Angeama - Es war einmal von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 20: Klaus - Harter Stolz und weicher Schnee --------------------------------------------------- Kakarott schnaubte und schüttelte seine verfilzte Mähne, während er einen beharrten Huf stoisch vor den anderen setzte. Vegeta hätte es niemals zugegeben … aber er verstand ihn. Der Weg zum nördlichsten Punkt der Insel war einfach nur eine bizarre Aneinanderreihung von Unmöglichkeiten gewesen. Erst war die verschneite Straße oder eher der Trampelpfad einfach im Nichts verschwunden, dann hatte sich Schnee um Schnee vor ihnen erstreckt. Der einzige Grund, warum Vegeta überhaupt den Weg gefunden hatte, war, dass die kahlen Bäume ansatzweise eine Schneise gebildet hatten. Als sie den Wald dann hinter sich gelassen hatten, waren sie einem schmalen Grat gefolgt, links der Berg, rechts der Abgrund und waren danach zu einer Brücke gekommen, die diesen Namen nicht verdient hatte, denn es waren einfach nur Bretter, die über andere Bretter gelegt waren und zwischen denen man in die Tiefe schauen konnte. Kakarott war, wie hatte es auch anders sein können, ungeachtet der drohenden Absturzgefahr weiter gestampft, ohne auch nur einmal zu zögern, während Vegeta auf dem Kutschbock ständig nach unten gespäht hatte und innerlich tausend Tode gestorben war. Dann war es nur noch bergan gegangen, mühevoll, langsam, aber Dank Kakarott, und auch das hatte Vegeta natürlich niemals gedacht, stetig und immer weiter. In den Wäldern schien es Hirsche und Rehe zu geben, denn nicht nur einmal hatte sich etwas Großes mit einem Geweih fluchtartig im kargen Unterholz erschreckt und war geflohen. Immerhin, dachte der Saiyajin und es machte ihn furchtbar wütend, dass er dies überhaupt denken musste in diesem Körper, waren es keine Wölfe oder Bären gewesen. Es hätte ihm echt leidgetan, ihnen Kakarott zum Fraß vorzuwerfen, denn dann hätte er den ganzen Weg zu Fuß zurücklaufen müssen. So aber kamen sie nach einer Ewigkeit auf einer kleinen Lichtung an. Ein Haus, ein kleiner Stall ohne Tiere und eine große Scheune standen hier, überragt von den knorrigen Ästen der Bäume, auf denen sich der Schnee türmte. Zu schneien hatte es im Übrigen natürlich auch wieder begonnen. Vegeta zog sich seine Postkappe tiefer ins Gesicht, schnappte sich die Umhängetasche, welche er zur Not auch als Schlagwaffe benutzen konnte und betrat die überdachte, kleine Veranda vor dem Haus. „Hallo? Jemand hier?“ Keine Antwort. „Halloho!“, kam es zum Zweiten etwas genervter, doch die Antwort blieb man ihm auch diesmal schuldig. War ja klar, dass es nicht so einfach sein konnte. Nur um sicher zu gehen, klopfte er an die Haustüre und spähte durch eines der kleinen Fenster, konnte jedoch wegen den Eiskristallen darauf kaum etwas erkennen. Als er dann auch an die Scheune klopfte und wieder keine Antwort erhielt, trat er vor Frust in eine Schneewehe, verwischte natürlich prompt einen Eisklumpen, stieß einen Schrei aus und hüpfte fluchend auf einem Bein umher. Schon wieder. In der Nähe scheuchte er damit einen ganzen Schwarm an Vögeln auf, die laut zwitschernd zum Himmel flatterten. Toll, einfach nur toll … grandios. Super! Toll! Was für ein Scheiß!!! Tong. Vegeta stutzte. Tong. Da schon wieder. Tong. Und nochmal. Tong. Tong. Tong. Er hob seinen Kopf und lauschte dem dumpfen Geräusch, welches in stetigem Rhythmus aus dem Wald zu kommen schien. Die Stirn gerunzelt und mit der nötigen Vorsicht, er hatte die sarkastischen Worte des Kapitäns noch im Kopf, ging er auf das Geräusch zu. Tong. Tong. Tong. Als er das Gefühl hatte näherzukommen, versteckte er sich hinter einem Baum und späte um die Ecke. Was er sah, ließ ihn blinzeln … und die bizarre Surrealität dessen was er sah, verschlug ihm einfach nur die Sprache. Da stand … der Weihnachtsmann. Dieser große, breite, rotweiß bekleidete, dämlich grinsende, fiktive Vollidiot, der jedes Jahr die Menschen zu noch mehr Gefühlsmüll anregte, als sie eh schon betrieben und hackte Holz. Vegeta blinzelte, weigerte sich zu glauben, was er sah und natürlich hatte er mit seinen Zweifeln auch recht. Das Bild vor seinen Augen änderte sich dezent … wurde aber nicht weniger surreal. Aus dem Weihnachtsmann wurde nämlich ein anderer, großer, rotweiß bekleideter, dämlich grinsender Vollidiot. „Kakarott?“ Tong. Der Angesprochenen drehte sich um und … irgendwie fühlte Vegeta Erleichterung, als es tatsächlich Kakarott war. Warum auch immer. Sie starrten sich an, beide mit verwirrten und irritierten Gesichtern und Vegeta ließ seine Augen über die dicke, rote Jacke mit dem weißen Fellkragen wandern, der ebenfalls roten Hose, den schwarzen Stiefeln und der roten, weißbefellten Mütze unter der die schwarzen Haare in alle Richtungen abstanden. Zu der Verteidigung seines ersten Eindrucks … es gab da schon eine gewisse Ähnlichkeit … „Vegeta?“ Für einen Moment hellte sich Son Gokus Miene auf als er ihn sah, doch dann verschloss sich sein Gesicht wieder und er wandte sich seinem Holzklotz zu, bückte sich, legte einen weiteren Scheit auf den Stumpf und hob die Axt. Tong. Ja, ganz toll … sehr erwachsen dieses Verhalten. Wollte Kakarott tatsächlich immer noch schmollen und auf beleidigte Leberwurst machen? Tong. Scheinbar. Urplötzlich schossen Vegeta die Worte in den Sinn, die er an Kakarott … also Pony-Kakarott gerichtet hatte und aus dem langen Gesicht mit der zotteligen Mähne und den schwarzen Knopfaugen wurde ein anderes Gesicht mit einer schwarzen Mähne und anderen schwarzen Augen. Verflixt nochmal. Tong. Sollte er …? Konnte er …? Tong. Vielleicht, wenn er … Tong. „Könntest du endlich mal mit dieser Holzhackerei aufhören?