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Angeama - Es war einmal

von
Koautor:  -Alice-

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Der rote Ettin - In die Welt hinaus um Kakarott zu finden

Ein gellender Schrei hallte über die Felder, Wiesen, das kleine Kate und kurz darauf stürzte Moira Hals über Kopf aus dem Steinhaus. „Alastair! ALASTAIR! Was ist passiert?!“

„Scheiße verflucht! Ich hasse das! Ich HASSE diese VIECHER! DIE SIND ÜBERALL!“ Vegeta pfefferte die Schaufel weg, stampfte aus dem Gemüsebeet und sprang schnellstens über die kleine Steinmauer. Er schüttelte sich angewidert und wuschelte sich durch die Haare, klopfte sich die Arme ab, bevor er sich wieder in seine erhabene Haltung aufrichtete.

Moira schüttelte belustigt ihren Kopf. „Schon wieder einen Wurm entdeckt?“

„EINEN?! Das war ne verdammte Invasion von den Viechern, klar?!“ Eingeschnappt verschränkte er seine Arme und sah mit finsterer Miene zur Seite.

„Ach Alastair, das sind Regenwürmer und es ist gut, dass sie da sind. Sie lockern die Erde auf und dadurch kann unser Gemüse besser wachsen.“

„Mir doch egal! Die haben da nichts zu suchen, wenn ICH da bin!“

Moira, immer noch lächelnd, trat an Vegeta heran und strich ihm sanft über die Wange. „Schon gut…ich mach hier weiter, wenn du so gut wärst und uns noch einen Korb Torf besorgst? Ach und…Alastair?“

„Was?“, wollte der Prinz wissen, immer noch in eine andere Richtung blickend und seine Arme enger um seinen Körper ziehend.

„Danke.“

Überrascht wandte er seinen Kopf wieder der älteren Frau zu. „Wofür denn?“

„Das du bist wie du bist.“ Mit diesen Worten ließ sie ihren jüngeren Sohn stehen und machte sich auf, die Arbeit im Gemüsebeet zu beenden. Vegeta sah ihr lange dabei zu.
 

Nachdem Kakarott gegangen war, hatte Moira erst nach Tagen ENDLICH aufgehört zu flennen, als sie schon halb verhungert und erfroren waren. Denn weder sie, noch Vegeta hatten einen Finger gerührt. Sie, weil sie sich der Trauer um ihren ältesten Sohn hingegeben hatte und er … weil er erstens keinen, absolut keinen Sinn dahinter erkennen konnte, warum ER hier Bauernarbeit leisten sollte, während sich Kakarott ins Abenteuer stürzte und zweitens, weil … das Zweite wusste er nicht mehr.

Als Moira sich schlussendlich am fünften Tag aufgerappelt hatte, Feuer im Ofen gemacht und ihnen ein mageres Abendessen bereitet hatte, waren sie schweigend bei Tisch gesessen, hatten es stumm verschlungen und danach lange ohne ein Wort nebeneinander ins Feuer gestarrt.

‚Alastair‘, hatte sie dann gesagt, ‚wir müssen uns zusammenraufen. Dein Bruder wird nicht wiederkommen. Wir sind auf uns gestellt. Nur du und ich. Ich weiß wie sehr dich die Arbeit hier fordert und dass du sie eigentlich nicht machen willst, aber du wirst an ihr wachsen. Wachsen wie die Salatköpfe im Beet, der Weizen auf den Feldern. Und Jahr um Jahr, wenn wir hart darum gekämpft haben den Weizen nicht zu verlieren, die Tiere über den Winter gebracht haben, das Mehl aus dem Weizen gewonnen und verkauft haben, wirst auch du es zu schätzen lernen. Du wirst sehen, dass du es genauso gut machen wirst wie Hamish. Nein, du wirst es sogar besser machen, denn du bist anders als er. Du bist klug. Du bist ein so unfassbar aufgeweckter Junge. Auch wenn du kleiner bist als Hamish in deinem Alter, so hast du Qualitäten, die er nicht besitzt. Deswegen…sei nicht traurig, dass er nicht mehr da ist. Es wird ihm gut gehen. Er wird sein Glück machen und dein Glück wirst du hier finden.‘

Nachdem Moira geendet hatte, war Vegeta einfach wortlos aufgestanden und gegangen. Mit seiner und Kakarotts Decke umschlungen, hatte er sich auf sein Schlaflager gelegt und das leise Schluchzen seiner ‚Mutter‘ in der Stube hatte ihn in den Schlaf gewogen. Ihr Heulen war ihm egal gewesen. Ihre Worte waren ihm egal gewesen. Alles war ihm sowas von … am Arsch vorbei gegangen. Dann hielt sie eben viel von ihm, dann … glaubte Kakarott eben an ihn. Das war ihm so … egal. Alles hier war ihm so was von egal. Er wollte hier weg … einfach nur weg. Aber ihm war auch klar, das würde nicht so einfach gehen, das würde nicht passieren, schon gar nicht, weil er das so wollte. Er musste etwas dafür tun und was, war ihm nur zu bewusst. Wie waren Kakarotts Worte noch einmal gewesen, als er gegangen war? Er glaubte an ihn? Wann hatte er das zum letzten Mal gehört? Es musste eine Ewigkeit her sein. Und mit diesem Gedanken schlief er ein, begleitet vom Schluchzen seiner Mutter, welche immer noch um den Verlust ihres Sohnes trauerte.
 

Am nächsten Morgen war er mit dem ersten Sonnenstrahl aufgestanden, nach draußen getreten, hatte sich seinen steifen Nacken massiert, sich gestreckt, die Ärmel hochgekrempelt und sich die Heugabel geschnappt. Hatte Heu in den Pferch gehoben, Körner an die Hühner ausgestreut, die Ziegen und Schafe auf die angrenzenden Felder geführt, hatte sich die Schaufel und den Kübel geschnappt und angestrengt versucht nicht darüber nachzudenken, dass er nun gleich Fäzes schaufeln würde. Als Moira einige Stunden später aus dem Kate trat, war Vegeta gerade mit einem Korb Torf auf dem Weg den Hügel hinab. Sie hatte ihn mit großen Augen angestarrt, er hatte ihr den Korb in die Arme gedrückt, kehrt gemacht und wollte schon ohne ein Wort wieder gehen, doch er war stehen geblieben, hatte sich umgedreht und leise gemurmelt ‚Der Weizen sieht nicht gut aus. Ich…hab keine Ahnung, was…zu tun ist.‘ Lächelnd war Moira an seine Seite getreten, hatte ihm ihre Hand auf die Schulter gelegt und geantwortet: ‚Ich werde dir alles beibringen, mein Junge.‘

