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Angeama - Es war einmal

von
Koautor:  -Alice-

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Der rote Ettin - In die Welt hinaus um das Glück zu finden

Vegeta erwachte frierend in der dunklen Kammer und rieb sich müde über die Augen. Als er in das dichte Riedgras über sich blickte wurde ihm klar, dieser abscheuliche erste Tag war kein Traum gewesen. Er war tatsächlich immer noch in diesem furchtbaren Märchen. Aus dem angrenzenden Raum hörte er die Stimme von Kakarott und dieser Frau. Er hatte keine Lust jetzt schon zu ihnen zu gehen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Nicht nach gestern und überhaupt eigentlich gar nicht mehr. Doch dass er die Stimmen hörte, dagegen konnte er nichts tun.
 

„Hast du mich verstanden mein Sohn?“, fragte Moira mit trauriger Stimme.

„Ja. Lass mich nur zuerst die Hofarbeit erledigen, dann hole ich dir mit dem großen Krug Wasser aus dem Bach.“

„Und vergiss nicht Hamish, je mehr Wasser du mir bringen kannst, umso größer wird das Brot, welches ich dir mitgeben kann. Ach mein Schatz, ich würde dir so gerne mehr Proviant einpacken, aber...“

„Schon gut.“, hörte Vegeta Kakarotts Stimme die Moiras unterbrechen und der sanfte Ton in ihr ließ den Prinzen schon fast wieder kotzen. Der Jüngere steigerte sich wirklich viel zu sehr in seine Rollen hinein. Das war nicht seine Mutter! „Du wirst so viel Wasser bekommen, dass ich das Brot gar nicht tragen kann.“ Vegeta hörte das Lächeln in der Stimme des Saiyajins. „Ich geh mich dann jetzt um das Schwein kümmern. Ruh dich noch etwas aus, Mutter.“

„Danke mein Sohn.“ Auch in Moiras Stimme konnte Vegeta das Lächeln hören und ihm kam fast die Galle hoch. Als er die Türe nach draußen auf und wieder zugehen hörte, stand er auf, wickelte sich in die Decke und verließ die Kammer. Moira saß am Feuer und rührte in einem Topf. Dann gab sie einen schleimigen Brei in eine Schüssel, stellte sie auf den Tisch und sah zu ihrem jüngeren Sohn auf.

„Alistair, guten Morgen.“ Sie lächelte ihn an und schob ihm die Schale entgegen.

Vegeta rümpfte die Nase. „Was ist das?“

Moira blinzelte irritiert. „Unser Frühstück…Porridge.“

Der Saiyajin setzte sich hin, zog die Schale heran, schnupperte daran und schob sie dann wieder weg. „Keinen Hunger…hast du nicht was von Brot gesagt?“

Das Gesicht seiner Mutter verdunkelte sich leicht und sie wirkte enttäuscht und traurig, zog die Schale zu sich heran und kratzte sie wieder in den Kessel. „Das Brot ist für deinen Bruder.“

Vegeta schnaubte. Wundervoll! „Und warum bekommt er Brot und ich so ne Pampe?“

Die leere Porridgeschale wurde von Moira auf den Tisch geknallt. „Alistair Buchanan! Was ist nur seit gestern mit dir los? Hat dich ein Kelphi geholt oder eine Bean Sídhe verzaubert?“

„Ich habe Hunger!“

„Dann iss das Porridge.“

„Warum, wenn Brot da ist?“

„Weil ich das Brot erst machen muss. Außerdem haben wir nicht mehr viel Mehl.“

„Dann geh welches kaufen.“

Moira sah ihren Sohn fassungslos an. „Von welchem Geld, Alistair? Du weißt doch genau, dass wir kaum etwas haben. Und die Ernte ist noch nicht soweit, dass es sich lohnt den Weizen jetzt schon zu schneiden.“

Vegeta verstand kein Wort. Er hatte nach Mehl gefragt, nicht nach Weizen, doch ihm war es zu blöd sich schon wieder mit diesen Bauerndingen auseinanderzusetzen. „Schon verstanden.“ Mürrisch erhob er sich vom Tisch, griff nach seiner Kleidung. „Für Kakarott hast du Brot, aber für mich nicht.“ Sie griff nach seiner Hand und irgendetwas, er wusste nicht was, ließ ihn innehalten und zu ihr sehen.

„Alistair“, sagte sie mit sanfter Stimme und er meinte ein sachtes Glänzen von Tränen in ihren Augen zu sehen. „Hamish wird uns verlassen...und...und er wird nicht wieder kommen. Seine Zeit ist da und...ich will ihm wenigstens etwas zu Essen mitgeben können.“

„Und wenn ich derjenige wäre, der gehen müsste?“, rutschte es Vegeta raus, ohne dass er das beabsichtigt hatte.

„Du wirst nicht gehen müssen. Dieser Hof wird irgendwann in deine Obhut gehen und du wirst ihn für den Laird bestellen und das besser als ich. Ich bin sicher, er wird dir sogar mehr Land geben.“ Moira sagte das, in der Hoffnung, damit den Zorn ihres aufgebrachten Jüngsten zu besänftigen, doch was sie in seinen Augen sah, war das genaue Gegenteil.

„Na prima. Kakarott gibst du also die Chance sein Glück zu machen und sich etwas Besseres zu suchen und ich muss hier versauern. Toll! Ganz toll! Wirklich!“ Ohne auf ihr erschrockenes Gesicht zu achten, riss er sich von ihr los und verließ das Kate. Ihm war das wirklich zu dumm.
 

Seine Augen glitten über das Jämmerliche, was sie Hof genannt hatte und allein bei dem Gedanken, dass man sich darüber freuen konnte so etwas zu besitzen, zog sich alles in ihm zusammen. In seine ärmlichen Kleider schlüpfend sah er sich nach Kakarott um. Jener stand pfeifend und offensichtlich gut gelaunt im Pferch des Schweines, schaufelte sehr wahrscheinlich Scheiße und schien diese Arbeit sichtlich zu genießen. Vegeta verstand es nicht … er verstand es einfach nicht, wie man sich über solch eine Arbeit freuen konnte, wie man dabei fröhlich sein konnte! Er hatte in der Nacht wirklich lange nachgedacht, über vieles gegrübelt, aber es hatte für ihn keinen Sinn ergeben. Noch irritierender war aber, dass ihm die Wärme von Kakarotts Körper gefehlt hatte. Er schob das auf die Empfindung der Person die er darstellte, denn ihm selbst wäre es niemals in den Sinn gekommen, derart zu empfinden … was nichts daran änderte, dass er sich darüber ärgerte.

Sein Blick fiel auf den großen Krug mit Deckel, der auf der Mauer des Pferchs stand und mit einem Grinsen erinnerte er sich an die Worte Kakarotts und seiner Mutter. Der Jüngere sollte Wasser holen für sein Brot und je mehr Wasser, desto größer das Brot … aber er bekam keins. Na warte, dachte er sich und schlenderte zu ihm.

„Na, schon wieder bei deinem Familienmitglied, Kakarott?“, begrüßte Vegeta ihn und erntete nur einen düsteren Blick.

„Immer noch so drauf wie gestern?“

„Nicht ganz...ich bin dich bald los. Das ist eine deutliche Verbesserung.“

Son Goku hörte auf den Pferch zu säubern und setzte die Schaufel ab. Er maß den Kleineren mit einem wütenden Blick und begriff einfach nicht, warum sich Vegeta wie das letzte Arschloch benahm seit sie hier waren. Vielleicht war das aber auch die Person, welche er darstellte. Aber eigentlich gab ihm seine Figur nicht das Gefühl, dass er Vegetas Figur nicht mochte, eher das Gegenteil.

„Ich würde dich ja fragen, ob du mir helfen würdest, aber das kann ich mir wohl sparen, mh?“, versuchte er es vorsichtig.