“, platze es in blaffendem Ton aus ihm heraus. Tong. Er zuckte zusammen. „Warum sollte ich. Ich brauch das Holz.“ „Und wofür?“ Goku deutet mit seinem Finger über sich und näherkommend hob Vegeta den Kopf. Über ihnen in den Bäumen hingen Vogelhäuschen … eine Menge Vogelhäuschen. Hier und da hüpfte eine Meise von einem zum anderen und auf den etwas weiter entfernten Bäumen landete ein ganzer Schwung von den Tierchen. Sein Ernst?! „Verarschst du mich?!“ TONG. Die große Axt landete mit Schwung in dem Baumstumpf, welchen Kakarott als Hackklotz benutzte und blieb darin stecken. Selbst durch die dicke Winterbekleidung konnte Vegeta die Anspannung im Körper des Größeren sehen. „Nein Vegeta, nein ich verarsche dich nicht. Nicht alles was ich mache dient diesem Zweck.“ Ooookay … die Anspielung hatte er verstanden. Es wurde still zwischen ihnen. Die Meisen über ihren Köpfen zwitscherten. Es kam ein kalter Wind auf, der kleinste Schneepartikel zu ihren Füßen bewegte und da sie beide nichts taten außer da zu stehen, wurde es kalt. „Du bist mir also in das Märchen gefolgt?“ Die Frage von Kakarott war überflüssig. Er war doch hier. Dennoch antwortete er. „Ja.“ „Mhm.“ „Was soll das gemhme?“ „Willst du was trinken?“ „Was?“ „Ob du was trinken willst. Du siehst aus, als wäre dir kalt.“ Vegeta zog seine Brauen tief in sein Gesicht. Ja, klar … ihm WAR kalt. Seine Postuniform diente nun nicht unbedingt dazu ihn warm zu halten, auch wenn er drei seiner Hemden unter der Jacke trug. Aber er überlegte ernsthaft, ob ihn Kakarott nun doch verarschte. „Eine einfache Frage Vegeta. Willst du was trinken, ja oder nein?“ Aufblickend bemerkte der Ältere, dass sich Goku zu ihm umgedreht hatte und ihn mit neutraler Miene musterte. „…ja.“ „Dann komm mit.“ Ohne ihn weiter zu beachten, zog er mit einer Hand die zweihändige Axt aus dem Hackklotz und marschierte an ihm vorbei. Abermals schoss dem Prinzen das Gespräch mit Pony-Kakarott durch den Kopf. Verfluchte Scheiße … er würde um ein paar klärende Worte wohl nicht umhinkommen, aber … nicht wie … zu dem Pony. „Kommst du?“, erklang die Stimme des Jüngeren von weiter oben und er stellte fest, dass Kakarott natürlich auf ihn gewartet hatte. Innerlich fluchend und sich die kalten und tauben Finger reibend stampfte er murrend durch den kniehohen Schnee. Wie sollte er das denn … wie sollte er so ein Gespräch beginnen? Dass er irgendetwas sagen musste war ihm klar. Das war ihm schon klar gewesen, bevor er ihm gefolgt war … aber … „Wahh!“ Mit einem lauten Aufschrei, der die Vögel zwitschernd gen Himmel aufstieben ließ, fiel er mit dem Gesicht voran in den Schnee. Er war mit seinem Fuß irgendwo hängen geblieben. Dieser verfluchte, schwache, schlaksige Körper … es war zum Kotzen … einfach zum Kotzen. Seine Uniform saugte sich mit dem schmelzenden Schnee voll und er spürte wie es immer kälter wurde. Aber er hatte keine Lust aufzustehen. Er wollte nicht zu Kakarott hochsehen und er wollte auch nicht mit ihm reden … „Vegeta.“ Die Stimme des Jüngeren klang sehr nah und gezwungenermaßen hob er den Kopf und erblickte eine Hand. Kakarotts Hand, die dieser ihm hinhielt, um ihm aufzuhelfen. Er war zurückgekommen, hatte sich gebückt und streckte ihm nun seine Hand entgegen … um ihm aufzuhelfen. Es gab nun zwei Möglichkeiten: sie nehmen oder sie wegschlagen. Nehmen oder wegschlagen. Nehmen … oder ... Sein Arm hob sich und während sich seine Hand der Kakarotts näherte, hatte er das Gefühl die Zeit würde langsamer werden. Die Tausend Gedanken, die ihm bei dieser so simplen Geste des Jüngeren durch den Kopf schossen, mussten alle zu Ende gedacht werden, alle abgewogen und analysiert werden, um am Schluss ja zum richtigen Ergebnis zu kommen. Und das Ergebnis war: er brauchte keine Hilfe. Schon gar nicht Kakarotts. Nur weil er hier ein schwacher, mickriger Kerl war, brauchte er doch keine Hilfe! Die letzten Wochen hatte ihm auch keiner geholfen. Die letzten Monate, in denen sich Kakarott hier … seelenruhig verkrochen und gesponnen hatte und dabei scheinbar einfach verschissene Vogelhäuschen gebaut hatte … war er selbst nicht nur einmal knapp dem Tode entronnen, weil er zwischen diesen bescheuerten Krieg der wahnsinnigen Zwietrachtinger geraten war! Und dann hatte er auch noch zwischen Hühnern und einem verblödeten Pony leben müssen, dem er sich zu allem Überfluss auch noch … auch noch anvertraut hatte! Gleichzeitig war er allerdings auch erleichtert, dass das Pony NICHT der echte Kakarott gewesen war. Immerhin hatte er diesem Vieh seine Gefühle offenbart UND auch noch nachts bei ihm geschlafen, um sich durch dessen Wärme am Leben zu halten. Wenn er sich nun, da er Kakarott direkt anblickte, wirklich ausmalte, dass das Pony TATSÄCHLICH der Echte gewesen wäre … dann, dann … ach scheiße verflucht!!! Er wusste nicht, was dann gewesen wäre … aber mit Sicherheit hätte er Kakarott danach nie wieder auch nur ansehen können ... ! Vegeta zog seine Hand zurück, stützte sich auf dem Schnee ab und kämpfte sich zurück auf die Beine. „Ich kann allein aufstehen!