Vegeta wusste noch genau, wie schrecklich er sich bei diesen Worten gefühlt hatte. Warum auch immer, aber sein Herz hatte ihn geschmerzt. Als ob es sich nach irgendetwas verzerrte, dass man ihm genommen hatte. Doch er wollte einfach nicht darüber nachdenken und war seiner ‚Mutter‘ zu den Weizenfeldern gefolgt. Spät an jenem Abend war er halb tot umgefallen und einfach vor dem warmen Kamin eingeschlafen, zusammengerollt in der Decke seines ‚großen Bruders‘ Kakarott. Alles hatte ihm wehgetan und es hatte sich so verdammt … gut angefühlt. Aber er würde sich hüten, dies jemals irgendjemanden zu erzählen. Schon gar nicht Kakarott, wenn er ihn wieder sah …
 

Es war jetzt Monate her, seit der Jüngere gegangen war. Monate! Das ohnehin ständig schlechte Wetter war noch schlimmer geworden. Die Luft schien sich gar nicht mehr zu erwärmen, die Blätter färbten sich bereits gelb und orange. Orange … wie Kakarotts Kampfanzug. Verdammt, in letzter Zeit wurde dieses ungute Gefühl in ihm immer schlimmer. Das Gefühl, dass etwas schiefgelaufen war. Dass der andere Saiyajin tatsächlich nicht wiederkommen würde. Dass sie irgendwie feststeckten. Dass er … Kakarott nicht hätte gehen lassen dürfen … allein. Es hatte lange gedauert, bis der Prinz seinen Stolz beiseite geschoben hatte, um vernünftig über Cernunnos Worte nachzudenken. Immer wieder war er sie in seinem Kopf durchgegangen. Demnach sollte er doch lernen, dass Größe keine Rolle spielte. Zuerst hatte Vegeta gedacht, dass der Sinn dieser Geschichte womöglich genau das war, was er hier tat. Dass er trotz der Tatsache, dass er hier ein sehr junger Mann war und auch nicht gerade der Stärkste, fähig war, alleine diesen elenden Hof zu etwas Großem zu führen. Wie genau er das allerdings anstellen sollte, war ihm nicht ganz klar, aber immerhin schien ihm das, wenn auch weit hergeholt, irgendwie Sinn zu ergeben.

Kakarott sollte dagegen lernen, dass Stärke nicht alles sei, weswegen er wohl in die Welt ziehen musste, um genau das zu lernen, wie auch immer diese Lektion aussehen mochte. Nun waren allerdings Monate vergangen und … nichts war passiert. Sie waren immer noch in diesem Märchen. Das Märchen des roten Ettin. Bis jetzt war ihm nichts untergekommen, was auf den Namen dieser Geschichte hindeuten würde. Er hatte gehofft, dass es sich vielleicht um irgendeine Pflanze handeln könnte, die er entdeckte und die, was auch immer, Heilkräfte oder sonst etwas besaß, dass den Hof zu wahrer Größe führen würde. Aber jede Pflanze, die Vegeta entdeckt hatte, hatte bereits irgendeinen Namen, welchen er von Moira erfuhr. Und jetzt, nachdem sie bereits über drei Tage in Aschenputtel festgesessen hatten, waren sie nun schon MONATE hier gefangen. Wenn das so weiterging, würden sie erst aus Angeama verschwinden können, wenn sie alt und grau waren.
 

Was ihm auch zunehmend auf die Nerven ging, waren die Besuche dieses Kerls, der seine ‚Mutter‘ flachlegte. Jedes Mal, wenn er kam, schickte Moira ihn aus dem Haus um Torf zu stechen oder eine andere Arbeit zu tun, die ihn lange vom Kate fernhalten würde. Als wäre er ein kleiner Junge, der nicht wusste was hier passierte. Eigentlich ging es ihn nichts an und Moira bedeutet ihm rein gar nichts, sollte ihm nichts bedeuten, doch es störte ihn trotzdem. Dann, an einem sehr regnerischen und kalten Abend, an dem sich Vegeta die Füße vor der Hütte abfror und den Geräuschen darin lauschte, hörte er etwas, was ihm nicht gefiel und riss die Tür auf. Der Kerl stand drohend über der am Boden kauernden Frau und hatte die Hand erhoben, während sie sich schützend zusammen kauerte. Ohne weiter nachzudenken war er bei ihr, zog sie weg von ihm und richtete sich drohend zwischen ihr und ihm auf. Geistig stellte er sich schon auf eine Tracht Prügel ein, weil er nicht damit rechnete gegen diesen Kerl eine Chance zu haben, doch etwas schien ihn davon abzuhalten, auf ihn loszugehen. Mit einem verächtlichen Blick, spuckte der Mann aus und verschwand.

Es dauerte lange, doch nachdem Moira eine warme Brühe zu sich genommen hatte, erzählte sie Vegeta, dass sie ein weiteres Kind erwartete. Der Saiyajin hatte irritiert geblinzelt als seine ‚Mutter‘ daraufhin in Tränen ausgebrochen war, weil sie auch dieses Kind früher oder später würde verlassen müssen, weil es ihm, dem Mann, vielleicht zu ähnlich wurde, genauso wie Kakarott. Und wenn es ein Mädchen würde, dann würde er es ihr vielleicht sogar wegnehmen, weil sich dieses dann gewinnbringend verheiraten ließ. Sie schluchzte die halbe Nacht und Vegeta wusste einfach nicht mehr was er tun sollte.
 

Ein kalter Wind blies ihm ins Gesicht und riss ihn aus den Erinnerungen an das Zurückliegende. Er fuhr in die Krone der alten Eiche und sorgte dafür, dass eines der vom Herbst verfärbten, orangenen Blätter vor seinem Gesicht langsam zu Boden sank. Während seine Augen dem Blatt wie gebannt folgten, wanderte seine Hand unbewusst zu dem wunderschönen Dolch, welchen er immer an seinem Gürtel trug und umklammerte den verzierten Griff. Sein Finger fuhr die Schnitzereien darauf entlang. Etwas stimmte hier nicht. Sein Herz hämmerte plötzlich immer schneller in seiner Brust und etwas in ihm zog sich schmerzlich zusammen, als ... als wäre etwas Schlimmes passiert, etwas mit … Kakarott.

Der Wind wurde stärker, das Rauschen der Zweige lauter, immer lauter ... schwoll an, bis er die Hand heben musste um sein Gesicht vor dem Wind zu schützen. War das wirklich noch das Rauschen des Windes oder hörte es sich nicht vielmehr an wie … Getrommel? Nein Getrampel, das Trampeln von Hufen. Irritiert senkte er den Blick, als etwas Warmes in seiner Hand zu pulsieren begann, Cernunnos Heft. Die Brauen zusammenziehend, zog er den Dolch hervor, sah die blitzende Schneide an, hob sie vor seine Augen, starrte darauf und begegnete darin dem Blick von Kakarott.

