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Behind the cold

Es ist leichter mich zu hassen, als mich zu lieben...
von

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Twentytwo

Twentytwo

 

 

Die letzte seiner Trainingshosen fand nun auch den Weg in seine große Sportasche. Sein Tablet verstaute er im Seitenfach und zog den Reisverschluss zu.

„Schon alles gepackt?“

Sein Kopf hob sich und drehte sich zur Seite. Aus dem Augenwinkel erkannte er direkt den wärmenden Rosa Farbton.

„Ja, wird Zeit, dass ich hier rauskomme…“, erklärte er knapp.

Sakura stützte sich vom Türrahmen ab. Mit einem Lächeln auf den Lippen zog sie einen weißen Umschlag aus ihrem Kittel.

„Wie gut, dass ich die passende Fahrkarte dazu habe - deine Entlassungspapiere.“

„Danke.“, entgegnete Sasuke knapp, warf sich den Tragegurt über die Schulter und nahm den Umschlag an sich.

„Wirst du abgeholt?“, fragte Sakura und begleitete ihren Patienten den Gang entlang.

„Ja, meine Mutter fährt mich nach Hause.“

Sakura schmunzelte bei dem Gedanken an Sasukes Mutter. Die Schiebetür des Foyers öffnete sich und entließ beide in den kalten Wintertag. Weiße Rauchschwaden ihres eigenen Atems stiegen in die kalte Luft. Sasuke ließ den Blick über die einsame Einfahrt schweifen.

„Falls du den Aschenbecher suchst, hier ist keiner.“, schlussfolgerte Sakura aus Sasukes suchendem Blick.

Sasuke musterte sie verwirrt. „Aschenbecher?“

„Na, ich dachte-.“

„Ich rauche nicht mehr.“

Sakuras Augenbrauen wanderten verblüfft in die Höhe.

„Oh!“, entkam es ihr und erneut schlich sich zartes Lächeln auf ihr Gesicht.

Sasuke sah zu ihr, um ihre Reaktion weiter abzuschätzen. „Was?“

„Nichts. Ich find‘s schön, dass du damit aufgehört hast.“, ergänzte sie und beobachtete wie eine schwarze Limousine, die Augenscheinlich wohl Sasukes Mitfahrgelegenheit war, in die Zufahrt bog.

„Hn.“

„So, na dann, komm gut nach Hause und übertreib’s nicht, Uchiha.“

Grinsend drückte sie Sasuke die Entlassungspapiere in die Hand. Der Wagen hielt unmittelbar vor ihren Füßen. Durch die Fensterscheiben erkannte Sasuke bereits das freundliche Gesicht seiner Mutter. Schweigend stieg er in den Wagen und verstaute den Umschlag in seiner Tasche.  Das Auto summte leise und setzte sich langsam in Bewegung. Im Vorbeifahren sah Sasuke noch einmal zu Sakura, die sich eben in geschmeidiger Bewegung umgedreht hatte und hinter der gläsernen Schiebetür des Krankenhauses verschwand.

„Ein wirklich reizendes Mädchen.“, kommentierte Mikoto.

Sasuke hob den Kopf und sah zu seiner Mutter. „Wie?“

Und wie immer sah Mikoto kurz zu ihrem Sohn und schenkte ihm ein wärmendes Lächeln.

„Na Dr. Haruno. Sie scheint eine sehr anständige und kluge Frau zu sein.“

Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. Was wollte seine Mutter damit andeuten? Ihm war ihr feiner Unterton nicht entgangen. Für einen kurzen Moment sah er seine Mutter weiter schweigend an, bevor er sich wieder der vorbeiziehenden Landschaft zuwendete.

„…kann sein.“, ergänzte er schlicht.

 

Erleichterung überkam Sasuke als er seine Wohnungstür aufsperrte.

„Kommst du zurecht? Soll ich nicht doch lieber mit reinkommen?“, fragte Mikoto besorgt und stellte Sasukes Tasche neben der Tür ab.