“, zischte er in Gokus Richtung und stapfte, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei und den Hügel hinauf … Der Jüngere starrte auf seine leere Handfläche, sah zu wie sie zu beben anfing, bis sie sich ganz langsam zu einer Faust ballte. Nichts … nichts hatte sich geändert. Die letzten Wochen hatte er nun damit zugebracht, sich hier alleine durchzuschlagen. Hatte wieder einmal nicht den blassesten Schimmer gehabt, was zu tun war und hatte sich immer wieder gefragt, ob Vegeta ihm überhaupt hierher gefolgt war. Mit jedem Tag der vergangen war, war er sich sicherer gewesen, dass der Ältere es nicht getan hatte … schließlich fand er sich einfach damit ab, dass Vegeta in ein anderes Märchen gegangen war und wartete auf die hoffentlich bald eintreffende Lösung, was er hier in dieser Schneewelt zu tun hatte. Er war ja Vegeta eh nur immer im Weg und genau das hatte der Ältere ihm ja auch klipp und klar gesagt. Er hatte ihm deutlich klar gemacht, dass er ihm im Feuerzeug … im Weg gewesen war. Und er bedeutete Vegeta so wenig, dass er ihn deswegen einfach … getötet hatte. Und mit jedem weiteren Tag, der verstrichen war, war sich Goku dieser Worte immer bewusster geworden. Vegeta hatte damit nicht nur das Märchen gemeint … Seine Hand öffnete sich wieder, griff mechanisch in den kalten Schnee und schnappte sich etwas von dem gefrorenen Wasser. Mit seiner zweiten Hand formte er eine Kugel, drehte sich um und sah dem durch den Schnee wartenden Prinzen nach. Er war so … dieser Kerl war einfach so … nach allem was sie zusammen erlebt und gemeistert hatten ...!!! Patsch. Die Augen des Saiyajinprinzen weiteten sich. Irgendetwas hatte ihn da gerade im Rücken getroffen. Als er sich umdrehte, sah er nur noch, wie Goku ausholte und ein weißer Ball auf ihn zugeflogen kam, der ihn mitten auf die Brust traf und das mit so einer Wucht, dass er ein Stück rückwärts taumelte. „Was zum…?! Was soll das?!“ Ohne zu antworten bückte sich Goku erneut nach einer Handvoll Schnee. Formte schnellsten den nächsten Schneeball und warf ihn seinem Artgenossen wutentbrannt entgegen, der ihn fassungslos anstarrte, unfähig dem Geschoss auszuweichen. Wieder wurde er getroffen, diesmal auf seinem Oberschenkel. „Wag…wag es nicht noch einmal, Kakarott. Ich warne dich! Hör auf! Lass den Schnee sofort wieder fallen! Ich...“ Er schaffte es sich unter dem nächsten Geschoss weg zu ducken. „Oh das wirst du bereuen! Lass den sofort wieder fall-“ Patsch. Der nächste Schneeball traf ihn mitten ins Gesicht. Und dann hörte Vegeta etwas, das einfach nicht sein konnte. Kakarott … lachte. Nachdem sich der Prinz die eiskalte Masse auf dem Gesicht gewischt hatte, blickte er den Hügel hinab und tatsächlich … Kakarott stand da, grinste, gackerte wie eines dieser bescheuerten Hühner … und warf den nächsten Schneeball provokant auf und ab. Das herausfordernde Leuchten in den Augen des Jüngeren war schwer zu übersehen. Unwillkürlich huschte auch ein Grinsen über Vegetas Lippen. „Na warte…“ Er schnappte sich einen großen Klumpen Schnee, formte in zwischen seinen Handflächen zu einer Kugel und warf sie Kakarott entgegen. Doch … der Schneeball kam nicht einmal in der Nähe des Größeren. Als ob dieser eine Tonne gewogen hätte, war er auf halben Weg einfach zu Boden geplumpst. Zornig formte Vegeta einen kleineren Ball und warf ihn erneut. Wieder verfehlte er Kakarott und zwar um einige Meter. Irritiert über seine absolute Unfähigkeit und dem Schneeball hinterher blinzelnd, bekam er wieder einen von Kakarott ab. Seine Brauen tief ins Gesicht ziehend blickte er zu dem Jüngeren, der ihn … immer noch frech angrinste. „Das…kriegst du zurück…“, drohte er, schnappte sich etwas von dem gefrorenen Wasser und stapfte den Hügel hinab und auf Kakarott zu, der sich nicht vom Fleck bewegte, Vegeta aber auf seinem Weg zurück immer wieder mit Schneebällen abschoss. Bei den letzten Schritten, die sie noch voneinander trennten, legte Vegeta an Geschwindigkeit zu, hob seine Hand mit dem Schnee über den Kopf, bereit sie Kakarott mitten ins Gesicht zu schlagen, geriet dabei jedoch ins Straucheln, blieb mit einem Fuß im dicken Schnee hängen und … flog prompt Son Goku vor die Füße. Der Schnee in seiner Hand war allerdings während des Falls tatsächlich auf Kakarott Hose gelandet, der sich bereits auf die Lippen biss, um nicht lautstark loszulachen. Als Vegeta seinen Kopf anhob und versuchte sich aus den Schneemassen zu kämpfen, tauchte wieder Gokus Hand in seinem Sichtfeld auf. Wieso? Wieso bot Kakarott ihm immer noch seine Hilfe an? Nachdem er ihn im Feuerzeug einfach getötet hatte … nachdem er all diese, in Kakarotts Augen, unschuldigen Menschen abgeschlachtet hatte … nachdem er … ihn immer wieder von sich gestoßen hatte … ihm die kalte Schulter gezeigt und absolut unmissverständlich und mit allen Mitteln klar gemacht hatte, dass er nichts von ihm wissen wollte … Wieso kam Kakarott trotzdem und schon wieder auf ihn zu? Wieso … war da wieder diese Hand? Wieso …? Und dann geschah es. Vegeta packte einfach zu. Unbewusst, einem Impuls folgend, umfasste er Gokus Unterarm mit seiner Hand und die Finger des Jüngeren schlossen sich reflexartig und sicher um den Seinen. Ihre Blicke begegneten sich. Stille kehrte ein. Um sie herum. Aber auch in ihren Köpfen. Schnee fiel herab. Man konnte es hören. Dann zog Goku Vegeta mit einem einzigen, kräftigen Ruck auf die Beine und damit war auch dieser eine, kurze, friedvolle Moment zwischen ihnen wieder vorbei. Schweigend ließen sie sich los und wandten sich fast