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Die Vertretung und die Folgen

Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden
von

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Neuer Schulalltag

Sonntag, 28.08./Montag, 29.08.
 

Völlig fertig und geschafft ließ sich Joey aufs Bett fallen und hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich das Oberteil auszuziehen.

Volle zehn Stunden lang hatte er gearbeitet, sich weiter über Projekte informieren lassen und gelernt, Statistiken und Bilanzen zu lesen und zu interpretieren. Außerdem hatte er von Yuuto einen Crashkurs in Geschäfts- und Juristensprache bekommen, den er morgen weiter fortsetzen wollte. Obwohl Joey wahrscheinlich noch nicht einmal 1 % gelernt hatte, hatte er allmählich das Gefühl, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie die Dinge zusammenhingen. Dabei kam ihm zugute, dass Kaiba ein sehr ordentlicher Mensch war, der die Sachen auf eine bestimmte Weise anging. Wenn er das verinnerlicht hatte, würde ihm der Rest bestimmt leichter fallen.

Als wenn dieser zehn Stunden Marathon nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte er danach noch als Model herhalten müssen, damit der Schneider noch eine ganze Reihe von Anzügen nähen konnte, damit er für die High Society gewappnet war, wie der kleine Kaiba es genannt hatte.

High Society … Das klang so gar nicht nach ihm. Es war noch immer alles vollkommen verrückt und absurd und Joey war sich sicher, dass er bald in seinem Bett in seiner kleinen Wohnung wach wurde und feststellte, dass er zu viele Schmerztabletten geschluckt hatte und deswegen so komisch geträumt hatte, doch bisher war ihm das noch nicht vergönnt gewesen. Aber das konnte hier doch unmöglich die Realität sein!

Und dann war morgen auch noch der erste Schultag nach Kaibas Unfall. Seine Klassenkameraden würden ihn wahrscheinlich den lieben Tag lang belagern und nerven, während er nur dem Unterricht folgen wollen würde, damit er einen guten Abschluss machen konnte.

Das würde ein Kampf werden.
 

Es war sechs Uhr morgens und Joey kämpfte sich aus dem Bett, machte sich im Bad fertig und zog seine Schuluniform an. Irgendwie fühlte sie sich jetzt anders an als letzte Woche.

Pure Einbildung!, wies er sich in Gedanken zurecht und schlenderte mit gepacktem Aktenkoffer nach unten in die Küche, wo Mokuba bereits frühstückte.

„Guten Morgen, Mokuba. Gut geschlafen?“, grüßte er den Kleinen lächelnd, der sich an einem Nutellabrötchen zu schaffen machte und ihn anschaute.

„Ja, und du?“, fragte er zurück und Joey erwiderte, dass es schon in Ordnung gewesen war. Tatsächlich hatte er irgendetwas geträumt, von dem er leider keine Ahnung mehr hatte, was es gewesen war. Ihn beschäftigte, dass er sich so komisch verwirrt gefühlt hatte, als er aufgewacht war, aber egal, wie sehr er versuchte, sich zu erinnern, er schaffte es nicht. Da war nur Leere.

„Ich habe heute bis 13 Uhr Schule und fahre dann in die Firma. Du hast bis 15 Uhr Schule, richtig?“, vergewisserte sich Mokuba und der Blondschopf nickte.

„Ja, acht Stunden Hölle. Heute wird es garantiert besonders schlimm.“ „Ach, du wirst das schon schaffen. Deine Freunde sind ja auch da! In der Firma machen wir dann einen Rundgang und stellen dich den Angestellten vor, nachdem du deine Sachen hochgebracht hast, damit sie dich auch kurz persönlich kennenlernen können. Am besten überlegst du dir ein paar nette Worte, die du ihnen jeweils sagen möchtest.“ „Okay, das kriege ich hin. Dann bis später, Kleiner“, meinte Joey und wuschelte ihm lächelnd durch die Haare, als Mokuba ihn kurz umarmte und dann zu Thomas ging, der ihn zur Schule brachte. Was Roland für Seto war, war Thomas für Mokuba. Das hatte Joey bereits verstanden.

Noch etwas irritiert über das geschäftsmäßige Verhalten des Kleineren frühstückte er selbst, blätterte nebenbei durch die Zeitung, auch durch den Wirtschaftsteil, von dem er mehr verstand, als er gedacht hatte, und stand dann schließlich auf, als Kaibas Assistent in der Tür erschien und ihm einen guten Morgen wünschte.

„Dir auch, Roland. Dann lass uns los. Wir nehmen den Wagen mit den getönten Scheiben, ja? Ich bin mir sicher, dass draußen noch immer Reporter sind …“ „Ja, da kannst du von ausgehen“, bestätigte Roland und sie marschierten wieder in die Tiefgarage.

