Behind the cold von TheOnlyOne (Es ist leichter mich zu hassen, als mich zu lieben...) ================================================================================ Kapitel 19: Nineteen -------------------- Nineteen   Mit einem Klonk fiel die kühle Dose in den Auffangbehälter. Das Zischen des Verschlusses kündigte die nahende Erfrischung an. Der zuckrig süße Geschmack des Softdrinks glitt erleichternd ihre Kehle hinab. „Oh das war nötig.“, erklärte Sakura und sah zu Hinata. „Danke nochmal.“ „Ach was. Im Moment ist es sowieso ruhig. Außerdem konnte ich dich so doch nicht ins Archiv gehen lassen. Mit den ganzen Kisten wärst du mein nächster Termin gewesen.“, erklärte Sakura lachend. Auch Hinata stimmte in Sakuras Gelächter mit ein. „Kaum zu glauben, dass es hier noch Personal mit Unterbeschäftigung gibt.“ Sakuras Griff um ihre Dose verstärkte sich. „Das würde erklären warum du hier bist, Karin.“, entgegnete sie scharf. „Ich bin nur hier um Heparin Spritzen zu holen. Ich habe keine Zeit um mich mit einem Softdrink in der Hand mit meinen Kollegen zu unterhalten.“, erklärte Karin unbeeindruckt. Ihre Selbstgefälligkeit widerte Sakura an. Noch bevor Sakura eine passende Antwort einfiel, mit der sie ihr entgegnen konnte, meldete sich ihr Beeper lautstark zu Wort. Ein Blick genügte und Sakura wusste dass es ernst war. „Tut mir Leid Hinata. Ich muss los.“, sagte Sakura entschuldigend und reichte ihr die Limo Dose. „Schon okay. Beeil dich.“, riet Hinata verständnisvoll. Sakura sah zu der offenstehenden Tür des Vorratsraums. „Karin! Kommst du? Es ist ein Notfall reingekommen.“, rief Sakura fordernd. Karin steckte ihren Kopf durch den Türrahmen und sah unbeeindruckt zu der Ärztin mit dem rosa Haar herüber. „Ich kann mich nicht um jedes Kind, das vom Klettergerüst fällt, kümmern, Stirnie. Ich behandle lieber die richtigen Fälle.“ Sakura verdrehte nur die Augen. Es hatte keinen Sinn mit Karin darüber zu diskutieren. Für Sakura war jeder Fall richtig. Denn die Leute kamen zu ihr, weil sie sich selbst nicht mehr helfen konnten. Wer war sie also darüber zu entscheiden was ein Notfall war und was nicht?! Im Laufschritt eilte Sakura die Gänge entlang. Wenn ein Notfall reinkam und noch dazu von Tsunade, der Oberärztin, schien es ernst zu sein. Schon beim Einbiegen in die Notaufnahme wurde Sakura plötzlich von uniformierten Männer und Frauen, die den gang säumten, empfangen. „Was ist denn hier los?“, murmelte sie verwundert und betrachtete die ernsten Mienen aller Anwesenden. „Sakura!“ Beim Klang der heiseren Stimme stockte ihr Herz und Sakura schloss bereits flehend ihre Augen. „Naruto…“, entkam es ihr tonlos. Missmutig drehte sie sich anschließend um und blickte in eine ebenso ernste Miene, wie beim Rest der Truppe. „Was ist los? Was machst du hier?“, fragte sie, während sie Narutos Körper auf Verletzungen absuchte. Naruto schien unversehrt, aber dennoch durch den Wind. Was konnte nur passiert sein? „Wir waren auf einem Einsatz-.“, Sakura hob die Hand und unterbrach. „Die Kurzversion bitte.“, forderte sie sanft. Naruto sah sie mit großen Augen an und schluckte. „Sasuke wurde angeschossen.