synchron der Richtung zu, in der das Haus stand, welches Goku wohl in dieser Geschichte bewohnte. Als der Jüngere ihn hereinbat, blieb Vegeta bei der Eingangstür stehen und beobachtete, wie Kakarott Scheite in den Kamin packte, sie entzündete und ein Kessel mit Wasser darüber hängte. Seine stolpernden Ausflüge in den Schnee hatten Vegetas Mantel vollkommen durchnässt und er spürte wie sich seine darunter befindlichen Hemden immer mehr mit dieser Eiseskälte vollsogen. Er wollte seine Kleidung nur noch von sich reißen und sich zu dem nur langsam größer werdenden Feuer stellen, doch er blieb wo er war, während sich Goku bereits seines roten Mantels entledigt hatte. Darunter trug er ein rot-schwarz kariertes Holzfällerhemd, was, wie Vegeta nur ungern zugab, sichtlich zu dessen Rolle und irgendwie auch einfach zu dem Jüngeren passte. Zumindest stand es ihm besser als dieses lächerliche Orange, dass er sonst immer trug. Diesen seltsamen Gedanken schnell wieder beiseiteschiebend und Kakarott ausblendend, blickte sich Vegeta in der Hütte um. Jetzt wo das flackernde Feuer des Kamins es erhellte, fiel ihm auf, dass hier einfach alles aus Holz war. Die Stühle, der Tisch, die Regale, die Wände … alles eben, selbst die zwei Becher, die Goku auf den Tisch stellte. „Du kannst dich ruhig setzen.“, durchbrach Kakarotts Stimme nach einiger Zeit die Stille zwischen ihnen. „Ich stehe lieber.“ „Mh…du solltest aber zumindest deine nasse Kleidung ausziehen.“ „Nein danke.“ Goku hielt in seinem Treiben inne. Er hatte gerade in einem der Schränke gewühlt, auf der Suche nach Kräutern, die er in die Becher geben wollte. „…du holst dir noch den Tod, wenn du sie nicht ausziehst.“ „…tz…und wenn schon.“ Seufzend schloss der Größere seine Augen. Es hatte sich wirklich nichts geändert … Dabei fiel sein Blick auf seinen Unterarm und ohne, dass er es merkte, hob sich einer seiner Mundwinkel zu einem Lächeln. Er dachte an den Druck von Vegetas Hand. Vielleicht … hatte sich ja doch etwas verändert. Auch wenn es nur ein ganz kleines bisschen war … „Was hast du hier eigentlich die ganze Zeit getrieben, Kakarott? Es müssen jetzt doch mit Sicherheit schon zwei Monate sein, die wir hier sind.“ Goku überlegte einen Moment. „Dürfte hinkommen.“ „Also?“ Der Jüngere erhob sich mit einem Beutel und ließ die Kräuter in die Trinkgefäße fallen, dann goss er das heiß gewordene Wasser darüber. „Also?“, wiederholte er Vegetas Frage. „Was du hier gemacht hast die ganze Zeit!“, kam es etwas genervt zurück und zum Frust des Älteren zuckte Kakarott nur mit den Schultern. „Ich habe Holz geschlagen, Vogelhäuschen gebaut und war im Wald spazieren. Hast du die Rentiere gesehen, als du zu mir gekommen bist? Mittlerweile sind sie ganz zutraulich geworden.“ Den Becher vom Tisch nehmend, reichte er Vegeta diesen und sah ihn mit seinem typischen Lächeln an. Vegetas Gesicht stellte eine einzige Frage: 'Echt jetzt?!' Sagen tat er es jedoch nicht und nahm stattdessen einfach den dampfenden Becher entgegen. Dabei zitterten seine Finger jedoch so stark, dass er etwas verschüttete, sich verbrannte und das heiße Getränk fluchend fallen ließ. Son Goku besah sich das Malheur, atmete tief ein, als wäre Vegeta ein bockiges Kind, bei dem einfach jedes Wort überflüssig war und griff dann einfach nach dem Kragen des Prinzen. „W...was soll das?! Kakarott! Lass sofort los! Du sollst loslassen, hab ich gesagt!“ Doch jede Forderung brachte dem Prinzen gar nichts. Als wöge er nichts und als wären seine Schläge auf Gokus Arme nur ein Windhauch, hob der Jüngere ihn hoch, was dazu führte, dass er aus der Jacke rutschte. Vollkommen irritiert blinzelte Vegeta und das nutzte Goku dazu um einfach die Säume der nassen Hemden zu packen und sie Vegeta über den Kopf zu ziehen. Noch ehe der Ältere begriff, dass das hier gerade wirklich geschah, saß er auf einem Schemel dicht am Feuer, war in Kakarotts dicke, rote Jacke gehüllt, die noch Reste von dessen Körperwärme aufwies und hatte dessen Teebecher in den Händen. Das war … eben nicht wirklich passiert, oder? Kakarott hatte ihn nicht wirklich gerade ausgezogen und wie ein Kind einfach auf einen Hocker gedrückt … das konnte gar nicht passiert sein, weil er das nämlich niemals zugelassen hätte! Niemals … NIEMALS! Seine verwirrten Märchenaugen starrten ihn aus der schwarz wirkenden Flüssigkeit des Bechers entgegen und er merkte selbst, wie Röte in seine Wangen schoss. Den Kopf ganz weit in den Kragen der großen Jacke einziehend, damit man das nicht sah, brütete er so lange finster vor sich hin und grummelte über die Schwäche und Unfähigkeit seines derzeitigen Körpers, bis er Kakarott neben sich spürte. Verstohlen sah er zu ihm. Er wirkte glücklich. Glücklich und zufrieden, wie er in seinem Hemd neben ihm am Feuer saß und sich wohl einen neuen Tee gemacht hatte. Vorsichtig nippte er selbst nun an dem Gebräu. Der Jüngere könnte ihn ja auch nun einfach vergiften wollen … Überrascht stellte er fest, dass der Tee wirklich gut schmeckte und ihm angenehm warm die Kehle hinab rann. Er nahm noch einen Schluck, blickte in die Flammen, hörte dem Knistern des Holzes zu, beobachtete wie es weniger wurde und wie Kakarott Scheite nachlegte. Die ganze Zeit über sprach keiner von ihnen. Vegeta, weil es ihm immer noch peinlich war und Goku, weil er genau das wusste. Sie waren schon ein komisches Paar, schoss es Vegeta durch den Kopf. „…Vogelhäuschen gebaut?