Angeama - Es war einmal von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 8: Der rote Ettin - Das Kate im Hochland ------------------------------------------------ Son Goku und Vegeta wurde herumgewirbelt, durcheinander gewirbelt, stießen zusammen und trennten sich wieder, versuchten sich zu packen, hatten sich, zogen sich aneinander und wurden trotzdem mit der nächsten Böe so weit auseinander gerissen, dass sie sich kaum noch sehen konnten. Doch anders als bei Aschenputtel verloren sie sich diesmal nicht gänzlich aus den Augen. Sie hatten immer Sichtkontakt, trafen sich noch einige Male schmerzhaft in der Luft, ehe Vegeta ein ähnliches Gefühl wie bei Aschenputtel hatte und ein Ruck durch seinen Körper ging, gefolgt von einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit bis seine Sinne sich schließlich normalisierten. Er sah auf … und eine Faust direkt auf sein Gesicht zufliegen. Nicht schon wieder … Er wollte noch ausweichen, war aber bei weitem nicht schnell genug und bekam einen Schlag ab, der ihn nach hinten und auf seinen Allerwertesten fallen ließ. Es platschte und es wurde nass an seinem Hintern. Dem Prinzen wurde bewusst, dass er auf sehr feuchter, schwarzer Erde gelandet war, die überall durchsetzt war mit großen schlammigen Pfützen. Angewidert verzog er den Mund und hob dann benommen den Kopf … nur um erneut Kakarott zu sehen, der mit erhobenem Arm vor ihm stand. Das war doch einfach nicht wahr! Hatte er ihm etwa schon wieder eine verpasst?! „Ich dreh dir echt deinen HALS um Kakarott! Was sollte das jetzt schon wieder?!“ Perplex blinzelnd ließ Goku seine Faust sinken und starrte sie an, als könnte er gar nicht begreifen, was passiert war. „Ich…ich…ich hab das diesmal wirklich nicht mit Absicht gemacht Vegeta! Ich schwör‘s!“ Er sah den Prinzen, der im Schlamm saß, entschuldigend und gleichzeitig panisch an. Hoffentlich nahm ihm das Vegeta jetzt nicht übel! Er wusste doch wie launisch der andere bei so etwas war. „Wir…wir sind doch in dieses Märchen geworfen worden, von Cernunnos und ich denke…denke, dass hier sind unsere neuen Figuren. Ich wollte dich wirklich nicht schlagen…ehrlich!“ Vegeta knurrte. „Die Wiederholungen machen es nicht besser!“ Goku sah auf den Prinzen hinab, der in einer fleckigen und aus mehreren Stücken zusammen genähten Stoffhose steckte, ein ebenso einfaches und fleckiges Baumwollhemd trug, an den Füßen die Waden umschließende, alte Lederstiefel und einen ebenfalls ledernen Gürtel. An jenem steckte in einer simplen Scheide ein einfacher Dolch. Sich panisch daran erinnernd, dass er bei Aschenputtel eine Frau gewesen war, sah Goku an sich herab und stellte fest, dass er ganz ähnlich gekleidet war. Pure Erleichterung zierte sein Gesicht und er spannte seine Muskeln an. Da war Kraft … Kraft! Ein Glück, nicht mehr diese Schwäche, nicht mehr geschlagen werden … einfach nur Kraft. „Scheinbar sind wir beide Männer.“ „Wirklich?!“, keifte Vegeta, der sich langsam aus dem Matsch erhob und nach etwas griff, was wie eine hölzerne Heugabel aussah. Die Bewegung kam instinktiv und es hatte den Anschein, als hätte seine Figur diese Heugabel in der Hand gehabt. Der Größere unterdessen musterte den Dolch, welchen er an seinem eigenen Gürtel hatte. Seine letzte Erinnerung an diese Waffe war alles andere als angenehm. Aber dieser Dolch sah wirklich schön aus. In den Messinggriff waren kleine Figuren geätzt, gestanzt … wie auch immer man das nannte. „Vegeta sie mal!“, entfuhr es ihm überrascht und hielt dem Kleineren den Dolch hin. „Sieht dieser Kerl auf dem Griff nicht aus wie Cernunnos?“ Der Prinz runzelte die Stirn, griff nach dem Dolch und hatte im selben Moment das Gefühl, dass er diesen Dolch unglaublich gerne besitzen würde. Ja, er war sogar tierisch neidisch darauf, dass Kakarott im Besitz dieser tollen Klinge war und nicht er. Seine schwarzen Augen wanderten über den Griff und er fuhr mit seinen Fingern darüber. „Tatsächlich.“, murmelte er. „Das ist die Hirschkuh.“ „Aber warum sollte Cernunnos in einem Märchen auftauchen?“ „Woher soll ich das wissen Kakarott?!“ „Na...du weißt doch sonst immer alles.“, beschwerte sich Goku und nahm den Dolch zurück, welchen Vegeta nur ungern wieder hergab. Tief einatmend und um diesen Drang, den Dolch wieder an sich ziehen zu wollen, zu entkommen, drehte er dem Größeren den Rücken zu und ließ seinen Blick schweifen. Wo mochten sie diesmal gelandet sein? Ein kalter und feuchter Wind blies Vegeta die Haare um den Kopf und der Himmel war bedeckt mit grauen Wolken, die so aussahen, als würde es jeden Moment regnen. Unweit hörte er einen Bach plätschern und sie selbst standen auf einem morastigen, kleinen Platz, der mit knapp hüfthohen Steinmauern aus Schieferplatten und ungleichen Granitbrocken umgeben war. In den Ritzen wuchs Moos und das schien auch das einzige zu sein, was diese Mauer zusammenhielt. Eine kleine Hütte aus demselben Material grenzte an diesen Pferch, ebenfalls bedeckt mit Moos und braunem Riedgras. Dahinter stand ein alter Baum, dessen ausladende Krone einen Teil des Kates überdachte und mit seinen Zweigen auch den kleinen Gemüsegarten daneben schützte, der mit einem hölzernen Zaun umschlossen war. Ein kleines Stück weiter weg erblickte er einen Pferch in welchem Vegeta ein paar Schafe und Ziegen erkennen konnte. Hühner liefen frei umher und eingerahmt wurde das Ganze von Gras in einem Grünton, welchen er so intensiv noch nie in gesehen hatte. Weit dahinter ragten Berge in die tiefhängenden Wolken und waren ab einer gewissen Höhe mit etwas Braunem bedeckt. Einige Herzschläge lang verfiel Vegeta der rauen und kargen Natur und fühlte sich in seine Heimat versetzt, welche auch zu so einer harten Schönheit fähig gewesen war. Kakarotts Schrei hinter ihm, riss ihn aus dieser Betrachtung. „Wah...schau mal, da ist Oolong! Wie kommt der denn hierher?! Hallo Oolong.