Sasuke verzog sein Gesicht. „Ich komm schon klar.“

Mikotos fürsorgliches Lächeln fiel in sich zusammen. „Okay, dann pass auf dich auf, Mein Schatz.“

„Hn.“

Sasuke schloss die Wohnungstür. Mit einem gedehnten Seufzen lehnte er sich gegen dagegen und sah in die leere Wohnung. Vor ihm erstrecke sich das gleiche trostlose Chao wie bereits vor seinem Unfall. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. Er nahm seine Tasche, warf sie schließlich achtlos auf sein durchwühltes Bett und ließ sich schließlich schwerfällig darauf nieder.

Schweigend starrte er zu der Decke. Im Moment der Stille schien das schmerzhafte Pochen seiner Schusswunde wieder aufzuflammen. Seufzend ließ er sich tiefer in das kühle Lacken seines Bettes sinken.

Er griff nach seiner Fernbedienung auf seinem Nachtschränkchen und schaltete den Fernseher an. Das Fernsehprogram um die frühe Mittagszeit war unterirdisch. Wer zur Hölle wollte so etwas sehen? Letzten Endes schaltete Sasuke von Zeit zu Zeit einen anderen Sender ein. Kam eine Werbeunterbrechung war es Zeit den nächstbesten Kanal einzuschalten.

Ab und an übermannte ihn die Müdigkeit und er nickte ein. Über den ganzen Tag erstreckte sich das Katz und Maus Spiel, bis Karin am Abend vor seiner Tür stand. Aber auch sie brachte nicht mehr Unterhaltung in den Tag, sondern unternahm nur halbherzige Versuche mit ihm zu schlafen und obwohl Sasuke den Sex zwischen ihnen mochte, schien er einfach nichts Besonderes zu sein. Ihre Art machte ihn Zunehmens aggressiv. Es war einfach nicht das was er gerade brauchte…
 

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Sakura hing ihren Kittel zu den restlichen, damit er am nächsten Morgen frisch gereinigt in ihrem Spind auf sie wartete. Noch einmal sah sie zu Uhr und seufzte. Was für ein Tag…

Sakura liebte ihre Arbeit, aber dieser Tag zog sich deutlich länger als sie zu Beginn ihrer Schicht erwartet hatte. Das Gefühl der Monotonie hatte sie über den ganzen Tag hinweg Zunehmens müde gemacht. Das einzige was ihr Körper gerade verlangte war eine entspannte Stunde mit Tee auf dem Sofa.

Sie warf sich ihren Mantel über und klemmte ihre Tasche unter den Arm.

„So, jetzt aber ab nach Hause.“, murmelte sie.

Hinter den Schiebetüren des Krankenhauses schlug Sakura bereits feuchte kühle Luft entgegen und das prasselnde Geräusch des Regens erreichte ihre Ohren. Sie kramte in ihrer Tasche und zog gleich ihren Knirps heraus. Definitiv! Couch und eine warme Tasse Tee.

 

Sakura stellte den aufgespannten Schirm in den Hausflur. Erleichtert schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung auf. Bereits im Eingang schlug ihr die wohlig warme Luft entgegen. Stück für Stück tauschte Sakura ihre durchnässte Kleidung gegen bequeme Kuschelkleidung aus. Im Wasserkocher brodelte bereits das kochend heiße Wasser. Sakura übergoss die Teebeutel in der Teekanne langsam mit der dampfenden Flüssigkeit. Bewaffnet mit Teekanne und Tasse ließ sie sich schließlich entspannt auf dem Sofa nieder. Sie schlug die Wolldecke über ihre Beine und zog unter dem Couchtisch ihr Buch hervor, dass sie bereits vor Tagen begonnen hatte zu lesen. Abwesend starrte sie auf den Einband ihres Buches und griff nach ihrer Tee Tasse. Der Duft von Hibiskus umwölkte ihre Nase und zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.

Perfekt!