Vor Schreck ließ er den Dolch fallen, wollte jedoch reflexartig danach greifen und zog im letzten Moment seine Finger wieder zurück. Doch nicht schnell genug. Die scharfe Schneide des Dolches ritzte seine Haut. Verärgert über seine eigene Dummheit packte er den Griff, befleckte ihn mit seinem Blut, spürte wieder das warme Pulsieren unter seinen Fingern und blinzelte irritiert, als seine ganze Hand mit dem roten Lebenssaft überzogen war, ja sein ganzer Arm! Ein höllischer Schmerz explodierte in seiner Schulter und ließ ihn in die Knie gehen. Keuchend griff er sich an sein wild schlagendes Herz, starrte auf den Dolch, seine Hand, die vollkommen normal aussah und fragte sich, was er da gerade gesehen hatte.

Abermals fuhr eiskalter Wind durch die Baumwipfel, durch seine Haare, ließ Laub auf ihn herabregnen und trieb Nebel in das Tal und auf den Hof zu. In den zurückliegenden Monaten hatte er schon oft erlebt, wie schnell sich das Wetter ändern und auch der Nebel ausbreiten konnte, doch mit dieser Geschwindigkeit hatte er das noch nie erlebt. Zitternd erhob er sich, wollte sich zu Moira umdrehen, doch sie war nicht da. Er war vollkommen alleine auf dem Hof, selbst die Tiere waren verschwunden und die Nebelwand kam auf ihn zu, wie eine graue, hohe, brandende Welle, verschluckte ihn, hüllte ihn ein. Er hob die Arme gegen die Kälte, die sie mitbrachte. Atemwölkchen sammelten sich vor seinen Mund und dann war es ihm als würde der heulende Wind kichernde Frauenstimmen an sein Ohr tragen. Wurde er irre?!

Die Augen zu feinen Schlitzen öffnend sah er sich um. Nichts. Die Stimmen kamen aus der anderen Richtung … wieder nichts. Plötzlich streiften Finger seine Wange, seinen Arm, wischten über das Blut daran, welches plötzlich wieder da war, verteilten es und dann … war es mit einem mal wieder fort. Er glaubte sogar seinen Namen zu hören, Vegeta. Doch das war nicht möglich. Wie sollte etwas in dieser Geschichte wissen wie er wirklich hieß?

Ein schmerzerfüllter Schrei wurde von Wind und Nebel an sein Ohr getragen, der abrupt abbrach. Dennoch hatte Vegeta die Stimme erkannt. Die Augen kaum noch offenhaltend, brüllte er gegen das Trommeln des Windes an. „KAKAROTT?!“ Doch die Antwort war das Kichern der Frauenstimmen und dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

„Alastair! Alastair mein Schatz! Wach doch bitte auf! Alastair!“ Etwas klatschte auf seine Wange und Vegeta öffnete blinzelnd seine Augen, setzte sich ruckartig auf und wunderte sich, dass er auf dem Boden lag. Irritiert sah er sich um und starrte Moira an, die mit besorgtem Blick neben ihm im Dreck kniete. „Alles in Ordnung mein Schatz?“

„W...was ist passiert? Warum lieg ich hier auf dem Boden? Wo ist der Nebel?“

„Welcher…Nebel?“

„Na…der Nebel verdammt! Da kam erst Wind auf und der hat eine gigantische Nebelwand ins Tal geschoben…und in dieser Nebelwand war etwas.“ Moira sah ihren Sohn zweifelnd an, erhob sich und wollte ihm beim Aufstehen helfen, doch Vegeta lehnte ihre Hand ab und erhob sich selbst, einmal mehr den Dreck von der Kleidung klopfend. Immer noch irritiert wanderte sein Blick in die Baumkrone, dann über das Tal. Hatte er sich das nur eingebildet? „Aber sie waren doch da.“, murmelte er. „Ich hab sie genau gehört.“

„Wen hast du gehört?“, fragte Moira und legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter.

„Die Stimmen. In dem Nebel waren Stimmen, sie haben nach mir gerufen…und ich habe Kakarotts…Hamishs Stimme gehört.“ Seine Mutter schlug die Hände vor dem Mund zusammen und wurde kreidebleich. Sie machte einen Schritt zurück, strauchelte, Vegeta griff nach ihr, verhinderte, dass sie fiel und bemerkte wie hektisch sie atmete. „Moira?“

Mit geweiteten Augen und ohne ihn wirklich anzusehen hob sie den Blick. „Die Bean Sídhe.“, keuchte sie, ehe sie ihn fixierte und nach seinen Armen griff. „Haben sie irgendetwas gesagt?“

Irritiert über Moiras Aufregung schüttelte er den Kopf. „Ich hab mir eingebildet meinen Namen zu hören und dann einen Schrei…von Hamish.“ Tränen schossen Moira in die Augen und sie schlug abermals die Hände vor das Gesicht, brach nun wirklich zusammen und Vegeta sah keine andere Lösung, als sie hoch zu heben und in das Kate zu tragen, wo er sie auf ihr Lager legte. Irritiert bei ihr sitzen bleibend, bis sie sich beruhigt hatte, stellte er dann die Frage, die ihm auf der Zunge brannte.

„Was sind die Bean Sídhe? Du hast sie schon mal in einer deiner Geschichten erwähnt.“ Die großen, trüben Augen seiner Mutter richteten sich auf ihn und traurig lächelte sie ihn an.

„Die Bean Sídhe sind Geisterfrauen aus der Anderswelt, Alastair. Sie kommen des Nachts oder in den Nebeln. Die Geschichten erzählen, dass sie oft mit dem Frühnebel, welcher durch die Täler zieht, in die Feldlager der Soldaten kamen und wer sie sah, wem sie die blutverschmierte Rüstung säuberten, der wusste, er überlebt den nächsten Tag nicht.“ Vegetas Herz setzte aus und er starrte Moira geschockt an.

„Soll das heißen…ich sterbe morgen?“

Moira schüttelte langsam den Kopf. „Du bist kein Soldat.“

„Aber du hast doch grade gesagt...“

„Lass mich ausreden.“, unterbrach sie ihn. „Die Geschichten sagen auch, wenn sie sich einem Menschen zeigen, der kein Soldat ist, dann überbringen sie die Kunde des Todes eines geliebten Menschen.“ Der Saiyajin wäre jeden Schwur eingegangen, dass es ihm nicht noch kälter hätte werden können als bei Moiras erster Aussage, doch in diesem Moment wurde es das.

