. Die kalte Winterluft schlug Sasuke wie eine Wand aus Eis entgegen. Sein Atem zeichnete sich hektisch in der kalten Nacht ab. Seine Augen suchten fieberhaft nach Sakura. Und da war sie. Hunderte Meter von ihm weg, stolperte sie über die leere Straße. „Sakura!“, rief er und sprintete los. Entgegen seiner Hoffnung hielt sie jedoch nicht an. Ihre Beine setzten ihr zügiges Getorkel indessen fort. „Jetzt warte doch“, forderte er bedacht. Man ist die schnell. Sasukes Tempo unter Alkoholeinfluss war doch deutlich beeinträchtigt. Nur mit Mühe erreichte er sie endlich. Schwer atmend packte er beherzt ihre Schulter um sie zu stoppen und umzudrehen. Noch in der Sekunde als Sakura sich zu ihm drehte schrak er zurück. Ihre Haare… Mit wütendem Blick starrte sie ihm mit tränenverhangenen Augen entgegen. Ihre linke Gesichtshälfte war stark geschwollen und deutete bereits erste Blutergüsse an. An ihrer Augenbraue klebte vertrocknetes Blut. „WAS?!“, ihr Schrei schallte durch die leere Straße. „Das ist alles deine Schuld, also lass mich in Ruhe!“, schluchzte sie wütend. Sasukes Vorahnung bestätigte sich. Bereits im Club beschlich ihn das Gefühl das Karin etwas getan hatte. Doch nun schlug ihm das ganze Ausmaß ihrer Tat entgegen. Das hier war nicht ein einziger Schlag. Nach Sakuras Verletzungen zu urteilen hatte Karin sie regelrecht zusammengeschlagen. Sasukes Kiefer spannte sich an. Auch ihn packte die Wut. Eigentlich hatte er sich auf den Abend mit Sakura gefreut, auf ihre Gesellschaft, ihre Nähe und ihren unverwüstlichen Optimismus. Karins Handeln hatte es geschafft seine rosarote Blase augenblicklich zum platzen zu bringen. Was sollte er jetzt tun? Sasuke schluckte. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. Es ging gerade nicht um ihn und er würde einen Teufel tun und sie genau jetzt alleine lassen. Ehe sich dieser Entschluss weiter in ihm festigte, hatte Sakura wieder Distanz zwischen sie beide gebracht. Er seufzte ergeben. „Sakura…“   Beide schwiegen auf dem gesamten Weg nach Hause. Sakura hatte keine Kraft mehr sich auch noch gegen den sturen Uchiha aufzulehnen. Also machte sie selbst keine weiteren Anstalten um Sasuke davon abzuhalten ihr zu folgen. Erst vor Sakuras Haustür kamen beide zum stehen. Unbeholfen kramte Sakura ihren Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. „Darf ich?“, fragte Sasuke und deutete auf das innere ihrer Wohnung. Sakura schwieg und ließ ihn gewähren. Die Situation war in ihrer Gesamtheit so unfassbar absurd. Sie wusste das Sasuke keine Schuld traf und doch ließ sie ihre Wut an ihm aus und er erduldete sie. Warum? Kommentarlos verschwand Sakura schließlich im Badezimmer. Sasuke sah ihr einen kurzen Moment nach und zog seine Jacke aus. Er kramte sein Handy aus der Jackentasche und wischte über den Display. Eine Nachricht von Ino über Social Media.   Ino Yamanaka             03:17 Uhr   Ist mit Sakura alles in Ordnung? Sai hat mich und Hinata eben abgeholt. Bin bei ihm heute Nacht. Lg Ino   Ino war nicht unbedingt Sasukes Fall. Doch sie war Sakura eine gute Freundin, soweit er es beurteilen konnte. Es war also ihr gutes Recht zu erfahren, dass Sakura zumindest sicher zu Hause angekommen war.   Sasuke Uchiha            03:25 Uhr   Sakura ist zu Hause!   Er sperrte sein Smartphone und legte es zur seite. Seine Fingerkuppen klopften unruhig auf die Arbeitsplatte der Küche. Sakura war immer noch im Badezimmer. Grundsätzlich brauchten Frauen bekanntlich länger auf der Toilette, aber mit Sakuras Verletzungen malte Sasuke sich Schlimmeres aus. Schon im Hausgang ertönte ein ersticktes Schluchzen. Sorgenvoll zogen sich Sasukes Augenbrauen zusammen. Behutsam klopfte er schließlich gegen die Badezimmertür, die bereits einen Spalt offen stand. „Darf ich reinkommen?“ Er bekam keine Antwort, nur ein erneutes Schluchzen erklang durch den Türspalt. Vorsichtig öffnete Sasuke die Tür ein Stück und erkannte Sakura die weinend auf dem Beckenrand der Badewanne saß und mit dem Handspiegel versuchte ihre Wunden zu säubern. Sasukes Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen.Er fühlte sich schuldig. Das hatte Sakura nicht verdient. Hätte er Karin doch nur eher in ihre Schranken gewiesen… Er überwand die Distanz zwischen ihnen und setzte sich Sakura gegenüber. Sachte nahm er ihr den Spiegel und den in Alkohol getränkten Wattebausch ab. Ein Besorgter Ausdruck zeichnete seine Miene, als er nun in dem grellen Neonlicht das ganze Ausmaß von Karins Wut erkannte. Vorsichtig tupfte er mit dem Wattebausch Sakuras Augenbraue ab. „Wieso bist du hier, Sasuke?“, fragte Sakura mit belegter Stimme. Sasuke schluckte. Was sollte er ihr jetzt sagen? Dass er sich schuldig fühlte, sich um sie sorgte oder sogar, dass er mehr empfand? Er seufzte ergeben. „Ich habe Naruto versprochen auf dich aufzupassen“, entgegnete er lediglich. Immerhin war seine Antwort nicht weit her geholt. Sakura schnaubte. „Ganz offensichtlich hast du versagt“ Leider… Sasukes Augen sahen zu ihrem Haar, das total zerzaust nur noch bis zu ihren Schultern reichte. Karin… Was war nur in sie gefahren? Sie war mit ihrer krankhaften Eifersucht definitiv zu weit gegangen. Dieses Mal würde sie die Konsequenzen ihres Handelns tragen, dafür würde Sasuke sorgen. Sasukes schuldbewusster Blick heftete sich nun erneut an Sakuras Augen. Und wieder sammelten sich dicke Tränen in ihnen. Ihre Schultern zuckten und ihr Körper begann zu beben. Ihr Oberkörper fiel vorne über und ihre Stirn stützte sich gegen Sasukes Schulter. Seine Augenbrauen zogen sich verblüfft in die Höhe. Es war das erste Mal dass sie bewusst seine Nähe suchte. „Wieso hat sie das getan, Sasuke?“, schluchzte Sakura Er sah zu ihr herab, unschlüssig was er jetzt tun sollte. „Keine Ahnung“, flüsterte er ratlos. „Ich hasse sie“, brachte Sakura unter zusammengebissenen Zähnen hervor. „Es tut mir Leid“, gestand er. Und obwohl es das erste Mal war, dass sich Sasuke bei ihr entschuldigte, für etwas das er selbst nichtmal verschuldet hatte, entgegnete Sakura nichts. Stattdessen vergrub sie ihre Finger in seinem Hemd und drückte ihr Gesicht näher an seine Brust. Eine Weile verharrten sie so, ohne das sich jemand bewegte oder ein Wort sprach. Erst als sich Sakura langsam beruhigte nahm Sasuke seine laienhafte Wundversorgung wieder auf. „Sasuke?“, brach Sakura schließlich ihr Schweigen. „Hn?“ „Darf ich dir eine Frage stellen?“ „Was willst du wissen?“, entgegnete er konzentriert während er die Make Up Reste vorsichtig von ihrer geschwollenen Wange entfernte. „Warum hast du dich von Karin getrennt?“ Sasuke ließ den Waschlappen sinken und sah ihr in die Augen. „Ist das nicht offensichtlich?“ Auf jede Frage kam eine Gegenfrage, jedoch keine Antwort. Sichtlich irritiert von Sasukes vagen Worten zuckte Sakura fordernd mit den Schultern. Sasuke schnaubte amüsiert. „Es ist unglaublich wie naiv du bist“ „Naiv?! Sag mal willst du mich verarschen?!“ Wie konnte er nur so reagieren. War es denn so schwer Sakuras Intention dahinter zu verstehen? Sasukes Grinsen verschwand und seine Miene wurde ernst. Seine Augen glühten regelrecht als sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Sakuras Herz pulsierte hochfrequent in ihrer Brust. Sie hatte schließlich keine Ahnung, dass es Sasuke ähnlich erging. Mühevoll schluckte er die wabernde Nervosität in seinem inneren herunter. „Wegen dir…“, sagte er schließlich und sah Sakura dabei unmittelbar in die Augen. „Wegen mir?“, flüsterte Sakura. Sasuke nickte kaum merklich. Seine Miene war ernst. Sein Spiel war vorbei - und er hatte verloren. „Ehrlich, du machst mich wahnsinnig“, warf er ihr seufzend vor. Noch ehe Sakura Protest einwerfen konnte, nahm Sasuke ihr Gesicht behutsam in seine Hände, und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Und in eben diesem Augenblick schien die Zeit, wenn auch nur für einen kurzen Moment still zu stehen. Kapitel 27: Twentysix --------------------- Twentysix     Sasuke strich Sakura eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr als er sein Gesicht schließlich von ihrem entfernte. Sein Herz hämmerte immer noch gegen seinen Brustkorb. Sakura sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Hatte er sie gerade ernsthaft geküsst? Zittrig sanken ihre Hände in den Schoß als seine Worte erneut in ihrem Gedächtnis aufflammten. „Wegen dir…“ „Ehrlich, du machst mich wahnsinnig“ Bedeutete das etwa, dass er genau wie sie empfand? Hatten sie sich wirklich, nach allem, ineinander verliebt? Sakura schwirrte der Kopf. Es war so viel, was sie in diesem Moment verarbeiten musste, sodass Karins Taten beinahe in den Hintergrund rückten. Was sollte sie jetzt tun – oder sagen? „Sasuke…“, entkam es ihr schließlich. Sasukes intensiver Blick war seither ungebrochen. „Alles in Ordnung?“ „Ehrlich gesagt-.“, begann sie und hielt sich die Stirn. „-ja.“ Sasukes Schultern sanken entspannend herab. „Du hast mich geküsst…“, murmelte Sakura nachdenklich. „Was bedeutet das? ...“ Sasukes Zunge leckte noch einmal über seine Lippen. Noch immer klebte der Geschmack ihrer Lippen darauf. Es war wie ein Rausch, der ihn zu überfluten drohte. „Es bedeutet, dass ich sehr viel für dich empfinde.“, gestand Sasuke schließlich leise. Noch immer war sein intensiver Blick nicht eine Sekunde von Sakura gewichen. Sie schluckte schwer. „Das bedeutet…du hasst mich gar nicht?“ Sasuke schmunzelte. „Nein, ich hasse dich nicht.“ „Also das letztens, bei dir Zuhause-?“ Sasuke senkte seinen Blick. „An dem Tag ist es mir klar geworden.“ Sakura öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch als sie nochmal über Sasukes Worte nachdachte, schloss sie ihn wieder. Keine Abweisungen, keine Beleidigungen. Er beantwortete jede Frage mit klaren, deutlichen Worten. Die Bedeutung dahinter – gewaltig. Sasuke hatte Gefühle für sie. „Und wie denkst du darüber?“, hakte Sasuke schließlich nach. Was sollte sie ihm sagen? Im ersten Moment war Sakura erschlagen. Diese ganze Situation, der Abend, alles. Sakura legte ihre Hand auf ihre Brust. Sie spürte ihr Herz, das schnell und kräftig in ihrer Brust schlug. Sie dachte noch einmal an den Tag, als ihr bewusst wurde, dass auch sie Gefühle für Sasuke hatte. Das Gespräch mit Ino… „Ach Ino, wieso er?“, schluchzte sie. „Naja wer weiß, vielleicht hat eure Chemie doch mehr gestimmt als am Anfang angenommen…“ […] „Und jetzt?“, fragte Ino leise. „Keine Ahnung…ich meine, was soll ich da machen? Er ist mit Karin zusammen.“ Sakura lehnte ihren Kopf an Inos Schulter. „Aber selbst wenn, Ino, das würde voraussetzen, dass er das gleiche empfindet wie ich…“ Sakura atmete noch einmal tief ein und sammelte ihren Mut. Denn was hatte sie zu verlieren? Sasuke hatte ihr bereits seine Gefühle gestanden. Ihre Augen richteten sich auf den schönen Uchiha und ein unsicheres Lächeln machte sich schmerzhaft auf ihrem Gesicht breit. „Wie ich darüber denke… naja, du hast eine scheiß Art deine Gefühle zu zeigen!“, kicherte sie. Ihre Hand wanderte schließlich zaghaft zu seiner. Sasukes Augen wurden groß, als er bemerkte wie sich ihre zierlichen Finger zwischen seine schoben. „Ich war wohl wirklich ein narzisstisches Arschloch.“, räumte er ein. „Ja, du warst eins…“, flüsterte Sakura, ehe sie sich zu ihm rüber lehnte und seinen Kuss von vorhin erwiderte. Sasuke legte seine Arme um Sakura und zog sie näher an sich heran. Ihr Körper so nah an seinem fühlte sich unfassbar gut an. Ihre Körperwärme strahlte so viel Geborgenheit aus und Sasuke hatte zum ersten Mal seit Ewigkeiten das Gefühl, sich vollständig fallen zu lassen. Ihre Hände legten sich um seinen Hals und ihre Fingerspitzen spielten mit den feinen Haarsträhnen in seinem Nacken. Gerade als beide den Kuss vertiefen wollten, drehte sich der Schlüssel zur Wohnungstür um und Inos Stimme schallte durch die Wohnung. „Sakura?“ Erschrocken ließ Sakura von ihrem Gegenüber ab und sah zur Badezimmertür. „Sakura, bist du da?“, ertönte es erneut. Sakura sah noch einmal entschuldigend zu Sasuke, strich aufgeregt ihren Rock glatt und eilte augenblicklich zur Tür. „Ja Moment.“ Sakura öffnete die Badezimmertür und stolperte in den Flur. „Ah da bist du ja, ich hab mir Sor-gen ge-macht.“, erklärte Ino und kam ins Stocken als sie Sakuras Gesicht erblickte. „Was ist passiert? Wer war das? – Sasuke?“ Unsicher strich sich Sakura eine Haarsträhne hinters Ohr und schüttelte den Kopf. „Nein, Ino alles gut.“ „Gut?! Du bist zusammengeschlagen worden und du erzählst mir alles ist gut?!!!“ Bevor Ino sich weiter in Rage reden konnte, tauchte auch schon Sasuke hinter Sakura auf. „Es war Karin.“, äußerte er sich und unterbrach Inos Fragen-Bombardement. Inos Augen weiteten sich. „Karin?! Ernsthaft!“ Sakura seufzte. Sie kam wohl nicht umhin zu erzählen, was sich zwischen ihr und Karin abgespielt hatte. „Ja, als ich und Sasuke von der Tanzfläche runter sind, ist sie mir auf die Toilette gefolgt“, begann sie zu erklären. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr viel, außer, dass mein Kopf irgendwann gegen die Toilettenwand geschlagen wurde und dass sie mir mit irgendwas meinen Zopf abgeschnitten hat…“ Ino sah ihre beste Freundin besorgt an. „Ach Sakura, du Arme“, sagte sie und strich Sakura zart über den Rücken. „Danke-“, sagte sie nun Sasuke zugewandt. „dass du nach ihr gesehen hast!“ Sasuke nickte Ino nur stumm zu. „Wie bist du eigentlich nach Hause gekommen?“, fragte Sakura Ino zugewandt. „Achso, Sasuke hatte mir Bescheid gegeben, dass er dich nach Hause begleitet, also habe ich Sai angerufen und ihn gebeten mich und Hinata nach Hause zu bringen. Ich wollte eigentlich bei Sai übernachten, aber das mit dir hat mir einfach keine Ruhe gelassen. Deshalb haben wir hier nochmal Halt gemacht, damit ich nach dir sehen kann. Er wartet unten im Auto.“ „Danke Ino.“, bestätigte ihr Sakura lächelnd. „Es ist alles in Ordnung. Du kannst ruhig bei Sai übernachten.“ „Sicher?“ „Sicher.“, bestätigte Sakura nickend. „Okay, schön.“ Ino nahm Sakura sanft in ihre Arme. „Über Karin reden wir noch!“, drohte sie. Sakura lächelte. „Versprochen!“ „Na gut. Dann gute Nacht euch beiden.“, sagte Ino und warf Sakura ein vielsagendes Lächeln zu als sie hinter der Wohnungstür verschwand. Sasuke indes hatte einen Blick auf sein Handy geworfen. 03:56 Uhr Die Nacht war lang geworden und langsam machten sich die Geschehnisse des Abends bemerkbar. Er sah zu Sakura und bemerkte, dass sie ihn hoffnungsvoll ansah. Seine Mundwinkel hoben sich zufrieden als er auf sie zuschritt und seine Arme um ihre Taille legte. „Ich denke ich sollte auch den Nach-Hause-Weg antreten. Kommst du zurecht?“ Du möchtest nach Hause?“ Sakuras Miene wirkte enttäuscht. „Hn?“ „Naja, ich hatte gehofft, dass du für den Rest der Nacht bei mir bleibst.“, gestand sie vorsichtig. Sasuke sah sie für einen Moment an. Eigentlich wollte er ihr Freiraum geben. Sie sollte nicht das Gefühl haben, dass er das alles sagte, weil er sie wie einen seiner zahlreichen One-Night-Stands behandelte. Sakura war besonders. Sie war ihm wichtig. Sasuke dachte noch einmal über ihre Bitte nach und ließ die Jacke in seiner Hand schließlich sinken. „Okay!“, erklärte er einsilbig. . . . Sasuke strich über das kühle Baumwollbettlaken von Sakuras Bett. Es weckte Erinnerungen an eine Nacht, die wohl alles ins Rollen gebracht hatte. Hinter ihm hörte er bereits, dass Sakura wieder ins Zimmer gekommen war. Sie hatte ihre Schlafsachen bereits angezogen. „Ich war noch kurz bei Ino im Zimmer“, erklärte sie und hielt Sasuke Sachen zum Anziehen hin. „Was ist das?“, fragte er misstrauisch. „Ist nicht optimal, ich weiß. Aber Ino hat immer was für Sai zum Anziehen hier. Ich dachte mir zum Schlafen sind eine Jogginghose und ein Shirt immer noch bequemer als Jeans und Hemd. Die Größe sollte denke ich passen.“ Sasuke sah noch einmal mit widerstrebendem Ausdruck zu den Kleidungsstücken in Sakuras Hand. Er mochte nicht die Sachen eines anderen anziehen, aber Sakura hatte Recht. Jeans und Hemd waren unbequem. Und ihr jetzt zu eröffnen, dass er meist nur in Unterwäsche oder nackt schlief erschien ihm unpassend. Dankbar nahm er schließlich die Sachen an. Trotzdem ließ sich Sasuke den Spaß nicht nehmen Sakura zumindest ein wenig in Verlegenheit zu bringen. Er legte die Sachen auf dem Schreibtisch ab und begann sein Hemd aufzuknöpfen. Sakura konnte nicht vermeiden ihn anzustarren. Natürlich hatte sie seinen Körper schon gesehen. Aber die berufliche Perspektive unterschied sich deutlich von dem, was sie jetzt vor sich sah. Eindringlich musterte sie seinen Oberkörper. Das spärliche Licht ihrer Nachtleuchte warf feine Schatten auf seine definierte Muskulatur. Sakura schluckte. Vor ihr stand ein unbestreitbar attraktiver Mann. Ein Schmunzeln huschte über Sasukes Lippen als er bemerkte wie Sakura ihn ansah. Eigentlich war er diese Reaktion gewohnt. Aber zum ersten Mal genoss er ehrlich, dass eine Frau sein Erscheinungsbild zu mögen schien. Sakura hatte ein gutes Auge für Größen. Sais Kleidung saß perfekt. Sasuke legte sich schließlich zu Sakura ins Bett und ließ sich in das weiche Kissen und die Matratze sinken. Nach dem gesamten Abend fiel nun auch die letzte Anspannung von ihm. Er lehnte sich zu Sakura und strich ihr eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was für ein Abend.“, seufzte Sakura. Auch sie war müde. Trotzdem, ihr Kopf versuchte noch immer die Gesamtheit aller Eindrücke zu erfassen. „Was wirst du wegen Karin tun?“ Sakura strich noch einmal durch ihr Haar. Viel zu schnell verebbte der Wasserfall aus einzelnen Haarsträhnen zwischen ihren Fingern. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht…“ „Du weißt, dass du sie wegen Körperverletzung anzeigen könntest.“ „Ja schon klar, aber es ist kompliziert. Ich meine, sie ist immer noch eine Arbeitskollegin und das könnte enorme Folgen für sie bedeuten wenn ich das tue…“, noch einmal seufzte Sakura. „Was denkst du darüber? Ich meine, du hast ihr trotz allem immer sehr nahegestanden und kannst sie vielleicht besser einschätzen als ich.“ Sasuke ließ sich zurück ins Kissen fallen und starrte zur Decke. „Karin ist zu weit gegangen. Ich habe ihre Eifersucht und ihre Gewaltbereitschaft definitiv unterschätzt.“, erklärte Sasuke. „War sie denn schon immer so?“ „Hm, nicht so.“ „Erzähl mir von euch?“ Sasuke zog die Augenbrauen in die Höhe. „Wirklich – du willst hören wie meine Beziehung mit Karin war?“ Sakura nickte. „Ja, ich versuche das alles immer noch zu verstehen.