Die Vertretung und die Folgen von Iwa-chaaan (Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden) ================================================================================ Kapitel 8: Unbekannte Umgebung ------------------------------ Montag, 15.08. Es war alles schwarz um ihn herum. Frei von Schmerzen oder anderen negativen Gefühlen schwebte Joey endlos durch das Nichts und fragte sich fast panisch, wo er war. War das hier das Jenseits? Hatten die Affen so eine beschissene Stelle erwischt, dass er auf dem Weg in die Hölle war? Denn da kam er definitiv hin, wenn er sich seinen bisherigen Werdegang so ansah. War das das Ende? Fühlte sich das so an? Würde er gleich noch einen Streifen seines Lebens sehen und dann war Schluss? Eine ganze Weile lang war er in dieser Finsternis, konnte nichts um sich herum sehen und die Panik ließ allmählich nach. Wenn der Film so lange so lange auf sich warten ließ, war das doch ein gutes Zeichen, oder? Dann hätte er noch eine Chance, wieder aufzuwachen und sein Leben weiter in Angriff zu nehmen. Schließlich gab es noch so viele Dinge, die er tun und erleben wollte! Sowieso würde er bestimmt 100 Jahre alt werden und dann mit Yugi, Tea und Tristan in Rollstühlen auf einer Veranda sitzen und die Duelle ganz einfach auf einem Tisch spielen und gemeinsam lachen. Das wünschte er sich für seine letzten Tage und die waren noch mindestens 80 Jahre entfernt! Irgendwann fing er an, sich zu langweilen, als er plötzlich an seiner linken Hand eine angenehme Wärme spürte. Interessiert schaute er seine Hand an, konnte aber nichts entdecken, doch je länger er das tat, desto mehr veränderte sich seine Umgebung. Irritiert blinzelte Joey vorsichtig, da irgendwo in der Nähe eine Lichtquelle war und versuchte sich zu orientieren, als ein schwarzer Struwwelkopf auf einmal in seinem Blickfeld auftauchte. „Mo … kuba?“, krächzte er und erschrak, als er seine eigene Stimme hörte. Warum war sie so schwach? Wo war er überhaupt? Was war passiert, nachdem er den reichen Pinkel angerufen hatte? Wieso war der kleine Kaiba bei ihm? Waren die anderen gar nicht da? „Joey, du bist wach!“, rief er viel zu laut, sodass dem Blonden die Ohren klingeln und Joey bemerkte, dass der Kurze es gewesen war, der seine Hand gehalten hatte. Mit einem wahrscheinlich leicht gequälten Lächeln versuchte er ihn zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen. Stück für Stück dämmerte ihm langsam, wo er war. Vorsichtig schaute er nach rechts und links und da die Wohnung, in der er derzeit wohnte, kleiner schien als dieses Zimmer hier, - und es definitiv kein Krankenhauszimmer war – konnte das nur eins bedeuten. Er war in der Kaibavilla gelandet. Das hatte bestimmt Mokuba zu verantworten. Ein Seto Kaiba wollte sicherlich keinen Haushund haben, so wie er ihn einschätzte. Er versuchte sich etwas aufzusetzen, als ein stechender Schmerz durch seinen Körper fuhr und ein schmerzvolles Keuchen entwich seinen Lippen. „Hast du große Schmerzen, Joey? Der Doctor hat dir extra Schmerztabletten hier gelassen … Hier, warte. Du darfst zwei Stück nehmen, zusammen mit einem Glas Wasser und einer Scheibe Toast mit Butter.