Auch wenn Sakura Feierabend hatte, sie war nicht der Typ, der sich in irgendeinem kitschigen Liebesroman oder einem Krimi verlor. Am besten schaltete sie ab während sie sich mit Fakten eines interessanten Sachbuchs umgab. Erwartungsvoll schlug sie das Buch an der Stelle auf, an der sie es gestern beiseitegelegt hatte.

 

Sakura verlor jegliches Empfinden für Zeit. Seite für Seite verschlang sie jedes einzelne Wort. Erst als das Geräusch der Tür, die von außen aufgeschlossen wurde, an ihre Ohren drang, sah sie auf.

Abgekämpft stolperte Ino in die Tür und ließ die prall gefüllten Einkaufstaschen aus ihren Händen zum Boden sinken und stöhnte.

Sakura lächelte ihrer Freundin mitfühlend entgegen, die sich erschöpft neben ihr aufs Sofa fallen ließ.

„Harter Tag?“

Ino verdrehte die Augen. „Frag nicht…Es ist jedes Jahr dasselbe. Noch vor dem ersten Advent laufen die Kunden uns die Türen ein. Jeder möchte Gestecke oder Kränze gebunden bekommen.“

Sakura stand auf und brachte ihrer Freundin eine Tasse, die sie mit dem Tee aus der Kanne aufgoss. Dankbar nahm Ino Sakuras Geste an.

„Bitte sag mir, dass du einen besseren Arbeitstag hattest?!“

Sakura seufzte und ließ sich schlapp in die Sofakissen sinken.

„Ohje, Sasuke?“, hakte Ino nach.

„Nein, er ist heute entlassen worden. Ich weiß auch nicht. Der ganze Tag war irgendwie…seltsam.“

Noch einmal zog ihr Arbeitstag an ihr vorbei.

„Ich meine, da war die Visite, ich habe Patienten zu weiteren Untersuchungen begleitet und kurz vor Schluss kam noch ein Notfall bei dem ich ausgeholfen hab.“, zählte Sakura auf.

„Eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag - oder?“

„Hmmm…“, gab Ino grübelnd von sich. „Erklär mir mal was du mit seltsam meinst.“

Sakura nahm noch einmal ihre Tasse. Während sie über eine bessere Beschreibung nachdachte sog sie den herrlich riechenden Wasserdunst ein

Sie nahm Sakuras Aussage ernst. Denn wenn es eines gab was man über die hübsche Ärztin wissen sollte, dann, dass sie ihre Arbeit über alles liebte. Egal wie stressig der Tag war, wie viele tragische Schicksale Sakura auch erlebte, nie war sie gelangweilt oder gar demotiviert.

Inos Mundwinkel hoben sich vielsagend.

„Was?“, fragte Sakura kritisch.

„Ach nichts…nur mein sechster Sinn.“

„Ino.“, warnte Sakura ihr zu sagen was sie dachte.

„Was?“, lachte Ino. „Du wirst mich sowieso für verrückt halten, aber irgendwas sagt mir dass er der Grund ist. Immerhin warst du während der Arbeit ständig bei ihm – und jetzt ist er weg.“

Sakura öffnete bereits den Mund, um alles abzustreiten, schloss ihn aber sofort wieder.

Mit einem frechen Grinsen nahm sie eines der Sofakissen und warf es in Inos Richtung.

„Du spinnst!“, gackerte Sakura amüsiert.

Auch wenn sie es nicht zugab, aber Sakura beschlich die leichte Vorahnung das Ino mit ihrer Behauptung recht behalten würde.

 

Das Ino mit ihrer Behauptung Recht behalten würde, zeigte sich bereits die nächsten Tage. Das ermüdende Gefühl auf ihrer Arbeit ließ nicht ab. 
 

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In einer Stunde hatte sie endlich Feierabend. Das Beste daran: es war die letzte Stunde vor ihrem Urlaub. Sakura hing ihren Kittel über die Lehne des Schreibtischstuhls und ließ sich mit einem tiefen Seufzer darauf nieder.

