A Night in Roppongi von _Delacroix_ ================================================================================ Ring! Ring!   Langsam, aber sicher begann Kunzite dieses Geräusch zu hassen. Es war laut, es war schrill und es erklang zufälligerweise immer dann, wenn er der Einzige war, den er mit gutem Gewissen zur Tür beordern konnte. Er erlaubte sich einen sehnsüchtigen Blick auf den Fernseher, auf dem gerade das zweite Inning seines Baseballspiels begann, dann stapfte er zur Tür.   ‹Ring!›, erklang das lästige Geräusch gleich noch einmal, bevor er es schaffte, die Klinke herunter zu drücken und die Wohnungstür zu öffnen. Vor ihm stand, wie schon befürchtet, eine junge Frau. Langes, blondes Haar fiel ihr über die Schultern und verdeckte halb eine dunkelblaue Jeansjacke, die sie offen über einem kurzen, gelben Sommerkleid trug. «Es tut mir leid, aber Mamoru ist nicht da», beschloss er einfach mit der nützlichsten Information zu beginnen. Und tatsächlich erstarb das Lächeln auf ihren roséfarbenen Lippen. «Oh nein», jammerte sie, «Dann ist Bunny sicher auch schon wieder weg.» Kunzite nickte. Natürlich war Bunny auch schon wieder weg. Immerhin hatte sie mit Mamoru zum Sumidagawa Hanabi (1) gehen wollen. Es wäre seltsam gewesen, wäre er letztlich ohne sie aufgebrochen. «Na ganz toll», stöhnte der Störenfried, «Mit der U-Bahn hole ich die beiden nie ein.» Kunzite sagte nichts dazu. Am liebsten hätte er die Tür einfach wieder zu gemacht und sich wieder seinem Baseballspiel gewidmet. Immerhin kam es selten genug vor, dass er es schaffte über das Fernsehprogramm zu bestimmen, ohne das drei weitere Generäle und Mamoru ihm reinredeten. «Ich will aber die Gameshow sehen!», «Auf der 5 läuft Tennis.», «Wieso rennen die eigentlich alle im Kreis?» Er hatte so in ziemlich jeden dummen Spruch schon mal gehört. Und heute, wo sie ausnahmsweise alle mal aus dem Haus waren, da bekam er ... Das. Ein weiteres Mal musterte er das Mädchen, das unverfrorenerweise einfach das Handy aus der Handtasche fischte und eilig darauf herum zu tippen begann. «Ja klar», murrte es, «Jetzt geht mal nur nicht ran.» Wütend stopfte sie das Handy zurück, hob den Blick und funkelte ihn aus blauen Augen an. «Du hast nicht zufällig eine Notfallnummer zur Hand?», Kunzite schüttelte den Kopf. «Mamorus Notfallnummer ist seine Handynummer», informierte er sie, «Und ich glaube, wenn er nicht ran geht, möchte er gerade nicht gestört werden.» Die Blondine stemmte die Hände in die Hüften. «Nicht gestört werden», echote sie in einer Lautstärke, die den Nachbarn sicher missfallen würde, «Das ist ein Notfall! Da kann ich auf solche Sachen keine Rücksicht nehmen. Es kann doch wohl nicht angehen, dass wir einen Youma die halbe Stadt terrorisieren lassen, weil einfach keiner an sein gottverdammtes –» Kunzite räusperte sich und unterbrach so die viel zu laute Schimpftirade. «Magst du mir das mit dem Youma vielleicht auf der anderen Seite der Tür erklären?» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)