“ Sasuke presste seine Lippen zusammen. Er wusste das Sakura bereits alles verstanden hatte. Die Tatsache, dass sie nach den Hintergründen fragte, zeigte erneut wie großmütig Sakura eigentlich war. Noch immer versuchte sie eine plausible Erklärung für Karins Verhalten zu finden. Ein Funke, der sie berechtigte das zu tun, was sie getan hatte. „Also gut… Karin und ich sind in unserer gemeinsamen Schulzeit ein Paar gewesen. Ich war 16, sie 15. So arrogant, dass jetzt für dich klingt, aber ich war damals ziemlich beliebt bei den Mädchen. Auch da war Karin schon ziemlich eifersüchtig. Jedes Mal hatte sie mir eine Szene gemacht wenn Mädchen mir Briefe zugesteckt hatten oder sich mit mir unterhalten wollten. Das war mir irgendwann einfach zu blöd.“ „War es denn berechtigt, eifersüchtig zu sein?“ „Ich habe Karin nie belogen und war, was meine Absichten betroffen hat immer ehrlich zu ihr gewesen. Sowohl damals als auch heute. Ich war noch in jeder Beziehung treu. Wenn ich mich für so etwas entscheide, dann gibt es keine Ausnahmen. Und als mir klar geworden ist, was ich für dich empfinde, habe ich die Beziehung mit Karin beendet.“ Sakuras Wangen erröteten bei Sasukes direkten Worten. „Und egal was zwischen mir und Karin gelaufen war und ist, die Entscheidung die Beziehung zu beenden war meine. Ob du nun der Grund warst oder nicht ist unerheblich. Das gibt ihr nicht das Recht dir in irgendeiner Weise zu schaden.“, erklärte Sasuke und betonte seinen letzten Satz. „Vielleicht hast du Recht.“, gab Sakura zu und dachte erneut über Sasukes Worte nach. Ihr Kopf war voll und ihr Geist müde. Schließlich konnte sie ein langes Gähnen nicht vermeiden. „Ich glaub‘, ich brauch jetzt erst mal eine Mütze voll Schlaf.“ Sasuke schmunzelte und nickte. Sakura schaltete das Licht aus. Ehe sie fragen konnte, hatte Sasuke bereits seine Arme um sie geschlungen und sie nah an sich herangezogen. „Gute Nacht.“, flüsterte Sakura. „Hn.“ Kapitel 28: Twentyseven ----------------------- Twentyseven     Vor 9 Jahren…   Ich war unendlich erleichtert, als ich sah, wie er aus dem Bus ausstieg. Und wieder sah Sasuke einfach nur gut aus. Wie schaffte er es nur ständig so cool zu wirken. Als er auf mich zukam öffnete er bereits den obersten Knopf seines Hemdes und krempelte die Ärmel hoch. „Guten Morgen, Sasuke!“, rief ich freudig. Ein selbstsicheres Lächeln trat auf seine Lippen. „Morgen“, entgegnete er und drückte mir vor allen Klassenkameraden und Kameradinnen einen Kuss auf die Lippen. Ja, richtig gesehen! Er gehört immer noch mir! „Wir sollten reingehen“, riet er schließlich und deutete auf die große Uhr, die am Treppenhaus in die Wand eingebettet war. Ich nickte und schlang beide Arme fest um seinen. In den ersten beiden Stunden stand Englisch auf dem Plan. Wie immer hatte ich Mühe mich zu konzentrieren. Meine Augen sahen immer wieder zu dem schwarzen Haarschopf wenige Meter vor mir. Leider, wie immer, war ich nicht die Einzige, die ihre Augen nicht von ihm lassen konnte. Ayumi und Meiko sahen ständig zu ihm rüber, tuschelten und kicherten. Diese blöden-. „Hey Karin“, stupste meine Freundin Miyako mich an. „Sieht so aus, als ob Dumm und Dümmer mal wieder ein Auge auf Sasuke geworfen haben.“ Malten sie sich ernsthaft Chancen bei Sasuke aus? Sie wussten ganz genau, dass wir zusammen waren und trotzdem versuchten sie täglich seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich hasste es so unfassbar wenn er dann noch auf ihr Getue einging. Sasuke war schon immer ein kluges Köpfchen gewesen, aber merkte er denn nicht was die beiden versuchten?! Ich versuchte mir meinen Unmut über die beiden nicht anmerken zu lassen. „Ha! Lass die Zwei doch träumen. Immerhin ist er mit mir zusammen. Er hat also einen guten Geschmack!“   Als der Unterricht endlich zu Ende war, steuerten Miyako und ich den direkten Weg zur Sporthalle an. „Sag mal, kam da gestern eigentlich noch was?“ „Hm?“ „Naja du hast Sasuke ja ‘ne ziemliche Szene wegen dem Brief dieser Achtklässlerin gemacht.“ „Ehm…nein, er hat den Brief weggeschmissen.“ Ich wollte ihr nicht die ganze Wahrheit erzählen. Ich schämte mich für meine eigene Unzulänglichkeit. Sasuke hatte mich auf dem nach Hause Weg darauf angesprochen und mir klar gemacht, dass ihm mein Verhalten auf die Nerven geht. Ich fühlte mich missverstanden. Ich meine, er musste doch selbst sehen, wie schwierig es für mich war?! Ja wir waren zusammen, doch das hielt die Mädchen nicht davon ab ihn weiter anzuhimmeln und anzuflirten. Und Sasuke machte wenig Anstalten seinen Standpunkt klar zu machen. Stattdessen bedankte er sich sogar für die ganzen Aufmerksamkeiten. Sein Verhalten war oft so eigenwillig. Verstand er denn nicht wie ich mich dabei fühlte?! Ich mochte Sasuke so sehr. Schon vom ersten Moment an als wir uns kennenlernten wusste ich, dass ich mehr für ihn empfinde. Selbst mein erstes Mal hatte ich ihm geschenkt… Ich seufzte ergeben. Keine Ahnung wie ich mit der gelben Karte umgehen sollte, die Sasuke mir erteilt hatte, aber ich würde nicht zulassen, dass diese übergetakelten, künstlichen Teenie-Barbies in seine Nähe kommen würden. Sasuke gehörte mir, wenn er diesen Standpunkt nicht klarstellte, war es meine Aufgabe dafür zu sorgen. Schon als Miyako und ich in die Mädels Umkleide kamen ernteten wir herablassende Blicke. Wie jedes Mal! Wir stellten unsere Taschen ab und begannen uns umzuziehen als Ayumi und Meiko aus dem Duschraum kamen. „Wie er mich heute angelächelt hat. Ich sag dir, da geht bald was“, beteuerte Ayumi selbstbewusst und zog ihren Lidstrich nach. „Psst“, kam es schließlich von Meiko. „Karin ist hier.“ Ich wusste, dass sie mich absichtlich provozierten. Das Problem war nur, ich ließ mich jedes Mal darauf ein. Jeder wusste das Sasuke mein wunder Punkt war. „Tu nicht so als ob du hübsch wärst Ayumi, das ist unmöglich.“, schleuderte ich ihr an den Kopf. Sie sah über den Spiegel zu mir. „Sprichst du da aus Erfahrung?“ „Du hast keine Chance bei Sasuke!“ Ayumi packte ihren kleinen Spiegel in ihre Sporttasche. „Lass uns gehen Meiko. Und keine Sorge Karin. Ich gebe schon nicht auf. Weder du noch dein Schoßhündchen Miyako können das ändern, verstanden?“ Miststück! Und da war sie wieder, diese unaufhörliche Hitze, die in mir hochkochte. Ich biss mir auf die Zunge, um die wachsende Wut in mir zu unterdrücken, doch ich war es so leid. Diese blöde Kuh hatte Sasuke nicht verdient. „Warum hältst du nicht deine dumme Klappe, du künstliche Barbie!“, rief ich ihr entgegen und stupste sie aus der Umkleidetür in die Sporthalle. „Ayumi!“, riefen die anderen Klassenkameradinnen besorgt. Und gerade in dem Moment als das blöde Miststück zu fallen drohte, fiel sie doch tatsächlich Sasuke in die Arme, der sie im Vorbeilaufen auffing. Überrascht sah er zu der offenen Tür in unsere Umkleide, wo ich mit ertapptem Gesichtsausdruck in seine Augen sah. „Du hast sie nicht mehr alle Karin!“, kam es hinter mir von meinen Mitschülerinnen, die mich somit vor Sasuke bloßgestellt hatten.   Den ganzen Sportunterricht über hatte Sasuke mir keine Beachtung mehr geschenkt. War ich jetzt zu weit gegangen? Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus. Ich hatte Angst, dass ich den Bogen überspannt hatte. Selbst als ich nach Schulschluss entschloss, ihn auf dem Nach-Hause-Weg zu begleiten schwieg er weiterhin. Ich wollte reinen Tisch machen, ihm erklären was passiert war. Also nahm ich schließlich all meinen Mut zusammen. „Sa-suke, ehm…ich…eh-.“ Sasuke blieb stehen. Noch immer hatte er mir den Rücken zu gedreht. „Das wird nichts Karin.“, kam es von ihm. Ich konnte seine Aussage erst nicht richtig zuordnen. „Eh wie jetzt? Du meinst-? Aber?“ „Ja, es ist vorbei!“, erklärte er nochmal. „Wieso, ich meine ich…“ Ein stechender Schmerz durchzog meine Brust. Bitte nicht! „Deine Eifersucht nervt mich.“, erklärte er kühl. „Meine Eifersucht?“ Das war sein Problem? Ich schnaubte abfällig. „Du hast nicht einmal zu mir gestanden. Immer hast du den anderen Mädchen schöne Augen gemacht“, sprudelte es aus mir raus. Nun drehte er sich zu mir um. Sein sonst so warmer Ausdruck im Gesicht war weg. Ein unterkühltes Augenpaar sah mich an. „Was hast du erwartet? – dass ich jeden Morgen über den Campus mit dir laufe und jedem erzähle dass wir zusammen sind? Dass wir zusammen waren hat jeder gewusst! Außerdem, sich bei einem Mädchen zu bedanken für Geschenke und Briefe hat nichts mit ‚schöne Augen machen‘ zu tun, sondern mit Höflichkeit. Wenn du damit nicht umgehen kannst bist du bei mir an der falschen Adresse. Tut mir leid Karin das wars!“     Heute…   Abwesend kreiste Karins Fingerspitze über den Rand ihrer Kaffeetasse. Ihre andere Hand rieb sich sorgenvoll über die Stirn. Sie hatte es wieder getan. Wieder hatte sie sich nicht unter Kontrolle und dieses Mal war Sasuke nicht der Retter in der Not, der ihre Schandtat auffangen konnte. „Scheiße.“, brachte Karin unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Das Bild, wie Sakura mit ihren abgeschnittenen Haarsträhnen neben ihr, verletzt auf dem Boden lag hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Karin war klar, dass sie eine Grenze überschritten hatte, leider zu spät. „Wenn Sasuke das mitbekommt wars das endgültig.“, seufzte sie und ließ sich in den Küchenstuhl sinken. Sie griff noch einmal zu ihrem Smartphone und sah sich ihr Hintergrundfoto an. „Das wird unschön.“, sagte sie sich, leerte den letzten Schluck aus ihrer Tasse und eilte zu ihrer Jacke. . . .   Strähne für Strähne fiel über Sakuras Stirn, während der Hair-Stylist hektisch mit der Schere über ihren Kopf flog. Ihre, gezwungener Maßen, neue Frisur nahm immer mehr Kontur an. Sakura sah zu ihrem Smartphone und schmunzelte. Sasuke hatte ihr ein Foto des vorbereiteten Frühstückstisches geschickt.   „Musst du wirklich nach Hause?“ Sasuke zwirbelte eine ihrer Haarsträhnen zwischen Zeigefinger und Daumen. „Hn, ich sollte duschen und mir etwas anderes anziehen.“ Sakura senkte ihren Kopf. Sie wollte ihn so vieles fragen. Allem voran was nun mit ihnen beiden war. Aber er hatte Recht. Schließlich musste sie selbst gleich zum Friseur - Karins Missetat korrigieren. „Was hältst du davon, nach deinem Termin zu mir zu kommen? - Dann frühstücken wir.“, schlug Sasuke schließlich vor. Ein Lächeln schlich sich vorsichtig auf Sakuras Gesicht ein. Sie nickte zustimmend. „Okay, dann sehen wir uns nachher.“, entgegnete Sasuke und verabschiedete sich mit einem kleinen Kuss auf die Lippen.   „So fertig.“, unterbrach der Hair-Stylist Sakuras Träumereien. Mit einem Handspiegel lief er um Sie herum um Sakura das Gesamtergebnis zu zeigen. Gar nicht übel. Der Haistylist hatte ganze Arbeit geleistet. Ihre Haare waren zwar kurz aber der Schnitt gefiel ihr. Es war, auch wenn die Umstände unschön waren, seit langem wieder etwas anderes. Selbst als sie den Laden verlassen hatte betrachtete Sakura ihr verzerrtes Spiegelbild im Schaufenster. Obwohl Sakura abgelehnt hatte, spendierte der gute Mann dann noch ein leichtes Tages-Make-Up aufs Haus. Er hatte wohl Mitleid mit ihr. Ihr Gesicht war immer noch schrecklich geschwollen, aber nichtsdestotrotz, die hässlichen Verfärbungen waren unter dem Make-Up verschwunden. Sie fuhr noch einmal durch ihr seidenweiches Haar und legte sich ihren dicken Winterschal um. Aus ihrer Handtasche kramte ihr Smartphone hervor und entsperrte den Bildschirm. Wieder lächelte sie.   Sasuke            11:02 Uhr   Fertig?     Sakura            11:08 Uhr   Bin gleich da! Habe auch riesigen Hunger :)   Sie steckte ihr Handy in die Tasche zurück und machte sich auf den Weg zu Sasukes Wohnung. . . .   Das Klingeln der Haustür ertönte. Sasuke sah von seinem Smartphone hoch, wo gerade noch die Nachricht von Sakura eingetrudelt war. So schnell? Sasukes Herz klopfte in freudiger Erwartung. Er eilte zur Tür. Sein zufriedener Gesichtsausdruck fiel prompt in sich zusammen, als erkannte wer gerade vor seiner Tür stand. „Was willst du hier, Karin?“ Seine Miene verdunkelte sich augenblicklich. Gestern war sie einfach zu weit gegangen. Betreten sah Karin ihn an. „Morgen Sasuke, können wir reden? Ich hab‘ auch Kaffee besorgt“, sagte sie und hielt zwei To-Go-Kaffeebecher in die Höhe. Sasukes Augen verengten sich. „Was soll das Karin?“ „Hm naja also ich dachte-.“, begann sie. Nach ihrem Wutausbruch vergangene Nacht hatte Sasuke jedoch keine Geduld mehr ihren Ausreden noch weiter Gehör zu schenken. „Was dachtest du, Karin?... Das Sakura zusammenzuschlagen deine Probleme lösen würde?!“ Karin wich Sasukes eiskaltem Blick aus. Betreten sah sie zur Seite. „Woher weißt du es? Hat sie es dir erzählt?“ „Nein, stell dir vor: Ich bin selbst draufgekommen!“, entgegnete er provokant. „Aber Sasuke, sie…“ „WAS KARIN?!! Sag mal ist dir überhaupt klar was du getan hast??? Das war schwere Körperverletzung! Und wegen was - Wegen mir? Wir sind getrennt und es spielt keine Rolle was oder wer der Grund dafür ist. Du hast nichts gelernt in neun Jahren…gar nichts!!!“ Karin war perplex. Es gab selten Momente in denen Sasuke so die Fassung verlor und in dieser Lautstärke sprach. Er atmete noch einmal tief ein. Er brauchte einen klaren Kopf. Seine Wut stand ihm nur im weg. Mit dem Ausatmen verlor seine Wut langsam an Intensität. „Du kannst froh sein, dass sie dich noch nicht angezeigt hat.“, erklärte Sasuke schließlich. „Kann ich es dir wenigstens erklären? Bitte, Sasuke?“ „Es gibt nichts zu erklären… du hältst dich von Sakura fern, ist das klar?“ Sasukes Worte waren für Karin ein Schlag ins Gesicht. Er war kalt, abweisend und noch dazu strafte er sie mit seinem eiskalten Blick. Sie hatte Mühe sich erneut zu fangen. „Wow…“, seufzte Karin. „Was?“, entgegnete Sasuke argwöhnisch. „Sie kann sich wirklich glücklich schätzen.“ „Wovon redest du?“ „…du liebst sie...“, ein bitteres Lächeln zeichnete sich ihr Karins Gesicht. “Die erste Frau für die Uchiha Sasuke Gefühle hat…“ Er verdrehte die Augen. Karins theatralisches Geplänkel nervte ihn Zunehmens. „Das zwischen mir und Sakura geht dich nichts an.“, erklärte er noch einmal mit Nachdruck. „Ich war nur eine Ablenkung, oder?“ Eigentlich wusste Karin die Antwort, doch sie wollte es aus seinem Mund hören. „Du wusstest, worauf du dich einlässt.“ Karins bitteres Lächeln zeichnete nun ihr ganzes Gesicht. „Sicher… und doch habe ich gehofft, es wäre dieses Mal anders gewesen.“ „War wohl um sonst.“, entgegnete Sasuke unterkühlt. „Und jetzt verschwinde!“ Sasuke blieb in der Haustür stehen und beobachtete, wie Karin sich immer weiter vom Haus entfernte. Ein tiefer Seufzer entkam ihm als er seine Haustür schloss und sich dagegen lehnte. Dieser Diskurs hatte ihn eindeutig aufgewühlt. Er konnte Karin nicht verzeihen. Nie hatte er ihr Grund zur Eifersucht gegeben. Er war immer ehrlich mit ihr gewesen. Wenn Sie jemand verprügeln wollte, hätte sie es an ihm auslassen sollen, doch Sakura hatte ihre Wut nicht verdient. Sakura… Sasuke sah nochmal zu seinem Handy. „Sie sollte eigentlich längst hier sein. Hmm…“ Er zögerte einen kurzen Moment. Letztlich wählte er ihre Nummer. Nach einem kurzen Freizeichen nahm sie auch schon ab. „Hey, wo bist du?“ „Ehm ich...eh.“, haspelte Sakura brüchig. „Alles in Ordnung?“ „Weißt du, ich glaube das alles hier ist keine gute Idee.“ „Ist irgendwas passiert?“, fragte Sasuke irritiert. Sakura schwieg einen kurzen Moment. „Mach‘s gut, Sasuke“, mit diesen Worten beendete Sakura das Telefonat. Sakura drückte ihr Handy gegen ihre Brust und lehnte sich gegen die Hauswand. Noch einmal sah sie über die Straße zu dem Küchenfenster von Sasukes Wohnung. Er stand dort und sah fragend zu seinem Smartphone. „Es tut mir leid, aber ich möchte keine Ablenkung für dich sein…“, flüsterte Sakura. Sie schob sich ihre Kapuze ins Gesicht und lief die Straße runter.     Kapitel 29: Twentyeight ----------------------- Twentyeight   „Mach‘s gut, Sasuke“, mit diesen Worten beendete Sakura das Telefonat.   Regungslos starrte Sasuke immer noch auf den Bildschirm seines Smartphones. Sein Kopf war vollkommen leer. Die Situation absolut bizarr. Sakuras Reaktion wirkte vollkommen aus dem Kontext gerissen, schließlich hatte er seine Gefühle gestanden, sie geküsst. Und letztlich war es Sakura die ihn gebeten hatte über Nacht zu bleiben. Selbst in ihrem Chat hatte sie enthusiastisch auf seine Nachrichten geantwortet. Was also hatte sich so schnell geändert? Sasukes Handy glitt in seine Hosentasche. Mit leerem Ausdruck musterte er den gedeckten Esstisch vor sich. Ein gedehntes Seufzen entkam ihm, bevor er anschließend den Küchentisch abräumte. Er war enttäuscht und gleichzeitig frustriert. Enttäuscht, weil er sich auf Sakura gefreut hatte und frustriert, weil er keine Ahnung hatte, was der Grund für Sakuras plötzlichen Sinneswandel war. Die vergangenen Stunden mit ihr hatten ihm klar gezeigt, dass Sakura genau das war was er brauchte und wollte. Ihre Nähe war berauschender als jede Droge, die er bisher konsumiert hatte. Und nun war der Rausch schon vorbei. Das Gefühl der Rastlosigkeit, dass ihn nach seinem Krankenhausaufenthalt begleitet hatte war wieder da. Entmutigt ließ sich Sasuke schließlich auf sein Sofa fallen. Seine Hand glitt zu seiner Hosentasche wo sein Handy weiterhin stumm verweilte. Träge griff er schließlich nach dem Gerät und entsperrte es. Keine Nachrichten! Eigentlich war er immer froh wenn keine Nachrichten auf seinem Handy waren, immerhin hieß es keine dienstlichen oder familiären Probleme, aber in diesem Moment hasste er die Funkstille. Er öffnete den Chat mit Sakura. Minuten starrte er ihr Bild an und überlegte. Noch immer war ihm Sakuras Reaktion ein Rätsel. Er war ratlos. Was sollte er jetzt tun? Er wusste ja nicht einmal was er getan hatte. Sasukes Daumen schwebte drohend über dem Touchscreen seines Smartphones, bevor ihn die wachsende Anspannung übermannte.   Sasuke            13:03 Uhr   Sakura, was ist los?   …   Sasuke            13:51 Uhr   Melde dich bitte!   Sasuke hatte keine Ahnung wie lange er auf dem Sofa lag und auf ihre Antwort wartete, vergeblich. Ihn beschlich der leise Verdacht, dass es dieses Mal wirklich seine Schuld war. Aber stundenlanges Grübeln würde ihn letztlich nicht weiterbringen. Er würde die Antwort nur von ihr erfahren können. Seufzend stemmte er seine Hände in die Beine und erhob sich schwermütig von seinem Sofa. Er legte den dicken Schal um seinen Hals und warf sich schließlich seine Jacke über. Mit einem kräftigen Schubs fiel die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss. Sasuke sah zur Straße. Er würde sie zu Rede stellen. Es war in Ordnung für ihn, wenn Sakura ihn nicht wollte, aber dann wollte er wenigstens wissen, was sich für sie plötzlich geändert hatte und warum sie seine Nähe so zugelassen hatte…   Sakura wohnte in seiner Nähe, daher brauchte Sasuke keine zehn Minuten bis er vor dem Haus stand in dem Sakura wohnte. Er drückte die Klingel. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Kurz nachdem das Klingeln endete, ertönte auch schon das Summen der aufschließenden Haustür. Sasuke atmete noch einmal tief ein bevor er den Hausflur betrat. Schon auf der Treppe zum ersten Stock erkannte er bereits die geöffnete Tür zu Sakuras Wohnung. Anstatt der schönen Ärztin mit dem Rosa Haar stand jedoch ihre Freundin mit unterkühltem Blick im Türrahmen. „Sasuke“, stellte sie fest. „Kann ich zu Sakura?“, kam er direkt zu seinem Anliegen. Ihre Lippen pressten sich zusammen. „Sie ist nicht da“, gab Ino zurück und zog die Tür ein Stück bei. Sasukes Augenbrauen hoben sich misstrauisch. „Ist das auch die Wahrheit?“ Ino verdrehte die Augen. „Spielt das eine Rolle? – Hör zu, ich denke es ist das Beste wenn du jetzt gehst.“ Sasukes Hände verkrampften sich in seinen Hosentaschen. Diese Situation war fast noch unangenehmer als Sakuras Ignoranz. Er seufzte resignierend. Betreten wandte er seinen Blick ab. „Okay, kannst du mir wenigstens sagen was ich falsch gemacht habe?“ Ino sah ihn mitfühlend an und stimmte seufzend an. „Ich denke nicht, dass mir das zu-.“ „Ino schon gut. Ich mach das schon“, ertönte Sakuras Stimme plötzlich aus dem Hintergrund. „Sicher?“ Ino sah hinter sich. Hatte Sakura etwa die ganze Zeit auf dem Sofa gesessen und alles mit angehört? Sasukes Vermutung bestätigte sich, als Sakura neben ihrer Freundin auftauchte. „Danke Ino. Ich klär das.“ Ino strich ihrer Freundin kurz über den Arm bevor sie sich zurückzog. Erst jetzt bemerkte Sasuke Sakuras neuen Haarschnitt. Er war kein Fan von kurzem Haar bei Frauen. Aber Sakura sah selbst mit kürzeren Haaren wunderschön aus. Es unterstrich ihr liebliches Auftreten. Mit verschränkten Armen vor der Brust stellte sie sich in den Türrahmen. „Was willst du hier?“, fragte sie misstrauisch. „Was war heute Morgen los?“ „Was meinst du?“ Täuschte Sasukes Urteilsvermögen ihn gerade? Er fühlte sich plötzlich so fehl am Platz. Seine Zunge strich noch einmal über seine spröden Lippen. „Ich will wissen warum du mich hast stehen lassen. Ich dachte das zwischen uns ist klar?!“ Sakuras Augenbrauen zogen sich verständnislos in die Höhe. „Wirklich? Dann hab‘ ich wohl was nicht mitgekriegt. Vielleicht beantwortest du die Frage was das zwischen uns ist, hm?“, forderte Sakura kritisch. Die Situation konnte Sasuke kaum unangenehmer sein. Sein Mund wurde trocken. Sakura hatte Recht. Sie hatten noch nicht über den Status ihrer Beziehung zueinander gesprochen. Sasukes mangelndes Talent für Kommunikation und die angespannte Situation machten es demnach nicht besser. Sasuke seufzte ergeben. „Können wir das wenigstens nicht zwischen Tür und Angel bereden - lass uns spazieren gehen…bitte?“, fragte Sasuke entschlossen. Sakura sah ihn argwöhnisch an. Ihr Ausdruck machte deutlich, dass sie keine Lust dazu hatte. Mit einem knappen Augenrollen griff sie zu guter Letzt doch nach ihrer Jacke.   Schweigsam liefen beide durch den grauen Wintertag. Die Straßen waren voll mit Menschen die sich hektisch in die Geschäfte drängelten. Bis zum Park dauerte es, als Sakura stehen blieb und schließlich das Schweigen brach. „Also, du wolltest reden und ich eine Antwort auf meine Frage.“, stellte sie klar. „Hn.“, Sasuke nickte und deutete Sakura ihm zu folgen. Ruhigen Schrittes setzten sie ihren Weg durch den wenig besuchten Park fort. Sasuke mochte Spaziergänge. Oft entschleunigten sie sein Leben und klärten seinen Kopf. Auch dieser Spaziergang hatte seine Wirkung dahingehend nicht verfehlt. „Ich weiß nicht was das zwischen uns ist“, begann Sasuke endlich. „Ich habe dir gesagt, dass ich Gefühle für dich habe. Wir haben uns geküsst und ich habe bei dir übernachtet“, führte er nüchtern auf und achtete dabei jede Sekunde auf Sakuras Reaktion. „Sicher“, schnaubte Sakura missbilligend. „Und was bin ich dann für dich - deine Freundin, dein Betthäschen oder eine Ablenkung?“ „Ablenkung?!“, Sasuke blieb stehen und sah sie verblüfft an. Ah! Daher wehte also der Wind. In Sasukes Kopf spielte sich noch einmal die Situation des vergangenen Morgens ab. Die Nachricht von Sakura, Karins Auftauchen und kurz danach Sakuras Reaktion. Es passte zusammen. Gott… Und wieder hatte Karins Auftauchen für Probleme gesorgt. Sasuke seufzte. „Du hast es also mitbekommen“, schlussfolgerte er schuldbewusst. „Ja, hab ich. Und ehrlich gesagt hab ich keine Lust auf solche Spielchen und schon gar nicht, eine Ablenkung für dich zu sein.“, warf sie ihm ehrlich an den Kopf. Sasuke schwieg. Ihre Worte waren hart. Wie konnte Sakura nur eine Sekunde glauben, dass sie für ihn nicht mehr war als eine Ablenkung, nach allem was passiert war? „Du bist keine Ablenkung für mich. Glaubst du das ernsthaft?“ Unsicher wandte Sakura nun ihre Augen von seinem Gesicht ab. „Ich weiß nicht was ich glauben soll, Sasuke…“ Wieder seufzte er. Sasuke war ratlos. Was sollte er ihr jetzt sagen? „Ich…“, setzte Sakura nun fort. „ich will wissen was du erwartest – von mir und von uns? Sag mir was ich für dich bin und ich sage dir ob ich das sein möchte oder nicht“, forderte sie schließlich mit klaren Worten. Sasuke wusste worauf sie hinauswollte. Trotzdem, das Wort das ihm auf der Zunge lag fühlte sich ungewohnt an. Schließlich gab es bisher keine Frau die dieser Beschreibung wirklich gerecht wurde. Er sah sich noch einmal im Park um. Nur wenige Menschen kreuzten ihren Weg. Da waren Sportler, die die Wege entlangliefen. Fahrradfahrer die eine Abkürzung suchten und Liebespaare die einen gemeinsamen Spaziergang unternahmen. Seine Augen blieben genau an diesem Idyll hängen. Ja. Das war es was er wollte. Mit ihr zusammen sein. Ihre Hand halten und sorglos durch den Park spazieren in dem Wissen, egal was auf ihn wartete, sie wäre an seiner Seite und würde ihn auffangen. Seine Augen richteten sich schließlich auf Sakura, die ihn fragend musterte. Ihr Blick war voller Erwartung. „Ich erwarte gar nichts von dir. Noch bist du irgendwas für mich.“, begann Sasuke schließlich und überlegte, wie er seine eben gewonnene Erkenntnis in Worte fassen konnte. Irritiert von Sasukes Aussage runzelte Sakura ihre Stirn. „Was willst du dann?“, fragte sie schließlich ungehalten. „Mit dir zusammen sein… das will ich“, sagte er abschließend. Wie in Zeitlupe weiteten sich Sakuras Augen. Kein einziges Wort kam über ihre Lippen. Nur ein langer Atemzug strömte aus ihrem Mund. „Und-“, harkte Sasuke nach und riss Sakura aus ihrer Starre. „möchtest du das, mit mir zusammen sein?“ Sakura dachte noch einmal über ihre Unterhaltung nach. Ihre Angst er könnte in ihr das gleiche sehen wie in Karin war immer noch nicht gänzlich verschwunden. Aber alles was sie bisher gemeinsam erlebt hatten, wie sich Sasuke verändert hatte, wie er mittlerweile mit ihr sprach und wie er sich in den vergangenen Stunden um sie gekümmert hatte stand in völligem Gegensatz zu dem Umgang, den sie mit Karin beobachtet hatte. „Du…willst mit mir zusammen sein?“, fragte Sakura nochmal ungläubig nach. Sasuke nickte. „Mit allem was dazu gehört, also gemeinsame Zeit, kuscheln, küssen, verliebt sein…alles?“, fragte sie provokant. Sakuras Unglauben ließ ein Schmunzeln auf Sasukes Lippen zurück. „Hn“, bestätigte er ihr nur knapp. „Huh“, entkam es Sakura nur noch. Man sah ihr deutlich an, wie sie über ihre Unterhaltung nachdachte. Sie hatte in ihrem Gespräch mit Ino bereits jede erdenkliche Situation, jeden potenziellen Wortwechsel zwischen ihr und Sasuke durchgespielt, doch eben damit hatte sie nicht gerechnet. Sasukes Gesicht sank zu ihrem herab. Kurz bevor sich ihrer beider Nasenspitzen berührten, hielt er inne und sah ihr in die Augen. „Also?“, hakte er erneut nach. Sakura erwiderte seinen Blick. Sie erkannte ihre eigenen Augen, die sich in seiner dunklen Iris widerspiegelten. Schon seit ihrer ersten Begegnung waren Sasukes Augen wohl seine stärkste Waffe. Sie waren kühl, distanziert und fordernd. Genauso hatte Sasuke sie all die Zeit angesehen, und jetzt… seine Augen waren so unmittelbar, vollkommen ohne Distanz und voller Emotion. Sasuke… du hast dich so verändert! Langsam, aber sicher hatte er im Laufe der Zeit die eiskalte Mauer, die ihn angeblich hätte schützen sollen, runtergebrochen. Der schöne Mann von damals, dessen Antlitz durch die Hässlichkeit seines Charakters beschmutzt wurde, hatte rein gar nichts mit dem Menschen zu tun, der sich hinter dieser Mauer versteckt hatte. Und genau dieser Mensch war es, in den Sakura sich schließlich verliebt hatte. Sie schluckte ihren schweren Kloß die Kehle hinab. „Ja.“, wisperte sie schließlich fast wortlos. „Ich will mit dir zusammen sein.“ Als ihre Worte verklungen waren, gab sich Sasuke einem kurzen Moment der Erleichterung hin. Ein befreites Seufzen entkam ihm bevor seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Seine Finger strichen durch Sakuras Haar entlang und seine Hand verweilte schließlich auf ihrer Wange. Sachte beugte sich Sasuke zu Saukra runter und küsste schließlich seine Freundin. Kapitel 30: Twentynine ---------------------- Twentynine   Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen spazierten Sasuke und Sakura den Gehweg entlang. Sakura vergrub ihre Hände noch tiefer in ihren Jackentaschen - etwas, das Sasukes wachssamen Augen nicht entging. „Hast du Lust auf einen Kaffee?“, fragte er schließlich und deutete auf den Coffeeshop wenige Meter vor ihnen. „Sieh es als Ersatz für unser Frühstück.“, erklärte er weiter. Ein Unterton des gespielten Vorwurfs schwang in seiner Stimme mit. Sakura lachte und nickte schließlich. „Lass mich wenigstens bezahlen, schließlich habe ich dich versetzt.“, bat sie. Sasuke nickte kurz und hielt Sakura schließlich die Tür zum Coffeeshop auf.   . . .   Konzentriert tippte Naruto mit schnellen Bewegungen über die Tastatur seines PCs. Er hatte Mühe noch länger seine Konzentration aufrecht zu erhalten, um den Fallbericht endlich abschließen zu können. Eigentlich war es Shikamarus Aufgabe sich darum zu kümmern, aber am Morgen war seine Krankmeldung für die nächsten vierzehn Tage reingekommen. Es war also nicht nur Sasukes Abwesenheit die Naruto auffangen musste, sondern auch Shikamarus. Allein Sasukes Ausfall war schon genug, um Naruto über seine Arbeitszeit hinaus im Revier festzuhalten und nun schien das Licht am Ende des Tunnels in noch weitere Ferne gerückt zu sein. „So, fertig!“, seufzte Naruto angestrengt und tippte demonstrativ die Enter Taste, um den Druckauftrag zu bestätigen. Geschafft ließ sich Naruto in seinen Schreibtischstuhl sinken. Shikamarus und Sasukes Abwesenheit hatten seinen Arbeitsanfall gefühlt verzehnfacht. Er war sich sicher, die nächste Lohnerhöhung würde saftig ausfallen. Ein sachtes Klopfen auf seine Schulter riss ihn aus seinen Grübeleien. „Immer noch Land unter, was?“ Es war Chouji, der ihn aus seinem rundlichen Gesicht verständnisvoll anlächelte. Naruto sah noch einmal mitleidig zu dem Papierstapel, der in seinem Posteingang in Höhe wuchs, bevor er sich wieder Chouji zuwandte. „Hör auf. Ich bin froh, dass Sasuke nächste Woche wieder da ist, zwar nur bis zu seiner Reha, aber er und Shikamaru gleichzeitig weg ist die reinste Katastrophe.“ Chouji nickte mitfühlend. „Ja, wird Zeit dass er wieder da ist. Ich könnte wieder ‘ne Trainingseinheit gebrauchen.“, entgegnete Chouji und deutete lachend auf seinen runden Bauch. Auch Narutos Mundwinkel hoben sich endlich. „Sorry, das musste leider hintenanstehen.“ „Kein Ding Naruto, du tust dein Möglichstes. Wie geht’s Sasuke eigentlich? Hab gehört dass er sich von Karin getrennt hat.“ „Kennst ihn doch, der macht sich da nicht viel draus.“, erklärte Naruto. „Hmm ja, wenn du mich fragst, wirkt er nicht wie der Typ der Lust auf feste Beziehungen hat. Warum auch? Er kriegt jede die er haben will.“ Naruto schmunzelte. „Kann sein. Zumindest war noch keine dabei die ihn halten konnte.“ Bevor die Beiden ihr Gespräch weiterführen konnten, meldete sich Narutos Diensthandy vibrierend auf Schreibtisch. Choujis wachsame Augen folgten dem Ursprung und sahen zu dem Icon, das auf dem Display von Narutos Handy aufleuchtete. Hektisch griff Naruto nach dem Smartphone und nahm ab. „Eh Uzumaki hier… ach hallo Chief…“, stellte Naruto fest. „Ja… nein, nein. Sicher. Natürlich, sofort. Ich kümmere mich drum…. Ja bis dann.“ Naruto legte das Handy zur Seite und ließ sich erneut mutlos in seinen Schreibtischstuhl sinken. „Was wollte der Chief denn?“, hakte Chouji nach. „Ich soll die Dienstpläne für nächste Woche fertig machen… und zwar heute noch.“ „Das heißt-?“ Naruto seufzte. „Dass ich Überstunden machen muss.“ Selbstmitleidig sah er zur Uhr. Der Morgen hatte erst begonnen und schon jetzt wusste er, dass die Schicht nicht ausreichen würde, um den Ausfall der Kollegen zu kompensieren. Ermutigend klopfte Chouji ihm auf die Schulter und reichte ihm eine der vollen Kaffeetassen, die er in der Hand hielt. Mit einem mitfühlenden Lächeln überließ er Naruto schließlich seiner Arbeit.   Das Licht des Bildschirms brannte mittlerweile in seinen Augen. Naruto rieb sich mit den Fingern darüber. Von der vielen Arbeit fühlte es sich an als hätte der Bildschirm ihm die Augäpfel ausgetrocknet. Er lehnte sich zurück in seinen Schreibtischstuhl. Mit seiner Elle versuchte er sich für einen kurzen Moment vor dem grellen Licht zu schützen. Kontrolliert atmete Naruto ein und aus, um sich wenigstens eine kurze mentale Pause zu gönnen. Ruhe kehrte ein. Ein sachtes Klopfen auf das Holz seines Schreibtisches holte ihn jedoch augenblicklich aus seiner Geistesabwesenheit. „Karin.“, stellte Naruto irritiert fest. Er musterte ihre Gestalt. Schon ihr Gesicht sprach Bände - sie sah niedergeschlagen aus. „Ist etwas passiert? – mit Sasuke?“, vermutete der blonde Polizist. Karin wusste nicht was sie entgegnen sollte. Irgendwie schon und irgendwie auch wieder nicht. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Ich glaub ich hab ziemliche Scheiße gebaut.“, flüsterte Karin. Narutos Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Im gleichen Atemzug griff er nach Sasukes Schreibtischstuhl und zog ihn direkt an seinen Schreibtisch. „Was hast du angestellt?“ Beschämt wich Karin Narutos ehrlichen Augen aus. Sie wusste, das was sie Naruto zu beichten hatte, könnte in ihm eine ähnliche Reaktion wie bei Sasuke auslösen, schließlich empfand auch er sehr stark für ihre Arbeitskollegin. „Versprich mir ruhig zu bleiben und dir alles bis zum Ende anzuhören, ohne mich zu unterbrechen.“ Naruto atmete scharf ein. Karin war eine Uzumaki, wie er, impulsives und auch aggressives Verhalten war das schwere Schicksal was ihrer Familie zuteilwurde. Er vermutete also bereits, dass Karin keine angenehmen Neuigkeiten hatte. „Schieß los.“, forderte er schließlich. Karins Hand fuhr zittrig über ihre Stirn. „Also gut.“ Mit einem gedehnten Seufzen begann sie schließlich die Geschichte zu erzählen. Sie versuchte die Situation, so objektiv sie konnte, darzustellen. Unterdessen verzog Naruto keine Miene. Sein Gesicht wirkte versteinert. Selbst als Karin davon erzählte, wie sie Sakura die Haare abschnitt und sie verletzt auf der Toilette hatte liegen lassen, bewegte sich kein einziger Muskel in seinem Gesicht. Zu guter Letzt gestand sie dann noch die harsche Abfuhr durch Sasuke selbst. „Ich hab einfach richtig Scheiße gebaut. Wenn Sakura das zur Anzeige bringt bin ich vielleicht meinen Job los.“, erklärte Karin abschließend und ließ die Schultern hängen. Vorsichtig wagte sie es Naruto anzusehen. Die Miene des sonst so fröhlichen Gesellen hatte sich binnen weniger Augenblicke verfinstert. „Sag doch was.“, flehte Karin. Doch Naruto brauchte noch weitere Zeit. Er musste seine Gedanken sammeln. Seine eigenen Gefühle hintenanstellen und Karins Ängste und Sorgen anerkennen. „Das ist ernst.“, sprach er leise. Sein Daumen kreiste nachdenklich über sein stoppeliges Kinn. „Was die rechtlichen Folgen betrifft, so hängt das ganz von Sakuras gutem Willen ab. Schließlich hast du dich in der Vergangenheit nicht sehr beliebt bei ihr gemacht. Mit dieser Aktion hast du allem die Krone aufgesetzt.“ „Ich weiß.“, seufzte Karin. „Wenn ich könnte, würde ich es ja rückgängig machen, aber es ist jetzt passiert…“, wieder seufzte Karin. „Hast du einen Rat für mich?“ „Nichts was deine rechtliche Situation verbessern würde, aber du solltest mit Sakura reden und dich entschuldigen. Immerhin ist dieses Liebes-Ding was du den beiden andichtest vollkommener Quatsch und trotzdem hast du es zum Anlass genommen Sakura das anzutun.“ Nun horchte Karin auf. Konnte es wirklich sein, dass es keiner außer ihr bemerkt hatte?! Zu Naruto würde die treu doofe Blindheit jedenfalls passen. Er war einfach ein hoffnungsloser Optimist. „Pardonne moi mon Cousin.“, entgegnete Karin nun belehrend. „Ich glaube du unterschätzt meinen siebten Sinn was das angeht. Ich mag nicht so eine enge Verbindung zu Sasuke haben wie du, aber wir wissen beide, dass er sich, was sein Gefühlsleben betrifft, nicht gerne in die Karten schauen lässt. Und wenn du deine rosarote Brille nur für eine Minute ausziehen würdest, würdest du auch vermuten das etwas zwischen den beiden läuft.“ Naruto verdrehte die Augen. „Du hast nicht gesehen, wie er heute Morgen reagiert hat. Noch dazu seine Worte: Das zwischen Sakura und ihm ginge mich nichts an. Es schließt nicht aus das zwischen den Beiden etwas läuft.“ „Naja, dass er so reagiert hat ist ihm ja wohl kaum zu verdenken… du steigerst dich da zu viel rein. Schließ mit dem Kapitel Sasuke ab… es ist das Beste für uns alle.“, tat Naruto ihre Aussage ab. „Wenn du meinst, du wirst noch an meine Worte denken.“, versprach Karin ihm. Naruto atmete hörbar aus. Für ihn war das Thema erledigt. „Du wirst dich trotzdem bei Sakura entschuldigen.“, forderte er. „In den sauren Apfel werde ich wohl beißen müssen…“   Nach Karins Besuch war Naruto regelrecht demoralisiert. Was war heute los? Sasuke litt immer noch an seinen Verletzungen, Shikamaru war krank und Sakura scheinbar entstellt worden. In Narutos Kopf nistete sich der Gedanke ein, dass der Tag keine Steigerung an schlechten Nachrichten mehr zulassen konnte. Gerade als ihm dieser Gedanke entglitt leuchtete das Display seines Smartphones auf, der seine Hoffnung bestätigte. Es war Hinata, die ihm geschrieben hatte. Endlich schlich sich wieder ein Lachen in sein Gesicht ein, was seine Miene sofort erhellte. Seit dem Zwischenfall mit Sakura und diesen Straßengangstern standen Hinata und er in Kontakt. Naruto konnte sich ihre ständige Nervosität nicht erklären. Es war oft einfacher mit ihr zu schreiben als zu reden. Nichtsdestotrotz mochte er Hinata. Sie war das komplette Gegenteil zu den Menschen, denen er tagtäglich bei der Arbeit begegnete. Sie wirkte so rein, so unschuldig, als könnte sie niemandem etwas zu leide tun. Einfach gesagt war sie genau die Abwechslung, die er jetzt brauchte. Und mit ein bisschen Hilfe würde sie auch noch ihre Nervosität in seiner Nähe verlieren.   