“ Die Stirn über diesen Schwachsinn gerunzelt, drehte sich Vegeta um und sah ein dreckiges, fettes, rosa Schwein, welches sich an Kakarotts Bein rieb. Unweigerlich musste er grinsen. „Die erkennen eben ihre Familienmitglieder.“, murmelte er. Lauter sagte er dann zu Kakarott: „Das, Kakarott, ist ein Schwein. Ein stinknormales Schwein und nicht Oolong.“ Der Größere sah zu ihm und kratze dem Borstenvieh grinsend den Rücken. „Aber sie sehen sich trotzdem ähnlich.“ Vegeta öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er verzichtete darauf Kakarott zu erklären, dass dies daran liegen konnte, das Oolong tatsächlich ein Schwein WAR. Zwar ein sprechendes aber trotzdem ein Schwein. Stattdessen betrachtete er wieder diesen ärmlich aussehenden Hof und die wilde Natur dahinter und fragte sich, was sie wohl hier zu tun hatten, was ihre Aufgabe war und wer sie eigentlich waren. Vor der Schweinemauer lag ein größerer Heuhaufen und er zählte eins und eins zusammen und kam zu dem Schluss, dass die Heugabel deswegen in seiner Hand war, um das Heu in den Pferch zu heben. In diesem Moment ging die Tür des Kate auf und eine hoch gewachsene, für ihr Alter noch recht jung aussehende Frau trat heraus. Sie warf sich ein wollenes Tuch um die Schultern, ihre schwarzen Haare waren unter einer Haube verborgen und der lange Rock sah ebenso einfach und abgetragen aus wie die Kleidung, welche die beiden Saiyajins trugen. Sie sah kurz in den Himmel, dann zu ihnen und ihr bis eben noch freundliches Gesicht umwölkte sich. „Hamish und Alastair Buchanan! Seid ihr etwa immer noch nicht fertig mit dem Heu! Ihr sollt doch danach noch Torf stechen gehen, sonst haben wir in den nächsten Tagen kein Feuer in der Hütte, weil der Torf nicht rechtzeitig trocknet!“ Ihre Stimme hatte einen schönen Klang, doch jetzt grade war diese durchzogen von Ärger. „Und verflucht nochmal Hamish!“, dabei sah sie zu Son Goku und kam näher. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du deinen kleinen Bruder Alastair nicht ständig mit diesem Dolch aufziehen sollst?“ Vegeta grinste dezent. „Ja Hamish...hör auf mich zu ärgern.“ Goku warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Entschuldige...KLEINER Bruder.“, schoss er grinsend zurück und hatte im nächsten Moment die Heugabel auf dem Kopf. „ALASTAIR!“, kam es laut und tadelnd von der Frau, die ganz offensichtlich ihre Mutter in dieser Geschichte darstellte. Sie stemmte ihre Fäuste in die Seite und starrte sie mit einem Blick an, der die beiden schuldig ihr Haupt senken ließ während sich Goku noch über seinen schmerzenden Kopf rieb. Zufrieden nickte sie und ging durch ein kleines Gatter, über einen, mit vertrocknetem, dunkel verfärbtem Stroh ausgelegten schmalen Pfad, zu dem umzäunten Gemüsebeet. Kaum waren Vegeta und Goku aus ihrem Blickfeld verschwunden, knurrte der Prinz immer noch mit gesenktem Kopf zu dem Größeren: „Wenn du mich noch EINMAL klein nennst, dann…wirst du dir wünschen wieder bei diesen kreischenden Furien zu sein.“ Sofort verfinsterte sich Gokus Gesicht. Er funkelte den Prinzen an, gab dem Drang Vegeta wieder in den Dreck zu stoßen einfach nach und verpasste ihm einen kräftigen Schubs gegen die Seite. Der Kleinere saß prompt wieder am Boden und Goku sah etwas verdutzt auf seine Hände hinab. So stark war der Stoß doch gar nicht gewesen, der hätte Vegeta doch nie umhauen können! Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gebracht, spürte er einen Schlag gegen sein Schienbein, jaulte auf, sprang auf einem Bein umher und sofort kam es wieder schimpfend von der Frau: „Schluss jetzt und an die Arbeit hab ich gesagt! Alastair, steh vom Boden auf. Und Hamish...der Fäzes räumt sich auch nicht von selbst weg!“ Während sich Vegeta wieder auf seine Beine kämpfte, humpelte Goku näher an ihn heran, sich dabei immer noch über sein Schienbein reibend, und flüsterte verwirrt: „Ähm…der was? Was soll ich wegräumen?“ „Mir doch egal!“, fauchte Vegeta, schnappte sich die Heugabel und blickte wieder zu dem großen Heuhaufen. Heugabel, Heuhaufen. Prima. Sie waren also so etwas Dämliches wie Bauern. Einfach … spitze! Eine Ader begann auf Vegetas Schläfe zu pulsieren. Wenn sie zurückkämen, dann konnte diese Hirschkuh was erleben! Er schielte zu Kakarott. Und der erst recht! Dabei fiel dem Prinzen jedoch etwas sehr Essentielles ein. Kakarott, der war doch Bauer! Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Kakarooott?“, kam es lang gezogen von Vegeta als sich Goku in alle Richtungen umblickte, um sich selbst drehte und sich nachdenklich am Kopf kratzte. Was hatte die Frau gesagt? Fee-was? Feezess? Wer oder was war Feezess? Das Schwein vielleicht? „KAKAROTT!“, ertönte plötzlich laut und direkt hinter ihm Vegetas wütende Stimme. Zusammenzuckend wandte Goku sich um und bekam auch prompt die Heugabel gegen die Brust gedrückt. Mit einer lässigen Bewegung deutete der Saiyajinprinz mit seinem Daumen hinter sich. „Los. Mach das Heu.“ „Aber du sollst das doch machen!“ „Das. Heu. Kakarott.“ „Ich denk ja nicht dran! Ich muss mich um Feezess kümmern!“ „ICH kümmere mich um Feezess, verstanden?!“ Auch wenn er keine Ahnung hatte, was das bedeutete, so war alles besser als einer unwürdigen und stumpfsinnigen Tätigkeit nachzugehen, wie Heu in den Pferch heben. So etwas war Arbeit für das Fußvolk! Ein regelrechtes Starrduell entstand zwischen ihm und Kakarott, das keiner der beiden zu verlieren gedachte. Ihre Mutter jedoch, welche einige Kartoffeln und Rüben, für den abendlichen Eintopf, in einen geflochtenen Korb gelegt hatte, diesen auf ihre Hüfte setzte und mit ihm den Gemüsegarten wieder verließ, bemerkte das. „Wird das heute noch was? Es wird bald zu regnen anfangen und der Torf kommt nicht von alleine in unseren Kamin!“ Als sie die Heugabel in Gokus Händen entdeckte, wandte sie sich an seinen jüngeren Bruder: „Alastair, wenn sich dein großer Bruder um das Heu kümmern soll, dann wirst du den Fäzes wegräumen, das ist dir doch klar, oder?