“ Mokuba reichte ihm die Tabletten und das Glas Wasser vorsichtig und Joey nahm es dankbar an und schluckte die Tabletten mithilfe des Wassers hinunter. Und auch die Scheibe Toast aß er langsam, da sein Magen schon dabei war zu rebellieren. „Ich sage kurz Seto Bescheid, dass du wach bist, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten und er hätte ihn gern davon abgehalten, damit er sich weiter ausruhen konnte, lief der Kleine schon raus und Joey seufzte. Auf den Eisschrank hatte er jetzt so gar keine Lust. Viel lieber wollte er noch etwas schlafen. Vielleicht konnte er ja so tun, als wäre er wieder eingepennt? Es dauerte allerdings nur kurz, da wurde die Tür erneut geöffnet und Kaiba betrat – ungewohnt in Jeans und T-Shirt – den Raum. Allein und in Freizeitkleidung, wie Joey sofort zur Kenntnis nahm. Der Mann besaß solche Kleidung? Die Erkenntnis schockte ihn und doch ließ es ihn innerlich grinsen. Beruhigend, dass sogar der CEO menschliche Schwächen wie Freizeitkleidung zu haben schien. „Wie geht es dir, Wheeler?“ „Bestens. Ich könnte Bäume ausreißen“, erwiderte Joey trocken und bemerkte, wie Kaiba mit den Augen rollte. Was erwartete er denn? Blöde Frage, blöde Antwort. „Dann kann ich dich ja beruhigt nach Hause schicken“, stellte der Brünette fest und blieb wie ein Arzt vor dem Fußende des Bettes stehen und legte die Hände auf das Fußteil des Gestells. „Ich bitte sogar darum“, stimmte Joey zu und machte einen zweiten Versuch, sich vorsichtig aufzusetzen. Die Schmerztabletten wirkten zwar noch nicht, doch er wollte sich vor Kaiba nicht die Blöße geben, zu zeigen, dass er Schmerzen hatte. Das konnte der reiche Pinkel vergessen. Also hielt er es aus und blieb in einer sitzenden Position, lehnte den Rücken aber an das Kopfende, weil er sich allein sitzen noch nicht wieder zutraute. „Liegen bleiben, verdammt. Der Arzt hat dir mindestens drei Tage Bettruhe verordnet und die wirst du auch einhalten.“ „Vergiss es. Ich gehe jetzt nach Hause und werde mich da ordentlich ausschlafen und morgen bin ich wieder fit. Ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich verprügelt wurde“, entgegnete Joey etwas zu schnell und zischte kurz. Verdammt, das letzte hatte er nicht laut aussprechen wollen. Das ging Kaiba alles gar nichts an. Hoffentlich interpretierte er da nur die Schulprügeleien rein. „Das hat man gesehen. Nicht viele Leute in deinem Alter haben so viele Narben aufzuweisen. Die waren nicht nur von deinen früheren Prügeleien, oder?“, wollte Kaiba mit neutraler Stimme wissen und Joey riss die Augen auf. Das ging den Eisschrank ja wohl gar nichts an! Das schleuderte er ihm auch gleich um die Ohren: „Das geht dich einen Scheißdreck an, Kaiba. Würdest du mir also bitte meine Kleidung geben, damit ich mich anziehen kann?“ Seto verschränkte die Arme und musterte ihn einen Augenblick schweigend mit seinen eiskalten, stechenden Augen, was Joey unruhig werden ließ. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich über die Arme zu reiben, da ihm kalt wurde, doch er verkniff es sich. Der Brünette wirkte schon wieder so genervt und immerhin hatte er ihm auf Mokubas Bitten hin geholfen, da wollte er schon dankbar sein. Nach einer kurzen Pause meldete sich der CEO zu Wort und antwortete: „Nein. Das Hausmädchen hat sie mitgenommen, um sie zu waschen. Du wirst also wohl oder übel hierbleiben müssen. … Also, in was bist du da rein geraten, Wheeler?“ „Nur eine alte Rechnung von früher, die jetzt beglichen ist.“ „Natürlich.“ Kaibas Stimme triefte vor Spott und Joey schnaubte, doch der Brünette führte ungerührt dort: „Wer soll dir das glauben, Köter? Die Typen, die dich entführt haben, waren Profis. Also wer sind die?