“ Son Goku dachte erst sich verhört zu haben und drehte überrascht den Kopf zum Prinzen. Dieser starrte weiterhin geradeaus in die Flammen und schien sich kein Stück gerührt zu haben. Schmunzelnd sah auch er wieder ins Feuer. „Ja, Vogelhäuschen.“ Vegeta brummte. „Und was hast du gemacht, seit wir in dieser Geschichte sind?“ Stille. Schließlich: „…nach Briefen gesucht.“ „Briefen?“ Wieder ein Brummen. „Warum?“ „Weil ich Postbote bin.“ „Oh.“ Goku fuhr sich langsam über den Nacken. Seine Augen wanderten zu Vegeta und wieder zurück. „Und...hattest du Erfolg?“ „Womit?“ „Mit den Briefen.“ Stille. „Vegeta...?“ Stille. Goku seufzte. Vegeta schwieg … eine lange Zeit. „...nein.“ Kakarott lächelte. Vegeta blinzelte verschlafen und sah vor sich nur die Farbe Rot. Er hatte keinen blassen Schimmer wo er war, was passiert war und warum zur Hölle es endlich einmal nicht nach Pferd roch. Seufzend und mit der Situation durchaus zufrieden drehte er sich um und vergrub sich tiefer in diese wohlige Wärme, die einfach überall um ihn herum herrschte. Ein flackerndes Licht tanzte über sein Gesicht und störte ihn in seiner Zufriedenheit. Brummend und unwirsch öffnete er ein Auge und erkannte das prasselnde Kaminfeuer, die zwei Schemel davor und den Tisch. Stimmt ja … er hatte am vergangenen Abend endlich Kakarott gefunden und … Moment! Wo zur Hölle lag er hier?! Langsam und den Raum mit den Augen nach seinem Erzrivalen absuchend erhob er sich aus den Decken und Fellen. Irritiert stellte er fest, dass Kakarotts rote Jacke das war, was er gesehen hatte und dass er diese ganz eng um seinen Körper geschlungen hatte. Er schob sie weg und hüllte sich in etwas anderes. Da der Jüngere nicht da zu sein schien, nutzte er die Zeit um darüber nachzusinnen, wie er in diesem Bett gelandet war. Aber es wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen. Plötzlich ging die Tür auf, ein eiskalter Luftzug fuhr in den Raum und keinen Moment später kam Kakarott mit Holz auf dem Arm herein, lehnte seine gigantische Axt neben der Tür an die Wand und schloss jene wieder. Als er sich zu ihm umdrehte, erhellte sich sein Gesicht. „Du bist wach.“ „Offensichtlich.“ Die rüde Antwort ignorierend legte Son Goku das Holz neben den Kamin. „Ich hab mir schon ein wenig Sorgen gemacht, nachdem du gestern Abend einfach so auf dem Hocker zusammen gesunken bist.“ Das erklärte, warum er sich nicht mehr daran erinnerte wie er in dieses Bett gekommen war. „Aber nachdem wir uns hingelegt haben, hat sich dein Körper dann doch angefangen zu erwärmen…“ Aha … Kakarott hatte ihn also auch … MOMENT! Er sah unter die Bettdecke. Er hatte ja gar nichts mehr an! „Hast du mich etwa ausgezogen?!“ Goku hob den Kopf und sah zu ihm. Der Blick so völlig unschuldig. „Natürlich. Deine Hose war immerhin auch ganz nass und es war wichtig, dass du wieder warm wirst.“ Vegeta klappte der Mund auf. „Du...du hast...hast...“ „Aber nachdem ich dich unter die Decken gesteckt hab, bist du irgendwann tief eingeschlafen und dein Körper ist wieder warm geworden. Da wusste ich, dass du über den Berg bist.“ Vegeta spürte eine durchaus sehr unangenehme Hitze an seinem Hals hinaufkriechen. „W...was?!“ „Na sei doch froh. Deine Klamotten sind auch schon trocken. Das heißt, wenn du willst, kannst du in die Stadt zurück. Dann hab ich auch wieder mehr Platz im Bett.“ „… … … … …wir haben im selben Bett geschlafen?“ „Ja.“ Irgendetwas am Tonfall des Älteren ließ Goku jedoch in seinem fröhlichen Geplauder stutzig werden. „Wo...hätte ich denn sonst schlafen sollen?“ „Wo du…?! JEDENFALLS NICHT BEI MIR!!“ Völlig außer sich schlug Vegeta die Decken von sich und sprang aus dem Bett. Nur eine Sekunde nachdem sein Körper die kuschelige Wärme, die ihn gerade noch umgeben hatte, verlassen hatte, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er gerade völlig nackt dastand. Sich die Blöße geben und panisch nach einer der Decken schnappen, um seine Mitte zu verbergen, konnte er jetzt aber auch nicht. Nicht … nicht vor Kakarott, verdammt! „Meine Klamotten, sofort!“, forderte er, wobei er bereits spürte wie sich Röte auf seine Wangen schlich, die er einfach nicht unterdrückten konnte. „Da.“, meinte Goku nur und deutete mit dem Daumen hinter sich über den Kamin. Dem Zeig folgend entdeckte Vegeta seine Kleidung, fein säuberlich über dem Kamin hängend. Dann huschten seine Augen zurück zu Kakarott, der … genau davor stand. Und er zögerte. Er zögerte so lange, dass es selbst dem Jüngeren merkwürdig vorkam. „…willst du…sie nicht anziehen?“ Eine Ader begann auf der Stirn des Prinzen zu pulsieren. Das war ja wieder einmal so typisch Kakarott, verdammt! Anstatt sie ihm einfach zu geben, blieb er einfach an Ort und Stelle stehen und rührte sich nicht. Sekunden verstrichen. Weitere. Dann konnte selbst Goku nicht anders, als seine Augen nach unten wandern zu lassen. Es war nur flüchtig. Nur ein kurzer Blick, bevor er ruckartig wieder in Vegetas Augen starrte. Krampfhaft. Doch das hatte schon gereicht. Vegeta ballte seine Fäuste und begann seine Optionen abzuwägen. Doch nach der Decke schnappen und sich dann seine Kleidung holen? Einfach so wie er war zu Kakarott marschieren, mit erhobenem Haupte, und DANN seine Klamotten an sich reißen? Oder … oder … „Hast du dort Wurzeln geschlagen?! Wirf sie mir schon her, verdammt!