“ „Ja.“, erwiderte der Prinz nur und begann zu grinsen, wobei er Kakarott keine Sekunde aus den Augen ließ. „Aber ich soll das doch machen!“, erwiderte Goku sofort trotzig, ohne den Blickkontakt zu Vegeta zu unterbrechen. „Hamish, wenn…Alastair das unbedingt machen will, dann soll er das eben erledigen. Lass deinen kleinen Bruder doch, wenn er unbedingt will.“ Die Frau klang sichtlich etwas irritiert, dass sich ihre beiden Kinder darum zu streiten schienen, WER den Fäzes, also die Fäkalien des Schweins, die überall in dem kleinen Pferch verteilt waren, wegräumen durfte. „Ja…lass deinen Bruder doch.“, grinste Vegeta siegessicher. Kopfschüttelnd wandte sich ihre Mutter ab, um mit dem frisch Geernteten ins Haus zurückzukehren und ihr Abendessen zuzubereiten. Immer war es dasselbe mit den beiden. Hamish hasste es, den Kot der Tiere wegzuräumen, Alastair zog ihn damit auf und jedes Mal bekamen sie sich in die Haare. Das ihr Jüngster nun darauf beharrte, dass er die Fäkalien beseitigten durfte und sie sich deswegen stritten, war allerdings neu. „Alastair.“ Sie drehte sich noch einmal zu ihren Söhnen um, die nun endlich ihre Blicke voneinander lösten und zu ihr sahen. „Schaufel nicht zu viel Kot in den Eimer, sonst wirst du ihn nicht tragen können.“ Und mit diesen Worten verschwand sie im Haus, nicht mehr mitbekommend, dass sich die Augenbrauen der beiden Saiyajins gleichzeitig verwirrt angehoben hatten. „W…Was hat sie gesagt?“, fragte Vegeta. „…Kot. Sie sagte, du sollst nicht zu viel Kot in einen Eimer packen.“ Goku biss sich auf die Unterlippe, unterdrückte fast schon schmerzhaft das sich anbahnende Lachen. „DAS HAB ICH SCHON VERSTANDEN!“, fuhr Vegeta den Jüngeren an. Das war’s. Son Goku konnte sich nicht mehr halten und prustete beim fassungslosen Gesicht des Prinzen los. Er wusste, dass das ein Fehler war, aber das war ihm in diesem Moment sowas von egal! Was auch immer sie hier erwarten würde, allein die Vorstellung, Vegeta würde den Mist von einem Schwein wegräumen, war es wert! Das sich der Kleinere sofort wutentbrannt auf ihn stürzte, überraschte ihn auch nicht mehr. Lachend lag er auf dem Boden, Vegeta über ihm, ihn am Kragen packend und eine verpassen wollend, doch Goku blockte den Schlag ab und schaffte es Vegeta mit einer geschickten Drehung seines Körpers von sich herunter zu bekommen. Platschend landeten beide Saiyajins in der nassen, schwarzen Erde, wälzten sich darin herum, während das Schwein sie ansah, als wären sie nicht ganz sauber. Was sie dann nach wenigen Momenten des Herumwälzens auch nicht mehr waren. Zum Leidwesen von Vegetas Stolz gelang es Son Goku schon wieder ihn sehr mühelos in den Dreck zu drücken, wobei sein Gesicht unweit eines dieser Fäzeshaufen landete. Angewidert rümpfte er die Nase. „Vegeta, hör mal“, sagte Goku mit weiterhin belustigter Stimme. „Wollen wir das jetzt nicht besser mal lassen und den Kram einfach erledigen? Vielleicht ist das wichtig um dieses Märchen zu beenden.“ „Grad weil Scheiße schaufeln wichtig ist!“, fauchte der Unterlegene und stemmte sich gegen den Körper des Größeren, der auf seinem lag. „Runter von mir Kakarott!“ „Nur wenn du mich nicht gleich wieder schlägst!“ „Vergiss es! Dafür polier ich dir die Fresse!“ „Verflucht nochmal Vegeta! Du warst doch derjenige, der alles so schnell wie möglich erledigen wollte. Warum zierst du dich jetzt so?“ „Warum...?!“ Mühsam schaffte er es nun doch, sich aus dem Schlamm hochzudrücken. „So eine saudämliche Frage kannst auch nur du stellen! Ich schaufle doch keine Scheiße! Das ist Bauernarbeit! Und erbärmlich! Und vor allen Dingen unter meiner Würde!“ Binnen eines Wimpernschlages verschwand Gokus Gewicht von Vegetas Rücken und er konnte sich aufrichten, wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und aus den Haaren. Dabei verzog er angewidert das Gesicht und drehte sich mit der Absicht um, Kakarott nun die versprochene Tracht Prügel zu verpassen. Doch der Jüngere maß ihn mit einem Blick, den er noch nie an ihm gesehen hatte. „Was?!“, wollte Vegeta wissen. „Bauernarbeit findest du also erbärmlich und unter deiner Würde?“ Der Prinz konnte sich nicht helfen, irgendwie klang Kakarotts Stimme eigenartig. „Das habe ich doch grad gesagt! Bist du jetzt auch noch taub oder was?!“ Der Größere machte einen Schritt zurück, drehte sich kommentarlos von Vegeta weg und griff nach der Heugabel. Weiterhin schweigend, begann er das Heu in den Pferch zu heben, worüber sich das Schwein sichtlich freute und sofort grunzend zu ihm wackelte. Vegeta sah dem Treiben noch einige Herzschläge zu, ehe es ihm zu blöd wurde. „Was ist, Kakarott?! Bist du jetzt etwa beleidigt?!“ Tief einatmend setzte Goku die Gabel ab und drehte dem Älteren den Kopf zu. „Ist dir eigentlich klar, was du da gesagt hast?“ „Was soll ich denn gesagt haben?!“ „Das du Bauernarbeit erbärmlich findest und sie unter deiner Würde ist.“ „Das hast du schon mal wiederholt. Komm zum Punkt!“ „Das bedeutet also auch, dass du mich erbärmlich findest und ich unter deiner Würde bin? Immer noch? Selbst nach all diesen Jahren? Nach all den Kämpfen?“ Stille trat ein, in der man nur das Kauen des Schweins, das leise Plätschern des Wassers und den Wind hören konnte. Die beiden Saiyajins sahen sich an und Goku wirkte irgendwie … verletzt. Und das war er auch. Zwar hatte Vegeta ihm schon öfter gesagt, dass er als Unterklassekrieger unter seiner Würde wäre, aber das war in Kämpfen gewesen oder bei anderen Auseinandersetzungen. Das eben, auch in Bezug auf seine Arbeit als Bauer, hatte ihn auf einer Ebene getroffen, von der er bis zu diesem Moment nicht einmal gewusst hatte, dass es sie zwischen ihnen gab. Warum ausgerechnet jetzt und gerade diese Worte, das wusste Goku nicht, aber er wusste, dass es ihm weh getan hatte. „Was soll der Schwachsinn, Kakarott? Wirst du jetzt zur beleidigten Leberwurst, oder was?! Es ist wie es ist. Bauernarbeit IST unter meiner Würde!