Erneut ging das Blitzlichtgewitter los, als sie das Grundstück verließen, doch Joey zuckte dieses Mal nicht zusammen. Er würde sich für die nächsten Wochen daran gewöhnen müssen, ob es ihm nun passte oder nicht. Und er sollte sämtliche Klatschblätter- und Internetseiten meiden. Sonst würde er wahrscheinlich Tobsuchtsanfälle bekommen.

Die Fahrt an sich verlief ruhig und der Blonde schaute die meisten Zeit aus dem Fenster, ließ die spätsommerliche Atmosphäre auf sich wirken und versuchte sich einen Plan zurechtzulegen, wie er sich gleich in der Schule verhalten wollte, doch er kannte sich lang genug, um zu wissen, dass die Überlegungen sinnlos war. Er war ein impulsiver Mensch und reagierte auf die Schwingungen der anderen. Also konnte er eh nicht zu 100% steuern, was er sagen oder tun würde.
 

Nach 20 Minuten waren sie angekommen und dieses Mal blieb er so lange sitzen, bis Roland herumgekommen war, um ihm die Tür zu öffnen. Er hatte darauf bestanden, weil das so standesgemäß war und Joey hatte sich dem Assistenten gebeugt, um keine endlosen Diskussionen heraufzubeschwören. Zwar hätte er das dem Grünhaarigen auch verbieten können, aber er wollte, dass Roland weiterhin so offen mit ihm sprach wie bisher, denn er wollte und brauchte seine ehrliche Meinung. Da war das Warten, bis ihm die Tür geöffnet wurde, nicht so dramatisch für ihn.

Sofort waren ihm sämtliche Blicke in der näheren Umgebung sicher und Joey nickte Roland freundlich zu und verabschiedete ihn bis später. Dann setzte er sich mit dem Aktenkoffer bewaffnet in Richtung des Schulgebäudes in Bewegung, wofür er aber den Schulhof einmal komplett überqueren musste.

Joey war sich nicht sicher, woran es lag, aber die anderen machten ihm Platz, als wäre er Seto Kaiba persönlich, dabei schlenderte er zwar mit geradem Rücken, aber dennoch recht entspannt an allen vorbei und grüßte auch bekannte Gesicht mit einem Winken. Vielleicht war es die Aura eines Firmenbosses, die ihn jetzt auch umgab und alle kuschen ließ. Es war eine total merkwürdige Situation und Joey hoffte, dass sich die anderen bald wieder einkriegten. Das machte einen ja ganz verrückt!

Natürlich entging ihm auch nicht, dass sie alle tuschelten und sich dabei teilweise die Hände vor den Mund hielten, um das zu kaschieren, doch das war ihm überraschenderweise egal. Wahrscheinlich, weil er die Wahrheit kannte und es ihm gleichgültig war, was sich die anderen da zusammenreimten, mit den wenigen korrekten Informationen, die sie hatten.

„Hey Joey, guten Morgen!“, rief eine bekannte Stimme hinter ihm und er drehte sich abrupt um, entdeckte seine gute Freundin, die winkend auf ihn zukam. „Morgen Tea“, erwiderte er grinsend und begrüßte auch seine anderen Freunde, die hinter ihr langsam angelaufen kamen.

„Wow, du jetzt also auch mit Aktenkoffer?“, bemerkte Yugi staunend und Joey nickte. „Ja, das bleibt leider nicht aus. Direkt nach der Schule geht es in die Firma, Vorstellung vor den Mitarbeitern und so weiter“, erklärte der Blondschopf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

Froh, dass wenigstens seine Freunde ihn ein bisschen Normalität spüren ließen, schlenderte er mit ihnen in das Schulgebäude und in den Klassenraum, der bereits ziemlich voll war. Offenbar hatten sie alle nur darauf gewartet, dass er reinkam, denn sofort versuchten die anderen ihn zu belagern, doch Tristan und Duke konnten ihn zu seinem Platz begleiten, während der Rest unaufhörlich durcheinander quasselte und Fragen stellte, bis Joey der Kragen platzte und „Ruhe!“ brüllte.

Augenblicklich wurde es leise im Raum und er seufzte erleichtert.

„Ich werde euch keine einzige Frage beantworten. Kommt damit klar, dass ich mit Seto zusammen bin und ich ihn in dieser schrecklichen Situation selbstverständlich unterstütze.“

Damit war das Thema für ihn – aber nicht für die anderen, doch die ignorierte er gekonnt – abgeschlossen und er holte seine Schulsachen raus, die er für die erste Stunde brauchte. Außerdem schaute er auf das Firmenhandy, dass Yuuto ihm gestern noch mitgebracht hatte, und sein Email Posteingang quillte weiterhin über. Gefühlt jeder Geschäftspartner hatte ihm auf Mokubas Nachricht geantwortet, Beileid für diese schwere Situation ausgesprochen und Hilfe zugesagt, wenn er diese brauchte. Natürlich freute man sich auch auf die Zusammenarbeit und darauf, ihn einmal persönlich kennenzulernen.