„Kakarott...“, flüsterte er und starrte die Frau, welche seine Mutter war, fassungslos an. Konnte das sein? War das möglich? Müde richtete sich Moira auf und nahm ihn in den Arm. Er konnte ihr Schluchzen an seiner Schulter spüren und automatisch, legte er seine Hände auf ihren Rücken und drückte sie an sich. Aber er weigerte sich diesen Schock weiter zuzulassen. Er weigerte sich zu glauben, dass … dass diese Einbildung, diese Nebelfetzen ihm sagen wollten, dass Kakarott gestorben war. Kakarott starb nicht einfach so … das … war einfach … unmöglich!
 

Nachdem sich Moira an seiner Schulter ihre Verzweiflung hingegeben hatte und sie schließlich eingeschlafen war, saß Vegeta noch lange am Torffeuer und drehte den Dolch mit Cernunnos Abbild in seiner Hand. Cernunnos, der Herr der Anderswelt. Und diese Bean Sídhe kamen auch aus der Anderswelt, die wohl so etwas wie eine Sagen- und Märchenwelt war. Er schnaubte. Eine Märchenwelt in einem Märchen, wo gab es denn so einen Schwachsinn bitte?! Er glaubte keine Sekunde an diesen Mist! Auch wenn es ihn im ersten Moment getroffen hatte, was er mal wieder auf seine Figur schob, so war er sich nun sicher, dass diese Nebelfetzen ihm etwas völlig anderes sagen wollten. Sie hatten seinen Namen gerufen, seinen richtigen Namen.

In den Spiegelungen des Feuers auf der Dolchschneide versinkend, wurde Vegeta nun eines klar. Das Ziel dieses Märchens bestand nicht darin diesen Hof zu Größe zu führen … es bestand darin Kakarotts Arsch zu retten und ihm damit zu zeigen, dass wahre Größe nichts mit Stärke zu tun hatte. Sehr schön. Auch wenn er dieses Märchen wirklich zum Kotzen fand, wenn es am Ende wieder er war, der Kakarott rettete, dann hatte es vielleicht doch noch etwas zu bieten, was ihn reizte. Immerhin wäre das dann schon das zweite Mal, dass der Jüngere ihm was schuldete. Cernunnos Abbild auf dem Dolch ins Auge fassend traf er seine Entscheidung. „Na gut du Hirschkuh … Größe und Stärke sind nicht alles?“ Herablassend schnaubend schob der Prinz der Saiyajins den Dolch mit einer entschlossenen Geste zurück in die Scheide. Als ob ihm Freezer und Kakarott diese Lektion nicht schon vor Jahren beigebracht hätten ...

Sich seiner vollkommen sicher und endlich wieder ein Gefühl von Sinnhaftigkeit spürend, begann er seine wenige Kleidung in einen zerlumpten Jutesack zu stopfen. Da der Winter vor der Tür stand, presste er noch einige Felle obendrauf, bevor er ihn verschnürte und neben die Eingangstür stellte. Am nächsten Morgen würde er aufbrechen, Moira, der Hof und sein ‚Schicksal‘ hier, hin oder her.
 

Doch so einfach sollte es nicht werden. Seine ‚Mutter‘ rüttelte ihn später aus seinem ohnehin ruhelosen Schlaf. Müde richtete er sich auf seinem Lager auf.

„Was ist denn?“, murrte er der älteren Frau schlaftrunken entgegen.

„Was hat der Jutesack neben der Tür zu bedeuten? Willst du etwa…?“

Sofort war Vegeta hellwach. Moira fokussierend antwortete er mit ernster Stimme: „Ja, ich werde fortgehen, denn du irrst dich. Hamish ist nicht tot.“

Ein trauriges Lächeln formte sich auf den Lippen der älteren Frau. „Ach Alastair…ich weiß, dass du das nicht glauben willst, aber die Bean Sídhe“ „Nein.“, wurde sie von ihrem ‚Sohn‘ unterbrochen. „Nein.“, wiederholte Vegeta bestimmt, starrte Moira durchdringend an und fuhr fort: „Er ist nicht tot und er…braucht mich.“ Das er das so aussprach konnte Vegeta selbst kaum glauben.

Die Entschlossenheit in seinen Augen ließen Moira ein Stück zurückweichen und Hoffnung keimte in ihrem Herzen auf. Hoffnung, die sie ihre Hand auf ihren Unterleib legen und sanft darüberstreichen ließ. Hoffnung, dass sie eines Tages mit all ihren Kindern, hier am Tisch sitzen würde. Hoffnung, dass ihr Jüngster recht hatte. Aber auch Angst, nun mehr als nur ein Kind zu verlieren.

„Aber…der Winter…“

„Ich hab Felle eingepackt.“

„Aber…die wilden Tiere…“

„Ich hab Hamishs Dolch bei mir.“

„Aber…“

„Moira. Ich werde gehen, heute.“

Sie seufzte ergeben und gab sich dieser aufkeimenden Hoffnung hin, unterdrückte die Angst. Alastair hatte sich in den letzten Monaten sehr verändert. „Also schön, Alastair. Aber…“

„Moira!“, protestierte Vegeta wieder, doch seine ‚Mutter‘ hob die Hand.

„Lass mich ausreden. Wenn ich dich gehen lasse, dann…werde ich auch dir einen Laib Brot backen. Du musst mir nur den Krug mit Wasser füllen.“

Mit Skepsis im Blick hob Vegeta eine Augenbraue an, doch der Gedanke an dieses herrlich duftende Brot, das Kakarott damals mitbekommen hatte, ließ ihn letztlich zustimmen. Immerhin hätte er dann endlich auch einmal etwas Vernünftiges zu essen und … Proviant für die erste Zeit bei sich. Warum also nicht?
 

Nachdem Vegeta aufgestanden und sich in seine lumpigen Kleider geschält hatte, stand Moira schon mit dem Tonkrug, den auch Son Goku benutzt hatte, bei der Tür und wartete auf den Prinzen.

„Haben wir nichts anderes, um Wasser zu holen? Ich kann auch nen Eimer benutzen.“

„Nein Alastair. Es muss genau dieser Krug sein.“

„Warum?“

„Weil es so ist. Weil…dein Bruder ihn benutzt hat…weil auch du dieselben Chancen haben sollst wie er und…weil es euch verbinden wird.“

Die Augen verdrehend über diesen abergläubischen Mist schnappte er sich den zersprungenen Krug und stampfte in die Morgenkälte hinaus. Das war mal wieder so typisch. Da hatte er Kakarott eins auswischen wollen, indem er dem Krug einen Sprung verpasst hatte und NATÜRLICH fiel das jetzt wieder auf ihn zurück! Wie hätte es auch anders sein können? Als würde der Jüngere einen Glücksstern haben, der einfach alles Negative von ihm fern hielt. Das war doch schon einfach nicht mehr normal! Und wie zur Hölle sollte dadurch eine Verbindung zwischen Kakarott und ihm entstehen? So ein Schwachsinn!