„Okay Haruno, nur noch deine Akten und dann ab nach Hause.“, sprach sie sich selbst ermutigend zu und nahm sich ihren Papierkram vor. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche ihres Kittels, setzte die Kopfhörer ein und startete ihre Lieblingsplaylist.

Sakura war kein Freund von Papierkram und Ablage, aber mit Musik ging auch dieser Teil ihrer Arbeit immer schnell vorbei.

Tief versunken in ihre Arbeit bemerkte Sakura gar nicht, dass eine der Schwestern in ihr Büro kam. Erschrocken fuhr sie zusammen als Ayumi ihr behutsam eine Hand auf die Schulter legte.

„Oh Ayumi, hast du mich erschreckt.“, lachte Sakura schwer atmend.

„Entschuldige. Ich habe zwar geklopft, aber das hast du wohl nicht gehört.“

„Nein, schon gut. Was gibt’s?“

„Ich habe hier noch ein Schreiben für einen deiner Patienten – kannst du mir das noch unterschreiben?“

Ayumi hielt Sakura das Klemmbrett mit dem Schreiben. Instinktiv griff Sakura bereits zu ihrem Kugelschreiber. Stockte jedoch als sie die Anschrift sah.

 

Sasuke Uchiha

District E - Block 6a

282310 Konoha

 

„Sasuke Uchiha?“, fragte Sakura abwesend und überflog das Schreiben.

„Ja. Da er Beamter im Polizeidienst ist, muss er aufgrund seiner Verletzung noch in Rehabilitation. Das ist unser Empfehlungsschreiben mit ausführlichem Situationsbericht für die Reha-Klinik.“

„Hmm… und das zweite Exemplar ist für den Patienten?“

„Ja, ich wollte es eigentlich Karin mitgeben, aber die ist ja über das Wochenende auf Fortbildung.“

Sakura starrte den Namen leer an.
 

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„Und du kommst zurecht?“, fragte Karin während sie sein Shirt weiter verzog.

„Hn. Du solltest los.“, riet er ihr kühl.

Karins Lippen pressten sich zu einem gezwungenen Lächeln zusammen.

„Okay, dann bis Montag.“, sagte sie, griff nach ihrer Reisetasche und drückte Sasuke einen Kuss auf.

Sasuke sah ihr noch für einen kurzen Augenblick nach bis er letztlich seine Wohnungstür schloss.

Er nahm seine Tasse Kaffee und stellte sich Gedankenverloren an sein Küchenfenster während er dabei zusah wie Karin mit ihrem Auto wegfuhr.

Vollkommene Stille umfing ihn. Nach den letzten Tagen war Karins Abwesenheit eine willkommene Abwechslung.

Träge ließ sich Sasuke auf sein Sofa fallen. Wie immer sah er zuerst auf sein Smartphone – keine Nachrichten, und griff anschließend nach der Fernbedienung. Der Fernseher war mittlerweile so etwas wie sein neuer Freund geworden. In den vergangenen Tagen fand sein Leben ausschließlich auf den gefühlten zwei Quadratmetern seines Sofas statt.

Halbherzig widmete er sich dem Fernsehprogramm, das gerade lief, doch es war mittlerweile immer dasselbe. Die Episoden kamen bereits am Tag davor und würden seinen Horizont ohnehin nicht weiter bereichern. Seufzend erhob sich Sasuke von seinem Sofa und schaltete nach einer geschlagenen Stunde den Fernseher schließlich aus. Eigentlich hatte er sich nach Ruhe und dem Alleinsein gesehnt. Nun war er zu Hause und seine liebesbedürftige Freundin auf Fortbildung - endlich!