Hinata             13:47 Uhr   Ich freue mich schon auf nachher. Meinst du, du schaffst es auch? Wir können uns auch morgen treffen wenn es dir zu viel wird.   Seine Mundwinkel hoben sich weiter. Hinata… Immer sorgte sie sich um andere. Aber Naruto hatte ihr versprochen dass sie heute die Mittagspause gemeinsam verbrachten. Und wenn man über Naruto eins sagen konnte, dann, dass er immer zu seinem Wort stand.   Naruto             13:48 Uhr   Hey Hinata, du rettest mir heute den Tag. Um 15 Uhr am Coffeeshop?   Kaum hatte er sein Smartphone zur Seite gelegt leuchtete auch schon ihre Nachricht in Form des Daumen-Hoch-Emojis auf.     Es war kurz vor drei als Naruto sich seine dicke Daunenjacke überwarf. „Hey Chouji!“, rief er zu seinem Kollegen rüber. „Ich mache jetzt Pause. Willst du was vom Coffeeshop?“ „Nein danke. Kuck dass du auf andere Gedanken kommst.“ Naruto steckte seinen Geldbeutel und sein Smartphone in seine Hosentasche und verließ das Revier. Die kalte, klare Luft schien seinen schweren Kopf direkt zu erleichtern. Er gönnte sich einen tiefen Atemzug, bevor er sich schließlich auf den Weg machte. Schon am Fußgängerüberweg erblickte Naruto den dunklen Haarschopf und die fliederfarbenen Augen. Unverkennbar – Hinata! Endlich etwas Normalität in dieser verrückten Zeit. Eine Woge der Erleichterung überkam ihn. Zaghaft hob sie die Hand und winkte ihm lächelnd zu. Mit einem leichten Sprint überwand Naruto die Distanz zwischen ihnen und kam mit breitem Lächeln auf Hinata zu. „Hi!“, begrüßte er sie fröhlich. „Leider habe ich nicht viel Zeit, lass uns direkt zum Coffeeshop gehen.“ „O-okay.“, gab Hinata zurück. Naruto versuchte ihre Unsicherheit zu ignorieren und marschierte drauf los. Eine Weile sagte keiner von beiden etwas, dann fiel Naruto jedoch die Sache mit Karin ein. „Sag mal, was war da gestern eigentlich los?“ Hinatas Kopf schoss in die Höhe. „Ge-gestern? W-was meinst du? Irritiert erwiderte Naruto Hinatas Blick. „Im Club, mit Karin und Sakura.“ Hinatas Blick senkte sich. „Ino und i-ich haben nicht so viel mitbekommen. Sakura und Sasuke sind von der Tanzfläche runter und ein paar Minuten später kam Sasuke zu Ino und hat ihr nur gesagt, dass Sakura aus dem Club gegangen wäre und er nach ihr sehen wollte.“ „Hmmm…“, grübelte Naruto. „I-ich weiß nur d-dass Ino, nachdem Sai und sie mich zu Hause abgesetzt hat, nochmal nach Hause gefahren ist, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Nachdem Ino meinte das alles gut sei, wollte ich Sakura aber lieber etwas Freiraum geben-woher weißt du davon?“ „Karin war heute Morgen bei mir und hat gebeichtet.“ Verwundert sah Hinata zu Naruto. Es war das erste Mal dass sie hörte dass Karin so etwas wie Reue empfand. Gleichsam wuchs die Sorge in ihr. Sie hatte lediglich vermutet, dass es sich um einen simplen Streit gehandelt hatte, schließlich hatte ihr ihr Umfeld auch keinen Grund zur Sorge gegeben. Aber Narutos Worte ließen sie vermuten dass Sakura mehr zugestoßen war. „I-ich sollte sie nachher anrufen.“, gab Hinata nachdenklich zurück. Naruto erwiderte ihre sorgenvolle Miene und lächelte sie schließlich an. „Dito!“ Das Schaufenster des Coffeeshops offenbarte bereits, dass ordentlich Betrieb herrschte. Die Schlange zum Bestellen war so lang, dass Naruto und Hinata bereits mit dem Rücken zur Glastür standen. Hinata hörte mit einem Ohr Narutos Erzählungen zu und ließ gleichsam den Blick über das Café streichen. Eine bunte Mischung aller Altersklassen und Geschlechter hatte sich um diese Uhrzeit niedergelassen. Doch ihre Augen hefteten sich ausgerechnet an ein düsteres Augenpaar dass so unverwechselbar schien wie kein anderes. Ohne ihre sonst so zurückhaltende Art stolperte Hinata in Narutos Geschichte hinein. „I-ist das da hinten nicht Sa-Sasuke?“, sagte sie und deutete mit dem Zeigefinger in Richtung einer gemütlichen Sitzcouch. Narutos Augen folgten ihrer Hand. „Tatsächlich!“, stellte er fest und wollte eben ansetzen nach seinem besten Freund zu rufen als ihm plötzlich die Worte entglitten. Sakura schob sich plötzlich in sein Bild, mit kurzen Haaren und einer geschwollenen Gesichtspartie. Doch es war nicht ihr Erscheinungsbild, welches Naruto sprachlos zurückließ, sondern das Szenario, das sich vor seinen Augen abspielte. Sakura setzte sich neben Sasuke, der selbstverständlich seinen Arm um ihre Schultern legte, um sie näher an sich heranzuziehen. Sein Gesichtsausdruck wirkte zufrieden und vollkommen entspannt, auch Sakura schien vollkommen gelöst und störte sich an Sasukes Nähe und Interesse keineswegs. Was geht hier ab? Narutos Augenbrauen zogen sich zusammen. In seinem Gesicht stand die Verständnislosigkeit. Hinata sprach schließlich das aus, was seine Gedanken nicht mal wagten auszuformulieren. „Oh mein Gott, sind die beiden etwa zusammen?!“   …wenn du deine rosarote Brille nur für eine Minute ausziehen würdest, würdest du auch vermuten das etwas zwischen den beiden läuft…   War er etwa all die Zeit so blind gewesen? Wie konnte Naruto entgehen dass die beiden mehr füreinander empfanden… und warum war es ausgerechnet Sakura? In seinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. Er fühlte sich irgendwie…hintergangen – von beiden. „Na-Naruto? Alles in Ordnung?“ Hinatas sanfte Stimme zog ihn für einen Moment aus dem Berg aus Fragen, der sich gerade in seinen Gedanken anhäufte. „Hm?“, entgegnete er nur. „Wi-Willst du zu ihnen ge-gehen?“ Naruto sah noch einmal zu Sasuke und Sakura. Schon im selben Moment merkte er, dass er keinen klaren Gedanken zu diesem Szenario fassen konnte. Er würde Sakura und vor allem Sasuke nicht wohlgesonnen gegenüberstehen. Seine Augen richteten sich wieder auf Hinata, die ihm schon sorgenvolle Blicke zuwarf. In gewohnter Naruto-Manier lächelte er ihr breit entgegen. „Ach was, lass die Zwei. Ich würde sowieso lieber etwas frische Luft tanken.“, redete er sich raus und versuchte sein Lachen so natürlich wie möglich wirken zu lassen. Hinatas Nicken bestätigte Naruto schließlich, dass sie seine Ausrede akzeptierte.   Seine Unsicherheit in Bezug auf das was sie gesehen hatten, konnte er dennoch nicht verbergen. Auf dem Weg durch den Park zurück zum Revier war Naruto ungewöhnlich still. Abwesend lauschte er Hinatas Worten über das bevorstehende Weihnachtsfest. Das flaue Gefühl in seinem Magen manifestierte sich immer deutlicher. Auch wenn schon einige Zeit vergangen war, so war er es der sich in Sakura verliebt hatte. Er war es, der ihr seine Gefühle gestanden hatte und Sakura hatte abgelehnt. Hingegen hatte Sasuke sie ständig zurückgewiesen, obwohl Sakura sich ihm nie aufgedrängt hatte, im Gegenteil. Eigentlich hatten sie sich nie richtig verstanden. Erst nachdem Sasuke sie bei dem Polizeieinsatz aufgegriffen hatte, hatte sich ihr Verhältnis verbessert, aber Liebe? Das schien nun wirklich weit geholt – zumindest für Naruto. Was hatte sich also geändert und vor allem wann?   . . . Sakura ließ sich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa nieder und sah abwesend aus dem Fenster. Es hatte angefangen zu schneien. Weiße, Wattebausch ähnliche Flocken fielen stetig vom Himmel herab und puderten langsam die Äste der Bäume. Sakuras Gedanken hingen immer noch bei den letzten 48 Stunden. So vieles war seither passiert. Noch immer schien es unwirklich, dass sie sich nun in einer Beziehung mit Sasuke befand. Dieser Status ihrer Beziehung warf bei ihr mehr Fragen auf, als er beantwortete. Wie war Sasuke als Mensch in einer Beziehung? Konnte er das? Schließlich bestand eine Beziehung nicht nur aus dem körperlichen Aspekt sondern aus Kompromissbereitschaft, Verständnis, Kommunikation und Ehrlichkeit. Ihr Einverständnis zu ihrem Beziehungsstatus war neben ihren Gefühlen für ihn auch Sakuras unersättlicher Neugier geschuldet, denn sie wollte all diese Fragen beantworten. Immer noch in ihren Gedanken versunken führte sie sich die Tasse Tee zum Mund und ließ die herrlich warme Flüssigkeit ihre Kehle hinabgleiten. Eine sanfte Zimt Note breitete sich auf ihrer Zunge aus und unterstrichen das vorweihnachtliche Idyll außerhalb ihrer vier Wände. Das Display von Sakuras Handy leuchtete auf und holte sie aus ihrer Absenz. „Hinata, was gibt’s?“, flötete sie fröhlich ins Telefon. „Du bist mit Sasuke Uchiha zusammen???“ Sakura war im ersten Moment perplex. Selten schlug Hinata solch eine Lautstärke an. „Eeh…“, entkam es Sakura nur. Es fühlte sich immer noch ungewohnt an, Sasuke und sie als ein Paar zu definieren. Doch er hatte sie gefragt und sie hatte eingewilligt. „…irgendwie schon.“, gestand Sakura kleinlaut. „Aber Moment mal,“, dämmerte es ihr nun. „Woher weißt du davon?“ „Naja, also weißt du… ich hab mich mit Naruto in seiner Mittagspause getroffen und dann haben wir dich und Sasuke im Coffeeshop gesehen.“ Sakura dachte für einen kurzen Moment daran zurück. Wie Sasuke und sie zusammengesessen hatten… er hatte ihre Hand gehalten. Sein Daumen hatte mit kreisenden Bewegungen über ihre Fingerknöchel gestrichen, während sie sich über banale Dinge unterhielten. Ja, auch für Außenstehende mochten sie wohl den Eindruck eines Liebespaares erwecken.            „Du musst mir alles erzählen, auch das mit Karin!“, forderte Hinata schließlich. Das Naruto Hinatas Begleitung im Coffeeshop war, war ein Thema das Hinata vorerst nicht weiter ausführen wollte. Sakura seufzte ergeben. Stück für Stück erzählte Sakura Hinata schließlich alles was sich in den letzten Stunden abgespielt hatte. „Du Arme.“, entgegnete Hinata auf die Geschichte mit Karin. „Vergessen wir es einfach. Ich hoffe nur, dass die Schwellung in den kommenden Tagen schnell wieder weggeht. Die blauen Flecke lassen sich immerhin mit Make Up überdecken.“ Dann kam Sasukes Auftritt, wie er an ihrer Seite blieb in der Nacht, das unglückliche Missverständnis zwischen ihnen Beiden und schließlich der Entschluss das beide eine es versuchen wollten eine Beziehung zu führen. „Und wie geht’s dir damit?“ Sakura seufzte erschöpft. „Ich muss das alles erstmal sacken lassen. Es ist ganz schön viel gewesen.“ Ein Moment des Schweigens unterbrach das Telefonat der Beiden. Hinata wusste immer, wann es besser war einem Menschen Raum zu geben, wenn es auch nur eine Minute war. Ihr Schweigen war demnach keinesfalls unangenehm. Sakura atmete hörbar in den Hörer des Telefons hinein. „Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube es war eine gute Entscheidung mich auf ihn einzulassen.“, erklärte sie schließlich simpel. Hinatas Mundwinkel hoben sich verständnisvoll. „Ich freue mich so für dich, Sakura“, gestand Hinata aufrichtig. „Aber,-“, fuhr sie fort. Ihre Stimme wirkte gedrückt. „- du solltest vielleicht nochmal mit Naruto reden. Er war irgendwie komisch, nachdem wir aus dem Coffeeshop raus waren.“ Sakuras unangenehme Vorahnung fand nun ihre Bestätigung. Schon zu Beginn des Gespräches, als Hinata von ihrer Entdeckung erzählte, wuchs in ihr die Sorge dass Naruto ihre Beziehung zu Sasuke verletzen würde. Einige Monate waren bereits seit Narutos Liebesgeständnis gegenüber Sakura vergangen. Aber das die Zeit Wunden heilt, so einfach war es nicht. Sakura hatte ihn zurückgewiesen ohne ihm je die Hoffnung zu nehmen, dass sie nicht doch eines Tages mehr für ihn empfinden könnte. Und dann war da Sasuke. Die beiden waren zwar beste Freunde, aber dennoch war Narutos Meinung zu Sasuke und Frauen deutlich. Was für ein Gefühl mochte es also für Naruto sein dass die Frau, für die er so viel empfunden hatte oder es schlimmstenfalls immer noch tat, nun mit seinem besten Freund zusammen war. Jemand der sich zumindest in seiner Vergangenheit immer nur einen Nutzen aus einer Beziehung versprach. An Narutos Stelle wäre Sakura verletzt. Sakuras lächelte bitter. „Gib mir Zeit bis morgen.“, sprach sie Leise in ihr Smartphone.   . . . Am nächsten Morgen:   Sasuke            10:47 Uhr   Wir müssen reden. Lust aufn Bier vorbei zu kommen?     Naruto schreibt…   Obwohl Naruto anfänglich eine Nachricht zu tippen schien, verstummte die Anzeige in Sasukes Chat – ohne Antwort. Kapitel 31: Thrity ------------------ Thirty   Sakura saß auf der Fensterbank des Wohnzimmers und sah nach draußen in die verschneite Winterlandschaft. Sie tippte kurz auf den Display ihres Smartphones, um auf die Uhr zu sehen. 16:35 Uhr Ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, polterte es auch schon im Hausflur. Es war Ino, die ziemlich abgekämpft durch die Tür stolperte. „Hallo.“, stöhnte sie und sah Sakura an, die ihr bereits ein mitfühlendes Lächeln schenkte. „Hi Ino. Harter Tag?“ Ino hing ihre Jacke an die Garderobe im Flur und ließ sich schließlich auf das Sofa fallen. „Nur noch eine Woche…“, seufzte sie. „Ich liebe es wirklich Sträuße zu binden, Gestecke zu machen…vor allem an Weihnachten aber die Leute machen mich wahnsinnig.“, beklagte Ino sich. Sakura schnaubte amüsiert, stand auf und setzte sich zu ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin. „Stirnie verschaff mir mal Abwechslung – erzähl mir was.“, bat Ino schließlich. „Hm, was möchtest du denn hören?“ „Naja zum Beispiel was jetzt mit Naruto ist. Habt ihr mal geredet?“ Sakuras Blick wurde trüb. Seit Hinatas Anruf herrschte absolute Funkstille zwischen Sakura und ihm. „Ich hätte ihm das alles gerne anders gesagt, aber er ignoriert mich seitdem.“ „Und was meint Sasuke dazu?“   Sakura schlug ihre Füße in die dicke Wolldecke ein, die auf Sasukes Sofa lag. Ihre Augen sahen noch einmal durch den Raum. Schon am Eingang hatte Sakura festgestellt, dass er wohl das Chaos von letztens beseitigt hatte. Ein Schmunzeln nistete sich auf ihren Lippen ein, als Sasuke schließlich mit einer dampfenden Tasse in der Hand zu ihr kam und ihr das Heißgetränk reichte. „Danke.“ Ihre Hände umschlangen die heiße Tasse. Sie spürte wie langsam die Kälte aus ihren Knochen wich. „Sagst du mir jetzt was los ist?“, fragte Sasuke nach. Zugegeben ihre Nachricht vom Morgen klang ziemlich kryptisch: ‚Wir müssen über Naruto reden‘ Aber sie wollte die Thematik mit Sasuke nicht per Chat klären. Sakura nahm einen Schluck aus der Tasse. „Hinata hat mich gestern Abend noch angerufen. Sie weiß über uns Bescheid.“ Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. „Davon gehe ich aus wenn sie deine Freundin ist. Wo liegt also das Problem?“ „Dass sie uns gestern im Coffeeshop gesehen hat – mit Naruto.“ Sakura musste nicht weiter erzählen. Sasuke verstand sofort. Naruto würde wohl nicht begeistert sein, aus vielerlei Gründen. „Das erklärt, warum er mir nicht geantwortet hat.“, schlussfolgerte er. „Du hast ihm geschrieben?“ „Ja, ich wollte mit ihm über uns beide reden – ihm die ganze Situation erklären.“ Sakura wurde wehmütig. Sie hatte Angst Naruto zu verlieren - schon damals als sie ihn zurückgewiesen hatte… Aber mit ihrer Beziehung zu Sasuke hatte sie wohl allem die Krone aufgesetzt. Sasuke erkannte ihre sorgenvolle Miene. Er nahm Sakura die Teetasse aus der Hand und zog sie mit ihrem Rücken an seine Brust. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe dir schonmal gesagt, dass Naruto kein nachtragender Mensch ist… Ich werde mich darum kümmern. Ich muss morgen sowieso kurz zum Revier, den Dienstplan für kommende Woche checken. Dann rede ich mit ihm.“ „Okay.“, gab Sakura im Flüsterton zurück.     „Ich vertraue Sasuke. Sie sind von klein auf befreundet. Es gibt wohl kaum jemand, der Naruto besser kennt und einschätzen kann als ihn. Aber trotzdem… ich glaube wir haben Naruto damit ziemlich verletzt.“, sagte Sakura und sah noch einmal sorgenvoll auf ihr Display. Noch immer hatte sie keine Rückmeldung von Sasuke bekommen. Verständnisvoll lächelte Ino ihrer Freundin entgegen und drückte ihre Hand. „Er wird das bestimmt klären können.“ Sakura lächelte schwach und nickte nur. „So, und jetzt mal zu was anderem.“ Inos Augen glitzerten gierig und säten in Sakura schon eine Vorahnung. „Hast du schon mit ihm geschlafen?“, platzte Ino direkt heraus. „Ino! Was? - Nein! Spinnst du???“, gab Sakura ihr entgeistert zur Antwort. Unschuldig zuckte Ino mit den Schultern. „Was denn? Man kann nicht behaupten, dass Sasuke ein Kind von Traurigkeit ist und du bist außerdem auch kein Unschuldslamm. Hätte ja sein können das da schon was lief.“ Sakura seufzte und schüttelte mit amüsierter Missbilligung den Kopf, wusste aber, dass es wenig Sinn hatte, ihrer besten Freundin auszuweichen. „Aber nicht nach einer knappen Woche.“, lachte Sakura. „Außerdem hat er seinen Standpunkt schon klar gemacht.“ Inos Augen wurden groß. „Wie jetzt?“ „Naja als ich vorgestern bei ihm übernachtet hatte lief es doch etwas mehr aus dem Ruder als gedacht.“, gestand Sakura mit geröteten Wangen. Ein schlüpfriges Grinsen breitete sich auf Inos Lippen aus. „Erzähl mir alles!“   Sasuke breitete bereits die Lebensmittel auf der Arbeitsplatte aus. Die Aufstriche und den Käse für das morgige Frühstück räumte er in den Kühlschrank. Zurück blieben eine Packung Pasta, Antipasti und Zutaten für eine würzige Soße. Sakura klopfte sachte gegen den Türrahmen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sasuke hob sein Gesicht und sah zu ihr. „Ich hab meine Kleider in das Schrankfach gelegt, dass du mir leergeräumt hast. Brauchst du wirklich nicht meine Hilfe damit?“, sagte sie und deutete auf Zutaten. Sasukes Mundwinkel hoben sich. „Geh duschen.“ Sakura nickte unsicher und verschwand schließlich im Badezimmer. Als das Geräusch der Duschbrause ertönte lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gemüse vor ihm. Nur hin und wieder ertappte sich Sasuke bei dem Gedanken daran, dass seine Freundin gerade vollkommen nackt unter seiner Dusche stand. Nur die Vorstellung daran war bereits unglaublich reizvoll, doch Sasuke mahnte sich selbst um Beherrschung, atmete durch und sah zu dem kleingeschnittenen Gemüse auf dem Holzbrett vor ihm.   Sakura rollte ein kleines Handtuch auf und legte es über ihre Schultern. Schon jetzt waren ihre Haare beinahe wieder trocken. Kürzere Haare hatten auch durchaus ihre Vorzüge. Sie räumte ihr Duschzeug zurück in ihren Kulturbeutel und verstaute ihn im Schrank unter dem Waschtisch. Noch einmal sah sie in den Spiegel und schenkte sich selbst ein Lächeln, bevor sie in den Flur trat. Ein aromatischer Duft von italienischen Kräutern schlug ihr augenblicklich entgegen. Sie folgte der unsichtbaren Fährte und blieb für einen kurzen Moment im Türrahmen zur Küche stehen. Interessiert musterte sie Sasuke der völlig versunken das Gemüse in der Pfanne schwenkte. Ein breiteres Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Ihr wurde erst jetzt klar, dass ihr gar nicht bewusst war, dass er ein Talent fürs Kochen hatte. Eine weitere Eigenschaft an Sasuke die ihm eine gewisse Weichheit verlieh.  