„Sehr richtig.“

Der Jüngere schnaubte nur und machte sich wieder an die Arbeit, während Vegetas Finger mit dem Griff des Kruges spielten. „Warum musst du eigentlich weg?“

„Das hat was mit dem Kerl zu tun, der gestern da war.“

„Und was genau?“

Das Gesicht des Größeren wurde steinern. „Er ist wohl mein Vater und ich beginne ihm zu ähnlich zu sehen.“

Vegeta blinzelte. „Ich hab keine Ähnlichkeit gesehen.“

„Du siehst mich ja auch, wie ich normal aussehe.“

„Stimmt.“

„Auf alle Fälle...soll ich wohl verschwinden, bevor das noch mehr Pächtern auffällt und der Kerl Ärger mit seiner Frau und seinem ehelichen Söhnen bekommt.“

Der Prinz der Saiyajins grinste. „Du bist also ein Bastard, wer hätt‘s gedacht.“ Er bekam einen wütenden Blick von Son Goku zugeworfen. „Ist der Kerl denn dann auch mein Vater? Vielleicht kann ich mich dann bei ihm aufhalten, bis das Märchen vorbei ist. Wäre mit Sicherheit besser als hier zu bleiben.“

Wütend rammte Son Goku die Schaufel in die Erde und noch ehe sich Vegeta versah, war der Größere bei ihm und zog ihn am Kragen halb über die kleine Mauer.

„Jetzt pass mal auf! Das, was ich gestern Abend zu dir gesagt habe, habe ich durchaus ernst gemeint! Alles hat seine Grenzen Vegeta, auch mein Verständnis für deine Eskapaden! Und damit du es weißt, nein, der Kerl ist nur mein Vater. Deiner ist wohl irgendein fahrender Kesselflicker, der hier hin und wieder vorbeischaut.“

„Na toll.“, kam es abfällig von Vegeta. „Wir sind die Kinder einer Hure.“

„Du verfluchtes Arschloch!“ Goku holte aus und verpasste Vegeta einen Kinnhaken, der seine Lippe aufplatzen ließ. Dann wurde er mit einem abfälligen Blick losgelassen. „Du bist echt das Letzte, Vegeta! Ich begreife nicht, was Bulma an dir findet. Sie hat echt was Besseres verdient! Und Trunks tut mir auch leid mit dir als Vater! Kein Wunder, dass er so gerne bei uns ist…“

Der Prinz zuckte zusammen, doch das sah Goku schon nicht mehr. Ihm den Rücken zukehrend schaufelte er weiter, während der Kleinere sich über die Lippen fuhr und das Blut auf seinen Fingern betrachtete. Ohne, dass Goku es wusste, hatte er einen Punkt in dem Prinzen getroffen, der ihn selbst schon seit einigen Jahren beschäftigte. Aber darüber wollte er nicht nachdenken, einmal mehr.

Wütend griff er nach dem Krug und hob ihn kurz an. „Vergiss den hier nicht, Kakarott! Ansonsten gibt’s kein Brot für dich!“

Mit einem deutlichen, aber dennoch nur für ihn zu hörendem Knirschen setzte er den Tonkrug wieder auf der Mauer ab. Viel Wasser, viel Brot? Na mal schauen, was passieren würde, wenn wenig Wasser in dem Krug zurückblieb. Wenig Brot? Kein Brot? Das tat ihm nun aber leid. Mit einem hinterhältigen und zufriedenen Blick auf dem Rücken seines 'Bruders' drehte er sich weg. Irgendwie musste man sich doch in dieser Geschichte noch auf andere Art und Weise die Zeit vertreiben können, als nur Bauernarbeit zu leisten.
 

Es dauerte nicht sonderlich lange, vielleicht bis zur Mittagsstunde, die Sonne stand zumindest hoch am Himmel, bis der Prinz realisierte, dass sich dieser gottverdammte Hof mitten im Nirgendwo befand. Weit und breit hatte er nur Hügel, Wälder und Felder entdeckt. Auch wenn diese immergrüne und doch karge Landschaft weiterhin etwas tief in ihm berührte, so fühlte er sich einfach nur verloren. Als er schlussendlich, nach seinem weitläufigen Rundgang um das Gehöft, auf der Spitze des Hügels, über den Kakarott gestern verschwunden war, angekommen war und auf den Pferch und das Kate hinabblickte, ging es ihm keinen Deut besser. Der Jüngere schien gerade seine Arbeit zu beenden, zumindest schnappte er sich diesen braunen Tonkrug und machte sich mit ihm auf den Weg, wohl zu dem Bach, in welchem Vegeta am Tag zuvor schon gebadet hatte. Den ganzen Marsch über hatte der Ältere sich nicht dagegen wehren können, dass ihm Kakarotts bescheuerte Stimme immer wieder durch den Kopf gegangen war. Besonders die letzten Worte, die er an ihn gerichtet hatte. Er … er war kein schlechter Vater! Er war auch für Bulma … da. Er tat verdammt nochmal das, was … was er am besten konnte in Anbetracht dessen, dass er für etwas anderes bestimmt gewesen war! Etwas völlig anderes, aber das würde dieser Vollidiot ohnehin niemals verstehen. Doch er konnte sich diesem Drang einfach nicht erwehren sich Kakarott, seinem … ‚großen Bruder‘ … beweisen zu wollen. Es war einfach unerträglich. Das musste einfach diese Figur sein, die er hier darstellte. Der ‚kleine Bruder‘ – oh wie er diese Tatsache hasste – der sich nach Anerkennung sehnte … und schon wieder so eine verfluchte Parallele zu ihrem echten Leben.

Seufzend ließ er sich auf dem saftig grünen Gras nieder, zog seine Knie an, positionierte seine Arme darauf und legte seinen Kopf auf ihnen ab. Er beobachtete Kakarott, der sich vom Hof entfernte bis er aus seinem Blickfeld verschwunden war.
 

Nach getaner Arbeit hatte sich Son Goku auf den Weg gemacht, um das Wasser für seine Mutter zu holen, damit sie ihm das Brot zubereiten konnte, immerhin sollte er heute Abend noch aufbrechen. Da er jedoch keine Ahnung hatte, wo es hier welches zu finden gab, folgte er dem Geräusch eines plätschernden Baches, welches er schon vernommen hatte als sie hier in dieser Geschichte angekommen waren. Kaum war er in dem Waldstück angekommen, fand er schon einen niedergetretenen Weg, der ihn direkt zu dem Gewässer führte. An der Böschung kniete er sich hin, öffnete den Deckel des Kruges, hielt ihn in den fließenden Bach und füllte das Gefäß bis obenhin. Zufrieden verschloss er es wieder und machte sich sogleich auf den Rückweg, merkte dabei nicht, dass der Ton am unteren Rand, durch Vegetas festes Aufsetzen auf der Steinmauer, gesprungen war und Wasser austrat. Da er den gesamten Krug in den Bach getaucht hatte, war er immerhin völlig nass und dass Wasser von ihm tropfte, kümmerte ihn somit auch nicht weiter.

Dass der Krug undicht war, merkte Son Goku erst als er voller Stolz seiner ‚Mutter‘ das Wasser auf den Esstisch stellte, sie das Gefäß öffnete und es nur noch bis zur Hälfte gefüllt war. Er wollte sich sogleich auf den Weg machen, um noch mehr Wasser zu holen, doch Moira hielt ihn zurück.

„Es ist keine Zeit mehr Hamish. Ich muss jetzt das Mehl mit dem Wasser vermengen. Der Teig muss rasten und du wirst noch vor Sonnenuntergang aufbrechen müssen.“

„Aber ich bin doch gleich wieder zurück.“, entgegnete Goku, doch seine ‚Mutter‘ legte ihre Hand sogleich auf die seine als er nach dem Krug griff.