Entgegen Sasukes Erwartungen trat jedoch keine Befriedigung ein. Ein Gefühl von Rastlosigkeit verfolgte ihn seit er aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Ungeduldig auf der Rückseite seines Handys tippend sah er durch sein Wohnzimmer. Alles war wie immer…

Getrieben von seiner Unruhe und planlos was er gerade tun sollte, schnappte Sasuke sich schließlich seine Jacke, steckte sein Smartphone in die Hosentasche und marschierte entschlossen zur Tür. Noch ehe er die Tür vollständig geöffnet hatte, stach ihm bereits des sanfte Rosa ins Auge.

Verwundert, immer noch mit dem Zeigefinger Richtung Klingel, sahen Sakuras grüne Augen ihn an.

„Oh…“

Sasuke musterte sein Gegenüber irritiert. Eine Woge der Erleichterung keimte in ihm auf.

„Was machst du hier?“, fragte Sasuke im Affekt und ließ seine Stimme weicher wirken als er es beabsichtigt hatte.

„Ach entschuldige, -.“ entgegnete Sakura, immer noch ein wenig verdutzt.

„- Ähm, ich wollte dich nicht aufhalten.“, deutete sie auf Sasukes Jacke.

 „Hier, das wollte ich dir eigentlich nur vorbeibringen?“

Sakura kramte in ihrer Tasche und zog einen braunen DIN A4 Umschlag hervor.

„Was ist das?“, fragte er skeptisch.

„Dein Empfehlungsschreiben für die Reha und der Antrag. Die Schwester wollte es eigentlich Karin mitgeben, aber da sie nicht da ist, dachte ich, ich bringe es dir einfach vorbei…liegt ja auf meinem nach Hause weg“, erklärte Sakura beiläufig.

Sasuke sah erst zu dem Umschlag und schließlich zu Sakura. Die Rastlosigkeit, die ihn die ganze Zeit über begleitet hatte, war binnen Sekunden verflogen. Aber wieso war es für ihn so eine Erleichterung sie wieder zu sehen. Warum empfand er ihre Nähe so angenehm?

Sakura zog ihren Schirm näher an sich. Verunsichert von Sasukes vermeintlich nüchterner Reaktion wich sie einen Schritt zurück.

„Ich glaube, … ich sollte nach Hause.“, unterbrach sie Sasukes Grübeleien schließlich mit einem entschuldigenden Lächeln im Gesicht.

Ihre Worte holten Sasukes versunkenen Geist wieder in die Gegenwart zurück.

„Nein, warte.“, entkam es ihm.

Sakura stockte.

Er schluckte und presste seine Lippen zu einer Linie zusammen. – ob das eine gute Idee ist?!

„Willst du auf einen Kaffee reinkommen?“, fragte er schließlich.

Überrascht zog Sakura ihre Augenbrauen in die Höhe, erwiderte seine Frage jedoch mit einem leichten Lächeln und nickte.

Sasuke schloss die Tür hinter ihnen beiden und lotste die junge Ärztin durch den Flur zur Küche. Neugierig blickte Sakura im Flur in die einzelnen Zimmer. Die Wohnung war schön. Nicht zu groß und geschmackvoll möbliert, aber erschreckend war das Chaos. Schon am Eingang wurde sie von unzähligen leeren Alkoholflaschen empfangen. Verschmutzte Kleidungsstücke säumten die Gänge. Und auch die Küche bot ein Bild dass zu dem kühlen effizienten Kopf von Sasuke so gar nicht passen wollte. Aber es rief Sakura auch seine andere Seite wieder in Erinnerung: Der kleine Junge, der den Erwartungen seines Vaters nie gerecht wurde und den Verlust seines Bruders nicht verarbeiten konnte.

Sasuke entging Sakuras prüfender Blick nicht. Wie musste diese Wohnung wohl auf sie wirken?! Und obwohl Naruto wie auch Karin regelmäßig bei ihm zu Besuch waren, war es ihm zum ersten Mal unangenehm das jemand seine Wohnung so sah.

„Hier.“, Sasuke deutete auf einen der Stühle an seinem Küchentisch.