“ Seufzend hob Goku den letzten Rest Stroh in den Pferch, stellte die Heugabel ab und kraulte dem Schwein gedankenverloren den Rücken. Einen Moment lang ließ er seinen Blick über die Landschaft schweifen, dann sah er wieder zum Prinzen. „Weißt du Vegeta, wenigstens tue ich irgendetwas um meine Familie zu ernähren. Wenn ich abends ins Bett gehe, habe ich für den nächsten Tag eine Aufgabe, weiß was ich zu tun habe. Und während das Jahr vorüber geht, sehe ich wie das, was ich tue, Früchte trägt. Wenn wir dann abends zusammensitzen und ich mit meiner Familie gemeinsam das Gemüse esse, was ich angebaut habe, dann habe ich ein gutes Gefühl, weil ich etwas Sinnvolles getan habe. Wann hattest du zum letzten Mal das Gefühl etwas Sinnvolles getan zu haben? Als wir gegen Boo gekämpft haben…?“ Vegeta stand wie zu einer Säule erstarrt da und blinzelte, konnte nicht glauben was er da hörte und schon gar nicht, dass Kakarott so punktgenau ins Schwarze getroffen hatte. Wie? Wann? Woher? „Was...soll der Mist?“, versuchte der Prinz dieses eigenartige Gefühl in seinem Inneren zu überspielen, aber anstatt einer Antwort bekam er nur ein Schulterzucken. „Ich bin nicht dumm, Vegeta und ich habe Augen im Kopf.“ Er lehnte die Heugabel an die Wand der Kate, die eine Seite des Schweinepferches ausmachte und griff nach einem großen Korb und einem Spaten. Intuitiv wusste er was er zum Torf stechen brauchte. „Als ich bei der Bibliothek aufgetaucht bin, um mit dir zu trainieren...Bulma hat uns ein paar Tage vorher besucht.“ „Was soll das denn jetzt heißen?!“, wollte der Prinz sofort wissen, erhielt aber wieder keine Antwort. Stattdessen musste er zusehen, wie Goku auf die Mauer des Pferchs zuging. „Kakarott! Ich hab dich was gefragt!“ Wieder keine Antwort. „KAKAROTT!“ Noch einmal wand Goku den Kopf ihm zu. „Warum redest du eigentlich noch mit mir? Ich bin doch unter deiner Würde.“ Und mit diesen Worten flankte er über die Schweinemauer. Vegeta rief ihm noch einige Dinge hinterher, doch Goku ignorierte alles. Ja, er war wirklich verletzt darüber, dass Vegeta offensichtlich, auch nach all diesen Jahren, immer noch so herablassend über ihn dachte. Ohne sich noch einmal umzusehen erklomm er einen der kleinen, grünen Hügel. Auf der anderen Seite lag das Moor und dort gab es eine gute Stelle, an der er das Feuermaterial stechen konnte. Seine Worte waren nicht gelogen gewesen. Bulma war wirklich bei ihnen aufgetaucht und hatte ihn gebeten eine Trainingsrunde mit Vegeta einzulegen, weil sie das Gefühl hatte, dass er das brauchen würde und zu Stolz war, selbst zu fragen. Nicht, dass Son Goku einen Grund gebraucht hätte, um mit dem Prinzen zu trainieren. Es hatte ihn selbst schon seit langer Zeit unter den Nägeln gebrannt sich mit Vegeta zu messen, vor allen Dingen seit er immer wieder mitbekommen hatte, wie sehr die Aura des Prinzen nach oben geschossen war. Es hatte ihn brennend interessiert, wie weit Vegeta es geschafft hatte zu ihm aufzuschließen. Da der Prinz seine ganze Zeit im Training verbrachte und er selbst eben meistens auf den Feldern arbeitete, war es gut möglich, dass Vegeta zu einer größeren Herausforderung geworden war, als er annahm. Doch Chichi ließ ihn einfach nicht von den Feldern weg und erst als Bulma ihr anbot den Tag Arbeitsausfall zu bezahlen, hatte sie eingewilligt. Sicher, er selbst war nun kein Fan der Feldarbeit, aber er sah wie die Sachen wuchsen und er schien dafür ein Händchen zu haben, also machte er weiter. Oben auf dem Hügel angekommen wendete er noch einmal den Blick und sah in das kleine Tal, mit dem sehr ärmlich wirkenden Hof hinab. Vegeta stand immer noch im Schweinepferch und schien vor sich hinzustarren, während auf der anderen Seite des Tales ein Reiter zwischen den Hügeln auftauchte. Er ritt direkt auf das Kate zu und würde es in Kürze erreichen. Sein Gefühl, oder das Gefühl der Person die er war, sagte ihm aber, dass es besser wäre nun den Torf zu holen und kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, da begann ein kalter und leichter Nieselregen einzusetzen, der ihn binnen kürzester Zeit völlig durchnässte. Vegeta starrte, die Fäuste geballt, auf einen Punkt, den nur er sehen konnte. Wie konnte er es wagen? Wie konnte Kakarott es wagen?! Wie konnte Bulma es wagen?! Was er tat oder nicht tat war allein seine Sache! Das ging Niemanden etwas an! Auch wenn er am heutigen Morgen, sofern er das überhaupt noch den heutigen Morgen nennen konnte, noch über genau dieses Problem nachgedacht hatte und ihm genau diese Eintönigkeit auf den Geist gegangen war … wie konnte Kakarott es auch nur WAGEN ihn zu kritisieren? Ihm an den Kopf zu werfen Bauernarbeit sei besser, als das, was er jeden Tag tat? Dieses Arschloch! Wütend fiel sein Blick auf die Kothaufen, die zu seinen Füßen verteilt waren. Zwar war es kaum vorstellbar, aber das entfachte seinen Zorn noch mehr. Doch anstatt sich dieser Aufgabe zu widmen, wie es scheinbar dieses Märchen und alle darin es wollten, wandte er sich ab, setzte über die Mauer und stampfte wütend davon. Er starrte vor Dreck! Kakarott mochte das zwar nichts ausmachen, aber er selbst hatte das Ansinnen sauber zu sein. Irgendwo in dieser Richtung hatte er doch das Rauschen eines Baches gehört. Zu seinem Entzücken fing es in diesem Moment an zu regnen und noch im gehen zog er sich dieses widerliche, verdreckte Hemd über den Kopf. Die Kälte störte ihn in seinem Zorn nicht. Von irgendwo her konnte er das Wiehern eines Pferdes vernehmen, bevor er in dem kleinen Waldstück, das unweit von diesem erbärmlichen Stückchen Land lag, verschwand. Das da womöglich gerade ein essentieller Part in dieser gottverdammten Geschichte passieren würde, war ihm einfach nur egal! Wenigstens drang der Regen nicht mehr durch das Dickicht der Bäume zu ihm