Den Krug anhebend, betrachtetet er sich den Schaden. Der Riss am unteren Rand war deutlich sichtbar und mittlerweile schien er sich auch nach oben hin ausgebreitet zu haben. Wenn er Pech hatte und das schien er ja schon die ganze Zeit hier zu haben, sonst wäre er statt Kakarott losgezogen und sie wären mit Sicherheit schon aus diesem Märchen draußen, dann würde der Krug komplett zerspringen, noch bevor er mit dem Wasser wieder bei Moira angekommen war. Irgendetwas musste es doch geben, mit dem er die Risse des Tonkruges für den Weg vom Bach zurück, flicken konnte, als ihm plötzlich neben dem Haus der hellbraune Fleck ins Auge sprang, mit dem er schon in den vergangenen Monaten Bekanntschaft gemacht hatte. Als er einmal vom Torf holen zurückgekommen war, war er an dieser Stelle ausgerutscht und in dem hellen Matsch gelandet. Fluchend war er aufgestanden, hatte noch versucht sich irgendwie zu säubern, aber diese klebrige, helle Erde war einfach nicht abgegangen und schon kurze Zeit später hatte sie sich an seinen Händen und seiner Kleidung verhärtet. Das war Lehm, hatte ihm Moira dann erklärt, mit dem man sogar ganze Häuser bauen konnte.

Grinsend steuerte Vegeta nun darauf zu, fuhr mit zwei Fingern in die hellbraune Substanz und strich sie auf die zersprungenen Stellen. Wenn alles gut ging, würden sie trocknen bis er beim Bach angekommen war und auf dem Rückweg würde kein Wasser auslaufen. Und er sollte recht behalten ...
 

Mit vor Stolz glänzenden Augen brachte er seine ‚Mutter‘ den bis zum Rand mit Wasser gefüllten Tonkrug und auch sie bedachte ihn mit einem anerkennenden Nicken, bevor sie sich an die Arbeit machte, ihrem Sohn den größten Laib Brot zu backen, den er je gesehen hatte.

Nachdem die Sonne ihren Zenit schon überschritten hatte, präsentierte Moira ihm das Brot und Vegeta lief das Wasser im Mund zusammen. Am liebsten hätte er sich sofort darauf gestürzt, doch er hielt sich zurück. Etwas in ihm mahnte ihn, dass er es noch brauchen würde. Nach dem Brot greifend, um es unter den Fellen zu verstauen, hielt er plötzlich inne. Ganz unangemessen schossen ihm plötzlich die Erinnerungen an die vergangenen Monate in den Kopf. An die Abende, an denen Moira und er sich hungrig niedergelegt hatten, in denen er nichts hatte fangen können, oder auch im Garten noch nichts reif war. Und nun stand der Winter vor der Tür und Moira erwartete ein Kind … aber war das sein Problem? Mit Nichten! Außerdem war sie nicht seine Mutter und er schuldete ihr nichts.

Doch das machte es nicht wirklich leichter … irgendetwas in ihm WOLLTE ihr plötzlich helfen … genauso wie er in der vergangenen Zeit eingesehen hatte, dass er etwas tun MUSSTE, weil einfach alles besser war, als jeden Gott verdammten Tag den Wolken zuzusehen, wie sie über den Himmel zogen. Kakarott hätte ihr mit Sicherheit etwas abgegeben, wenn sein Brot nicht so klein ausgefallen wäre … wegen ihm. War er ihr das nicht irgendwie schuldig? Nach den Abenden und Mahlzeiten, in denen sie ihm mehr in die Schüssel getan hatte als sich selbst?

Wütend schüttelte Vegeta den Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben. Das war ihm doch egal! Es war ihm egal! Es war ihm egal! Es war ihm …

„Möchtest du die Hälfte?“, hörte er sich zu seinem eigenen Unglauben selbst fragen und sah wie die Augen Moiras groß wurden, wie der Blick dankbar wurde, wie … er hörte ihren Magen brummen und sofort senkte sie beschämt den Blick, legte ihre Hände auf den Bauch und schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist für dich. Damit du etwas zu essen hast.“

Vegeta massierte sich genervt die Stirn. Das wurde ja immer schlimmer, dieser … Anflug eines schlechten Gewissens. Wenn er jetzt einfach das Brot nähmen und gehen würde … er glaubte für einen Moment, sich dann selbst nicht mehr ertragen zu können. Bevor ihn dieses nagende … ätzende … und beschissene Gefühl in seinem Inneren noch länger auf den Wecker ging, packte er das Brot und riss einen großen Teil heraus. Dann nahm er Moiras Hände, zogen sie von ihrem Bauch weg und drückten ihr den abgerissenen Teil hinein.

„Nimm einfach.“, knurrte er und war selbst überrascht über diese Worte, doch sie waren, wie auch die zuvor, einfach aus ihm herausgesprudelt und noch bevor er sich wieder fangen konnte, die Lächerlichkeit dieser Unterhaltung in sein Bewusstsein kriechen und er der Eisblock werden konnte, der er die ganze Geschichte über zu sein versucht hatte, stürzte Moira auf ihn zu und schloss ihn in ihre mütterliche Umarmung, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte:

„Kein Fluch soll dich jemals treffen und Glück dich auf all deinen Wegen begleiten, mein Ein, mein Alles, mein Jüngster. Möge Cernunnos dich beschützen und die Wesen seiner Welt von dir fernhalten. Mögest du unseren Hamish gesund und wohlbehalten wiederfinden und wir eines Tages wiedervereint sein. Und Alasteir“, sie sah ihm tief in die Augen. „Denk immer daran, dass alles was du teilst, dir diese Welt vergelten wird.“

Unbehagen breitete sich in Vegeta aus. Schon wieder legte jemand seine ganze Hoffnung, seinen Glauben, in ihn. Bestimmt, wenn auch sanft, drückte er Moira von sich, ging zur Tür und schulterte den Sack. Grad weil die Hirschkuh gut auf ihn zu sprechen war. Der würde ihm eher alle Wesen dieser Welt auf den Hals hetzen, denn andersherum. Ohne sich noch einmal umzudrehen, griff er nach dem Riegel der Tür, schritt hindurch, zog sie zu und begann einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ein beißend kalter Wind fuhr ihm in die Glieder und brachte die ersten, weißen Flocken mit sich. Vegeta knirschte mit den Zähnen. Wehe dir Kakarott, wenn du nicht mindestens bis zum Hals in der Scheiße steckst, wenn ich dich finde! Andernfalls tunk ich dich mit dem Kopf voran hinein ...
 