Er öffnete den Küchenschrank. Ein Glück. Es standen nur noch 2 saubere Tassen darin. Sasuke schaltete die Kaffeemaschine ein und ließ den Kaffee durchlaufen. Sakura hingegen musterte die Räumlichkeiten immer noch mit großem Interesse. Nicht um ihn zu verurteilen sondern um hinter die kühle Fassade zu blicken.

„Milch, Zucker?“

„Eh Milch, danke.“

Sasuke stellte alles auf dem kleinen Tisch ab und setzte sich auf den Stuhl direkt gegenüber. Sakuras schmale Finger glitten um das warme Porzellan der Tasse.

„Und wie geht’s deiner Schulter?“, fragte Sakura schließlich.

„War schon mal besser.“

Sakura kicherte als sie den Hauch von Ironie in seiner Stimme vernahm. „Das glaube ich. Warst du seit dem Krankenhaus mal bei deinem Hausarzt?“

„Nein.“

Sakura sah ihn mit urteilendem Blick an und nahm einen Schluck des Kaffees. „Warte nicht zu lange. Es ist wichtig, dass die Wunde regelmäßig von Fachpersonal kontrolliert wird.“

Sasukes Mund wurde trocken. Er sah zu ihr und auf ihre zierlichen Hände. Und ehe sein Verstand ihn davon abhalten konnte, entwichen ihm die Worte.

„Ok. Gleich hier oder im lieber im Badezimmer?“

Sakuras ernste Gesichtszüge entgleisten ihr. „Was?“

Sasuke verfluchte sich selbst für seine mangelnde Selbstbeherrschung, doch Sakuras entrüstetes Gesicht amüsierte ihn Zunehmens. Er musste das Beste aus der bizarren Situation machen. Gewohnt cool zuckte er harmlos mit den Schultern.

„Du meintest Fachpersonal. Es gibt wohl kaum geeigneteres Personal als diejenige, die mich im Krankenhaus operiert und behandelt hat.“, versuchte er trocken zu erklären.

Sakura durchforstete ihren Kopf. Diese Situation war unfassbar absurd. Doch irgendetwas war anders…

„Ähm… okay.“, sagte sie mit brüchiger Stimme.

„Gut.“

Etwas steif stand Sasuke auf und deutete Sakura ihm zu folgen. Unbehagen stand ihnen ins Gesicht geschrieben, doch keiner der Beiden fühlte sich so richtig in der Lage diese merkwürdige Situation zu beenden.

Im Badezimmer angekommen entledigte sich Sasuke seines Shirts. Sakuras Miene war von Skepsis und Unbehagen gezeichnet. Aber warum eigentlich? – Sicher, er sollte zu seinem Hausarzt, aber letztlich hatte er recht. Wenn jemand die Situation beurteilen konnte, dann sie. Aber diese Situation war anders. Die fachlichen Untersuchungen im Krankenhaus fühlten sich deutlich weniger…verboten an. Sie schluckte den immer schwerer werdenden Kloß in ihrem Hals herunter.

„Hast du einen Verbandskasten?“

„Im Schrank.“, entgegnete Sasuke und deutete auf das Schränkchen unter dem Waschbecken.

„Okay.“, stimmte sie zu.

Während Sasuke geduldig am Rand der Badewanne saß und wartete, kramte Sakura den Verbandskasten hervor und reinigte ihre Hände.

Sie schluckte als sie sich umdrehte und Sasukes ansprechenden Körper noch einmal unauffällig musterte.

„Dann lass uns mal sehen.“

Vorsichtig schälte Sakura ihn aus dem Verband und entblößte letztlich den einzigen Makel auf Sasukes perfekter Haut. Noch immer war die Haut rund um die Wunde verfärbt. Doch das Blau verblasste schon zu einem grün-gelblichen Ton.

„Und?“, harkte Sasuke.

Noch einmal inspizierte Sakura alles mit prüfendem Blick, um sicher zu gehen.