Sakura stieß sich vom Türrahmen ab. Ohne Vorwarnung und zu Sasukes Überraschung glitten ihre Hände unter seinen Achseln durch und sie drückte ihren zierlichen Körper an seinen Rücken. Sie spürte wie sich Sasukes Bauchmuskeln unter ihren Berührungen verhärteten. Für einen kurzen Moment hatte sie Sorge, dass es ihm zu viel war. Immerhin konnte Sie Sasuke in Sachen Beziehung noch nicht einschätzen, aber hingegen ihrer Bedenken drehte er sich zur ihr um, ohne ihren Griff zu lösen. Neugierig sah er sie an. „Es riecht so gut ich habe jetzt schon riesigen Hunger.“, erklärte Sakura lobend. „Ist das so?“, harkte Sasuke nach. „Hm.“, bestätigte sie nickend. Sasuke griff zu der Gabel, die neben der Pfanne lag, spießte ein Stück einer Zucchini und einer Cocktailtomate auf und hielt es ihr hin. Mit einem Bissen verschwand das Gemüse in Sakuras Mund. Nicht nur dass es gut schmeckte, es war himmlisch. „Hm… lecker.“, gestand sie. Sasuke grinste ihr entgegen. Seine Hand legte sich um ihr Gesicht und sein Daumen wischte ihr etwas vom Mundwinkel. Sie sahen sich an und im Bruchteil einer Sekunde schwang die Stimmung um. Sakura leckte sich über die Lippen, während ihre Hände von Sasukes Rücken zu seiner Brust wanderten. In keinem Augenblick lösten sich ihre Blicke voneinander. Wie Magnete trafen sich schließlich ihre Lippen. Was im Kern ein unschuldiger Kuss hätte sein sollen, war vom ersten Moment an eine kleine Flamme, die nur mit dem richtigen Zündmaterial zu einem lodernden Feuer anwachsen konnte. Wie in Trance stieß sich Sasuke von der Arbeitsplatte ab, drückte Sakura gegen den Esstisch, bis sie schließlich darauf saß. Sakuras Hände schoben sich unterdessen unter Sasukes Shirt. Das Gefühl seiner Muskeln gepaart mit der zarten, warmen Haut und seinem Duft waren berauschend. Sakura hatte keine Ahnung wie lange sie sich so innig küssten und berührten. Das Verlangen überstieg in diesem Moment ihre gesamte Selbstbeherrschung. Zu ihrer Überraschung war es Sasuke der ihr kleines Intermezzo schließlich unterbrach.   „Er hat was?!...Du nimmst mich doch auf den Arm?“, fragte Ino ungläubig. Sakura schüttelte den Kopf. „Aber wieso? Ich meine, okay ja, es war vernünftig so zu reagieren, aber ehrlich gesagt hätte ich bei Sasuke was anderes erwartet.“ Ino ließ sich tiefer ins Sofa sinken. „Du erklärst mir doch jetzt hoffentlich, warum ihr nicht weiter gemacht habt.“ Sakura schnaubte amüsiert. „Zum einen ist das mega leckere Gemüse angebrannt, weshalb der Feuermelder anging und wir uns was bestellen mussten, aber zu diesem Zeitpunkt hatte Sasuke bereits aufgehört.“   „Das ist keine gute Idee.“, erklärte Sasuke atemlos und wich ein Stück zurück. Sakura sah ihn perplex an. „Entschuldige, hab‘ ich was falsch gemacht?“ „Nein, aber wenn wir jetzt weitermachen…“ Sasuke legte seine Hand in den Nacken. Er rang mit sich. „Dann was? Sasuke ich bin alt genug, ich weiß was ich tue.“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Ich weiß, nur…“, er kam wieder nah zu ihr heran und legte seine Hand erneut an ihre Wange. „ich möchte dir nicht das Gefühl geben, dass du wie die anderen Frauen bist.“ Sakura sah ihn ungläubig an. „Was?“ „Ich werde erst mit dir schlafen, wenn du mich darum bittest.“   Inos Kinnlade fiel runter. Es war einer dieser seltenen Momente in denen Ino Yamanaka die Worte fehlten. „Ich hab’s auch erst nicht verstanden. Ehrlich, ich war anfangs echt eingeschnappt. Aber je länger ich darüber nachdenke umso mehr verstehe ich ihn.“ „Verstehe.“, gab Ino leise zurück und folgte Sakuras Blick aus dem Fenster. Es hatte wieder angefangen zu schneien. „Es scheint ihm ja wirklich ernst mit dir zu sein.“, ergänzte Ino. „Hm.“ Sakura zog ihre Beine enger zu sich heran und sah noch einmal auf den Display ihres Smartphones. Es war bereits 17 Uhr. Sie seufzte. „Immer noch keine Nachricht?“, fragte Ino. Sakura schüttelte den Kopf. „Ach das wird schon gut gehen. Wie wär‘s, geh doch einfach hin und hol ihn ab. Sollte er sich auf dem Weg dorthin bei dir melden, kann er dich ja immer noch abholen.“ „Eigentlich keine schlechte Idee.“, grübelte Sakura. Ino gluckste amüsiert. „Bitte, ich hab nur gute Ideen.“ Sakura sprang vom Sofa auf und schlüpfte in ihre Schuhe, warf sich ihre Jacke und ihren Schal über. Ihr Handy und ihren Schlüssel steckte sie in ihre Tasche, bevor sie noch einmal ihre Arme um ihre beste Freundin legte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte. „Du bist ein Schatz.“ Ino lächelte wissend. „Schaff dich zu ihm, Stirnie.“ „Danke. Bis später!“ Mit diesen Worten schloss Sakura die Tür hinter sich. . . . Sasukes Atem ließ weiße Rauchschwaden in der kalten Luft aufsteigen. Er nahm sich noch eine Sekunde Zeit, bevor er in das Polizeirevier eintrat. Schon im Foyer schlug ihm der Geruch von Kaffee und verbrauchter Luft entgegen. Ein Umstand der sich wohl nie ändern würde. Sasukes Weg führte direkt zur Umkleide, in seinem Spind hing bereits die fein säuberlich gebügelte Uniform und wartete nur darauf getragen zu werden. Er sah sich um. Der Rest wirkte verwaist. Fehlende Westen, Schlagstöcke und Helme. Es waren wohl einige im Einsatz. Sein Weg führte ihn weiter ins Revier. Hier und da saß ein Polizist an seinem Schreibtisch oder stand an der Kaffeemaschine. Seine Augen blieben aber sofort an seinem und Narutos Schreibtisch hängen – beide unbesetzt. Sasuke blieb neben den Schreibtischen stehen und besah sich Narutos Platz. Überall lagen Papierstapel, ordentlich zusammengeheftet und mit einer Fallaktennummer. Wahnsinn. Naruto hatte fast alles auf seinem Schreibtisch abgearbeitet. Selbst sein Schreibtisch war leer. Nur ordentlich in Hüllen gelegte Dokumente und eine Mappe mit Fallberichten die er noch unterschreiben musste - und der Dienstplan. Alles war fein säuberlich geordnet und sortiert, sodass sich Sasuke direkt zurechtfand. Beeindruckt von der Hingabe seines besten Freundes nahm sich Sasuke jetzt schon vor, mit seinem Vater über Narutos Position und Einkommen zu sprechen. Er tat so viel. Es wurde endlich Zeit, dass er dafür auch die Anerkennung erhielt. Aber wo war der Hitzkopf?! Sasuke sah vom Dienstplan hoch. Sein Blick schwenkte über den ganzen Raum. Seine Augen verengten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Durch die heruntergelassenen Jalousien des Trainingsraums erkannte er Bewegungen eines Schattens. Er faltete den Dienstplan zusammen und stecke ihn in seine Hosentasche, während er sich der gläsernen Tür näherte. Im goldenen Licht der Abenddämmerung erkannte Sasuke schließlich seinen besten Freund, der erbarmungslos mit Faustschlägen und Tritten den Boxsack vor ihm bearbeitete. Er musste sich nicht anstrengen, um die Verbitterung in Narutos Gesicht zu erkennen. Sasuke musste sich eingestehen, dass er erneut die Ursache dafür war. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen und gab ihm die nötige Ruhe, die er jetzt brauchte. Fast geräuschlos trat er schließlich in den Raum ein. Die Luft war getränkt von Feuchtigkeit und dem Geruch von Schweiß. Wie lange ist er hier schon drin? Sasuke kam nicht dazu etwas zu sagen. Wie von Naruto zu erwarten war, hatte er seine Anwesenheit bereits bemerkt. „Was willst du?“, sagte er, während sein Fokus immer noch auf dem Boxsack vor ihm lag. Erneut schnellte seine Faust gegen den Boxsack und ließ das schwere Sportgerät taumeln. „Reden.“ „Reden…“, schnaubte Naruto mit leiser Stimme. „Kein Bedarf.“, wimmelte er schließlich stur ab. Sasuke legte seinen Schal zur Seite und trat näher an seinen Freund heran. Naruto holte bereits zum Schlag aus und die nächste Faust flog ungebremst Richtung Boxsack. In seiner verbissen ignoranten Haltung, Sasuke gegenüber, bemerkte er gar nicht, dass Sasuke ihm bereits so nahestand, dass er Narutos Faust mit einer einfachen Handbewegung abfing. Sasukes Augen fokussierten gnadenlos sein Gegenüber. Naruto wich zurück. „Was soll das?“, fragte er aufgebracht. „Du willst trainieren-.“, begann Sasuke zog seine Jacke aus und legte beiseite. „-also trainieren wir.“ Ein Anflug von Skepsis zeichnete Narutos Haltung. „Nein, deine Schusswunde ist immer noch nicht ausgeheilt.“ Sasukes Lippen verzogen sich zu einem überheblichen Grinsen. „Und?! Du hast mich sowieso noch nie geschlagen.“ Naruto schüttelte missbilligend den Kopf. „Alter, du bist so ein arroganter Arsch.“ „Dann schlag zu.“, forderte Sasuke und krempelte sich die Ärmel seines Hemdes nach oben. Fast eine Minute standen sich beide einfach nur gegenüber. Für Außenstehende mochte es beinahe den Anschein haben, dass Naruto sich nicht auf die Provokation seines besten Freundes einlassen würden, aber Sasuke hatte ihn genau da, wo er ihn haben wollte. Er kannte Naruto und wusste genau welche Knöpfe er drücken musste. Auch wenn das, was er gerade vorhatte nicht seiner Genesung diente, war es das Mindeste, was er seinem besten Freund schuldete. Sasukes Augen verengten sich. Naruto holte schließlich aus und versuchte ihn zu treffen. Sasuke wehrte ihn problemlos ab. Genauso, wie die darauffolgenden Schläge. Narutos Angriffe waren halbherzig, genau wie die nachfolgenden Versuche. Er hielt sich zurück. Naruto versuchte es mit einem Tritt, aber auch damit konnte er Sasuke nicht beeindrucken. Mit einer geschickten Drehung wich Sasuke dem Tritt aus und schubste Naruto von sich weg, um Distanz zu gewinnen. „Was soll das?“, fragte Sasuke mit hartem Ton. „Was meinst du?“ „Du hältst dich zurück. Wieso?“ „Man, was soll das, du bist verletzt und-.“, versuchte Naruto auszuweichen. Noch immer unterdrückte er das, was tief in ihm brodelte. So war Naruto eben. Er schluckte seinen Groll, der Freundschaft und zum Wohle anderer herunter. Aber Sasuke wollte sein weder seine Zurückhaltung noch sein Mitleid. Er wollte ihm wenigstens dieses eine Mal der Freund sein, den er verdiente. Seine ungefilterte Wut spüren, den Ärger, den er ihm ständig verursacht hatte. Dieses Mal war Sasuke bereit das alles für ihn aufzufangen. „Bitte! Wir wissen doch beide was dein Problem ist.“ „Ach ja? – Ich hab kein Problem!“, bellte Naruto unsicher zurück. Naruto versuchte Sasukes Sticheleien mit einem Angriff zu unterbrechen, aber wieder gelang es Sasuke auszuweichen. Er schaffte es sogar seinem Gegenüber einen Schlag zu verpassen. Amüsiert schnaubte er auf und sah Naruto erneut selbstsicher entgegen. „Klar…sag es endlich!“, provozierte Sasuke ihn weiter. Doch Naruto wandte sich sichtlich darum die Wahrheit auszusprechen. Aber Sasuke war nicht hier für ihn zu schonen. „Dich kotzt es an, dass ich und Sakura zusammen sind.“ Kaum waren die Worte im verklungen schlug Naruto schließlich zu. Nur dieses Mal war sein Schlag hart. Und obwohl Sasuke ihn abwehren konnte zuckte die Energie seines Schlags schmerzhaft durch Sasukes Oberkörper. „Du Scheißkerl konntest nicht die Finger von ihr lassen.“, brachte Naruto endlich unter zusammengebissenen Zähnen raus. Sasukes Worte zeigten Wirkung. Narutos Schläge wurden mit jedem weiteren erbarmungsloser. Normalerweise war Sasuke in Sachen Nahkampf eine unüberwindbare Mauer. Er hatte die Ausdauer und vor allem auch die Kraft zurückzuschlagen, doch der Schmerz in seiner Schulter wurde mit jeder Sekunde präsenter und Sasuke hatte Mühe sich auf Narutos Angriffe zu konzentrieren. Es war ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit und Narutos Faust traf seinen Kiefer. Die Wucht des Schlags und die Erschöpfung seines Körpers ließen Sasuke kurz nach hinten taumeln und letztlich zu Boden fallen. Es blieb ihm keine Sekunde sich zu orientieren, da packte Naruto Sasukes Kragen und zog ihn näher zu seinem Gesicht. Die Augenpaare der beiden Freunde trafen sich. Sasuke erkannte Narutos Zorn. Sekunden vergingen. Narutos hitziger Atem streifte in immer größeren Abständen Sasukes Gesicht und er spürte, wie sich Narutos fester Griff langsam löste. „Wieso zur Hölle - wieso Sakura?“, sprach er nun leiser und lies nun vollkommen von Sasuke ab, der immer noch am Boden lag. Sein Körper und vor allem sein Kiefer schmerzte. Doch es war einerlei, denn er wusste das Naruto ihm nun zuhören würde. Noch einmal führte er sich Narutos Frage vor Augen. Wieso Sakura? Auf diese Frage rauschten so viele Gedanken unkontrolliert durch seinen Kopf. Es gab unzählige Gründe warum es so leicht war Sakura zu lieben. Und eben dieser Gedanke war es, der Sasuke selbst vor Augen führte, welchen Stellenwert sie bereits längst in seinem Leben eingenommen hatte. „Weil ich sie liebe.“, antwortete Sasuke ruhig. Narutos Augen weiteten sich. „Du- du liebst sie?“, fragte er atemlos. Eine seichte Woge des Unglaubens schwang in seiner Stimme mit. Es war verständlich das Naruto seinen Worten keinen Glauben schenkte. Es gab kaum Menschen in Sasukes Leben, die es schafften, seine Liebe zu gewinnen. Und Itachis Tod und der Schmerz über den Verlust seines Bruders waren für Sasuke die schlimmste Qual seines jungen Lebens. Drogen, Alkohol und Sex war der halbherzige Versuch diesen Schmerz auszublenden – ohne Erfolg. Genau diese Lebensumstände verfestigten in Sasuke den Entschluss nie mehr eine Person so nah an sich ranzulassen wie Itachi, denn diesen Schmerz würde er nicht mehr überleben… Sein Herz schloss sich ein hinter einer steinharten Mauer aus Eis. Und dann kam Sakura. Mit jedem weiteren Mal wo sich trafen, trug sie eine weitere Reihe von Eisblöcken ab und riss schließlich durch die Hintertür die gesamte Mauer mit einem einzigen Schlag nieder. Sasuke hatte von Anfang an keine Chance gehabt. Er schmunzelte bei dem Gedanken. „Ja.“, bestätigte er seinem besten Freund erneut und sah ihm dabei entschlossen entgegen. Narutos harte Gesichtszüge erweichten augenblicklich. Kein vergleichbarer Moment existierte in seinem Gedächtnis. Noch nie hatte Sasuke seine Gefühle in Bezug auf eine Frau so direkt kundgetan. Und die Entschlossenheit in seinen Augen machten Naruto bewusst, dass es Sasuke ernst meinte. Er liebte Sakura. Perplex ließ sich Naruto neben ihm auf den Boden fallen. „Wow.“, sagte er nur. Beide sahen zu dem Fenster wo die Sonne bereits in den letzten Zügen war. Die angenehme Stille wurde schließlich von Sasuke unterbrochen. „Ich habe noch nicht mit ihr geschlafen.“ „Alter!... to much information.“, protestierte Naruto lautstark. Ein Schmunzeln breitete sich auf Sasukes Gesicht aus. „Schon klar.“ Naruto verstand warum Sasuke ihm dieses intime Detail verraten hatte. Aufgrund seiner Vergangenheit war es jedem der beiden klar, das Sasuke keine Probleme hatte seine Reize genau dafür einzusetzen. Und auch wenn Sakura sich sicherlich nicht einfach auf ihn einlassen würde, so waren sie nun in einer Beziehung. Es war ganz normal, dass sie früher oder später miteinander schlafen würden. Sasukes Zurückhaltung auf diesem Gebiet bewies wieder einmal wie sehr ihm Sakura und ihre Meinung von ihm am Herzen lag. „Und – kommst du damit klar?“, fragte Sasuke schließlich. Naruto stemmte seine Hände in die Beine und stand kraftlos auf. Er sah noch einmal aus dem Fenster und schließlich zu Sasuke, der immer noch auf dem Boden hockend auf seine Antwort wartete. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen hielt er seinem Kumpel schließlich die Hand hin. „Klar, Man.“ Als er Sasuke schließlich hochgezogen hatte, hielt er seine Hand jedoch noch einmal im festen Griff. „Aber wenn du ihr wehtust, haben wir zwei ein Problem, echt jetzt.“ Auch wenn Naruto Drohung einen scherzhaften Unterton hatte, war Sasuke durchaus bewusst, dass sein Freund es ernst meinte. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen und er nickte Naruto schließlich verstehend zu. „Hn.“ Noch eine Weile unterhielten sich die Beiden. Sasuke erzählte Naruto was zwischen Karin und Sakura vorgefallen war und welche Rolle er dabei eingenommen hatte. Naruto ergänzte die Geschichte mit Karins Auftauchen im Revier. „Abwarten, ob Karin sich wirklich entschuldigt. Ich überlasse es Sakura zu entscheiden, wie sie damit umgeht.“ „Hm, schon klar. Aber ich glaube ihr hats echt leidgetan.“, erklärte Naruto. „Ja, wie immer. Sie baut irgendeinen Mist und hinterher bereut sie es. Das bringt den geschädigten Personen nur nicht mehr viel.“ „Okay ja, hast schon Recht.“ „Was ist denn hier los?“, unterbrach plötzlich eine helle Frauenstimme die Unterhaltung. Naruto und Sasuke sahen zur Tür und entdeckten Sakura die, ihrem verwirrten Blick nach zu urteilen, versuchte die Situation zu verstehen. Naruto der auf einem der hochgestellten Tische saß und Sasuke der neben ihm auf der Bank saß und sich seine Wange mit einem Cool Pad kühlte. „Hey Sakura, perfektes Timing. Wir hatten gerade von dir gesprochen.“, tönte Naruto fröhlich. Narutos überschwängliche Reaktion verwirrte Sakura mehr als es erklärte. „Ehm…h-i?!“ Was ist hier passiert? Sakuras Augen fixierten Sasuke. Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen und hielt einen Arm zu ihr hin. Argwöhnisch lief sie schließlich zu ihm rüber und nahm ihm ohne Vorwarnung das Cool Pad von der Wange. „Habt ihr euch geprügelt?!“, fragte sie beide nun entsetzt. „Eine Auseinandersetzung unter Freunden.“, korrigierte Sasuke sie. Sorgenvoll musterte sie ihren Freund, der bereits seine Arme um sie gelegt hatte. „Es ist alles in Ordnung. Wir haben das geklärt.“, sprach er ihr leise zu. „Sicher?“ „Hn.“ Vorsichtig strich Sakura mit ihrem Handrücken über Sasukes Kiefer. Er zuckte leicht. Sakura lächelte ihm mit einem Hauch von Missbilligung entgegen, doch küsste ihn letztlich zärtlich auf die Stirn. Auch Naruto entging das liebevolle Szenario der Beiden nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er seinen besten Freund so vertraut mit einer Frau gesehen hatte. Er war nicht zufrieden mit dem Umstand das Sakura sich für Sasuke entschieden hatte, aber ihn so zu sehen, ohne Kälte im Gesicht, keine Spur von Selbsthass oder Trauer, machte Naruto glücklich. Er legte Sakura eine Hand auf die Schulter. Als sich beide zu ihm wandten, erhellte ein liebevolles Lächeln sein Gesicht. „Ich freu mich für euch zwei, echt jetzt!“, gestand Naruto. Kapitel 32: Thirtyone --------------------- Thirtyone     „Ist das wirklich okay für dich, dass ich über Weihnachten bei Sai bin?“, ertönte es aus Inos Schlafzimmer. Sakura sah von ihrem Buch auf und sah Ino, die immer wieder im Türrahmen hin und her huschte. „Ja, ich komm schon klar. Außerdem wollten Sasuke und ich Weihnachten gemeinsam verbringen.“ Ino kam in den Flur und öffnete den Schuhschrank. „Na dann ist ja gut. Habt ihr was spezielles geplant?“, fragte sie abwesend, während sie versuchte, ein Paar ihrer Pumps in ihre Tasche zu stopfen. „Eigentlich nicht. Ich hab ihm angeboten dass er hier herkommt. Immerhin haben wir dank unserer Floristin einen wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum hier stehen.“ Ino bedachte Sakura mit einem heiteren Lächeln. „Ich denke mal, dass wir was essen und Fernsehen. Ziemlich unspektakulär also.