Fortunas verschlungene Pfade von Kikono-chan ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- 4. Kapitel: Erschöpft aber dennoch gut gelaunt, begann Ruffy seine letzte Runde. Die Geburt der Affenzwillinge war nun genau eine Woche her und schlussendlich hatte sich eine andere Schimpansendame des verstoßenen Zwillings angenommen. Die Kleinen legten täglich an Gewicht zu und wurden immer munterer. Man konnte also von einem Erfolg auf ganzer Linie sprechen! Was man von der Beziehung des jungen Tierpflegers nicht behaupten konnte. Durch die Startschwierigkeiten mit dem Nachwuchs war Ruffy kaum zu hause gewesen und wenn doch, dann war Nami nicht da. Lediglich ein Fresspaket mit einem liebevoll geschriebenen Zettel hatte er vorgefunden. Wann hatten sie sich eigentlich überhaupt zuletzt gesehen? Aber er schüttelte den Gedanken schnell wieder ab. Es würde sich alles ändern! Heute Abend hatten er und Nami endlich einen gemeinsamen freien Abend und morgen war immerhin ihr Jahrestag! Er hatte sich fest vorgenommen, dass sich ab nun alles zum Besseren wenden sollte. Vor ein paar Monaten hatte Ruffy nämlich einen Antrag auf den Posten der Bereichsleitung des Affenhauses gestellt. Somit wäre er kein einfacher Pfleger mehr, aber immerhin noch bei den Tieren. Das Beste daran war aber: geregeltere Arbeitszeiten. Notfälle konnte er per Telefon klären und musste nicht mehr persönlich vor Ort sein. Auch wenn ihm diese Entscheidung nicht ganz leicht gefallen ist, denn immerhin liebt er ALLE Tiere, für seine Freundin war er bereit, sich beruflich zu verändern. Und heute hatte er dann auch endlich die Zusage bekommen. Es war nun kurz vor 20 Uhr und der Zoo würde bald schließen. Die letzten Besucher wurden jetzt darauf aufmerksam gemacht durch Lautsprecherdurchsagen und die Pfleger. Eine weitere Aufgabe, der er nicht mehr nachgehen musste ab dem kommenden Monat. Gelassen schlenderte er durch das riesige Areal, bat die restlichen Besucher nach draußen und war in Gedanken bereits bei dem leckeren Essen, dass seine Nami ihm zaubern wollte. Auch im Reptilienhaus schaute er vorbei und entdeckte eine schwarzhaarige Frau vor dem Terrarium der Boa. "Entschuldigen Sie, junge Frau...", forderte der Tierpfleger nach der Aufmerksamkeit der Besucherin. Leicht neigte sie ihren Kopf in seine Richtung. "... wir schließen gleich. Würden Sie sich bitte zum Ausgang begeben.", fuhr er gewohnt freundlich fort. Die Frau hob ihre Hand leicht vor ihr Gesicht, legte eine unschuldig-schüchterne Miene auf und sah Ruffy aus großen blauen Augen an. "Schon so spät? Aber ich möchte doch noch so gerne hierbleiben. Können Sie keine Ausnahme machen?" Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln. Verständnislos legte Ruffy den Kopf schief. "Nein." "Wieso nicht? Bitte. Ich bin so gerne hier.", versuchte sie es weiter. "Wir schließen gleich und die Leute wollen in ihren wohlverdienten Feierabend und zu ihren Familien! Es werden keine Ausnahmen gemacht. Wenn Sie so gerne hier sind, können Sie morgen wiederkommen.", gab er unbeeindruckt zurück. "Aber dann muss ich wieder Eintritt bezahlen.", jammerte sie wie ein kleines Kind. "Dann holen Sie sich eine Jahreskarte.", entgegnete er ungerührt. Die Frau traf Ruffys Kaltherzigkeit wie ein Schlag. Nie zuvor hatte ein Mann ihr eine Bitte abgeschlagen! Sie war so wunderschön, dass man ihr jeden Wunsch sofort erfüllte. Einfach so. Weil sie schön war. Aber ER! Er setzte sie regelrecht vor die Tür! Wurde dabei sogar noch frech! Das ertrug sie einfach nicht. Theatralisch legte sie