“ Es war wie ein Schlag in die Magengrube. In ihren Gedanken leuchtete bereits ein Bild von einem verwundeten Sasuke, der hilflos auf dem kalten Asphalt lag, auf. Ihr Mund wurde trocken. Aber Sakura war unfähig etwas zu sagen. Der Kloß in ihrem Hals schwoll immer mehr an. Abwesend sah sie zu Naruto, der ihr flehende Blicke zuwarf. Sie nickte Naruto nur stumm zu, nahm tief Luft und versuchte sich auf das Wesentliche zu besinnen. Schließlich betrat sie das Behandlungszimmer der Notaufnahme. Schon in der Tür drang der eiserne Geruch von Blut an ihre Nase. Zwei Schwestern und eine Frau mit langem blondem Haar waren bereits über den Behandlungstisch gebeugt. „Ah Sakura, da bist du ja. Desinfizieren und helfen!“, forderte Tsunade. Sakura trat an den Waschtisch und säuberte ihre Hände und Unterarme. Im Vorbeigehen erkannte sie bereits Sasukes vertrauten Haarschopf. „Was haben wir?“, erkundigte sich Sakura und legte ihren Mundschutz an. „Eine Einschusswunde an der rechten Schulter. Die Sedierung schlägt bereits an.“, erklärte Tsunade beiläufig und deutete den Schwestern zur Seite zu gehen. Sakura setzte sich auf den rollbaren Hocker und schob sich zu Sasuke. „Er verliert viel Blut.“, stellte Sakura fest. „Ja. Das Projektil hat wohl mehr verletzt als zuerst angenommen. Wir müssen es entfernen um das Ausmaß der Verletzung besser einschätzen zu können.“ Sakura strich Sasuke die langen Haare aus dem Gesicht und wischte ihm den kalten Schweiß von der Stirn. Benebelt sah er zu ihr rüber. Das Eigenartige jedoch war, dass keine Spur von Kälte darin war. Seine schwarzen Augen waren so groß und glasig, dass sie sich selbst darin erkennen konnte. „Ayumi! Sag dem OP bescheid dass wir kommen.“, forderte Tsunade. „Wirst du assistieren?“, richtete sie ihre Frage schließlich an Sakura. Ihre Augen konnten sich nur schwer von den wunderschönen Opalen trennen, doch Sakura mahnte sich selbst um Professionalität. Ihre Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen. So wie er da lag, erinnerte sie das an das letzte Mal, als er ihre Hilfe brauchte. Wir sind quitt! – Von wegen… Das Telefon der Notaufnahme läutete. „Ja?“, bellte Tsunade in den Hörer. „Okay. Wir sind gleich da!“ Der Hörer landete unsanft auf dem Telefon. Tsunade entfernte ihre Handschuhe und band ihre Haare zu einem festen Knoten zusammen. „Haruno, in zehn Minuten.“, mit diesen Worten verschwand Tsunade in der Tür. Unbeteiligt wanderte Sakuras Blick von der Tür zu dem Verletzten. Benommen blinzelte er sie durch seine dichten Wimpern an. Trotz der starken Sedierung schien er alles zu verstehen was um ihn herum geschah. Sakura lächelte und trat auf den hilflosen Uchiha zu. „Keine Sorge.“, flüsterte sie ihm zu. „Wir kriegen dich wieder hin.“   Schwerfällig fiel die massive Tür zum OP-Saal in ihr Schloss. Sakura seufzte. Ihre Schläfen pulsierten schmerzhaft. Es hatte ganze zwei Stunden gedauert. Sie ging zum Spiegel und blickte in ihre müden Augen während sie Mundschutz und Kopfbedeckung auszog. Sakura drehte den Wasserhahn auf und benetzte ihre Haut mit kühlem Wasser. Ein letztes Mal betrachtete sie sich im Spiegel. Richtete das Vogelnest auf ihrem Kopf und bereitete sich mental auf das Kommende vor. Schon im Flur erkannte sie die Silhouetten die sich auf dem Flur ungeduldig hin und her bewegten. Die Schiebetür öffnete sich und Sakura wurde bereits von besorgten und gleichzeitig gierigen Augenpaaren angestarrt. Da waren Naruto, der Chief und eine Frau mit langem schwarzem Haar. Ihre Hände vergruben sich fest in dem Pullover des Chiefs. Ihrem Aussehen nach zu urteilen schien sie ganz eindeutig Sasukes Mutter zu sein. Er war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Naruto eilte auf seine Freundin zu und sah sie an. Seine Augen wirkten glasig. „Wie geht’s ihm?