“ „Hm ja klingt so. Hast du schon ein Geschenk für ihn.“ „Du wirst uns beide wohl offiziell zum Grinch erklären.“, lachte Sakura auf. „Wir haben ausgemacht uns nichts zu schenken.“ „Im Ernst?“ „Ja, ich bin ehrlich gesagt froh darüber. Das alles ist noch viel zu neu und ich habe das Gefühl Sasuke erst jetzt so richtig kennen zu lernen. Mir würde auf Anhieb einfach nichts einfallen was ich ihm schenken könnte.“ Ino drückte mit ihrer Hand die Kleidung in ihrer Reisetasche nach unten und versuchte gleichzeitig den Reißverschluss zuzuziehen. Mit einem lauten Ratsch zog sie ihn schließlich komplett zu. Angestrengt schob sie ihre Reisetasche, die aussah wie eine Presswurst, neben die Wohnungstür. Seufzend lehnte sie sich mit ihren Ellbogen über die Sofalehne. „Jap, ihr habt definitiv den Titel Grinch für dieses Jahr! Aber wenn das für euch beide fein ist, soll mir das recht sein.“ Sakura nahm noch einen Schluck aus ihrer Teetasse. „Wann kommt Sai dich holen?“ „Er meinte eben dass er losgefahren ist, müsste also eigentlich gleich hier sein.“ Sakura seufzte und streckte ihre Arme. „Ihr Glückspilze habt jetzt Urlaub. Ich hab zwischen den Tagen Schicht und das, obwohl Sasuke danach vier Wochen in Reha ist.“ Ino lächelte ihr verstehend zu und strich ihr sanft übers Haar. „Aber dafür hilfst du Menschen. Und vielleicht kannst du auch den ein oder anderen zum Beginn ins neue Jahr gesund entlassen. Das ist doch auch was.“ Sakura stellte ihre Tasse zurück auf den Beistelltisch im selben Moment ertönte die Klingel. „Oh da ist er.“, quiekte Ino aufgeregt. Sakura lächelte liebevoll. „Frohe Weihnachten Ino.“ Ino warf noch einmal die Arme um ihre beste Freundin und drückte sie nah an sich ran. „Frohe Weihnachten Sakura, genieß die Zeit mit Sasuke.“ „Mach ich.“ Keine zehn Sekunden später fiel auch schon die Tür ins Schloss und Sakura war allein. Noch eine Weile sah sie zur Tür. Die ungewohnte Stille ließ die Wohnung um einiges trister erscheinen. Abwesend wanderte Sakuras Blick von der Tür zum Flur, der TV-Wand im Wohnzimmer hinüber zum Großen Fenster, wo ihr der helle Schnee entgegenstrahlte und schließlich zum Sofatisch, wo ihr Smartphone lag. Seit Sasuke wieder im Dienst war, hatten ihre Interaktionen deutlich abgenommen. Er sendete ihr zwar hin und wieder ein Emoji und antwortete knapp auf ihre Nachrichten, aber zu mehr kam er wohl nicht. Sakuras Lippen pressten sich zusammen. Ihre Fingerspitzen tippten ungeduldig auf die Seiten ihres aufgeschlagenen Buches. Jetzt wo Ino auch noch weg war fühlte sie sich rastlos. Ein Blick auf die Uhr, die in der Küche hing, bestätigte ihr Gefühl. Es war gerade mal 11 Uhr morgens. Sakura seufzte und schlug schließlich ihr Buch zu. Sie nahm ihr Smartphone in die Hand und entsperrte den Bildschirm.   Sakura            11:03 Uhr   Hey, wann hast du Mittagspause?   Sasuke 11:05 Uhr   14 Uhr   Noch 3 Stunden… Wieder entglitt Sakura ein tiefer Atemzug.   Sakura 11:05 Uhr   Lust auf einen Kaffee oder was zu essen? Ich vermisse dich :)   Sasuke 11:09 Uhr   Klar, egal was – Hauptsache mit dir!   Während Sakura den zweiten Teil seiner Nachricht las, konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken. Seit sie zusammen waren hatte Sasuke sich ihr gegenüber so wahnsinnig geöffnet. Wenn sie an ihr Kennenlernen zurückdachte, hätte sie damals kaum geglaubt das hinter seiner Gleichgültigkeit und Arroganz so viel Gefühl steckt. Schon jetzt war die Vorfreude groß ihn um 14 Uhr wieder zusehen. Durch Sasukes Wiederaufnahme seiner Arbeit war ihre gemeinsame Zeit deutlich begrenzter als zu Beginn angenommen. Immerhin stand bald seine Reha an, das hieß für seine Kollegen erneut Mehrarbeit. Vor drei Tagen hatten Sakura ihn das letzte Mal gesehen - viel zu lange für ihren Geschmack.   Nach einer ausgiebigen Dusche und einem leichten Tages Make-Up blieb Sakura immer noch über eine Stunde Zeit. Etwas verloren sah sie sich in ihrer Wohnung um. Eine kurze Nachricht von Hinata unterbrach ihre Ratlosigkeit und brachte ihr letztlich eine gute Idee. Sakura nahm ihre Jacke von der Garderobe und legte ihren dicken Wollschal so, dass er ihr bis zur Nase reichte. Sie würde auf dem Weg zu Sasuke noch kurz im Krankenhaus halt machen. Zum einen um Hinata zu sehen und zum anderen hatte sie ihr gerade mitgeteilt, dass die Sonderschichtpläne zwischen den Feiertagen veröffentlich wurden. Das Krankenhaus lag nicht weit vom Polizeirevier entfernt, somit war Sakura ihrem Ziel ohnehin schon ein Stück näher. . . . Hinata hatte wenig Zeit für Sakura. Es war Jahresende. Alle verwaltenden Abteilungen des Krankenhauses lagen voll mit Arbeit. Bereits beim Eintreten zum Personalbüro erkannte Sakura den hochroten Kopf ihrer guten Freundin. Hinata musste nichts weiter sagen und Sakura verstand. „Wir telefonieren später!“, flüsterte Sakura und winkte Hinata noch einmal mit einem entschuldigenden Lächeln zu, bevor sie die Tür wieder hinter sich schloss. Sakura sah den langen Gang zu den Aufzügen entlang. Es war ruhig. Hier und da kam ihr ein Patient oder ein Besucher entgegen. Auch Ayumi, eine der Krankenpflegerinnen kreuzte ihren Weg. Ein kleiner Smalltalk und ein ehrliches Kompliment zu ihrer neuen Frisur und Sakura war auf direktem Weg zu dem Büro auf ihrer Station. Wie zu erwarten war, hatte sich mal wieder einiges angesammelt. Ihr Körbchen lag zu mit Patientenkarteien, OP-Berichten und: dem Dienstplan. „Ah, da hast du dich versteckt.“, sagte Sakura mit zufriedenem Lächeln. Sie faltete das Blatt Papier auf und bemerkte bei ihrem Studium gar nicht, dass noch jemand den Raum betreten hatte. „Sakura.“, ertönte wie aus dem Nichts eine für Sakura nur allzu vertraute Stimme. Schreckhaft zuckte Sakura augenblicklich zusammen. Sie wandte sich um und blickte direkt in Karins ernste Miene. Unruhe breitete sich in ihr aus. Sakura war nicht der Typ Mensch, der sich nach solchen Vorfällen verkrochen hätte, aber ihr Körper zeigte ihr nur allzu deutlich, dass Karins Wutausbruch nicht spurlos an ihr vorbeigegangen war. Unmittelbar hob Sakura die Hand. „Nein, Stopp!“ „Sakura-.“, versuchte Karin zu unterbrechen. „Ich will dass du gehst!“, forderte Sakura mit ernster Miene. Karin schluckte. Behutsam nickte sie. „Das werde ich, aber zuerst möchte ich dir noch was sagen.“ „Tse, ich glaube deine Taten sprechen durchaus für sich.“ Schuldbewusst senkte Karin ihr Haupt. „Ich weiß… und es tut mir leid.“ Im ersten Moment war sich Sakura nicht sicher, was sie davon halten sollte. Doch je länger sie Karin ansah, erkannte sie, dass irgendetwas anders war. „Ich habe kein Recht dich um Verzeihung zu bitten. Ich habe dir sehr wehgetan auf mehrerlei Weisen und das tut mir sehr leid. Wenn du mich wegen Körperverletzung anzeigen willst, verstehe ich das und ich werde die Konsequenzen für mein Verhalten tragen.“ Sakuras Mund blieb ihr einen kurzen Moment offenstehen. Karins Schuldgeständnis und Einsicht hatte sie definitiv überrascht. „Ehm…danke.“, antwortete Sakura perplex. Karin atmete hörbar aus. „Gut, das war alles.“ Sie wandte sich um und setzte zum Gehen an. „Eh Karin-?“ Die Frau mit dem feuerroten Haar hielt inne und sah über ihre Schulter zu Sakura. „Nur das du es weißt, ich habe nicht vor dich anzuzeigen.“ Karins Augen verengten sich verständnislos. „Wieso?“ Sakura steckte ihren Dienstplan in die Tasche ihres Mantels und kam einen Schritt auf Karin zu. „Nach allem was du getan hast, habe ich wirklich lange überlegt, ob ich diesen Schritt gehen soll. Aber mir erschienen die Konsequenzen unverhältnismäßig. Eine Anzeige bei der Polizei ist das eine, aber das würde auch auf der anderen Seite bedeuten, dass du sehr wahrscheinlich deinen Job verlieren würdest und nicht mehr als Ärztin arbeiten könntest… Du hast Riesen-Scheiße gebaut, ja. Trotzdem bist du auch nur Mensch… und jetzt, wo ich Sasuke ein wenig besser kenne, kann ich dich sogar ein Stück weit verstehen.“ Karin sah Sakura ungläubig an. Sakuras unendliche Selbstlosigkeit hatte sie noch nie ausstehen können. Und selbst jetzt, nach allem was sie ihr angetan hatte, stand Sakura vor ihr und zeigte sogar Verständnis für ihr unentschuldbares Verhalten. Karin schnaubte kopfschüttelnd. „Du bist unglaublich.“ „Mag sein… aber, sollten dir nochmal die Sicherungen durchbrennen, verspreche ich dir, dich zur Verantwortung zu ziehen.“ Karin nickte verstehend. „Ich sorge dafür dass es nicht so weit kommt.“, versprach Karin schließlich. „Was meinst du?“ Karin zuckte ausladend mit ihren Schultern und seufzte. „Du musst das hier zukünftig allein wuppen – ich habe gekündigt.“ Sakuras Augen wurden groß. „Jetzt sieh mich nicht so an. Ich hab eingesehen das meine Eifersucht und meine Impulsivität ein Problem sind. Aber solange ich hierbleibe, in seiner Nähe…und deiner, werde ich das nie überwinden. Ich ziehe zurück nach Uzushio, zu meinen Eltern. Dort habe ich eine Stelle in einer kleinen Klinik bekommen und dort werde ich mir professionelle Hilfe suchen.“ „Wow…“, entgegnete Sakura perplex. „Das… ist echt toll, Karin.“ „Naja nicht ganz, aber aktuell die beste Alternative. Ich bin heute nur hier, um meine Sachen abzuholen und nachdem ich dich hier gesehen habe, wollte ich nur noch die Chance nutzen dir das zu sagen.“ „Danke Karin.“ Sakura nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie Karin ihre Hand reichte. „Ich wünsch dir alles Gute.“ . . . Das Telefon rappelte fordernd auf seinem Schreibtisch. Sasuke sah von Narutos Fallakte hoch und schob sich seine Brille ein Stück hoch. Auf dem Display klaffte die unheilbringende Dienstnummer seines Vaters. Sasuke mahnte sich kurz um Ruhe und hob schließlich ab. „Ja?“ „Kommst du bitte in mein Büro.“ Wieder einmal klang die Aufforderung seines Vaters streng, so als lasse sie keinen Widerspruch zu. Ohne eine Antwort zu geben, legte Sasuke auf und erhob sich lustlos aus seinem Schreibtischstuhl. Unmotiviert öffnete er die Tür zum Büro seines Vaters und fand seinen Vater, wie immer, mit strenger Miene an seinem Platz vor. „Was willst du?“, bellte Sasuke ihm entgegen. „Zuerst einmal, gilt auch für dich zuerst an die Tür zu klopfen, bevor man eintritt.“ Sasuke ging nicht auf Fugakus Maßregelung ein, sondern verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand neben der Bürotür. Fugaku ignorierte Sasukes Desinteresse und räusperte sich. „Wir müssen über den Antrag reden.“ „Hm?“ „Narutos Beförderungsantrag. Wie kommst du darauf ihn für diese Stelle vorzuschlagen?“ Aus Reflex zuckte Sasuke bereits mit den Schultern. Doch er stieß sich von der Wand ab und trat näher zu seinem Vater heran. „Weil er mehr als geeignet dazu ist.“ „Das sehe ich anders.“ „Tze. Natürlich tust du das.“, entgegnete Sasuke abfällig schnaubend. „Ich sehe ein, dass Narutos Gehalt angepasst werden sollte in Anbetracht der erbrachten Leistung in den letzten Monaten, aber ich werde ihm nicht diese Position anbieten.“ Sasuke verdrehte die Augen. Was half es noch mit seinem Vater zu diskutieren. Es war letztlich vollkommen egal, wie gut er argumentierte, er würde ihn nicht überzeugen. Erneut demoralisiert wandte Sasuke sich um. „Mach was du willst.“ Als er seine Hand bereits auf die Türklinke gelegt hatte unterbrach Fugaku sein Vorhaben. „Deine Mutter und ich erwarten dich an Weihnachten bei uns zu Hause.“ „Das fällt euch früh ein… Ich werde nicht kommen.“, erklärte Sasuke nüchtern. „Sasuke.“, erhob Fugaku drohend seine Stimme. „Dein Verhalten gegenüber mir ist das eine, aber du wirst deine Mutter nicht enttäuschen. Nicht nachdem Ita-.“ Sasukes Hand versteifte sich um den Türknauf. Seine Knöchel wurden bereits weiß. Und bevor Fugaku weitersprechen konnte unterbrach Sasuke ihn scharf. „Halt. Die. Klappe!“, brachte er unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Sasuke spürte die aufkeimende Wut, die mit jedem Atemzug zu wachsen drohte. Vollkommen steif betrachtete Sasuke seine verkrampfte Hand an der Türklinke. Das stumm vibrierende Smartphone in seiner Hosentasche holte ihn für den Bruchteil einer Sekunde aus seinem Ärger und ließ ihn schließlich aus der verglasten Bürotür seines Vaters aufsehen. Seine Augen wurden groß als sich eine zierliche junge Frau mit Rosa Haar auf seinen Schreibtisch zubewegte. Desorientiert sah sie sich um und sah ihn schließlich direkt an. Ein liebevolles Lächeln gefolgt von einem Winken ließen ihn augenblicklich wieder Ruhe empfinden. Alle Wut schien in diesem Moment wie weggeblasen. Sasuke löste seinen steifen Griff vom Türknauf und richtete sich auf. „Es tut mir leid.“, sagte er schließlich vollkommen ruhig. „Aber ich werde Weihnachten mit Sakura verbringen.“ Ungläubig sah Fugaku seinen Sohn an. „Die Ärztin? Wieso verbringst du mit ihr-?“ „Sakura und ich sind zusammen. Seit ein paar Wochen. Sie ist mir sehr wichtig. Mit Mutter rede ich selbst.“ Er wartete nicht mehr auf eine Reaktion seines Vaters sondern ließ Fugaku mit dieser Aussage allein in seinem Büro zurück. Perplex sah Fugaku seinem Sohn hinterher, der zielgerichtet mit schnellen Schritten zu seinem Schreibtisch auf die Frau zueilte, die bereits dort auf ihn wartete. „Hey.“, flüsterte Sakura mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen. Sasuke antwortete nicht, nahm stattdessen ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr einen Kuss. „Du kommst genau richtig.“, sagte er schließlich erleichtert. Sasukes übermäßige Reaktion ließ Sakura verdutzt zurückweichen. Sasuke zog seine Jacke über und packte Smartphone und Geldbeutel in seine Hosentasche. „Ist irgendwas passiert?“, harkte Sakura schließlich nach. Sasukes Augen verengten sich und wanderten für einen kurzen Moment zu dem Büro seines Vaters, bevor er mit den Schultern zuckte und einen Arm um sie legte. „Alles wie immer, mach dir keinen Kopf.“ Sakuras Neugier war nicht befriedigt. Sie erkannte eine gewisse Doppeldeutigkeit in seiner Aussage, doch sie wollte ihn nicht verstimmen, dafür war ihr die Mittagspause, die er mit ihr verbrachte, viel zu kostbar. . . . „Auf was hast du Lust – Kaffee oder Pasta?“, fragte Sakura letztlich um das Thema wechseln. Sasuke schmunzelte. „Interessante Auswahl.“, kommentierte er scherzhaft. „Such dir was aus.“ Sakura blieb kurz stehen und überlegte einen Moment. „Hm… Pasta? – Hinata hat mir letztens von dem neuen Italiener um die Ecke erzählt. Da soll es auch eine kleine Auswahl an Gerichten zum Mitnehmen geben.“ „Dann Pasta.“, stimmte Sasuke zu und ließ sich von Sakura durch die Stadt lotsen. Auf dem Weg zum Italiener versank Sasuke in den Erzählungen seiner Freundin. Sie erzählte ihm von Ino, die über Weihnachten bei Sai bleiben würde. Von Hinata, die in ihrer Arbeit versank. Bevor Sakura jedoch Karin anschneiden konnte, waren sie angekommen. Zwischen großen gläsernen Schaufenstern großer Modeketten schummelte sich eine kleine Tür mit Fenster, darüber nur ein kleines Schild mit dem Namen des italienischen Imbisses. Trotz Mittagszeit war das kleine Restaurant wenig besucht. Bereits an der Theke bestellten beide ihr Essen, das kurze Zeit später auch schon an ihrem Tisch serviert wurde. Sakura sah von ihren Nudeln zu Sasuke hoch, der bereits die erste Gabel mit Penne in seinem Mund verschwinden ließ. Das Schmunzeln auf ihren Lippen verblasste als sie abwesend die Spaghetti um ihre Gabel wickelte. Sakura schluckte. „Wusstest du das Karin wegzieht.“, fragte sie plötzlich. Aus dem Augenwinkel erkannte sie bereits dass sich Sasukes ganze Haltung augenblicklich versteifte. Seine Miene wurde ausdruckslos. „Woher kommt das jetzt?“, entgegnete Sasuke trocken. Sakura legte ihre Gabel beiseite und strich eine ihrer losen Haarsträhnen hinter ihr Ohr. „Ich hab sie getroffen, vorhin…im Krankenhaus.“ „Hat sie dir was getan?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben geredet…und sie hat sich entschuldigt.“ „Hat sie das?!“, entgegnete Sasuke ungläubig. Sakura nickte und erzählte Sasuke schließlich von dem Aufeinandertreffen.   „Ich glaube wirklich dass es ihr leidtut.“, schlussfolgerte Sakura in Gedanken. „Abwarten.“, kommentierte Sasuke schlicht und genehmigte sich einen Schluck vom kräftig herben Espresso vor sich. Sakura sah ihn urteilend an. „Ich kenne sie dafür einfach zu lange.“, erklärte sich Sasuke. „Hmm.“, seufzte Sakura schließlich. „Jetzt ist sie sowieso erstmal weit weg.“ „Hn.“ . . . „Wann hast du heute Feierabend?“, fragte Sakura mit trauriger Miene, als sie beim Polizeirevier angekommen waren. „22 Uhr, wieso?“ Sakura senkte ihr Haupt um ihre hitzigen Wangen zu verbergen. „Nichts, es ist nur…ich vermisse dich eben.“ Kurz verengten sich Sasukes Augen, doch seine harten Gesichtszüge erweichten sofort mit Sakuras Worten. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, hob ihr Gesicht an und küsste sie schließlich. Der Geschmack ihrer zarten Lippen und ihr Duft kosteten Sasukes gesamte Selbstbeherrschung. Auch wenn es zunehmend anstrengender wurde seine Lust zurückzuhalten und die süße Qual über sich ergehen zu lassen, waren ihre zarten Berührungen erfüllender als jede lieblose Nacht mit einer zufälligen Bekanntschaft. Mühevoll ließ er schließlich von Sakura ab und sah sie an. Irgendetwas an ihren Augen sagte ihm, dass sie ähnlich empfand. Sasuke schürzte die Lippen. „Was hältst du davon, wenn ich heute Abend zu dir komme. Ich fahr kurz nach Hause, pack mir meine Sachen ein und dann komme ich zu dir.“ Sakura sah ihn erst ungläubig an, dann schlich sich ein scheues Lächeln ein und sie nickte. „Und dann kannst du mit mir machen was du willst.“, flüsterte Sasuke ihr zu und zog eine perfekt geschwungene Augenbraue zweideutig in die Höhe. Ohne Sakuras Reaktion abzuwarten, drückte er ihr einen Kuss auf. „Bis später.“ . . .   Auch wenn beide der Hoffnung waren, dass an dem Abend mehr zwischen ihnen laufen würde als innige Küsse, blieb es bei eben diesen. Die elektrisierende Spannung zwischen ihren Körpern war kaum noch zu ignorieren. Trotzdem, Sasuke hatte geschworen erst mit Sakura zu schlafen wenn sie ihn darum bat. Immerhin blieb von der Nacht ein Foto. Sasuke starrte noch immer auf Sakuras neues Profilbild und musste unweigerlich an den Morgen denken. Er war gerade erst wach geworden, hatte sich noch nicht mal ein Shirt übergezogen. Sein Kopf ruhte an Sakuras linker Schulter. Seine schmale Nase berührte kaum ihren Hals. Als ein Kichern ihren Brustkorb vibrieren lies öffnete Sasuke die Augen, um die Ursache für ihr Amüsement zu finden, aber da war es bereits zu spät. Er erkannte nur noch auf dem Display ihres Smartphones dass Sakura wohl gerade ein Foto von ihnen beiden gemacht hatte. Tadelnd sah er zur ihr rauf, doch Sakura schenkte ihm wie immer ein unschuldiges Lächeln in der Hoffnung dass es ausreichte ihn zu besänftigen. Genauso war es auch schließlich. Sasuke war zu verschlafen, um eine Diskussion wegen solch einem trivialem Grund zu führen. Und jetzt, als er das fertige Ergebnis von Sakuras List vor sich hatte, fiel es ihm schwer ein Lächeln zu unterdrücken. Sakura Lache auf dem Bild zeigte ihre naive, kindliche Freude über da Foto. Was für ein Freund wäre er, ihr diese Freude zu nehmen. Gerade als er sein Handy aus der Hand legen wollte, begann es fordernd in seiner Hand zu vibrieren. Sasuke sog scharf die Luft ein, bevor er den Anruf entgegennahm. „Mutter.