Vegeta wusste nicht mehr, wie oft er in den zurückliegenden Monaten nahe daran gewesen war zu erfrieren. Er hatte das Gefühl nicht mal mehr zu wissen wie es war, wenn einem nicht kalt war. Als er das Kate verlassen hatte, hatte diese weiße Hölle begonnen und bis jetzt nicht aufgehört. Wie durch ein Wunder hatte er nach Tagen ein Dorf erreicht, wo er sich aufwärmen konnte und nach Kakarott gefragt hatte und tatsächlich, da waren eine Bäuerin und ihr Mann, die sich an den großen, stattlichen und so freundlichen jungen Mann erinnerten, wie sie ihn beschrieben. Wenigstens etwas, dachte Vegeta und erkundigte sich, in welche Richtung dieser 'große und stattliche' Mann gegangen war. Der Bauer konnte ihm mitteilen, dass er ihn an einem Markttag mit in das nächstgrößere Dorf genommen hatte und er von dort aus weiter wollte. Etwas genauer wäre es Vegeta zwar lieber gewesen, aber mehr konnte er wohl nicht erwarten.

So also setzte er seinen Weg fort und suchte Kakarott, fand immer wieder Menschen, denen er geholfen hatte und die ihm nun einen groben Weg weißen konnten. So zog er weiter, darauf vertrauend, dass dieses Märchen ihn dahin führte, wo er hinsollte. Denn wie hatte Opa gesagt? '...indem ihr die Geschichte so erlebt, wie sie vorgegeben ist.'
 

Auch Vegeta erlebte das Wunder, dass das Brot von Moira scheinbar weder hart noch schlecht wurde und als Vegeta dies einmal herausbekommen hatte, ließ auch er größtenteils die Finger davon. Doch dies gelang ihm nicht immer. Allzu oft fand er wegen des Schnees nichts zu essen und so war er wirklich froh, wenn er sich in einer Höhle oder einem Erdloch ein Stück von dem Brot abbrechen und verzehren konnte. Seinen Hunger zügelte er, denn er wusste aus seiner Vergangenheit, es konnte immer noch schlimmer kommen, als es aktuell war. Doch diesmal behielt er mit seiner Vermutung nicht recht.

Je weiter er ging, um so karger schien zwar die Landschaft zu werden, aber er hatte auch das Gefühl, dass es wärmer wurde. Zwar wunderte er sich, denn den Frühling hatte er nicht so schnell erwartet, aber wer wusste schon wie die Jahreszeiten in diesem Märchen verteilt waren. Schließlich erreichte er eine Schlucht und seine Augen wanderten skeptisch über die hohen Felswände. Doch so sehr er auch suchte, es gab einfach keinen anderen Weg und wenn er zurück gehen würde zu diesem letzten Hof, mit diesen nervenden und ständig um ihn herum schwänzelnden Töchtern, dann würde er Tage verlieren.
 

Schließlich und als er schon nicht mehr daran glaubte, öffnete sich die lange Schlucht und er blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihm erstreckte sich ein grünes Tal mitten im Sommer. Das Gras stand dicht und saftig, das Wasser plätscherte, Vögel zwitscherten, Schmetterlinge flatterten umher. Ungläubig drehte Vegeta seinen Kopf und sah hinter sich in die Schlucht, in der es zwar nicht mehr so kalt war, aber man immer noch den Hauch des Winters wahrnehmen konnte. Das Blöcken eines Schafes unweit von ihm entfernt lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Tal und zwischen den weißen Wollpunkten erblickte er einen Mann. Wunderbar! Endlich jemanden den er fragen konnte und wehe der Alte hatte keine passenden Antworten parat!
 

„Hey! Du da! Alter!“ Er stapfte auf den Mann zu und ließ diesen gar nicht zu Wort kommen. „Ist hier vielleicht vor einigen Monaten ein 'großer und stattlicher' junger Mann vorbeigekommen, der dir damit auf die Nerven gegangen ist, dass er dir helfen wollte?“

Der Alte schüttelte den Kopf. „Nein.“ Verflucht! Der Prinz drehte den Kopf zurück zum Schluchteingang. Dann musste er also tatsächlich zurück! So eine Scheiße!

„Aber hier ist ein junger Mann vorbeigekommen, der mich nach den Schafen gefragt hat und wem sie gehören.“

„Aha“, kam es desinteressiert von Vegeta und er rechnete bereits nach, wie viel Zeit es ihn kosten würde den ganzen Weg zurückzugehen.

„Bist du auch deswegen hergekommen?“

Irritiert blickte Vegeta zum Schäfer zurück. „Weswegen?“

Der Schäfer zeigte zu den Schafen. „Um zu erfahren, wem sie gehören.“

„Nein.“

„Wirklich nicht?“

„Nein.“

„Bist du sicher?“

„Ja verflucht! Geh mir jetzt nicht mit diesen scheiß Schafen auf die Nerven, ich muss rechnen.“

„Wie lange du wieder zurück braucht?“

„Ja und vor allem ob...“ Vegeta stutzte und seine Augen wurden klein, als ihm klar wurde, was der Schäfer ihn grade gefragt hatte.

„Woher weißt du das?“ Der Schäfer lächelte und Vegeta trat drohend einen Schritt auf ihn zu. „Ich verlange eine Antwort!“

„Die gebe ich dir, wenn du die Frage stellst.“

„Welche Frage?“

„Wem die Schafe gehören.“

Vegeta verdrehte die Augen … diese gottverfluchten Märchen … aber so lange es nur das war. „Also gut ... wem gehören die scheiß Viecher?“

„Dem roten Ettin in diesem Land, der seinen Weg hierher zu uns fand, des Königs Tochter hat er geraubt, und Wächter mit ihrem Schutz betraut. Er bindet sie, er züchtigt sie, er macht was ihm gefällt, wie alle starken Herrscher, trotzt er der ganzen Welt. Wohl ist vom Schicksal ihm bestimmt, durch Menschenhand der Tod, und jener ist zu ihm auf dem Wege, so leiden wir nie mehr Not.“ Vegeta verdrehte die Augen. Ein Reim, wunderbar! Das wurde ja immer …