“, fragte er leise. „Beruhig dich.“, Sakura griff nach seiner Hand und drückte sie fest. „Komm!“, Sakura deutete auf Fugaku und seine Frau. „Was ist mit meinem Sohn?“ fragte Sasukes Mutter aufgelöst. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien sie sehr in Sorge um ihren einzig verbliebenen Sohn zu sein – verständlich! Sakura nahm noch einmal tief Luft. Sie deutete auf die Sitzecke neben dem Kaffeeautomat. Wie oft hatte sie schon solche Unterhaltungen führen müssen… Aber die Schlimmsten waren jene, wenn der Patient auf dem OP-Tisch verstarb. In die erwartungsvollen Gesichter zu sehen und ihnen jegliche Hoffnung zu nehmen war grausam. Glücklicherweise ging es in Sasukes Fall anders aus. „Wir konnten das Projektil entfernen und die Blutung stoppen. Die Muskulatur wurde an der Einschussstelle erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Wir rechnen aber mit Einschränkungen seiner Motorik im rechten Schulterbereich.“ Fugakus Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. „Werden diese Einschränkungen dauerhaft sein?“ „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir das leider nicht ausschließen. Wie groß der Schaden ist, können wir erst nach einer Angiografie genauer sagen. Aber Erfahrungsgemäß sollte eine intensive Behandlung durch einen Physiotherapeuten das Ganze wieder richten können.“ „Und, wie geht es jetzt weiter?“, hakte Sasukes Mutter nach. „Der Eingriff ist beendet. Die Wunde wird nur noch vernäht und dann verlegen wir ihn auf Station. Es sollte noch ein bis zwei Stunden dauern bis er aufwacht. In der Zeit könnten sie ihm eventuell eine Tasche packen. Trainingshose, T-Shirts, Zahnbürste. Alles was er eben braucht.“ Die Drei warfen sich vielsagende Blicke zu. „Wenn das alles ist was wir zur Zeit tun können…“, stellte Fugaku mutlos fest. Sakura stand auf und blickte in die Runde. „Ich melde mich bei Ihnen falls sich was ändern sollte. Notfalls steht Naruto mit mir im ständigen Kontakt.“ „Ich danke Ihnen Miss Haruno.“, bestätigte Fugaku knapp. Sakura lächelte dem Chief warm entgegen. „Kommen sie.“, forderte sie sanft. „Ich begleite sie noch zum Empfang, dann kann ich Ihnen auch gleich die Zimmernummer ihres Sohnes mitteilen.“   „Gute Arbeit Sakura!“, bekannte Tsunade stolz während beide noch einmal nach Sasuke sahen. „Danke.“ Sie nahm die Krankenakte und notierte bereits die Medikation für die kommenden Stunden. Lautes Gepolter drang an die Ohren der beiden Ärzte und ließ Sakura von dem Krankenblatt aufsehen. Ohne ein Anklopfen stolperte Karin ins Zimmer. „Sasuke! Mein Engel. Was ist passiert?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte Tsunade die lebhafte Frau mit dem feuerroten Haar. Überfürsorglich huschte sie um den noch schlafenden Patienten herum und störte die Ruhe. „Miss Uzumaki!“, unterbrach Tsunade sie harsch. „Man sollte meinen, dass sie die Erste hätten sein sollen wenn es sich um ihren Lebensgefährten handelt. Und doch war Miss Haruno da um den Patienten zu versorgen. Wieso?“ Sakura biss sich auf die Zunge. Sie hatte Mühe ein Lachen zu unterdrücken. Karins entgeisterter Gesichtsausdruck entschädigte Sakura für den gesamten Tag. „Ehm…nun ja…wissen sie Frau Doktor-.