„Sieht gut aus. Die Wunde verheilt gut… trotzdem solltest du deinen Hausarzt aufsuchen.“, mahnte sie erneut.

„Hn.“, entgegnete Sasuke schlicht und sah Sakura direkt in die Augen.

Sakura klopfte mit ihren Handflächen auf ihre Oberschenkel, um sich selbst wieder wachzurütteln.

„So, nur noch das Pflaster und ich glaube dann sollten wir uns wieder dem Kaffee widmen, sonst wird er noch kalt.“, deutete sie unsicher.

Sasuke stimmte schweigend zu. Nachdem Sakura das große Pflaster über seine Wunde geklebt hatte, warf er sich das T-Shirt über und folgte Sakura zurück in die Küche. Instinktiv griff sie nach ihrem Handy in ihrer Tasche und sah auf die Uhr.

„Was schon so spät?“, stieß sie hervor.

Sasuke sah ihr überrascht dabei zu wie sie alles hektisch zurück in ihre Tasche warf. „Alles in Ordnung?“

„Ja…nein…“, haspelte sie und warf sich eilig ihre Jacke über. „Tut mir leid ich muss echt los. Wenn du noch Fragen hast wegen der Reha meldest du dich einfach.“, erklärte sie im Vorbeigehen.

Sasuke sah ihr stumm hinterher und folgte Sakura schließlich zur Tür. Noch einmal drehte sie sich im Gehen um, um sich zu verabschieden.

„Also nochmal danke für den Ka-.“

Das Wort schaffte es nicht mehr über ihre Lippen als sie bereits bemerkte, wie sie auf dem glatten, nassen Granitboden den Halt verlor. Das Adrenalin schoss bereits durch ihren Körper und ihr Gehirn bereitete sie schon auf einen sehr Schmerzhaften Aufprall vor. Aber ein kräftiger Arm umschlang ihre Mitte und bewahrte sie vor dem drohenden Unheil. Zaghaft wagte Sakura ihre Augen zu öffnen und sah nur noch warme, schwarze Augen, die sie sorgenvoll musterten.

Sekunden verstrichen scheinbar wie Minuten. Als würde die Zeit um sie herum stillstehen.

Es war dieser Moment der alles hochkochte. Bilder vergangener Erlebnisse die alle auf diese wenigen Sekunden hinausliefen.

 

Ihr erstes Treffen in der Disco, der Moment als er sie nach Hause begleitete…

 „Danke.“, keuchte Sakura.

„Pass das nächste Mal besser auf.“

 

Sakura, die Ihn dabei erwischt hatte, wie er sich die Hände gnadenlos am Boxsack aufschlug…

 „Du verschwendest deine Zeit.“, wehrte er augenblicklich ab.

„Ist das deine Art Danke zu sagen, wenn dir jemand helfen möchte.“, gab Sakura scharf zurück.

„Ich brauch deine Hilfe nicht.“

„Ja? Das sehen deine Hände aber anders.“

 „Keine Panik. Das letzte was ich will, ist deine Dankbarkeit. Das wäre vergebene Liebesmüh. Und jetzt komm mit, ich muss mich konzentrieren.“

 

Seine undankbare Reaktion Tage später…

„Such dir jemand anders zum vollquatschen.“

 „Schöne Hände.“, stellte sie fest. „Schade nur, dass der ganze Rest ein arrogantes Arschloch ist.“

 

Sasukes verzweifelter Kampf mit sich selbst und seinen Problemen…

„Sasuke, du bist betrunken und vollkommen high. Was von all dem ist überhaupt echt? Was von all dem bist tatsächlich du?“

„Du hättest einfach deine Klappe halten sollen…“

 

Der Moment als Sakura das erste Mal hinter seine Fassade blicken konnte…

Sakura?“

„Schh. Leg dich wieder hin und ruh dich aus

„Passt du auf mich auf?“, murmelte er vor sich hin.