hinab. Das Plätschern des Wassers wurde lauter und kaum hatte er den kleinen Bach erreicht, entdeckte er ein schmales Holzbrett, das die beiden Bachufer miteinander verband. Voller Zorn steuerte er direkt darauf zu und setzte seinen Fuß auf das Brett, rutschte prompt auf dem schon leicht mit Moos besetztem Stück Holz aus, fiel zur Seite, versuchte noch sich an das feuchte Brett zu klammern, hatte jedoch kaum Kraft in seinen Armen und plumpste mit einem lauten Platsch in den Bach. Fluchend richtete er sich auf und schlug mit seinen Fäusten auf das an ihm vorbeifließende und bis zur Hüfte reichende Wasser ein. Er griff nach dem Stück Holz, um wieder auf die Beine zu kommen, doch anstatt sich aus dem kalten Wasser zu ziehen, verharrte er mitten in seiner Bewegung, krallte sich einfach nur an dem Brett fest und starrte wie festgefroren seine dreckige Hand an … Dann war Bulma eben zu Kakarott gegangen! Dann … war Kakarott eben nur aufgetaucht, weil sie vorher bei ihm gewesen war! Es war ihm doch vollkommen egal, was sie beide … was dieser Vollidiot über ihn dachte! Was Bulma glaubte, diesem Arsch sagen zu müssen! Verdammt wieso hörte er einfach nicht zu zittern auf?! Er sah auf das fließende Wasser hinab, beobachtete wie es sich von seiner Hüfte ab braun färbte und den Dreck von seinem Körper, seiner Kleidung spülte. Ein Gefühl, ein … unbändiges Bedürfnis … kroch in ihm hervor und er wusste einfach nicht, wie er es wieder in sich zurückstopfen sollte oder woher es überhaupt kam. Das Bedürfnis nach Anerkennung durch … verdammt! Er brauchte … er wollte ihre Anerkennung nicht! Weder Bulmas noch Kakarotts! Er war ein Prinz! Ein PRINZ! Anerkennung sollte ihm doch schon allein ob dessen sicher sein! Und seit wann musste ein zukünftiger König schuften, um seine Familie zu ernähren?! Ein Prinz hatte sich einzig und allein auf seine zukünftige Rolle als König … noch bevor Vegeta diesen Gedanken zu Ende denken konnte, ließ er das Brett los, an dem er sich festgehalten hatte und fiel zurück ins kalte Wasser. Ja … diese Zukunft hatte sich schon lange endgültig erledigt. Natürlich war ihm das schon immer klar gewesen, aber es sich in seinen Gedanken so präzise vor Augen zu führen, tat … weh. Tat unheimlich weh. Und dann von Kakarott gesagt zu bekommen, dass dessen Leben SINNVOLLER wäre als seines … das war … das … war einfach … . Der Gedanke erstarb, als der Bach ihn ein Stück mitnahm. Das letzte Märchen hatte ihm eindeutig besser gefallen … Der Wind wurde stärker und peitschte den Regen gegen Gokus Gesicht. Wenn ihn dieser nicht ohnehin völlig durchnässt hätte, hätte es spätestens diese Arbeit getan. Schwungvoll, mit zusammengekniffenen Augen, um durch diesen Regen überhaupt etwas sehen zu können, stieß er den Spaten wieder in die nasse Torfschicht, um ein letztes Stück herauszustechen und es in den bereits vollgefüllten Korb zu werfen. Tief durchatmend setzte er den Spaten danach auf die Erde und stützte sich darauf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Harte Arbeit hatte sich schon immer gut angefühlt und diese hier war, trotz seiner durchaus vorhandenen Stärke, ziemlich anstrengend gewesen. Sein Lächeln verschwand wieder als er zu dem Gipfel des Hügels blickte, hinter dem das kleine Tal mit seinem wohl derzeitigen Zuhause lag und er sich fragte, ob Vegeta immer noch so regungslos im Pferch stehen würde wie er ihn zurückgelassen hatte. Würden sie hier ihre normalen Kräfte besitzen, hätte es ihn nicht einmal überrascht, wenn der Prinz ‚ihr neues Heim‘ in die Luft gejagt hätte. Er war sich sicher, dass seine Worte, die er an Vegeta gerichtet hatte, einfach an diesem abgeprallt waren. Dessen sogenannter ‚Stolz‘ würde es mit Sicherheit nicht zulassen, dass er einmal über etwas anderes als sich und seine ach so tolle royale Herkunft nachdachte … Goku seufzte. Er musste aus diesem Regen raus und der Ältere würde sich ohnehin niemals ändern. Er schnappte sich den großen Korb und marschierte los, wobei ihm der fremde Reiter wieder einfiel, der gekommen war, bevor er sich auf den Weg hinab ins Moor gemacht hatte. Er beschleunigte seinen Schritt, rutschte auf dem schlammigen Untergrund einige Male aus, bis er seinen Marsch wieder verlangsamte und den mühseligen Aufstieg hinter sich brachte. Als er die Spitze des Hügels erreicht hatte, peitschte ihm der Regen noch schlimmer gegen den Körper und der Wind tat sein Übriges, so das er die Kälte langsam bis auf die Knochen spürte. Der Gedanke an ein heißes Feuer und eine warme Mahlzeit trieben ihn gleich weiter. Vorsichtig stieg er den Hügel hinab, auf den kleinen Hof zu, rutschte einen kleinen Teil auch einfach auf seinem Hintern hinab, den Korb vor der Brust und den Spaten unter dem Arm festhaltend. Als er endlich bei dem kleinen Pferch angekommen war, stellte er den Spaten zurück an seinen Platz und ließ seinen Blick kurz über den Pferch wandern. Das Schwein hatte sich unter das Stroh verkrochen und Vegeta … war nicht da. Welch Überraschung. Ein prüfender Blick auf den Boden verriet ihm, dass der Prinz den Kot nicht weggeräumt hatte. Kurz überlegte er, ob er diese Arbeit noch schnell erledigen sollte, bevor er sich in die hoffentlich warme Stube zurückzog, doch des war nicht seine Aufgabe, also wandte sich Goku dem Kate zu, wo ihm jedoch Vegeta ins Auge sprang. Der lehnte seelenruhig neben der Eingangstür unter dem Rand des breiten Rieddaches, mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen. Sofort richtete sich Goku zu seiner vollen Größe auf und marschierte mit ernstem Blick auf den Prinzen zu. Er warf den Korb unsanft zu Vegetas Füßen, sodass er diesen anstieß. Der Ältere riss seine Augen erschrocken auf und starrte zu dem schwarzen Torf hinab. Er hatte Kakarott weder kommen gehört, noch gespürt, dass sich ihm ein Ki genähert hatte. Wie denn auch, schoss es ihm noch durch den Kopf. Diese Fähigkeit hatten sie ja