„Hamish! Ich sagte, es ist keine Zeit mehr! Der Laird wird schon bald zurückkehren und bis dahin musst du von hier verschwunden sein.“

„Oh…okay.“

„Es wird zwar nicht so viel Brot, wie ich mir erhofft hatte, dir mitgeben zu können, aber so ist es jetzt nun einmal.“ Sie hob den Krug hoch aus dem sofort noch mehr Wasser auf den Holztisch tropfte und eilte damit davon.

Seufzend ließ sich Son Goku am Küchentisch nieder. Sein Magen knurrte und er fragte sich wirklich, was ihn auf seiner Reise nun erwarten würde. Wohin ihn sein Weg, wohin ihn diese Geschichte wohl führen mochte, welche Lektionen es hier für ihn zu lernen galt und … was mit Vegeta sein würde, wenn er ihn einfach hier zurückließ. Als sein Blick jedoch auf die glühenden Torfstücke im Kamin fiel, beschlich ihn ein ganz wehmütiges Gefühl. Etwas in ihm wollte hier nicht weg. Wollte seine ‚Mutter‘ nicht alleine lassen. Er rappelte sich wieder auf. Zumindest wollte er ihr noch einen großen Vorrat an Torf bringen, während sie alles dafür tat, um ihm einen guten Laib Brot zu backen, bevor er am Abend aufbrechen würde.
 

Sein Weg führte ihn wieder über den Hügel, auf dessen Spitze es sich Vegeta sichtlich gemütlich gemacht hatte. Der Prinz lag in seinen zerlumpten Klamotten auf dem Rücken, hatte seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt und sein rechtes Bein über sein linkes geschlagen. In seinem Mundwinkel ragte ein Weizenhalm, den er auf seinem Rundgang abgerissen hatte. Wut kroch in Goku hervor als er den Weizen in Vegetas Mund sah. Der Weizen, den seine Mutter oder er mit Sicherheit mühsam angebaut hatte!

Als er an dem Älteren vorbeiging, beschimpfte er ihn herablassend mit „Arschloch!“ und erntete lediglich ein „Vollidiot!“ von dem Prinzen.
 

Die Sonne neigte sich schon langsam gen Horizont als Son Goku mit zwei vollgepackten Körben Torf bei dem kleinen Kate ankam. Der Duft von warmem, köstlichem Brot stieg ihm in die Nase und das Wasser lief ihm sofort im Mund zusammen. Seine ‚Mutter‘ begrüßte ihn freudestrahlend als sie ihren älteren Sohn mit dem Torf unter den Armen in die Stube kommen sah.

„Ach Hamish…ich danke dir. Du warst mir immer ein so guter Sohn.“ Sie strich ihm liebevoll durch sein Haar. „Leider kann ich dir nicht mehr bieten als einen kleinen Laib Brot.“

„Das ist doch wundervoll Mutter und mehr als ausreichend.“, versuchte er sie zu trösten.

Sie zog ihn sogleich in eine Umarmung. „Pass bitte auf dich auf.“

„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde schon zurecht kommen.“

Nachdem Moira Son Goku wieder aus ihrer mütterlichen Umarmung entließ, wischte sie sich schnell über ihre Augen, doch das Glitzern in ihnen konnte sie dadurch nicht verbergen. „Du musst los…ich hab dir deine Sachen in unserem besten Leinensack verstaut und dir das Brot ganz oben hineingelegt, damit du…es gleich zur Hand hast, wenn du es brauchst.“

„Danke Mutter…“

„Es ist Zeit Hamish, mein liebster Sohn…du musst in die Welt hinaus.“

„Mutter…“

Nun konnte Moira ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, doch sie versuchte sichtlich stark zu bleiben und lenkte von ihrem deutlichen Schmerz ab, indem sie Goku darauf hinwies, dass es noch jemanden gab, von dem es sich zu verabschieden galt. „Ver…vergiss nicht deinem kleinen Bruder Alastair Lebewohl zu sagen…trotz all eurer Zankereien musst du wissen, dass er…immer zu dir aufgesehen hat.“

„Ach…ja?“, fragte Son Goku sichtlich überrascht darüber.

Sie strich ihm sanft und mit dem wissenden Blick einer Mutter über die Wange. „Aber natürlich.“
 

Als Goku die Tür zu seinem hiesigen Zuhause schloss, atmete er erst einmal tief durch, bevor er von der Stimme des Prinzen aus seiner Wehmut gerissen wurde. „Na? Haust du endlich ab?“

Vegeta saß, mit verschränkten Armen, auf der schmalen Steinmauer des Pferchs. Das Licht der untergehenden Sonne tauchte ihn in warme Farben und ließ in Goku das Gefühl von Abschied und Traurigkeit nur noch stärker werden. Er ging auf den Älteren zu, legte den Jutesack mit seinen wenigen Habseligkeiten ab und trat vor den Prinzen.

„Vegeta.“

„Was ist?“

„Du…am Morgen musst du das Schwein, die Hühner und auch die Ziegen und Schafe als aller Erstes füttern. Sie werden euch die nötige Nahrung liefern, die ihr zum Überleben braucht. Der Pferch muss sauber gehalten werden, damit keine Krankheiten ausbrechen. Wenn es Herbst wird, muss das Obst und Gemüse geerntet werden. Der Weizen muss auch rechtzeitig geerntet werden, damit ihr Brot herstellen könnt. Das werdet ihr dringend über den Winter benötigen. Torf…Torf solltest du auch jeden Tag holen, damit ihr nicht erfriert. Wenn du jeden Tag zweimal gehst, dann könnt ihr auch einen guten Vorrat für den Winter anlegen. Torf sticht man-“ „Warum erzählst du mir das alles?!“, unterbrach Vegeta ihn fauchend. „Glaubst du wirklich ich würde auch nur irgendetwas davon tun?!“

Goku atmete tief durch. Ja, er war immer noch wütend auf Vegeta und seine unfassbar herablassende, arrogante und vor allen Dingen ignorante Art, aber er spürte einfach, dass er ihn trotz allem … liebte. Als ‚Bruder‘. Seinen kleinen Bruder, den er … im echten Leben nie gehabt hatte. Er war nun einmal jetzt ein Teil seiner hiesigen Familie, den er jetzt zurücklassen musste und genau das war es, was ihn einfach zu schmerzen schien. Es schmerzte ihn, dass sein kleiner Bruder so … unglücklich war.

„Ja, Vegeta. Auch wenn du es wahrscheinlich nicht hören willst und mir gleich wieder an die Gurgel springst…aber ich…ich glaube an dich! Ich glaube, dass du tief in dir weißt, was das Richtige ist! Das du trotz allem einer von…uns bist.“ Goku sah ihn ernst und mit durchdringendem Blick an. „Hörst du? Ich GLAUBE an dich.“

Vegeta starrte den Jüngeren einfach nur fassungslos an, unfähig auch nur eine Silbe über seine Lippen zu bringen und als Goku ihn dann auch noch mit einem gezielten, schnellen Griff von der Mauer und in seine Arme zog, ihn an sich drückte, erstarrte der Prinz völlig. Seine Gedanken überschlugen sich, seine Gefühle liefen kreuz und quer zwischen Hass, Zuneigung, Abscheu, Dankbarkeit und … er hatte keine Ahnung, WAS er gerade wirklich empfand. Als Goku ihn losließ, den Dolch samt Scheide von seinem Gürtel nahm, danach nach seiner Hand griff und ihm dieses wunderschöne Stück Eisen in die Hand drückte, nach welchem sich Vegeta schon zu Beginn der Geschichte so unerklärlich verzerrt hatte, stiegen ihm einfach Tränen in die Augen. Seine Hand, in die Kakarott das Messer mit diesem wundervoll verzierten Griff gelegt hatte, begann zu zittern. Erst als Goku sie mit seinen beiden Händen umschloss und mit einem Lächeln auf den Lippen sagte: „Ich schätze, wir werden uns eine ganze Weile nicht wiedersehen. Keine Ahnung was uns hier noch erwartet, ob wir uns überhaupt wiedersehen, aber irgendetwas sagt mir, dass…du diesen Dolch haben solltest.“ Er ließ von dem Prinzen ab, kehrte ihm den Rücken, schulterte sein Gepäck und die Hand zum Abschied hebend und ohne Vegeta noch einmal anzusehen, flüsterte er gegen den aufkommenden Wind: „Mach’s gut…kleiner Bruder…“
 