“ „Sasuke, mein Schatz! Wie geht’s dir?“, ertönte Mikotos sorgenvolle Stimme am Telefon. „Gut.“ „Das ist schön zu hören. Dein Vater hat mir gesagt, dass du an Weihnachten nicht zu uns kommen wirst.“ Sasukes entspannte Miene verhärtete sich sofort als Fugaku ins Spiel kam. „Ja…und?“ „Nichts, es ist alles gut. Dein Vater hat auch erzählt, dass du eine Freundin hast.“ Sasuke entgegnete nichts. Mikotos Stimme verriet bereits, dass sie wohl zu lächeln schien. Sasuke seufzte tonlos. Er verstand jetzt, warum seine Mutter anrief. Sie wollte es von ihm hören: Wer sie war, ob sie schön sei und ob sie ihn glücklich machte. Mikoto war einfach eine liebevolle und besorgte Mutter. „Ist es die Ärztin?“, kam es durch den Hörer. Sasukes Augen wurden groß. Woher-? „Hn. Hat Vater es dir gesagt?“ „Nein, wer sie ist, hat er für sich behalten. Aber dein Vater, Itachi und du ihr wart schon immer der Auffassung ein gutes Sehvermögen zu haben. In der Hinsicht seid ihr aber schon oft ziemlich blind gewesen.“, lachte sie. „Ich freue mich für dich, mein Schatz!“, gestand sie schließlich mit einem Hauch von Erleichterung in der Stimme. „…und ich möchte, dass du sie mir noch einmal vorstellst.“, forderte Mikoto streng. Sasuke schaffte es nicht ein Schmunzeln zu unterdrücken. Er hatte das Gesicht seiner Mutter und die Vielfalt ihrer Emotionen, die darin zu lesen waren, direkt vor Augen. „Natürlich.“, gestand er ihr zu. „Nun gut, wenn du schon Weihnachten nicht bei uns bist, komm doch bitte am Neujahrtag zum Essen und bring sie mit. Ich möchte sie kennenlernen.“ Eine Woge des Unwohlseins überkam Sasuke als er daran dachte ein Familienfest über sich ergehen zu lassen, noch dazu Sakura in diesen dunklen Abschnitt seines Lebens reinzulassen. Unsicher was er jetzt entgegnen sollte, schluckte er. „Ich melde mich die Tage, wenn ich sie gefragt habe.“ „Sehr schön. Sehe ich dich vor Weihnachten noch einmal.“ „Ich muss arbeiten.“, erklärte Sasuke trocken. „Na gut. Mein Schatz, ich wünsche dir frohe Weihnachten. Genieß die Zeit mir ihr.“ „Frohe Weihnachten Mutter.“     Kapitel 33: Thirtytwo --------------------- Thirtytwo     Das warme Wasser prasselte unaufhörlich auf ihn ein. Eigentlich war Sasuke schon längst fertig mit duschen, doch er verweilte noch einen Augenblick in der wohligen Wärme. Er schloss seine Augen und lehnte seine Stirn gegen die kühlen Fliesen seiner Dusche. Das Wasser bahnte sich den Weg durch seine Haare, lief seinen Nacken hinab bis zu seinen Füßen. Ein genussvoller Atemzug entglitt ihm, bis er schließlich das Wasser abdrehte und nach seinem Handtuch griff, um es sich um die Hüften zu legen. Er kippte das Fenster seines Badezimmers, damit die überschüssige Feuchtigkeit entweichen konnte und den Spiegel freigab. Es war Weihnachten. Auch wenn ihm selbst nicht viel daran lag, wollte er sich wenigstens für Sakura Mühe geben. Routiniert schäumte er seine untere Gesichtshälfte ein und trug Stück für Stück die kleinen Stoppeln darunter ab. Mit einem Handtuch wischte er die letzten Reste des Rasierschaums ab. Als er seine Haare trocken gerubbelt hatte, sah er noch einmal in den Spiegel. Er würde wohl noch einmal Hand anlegen müssen, so wie nach jedem Friseurbesuch. Zwar waren seine Haare vorne nicht wesentlich kürzer als vorher, doch die hintere Partie machte einfach was sie wollte.   Mit einem Handtuch im Nacken betrat er sein Schlafzimmer. Auf dem Sessel neben seinem Fenster lagen bereits seine Kleider, die er sich zurechtgelegt hatte. Das Handtuch um seine Hüfte fiel zu Boden und er schlüpfte in seine Unterwäsche, bevor er schließlich sein graues Hemd zuknöpfte und es ordentlich in seine schwarze Hose steckte. Mit dem Blick zum Spiegel gerichtet, legte er seine Uhr um sein Handgelenk und richtete schließlich seine Haare. Sasukes Fokus lag nie sonderlich auf seinem Aussehen. Es war offensichtlich, dass er für Außenstehende gutaussehend war. Aber er selbst nahm sich nie so wahr. Er war eben er. Kritisch musterte er sein Erscheinungsbild. Sasuke war zufrieden. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte sein Zeitmanagement. Er zog sich seine Schuhe an und warf sich seinen Mantel um, bevor er, mit einem Blumenstrauß in seiner Hand, in seinen Wagen stieg und seine Wohnung zurückließ. . . . Widererwartend war Sakuras Wohnung nicht seine erste Anlaufstelle. Etwas Stadtauswärts lag das Anwesen seiner Eltern. Seit dem Telefonat mit seiner Mutter hatte Sasuke lange darüber nachgedacht. Er war sich sicher, dass sie sich einsam fühlte. Schließlich war sein Vater keine allzu emotionale Stütze für seine gefühlvolle Mutter - und wer konnte sie mehr verstehen als Sasuke selbst. Auch wenn ihm solche Dinge nicht lagen, wollte er ihr zumindest eine kleine Freude bereiten. Elegant manövrierte er den Wagen in die großzügige Einfahrt des Anwesens. Durch die großen Fenster erkannte er, dass die Lichter des Tannenbaums bereits brannten. Seine Mundwinkel zuckten, als ihm die bittersüße Erinnerung in den Kopf kam, wie sehr er Weihnachten als Kind eigentlich geliebt hatte, vor allem, weil er Zeit mit seinem Bruder verbringen konnte. So vielbeschäftigt Itachi auch war, aber an Weihnachten war er da. Itachi hatte es sogar geschafft, ihre überaus religiöse Mutter irgendwann davon zu überzeugen, dass Sasuke und er die Mittagsvorstellung des Kinos besuchen durften, als zum Schrein beten zu gehen. So hatte sie immerhin Zeit alles in Ruhe zu richten. Und als die Vorstellung zu Ende war wuchs in Sasuke die Vorfreude. Wenn sie heimkamen, würde ihre Mutter auf sie warten und sie mit warmem Lächeln in das Wohnzimmer führen, wo ein wunderschöner Weihnachtsbaum stand und darunter allerlei Geschenke… Sasukes Miene wurde trüb. Als er sein Gesicht im spiegelnden Glas der Haustüre erkannte, mahnte er sich selbst. Er wollte seiner Mutter Freude schenken und keine weiteren Sorgen bereiten. Er drehte den Schlüssel im Schloss herum und im Hausflur schlug ihm direkt der weihnachtliche Geruch von Clementinen und Zimt entgegen. Nostalgie überkam Sasuke. Intuitiv führte ihn der Weg zur Küche, wo seine Mutter gerade den Deckel des großen Bräters abnahm und einen Löffel in die Soße tauchte. Der genussvolle Ausdruck in ihrem Gesicht ließ vermuten, dass ihre Kreation schmeckte. Mit einem sachten Klopfen gegen den Türrahmen kündigte Sasuke schließlich seine Anwesenheit an. Ein wenig erschrocken zuckte Mikoto zusammen und sah ihren Sohn mit großen Augen an. „Sasuke! Was machst du denn hier?“ Ohne auf seine Antwort zu warten, kam sie auf ihn zu und umarmte ihn. Es war ein komisches Gefühl. Sasuke konnte sich nicht daran erinnern, wann seine Mutter ihn zuletzt so in die Arme geschlossen hatte. Jedoch bestätigte es seine Vermutung – sie fühlte sich einsam, gerade jetzt, ohne ihn und Itachi. Mit warmem Lächeln auf den Lippen ließ sie von ihm ab und strich ihm liebevoll über seine frisch rasierte Wange. „Schön, dass ich dich doch noch sehe, heute.“, flüsterte sie. Mikotos Blick wanderte über seine Schulter hinweg hinter ihn. „Nanu, hast du sie nicht mitgebracht?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Ich bin auf dem Weg zu ihr.“ „Aber was machst du dann hier?“, tadelte Mikoto ihn liebevoll. Sasuke atmete tief ein als sich die Hände seiner Mutter auf seine Oberarme legten. „Ich wollte dir frohe Weihnachten wünschen.“, erklärte er und hielt ihr schließlich den Blumenstrauß hin, den er am Morgen beim Floristen hatte binden lassen. „Frohe Weihnachten Mutter.“ Mikotos Augen wurden groß, als sie den großen Blumenstrauß annahm und versuchte jedes Detail davon aufzunehmen. Sasuke erkannte die glasige Wasserschicht, die sich auf ihren Augen gebildet hatte. Mikoto leckte sich über die Lippen und versuchte Haltung zu bewahren. Dankbar sah sie zu ihrem Sohn rauf. „Frohe Weihnachten mein Schatz.“ . . . Die emotionale Reaktion seiner Mutter ließ Sasuke etwas aufgewühlt zurück. Doch jetzt, wo er im Auto saß und Sakuras Wohnung immer näherkam, wurde auch sie immer präsenter in seinem Kopf. Was mochte ihn wohl erwarten? Ein kleiner Teil in ihm empfand durchaus Neugier, aber hauptsächlich war er einfach froh den Abend mit ihr zu verbringen. In Sakuras Nähe war alles so leicht. Sie gab ihm das nie das Gefühl irgendwelche unausgesprochenen Erwartungen erfüllen zu müssen. Er konnte einfach sein wer er war. Manchmal schweigsam, manchmal redselig und manchmal brauchte er einfach seinen Raum und Sakura gab ihm genau das. Die Leichtigkeit ihrer bisherigen Beziehung ließ Sasuke nur mutmaßen, wie sie beim Sex harmonieren würden. Es war der einzige Gedanke, der ihn mit Scham erfüllte. Er versuchte wirklich sich um Sakuras Willen zusammenzunehmen, aber ihre Nähe, ihre Wärme, ihr Duft und ihr Körper waren für ihn ein Aphrodisiakum. Egal wie unschuldig ihre Berührungen auch waren, mittlerweile forderte ihn selbst die simpelste Geste. Mühsam versuchte er dann das schmerzliche Pochen seines Schrittes zu unterdrücken. Bisher hatte er es geschafft diese Seite vor Sakura zu verbergen, doch er war sich sicher, dass sie eine Vorahnung hatte. Seit ihrem Kennenlernen hatte sie ihn bereits durchschaut, dann würde eine Erektion, die er zu verbergen versuchte, kein Problem darstellen. Ob Sakura ähnlich empfand? Es war eine Frage, die ihn in den letzten Tagen häufiger beschäftigt hatte. Immer wieder gab es zwischen ihnen Situationen, die anders verlaufen wären, hätte Sasuke nicht die Reißleine gezogen. Jede Annäherung ließ Sakura bereitwillig zu. Auf dem Parkplatz bei Sakuras Wohnung angekommen, warf Sasuke die leidigen Gedanken beiseite. Er sah zum ersten Stock des Gebäudes und erkannte auf der rechten Seite des großen Mietshauses ein gedämpftes Licht. Sie schien wohl schon in der Küche zu stehen. Noch einmal zupfte er an einzelnen Haarsträhnen, um das Chaos der hinteren Haarpartie wenigstens ein bisschen zu bändigen. Er atmete tief ein, griff schließlich nach seiner Sporttasche und klingelte. Es vergingen nur wenige Sekunden als das erlösende Summen ertönte.     Sakura ließ die Tür zur Wohnung einen Spalt offen und ging zurück in die Küche, wo sie bereits die ersten Vorbereitungen getroffen hatte. Eine große Platte mit zwei kleinen weißen Porzellanschälchen gefüllt mit Wasabi und Sojasoße wartete darauf gefüllt zu werden. Ein sachtes Klopfen ertönte, als Sakura gerade das Essen aus dem Kühlschrank nahm. „Komm rein, es ist offen!“ Im linken Augenwinkel erkannte sie Sasuke, wie er seine Tasche abstellte und sich umsah, bis er sie schließlich entdeckte. Hatte er die Haare geschnitten? Verlegen wich sie für einen kurzen Moment seinem starren Blick aus und schob sich eine lose Haarsträhne ihrer Frisur zurück. Sakura hatte wenigstens versucht sich festlich zu kleiden und vielleicht sogar ein bisschen sexy?! War ein schwarzes, enganliegendes Stoffkleid mit Rollkragen, das knapp über ihren Knien abschloss denn sexy? – Sakura hatte keine Ahnung. Aber als sie sich vor einer Stunde fertig gemacht hatte, gefiel ihr was sie sah. Doch jetzt, da sie Sasuke sah, wie immer selbstsicher, elegant in schwarzer Hose und grauem Hemd, dazu noch seine neue Frisur, die ihm unfassbar gut stand, ließ Sakuras Zufriedenheit wanken. Seine Miene verriet wieder einmal wenig über seine Empfindungen und Gedanken aber als er näher kam erkannte auch Sakura sein sanftes Lächeln. Sasukes Lächeln war selten und darum umso schöner und wertvoller. Es verlieh seiner Anmut noch mehr Anziehung und ließ Sakuras Herz unweigerlich höherschlagen. Wie weggeblasen waren ihre Zweifel als er direkt vor ihr stand und seine Hände auf ihre Hüfte legte. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich unter seiner Berührung auf ihrer Haut aus. „Hi.“, hauchte sie. Sasukes verschmitztes Lächeln wurde breiter. Er lehnte sich zu ihr runter und drückte ihr sanft einen Kuss auf die Lippen. „Hey.“, entgegnete er fast tonlos. Für einen kurzen Augenblick konnte sie beobachten, wie seine schwarzen Augen sie musterten. Anhand seines Gesichtsausdrucks, der zwar nur wenig preisgab, hatte Sakura trotzdem das Gefühl, das Sasuke gefiel was er sah. Er ließ eine seiner Hände auf ihrer Hüfte und wandte sich der Küchentheke zu. „Was machst du da?“ Sakura folgte seinem Blick zu der großen Schieferplatte mit den Porzellanschälchen. „Eeh, also ich dachte mir, Naruto hat mal erzählt, dass du Onigiri ziemlich gerne magst.“ Sasuke sah verwundert zu ihr rüber. „Es gibt Onigiri?“ Das leichte glitzern in seinen Augen bestätigte Narutos Behauptung und Sakura lachte. „Nein, das erschien mir irgendwie unpassend für heute. Ich habe uns bei meinem Lieblingsrestaurant Sushi bestellt. Immerhin sind es doch fast dieselben Bestandteile, oder nicht?!... Ich hoffe du magst Sushi.“ Sasukes Miene veränderte sich kaum. Nur seine Augen verengten sich für einen winzigen Moment. Sein Gesicht kam ihrem näher und Sakura spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. „Ich liebe Sushi.“ Ein nervöses Lachen entkam Sakura. Ein eigenartiger Ausdruck lag über Sasukes Gesicht. „Ok gut, eh…wie wär‘s, bring doch schon mal deine Sachen in mein Zimmer und ich mache uns das Essen fertig?“ Sasuke richtete sich auf und zuckte unvermittelt mit den Schultern, bevor er kehrt machte und aus Sakuras Sichtfeld verschwand. Etwas zittrig atmete sie aus. Was war denn heute nur mit ihr los? Sonst ließ sie sich auch nicht so leicht aus der Fassung bringen. Aber sie litt wohl mittlerweile an Sinnesüberreizung. Alles an ihm, sein Erscheinungsbild, seine Art mit ihr zu reden, sie zu berühren, das alles waren Dinge, die ihr mit jedem Mal schwerer fielen zu ertragen. Nicht etwa aus Ekel, sondern aus Verlangen. Und aus irgendeinem Grund hatte Sakura das Gefühl, dass sie nachgeben würde. Nicht weil er sie dazu drängte. Sasuke hatte in den vergangenen Wochen sehr viel Geduld und Zurückhaltung bewiesen. Sie wollte mit ihm schlafen. Seine Nähe noch unmittelbarer spüren. Nur bisher hatte sich keine Gelegenheit gegeben, in der sie es ihm hätte offen mitteilen können. Sakura schluckte schwer. Hölzern transportierte sie die Maki und Nigiri mit den Essstäbchen auf die Schieferplatte. Sie atmete tief ein. Ihr Herzschlag beruhigte sich langsam. Sakura besah sich noch einmal das angerichtete Essen auf der Küchentheke und ging im Kopf ihr geplantes Menü durch. „Ah stimmt ja…“, fiel es ihr wieder ein. Sie ging zum Kühlschrank und öffnete schließlich die Flasche Weißwein die darin stand. In dem Moment trat auch Sasuke wieder in ihr Blickfeld. Er besah sich den Weihnachtsbaum, der in der linken Ecke des Wohnzimmers stand und prächtig in gold und weiß funkelte. Sakura nahm unterdessen zwei Weingläser aus einem der Hängeschränke und schenkte die cremefarbene Flüssigkeit ein. Mit beiden Gläsern in der Hand ging sie zu Sasuke und reichte ihm eins. Er erwiderte ihre Geste und sah sie undurchdringlich mit seinen Augen an. Wieder schlich sich eine sanfte Röte in Sakuras Gesicht. „Frohe Weihnachten, Sasuke.“, sagte sie und hielt ihr Glas hin. „Frohe Weihnachten.“, gab er zurück und stieß mit ihr an, bevor er sie erneut küsste. Für einen kurzen Moment brachte er sogar seine Zunge ins Spiel. Trotzdem mit einem abschließenden, sanften Kuss verschloss er ihre Lippen und widmete sich anschließend dem Weinglas in seiner Hand. „Das Essen ist fertig.“, sagte Sakura und deutete auf die Küchentheke, welche den offenen Raum zwischen Küche und Wohnzimmer trennte. „Möchtest du vorm Fernseher essen oder in der Küche?“ Sasuke überlegte kurz und sah schließlich zu dem gläsernen Sofatisch in der Mitte des Wohnzimmers. Sakura nahm ihm schließlich das Weinglas ab und stellte es bereits auf den Tisch. „Setz dich.“, sagte Sakura und griff nach der Sushi Platte.   Als endlich alles perfekt auf dem Tisch drapiert war, nahm Sakura die Wolldecke, welche auf dem anderen Sofa lag und setzte sich zu Sasuke, der bereits einladend seine Arme ausgebreitet hatte und um sie legte, als sie sich endlich zu ihm setzte. „Was willst du kucken?“, fragte sie und schaltete den Fernseher ein. „Keine Ahnung, such aus was dir gefällt.“ „Hm.“, Sakura überlegte als sie auf die Vorauswahl des Streamingdienstes sah - nur kitschige Weihnachts-Liebesfilme. Das war ganz eindeutig Inos Auswahl. Sakura mochte zwar durchaus ein paar zeitlose Weihnachtsklassiker, aber das war nun wirklich zu viel des Guten. „Weißt du was, was hältst du davon wenn wir zufällig auswählen.“ „Hn.“, bestätigte Sasuke kurz. „Ok.“ Sakura wählte die zufällige Wiedergabe aus und ließ den Algorithmus entscheiden. Nur kurz wurde der Titel eingeblendet. Es war nichts womit Sakura etwas anfangen konnte. Ohne weitere Vorahnung nahmen beide ihr Weinglas genehmigten sich einen großzügigen Schluck und begannen das Sushi zu essen. Der Film war zu Beginn recht unspektakulär. Es ging um meinen jungen, erfolgreichen Multimilliardär, welcher auf eine unsichere junge Frau traf, die sein Interesse weckte. Nicht Sakuras Fall. Sie konnte es dennoch nicht vermeiden hin und wieder zu schmunzeln. Das Verhalten der Protagonisten erinnerte wies durchaus gewisse Parallelen auf. „Was?“, fragte Sasuke sie argwöhnisch als er ihr Lachen erkannte. „Nichts…ich musste gerade an etwas denken.“, tat Sakura sein Interesse ab und leerte ihr Weinglas. Sakura wusste nicht, ob es an dem Film oder an dem Wein lag, aber eine eigenartige Anspannung erfüllte den Raum. Sie war sich nicht sicher, ob es die zweideutige Szene des Films war oder Sasukes Berührungen. Seine Finger strichen, scheinbar unbewusst, federleicht über ihren Oberschenkel – gefährlich nahe an der Innenseite. Sakura schluckte. Sie suchte nach einer Ablenkung und sah zu dem restlichen Sushi, dass noch auf der Platte übriggeblieben war. Kurz überlegte sie und nahm sich noch eins. „Ich schlafe nicht mit Frauen. Ich ficke…und zwar hart.“ Sakuras Augen weiteten sich als der letzte Satz über den Fernseher flimmerte und verschluckte sich prompt an dem Maki. Was zur Hölle-?! Erschrocken wich Sasuke ein Stück von ihr weg als sie sich hustend auf die Brust schlug. „Alles in Ordnung?“, fragte er verwundert. Röchelnd sah Sakura zu ihm hoch. „Alles gut, ich war nur…der Satz hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht.“ Sakura nahm einen großzügigen Schluck aus ihrem Weinglas, um die Reste des Essens und den Hustenreiz runterzuspülen. Sasuke sah sie amüsiert an. „Ist das so?