nicht mehr, zu dumm aber auch. Als er zu dem Größeren aufsah, würdigte ihn dieser keines Blickes und wrang einfach sein komplett durchtränktes, von Schmutz triefendes und zerlumptes Hemd neben ihm aus. Danach wiederholte er die Prozedur mit seinen Haaren und seiner Hose. Den Prinzen immer noch ignorierend schnappte sich Son Goku den großen Korb und streifte sich die schlammigen Stiefel am nassen Gras ab. Danach betrat er ohne ein Wort das Kate. Mit einem zischenden Geräusch drehte Vegeta seinen Kopf zur Seite, wütend darüber, dass Kakarott ihn einfach ignorierte hatte, zog seine Arme noch enger um seinen frierenden Körper und hoffte, dass der Arsch den Schock seines Lebens erleiden würde, wenn er das Haus betrat. Denn als er von dem Bach zurückgekehrt war, hatte er einen Reiter im Haus verschwinden sehen. Misstrauisch war er an eines der schmalen Fensterlöcher getreten und hatte die Felle zur Seite geschoben und hinein geblickt. Die Frau, welche hier ihre Mutter darstellte, wurde von dem schmierigen Kerl über den Tisch gebeugt und es machte nicht den Anschein, als ob sie sich dagegen wehren würde. Vegeta hatte nur noch schnell seinen Blick abgewandt und wartete seitdem vor der dem Haus, in der Hoffnung, dass dieser Kerl irgendwann wieder verschwinden würde. Die Geräusche aus dem Inneren, welche an sein Ohr drangen, ausblendend. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis man ein polterndes Geräusch aus dem Inneren des Steinhauses und Kakarotts stotternde Stimme hören konnte. Kurz darauf wurde die Tür auch schon wieder aufgerissen. Mit hochrotem Kopf schoss Son Goku ins Freie und lief ein paar Schritte weg. Als er sich umdrehte, die offenstehende Tür sah und die Schreie aus dem Inneren hörte, hechtete er zurück und zog die Tür hektisch zu. Nervös und schnell ein- und ausatmend krallte er sich an dem hölzernen Riegel der Tür fest. Er wollte schon etwas sagen, doch als er Vegetas Hinterkopf erblickte, der seinen Kopf einfach abgewandt hatte, ließ er es. Sein Atem wurde schlagartig ruhig und sein entsetzter Blick wich einem finsteren. Er richtete sich auf und verschränkte ebenfalls seine Arme vor der Brust. Dann stellte er sich wortlos auf die andere Seite der Tür und lehnte sich genau wie Vegeta gegen die Hauswand. Er war wütend und sichtlich eingeschnappt darüber, dass ihn der Ältere nicht gewarnt hatte. Also machte er es wie der Prinz und sah stoisch in die entgegengesetzte Richtung. Sie froren beide jämmerlich und da der Himmel sich mittlerweile so sehr verdunkelt hatte, dass es nicht nur am Regen liegen konnte, kam nun auch noch die Kälte der Nacht hinzu. Aus dem Inneren der Kate, drangen nach wie vor Geräusche, die beide zu ignorieren versuchten. Endlich, Stunden nachdem der Himmel wirklich finster geworden war, ging die Türe auf. Wärme und Licht drangen nach draußen und beide wandten instinktiv den Kopf zur Tür. Heraus kam ein hoch gewachsener, breitschultriger Mann, mit einem grobschlächtigen Gesicht, dessen Haare zu einem Zopf zusammengebunden waren. Er trug ein Plaid um seine Gestalt gewickelt und maß erst Vegeta mit einem finsteren Blick, dann Son Goku. Der große Saiyajin spürte wie ihm eine Welle der Abneigung entgegenschlug und erwiderte den finsteren Blick ohne eine Miene zu verziehen. Schnaubend und ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging der Fremde zu seinem Pferd, schwang sich in den Sattel und war nach wenigen Momenten schon in der Dunkelheit verschwunden. Vegeta hatte keine Zeit verloren und war kommentarlos nach drinnen gegangen, hatte sich dem Feuer zugewandt und seine eiskalten Finger danach ausgestreckt. Hinter einer geflochtenen Wand konnte er die Frau, seine Mutter, hantieren hören und kurze Zeit später erklang ihre Stimme. „Wo ist denn dein Bruder?“ „Mir egal.“ „Habt ihr euch schon wieder gestritten?“ „Nein.“ Das war zwar eine glatte Lüge, aber er hatte keine Lust sich mit dieser Frau auseinanderzusetzen. Ihm war kalt, er hatte Hunger und er war verdammt mies gelaunt. Das letzte was er wollte, war nun über Kakarott zu reden, geschweige denn auch nur einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden. „Hast du denn deine Arbeit im Schweinepferch erledigt, wie ich es dir aufgetragen habe?“ Vegeta schwieg. „Alistair!“ Die Frau packte Vegeta an der Schulter und drehte ihn herum. Reflexartig schlug er ihre Hand bei Seite und hob seine Faust zu einer entsprechenden Erwiderung. „VEGETA!“, donnerte Gokus Stimme durch das Haus. Er packte den Kleineren, zog ihn von der bleich gewordenen Frau weg und gab ihm einen heftigen Schubser, der ihn durch die Tür nach draußen beförderte. „Bist du völlig übergeschnappt?! Du kannst sie doch nicht einfach schlagen! Sie ist unsere Mutter!“ Der Saiyajinprinz, ein weiteres Mal mit Matsch besudelt, sprang wutentbrannt auf die Beine und ging auf Kakarott los. Er wusste noch nicht einmal was genau ihn so wütend machte. Was in diesem scheiß Märchen passierte, dass der Jüngere meinte besser als er zu sein, ihm Vorschriften machen zu können, ihm immer wieder die Tatsache von Prinz und Dienstmagd – Prinz und Unterklasse – durch den Kopf ging, oder dass er wirklich echauffiert darüber war, dass dieses Buch meinte, er könne etwas daraus lernen der Sohn einer Bauernhure zu sein, der Scheiße schaufelte! Er wusste einfach nicht was das sollte! Und noch weniger war er darüber begeistert gewesen, dass er in dem Bach tatsächlich angefangen hatte über die wenigen Jahre seiner Kindheit nachzudenken, in denen er eben wie ein Prinz gelebt hatte. Er hasste es, wenn er sich daran erinnerte, an alles was er einmal gehabt hatte, was er einmal hätte werden sollen, zu was er erzogen worden war und wie er es verloren hatte. Wäre er nur niemals in diese Bibliothek gegangen! Moira Buchanan stand im Türsturz und sah ihren beiden Jungen zu, wie sie sich im Regen prügelten. Es war doch wirklich immer wieder das Gleiche mit ihnen. Ernüchternd darüber schüttelte sie den Kopf. Normalerweise hätte sie nun beide zurechtgewiesen, sie angeschrien und es mit Alastair ausdiskutiert, dass er seine Arbeit nicht gemacht hatte. Aber dafür war sie heute einfach zu müde. Sie zog ihr Schultertuch fester um ihren Körper, ging hinaus in den Regen zum Schweinepferch und begann schweigend die Arbeit ihres Sohnes zu machen. Son Goku, der das mitbekommen hatte, packte Vegetas Arme und verdrehte sie ihm auf den Rücken. Es gelang ihm ohne Schwierigkeiten seinen ‚Bruder' bewegungsunfähig zu halten. „Vegeta, es reicht jetzt! Was ist nur los mit dir?! Schämst du dich gar nicht, auf eine wehrlose Frau los zu gehen? Sie macht jetzt sogar deine Arbeit für dich!