Vegeta stand wie zu einer Säule erstarrt da. Unfähig sich zu bewegen sah er einfach Kakarott hinterher, wie dieser den nächsten Hügel erklomm und aus seinem Blickfeld verschwand. Das kalte Eisen in seiner Hand erwärmte sich langsam in ihr und wie hypnotisiert blieb sein Blick an der Gestalt Cernunnos kleben. Da tropfte eine seiner Tränen auf den Griff, lief durch die Rinnen des Musters und verschwand gen Boden. Als wäre dies ein Signal, straffte der Prinz seine Gestalt und wischte sich mit einer energischen Geste über die Augen. Er war gerade angeekelt vor sich selbst. Wie konnte er wegen Kakarott Tränen vergießen? Wie konnte er sich traurig fühlen, weil er weg war? Wie hatte er es zulassen können, dass dieser Vollidiot ihn umarmte? UMARMTE?! Das war doch wirklich das Letzte!

Als der Himmel sich einmal mehr mit Regenwolken zuzog, trieb ihn die Kälte ins Haus. Dort saß Moira am Tisch, hatte den Kopf auf ihre Arme gelegt und weinte. Selbst als er eintrat, hob sie ihn nicht. Unfähig irgendetwas zu ihr zu sagen oder zu tun, verzog sich Vegeta in die kleine Kammer und wickelte sich in seine und Kakarotts Decke ein. Umso besser, dass der endlich weg war, dann hatte er nun eine Decke mehr und würde in dieser Nacht nicht so frieren wie zuvor. Den Gedanken, dass Kakarott bei diesem Wetter gar keine Decke und auch kein Dach zur Verfügung hatte, verdrängte er gekonnt.
 

Son Goku wanderte nun schon seit zwei Tagen durch die Berge. Hier und da folgte er mal einem Weg, kam in ein Dorf, verdiente sich ein paar Kupfer, dann ging er weiter. Er war ruhelos. Irgendetwas trieb ihn einfach dazu immer weiter und weiter zu gehen. Der Erfahrung aus Aschenputtel vertrauend und hoffend, dass es in diesem Märchen genauso war, nämlich dass sich die Geschichte von selbst in die Richtung entwickelte, in die sie sollte, wenn sie dem Drängen ihrer Figur folgten, wanderte er einfach weiter.

Tage wurden zu Wochen und Wochen zu Monaten, ohne dass irgendetwas passierte, was ihm aufgezeigt hätte, was es zu tun gab. Das Brot, welches seine Mutter gebacken hatte, blieb wie auf magische Weise immer frisch und knusprig und verfaulte nicht. Da Goku in der Natur mehr als genug zu essen fing, oder aber es von den Leuten bekam, denen er half, ließ er die Finger davon und behielt es für schwere Zeiten als Notration.

Dann kam eine Zeit, in der die Kates immer weniger wurden, er keine Straße mehr fand, die Felsen höher in den Himmel ragten und die Landschaft noch rauer und wilder wurde. Tiere zu jagen gab es keine und nicht mal mehr ein Vogel schien sich in diesen Teil des Landes zu wagen. Seit Tagen hatte er auch schon keine Menschen mehr gesehen und er begann sich zu fragen, ob er sich wirklich noch auf dem richtigen Weg befand. Eines Abends, als er hungrig am Feuer saß, beglückwünschte er sich zu der Entscheidung das Brot nicht angerührt zu haben und verspeiste es. Satt und zufrieden schlief er ein.

Seinen Weg setzte er am nächsten Tag unbeirrt fort und betrat eine enge Schlucht. Gerade als er sich zu fragen begann, ob diese niemals ein Ende nehmen würde, machte sie einen Knick und erweiterte sich zu einem wunderschönen Tal mit saftigen Wiesen auf denen bunte Blumen wuchsen, Bächen die diese durchzogen und einem Wäldchen, welches sich auf einer Seite an die Berge schmiegte. Ganz in seiner Nähe konnte Son Goku viele weiße, große Punkte im Grün der Wiese erkennen. Schafe und unweit derer auch einen Schäfer. Breit lächelnd, da er endlich mal wieder jemanden zum Reden gefunden hatte, ging er auf den Schäfer zu und begrüßte ihn freundlich.

„Hallo. Bitte keine Angst haben, ich bin kein Räuber und will Niemandem etwas Böses tun.“

Der Schäfer, dessen Gesicht unter einem breiten Hut verborgen war, unter dem aber immerhin ein langer, weißer Bart hervorschaute, nickte ihm auf seinen Schäferstab gestützt zu.

„Jungchen.“, grüßte er mit tiefer und volltönender Stimme.

„Sag Großvater, gibt es hier in der Nähe zufällig ein Dorf? Oder einen Hof? Irgendetwas, wo ich mir was verdienen könnte?“

„Weit und breit nicht.“

„Oh...das ist blöd.“ Grübelnd legte er die Hand ans Kinn und versuchte herauszufinden, wo auf seinem Weg er vielleicht etwas übersehen haben könnte. Hätte er doch bei dem Bauern mit den drei Töchtern bleiben sollen, die ihm so oft eine Einladung ausgesprochen hatten? Vielleicht war dies ja nur geschehen, weil er dort hätte bleiben sollen? Verfluchter Mist! Das waren mehrere Wochen Weg wieder zurück. Das Blöcken der Schafe riss ihn aus diesen Überlegungen und eines der Tierchen zupfte an seinem Hosenbein. Da kam ihm eine Idee.

„Aber Großväterchen, wenn hier nirgends ein Dorf in der Nähe ist, wem gehören dann diese Schafe? Dir?“

Der alte Mann drehte seinen Kopf zu ihm und sprach langsam: „Dem roten Ettin in diesem Land, der seinen Weg hierher zu uns fand, des Königs Tochter hat er geraubt, und Wächter mit ihrem Schutz betraut. Er bindet sie, er züchtigt sie, er macht was ihm gefällt, wie alle starken Herrscher, trotzt er der ganzen Welt. Wohl ist vom Schicksal ihm bestimmt, durch Menschenhand der Tod, doch der Mann ist noch nicht geboren, und so leiden wir weiter Not.“

Schon bei den ersten Worten erhellte sich Son Gokus Gesicht. Na wer sagte es denn! Der rote Ettin! So heiß dieses Märchen hier doch, zumindest hatte doch Cernunnos nach dieser Geschichte verlangt, bevor er sie in die Tür geworfen hatte! Er hörte den Worten des Schäfers aufmerksam zu und als der Alte geendet hatte, klatschte Goku vor Freude in die Hände. „Das ist großartig!“

„Großartig?“, kam es irritiert unter dem Schäferhut hervor.