“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „Oh. OH! Ja, klar…“ Goku schnappte sich etwas zu hektisch die Kleidung über dem Kamin und marschierte schnurstracks auf den Prinzen zu und hielt ihm seine Sachen hin. „…hier.“ Vegeta blickte auf seine Kleidung, wieder in Kakarotts Gesicht, wieder hinab. „Was denn?“ Goku legte seinen Kopf schief. „Nimm schon.“ Er war so kurz davor. So kurz davor, Kakarott eine zu verpassen. Einfach dafür, dass er es gewagt hatte, ihn anzufassen, ihn auszuziehen, ihn in dieses Bett zu stecken, ihn zu … wärmen. Dann weiteten sich plötzlich seine Augen als ihm ein ganz anderer Gedanke in den Sinn schoss. Wie … wie war das nochmal im … im Ettin gewesen? In der einen Nacht, in der sie … in diesem Zimmer … auf diesen Baracken … nackt … aufeinander gelegen hatten? Kakarott hatte ihn einfach festgehalten. Ihn ohne Schwierigkeiten auf dem Lager fixiert. Und er hatte seine Wärme gespürt. Moment … was? Den letzten Gedanken schnell beiseiteschiebend dachte er daran, dass er jetzt, hier, wieder so ein schwächlicher Kerl war und Kakarott … nicht. Seine Augen huschten wieder nach oben. Er unterdrückte jegliche Aggression und griff nach seiner Kleidung. Drehte sich von dem Jüngeren fort, warf seine Klamotten auf das Bett und suchte nach seiner Hose, die er dann auch sogleich überzog. Goku blieb hinter ihm stehen. Rührte sich nicht. Denn da war etwas in Vegetas Gesicht gewesen, dass ihn daran erinnert hatte, was … was wie eine dunkle Wolke über ihnen schwebte. Unausgesprochen. Der Grund, warum er einfach in dieses Märchen hier gestürmt war. Warum er sich hier in dieser Hütte verkrochen hatte und nicht einmal den Versuch unternommen hatte, herauszufinden, was er hier zu tun hatte, geschweige denn, dass er nach dem Älteren gesucht hätte. Und jetzt … war er Vegeta schon wieder … im Weg gewesen. Er war zwischen ihm und seiner Kleidung gestanden. Eigentlich banal … wären es nicht sie beide gewesen. Während er verzweifelt nach Worten suchte, irgendetwas, dass er Vegeta sagen konnte, ihm sagen wollte, legte sich seine Hand unbewusst um seinen eigenen Unterarm. An die Stelle … an der der Ältere zugepackt hatte … „…Vegeta?“, sprach ihn der Jüngere an als sich dieser das erste seiner Hemden über den Kopf gezogen hatte. Vielleicht … vielleicht konnten sie endlich miteinander reden. Es klären. Vielleicht … nach gestern, nachdem da diese ruhigen, fast schon versöhnlichen Momente zwischen ihnen gewesen waren. Im Schnee, vor dem Kamin … in der Nacht. Vielleicht war Vegeta endlich dazu bereit, es ihm zu erklären. Ihm sein Verhalten zu erklären. Ihm ENDLICH die Gewissheit zu geben, nach der es ihm so verlangte. Der Gewissheit, dass Vegeta einer von ihnen war. Dass er … gut war. Dass sie etwas verband. Dass sie schon immer etwas verbunden hatte. Dass er ihn nicht einfach umgebracht hatte, weil er ihm … im Weg gewesen war. Dass es einen tieferen Sinn gegeben hatte, den er selbst nicht gesehen hatte … nicht hatte sehen können … Genervt strich Vegeta den Stoff seines Hemdes glatt und drehte sich zu Kakarott. „Was denn?“ Als ihm jedoch klar wurde, dass der Jüngere immer noch so nah bei ihm stand, trat er augenblicklich einen Schritt zurück, um mehr Distanz zwischen ihnen zu schaffen, stieß dabei an die Bettkante und plumpste … erneut … nach hinten. Wenigstens war er diesmal nicht in dem beschissenen, kalten Schnee gelandet. Dennoch waren seine Nerven bis zum zerreißen gespannt. Als ihm Kakarott dann auch noch … schon wieder … die Hand entgegenstreckte, um ihm aufzuhelfen und ihn dabei doch glatt mit seinem dämlichen, bescheuerten Grinsen anlächelte, reichte es dem Prinzen endgültig. Ohne die Hilfe des Jüngeren anzunehmen, stand er auf, schnappte sich den Rest seiner Kleidung und stapfte an Goku vorbei. Nicht ohne ihn dabei mit seiner Schulter aus dem Weg zu schubsen. Er musste hier raus. Raus aus diesem warmen Haus und weg von … von Kakarott. Es kotzte ihn an. Es kotzte ihn so sehr an, dass … dass Kakarott einfach so tat, als ob … als ob alles in Ordnung zwischen ihnen wäre! Dabei hatte er ihm gestern noch die kalte Schulter gezeigt als er ihn beim Holzhacken vorgefunden hatte. Hatte ihn mit Schneebällen beschossen und ihm eindeutig signalisiert, dass er sauer war. Und … und nur, weil er seine bescheuerte Hand ergriffen hatte, sie gemeinsam einen verfluchten Tee getrunken hatten, ohne sich an die Gurgel zu springen, war plötzlich alles gut, oder was?! Kaum war Vegeta bei der Tür angekommen und hatte sich seine anderen Hemden irgendwie übergezogen, fiel ihm auf, dass er keine Schuhe trug. Sich suchend in allen Richtungen umblickend entdeckte er sie. Vor dem Bett und … hinter Kakarott. Sein Blick wurde finster. Goku, der Vegeta die ganze Zeit einfach nur irritiert, ob der erneuten eindeutig ablehnenden Haltung, beobachtet hatte, bemerkte den ernsten Blick, folgte ihm, fand das Objekt, dass der Ältere gesucht hatte und dann begann etwas in ihm zu schmerzen. Sein Gemüt wandelte sich schlagartig. Seine Gefühle fingen an zu brodeln. Tief in seinem Inneren. Dann … hatte er sich wohl geirrt. Vegeta war NICHT soweit. Sie würden NICHT miteinander reden. Vegeta würde es nicht … erklären. Gokus Brauen zogen sich tief in sein Gesicht und dann platzte es einfach aus ihm heraus. „Was ist? Bin ich dir schon wieder im Weg?!