“ „Verdammt Kaiba, was soll das hier werden? Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig! Ich danke dir für deine Hilfe und dass ein Arzt mich untersucht hat, aber alles Weitere ist meine Sache. Du interessierst dich doch sonst auch nie für meine Privatangelegenheiten und ich würde es sehr begrüßen, wenn das auch so bliebe.“ Anscheinend hatte er es geschafft, den Brünetten irgendwie mit seiner Ansage zu ärgern, denn er kam um das Bett herum und drückte ihn unsanft an den Schultern zurück in dieses verdammt weiche und gemütliche Bett. Mit seinen eisblauen Augen schaute er direkt in seine und sagte: „Hör mir gut zu, Wheeler. Es ist mir egal, was du in deiner Freizeit machst, aber Mokuba hat diese unsägliche Angewohnheit, sich um euch Sorgen zu machen und ich lasse nicht zu, dass es ihm wegen dir schlecht geht. Also regel deine Angelegenheiten gefälligst so, dass er es nicht mitbekommt oder ich werde mich das nächste Mal einmischen, verstanden?“ „Ihr solltet nie von der ganzen Sache erfahren, verdammt! Das ist meine Privatangelegenheit!“ „Dann sorge dafür, dass das auch so bleibt.“ Noch immer hielten sie den Blickkontakt aufrecht und ihm wurde immer kälter. Spürte er da gerade sogar eine Gänsehaut? Schnell schlüpfte er bis zum Hals unter die Bettdecke, da er eingesehen hatte, dass er ohne Klamotten hier nicht weg kam. Schlauer Schachzug von Kaiba, das musste er ihm leider zugestehen. „Okay, machen wir einen Deal. Ich ängstige Mokuba nicht weiter – was ich nie vorhatte, da ich den Kleinen mag – und dafür kann ich morgen zur Schule!“ „Du nervst, Wheeler.“ „Du Gott sei Dank nie“, erwiderte Joey trocken und Kaiba ließ wieder von ihm ab. Er machte Anstalten, das Zimmer wieder zu verlassen, doch so einfach war das nicht. Er konnte jetzt nicht abhauen und ihn so vor vollendete Tatsachen stellen! Das ließ ein Joey Wheeler nicht mit sich machen! „Ich werde morgen in die Schule gehen, damit das klar ist, du Eisklotz!“, stellte er genervt klar und Kaiba drehte sich an der Tür noch einmal zu ihm um. „Frühstück ist um 6:30 Uhr. Deine Schultasche steht neben dem Bett.“ Das war alles, dann verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Warum war eigentlich jede Unterhaltung mit ihm immer so ein Kampf? Das war wirklich nervig … Aber nun gut, er war als Gewinner hervorgegangen, also wollte er sich jetzt nicht beschweren. Die Wirkung des Schmerzmittels setzte endlich ein und Joeys Muskeln entspannten sich etwas. Das Bett war wirklich unglaublich weich und bequem und viel angenehmer als seins zu Hause, dennoch konnte er es kaum abwarten, wieder dort zu schlafen. Wobei das nicht ganz richtig war. Er freute sich drauf, in seinem Bett in seiner neuen Wohnung zu schlafen. In zwei Monaten war der Umzug, dann konnte er seine Vergangenheit hinter sich lassen. All die schrecklichen Nächte, in denen er sich in den Schlaf geweint hatte. Wo er vor Schmerzen kaum gehen konnte, weil sein Vater ihn so geprügelt hatte. Und dennoch … Er hatte eine kleine Schachtel, mit Sachen von seinem Vater, vorbereitet, die er behalten wollte. Das meiste andere würde er versuchen zu verkaufen oder wenn das nicht ging, dann wegschmeißen - bis auf diese paar Erinnerungsstücke, die er mitnehmen würde. Alles andere hatte sich falsch angefühlt, als er in den Ferien bereits angefangen hatte, auszumisten. Und es war auch nicht alles grundsätzlich scheiße gewesen. Wenn nur nicht der Alkohol gewesen wäre … Joey zuckte erschrocken zusammen, als es an der Tür klopfte, hatte er sich doch in ein paar Erinnerungen verheddert. Die plötzliche Bewegung schickte Schmerzen durch seinen gesamten Körper und er keuchte auf, brauchte eine Sekunde, um sich zu beruhigen. Verdammt, was war denn jetzt noch? „Mr. Wheeler? Darf ich eintreten?