 „Ja, schlaf.“

 

Der Ritter in dunkler Rüstung…

„Erzählst du mir was passiert ist?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Haben sie dir wehgetan? Hast du irgendwelche Verletzungen?“

Wieder schüttelte sie den Kopf.

„Sicher?“

„Sicher…“, flüsterte sie mit heiserer Stimme.

 

Der ständige Schutzengel…

„Keine Sorge.“, flüsterte sie ihm zu.„Wir kriegen dich wieder hin.“

 

 

War all das nötig gewesen, um letztlich zu dieser Erkenntnis zu gelangen?

Noch immer sahen sich beide mit weit aufgerissenen Augen an. Es war der Moment in dem Beide wussten, dass sie das gleiche empfanden.

„Sa-su-ke…“, brachte Sakura unter ihren bebenden Lippen hervor.

Ihre Hände immer noch verkrampft in seinem T-Shirt vergraben.

Sasuke schluckte. Sein Herz schlug ihm bis zur Kehle hoch und ließ ihn kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

 

Dieser Moment… er würde sein Verderben sein!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser:innen,
ein Jahr, über 365 Tage...puuuh

Ich weiß nicht was ich sagen soll... Ich habe für mich in meinem Tempo an dem neuen Kapitel gearbeitet... Ich kann euch leider nicht versprechen dass wieder regelmäßig Content kommt. Ich schreibe aktuell weiter, aber keine Ahnung ob das anhält, Sinn macht usw.
Trotzdem danke ich euch soooo sehr für euren Support!
Ihr seid wirklich erste Klasse :)
Ganz viel Liebe geht an euch raus.
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2021-07-14T18:44:54+00:00 14.07.2021 20:44
Tolles kapi freue mich auf die näshstXD.
Antwort von:  TheOnlyOne
15.12.2021 06:24
Dankee :)
Von:  RoterDrachen
2021-07-13T15:54:36+00:00 13.07.2021 17:54
Hi bin super happy das es weiter geht. Ich mag deinen Schreibstil. Bin schon gespannt wie es weiter geht 😊
Antwort von:  TheOnlyOne
15.12.2021 06:24
Glaub mir, ich hab mich auch so gefreut. Ich war einfach nur soooo erleichtert!

Es freut mich riesig dass dir mein Schreibstil gefällt und du mitfiebern kannst :)

lg OnlyOne
Von:  Cuddlytoy
2021-07-13T11:47:58+00:00 13.07.2021 13:47
Hey, mensch ich dacht schon du hast die ff aufgegeben!
Da freu es einen doch gleich noch viel mehr, wenn die auf einmal nach oben wandert. 😁

Schönes kapitel, endlich kapierens die beiden ja doch mal 😉
Antwort von:  TheOnlyOne
15.12.2021 06:23
Niemals! ;) es hat nur eeeeeewig gedauert T.T

Freut mich dass es dir gefallen hat :D
Von:  Desiree92
2021-07-13T10:37:04+00:00 13.07.2021 12:37
Wie schön, dass Du ein neues Kapitel geschrieben hast. Es ist wirklich toll geworden. Bin so gespannt was nach diesem Moment alles auf die beiden noch zukommt.

Hoffe dass die Geschichte weitergeht.

Liebe Grüße ☺️
Antwort von:  TheOnlyOne
15.12.2021 06:23
Das freut mich dass es dir gefallen hat.
Ich finde es ist eines der Besten, wobei ich mich ehrlich gesagt nicht entscheiden könnte. Jedes Kapitel hat seine eigene Bedeutung und Wichtigkeit.

Ich werde die Geschichte zu Ende schreiben auch wenn es noch zwei Jahre dauert (oh ich hoffe ihr bleibt dabei ;D) ich werde mich in den nächsten Tagen mit der Planung der weiteren Kaitel auseinandersetzen. Sehr Grobe Ansätze habe ich und ein kleiner Funke von Licht ist auch schon am Ende des Tunnels, aber keine Sorge so wie ich mich kenne kommen noch einige Kapitel ;D

lg


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