“ „Das ist mir scheiß egal!“, fauchte der Prinz. „Die Aufgabe von so einer Bäuerin ist es eben, Scheiße zu schaufeln! Warum soll ich mir da die Hände schmutzig machen?!“ Fassungslos ließ Goku ihn los und Vegeta taumelte ein paar Schritte nach vorne. Doch bevor er sich zum Größeren umdrehen konnte um den Streit von Neuem zu entfachen, erklang die Stimme Moiras durch den Regen. „Weil, wenn wir uns nicht um das Schwein kümmern, wir den nächsten Winter nicht überleben werden, Alastair. Das ist die einfache und harte Wahrheit.“ Ohne zu ihren Söhnen aufzusehen, fuhr Moira fort, die vom Regen nun durchnässten und dadurch sehr viel schwereren Kothaufen in den Eimer zu schippen. Man konnte ihr ansehen, dass es ihr zunehmend schwerer fiel und als bei der nächsten Schippe ein heftiger Schmerz ihren Unterleib durchzog und sie sich zusammenkrümmte, war Son Goku da und nahm ihr die Schaufel aus der Hand. Mit einem Lächeln legte er ihr seine auf die Schulter und nickte ihr wortlos zu, übernahm ihre Arbeit. Dankbar drückte sie die Schulter ihres Sohnes Hamish und sah dann zu ihrem Jüngsten, der stur und zornig im Regen stand. „Ich weiß, dass du lieber der Sohn eines reichen Bauern oder Händlers wärst, oder gar der Sohn eines Lairds, aber das bist du nicht. Sicher, unser Leben ist hart, aber wir waren auch immer glücklich.“ Vegeta schnaubte abfällig und sein Blick war angewidert. Beides sprach mehr als tausend Worte. Er drehte sich um und ging in die Hütte. Sollten die beiden doch weiterhin hier draußen im Regen stehen und sich einreden, sie hätten ein schönes Leben! Er fand es grässlich und glücklich würde er damit ganz sicher nicht werden! Als Moira und Goku später das Kate betraten, hatte Vegeta die nassen Sachen ausgezogen, sich in eine Wolldecke gewickelt und sich großzügig an dem Eintopf bedient, der in einem Kessel über dem Feuer geköchelt hatte. Als der Jüngere sah, wie wenig Essen der Prinz ihnen übrig gelassen hatte, warf er ihm einen bösen Blick zu, den Vegeta gekonnt ignorierte. Seiner Mutter mehr Eintopf in die Holzschüssel schöpfend als sich selbst, stellte Goku die Schalen auf den Tisch, zog sich selbst die nassen Kleidungsstücke aus, die er fein säuberlich am Kamin aufhängte, um sich dann selbst in eine Wolldecke zu wickeln und sich mit seiner Mutter an den Tisch zu setzen. Schweigend aßen sie ihr spärliches Abendessen und während das Feuer knisterte und langsam die Wärme in Gokus Glieder zurück brachte, erzählte Moira eine Geschichte, von Feen und Riesen, Rätseln und Aufgaben und das auf denjenigen eine große Belohnung wartete, der jene löste. Vegeta hatte sich schon nach den ersten Worten abgewandt und war in die kleine Kammer mit den Strohsäcken am Boden gegangen, um sich hinzulegen, während Son Goku Moiras Worten lauschte und auch immer wieder Fragen zu der Fabelwelt stellte, die sie mit bildhaften und malerischen Worten erschuf. Über diese Fragen erfuhr er sogar wer Cernunnos war und warum sich sein Abbild auf dem Dolchgriff befand, den er besaß. Cernunnos, so berichtete Moira in einer der Geschichten, war der Herr der Anderswelt, der Herr der Bean Sídhe, der Feen und Riesen, der Wasserpferde und aller anderen Geschöpfe, die in den Nebeln, Tälern, Bergen und Flüssen des Hochlandes ihr Unwesen trieben. Einige gut, andere böse, so waren sie doch alle nötig um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Doch irgendwann, nach all diesen Geschichten, wurde sie schweigsam und sah in die Flammen, während sich Goku des Gefühls nicht erwehren konnte, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. „Mutter…was ist mit dir?“ Moira legte ihre beiden Hände über die ihres Sohnes und sah ihn, mit Traurigkeit durchtränkten Augen, eine Weile einfach nur an. Vegeta hingegen lag auf der Seite, hatte seine Beine an seinen Körper gezogen und versuchte seinen immer noch frierenden Körper unter den Fellen aufzuwärmen. Er starrte auf die flackernden Lichter, die durch den offenen Spalt der Holztüre an die steinerne Wand vor ihm geworfen wurden. Dieses elende Märchen rief Gefühle in ihm hervor, die er einfach nicht fühlen wollte. Tiefe, dunkle Gedanken, die seinen Körper unaufhörlich zittern ließen. Vielleicht war es auch nur die Kälte, die einfach nicht aus seinem Leib verschwinden wollte oder aber auch einfach diese unbändige Wut, die, seit sie in dieser Geschichte gelandet waren, unaufhörlich in ihm wütete. Er presste seine Augenlider zusammen, wollte einfach nur schlafen. Vergessen. Doch dann drang wieder Kakarotts Stimme an sein Ohr, die ihn noch wütender machte. Er riss seine Augen wieder auf. Sein Herz raste. Er … wollte ihm wehtun … einfach nur Schmerzen zufügen. Und dann schwang auch schon die Tür auf und der Größere betrat die Kammer, zog stumm die Tür hinter sich zu und die tanzenden Lichter auf der Wand vor dem Gesicht des Prinzen verschwanden. „Vegeta. Hast du das eben mitbekommen?“, flüsterte Goku in die nun vorherrschende Finsternis des Raums. Als keine Antwort kam, fuhr der Jüngere fort: „Ich muss gehen. Mutter“ „Sie ist nicht deine Mutter.“, unterbrach ihn der Prinz plötzlich. „Hier in dieser Geschichte ist sie es aber.