„Ja, großartig!“ Vor Freude fiel der Saiyajin dem Schäfer um den Hals und drückte ihn an sich. „Endlich weiß ich, was ich hier zu machen habe. Den Ettin töten, die Prinzessin retten, fertig!“

„Jungchen“, mahnte der Alte. „Ich glaube du bist ein wenig zu lang in der Sonne gewesen.“

„Ach was“, winkte Goku ab. „Das bekomme ich mit Sicherheit hin. Immerhin bin ich kreuz und quer durch die Welt gewandert und habe schon so einiges gesehen. Mir wird schon etwas einfallen.“

Der Schäfer nickte. „Wahrlich kühn gesprochen und es wäre eine Wohltat, wenn dem Tun des Ettin endlich jemand Einhalt gebieten würde. Ich habe nicht viel, aber was ich habe teile ich gerne, Jungchen.“

Und so kam es, dass Son Goku an diesem Abend mit dem Schäfer am Feuer saß, sich seine Geschichten anhörte und von seinem Brot aß. Sie saßen bis tief in die Nacht beisammen und der Schäfer warnte Goku vor allerlei Gefahren, die in diesem Teil des Landes auf ihn warten konnten. Eine phantastischer und gefährlicher als die andere. Aber besonders warnte er ihn vor dem Ettin. Man sollte sich nicht von seinem Auftreten täuschen lassen, auch wenn er behäbig und nicht sonderlich schlau wirkte, war es ihm eben doch gelungen die Prinzessin aus dem Schloss ihres Vaters zu rauben. Außerdem gehorchten ihm allerhand merkwürdiges Getier, welchem Goku besser aus dem Weg gehen sollte. Dies versprach er hoch und heilig und nach weiteren angenehmen Worten, legten sich beide umringt von den Schafen zum Schlafen nieder.
 

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als der Saiyajin am nächsten Morgen erwachte und sich streckend und gähnend aufrichtete. Blinzelnd schaute er sich um und sprang dann verwundert auf die Beine. Der Großvater und seine Schafe waren verschwunden. Irritiert rieb sich Goku über den Hinterkopf, rief nach dem Großväterchen und erhielt doch keine Antwort. Sich Sorgen machend, suchte er den gesamten Eingang des Tales ab, doch das Ergebnis blieb das Gleiche. Es schien fast so, als hätte es den Großvater und seine Schafherde niemals gegeben.

Vor sich in murmelnd und sich nicht ganz sicher seiend, ob er nun doch den Verstand verlor, schulterte er seinen Leinensack und machte sich wieder auf den Weg. Nun hatte er ja ein Ziel und Großvater hatte ihm auch den Weg beschrieben. Dem Flusslauf folgend, bis er sich gabelte, dann dem rechten Flussarm folgend. Dies wäre zwar ein großer Umweg, aber er würde eine Herde gefährlicher Tiere umgehen, welche dem Ettin dienten.

Als er an der beschriebenen Gabelung ankam, setzte er schwitzend seinen Leinensack ab. Bisher war es auf seiner Reise immer kalt gewesen, doch hier in diesem Tal herrschte eine Hitze, die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Außerdem hatte er Hunger und weit und breit gab es weder einen Fisch im Wasser, noch Hasen auf der Wiese, oder Früchte und Beeren an irgendeinem Busch. In diesem Tal schien es bis auf die Schafe nichts Essbares zu geben. Überlaut begann sein Magen zu grummeln und er legte sich die Hand darauf. Ob diese Tiere, von denen der Schäfer gesprochen hatte, vielleicht essbar waren? Zwar sollten sie gefährlich sein, aber schlimmer als die Dinosaurier und Riesenschlangen mit denen sich Son Goku in seiner Jugend abgemüht hatte, konnten sie wohl kaum sein, oder? Klüger wäre es mit Sicherheit dem Rat des Schäfers zu folgen und den langen Weg um die Tiere herum zu nehmen, aber ein erneutes und lautstarkes Grummeln seines Magens nahmen ihm die Entscheidung ab. Den Leinensack wieder schulternd folgte er dem linken Flusslauf. Er war sich sicher, mit den Tierchen des Ettin fertig zu werden und schon bald eines über dem Feuer braten zu können.
 

Immer dem Fluss folgend änderte sich die Landschaft erneut je weiter der Weg Goku voran führte. Die saftigen Wiesen verschwanden und wichen nach und nach einem kargen, ausgetrockneten, weiten Tal, durchzogen von spitzen Felsen und umringt von bedrohlich wirkenden Bergen. Die Gipfel derer konnte der Saiyajin in den tiefhängenden Wolken nicht mehr ausmachen und sie trugen viel dazu bei, dass sich bei ihm ein beklemmendes Gefühl breit machte. Auch der Fluss war immer kleiner geworden und glich nur noch einem Rinnsal mit verschmutztem Wasser. Die Luft wurde stickiger und das Geräusch seines grummelnden Magens immer lauter. Wo waren diese Tierchen denn nun?

Goku erklomm einen der niedrigeren Felsen, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen und als er seine Hand über seine Augen hob, um seinen Blick in die Ferne zu schärfen, entdeckte er etwas, dass sich zwischen den Felsen bewegte. Etwas Schwarzes huschte hinter eine Gesteinsformation, verschwand aus seinem Blickfeld und kurz danach noch eine Zweite. Bingo!

Ein verschlagenes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Nicht mehr lange und er würde endlich wieder etwas zu beißen haben. Die Tiere schienen kleiner zu sein als er gehofft hatte. Kein Vergleich zu den sonstigen Dinosauriern, mit denen er sich herumschlug, aber besser als nichts.
 

So leise es dem Saiyajin möglich war, kletterte er wieder von dem Felsen und schlich sich auf Zehenspitzen in Richtung der Tiere. Plötzlich hörte er Hufe hinter sich, drehte sich blitzschnell um, doch er starrte nur in auf einen dunklen, großen, runden Stein. Seltsam, dachte Goku noch, der war ihm beim Vorbeigehen wohl gar nicht aufgefallen. Er legte seinen Kopf leicht schief. Etwas an dieser Felsformation kam ihm merkwürdig vor. Und … was waren das für seltsam gedrehte Spitzen die da herausragten?

Ein erneutes Hufgetrappel ließ ihn wieder herumfahren. Er sah nur noch wie ein großer, in seinen Augen durchwegs saftiger Hintern mit einem langen Schweif, hinter dem nächsten Stein verschwand. Er duckte sich und schlich wieder vorwärts. Langsam fragte er sich, was so furchtbar an diesen Kreaturen sein sollte. Sie schienen mehr Angst vor ihm zu haben als dass sie gefährlich wirkten. Auf leisen Sohlen schlich er weiter und griff – in Ermangelung einer anderen Waffe – nach einem spitzen und scharfkantigen Stein. Als er nah genug heran war und die Tiere hören konnte, sprang er mit einem lauten Geräusch aus seiner Deckung um endlich an sein wohlverdientes Essen zu kommen.

Doch er richtete sich enttäuscht wieder auf als er weit und breit nichts entdeckte, dabei hatte er das Tier weder weglaufen sehen, noch dessen Hufgetrampel vernommen. Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf. In diesem Moment fiel ihm erneut so ein seltsamer schwarzer Steinhaufen ins Auge. An der einen Seite ragten abermals eigenartigen Spitzen hervor. Vier, zählte Goku. Seine Augen zu schmalen Schlitzen verengend steuerte er darauf zu. Seine Sinne schärften sich. Je näher er dem Gestein kam, umso deutlicher erkannte er es. Diese Spitzen … das waren doch Hörner. Er hob seinen Arm mit dem Stein in der Hand. Gleich würde er etwas zu essen haben. Nur noch zwei Meter!
 