“ Sakura nickte verlegen. „Kennst du den Film?“ „Nein.“, gab er ehrlich zu, doch das Schmunzeln auf seinen Lippen blieb. Sakura atmete nochmal tief ein und mahnte sich um Ruhe. Himmel Herr Gott sie waren beide erwachsen und hatten ihre Erfahrungen gemacht. Da sollte ein Erotik-Liebes-Drama nicht weiter ins Gewicht fallen. Dennoch, die Situation triefte vor Ironie. Da saßen sie nun. Eine Frau und ein Mann. Kaum ein paar Wochen liiert und jeder der beiden war nur allzu bereit den nächsten Schritt zu gehen. Das Schicksal verhöhnte sie regelrecht mit diesem Film.   Mit dem Fortschreiten der Handlung hatte Sakura zunehmend das Gefühl, dass sich die Stimmung des Films auch über sie legte. Es gab viele Szenen, die ihr Gehirn stimulierten. In ihrem Kopf spielte sich mittlerweile ihr ganz persönlicher Film ab und es rief erneut das wachsende Verlangen nach ihm in Erinnerung. Die Hauptdarstellerin erschien gerade in der Firma des Milliardärs, um Passagen innerhalb des vorgeschlagenen Vertrages zu verhandeln. Sakura schloss die Augen und presste ihren Rücken näher an Sasukes Brust, der daraufhin seinen Arm enger um sie legte. Wie konnte er dabei nur so ruhig bleiben? Sakura fokussierte ihren Atem und die Konversation des Filmes rückte in den Hintergrund. Sie spürte Sasukes Herzschlag, der ruhig an ihrem Schulterblatt pulsierte. Ebenso spürte sie seinen flachen Bauch, der sich gleichmäßig mit der Atembewegung seines Brustkorbs hob und senkte. Seine Hände ruhten entspannt um ihre Mitte. Sakuras Gedanken blieben bei seinem Oberkörper. Schon oft hatte sie ihn ohne Kleidung sehen dürfen. Auch berührt hatte sie ihn schon. Aber erst seit kurzem waren diese Berührung privater Natur und doch hatte sie das Verlangen ihn anders zu berühren. Zu sehen, wie er sich fallen ließ. Wie ihre Fingerspitzen seine Haut entlang glitten und er unter Verlangen seinen Mund leicht öffnete, während ihm ein tonloses Stöhnen entkam. Sakuras Herzschlag beschleunigte sich bei dieser Vorstellung. Ja sie wollte es – sie wollte mit ihm schlafen… „Ich möchte dich am liebsten ficken, bis du nicht mehr stehen kannst!“, ertönte es vom Fernseher und holte Sakura aus sinnlichen Gedanken. …JETZT! „Okay das reicht.“, sagte Sakura. Perplex musterte Sasuke Sakura, die sich ebenso abrupt von dem Sofa erhoben hatte, wie sie den Fernseher ausgeschaltet hatte. „Alles in Ordnung?“, fragte Sasuke irritiert. Sakura schüttelte kaum merklich den Kopf, eher um sich von unnötigem Gedankengut zu befreien und seufzte. Ohne auf Sasukes Frage einzugehen, hielt sie ihre Hand entgegen und forderte ihn aufzustehen. Als er ihr endlich gegenüberstand, glitten ihre Hände glitten seinen Hals entlang und hielt seinen Nacken fest. Sanft zog sie sein Gesicht zu sich, um ihn schlussendlich zu küssen. Sasuke wollte zurückweichen als er den Kuss erwidert hatte, aber Sakura machte mit ihrer Körpersprache deutlich, dass es dieses Mal nicht ausreichen würde. Sie verstärkte den Griff um seinen Nacken und drängte ihre Lippen fordernder an seine. Gierig öffnete sie ihren Mund, um seine Zunge mit ihrer zu streicheln, um buchstäblich einen Vorgeschmack auf das, was bevorstand, zu bekommen. Sasukes Hände glitten langsam unter Sakuras Armen an ihrer Hüfte vorbei. An ihrem Steißbein angekommen, zog Sasuke sie schließlich näher an sich heran. Von seiner offensichtlichen Zustimmung beflügelt nahm Sakura ihren Mut zusammen. Ihr Atem ging schwer als sie schließlich den Kuss zwischen Ihnen beendete. Wortlos sah sie Sasuke an. Sein Blick war intensiv. Sie hatte das Gefühl, würde sie ihn noch länger ansah, würde sie darin ertrinken. Sachte nahm sie seine Hand und führte ihn schließlich ins Schlafzimmer.     Kapitel 34: Thirtythree ----------------------- Thirtythree Sakura schluckte. Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. Der Mut, den sie durch das unbändige Verlangen vor wenigen Augenblicken noch verspürt hatte, verebbte und ließ in ihr Sorge aufkommen. Seit ihrem letzten Mal war schon einige Zeit vergangen und Sakura kannte sich selbst. Bei jedem neuen Partner empfand sie Unsicherheit. Wie oft wurde in Klatschblättern über das Leistungsvermögen des Mannes im Bett debattiert, aber war es nicht auch an ihr als Frau, etwas zum guten Gelingen beizutragen? Nicht, dass der Sex schlecht gewesen war, das hatten ihr auch ihre Partner versichert, aber Sakura konnte die Anzahl ihrer Sexualpartner an einer Hand abzählen – Sasuke hingegen… Mit wie vielen Frauen mochte er wohl geschlafen haben? Sakura war sich sicher, dass er genau wusste, was er tat und was er bei einer Frau machen musste, um sein Ziel zu erreichen. Ihr Herz pochte fast schmerzhaft nervös in ihrer Brust, als sie ihre Schlafzimmertür hinter sich schloss. Mit aller Kraft versuchte sie diesen Gedanken beiseitezuschieben. Mit festem Griff um die Türklinke einatmen, ausatmen…einatmen, ausatmen. „Du musst das nicht tun.“, ertönte Sasukes dunkle Stimme hinter ihr. Sakura spürte, wie seine Finger zärtlich ihre Wirbelsäule hinabfuhren. Sie erschauderte. Seine Berührung hinterließ eine brennende Spur und ließen ihre Zweifel ein wenig in den Hintergrund rücken. Noch einmal, Sakura schloss die Augen… einatmen, ausatmen. Steif drehte sie sich zu Sasuke um, der kaum dreißig Zentimeter von ihr weg stand. Ihr Blick wanderte langsam von seinen Füßen, über seine Beine hinweg zu seinem Bauch. Sie schluckte hart, als sie letztlich an seinem Gesicht angelangt war. Es war markant, aber feinzügig. Seine Nase mit auffallend schöner Kontur – mit seinen pechschwarzen Haaren und Augen eben ein perfekt proportioniertes Gesicht. Egal aus welchem Winkel Sakura ihn bereits betrachtet hatte, er sah immer bildschön aus. Sie streckte ihre Hand nach seinem Gesicht aus. Als würde sie ein Kunstwerk betrachten, strich Sakura an seiner Schläfe entlang. Hauchzart glitt ihr Zeigefinder seinen Kiefer hinab bis zu seinem Kinn. In keinem Moment hatte sich Sasukes Mimik verändert. Geduldig und ruhig ertrug er ihre Berührung, abwartend zu welchem Entschluss Sakura kommen würde. Ihr Hand fuhr zärtlich über Sasukes Wangenknochen, als sie endlich den Mut aufbrachte ihm direkt in die Augen zu sehen. Ihr Daumen strich unmittelbar unter seinem schwarzen, dichten Wimpernkranz entlang. Schneidender als jede Waffe. Sasukes Blick war intensiv und fordernd. Trotzdem, ein eigenartiger Glanz lag über seiner Iris. In dem fahlen Licht schimmerten seine Augen fast rot. Wie hypnotisiert starrte Sakura in seine Augen, die in dem Moment so viel mehr preisgaben. Mit einem Mal war Sakuras Kopf vollkommen leer und befreit von Zweifeln. „Aber ich will.“, gestand Sakura schließlich. Sie war es leid, sich weiter Gedanken zu machen. Ja, Sasuke hatte seine Vergangenheit, ebenso wie sie. Aber nach allem, was geschehen war, hatte er sich für sie entschieden, mit allem was sie in diese Beziehung mitbrachte. Im Gegenzug akzeptierte auch sie seine Altlasten. Vielleicht würden sie jetzt nicht den kitschig romantischen, phänomenalen Sex haben. Letztlich war das egal, denn diese Nacht würde den Grundstein dafür legen, dass er irgendwann genau das sein würde. Ihr Körper agierte nun fast von allein. Sakuras Hände vergruben sich in Sasukes Haaren und zogen ihn direkt zu ihrem Gesicht. Noch während sich ihr Kuss immer weiter vertiefte, wanderten Sakuras Hände seine breiten Schultern entlang und trafen sich an seinem Schlüsselbein, wo sie sanft die Knöpfe seines Hemdes öffneten. Mit fahrigen Händen befühlte sie Sasukes perfekt definierten Oberkörper. Sie fühlte jeden einzelnen Muskel unter seiner zarten, warmen Haut. Ein flaches Stöhnen entkam Sakura als Sasuke sie in ihrem Vorhaben unterbrach und hinter ihrem Ohr sachte ihren Hals küsste. Die feuchte Spur, die seine Lippen hinterlassen hatten, kribbelte angenehm auf Sakuras Haut. Ihre Finger strichen genüsslich das graue Hemd von Sasukes Schultern. Noch einmal trafen sich ihre Blicke. Sakuras Verstand wurde immer mehr vernebelt und ihre intuitiven Instinkte meldeten sich. Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Sakuras Hände glitten zu Sasukes Brust. Anstatt sich jedoch zu ihm rüberzulehnen, um ihn zu küssen, wie er es erwartet hatte, stieß sie ihn zurück. Er taumelte nach hinten, verlor an der Bettkante den Halt und fiel zurück auf die weiche Matratze. Perplex sah Sasuke zu ihr auf. Sein Mund wurde trocken als Sakura auf das Bett kletterte und sich rittlings auf ihn setzte. Kurz darauf spürte er bereits ihre zarten Lippen, die an seinem Hals entlangstrichen. An seiner Brustwarze hielt sie kurz inne. Genüsslich strich ihre Zungenspitze darüber und entlockte Sasuke einen erstickten Laut, als ihre Hand ganz bewusst über den gespannten Stoff seines Schrittes strich. Sasuke war geplättet. Fast sprachlos. Er war es gewohnt, dass er die Situation im Schlafzimmer kontrollierte, weil es auch das war, was Frauen von ihm wollten oder eher erwarteten. Sakuras aktuelle Dominanz war für Sasuke ungewohnt und instinktiv hätte er sich spätestens jetzt über sie gerollt und hätte die Führung übernommen. Doch etwas hielt ihn zurück. Sakura hatte, nüchtern betrachtet, bisher nicht viel getan, aber dieser kurze Augenblick des Kontrollverlustes hatte so viel in ihm ausgelöst. Er war neugierig. Was würde passieren, wenn er ihr weiter die Führung überließ? Sasukes Hand legte sich schließlich in Sakuras Nacken, um nur für einen kurzen Augenblick ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Um Fassung ringend sah er sie an. Seine Zunge leckte noch einmal über seine Lippen. „Du bist so schön“, gestand er abgekämpft. Sakura entgegnete nichts, lächelte und führte ihre Spur der Liebkosungen auf seiner nackten Haut fort. Vorbehaltlos griffen ihre Hände an seinen Hosenbund, öffneten den Knopf und den Reisverschluss und zogen schließlich seine Hose nach unten. Noch einmal tauschten sie Blicke aus. Lüstern sah er sie an, als sie schließlich den letzten Rest seiner Kleidung über seine Beine zog. Sakuras Augen wurden groß. Nun lag Sasuke vor ihr – vollkommen nackt. Interessiert musterte Sasuke sein Gegenüber. Als ihr Blick auf seinen Penis fiel, wurde Sasuke neugierige. Was dachte sie gerade und vor allem, was würde sie jetzt tun? Er musste nicht lange auf eine Antwort warten. Sie beugte sich über ihn und strich mit ihrer Zungenspitze über den Schaft seines Penis‘. In einer Bewegung strich sie damit bis zu der Spitze seiner Eichel entlang. Eine unvergleichliche Woge der Erregung überschwemmte Sasuke. Ein ersticktes Stöhnen entkam ihm, als er seinen Hinterkopf fester in das Kopfkissen drückte. Unglaublich! Desorientiert sah Sasuke erneut zu Sakura, die immer noch zwischen seinen Beinen über seinen Penis‘ gebeugt war und ihn langsam in ihren Mund gleiten ließ. Wieder übermannte ihn die anwachsende Erregung. Sein Verstand drehte durch. Kein Moment in seinem Gedächtnis kam dem Gleich was er gerade empfand und erlebte. Zwar war der Punkt des Kontrollverlustes sicherlich ein erheblicher Auslöser für seine Empfindungen, doch Sasuke verspürte noch mehr. Er fühlte sich gleichsam wohl, geborgen und…geliebt. Die angenehme Wärme, die sein Herz umgab, die Liebe die er für die Frau, die ihn gerade so selbstlos verwöhnte, empfand, waren die Auslöser für dieses erleben. Erfüllt von dieser Erkenntnis, richtete sich Sasuke schweratmend auf. Sanft umfasste er Sakuras Handgelenk und unterbrach sie in ihrem Tun. Auch er wollte ihr Freude bereiten. Nachdem, was er bis vor wenigen Augenblicken empfunden hatte, rückte der emotionslose Sex in seiner Vergangenheit in die Bedeutungslosigkeit. Und trotzdem, er würde die gewonnene Erfahrung nutzen, um Sakura die gleichen Empfindungen zu schenken, die sie in ihm ausgelöst hatte. Er wollte sehen, wie die Röte ihre Wangen zeichnete wenn er in sie eindrang. Wie er sie mit jeder Bewegung näher an ihren Höhepunkt brachte. Lasziv leckte sich Sasuke über die Lippen, sah einen Moment zu Sakura auf und zog sie schließlich zu sich herunter. Ihre Lippen trafen sich erbarmungslos. Seine Hände strichen über Sakuras Oberschenkel und schließlich unter den Saum ihres Kleides. Sakura atmete hörbar in ihre Küsse hinein. Sie spürte wie seine Hände sich immer tiefer in das Kleid vergruben. Unmittelbar vor ihren Brüsten hielt Sasuke inne. Er löste sich von ihren Lippen und sah sie erneut an. Sakura schluckte und nickte unsicher. Seine Hände griffen um den Saum des Kleides und zogen es mit einem Ruck über ihren Körper. Sasukes Augen lagen nun direkt auf Sakuras Körper. Sie erkannte wie seine Iris sich von ihrem Gesicht weiter nach unten bewegte. Sakura mochte ihren Körper im Großen und Ganzen. Es gab nur eine Stelle, die ihr immer Unsicherheit bereitete: ihre Brüste. Schon in der Mittelstufe hatte man sie gehänselt, denn erst hatte sie gar keine Brust. Ihr Körper entwickelte sich einfach später als die der anderen Mädchen. Doch als auch Sakura endlich weiblichere Rundungen bekam, stellte sich schon früh heraus, dass ihre Statur wohl eher zierlicher bleiben würde. Viele ihrer Mitschüler nahmen das zum Anlass sie zu ärgern. Es war eine schmerzliche Erinnerung, die ihre Wurzeln bis in die Gegenwart schlug, denn mit jeder intimeren Begegnung, musste sie erneut ihre Zweifel überwinden. So schön sich Sasukes Berührungen auch anfühlten, als er sich aufsetzte, ihr den BH öffnete und ihre Brüste daraus befreite, wich sie seinem Blick aus. „Ich weiß, sie sind nicht wirklich groß…“, begann sie. Sasuke bemerkte ihr Unbehagen und versuchte ihren Blick aufzufangen. Als Sakura ihn erwiderte hoben sich seine Mundwinkel kaum merklich. „Das ist mir bewusst.“, antwortete er mit sinnlichem Unterton und küsste über die Haut ihres Busens und strich mit seiner Zunge über aufgerichtete Brustwarze. Sakuras Augen wurden glasig als sie seine Geste verstand. Sasuke war vollkommen klar wen er vor sich hatte. Genau so wie sie hier vor ihm saß, lediglich mit einem Slip bekleidet, liebte er sie. Erfüllt von seiner Liebe zog sie Sasukes Gesicht erneut an sich ran und küsste ihn leidenschaftlich. Gierig drang sie in seine Mundhöhle ein und strich mit ihrer Zunge über seine. Sasukes Hände glitten unterdessen ihren flachen Bauch hinab bis hin zu ihrem Höschen - das letzte Kleidungsstück, dass einer von ihnen beiden trug. Die Zweifel, die ihren Ursprung in Sakuras Vergangenheit hatten, rückten in Vergessenheit. Sasukes Hand zwischen ihren Beinen forderten ihre ganze Aufmerksamkeit. Seine Fingerspitzen strichen zärtlich über ihre Vulva. Schon jetzt war sie total feucht. Sakura fiel es zunehmend schwerer Sasuke weiter zu küssen. Sein Daumen massierte in kreisenden Bewegungen ihren Kitzler. Elektrische Impulse durchzuckten ihren Körper. Unkontrolliert warf sie ihren Kopf in den Nacken und seufzte, als sie eine Welle der Lust überrollte. Schwer atmend richtete sich Sakura wieder auf. Sasukes Hand glitt derweil aus ihrer Unterhose und drückte Sakuras Becken nach vorne. Sie sah in Sasukes Gesicht. Die Haut seiner Wangen schimmerte in zartem rot. Lustvoll erwiderte er ihren Blick. Seine Zunge leckte noch einmal über seine Lippen. „Setz dich auf mich.“, flüsterte er. Dabei deutete er nicht auf seinen Penis‘, der voller Erregung in die Höhe ragte, sondern sein Gesicht. Sakura schluckte. Sollte sie-? Letztlich ließ sie sich aber darauf ein. Mit glühendem Blick beobachtete Sasuke wie Sakura über ihn kletterte. Lüstern besah er sich die Stelle ihres Körpers, die nur noch von einem Stoffdreieck verdeckt wurde. Mit Zeige- und Mittelfinger zog der den Baumwollstoff beiseite und entblößte endlich den Rest ihres wunderschönen Körpers. Sasuke sog jedes kleine Detail auf. Die Haut ihrer Vulva war glatt und zart. Noch immer war die feuchte Spur zu erkennen, die er mit seinen Fingern hinterlassen hatte. Ein ersticktes Stöhnen entkam Sakura als Sasuke begann ihre Klitoris mit seiner Zunge zu streicheln. Ihre Hände umklammerten das Kopfende ihres Betts. Je länger Sasuke sein perfektes Zungenspiel fortführte umso mehr staute sich in Sakura das Verlangen an ihn endlich zu spüren. Ihr war nun klar, dass sie durchaus in der Lage waren sich auch so viel Freude zu bereiten. Aber sie wollte endlich Sasukes gesamten Körper spüren und das so nah wie möglich. „Sasuke…“, unterbrach Sakura ihn. Sasuke sah zu ihr auf, unsicher ob er gerade eine Grenze überschritten hatte. Doch Sakura musste nicht mehr erklären, er erkannte, was sie mit ihrer Unterbrechung sagen wollte. Sie rückte ein Stück zurück und sah unsicher zu Sasuke rüber. Er wischte den Rest ihrer Feuchtigkeit von seinen Lippen, dabei ließ er Sakura keine Sekunde aus den Augen. Seine Hand legte sich um ihren Nacken und er küsste Sakura. Ehrliche Vorfreude keimte in ihm auf. Er wollte ihr nah sein, auf jede erdenkliche Art und Weise. Geschickt drängte Sasuke Sakura zurück, bis sie schließlich unter ihm lag. Ihre Brustkörbe drückten sich schwer atmend aneinander. Sie waren trotz allem, was sie bis hier hin getan hatten nervös - beide. Ihr Vorspiel war ein lustvoller, bittersüßer Vorgeschmack auf das, was folgte. Sie sahen sich an. Sasuke erkannte die sanfte Röte die sich über Sakuras Wangen gelegt hatte. Genau das war der Moment, der Moment, den er herbeigesehnt hatte. Behutsam drückte er ihr sein Becken entgegen und führte seinen Penis mit seiner Hand schließlich zum Scheideneingang. Sein Atem stockte für den Bruchteil einer Sekunde, als er die seidig feuchte Haut ihrer Vagina mit seinem Penis berührte. Langsam drang er nun in sie ein. Beide keuchten auf. Vorsichtig begann sich Sasuke zu bewegen. Als er und Sakura schließlich einen gemeinsamen Rhythmus fanden, schien das Eis endlich gebrochen. Es war der Moment, den beide so sehr herbeigesehnt hatten. Es war das Maximum an Nähe und Intimität und das erlösende Ventil ihrer angestauten Lust. Sakuras ausdrucksstarker Orgasmus erregte Sasuke so sehr, dass er auch er wenig später die köstliche Erlösung fand. Schwer atmend sank sein ganzer Körper schlapp auf Sakura herab und rutschte seitlich auf die Matratze. Sakura sah ihn mit großen Augen an und strich die wirren Haarsträhnen aus seinem Gesicht. Als er ihren Blick erwiderte lächelte sie zufrieden. „Ich liebe dich.“ Sasuke sah sie für einen Moment stumm an. War er bereit, ihr genau das auch zurückzugeben. Sakura wartete jedoch nicht, dass er ihre Worte erwiderte, stattdessen packte sie ihn an der Schulter und schloss ihn in ihre Arme, sein Kopf nah an ihrem Herzen. Das Glücksgefühl, welches er beim Orgasmus empfand, flammte wieder auf. Sakuras Liebe schien so grenzenlos. Selig erwiderte er ihre Umarmung und drückte sein Gesicht fest an ihre Brust. „Ich liebe dich auch.“, murmelte er zufrieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)