„Moment? Die Viecher gehören dem roten Ettin?!“, unterbrach er seine eigenen Gedanken und glaubte immer noch sich verhört zu haben, doch der Schäfer bestätigte diese Hoffnung mit einem Nicken. Der Prinz der Saiyajins konnte sein Glück kaum fassen. Endlich! Endlich war er am Ziel! Nach Monaten gab es endlich einen konkreten Hinweis! „Und wo kann ich diesen roten Ettin finden?“

„In seinem Schloss. Aber das erreichst du heute nicht mehr mein Jungchen. Schau“, der Schäfer zeigte mit seinem Stab gen Himmel, der sich schnell dunkel färbte. „Es wäre besser, wenn du erst morgen aufbrechen würdest. Ich könnte dir auch ein bescheidenes Mahl anbieten für den Abend.“ Vegeta war hin und hergerissen, doch am Ende siegte das Grummeln in seinem Magen. Eine Nacht mehr oder weniger würde nun auch nichts mehr ausmachen und es war mit Sicherheit besser dem Ettin ausgeruht und bei Kräften gegenüberzutreten. So saß er am Abend mit dem Schäfer an einem Feuer, über dem ein Topf hing und ein heißer Eintopf vor sich hin brodelte. Als der Alte ihm eine Schale mit dem Eintopf reichte, schnupperte er.

„Sag mal Jungchen, rieche ich da etwa Brot?“ Vegetas Braue hob sich skeptisch, die Finger immer noch an der ihm dargebotenen Schale.

„Ja...“

„Wäre es zu viel verlangt dich zu fragen, ob ich ein Stückchen haben könnte? Ich habe ewig kein Brot mehr gegessen.“

Sichtlich zögernd starrte der Prinz auf die volle Schale mit Eintopf und dann zu dem verhutzelten Alten. Warum eigentlich nicht?, fragte er sich. Es sah so aus, als wäre sein Weg bald zu Ende und dieses Märchen damit auch. Er würde den großen Rest, welchen er übrig hatte, nicht mehr brauchen. Also zog er das Brot aus dem Sack und reichte es dem Alten, der es in zwei Teile brach und schweigend genossen sie ihr Abendmahl. Vegeta hatte das Gefühl, nach sehr, sehr langer Zeit zum ersten Mal wieder richtig satt zu sein und als er zufrieden die Schüssel zur Seite stellte und gen Himmel sah, hob der Alte seine Stimme an.

„Wenn du am Morgen aufbrichst um den Ettin zu suchen, dann hüte dich vor seinen Tieren.“

„Seinen Tieren?“ Vegetas Aufmerksamkeit kehrte schlagartig zu dem Schäfer zurück, der nickte.

„Ja. Um zum Schloss des Ettins zu kommen, musst du dem Flusslauf folgen. Es gibt einen direkten Weg, der dich aber durch eine Herde seiner Tiere führt und einen Umweg, aber der ist sicher und du erregst keine Aufmerksamkeit. Dafür musst du nur dem Fluss folgen und wenn er sich gabelt dem rechten Arm.“ Vegeta nickte. Umwege waren zwar nicht wirklich sein Fall, der direkte Weg war ihm immer lieber, aber er traute diesem Märchenkörper einfach nicht soweit über den Weg, dass er es mit etwas aufnehmen konnte, was er nicht kannte. „Außerdem“, fuhr der Alte fort. „Sagen die Geschichten, dass man mit Verstand und auf dem rechten Weg zu einer Höhle kommt, von der aus man das Meer sehen kann und dieser Weg führt dich dann weiter zu einem Feld voll Weizen, was dich wiederum das erreichen lässt, was du so sehr begehrst.“ Vegeta gähnte. Von diesen Bauernweisheiten hielt er nicht viel und deswegen hatte er nach der Wegbeschreibung auch nur noch halb zugehört.

„Jaja, schon klar. Nach rechts, Höhle, Meer, Weizenfeld, Ettin und dann raus hier. Ich habs kapiert.“ Der Schäfer sagte daraufhin noch etwas, doch das verstand der Prinz schon nicht mehr, denn ihm waren die Augen zugefallen und er war zur Seite gekippt und eingeschlafen. Er war satt, ihm war warm und bald schon würde er dem Ettin eine verpassen, Kakarott retten und beweisen, dass er es besser konnte als der Jüngere.
 

Am folgenden Morgen riss den Prinzen etwas aus dem Schlaf. Es war weder ein Geräusch, noch Wind, noch irgendetwas, dass er hätte benennen oder erkennen können. Es war mehr ein inneres Ziehen, ein kräftiger Herzschlag, ein namenloses Gefühl, das ihn erwachen ließ. Er stützte sich auf seinen Unterarm und blickte sich um. Die Glut an der Feuerstelle schickte ihre letzten Funken gen Himmel, die Wiese um ihn herum war saftig grün und … leer. Da war niemand. Weder ein Schaf, noch der alte Hirte. Als Vegeta realisierte, dass er vollkommen allein war, richtete er sich abrupt auf, ließ seinen Blick verwirrt hin und her schweifen und fragte sich inständig, ob er die gestrige Begegnung nur geträumt hatte. Ob sie vielleicht auch nur so eine sagenhafte Eingebung war, wie diese Beane Sídhe oder sonst irgendein anderes fantastisches Zeug, von dem er langsam wirklich die Schnauze voll hatte. Er stand langsam auf, rieb sich mit einer Hand übers Gesicht und starrte erneut auf die leere Weite vor sich. Tief einatmend schulterte er sein Gepäck und marschierte schließlich weiter. Selbst wenn es nur ein Traum gewesen war, er hatte ohnehin keine andere Wahl als weiter zu gehen. Immer weiter.

Als sich jedoch der Fluss, dem er gefolgt war, gabelte hielt er inne. Sah nach links, dann nach rechts und wieder spürte er dieses innerliche Ziehen, das ihn zum rechten Flussarm zog. Ungewollt schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht als ihn eine Erinnerung überkam an die Zeit, in der sie gegen Boo gekämpft hatten. Er war mit Kakarott im Inneren des Dämons gewesen, irgendwo in dessen Gehirn auf der Suche nach ihren Söhnen und Piccolo. Vegeta hatte den Jüngeren gefragt, in welche Richtung er gehen wollte und als dieser die linke Richtung vorgeschlagen hatte, war Vegeta nach rechts gegangen, denn immer, wenn er auf diesen Idioten gehört hatte, war ihnen irgendetwas zugestoßen. Diese Erinnerung abschüttelnd folgte er seinem inneren Instinkt und setzte seinen Weg fort, rechts entlang.
 