Ein lautes, ohrenbetäubendes Gebrüll, gleich einer riesigen Raubkatze, hallte zwischen den Felsen wider und Goku fuhr zusammen, blickte sich mit wachsamen Augen in allen Richtungen um. Erst nachdem er sich versichert hatte, dass ihm nicht gleich ein anderes Tier in den Rücken springen würde, wendete er sich wieder zu dem seltsamen Felsen um und seine Augen wurden groß wie Teller. Sein Mund klappte nach unten, sein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zuschlagen. Er starrte direkt auf muskelbepackte, lange Beine, die von schwarz-rötlich schimmernder, lederner Haut überzogen waren. Ein lautes und kräftiges Schnauben wehte ihm seine Haare ein Stück nach hinten. Langsam ließ er seinen Arm sinken und seinen Blick nach oben wandern, über einen kräftigen, breiten Hals, bis dieser sich in seiner Mitte in zwei Stränge teilte auf denen zwei Köpfe ruhten, die ihn an eine der Großkatzen aus den Bergen seiner Heimat erinnerte. Goku schluckte als er die gebleckten, scharfen Reißzähne in den Mäulern erblickte und die zwei blutroten, geschlitzten Augenpaare, die ihm von den beiden Köpfen entgegenstarrten. An den Seiten ragten gedrehte Hörner aus den Schädeln, die dem Saiyajin doch tatsächlich bekannt vorkamen. Die Spitzen aus den Felsen …

Er spürte eine ungewohnte Angst in ihm hervorkriechen. Angst, die ihm jedoch schon beim letzten Märchen fast den Atem geraubt hatte. Doch nein, diesmal würde er sich von ihr nicht lähmen lassen. Er war stark. Kräftig. Er hatte verdammt nochmal Kraft in diesem Märchen!
 

Bedächtig trat er einen Schritt zurück, die funkelten, roten Augenpaare nicht aus dem Blick lassend und umschloss den spitzen Stein in seiner Hand fester. Hufgetrampel ertönte hinter ihm. Neben ihm. Links, rechts. Von überall her drang es an seine Ohren. Sein Herzschlag beschleunigte sich abermals, sein Atem wurde schneller. Und sein Hunger … war verschwunden.

„Also…ihr seid demnach diese Tiere von dem Großväterchen erzählt hat, nehm ich an? Ettins Tiere…?“

Das zweiköpfige Monster vor ihm schnaubte wieder und bleckte seine Reißzähne noch mehr.

„Ihr könnt mich nicht zufällig…zu eurem Herrn…bringen? Zu Ettin? Dem…roten Ettin?“, versuchte es der Saiyajin mit ruhigen Worten und legte ein etwas verzweifeltes Lächeln auf.

Gebrüll ertönte hinter ihm und ließ ihn zusammenzucken. In seinem Augenwinkel nahm er große Schatten auf den Felsen neben sich wahr und Goku wusste, dass sie ihn umzingelt hatten. Was er jetzt alles dafür getan hätte, um fliegen zu können oder wenigstens einen Ki-Ball zur Hand zu haben, aber dieses Wunschdenken half ihm aus dieser Situation auch nicht heraus. Eines war ihm jedenfalls klar. Gegen diese Horde würde er ... nichts ausrichten können. Nicht so. Nicht völlig allein und auf sich gestellt. Und zu seinem Leidwesen überkam ihm erneut dieses lähmende Gefühl.

Todesangst war schon etwas Merkwürdiges. Ohne es zu wollen, fragte er sich, ob es nicht auch in diesem Märchen einen Prinzen gab, der ihm zur Rettung eilen würde … aber Vegeta … war eben nur sein schwacher, kleiner Bruder. Doch gleichzeitig schien ihm genau dieser Gedanke neuen Mut zu geben. Nein, er würde hier nicht sterben. Das konnte er seinem Bruder und seiner Mutter einfach nicht antun!

Und als ob diese Tiere nur darauf gewartet hätten, dass sich Goku in Angriffsstellung begab, stürmten sie auf ihn zu. Das linke Maul des Monstrums vor ihm schnappte nach seinem Arm, das rechte nach seiner Kehle, doch mit einer geschickten Drehung manövrierte sich der Saiyajin zwischen ihren Mäulern hindurch, duckte sich und lief zwischen den langen Vorderbeinen dieses elenden Viechs hindurch, unter seinem Bauch entlang und zwischen seinen Hinterbeinen tauchte er wieder auf. Die Köpfe des Tieres kreischten verzerrt auf, denn Goku hatte den spitzen Stein in ihren Bauch gerammt. Mit einem kurzen, prüfenden Blick zurück, vergewisserte er sich, dass er sich dadurch die nötige Zeit verschafft hatte und hechtete weiter. Rannte, wie er noch nie gerannt war.
 

Brüllende Schreie ertönten hinter ihm. Hufe schlugen über den Boden. Die Erde bebte unter Son Gokus Füßen. Es gab keine Zeit mehr über irgendetwas nachzudenken. Er reagierte nur noch. Wich Felsen aus, schlug Haken, sprang über Steine hinweg, hechtete auf die andere Flussuferseite, lief weiter, stolperte, schlug sich seine Hände auf dem Geröll am Boden blutig, sprang wieder auf die Beine und rannte weiter. Doch das Hufgetrampel kam näher. Flankierte seine rechte Seite. Ließ ihn wieder diesem kleinen Rinnsal von Fluss entlanglaufen. Ein lautes Donnergrollen fegte über ihn hinweg und er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob es wirklich eines war oder ob es von der Herde, die hinter ihm herjagte, kam. Er realisierte auch gar nicht, dass er die Schlucht bereits hinter sich gelassen hatte, der vertrocknete Boden saftig grünen Felder gewichen war und der Himmel tief und dunkel über ihm hing, denn eines der Tiere war ihm gefährlich nahegekommen. Es war ihm als könnte er dessen Atem in seinem Nacken spüren, seine Reißzähne links und rechts neben seinem Gesicht aufblitzen sehen. Das war es dann wohl. Es würde ihn in Stücke reißen.

Er schloss nur noch seine Augen während er auf einen Hügel zu sprintete, dann spürte er einen so unbeschreiblichen Schmerz in seinem Arm, der seinen Nacken hinaufschoss, in seinem Kopf explodierte und kurzzeitig einfach alles in seinem Körper zu lähmen schien. Ein Ruck, bei dem er das Gefühl hatte sein Oberarmknochen würde ihm aus der Schulter gerissen werden, hob seinen Körper vom Boden hoch. Er spürte Sehnen reißen, Bänder sich dehnen und etwas so Scharfes, was einfach jeden Muskel, jede Faser in seinem Oberarm zu zerreißen schien. Dann wurde er durch die Luft geschleudert. Sein Körper landete mit einem Schlag auf dem Boden, der sämtliche Knochen erzittern ließ, irgendwo in ihm knackte es, während er sich einige Male überschlug, bevor er schließlich zum Erliegen kam. Das Adrenalin in seinen Adern schien ihn jedoch weder seinem Schicksal ins Auge blicken zu lassen, noch das Ausmaß seiner Verletzungen wahrnehmen. Er rappelte sich sofort wieder auf, sah nur noch, dass auf dem Hügel ein Schloss zu stehen schien und erklomm so schneller er konnte und auf allen Vieren den steilen Abhang. Weder blickte er sich nach dem Tier um, noch sah er nach seinen Verletzungen. Und das, obwohl das Blut seine rechte Hand glitschig machte und er Probleme hatte mit ihr etwas zu greifen. Er erkannte nur noch, dass da eine kleine Tür neben dem großen Schlosstor offenstand und lief darauf zu. Dass die Tiere des roten Ettin am Fuße des Hügels stehen geblieben waren, hatte er nicht mitbekommen. Mit lautstarkem Keuchen warf er sich von innen gegen die Türe und lehnte sich am Ende seiner Kräfte dagegen. Geschafft … er hatte es … wirklich … geschafft.

Mit einem lauten Seufzen und zitternden Beinen rutschte er an der Pforte hinab, starrte ungläubig und ohne etwas zu sehen einfach grade aus. Dann, Sekunden später, kam die Erleichterung, der Schock … seine Hände gruben sich in seine Haare und er begann unkontrolliert zu lachen. Er lebte! Er lebte wirklich noch! Er atmete, er fühlte, er … er hatte es geschafft! Sein Körper schüttelte sich, das Lachen wurde lauter, schien in dem leeren Gang vor ihm widerzuhallen und als Echo zu ihm zurückzukommen. Vollkommen egal … er lebte. Irgendwann ließ das Lachen nach und auch das Zittern seines Körpers. Der Schock verflog und mit seinem Verschwinden kamen die Schmerzen. Son Goku senkte den Blick und sah auf seinen blutüberströmten rechten Arm, der schlaff herunterhing. Aus vielen Wunden strömte unaufhörlich das Blut und er konnte nicht erkennen, ob das Vieh ihm nicht sogar ein Stück herausgebissen hatte. Er wusste nur … er musste etwas tun, denn sonst würde er verbluten. Mühsam versuchte er auf die Beine zu kommen, doch jene versagten ihm, immer noch zitternd, den Dienst und er sackte zurück auf die Erde, fuhr sich durch die Haare. Das wäre doch der Witz des Jahrhunderts, wenn er den Tieren des Ettins entkommen wäre, nur um jetzt, hier zu verbluten.
 