“ Es dauerte ein paar Sekunden bis Vegeta es begriff. Einige Sekunden, in denen er den Jüngeren verwirrt anblickte. Doch dann wurde es ihm nur allzu klar. Das war eine eindeutige Anspielung auf das Feuerzeug gewesen. Er hatte also mal wieder recht. Kakarotts ruhige Art war nur … die Ruhe vor dem Sturm gewesen. Mittlerweile kannte er den Jüngeren, der einfach nicht fähig war, nicht der Typ war, Gefühle einfach zu ignorieren, sie in sich zu begraben und sie einfach zu vergessen. Und hätte Kakarott ihm diese Anspielung vor ein paar Wochen an den Kopf geworfen … wäre sie gekommen als er auf diesem Ast gehangen hatte, als er den Entschluss gefasst hatte, sich zu offenbaren, sich Kakarott zu erklären, dann … wäre es mit Sicherheit anders gekommen. Dann hätte Vegeta wohl nicht das gesagt, was er nun von sich gab … „Wenigstens checkst du es diesmal.“ Und dann passierte etwas, dass dem Prinzen doch tatsächlich bekannt vorkam. Aus ihrem aller ersten Märchen hier in Angeama … Goku bückte sich, schnappte sich einen der Stiefel und schleuderte ihn Vegeta entgegen, der sich gerade noch rechtzeitig ducken konnte. Dann flog auch schon der zweite Schuh in seine Richtung, gepaart mit einem zornigen „Du verdammter Arsch!“ und knallte neben seinem Gesicht gegen die Wand. Vegeta warf dem Jüngeren nur einen finsteren Blick zu, schnappte sich seine Stiefel und griff nach dem Türriegel, zog den Weg in die Freiheit auf, Wind fegte herein … und eine große Hand, die knallend neben seinem Kopf gegen das Holz donnerte, drückte die Tür wieder zu. Es wurde still. Die Präsenz des großen Körpers in seinem Rücken überdeutlich spürend, hatte der Kleinere keinen Bock sich umzudrehen. „Nimm...deine Hand da weg.“ „Nein.“ „Kakarott, ich mein‘s ernst.“ „Ich auch.“ „Hand weg!“ „Erst reden wir.“ Vegeta schnaubte abfällig. „Vergiss es.“ „Dann bleibt die Hand wo sie ist.“ Ernsthaft?! Er wollte das wirklich durchziehen?! Nun gut, sie würden ja sehen, wer es länger aushielt. Vegeta verwettete alles was er am Leibe trug darauf, dass Kakarott zuerst einknicken würde. Zumindest in diesem Punkt behielt er recht. Es dauerte zwar eine ganze Zeit lang, aber am Ende war es Son Goku, der mit einem Seufzen wieder den ersten Schritt machte. „Okay, du willst nicht mit mir reden. Ich habs verstanden. Du willst weiter auf stur schalten, deinen Willen durchziehen und auf alle Konsequenzen pfeifen. Ich geh dir auf die Nerven und du kannst mich nicht ausstehen. Ich hab‘s kapiert.“ Hatte auch lang genug gedauert … „Aber...“ War ja klar das da noch ein ‚Aber' kam. „Beantworte mir eine Frage. Nur die Eine, dann nehm ich meine Hand weg und du kannst machen was du willst.“ Würde er eh … aber wenn er so schneller hier raus kam … „Frag.“ „Warum...warum hast du all die Menschen im letzten Märchen getötet?“ Vegeta blinzelte … mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet … wirklich nicht. Und hatte er sich geirrt, oder hatte Kakarotts Stimme tatsächlich gezittert? War ihm diese Tatsache wirklich so wichtig? Würde er etwas verlieren, wenn er es ihm sagte? Würde er sich eine Blöße geben? Irgendetwas offenbaren, was er nicht offenbaren wollte? Nein, eigentlich nicht. Er würde Kakarott mit seiner Antwort nur unter die Nase reiben können, dass dieser mal wieder nichts im vergangenen Märchen verstanden hatte. „Ich hab sie umgebracht, weil sie den König beschützen wollten.“ „Und warum wolltest du den König umbringen?“ „Du sagtest eine Frage Kakarott. Also Hand weg!“ War das … war das wirklich Vegetas Ernst?! Goku starrte auf den stur zur Tür gerichteten Kopf, auf den Körper vor sich, der sich kein Stück bewegte. Offensichtlich. Mit fest zusammengepressten Lippen, nahm er langsam den Arm herunter, kein Stück schlauer als vor seiner Frage. Dabei hatte er gehofft, wenn er Vegeta wenigstens diese eine Antwort entlocken könnte, dann würde er es vielleicht verstehen. Aber … nein, es war für ihn nichts klarer geworden. Der Kleinere griff nach der Verriegelung der Tür, zog sie auf und ein kalter Wind wehte herein, der zu Son Gokus Gemütsverfassung passte. Da waren sie also, sie beide, gemeinsam in einem Buch gefangen, das irgendwie alles zwischen ihnen verschlimmerte. „Übrigens“, erklang Vegetas Stimme schon mehr von außerhalb, als von innerhalb. „Der König hat fast jede Nacht seine Tochter vergewaltigt. Aber das wusstest du als oberster Richter mit Sicherheit, als du mich zum Tode verurteilt hast, nicht wahr?“ RUMMS. Die Tür knallte zu, es krachte und Goku blinzelte irritiert. Bitte … WAS?! Viel zu geschockt von dem, was er gehört hatte, dauerte es eine Ewigkeit, bis der Sinn dahinter endlich bei ihm angekommen war. Wenn der König das wirklich gemacht hatte, dann … dann … dann würde das ja bedeuten, dass Vegeta richtig gehandelt hatte … zumindest … irgendwie … im weitesten Sinn und … und er schon wieder … falsch … ? „Vegeta!