Die Landschaft änderte sich kaum mehr, je weiter er dem stetig fließenden Fluss folgte. Das leuchtende Grün der Wiesen und der Blätter auf den Bäumen begleitete ihn weiterhin, nur das Wetter war ihm wieder einmal nicht gut gesonnen. Ein Sturm zog herauf und brachte tiefhängende, dunkle Wolken mit sich. Schon kurze Zeit später peitschte ihm Wasser ins Gesicht. Von oben, von der Seite, es war dem Prinzen als käme es von überall. Fast schon hätte er sich die Eiseskälte und den Schnee zurückgewünscht, der ihn wenigstens nicht sofort bis auf den Leib durchnässt hatte. Den Arm schützend vor sein Gesicht haltend trotzte er dem Unwetter, erkannte kaum noch etwas vor sich, bis sich der Fluss dem Ausläufer eines Berges näherte und sich dort ein Höhleneingang auftat, in den das fließende Gewässer sich seinen Weg gebahnt hatte. Vegeta beschleunigte seine Schritte und steuerte direkt darauf zu. Dicht am Flussufer folgte er dessen Verlauf in die Höhle des Berges hinein und atmete erleichtert auf. Endlich stand er unter dem Felsen, der ihn vor der Sturm, der vor dem Eingang wütete und dem Regen, der schon einem Tsunami geglichen hatte, schützte. Sein Körper begann vor Kälte zu zittern und mit seinem schaudernden Leib, kroch auch Wut in ihm hervor.

„So ein…VERSCHISSENES SCHEISSWETTER!“, brüllte er einfach los, ließ seinem Zorn freien Lauf, da hier sowieso weit und breit niemand zu sein schien und die Höhle, die sich wohl noch sehr weit in den Berg zog, ließ seinen Schrei noch lauter zu ihm zurückhallen, was seinen Ärger noch steigerte. „Grrr….hörst du das Kakarott?! Wenn wir hier raus sind und du nicht schon tot bist, dann…bring ich dich um, du…IDIOT!!“

Das meiste seiner Worte wurde von den kalten Wänden verschluckt, doch sein Letztes hallte wieder zu ihm zurück. Die Ader auf seiner Schläfe pulsierte gefährlich und mit zusammengekniffenen Augen starrte er der vor ihm liegenden, finsteren Höhle entgegen, die es gewagt hatte, ihn zu beschimpfen. Er starrte und starrte bis er letztlich resignierend seufzte. Er drehte sich wieder um, beobachtete das Unwetter eine Zeit lang, welches sich einfach nicht beruhigen wollte und wandte diesem schließlich wieder den Rücken zu. Dann hieß es wohl voran in die ungewisse Finsternis.
 

Seine Hand über die kalte Felswand gleitend lassend tastete er sich voran, immer weiter in das steinerne Herz der Höhle, das Rauschen des Flusses zu seiner Linken, bis er nach langer Zeit des langsamen Vorantastens einen Lichtkegel ausmachen konnte, der von der rechten Wand in die Höhle schien und den Fluss an der Stelle, an der sich Licht und Wasser kreuzten, glitzern ließ. Er steuerte darauf zu. Immerhin war dies der erste Lichtblick seit gefühlten Stunden. Und tatsächlich, als er die Quelle des Lichts erreichte, erkannte er, dass es von einem Höhlenausgang stammte.

Er traute seinen Augen kaum als er aus der Höhle hinausblickte und direkt auf einen weiten Ozean starrte, mit dessen Horizont sich die feuerrote Sonne gerade vereinigte. Hier war weit und breit nichts von dem Unwetter mehr erkennbar, dass ihn in diese stockfinstere Höhle gezwungen hatte. Der Prinz trat ein paar Schritte hinaus und erschrak als er plötzlich fast in die Tiefe gestürzt wäre. Der Höhlenausgang hatte ihn an den Rand einer Klippe geführt.

Vegeta blickte hinab und sah Wellen an der steilen Felswand brechen. Dort unten wirkten sie ungestüm, wild und barbarisch, wie ihre weiß schäumende Gischt gegen den Felsen donnerte. Doch je weiter er seinen Blick über das Meer schweifen ließ, umso ruhiger wirkte es. Am liebsten hätte er sich die Klippen hinabgestürzt, sich zwischen den brechenden Wellen hindurchgeschraubt, um dann dicht über dem sich hebenden und senkende Meer entlang zu fliegen, dem Sonnenuntergang entgegen. Ein berauschenderes, freieres Gefühl, als über dem Meeresspiegel hinweg zu segeln, gab es kaum. Wenn er dann seine Finger, in das Meer unter sich streckte, es damit vor seinem Gesicht teilte und gegen die Kraft und den Widerstand des Wassers ankämpfte, während sein Körper immer weiter, immer schneller vorwärts flog, hatte er das Gefühl als könnte er es allein durch seinen Willen und seine Kraft bändigen, wenn er wollte.

Fast hätte er diesem Drang nachgegeben, hatte schon einen Schritt vorwärts gemacht, als ihm wieder bewusst wurde, wo er sich gerade befand. Wer er gerade war. Dass er sich in den sicheren Tod stürzen würde, würde er noch weiter voranschreiten. Es war Zeit diese Geschichte zu beenden und nicht sein Leben. Das einzige Leben, welches er heute noch auslöschen wollte, war Kakarotts, wenn er ihn in die Finger bekam und er ihm all die Strapazen heimzahlen konnte, die er bis jetzt auf sich genommen hatte, um seinen Arsch zu retten.

Sich dieser Ironie nur allzu bewusst und sich nur schwer von dem Anblick des Meeres lösen könnend, wandte sich Vegeta nach links und folgte einem schmalen Pfand, der die Klippen entlangführte. Immer weiter, bis sich der Pfad ein Stück vom Meer entfernte und talabwärts führte.

Kaum war er unten angelangt und über die nächste Hügelkuppe marschiert, erstreckte sich im nächsten Tal über die gesamte Fläche ein riesiges Weizenfeld.

Die Halme ragten wie goldene Schwerter im Licht der roten Abendsonne empor und wiegten sich in einer sachten Brise. Wie war das doch in diesem Traum oder auch Nicht-Traum gewesen? Dem rechten Flussufer folgen, Höhle, Meer, Weizenfeld. Ein Lächeln legte sich auf Vegetas Lippen. Er ließ seinen Blick über die goldenen Ären schweifen, bis ein gigantisches Schloss, das auf einen Hügel gebaut worden war, in seinem Blickfeld auftauchte. Sein Grinsen wurde noch breiter.

Dann war also das dort, was er so sehr begehrte, wie es dieser alte Greis so nett beschrieben hatte. Den Jutesack auf seiner Schulter in die richtige Position schupfend steuerte er zuversichtlich dem Ende entgegen …



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