„Hallo?“, erklang plötzlich eine ältlich klingende, weibliche Stimme und hallte durch den Gang. „Ist da jemand?“

Son Goku konnte sein Glück kaum fassen und hob den Kopf an. „Ja.“, krächzte er und einige Augenblicke später erschien die gebeugte Gestalt einer uralten Frau, auf einen Stock gestützt, in dem Gang. Es schien dem Saiyajins so, als würde es Ewigkeiten dauern, bis sie bei ihm war und sich ächzend neben ihm niederließ. Mit bestürztem Gesicht sah sie auf das Blut.

„Mein Junge, das muss umgehend verbunden werden.“ Sie sah ihm besorgt ins Gesicht und irgendetwas an ihren Augen kam Goku komisch vor. Sie wirkten viel zu klar, viel zu hell und strahlten wie der Himmel an einem wolkenlosen Tag. Blinzelnd fing er seine Gedanken wieder ein. Was dachte er da nur? Er war kurz vorm Sterben und machte sich über Augen Gedanken.

„Kannst du aufstehen?“, fragte sie ihn und er nickte stumm. Zwar war er sich nicht sicher, aber er musste, wenn er leben wollte.

„Wird schon.“, keuchte er, während er sich mühsam am Riegel der Pforte hochzog und sich dann, und mit einem verdammt schlechten Gewissen, auf die alte Frau stützen musste um überhaupt voran zu kommen.

„Wir müssen ein Stück gehen.“, sagte sie ihm. „Und bitte, egal was Ihr seht oder hört … bitte, seid leise und sagt keinen Ton, sonst hört er es und kommt und dann seid Ihr des Todes.“ Sich Schritt für Schritt voran kämpfend sah er sie fragend an.

„Wer kommt denn?“

Die Alte sah ihn verwirrt an. „Der rote Ettin natürlich. Dies ist sein Schloss. Wusstet Ihr das etwa nicht?“

Gokus Gesicht hellte sich trotz der Schmerzen auf. „Das ist ja wunderbar!“

„Wunderbar?“

„Natürlich. Genau hier wollte ich her.“ Sie schleppten sich über einige Stufen und steinerne Gänge weiter.

„Niemand möchte diesen Ort erreichen und die, die es tun, sterben.“, sagte die Alte bitter.

„Und warum lebst du dann noch?“ Sie sah ihn an und wieder lag etwas in ihrem Blick, das ihn ins Grübeln brachte, doch auf seine Frage bekam er keine Antwort.
 

Der Gang öffnete sich und sie erreichten eine Halle, die diesem Namen mehr als gerecht wurde. Ein Berg hätte hier problemlos Platz gehabt und die Decke war so hoch, dass sie sich Gokus Blick entzog. Sie wurde von gigantischen Säulen getragen und überall auf dem Boden, zumindest in diesem Bereich und so weit Goku sehen konnte, standen, ganz ähnlich wie im kargen Tal, komisch deformiert wirkende, schmale, mannshohe Felsen herum. Der Saiyajin setzte dazu an etwas fragen zu wollen, doch die Alte schüttelte nur den Kopf und schleppte ihn weiter, brachte ihn zu einem normal anmutenden Feuer, setzte ihn auf einem Schemel ab und begann Kräuter und Pilze in einen Topf zu werfen. Mit einem Lappen begann sie Gokus Arm zu reinigen und dann zog sie zu seinem Entsetzen eine Nadel und Faden hervor. Trotz seiner Schwäche sprang er auf und drückte sich an eine Wand, fuchtelte mit seiner Hand herum und versuchte die Alte davon abzuhalten mit diesem Mordinstrument näher zu kommen.

„Wollt Ihr also sterben? Die tiefen Bisse müssen genäht werden.“

„Aber...aber...aber...geht das nicht anders? Kann...kann man die nicht einfach nur verbinden?“

„Das reicht nicht.“ Mit panischem Blick sah Goku auf die Nadel und die Alte schien zu merken, dass sie so nicht weiterkommen würde. Sie legte die Utensilien weg und griff nach einem Stück Holz, welches aus dem Feuer ragte. „Dann muss ich die Wunden eben ausbrennen.“

„Ausbrennen?!“, ächzte Goku und ihm brach der Schweiß am ganzen Körper aus, der wieder begonnen hatte zu zittern. Mit Angst im Blick starrte er das rot glühende Stück Holz an und begann sich zu fragen, ob die Nadel nicht doch besser gewesen wäre. Als die Alte diesmal auf ihn zukam, begannen seine Beine noch stärker zu zittern, konnten ihn nicht mehr tragen und er sackte zusammen. Die Alte reichte ihm ein Lederstück.

„Da drauf beißen … und keinen Laut!“ Schnell steckte sich Goku das Leder zwischen die Zähne und als die glühende Hitze sich in seinen Arm fraß, verlor er für wenige Momente das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, war die alte Frau beim Feuer und tunkte einen Verband in den Topf, in welchen sie zuvor die Kräuter geworfen hatte, danach schleppte sie sich zu ihm und legte ihm noch einen Verband um seinen Arm.

„Fertig.“, sagte sie mit müder Stimme und entlockte Goku ein dankbares, wenn auch recht gezwungenes Lächeln.

„Dankeschön.“ Sie nickte und ließ sich dann mit einem Ächzen auf einem morsch wirkenden Stuhl nieder.

„Sobald Ihr stehen könnt, solltet Ihr diesen Ort verlassen. Hier ist es nicht sicher.“

Der Saiyajin blinzelte. „Aber was machst du denn dann hier?“

„Ich lebe hier.“

„Aber wenn es doch nicht sicher ist?“

„Für mich ist es das.“

„Das versteh ich nicht.“

„Das müsst Ihr auch nicht. Wichtig ist nur, dass euch der rote Ettin hier nicht finden darf. Mir tut er nichts.“

„Warum?“

Die Alte schwieg und Goku starrte vor sich hin, grübelte. Er konnte hier noch nicht weg. Erstens waren da noch diese Tiere und zweitens musste er doch die Prinzessin finden. Dass er den Ettin besiegen konnte, daran zweifelte er mittlerweile, aber vielleicht konnte er mit der Prinzessin ja auch einfach verschwinden, ohne dass der Ettin das mitbekam.

„Sag mal Großmütterchen, weißt du vielleicht ob hier irgendwo eine Prinzessin gefangen gehalten wird?“ Sie warf ihm nur einen schwer zu interpretierenden Blick zu und gab wieder keine Antwort.

„Ihr solltet gehen.“, beharrte sie stattdessen abermals.

„Aber das kann ich doch nicht!“, hielt Goku etwas verzweifelt dagegen. „ich kann hier nicht ohne die Prinzessin weg.“

„Warum?“

„Weil ich sie brauche um aus diesem Kapitel raus zu kommen und damit Vegeta hier nicht noch mehr Mist baut.“ Auf diese Aussage bekam er keine Reaktion und Goku wusste, er hatte wohl wieder etwas gesagt, womit die Märchenfiguren nichts anfangen konnten. Grübelnd starrte er ins Feuer und versuchte einige Male sich aufzurichten, doch sank er jedes Mal vor Schmerzen stöhnend wieder zurück. Das hatte so einfach noch keinen Sinn. Von den Schmerzen und dem Kampf um sein Leben erschöpft, merkte er gar nicht, wie ihm die Augen zu fielen und er einschlief.
 