“ Aus seiner Starre aufschreckend, packte er die Tür und wollte sie aufziehen, doch sie bewegte sich kein Stück. Er griff mit der anderen Hand nach ihr, legte all seine Kraft in seine Arme, stemmte seinen Fuß noch an die Wand daneben und zerrte, bis ein Knirschen und Splittern erklang. Sich ein Brett aus der Tür reißend, bekam er diese schließlich auf, doch zu spät … er konnte Vegeta durch das Schneetreiben in seiner Kutsche davon zockeln sehen. Fluchend wand er sich um, besah sich den Schaden an seiner Tür, welcher durch Eiszapfen verursacht worden war und knallte sie dann selbst zu. Es gab jetzt wirklich wichtigeres. Wieder drinnen lief er auf und ab, war unfähig sich ruhig zu verhalten. Wenn … wenn das stimmt … oh Gott, wenn das stimmte, dann hatte er Vegeta vielleicht … bis zu einem gewissen Punkt … Unrecht getan? Aber entschuldigte das Vegetas komplettes Verhalten? Nein, tat es nicht, ganz und gar nicht … aber, würde es sie weiterbringen, wenn … wenn es SO zwischen ihnen weiter gehen würde? Immerhin wollten sie ja aus diesem Buch raus und seit dem Ettin … nun ja, ihre Zusammenarbeit ein Desaster zu nennen wäre wohl untertrieben. Er hatte aber auch keine Lust, Vegeta jedes Mal nachzurennen und der zu sein, der ständig alles schluckte. Wenn er sich jetzt einfach auf den Weg machte, würde Vegeta das mit Sicherheit wieder in den falschen Hals bekommen und denken, dass er ihm nachlief und er alleine nichts hinbekam. Das wollte er auch nicht … Und während Son Goku noch darüber nachgrübelte, was es für einen plausiblen Grund geben konnte, Vegeta doch nachzulaufen und ihn möglichst dazu zu bringen, wenigstens ansatzweise normal mit ihm umzugehen, fiel sein Blick auf die Posttasche des Älteren, die dieser vergessen hatte. Goku begann zu lächeln und hob sie auf … ein Blatt Papier flatterte zu Boden und im Schein des Feuers bückte sich der große Saiyajin und nahm es vorsichtig in die Finger. Darauf war eine Kinderzeichnung zu sehen. Ein kleiner Junge, der traurig hinter einem vergitterten Fenster hoch oben in einem Haus, hinter einem Zaun gefangen war. Wieso hatte Vegeta eine solche Zeichnung dabei? Verwirrt runzelte er die Stirn. Was konnte das denn bedeuten? Hatte Vegeta vielleicht schon wieder das Ziel des Märchens entdeckt und diese Zeichnung hatte etwas damit zu tun? Mussten sie vielleicht diesen Jungen befreien? Wurden in der Stadt weiter unten vielleicht noch mehr Kinder festgehalten? Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck, stopfte er das Papier zurück in die Posttasche, zog sich seine Stiefel an, seine rote Jacke und die Mütze. Der Weg in den Ort war ziemlich weit. Aber wenn er die direkte Route zu Fuß nahm und nicht dem Wagenweg folgte, dann konnte er Vegeta mit Sicherheit noch einholen. Das Feuer löschend, verließ er das Haus, machte noch einen kurzen Umweg über seine Scheune, ihm war nämlich eingefallen mit was man den traurigen Jungen aufheitern konnte, und stapfte dann durch das dichter werdende Schneetreiben gen Tal. Vegeta hielt seine Augen geschlossen als Ponykakarott emotionslos einen Huf vor den anderen setzte auf dieser elendigen Brücke. Er wollte die Schlucht unter sich, die einfach kein Ende zu nehmen schien, gar nicht sehen. Wollte nicht sehen, wenn eines der Bretter nachgeben würde und er samt der Kutsche und Kakarott in die Tiefe stürzen würde, denn … er fühlte sich einfach fantastisch. Diese Schlacht gegen Kakarott, den echten Kakarott, hatte er definitiv gewonnen. Wie schade, dass er dessen verblödetes, verdutztes Gesicht nicht hatte sehen könne, aber der Abgang, den er nach dieser Offenbarung hingelegt hatte, war es einfach wert gewesen. Ja … er hatte absolut das Gefühl gewonnen zu haben. Er fühlte sich so erhaben, so siegreich, so … „Vegeta!“ So … überlegen. So befreit. So viel besser. Ja, einfach so … „Vegetaaaa!“ So … genervt. Ach verflucht nochmal! Vegeta öffnete seine Augen und erblickte am anderen Ende der Brücke tatsächlich den Clown in Rot. Wie um alles in der Welt hatte Kakarott es geschafft VOR ihm am anderen Ende der Schlucht zu sein?! Sein eben noch erheitertes Gesicht verdunkelte sich und in dem stetigen, langsamen Trott kam er immer näher auf seinen Artgenossen zu, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, denn Wenden konnte man auf dieser schmalen Brücke einfach nicht. „Wie um alles in der Welt bist du…? Ach vergiss es. Was ist denn noch? Ich dachte wir wären fertig.“, brummte Vegeta als er mit Ponykakarott beim echten Kakarott angekommen war und an den Zügeln zog, um die Kutsche zum Stehen zu bringen. Dann fügte er in seinem Kopf lächelnd hinzu: ‚Fertig miteinander.‘ „Also erstens…“, begann Goku und stellte seinen roten Stiefel mit den weißen Pelzrand auf die unterste Stufe der Kutsche. „…kannst du mir nicht einfach sowas um die Ohren werfen und dann abhauen und zweitens…“ Mit einer schwungvollen Bewegung manövrierte er sich in die Kutsche und drückte Vegeta dadurch an den Rand. „…hab ich da eine Idee.“ „Mensch, jetzt rück mir nicht so auf die Pelle!“, fauchte Vegeta und drückte sich nun seinerseits gegen den mächtigen Körper des Jüngeren, um sich wieder etwas mehr Platz zu verschaffen. „Warte…was? DU hast eine Idee?“ Den Sarkasmus in der Stimme des Älteren ausblendend grinste Goku ihn mit einem breiten Lächeln an. „Jap. Du sagtest doch gestern etwas davon, dass du Postbote wärst.“ „…und?“ „Gehören da auch Pakete dazu?“ Misstrauisch eine Augenbraue hebend antwortete Vegeta mit einem lang gezogenen, fragenden „Jaaa?“ „Ha! Perfekt! Dann los!“, rief Goku, streckte seinen Arm aus und deutete den Hügel hinab. Vegeta rührte keinen Finger. „…was soll das, Kakarott?“ Seinen Arm wieder senkend sah er wieder zu dem Kleineren neben sich. Immer noch mit diesem dämlichen Grinsen im Gesicht. „Du hast nach Briefen gesucht. Ich…hab ein Paket.“ „Aha.“ „Und das stellen wir jetzt zu.“ „Aha.“ „Na los.“ Erst nachdem Vegeta Kakarott eine gefühlte Ewigkeit skeptisch in sein immerzu grinsendes Gesicht gestarrt hatte, ließ er die Zügel schnalzen. Rumpelnd, langsam und unter dem Gewicht der beiden ächzend, setzte sich die Kutsche in Bewegung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)