Während der Rest noch ein paar Minuten versuchte hatte, ihn zum Reden zu bringen, seine Freunde ihn aber davon abgeschirmt hatten und sie auch endlich verscheucht bekommen hatten, hatte er noch ein paar der Emails mit einem Standardtext beantwortet. Er dankte für das Beileid und die Hilfe und hoffe, dass ein persönliches Treffen in der frühen Zukunft möglich sei, nachdem er sich eingearbeitet hatte.

Natürlich schickte er das jedes Mal in leicht abgewandelter Form, damit die Geschäftspartner nicht untereinander merkten, dass er einfach nur copy & paste gemacht hatte.

Danach unterhielt er sich noch ein paar Minuten mit seinen Freunden über ihr Wochenende und was sie noch so gemacht hatten, - dankbar, dass der Rest ihn zumindest für den Moment in Ruhe ließ – dann kam auch schon Herr Shirokawa rein und begrüßte die Klasse.

Als sich alle nach der Begrüßung wieder hingesetzt hatten, wandte er sich direkt an Joey und sagte: „Mein Beileid, dass Mister Kaiba diesen Unfall hatte. Wenn du Hilfe brauchst, dann melde dich gern. Ich bin aber stolz darauf, dass du dich dieser großen Herausforderung stellst und ihm so fest an der Seite stehst. Das ist sehr vorbildlich!“ „Ich danke Ihnen, Herr Shirokawa. Da ich bereits mitten in der Einarbeitung bin, kann es allerdings sein, dass das Handy klingelt …“, tastete sich Joey vorsichtig vor und der Lehrer winkte ab.

„Das ist gar kein Problem. Du kannst ruhig rausgehen. Nur achte bitte darauf, dass du den Schulstoff deswegen nicht allzu vernachlässigst. Du hast dir die ersten Wochen so viel Mühe gegeben, dass es schade wäre, wenn das alles umsonst war.“

„Keine Sorge, Herr Shirokawa. Ich werde weiterhin mein Bestes geben, um einen guten Abschluss zu machen“, beruhigte der Blonde ihn mit einem leichten Lächeln und konnte nicht fassen, wie nett er plötzlich war, nur weil er Aushilfsboss war. Früher hatte er nur Verachtung für ihn übriggehabt, wenn er zu spät hereinkam oder wieder mal eine verstauchte Hand hatte und nicht richtig schreiben konnte. Und jetzt, wo er Verantwortung trug? Kuschte er einfach so vor ihm? Menschen konnten so widerlich sein … Andererseits glaubte Joey schon, dass der es gut fand, dass er sich so für Seto einsetzte, was ihn etwas verwirrte.

Doch das war ja nun egal. Es gab Wichtigeres. Er konzentrierte sich auf den Unterricht und war froh, dass ihm gestern Abend noch eingefallen war, dass er noch Hausaufgaben zu erledigen hatte.

Die ersten zwei Stunden verliefen noch ohne Störung und die Lehrer verhielten sich alle auffällig nett ihm gegenüber, was definitiv ein paar Fragen aufwarf, denen Joey noch auf den Grund gehen wollte, doch nun klingelte während des Geographieunterrichts das Firmenhandy. Joey entschuldigte sich hektisch bei der Lehrerin und verließ den Raum. Im Gang war Gott sei Dank niemand und so lehnte er sich gegen die Wand und nahm das Gespräch schnell entgegen.

„Hier Joey Wheeler, Kaiba Corporation.“ „Guten Morgen Mr. Wheeler. Mein Name ist Yuna und ich bin die Personalleiterin in der Kaiba Corp. Entschuldigen Sie die Störung, aber sobald Sie in der Firma sind, müssen wir uns kurz mit Mokuba zusammensetzen. Es gibt da einen ärgerlichen Zwischenfall, der Ihrer Aufmerksamkeit bedarf.“ „Ähm ja natürlich, kein Problem“, erwiderte Joey und schaute auf die teure Armbanduhr, die Mokuba ihm aus Kaibas Sammlung gegeben hatte, als er fortfuhr, „Ich werde um 15:30 Uhr in der Firma sein. Kommen Sie dann in Kai– Setos Büro und wir klären das.“ „Sehr gut. Ich freue mich darauf, Sie nachher kennenlernen zu können, Mr. Wheeler. Bis später.“ „Ich mich auch, bis später.“

Er legte wieder auf und schrieb Yukiko eine kurze SMS, dass er von 15:30 Uhr bis 16 Uhr ein Meeting mit Mokuba und Yuna in Kaibas Büro hatte und betrat wieder den Klassenraum. Ohne Gemecker seitens der Lehrerin setzte er sich wieder an seinen Platz und folgte wieder aufmerksam dem Unterricht, auch wenn er sich fragte, was für einen Vorfall es gegeben haben mag.



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