Son Goku wurde wach, als er das Gefühl hatte nur noch schwer Luft zu bekommen. Das Öffnen seiner Augen erklärte ihm auch warum. Irgendetwas lag über seinem Kopf, was muffig roch und Staub drang ihm bei jedem Atemzug in die Nase. Unwillig zog er sich das Etwas vom Kopf, sah zu der alten Frau, die ihn verängstigt ansah, zu ihm humpelte und ihm sofort wieder das Tuch oder die Decke über den Kopf zog.

„Still!“, zischte sie energisch, als er etwas sagte und hielt ihm durch das Tuch den Mund zu. „Keinen Ton! Und nicht bewegen, sonst entdeckt er Euch!“ Und in diesem Moment spürte Goku, wie der Boden unter ihm erzitterte. Immer wieder. Es fühlte sich so an, als würde sich ihnen etwas sehr, sehr großes nähern und noch bevor die Angst nach ihm greifen konnte, hörte er auch schon eine tiefe, grollende Stimme.

„Feh, fei, foh, fum! Ich rieche einen Menschen hierherum; er sei lebendig, er sei tot, aus seinen Knochen mahl ich Brot.“ Goku erzitterte unter seiner Decke. Diese Stimme ließ die ganze Luft vibrieren. „Fum, fei, foh, fiem! Wo ist der Mensch? Ich finde ihn!“

„Hier ist kein Mensch.“, hörte Goku das Großmütterchen sagen. „Du musst dich irren.“

„Fiem, feh, foh, fie! Ich irre nicht, ich irre nie. Die Tiere haben es mir gesagt und nun habe ich dich gefragt.“

„Hier...hier ist wirklich Niemand Ettin. Bitte, ich sage die Wahrheit. Deine Tiere irren sich.“

„Fie, fei, feh, feen! Blut ist hier überall zu sehen. Mich belügen kannst du nicht, das nächste Leben, das erlischt.“ Es wurde still und der Saiyajin unter der Decke hielt den Atem an. Dann, ohne Vorbereitung wehte ein übel stinkender Wind über ihn hinweg, ließ die Decke nach oben fliegen und gab ihm dem Blick des roten Ettin Preis. Goku schluckte. Der war so riesig wie es sich angehört hatte und genau wie seine Tiere hatte er zwei Köpfe, aber immer nur ein Auge und aus seinen Köpfen ragten dieselben gedrechselten Hörner, wie auch schon bei den Tieren. Anstatt Füße hatte er Hufe und seine Hände hatten nur vier Finger. Der Saiyajin schluckte. Das sah nicht gut aus.

„Fenn, foh, fei, fah! Da ist das blutende Menschlein ja. Wie die andern solls dir ergehn, drei Rätsel, drei Antworten, dann darfst du gehen.“

„Äh...was?“

„Fah, fei, fum, fein! Bei Dreien ist die Prinzessin dein, der Stein er wird mich wieder holen, nie mehr wird eine Prinzessin gestohlen. Fein, feh, foh, feen! Bei Zweien darfst du alleine gehen und meine Tiere werden ruhn und dir auf deinem Weg nichts tun. Feen, fah, fei, fuh! Bei Einer lass ich dich in ruh, meine Tiere jedoch nicht, vielleicht schaffst dus, vielleicht nicht. Fuh, foh, feh, fein! Und sollte keine richtig sein, dann wirst du wie die andren auch, zu Stein und landest in meinem Bauch.“
 

Das klang doch gar nicht mal so schlecht. Ne fünfzig/fünfzig Chance, hier heil raus zu kommen, zurück zu Vegeta zu gehen und es mit ihm zusammen nochmal zu versuchen. Seine Chancen standen bei weitem schon mal schlechter … aber nicht bei Rätseln. Er schluckte.

„Gibts denn noch ne andere Möglichkeit? Ich meine, du könntest mich auch einfach so gehen lassen, oder? Immerhin hab ich dir nichts getan.“

„Fein, fie, fum, fezt! Ich kann dich fressen hier und jetzt.“

„Äh…dann lieber die Rätsel.“
 

„Fezt, fum, foh, ferz! Die Sterne verbergen mein steinern Herz, deinen lautesten Schrei werf ich zurück, bei Wind und Regen, bin ich dein Glück. Ferz, fei, fum, fich! Was bin ich?“
 

Goku klappte die Kinnlade herunter. Das sollte doch wohl ein Witz sein!? Das … das war kein Rätsel, das war eine Katastrophe! Er hatte nun so etwa erwartet wie: 'Was geht am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf Zweien und am Abend auf Dreien.' Das hätte er ja gewusst. Solche Rätsel hatte Son Gohan mal machen müssen. Nervös schluckend schüttelte er nur den Kopf.
 

„Fich, feen fum, fich! Immerzu beweg ich mich, doch gehe ich nirgendwohin, und vieles lebt von und in mir drin, mal bin ich zahm, mal bin ich wild, mal bin ich glatt, mal ein Hügelbild, doch beherrscht werd ich und ich tus kund, von einem silber-glatten Rund. Fich, fei, foh, fich! Was denkst du nun, was bin ich?“
 

Son Goku begann zu schwitzen und die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hilfesuchend sah er zu der alten Frau, doch die hatte den Blick nur gesenkt und sah nicht mal zu ihm. Er konnte nur wieder den Kopf schütteln.
 

„Fich, fum, foh, find! Dies die letzten Wörter sind. Als jung noch war die alte Erd', erhob der Gott sein goldnes Schwert, bewaffnet zog manch starker Held, schon gegen dieses Schwert zu Feld, doch ist es keinem je gelungen, dass er den Sieg hätte errungen und Jahr um Jahr kehrt es zurück und sucht erneut das Schlachtenglück, bis denn ein einfach Bauer kam und mutig diesen Kampf aufnahm, und was den Helden nicht geglückt, das schlägt der Bauer stehts zurück, Jahr um Jahr und immer wieder, bleibt er allein der strahlend Sieger. Find, feh, fum, fich! Jetzt sage mir ein letztes Mal: Was bin ich?“
 

Das wars, schoss es Goku durch den Kopf. Er hatte keine Ahnung und keine Chance! Er hätte sich jedem Gegner gestellt, jeden Faustkampf gesucht, alle Schmerzen ignorierend, bis zum letzten Atemzug gekämpft … aber er hatte verflucht nochmal keine Ahnung, was er auf diese Rätsel antworten konnte! Und … er hätte auch gegen den Ettin im Kampf keine Chance gehabt, gestand er sich nun ein. Nicht so wie er war, nicht mit den Kräften eines normalen Menschen, nicht in dieser Geschichte! Panik machte sich in seinem Körper breit, als der rote Ettin sich mit seinen zwei Köpfen und seinen zwei lächelnden Mäulern über ihn beugte. Der faulige Atem hüllte ihn ein und alles Licht wurde von dieser gigantischen Kreatur verschluckt.
 

„Fich, fei, foh, fum! Ich rieche einen Menschen hierherum; er sei lebendig, er sei tot, aus seinen Knochen mahl ich Brot.“ Und in dem Moment, da die letzten Silben die Münder des roten Ettins verlassen hatten, spürte Goku, wie er seinen Körper nicht mehr bewegen konnte. Er sah an sich herab und zu seinem Entsetzen begann eine graue Schicht seinen Leib zu überziehen. Den Kopf in den Nacken legend, starrte er mit Panik in den Augen den Ettin an. Sein Gesicht zu einem lautlosen Schrei verzogen, verwandelte sich alles an ihm zu Stein.
 

„Fum, foh, feh, fuch! Dies sei die Strafe, dies dein Fluch.“



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