ihren Handrücken an ihre Stirn, legte ihre zweite Hand auf ihre Brust und warf den Kopf in den Nacken. "Das ertrage ich einfach nicht!", wimmerte sie und sackte im nächsten Moment zusammen. Mit schnellen Schritten war Ruffy bei ihr und fing sie auf. Er verstand zwar nicht so recht, was sie meinte, aber allem Anschein nach war sie zu lange im Reptilienhaus gewesen und vertrug das tropische Klima nicht so gut. Immerhin schien sie gerade einen Kreislaufzusammenbruch gehabt zu haben. Er erinnerte sich daran, was er von Nami gelernt hatte: Bei einem Kollaps war es wichtig, dass die betroffene Person genug Luft bekam und sich am besten einen Moment hinlegte. Der Schwarzhaarige trug die junge Frau also nach draußen und legte sie auf eine Bank. Dabei bettete er ihren Kopf in seinem Schoß und fächelte ihr etwas Luft zu. Es war immerhin Ende Juli und verdammt warm draußen. Mühsam öffnete sie nach wenigen Minuten wieder ihre Augen und blickte direkt in das strahlende Grinsen des Mannes, der sie eben noch in die Ohnmacht getrieben hatte. "Na, wieder wach? Sie sollten etwas trinken. Im Reptilienhaus herrscht eine trockene Hitze, die bei Ihnen sicher zur Dehydrierung geführt hat." Immernoch breit grinsend, hielt er ihr seine Wasserflasche hin. Was bildete dieser Affe sich überhaupt ein? Sie war ganz sicher NICHT dehydriert! Dennoch griff sie nach der Flasche, richtete sich auf und trank einige Schlucke. Ruffy beobachtete die fremde Frau grinsend. Er war froh, dass es ihr besser ging. "Ich bringe Sie jetzt zum Ausgang. Sicher ist sicher. Nicht, dass Sie mir am Ende noch einmal umkippen." Am Liebsten hätte sie laut protestiert aber irgendetwas hatte dieser Mann an sich, dass sie es einfach nicht konnte. Und so folgte sie ihm gehorsam. Am Ausgang angekommen, verabschiedete der Schwarzhaarige sich fröhlich. "Also dann, bis morgen. Kommen Sie gut nach Hause." Er winkte ihr noch zu und sie erwiderte die Geste ganz automatisch. "Bis morgen...", wisperte sie noch, als er längst wieder verschwunden war. "Lass es dir schmecken, Ruffy." "Wow, super, das riecht köstlich, Nami!" Ruffy strahlte seine Freundin an, bevor er sich über das leckere Essen hermachte. Zufrieden beobachtete die Orangehaarige ihn dabei. Nach all dem Ärger der letzten Woche, den sie mit ihrem zukünftigen Chefarzt hatte, tat es mehr als gut, Ruffys unbekümmerte Miene zu sehen. Ein bisschen beneidete sie ihren Freund um seinen unerschütterlichen Optimismus. "Wie war eigentlich deine Woche, Nami?", fragte er, nachdem er runtergeschluckt hatte. Die junge Ärztin hatte es tatsächlich geschafft, ihm auszutreiben, mit vollem Mund zu sprechen. "Frag nicht..." Sofort war ihr zufriedenes Lächeln wieder verschwunden. "Wir bekommen einen neuen Chefarzt. Er schleicht bereits durch die Flure der Stationen und stört unseren Frieden! Mr Ich-bin-oberschlau Eisklotz hat nichts Besseres zu tun, als allen auf die Finger zu schauen und neunmalkluge Ratschläge zu verteilen. Der Typ geht mir schon jetzt tierisch auf die Nerven.", schimpfte sie. "Und welchen Rat hat er dir gegeben?" Namis Augenbraue zuckte gefährlich. DAS hatte ihr Freund gerade nicht wirklich gefragt!? "Er hat nicht das Geringste an meiner Arbeit auszusetzen! Dafür verfolgt er mich seitdem und versucht mich dazu zu bewegen, die chirurgische Karriereleiter hochzuklettern." "Dacht ich mir. Hätte mich auch schwer gewundert, wenn er etwas an dir auszusetzen gehabt hätte.", grinste Ruffy wieder. "Und?" "Was 'und'?", entgegnete sie verwirrt. "Willst du die Leiter hoch?" "NEIN!" Wütend stand