“ „Ja herein!“, rief er und im nächsten Augenblick betrat eine junge Frau im Hausmädchen Outfit den Raum. In den Händen hatte sie ein Tablett mit Essen und Trinken darauf und ging zielstrebig zu seinem Bett. „Master Kaiba wies mich an, Ihnen das Abendessen zu bringen. Brötchen mit Salami ist Ihnen recht? Zusammen mit einem Glas Saft? Oder darf ich Ihnen etwas anderes servieren?“, fragte sie freundlich und stellte das Tablett auf dem Bett auf Höhe seiner Hüfte ab. Es war diese praktische Art Tablett mit Füßen, dank denen man stundenlang liegen blieben konnte. „Nein, nein! Das ist alles perfekt so, danke“, erwiderte er mit einem Lächeln und mit einem Lächeln wollte sie bereits wieder rausgehen, als er sich noch einmal an sie wandte: „Könnten Sie mir bitte noch meine Schultasche auf das Bett legen? Ich möchte gleich noch meine Hausaufgaben machen. Es wäre auch nett, wenn ich dafür noch das Tablett eine Weile behalten könnte …“ „Ja natürlich, kein Problem. Soll ich auch das Rückenteil des Bettes noch etwas hochfahren?“, erkundigte sie sich, während sie seine Tasche nahm und vorsichtig neben seine Beine legte. „Ja, wenn das geht, wäre das natürlich klasse“, meinte Joey überrascht und sollte sich eigentlich über gar nichts wundern – immerhin war er hier in der Villa von einem der reichsten Männer Japans. Da gab es bestimmt viel schnickschnack, den er sich gar nicht vorzustellen vermochte. Interessiert verfolgte der Blonde, wie sie eine Fernbedienung vom Nachttisch nahm und einen der vielen Knöpfe drückte. Langsam wurde seine Rückenlehne angehoben, bis Joey zu verstehen gab, dass es genug war. Sie reichte ihm das kleine Gerät und erklärte die Knöpfe kurz, dann verschwand sie nach einer kleinen Verbeugung wieder aus dem Raum. Er wollte auch gern so ein verstellbares Bett für sein Zuhause! Wie bequem konnte man es denn noch haben? Zuerst jedoch aß Joey, danach stellte er das Glas und den Teller auf das Nachtschränkchen und stutzte. Dort lag doch tatsächlich sein Smartphone! Die anderen mussten es also bei der Suche nach ihm gefunden haben! Glücklich schaute er es sich an und bemerkte, dass es nur eine kleine Schramme hatte. Dann musste er wenigstens nicht für ein neues sparen, sehr gut! Damit hatte er so gar nicht mehr gerechnet! Was für eine tolle Überraschung! Routinemäßig prüfte er die Nachrichten und bemerkte die WhatsApp Gruppe, die seine Freunde gestartet hatten und in der es hoch her ging, weil Kaiba ihnen geschrieben hatte, dass er eine Woche nicht zur Schule kam. Eine ganze Woche!? Das konnte der ja sowas von vergessen! Schnell tippte er eine Nachricht, dass er sich morgen in der Schule auf sie freute und dass es ihm bereits wieder besser ging und dann legte er es wieder zurück auf den Nachttisch. Die Antworten konnte er auch noch später lesen. Jetzt musste er erst einmal seine Hausaufgaben machen. Also zog er die Tasche noch etwas höher an sich und packte die Sachen auf das Tablett, um sich mit Geographie, Japanisch und Mathe zu beschäftigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)