“ „Schluss. Ich will es gar nicht wissen. Sakura!“ „Ja?“ „Er ist nun dein Patient.“ „WAS?“, kreischte Karin und warf Sakura einen giftigen Blick zu. Tsunade seufzte. „Miss Uzumaki, sie werden ihr Temperament in Anwesenheit unserer Patienten zügeln, sonst muss ich sie des Raumes verweisen.“ Karin sah verblüfft zu ihrer Vorgesetzten, bevor sie betroffen den Blick senkte. Mit verschränkten Armen vor der Brust gab sie schließlich nach.  „Okay.“, gab sie kleinlaut zurück. Tsunade lächelte zufrieden und ließ die jungen Frauen anschließend mit dem Patienten alleine. „Darf ich?“, fragte sie leise und deutete auf die Krankenakte. Und so sehr Sakura Karin auch hasste, in diesem Moment konnte Sakura sie verstehen. Schließlich lag hier der Mann mit dem sie schon seit einiger Zeit eine Beziehung führte. Bewusstlos und angeschossen. Mit verständnisvoller Miene reichte Sakura ihrer Kollegin die Akte. Karin blätterte die Details durch um sich ein Bild von seinen Verletzungen zu machen. „Das hast du doch mit Absicht gemacht.“, grummelte Karin leise. Sakura verdrehte die Augen. „Ich weiß nicht was du meinst…“ „Ach komm schon. Du wusstest dass er es war.“ Sakura stöhnte auf. „Als die Meldung reinkam, hab ich dich gebeten mitzukommen. Aber Miss Superwichtig war sich ja zu schade für dieses Kind das vom Klettergerüst gefallen ist.“ Mit diesen Worten verließ Sakura das Zimmer. „Diese blöde-.“, brachte sie zähneknirschend hervor hinter verschlossener Tür hervor.     Die Straßenlampen begannen nacheinander aufzuleuchten. Die kühle Abendluft belebte ihre müden Zellen. Weißer Dunst zeichnete ihren Atem. Der warme Pappbecher in ihren Händen wärmte die unterkühlte Haut. Der rituelle Pausenspaziergang vom Coffeeshop zurück zum Krankenhaus hatte wie immer eine meditative Wirkung. Sakura bog in die Straße ein und erkannte den Chief und seine Frau wie sie in eine dunkle Limousine einstiegen. Scheinbar hatten sie nach ihrem Sohn gesehen. Sakura lächelte und wagte einen letzten Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz vor sieben. In drei Stunden würde sie endlich Feierabend machen können, aber davor würde sie noch einmal nach ihm sehen. Sakura sog den letzten Rest der koffeinhaltigen Brühe auf und betrat erneut das Krankenhaus. Die Besucherräume waren um diese Uhrzeit bereits leergefegt. Nur noch vereinzelt kam ihr ein Zivilist entgegen. Mit einem leisen Klopfen kündigte Sakura ihr eintreten an. Sie öffnete die Tür und sah Sasuke immer noch regungslos in seinem Bett liegen. Auf dem Beistelltisch unter der Fensterbank stand bereits eine Tasche. Sakura ging zum Tropf stellte die Zufuhr der Infusion ein. „Sa-ku-ra?“ Überrascht zuckte sie zusammen und sah zum Krankenbett herab. Sie lächelte, als sie in Sasukes Augen blickte. „Hey!“, hauchte sie. „Wie geht’s dir?“ Sein Kopf drehte sich von ihr zum Fenster und wieder zurück. „…beschissen.“ Sakura schnaubte amüsiert. „Naja, nach einer Schusswunde muss das wohl so sein. Ich hab deine Schmerzmittel für die Nacht etwas höher dosiert. Du solltest also in der Nacht nicht mehr allzu viel merken.“ „Danke!“ Mit einem spitzen Lächeln auf den Lippen setzte sich Sakura auf sein Bett und näherte sich seinem Gesicht. „Das war mein Job!...aber gern geschehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)