sie auf. "Warum nicht?", hinterfragte er weiter, ihren Gemütszustand ignorierend. "Weil ich meine Arbeit mag, so wie sie ist." "Das ist doch toll. Hast du ihm doch hoffentlich auch so gesagt, oder?" "In aller Deutlichkeit!" Langsam setzte sie sich wieder hin. "Außerdem...", begann sie erneut. "... müsste ich dann noch mehr arbeiten. Von den Weiterbildungen einmal abgesehen. Ich wäre noch seltener zu hause." Und das wollte sie noch viel weniger. Ihre Beziehung war ohnehin bereits gefährdet genug. Würde sie noch mehr arbeiten, wäre das das sichere Aus für sie und Ruffy. Der Schwarzhaarige griff über den Tisch zu Namis Hand und sah sie eindringlich an: "Du musst glücklich sein, in dem, was du tust. Alles andere ergibt sich. Wir bekommen das schon hin." Sie erwiderte die liebevolle Berührung und schenkte ihm ein Lächeln. "Übrigens konnte ich heute etwas anwenden, was du mir beigebracht hast.", strahlte er nun wieder. Und vorbei war der romantische Moment... Typisch Ruffy eben. Aber so hatte Nami ihn kennen und lieben gelernt. Er war eben kein Romantiker, damit hatte sie sich abgefunden. Auch wenn es in Momenten wie diesem durchaus schade war. Also akzeptierte sie den Stimmungswechsel und grinste ihn ebenfalls an. Ihre Hände blieben jedoch liebevoll verbunden. "Ach was, sag bloß! Erzähl, was ist passiert?", forderte sie ihren Freund auf und sofort begann er wild gestikulierend von der fremden Frau im Reptilienhaus zu erzählen, die plötzlich ohnmächtig wurde und wie er Erste Hilfe geleistet hatte. Nami lachte herzhaft bei seiner Erzählung und war auch ein bisschen stolz auf ihn. Immerhin war er ja sonst doch eher lernresistent aber ein bisschen was schien dann doch hängen geblieben zu sein. Das Einzige, was er intuitiv richtig zu machen schien, war der Umgang mit Tieren, weshalb er sich auch für den Beruf des Tierpflegers bewusst entschieden hatte. Und Nami lauschte ihm gern, wenn er von den verschiedenen Tieren im Zoo berichtete. Doch die ausgelassen-fröhliche Stimmung fand ein jähes Ende als Namis Notfallpieper plötzlich losging. Sofort sprang die junge Ärztin auf und blickte auf das kleine schwarze Ding. "Verdammt... das darf doch nicht wahr sein!" "Schmeiß das Teil doch einfach aus dem Fenster! Du bist doch gerade erst von dort gekommen!", protestierte Ruffy. "Das geht nicht." "Warum nicht? Wenn du jetzt gehst, kommst du vor morgen Mittag nicht wieder, legst dich dann erschöpft schlafen und ich bekomme dich wieder vorm Abend nicht zu Gesicht!", maulte er weiter. "Ruffy, es ist ein Notfall! Es geht um Menschenleben. Bei dieser Art Notfall werden alle Ärzte angepiept. Ich muss los.", drängelte sie. "Und was ist mit deinem Leben?" "Ruffy, ich habe einen Eid geschworen! Ich kann das nicht ignorieren." Er kam zu ihr, nahm sie liebevoll in die Arme. "Ich hab Montag frei bekommen.", wisperte er. Traurig senkte sie die Lider. "Ich muss am Montag die Schicht einer Kollegin übernehmen, die krank geworden ist.", antwortete sie kaum hörbar. Täuschte sie sich oder verlor die Umarmung gerade an Wärme? "Vielleicht solltest du dir ein paar Sachen mitnehmen und gleich dort bleiben." Eindeutig. Ruffys Stimme war extrem distanziert. Dennoch nickte sie, löste sich aus der Umarmung und ging ins Schlafzimmer. Schnell suchte sie sich Wechselsachen zusammen und rauschte dann aus der Wohnung. "Bis Dienstag." Eigentlich wollte sie ihm noch einen Kuss geben, doch er wich ihr aus. Na toll! Das hatte ihr gerade noch gefehlt... Hosted by Animexx e.V. 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