“ „Du steigerst dich schon wieder viel zu sehr in deine Figur, Kakarott.“ Gokus Blick wurde finster. „Vielleicht solltest du das auch mal probieren.“ „Darauf kannst du, dieses verfluchte Angeama oder diese elende Hirschkuh lange warten!“, fauchte der Prinz zurück, wobei er das Gefühl einfach nicht loswurde, dass das bereits passiert war und sich alles in ihm vehement dagegen zu wehren versuchte. „Wir sollen hier aber was lernen. Und ich denke gerade DU solltest hier mal über einige Dinge nachdenken!“ „Wie…wie kannst du es wagen!“ Vegeta schwang die Felle zur Seite und sprang nackt wie er war auf. Fast nichts erkennend stürzte er mit den Händen voraus einfach Richtung Kakarott und kaum spürte er dessen bloße Brust, drückte er so fest er konnte dagegen, um den Jüngeren gegen die Tür zu pressen. „Es gibt verdammt nochmal riesige Unterschiede zwischen dir und mir! Und dieses erbärmliche Leben, diese UNWÜRDIGE Arbeit, dieses bemitleidenswerte Weib und vor allen Dingen DU können mir GAR NICHTS beibringen!“, fauchte er Kakarott entgegen. Schon wieder. Goku spürte schon wieder diesen Schmerz in seiner Brust, weil Vegeta ihn erneut auf einer Ebene traf, die verdammt weh tat. Er packte den Kleineren an dessen Handgelenken, drückte ihn von sich und sofort entstand ein wildes Gerangel zwischen ihnen, bis Son Goku Vegetas Art endgültig satt hatte, sich auf ihn stürzte und sie gemeinsam auf einem der Lager landeten. Schnell richtete sich der Größere auf, packte erneut Vegeta an den Händen, der wie wild auf ihn einschlug und fixierte sie über dessen Kopf. Seinen restlichen Körper presste er gegen Vegetas, um den zappelten Prinzen unter sich bewegungsunfähig zu machen. Und endlich … endlich hörte Vegeta auf sich zu wehren. Einige Sekunden lang herrschte völlige Stille in der Kammer, in der man nur die angestrengten Atemgeräusche der beiden vernehmen konnte. Mittlerweile hatten sich Son Gokus Augen an die Dunkelheit gewöhnt und er erkannte Vegetas pechschwarze Augen direkt vor seinem Gesicht, die ihn finster anfunkelten. Etwas schockiert darüber, wie nah sie sich waren, dazu beide nackt, denn bei Vegetas Angriff hatte Goku die Decke um seinen Körper fallen lassen, richtete sich der Größere ein Stück auf, um etwas Distanz zu schaffen. Sie waren beide wütend, einer mehr als der andere und beide funkelten sich in dieser eingetretenen Still einfach nur an. „Was…ist nur los mit dir, Vegeta? Was du da die ganze Zeit von dir gibst, kann doch einfach nicht dein Ernst sein.“, durchbrach Goku endlich das Schweigen. „Geh runter.“ Es war nur ein leises Zischen. „Denkst du WIRKLICH so über arme Menschen? Über…mich und mein Leben?“ Der Jüngere konnte die Kränkung in seiner Stimme einfach nicht verbergen. „Ich sagte du sollst RUNTER gehen!“, wurde der Prinz nun wieder lauter. „Nein. Nein ich geh erst runter, wenn du mir eine Antwort gegeben hast!“ „RUNTER!“ Vegeta versuchte wieder seine Hände aus Gokus Umklammerung zu befreien und wandte sich wild unter Kakarott hin und her, doch der Größere ließ seinen Körper einfach schwerer werden und hielt den Prinzen an Ort und Stelle. „Wenn du nicht gleich deine dreckigen Bauerngriffel von mir nimmst, brech ich dir jeden Finger einzeln!“ „Das werde ich aber nicht!“ „RUNTER!“ „NEIN!“ Plötzlich spürte Goku einen schrecklich stechenden Schmerz in seinem Gesicht und zog reflexartig seinen Kopf zurück. Vegeta hatte ihm tatsächlich in die Nase gebissen. Der Größere hielt die Handgelenke des Prinzen nun nur noch mit einer Hand fest, richtete sich ein Stück auf und rieb sich über seine schmerzende Nase. Die Tatsache, dass er hier nackt auf Vegeta lag kam ihm gar nicht wirklich in den Sinn, dafür aber dem Kleineren umso mehr. Und das trug nicht gerade dazu bei, dass er sich besser fühlte. Seine Chance witternd versuchte er, nun da er nur noch mit einer Hand gehalten wurde, sich aus Kakarotts Griff zu befreien, schaffte es jedoch nicht mal jetzt. Was für ein verfluchter, armseliger, schwacher und … kleiner Bauernjunge er hier doch war! Richtig erbärmlich. Doch plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen als Kakarott seine freie Hand auf Vegetas Mund presste. „Jetzt beißt du schon?!“, zischte Goku als er sich wieder zu ihm hinab beugte und er ihm deswegen den Mund zuhielt. Nicht, dass Vegeta das nochmal versuchte. Er war es wirklich so langsam leid. „Du gehst ja nicht runter!“, nuschelte der Prinz wütend zwischen Gokus Finger hindurch. „Okay, du hörst mir jetzt mal zu! Mutter sagte, dass ich den Hof verlassen muss, weil dieser Kerl ihr sonst alles hier wegnimmt! Keine Ahnung, was der für ein Problem mit mir hat, aber ich denke, dass diese Geschichte hier damit erst richtig losgehen wird. Ich weiß nicht, was uns hier noch erwartet, aber eines sag ich dir, Vegeta…wenn du Mutter…wenn du diese Frau auch nur einmal falsch ansiehst, ihr ein Haar krümmst oder sie NICHT unterstützt, dann…dann reiß ICH dich in Stücke, haben wir uns verstanden?!“ Goku nahm seine Hand von Vegetas Gesicht und ließ endlich die Handgelenke Vegetas los, dann richtete er sich auf und blickte wütend zum Kleineren hinab. „Oh und eines noch, Vegeta. Ohne UNS hättest du nicht mal Essen auf dem Tisch! Ohne UNS Bauern hätte kein Prinz, König oder was auch immer, ein Volk unter sich, klar?! Das solltest du endlich mal kapieren!“ Damit verschwand Kakarotts Schwere von Vegetas Körper und auch seine Wärme. Keine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen, doch bevor Goku hinausstürmte, blieb er stehen und wandte sich noch einmal um. „Egal wie erbärmlich und unter deine Würde mein ärmliches Leben in deinen Augen auch sein mag…es ist mit Sicherheit erfüllter als…deines.“ Und mit diesen Worten verschwand Goku aus Vegetas Blickfeld, dessen Körper unkontrolliert zu zittern begonnen hatte. Ihm war wieder kalt geworden … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)